Sonntag, Februar 28, 2010

"Panim be'Panim"

B"H

Das Wetter zu Purim ist momentan grauenhaft. Vielleicht nicht ganz, denn immerhin brauchen wir ja den Regen. Und gerade der Regen prasselt seit Freitag heftig herunter. So heftig, dass viele offizielle Purimveranstaltungen abgesagt werden mussten. Das allerdings bringt die Feiernden nicht aus der Stimmung und überall in Jerusalem sieht man verkleidete Leute und ab heute abend auch genügend Betrunkene.

Mal sehen, ob ich es in dem Wetter zur "Megillath Esther" bis nach Mea Shearim schaffe. Vielleicht komme ich mehr oder weniger trocken nur zur benachbarten Synagoge der Chassidut Ruzhin - Boyan. Sollte es ganz knallhart kommen, kann ich bei der Bäckerei immer noch um die Ecke zur Synagoge des bereits verstorbenen jemenitischen Kabbalisten, Rabbi Mordechai Scharabi z"l, rennen.

Die Megillah wird in Jerusalem erst heute abend bzw. morgen früh gelesen, denn wir feiern hier einen Tag später als fast alle anderen Juden auf der Welt das "Schuschan Purim". Morgen dann finden Parties statt und natürlich auch das berühmte traditionelle Purimmahl "Se'udat Purim". Gegen abend wird es dann in Mea Shearim ziemlich wild in den Synagogen.

Die Gemara (rabbinische Diskussionen) im Talmud Traktat Chullin 139b lehrt uns, dass G - tt Sich in dem Namen "Esther" verbirgt. "Astir - Ich werde verbergen" - oder "nistar - versteckt", diese Worte stecken im Wort "Esther". Der Traktat Talmud Megillah 10b lehrt uns, dass Esthers eigentlicher Name "Hadassah" war. Hadassah bedeutet wörtlich "myrtle - Myhre"

Es gibt ein bekanntes kabbalistisches Teaching vom Arizal (Rabbi Yitzchak Luria). Dieses Konzept wird "Panim be'Panim - von Gesicht zu Gesicht" genannt.
G - ttes Name erscheint kein einziges Mal in der "Megillath Esther - dem Buch Esther" und wir sehen daran, dass alles in der Purim Story verborgen zuging. Sämtliche Leute agieren in der Geschichte, doch G - tt bleibt verborgen und tritt nicht offenkundig in Erscheinung. So als verberge Er Sein Gesicht vor seinem Volk, den Juden, denn sie hatten das Thorastudium vernachlässigt und sich freudvoll am unkoscheren Mahl des König Achaschwerosch gelabt. Am Ende bereuten die Juden ihre Taten und kehrten zu G - tt um. G - tt wiederum liess daraufhin ein Wunder geschehen und die Juden waren gerettet.

Es kommt vor, dass G - tt Sein Gesicht verbirgt / abwendet (symbolisch gesprochen). Wenn dies geschieht, sind die Juden den anderen Völkern ausgesetzt. Niemals jedoch verlässt G - tt Sein Volk ganz und letztendlich hilft Er ihnen zu überleben und als Sieger dazustehen.

"Purim Sameach - Freilichen Purim" an alle !

Masken - und Rasselausstellung zu Purim

B"H

Israel's Antiquies Authorities haben eine Online - Exhibition von antiken Purimmasken und Rasseln zusammengestellt: 

Rabbi Mordechai Machlis zu PURIM

Chassidische Purim


Purim 5769 in Toldot Avraham Yitzchak





Diese jungen verkleideten Chassidim sieht man meist in Bnei Brak







Die Chassidut Erloi


Alle Photos gibt es HIER zu sehen!

Freitag, Februar 26, 2010

Schabbat Schalom




B"H


Der Regen bringt meine Schabbatvorhaben im ultra - orthodoxen Mea Shearim etwas durcheinander, denn am Schabbat dürfen Juden keinen Schirm aufspannen. Und im Regencape herumzurennen ist nicht das Wahre, denn der Regen läuft auf dem Plastik herunter auf die Schuhe.


Am Montag feiert Jerusalem sein Purim. Die wahren Feiern jedoch steigen in Mea Shearim und ich werde mit Freunden durch viele Synagogen ziehen. Außer zu Purim werde ich in der nächsten Woche einige Zeit in Mea Shearim verbringen, denn eine bestimmte Organisation will mir ihre Aufgabe und Arbeit erläutern und ich soll über sie berichten. Wenn es geht bei den reichen Haredim in New York, denn Geld und Spenden brauchen alle. Mea Shearim macht den Unterschied, dass es nur Spenden von Juden annimmt. Noch dazu Juden, die nachweislich den Schabbat einhalten. Zum Beispiel akzeptiert der Rebbe der chassidischen Gruppe Toldot Aharon ausschliesslich Spenden, die von relig. Juden stammen.


Immerhin lerne ich so ein paar neue Leute kennen und erhalten einen weiteren Einblick in Mea Shearim. Und anständig anziehen werde ich mich auch wieder einmal.


"Schabbat Schalom" an alle Leser !

Ich und der SS - Mann

B"H

Kleine Warnung:

Einige wenige total extreme Haredim (Ultra - Orthodoxe) planen, sich als SS - Leute oder anderweitige Nazis zu verkleiden. An Purim ist anscheinend nichts zu ausgeflippt.


Wer also dieser Tage in diversen Jerusalemer Stadtteilen Nazis in Uniform begegnet - nicht gleich nach der Polizei schreien !

Oder vielleicht doch ???

Vom Skinhead zum ultra - orthodoxen Juden

B"H


Empfehlenswerter Artikel aus der "New York Times".

Pawels (Pinchas) Geschichte erinnert mich an einen polnischen Film, den ich vor ein paar Jahren sah. Der Filminhalt beschäftigte sich mit einem ähnlichen Fall, wo ein polnischer Neonazi herausfand, dass er eigentlich Jude ist.

Purim Insights


Das Lesen der Megillat Esther (Buch Esther) an Purim

B"H

Meine Absicht ist es, in diesem Beitrag einige Insights in den jüdischen Feiertag Purim zu geben. Insights, die vielleicht dem ein oder anderen nicht so geläufig sein mögen.


Vorweg aber dennoch einige Halachot aus dem Schulchan Aruch (Code of Jewish Law):

Am Abend vor dem Lesen der Megillah wird der Machazit HaShekel eingesammelt. Dieses geht auf die Thoraparasha "Ki Tisa", welche wir in einer Woche lesen. Am Schabbat Schekalim, dem Schabbat vor dem Monatsbeginn Adar. Das Geld, welches auf diese Weise zusammenkommt, wird an Purim selbst unter den Bedürftigen verteilt.
In Parashat Ki Tisa wurde Moshe von G - tt aufgefordert eine Volkszählung durchzuführen. Jeder Israelit über 20 Jahre sollte einen halben Schekel geben.
Ich persönlich gehe meistens in eine Chabad – Synagoge und gebe den Machazit HaShekel dort vor Beginn des Lesens der Megillah. Jeder kann soviel spenden, wie er will. Es gibt diesbezüglich keine Vorgaben.

An Purim wird zweimal die Megillath Esther (das Buch Esther) gelesen; einmal abends nach Einbruch der Dunkelheit und einmal morgens. Jeder muss die Megillah diese zweimal hören, vorzugsweise natürlich in der Synagoge. Geht jemand nicht in die Synagoge, so muss er die Megillah daheim lesen.

- Ein jeder muss die Megiallah hören, selbst Kleinkinder.

- Jedes Wort der Megillah muss vom Zuhörer gehört werden.

- Man muss an Purim eine Se'udah, ein festliches Mahl, haben.

Der Schulchan Aruch schreibt vor, dass man sich betrinken muss oder zumindest mehr Alkohol trinkt als normal. Laut Talmud Traktat Megillah 7b sollte soviel getrunken werden, dass man den Unterschied zwischen Mordechai und Haman nicht mehr weiss.
Hierüber jedoch gibt es Dispute und viele sind der Ansicht, dass ein wenig Wein genauso ausreichend sei.

Wer an Purim arbeitet, dem bringt das so verdiente Geld keinen Segen.
(Kitzur Shulchan Aruch, Hilchot Megillah 141)

Exellente Einblicke in Purim liefern der Talmud Traktat Megillah sowie die Midrash Rabbah – Esther.

Überall auf der Welt und in den meisten Orten Israels wird Purim am 14. des jüdischen Monats Adar gefeiert. In Jerusalem sowie in anderen Städten, die zu Zeiten Joshua bin Nun eine Stadtmauer hatten, wird Purim jedoch am 15. Adar gefeiert (Gemara in Megillah 2a). Dieser Tag wird Schuschan Purim genannt. Wenn in Tel Aviv Purim schon längst wieder vorbei ist (in Tel Aviv wird am kommenden Dienstag Purim gefeiert), beginnen wir in Jerusalem, Purim zu feiern. Einen Tag später (in diesem Jahr am kommenden Mittwoch).

