Montag, Oktober 15, 2007

G – tt ist EINS

B"H

Warum heißt es im jüdischen Shema Israel – Gebet (eine Zusammenfassung mehrerer Thoraverse) nicht ganz einfach:

Shema Israel, HaShem (G – tt) ist EINS,

anstatt

Shema Israel, HaShem (G – tt) unser G – tt (Elokenu), HaShem (G – tt) ist EINS ?

Diese Frage führt uns wieder zu dem berühmten Namen G – ttes, Elokim, zurück, der in anderen Religionen außerhalb des Judentumes so gerne mißinterpretiert wird.

Wie schon zuvor erwähnt, beinhaltet der Name "Elokim" sämtliche Kräfte G –ttes und steht daher augenscheinlich im Plural. Der Plural entspricht nicht ganz der Wahrheit, denn bei G – tt handelt es sich um nur Einen Einzigen und keinerlei Spaltungen in mehrere G – tter. In anderen Worten, Elokim ist ein einziger G – tt, der die Welt mit mehreren Kräften erschuf und mit diesen handelt und bis heute Seine Welt regiert. Im "Shema Israel" drücken wir demnach aus, daß G – tt mit all Seinen unterschiedlichen Kräften EINS ist.

Der Rambam (Maimonides) gibt in seinem Buch "The Guide of the Perplexed – Moreh Nevuchim" dem Namen "Elokim" eine weitere Bedeutung (siehe Moreh Nevuchim 1:2). Für den Rambam (1135 – 1204) bedeutet Elokim gleichzeitig die Erkenntnis von "Gut und Böse". G – tt erschuf den Menschen in Seinem Ebenbild, heißt mit einem Intellekt, und mit Hilfe unseres Intellektes sollen wir Wahrheit und Lüge erkennen.

In den Schriften des großen Kabbalisten Rabbi Yitzchak Luria (dem Arizal) wird zu Beginn der Bücher "Shaar HaHakdamot" sowie "Etz Chaim" die Frage gestellt, warum G – tt unsere Welt zu dem Zeitpunkt erschuf, an dem sie sie erschuf. Warum nicht früher oder später ?

Die Antwort ist ganz einfach. G – tt ist EINE Einheit, welche wir mit unseren Gedanken nicht imstande sind zu erfassen. Er ist unendlich, heißt Er hat immer existiert und wird dies auch immer tun. Die Kabbalah nennt Ihn an dieser Stelle "Ein Sof – Ohne Ende". Er erschuf uns allein aus dem Grunde, um Ihm zu dienen und die Mitzwot (Gesetze) einzuhalten (siehe unter anderem Rabbi Moshe Chaim Luzzattos Buch "138 Pitchei Chochmah). Die Welt um uns herum soll uns zwar Freude bereiten, doch ist sie ebenso mit allerlei Versuchungen gespickt, denen es gilt zu widerstehen.

Da wir außerstande sind, Ihn zu begreifen, sprechen wir in der Kabbalah ausnahmslos von Seinem Willen. Den Willen wiederum sehen wir in Seinen Taten und somit in Seinen Namen. Für uns Menschen ist dies die einzige Möglichkeit, G – tt fassen zu können.

Um den Menschen einen freien Willen geben zu können, erschuf G – tt die Sitra Achra. Sitra Achra ist ein Begriff aus dem Aramäischen und bedeutet "die andere Seite". Im Judentum ist alles Positive UND Negative von G – tt erschaffen, wobei das Negative KEINE unabhängige Macht oder Institution darstellt. Es gibt nichts in unserer Welt, was nicht von G – tt erschaffen wurde.

Unser System basiert auf dem berühmten Schema der "Belohnung und der Strafe – S'char ve Onesh – Reward and Punishment"). Unsere Aufgabe besteht darin, das Gute zu wählen und G – tt zu dienen. Allerdings können wir nur etwas wählen, wenn wir überhaupt eine Wahl, nämlich den Freien Willen, haben. Und weiterhin müssen wir wissen, was Gut und was Böse ist und daher ist G – ttes Erschaffung des Bösen eine Grundvoraussetzung für unseren Freien Willen. Das System der "Belohnung und der Bestrafung" funktioniert nur, wenn beide Einheiten gegeben sind.

Wie jedoch können wir mit G – tt, der weder Form noch Gestalt hat, überhaupt kommunizieren ?

Mit Hilfe von Gebet und der Erfüllung der Mitzwot (Gesetze). Für Juden sind dies 613 Mitzwot und für Nichtjuden gelten die "Sieben Gesetze der Noachiden".

Eine Frage, die genauso wichtig wie die vorhergehende ist: Wie kann G – tt als Unendlichkeit mit uns sterblichen Wesen eine Verbindung haben ?

Die Theorie der Sefirot (Seiner 10 Verhaltensweisen) ist der Versuch zu erklären, wie ein unendlicher G – tt ein Verhältnis mit etwas Endlichem (uns) eingehen kann ("The Mystic Quest" von David S. Ariel). Die Kabbalah entwickelte ein System (die Sefirot), um dem menschlichen Verstand die Relation von G – tt zu den Menschen, und umgekehrt, überhaupt begreiflich zu machen. Hierbei bedient sie sich Metaphern.

Wer all diese Punkte einmal überdenkt, ist ein gutes Stück weiter in seiner Beziehung zu G – tt und dem Grund seines Daseins.

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