B"H
Vor sechs Jahren arbeitete ich bei einer Gesellschaft fuer Poskim (Experten in Halacha - Jued. Gesetz). Wir waren u.a. fuer die Orthodox Union im Internet vertreten und beantworteten Online alle moeglichen Fragen, die aus aller Welt an uns gestellt wurden. Die Poskim waren nationalreligioese Rabbiner aus Hesder - Yeshivot, was bedeutet, dass sie mehr oder weniger Chardalnikim (fast Haredim) waren.
Vor allem bei dem Rabbiner, mit dem ich meistens zusammenarbeitete, fragte ich mich, warum er nationalreligioes und kein Haredi war. Noch dazu, weil er in einem Haredi - Stadtteil wohnte.
Ich moechte hier zwei Fragen, die an uns gestellt worden, naeher erlaeutern. Erstere erscheint recht einfach und koennte viele von euch betreffen. Die zweite Frage dagegen ist heikel und kam nur einmal vor. Obwohl sie eher seltsam klingen mag, wurde sie dennoch ernsthaft halachisch beantwortet. Ich moechte hier vor allem zeigen, dass Orthodoxe manchmal als konservativ eingestuft werden, was aber nicht immer so ganz den Tatsachen entspricht.
Die erste Frage kam aus den USA und lautete, ob jemand der Aliyah (Einwanderung nach Israel) macht, kurz vor seiner Abreise aus dem Heimatland noch 9 Tage Sukkot (Laubhuettenfest) feiern muss. Wenn derjenige einen festen Termin fuer seine Aliyah hat, ist er daher immer noch verpflichtet, die auslaendischen laengeren Feiertage wie an Pessach, Shavuot und Sukkot einzuhalten ?
Die halachische Antwort lautete, dass sobald jemand seine Aliyah - Papiere von der Jewish Agency in der Hand haelt, er die angehaengten zusaetzlichen Tage an den genannten Feiertagen nicht mehr einhalten muss, sondern er kann als Israeli betrachtet werden.
Die zweite Frage war, wie gesagt, aeusserst ungewoehnlich und ich hoffe sehr, dass die Antwort des Rabbis nicht missinterpretiert wird.
Die Frage an uns kam von einem orthod. Rabbiner aus England. Wie er in seiner e-mail schrieb, schaemte er sich, sich an lokale Rabbiner zu wenden und fragte daher uns. Anonym. Er beschrieb, dass zwei Jahre zuvor eine Frau, mit der Bitte zum Judentum zu konvertieren, in sein Buero kam. Da er wenig Zeit hatte, vereinbarte er einen anderen Termin mit ihr, zu dem die Dame aber nie erschien.
Nach zwei Jahren kam ein Mann mit der gleichen Bitte in sein Buero. Der Mann sagte ausserdem, dass er die Frau von damals gewesen sei. Zwischenzeitlich haette er sich zum Mann umoperieren lassen, da er psychische Probleme damit hatte, eine Frau zu sein, sich aber als Mann fuehlte. Dies koenne er aerztlich belegen.
Die Frage des orthod. Rabbis an uns lautete, ob er den Mann (die ehemalige Frau) in den Konversionskurs aufnehmen koenne und ob er nach dem Konversion (Giur) zu einer Minyan gehoert. Der Mann erschiene ihm mit seinem Konversionswunsch sehr ernsthaft.
Nun im Buero dachten wir alle die Antwort zu wissen, welche NEIN heissen sollte.
Nach einigen Tagen bekam ich die Antwort des Rabbis, mit dem ich zusammenarbeitete. Ich las sie und mir standen die Haare zu Berge. Mit dem Zettel ging ich zu ihm und fragte ihn, warum er dem engl. Rabbi folgende Antwort gab:
Sie koennen den Mann konvertieren, aber zu einer Minyan kann er nie dazu gehoeren.
Ich fragte Rabbi M. nach der Begruendung seiner Antwort, die er mir aber nicht nennen wollte. Das wiederum war aussergewoehnlich, denn ich hatte mit ihm viele tolle halachische Gespraeche. Hier aber weigerte er sich hartnaeckig mir eine Begruendung zu geben. Abends ging ich zu einem Vortrag bei einem befreundeten Chabad - Rabbi und erzaehlte ihm von dem Fall. Ob er denn eine Begruendung wuesste.
Ja, meinte er, aber er koenne nicht sagen, ob die mit der des Rabbi M. uebereinstimme.
Der Chabad - Rabbi sagte folgendes: In den Zeiten vor der Ankunft des Meschiach muessen wir vorsichtig mit Reinkarnationen sein. Im Judentum glauben wir, dass Menschen aus verschiedenen Gruenden reinkarniert werden, um ihre Seele zu reparieren (Tikun). Dabei kann es geschehen, dass eine maennl. Seele in eine weibl. Person reinkarniert wird oder umgekehrt. Unsere Aufgabe ist es, dieser Person zu helfen. Viel ausfuehrlicher werde ich dies vielleicht demnaechst erklaeren, doch soweit erst einmal zu seiner Erklaerung.
Es kann also sein, dass in dem umoperierten Mann von Beginn an eine maennl. Seele steckte und daher koennen wir ihm eine Konversion nicht verweigern, weil er seinen Tikun erfuellen muss.
Samstag, Mai 05, 2007
Donnerstag, Mai 03, 2007
Chardal
B"H
Schon einige Male zuvor erwaehnte ich, dass mir die Haredim (Ultra – Orthod.) mehr liegen als die Nationalreligioesen. Den Grund dafuer kann ich nicht genau sagen. Kabbalistisch koennte ich es vielleicht begruenden mit den Wurzeln der Seele (soul roots), was bedeutet, dass jede Seele einen bestimmten Ursprung hat und sich demnach zu gewissen Themen oder Leuten hingezogen fuehlt.
Manche lernen nur oder gerne Halachot oder Thora, Mussar (Ethik) oder Kabbalah. Ich kenne Leute auf Yeshivot (relig. Schulen), die nur mit talmudischen Lehren etwas anfangen koennen. Bei mir dagegen war es die Chassidut, wo es sofort klickte.
Aus dem Grund habe ich uebersehen, eine wichtige Gruppe der Nationalreligioesen zu beschreiben. Was heisst beschreiben ? Viel gibt es nicht zu sagen, aber dennoch sollte man sie erwaehnen.
Vorab vielleicht: Nationalreligioese kleiden sich wie andere Leute auch und tragen gehaekelte bunte Kipot auf dem Kopf. Sie gehen zur Armee und sind fuer den Staat Israel. Im Ausland wuerde man sie gemaess der auslaendischen Presse als die Siedlerbewegung einstufen, was ziemlich generell und stereotyp klingt.
Aber auch bei den Nationalreligioesen gibt es verschiedene Richtungen: Die regulaeren Nationalreligioesen und eine Gruppe, die den Haredim sehr nahe kommt, die Chardalnikim.
Chardal ist das hebraeische Wort fuer Senf, doch mit Senf haben sie gewiss nichts zu tun. Vielmehr ist Chardal eine Abkuerzung fuer Haredi Leumi (nationaler Haredi).
Diese nationalreligioesen Chardalnikim sind eigentlich ihrer Kleidung nach Haredim. Sie tragen ueberwiegend (aber nicht immer) schwarze Hosen und ein weisses Hemd. Der grosse Unterschied zu den Haredim ist, dass sie keine schwarze, sondern eine grosse gehaekelte Kipa auf dem Kopf tragen, sie zur Armee gehen und den Staat Israel anerkennen. Ansonsten aber sind die Chardalnikim anzusehen wie Haredim. Jedenfalls betrachten sie die Halachot (jued. Gesetze) genauso streng wie diese.
In Jerusalem gibt es eine beruehmte Yeshiva fuer Chardalnikim: Merkaz HaRav, gegruendet von Rabbi Kook (Kuk) einem frueheren Oberrabbiner Israels. Die Yeshiva Merkaz HaRav liegt im nationalreligioesen Stadtteil Kiryat Moshe, gleich an der Sderot Herzl. Neben der Yeshiva befindet sich eine riesige Synagoge, in die ich frueher mit Freunden oft zum Freitagabend G-ttesdienst ging.
Noch vor Jahren war die Yeshiva als sehr offen einzustufen, doch innerhalb der letzten Jahre driftete sie immer mehr in die Haredi – Szene ab, was an einem der dort lehrenden Rabbiner (Rabbi Shapiro) lag. Rabbi Avraham Shapiro ist derzeit der Leiter der Yeshiva.
Ein weiterer Grund mag sein dass, Merkaz HaRav genau an der Grenze zum haredischen Stadtteil Givat Shaul liegt.
Schon einige Male zuvor erwaehnte ich, dass mir die Haredim (Ultra – Orthod.) mehr liegen als die Nationalreligioesen. Den Grund dafuer kann ich nicht genau sagen. Kabbalistisch koennte ich es vielleicht begruenden mit den Wurzeln der Seele (soul roots), was bedeutet, dass jede Seele einen bestimmten Ursprung hat und sich demnach zu gewissen Themen oder Leuten hingezogen fuehlt.
Manche lernen nur oder gerne Halachot oder Thora, Mussar (Ethik) oder Kabbalah. Ich kenne Leute auf Yeshivot (relig. Schulen), die nur mit talmudischen Lehren etwas anfangen koennen. Bei mir dagegen war es die Chassidut, wo es sofort klickte.
Aus dem Grund habe ich uebersehen, eine wichtige Gruppe der Nationalreligioesen zu beschreiben. Was heisst beschreiben ? Viel gibt es nicht zu sagen, aber dennoch sollte man sie erwaehnen.
Vorab vielleicht: Nationalreligioese kleiden sich wie andere Leute auch und tragen gehaekelte bunte Kipot auf dem Kopf. Sie gehen zur Armee und sind fuer den Staat Israel. Im Ausland wuerde man sie gemaess der auslaendischen Presse als die Siedlerbewegung einstufen, was ziemlich generell und stereotyp klingt.
Aber auch bei den Nationalreligioesen gibt es verschiedene Richtungen: Die regulaeren Nationalreligioesen und eine Gruppe, die den Haredim sehr nahe kommt, die Chardalnikim.
Chardal ist das hebraeische Wort fuer Senf, doch mit Senf haben sie gewiss nichts zu tun. Vielmehr ist Chardal eine Abkuerzung fuer Haredi Leumi (nationaler Haredi).
Diese nationalreligioesen Chardalnikim sind eigentlich ihrer Kleidung nach Haredim. Sie tragen ueberwiegend (aber nicht immer) schwarze Hosen und ein weisses Hemd. Der grosse Unterschied zu den Haredim ist, dass sie keine schwarze, sondern eine grosse gehaekelte Kipa auf dem Kopf tragen, sie zur Armee gehen und den Staat Israel anerkennen. Ansonsten aber sind die Chardalnikim anzusehen wie Haredim. Jedenfalls betrachten sie die Halachot (jued. Gesetze) genauso streng wie diese.
In Jerusalem gibt es eine beruehmte Yeshiva fuer Chardalnikim: Merkaz HaRav, gegruendet von Rabbi Kook (Kuk) einem frueheren Oberrabbiner Israels. Die Yeshiva Merkaz HaRav liegt im nationalreligioesen Stadtteil Kiryat Moshe, gleich an der Sderot Herzl. Neben der Yeshiva befindet sich eine riesige Synagoge, in die ich frueher mit Freunden oft zum Freitagabend G-ttesdienst ging.
Noch vor Jahren war die Yeshiva als sehr offen einzustufen, doch innerhalb der letzten Jahre driftete sie immer mehr in die Haredi – Szene ab, was an einem der dort lehrenden Rabbiner (Rabbi Shapiro) lag. Rabbi Avraham Shapiro ist derzeit der Leiter der Yeshiva.
Ein weiterer Grund mag sein dass, Merkaz HaRav genau an der Grenze zum haredischen Stadtteil Givat Shaul liegt.
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Haredim,
Jewish Identity,
Rabbis
Chassidische Gedanken
B"H
Von Rabbi Meshullam Zisha von Hanipol (ein Schueler des Maggid von Mezritch)
In der kommenden Welt (Olam HaHabah) wird G-tt mich nicht fragen, warum ich nicht Moshe war. Er wird mich fragen: "Zisha, warum warst du nicht Zisha?" Heisst, warum hast du dein Potential nicht erfuellt.
Nach unserem Tod wird G-tt uns nicht fragen, warum wir nicht so gross wie Moshe waren. Nein, Er wird uns fragen warum wird nicht wir selbst waren. Jeder von uns sollte er selbst sein und sein ihm gegebenes Potential erfuellen.
Es passierte mir einmal, dass ich zum Hause eines Rabbis kam und mich schuldig fuehlte, weil ich die Thoraparasha fuer den Shabbat aus Zeitgruenden nur halb gelernt hatte. Ich erzaehlte einem Bekannten von meinen Schuldgefuehlen und der sagte: Warum schaust du nur auf alle, die die Parasha ganz gelesen haben ? Schau auf dich, denn du hast getan, was du konntest. Du hast dein bestes gegeben und es hat halt nur fuer die Haelfte der Parasha gereicht.
Ich glaube, es war der gleiche Rabbi Zisha, dem folgendes passierte:
Rabbi Zisha lebte in Armut, musste aber eine immense Summe an einen Glaeubiger zurueck zahlen. Diese Summe war am naechsten Tag faellig und Rabbi Zisha konnte abends vor Sorge nicht einschlafen. Morgen wuerde er alles verlieren, weil er das Geld nicht auftreiben konnte. Er setzte sich an den Tisch, nahm einen Zettel und schrieb alle moeglichen Loesungen fuer diese Situation auf. Alles, was ihm einfiel. Er kam auf 25 verschiedene Loesungen und schlief beruhigt ein.
Am naechsten Morgen ging er zum Glaeubiger und tatsaechlich, die Sache kam in Ordnung. Doch wurde eine Loesung gefunden, die nicht auf seinem Zettel stand, sondern es war die 26. Loesung, an die er nicht gedacht hatte.
Manchmal glauben wir, alle Loesungen fuer unser Leben gefunden zu haben, doch dann kommt G-tt mit einer anderen, die wir nie in Betracht gezogen haben.
Von Rabbi Meshullam Zisha von Hanipol (ein Schueler des Maggid von Mezritch)
In der kommenden Welt (Olam HaHabah) wird G-tt mich nicht fragen, warum ich nicht Moshe war. Er wird mich fragen: "Zisha, warum warst du nicht Zisha?" Heisst, warum hast du dein Potential nicht erfuellt.
Nach unserem Tod wird G-tt uns nicht fragen, warum wir nicht so gross wie Moshe waren. Nein, Er wird uns fragen warum wird nicht wir selbst waren. Jeder von uns sollte er selbst sein und sein ihm gegebenes Potential erfuellen.
Es passierte mir einmal, dass ich zum Hause eines Rabbis kam und mich schuldig fuehlte, weil ich die Thoraparasha fuer den Shabbat aus Zeitgruenden nur halb gelernt hatte. Ich erzaehlte einem Bekannten von meinen Schuldgefuehlen und der sagte: Warum schaust du nur auf alle, die die Parasha ganz gelesen haben ? Schau auf dich, denn du hast getan, was du konntest. Du hast dein bestes gegeben und es hat halt nur fuer die Haelfte der Parasha gereicht.
Ich glaube, es war der gleiche Rabbi Zisha, dem folgendes passierte:
Rabbi Zisha lebte in Armut, musste aber eine immense Summe an einen Glaeubiger zurueck zahlen. Diese Summe war am naechsten Tag faellig und Rabbi Zisha konnte abends vor Sorge nicht einschlafen. Morgen wuerde er alles verlieren, weil er das Geld nicht auftreiben konnte. Er setzte sich an den Tisch, nahm einen Zettel und schrieb alle moeglichen Loesungen fuer diese Situation auf. Alles, was ihm einfiel. Er kam auf 25 verschiedene Loesungen und schlief beruhigt ein.
Am naechsten Morgen ging er zum Glaeubiger und tatsaechlich, die Sache kam in Ordnung. Doch wurde eine Loesung gefunden, die nicht auf seinem Zettel stand, sondern es war die 26. Loesung, an die er nicht gedacht hatte.
Manchmal glauben wir, alle Loesungen fuer unser Leben gefunden zu haben, doch dann kommt G-tt mit einer anderen, die wir nie in Betracht gezogen haben.
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Mittwoch, Mai 02, 2007
Parashat Emor
B"H
Die Thoralesung fuer diesen Shabbat
Und abermals erhalten wir in dieser Parasha mehrere Mitzwot (Gebote) auf einmal. Gleich zu Beginn wird den Cohanim (Tempelpriestern) aufgetragen, keine Leichen anzufassen, um nicht unrein zu werden.
Zuerst macht G-tt mit der Gabe der Thora an das juedische Volk klar, dass Er zwischen Juden und Nichtjuden unterscheidet. Beide haben bestimmte Aufgaben im Leben und die der Juden ist es, nach der Thora zu leben.
In Parashat Emor jedoch macht G-tt einen weiteren Unterschied. Naemlich den zwischen den regulaeren Juden und dem der Cohanim (Tempelpriester) und Nachkommen Aharons. Diese unterscheiden sich von den regulaeren Juden insofern als das sie zusaetzliche Gesetze bekommen. Sowohl fuer den Tempeldienst als auch fuer das Privatleben. Cohanim sollen ein Vorbild fuer andere Juden sein und G-tt sieht sie fuer sich selbst als heilig an.
Was mich immer am Inhalt dieser Parasha stoerte war die Mitzwa (Gebot), dass Cohanim mit bestimmten koerperlichen Defekten keine Opferungen bringen duerfen. Ich betrachtete das immer als etwas rassistisch, suchte aber nie richtig nach dem Sinn dieses Gebotes und vergass die Angelegenheit jedesmal wieder. Bis zu einem Shabbatessen bei Rabbi Mordechai Machlis, bei dem jener ploetzlich auf das Thema zu sprechen kam und genau meine Gedanken vortrug. Er, der Rabbi, selbst haette genauso Probleme den Sinn dafuer zu verstehen. In seiner Rede erzaehlte er, dass er diesbezueglich einen Freund befragte, der ihm folgende Antwort gab:
Vielleicht ist das Gelaende um das Allerheiligste (Kodesh HaKedoshim) und den sich davor befindenden Opferplatz Teil einer hoeheren Welt, in der die vollkommene Perfektion herrscht und nichts Imperfektes erlaubt ist.
Diese Antwort gab mir sehr zu denken und bis heute halte ich sie fuer eine sehr gute Erklaerung.
Aber nicht nur die Cohanim bekamen neue Mitzwot, sondern auch wir. Die Einhaltung des Shabbats wird erneut erwaehnt. Ausserdem die Zaehlung des Omer (Sefirat HaOmer), in der wird uns gerade befinden. Danach folgen Rosh HaShana (jued. Neujahrsfest), Yom Kippur, Sukkot (das Laubhuettenfest) und Shemini Atzeret, bei denen es sich um meine bevorzugten Feiertage handelt.
An Rosh HaShana sowie Yom Kippur verbringe ich die meiste Zeit in der Synagoge. Vielleicht an Rosh HaShana etwas weniger, denn Essen ist ja erlaubt und erwuenscht.
Rosh HaShana wird in der Torah nicht bei diesem Namen genannt, sondern der Tag gilt als Yom HaTeruah - ein Tag an dem der Sound eines Hornes zu vernehmen ist. Leider spiegeln weder die deutsche noch die englische Uebersetzung die eigentliche Bedeutung des Hebraeischen wieder.
Fuer viele mag Rosh HaShana als juedischer Feiertag gelten, was allerdings nicht richtig ist. An Rosh HaShana werden nicht nur Juden von G-tt gerichtet, sondern sie ganze Welt. Wie wird die Zukunft der Welt und der unserigen fuer das neue Jahr aussehen ? Werden wir Erfolg haben, Krisen erleiden, G-tt behuete krank werden etc. Alles, was uns im neuen Jahr erwartet, wird an Rosh HaShana entschieden.