Was ist der Grund für Schuschan Purim ?Wie wir im Buch Esther lesen, wurde in der babylonischen Hauptstadt Schuschan Purim am 15. Adar gefeiert und eben jenes Schuschan war von einer Stadtmauer umgeben. Diese Regel von Schushan Purim gilt sowohl für israelische Städte als auch für Städte im Ausland (Ramban, Rambam und Ritva).

Warum mussten die Orte gerade in der Zeit von Joshua bin Nun eine Stadtmauer besitzen ? Der Talmud Yerushalmi antwortet, dass wenn die Zeitrechnung mit dem stattfinden von Purim begonnen haette, das Land Israel keine Stadtmauer besessen haette. Man wollte ganz einfach dem Land Israel die Schande ersparen und so einigte man sich auf die Zeit Joshua bin Nun. Des weiteren führte Joshua den Krieg gegen Amalek und Haman war ein Nachkomme Amaleks. So wird der Sieg von Purim mit dem Sieg gegen Amalek in der Wüste verbunden.

Alles in der Megillat Esther ist versteckt und uns nicht offensichtlich. Selbst der Name Esther stammt vom hebräischen Wort Seter = hidden, Versteck. G - ttes Name erscheint offiziell nicht ein einziges Mal in der Megillah. Verschlüsselt finden wir Seinen Namen dennoch; wenn Esther König Achashverosh und Haman zum Essen einlädt: Yavo Hamelech ve Haman ….. Die Anfangsbuchstaben der jeweiligen Wörter ergeben den Namen G - ttes י - ה - ו - ה.

Die Stadt Schushan liegt im heutigen Iran. Nach der Zerstörung des Ersten Tempels durch die Babylonier lebten die Juden 70 Jahre in der Babylonier Diaspora. König Achaschwerosch war zu der Zeit der mächtigste Herrscher der Welt und Herr über 127 Länder. Er herrschte von 3393 - 3407 (nach dem jüd. Kalender).

Zu Beginn der Megillah lesen wir von einem grossen Bankett, welches er gab. Leider nahmen an dem Bankett auch Juden teil. Das unkoschere Essen, welches serviert wurde, störte sie nicht. Das weit verbreitete Vergehen unter ihnen war, dass sie kaum noch Thora lernten, sondern sich mit der Situation im Exil abfanden. So liess G - tt es zu, dass Haman sein Urteil faellen konnte (Maharsha und Raschi).

Achaschwerosch sah das Bankett als eine Lehre für die Juden, dass sie nun endlich verstehen, dass ihr G - tt sie nicht mehr aus Babylon rettet. Der König stellte die Kleidung und die Gefässe aus dem Ersten Tempel zur Schau. Er trug die Kleidung und benutzte die Gefässe (Midrash Rabbah – Esther). Während Achaschwerosch mit den Männern feierte, so feierte seine Frau Vaschti mit den Frauen (Megillah 12a). Auch Vaschti stellte auf ihrer Party die Gegenstände aus dem Ersten Tempel zur Schau.
In der Megillah lesen wird die berühmte Stelle, in der Achaschwerosch Vaschti am siebten Tage des Banketts auffforderte, vor der Männergesellschaft zu erscheinen, sie sich weigert und der König sie zur Strafe hinrichtet.

Die Gemara in Megillah 12b diskutiert ausführlich was denn wohl der Grund für Vaschtis Reaktion gewesen war. Einige Meinungen lauten, dass sie plötzlich Lepra bekam und wieder andere sagen, dass ihr ein Schwanz wuchs. Alles in allem ist aber anzunehmen, dass sie sich einfach nicht der Demütigung aussetzen wollte, nackt vor dem König und dessen Untertanen zu erscheinen.

Haman erliess den Erlass, alle Juden umzubringen, aus purem Judenhass. Mordechai verbeugte sich nicht vor ihm und Haman empfand dies als Beleidigung. Sein Hass auf Mordechai schlug in Hass auf alls Juden um.

An dieser Stelle möchte ich einen Kommentar von einem meiner Rabbis, Rabbi Mordechai Machlis, einbringen. Anstatt auf das zu schauen, was er (Haman) in seinem Leben alles hatte, konzentrierte er sich nur auf das, was er nicht hatte; nämlich die Verbeugung Mordechais.
Das Gleiche gilt auch heute in unserem Leben. Vielmals konzentrieren wir uns auf das, was wir in unserem Leben nicht haben, übersehen jedoch komplett, das was wir eigentlich haben. Wir wollen immer mehr Geld, wissen aber nicht zu schaetzen, dass wir schon ein Haus besitzen und bester Gesundheit sind. Dass der Nachbar vielleicht ein grösseres Haus hat, macht uns wahnsinnig.

Nach dem ganzen Komplott Hamans musste dieser auch noch zu seiner Schande den Mordechai auf einem Pferd durch die Stadt führen. Hamans Tocher sah dies und dachte, dass ihr Vater auf dem Pferd sitze und Mordechai führe es. Sie wusste nicht, dass es genau umgekehrt war. Aus Verachtung gegenüber Mordechai nahm sie ihren Nachttopf unter dem Bett hervor und schüttete ihn auf denjenigen, der das Pferd führte, nämlich ihren Vater. Als sie sah, was sie angerichtet hatte, stürzte sie sich vor Scham über den Balkon in den Tod (Megillah 16a). Haman und seine zehn Söhne wurden gehängt und das jüdische Volk überlebte.

Mit dem Lesen der Megillah machen wir das damals stattfindende Wunder publik. Wer einmal an dem Aish HaTorah – Discovery – Program in Jerusalem teilnimmt, der wird dort lernen, dass die zehn gehängten Söhne Hamans mit den 10 hingerichteten Nazi – Kriegsverbrechern nach den Nürnberger Prozessen verglichen werden. Auch der Verbrecher Julius Streicher erkannte dies als er vor seiner Hinrichtung das Wort "Purimspiel" ausrief.

Das jüdische Volk überlebte aufgrund von Umkehr und der erneuten Aufnahme des Thorastudiums. Es gibt die berühmte Gemara im Talmud Traktat Schabbat 88a, dass die Israeliten am Berg Sinai die Thora aus Furcht akzeptierten. In den Tagen Achaschweroschs jedoch akzeptierten sie sie erneut. Dieses Mal aus Liebe zu G - tt (Rashi). Als sie unter Ezra aus dem babylonischen Exil nach Israel zurückkamen, nahmen sie die Thora ohne Konditionen an. Die neue Verpflichtung war eine Folge der Wunder, die zu ihren Gunsten geschehen waren und sie vor dem sicheren Tod bewahrt hatten.



Die Chassidim von Karlin - Stolin (Jerusalem) am letzten Schuschan Purim

Diesen Schabbat sowie Purim werde ich nun doch in Jerusalem verbringen, denn die Bäckerei ruft mit Arbeit. In Jerusalem findet am MONTAG das traditionelle Purimmahl (die SE'UDAT PURIM) statt. Wer sich in Jerusalem befindet, Jude ist und noch keinen Platz für diese Se'udah hat, kann mir schreiben. Neben dem Essen bei der Machlis Family gibt es einige Angebote bei den Chassidim in Mea Shearim.

Die Jerusalemer Ben Yehudah Street in der Innenstadt bietet am Montag viele Attraktionen an. Der eigentliche Purim Spass jedoch steigt in den haredischen (ultra - orthodoxen) Stadtteilen.

PURIM SAMEACH - Einen freilichen Purim -  Happy Purim !!!

Donnerstag, Februar 25, 2010

Parashat Tetzaveh - Zachor - פרשת תצוה - זכור


Das "Choschen" des Cohen HaGadol (Hohepriester)




B"H

Die Thoralesung für diesen Schabbat

Der Schabbat vor Purim (welches wir am Sonntag bzw. Montag kommender Woche feiern) ist stets "Schabbat Zachor". G - tt trug uns auf, niemals zu vergessen, wie hinterhältig Amalek die Israeliten in der Wüste angegriffen hatte. Und dies einzig und allein aus dem Grund, weil sie Juden waren. Später befahl einer der Nachkommen der Amalekiter, Haman, die Juden Babylons auszurotten (siehe das "Buch Esther - Megillath Esther).

Bis heute verfolgt uns Amalek, der einstige Enkel Esavs, dessen Nachkommen von vielen Kommentatoren als jene Menschen gesehen werden, welche das Judentum zu vernichten planen. An oberster Stelle steht dabei Nazi - Deutschland. In der Vergangenheit war es Rom, heute sind es Europa und die USA.

Weiterhin jedoch handelt es sich bei "Amalek" genauso um ein zweites Konzept. Wenn wir allein auf die Gematria des AMALEK schauen, erhalten wir die Summe 240.

