Mittwoch, September 12, 2007

חג שמח ושנה טובה

B"H

Da heute Abend das juedische Neujahrsfest beginnt, werde ich bis Sonntag keine Artikel schreiben und nicht online sein.

Zum ausklingenden Jahr hoffe ich, dass einige Leser aus meinem Blog etwas gelernt haben. Vielleicht ist es mir gelungen, das orthodoxe Judentum und dessen Vielseitigkeit dem ein oder anderen verstaendlicher zu machen.


Allen Lesern wuensche ich

ein gutes, gesundes und friedvolles Neues Jahr 5768 und das alle in das Buch des Lebens eingeschrieben werden.

חג שמח, שנה טובה וחתימה טובה לכולכם

Have a happy, healthy and peaceful New Year 5768, and may you be inscribed in the Book of Life.


Nicht vergessen.....

B"H

Zwei Dinge solltet Ihr auf keinen Fall vergessen, auch wenn ich mich schon wieder selbst als die Erste sehe, die es vergisst.

1. Wen es betrifft, der sollte heute Nachmittag bei der Essensvorbereitung ein ERUV TAVSHILIN machen, denn nach den zwei Feiertagen folgt der Shabbat !!!

2. Samstag Nacht (Mozzaei Shabbat) beginnt in Israel die Winterzeit. In der Nacht von Samstag auf Sonntag werden die Uhren um eine Stunde zurueckgestellt !!!!!

Dienstag, September 11, 2007

Den richtigen Weg finden

B"H

In der Kabbalah heisst es, dass jeder Mensch eine andere Seelenwurzel (soul root) hat.

Ich war noch so ziemlich neu in Jerusalem und hatte recht wenig Ahnung vom Judentum als ich diesen Satz zum ersten Mal hoerte. Es war bei einem Vortrag bei der chassidischen Gruppe Chabad in der Altstadt und ich konnte mir damals kaum vorstellen, was dieser Satz fuer eine immense Bedeutung mit sich traegt. Schon kurz darauf sollte sich das anedern.
Ich war auf Yeshiva - Suche und bewarb mich persoenlich bei mindestens sechs oder sieben Yeshivot (relig. Schulen). In jeder Yeshiva wurde auf andere Lernmethoden und unterschiedliche Lernstoffe Wert gelegt. So gab es in der einen fast nur Thora - und Halachaunterricht, in der naechsten nur Thora verbunden mit Zionismus oder gar nur Talmud. Jeder Aufnahme geht natuerlich ein persoenliches Gespraech voraus und es ist wichtig, die Yeshiva mit den Lernstoffen und Umfeld zu finden, die einem zusagen.

Und hier sind wir wieder bei dem kabbalistischen Ausgangssatz, dass jeder Mensch eine andere Seelenwurzel hat. Der eine kommt dem Judentum naeher, wenn er sich auf das Thorastudium konzentriert, ein anderer fuehlt sich durch die Chassidut (Chassidismus) zum Judentum hingezogen, wieder ein anderer durch den Talmud und und und. Nicht jeder ist Chassid, Haredi (ultra - orth.) oder sonstiges.

Rabbi Mordechai Machlis liebt es, eine Aussage des Arizals (Rabbi Yitzchak Luria) zu zitieren. Der grosse Kabbalist, Rabbi Luria, stellte die Frage, warum es zwoelf israelitische Staemme gibt und nicht nur einen. Warum koennen nicht alle Juden nur einen einzigen Stamm bilden ?

Als Moshe und die Israeliten durch das Rote Meer schritten (Kriat Yam Suf), spaltete sich das Meer nicht nur zu einem Pfad, sondern zu zwoelf Pfaden (siehe auch Midrash Rabbah). Jeder Stamm hatte seinen eigenen Pfad, aber die Waende waren durchsichtig. Kein Stamm verlor den anderen aus den Augen und gleichzeitig waren alle getrennt aber dennoch miteinander verbunden. Anhanddessen wird aufgezeigt, dass die Mitglieder eines jeden Stammes ihre eigene Identitaet und Persoenlichkeit besitzen und dennoch in der Lage sind, ein Ganzes zu bilden.

Ephraim ist nicht wie Ascher und Levi nicht wie Ruven, und genauso besitzen wir unsere eigene Identitaet und sind nicht wie alle anderen. Den einen interessiert Thora, den anderen nur juedische Philosophie, und so soll jeder seine Faehigkeiten und Interessen entwickeln und ausleben.

Nach einigem Suchen fand ich eine Yeshiva, auf der ich einige Jahre lernte. Talmud und die damit verbundene jued. Geschichte, was mir heute sehr zugute kommt.
Vor einer Woche traf ich einen alten Freund wieder, der kuerzlich mit seiner Frau Aliyah nach Israel machte und derzeit unter anderem bei der Jerusalemer Orthodox Union unterrichtet. Gestern Abend nahm ich zusammen mit ca. 25 anderen an seinem Vortrag teil und fuer mich war es gleichzeitig der erste Vortrag ueberhaupt bei der Orthodox Union. Freunde von mir sind mehrmals pro Woche dort und wollten mich jedesmal mitzerren. Ich dagegen weigerte mich, da mir die Themen nicht besonders zusagten. Gestern war das anders und ausserdem kannte ich David Solomon, den Redner. Er gab einen brillianten Vortrag ueber talmudische Geschichte der Jahre 200 - 1000 nach Beginn der Zeitrechnung.
Fortsetzung folgt naechste Woche.

Diesesmal aber liessen mich meine Freunde im Stich und gingen nicht mit, denn das Thema interessierte sie nicht.
Nicht nur bei der Yeshiva - Suche machen sich die individuellen Wurzeln bemerkbar, sondern auch bei Vortraegen. Wie oft erlebte ich, dass Zuhoerer Vortraege mittendrin oder schon gleich am Anfang verliessen. Kein Interesse, zu langweilig oder was auch immer. Ich selbst schon genauso Vortraege verlassen und war gestern froh, endlich einmal etwas Passendes gefunden und einen hervorragenden Shiur gehoert zu haben.

Die Jerusalemer Vortrags bzw. Yeshiva - Masse verspricht nicht immer Klasse und man sollte schon gut auswaehlen, zu welchem Shiur man geht.

Besonderns jetzt zum Neuen Jahr wuensche ich jedem seine Lerninteressen und Wurzeln zu finden und umzusetzen.

Parashat Haazinu

B"H

Die Thoralesung fuer diesen Shabbat

Der Shabbat zwischen dem Neujahrsfest Rosh HaShana und Yom Kippur traegt den Namen "Shabbat Teshuva".

Das Wort Teshuva kommt aus dem Hebraeischen und hat seine Wurzeln im Verb "lashuv - zurueckkehren". Man kehrt zu G - tt und Seiner Thora zurueck. Die zweite Uebersetzung des Wortes "Teshuva" lautet uebersetzt "Antwort". Man findet jegliche Antworten auf sein Leben in der juedischen Religion. Von daher werden im israelischen Alltag all jene, die religioes werden "Baalei Teshuva oder Chosrei Be'Teshuva" genannt, da sie zum eigentlichen Ursprung, sprich der Thora, zurueckkehren.

An Rosh HaShana stehen wir vor G - tt und legen ueber alle unsere Taten des ausklingenden Jahres Rechenschaft ab. Es soll Bilanz gezogen werden und wir denken an unsere positiven sowie auch unsere negativen Taten und Eigenschaften. G - tt entscheidet ueber unser Leben im Neuen Jahr und Juden werden zwar an Rosh HaShana gerichtet, eine endgueltige Entscheidung aber faellt erst am Yom Kippur. Die zehn Tage zwischen Rosh HaShana und Yom Kippur werden die 10 Tage der Umkehr (10 Days of Repentance, Aseret Yamei Teshuva) genannt. Falls G - ttes Entscheidung ueber unsere Zukunft noch in der Schwebe liegt, sollten wir G - tt in dieser Zeit mit guten Taten davon ueberzeugen, uns bis Yom Kippur in das "Buch des Lebens" einzutragen. Das gleiche gilt fuer den Shabbat Teshuva. Auch an ihm sollen wir in uns kehren und darueber nachdenken, was wir in unserem Leben positiv veraendern koennen.

Auch die Thoralesung HAAZINU handelt von Vergehen des juedischen Volkes. G - tt sagt, dass wenn wir dieses und jenes nicht einhalten, wir unser Land verlieren und ins Exil (Galut) verbannt werden. Sobald wir jedoch Busse tun und die Thora einhalten, fuehrt Er uns zurueck nach Israel.

Parashat Haazinu ist in Versform als Lied verfasst und Moshe sprach diese Wort am letzten Tag seines Lebens. Er sprach von der Erschaffung der Welt bis hin zur Ankunft des Meschiach (Rabbeinu Bachya).

Israel ist das einzige Land auf der Erde, welches G - tt allein gehoert und Er darueber bestimmt. Alle anderen Voelker haben ihr eigenes Land und keinerlei Thora verpflichtete sie zu einem bestimmten Verhalten, damit sie ihr Land behalten. Bei Juden ist dies anders, denn wir sind verpflichtet die Thora einzuhalten, wenn wir unser Land behalten wollen. Tun wir es nicht, wartet die Diaspora (Galut) auf uns.

Andere Religionen meinen aus der Thora herauszulesen, dass sobald Israel suendigt und G - tt sie in die Diaspora verweist, Er folglich auch Sein Volk verlaesst. All jenen sei gesagt, dass sie die Thora voellig missinterpretieren, denn wir lesen unzaehlige Male, dass G - tt sagt, Er werde Sein Volk, die Juden, niemals verlassen. Auch in Haazinu ist das der Fall, wo es ausdruecklich heisst, dass Er Sein Volk genauso wieder zurueckfuehren wird. Selbst Diaspora - Juden tragen immer die Shechinah (G - ttes Anwesenheit) mit sich. Nicht so intensiv wie zu Tempelzeiten, doch ist sie immer praesent.

Nicht nur die Parasha handelt davon, sondern auch die anschliessende Haftarah (Lesung aus den Propheten). Die Haftarah wird in dieser Woche aus drei Propheten gelesen: Hoshea 14:2 - 10, Yoel 2:11 - 27 und Micha 7:18 - 20.

Auch dort verspricht G - tt dem juedischen Volk, dass sobald sie zu Ihm zurueckkehren, Er Sich ihnen wieder zuwenden wird. "Ich bin immer mit Israel (den Juden) und Mein Volk soll niemals beschaemt werden".

Als ich begann, Haazinu zu lernen, machte mich gleich der erste Satz stutzig. Irgendwie kam mir der Inhalt bekannt vor und ich las einige Kommentatoren. Und siehe da, der Beginn von Haazinu sowie der Beginn der Buches Jesaja (Yeshayahu) sind fast identisch aber dennoch gegensaetzlich.

In der Thora Haazinu heisst es:

"Haazinu HaShamaim vaAdaberah veTishma HaAretz imrei - fi".

"Hoeret, ihr Himmel, und Ich werde sprechen, und du Erde hoere, die Worte aus Meinem Mund".


Dagegen heisst es in Yeshayahu (Buch Jesaja) 1:2:

"Shimu Shamaim veHaazinu Eretz ….."

"Hoeret ihr Himmel und hoere Erde…"


Jetzt wird ein jeder sagen, dass da doch kein Unterschied sei. Richtig, in Uebersetzungen gibt es keinerlei Unterschied, im hebraeischen Original dagegen schon.

Die Worte "LeHa'azin" und "Lishmoa" bedeuten beide HOEREN. Jemand hoert etwas, doch kommt es darauf an wie.
LeHa'azin sagt man, wenn jemand genau hinhoert und nicht nur oberflaechlich oder nebenbei etwas hoert.
Lishmoa bedeutet auch "Hoeren", aber setzt nicht unbedingt ein genaues Hinhoeren voraus.