Einen Unterschied gibt es dennoch: Die Welt wird an den zwei Tagen des Festes gerichtet und bei Juden wird das endgueltige G-ttesurteil am Yom Kippur gefaellt (Gemara im Talmud Traktat Rosh HaShana 16a). Einige chassidische Kommentatoren sagen, dass Juden sogar bis Chanukkah Zeit haben Teshuva zu begehen (zu G-tt umkehren).
Wer sich also gut auf Rosh HaShana vorbereiten will, der sollte seine guten und schlechten Taten im derzeitigen Jahr ueberdenken und sich vornehmen, dieses oder jenes vielleicht anders handzuhaben. Sephardische Juden beginnen mit den traditionellen Selichot - Gebeten schon am Rosh Chodesh (Monatsbeginn) Elul und ashkenazische Juden beten Selichot am Shabbatausgang vor Rosh HaShana. Selichot sind vorgeschriebene Gebete, die einen zur Umkehr bewegen sollen und gleichzeitig gestehen wir ein, dass wir gesuendigt haben. Das bekannteste Gebet darin ist wohl Avinu Malkeinu.
Der Monat Elul, vor dem 1. Tishrei (Rosh HaShana) ist dafuer beruehmt, dass G-tt fuer alle ein offenes Ohr hat, welche ihre schlechten Taten ernsthaft bereuen.
Besonders die Chassidut Chabad pflegt hier das Konzept "The King is in the Fields" - Der Koenig ist im Feld, heisst, zu der Zeit ist G-tt naeher bei uns als zu anderen Zeitpunkten im Jahr. Die Klagemauer (Kotel) ist im Elul zu jeder Tageszeit voll Leute.
Anmerkung: Elul beginnt meistens im August und Tishrei im September.
Fast am Schluss der Parasha wird uns kurz von einem seltsamen Ereignis berichtet. Der Sohn einer israelitischen Mutter und eines aegyptischen Vaters kommt in das israelitische Lager in der Wueste. Nachdem der Sohn, dessen Namen nie genannt wird, G-tt verfluchte, brachten ihn die Israeliten zu Moshe, damit er ueber ihn richte. Zu dem Zeitpunkt nennt die Thora ploetzlich den Namen der Mutter, welcher Shlomit Bat Dibri lautet.
G-tt befiehlt Moshe den Sohn zu steinigen und gleichzeitig soll jeder, der in der Zukunft G-tt verflucht, gesteinigt werden.
Im vorherigen Paragraph war noch vom Shabbat die Rede und aus heiterem Himmel wird das Thema gewechselt. Wie wir aber wissen, steht nichts Ueberfluessiges oder Bedeutungsloses in der Thora und alles Erwaehnte will uns etwas sagen bzw. lehren.
Der Rokeach und der Arizal (Rabbi Yitzchak Luria) sehen zwischen dem zuvor erwaehnten Shabbat und den darauffolgenden Fluechen des Sohnes den Zusammenhang, dass sich das Ereignis am Shabbat selbst zutrug.
Doch woher kam dieser Sohn genau ?
Erinnern wir uns zurueck an die Parashat Shemot (Exodus), in der Moshe einen Aegypter toetete. Die Mehrheit der Thorakommentatoren (u.a. Rabbi Yitzchak Luria in Shaar HaPesukim) ist sich einig, dass dieser Aegypter der Vater des Sohnes war und damals ein Verhaeltnis mit Shlomit Bat Dibri fuehrte. Diese betrug ihren israelitischen Ehemann, der sie nach der Entdeckung des Verhaeltnisses verliess. Doch Shlomit war schwanger vom Aegypter und bekam einen Sohn, welcher der Halacha (jued. Gesetz) nach Jude war, da er eine juedische Mutter hatte. Gleichzeitig aber betrachten die Midrash Rabbah, Yalkut Reuveni und der Ramban ihn jedoch als Mamzer. Mamzer deshalb, weil seine israelitische Mutter ein aussereheliches Verhaeltnis eingegangen war.
Die Mishna im Talmud Traktat Yevamot 49a legt fest, was ein Mamzer ist. Jemand der aus einem in der Thora verbotenen Verhaeltnis abstammt.
Ramban und Rabbeinu Bachya kommentieren, dass der Sohn ueberraschend im Lager der Israeliten auftauchte. Rashi faehrt fort, dass er sein Zelt im Lager des Stammes Dan aufschlug und die Mitglieder des Stammes Dan ihm sagten, dass er nicht zu ihnen gehoere.
Die Mitgliedschaft eines Stammes richtet sich nach dem Stamm des Vaters und somit hatte der Sohn Shlomits keine Mitgliedschaft in irgendeinem der Staemme, was er wusste. Dennoch meinte er, sein Zelt bei Dan aufschlagen zu koennen, da seine Mutter vom Stamm Dan kam. Als das alles fehlschlug, begann er G-tt zu verfluchen.
Des weiteren misst Rashi dem Namen der Shlomit wichtige Bedeutung bei. Bat Dibri heisst, dass sie gerne viel redete. Sie achtete nicht unbedingt auf Anstand, sondern redete die Maenner gleich obszoen an.
Rabbi Moshe Alshich sieht den Vorfall mit dem Sohn als den einzigen Fall ueberhaupt, indem eine israelitische Frau ein Verhaeltnis mit einem aegyptischen Mann eingegangen war, da in der hebraeischen Grammatik in der Einzahl gesprochen wird (in der Thora). Ansonsten haette sich niemand mit dem Feind eingelassen.
Um nochmals auf Rosh HaShana zurueckzukommen: Ein Tag des Soundes. Den Sound lassen wir aus dem Shofar erklingen, was laut dem Shulchan Aruch - Orach Chaim § 586 und dem TUR ein Widderhorn sein sollte. Ausserdem leiten wir diese Tatsache von der Opferung des Yitzchak durch seinen Vater Avraham ab. Der Sound des Shofar, welches waehrend des Rosh HaShana Synagogendienstes zweimal geblasen wird (in der Shemona Esrei) sowie im Mussaf, soll uns zur Teshuva (Umkehr) bewegen und gleichzeitig bei G-tt Gnade erwecken. Taete G-tt und jedesmal gnadenlos richten, dann oi va voi lanu (dann gnade uns wirklich). Unser Leben waere somit vorzeitig beendet.
Manchmal allerdings geschieht es doch, dass jemand von G-tt fuer das kommende Jahr negativ gerichtet wurde. Fuer solch einen Fall gibt die Gemara in Rosh HaShana 16b vier Loesungen: Derjenige sollte viel Zedakah (Spenden) geben, seinen Namen aendern, beten oder seine Taten aendern.
Was aber, wenn ich mich bessere, aber G-tt Seinerseits meine Reue nur am Rosh HaShana anerkennt ?
Jeder kann sich taeglich aendern und muss nicht erst bis zu den hohen Feiertagen warten. Hierzu die beruehmte Aussage des Rabbi Nachman von Breslov, dass jeder Mensch taeglich eine neue Chance hat alles zum Guten zu wenden.
An Rosh HaShana bete ich in einer litvish - haredischen Gemeinde und erlebe es jedes Jahr wieder, dass waehrend des Shofarblasens eine ganz besondere Atmosphaere herrscht. Normalerweise stehen wir dabei (man koennte theoretisch auch sitzen) und es wird nicht gesprochen. Jeder konzentriert sich voll und ganz auf die erklingenden Toene und ist mit sich, seinen Gedanken und G-tt allein.
Shabbat Shalom
Die Thoralesung fuer diesen Shabbat
Und abermals erhalten wir in dieser Parasha mehrere Mitzwot (Gebote) auf einmal. Gleich zu Beginn wird den Cohanim (Tempelpriestern) aufgetragen, keine Leichen anzufassen, um nicht unrein zu werden.
Zuerst macht G-tt mit der Gabe der Thora an das juedische Volk klar, dass Er zwischen Juden und Nichtjuden unterscheidet. Beide haben bestimmte Aufgaben im Leben und die der Juden ist es, nach der Thora zu leben.
In Parashat Emor jedoch macht G-tt einen weiteren Unterschied. Naemlich den zwischen den regulaeren Juden und dem der Cohanim (Tempelpriester) und Nachkommen Aharons. Diese unterscheiden sich von den regulaeren Juden insofern als das sie zusaetzliche Gesetze bekommen. Sowohl fuer den Tempeldienst als auch fuer das Privatleben. Cohanim sollen ein Vorbild fuer andere Juden sein und G-tt sieht sie fuer sich selbst als heilig an.
Was mich immer am Inhalt dieser Parasha stoerte war die Mitzwa (Gebot), dass Cohanim mit bestimmten koerperlichen Defekten keine Opferungen bringen duerfen. Ich betrachtete das immer als etwas rassistisch, suchte aber nie richtig nach dem Sinn dieses Gebotes und vergass die Angelegenheit jedesmal wieder. Bis zu einem Shabbatessen bei Rabbi Mordechai Machlis, bei dem jener ploetzlich auf das Thema zu sprechen kam und genau meine Gedanken vortrug. Er, der Rabbi, selbst haette genauso Probleme den Sinn dafuer zu verstehen. In seiner Rede erzaehlte er, dass er diesbezueglich einen Freund befragte, der ihm folgende Antwort gab:
Vielleicht ist das Gelaende um das Allerheiligste (Kodesh HaKedoshim) und den sich davor befindenden Opferplatz Teil einer hoeheren Welt, in der die vollkommene Perfektion herrscht und nichts Imperfektes erlaubt ist.
Diese Antwort gab mir sehr zu denken und bis heute halte ich sie fuer eine sehr gute Erklaerung.
Aber nicht nur die Cohanim bekamen neue Mitzwot, sondern auch wir. Die Einhaltung des Shabbats wird erneut erwaehnt. Ausserdem die Zaehlung des Omer (Sefirat HaOmer), in der wird uns gerade befinden. Danach folgen Rosh HaShana (jued. Neujahrsfest), Yom Kippur, Sukkot (das Laubhuettenfest) und Shemini Atzeret, bei denen es sich um meine bevorzugten Feiertage handelt.
An Rosh HaShana sowie Yom Kippur verbringe ich die meiste Zeit in der Synagoge. Vielleicht an Rosh HaShana etwas weniger, denn Essen ist ja erlaubt und erwuenscht.
Rosh HaShana wird in der Torah nicht bei diesem Namen genannt, sondern der Tag gilt als Yom HaTeruah - ein Tag an dem der Sound eines Hornes zu vernehmen ist. Leider spiegeln weder die deutsche noch die englische Uebersetzung die eigentliche Bedeutung des Hebraeischen wieder.
Fuer viele mag Rosh HaShana als juedischer Feiertag gelten, was allerdings nicht richtig ist. An Rosh HaShana werden nicht nur Juden von G-tt gerichtet, sondern sie ganze Welt. Wie wird die Zukunft der Welt und der unserigen fuer das neue Jahr aussehen ? Werden wir Erfolg haben, Krisen erleiden, G-tt behuete krank werden etc. Alles, was uns im neuen Jahr erwartet, wird an Rosh HaShana entschieden.
Einen Unterschied gibt es dennoch: Die Welt wird an den zwei Tagen des Festes gerichtet und bei Juden wird das endgueltige G-ttesurteil am Yom Kippur gefaellt (Gemara im Talmud Traktat Rosh HaShana 16a). Einige chassidische Kommentatoren sagen, dass Juden sogar bis Chanukkah Zeit haben Teshuva zu begehen (zu G-tt umkehren).
Wer sich also gut auf Rosh HaShana vorbereiten will, der sollte seine guten und schlechten Taten im derzeitigen Jahr ueberdenken und sich vornehmen, dieses oder jenes vielleicht anders handzuhaben. Sephardische Juden beginnen mit den traditionellen Selichot - Gebeten schon am Rosh Chodesh (Monatsbeginn) Elul und ashkenazische Juden beten Selichot am Shabbatausgang vor Rosh HaShana. Selichot sind vorgeschriebene Gebete, die einen zur Umkehr bewegen sollen und gleichzeitig gestehen wir ein, dass wir gesuendigt haben. Das bekannteste Gebet darin ist wohl Avinu Malkeinu.
Der Monat Elul, vor dem 1. Tishrei (Rosh HaShana) ist dafuer beruehmt, dass G-tt fuer alle ein offenes Ohr hat, welche ihre schlechten Taten ernsthaft bereuen.
Besonders die Chassidut Chabad pflegt hier das Konzept "The King is in the Fields" - Der Koenig ist im Feld, heisst, zu der Zeit ist G-tt naeher bei uns als zu anderen Zeitpunkten im Jahr. Die Klagemauer (Kotel) ist im Elul zu jeder Tageszeit voll Leute.
Anmerkung: Elul beginnt meistens im August und Tishrei im September.
Fast am Schluss der Parasha wird uns kurz von einem seltsamen Ereignis berichtet. Der Sohn einer israelitischen Mutter und eines aegyptischen Vaters kommt in das israelitische Lager in der Wueste. Nachdem der Sohn, dessen Namen nie genannt wird, G-tt verfluchte, brachten ihn die Israeliten zu Moshe, damit er ueber ihn richte. Zu dem Zeitpunkt nennt die Thora ploetzlich den Namen der Mutter, welcher Shlomit Bat Dibri lautet.
G-tt befiehlt Moshe den Sohn zu steinigen und gleichzeitig soll jeder, der in der Zukunft G-tt verflucht, gesteinigt werden.
Im vorherigen Paragraph war noch vom Shabbat die Rede und aus heiterem Himmel wird das Thema gewechselt. Wie wir aber wissen, steht nichts Ueberfluessiges oder Bedeutungsloses in der Thora und alles Erwaehnte will uns etwas sagen bzw. lehren.
Der Rokeach und der Arizal (Rabbi Yitzchak Luria) sehen zwischen dem zuvor erwaehnten Shabbat und den darauffolgenden Fluechen des Sohnes den Zusammenhang, dass sich das Ereignis am Shabbat selbst zutrug.
Doch woher kam dieser Sohn genau ?
Erinnern wir uns zurueck an die Parashat Shemot (Exodus), in der Moshe einen Aegypter toetete. Die Mehrheit der Thorakommentatoren (u.a. Rabbi Yitzchak Luria in Shaar HaPesukim) ist sich einig, dass dieser Aegypter der Vater des Sohnes war und damals ein Verhaeltnis mit Shlomit Bat Dibri fuehrte. Diese betrug ihren israelitischen Ehemann, der sie nach der Entdeckung des Verhaeltnisses verliess. Doch Shlomit war schwanger vom Aegypter und bekam einen Sohn, welcher der Halacha (jued. Gesetz) nach Jude war, da er eine juedische Mutter hatte. Gleichzeitig aber betrachten die Midrash Rabbah, Yalkut Reuveni und der Ramban ihn jedoch als Mamzer. Mamzer deshalb, weil seine israelitische Mutter ein aussereheliches Verhaeltnis eingegangen war.
Die Mishna im Talmud Traktat Yevamot 49a legt fest, was ein Mamzer ist. Jemand der aus einem in der Thora verbotenen Verhaeltnis abstammt.
Ramban und Rabbeinu Bachya kommentieren, dass der Sohn ueberraschend im Lager der Israeliten auftauchte. Rashi faehrt fort, dass er sein Zelt im Lager des Stammes Dan aufschlug und die Mitglieder des Stammes Dan ihm sagten, dass er nicht zu ihnen gehoere.
Die Mitgliedschaft eines Stammes richtet sich nach dem Stamm des Vaters und somit hatte der Sohn Shlomits keine Mitgliedschaft in irgendeinem der Staemme, was er wusste. Dennoch meinte er, sein Zelt bei Dan aufschlagen zu koennen, da seine Mutter vom Stamm Dan kam. Als das alles fehlschlug, begann er G-tt zu verfluchen.
Des weiteren misst Rashi dem Namen der Shlomit wichtige Bedeutung bei. Bat Dibri heisst, dass sie gerne viel redete. Sie achtete nicht unbedingt auf Anstand, sondern redete die Maenner gleich obszoen an.
Rabbi Moshe Alshich sieht den Vorfall mit dem Sohn als den einzigen Fall ueberhaupt, indem eine israelitische Frau ein Verhaeltnis mit einem aegyptischen Mann eingegangen war, da in der hebraeischen Grammatik in der Einzahl gesprochen wird (in der Thora). Ansonsten haette sich niemand mit dem Feind eingelassen.
Um nochmals auf Rosh HaShana zurueckzukommen: Ein Tag des Soundes. Den Sound lassen wir aus dem Shofar erklingen, was laut dem Shulchan Aruch - Orach Chaim § 586 und dem TUR ein Widderhorn sein sollte. Ausserdem leiten wir diese Tatsache von der Opferung des Yitzchak durch seinen Vater Avraham ab. Der Sound des Shofar, welches waehrend des Rosh HaShana Synagogendienstes zweimal geblasen wird (in der Shemona Esrei) sowie im Mussaf, soll uns zur Teshuva (Umkehr) bewegen und gleichzeitig bei G-tt Gnade erwecken. Taete G-tt und jedesmal gnadenlos richten, dann oi va voi lanu (dann gnade uns wirklich). Unser Leben waere somit vorzeitig beendet.
Manchmal allerdings geschieht es doch, dass jemand von G-tt fuer das kommende Jahr negativ gerichtet wurde. Fuer solch einen Fall gibt die Gemara in Rosh HaShana 16b vier Loesungen: Derjenige sollte viel Zedakah (Spenden) geben, seinen Namen aendern, beten oder seine Taten aendern.
Was aber, wenn ich mich bessere, aber G-tt Seinerseits meine Reue nur am Rosh HaShana anerkennt ?
Jeder kann sich taeglich aendern und muss nicht erst bis zu den hohen Feiertagen warten. Hierzu die beruehmte Aussage des Rabbi Nachman von Breslov, dass jeder Mensch taeglich eine neue Chance hat alles zum Guten zu wenden.
An Rosh HaShana bete ich in einer litvish - haredischen Gemeinde und erlebe es jedes Jahr wieder, dass waehrend des Shofarblasens eine ganz besondere Atmosphaere herrscht. Normalerweise stehen wir dabei (man koennte theoretisch auch sitzen) und es wird nicht gesprochen. Jeder konzentriert sich voll und ganz auf die erklingenden Toene und ist mit sich, seinen Gedanken und G-tt allein.
Shabbat Shalom
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Thora Parasha
Dienstag, Mai 01, 2007
Besuch der Rebbes
B"H
Seit gestern befinden sich der Admor (Rebbe) der Chassidut Gur sowie der litvishe Rabbi Aharon Leib Steinmann aus Bnei Brak in Marseille. Beide planen noch Besuche weiterer europaeischer Staedte.
Der Admor (Rebbe) der Chassidut Belz fliegt heute mit Tausenden Chassidim in die ukrainische Stadt Belz, um die Graeber frueherer Belzer Rebben zu besuchen. Danach gibt es ein grosses Essen in der von den Nazis zerstoerten Synagoge.
Rebbe Yissachar Dov Rokeach fliegt nach seinem Besuch noch heute Abend wieder nach Israel zurueck.
Seit gestern befinden sich der Admor (Rebbe) der Chassidut Gur sowie der litvishe Rabbi Aharon Leib Steinmann aus Bnei Brak in Marseille. Beide planen noch Besuche weiterer europaeischer Staedte.
Der Admor (Rebbe) der Chassidut Belz fliegt heute mit Tausenden Chassidim in die ukrainische Stadt Belz, um die Graeber frueherer Belzer Rebben zu besuchen. Danach gibt es ein grosses Essen in der von den Nazis zerstoerten Synagoge.
Rebbe Yissachar Dov Rokeach fliegt nach seinem Besuch noch heute Abend wieder nach Israel zurueck.
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Chassidut
Montag, April 30, 2007
Lag BaOmer
B"H
Wer diese Woche relgioese Juden mit Holz unter dem Arm herumlaufen sieht, koennte fast meinen, dass die Winterzeit zurueckkommt und geheizt werden muss. Ganz im Gegenteil. In Israel beginnt so allmaehlich der Sommer und das Holz wird fuer diesen Samstag Abend benoetigt. Dann naemlich beginnt der Feiertag Lag BaOmer, ein vielleicht im Ausland weniger bekannter Feiertag.