Nur nebenbei: In der hebräischen Sprache steht jeder Buchstabe für einen Zahlenwert. Das ALEPH ist eine Eins, das Beit eine Zwei, usw.

Die Buchstabensumme des Amalek ergibt also 240 genauso wie das hebräische Wort für ZWEIFEL (Safek). Beide Wörter ergeben 240 und müssen demzufolge in Verbindung miteinander stehen. Daher das "Konzept Amalek", welches den Zweifel in uns selbst beschreibt. An G - tt und der Thora zweifeln oder sich einreden, dass dies alles nicht mehr so wichtig ist und man ein neues Leben ohne das alles beginnen sollte. Sobald derlei Zweifel aufkommen, haben wir die Aufgabe, diese zu besiegen. Unsere eigene "Yetzer HaRah - negative Seite in uns" zu besiegen und dementsprechend einen Tikun (Seelenkorrektur) hervorzurufen.

In chassidischer Literatur besteht, wie mehrere Male beschrieben, das Konzept des "ZADDIK" (Gerechten) und gerade bei den Chassidim nimmt vor allem der Rebbe der derweiligen Gruppe den Platz des Zaddik ein. Ein Zaddik verfügt über einen "speziellen Kanal / Verbindung " zu G - tt und er bringt anhand von Gebeten und Mitzwot seine Chassidim in die oberen spirituellen Welten.

Der einstige Rebbe der Chassidut Gur, bekannt unter dem Namen SEFAT EMET, lehrt:
Die Midrasch lehrt, dass jeder Jude individuelle Aufgaben in dieser Welt besitzt. Genau wie ein Engel. Nur das ein Engel mit nur einer einzigen Aufgabe in dieser Welt auftritt und nicht mit mehreren zusammen. Das ist es, was die Zaddikim tun.

Der Krieg gegen Amalek fand nicht nur damals in der Wüste statt, sondern er setzt sich bis heute fort !

Die vorherige Parashat Terumah lehrte uns jegliche Einzelheiten über den Bau des Mischkans (Tabernakel), wogegen wir aus der dieswöchigen Parashat Tetzaveh erfahren, wie wir die Mitzvot im Mischkan erfüllen sollen. Gleich im ersten Satz der Parsha sagt G - tt zu Moshe, dass dieser den Israeliten auftragen (Tetzaveh) soll, reines Olivenöl zum Anzünden des Ewigen Lichtes zu bringen. Die Chassidut lehrt uns, dass alles in der physischen Welt seine Wurzeln in der oberen geistigen Welt (spiritual world) hat. Auch das Ewige Licht hat seine Wurzeln in der "upper spiritual world" und wird bis hinunter zu uns weitergeleitet. So wird die obere mit der unteren unseren Welt verbunden (Noam Elimelech und Degel Machane Ephraim).

In der hebräischen Sprache drückt das Wort "Tetzaveh" eine sofortige Erfüllung aus. Die Gabe des Olivenöl sollte umgehend erfolgen. Mit den individuellen Gaben für das Mischkan hat jeder Israelit einen Anteil daran. Da wir derzeit keinen Tempel besitzen, gibt es auch kein Ewiges Licht mehr. Das Licht, welches uns jedoch immer bleibt ist die Thora. Die Lichter des Tempels können erlöschen, doch ist es unmöglich, das Licht der Thora auszuschalten (Sefat Emet).

Der einstige Ischbitzer Rebbe Mordechai Yosef Leiner kommentierte im Zusammenhang mit der Mitzwah des puren Olivenöls:
Olivenöl wird von vielen Thorakommentatoren als Symbol der Weisheit (Chochmah) gesehen und hier erhält Moshe von G - tt den Auftrag, die Weisheit, welche im jüdischen Volke ist zu nehmen, und Ihm (G - tt) näherzuführen. Die Weisheit, dass es da EINEN G - tt gibt, der alles erschuf.

Das Buch "Sefer Hama'amorim" sieht in dem Wort "Tetzaveh - Auftragen" nicht nur diese einzige alleinige Bedeutung. "Tetzaveh" stammt ebenso von dem Wort "Tzavsa - verbinden" und hier sollen G - tt und die Juden miteinander verbunden werden. Der Kli Yakar (Rabbi Shlomo Ephraim Lunshitz, ca. 1550 - 1619, aus Lemberg und Prag) kommentierte seinerzeit: Moshe fungierte als spiritueller Kanal, durch den G - tt Seine Wunder erscheinen liess. Der Malbim, Rabbi Me'ir Leibish ben Yechiel Michel, 1809 – 1879, Rabbi in Deutschland, Rumänien und Russland, sah Moshe ebenso als Medium zwischen den Israeliten und G - tt. G - tt betrachtete Moshe als denjenigen, durch den Er Seine Thora an die Juden weiterleiten konnte.

Warum aber forderte G - tt die Juden auf, pures reines Olivenöl zu benutzen ? 
Jeder kann so religiös sein, wie er will, doch befinden wir uns alle auf unserem persönlichen Level; der "Madrega - Stufe". Wir können sagen, dass wir dieses oder jenes halt so tun und die Mitzwot erfüllen. Okay, ich halte den Schabbat und begehe keinen Verstoss gegen die Halacha. Kein Problem und derjenige erfüllt die Mitzwah. Doch hat er die Mitzwah mit Freude vollbracht ? Hat er spirituell etwas für sich erreicht, außer der Gewissheit, den Schabbat gehalten zu haben ? Eine höhere Madrega wäre, wenn er nicht nur stumpf alles einhält, sondern dies mit Freude tut. Seinen Schabbat mit Liedern und Thoragesprächen würzt.
Warum heißen Chassidim "Chassidim" ? Eben weil sie fromm sind und über die Thoramitzwot hinausgehen. Man kann die Chanukkahkerzen ganz normal zünden. Mit Kerzen halt. Ein höherer Level aber wäre Olivenöl wie damals die Menorah im Tempel.

Demnach müssen wir uns entscheiden, auf welcher Madrega wir wandeln wollen. Einfach nur sagen, okay, ich vollbringe das... Dagegen ist nichts einzuwenden, doch gibt es (kenne ich) viele Leute, die sich damit nicht zufrieden geben und mehr wollen und auch tun. Nicht verbissen rumwerkeln, sondern aus purer Freude heraus.

Das nächste Gebot, welches Moshe von G - tt erhält, ist die Herstellung der acht Kleidungsstücke des Hohepriesters (Cohen HaGadol). In kabbalistischer sowie talmudischer Literatur repräsentiert jedes dieser Kleidungsstücke einen Tikun (eine Seelenkorrektur). Jedes einzelne Vergehen der Israeliten wird sozusagen von einem der Kleidungsstücke "repariert" (hebrä. Mekaper).

Die Talmud Traktate Zevachim 88a und Arachin 16a geben hierzu eine Liste:

Der Umhang (Ketonet) reparierte das Blutvergiessen, die Hose (Michnas) moralisches Fehlverhalten, der Turban reparierte die Arroganz, der Gürtel falsche Gedanken vom Herzen, das Choschen die Ungerechtigkeit, das Ephod den Götzendienst, der Mantel böswilliges Gerede und das Zitz am Kopf reparierte die Gleichgültigkeit gegenüber G - ttes Geboten.

Viele Kommentatoren sind der Meinung, dass es hierbei nicht nur um die Kleider des Hohepriesters (Cohen HaGadol) geht. Es geht um Kleidung überhaupt. Im Judentum drückt die Kleidung den Charakter des Menschen aus. Sie gibt dem Menschen nicht nur ein gewisses Erscheinungsbild, sondern zeigt genauso seine Moral (Rabbi Samson Raphael Hirsch).

Die Kleidung des Hohepriesters machte ihm zu etwas Besonderem und er unterschied sich dadurch von allen anderen. Genauso sollten wir uns durch unsere Kleidung von derer anderer Nationen unterscheiden. Durch anständige Kleidung vollbringen wir einen Tikun für uns selbst und diese Art der Kleidung hält uns davon ab zu sündigen (Rabbi Moshe Chaim Luzzatto – Ramchal).

Viele haredische Freunde sagten mir, dass sie sich durch ihre Kleidung immer auf einem religiösen höheren Level befinden, welcher sie von relig. Vergehen abhält. Ich selbst habe auch schon diese Erfahrungen gemacht.