In Haazinu werden die Himmel aufgefordert, genau zuzuhoeren und in Yeshayahu ist es umgekehrt. Dort wird das Land aufgefordert, sorgfaeltig hinzuhoeren.

Bevor ich auf die Erklaerung eingehe, vorab die Frage, warum fordert G - tt durch Moshe die Himmel und die Erde ueberhaupt zum Zuhoeren auf ? Warum werden an dieser Stelle Himmel und Erde zu Zeugen ?

Siphre und Rashi geben die Antwort, indem sie sagen, dass Himmel und Erde auf ewig existieren und daher als Zeugen genannt werden.

Aber warum Zeugen ?

Damit spaetere juedische Generationen nicht auf die Idee kommen zu behaupten, niemals einen Bund mit G - tt eingegangen zu sein. Wer also kann dann das Gegenteil bezeugen ? Nur jene, deren Existenz zeitlos ist; naemlich Himmel und Erde (Rashi, Radak, Ibn Ezra).

Nun zurueck zu der Frage, warum die zwei Saetze in der Thoralesung Haazinu und in Yeshayahu (Buch Jesaja) vollkommen gegensaetzlich sind. Die Thorakommentatoren Rokeach, Rabbi Moshe Alshich und Rabbeinu Bachya sagen, dass als Moshe die Thoraworte sprach, er dem Himmel naeher war als der Erde. Es war sein letzter Tag im Leben und von daher war er dem Himmel naeher.

Der Prophet Jesaja dagegen war der Erde naeher als dem Himmel und folglich forderte er die Erde auf, genau hinzuhoeren.

Der Gaon aus Vilna schrieb einen brillianten Kommentar dazu. Ein Mensch besteht immer aus zwei Seiten: der Koerper ist auf der Erde und die Seele im Himmel. Und diesen zwei Seiten stehen die zwei Seiten der Thora gegenueber: die himmlische Thora und unsere weltliche mit ihren Mitzwot (Gesetzen). Ein religioeser Mensch, der nach der Thora lebt, ist in der Lage, diese beiden Haelften der Thora miteinander zu verbinden. Die Thora und die Mitzwot verbinden Himmel und Erde.

Himmel und Erde wurden also zu Zeugen. Aber was genau koennen diese beiden Zeugen ueberhaupt unternehmen, wenn die Juden sich von der Thora abwenden und den Bund nicht einhalten ?

Hierauf geben die Kommentatoren Radak, Rashi und Ibn Eza Antwort. Suender werden vom Himmel und der Erde bestraft.

Wie ?

Die Antwort darauf ist ganz einfach. Die Erde kann, z.B., keine Ernte mehr hervorbringen und der Himmel kann den Regen verweigern. Nur G - tt allein entscheidet ob und wann es regnet.

Wie oft haben wir genau diese Situation schon erlebt, dass es in Israel waehrend der Winterzeit nicht ausreichend regnete ? Obwohl wir ab Shemini Atzeret (am Ende vom Laubhuettenfestes Sukkot) im Amidah - Gebet (Shemona Esrei) fuer den Regen beten, kann es der Fall sein, dass unsere Bitte unerfuellt bleibt. Innerhalb der letzten Jahre riefen Rabbiner immer wieder zu Massengebeten an der Kotel (Klagemauer) auf, um fuer mehr Regen zu beten. Woanders mag man ueber den Regen schimpfen, in Israel aber ist er ein Segen.

Im Talmud Traktat Taanit 2a heisst es, dass wenn G - tt das Land richtet, Er ebenso festlegt, wieviel Regen fallen wird. In der Mishna (muendlichen Gesetzesueberlieferung G - ttes an Moshe) heisst es, dass wir das Gebet fuer Regen in das Amidah - Gebet einfuegen, weil wir so die alleinige Macht G - ttes ueber den Regen anerkennen.

Nichts im Leben sollten wir jemals als selbstverstaendlich hinnehmen und schon gar nicht den Regen in Israel. In unserer heutigen Zeit moegen wir fast vergessen haben, wie sehr wir alle von unserem Erschaffer abhaengen und realisieren das immer nur zu jener Zeit, in der es uns schlecht geht. Aber auch in Zeiten, in denen es uns gutgeht sollten wir keinesfalls alles als so selbstverstaendlich nehmen, denn schnell kann sich das Blatt wenden.

Shabbat Shalom und Shana Tova, ein gutes, friedvolles und gesundes Jahr an alle.

Montag, September 10, 2007

HaMelech - Die Bedeutung des juedischen Neujahrsfestes Rosh HaShana

B"H

Rosh HaShana, das juedische Neujahrsfest, welches an diesem Mittwoch Abend beginnt, beinhaltet soviel mehr als nur den weiteren Beginn eines neuen Jahres im juedischen Kalender.

Dieses Rosh HaShana wird ueber seine eminente Bedeutung hinweg gleichzeitig der Beginn des Monat Tischrei sowie eines Shemittah – und Schaltjahres einleiten. Da wir Rosh HaShana zwei Tage lang feiern, beginnt im Anschluss daran gleich am Freitag Abend der Shabbat.

Am vergangenen Shabbat (25. Elul) feierten wir den Jahrestag der Welterschaffung, wohingegen Rosh HaShana, der erste Tishrei, die Erschaffung von Adam und Chava (Eva) repraesentiert. Beide wurden am sechsten Tag (folglich an Rosh HaShana) erschaffen (siehe Talmud Rosh HaShana 8a, RIF, Tosafot, Maharsha, Sefat Emet).

Nun stellt sich automatisch die berechtigte Frage, warum wir das Neujahrsfest nicht am Tage der Welterschaffung, sondern am Tage der Erschaffung von Adam und Chava begehen ?

Weil die Welt erst mit der Erschaffung der Menschheit ihren eigentlichen Sinn und ihre Perfektion erreichte. Der Mensch ist die Kroenung des Erschaffungsprozesses, denn nur er ist in der Lage, G – d zum Koenig zu kroenen und Seine Mitzwot (Gesetze) auszufuehren (Talmud Rosh HaShana 8a, Shaarei HaMoadim von Chabad).

Gleich zu Beginn des Talmud Traktates Rosh HaShana gibt es eine Diskussion darueber, ob die Welt am 1. des Monats Nissan (ca. April) oder am 1. Tischrei erschaffen wurde. Der Thorakommentator Ohr Chaim schrieb, wie ich finde, den besten Kommentar zu diesem Streitpunkt. Er kommentiert, dass G – tt am 1. Nissan an die Erschaffung der Welt dachte und die tatsaechliche Aktion, sprich die Erschaffung selbst, erst am 1. Tischrei vornahm.

Die Mishna im Talmud Rosh HaShana 16a lehrt uns, dass G – tt an Rosh HaShana die Menschheit richtet. Zu Beginn des Morgengebetes Shacharit am ersten und zweiten Feiertag beten wir das Gebet "HaMelech – Der Koenig". G – tt sitzt auf Seinem Thron und richtet uns und gleichzeitig kroenen wir Ihn zum Koenig, denn Er allein hat die Welt und uns erschaffen.

Wie sitzt G – tt und richtet ?

Das Sitzen ist an dieser Stelle metaphorisch gemeint und heisst, Er beugt Sich zu uns hinab. Er ist uns naeher als sonst. Ausserdem laesst uns der Talmud Rosh HaShana wissen, dass G – tt, wieder metaphorisch betrachtet, drei Buecher vor Sich liegen hat (Rosh HaShana 16b). In das Erste traegt Er jene Menschen ein, welche kaum Vergehen begangen haben und deshalb sofort in das Buch des Lebens fuer das kommende Jahr eingeschrieben werden koennen.
Das zweite Buch ist fuer jene Suender, die im Buch des Lebens aufgrund ihrer Vergehen keinen Platz mehr haben und das dritte Buch ist fuer all jene, die irgendwo dazwischen liegen. Allgemein wird angenommen, dass Letzteres auf uns zutrifft.

Laut juedischer Tradition richtet G – tt an Rosh HaShana die gesamte Welt sowie die ganze Menschheit. Egal, ob Jude oder Nichtjude.
Bei Juden allerdings zieht sich der Urteilsprozess bis zum Yom Kippur, zehn Tage nach Rosh HaShana, hin. Erst dann gibt es ein endgueltiges Urteil (Talmud Rosh HaShana 16a).
Einigen chassidischen Kommentatoren zufolge wird das endgueltige G – ttesurteil erst zu Chanukkah gesprochen.

Rosh HaShana wird ausserdem Yom HaDin (Judgment Day), Yom HaZikaron (Day of Remembrance) sowie Yom Teruah (Day of Sounding) genannt. Die Bezeichnung Rosh HaShana finden wir nicht in der Thora, denn dort heisst es lediglich, dass wir am ersten Tag im siebten Monat einen "Day of Sounding" haben sollen. Der Talmud Traktat Rosh HaShana gibt schriftliche Beispiele, woran wir erkennen, dass jener Tag "Judgment Day" ist.

Nun koennte man meinen, dass das Neujahrsfest ein extrem ernster Feiertag ist und wir unser Buessergewand anziehen muessen. Teilweise stimmt dies, doch ist Rosh HaShana auch vor allem ein froehlicher Festtag, was viele Leute vergessen. Unter anderem sollen wir festliches Essen servieren und uns freuen.

Aber der 1. Tischrei repraesentiert nicht nur die Erschaffung der Menschheit, sondern auch unsere Vorvaeter Avraham und Yaakov wurden an dem Tag geboren. Da ein Zaddik (Gerechter) immer an seinem Geburtstag stirbt (siehe das beruehmte Beispiel des Koenig David an Shavuot beschrieben im Talmud Rosh HaShana 11a), starben Avraham und Yaakov auch an diesem Tag. Und es war an Rosh HaShana, dass G – tt sich an unsere Vormuetter Rachel und Sarah sowie an die Mutter des Propheten Samuel (Shmuel) erinnerte. An dem Tag beschloss G – tt, dass diese drei bis dahin unfruchtbaren Frauen Kinder haben werden.

Wir sitzen also in den Synagogen und G – tt soll entscheiden, ob wir fuer das Neue Jahr ins Buch des Lebens eingetragen werden. Buch des Lebens heisst nicht nur Leben, sondern auch alle unsere Lebensverhaeltnisse werden bestimmt. Sei es nun unser Arbeitsleben, Freundeskreis, werden wir genuegend Geld verdienen, ein Dach ueber dem Kopf haben und und und. All das gehoert dazu.

Es ist anzunehmen, dass jeder von uns mit den allerbesten Vorsaetzen in die Synagoge geht. Wir kommen an, beten und versprechen alles Moegliche im kommenden Jahr besser zu machen. Andererseits weiss jeder irgendwie, dass der Wille zwar stark ist, aber das Fleisch schwach. Ich will damit sagen: Was passiert, wenn ich am Rosh HaShana alles Moegliche verspreche, es aber nicht einhalte und schon zwei Tage spaeter in den alten Trott verfalle.

Hierauf gibt uns die Thora Antwort. Als Avraham seine zweite Frau Hagar und den gemeinsamen Sohn Ishmael fortsandte, ritten die beiden durch die Wueste und liessen sich spaeter erschoepft nieder. G – tt hoerte das Weinen des Kindes Ishmael und beschloss in dem Moment, ihn nicht verdursten zu lassen, obwohl er wusste, dass spaetere Generationen Ishmaels das juedische Volk vernichten wollen.
Hieraus lernen wir, dass G – tt einen Menschen in einem Augenblick richtet, obwohl Er natuerlich weiss, dass derjenige wieder suendigen wird (siehe Talmud Rosh HaShana 16b) .

Wie begehen wir also Rosh HaShana ?