In Israel wird der Tag (diesen Samstag Abend und einschliesslich kommenden Sonntag) ganz gross mit riesigen Lagerfeuern gefeiert. Ob das in Jerusalem an der Klagemauer (Kotel) oder in anderen Stadtteilen ist, in relig. Siedlungen oder in Tel Aviv. Die beruehmtesten Feiern aber finden im Norden statt, in dem kleinen Ort Meron bei Safed.
Lag BaOmer ist der 33. Tag nach Pessach und zugleich der Todestag des beruehmten Rabbi Shimon Bar Yochai. Dieser war ein Schueler des Rabbi Akiva und genau wie sein Lehrer, wurde auch Rabbi Shimon Bar Yochai von den Roemern verfolgt. Seine legendere Flucht wird genauestens in der Gemara im Talmud Traktat Shabbat 33b beschrieben.
Da die Roemer ein Todesurteil ueber ihn gefaellt hatten, fluechtete Rabbi Shimon Bar Yochai zusammen mit seinem Sohn Rabbi Elazar in den Norden, wo beide zwoelf Jahre lang in einer Hoehle lebten. Da sie die Hoehle nie verliessen, hatten sie auch keine Nahrungsmittel. Allerdings geschah ihnen ein Wunder und ein Carob Baum began in der Hoehle zu wachsen und auch eine Quelle mit Wasser begann zu sprudeln. Um sich noch besser zu verstecken, gruben sich beide bis zum Kopf im Sand ein und verbrachten den Tag mit Thoradiskussionen und vor allem der Ergruendung der mystischen Bedeutung der Thora. Was sind die wahren verborgenen Aussagen in der Thora.
Wie wir wissen, koennen wir die Thora auf mehrerlei Arten lernen; als Geschichtsbuch, nur so zum Durchlesen oder wir lernen sie mit ihren tiefen Bedeutungen. Rabbi Shimon Bar Yochais Ausfuehrungen darueber wurden spaeter im kabbalistischen Buch ZOHAR zusammengefasst.
Nachdem Rabbi Shimon und sein Sohn Rabbi Elazar zwoelf Jahre lang in der Hoehle gelebt hatten, erschien ihnen Eliah der Prophet (Eliyahu HaNavi) und informierte die beiden, dass der roemische Prokurator starb und das Todesurteil des Rabbi Shimon somit nicht mehr existiert.
Daraufhin verliessen beide die Hoehle. Die Geschichte geht noch weiter, dass beide, da sie mit der Aussenwelt nicht mehr richtig kommunizieren konnten, weil sie auf einem zu hohen spirituellen Level waren, fuer weitere zwoelf Monate in die Hoehle zurueckgesandt wurden und erst dann wirklich heraus kamen.
Rabbi Shimon, sowie sein Sohn sind unzaehlige Male im Talmud erwaehnt und wer betet, gute Kinder zu haben, der sollte sagen, dass er Kinder will, die so weise sein werden wie Rabbi Shimon Bar Yochai.
Der grosse Rabbi liegt im kleinen Ort Meron in Nordisrael begraben. Wer mit dem Bus nach Safed faehrt, der kommt automatisch durch Meron, welches 1 km vor Safed liegt.
In Israel ist es Tradition Graeber beruehmter Rabbiner zu besuchen. Ein paar Beispiele: Die Graeber des Rambam, Rabbi Moshe Chaim Luzzatto, Rabbi Akiva, Rabbi Meir Baal HaNes in Tiberias oder des Rabbi Shimon Bar Yochai im nahegelegenen Meron.
Ich selbst war schon einige Male am Grab von Rabbi Shimon Bar Yochai. Nebenan befindet sich uebrigens eine Yeshiva (relig. Schule).
Was hat nun Lag BaOmer fuer eine Bedeutung ? Zuerst einmal war der Tag das Ende der Plage, die ueber die Schueler von Rabbi Akiva hereingebrochen war. Wir erinnern uns, dass in der Zeit von Pessach bis zum 33. Tag danach (Lag BaOmer) 24.000 Schueler des Rabbi Akivas starben (siehe Talmud Traktat Yevamot 62b). G-tt hatte sie bestraft, weil sie unfaehig waren, miteinander auszukommen und schlecht ueber jeden einzelnen redeten.
Zum anderen ehren wir Rabbi Shimon Bar Yochai an seinem Todestag. Die riesigen Feuer, welche ueberall im Land gezuendet werden, sind ein Brauch und viele sehen in ihnen kabbalistische Bedeutung. Zumindest kommt eine grossartige Stimmung auf, das muss ich zugeben. Um die Feuer werden getanzt und meistens das Lied von R. Shimon gesungen.
Im Verlauf dieser Woche werden sich mehrere Hundertausend meist relig. Juden in Meron einfinden. Ganze Wohnwagen rollen an oder Leute schlafen draussen in Zelten. Die Szene wirkt wie ein immenses Picknick mit ganzen Familien. Busse und Privatfahrzeuge kommen kaum noch nach Meron, so voll sind selbst die Strassen. Wer einen Platz haben will, der sollte schnellstens losfahren.
Ein ganz beruehmter Brauch fuer viele Haredim (ultra – orthod. Juden) ist, den Soehnen, die vor Lag BaOmer drei Jahre alt geworden sind, zum ersten Mal im Leben die Haare zu schneiden. Bis zum dritten Lebensjahr wird ihnen das wachsende Haar als Zopf zusammengebunden, was manchmal Verwirrung stiftet, denn oft weiss ich bei kleinen relig. Kindern nicht, ob es ein Maedchen oder ein Junge ist. Wie gesagt, es ist ein Brauch, den aber nicht alle einhalten.
Lag BaOmer beginnt diese Woche zum Shabbatausgang (Mozzaei Shabbat) und ich werde mit in paar Freunden zu einem Feuer gehen. Wer sich in Jerusalem befindet, der hat garantiert keine Probleme, die Feuer ueberall in der Stadt zu sehen. An der Klagemauer, auf dem Mount Zion – am Grab von Koenig David, in relig. Stadtteilen sowie in Nachlaot am Machane Yehudah Markt oder im Sacher Park. Die Feuer brennen die ganze Nacht durch und es herrscht eine unbeschreibliche Atmosphaere.
Ein Teaching zum Lag BaOmer
Das folgende Teaching hoerte ich am letzten Shabbat von Rabbi Mordechai Machlis und von Rabbi Meir Weiner:
Derjenige, der am Lag BaOmer die gleiche Person ist, die er an Pessach war, hat den Grund der Zaehlung des Omer (Sefirat HaOmer) nicht verstanden. Einer der Gruende, warum wir das Omer zaehlen ist, dass wir in dieser Zeit spirituell wachsen und uns veraendern sollen, damit wir bereit sind, an Shavuot die Thora zu bekommen.
Wer diese Woche relgioese Juden mit Holz unter dem Arm herumlaufen sieht, koennte fast meinen, dass die Winterzeit zurueckkommt und geheizt werden muss. Ganz im Gegenteil. In Israel beginnt so allmaehlich der Sommer und das Holz wird fuer diesen Samstag Abend benoetigt. Dann naemlich beginnt der Feiertag Lag BaOmer, ein vielleicht im Ausland weniger bekannter Feiertag.
In Israel wird der Tag (diesen Samstag Abend und einschliesslich kommenden Sonntag) ganz gross mit riesigen Lagerfeuern gefeiert. Ob das in Jerusalem an der Klagemauer (Kotel) oder in anderen Stadtteilen ist, in relig. Siedlungen oder in Tel Aviv. Die beruehmtesten Feiern aber finden im Norden statt, in dem kleinen Ort Meron bei Safed.
Lag BaOmer ist der 33. Tag nach Pessach und zugleich der Todestag des beruehmten Rabbi Shimon Bar Yochai. Dieser war ein Schueler des Rabbi Akiva und genau wie sein Lehrer, wurde auch Rabbi Shimon Bar Yochai von den Roemern verfolgt. Seine legendere Flucht wird genauestens in der Gemara im Talmud Traktat Shabbat 33b beschrieben.
Da die Roemer ein Todesurteil ueber ihn gefaellt hatten, fluechtete Rabbi Shimon Bar Yochai zusammen mit seinem Sohn Rabbi Elazar in den Norden, wo beide zwoelf Jahre lang in einer Hoehle lebten. Da sie die Hoehle nie verliessen, hatten sie auch keine Nahrungsmittel. Allerdings geschah ihnen ein Wunder und ein Carob Baum began in der Hoehle zu wachsen und auch eine Quelle mit Wasser begann zu sprudeln. Um sich noch besser zu verstecken, gruben sich beide bis zum Kopf im Sand ein und verbrachten den Tag mit Thoradiskussionen und vor allem der Ergruendung der mystischen Bedeutung der Thora. Was sind die wahren verborgenen Aussagen in der Thora.
Wie wir wissen, koennen wir die Thora auf mehrerlei Arten lernen; als Geschichtsbuch, nur so zum Durchlesen oder wir lernen sie mit ihren tiefen Bedeutungen. Rabbi Shimon Bar Yochais Ausfuehrungen darueber wurden spaeter im kabbalistischen Buch ZOHAR zusammengefasst.
Nachdem Rabbi Shimon und sein Sohn Rabbi Elazar zwoelf Jahre lang in der Hoehle gelebt hatten, erschien ihnen Eliah der Prophet (Eliyahu HaNavi) und informierte die beiden, dass der roemische Prokurator starb und das Todesurteil des Rabbi Shimon somit nicht mehr existiert.
Daraufhin verliessen beide die Hoehle. Die Geschichte geht noch weiter, dass beide, da sie mit der Aussenwelt nicht mehr richtig kommunizieren konnten, weil sie auf einem zu hohen spirituellen Level waren, fuer weitere zwoelf Monate in die Hoehle zurueckgesandt wurden und erst dann wirklich heraus kamen.
Rabbi Shimon, sowie sein Sohn sind unzaehlige Male im Talmud erwaehnt und wer betet, gute Kinder zu haben, der sollte sagen, dass er Kinder will, die so weise sein werden wie Rabbi Shimon Bar Yochai.
Der grosse Rabbi liegt im kleinen Ort Meron in Nordisrael begraben. Wer mit dem Bus nach Safed faehrt, der kommt automatisch durch Meron, welches 1 km vor Safed liegt.
In Israel ist es Tradition Graeber beruehmter Rabbiner zu besuchen. Ein paar Beispiele: Die Graeber des Rambam, Rabbi Moshe Chaim Luzzatto, Rabbi Akiva, Rabbi Meir Baal HaNes in Tiberias oder des Rabbi Shimon Bar Yochai im nahegelegenen Meron.
Ich selbst war schon einige Male am Grab von Rabbi Shimon Bar Yochai. Nebenan befindet sich uebrigens eine Yeshiva (relig. Schule).
Was hat nun Lag BaOmer fuer eine Bedeutung ? Zuerst einmal war der Tag das Ende der Plage, die ueber die Schueler von Rabbi Akiva hereingebrochen war. Wir erinnern uns, dass in der Zeit von Pessach bis zum 33. Tag danach (Lag BaOmer) 24.000 Schueler des Rabbi Akivas starben (siehe Talmud Traktat Yevamot 62b). G-tt hatte sie bestraft, weil sie unfaehig waren, miteinander auszukommen und schlecht ueber jeden einzelnen redeten.
Zum anderen ehren wir Rabbi Shimon Bar Yochai an seinem Todestag. Die riesigen Feuer, welche ueberall im Land gezuendet werden, sind ein Brauch und viele sehen in ihnen kabbalistische Bedeutung. Zumindest kommt eine grossartige Stimmung auf, das muss ich zugeben. Um die Feuer werden getanzt und meistens das Lied von R. Shimon gesungen.
Im Verlauf dieser Woche werden sich mehrere Hundertausend meist relig. Juden in Meron einfinden. Ganze Wohnwagen rollen an oder Leute schlafen draussen in Zelten. Die Szene wirkt wie ein immenses Picknick mit ganzen Familien. Busse und Privatfahrzeuge kommen kaum noch nach Meron, so voll sind selbst die Strassen. Wer einen Platz haben will, der sollte schnellstens losfahren.
Ein ganz beruehmter Brauch fuer viele Haredim (ultra – orthod. Juden) ist, den Soehnen, die vor Lag BaOmer drei Jahre alt geworden sind, zum ersten Mal im Leben die Haare zu schneiden. Bis zum dritten Lebensjahr wird ihnen das wachsende Haar als Zopf zusammengebunden, was manchmal Verwirrung stiftet, denn oft weiss ich bei kleinen relig. Kindern nicht, ob es ein Maedchen oder ein Junge ist. Wie gesagt, es ist ein Brauch, den aber nicht alle einhalten.
Lag BaOmer beginnt diese Woche zum Shabbatausgang (Mozzaei Shabbat) und ich werde mit in paar Freunden zu einem Feuer gehen. Wer sich in Jerusalem befindet, der hat garantiert keine Probleme, die Feuer ueberall in der Stadt zu sehen. An der Klagemauer, auf dem Mount Zion – am Grab von Koenig David, in relig. Stadtteilen sowie in Nachlaot am Machane Yehudah Markt oder im Sacher Park. Die Feuer brennen die ganze Nacht durch und es herrscht eine unbeschreibliche Atmosphaere.
Ein Teaching zum Lag BaOmer
Das folgende Teaching hoerte ich am letzten Shabbat von Rabbi Mordechai Machlis und von Rabbi Meir Weiner:
Derjenige, der am Lag BaOmer die gleiche Person ist, die er an Pessach war, hat den Grund der Zaehlung des Omer (Sefirat HaOmer) nicht verstanden. Einer der Gruende, warum wir das Omer zaehlen ist, dass wir in dieser Zeit spirituell wachsen und uns veraendern sollen, damit wir bereit sind, an Shavuot die Thora zu bekommen.
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Sonntag, April 29, 2007
Anmerkungen zum Gebet im Judentum
B"H
Mehrere Male schon wurde ich gefragt, wie man am besten betet und ob es moeglich ist, Gebete mit eigenen Worten zu formulieren. Genau diesen Frage habe ich mir vor fast zehn Jahren auch gestellt. Ist es unbedingt wichtig, dass ich im Judentum die vorgegebenen Gebete aus dem Sidur (Gebetbuch) sage oder kann ich alles in eigene Worten kleiden ? Und was ist mit den Tehillim (Psalmen) von Koenig David ? Muss ich die unbedingt sagen, denn es sind nicht meine Worte und meine Probleme, sondern die Koenig Davids.
Um eine Antwort schon einmal vorweg zu nehmen; bei genauem Hinschauen merkte ich, dass die Psalmen auch auf meine Probleme zutrafen und sie nicht nur auf Koenig David allein zugeschnitten sind.
Zuerst einmal sollte ein Jude die drei vorgeschrieben taeglichen Gebete beten, und zwar genauso wie sie im Sidur stehen. In der Shemona Esrei (Amida) kann jeder an einer bestimmten Stelle seine persoenlichen Wuensche einfuegen. Auch einen Lottogewinn oder einen zukuenftigen Ehepartner.
Wer fuer einen Ehepartner betet, der kann eines jedoch nicht tun: Den Namen des Zukuenftigen nennen. Es ist nur moeglich fuer einen guten Ehepartner zu beten, doch wer genau das sein Wort, entscheidet G-tt.
Die taeglichen drei Hauptgebete sollten, wenn moeglich, in der Synagoge in einer Minyan (10 jued. Maenner) gebetet werden. In einer juedischen Gemeinschaft beten ist sehr wichtig. Selbst wenn das gemeinschaftliche Gebet in der Synagoge nicht immer auf die Beduerfnisse jedes einzelnen eingeht, ist es besser, in einer Gemeinschaft zu beten. Wenn jeder Betende sich voll und ganz auf das Gebet konzentriert, hat dies positiven spirituellen Einfluss auf die ganze betende Gemeinschaft. Alle Mitwirkenden koennen so zu einem Ganzen zusammengeschweisst werden (Rabbi Adin Steinsaltz in seinem Buch "A Guide to Jewish Prayer).
Wer daheim allein betet, der sollte in einem Raum mit einem Fenster beten (Talmud Traktat Berachot). Wenn wir in einem Raum ohne Fenster beten, besteht die Gefahr, dass wir nur uns selbst sehen und alle anderen Menschen vergessen. Haben wir jedoch ein Fester vor Augen, dann sehen wir den Himmel etc. und vergessen nie, dass es auch noch Mitmenschen gibt und nicht nur uns allein.
Vor allem die Chassidut Breslov legt aeusserst grossen Wert auf die Hitbodedut. Rabbi Nachman von Breslov sagte, dass jeder Mensch taeglich mindestens eine Stunde allein sein und G-tt sein Herz ausschuetten soll. Und zwar mit seinen eigenen ganz persoenlichen Worten. Laut Rabbi Nachman kann das in einem Wald sein, auf einem Feld, im Park oder daheim.
Wer etwas von G-tt haben will, sei es Gesundheit, einen Job oder Geld, der muss darum beten. Es heisst, dass kein Gebet unbeantwortet bleibt. Wann und wie es erfuellt wird, liegt in G-ttes Hand und nicht in unserer. Manchmal kann es Jahre dauern und wir duerfen nie aufgeben, weiterzubeten.
Einmal als ich an einem Shabbatmorgen an der Kotel (Klagemauer) war, ging eine Familie an mir vorbei. Die Frau fragte ihre Mutter, ob sie denn nicht einen Zettel in die Klagemauer stecken wolle. Nein, sagte die Mutter, das habe ich schon im letzten Jahr getan und nichts ist passiert.
Genau diese Reaktion ist falsch. Wir koennen nicht erwarten, dass wenn wir beten, nach fuenf Minuten der Postbote kommt und uns ein Einschreiben bringt, dass wir im Lotto gewonnen haben.
Bei Gemeindegebeten sowie im persoenlichen Gebet muessen wir Kavanah zeigen. Heisst, uns voll und ganz auf das Gebet konzentrieren. Es ist nur allzu menschlich, dass waehrend des Gebetes unsere Gedanken zu wandern beginnen. Dazu sagte schon der Baal Shem Tov, dass sobald dies passiert, wir unsere negativen Gedanken beim Gebet in etwas Positives umwandeln koennen. Wir wissen, dass wir jene Gedanken haben, doch wenn wir uns im selben Moment auf das eigentliche Gebet konzentrieren, haben wir negative Gedanken in positive verwandelt.
Viele chassidische Rabbiner sowie natuerlich auch Rabbi Nachman von Breslov sagen, dass wir mit dem Herzen beten sollen und nicht mit dem Verstand. Schaut jemand in seinem Sidur auf das Gebet und versucht es intellektuell zu ergruenden, ist das ganze kein Gebet mehr, denn der Betende verliert den Faden.
Ein richtig ernsthaftes Gebet kommt von Herzen, z.B., in Zeiten der Not. Die hoechste Kavanah finden wir im spontanen Gebet (Rabbi Adin Steinsaltz).
Auch sollte jeden Tag mit einer erneuten Intension gebetet werden. Rabbi Mordechai Machlis pflegt zu sagen, dass wer heute genauso gebetet hat wie gestern, heute nicht gebetet hat. Sprich, Gebete duerfen niemals zur Routine werden.
Ebenso sollten wir in Betracht ziehen, nicht nur immer nur fuer uns alleine zu beten, sondern auch fuer andere. Es heisst, dass wer fuer andere betet, dem werden seine Wuensche zuerst erfuellt.
Es ist ganz normal, dass wir Zeiten haben, in denen wir nicht beten koennen. Sei es aus Launen heraus oder wenn uns einfach nicht danach zumute ist. In solchen Zeiten duerfen wir jedoch nie die taeglichen drei Hauptgebete auslassen und koennen zusaetzlich darum beten, beten zu koennen.
Rabbi Adin Steinsaltz erwaehnt noch eine andere sehr weit verbreitete Methode in seinem Buch "A Guide to Jewish Prayer". Naemlich die Methode des Betens mit Musik.
Musik hat schon beim Tempeldienst eine aeusserst wichtige Rolle gespielt. Manche Leute haben einen wesentlich einfacheren Zugang zu Gebeten, wenn sie diese singen. Ein gutes Beispiel sahen wir bei der gestrigen dritten Shabbatmahlzeit im Hause von Rabbi Meir Weiner in der Jerusalemer Altstadt. Dort war eine Mutter mit ihrem im Rollstuhl sitzenden schwerbehinderten Sohn zu Gast. Der Sohn konnte kaum sprechen, doch als nach dem Essen gesungen wurde, versuchte er begeistert mitzusingen.