Rabbi Kook gibt zu dem Thema ein exellentes und berühmtes Beispiel aus dem Talmud Traktat Shabbat 31a:

Ein Nichtjude ging einmal an einer jüdischen Schule vorbei und hörte wie der Lehrer den Kindern die Kleidung des Hohepriesters lehrte. Der Nichtjude fand Gefallen an der Kleidung und beschloß, zum Judentum zu konvertieren. Er dachte, dass er nach seiner Konversion zum Hohepriester ernannt werden wird und diese tolle Kleidung tragen darf.
Der Nichtjude ging also zu Schammai und trug ihm sein Anliegen vor. Doch Shammai akzeptierte ihn nicht. Das Judentum besteht nicht nur aus dem Dienst des Hohepriesters allein und der Nichtjude sollte schon andere Motivationen mitbringen. Daraufhin ging der Nichtjude zu Hillel. Er sagte ihm, dass er konvertieren wolle, um Hohepriester werden zu koennen. Hillel antwortete ihm, dass er zuerst einmal lernen muss, was ein Hohepriester für Aufgaben hat. Der Nichtjude lernte sehr ausführlich die jüdische Religion und fand so allein heraus, dass er nach seiner Konversion (als Konvertit) niemals Hohepriester sein kann. Nicht einmal König David hätte Hohepriester werden können, da er kein Cohen war. Wie also kann ich als Fremder, der zum jüdischen Volk kommt, Hohepriester werden ?


In der nächsten Woche feiern wir Purim. In Jerusalem wird am Montag (1. März) "Schuschan Purim" gefeiert und in fast allen anderen Orten der Welt findet Purim schon am Sonntag statt.

Solange es auf dieser Welt Antisemitismus gibt und andere Völker Juden einfach so ausrotten wollen, solange ist Purim allgegenwärtig und deswegen sollten wir dem Fest eine besondere Bedeutung einräumen.

Der Herausgeber des Naziblattes "Der Stürmer", Julius Streicher, sagte wenige Sekunden vor seiner Hinrichtung durch den Strang "Purimspiel". Streicher wusste ganz genau, dass er in dem Augenblick der Haman war, der da, wie allen anderen Nazigrössen am Galgen endete. Was Streicher vielleicht nicht bekannt war: Die Bedeutung des Jahres, in welchem er hingerichtet worden ist stand in einem besonderen Zusammenhang mit dem Jahr der Hinrichtung des Haman und dessen Söhne.


Schabbat Schalom und Purim Sameach !!!

Ta'anit Esther

B"H

Heute ist der Fastentag der Esther (Ta'anit Esther). In Jerusalem findet das Fasten von 5.00 Uhr morgens bis 18.01 Uhr statt.

Ta'anit Esther wurde in diesem Jahr auf den heutigen Donnerstag vorverlegt, denn der Schabbat geht Purim unmittelbar voraus. An einem Schabbat ist es verboten zu fasten (außer wenn der YOM KIPPUR auf einen Schabbat fällt) und aus diesem Grund begehen wir heute schon Ta'anit Esther.

Die Thora Tidbits der Jerusalemer Orthodox Union klären darüber auf, dass das heutige Mincha (Nachmittagsgebet) die Gebete TACHANUN sowie das AVINU MALKEINU enthalten, da wir nicht gleich nach Fastenende die Megillah (Buch Esther) lesen.

Die Juden in Schuschan fanden Freude an dem Gelage des Achaschwerosch. Dies sollten wir als Anlass zu einem Tikun (Seelenkorrektur) nehmen, indem wir heute fasten.

Coca Cola als "Mischloach Manot"

B"H

Gerade jetzt, wenige Tage vor Purim, drehen die Leute durch und kaufen wie wild die traditionellen "Mishloach Manot - Purim Präsentkörbe". Die Geschenke (kleine Körbchen mit Süssigkeiten, Essen, Wein, Kaffee, etc.) werden laut der Purimmitzwah an andere Leute (Freunde, Unbekannte, Rabbiner, Verwandte, Nachbarn, etc.) gegeben und so manch einer investiert dabei Unsummen von Cash. Jerusalem, besonders Mea Shearim sowie die Gegend um den Machane Yehudah Markt, ist voll mit Mischloach Manot Ständen und jeder Händler will seinen Reibach machen.


Die meisten Päckchen enthalten Weinflaschen und für den Fall, dass der Empfänger keinen Alkohol trinken kann, erliess das geistige halachische Oberhaupt der litvischen Haredim, Rabbi Yosef Shalom Eliyashiv (Photo), nun eine neue Halacha:

Coca Cola darf die Weinflasche ersetzen !

Mittwoch, Februar 24, 2010

Amalek und Haman

B"H

Die Purim Story findet ihre ursprüngliche Wurzel im Krieg zwischen Amalek und Israel. Amalek war der Enkel des Esav (Sohn Yaakovs) und er war es, der die in der Wüste wandernden Israeliten grundlos angriff und ausrotten wollte.

Dieser Schabbat vor Purim ist "Schabbat Zachor", an welchem wir neben der regulären Thora Parasha (Tetzaveh) ebenso die Parashat Zachor (Deuteronomy - Sefer Devarim , 25:17 - 19) lesen. Die Parashat Zachor handelt von dem Angriff Amaleks. G - tt trägt den Juden auf, sich stets bis in alle Ewigkeiten daran zu erinnern, was Amalek ihnen antun wollte. Nicht immer zeigt sich Amalek unter gerade diesem Namen, sondern er kann genauso in Gestalt eines Hitler oder anderen Judenhassers auftreten. Gleichsam aber nennen wir die "Yetzer HaRah - negative Seite in uns" nicht selten Amalek. Somit kann der Amalek in uns selbst unser Feind sein, indem wir uns von der Thora abwenden, anfangen sie selbst zu interprätieren und für unsere Zwecke ausnutzen oder sie gleich ganz ignorieren. Schon der Gaon aus Vilna kommentierte im 18. Jahrhundert, dass der entscheidende Kampf der Juden vor der Ankunft des Meschiach der Kampf innerhalb des Judentum selbst sein wird und nicht unbedingt der Krieg gegen Ishamel (die Araber). Siehe hierzu als Quelle den Kommentar des Gaon von Vilna zum "Sifra De'Zniuta (Teil des Zohar).

434 Jahre später (nach dem Kampf zwischen den Israeliten und Amalek) regierte König Shaul (Sha'ul HaMelech). Sha'ul ben Kish vom Stamm Benjamin war ein Vorfahre von Esther und Mordechai. "Nur" zehn Generationen trennten sie voneinander.

394 Jahre nachdem die Israeliten den Jordan überquerten, beauftragte der Prophet Samuel (Shmuel HaNavi) den Sha'ul die Amalekiter anzugreifen und sie ein für allemal auszulöschen. Shmuel HaNavi diente hier als Medium, denn G - tt gab den eigentlichen Befehl. König Sha'ul jedoch liess den König der Amalekiter, Aggag, am Leben und verstiess so gegen G - ttes Willen. Letztendlich brachte Shmuel den Aggag um (siehe Sefer Shmuel 15:17), doch Aggag hatte Zeit, einen Nachkommen zu zeugen. 520 Jahre später finden wir einen seiner Nachkommen in Haman.

Die Moral von der Geschichte:
Oft meinen wir, etwas nicht zu können oder halten ein G - ttesgebot für absurd. Die Frage ist, ob wir wie G - tt das Gesamtbild sehen ?
Wissen wir, was unser Handeln in 20, 50, 100, 500 oder 1000 Jahren für Auswirkungen haben wird ? Die Antwort lautet, dass wir es nicht wissen, doch allein G - tt kennt das Gesamtbild.


Die Gemara (rabbinische Diskussionen) stellt im Talmud Traktat Chullin 139b die Frage, wo wir in der Thora einen Hinweis auf Haman und dessen Schicksal finden. Ebenso fragt die gleiche Gemara, wo in der Thora wir einen Hinweis auf Moshes, Esthers und Mordechais Zukunft / Rolle finden. Hier aber vorerst eine Antwort zur Frage auf Haman !

Im Buch Genesis (Sefer Bereschit) 3:11 fragt G - tt den Adam (HaRishon) woher dieser weiß, dass er nackt ist. Ob er vom Baum des Wissens (Etz HaDa'at) gegessen habe ?

"Vom Baum - HaMin HaEtz" - Der Maharal von Prag kommentierte dazu, dass es der "Baum des Wissens" war, der den Tod in die Welt brachte. Vor dem Vergehen des Adam gab es keinerlei Tod und ursprünglich sollten Adam und Eva (Chava) ewig leben.

Genauso wie der Baum den Tod in die Welt brachte, so wollte Haman den Tod über die Juden bringen. Aus diesem Zusammenhang ersehen wir eine Verbindung zu Haman in der Thora. Mag sein, dass hierbei auch die Buchstaben (HaMin ähnelt Haman) eine Rolle spielen, aber so tief habe ich die Kommentare noch nicht ergründet.
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Quellen u.a.:

- PURIM: Season of Miracles
Von Rabbi Zechariah Fendel

- Talmud Traktat Chullin 39b mit Kommentaren



Link:

Alles dreht sich um Amalek

VASCHTI - Nur eine irrelevante Figur ?