Normalerweise gehen die Maenner einige Stunden vor dem Beginn des Neujahrsfestes in die Mikwe (Ritualbad). Allgemein gibt es zusaetzlich noch den Brauch, Friedhoefe zu besuchen oder Zedakah (Spenden) zu geben (siehe Shulchan Aruch – Orach Chaim – Hilchot Rosh HaShana 581).

Die Super – und Wochenmaerkte werden alle hoffnungslos ueberfuellt sein, denn es gilt die sogenannten Simanim zu besorgen (Karotten, Granataepfel, Fisch – bzw. Schafskopf, Honig und dergleichen).

Kurz vor Beginn des Festes beten wir ein bestimmtes Gebet (siehe Machzor fuer Rosh HaShana), anhanddessen wir Schwuere, welche wir waehrend des ausklingenden Jahres ausgesprochen haben, fuer Null und Nichtig erklaeren (Bitul Nedarim). Haeufig im Leben kommt es vor, dass wir G – tt gegenueber etwas versprechen, dies kurz darauf wieder vergessen und es nie und nimmer einhalten. Allerdings vergisst G – tt unsere Schwuere nicht und koennte sie theoretisch bei der "Urteilsfaellung" gegen uns verwenden. Aus dem Grunde sagen wir das spezielle Gebet.

Da diesmal dem Neujahrsfest sofort der Shabbat folgt, sollte jeder juedische Haushalt ein "Eruv Tavshilin" machen. Siehe dazu das Machzor Rosh HaShana.

An Feiertagen sind uns zwei Dinge erlaubt, die am Shabbat verboten sind:

1. Wir duerfen ohne Eruv tragen. Dieses Nichtstragenduerfen am Shabbat stellt sich fuer Israelis nicht, denn fast in jedem Ort haben wir in Eruv.

2. Am Feiertag duerfen wir von einem brennenden Feuer eine Flamme entzuenden und so kochen. In der Praxis schaut das so aus, dass wir vor dem Feiertag eine 48 – Stunden Kerze anzuenden und von jener dann mit einem Streichholz jederzeit eine Flamme entnehmen koennen. Auf diese Art und Weise duerfen wir einen Herd anzuenden (in Israel gibt es ueberwiegend Gasherde) und kochen.

Da wir jedoch am Feiertag Essen fuer den Shabbat vorbereiten muessen und die Vorbereitung somit nicht unter die Kategorie "Essen fuer den Feiertag, sondern fuer einen anderen Tag" faellt, muss ein Eruv Tavshilin ausgesprochen werden. Die Prozedur hierfuer kann jeder seinem Machzor entnehmen.

Ueblicherweise geht es nach dem Kernzenanzuenden in die Synagogen zum Abendgebet Maariv. Beim Kerzenanzuenden nicht den zweiten Segen "She Hechianu" vergessen.

Zum Beginn des Rosh HaShana wird waehrend des Maariv kein Shofar geblasen. Dies findet erst zum Morgengebet Shacharit an beiden Tagen statt.

Auch sagen wir kein HALLEL an Rosh HaShana. Einer der Gruende dafuer, dass wir kein Hallel sagen ist, dass wir uns daran erinnern, dass G – tt ueber uns richtet und wir keine uebermaessige Freude zeigen sollen.

Nach dem Abendgebet wird zur festlichen Tafel geschritten. Normalerweise findet nach dem Kiddush (Segnung des Weines) die Zeremonie der Simanim statt. Simanim heisst uebersetzt "Zeichen" und es handelt sich hierbei um bestimmte Essenszubereitungen, welche wir in einer vorgeschriebenen Reihenfolge essen. Mit dabei sind natuerlich der Aepfel, welcher in Honig getaucht wird und ein suesses gutes Neues Jahr repraesentiert.
Jedem einzelne kleine Menu geht ein speziellen Segen voraus, der eine eigene Bedeutung hat. Die Simanim sind u.a. ein Symbol dafuer, dass jeder Jude sein eigenes Schicksal aendern kann.

Eines der Simanim – Menus faellt jedes Jahr auf allgemeine "Begeisterung", denn es soll etwas Fleisch aus einem Fisch oder Schafskopf gegessen werden. Der Kopf liegt auf einem Teller und als ich vor Jahren bei Chabad den Schafskopf sah, fiel ich fast vom Stuhl. Vor allem weibliche Teenies kriegen da ihren Kreischanfall. Man kann sich auch weigern davon zu kosten, was viele tun. Das Fleisch aus dem Fischkopf symbolisiert, dass wir am Beginn von etwas stehen wollen und nicht nur am Ende.

Eine aeusserst wichtige Rolle spielt der Honig. Das ganze Jahr ueber verteilen wir auf die Challot (Shabbatbrote) etwas Salz, aber an Rosh HaShana tauchen wir alles in Honig. Vor allem Chassidim essen ihr Brot mit Honig bis mindestens Hoshana Rabbah.

Nach dem Essen bzw. des nachts gibt es den Minhag (Brauch), Auszuege aus dem Talmud Traktat Rosh HaShana zu lernen. Bei mir befinden sich jene Auszuege (Pesukkim) im Machzor, aber ich weiss nicht, wie es damit bei anderen Leuten in der Diaspora ausschaut.

Am darauffolgenden Morgen geht es zurueck in die Synagoge, wo ein langer G – ttesdienst auf uns wartet. Bei den Chassidim noch laenger als anderswo ueblich.
Der Morgeng – ttesdienst Shacharit beginnt mit dem HaMelech – Gebet, indem wir, wie zuvor beschrieben, G – tt zum Koenig kroenen. Nur Er allein ist der Herrscher der Welt.

Bei Ashkenazim folgt das "HaDin" – Gebet und danach Avinu Malkeinu. Die Thoralesung am ersten Tag erzaehlt uns, wie Avraham seine zweite Frau Hagar fortsandte und G – tt ihr spaeter eine Wasserquelle zeigte. Was wir ausser dem Richten in jenem speziellen Moment lernen ist, dass Hagar die Quelle erst sah als G – tt sie ihr zeigte. Wahrscheinlich aber war die Quelle schon die ganze Zeit dagewesen und Hagar hatte sie uebersehen.
Dies zeigt uns den tieferen in Situationen, wo wir meinen, es gebe keine Loesung fuer uns. Wir suchen und suchen und sehen vor lauter Baeumen den Wald nicht. Haetten wir dagegen genau hingeschaut, dann haetten wir die perfekte Loesung sofort erkannt. Eine Loesung, welche gleich neben uns steht, wir sie aber nicht sehen.

Der Maftir am Ende der Thoralesung erfolgt aus Sefer BaMidbar (Numeri) 29:1, wo uns G – tt auftragt, einen Day of Sounding (Yom Teruah) zu haben.

Die anschliessende Haftarah (Lesung aus den Propheten) erzaehlt und von Channah, der Mutter des Propheten Samuel (Shmuel).

In der Synagoge, in die ich gehe, wird nach der Haftarah jedesmal an dieser Stelle ein Kiddush (Segnung des Weines) gemacht und es gibt ein paar Kuchenstuecke zu essen.
Im Anschluss darauf folgt das Blasen des Shofars. Im darauffolgenden Mussaf wird das Schofar nochmals geblasen.

Am zweiten Tag verlaeuft der Morgeng – ttes fast gleich. Allerdings lesen wir aus der Thora die "Akeidat Yitzchak", die Opferung des Yitzchak. Der Maftir ist der gleich dem Vortag.

Die Haftarah (Lesung aus den Propheten) erfolgt aus Yirmeyahu (Jesaja) 31:1 – 19. Hier verspricht G – tt den Juden, ewig an sie zu denken und sie zurueckzufuehren in das Land ihrer Vorfahren.

Die wichtigste Mitzwa am Rosh HaShana ist, dass ein jeder das Schofar hoert.
Des weiteren gibt es noch einige Minhagim (Braeuche) wovon der bekannteste wohl ist, dass man am Rosh HaShana sich nachmittags nicht hinlegt und schlaeft. Ausser des nachts soll jeglicher Schlaf vermieden werden, denn G – tt richtet ueber uns und da macht ein Mittagsschlaefchen keinen guten Eindruck.
Ausserdem essen wir keine Nuesse, denn das hebraeische Wort fuer Nuss "Egoz - אגוז" hat die gleiche Gematria (Zahlenwerte hebraeische Buchstaben) wie das Wort Vergehen - חטא (Chet).

Am ersten Feiertag ist es ueblich (Minhag) nach dem Nachmittagsgebet Mincha zu einem Fluss oder Meer zu gehen und das Taschlich – Gebet zu sprechen. Der Brauch des Taschlich begann im Mittelalter und steht symbolisch fuer G – ttes Vergebung unserer Vergehen am Judgment Day. Wer Taschlich verpasst, was mir oft passiert, der kann dies noch waehrend der zehn Tage bis Yom Kippur nachholen und bei vielen Chassidim sogar noch bis Hoshana Rabbah. Wer keinen Fluss in der Naehe hat, der kann sich an einen Brunnen oder einen Wasserhahn stellen (nicht im Badezimmer !!!) und und spricht bei laufendem Wasser das Gebet (siehe Machzor).

Sollte der erste Rosh HaShana – Feiertag auf einen Shabbat fallen, so findet das Taschlich am zweiten Tag statt. Aber in diesem Jahr sind wir von der Regel befreit und Taschlich findet ganz normal am ersten Tage statt.

Wer in Israel nicht gerade am Meer wohnt, hat es schwer, denn nicht ueberall fliesst ein Fluss vorbei. Zu Tempelzeiten war es in Jerusalem anders, doch heute ist der Gichon ausgetrocknet. Es gibt Quellen, zu denen man gehen kann, jedoch befinden sich diese im oder nahe des arab. Dorfes Silwan (gegenueber des Tempelberges) und nicht immer ist der Gang dorthin ohne Sicherheitsrisiko.

Wer sich in Jerusalem befindet und dennoch ein gutes Taschlich haben will, der kann sich Jeff Seidel und seiner Gruppe anschliessen. Getroffen wird sich vor der Kotel (Klagemauer) um ca. 15.30 Uhr (Zeit kann auf www.jeffseidel.com) abgerufen werden.
Frauen und Maenner muessen der jued. Tradition gemaess anstaendig gekleidet sein. Kipa fuer den Mann und langen Rock fuer die Frau !!!


Rosh Chodesh Tishrei – Der Beginn des juedischen Monat Tischrei

Rosh HaShana ist zugleich der Beginn des Monats Tischrei und diesbezueglich fasse ich mich nur kurz. Da mich viele um die kabbalistischen Bedeutungen eines jeden Monats baten, hier die Kurzfassung fuer den Monat Tischrei.

Jeder juedische Monat symbolisiert ein Sternzeichen, einen der israelitischen Staemme, einen hebrae. Buchstaben, einen der menschlichen Sinne und ein Organ.

Das Sternzeichen ist die Waage, da G – tt uns richtet und unsere Vergehen gegenueber unseren guten Taten aufwiegt.
Bei dem israelitischen Stamm handelt es sich um Ephraim, die Farbe des Tischrei ist rot – violett, der Buchstabe ist das Lamed ל, das Organ ist die Galle und der menschliche Sinn ist das Anfassen.


Zom Gedaliah – Der Fastentag des Gedaliah

Den Fastentag des Gedaliah begehen wir am 3. Tischrei gleich anschliessend an Rosh HaShana. Der Vorteil ist, dass viele eh eine Diaet nach all dem Festtagsessen brauchen und da kommt der Fastentag gerade recht.
In diesem Jahr allerdings wird der Zom Gedaliah auf Sonntag verlegt, da Rosh HaShana vom Shabbat gefolgt wird und es am Shabbat verboten ist, zu fasten. Eine Ausnahme hierfuer bildet der Yom Kippur, welchen wir naechste Wochen begehen und der diesmal auf einen Shabbat faellt. Wenn Yom Kippur auf den Shabbat faellt, wird gefastet !!!