In der juengsten Vergangenheit kommen die beruehmtesten Melodien von Rabbi Shlomo Carlebach, mit dessen Melodien viele Synagogengottesdienste abgehalten werden. Die sogenannte Carlebach - Minyan. Aber schon Koenig David komponierte seine Tehillim (Psalmen) mit Melodien.
Wer heutzutage zu Rabbi Mordechai Machlis geht, der trifft nicht selten auf Michael Griver aus London, der seine eigenen Melodien zu den Psalmen Koenig Davids vortraegt.
Ganz wichtig sind melodische Gebete in der Chassidut und vom Tisch des Rebben am Shabbat nicht wegzudenken. Musik im Gebet hat die Kraft, ungeahnte Emotionen hervorzurufen und wer diese Methode noch nicht ausprobiert hat, der sollte das schnellstens nachholen.
Mehrere Male schon wurde ich gefragt, wie man am besten betet und ob es moeglich ist, Gebete mit eigenen Worten zu formulieren. Genau diesen Frage habe ich mir vor fast zehn Jahren auch gestellt. Ist es unbedingt wichtig, dass ich im Judentum die vorgegebenen Gebete aus dem Sidur (Gebetbuch) sage oder kann ich alles in eigene Worten kleiden ? Und was ist mit den Tehillim (Psalmen) von Koenig David ? Muss ich die unbedingt sagen, denn es sind nicht meine Worte und meine Probleme, sondern die Koenig Davids.
Um eine Antwort schon einmal vorweg zu nehmen; bei genauem Hinschauen merkte ich, dass die Psalmen auch auf meine Probleme zutrafen und sie nicht nur auf Koenig David allein zugeschnitten sind.
Zuerst einmal sollte ein Jude die drei vorgeschrieben taeglichen Gebete beten, und zwar genauso wie sie im Sidur stehen. In der Shemona Esrei (Amida) kann jeder an einer bestimmten Stelle seine persoenlichen Wuensche einfuegen. Auch einen Lottogewinn oder einen zukuenftigen Ehepartner.
Wer fuer einen Ehepartner betet, der kann eines jedoch nicht tun: Den Namen des Zukuenftigen nennen. Es ist nur moeglich fuer einen guten Ehepartner zu beten, doch wer genau das sein Wort, entscheidet G-tt.
Die taeglichen drei Hauptgebete sollten, wenn moeglich, in der Synagoge in einer Minyan (10 jued. Maenner) gebetet werden. In einer juedischen Gemeinschaft beten ist sehr wichtig. Selbst wenn das gemeinschaftliche Gebet in der Synagoge nicht immer auf die Beduerfnisse jedes einzelnen eingeht, ist es besser, in einer Gemeinschaft zu beten. Wenn jeder Betende sich voll und ganz auf das Gebet konzentriert, hat dies positiven spirituellen Einfluss auf die ganze betende Gemeinschaft. Alle Mitwirkenden koennen so zu einem Ganzen zusammengeschweisst werden (Rabbi Adin Steinsaltz in seinem Buch "A Guide to Jewish Prayer).
Wer daheim allein betet, der sollte in einem Raum mit einem Fenster beten (Talmud Traktat Berachot). Wenn wir in einem Raum ohne Fenster beten, besteht die Gefahr, dass wir nur uns selbst sehen und alle anderen Menschen vergessen. Haben wir jedoch ein Fester vor Augen, dann sehen wir den Himmel etc. und vergessen nie, dass es auch noch Mitmenschen gibt und nicht nur uns allein.
Vor allem die Chassidut Breslov legt aeusserst grossen Wert auf die Hitbodedut. Rabbi Nachman von Breslov sagte, dass jeder Mensch taeglich mindestens eine Stunde allein sein und G-tt sein Herz ausschuetten soll. Und zwar mit seinen eigenen ganz persoenlichen Worten. Laut Rabbi Nachman kann das in einem Wald sein, auf einem Feld, im Park oder daheim.
Wer etwas von G-tt haben will, sei es Gesundheit, einen Job oder Geld, der muss darum beten. Es heisst, dass kein Gebet unbeantwortet bleibt. Wann und wie es erfuellt wird, liegt in G-ttes Hand und nicht in unserer. Manchmal kann es Jahre dauern und wir duerfen nie aufgeben, weiterzubeten.
Einmal als ich an einem Shabbatmorgen an der Kotel (Klagemauer) war, ging eine Familie an mir vorbei. Die Frau fragte ihre Mutter, ob sie denn nicht einen Zettel in die Klagemauer stecken wolle. Nein, sagte die Mutter, das habe ich schon im letzten Jahr getan und nichts ist passiert.
Genau diese Reaktion ist falsch. Wir koennen nicht erwarten, dass wenn wir beten, nach fuenf Minuten der Postbote kommt und uns ein Einschreiben bringt, dass wir im Lotto gewonnen haben.
Bei Gemeindegebeten sowie im persoenlichen Gebet muessen wir Kavanah zeigen. Heisst, uns voll und ganz auf das Gebet konzentrieren. Es ist nur allzu menschlich, dass waehrend des Gebetes unsere Gedanken zu wandern beginnen. Dazu sagte schon der Baal Shem Tov, dass sobald dies passiert, wir unsere negativen Gedanken beim Gebet in etwas Positives umwandeln koennen. Wir wissen, dass wir jene Gedanken haben, doch wenn wir uns im selben Moment auf das eigentliche Gebet konzentrieren, haben wir negative Gedanken in positive verwandelt.
Viele chassidische Rabbiner sowie natuerlich auch Rabbi Nachman von Breslov sagen, dass wir mit dem Herzen beten sollen und nicht mit dem Verstand. Schaut jemand in seinem Sidur auf das Gebet und versucht es intellektuell zu ergruenden, ist das ganze kein Gebet mehr, denn der Betende verliert den Faden.
Ein richtig ernsthaftes Gebet kommt von Herzen, z.B., in Zeiten der Not. Die hoechste Kavanah finden wir im spontanen Gebet (Rabbi Adin Steinsaltz).
Auch sollte jeden Tag mit einer erneuten Intension gebetet werden. Rabbi Mordechai Machlis pflegt zu sagen, dass wer heute genauso gebetet hat wie gestern, heute nicht gebetet hat. Sprich, Gebete duerfen niemals zur Routine werden.
Ebenso sollten wir in Betracht ziehen, nicht nur immer nur fuer uns alleine zu beten, sondern auch fuer andere. Es heisst, dass wer fuer andere betet, dem werden seine Wuensche zuerst erfuellt.
Es ist ganz normal, dass wir Zeiten haben, in denen wir nicht beten koennen. Sei es aus Launen heraus oder wenn uns einfach nicht danach zumute ist. In solchen Zeiten duerfen wir jedoch nie die taeglichen drei Hauptgebete auslassen und koennen zusaetzlich darum beten, beten zu koennen.
Rabbi Adin Steinsaltz erwaehnt noch eine andere sehr weit verbreitete Methode in seinem Buch "A Guide to Jewish Prayer". Naemlich die Methode des Betens mit Musik.
Musik hat schon beim Tempeldienst eine aeusserst wichtige Rolle gespielt. Manche Leute haben einen wesentlich einfacheren Zugang zu Gebeten, wenn sie diese singen. Ein gutes Beispiel sahen wir bei der gestrigen dritten Shabbatmahlzeit im Hause von Rabbi Meir Weiner in der Jerusalemer Altstadt. Dort war eine Mutter mit ihrem im Rollstuhl sitzenden schwerbehinderten Sohn zu Gast. Der Sohn konnte kaum sprechen, doch als nach dem Essen gesungen wurde, versuchte er begeistert mitzusingen.
In der juengsten Vergangenheit kommen die beruehmtesten Melodien von Rabbi Shlomo Carlebach, mit dessen Melodien viele Synagogengottesdienste abgehalten werden. Die sogenannte Carlebach - Minyan. Aber schon Koenig David komponierte seine Tehillim (Psalmen) mit Melodien.
Wer heutzutage zu Rabbi Mordechai Machlis geht, der trifft nicht selten auf Michael Griver aus London, der seine eigenen Melodien zu den Psalmen Koenig Davids vortraegt.
Ganz wichtig sind melodische Gebete in der Chassidut und vom Tisch des Rebben am Shabbat nicht wegzudenken. Musik im Gebet hat die Kraft, ungeahnte Emotionen hervorzurufen und wer diese Methode noch nicht ausprobiert hat, der sollte das schnellstens nachholen.
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Judentum
Samstag, April 28, 2007
Die Gesellschaft der Empfehlungen
B"H
Mein Weg in die Haredi - Gesellschaft vor einigen Jahren war leicht, doch spaeter merkte ich, dass ich viel Glueck hatte und es normalerweise nie ganz so leicht verlaeuft.
In der Haredigesellschaft, vor allem aber in der chassidischen Gesellschaft, geht es nur mit Empfehlungen. Wen kennst Du bei uns und dann wird nachgeforscht. Kennt man erst einmal einige Familien, geht der Rest fast von selbst. Bei mir ging es etwas einfacher, da ich fuer eine haredische Firma arbeitete und daher automatisch mit Leuten in Kontakt kam.
Diese kleine Welt, in der jeder jeden kennt und jeder alles ueber den anderen zu wissen scheint, ging mir nach einiger Zeit ziemlich auf den Geist. Keinen Schritt konnte ich tun, ohne beobachtet oder gefragt zu werden. Aber nicht nur von Haredim selbst.
Ich liebte es, jeden Shabbatausgang (Samstag Abend) mit dem Bus ins Kino zu fahren, da ich meine Filmleidenschaft nie aufgab.
Ich stieg also religioes gekleidet in den Bus und spaetestens im Canyon Malcha (Einkaufs -u. Kinozentrum) kam ich mir deplaziert vor. Man sieht dort zwar zu hauf maennliche Haredim, aber keine weiblichen.
Im Kinosaal der gleiche Anblick. Neben den Nichtreligioesen sassen haredische Maenner im Film, aber keine Frauen. Ich wuenschte mir in dem Moment immer normale Kleidung und keinen Rock und sowas. An solchen und anderen Orten kam oft der Spruch von Nichtreligioesen, was denn die Dossit (Religioese) hier will.
An Religioese werden bestimmte Ansprueche gestellt und das nicht nur in deren eigener Gesellschaft. Viele Nichtreligioese schauen gerade auf das Verhalten der Religioesen und erwarten eine perfekte Welt. Ich sah nichts Unperfektes daran, einen Film anzuschauen, andere aber anscheinend schon.
Meinen Empfehlungen hat das uebrigens nicht geschadet.
Mein Weg in die Haredi - Gesellschaft vor einigen Jahren war leicht, doch spaeter merkte ich, dass ich viel Glueck hatte und es normalerweise nie ganz so leicht verlaeuft.
In der Haredigesellschaft, vor allem aber in der chassidischen Gesellschaft, geht es nur mit Empfehlungen. Wen kennst Du bei uns und dann wird nachgeforscht. Kennt man erst einmal einige Familien, geht der Rest fast von selbst. Bei mir ging es etwas einfacher, da ich fuer eine haredische Firma arbeitete und daher automatisch mit Leuten in Kontakt kam.
Diese kleine Welt, in der jeder jeden kennt und jeder alles ueber den anderen zu wissen scheint, ging mir nach einiger Zeit ziemlich auf den Geist. Keinen Schritt konnte ich tun, ohne beobachtet oder gefragt zu werden. Aber nicht nur von Haredim selbst.
Ich liebte es, jeden Shabbatausgang (Samstag Abend) mit dem Bus ins Kino zu fahren, da ich meine Filmleidenschaft nie aufgab.
Ich stieg also religioes gekleidet in den Bus und spaetestens im Canyon Malcha (Einkaufs -u. Kinozentrum) kam ich mir deplaziert vor. Man sieht dort zwar zu hauf maennliche Haredim, aber keine weiblichen.
Im Kinosaal der gleiche Anblick. Neben den Nichtreligioesen sassen haredische Maenner im Film, aber keine Frauen. Ich wuenschte mir in dem Moment immer normale Kleidung und keinen Rock und sowas. An solchen und anderen Orten kam oft der Spruch von Nichtreligioesen, was denn die Dossit (Religioese) hier will.
An Religioese werden bestimmte Ansprueche gestellt und das nicht nur in deren eigener Gesellschaft. Viele Nichtreligioese schauen gerade auf das Verhalten der Religioesen und erwarten eine perfekte Welt. Ich sah nichts Unperfektes daran, einen Film anzuschauen, andere aber anscheinend schon.
Meinen Empfehlungen hat das uebrigens nicht geschadet.
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Haredim,
Israelische Gesellschaft
Freitag, April 27, 2007
Donnerstag, April 26, 2007
Donnerstag Abend und Shabbat
B"H
Jeden Donnertag am Spaetnachmittag unterrichte ich eine kleine Gruppe Schueler der nationalreligioesen NOAM - Schule. Die Kinder wohnen in einem nationalreligioesen Stadtteil und sobald ich diesen donnerstags betrete, stellen sich bei mir sofort Hungergefuehle ein. Nicht nur das, auch merkt man sofort, dass der Shabbat naht. Der Shabbat kuendigt sich jede Woche mit seiner eigenen einzigartigen Atmosphaere an.
Donnerstags abends wird fuer den Shabbat vorgekocht und der Essensgeruch breitet sich vor allem in den religioesen Stadtteilen aus. Religioese Familien sind zu der Zeit im vollen Arbeitseinsatz und die Maedchen helfen entweder ihren Muettern in der Kueche oder passen auf ihre kleinen Geschwister auf.
Wer jetzt wissen will, wo die Maenner sind, hier die passende Antwort. Es kommt auf den Mann drauf an. Manche helfen im Haushalt mit und andere wieder nicht. Genau wie in jeder anderen Familie auch.
Bei ashkenazischen Juden gibt es am Shabbat traditionelles Essen. Nach dem Kiddush (Segnung des Weines) gibt es die Challot (Shabbatbrote), Salate, Gefillte Fisch, Huehnersuppe und dann den Hauptgang mit Huehnchen / Fleisch und Kugel (Kartoffel - bzw. Nudelpasteten). Bei kurdischen und irakischen Juden werden ganze scharfgewuerzte Fisch serviert und danach mein Leibgericht Reis mit Kube (Fleischkroketten). Bei den Persern gibt es statt den Kroketten Gondi (Fleischklopse).
Sollte ich am Shabbat bei Chassidim eingeladen sein, bereite ich mich jedesmal auf ein schwerverdauliches Essen vor. Es gibt kaum Salate, sondern fast nur fettige Huehnersuppe und danach gleich den Hauptgang.
Im allgemeinen beginnen Chassidim ihre Gebet sehr spaet, so auch am Freitag Abend zu Shabbatbeginn. Der Synagogendienst zieht sich dann dementsprechend in die Laenge und wir essen spaet. Im Sommer beginnen wir manchmal erst gegen 21.30 Uhr mit dem Essen.
Am Shabbat selbst, das gleiche Spiel. In den Synagogen wird erst spaeter mit dem G-ttesdienst begonnen und bis in die Mittagszeit gebetet. Dass Chassidim erst so spaet beginnen, hat vor allem talmudische sowie kabbalistische Gruende. Im Talmud Traktat Berachot und in der Kabbalah heisst es naemlich, dass sich jemand auf das Gebet richtig vorbereiten soll. Alltaegliche Gedanken sollen erst aus dem Kopf verschwinden und es wird meditiert. Erst danach ist der Kopf frei fuer die richtige Kavanah (Konzentration) im Gebet. Es wird nicht mit der Hauruck - Methode gebetet, wie es so litvishe Art ist (um es einmal "rassistisch" auszudruecken). Ich hoffe, die Litvisher haben meinen chassidischen Sarkasmus jetzt nicht zu ernst genommen.
In diesen Woche bin ich bei guten Freunden von mir, bei Satmarer Chassidim, eingeladen. Dies zwingt mich wieder, mich anstaendig anzuziehen und auch so zu benehmen. Das Treffen kommt mir gelegen, denn ich will meine Freunde ueber die Chassidut Satmar naeher ausquetschen und von ihnen eine Empfehlung fuer die Teilnahme an einem sogenannten TISCH bei der Chassidut Toldot Aharon.
Ein chassidischer Tisch findet bei den meisten chassidischen Gruppen am Freitag Abend nach 22.00 Uhr statt. Dann versammeln sich die Chassidim der jeweiligen Gruppe in der Synagoge oder der Beit Midrasch (relig. Lehrhaus) und der Rebbe der Gruppe haelt einen Vortrag und teilt sein Essen mit den Chassidim. Gesungen wird auch.
Bei einigen chassidischen Gruppen sind auch Frauen willkommen. Eine mir bekannte Ausnahme bildet hier die Chassidut Gur, die keine Frauen zulaesst.
Ich habe mich nach dem Tisch von Toldot Aharon erkundigt, da ich gerade ueber diese extreme chassidische Gruppe schreibe. Sie sind eine aeusserst geschlossene Gruppe, lassen aber Auswaertige zu ihrem Tisch zu. Dort gelten extrem strenge Bedingungen. Natuerlich muss man halachischer Jude sein, sich richtig anstaendig anziehen und sollte nicht unbedingt die Chassidim anreden. Yiddishkenntnisse waeren von Vorteil, aber Hebraeisch geht auch.
Man riet mit auch, eine Empfehlung von anderen Chassidim zu bekommen, um die ich meine Satmarer Freunde bitten will. Sicher werde ich mich wie ein Alien fuehlen, aber ich bin optimistisch. Schon oefters hatte ich Kontakt mit Toldot Aharon Frauen und merkte nach einigen Saetzen, dass sie total nett waren.
Freunde von mir meinten, ich solle lieber zu Karlin oder dem Kaliver Rebben gehen. Die waeren offener und da waere mehr Fun. Na, mal sehen. Toldot Aharon ist sicher interessant und man kommt dort nicht jeden Tag hin. Chassidut Karlin und der Kaliver Rebbe kommen spaeter dran.
Jeden Donnertag am Spaetnachmittag unterrichte ich eine kleine Gruppe Schueler der nationalreligioesen NOAM - Schule. Die Kinder wohnen in einem nationalreligioesen Stadtteil und sobald ich diesen donnerstags betrete, stellen sich bei mir sofort Hungergefuehle ein. Nicht nur das, auch merkt man sofort, dass der Shabbat naht. Der Shabbat kuendigt sich jede Woche mit seiner eigenen einzigartigen Atmosphaere an.
Donnerstags abends wird fuer den Shabbat vorgekocht und der Essensgeruch breitet sich vor allem in den religioesen Stadtteilen aus. Religioese Familien sind zu der Zeit im vollen Arbeitseinsatz und die Maedchen helfen entweder ihren Muettern in der Kueche oder passen auf ihre kleinen Geschwister auf.
Wer jetzt wissen will, wo die Maenner sind, hier die passende Antwort. Es kommt auf den Mann drauf an. Manche helfen im Haushalt mit und andere wieder nicht. Genau wie in jeder anderen Familie auch.
Bei ashkenazischen Juden gibt es am Shabbat traditionelles Essen. Nach dem Kiddush (Segnung des Weines) gibt es die Challot (Shabbatbrote), Salate, Gefillte Fisch, Huehnersuppe und dann den Hauptgang mit Huehnchen / Fleisch und Kugel (Kartoffel - bzw. Nudelpasteten). Bei kurdischen und irakischen Juden werden ganze scharfgewuerzte Fisch serviert und danach mein Leibgericht Reis mit Kube (Fleischkroketten). Bei den Persern gibt es statt den Kroketten Gondi (Fleischklopse).
Sollte ich am Shabbat bei Chassidim eingeladen sein, bereite ich mich jedesmal auf ein schwerverdauliches Essen vor. Es gibt kaum Salate, sondern fast nur fettige Huehnersuppe und danach gleich den Hauptgang.