B"H

Zu Purim, zum Buch Esther (Megillath Esther) sowie all den Vorkommnissen um Esther, Mordechai, Achaschwerosch, Haman, Charvonah, etc.  gibt es Unmengen von Kommentaren und Beschreibungen. Angefangen vom Talmud bis hin zur Kabbalah. Warum ist der Name G - ttes im Buch Esther kein einziges Mal erwähnt oder wer waren all die aufgeführten Personen ? Welche Aufgaben haben sie in der Megillah und warum ? Was will uns das Buch Esther bis heute lehren und warum wird es immer bestehen bleiben und der höchste jüdische Feiertag Yom Kippur nicht ?

Hinzu kommt, dass wir an diesem Schabbat die Thoraparashat TEZAVEH lesen. Eine Parashat, in der Moshes Namen kein einziges Mal wörtlich genannt wird. Warum nicht ?

Ich bin dieser Tage dabei, einiges an Material zusammenzustellen und hoffe, dass ich die bisher gesammelte Infomasse in einen Text kriege. Aufgrunddessen stehen alle anderen Themen in dieser Woche etwas zurück !



Vaschti, die Frau des Achaschwerosch


Mehr oder weniger zu Beginn des Buches Esther (Megillat Esther) lesen wir von König Achaschweroschs Frau Vaschti. Und gerade Vaschti scheint im ganzen Spektakel etwas unterzugehen. Da weigert sie sich, am Gelage ihres Herrn Gatten teilzunehmen und schon wird sie aufgrund der persönlichen Kränkung des Königs hingerichtet. Folglich steht Achaschwerosch als Witwer da und braucht eine neue Frau (Esther).


Wer aber war Vaschti und warum weigerte sie sich strikt, am Gelage des Ehemannes teilzunehmen ?


Das "Buch Esther" teilt uns mit, dass nicht nur der persische König Achaschwerosch eine riesen Party schmiss; nein, auch seine Gattin Vaschti ließ sich nicht lumpen und veranstaltete ein Bankett für die Weiblichkeit. Allerdings besagt die Gemara (rabbinische Diskussionen) im Talmud Megillah, dass das "Buch Esther" uns genauso hätte mitteilen sollen, dass es nur allzu logisch gewesen wäre, wenn die Weiblichkeit im Gebäude der Frauen gefeiert hätte. Stattdessen jedoch fand auch deren Fest im Palast statt (Talmud Megillah 12a). Die Talmudkommentatoren Raschi und Maharscha geben hierzu an, dass beide Parties in einer gemeinsamen Orgie enden sollten. Nichts Überraschendes, wenn wir uns die damalige Mentalität der Babylonier und Perser anschauen.


Am siebten Tage des Festes war Achaschwerosch so ziemlich benommen vom Wein und da kam ihm glatt der Gedanke, dass es an der Zeit sei, seine Frau Vaschti der ebenso betrunkenen Menge endlich einmal vorzuführen. Zuvor hatte der König mächtig angegeben. Vaschti sei die allerschönste Frau und die gröhlende Menge bestand darauf, dass sie nackt vor ihnen zu erscheinen habe (Maharscha).


Wahrscheinlich hegen jetzt alle ein besonderes Mitgefühl für die "arme" Vaschti, die da zum Sexobjekt degradiert werden sollte. Mußte sie da nicht Stolz zeigen und ablehnen ? Wurde sie nicht zu unrecht hingerichtet ?


Der Talmud Megillah sowie weitere Quellen jedoch sehen in Vaschti das Böse; keineswegs war sie das fromme Unschuldslamm, wie es manchem erscheinen mag.


Auch Königin Vaschti haßte Juden und entwickelte eine besondere Vorliebe, ihre jüdischen Sklavinnen zu peinigen. Der Talmud Megillah 12b beschreibt, wie sie die Sklavinnen zwang, am Schabbat zu arbeiten. Nicht nur so, sondern nackt. Und somit bestrafte G – tt sie damit, selber nackt in der Öffentlichkeit auftreten zu müssen.


Warum aber weigerte sie sich aufzutreten, wenn sie es doch vorher zusammen mit dem König geplant hatte ?

Zum Weigerungsgrund gibt es in talmudischer Literatur unendlich viele Vorschläge, die von "sie ware plötzlich von Lepra befallen gewesen" bis hin zu "der Erzengel Gabriel kam und verursachte, dass ihr ein Schwanz wuchs" reichen. Das Wort "Schwanz" ist hierbei nicht unbedingt wörtlich zu verstehen. Vielmehr sind damit ungewöhnliche Körperauswüchse gemeint und nicht ausgerechnet ein Schwanz (Maharscha).


Jedenfalls wurde König Achaschwerosch stocksauer als Vaschti nicht wie geplant erschien. Aber hätte er nicht darüber hinwegsehen können ? Gut, dann kam sie halt nicht, aber es gibt ja auch noch andere Frauen, die hätten auftreten können.


Wie wir aus dem Talmud Megillah 12b erfahren, hatten Vaschti und ihr Gatte ein ganz besonderes Verhältnis miteinander. Achaschwerosch galt als herkömmlich und nur Vaschti war wirklich königlichen Blutes. Als Absage schickte sie ihm eine Notiz, in dem sie ihn, den König, als Stalljungen ihres Vaters Belschazzar bezichtigte. Achaschwerosch war außer sich vor Wut und man riet ihm, Vaschti aus dem Wege zu räumen.


Die Midrasch Rabbah beschreibt, wie auch Vaschti die priesterlichen Roben aus dem Zweiten Tempel in Jerusalem trug. Nicht nur Achaschwerosch beleidigte G – tt, sondern auch seine Frau. Jene Roben sind nur für die Tempelpriester (Cohanim) bzw. dem Hohepriester (Cohen HaGadol) vorgesehen und wer auch immer sie anzieht, betreibt G – tteslästerung.


G – tt entschied, dass die Zeit reif war, Vaschti zu bestrafen und zum bestmöglichen Zeitpunkt durch Esther zu ersetzen, die das Jüdische Volk rettete.

Dienstag, Februar 23, 2010

Spenden oder Gerechtigkeit ?

B"H

Ohne auf gewisse aktuelle Begebenheiten anzuspielen stelle ich die Frage, was wichtiger ist: Sollte man lieber den Mund halten und über einige negative Taten eines Rabbiners, einer relig. Organisation / Institut hinwegsehen, um deren eingehenden Spendenfluss zu sichern oder sollte die Öffentlichkeit über diverse Unregelmässigkeiten informiert werden ? Insbesondere dann, wenn es um Taten kriminellen Inhalts geht.

Ehrlich gesagt bin ich erstaunt, wieviele e - mails ich auf meinen englischen Blog hin erhalte. Derzeit werde ich häufig zu haredischen Events eingeladen, um darüber zu berichten. Nebenbei erreichen mich auch einige Mails mit dem folgenden Inhalt:

Ob ich unbedingt diesen oder jenen Rabbiner und seine "Taten" erwähnen muss ? Wäre es nicht besser angebracht zu schweigen ? Besagter Rabbiner / Institut / Organisation sei ja eigentlich toll und fromm und wenn Negatives zum Vorschein kommt, dann laufen keine Spenden mehr auf und was dann ? Klar, habe der Rabbiner auch seine Yetzer HaRah (die negative Seite in uns allen), doch insgesamt sei er ja ein Zaddik (Gerechter). Muss man daher unbedingt die Behörden oder das Oberrabbinat (Rabbanut) durch breite Berichterstattungen aufmerksam machen ?

Persönlich bin ich der Ansicht, dass die Öffentlichkeit ein Recht darauf besitzt, über diverse Tatbestände aufgeklärt zu haben. Niemand besitzt einen Freischein, mit dem er machen kann, was er will. Und wer denkt an die Opfer, wenn es welche gibt ? Haben die kein Recht, angehört zu werden ? Und was über zukünftige potentielle Opfer, die auf den Rabbiner etc. hereinfallen könnten ?

Tatsache ist, heutzutage benötigt fast ein jeder Spenden. Wer jedoch als Rabbiner oder Verein negativ bzw. kriminell handelt, der muss sich über eventuelle Konsequenzen im voraus klar sein. Hinterher den Berichterstatter oder die Öffentlichkeit zu beschuldigen ist weder angebracht noch fair. Alle seien schuld, nur der eigentliche Täter nicht.

Vor fast einem Jahr passierte es mir, dass mich jemand auf meinen englischen Blog hin übelst per e - mail beschimpfte. Ich sei schuld, wenn der oder die keine Spenden mehr bekommen und das gesamte Unternehmen werde zerstört. Hinterher stellte sich heraus, dass derjenige, der mir da so wild schrieb, Provisionen auf die eingehenden Spendensummen kassierte und er sich mehr über sein eigenes Einkommen Sorgen machte als um die Sache selbst.

Geld oder Gerechtigkeit ?