Zom Gedaliah ist fuer nicht wenige ein Fastentag, zu dem sie keinen persoenlichen Bezug finden und ich bilde da keine Ausnahme. Man sagt sich, naja, eigentlich sollte man fasten, aber tut es dann doch nicht. Zum Zom Gedaliah habe ich einige Ausfuehrungen im Talmud Rosh HaShana 18b gefunden, die so mancherlei Ansicht vielleicht aendert.

Wie erwaehnt, findet er normalerweise am 3. Tischrei statt und ist ein Halbfastentag. Gefastet wird von morgens (ca. 5.00 Uhr) bis ca. 20.00 Uhr am Abend.

Wer war Gedaliah ueberhaupt und was hat er mit mir zu tun ?

Gedaliah war der vom babylonischen Koenig Nebuchadnezzar eingesetzte juedische Gouverneur ueber Eretz Israel (nach der Ersten Tempelzerstoerung). Er wurde von seinem Landsmann Ishmael ben Nethaniah umgebracht. Eine Schreckenstat, die wenig spaeter zur voelligen Ausloeschung juedischen Lebens in Israel fuehrte (siehe Yirmeyahu – Jeremiah 39 – 41).

Der Zom Gedaliah war schon zu Zeiten des Zweiten Tempels ein Fastentag und wir sollen uns bewusst machen, dass der Tod eines Zaddik (Gerechten) der einer Tempelzerstoerung gleicht.
Besonders erinnert wurden wir an das Ereignis als der ehemalige Premier Yitzchak Rabin ermordet wurde. Nicht, dass Rabin so ein grosser Zaddik war, doch toetet kein Jude einen anderen Juden.


Rabbi Nachman MeUman

Bis auf den heutigen Tag haelt sich die Tradition, dass die Breslover Chassidim das Neujahrsfest in Uman (Ukraine) feiern. Genau dort befindet sich naemlich das Grab ihres einzigen Rebben, Rabbi Nachman von Breslov, dem Urgrossenkel des Baal Shem Tov. Und jener Rabbi Nachman beauftragte seine Chassidim vor seinem Tod im Jahre 1810, jedes Jahr an Rosh HaShana zu seinem Grab nach Uman zu kommen und vorgegebene Psalmen zu beten. Hierbei handelt es sich um zehn Psalmen und wer Interesse hat, dem kann ich die genauen Psalmennummer mitteilen.

Aber nicht nur Breslover Chassidim befinden sich gerade auf dem Weg nach Uman. Tausende anderer Juden aus Israel machen sich jedes Jahr auf. Aschkenazim und Sephardim zugleich. Auch der ehemalige Vorsitzende der sephardisch – haredischen SHASS – Partei Aryeh Deri sowie der israel. Entertainer Dudu Topaz.

Die Mehrheit der Rabbiner lehnt den Nachman – Kult an Rosh HaShana ab. Da fliegen mehrere Sonderfluege vom Ben Gurion Flughafen aus nach Uman und Ehemaenner lassen ihre Frauen und Kinder allein zuhause. Gestern erst regte sich der ehemalige sephardische Oberrabbiner, Rabbi Ovadiah Yosef, erneut auf, dass Rabbi Nachman zwar ein aufrichtiger Rabbi war, aber eine Familie an Rosh HaShana nach Israel gehoert und gefaelligst zusammen am Tisch sitzt.
Aber aller Ablehnung zum Trotz, die Breslover sind auf dem Weg, um am Grabe von Rabbi Nachman zu tanzen. Mit ihrem traditionellen weissen Streimel (Pelzmuetze) oder ohne.

Diejenigen Daheimgebliebenen tanzen am Erev Rosh HaShana, Mittwoch Abend, wirld vor der Kotel (Klagemauer). Immer ganz witzig anzusehen.

Und was macht man in Jerusalem ?

Zuerst einmal in die Synagogen gehen und daheim reichlich essen.

Hier ein paar Tipps:

Fuer die Grosse Synagoge in der Keren Hayessod muessen im voraus Plaetze reserviert werden. Kostenpunkt: 400 Shekel – ca. 80 Euro. Ob das Ticket fuer beide Tage gueltig ist, entzieht sich meiner Kenntnis.

Wer alles umsonst haben will, der gehe nach Mea Shearim oder Nachlaot. Die Carlebach – Synagoge Kol Rina in Nachlaot wird aus allen Naehten platzen, aber Freunde von mir berichten immer wieder von der tollen Atmosphaere dort.

Wer es ganz einfach will, der gehe an die Kotel, wo Rabbi David Aaron eine Carlebach – Minyan zelebriert. Zeiten haengen in der Juedischen Altstadt aus !!!

Weiterhin in der Juedischen Altstadt befindet sich einer der Speisesaaele der Yeshiva Aish HaTorah, gegenueber Bonker's Bagels. Dort findet ein ganzes Rosh HaShana – Programm statt. Synagoge incl. Shiurim (Vortraege). Zu beachten sei, dass nur Juden an diesem Programm teilnehmen koennen !!! Ausserdem folgt das Programm litvish - haredischer Tradition.

Was ich empfehlen kann und selbst mit einigen Leutchen tun werde ist, ein Synagogen – Shopping in Mea Shearim. Wir gehen von Synagoge zu Synagoge. Ein Kollegin lud uns ausserdem in die grosse Breslov – Synagoge ein, was sicher interessant wird. Aber auch zu Toldot Aharon werden wir gehen, genauso wie in die Altstadt.
Zum Essen bin ich bei Belz und Rabbi Machlis.

Rabbi Mordechai Machlis im Stadtteil Maalot Dafna organisiert saemtliche Mahlzeiten, einschliesslich des folgenden Shabbat:


Mittwoch Abend: 20.45 Uhr

Donnerstag Mittag: 14.30 Uhr

Donnerstag Abend: 20.45 Uhr

Freitag Mittag: 14.30 Uhr

Freitag Abend (Erev Shabbat): 20.45 Uhr

Shabbat Mittagessen: 13.30 Uhr


Die genaue Anschrift findet Ihr auf seiner Website:
http://machlis.org/



Dieser Beitrag ist aussergewoehnlich lang, aber den Feiertag Rosh HaShana laesst sich nicht so einfach Ex und Hopp abhandeln. Ich hoffe, dass ich keine oder kaum Infos vergessen oder uebersehen habe, zu erwaehnen. Natuerlich haben Gemeinden oft unterschiedliche Braeuche (Minhagim) und nicht jeder feiert es so, wie hier beschrieben.

Auf alle Faelle wuensche ich jetzt schon einmal allen Lesern ein
Gutes und Gesundes Neues Jahr 5768 und das alle ins Buch des Lebens eingeschrieben werden !!!!



Chag Sameach, Shana Tova ve' Chatimah Tova !!!!

Samstag, September 08, 2007

Naomi Ragen meldet sich zurueck

B"H

Sie ist wieder da und ruehrt gleich mit grossem Aufschrei die Werbetrommel. Aber ein Buch der amerik. - israel. Schriftstellerin Naomi Ragen ist immer eine Zeile wert.

Ich war noch in der Yeshiva als ich ihr erstes Buch an einem Shabbat - Nachmittag in die Haende bekam. "The Sotah - Die Hure" hiess es. Ich begann zu lesen und legte das Buch bis zum Ende nicht mehr aus der Hand.
Schon damals besuchte ich regelmaessig eine chassidische Satmar - Familie in Mea Shearim und Naomi Ragen beschreibt in "The Sotah" eben jenes Leben in dem Stadtteil. Ein junges Maedchen wird mit dem fuer sie falschen Mann verheiratet und es kommt zur Katastrophe.

Das Buch ist wunderbar realistisch bis auf das recht kitschige Ende. Real stellt die Autorin das chassidische Leben dar und scheut sich nicht, Negatives anzuprangern.
Das Buch machte sie weltberuehmt und seither verfasste sie mehrere Buecher. Meistens ueber die Rolle der Frau in der haredischen (ultra - orthod.) Gesellschaft.
Viel Kritik handelte sie sich ein, doch respektierte man Naomi weitgehend.

Traurige Beruehmtheit erlangte sie mit ihrer Anwesenheit im Park - Hotel, welches an Pessach 2002 von einem Selbstmordattentaeter in die Luft gesprengt wurde. Naomi befand sich mit ihrer Familie in einem der oberen Stockwerke und ihrer ganzen Depression darueber machte sie spaeter in einem Buch Luft.

Nun ist sie nach einer Pause wieder zurueck und diesmal prangert sie nicht die Haredim an, sondern die Kipot Serugot, die Nationalreligioesen. Vor allem jene in den USA. Mitzwot und Religion spiele fuer sie kaum eine Rolle, denn sie beschraenkten sich darauf, dem Geld zu dienen und nicht G - tt.

Die Neuerscheinung "The Saturday Wife" erschien in den Staaten schon vor einigen Wochen und kommt jetzt auch auf den israel. Buchmarkt unter dem Titel "עזר כנגדו".
Allgemein erwartet sie sehr viel Kritik von nationalreligioeser Seite und ein Rabbiner griff sie auch schon im Vorfeld an. Naomi Ragen schreibt jeden Klatsch um sich auf Kosten der Religioesen zu bereichern.
Naomi selber ist der Meinung, dass sich heutzutage die Mehrheit der Nationalreligioesen genauso verhaelt, wie sie es in ihrem neuen Buch darstellt.

Ihre ersten drei Buecher habe ich sehr genossen und sie waren mehr als wahrheitsgetreu. Andererseits hatte Naomi immer Probleme, ein passendes Ende zu finden und alles endete immer im Kitsch.

Ihr neues Buch werde ich mit Gewissheit lesen, obwohl ich nicht mit ihr uebereinstimme, dass sich die Mehrheit der Nationalreligioesen dem Materialismus verschrieben hat. Vielleicht gewisse Leute in New York oder den Jerusalemer Stadtteilen Talbiyeh, Rehavia oder die German Colony. Geht man dagegen in den Stadtteil Kiryat Moshe, lernt man vielfach das genaue Gegenteil kennen.

Mit ihrer Familie im Jerusalemer Stadtteil Ramot lebend und selber nationalreligioes macht sich die 58 - Jaehrige auf grosse Kritik gefasst. Schlagzeilen macht sie derweil aber auch anderweitig, da zwei israel. Autorinnen sie vor Gericht ziehen wollen und sie beschuldigen, deren Buchideen geklaut zu haben.

Alle drei Autorinnen begehen meiner Meinung nach immer den gleichen Fehler: Sie schreiben ueber Shidduchim (geplante Ehen) und die Ehen selbst. Gibt es keine anderen Themen in der Orthodoxie ?

Naomi Ragen ist eine aeusserst wichtige Autorin, eben weil sie nichtreligioesen Juden genauso wie Nichtjuden das Leben der Haredim naeher gebracht hat. Allgemein herrscht ein grosser Mangel an Aufklaerung ueber jene ultra - orthodoxe Gesellschaft, welche oft als weltfremd und fanatisch dargestellt wird. Naomi Ragen ist es gelungen, dass Klischee etwas zu brechen, auch wenn sie negative Seiten eben jener Gesellschaft aufzeigte.

Als ich vor Jahren einmal in der Berliner Rachel Salamander - Buchhandlung war, war Naomi Ragen der Buchhaendlerin zwar ein Begriff, aber die Buecher selber wurden nicht gefuehrt. Vielleicht habt Ihr heute mehr Glueck.
Ansonsten koennt Ihr ueber AMAZON bestellen.


Naomi Ragen

Erev Shabbat in Mea Shearim

B"H

Der ultra - orthod. Stadtteil Mea Shearim war gestern Abend komplett ueberfuellt. Menschen suchten nach chassidischen Tischen und wurden schnell fuendig, denn ausgerechnet an Tischen herrschte am letzten Shabbat in diesem Jahr kein Mangel.