Im allgemeinen beginnen Chassidim ihre Gebet sehr spaet, so auch am Freitag Abend zu Shabbatbeginn. Der Synagogendienst zieht sich dann dementsprechend in die Laenge und wir essen spaet. Im Sommer beginnen wir manchmal erst gegen 21.30 Uhr mit dem Essen.
Am Shabbat selbst, das gleiche Spiel. In den Synagogen wird erst spaeter mit dem G-ttesdienst begonnen und bis in die Mittagszeit gebetet. Dass Chassidim erst so spaet beginnen, hat vor allem talmudische sowie kabbalistische Gruende. Im Talmud Traktat Berachot und in der Kabbalah heisst es naemlich, dass sich jemand auf das Gebet richtig vorbereiten soll. Alltaegliche Gedanken sollen erst aus dem Kopf verschwinden und es wird meditiert. Erst danach ist der Kopf frei fuer die richtige Kavanah (Konzentration) im Gebet. Es wird nicht mit der Hauruck - Methode gebetet, wie es so litvishe Art ist (um es einmal "rassistisch" auszudruecken). Ich hoffe, die Litvisher haben meinen chassidischen Sarkasmus jetzt nicht zu ernst genommen.
In diesen Woche bin ich bei guten Freunden von mir, bei Satmarer Chassidim, eingeladen. Dies zwingt mich wieder, mich anstaendig anzuziehen und auch so zu benehmen. Das Treffen kommt mir gelegen, denn ich will meine Freunde ueber die Chassidut Satmar naeher ausquetschen und von ihnen eine Empfehlung fuer die Teilnahme an einem sogenannten TISCH bei der Chassidut Toldot Aharon.
Ein chassidischer Tisch findet bei den meisten chassidischen Gruppen am Freitag Abend nach 22.00 Uhr statt. Dann versammeln sich die Chassidim der jeweiligen Gruppe in der Synagoge oder der Beit Midrasch (relig. Lehrhaus) und der Rebbe der Gruppe haelt einen Vortrag und teilt sein Essen mit den Chassidim. Gesungen wird auch.
Bei einigen chassidischen Gruppen sind auch Frauen willkommen. Eine mir bekannte Ausnahme bildet hier die Chassidut Gur, die keine Frauen zulaesst.
Ich habe mich nach dem Tisch von Toldot Aharon erkundigt, da ich gerade ueber diese extreme chassidische Gruppe schreibe. Sie sind eine aeusserst geschlossene Gruppe, lassen aber Auswaertige zu ihrem Tisch zu. Dort gelten extrem strenge Bedingungen. Natuerlich muss man halachischer Jude sein, sich richtig anstaendig anziehen und sollte nicht unbedingt die Chassidim anreden. Yiddishkenntnisse waeren von Vorteil, aber Hebraeisch geht auch.
Man riet mit auch, eine Empfehlung von anderen Chassidim zu bekommen, um die ich meine Satmarer Freunde bitten will. Sicher werde ich mich wie ein Alien fuehlen, aber ich bin optimistisch. Schon oefters hatte ich Kontakt mit Toldot Aharon Frauen und merkte nach einigen Saetzen, dass sie total nett waren.
Freunde von mir meinten, ich solle lieber zu Karlin oder dem Kaliver Rebben gehen. Die waeren offener und da waere mehr Fun. Na, mal sehen. Toldot Aharon ist sicher interessant und man kommt dort nicht jeden Tag hin. Chassidut Karlin und der Kaliver Rebbe kommen spaeter dran.
Mittwoch, April 25, 2007
Parashat Acharei Mot - Kedoshim
B"H
Die Thoralesung fuer diesen Shabbat
Auch an diesem Shabbat lesen wir wieder zwei Thoralesungen auf einmal. Zuerst Acharei Mot und danach Kedoshim. Die erste Parasha gibt uns die Gesetze fuer den Yom Kippur Service und in Kedoshim erhalten wir die Gesetze, die fuer unser soziales Zusammenleben so wichtig sind.
Gleich zu Beginn heisst es, dass G-tt nach dem Tode der zwei Soehne Aharons (Nadav und Avihu) zu Moshe sprach. In einer der vorherigen Parashot (Shemini) starben die zwei als sie ein fremdes Feuer im Kodesh HaKedoshim (dem Allerheiligsten) opfern wollten.
In Acharei Mot wird Moshe von G-tt beauftragt, seinem Bruder Aharon auszurichten, dass er als Hohepriester (Cohen HaGadol) nicht zu jeder Zeit in das Allerheiligste (Kodesh HaKedoshim) treten darf, sondern nur am Yom Kippur. Aber auch an diesem Tag darf der Cohen HaGadol (Hohepriester) nur zu einem bestimmten Zeitpunkt ins Allerheiligste treten. Naemlich dann, wenn er den Opferdienst ausfuehrt (Sifra).
Sechs Wochen nachdem die Juden am Berg Sinai die Thora erhielten, bauten sie das Goldene Kalb. Moshe zerbrach die ersten Gesetzestafel, stieg nochmals auf den Berg Sinai, bat fuer die Juden um Vergebung und bekam ein zweites Paar Gesetzestafeln. Mit diesen kam er, nachdem G-tt den Juden vollkommen vergeben hatte, am 10. des juedischen Monats Tishrei (gewoehnlich im Oktober) hinunter vom Berg Sinai. Somit wurde dieser Tag,Yom Kippur, zum hoechsten juedischen Feiertag. Jedes Jahr an Yom Kippur bitten wir G-tt fuer unsere Vergehen um Vergebung und bitten Ihn ebenso, uns in das Buch des Lebens zu schreiben.
G-tt schaut bei unseren Gebeten am Yom Kippur auf unsere Intension, in Zukunft keine Suenden mehr begehen zu wollen oder zumindest Versuche zu starten, alles besser zu machen. Er richtet uns nach dem Augenblick und schaut nicht in unsere Zukunft, in der wir voraussichtlich abermals suendigen werden. Es kommt allein auf unsere Absicht und Ernsthaftigkeit in unseren Gebeten am Yom Kippur an.
Woher wissen wir, dass G-tt oft Menschen nach gewissen Augenblicken richtet ? Auch dann, wenn sie sich in der Zukunft als Katastrophen fuer das juedische Volk erweisen koennten.
Die Midrash verweist auf den beruehmten Vorfall mit Ishmael, dem Sohn Hagars und Avrahams. Als Hagar mit Ishmael in der Wueste sass und er dem verdursten nahe war und weinte, wurde Hagar Wasser gezeigt. G-tt hatte Mitgefuehl mit dem weinenden Kind, obwohl Er wusste, dass von Ishmael einmal die Araber abstammen werden, welche in der Zukunft eine staendige Bedrohung fuer die Juden darstellen.
Wenn wir den ersten Satz in Acharei Mot lesen, meinen wir, dass G-tt Moshe bzw. Aharon nach dem Tode Nadav und Avihus beauftragte, nicht zu jeder Zeit ins Allerheiligste zu treten, um nicht zu sterben wie die beiden Soehne.
Die Gemara im Talmud Traktat Yoma 53a stellt jedoch eine andere These auf. Die Warnung nicht zu jeder Zeit einzutreten bekam Moshe schon vor dem Tod der beiden. Die Art der Strafe fuer das Vergehen wurde ihm aber erst nach deren Tod gesagt.
Woher wissen wir das, fragt die Gemara und antwortet: Daraus das der Satz "…mit einer Wolke werde Ich erscheinen" grammatikalisch in der Zukunftsform geschrieben steht. Als G-tt den Satz aussprach, war Er noch nicht in einer Wolke erschienen.
Im Judentum haben wir das Konzept der Teshuva, der Umkehr zu G-tt. Wie weit wir auch von unserem Level hinabgefallen sind und welche Vergehen wir begangen haben, es gibt immer eine Chance zur Reue und Umkehr (Beer Moshe). Chassidischer Literatur zufolge ist es manchmal besser in niedrigere Level hinabzufallen, um danach viel hoeher aufzusteigen. Wir muessen nur den niedrigen mit dem hohen Level verbinden und sind dann somit in der Lage wieder zu einem hohen Level aufzusteigen (der Baal Shem Tov sowie sein Schueler und spaeterer Nachfolger Rabbi Dov Beer, der Maggid von Mezritch).
Der Cohen HaGadol (Hohepriester) erhaelt den Auftrag, seinen Service am Yom Kippur nur in weisser Leinenkleidung durchzufuehren. An anderen Tagen traegt er hierfur seine Bigdei Zahav, seine goldenen Kleidungsstuecke. Die Farbe weiss am Yom Kippur repraesentiert die Vergebung.
Zum Thema Kleidung schreibt der Gruender der chassidischen Gruppe Toldot Aharon, Rebbe Aharon Roth, dass anstaendige Kleidung den Menschen vor Vergehen bewahrt, denn die Kleidung erinnert ihn immer daran, wer er ist.
Die Thora faehrt fort mit einer ausfuehrlichen Beschreibung des Yom Kippur Services. Ein wichtiger Teil war die Auslosung der zwei maennlichen Ziegen. Die Auslosung nahm der Hohepriester vor und es wurde entschieden welche Ziege G-tt geopfert wurde und welche zum Azalzel, in die Wueste geschickt wurde. Uebrigens stammt daher der Ausdruck "Suendenbock".
Rabbi Samson Rapahel Hirsch betrachtet die zwei maennlichen Ziegen als eine Metaphor fuer das juedische Volk. Jeder von uns hat die freie Wahl G-tt zu dienen oder auch nicht. Wenn wir G-ttes Willen erfuellen, kommen wir metaphorisch gesehen in das Allerheiligste. Die Entscheidung, unseren eigenen Interessen zu folgen, hat dagegen keinen Platz im Allerheiligsten.
In Parashat Kedoshim erhalten wir wichtige Verhaltensregeln fuer unser taegliches Leben. Den Shabbat einhalten, Vater und Mutter ehren, nicht stehlen, nicht luegen und betruegen, nicht G-ttes Namen missbrauchen, in Israel keine Fruechte von Baeumen essen, die juenger als drei Jahre alt sind, kein Blut essen, keinen Ehebruch begehen und vor allem keinen Goetzendienst begehen. G-tt will, dass wir Juden uns von anderen Voelkern unterscheiden und gab uns deswegen die Thora mit ihren Gesetzen. Unsere Aufgabe ist es, dass wir mit der Einhaltung Seiner Gesetze anderen Voelkern als Beispiel dienen.
Bei vielen Diskussionen kam haeufig die Frage auf, ob man denn die Eltern auch dann ehren solle, wenn sie sich ihren Kindern gegenueber nicht gerade freundlich benehmen.
Rabbi Meir Weiner antwortete, dass in der Thora stehe, man solle seine Eltern ehren, aber es steht nicht geschrieben, dass man seine Eltern lieben solle.
Vielleicht gibt seine Aussage dem ein oder anderen die Antwort auf diese so oft gestellte Frage.
Aus dem Vorfall mit Nadav und Avihu lernen wir, wie gewissenhaft wir die Gesetze einhalten muessen, um keinen Schaden zu erleiden. Wir koennen nicht einfach eigene Initiativen entwickeln, sondern muessen das tun, was uns aufgetragen wurde, denn nur so koennen wir eine Perfektion (Shlemut) erreichen (Rabbi Samson Raphael Hirsch). Der Mensch sollte immer danach streben, seinen ihm gegebenen freien Willen positiv einzusetzen.
Jeder von macht die Erfahrung, dass er am Yom Kippur ernsthaft beabsichtigt, sich zu bessern. Realitaet ist, dass wir schon beim Neilah - Service am Ende staendig auf die Uhr schauen, wann es denn jetzt endlich etwas zu essen gibt. Dann wird Havdalah gemacht und alles stuerzt sich aufs Essen. Unser Verhalten ist nur allzu menschlich.
Zum Schluss noch eine Story aus der Gemara im Talmud Sanhedrin 101a, 102b und 103a. Dort wird uns von dem boesartige Koenig Menashe, Sohn des Koenig Chizkiyahu, erzaehlt, der es zum Schluss doch noch schaffte, einen Platz in der kommenden Welt (Olam Habah) zu bekommen.
Menashe war 12 Jahre alt als er Koenig wurde und regierte 55 Jahre lang in Jerusalem. Sein Vater Chizkiyahu war g-ttesfuerchtig und hielt die Gebote ein, doch sein Sohn Menashe war das genaue Gegenteil und betete Goetzen an. Erst als die Assyrer Menashe gefangennahmen und nach Babylon brachten, begann er zu G-tt zu beten. G-tt erhoerte seine Gebete und brachte ihn zurueck nach Jerusalem.
Laut Midrash Devarim Rabbah waren die Engel bei Menashes Tod dagegen, ihn aufgrund all seiner Suenden in die kommenden Welt (Olam Habah) zu lassen, doch G-tt vergab ihm, da Menashe ernsthafte Reue gezeigt hatte und liess ihn doch noch ein.
Dem Talmud - Kommentator Yad Ramah zufolge sah G-tt, dass Koenig Menashe niemals Olam Habah erreicht, sollte er streng gerichtet werden. Da aber Menashes Gebete ernst gemeint waren, liess G-tt Gnade vor Recht ergehen.
Auch wir sollten daher niemals aufgeben.
Shabbat Shalom
Die Thoralesung fuer diesen Shabbat
Auch an diesem Shabbat lesen wir wieder zwei Thoralesungen auf einmal. Zuerst Acharei Mot und danach Kedoshim. Die erste Parasha gibt uns die Gesetze fuer den Yom Kippur Service und in Kedoshim erhalten wir die Gesetze, die fuer unser soziales Zusammenleben so wichtig sind.
Gleich zu Beginn heisst es, dass G-tt nach dem Tode der zwei Soehne Aharons (Nadav und Avihu) zu Moshe sprach. In einer der vorherigen Parashot (Shemini) starben die zwei als sie ein fremdes Feuer im Kodesh HaKedoshim (dem Allerheiligsten) opfern wollten.
In Acharei Mot wird Moshe von G-tt beauftragt, seinem Bruder Aharon auszurichten, dass er als Hohepriester (Cohen HaGadol) nicht zu jeder Zeit in das Allerheiligste (Kodesh HaKedoshim) treten darf, sondern nur am Yom Kippur. Aber auch an diesem Tag darf der Cohen HaGadol (Hohepriester) nur zu einem bestimmten Zeitpunkt ins Allerheiligste treten. Naemlich dann, wenn er den Opferdienst ausfuehrt (Sifra).
Sechs Wochen nachdem die Juden am Berg Sinai die Thora erhielten, bauten sie das Goldene Kalb. Moshe zerbrach die ersten Gesetzestafel, stieg nochmals auf den Berg Sinai, bat fuer die Juden um Vergebung und bekam ein zweites Paar Gesetzestafeln. Mit diesen kam er, nachdem G-tt den Juden vollkommen vergeben hatte, am 10. des juedischen Monats Tishrei (gewoehnlich im Oktober) hinunter vom Berg Sinai. Somit wurde dieser Tag,Yom Kippur, zum hoechsten juedischen Feiertag. Jedes Jahr an Yom Kippur bitten wir G-tt fuer unsere Vergehen um Vergebung und bitten Ihn ebenso, uns in das Buch des Lebens zu schreiben.
G-tt schaut bei unseren Gebeten am Yom Kippur auf unsere Intension, in Zukunft keine Suenden mehr begehen zu wollen oder zumindest Versuche zu starten, alles besser zu machen. Er richtet uns nach dem Augenblick und schaut nicht in unsere Zukunft, in der wir voraussichtlich abermals suendigen werden. Es kommt allein auf unsere Absicht und Ernsthaftigkeit in unseren Gebeten am Yom Kippur an.
Woher wissen wir, dass G-tt oft Menschen nach gewissen Augenblicken richtet ? Auch dann, wenn sie sich in der Zukunft als Katastrophen fuer das juedische Volk erweisen koennten.
Die Midrash verweist auf den beruehmten Vorfall mit Ishmael, dem Sohn Hagars und Avrahams. Als Hagar mit Ishmael in der Wueste sass und er dem verdursten nahe war und weinte, wurde Hagar Wasser gezeigt. G-tt hatte Mitgefuehl mit dem weinenden Kind, obwohl Er wusste, dass von Ishmael einmal die Araber abstammen werden, welche in der Zukunft eine staendige Bedrohung fuer die Juden darstellen.
Wenn wir den ersten Satz in Acharei Mot lesen, meinen wir, dass G-tt Moshe bzw. Aharon nach dem Tode Nadav und Avihus beauftragte, nicht zu jeder Zeit ins Allerheiligste zu treten, um nicht zu sterben wie die beiden Soehne.
Die Gemara im Talmud Traktat Yoma 53a stellt jedoch eine andere These auf. Die Warnung nicht zu jeder Zeit einzutreten bekam Moshe schon vor dem Tod der beiden. Die Art der Strafe fuer das Vergehen wurde ihm aber erst nach deren Tod gesagt.
Woher wissen wir das, fragt die Gemara und antwortet: Daraus das der Satz "…mit einer Wolke werde Ich erscheinen" grammatikalisch in der Zukunftsform geschrieben steht. Als G-tt den Satz aussprach, war Er noch nicht in einer Wolke erschienen.
Im Judentum haben wir das Konzept der Teshuva, der Umkehr zu G-tt. Wie weit wir auch von unserem Level hinabgefallen sind und welche Vergehen wir begangen haben, es gibt immer eine Chance zur Reue und Umkehr (Beer Moshe). Chassidischer Literatur zufolge ist es manchmal besser in niedrigere Level hinabzufallen, um danach viel hoeher aufzusteigen. Wir muessen nur den niedrigen mit dem hohen Level verbinden und sind dann somit in der Lage wieder zu einem hohen Level aufzusteigen (der Baal Shem Tov sowie sein Schueler und spaeterer Nachfolger Rabbi Dov Beer, der Maggid von Mezritch).
Der Cohen HaGadol (Hohepriester) erhaelt den Auftrag, seinen Service am Yom Kippur nur in weisser Leinenkleidung durchzufuehren. An anderen Tagen traegt er hierfur seine Bigdei Zahav, seine goldenen Kleidungsstuecke. Die Farbe weiss am Yom Kippur repraesentiert die Vergebung.
Zum Thema Kleidung schreibt der Gruender der chassidischen Gruppe Toldot Aharon, Rebbe Aharon Roth, dass anstaendige Kleidung den Menschen vor Vergehen bewahrt, denn die Kleidung erinnert ihn immer daran, wer er ist.
Die Thora faehrt fort mit einer ausfuehrlichen Beschreibung des Yom Kippur Services. Ein wichtiger Teil war die Auslosung der zwei maennlichen Ziegen. Die Auslosung nahm der Hohepriester vor und es wurde entschieden welche Ziege G-tt geopfert wurde und welche zum Azalzel, in die Wueste geschickt wurde. Uebrigens stammt daher der Ausdruck "Suendenbock".
Rabbi Samson Rapahel Hirsch betrachtet die zwei maennlichen Ziegen als eine Metaphor fuer das juedische Volk. Jeder von uns hat die freie Wahl G-tt zu dienen oder auch nicht. Wenn wir G-ttes Willen erfuellen, kommen wir metaphorisch gesehen in das Allerheiligste. Die Entscheidung, unseren eigenen Interessen zu folgen, hat dagegen keinen Platz im Allerheiligsten.
In Parashat Kedoshim erhalten wir wichtige Verhaltensregeln fuer unser taegliches Leben. Den Shabbat einhalten, Vater und Mutter ehren, nicht stehlen, nicht luegen und betruegen, nicht G-ttes Namen missbrauchen, in Israel keine Fruechte von Baeumen essen, die juenger als drei Jahre alt sind, kein Blut essen, keinen Ehebruch begehen und vor allem keinen Goetzendienst begehen. G-tt will, dass wir Juden uns von anderen Voelkern unterscheiden und gab uns deswegen die Thora mit ihren Gesetzen. Unsere Aufgabe ist es, dass wir mit der Einhaltung Seiner Gesetze anderen Voelkern als Beispiel dienen.
Bei vielen Diskussionen kam haeufig die Frage auf, ob man denn die Eltern auch dann ehren solle, wenn sie sich ihren Kindern gegenueber nicht gerade freundlich benehmen.
Rabbi Meir Weiner antwortete, dass in der Thora stehe, man solle seine Eltern ehren, aber es steht nicht geschrieben, dass man seine Eltern lieben solle.