Diese Frage muss jeder Einzelne für sich selbst entscheiden !

Montag, Februar 22, 2010

Die Jagd im Judentum und anderes

B"H

Diese Woche ist vollgepackt mit Research zu Purim und ebenso zur Thoralesung Tetzaveh, die da die Kleidung des Hohepriesters (Cohen HaGadol) beschreibt; aber auch die Ketoret (Gewürzopferung) und das Olivenöl der ständig brennenden Flamme im Tempel stehen an. Ich unterrichte einige nationalrelig. junge Frauen im Chassidismus und von daher schlage ich mich durch sämtliche chassidische Kommentare zu den Themen.

Ferner fragte mich ein Leser wie das mit dem "Jagen von Tieren" ist. Wie wird die Jagd im Judentum betrachtet und was sagen die Halachot ? 
Auch hierzu habe ich einiges an Material zusammengestellt und werde es in den Blog stellen. Soviel vorab: Das Jagen von Tieren als Sport im Judentum generell verboten.

Es gibt also viel zu tun dieser Tage und einige Male werde ich Buspausen einlegen, um von Jerusalem nach Tel Aviv (oder umgekehrt) zu fahren.

Einen Monat nach Purim, nämlich schon Ende März, feiern wir Pessach. Konkret bedeutet das, dass die relig. Hausfrau nach Purim mit dem Pessachputz beginnt und dass immer weniger Getreideprodukte gekauft werden. Der Genuss von jeglichen Getreideprodukten (Chametz) wie Bier, Nudeln, Kuchen, Brot und alles, was Weizen, Gerste, Spelt oder Roggen enthält, ist an Pessach verboten. Auch unsere Bäckerei wird gleich nach Purim die Produktion herunterfahren und den Personalbedarf reduzieren. Leider bin ich davon aber nicht betroffen.

Geniessen wir die Wochen vor Pessach noch, denn bald geht es ans nervige Putzen !

Das Mahl des Achaschwerosch




B"H


Weiteres zum Purim - Fest, welches wir in der nächsten Woche (Samstag abend, Sonntag + Montag) feiern:


In den ersten Sätzen des "Buches Esther" (Megillat Esther) wird uns von einem riesigen Fest erzählt, welches der persische König Achaschwerosch für sich und seine führenden Untertanen aus 127 Ländern gab. Das Fest gab er im dritten Jahr seiner Herrschaft in der damaligen Hauptstadt des persischen Reiches, in Schuschan.


In der Gemara (rabbinische Diskussionen) des Talmud Traktates Megillah 12a wird eine interessante Frage aufgeworfen, welche von Rabbi Schimon Bar Yochai und seinen Schülern diskutiert wurde. Die Schüler fragten Rabbi Schimon, warum die Juden zu Zeiten Esthers, Mordechais und Achaschweroschs von G - tt ausgelöscht werden sollten.
Sie fragten und lieferten gleichzeitig die Antwort: "Weil die damaligen Juden mit größter Freude am Fest des Bösewichts Achaschwerosch teilnahmen."


Rabbi Schimon Bar Yochai aber gab sich mit der Antwort nicht zufrieden.
Wenn dem nämlich tatsächlich so gewesen wäre, dann hätten folglich nur die Juden in Schuschan sterben müssen und nicht jene, die nicht in der Hauptstadt lebten. Schließlich nahmen nur Juden aus Schuschan am Gelage teil.
Die Schüler des Rabbi Schimon gaben auf und baten ihn um die richtige Antwort, die folgendermassen lautete:


"Die Juden hatten es verdient zu sterben, weil sie sich zu Zeiten Nebuchabnezzars (babylonischer König, der den Ersten Tempel in Jerusalem zerstörte und die Juden ins babylonische - später persisches Exil - zwang) vor einer Statue verneigten.


Die Schüler begannen, Rabbi Schimon herauszufordern:
"Wenn die Juden sich zu den Zeiten wirklich vor einer goldenen Statue verneigten, hätte G - tt in dem Fall nicht Gnade walten lassen können ?"


Rabbi Schimon gibt hierauf eine erstaunliche Antwort:
"Die Juden vollführten den Akt des offenbaren Götzendienstes nur äußerlich, weil sie sich vor Nevuchadnezzar fürchteten. Innerlich jedoch glaubten sie nicht an die "Hokuspokus - Goldstatue". Ähnlich verhält es sich später zu Zeiten von Mordechai, Esther und Achaschwerosch. G - tt inszenierte den Konflikt mit Haman nur "äußerlich", um die Juden zu ängstigen und zur Teschuva (Umkehr zu G - tt) zu bewegen. "Im Inneren" jedoch dachte Er niemals auch nur eine Sekunde daran, die Juden wirklich auszulöschen."



Kommentare:


Die Schüler gaben an, dass die Juden am Fest des Achaschwerosch mit großer Freude teilnahmen. Was genau bedeutet das ?


Achaschwerosch hatte sich, wie schon einer seiner Vorgänger (Belshazzar), verkalkuliert. Beide glaubten nämlich, dass die Zeit der Rückkehr der Juden nach Israel abgelaufen sei. Die Babylonier / Perser kannten die Prophezeihungen der jüdischen Propheten, machten aber jedesmal den gleichen Fehler, sich zu verkalkulieren, um dann behaupten zu können, G - tt habe die Juden abgeschrieben und Er denke gar nicht mehr daran, sie nach Israel zurückzubringen.
Achaschwerosch feierte somit die auf ewig anhaltende Zerstörung des Ersten Tempels, und alle Juden, die begeistert am Fest teilnahmen, erweckten den Eindruck, dass auch sie der Meinung des Königs zustimmten.


Bezüglich des Niederbeugens vor einer Goldenen Statue zu Zeiten des Nevuchadnezzar:
Der große Kommentator Raschi sagt, dass nur Chananiah, Mishael und Azariah sich weigerten, vor der Statue niederzuknien; alle anderen Juden taten es.


Vielen ist das Purim - Fest, unter anderem, auch als eine Art "Karneval" bekannt. In Israel sieht man seit Tagen Kinder verkleidet zu Purim - Parties gehen und es gibt wohl keine Schule im Land, die keine Parties abhält. Die Verkleidungen sind vollkommen unterschiedlich; die Säkuleren tragen andere Kostüme als die Religiösen. Bei relig. Mädchen ist das Top - Kostüm "Königin Esther". Jede will Esther sein und das seit vielen Jahren. Bei den Jungen geht es gemischter zu. Vom Polizisten bis hin zum Piraten ist alles vertreten.
Warum aber der Brauch des Verkleidens an Purim ?
Sicher gibt es hierzu viele Meinungen, doch eine ganz interessante fand ich im chassidischen Kommentar "Ner Israel" der Chassidut Ruzhin - Boyan.




Im Wort "Esther" verbirgt sich das hebrä. Wort "Nistar". Und "NISTAR" heißt "VERBORGEN". Alles ist im Buch Esther (Megillat Esther) verborgen und offiziell greift G - tt nicht ein. Nicht immer muß G - tt unverzüglich tolle Wunder vollbringen; vielmehr greift Er oft anhand der Natur ein, was uns normalerweise verborgen bleibt. Wir glauben halt, es sei die Natur.


Im Buch Esther tritt G - tt nur verborgen und anhand der Natur auf. Im Verborgenen vollbrachte Er die Wunder. Folglich verkleiden (verbergen) wir uns an Purim, um nicht erkannt zu werden und erkennen so die Wunder, die G - tt vollbrachte, an. Und insgeheim hoffen wir natürlich auch heute, dass diese Wunder ihre Wiederholung finden werden.

Sonntag, Februar 21, 2010

Geburtstag und Yahrzeit von Moshe Rabbeinu

B"H

Heute, Sonntag, ist gemäss dem jüdischen Kalender der 7. Adar und dieses Datum steht für den Geburtstag und das Sterbedatum (Yahrzeit = Sterbegedenktag) des Moshe (Rabbeinu).

Die Gemara (rabbinische Diskussionen) im Talmud Traktat Megillah 13b lehrt uns, dass Haman zuerst "nur" den Mordechai umbringen wollte, sich aber später entschloss, alle Juden zu vernichten. Als Haman seine Lose (Purim) warf, um den Termin für die Judenausrottung festzulegen, fiel das Los auf den 7. Adar. Haman jauchzte, denn er sah den 7. Adar als Unglückstag des jüdischen Volkes, da Moshe an dem Tag verstorben war. Dabei vergass er, dass Moshe ebenso an jenem Tag geboren worden war und der Tag somit ganz und gar kein Unglück darstellte. Raschi kommentiert: Moshes Geburstag am 7. Adar kompensiert den negativen Aspekt des Tages, welcher durch seinen Tod hervorgerufen wird.