Zuerst waren wir, wie gewoehnlich, bei Toldot Aharon. Es waren Hunderte von Maennern anwesend und alle draengelten sich auf den Stehplaetzen. Auf der Frauenempore war etwas mehr Luft, denn die Sitztribuenen waren wegen Rosh HaShana entfernt worden. Statt der Tribuenen werden Sitzbaenke fuer den Rosh HaShana - Gottesdienst montiert.

Also wurde gestern bei den Frauen nur gestanden. Toldot Aharon Frauen waren kaum anwesend und so draengelten sich Gaeste an die Mechitza (die Trennungswand zur Maennerseite, bei Toldot Aharon besteht die Mechitza aus grossen Fenstern).
Ich sprach eine der wenigen Toldot Aharon Frauen auf spezielle Braeuche (Minhagim) fuer das kommende Neujahsfest an. Nein, meinte sie, die Gruppe hat keine besonderen Minhagim zum Fest, ausser das der Synagogeng - ttesdienst etwas anders ist.

Die Toldot Aharon haben ihr eigenes Sidur (Gebetbuch). Das rotfarbige "Beracha u'Tehillah" enthaelt, wie andere chassidische Sidurim auch, Zusaetze aus der Kabbalah. An bestimmten Feiertagen benutzen wir im Judentum anstatt des Sidur ein Machzor. Allerdings fuegen chassidische Gruppen vielerlei Gebete zum regulaeren G - ttesdienst hinzu. So auch Toldot Aharon.

Nach etwas mehr als einer Stunde suchten wir noch einen weiteren Tisch auf. Der Tisch fand in einer winzigen Synagoge statt, in der wir schon zuvor einmal waren, doch nie ein Tisch stattfand. Gemeint sind die Shomrei Emunim, eine Abspaltung der Toldot Aharon.

Wer durch Mea Shearim geht, der wird ganz selten auf jemanden stossen, der die Shomrei Emunim naeher kennt und so waren wir auch die einzigen Gaeste dort am gestrigen Abend. Schon von draussen hoerten wir laute Gesaenge und kletterten ueber wackelige Treppen im Hinterhof der Synagoge hinauf in die Frauenempore.
Dort ist man keine Gaeste gewoehnt und wir wurden erst einmal begutachtet. Dauern tat dies nicht lange, der im Erdgeschoss begann der Rebbe zu singen.

Trotz seiner 84 Jahre hat Rebbe Avraham Chaim Roth eine kraeftige laute Stimme. Seine Chassidim, einschliesslich der Frauen, waren mucksmaeuschenstill und alle lauschten ihm.
Im Erdgeschoss war es voll bis auf den letzten Platz. Nicht nur die wenigen Mitglieder der eigenen Gruppe waren anwesend, sondern man sah Mitglieder saemtlicher anderer chassidischer Gruppen.

Rebbe Avraham Chaim Roth wohnt in Bnei Brak und kommt nur manchmal nach Jerusalem, um einen Tisch zu geben. Und genau diese Chance nutzten alle um dabei zu sein. Zu den Feiertagen befinden sich fast alle Rebben in Jerusalem.

Leider ist die Mechitza bei den Shomrei Emunim fast ganz geschlossen. Ineinander verschlungene Metallstaebe verbergen die Sicht und wir mussten uns schon sehr anstrengen, um einen Blick auf den Rebben werfen zu koennen. Aber es lohnte sich und wir hatten eine tolle Zeit.


Der Rebbe der Shomrei Emunim, Rabbi Avraham Chaim Roth

Freitag, September 07, 2007

Neid, Missgunst und Empfehlungen

B"H

Momentan bin ich es so leid, mich mit potentiellen Konvertiten zum Judentum zu unterhalten. Ist es wirklich heute der Fall oder treffe ich immer nur die auf die falschen Leute ? Jedenfalls reden die Faelle, welche mir bekannt sind, nur ueber ein Thema: Warum konvertiert der oder die, aber nicht ich ?
Ich, ich ich…
Ich bin doch soviel besser und religioeser als dieser oder jener. Warum sieht denn das keiner beim Beit Din (rabbinisches Gericht).

Genau diese Aussagen haben ich so satt und sie kommen mir zu den Ohren heraus. Ich kann nicht mehr. Hilffeeee…..

Wie Ihr Euch sicher erinnert, berichtete ich vor wenigen Wochen ueber eine Freundin von mir, die ihren Giurkurs beendete, aber das Beit Din sie ewig hinhaelt und nicht konvertieren laesst. Es kann sein, dass ich hier jetzt meinen Dampf ablasse, aber heute Abend werde ich es ihr genauso persoenlich uebermitteln.
Obwohl ich insgeheim weiss, dass besagte Person nicht unbedingt super religioes ist, war ich dennoch der Meinung, dass sie es mit der Zeit schon irgendwie schaffen koennte. Nicht haredi oder so, aber schon traditionell.
Ich sollte vielleicht erwaehnen, dass sie ueber 50 Jahre alt ist und schon Enkelkinder hat. Und genau an diesem Punkt beginnt schon das erste Problem. Wer konvertieren will und Enkelkinder hat, der ist kaum mehr in der Lage seiner eigenen nichtjuedischen Familie beizubringen, dass er jetzt ein anderes Leben fuehrt.

Viele Konvertiten scheitern nach ihrem Giur schon allein an der Tatsache, dass sie sich bei ihren nichtjuedischen Eltern daheim an den Tisch setzen und essen. Nicht koscher versteht sich.
"Ich kann das doch meinen Eltern nicht antun", heisst es dann ploetzlich.

Solche gravierenden Eingriffe in sein Leben sollte man sich vorher ueberlegen und klarmachen. Einen orthod. Giur hinter sich zu bringen setzt eine gewisse Bereitschaft voraus, sein Leben zu aendern. Nicht Hopplahopp, von heute auf morgen, aber im laufe der Zeit schon.

Bei meiner Freundin war es so, dass sie im Mai dachte, sie bekaeme ihren lang ersehnten Termin beim Beit Din. Eigentlich hatte sie vor, zu der Zeit fuer ein paar Wochen in ihr Heimatland zu fliegen, entschloss sich aber, ihren Flug auf den 1. September zu verlegen. Kostenpunkt: 500 Dollar Gebuehr.
Bis heute tat sich nichts beim Beit Din, aber derzeit kann sie Israel nicht verlassen, da nicht klar ist, ob man sie wieder ins Land lassen wuerde, sobald sie es einmal verlaesst. Die Visafrage ist ungeklaert und sie liess ihr Ticket sausen. Noch vor zwei Wochen schwaermte sie mir vor, wie toll religioes sie doch sei und das sie mehr als zwanzig Empfehlungsbriefe von verschiedenen Leuten hat. Alle bestaetigen darin schriftlich, dass sie religioes sei und bestimmt waere das Beit Din entzueckt.
Ich sagte ihr, dass solche Empfehlungsschreiben alles andere als die Realitaet wiederspiegeln. "Was machst du, wenn du einmal stirbst, fragte ich sie. Zeigst du G – tt dann deine Empfehlungsschreiben und erzaehlst Ihm, dass du so heilig warst" ?
Sie verstand meine Anspielung nicht.

Am letzten Shabbat kam es fast zum Eklat. Nebenbei beim Essen erzaehlte sie mir, dass sie sich ja eigentlich schon ueber dem Ozean befinden muesste, denn heute waere ihr Flug gewesen, den sie aber hat verstreichen lassen. Nun muesse das Beit Din sie konvertieren, denn das verlorene Geld sei ein Beweis fuer ihre Ernsthaftigkeit.

Mich haute es fast vom Stuhl. Wie kann sich jemand mit all den Schreiben bruesten und fremden Leuten Empfehlungen abringen, aber gleichzeitig fuer den Shabbat einen Flug buchen ? Hat derjenige ueberhaupt ein Gewissen ?
An Rosh HaShana hat sie gleich gar nicht gedacht, denn fuer den Fall, dass sie geflogen waere, haette sie die Zeit ganz normal mit ihren Kindern und Enkeln verbracht. Statt Synagoge gibt es dann Ausfluege in die Berge.

Der Vorfall mit dem Flugticket ist nur ein kleines Beispiel von vielen weiteren. Nicht nur die Taten, sondern vor allem das unentwegte Gerede geht mir total auf die Nerven. Warum ich nicht, warum ich nicht……
Andererseits ist sie kein Einzelfall, denn ich traf schon auf viele solcher Ueberfrustrierten.

Ueber die Feiertage und darueber hinaus brauche ich Abstand. Ich habe zwar Null Empfehlungsschreiben und bin keine Heilige, aber Rosh HaShana ist fuer mich ein emotionaler Tag, an dem ich auch alleine sein will, ohne das jemand an mir klebt und mich permanent volljammert. Vor allem nicht von verstrichenen Flugdaten.
Sie wird heute Abend furchtbar beleidigt sein, wenn ich ihr sage, dass ich Abstand brauche, aber das ist mir egal. Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.

Mit ein paar Freunden versuchte ich die richtigen Worte zusammenzusuchen. Wie man es ihr sagen kann etc.
Meine Freunde wiederum meinten, dass es den wenigsten Konvertiten bewusst ist, dass sie von ihrem Umfeld beobachtet werden. Sei das Umfeld nun religioes oder nicht, aber auf die potentiellen Konvertiten wird halt geachtet. Wie religioes sie sind und sie sich benehmen. Aktionen wie meine Freundin sie startet, schrecken viele Juden ab und dann kommt die logische Frage auf: Brauchen wir das alles ? Wieso bleiben die Leute nicht in ihren Heimatlaendern und nerven uns hier ?

Wo sind eigentlich die ernsthaften Konvertiten zum Judentum geblieben ? Kuemmert sich heutzutage nur jeder um sich selbst und verpetzt seine Klassenkameraden im Kurs auch schon einmal bei den Rabbinern, um sich selber ins bessere Licht zu ruecken ? Wieso der und ich nicht ?

Leute, erkennt ihr gar nicht, wie sehr ihr allen Juden damit auf die Nerven geht ?

Stoppt den Mietwucher !

B"H

Alle Jahre wieder das gleiche Problem. Israelis, die nicht in Jerusalem wohnen oder religioese Juden aus aller Welt planen ueber die hohen Feiertage, vorzugsweise an Rosh HaShana, nach Jerusalem zu kommen. Insbesondere Chassidim wollen an dem Feiertag ganz nahe bei ihrem Rebben sein. Ein Familienvater kann nicht so einfach mal eben alleine verreisen und nimmt, wenn schon, die Familie mit.

Also muss ein Haus oder eine Wohnung ueber die Feiertage her. Vorzugsweise in der Naehe des Rebben und in einem chassidischen Wohngebiet. Natuerlich ist die immense Nachfrage auch schon den Vermietern zu Ohren gekommen und es beginnt der alljaehrliche Mietwucher. Dieses Mal wuchert es ganz besonders, denn gleich nach Rosh HaShana folgt ein Shabbat und man kann die Wohnung sogar fuer drei Tage vermieten.

Nicht selten verlangen gierige Vermieter fuer die drei Tage mindestens 1000 Dollar Miete oder mehr. Die Wohnungssuchenden haben gruendlich die Nase voll und einige chassidische Gruppen bildeten jetzt einen Ausschuss. Jener neue Ausschuss war es dann auch, der die anti - zionistische Dachorganisation Edah HaCharedit (in Mea Shearim) bat, dem Mietwucher entgegenzuwirken.
Die Edah zoegerte nicht lange und dessen Mitglieder, Rabbi Brandsdorfer und Rabbi Ullmann, veroeffentlichten einen neuen Erlass: In den Stadtteilen Mea Shearim, Bucharin, Ge'ulah, Belz, Makor Baruch, Beit Israel etc. duerfen Drei - Zimmer - Wohnungen fuer nicht mehr als 450 Dollar fuer die drei Tage vermietet werden. Entsprechende Mitteilungen (Fakshivilim) wurden in allen chassidischen Wohngegenden ausgehaengt.