Vielleicht gibt seine Aussage dem ein oder anderen die Antwort auf diese so oft gestellte Frage.
Aus dem Vorfall mit Nadav und Avihu lernen wir, wie gewissenhaft wir die Gesetze einhalten muessen, um keinen Schaden zu erleiden. Wir koennen nicht einfach eigene Initiativen entwickeln, sondern muessen das tun, was uns aufgetragen wurde, denn nur so koennen wir eine Perfektion (Shlemut) erreichen (Rabbi Samson Raphael Hirsch). Der Mensch sollte immer danach streben, seinen ihm gegebenen freien Willen positiv einzusetzen.
Jeder von macht die Erfahrung, dass er am Yom Kippur ernsthaft beabsichtigt, sich zu bessern. Realitaet ist, dass wir schon beim Neilah - Service am Ende staendig auf die Uhr schauen, wann es denn jetzt endlich etwas zu essen gibt. Dann wird Havdalah gemacht und alles stuerzt sich aufs Essen. Unser Verhalten ist nur allzu menschlich.
Zum Schluss noch eine Story aus der Gemara im Talmud Sanhedrin 101a, 102b und 103a. Dort wird uns von dem boesartige Koenig Menashe, Sohn des Koenig Chizkiyahu, erzaehlt, der es zum Schluss doch noch schaffte, einen Platz in der kommenden Welt (Olam Habah) zu bekommen.
Menashe war 12 Jahre alt als er Koenig wurde und regierte 55 Jahre lang in Jerusalem. Sein Vater Chizkiyahu war g-ttesfuerchtig und hielt die Gebote ein, doch sein Sohn Menashe war das genaue Gegenteil und betete Goetzen an. Erst als die Assyrer Menashe gefangennahmen und nach Babylon brachten, begann er zu G-tt zu beten. G-tt erhoerte seine Gebete und brachte ihn zurueck nach Jerusalem.
Laut Midrash Devarim Rabbah waren die Engel bei Menashes Tod dagegen, ihn aufgrund all seiner Suenden in die kommenden Welt (Olam Habah) zu lassen, doch G-tt vergab ihm, da Menashe ernsthafte Reue gezeigt hatte und liess ihn doch noch ein.
Dem Talmud - Kommentator Yad Ramah zufolge sah G-tt, dass Koenig Menashe niemals Olam Habah erreicht, sollte er streng gerichtet werden. Da aber Menashes Gebete ernst gemeint waren, liess G-tt Gnade vor Recht ergehen.
Auch wir sollten daher niemals aufgeben.
Shabbat Shalom
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Thora Parasha
Dienstag, April 24, 2007
Religioese Kinder
B"H
Niemals hatte ich mit Religioesen soviel Auseinandersetzungen wie ueber das Thema Kinder. Mit Haredim (Ultra - Orthod.) sicher mehr als mit Nationalreligioesen.
Was mich persoenlich stoert, ist die teilweise Abschottung religioeser Kinder von der "realen" israelischen Gesellschaft. Wer meint, dies sei nur bei Haredim der Fall, der irrt.
Jede Woche unterrichte ich eine kleine Gruppe nationalreligioeser Kinder der Schule NOAM (eine nationalrelig. Schule mit landesweiten Niederlassungen). Um bei NOAM aufgenommen zu werden, muss das Kind aus einem relig. Haushalt kommen, wobei es keine so grosse Rolle spielt, ob die Eltern relig. geboren oder im Verlauf ihres Lebens relig. wurden. Die Schueler, egal ob Maedchen oder Jungen, mussen sich natuerlich religioes anziehen. Keine unanstaendige Kleidung wie Shorts oder zu kurze Aermel. Bei den Maedels kommt hinzu, dass sie einen langen Rock anziehen muessen.
Gelernt wird in getrennten Gebaeuden, nach Geschlechtern getrennt. Dieses schon allein daher, dass der Lernstoff voellig unterschiedlich ist. Neben Mathe, Physik, Englisch etc. lernen die Maedels Torah und Halachot, wobei bei den Jungen der Talmud hinzukommt.
Allgemein gilt NOAM als eine sehr gute sowie teure Schule, mit dessen Abschluss man auf die Uni wechseln koennte. Ich sage koennte, denn die Mehrheit tut dies leider nicht, da schon frueh Ehen eingegangen werden oder die Maenner auf Yeshivot wechseln.
Bei haredischen (egel ob litvish oder chassidisch) Kindern schaut die Erziehung wesentlich anders aus. Es gibt Ausnahmen, aber allgemein lernen die Jungen auf dem Talmud Thora und die Maedels im Beit Yaakov. Fuer Talmud Thora sollte der Junge eine schwarze Hose und ein weisses Hemd tragen. Bei Chassidim vielfach ein kariertes Hemd.
Auf Beit Yaakov ist eine blaue Schuluniform Pflicht. Dunkelblauer Rock und hellblaue langaermlige Bluse, niemals kurze Aermel. Auch muessen die Maedels ihr langes Haar als Zopf zusammen gebunden haben, damit ein eventueller maennlicher Lehrer nicht durch offen getragenes Haar "negativ beeinflusst wird". Turnschuhe sind nicht gestattet und ich kenne ein chassidisches Maedchen, welches vor ein paar Jahren von der Lehrerin heimgeschickt wurde, weil sie Turnschuhe trug.
Unterrichtet wird auf Hebraeisch, wobei einige Talmud Thora - Schulen der Chassidim auf Yiddish lehren. Jungen lernen schon von kleinauf Talmud und koennen ganze Auszuege daraus auswendig sagen, worum ich sie sehr beneide. Maedels haben einen anderen Stundenplan. Sie werden auf die spaetere Heirat und Haushaltsfuehrung vorbereitet und sie lernen Thora und Halachot. Die Jungen lernen manchmal bis zum Abend, die Maedels dagegen kommen mittags aus der Schule, um daheim im Haushalt zu helfen.
Was ich bei Nationalreligioesen und bei Haredim kritisiere ist, dass die Kinder erst meistens im Teenageralter in Kontakt mit der Aussenwelt bzw. anderen Teenagern kommen. Natuerlich sehen relig. Kinder die Aussenwelt, haben jedoch keinen naehren Kontakt mit ihr. Freundschaften zwischen haredischen und nationalreligioesen Kindern sind so gut wie unmoeglich. Genauso wie Freundschaften zwischen chassidischen und litvishen Kindern. Ganz zu schweigen von Freundschaften zwischen relig. und nichtrelig. Kindern.
Im Verlauf des spaeteren Lebens muessen sich relig. Kinder, aus denen Erwachsene wurden, ersteinmal an den alltaeglichen Umgang mit Nichtreligioesen zu gewoehnen. Viele chassidische Kinder wie die von Satmar in Mea Shearim lernen erst mit 15 Jahren die hebraeische Sprache. Bis zu dem Alter sprechen sie nur Yiddish, da sie von negativen Einfluessen ferngehalten werden sollen. Im Teenageralter haelt man sie fuer reifer, diesen Gefahren ausweichen zu koennen. Nicht das ein chassidisches Kind in der Jerusalemer Innenstadt von Nichtreligioesen angesprochen und beeinflusst werden kann. Der normale Israeli kann kein Yiddish und somit findet keinerlei Kommunikation statt.
Ich kann sehr gut verstehen, dass relig. Eltern ihre Kinder nicht unbedingt zusammen mit nichtrelig. Kindern sehen wollen. Der eine redet von Thora und der andere vom Cheeseburger, um es einmal uebertrieben auszudruecken. Was viele relig. Schulen meiner Ansicht nach falsch machen ist, dass sie den Kindern eine falsche Welt in bezug auf die israel. Gesellschaft lehren. Da werden Nichtreligioese in haredischen Schulen teilweise nur als Drogenabhaengige dargestellt.
Vor einigen Jahren kannte ich einen Aussteiger aus der Chassidut Gur und er meinte nach seinem Ausstieg unbedingt Drogen nehmen zu muessen, weil er gelernt hatte, dass Nichtreligioese den ganzen Tag nur vollgedroehnt herumlaufen.
Einige Chassidim bestaetigten meine Meinung, doch aendern wird sich im Schulsystem deshalb nicht. Jeder will natuerlich seine Kinder in relig. gleichwertiger Gesellschaft sehen, um ihnen ein gutes spaeteres Leben zu ermoeglichen. Wer eine gute Erziehung hatte und auf einer guten Schule war, der sollte einen gelungenen Shidduch (Ehepartner) finden und in der relig. Gesellschaft anerkannt sein. Wer zur relig. Gesellschaft gehoeren will, der geht keine eigenen Wege.
Niemals hatte ich mit Religioesen soviel Auseinandersetzungen wie ueber das Thema Kinder. Mit Haredim (Ultra - Orthod.) sicher mehr als mit Nationalreligioesen.
Was mich persoenlich stoert, ist die teilweise Abschottung religioeser Kinder von der "realen" israelischen Gesellschaft. Wer meint, dies sei nur bei Haredim der Fall, der irrt.
Jede Woche unterrichte ich eine kleine Gruppe nationalreligioeser Kinder der Schule NOAM (eine nationalrelig. Schule mit landesweiten Niederlassungen). Um bei NOAM aufgenommen zu werden, muss das Kind aus einem relig. Haushalt kommen, wobei es keine so grosse Rolle spielt, ob die Eltern relig. geboren oder im Verlauf ihres Lebens relig. wurden. Die Schueler, egal ob Maedchen oder Jungen, mussen sich natuerlich religioes anziehen. Keine unanstaendige Kleidung wie Shorts oder zu kurze Aermel. Bei den Maedels kommt hinzu, dass sie einen langen Rock anziehen muessen.
Gelernt wird in getrennten Gebaeuden, nach Geschlechtern getrennt. Dieses schon allein daher, dass der Lernstoff voellig unterschiedlich ist. Neben Mathe, Physik, Englisch etc. lernen die Maedels Torah und Halachot, wobei bei den Jungen der Talmud hinzukommt.
Allgemein gilt NOAM als eine sehr gute sowie teure Schule, mit dessen Abschluss man auf die Uni wechseln koennte. Ich sage koennte, denn die Mehrheit tut dies leider nicht, da schon frueh Ehen eingegangen werden oder die Maenner auf Yeshivot wechseln.
Bei haredischen (egel ob litvish oder chassidisch) Kindern schaut die Erziehung wesentlich anders aus. Es gibt Ausnahmen, aber allgemein lernen die Jungen auf dem Talmud Thora und die Maedels im Beit Yaakov. Fuer Talmud Thora sollte der Junge eine schwarze Hose und ein weisses Hemd tragen. Bei Chassidim vielfach ein kariertes Hemd.
Auf Beit Yaakov ist eine blaue Schuluniform Pflicht. Dunkelblauer Rock und hellblaue langaermlige Bluse, niemals kurze Aermel. Auch muessen die Maedels ihr langes Haar als Zopf zusammen gebunden haben, damit ein eventueller maennlicher Lehrer nicht durch offen getragenes Haar "negativ beeinflusst wird". Turnschuhe sind nicht gestattet und ich kenne ein chassidisches Maedchen, welches vor ein paar Jahren von der Lehrerin heimgeschickt wurde, weil sie Turnschuhe trug.
Unterrichtet wird auf Hebraeisch, wobei einige Talmud Thora - Schulen der Chassidim auf Yiddish lehren. Jungen lernen schon von kleinauf Talmud und koennen ganze Auszuege daraus auswendig sagen, worum ich sie sehr beneide. Maedels haben einen anderen Stundenplan. Sie werden auf die spaetere Heirat und Haushaltsfuehrung vorbereitet und sie lernen Thora und Halachot. Die Jungen lernen manchmal bis zum Abend, die Maedels dagegen kommen mittags aus der Schule, um daheim im Haushalt zu helfen.
Was ich bei Nationalreligioesen und bei Haredim kritisiere ist, dass die Kinder erst meistens im Teenageralter in Kontakt mit der Aussenwelt bzw. anderen Teenagern kommen. Natuerlich sehen relig. Kinder die Aussenwelt, haben jedoch keinen naehren Kontakt mit ihr. Freundschaften zwischen haredischen und nationalreligioesen Kindern sind so gut wie unmoeglich. Genauso wie Freundschaften zwischen chassidischen und litvishen Kindern. Ganz zu schweigen von Freundschaften zwischen relig. und nichtrelig. Kindern.
Im Verlauf des spaeteren Lebens muessen sich relig. Kinder, aus denen Erwachsene wurden, ersteinmal an den alltaeglichen Umgang mit Nichtreligioesen zu gewoehnen. Viele chassidische Kinder wie die von Satmar in Mea Shearim lernen erst mit 15 Jahren die hebraeische Sprache. Bis zu dem Alter sprechen sie nur Yiddish, da sie von negativen Einfluessen ferngehalten werden sollen. Im Teenageralter haelt man sie fuer reifer, diesen Gefahren ausweichen zu koennen. Nicht das ein chassidisches Kind in der Jerusalemer Innenstadt von Nichtreligioesen angesprochen und beeinflusst werden kann. Der normale Israeli kann kein Yiddish und somit findet keinerlei Kommunikation statt.
Ich kann sehr gut verstehen, dass relig. Eltern ihre Kinder nicht unbedingt zusammen mit nichtrelig. Kindern sehen wollen. Der eine redet von Thora und der andere vom Cheeseburger, um es einmal uebertrieben auszudruecken. Was viele relig. Schulen meiner Ansicht nach falsch machen ist, dass sie den Kindern eine falsche Welt in bezug auf die israel. Gesellschaft lehren. Da werden Nichtreligioese in haredischen Schulen teilweise nur als Drogenabhaengige dargestellt.
Vor einigen Jahren kannte ich einen Aussteiger aus der Chassidut Gur und er meinte nach seinem Ausstieg unbedingt Drogen nehmen zu muessen, weil er gelernt hatte, dass Nichtreligioese den ganzen Tag nur vollgedroehnt herumlaufen.
Einige Chassidim bestaetigten meine Meinung, doch aendern wird sich im Schulsystem deshalb nicht. Jeder will natuerlich seine Kinder in relig. gleichwertiger Gesellschaft sehen, um ihnen ein gutes spaeteres Leben zu ermoeglichen. Wer eine gute Erziehung hatte und auf einer guten Schule war, der sollte einen gelungenen Shidduch (Ehepartner) finden und in der relig. Gesellschaft anerkannt sein. Wer zur relig. Gesellschaft gehoeren will, der geht keine eigenen Wege.
Montag, April 23, 2007
Chag Sameach
B"H
Ich wuensche allen, die den israelischen Unabhaengigkeitstag (Yom HaAzma'ut) feiern, einen schoenen Feiertag und Chag Sameach.
Ich weiss, dass ich Leser habe, die relig. Gruppierungen angehoeren, welche den morgigen Tag nicht feiern. All jenen wuensche ich trotzdem einen schoenen Tag.
Miriam
Ich wuensche allen, die den israelischen Unabhaengigkeitstag (Yom HaAzma'ut) feiern, einen schoenen Feiertag und Chag Sameach.
Ich weiss, dass ich Leser habe, die relig. Gruppierungen angehoeren, welche den morgigen Tag nicht feiern. All jenen wuensche ich trotzdem einen schoenen Tag.
Miriam
Religion am Arbeitsplatz
B"H
Als ich in Deutschland lebte, kam das Thema Religion am Arbeitsplatz so gut wie nie zur Sprache. In meinem letzten deutschen Job bei einer Grossbank wurde ich ab und zu gefragt, was denn nun genau koscher und Shabbat sei, aber damit hatte es sich auch. Auch die Politik blieb hintenan, denn wir hatten genuegend Arbeit und die stand immer im Vordergrund. Das einzige, was mich manchmal stoerte wenn ich neue Leute kennenlernte war, dass ich mich fast immer rechtfertigen zu musste. Judentum Israel, das kennt die ueberwiegende Mehrheit nur aus dem TV.
Um so mehr freute ich mich umso mehr wieder zurueck in Israel zu sein. In Jerusalem, vielleicht im Gegensatz zu anderen israelischen Staedten, ist Religion sehr wohl ein Thema am Arbeitsplatz. Der wichtigste Grund mag sein, dass man halt religioese Kollegen hat.
Natuerlich ist es bei uns in der Baeckerei genauso. Die Belegschaft ist gemischt mit Religioesen und Nichtreligioesen. Eine bisher erfolgreiche Mischung und niemand geht aufeinander los. Eher im Gegenteil, denn mancher aeusserlich Nichtreligioeser, wie ich, entpuppt sich entweder als religioes, religioes ausgewachsen oder er hat Ahnung von der Religion, so wie unser Verkaufsleiter unten im Laden. Genau wie der Besitzer, dessen Vater Rabbiner war, die Kinder jedoch alles andere als in die Fusstapfen des Vaters traten.
Meine besten Diskussionen habe ich mit zwei Verkaeuferinnen unten im Laden, denn die eine gehoert zur chassidischen Gruppe Breslov und die andere zu Chabad. Gestern war mal wieder Diskussionszeit zusammen mit unserem komplett unreligioesen Manager. Als dieser vor etwas mehr als einem Jahr bei uns anfing, musste er sich ersteinmal an die religioese Kundschaft gewoehnen. Da fragten ihn ploetzlich Leute, ob man bei dem Brot oder bei dem Kuchen diesen oder jenen Segen vorher sagt. Der Manager stand da wie ein begossener Pudel, raeusperte und fragte schnell einen der relig. Kollegen.
Zu Beginn wusste er nicht den Unterschied zwischen litvish und chassidisch, aber mittlerweile ist er gut bei der Sache. Wahrscheinlich auch Dank unserer rabbinischen Kosherexperten (Mashgichim) der Belzer Chassidim.
Kann sein, dass man in nicht unbedingt relig. Orten wie Tel Aviv sich eine Zusammenarbeit zwischen Religioesen und Nichtreligioesen kompliziert vorstellt. Unsere Baeckerei zeigt das Gegenteil. Wir haben Glueck, denn sobald ein religioeser Feiertag naht, an dem andere arbeiten (wie Tisha Be'Av), haben wir frei. Andere wiederum nehmen sich die Zeit um das Nachmittagsgebet zu sagen und keiner regt sich auf. Allerdings kommen schonmal die Sprueche, dass wir keine Synagoge seien oder dass wenn der Meschiach kommt, er bei der ganzen Beterei sicherlich zuerst zu uns kommt.
Als ich in Deutschland lebte, kam das Thema Religion am Arbeitsplatz so gut wie nie zur Sprache. In meinem letzten deutschen Job bei einer Grossbank wurde ich ab und zu gefragt, was denn nun genau koscher und Shabbat sei, aber damit hatte es sich auch. Auch die Politik blieb hintenan, denn wir hatten genuegend Arbeit und die stand immer im Vordergrund. Das einzige, was mich manchmal stoerte wenn ich neue Leute kennenlernte war, dass ich mich fast immer rechtfertigen zu musste. Judentum Israel, das kennt die ueberwiegende Mehrheit nur aus dem TV.
Um so mehr freute ich mich umso mehr wieder zurueck in Israel zu sein. In Jerusalem, vielleicht im Gegensatz zu anderen israelischen Staedten, ist Religion sehr wohl ein Thema am Arbeitsplatz. Der wichtigste Grund mag sein, dass man halt religioese Kollegen hat.
Natuerlich ist es bei uns in der Baeckerei genauso. Die Belegschaft ist gemischt mit Religioesen und Nichtreligioesen. Eine bisher erfolgreiche Mischung und niemand geht aufeinander los. Eher im Gegenteil, denn mancher aeusserlich Nichtreligioeser, wie ich, entpuppt sich entweder als religioes, religioes ausgewachsen oder er hat Ahnung von der Religion, so wie unser Verkaufsleiter unten im Laden. Genau wie der Besitzer, dessen Vater Rabbiner war, die Kinder jedoch alles andere als in die Fusstapfen des Vaters traten.