Die Thora sagt uns nicht das genaue Datum des Todestages von Moshe, aber unsere Weisen taten dies, indem sie die Tage der Trauer um Moshe zusammenzählten (siehe das Buch Deuteronomy - Sefer Devarim 34:8) und diese dem geschichtlichen Hintergrund anpassten.

Rabbi Shalom Arush (Chassidut Breslov) schreibt in seinem Buch "Der Garten des Glaubens" zur Aufgabe (Mission) in unserem aller Leben:

"Jeder von uns kommt mit einer für ihn individuell vorgesehenen Aufgabe zur Welt, die nur er erfüllen kann. Einige Menschen leben ein langes ausgefülltes Leben, andere wiederum sterben schon in jungen Jahren. Unsere Seelen kommen in diese Welt, um einen speziellen Tikun (Seelenkorrektur) auszuführen oder haben eine anderweitige individuelle Aufgabe. Was auch immer es sein mag, der Grund, warum einige alt werden und andere jung sterben, liegt abseits jeden menschlichen Fassungsvermögens".

Es gibt eine weit verbreitete Ansicht, die besagt, dass, sobald wir UNSERE Aufgabe im Leben erfüllt haben, sterben. Ich sehe das nicht ganz so, denn der große Kabbalist Rabbi Yitzchak Luria kommentierte in seinem Buch "Shaar HaGilgulim - Tor der Reinkarnationen", dass es Leute gibt, die ihre Lebensaufgabe / Tikun ganz und gar nicht erfüllten und dessen Seelen gerade darum reinkarniert werden.

Anscheinend aber hatte Moshe seine Aufgabe erfüllt und starb. Wobei es jedoch heisst, dass der Meschiach einen Funken der Seele des Moshe besitzen wird.

Musik zu Purim :" Mi she nichnas Adar"

Yad Le'Achim erwägt Evangelikalen - Anwalt wegen Verleumdung vor Gericht zu bringen

B"H

Es ist nicht neu, dass messianische "Juden" sowie Evangelikale gegen die israelische Anti - Missionsorganisation "Yad Le'Achim" lästern und Hetze verbreiten. Gerade Yad Le'Achim ist es, welche auf Missionstätigkeiten in Israel aufmerksam macht bzw. christliche Missionare aufdeckt und den israelischen Ministerien meldet. Die Publik der Wahrheit mögen die Missionare ganz gewiss nicht.

Kürzlich betitelte der Evangelikalen - Anwalt Caleb Myers die Organisation "Yad Le'Achim" als Gestapo und KGB, woraufhin Yad Le'Achim eine öffentliche Entschuldigung sowie ein Schadenersatzgeld einforderte. Nachdem ein Yad Le'Achim Anwalt eingeschaltet war, verschwanden die Verleumdungen gegen die Organisation unverzüglich von den Sites der Messianics, denn Myers hatte es offenbar mit der Angst zu tun bekommen.

Alle Infos HIER:

English:


Hebräisch:

Bild des Tages


Purim kommt und somit auch die Kalorienschwemme !

Photo: LaDaat

Freitag, Februar 19, 2010

Schabbat Schalom




B"H

Dieser Tage wieder in Jerusalem und heute abend (Erev Schabbat - Freitag abend) nach Mea Shearim (einer der ultra - orthodoxen Stadtteile) gehend. Zum Essen eingeladen und danach, falls noch halbwegs wach, gehe ich zu einem der chassidischen Tische, welche die jeweiligen Rebben für die Chassidim abhalten.

Am nächsten Samstag abend beginnt in Orten außerhalb Jerusalems das Purim Fest und ich werde mich an dem Abend wahrscheinlich nach Bnei Brak begeben, um die chassidischen Feierlichkeiten zu sehen. Bei den Gruppen Vishnitz oder Nadvorna, zum Beispiel.
Spätestens am Montag nachmittag werde ich wieder in Jerusalem sein, denn dann laufen die Purim Feiern in Jerusalem. Insbesondere in Mea Shearim und weiteren umliegenden haredischen Stadtteilen. Nicht immer ganz sicher, dort zu der Zeit herumzulaufen, denn die Yeshivastudenten sind vollgesoffen und gröhlen durch die Straßen.

Wo werde ich in der nächsten Woche die "Megillath Esther - Das Buch Esther" zu Purim hören ? Am ersten Tag entweder bei Chabad in Tel Aviv oder bei der Chassidut Biale in Bnei Brak.
Am zweiten Tag (Shushan Purim in Jerusalem) irgendwo in Mea Shearim. Vermutlich bei den original Breslovern des Rabbi Me'ir Schechter. Dort war ich vor zwei Jahren zur Megillah und es herrschte eine tolle Stimmung. Auch oben auf der Frauenempore, obwohl wir nichts vom Geschehen im Erdgeschoss bei den Männern sahen.:-)

"Schabbat Schalom" an alle Leser !

Donnerstag, Februar 18, 2010

Primitive Gedanken zur Parashat Terumah

B"H


"Primitive Gedanken zur Thora Parashat Terumah ?"
Vielleicht eher "Praktische Gedanken !"
Oder doch "primitiv" ?


G - tt gibt detaillierte Instruktionen zum Bau des Mischkan (Tabernakel). Später werden Familienmitglieder von Moshe und Aharon ernannt, die Bauteile des Mischkans zu tragen, wenn die Israeliten sich auf der Wüstenwanderung befinden. Stangen, Wände, alles musste ja transportiert werden und gewisse Familien wurde die Ehre zuteil diese Gegenstände zu tragen. Manchmal jedoch kommt es vor, dass Neid herrschte. Wieso darf der das tragen und ich nur das ? Irgendwie das typische männliche Konkurrenzverhalten.


Wer von uns ist heute in der Lage, sich die Atmosphäre mit der Gegenwart des Mischkan vorzustellen. Wir haben schon Probleme, uns die Zeit mit einem Tempel auszumalen. Wie aber war das mit dem Tabernakel, in dessen Allerheiligstem (Aron HaKodesh) die Schechinah (Anwesenheit) G - ttes "wohnte" ? Das Mischkan war über einen langen Zeitraum hin intakt, doch unsere Quellen sagen, dass es letztendlich verschwand bzw. abbrannte. Nachher trat der Erste Tempel in Erscheinung.


Warum legt G - tt soviel Wert uns jedes kleinste Detail, jede Schraube, zu nennen ? In den entsprechenden Kommentaren heißt es, dass wir an das Detail gewöhnt werden sollten. Wie beim Bau des Mischkan so sollen wir auch halachische Handlungen angehen und uns an der geschriebenen sowie der mündlichen Thora (dem Talmud) halten.


Rabbeinu Bachya hatte seinerzeit zum Buch Exodus (Sefer Shemot) einige spirituelle Kommentare parat. Das Mischkan auf Erden war das exakte Gegenstück zum Tempel (Beit HaMikdash) in den höheren spirituellen Welten. Wie wir wissen, hat jede Existenz auf unserer Welt einen Gegenpart in den oberen spirituellen Welten. Selbst wir Menschen !


Was bedeutet das genau ? Das dort oben ein Double von mir herumläuft ? Gibt es mich zweimal ? Ist dort mein zweites und vielleicht wahres ICH zu finden ? Steht dort ein anderer Tempel oder befindet sich dort ein zweites Jerusalem ?


Was denken die Leute, wenn sie auf uns hinunterschauen und was denken wir ?


Grundsätzlich war das Mischkan absolut perfekt ! So, wie es sein musste, wenn G - ttes Schechinah sich in etwas befindet. Und so verhält es sich mit meinem zweiten perfekten ICH. Das andere ICH, welches ein Abbild von dem ist, wie ich zu sein hätte. Perfekt, doch nur in spiritueller Gestalt. Ein perfektes Jerusalem und Menschen, die sich an G - ttes Willen halten.


Das Konzept der Gegenparts ist NICHT wörtlich zu verstehen, sondern bewegt es sich auf einem spirituellen Level. Wir können unser unvollkommenes Jerusalem in etwas Perfektes umwandeln, indem wir nach G - ttes Mitzvot leben. Wenn wir unsere Existenz mit der Thora vereinigen. Dann bewegen wir uns in den oberen Welten und erreichen unsere uns zugedachte Perfektion und erhalten so einen kleinen Einblick in das Leben zur Zeit des Mischkan.

Rabbi Mordechai Machlis zur Thoralesung "Terumah"

Parashat Terumah - פרשת תרומה





B"H



Die Thoralesung für diesen Schabbat


Mit der Parashat Terumah gelangen wir an den Punkt, an dem G - tt Moshe die genauen Details zum Bau des Tabernakels (Mischkan) gibt. Da wird das Material genannt und wie die einzelnen Bauteile bzw. Gegenstände (Kelim) auszusehen haben. Gleichzeitig gelangt so manch einer von uns damit an den Punkt, diese Details nur zu überfliegen, denn was interessiert es mich, ob ein Teil des Mischkan aus dem Holz oder jenem Holz entstand.
Befasst man sich dagegen ausgiebig mit den Kommentaren zu dieser Thoralesung, dann kommt Erstaunliches zum Vorschein. Besonders sticht einmal wieder mehr die Kabbalah hervor, welche den einzelnen Bauteilen mystische Bedeutung beimisst.