Aber nicht nur gierige Vermieter sind an allem schuld, sondern auch jene Mieter, die bereit sind, jeden Preis zu zahlen. Durch ihr Verhalten machen sie die gesamten Jerusalemer Mietpreise kaputt. Sie reisen wieder ab und was machen wir ? Otto Normalverbraucher aus Jerusalem ist kaum in der Lage, solche Wuchersummen zu zahlen.

Donnerstag, September 06, 2007

Parashat Netzavim - VaYeilech

B"H

Die Thoralesung fuer diesen Shabbat

Dieser Shabbat ist der Shabbat vor Rosh HaShana und in beiden Parshot, welche wir in den Synagogen lesen, ruft uns G - tt erneut zur Einhaltung Seiner Thora auf.
"Ihr steht heute alle vor HaShem Elokeichem (vor Eurem G - tt)….", mit diesem Satz beginnt die Parashat Netzavim. Auch in diesem Satz finden wir die Erwaehnung zweier Namen G - ttes, welche zum einen den guetigen vergebenden G - tt, aber zum zweiten auch den richtenden G - tt darstellen.

Am letzten Tag seines Lebens versammelte Moshe nochmals alle Staemme vor sich, um alle an den Bund mit G - tt zu erinnern. Netzavim wird immer vor Rosh haShana gelesen, denn nicht nur damals zu Moshes Zeiten standen die Juden vor G - tt, sondern wir tun dies heute genauso (Beer Moshe). Das "Heute" in der Thora bedeutet nicht nur das "Heute" in der Vergangenheit. Die Thora ist bis in alle Ewigkeiten gueltig und somit hat alles auch einen Bezug auf uns. Wie damals die Israeliten, so werden auch wir an Rosh HaShana vor G - tt stehen und ueber unsere Taten des letzten Jahre Rechenschaft ablegen muessen.

Nicht nur jene Juden, die damals persoenlich vor Ihm standen, gingen den Bund mit Ihm ein und verpflichteten sich zur Einhaltung der Thora. In Netzavim heisst es ebenso, dass jene nachfolgenden Generationen, die nicht persoenlich anwesend waren, sich gleichzeitig zur Einhaltung des Bundes verpflichten.
Der Thorakommentator Sforno legt die Bedeutung des Satzes so aus, dass die Aelteren verpflichtet sind, ihre Kinder zu unterrichten. Die Zukunft des Judentums haengt immer von der juedischen Bildung ab. Schon im fruehen Alter soll einem Kind Thoraunterricht erteilt werden. Wenn Juden eine neue Gemeinde gruenden, dann wird noch vor der Synagoge eine Schule fuer die Kinder gebaut. Es ist aeusserst wichtig, dass ein Kind von kleinauf das Judentum erlernt und sich so der Rolle seiner juedischen Identitaet bewusst wird.

Die Gemara im Talmud Traktat Niddah 30b lehrt, dass wir alle vor unserer Geburt als Embryo die Thora im Mutterleib gelehrt bekommen. Sobald aber ein Baby das Licht der Welt erblickt, kommt ein Engel und gibt, bildlich gesprochen, dem Baby einen Klapps auf den Mund, was zur Folge hat, dass das Baby nach der Geburt die gesamte Thora wieder vergisst. Die Lebensaufgabe besteht dann darin, sie wieder neu zu erlernen.

Ich kenne viele religioese Familien mit kleinen Kindern, wo Dreijaehrige schon in der Lage sind, saemtliche Segen vor und nach dem Essen zu sprechen. Die Kinder sehen vor und nach dem Essen die Eltern und Geschwister beten und wollen ihnen sogleich alles nachmachen. Solche Kinder wissen gar nicht, was sie fuer ein Glueck haben, religioes aufzuwachsen. Andere, die erst im spaeteren Verlauf ihres Lebens religioes werden, haben da mit ganz anderen Schwierigkeiten zu kaempfen. Zuerst muessen die Segen und alle halachischen Details gelernt werden. Dazu kommt noch das Thora - und ggf. das Talmudstudium. Viele Kinder wissen daher in jungem Alter schon mehr als so manch Erwachsener.

Die Gemara im Talmud Traktat Shabbat 146a wirft eine interessante Frage auf: Was ist eigentlich mit den Konvertiten zum Judentum, die nicht am Berg Sinai gestanden und die Thora erhalten haben ?
Die gleich anschliessende Antwort lautet, dass diese zwar nicht persoenlich anwesend waren, dennoch aber ihr "Mazal" dort war. Ein "Mazal" ist an dieser Stelle ein persoenlicher Engel eines jeden, der die Person beim Himmlischen Gericht vertritt. Die Person war selber nicht dort, doch ein Engel hat sie sozusagen vertreten.

Und wieder warnt uns die Thora vor dem Goetzendienst. Nach der Ueberquerung des Jordan und der Einnahme des Landes soll man sich keinesfalls anderen G - ttern zuwenden. Immer und immer wieder wiederholt G - tt dieses Verbot in Seiner Thora. Kein Gesetzesbruch wird von Ihm so streng geahndet wie der Goetzendienst. Die Thora verpflichtet uns, nur an Ihn zu glauben und uns nicht von unserer Umwelt von anderen fremden Ideen oder falschen Thorainterpretationen verleiten zu lassen.

"Wenn Ihr die Mitzwot (Gesetze) einhaltet, dann bleibt ihr in dem Land, welches Ich euch gegeben habe und wenn nicht, dann wird Mein Zorn auf euch lasten und ihr werdet das Land verlieren, in die Diaspora gehen, wo fremde Voelker ueber euch herrschen. Wenn ihr jedoch Busse tut (Teshuva) und die Mitzwot einhaltet, dann werde Ich Gnade zeigen und euch wieder in euer Land zurueckfuehren".
Aus diesen Saetzen lernen wir, dass G - tt selbst in der Diaspora immer bei uns sein wird und uns niemals verlaesst. Rabbi Shimon bar Yochai sagte: "Kommt und seht wie sehr G - tt die Israeliten liebt ! Wo immer sie sich auch in der Diaspora befinden, G - ttes Anwesenheit (Shechinah) ist immer mit ihnen. Und G - tt wird sie aus der Diaspora zurueck nach Israel fuehren" (siehe Talmud Megillah 29a).
Zu Zeiten der zwei Tempel, war G - ttes Anwesenheit (Shechinah) fuer alle deutlich spuerbar. Vor allem zu Zeiten des Ersten Tempels waren allerlei Wunder fuer jedermann sichtbar. Nach den Zerstoerungen ist das nicht mehr der Fall und G - tt hat sich etwas weiter von der Welt zurueckgezogen. Ganz verlassen aber tut Er uns nie. Durch den sogenannten TIKUN OLAM, eine Reparation der eigenen Seele und der Welt durch die Erfuellung der Mitzwot, sind wir jederzeit in der Lage, den jetzigen Zustand zum Positiven zu veraendern. Viele sehen die Gruendung des Staates Israel schon als Einleitung zum hoffentlich baldigen perfekten Tikun Olam und der Ankunft des Meschiach.

Jederzeit koennen wir zu G - tt umkehren (Teshuva machen) und nicht nur an Rosh HaShana. Allerdings ist Er im Monat Elul und in der Zeit bis Yom Kippur besser fuer uns erreichbar als zu anderen Zeiten. An Rosh HaShana beten wir im Morgengebet Shacharit das Gebet "HaMelech", in dem wir G - tt zu unserem Koenig kroenen.
In "HaMelech" heisst es metaphorisch, dass G - tt auf Seinem Thron sitzt und uns richtet. Woertlich zu nehmen ist dies nicht und "sitzen" heisst, dass G - tt sich zu uns "niederbeugt" bzw. "herablaesst" und so unseren Gebeten naeher entgegenkommt und sie erhoert. Wann immer die Juden sich mit ihren Gebeten an G - tt wenden, ist Er nahe bei ihnen erhoert sie. Unsere Gebet haben die Macht, jegliches negatives G- ttesurteil in etwas Positives umzuwandeln. So auch an Rosh HaShana (siehe Talmud Rosh HaShana 18a).

In Parashat VaYeilech findet das Hakhel Erwaehnung, welches alle sieben Jahren und ein Jahr nach dem Shemittah - Jahr am ersten Tag des Chol HaMoed Sukkot (der erste Zwischenfeiertag des Laubuettenfestes) gelesen wird. Hierbei wird das gesamte Buch Deutoronomy (Sefer Devarim) gelesen. Frueher las es der Koenig dem jued. Volk im Tempel vor und heute findet die Hakhel - Zeremonie vor der Klagemauer statt. Beim letzten Mal im Jahre 2001 war ich anwesend und es war ein ueberwaeltigendes Ereignis. Nachgebaute Trompeten aus dem Tempel wurden geblasen und leiteten die Zeremonie ein. Danach lasen abwechselnd sephardische und ashkenazische Rabbiner die Thoraabschnitte vor. Der Platz vor der Kotel (Klagemauer) war komplett ueberfuellt und jeder wollte dabeisein.

Im uebernaechsten Jahr werden wir einer neuen Hakhel - Zeremonie beiwohnen koennen. Im kommenden Jahr, welches am naechsten Mittwoch Abend beginnt (Rosh HaShana) werden wir ein Shemittah genauso wie ein Schaltjahr haben.

Noch ein kleiner Hinweis zu Rosh HaShana:
Es reicht nicht aus, dass wir auf intellektueller Basis wissen, dass es einen G - tt gibt. Die Mitzwot und Gebete sollen nicht nur intellektuell ausgefuehrt werden, sondern auch emotional. Nur, wenn alles vom Herzen kommt, kann es zu einer wirklichen Teshuva (Teshuva) kommen.

An den Feiertagen, vor allem am Yom Kippur, werden wir mit Synagogengaengen und Gebeten nur so ueberflutet. In dem Moment, in dem wir inmitten des Gebets nachdenken und es intellektuell analysieren wollen, verlieren wir total den Faden. Wir denken nach und nichts kommt mehr vom Herzen. Aber es ist aeusserst wichtig, dass das Gebet vom Herzen kommt und daher sollte der Gebetsinhalt vielleicht spaeter daheim intellektuell analysiert werden.
Im vergangenen Jahr wurden wir in der Synagoge darauf aufmerksam gemacht und ich glaube, der Tipp hat vielen Leuten, einschliesslich mir selbst, geholfen.

Die Haftarah (Lesung aus den Propheten nach der Thoralesung) wird aus Yeshayahu (Jesaja) 61:10 - 63:9 gelesen. Auch in ihr geht es um Teshuva und darum, dass G - tt Sein Volk wieder zurueckfuehren wird.

Ausserdem beginnen wir Ashkenazim in der Nacht von Samstag auf Sonntag mit den Selichot - Gebeten vor Rosh HaShana. Die Selichot sollten zwischen Mitternacht und dem Morgengebet Shacharit gebetet werden. Ratsam ist es, eine Stunde nach Mitternacht zu beginnen.

Shabbat Shalom

Vorsicht bei Produkten von TNUVA und STRAUSS

B"H

Solange ich mich erinnern kann, gibt es ewig anhaltende Diskussionen um den groessten israelischen Milchproduktehersteller TNUVA. Ist Tnuva nun koscher oder nicht ? Reicht das Koscherzertifikat (Hechscher) vom Oberrabbinat (Kascher LeMehadrin) ueberhaupt aus ?