Meine besten Diskussionen habe ich mit zwei Verkaeuferinnen unten im Laden, denn die eine gehoert zur chassidischen Gruppe Breslov und die andere zu Chabad. Gestern war mal wieder Diskussionszeit zusammen mit unserem komplett unreligioesen Manager. Als dieser vor etwas mehr als einem Jahr bei uns anfing, musste er sich ersteinmal an die religioese Kundschaft gewoehnen. Da fragten ihn ploetzlich Leute, ob man bei dem Brot oder bei dem Kuchen diesen oder jenen Segen vorher sagt. Der Manager stand da wie ein begossener Pudel, raeusperte und fragte schnell einen der relig. Kollegen.
Zu Beginn wusste er nicht den Unterschied zwischen litvish und chassidisch, aber mittlerweile ist er gut bei der Sache. Wahrscheinlich auch Dank unserer rabbinischen Kosherexperten (Mashgichim) der Belzer Chassidim.
Kann sein, dass man in nicht unbedingt relig. Orten wie Tel Aviv sich eine Zusammenarbeit zwischen Religioesen und Nichtreligioesen kompliziert vorstellt. Unsere Baeckerei zeigt das Gegenteil. Wir haben Glueck, denn sobald ein religioeser Feiertag naht, an dem andere arbeiten (wie Tisha Be'Av), haben wir frei. Andere wiederum nehmen sich die Zeit um das Nachmittagsgebet zu sagen und keiner regt sich auf. Allerdings kommen schonmal die Sprueche, dass wir keine Synagoge seien oder dass wenn der Meschiach kommt, er bei der ganzen Beterei sicherlich zuerst zu uns kommt.
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Franz Kafka und Chassidut Gur
B"H
Kurz vor seinem Tod im Jahre 1924 verliebte sich Franz Kafka in Dora Diamant (Dyamant), die Tochter eines Gerer (Gur) Chassid. Dora lehnte sich derzeit gegen ihren Vater auf und begann eine Affaere mit Kafka. Aus der anfaenglichen Affaere wurde Ernst und Kafka bat Dora um ihre Hand. Er schrieb sogar einen Brief an ihren Vater und bat um Erlaubnis, Dora heiraten zu duerfen.
Doras Vater ging daraufhin mit dem Brief zum damaligen Rebben der Chassidut Gur und fragte ihn um Rat. Der Rebbe sagte NEIN zu der Hochzeit. Kurz darauf starb Franz Kafka an Tuberkulose.
Es gibt Geruechte, dass Kafka vom Gerer Rebben verflucht wurde, was ich aber fuer sehr uebertrieben halte. Ausserdem litt Kafka schon Jahre zuvor an einer unheilbaren Tuberkulose.
Kurz vor seinem Tod im Jahre 1924 verliebte sich Franz Kafka in Dora Diamant (Dyamant), die Tochter eines Gerer (Gur) Chassid. Dora lehnte sich derzeit gegen ihren Vater auf und begann eine Affaere mit Kafka. Aus der anfaenglichen Affaere wurde Ernst und Kafka bat Dora um ihre Hand. Er schrieb sogar einen Brief an ihren Vater und bat um Erlaubnis, Dora heiraten zu duerfen.
Doras Vater ging daraufhin mit dem Brief zum damaligen Rebben der Chassidut Gur und fragte ihn um Rat. Der Rebbe sagte NEIN zu der Hochzeit. Kurz darauf starb Franz Kafka an Tuberkulose.
Es gibt Geruechte, dass Kafka vom Gerer Rebben verflucht wurde, was ich aber fuer sehr uebertrieben halte. Ausserdem litt Kafka schon Jahre zuvor an einer unheilbaren Tuberkulose.
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Samstag, April 21, 2007
Tag der Knochen statt Unabhaengigkeit
B"H
Am Dienstag feiert Israel seinen Unabhaengigkeitstag. Fast jeder Israeli geht dann hinaus ins Freie, grillt oder unternimmt Ausfluege in die Natur. Fast jeder Israeli, aber nicht alle.
Alljaehrlich kommen die ueblichen Diskussionen auf, ob und warum Haredim in Jerusalems beruehmten ultra - orthod. Stadtteil Mea Shearim oder in Bnei Brak bei Tel Aviv den Unabhaengigkeitstag ignorieren. Fuer viele chassidische Gruppen ist es ganz einfach ein normaler Arbeitstag ohne Feier. Vor allem die Satmarer Chassidim sowie die Neturei Karta bezeichnen den Tag als "Tag der Knochen" und der Trauer.
Die Bezeichnung "Tag der Knochen" ist ein hebraeisches Wortspiel. Der Unabhaengigkeitstag heisst uebersetzt "Yom HaAzma'ut" und man hat ihn in "Yom HaAzamot" umbenannt.
In Mea Shearim gibt es zwei grosse Gruppen, die den Staat Israel ablehnen: Die Neturei Karta sowie die Edah HaCharedit, eine Organisation bestehend vor allem aus Satmar, Toldot Aharon und Dushinsky. Die Neturei Karta in Mea Shearim besteht nur aus einigen wenigen Familien, welche meistens im und um Beit Hungari (ein Hinterhof nahe Mea Shearim Street) leben. Ihre Bluehtezeit erlebte sie in den fuenfziger und sechziger Jahren zu Zeiten der Rabbis Amram Blau (Bloi) und Aharon Katzenellenbogen. Heute wie damals besitzt die Neturei Karta einiges an Einfluss auf die Edah. Nicht, dass sie dort selbst vertreten sind, sondern viel mehr durch die Satmarer Chassidim.
Israel koenne nur wieder als eigenes Land gelten, wenn der Meschiach kommt, so die zwei Gruppen. Alles andere wie der heutige Staat Israel sei G-tteslaesterung. Israel wird nicht mit weltlichen Gesetzen regiert, sondern folgend der Thora und der Halacha (dem jued. Religionsgesetz). Ausserdem werde nur im Israel des Meschiach die hebraeische Sprache benutzt. Dies ist der Grund, warum heute viele chassidische Gruppen fast nur auf Yiddish kommunizieren.
Neturei Karta, Satmar, Toldot Aharon u.a. sind dafuer bekannt, dass sie keine israel. Busse benutzen. Sie verfuegen ueber eigene Krankenkassen und verweigern die israel. Sozialhilfe. Finanziert werden sie vor allem von anderen Chassidim aus den USA.
Wer genau die heutige Neturei Karta in Mea Shearim repraesentiert ist nicht ganz klar. Offiziell ist es immer noch Moshe Hirsch, der aber Geruechten zufolge an Alzheimer leiden soll. Moshe Hirsch war Minister fuer juedische Angelegenheiten in der Regierung Arafat. In Israel machte ihn der Posten fast zur Person non grata.
Wer am Unabhaengigkeitstag durch die Strassen Mea Shearims geht, der sieht keinerlei israel. Flaggen ausgehaengt. Nichts deutet auf einen Feiertag hin. 200 Meter weiter, in der Yaffa Street, sind die Feiern in vollem Gange, doch am Kikar Shabbat, in Malchei Israel und Mea Shearim Street ist von all dem nichts zu spueren. Die Geschaefte sind geoeffnet und man sieht Schulkinder aus der Schule kommen.
Ich verurteile diese Leute nicht, sind wir doch ein demokratisches Land. Eine Bekannte aus der Chassidut des Chatam Sofer fragte mich einmal, ob ich denn den Tag feiern wuerde und ob es ueberhaupt etwas zum Feiern gebe. Die Regierung trieft nur so vor Bestechlichkeit und die Wirtsschaftslage ist miserabel. Die Siedler werden von ihrem Grundbesitz vertrieben und alles sei eine Katastrophe.
Ich antwortete ihr, dass diese Punkte zwar alle zutreffen, aber immerhin koennen wir froh sein ein eigens Land zu haben. Das allein zaehlt schon etwas.
Am Dienstag feiert Israel seinen Unabhaengigkeitstag. Fast jeder Israeli geht dann hinaus ins Freie, grillt oder unternimmt Ausfluege in die Natur. Fast jeder Israeli, aber nicht alle.
Alljaehrlich kommen die ueblichen Diskussionen auf, ob und warum Haredim in Jerusalems beruehmten ultra - orthod. Stadtteil Mea Shearim oder in Bnei Brak bei Tel Aviv den Unabhaengigkeitstag ignorieren. Fuer viele chassidische Gruppen ist es ganz einfach ein normaler Arbeitstag ohne Feier. Vor allem die Satmarer Chassidim sowie die Neturei Karta bezeichnen den Tag als "Tag der Knochen" und der Trauer.
Die Bezeichnung "Tag der Knochen" ist ein hebraeisches Wortspiel. Der Unabhaengigkeitstag heisst uebersetzt "Yom HaAzma'ut" und man hat ihn in "Yom HaAzamot" umbenannt.
In Mea Shearim gibt es zwei grosse Gruppen, die den Staat Israel ablehnen: Die Neturei Karta sowie die Edah HaCharedit, eine Organisation bestehend vor allem aus Satmar, Toldot Aharon und Dushinsky. Die Neturei Karta in Mea Shearim besteht nur aus einigen wenigen Familien, welche meistens im und um Beit Hungari (ein Hinterhof nahe Mea Shearim Street) leben. Ihre Bluehtezeit erlebte sie in den fuenfziger und sechziger Jahren zu Zeiten der Rabbis Amram Blau (Bloi) und Aharon Katzenellenbogen. Heute wie damals besitzt die Neturei Karta einiges an Einfluss auf die Edah. Nicht, dass sie dort selbst vertreten sind, sondern viel mehr durch die Satmarer Chassidim.
Israel koenne nur wieder als eigenes Land gelten, wenn der Meschiach kommt, so die zwei Gruppen. Alles andere wie der heutige Staat Israel sei G-tteslaesterung. Israel wird nicht mit weltlichen Gesetzen regiert, sondern folgend der Thora und der Halacha (dem jued. Religionsgesetz). Ausserdem werde nur im Israel des Meschiach die hebraeische Sprache benutzt. Dies ist der Grund, warum heute viele chassidische Gruppen fast nur auf Yiddish kommunizieren.
Neturei Karta, Satmar, Toldot Aharon u.a. sind dafuer bekannt, dass sie keine israel. Busse benutzen. Sie verfuegen ueber eigene Krankenkassen und verweigern die israel. Sozialhilfe. Finanziert werden sie vor allem von anderen Chassidim aus den USA.
Wer genau die heutige Neturei Karta in Mea Shearim repraesentiert ist nicht ganz klar. Offiziell ist es immer noch Moshe Hirsch, der aber Geruechten zufolge an Alzheimer leiden soll. Moshe Hirsch war Minister fuer juedische Angelegenheiten in der Regierung Arafat. In Israel machte ihn der Posten fast zur Person non grata.
Wer am Unabhaengigkeitstag durch die Strassen Mea Shearims geht, der sieht keinerlei israel. Flaggen ausgehaengt. Nichts deutet auf einen Feiertag hin. 200 Meter weiter, in der Yaffa Street, sind die Feiern in vollem Gange, doch am Kikar Shabbat, in Malchei Israel und Mea Shearim Street ist von all dem nichts zu spueren. Die Geschaefte sind geoeffnet und man sieht Schulkinder aus der Schule kommen.
Ich verurteile diese Leute nicht, sind wir doch ein demokratisches Land. Eine Bekannte aus der Chassidut des Chatam Sofer fragte mich einmal, ob ich denn den Tag feiern wuerde und ob es ueberhaupt etwas zum Feiern gebe. Die Regierung trieft nur so vor Bestechlichkeit und die Wirtsschaftslage ist miserabel. Die Siedler werden von ihrem Grundbesitz vertrieben und alles sei eine Katastrophe.
Ich antwortete ihr, dass diese Punkte zwar alle zutreffen, aber immerhin koennen wir froh sein ein eigens Land zu haben. Das allein zaehlt schon etwas.
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Freitag, April 20, 2007
Rabbi Eliyashiv und Organe aus China
B"H
Seitens des litvishen Halacha - Experten Rabbi Yosef Shalom Eliyashiv aus Bnei Brak gibt es einen neuen halachischen Erlass. Rabbi Eliyashiv wurde gefragt, ob es halachisch erlaubt sei, menschliche Organe aus China fuer Transplantationen in Israel zuzulassen.
Seine Antwort lautete: Nein, es sei nicht erlaubt.
Aus China hoert man immer wieder, dass dort Menschen Organe spenden, weil sie dringend Geld brauchen, politische Haeftlinge hingerichtet werden und deren Organe hinterher fuer Transplantationen verwendet werden oder das ueberhaupt Menschen in Krankenhaeusern ihrer Organe wegen ausgebeutet werden.
Ein Jude ist an die Thora gebunden, in der es heisst: Du sollst nicht toeten. Wenn wir also solche Organspenden aus zweifelhaften Quellen annehmen, begehen wir einen Chilul HaShem, eine Beschaemung G-ttes. Und daher sind Organspenden aus China halachisch verboten.
Seitens des litvishen Halacha - Experten Rabbi Yosef Shalom Eliyashiv aus Bnei Brak gibt es einen neuen halachischen Erlass. Rabbi Eliyashiv wurde gefragt, ob es halachisch erlaubt sei, menschliche Organe aus China fuer Transplantationen in Israel zuzulassen.
Seine Antwort lautete: Nein, es sei nicht erlaubt.
Aus China hoert man immer wieder, dass dort Menschen Organe spenden, weil sie dringend Geld brauchen, politische Haeftlinge hingerichtet werden und deren Organe hinterher fuer Transplantationen verwendet werden oder das ueberhaupt Menschen in Krankenhaeusern ihrer Organe wegen ausgebeutet werden.
Ein Jude ist an die Thora gebunden, in der es heisst: Du sollst nicht toeten. Wenn wir also solche Organspenden aus zweifelhaften Quellen annehmen, begehen wir einen Chilul HaShem, eine Beschaemung G-ttes. Und daher sind Organspenden aus China halachisch verboten.
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Donnerstag, April 19, 2007
Vishnitz und anderes
B"H
Ich habe heute ein paar Leute bezueglich verschiedener chassidischer Gruppen befragen koennen und so kam einiges Neue ans Tageslicht.
Chassidut Vishnitz: Nachdem Vishnitz viele Jahre Mitglied der anti - zionistischen und in Mea Shearim (Jerusalem) ansaessigen Organisation Edah HaCharedit war, haben sie mittlerweile diese verlassen und sich der Agudath Israel angeschlossen. Die Agudah besteht aus den chassidischen Gruppen Gur und Belz. Ausserdem ist die Agudah mit der Partei Yahadut HaTorah in der Knesset vertreten (5 Sitze). Fuer die Vishnitzer Chassidim ist Shmuel Halpert in der Knesset.
Es wurde mir gesagt, dass sich Vishnitz aus finanziellen Gruenden der Agudah (welche den Staat Israel anerkennt) anschloss. Vishnitz ist nicht so reich wie Satmar und muss sich irgendwie ueber Wasser halten.
Die anti - zionistische Edah besteht heute vorwiegend aus den Gruppen Satmar, Toldot Aharon und Dushinsky.
In ca. zwei - drei Wochen werde ich einen langen Beitrag ueber die Gruppe Toldot Aharon und ihre Abspaltungen schreiben. Obwohl die Gruppe sehr geschlossen ist, hatte ich das Glueck, sehr viel Buecher ueber ihre Chassidut zu bekommen und kann diese Gruppe extrem gut darstellen. Viele Schriften der Rebbes sind in yiddisher Sprache verfasst, durch das ich mich gerade quaele.
Des weiteren meinte man zu mir, dass es manchmal zu Unterschieden innerhalb der Kleidung kommen kann. Manche Gruppen in Jerusalem kleiden sich etwas anders als Chassidim der gleichen Gruppe in Bnei Brak oder anderswo. Ich konzentriere mich fast nur auf Jerusalem und daher gilt der Minhag Yerushalmi fuer die Kleidung.
Ich weiss nicht, ob meine ausfuehrlichen Beschreibungen in deutscher Sprache viele Leute interessieren. Ich schreibe zwar auch auf Englisch, bin aber dennoch der Meinung, dass die Chassidut auch ein Thema auf Deutsch sein sollte.
Ich habe heute ein paar Leute bezueglich verschiedener chassidischer Gruppen befragen koennen und so kam einiges Neue ans Tageslicht.
Chassidut Vishnitz: Nachdem Vishnitz viele Jahre Mitglied der anti - zionistischen und in Mea Shearim (Jerusalem) ansaessigen Organisation Edah HaCharedit war, haben sie mittlerweile diese verlassen und sich der Agudath Israel angeschlossen. Die Agudah besteht aus den chassidischen Gruppen Gur und Belz. Ausserdem ist die Agudah mit der Partei Yahadut HaTorah in der Knesset vertreten (5 Sitze). Fuer die Vishnitzer Chassidim ist Shmuel Halpert in der Knesset.
Es wurde mir gesagt, dass sich Vishnitz aus finanziellen Gruenden der Agudah (welche den Staat Israel anerkennt) anschloss. Vishnitz ist nicht so reich wie Satmar und muss sich irgendwie ueber Wasser halten.
Die anti - zionistische Edah besteht heute vorwiegend aus den Gruppen Satmar, Toldot Aharon und Dushinsky.
In ca. zwei - drei Wochen werde ich einen langen Beitrag ueber die Gruppe Toldot Aharon und ihre Abspaltungen schreiben. Obwohl die Gruppe sehr geschlossen ist, hatte ich das Glueck, sehr viel Buecher ueber ihre Chassidut zu bekommen und kann diese Gruppe extrem gut darstellen. Viele Schriften der Rebbes sind in yiddisher Sprache verfasst, durch das ich mich gerade quaele.
Des weiteren meinte man zu mir, dass es manchmal zu Unterschieden innerhalb der Kleidung kommen kann. Manche Gruppen in Jerusalem kleiden sich etwas anders als Chassidim der gleichen Gruppe in Bnei Brak oder anderswo. Ich konzentriere mich fast nur auf Jerusalem und daher gilt der Minhag Yerushalmi fuer die Kleidung.
Ich weiss nicht, ob meine ausfuehrlichen Beschreibungen in deutscher Sprache viele Leute interessieren. Ich schreibe zwar auch auf Englisch, bin aber dennoch der Meinung, dass die Chassidut auch ein Thema auf Deutsch sein sollte.
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Chassidut,
Chassidut Vishnitz
Parashat Tazria - Metzora
B"H
Die Thoralesung fuer diesen Shabbat
An diesem Shabbat lesen wir zwei Lesungen auf einmal. In Parshat Tazria wird uns gelehrt, wie wir durch menschliche Koerper unrein werden und in Metzora wird uns mitgeteilt, wie wir uns aus diesem Zustand der Unreinheit befreien koennen.
Der Maharal von Prag stellt in seinem Thorakommentar Gur Aryeh (siehe auch Rabbi Yehonatan Eibeschuetz) die Frage, warum uns zuerst von der tierischen Unreinheit und dann erst von der menschlichen berichtet wurde. Haette G-tt uns Menschen nicht vorziehen muessen ?
Wenn wir auf die Erschaffung der Welt zurueckschauen sehen wir, dass Tiere vor den Menschen erschaffen wurden. Sollte jemand von uns zu arrogant werden, duerfen wir nie vergessen, dass selbst die kleinste Muecke vor uns erschaffen wurde.
Im Buch Likutei Sichot von Chabad heisst es, dass G-tt zuerst ueber Kaschrut (kosher laws) sprach, denn schon vor der Geburt eines Kindes ist die Mutter fuer den Embryo verantwortlich. Verantwortung hierbei heisst, dass sie nur koschere Nahrung zu sich nimmt, um das Kind positiv zu beeinflussen.
Gleich zu Beginn geht es um das Thema Geburt. Das kabbalistische Buch Zohar beschreibt welche Stationen eine Seele (Neshama) durchlaeuft, bevor sie in unserer Welt in einen menschlichen Koerper kommt. Zuerst geht die Seele in das Paradies (Gan Eden) und sieht dort die Seelen der Gerechten (Zaddikim). Danach geht sie ins Gehinnom, wo sie die Schreie der schlechten Menschen hoert. Schliesslich kommt die Seele mit einem maennlichen und weiblichen Part in diese Welt und spaltet sich auf in einen Mann und eine Frau. Unsere Aufgabe im Leben besteht darin, unsere "Soulmate" zu finden und zu heiraten.