Gleich zu Beginn der Parashat Terumah beauftragt G - d Moshe, unterhalb den Israeliten eine "Terumah" durchzuführen. Das Wort TERUMAH wird im heutigen Sprachgebrauch mit SPENDE übersetzt, doch ist in der Thora eine "Opfergabe" gemeint. Jeder Israelit kann zum Bau des Mischkans beitragen, indem er eine Spende gibt. Die Chassidut Ruzhin in ihrem Buch "Ner Israel" hält einen erstaunlichen Kommentar dazu bereit. Zuerst jedoch muß angemerkt werden, dass die Mehrheit der Kommentatoren der Meinung sind, dass das Mischkan NACH dem Vergehen mit dem Goldenen Kalb (Egel HaZahav) gebaut wurde und nicht vorher, wie die Thora vielleicht reihenfolgemässig verlauten läßt. Nicht immer hält sich die Thora an historische Reihenfolgen und Abläufe und einiges mag später gelesen werden, was eigentlich vorher stattfand. Zum Beispiel lasen wir die Parashat Ki Tisa, welche vom Bau des Goldenen Kalbes handelt, bisher noch nicht, aber dennoch wird in dieser Parasha schon das Mischkan gebaut.

Reihenfolgemässig jedoch war das Goldene Kalb schon halbe Vergangenheit, aber da die Israeliten schwer gesündigt hatten, indem sie in den Götzendienst zurückverfielen, mußte ein Tikun (Reparatur der Seele) her. Kabbalistische Autoren sehen daher den Bau des Mischkan als eine Seelenreparatur für das Volk Israel. Zusätzlich repräsentieren die einzelnen Bauteile gleichzeitig die Erschaffung der Welt durch G - tt. Das Tabernakel (Mischkan) ist in sich eine eigene Welt. Das Dach steht für die Erschaffung des Himmels etc.

Aber zurück zum Kommentar des Ner Israel (Rabbi Israel von Ruzhin) zur Terumah (Opfergabe). G - tt beauftragte Moshe, den Israeliten eine Opfergabe abzuverlagne, welche durchaus freiwillig war. Zumindest war die Höhe der Gabe individuell selbst zu bestimmen. Einer gab mehr, der andere konnte nur wenig geben. Aber nicht die Summe zählte, sondern die Höhe der Bereitschaft jedes Einzelnen. Mit welchen Gefühlen G - tt gegenüber gab er etwas ?


G - tt legte so hohen Wert auf den freien Willen jedes Menschen. Außerdem drückt die Terumah (Opfergabe) auch eine Art Teshuva (Umkehr zu G - tt) aus. Es ist eine Mitzwah (Thoragebot), anderen Leuten zu helfen und zu geben. Im Hebräischen nennen wir diese Gabe an Bedürftige auch Zedakah. Jeder dieser Gaben kommt gleichzeitig einer persönlichen Annäherung an G - tt gleich. Oder in anderen Worten, anhand der Erfüllung von Thorageboten kommen wir G - tt näher. Selbstverständlich geschieht dies auch durch das Gebet, doch besteht das Judentum auch aus Taten.

G - tt sagte, dass Er in dem Mischkan in ihnen (den Israeliten) "wohnen" wollte. Wie immer ist diese Aussage nicht wörtlich zu verstehen, sondern metaphorisch. G - tt lebt nirgendwo, denn Er ist und bleibt für unseren menschlichen Verstand unbegreifbar. Was Er allerdings tat war, uns die Thora in menschlicher Sprache zu geben, damit wir imstande sind, sie einigermassen zu begreifen. Daher erfolgen manchmal geradezu menschliche Charakterbeschreibungen G - ttes.

G - tt sagte, dass Er inmitten von ihnen (den Israeliten) leben wolle. Der große spanische Kabbalist, Rabbi Yosef Gikatilla (1248 - ca. 1305), kommentiert hierzu in seinem Buch "Shaarei Ora", dass G - tt nicht sagte, Er wolle in der unseren unteren Welt leben, sondern innerhalb der Israeliten. Diese Aussage steht als Beweis dafür, dass G - tt immer in unserer (den Juden) Mitte weilt. Niemals sind wir allein, was uns alle bisherigen Diasporas bewiesen. Egal, wo sich die Juden befinden, G - tt lebt immer unter ihnen.
Der derzeitige Rebbe der chassidischen Gruppe Slonim, Rabbi Shmuel Bozorowsky, sowie der Thorakommentator Rabbi Moshe Alschich kommentieren, dass G - tt nicht nur innerhalb der Israeliten in dem Mischkan lebt, sondern genauso in jedem Einzelnen von uns selbst. Jeder Jude sollte durch die Einhaltung der Thora zum wandelnden Mischkan werden. Aber nicht nur als eigene Seelenreparatur diente das Mischkan. Der Bau allein und der Opferdienst führten laut der Chassidut zu einer absoluten Devekut, Vereinigung mit G - tt. Sobald ich etwas für G - tt tue, kommt automatisch die Lust auf, mehr zu tun.

Es gibt Hunderte von Themen, auf die man in der Parashat Terumah eingehen sollte. Ich entschloß mich für die Cheruvim (Kerubim), welche vor allem in kabbalistischer Literatur eine immense Bedeutung haben.
Der Talmud Traktat Bava Batra 99a sowie der Thorakommentator Onkelos sehen die Cheruvim als Engel in Kindergestalt. Nicht immer sind sie die braven lieblichen Engel, denn stehen sie doch auch als Wächter vor dem Eingangstor zum Paradies (Gan Eden). Und wer dort ankommen sollte, der kann genauso von ihnen zerstört bzw. nicht eingelassen werden.

Auch hier bin ich wieder gezwungen, darauf hinzuweisen, dass es sich um eine Metapher handelt. Das Paradies ist kein irdischer Ort, an dessen Tor man steht und anklopft. Viemehr handelt es sich um einen Seelenzustand. Nach dem Tode steigt die Seele auf und bekommt ihren endgültigen Platz von G - tt in der Seelenwelt zugewiesen. Entweder näher an Ihm oder weiter weg. Je nach dem Leben, welches man auf Erden führte.

Ein weiblicher und ein männlicher Cheruv standen jeweils auf dem Aron HaKodesh, der Bundeslade. Sie waren aus purem Gold und spannten ihre Flügel über die Lade. Sobald sie sich gegenüberstanden und ansahen, war das ein Zeichen dafür, dass die Juden G - ttes Gebote erfüllten und eins mit Ihm waren. Sahen sie dagegen aneinander vorbei, so zeigte dies das Gegenteil an. Die Juden hielten sich nicht an die Thora und G - tt zog seine Schechinah (Anwesenheit) etwas zurück (siehe die Kommentatoren Raschbam sowie den Maharscha). Insgesamt waren die beiden Cheruvim ein Ausdruck für G - ttes Verhältnis zu Israel, welches übrigens auch im Schir HaSchirim zum Ausdruck kommt. Schir HaSchirim scheint in den deutschen jüdischen Gemeinden nicht gerade besonders existent zu sein, denn ich habe es nie im Sidur (Gebetbuch) gefunden. In Israel dagegen liest man es vor dem eigentlichen Abendgebet (Maariv) am Erev Schabbat (Freitag Abend).

Wie bekannt verschwand mit der Zerstörung des Ersten Tempels auch die Bundeslade und damit die Cheruvim. Über den Aufenthaltsort der Lade wird auch im Talmud Yoma spekuliert, aber Genaues scheint niemand zu wissen. Einmal las ich in einer Gemara (rabbinische Diskussionen im Talmud), dass erst G - tt uns die Lade wieder zeigen wird. Manchmal im Leben kann es geschehen, dass wir vor etwas stehen und es dennoch nicht sehen. So erginge es uns auch heute mit der Bundeslade.

Und was tun wir heute ohne Mischkan oder Tempel ?
Natürlich weiterhin beten und die Mitzwot erfüllen, soweit dies eben ohne Tempel und Cohanim (Tempelpriester) möglich ist. Momentan sind wir nur in der Lage, ca. 70 der 613 Thoramitzwot auszuführen, da sich halt die meisten von ihnen auf den Tempel beziehen.

Und warum erklärt uns die Thora jedes noch so kleine Detail des Mischkans ?
Damit wir uns an Details gewöhnen, denn nur wenn wir die Mitzwot aus dem Detail heraus erfüllen, tun wir auch das Richtige. Niemand sollte alles auf die leichte Schulter nehmen, sondern sich an die Halacha halten.


"Schabbat Schalom" an alle Leser !