Vor einigen Jahren lud ein Chabad - Rabbiner uns in ein beliebtes Jerusalemer Restaurant ein. Als sich der Rabbi jedoch vorher telefonisch bei besagtem Restaurant nach dem Koscherzertifikat (Hechscher) erkundigte, wurde ihm mitgeteilt, dass es sich um ein Zertifikat des Oberrabbinates handelt: Kascher LeMehadrin.
Und ausserdem werde fuer die Herstellung der Pizza und Lasagne Tnuva - Milch verwendet. Der Rabbi wurde hellhoerig, denn Tnuva hatte zu der Zeit (1997) schon diverse Probleme mit Terumot und Maasrot (die halachisch vorgeschriebene Entfernung eines bestimmten Anteils von einer Ernte).
Nachdem ihm versichert worden war, dass die verwendeten Zutaten einer zusaetzlichen Kontrolle unterliegen, stimmte er schliesslich dem Besuch des Restaurants zu.

Auch wohnte ich zu der Zeit in einer haredischen (ultra - orthod.) Wohngegend und die Haredim riefen die dortige Bevoelkerung auf, keine Tnuva - Produkte an den zehn Tagen zwischen Rosh HaShana und Yom Kippur (Aseret Yamei Teshuva) zu verzehren. Gerade in diesen zehn Tagen sollte man sich hoechst religioes verhalten, da wir Juden am Yom Kippur gerichtet werden, und aus dem Grund auf zweifelhafte Lebensmittel verzichtet werden sollte.

Jetzt stellte sich heraus, dass alle Zweifel gegenueber Tnuva berechtigt waren. Allerdings ist alles noch viel schlimmer als zuvor angenommen.
Jahrelang verwendete Tnuva fuer die Herstellung bestimmter Produkte wie, z.B., den Yoplait - Joghurt "Chalav Nochri". Bei der Chalav Nochri handelt es sich um Milch, welche von Nichtjuden gemolken wurde. Diese Milch darf halachisch zwar verwertet werden, doch entspricht sie nicht dem Hechscher "Kascher LeMehadrin" des Rabbinates. Chalav Nochri bekommt ueberhaupt kein Zertifikat und normalerweise ist die Beigabe auf der Verpackung ausgewiesen.

Ohne Ankuendigung an den Maschgiach (Koscherexperten) des Rabbinates, mischte Tnuva "Chalav Nochri" mit koscherer Milch zusammen und fuehrte so das Rabbinat und die Verbraucher in die Irre. Das Unternehmen verkaufte unter einem Koscherzertifikat Produkte, welche dem Zertifikat nicht entsprachen.

Nun einigte man sich vor Gericht, dass ab 2008 alle Tnuva - Produkte koscher sein sollen und ohne jegliche Chalav Nochri hergestellt werden. Ausserdem muss ab 2008 die Verwendung von Chalav Nochri auf der Verpackung angegeben sein.

Ich kann jetzt verstehen, warum haredische Supermaerkte keine Tnuva - Produkte fuehren und ich selbst werde in Zukunft auf Tnuva verzichten. Wer will, der kann auf die TARA - Produkte umsteigen, welche ein Hechscher der Agudat Israel (Rabbi Eliyashiv und die chassidischen Gruppen Belz, Gur und Vishnitz) haben.

Ausser Tnuva hat ebenfalls die Konkurrenz bei STRAUSS genuegend Kaschrut - Probleme am Hals, denn auch dem beliebten Milky von Strauss wird die Verwendung von Chalav Nochri nachgesagt.

Vorsicht also beim Kauf dieser Produkte !!!

Allgemein ist das Oberrabbinat und dessen Hechscher "Kascher LeMehadrin" kein Garant fuer eine ausreichende Kaschrut. Die Maschgichim (Koscherexperten) des Rabbinates sind oft nachlaessig bei den Kontrollen und uebersehen leicht Restaurants oder Cafes, in denen Nichtjuden die Oefen anstellen. Die Sauberkeit einer Kueche / Fabrik wird so gut wie gar nicht kontrolliert.
Wesentlich anders gehen hier die Batei Din Zedek (Badatz) der Chassidim vor (Badatz Belz sowie Badatz der Edah HaCharedit).
Wer ganz sicher gehen will, der kaufe nur Produkte mit diesen zwei Hechscherim.

Mittwoch, September 05, 2007

Unerwartete Auswirkungen

B"H

Vorgestern hatte ich gleich zwei unerwartete Begegnungen. Zum einen traf ich einen guten Freund wieder, den ich mindestens zwei Jahre nicht gesehen hatte. Dem ein oder anderen mag das vielleicht nicht ungewoehnlich erscheinen, denn soetwas passiert ja schliesslich haeufiger.

Auf dem Weg in die Baeckerei sah ich David mit einem Freund rein zufaellig in einer ziemlich heruntergekommenen Falafel - Bude sitzen. Wir erkannten uns gleich wieder und zur allgemeinen Begeisterung teilte er mir mit, dass er kuerzlich zusammen mit seiner Frau Aliyah machte (nach Israel eingewandert war) und nun nicht mehr in Australien, sondern in Tel Aviv lebt. In der Heiligen Stadt, wie er Tel Aviv sarkastisch nannte.

David und ich verbindet ein gemeinsames Interesse, welches wir mit dem gleichen Fanatismus verfolgen. Und es ist nicht ungewoehnlich, dass wir uns aufgrund unseres Fanatismus vor mehr als drei Jahren zum ersten Mal trafen. Er war Tourist und lebte derzeit in London. Wir trafen uns an einem obkuren Ort in der Altstadt. Ich ging durch eine Strasse mit dem kurz zuvor neu erstandenen Buch in der Hand (eine Kurzausgabe des kabbalistischen Zohar) und ploetzlich stand ein Freak neben mir. Abgewetzte Jeans, Wanderstiefel, etwas aelter als 40 Jahre und quatschte mich auf Englisch an. Ob er mal einen Blick in mein Buch werfen koenne. Ich dachte, es handele sich entweder um einen der christlichen Missionare oder einen anderen Durchgeknallten, denn in der Altstadt trifft man ja bekanntlich auf alles.

Natuerlich lehnte ich ab, ihm das Buch zu geben und nach einigem Hin und Her stellte sich heraus, dass er ein bekannter Talmud - u. Kabbalahlehrer ist und in England und Australien Vortraege haelt. Zu jener Zeit waren wir beide auf einem voelligen Kabbalahtrip und lernten so ziemlich alles, was uns in die Haende kam.

Ausserdem verbindet uns beide die gleiche Vergangenheit, denn beide sind wir beim ersten Mal in der haredischen Gesellschaft gescheitert und hatten so unsere Krisen durchlitten. David lernte fuenf Jahre auf einer Yeshiva und war dabei Rabbiner zu werden als seine Krise ausbrach. Beide verbindet uns der Hang zur Religion, der uns auch nach den Krisen nie abhanden kam.

Als wir uns wiedersahen, war er gerade auf dem Weg zur OU, der Orthodox Union (Israel Center) in der Keren HaYesod Street). Jeden Montag Abend unterrichtet er dort talmudische Geschichte und ich versprach, demnaechst einmal vorbeizuschauen. Unsere Kabbalah - Leidenschaften haben wir momentan beiseite gestellt und beschaeftigen uns stattdessen mit anderen Themen. Aber es ist immer gut, jemanden zu kennen, mit dem man sein Interesse ausleben und diskutieren kann. Dies ist nun leichter, denn wir leben beide im selben Land.

Abends ging ich zur Klagemauer (Kotel) und hatte dort eine weitere Begegnung. Zufaellig traf ich auf Chaya, die Schwester einer Kollegin, welche sich vor wenigen Jahren entschlossen hatte, religioes zu werden. Nicht nur religioes, sondern richtig haredi (ultra - orthod.). Jetzt ist sie eine eher merkwuerdige Mischung aus Breslov und Satmar. Bei Breslov lernt sie und mit Satmar hat sie den Anti - Zionismus gemein. Mich ueberraschte das nicht, sitzen doch sogar einige Teile von Breslov in der anti - zionistischen Dachorganisation Edah HaCharedit in Mea Shearim.

Und dann erzaehlte mir Chaya, wie sie religioes wurde und was ihr die meisten Probleme bereitete. Jeder, der religioes wird, hat seine persoenlichen Stories ueber seine kleinen Problemchen, die ihn ueberkamen. Aber Chayas Problem ueberraschte mich wirklich.
Und so erfuhr ich von ihren zwei Hunden, die sich ploetzlich in eine Muktze am Shabbat verwandelt hatten.
Muktze sind Gegenstaende, die man am Shabbat beiseite legt, um nicht in Versuchung zu geraten, sie zu benutzen. Beispiele: Stifte, Radio etc. Auch Haustiere fallen unter diese Kategorie, denn deren Fuetterung ist am Shabbat verboten.

Man sagte ihr, dass sie ihre Hunde weggeben muesse, aber sie befragte einen Rabbiner und der meinte, dass wenn die Hunde seit deren Geburt bei ihr waren, sie diese behalten koenne. Die Hunde einfach so wegzugeben, kaeme jetzt nach 16 Jahren nicht mehr in Frage. Allerdings solle sie sich keine neuen mehr anschaffen. Das Problem mit den Hunden haette sie damals in eine tiefe Krise gestuerzt.

Wenn sich jemand entschliesst, religioes, vor allem haredi, zu werden, hat das in den meisten Faellen ungeahnte Auswirkungen. Entweder geht alles gut oder es geht richtig schoen schief, aber auf dem Wege zu der Erkenntnis herrscht manchmal wildes Chaos. Fuer denjenigen, der Familie hat, ist oft alles noch viel komplizierter, da es vorkommen kann, dass die Familie nicht so ganz mitzieht beim "neuen Leben" und eventuell auseinanderbricht.

Fuer mich ist es immer wieder interessant, Stories ueber den sogenannten Wandel im Leben zu hoeren, denn gewoehnlich kommt dabei viel Interessantes zum Vorschein. Ausserdem sieht man, dass auch andere Leute so ihre Kaempfe mich sich selbst haben.

Chaya passt in die haredische Gesellschaft, aber bei David und mir steht ewig alles in den Sternen. Zu introvertiert und wahrscheinlich hinterfragen wir auch zuviel. Wir sind nicht die Anpasser, die ihre Meinung unterdruecken und allen zum Wohle der Anerkennung nur gefallen wollen. Aber anscheinend braucht die Gesellschaft und das Judentum auch solche Charaktaere wie uns. Probleme mit der haredischen Gesellschaft, sprich den Haredim selber, haben wir keine. Eher im Gegenteil, denn irgendwie loesen solche Leute wie wir bei ihnen eine ernsthafte Neugier aus und beide Seiten bemerken dann, dass wir uns gar nicht so sehr unterscheiden wie urspruenglich angenommen.

Wer gerade im Teshuva - Prozess (relig. werden) ist und ploetzlich mit Problemen aller Art konfrontiert wird, dem sei hier gesagt, dass er gewiss nicht alleine dasteht und es auch anderen so ergeht.
Vor allem jetzt vor Rosh HaShana mag das dem ein oder anderen ein wenig Zuversicht geben.

Dienstag, September 04, 2007

Honigkuchen fuer das Neujahrsfest

B"H

6 Eiweiss
Eine halbe Tasse Zucker
Beides zusammen schaumig schlagen.

Ein Eigelb mit einer halben Tasse Honig vermischen und etwas Vanille dazugeben. Wer will, der kann noch ein wenig Zitronensaft hinzugefuegen.
Alles zusammen schaumig schlagen. Dann eine Tasse Mehl sowie das schaumig geschlagene Eiweiss mit dem Zucker hinzugeben.

Den Teig bei 180 Grad 20 - 30 Minuten lang backen.

Das Kuchenrezept ist von Moriah Miller, einer Mitarbeiterin in unserer Baeckerei.

Wuerde mich freuen, Eure Reaktionen zu hoeren. Ist der Kuchen zu essen oder nicht ?

Rosh HaShana Teil 1: Das Schofar

B"H

Wer frueh morgens an den Synagogen in aller Welt vorbeigeht oder sich an der Kotel (Klagemauer) befindet, der hoert waehrend des Morgengebetes Shacharit seltsame Klaenge aus einem Horn. Ein Aussenstehender mag sich ueber die Maenner wundern, die in Hoerner blasen und so fremde Klaenge erzeugen.