Im Paradies sieht die Seele den perfekten Zustand und eine heile Welt. Im Gehinnom dagegen wird ihr das Gegenteil gezeigt. Gehinnom im Judentum bedeutet nicht Hoelle, sondern ein spiritueller Reiningungsprozess. Rabbi Meir Weiner beschrieb den Zustand einmal sehr treffend: Gehinnom ist, wenn die Seele den Koerper verlaesst und in einer Art Twilight - Zone haengenbleibt. Sie will zu G-tt aufsteigen und bleibt auf der Strecke bis zum Ende des Reinigungsprozesses stecken. Sie sieht das Licht, aber kann es vorlaeufig nicht erreichen.
Bevor die Seele in unsere Welt in einen menschlichen Koerper kommt, weiss sie also genau, was sie nach dem Tod des Menschen erwartet. Entweder Gan Eden oder Gehinnom.
Die Gemara im Talmud Niddah 30b faehrt mit der Beschreibung der Geschehnisse vor der Geburt fort. In den Monaten der Schwangerschaft wird dem Embryo die gesamte Thora gelehrt. Sobald das Baby bei der Geburt das Licht unserer Welt erblickt und den Koerper der Mutter verlaesst, kommt ein Engel und gibt ihm einen Klaps auf den Mund, was das Baby die Thora wieder vergessen laesst. Ziel ist es daher, zur Thora zurueckzufinden.
Nach der Geburt eines Kindes ist die Frau fuer gewisse Zeiten unrein. Die Thora faehrt fort mit der Beschreibung einer weiteren Unreinheit, naemlich dem Hautaussatz. Tzaarah wird gerne als Aussatz uebersetzt und medizinisch auch als solches betrachtet. Der biblische Aussatz (Tzaarah) hat aber ganz andere Ursachen und hat absolut nichts mit den heutigen medizinischen Erkenntnissen von Aussatz zu tun.
Bei Tzaarah handelt es sich um eine g-ttliche Strafe und es hat spirituelle Wurzeln. Hervorgerufen wird sie durch Arroganz, sexuelle Perversion, Blutvergiessen, Egoismus und vor allem durch Lashon HaRah, der ueblen Nachrede.
Welche katastrophalen Folgen Lashon HaRah haben kann, werden wir in ca. zwei Monaten in der Parasha Shelach erfahren, wenn Moshe die Spione nach Israel schickt, um das Land auszukundschaften (Talmud Traktat Arachin 15a). Bei ihrer Rueckkehr sprechen diese Lashon HaRah ueber Israel und bis heute leiden wir unter den Auswirkungen.
Lashon HaRah ist ein weitverbreitetes und vieldiskutiertes Thema im Judentum. Wer die Buecher des Chafetz Chaim kennt, der weiss, wie komplex das Thema ist. Was genau wird als ueble Nachrede betrachtet und was nicht ? Theoretisch koennte jeder bei Behauptungen gegen sich sagen, dass das ja alles nur Lashon Harah sei. Verdammt uns diese Regel also zum Stillschweigen ?
Nein keinesfalls, denn es gibt Dinge im Leben, die muessen gesagt werden. Ja, man hat sogar eine Verpflichtung gewisse Sachen kundzutun. Beispiel: bei kriminellen Handlungen einer Person oder wenn eine zweite Person Schaden erleiden koennte.
In jedem Jahr wenn diese Parasha gelesen wird, gibt Rabbi Mordechai Machlis ein persoenliches Beispiel dafuer, wie Lashon HaRah missverstanden werden kann.
Vor einigen Jahren heiratete ein ihm bekanntes Paar. Kurz nach der Hochzeit began der firsch gebackene Ehemann seine Frau zu misshandeln und alle moeglichen Gegenstaende nach ihr zu werfen. Es ging soweit, dass er sie fast toetete. Die Frau reichte die Scheidung ein. Was die Frau erst bei der Scheidung erfuhr war, dass ihr Gatte zuvor mehrmals in psychiatrischen Kliniken eingeliefert war und ein langes Vorstrafenregister hatte.
Nach der Scheidung ging die Frau zusammen mit der des Rabbis zu den Leuten, die den Ex von frueher her kannten und ihr damals vor der Hochzeit versichert hatten, dass es sich um einen tollen Mann handele. Ueber seine Geisteskrankheit bewahrten sie jedoch Stillschweigen.
Einmal zur Rede gestellt, warum sie ihr nichts erzaehlt haetten, kam die Rechtfertigung, dass sie nicht Lashon HaRah sprechen wollten. Ausserdem dachten sie, dass eine Ehe ihn positiv veraendern wuerde. Die Frau sowie die Gattin des Rabbis waren sprachlos ueber soviel Ignoranz.
Die Zeit der Unreinheit bei Tzaarah dient fuer den Menschen als Zeit der Besinnung. Man soll zu G-tt zurueckfinden und in dem Moment, in dem man Einsicht zeigt, wird die Unreinheit von einem genommen. Als sozusagen neuer Mensch kommt derjenige in die Gesellschaft zurueck und beginnt ein neues Leben (Rabbi Samson Raphael Hirsch). Niemand anders kann ihn heilen als G-tt selbst (Rabbi Moshe Alshich).
Der Baal Shem Tov sowie sein Freund und Schueler Rabbi Yaakov Yosef von Polenoye (Polna) raten jedem, sich von der Arroganz im Leben fernzuhalten. Wer arrogant wird, der sieht keinen G-tt mehr, sondern glaubt, selbst alles bestens im Griff zu haben.
Und wie u.a. der Maharal von Prag (s.o.) schon sagte, sollen wir nie vergessen, dass die Tiere vor dem Menschen erschaffen wurden.
Shabbat Shalom
Die Thoralesung fuer diesen Shabbat
An diesem Shabbat lesen wir zwei Lesungen auf einmal. In Parshat Tazria wird uns gelehrt, wie wir durch menschliche Koerper unrein werden und in Metzora wird uns mitgeteilt, wie wir uns aus diesem Zustand der Unreinheit befreien koennen.
Der Maharal von Prag stellt in seinem Thorakommentar Gur Aryeh (siehe auch Rabbi Yehonatan Eibeschuetz) die Frage, warum uns zuerst von der tierischen Unreinheit und dann erst von der menschlichen berichtet wurde. Haette G-tt uns Menschen nicht vorziehen muessen ?
Wenn wir auf die Erschaffung der Welt zurueckschauen sehen wir, dass Tiere vor den Menschen erschaffen wurden. Sollte jemand von uns zu arrogant werden, duerfen wir nie vergessen, dass selbst die kleinste Muecke vor uns erschaffen wurde.
Im Buch Likutei Sichot von Chabad heisst es, dass G-tt zuerst ueber Kaschrut (kosher laws) sprach, denn schon vor der Geburt eines Kindes ist die Mutter fuer den Embryo verantwortlich. Verantwortung hierbei heisst, dass sie nur koschere Nahrung zu sich nimmt, um das Kind positiv zu beeinflussen.
Gleich zu Beginn geht es um das Thema Geburt. Das kabbalistische Buch Zohar beschreibt welche Stationen eine Seele (Neshama) durchlaeuft, bevor sie in unserer Welt in einen menschlichen Koerper kommt. Zuerst geht die Seele in das Paradies (Gan Eden) und sieht dort die Seelen der Gerechten (Zaddikim). Danach geht sie ins Gehinnom, wo sie die Schreie der schlechten Menschen hoert. Schliesslich kommt die Seele mit einem maennlichen und weiblichen Part in diese Welt und spaltet sich auf in einen Mann und eine Frau. Unsere Aufgabe im Leben besteht darin, unsere "Soulmate" zu finden und zu heiraten.
Im Paradies sieht die Seele den perfekten Zustand und eine heile Welt. Im Gehinnom dagegen wird ihr das Gegenteil gezeigt. Gehinnom im Judentum bedeutet nicht Hoelle, sondern ein spiritueller Reiningungsprozess. Rabbi Meir Weiner beschrieb den Zustand einmal sehr treffend: Gehinnom ist, wenn die Seele den Koerper verlaesst und in einer Art Twilight - Zone haengenbleibt. Sie will zu G-tt aufsteigen und bleibt auf der Strecke bis zum Ende des Reinigungsprozesses stecken. Sie sieht das Licht, aber kann es vorlaeufig nicht erreichen.
Bevor die Seele in unsere Welt in einen menschlichen Koerper kommt, weiss sie also genau, was sie nach dem Tod des Menschen erwartet. Entweder Gan Eden oder Gehinnom.
Die Gemara im Talmud Niddah 30b faehrt mit der Beschreibung der Geschehnisse vor der Geburt fort. In den Monaten der Schwangerschaft wird dem Embryo die gesamte Thora gelehrt. Sobald das Baby bei der Geburt das Licht unserer Welt erblickt und den Koerper der Mutter verlaesst, kommt ein Engel und gibt ihm einen Klaps auf den Mund, was das Baby die Thora wieder vergessen laesst. Ziel ist es daher, zur Thora zurueckzufinden.
Nach der Geburt eines Kindes ist die Frau fuer gewisse Zeiten unrein. Die Thora faehrt fort mit der Beschreibung einer weiteren Unreinheit, naemlich dem Hautaussatz. Tzaarah wird gerne als Aussatz uebersetzt und medizinisch auch als solches betrachtet. Der biblische Aussatz (Tzaarah) hat aber ganz andere Ursachen und hat absolut nichts mit den heutigen medizinischen Erkenntnissen von Aussatz zu tun.
Bei Tzaarah handelt es sich um eine g-ttliche Strafe und es hat spirituelle Wurzeln. Hervorgerufen wird sie durch Arroganz, sexuelle Perversion, Blutvergiessen, Egoismus und vor allem durch Lashon HaRah, der ueblen Nachrede.
Welche katastrophalen Folgen Lashon HaRah haben kann, werden wir in ca. zwei Monaten in der Parasha Shelach erfahren, wenn Moshe die Spione nach Israel schickt, um das Land auszukundschaften (Talmud Traktat Arachin 15a). Bei ihrer Rueckkehr sprechen diese Lashon HaRah ueber Israel und bis heute leiden wir unter den Auswirkungen.
Lashon HaRah ist ein weitverbreitetes und vieldiskutiertes Thema im Judentum. Wer die Buecher des Chafetz Chaim kennt, der weiss, wie komplex das Thema ist. Was genau wird als ueble Nachrede betrachtet und was nicht ? Theoretisch koennte jeder bei Behauptungen gegen sich sagen, dass das ja alles nur Lashon Harah sei. Verdammt uns diese Regel also zum Stillschweigen ?
Nein keinesfalls, denn es gibt Dinge im Leben, die muessen gesagt werden. Ja, man hat sogar eine Verpflichtung gewisse Sachen kundzutun. Beispiel: bei kriminellen Handlungen einer Person oder wenn eine zweite Person Schaden erleiden koennte.
In jedem Jahr wenn diese Parasha gelesen wird, gibt Rabbi Mordechai Machlis ein persoenliches Beispiel dafuer, wie Lashon HaRah missverstanden werden kann.
Vor einigen Jahren heiratete ein ihm bekanntes Paar. Kurz nach der Hochzeit began der firsch gebackene Ehemann seine Frau zu misshandeln und alle moeglichen Gegenstaende nach ihr zu werfen. Es ging soweit, dass er sie fast toetete. Die Frau reichte die Scheidung ein. Was die Frau erst bei der Scheidung erfuhr war, dass ihr Gatte zuvor mehrmals in psychiatrischen Kliniken eingeliefert war und ein langes Vorstrafenregister hatte.
Nach der Scheidung ging die Frau zusammen mit der des Rabbis zu den Leuten, die den Ex von frueher her kannten und ihr damals vor der Hochzeit versichert hatten, dass es sich um einen tollen Mann handele. Ueber seine Geisteskrankheit bewahrten sie jedoch Stillschweigen.
Einmal zur Rede gestellt, warum sie ihr nichts erzaehlt haetten, kam die Rechtfertigung, dass sie nicht Lashon HaRah sprechen wollten. Ausserdem dachten sie, dass eine Ehe ihn positiv veraendern wuerde. Die Frau sowie die Gattin des Rabbis waren sprachlos ueber soviel Ignoranz.
Die Zeit der Unreinheit bei Tzaarah dient fuer den Menschen als Zeit der Besinnung. Man soll zu G-tt zurueckfinden und in dem Moment, in dem man Einsicht zeigt, wird die Unreinheit von einem genommen. Als sozusagen neuer Mensch kommt derjenige in die Gesellschaft zurueck und beginnt ein neues Leben (Rabbi Samson Raphael Hirsch). Niemand anders kann ihn heilen als G-tt selbst (Rabbi Moshe Alshich).
Der Baal Shem Tov sowie sein Freund und Schueler Rabbi Yaakov Yosef von Polenoye (Polna) raten jedem, sich von der Arroganz im Leben fernzuhalten. Wer arrogant wird, der sieht keinen G-tt mehr, sondern glaubt, selbst alles bestens im Griff zu haben.
Und wie u.a. der Maharal von Prag (s.o.) schon sagte, sollen wir nie vergessen, dass die Tiere vor dem Menschen erschaffen wurden.
Shabbat Shalom
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Mittwoch, April 18, 2007
Juedische Tempelschaetze im Vatikan
B"H
Nach der Zerstoerung des Zweiten Tempels im Jahre 70 unserer Zeitrechnung verschwanden 50 Tonnen Gold aus dem Tempel, darunter auch die beruehmte Tempelmenorah. Gestohlen von der damaligen Besatzungsmacht Rom. Von der vielumjubelten Rueckkehr nach Rom zeugt heute noch der dortige Titusbogen. Unzaehlige Male hoerte ich, dass vor Jahren jemand den Satz "Am Israel Chai" (das juedische Volk lebt) auf den Bogen schrieb.
Das oftmals totgeglaubte juedische Volk lebt immer noch und wo seid ihr Roemer, Griechen, Aegypter oder Perser ? Eure so hochentwickelte Kultur sind klaeglich untergegangen. Das einzige richtige Volk aus der Antike sind heutzutage nur noch die Juden.
In Israel und auch anderswo ist man sich heute sicher, dass die Tempelmenorah und andere juedische Tempelschaetze in den unterirdischen Kammern des Vatikan weilen. Nicht nur das, auch befindet sich im Vatikan die beste juedische Bibliothek der Welt. Die Originalschriften des Rambam sowie viele kabbalistische Erstausgaben. Es passiert mir sehr haeufig, dass wenn ich juedische relig. Buecher aller Art lerne, im Vorvermerk die eigentliche Quelle angegeben. Heisst, wo sich das Original befindet. Wo ? Im Vatikan.
Vor ca. zwei Jahren gab der Vatikan drei Originalschriften fuer eine Austellung im Israel - Museum Jerusalem frei. Befristet versteht sich und als Leihgabe.
Man kann das ganze fuer Ironie halten; da befinden sich juedische Buecher in den Haenden einer anderen Religion und diese entscheidet ueber uns. Ich wuerde gerne einmal die moslemische Reaktion sehen, wenn ihnen das gleiche passieren wuerde.
Das Bild des Titus zeigt den Einzug der siegreichen roemischen Armee mit der Tempelmenorah in Rom. Dem zufolge ist die Menorah in Rom angekommen. Spaeter sagten Zeugen aus, dass sie sie mit eigenen Augen gesehen haetten.
Seit Jahren fahren die zwei israelischen Oberrabbiner (der sephardische sowie der ashkenazische) zum jeweiligen Papst und verlangen die Herausgabe der Menorah und anderer gestohlenen Tempelgegenstaende. Eine Rueckgabe der Menorah an das juedische Volk sehen viele Juden als einen ersten Schritt fuer das Kommen des Meschiach.
Auch schaltete sich vor einiger Zeit Praesident Moshe Katzav ein und forderte die Rueckgabe vom Papst.
Man kann sich sicher vorstellen, dass keine der Forderungen erfuellt wurde. Vom Vatikan heisst es, dass sich gar nichts in den Kellern befaende oder es wird lieber ganz geschwiegen.
Die Oberrabbiner boten sogar an, die Menorah zurueckzukaufen, um sie eventuell im Israel - Museum auszustellen. Man wollte so einen Kompromiss mit dem Vatikan schliessen, denn dort wurde vermutet, dass die Juden mit der Menorah am Tempelberg den Meschiach bringen koennten. Der Vatikan lehnte alle Angebote ab.
Die Geschichte gebe genug Stoff fuer einen guten Thriller. Fuer Dan Brown vielleicht, den Autor vom Da Vinci Code.
Wie auch immer sich der Vatikan verhalten mag, am Ende wird der Meschiach kommen, denn G-ttes Entscheidungen und die Thora koennen nicht in Kellern verschwinden und aufgehalten werden.
Nach der Zerstoerung des Zweiten Tempels im Jahre 70 unserer Zeitrechnung verschwanden 50 Tonnen Gold aus dem Tempel, darunter auch die beruehmte Tempelmenorah. Gestohlen von der damaligen Besatzungsmacht Rom. Von der vielumjubelten Rueckkehr nach Rom zeugt heute noch der dortige Titusbogen. Unzaehlige Male hoerte ich, dass vor Jahren jemand den Satz "Am Israel Chai" (das juedische Volk lebt) auf den Bogen schrieb.
Das oftmals totgeglaubte juedische Volk lebt immer noch und wo seid ihr Roemer, Griechen, Aegypter oder Perser ? Eure so hochentwickelte Kultur sind klaeglich untergegangen. Das einzige richtige Volk aus der Antike sind heutzutage nur noch die Juden.
In Israel und auch anderswo ist man sich heute sicher, dass die Tempelmenorah und andere juedische Tempelschaetze in den unterirdischen Kammern des Vatikan weilen. Nicht nur das, auch befindet sich im Vatikan die beste juedische Bibliothek der Welt. Die Originalschriften des Rambam sowie viele kabbalistische Erstausgaben. Es passiert mir sehr haeufig, dass wenn ich juedische relig. Buecher aller Art lerne, im Vorvermerk die eigentliche Quelle angegeben. Heisst, wo sich das Original befindet. Wo ? Im Vatikan.
Vor ca. zwei Jahren gab der Vatikan drei Originalschriften fuer eine Austellung im Israel - Museum Jerusalem frei. Befristet versteht sich und als Leihgabe.
Man kann das ganze fuer Ironie halten; da befinden sich juedische Buecher in den Haenden einer anderen Religion und diese entscheidet ueber uns. Ich wuerde gerne einmal die moslemische Reaktion sehen, wenn ihnen das gleiche passieren wuerde.
Das Bild des Titus zeigt den Einzug der siegreichen roemischen Armee mit der Tempelmenorah in Rom. Dem zufolge ist die Menorah in Rom angekommen. Spaeter sagten Zeugen aus, dass sie sie mit eigenen Augen gesehen haetten.
Seit Jahren fahren die zwei israelischen Oberrabbiner (der sephardische sowie der ashkenazische) zum jeweiligen Papst und verlangen die Herausgabe der Menorah und anderer gestohlenen Tempelgegenstaende. Eine Rueckgabe der Menorah an das juedische Volk sehen viele Juden als einen ersten Schritt fuer das Kommen des Meschiach.
Auch schaltete sich vor einiger Zeit Praesident Moshe Katzav ein und forderte die Rueckgabe vom Papst.
Man kann sich sicher vorstellen, dass keine der Forderungen erfuellt wurde. Vom Vatikan heisst es, dass sich gar nichts in den Kellern befaende oder es wird lieber ganz geschwiegen.
Die Oberrabbiner boten sogar an, die Menorah zurueckzukaufen, um sie eventuell im Israel - Museum auszustellen. Man wollte so einen Kompromiss mit dem Vatikan schliessen, denn dort wurde vermutet, dass die Juden mit der Menorah am Tempelberg den Meschiach bringen koennten. Der Vatikan lehnte alle Angebote ab.
Die Geschichte gebe genug Stoff fuer einen guten Thriller. Fuer Dan Brown vielleicht, den Autor vom Da Vinci Code.
Wie auch immer sich der Vatikan verhalten mag, am Ende wird der Meschiach kommen, denn G-ttes Entscheidungen und die Thora koennen nicht in Kellern verschwinden und aufgehalten werden.
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Judentum,
Juedische Geschichte
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