Beim dem Schofar handelt es sich ueberwiegend um ein Widderhorn, welches seit dem Beginn des Monat Elul vor ein paar Wochen beim Morgengebet geblasen wird. Der Shulchan Aruch - Orach Chaim - Hilchot Rosh HaShana 581 lehrt, dass es Gemeinden gibt, in denen das Schofar auch nach dem Abendgebet Maariv geblasen wird.

Das juedische Neujahrsfest Rosh HaShana ist nicht ausdruecklich in der Thora erwaehnt. In Sefer BaMidbar 29:1 (Book of Numbers, Numeri) heisst es lediglich: "Und im siebten Monat, an dessen ersten Tag, sollt ihr einen heiligen Tag haben, an dem ihr nicht arbeitet; es ist ein Tag an dem das Teruah zu hoeren sein soll". In der Thora heisst es ganz simpel: It is a Day of Sounding.
Teruah ist einer der drei Toene, die wir mit dem Shofar erzeugen. Jeder der drei Toene steht fuer unterschiedliche Namen G - ttes. Bei den anderen beiden Toenen handelt es sich um Tekiah und Shevarim.

Einfach so ein Widderhorn nehmen und hineinblasen funktioniert im Judentum nicht. Jeder, der das Schofar blaest, erzeugt diese drei Toene in einer vorgeschriebenen Reihenfolge und Anzahl. Insgesamt werden an beiden Tagen von Rosh HaShana waehrend des Morgengebetes Shacharit 100 Toene erzeugt. Es ist unueblich, das Schofar am Abend von Rosh HaShana zu blasen (Shaarei HaMoadim - Chabad).

Das erste Mal findet das Schofarblasen gleich nach der Thoralesung statt und zum zweiten Mal waehrend des gleich anschliessenden Mussafgebetes. Normalwerweise ist es ueblich, dass wir waehrend des Schofarblasens stehen, dennoch ist es nicht ausdruecklich verboten, sich hinzusetzen.
Es ist verboten, waehrend des Schofarblasens zu sprechen und jeder soll sich so gut wie moeglich auf die erklingenden Toene konzentrieren. Im Buch Pro Etz Chaim (die Lehren des grossen Kabbalisten Rabbi Yitzchak Luria) heisst es, dass unsere weltlich erzeugten Toene sich mit den Toenen in der oberen Welt vereinigen und so die Gnade G - ttes erwecken.

Und genau darum geht es am Rosh HaShana (Neujahsfest). Jeder einzelne von uns steht vor G - ttes Thron und muss Rechenschaft fuer seine Taten ablegen. Anhand der Schofartoene sollen wir zur Umkehr aufgerufen werden. Die Toene sind so eindringlich, dass sie uns das Herz zerreissen und uns zur Umkehr bewegen (Rabbi Shlomo Kluger in Kehilat Yaakov).

Aber nicht nur fuer die Umkehr steht das Schofar. Genauso sollen dessen Toene uns an den Erhalt der Thora erinnern und uns zugleich das Kommen des Meschiach ins Bewusstsein rufen. Rosh HaShana ist ein Tag, an dem die ganze Welt G - tt als den einzig wahren Koenig anerkennen soll, denn Er hat die Welt und uns alle erschaffen.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass wir an die "Akeidat Yitzchak - die Opferung des Yitzchak durch Avraham (siehe Genesis - Vayeira) erinnert werden.
G - tt hatte Avraham einen Test aufgegeben; er solle seinen Sohn Yitzchak opfern, was Avraham aus Liebe zu G - tt sofort ausfuehren wollte. Fuer G - tt war dies nur ein Test zu pruefen, ob Avraham es wirklich ehrlich mit der Liebe G - ttes meint. Niemals hatte G - tt die Absicht, den Yitzchak wirklich opfern lassen zu wollen, denn im Judentum ist jegliche Art von Menschenopfer laut Thora verboten.
Als Avraham auf dem Tempelberg (Har HaMoriah) zur Tat schritt, griff G - tt sofort ein und statt des Yitzchak wurde ein Widder geopfert. An Rosh HaShana wollen wir G - ttes Gnade, die er Avraham auf dem Tempelberg zeigte, wiedererwecken und deshalb benutzen wir an Rosh haShana ueberwiegend ein Widderhorn (siehe die Gemara im Talmud Traktat Rosh HaShana 16a).

Jeder der drei unterschiedlichen Schofartoene repraesentiert laut dem kabbalistischen Buch Shushan Sodot entweder G - ttes Gnade (Rachamim) oder sein Richten (Din): Der Tekiah - Sound steht fuer die Gnade und Shevarim sowie Teruah stehen fuer Sein Urteil (Din).

Im Shulchan Aruch - Orach Chaim - Hilchot Rosh HaShana finden wir noch weitere zusaetzliche Halachot (Gesetze) zum Thema "Schofar".

Paragraph 589: Zum Beispiel darf das Schofar auch von Frauen geblasen werden.

Paragraph 585: Das Hoeren des Schofar ist die wichtigste Mitzwa an Rosh HaShana (siehe auch Talmud Rosh HaShana 34b), denn es ist eine biblische Verpflichtung (Deoraita). Vor dem Schofarblasen sagen wir einen speziellen Segen.

Paragraph 586: Ein Schofar muss koscher sein, heisst, es darf keine Schaeden wie Risse etc. aufweisen.

Sollte der erste Tage von Rosh HaShana auf einen Shabbat fallen, so wird das Schofar erst am zweiten Tag geblasen, da es am Shabbat selbst Muktze ist. Frueher zu Tempelzeiten war es ueblich, dass Schofar auch am Shabbat zu blasen, aber nur INNERHALB der Tempelmauern.

Der Koznitzer Maggid, Rabbi Israel Hofstein, schreibt, dass sobald das Schofar geblasen wird, G - tt unsere Umkehr sieht und uns mit Gnade richten wird.

Mein persoenlichen Erfahrungen vom Schofarblasen sind immer sehr emotional. Der Sound des Schofars ruft tatsaechlich in jemandem zur Umkehr auf, vor allem, nachdem man schon einige Zeit das intensive Shacharit hinter sich hat. Religioese oder Nichtreligioese, alles lauschte still in der Synagoge dem Schofar.

Als ich noch bei Chabad lernte, gab dort ein Rabbiner eine ganz besondere Party vor dem Neujahrsfest. Wir alle sollten unser eigenes Schofar anfertigen. Ein zweiter Rabbi kam mit ganz frischen Widderhoernern und jeder von uns saegte sein eigenes Schofar zurecht und schliff es hinterher. Meines von damals habe ich immer noch, doch gelang es mir bisher kaum, auch nur irgendwelche gute Toene herauszubekommen.

Fuer Interessierte faellt mir noch eine spezielle Halacha ein. Als ich im Buero von Rabbinern, die Experten in der Halacha (Poskim) waren, arbeitete, bekamen wir folgende Frage zugesandt:

Was passiert, wenn jemand taub ist oder ein Hoehrgeraet benutzt ? Darf er es an Rosh HaShana anstellen, um so das Schofar hoeren zu koennen ?

Die halachische Antwort lautete, dass er es nicht anstellen darf, aber er sich unbedingt nicht weit vom Schofar plazieren muss, um die Toene wenigstens etwas hoeren zu koennen. Im Fall, dass jemand ganz taub ist, muss er sich genauso vor das Schofar stellen, um die Mitzwa zu erfuellen. Selbst wenn er absolut nichts hoert, hat er zumindest neben dem Schofar gestanden.


Montag, September 03, 2007

Honig, Honey, Dwasch

B"H

Honey (Engl.) genauso wie Dwasch (Hebrae.) bedeuten Honig und es ist der Honig, der uns ab Rosh haShana bis hin zu Hoshana Rabbah verfolgen wird.

Es herrscht der Brauch, dass wir waehrend der Zeit Apfelstuecke in Honig tauchen, was symbolisiert, dass wir ein gutes und suesses Neues Jahr haben werden. Der suesse Honig soll die Freude im Herzen hervorrufen, so der chassidische Rabbi Zadok HaCohen aus Lublin.

Am kommenden Mozzaei Shabbat (Shabbatausgang Samstag Abend) beginnen wir mit den Selichot - Gebeten vor Rosh HaShana. Dies betrifft allerdings nur uns Ashkenazim, da die sephardischen Juden schon am Rosh Chodesh Elul (Beginn des Monat Elul) damit begonnen haben.

Die taeglichen Selichot - Gebete vor Rosh HaShana sollten aus kabbalistischen Gruenden nicht vor Mitternacht gebetet werden. An der Klagemauer wird es ab Samstag Abend erst so richtig voll werden. Tausende von Leute werden die ganze Nacht hindurch Selichot sagen. Laut der Chassidut und Kabbalah erwecken wir durch die Selichot - Gebete G - ttes Gnade (Rachamim), damit Er uns an Rosh HaShana sowie Yom Kippur gnaedig richtet (u.a. der chassidische Kommentator Shem MiShmuel).

Es wird in den kommenden Wochen recht stressig werden, da ich einige wichtige Punkte der Feiertage naeher erklaeren will. Worum geht es eigentlich und warum feiern wir es ?

Hier vorab ein kleiner Feiertagskalender:

In der Nacht vom 8. - 9. September: Beginn der taeglichen Selichot - Gebete

Mittwoch, 12. September: Erev Rosh HaShana - Abends Beginn des jued. Neujahrfestes Rosh HaShana
Nicht vergessen, einen Platz in der Synagoge zu reservieren. In Israel kann man fast ueberall unangemeldet auftauchen. Allerdings muss damit gerechnet werden das kein freier Sitzplatz mehr vorhanden ist und man den G - ttesdienst stehend durchlebt.

Chassidisches: In der Zemach Zedek Synagoge bei Chabad in der jued. Altstadt (im Cardo) gibt es immer Platz. Genauso wie bei der Chassidut Toldot Aharon, Avraham Yitzchak, den Slonim oder bei Breslov in Mea Shearim.
Bei Belz wird es kritisch, denn Hunderte Belzer Chassidim fliegen ueber die hohen Feiertage aus Antwerpen und London ein. Von daher wird bei Belz defitiv kein freier Sitzplatz mehr vorhanden sein, aber wer will, kann stehen.

Donnerstag und Freitag (13. + 14. September): Rosh HaShana, Neujahrsfest
Nicht vergessen das Tashlich am ersten Tag von Rosh HaShana !!!

Freitag Abend + Samstag (14. + 15. September): Shabbat Teshuva, der Shabbat zwischen Rosh HaShana und Yom Kippur

Die zehn Tage zwischen Rosh HaShana und Yom Kippur werden "Aseret Yamei Teshuva - 10 Days of Repentance" genannt. Fuer sie gelten einige spezielle Regeln sowie natuerlich der Brauch (Minhag) der Kapparot.

Sonntag, 16. September: Der Halbfastentag Zom Gedaliah

Freitag Abend + Samstag (21. + 22. September): Yom Kippur

Donnerstag, 27. September: Erev Sukkot - Beginn des Laubhuettenfestes Sukkot

In Israel feiern wir acht Tage Sukkot, in der Diaspora dagegen werden neun Tage Sukkot gefeiert.

Nun eine kleine Aenderung, denn diese Tage gelten nur fuer Israel, da es in der Diaspora etwas anders gehandhabt wird. Fuer die folgenden Daten sollte sich jeder an seine Gemeinde wenden.

Sukkot vom 27. September - 4. Oktober.

Mittwoch, 3. Oktober: Hoshana Rabbah

Donnerstag, 4. Oktober: Simchat Thora

Was es genau mit den ganzen Feiertagen und Braeuchen auf sich hat und wie sie besonders in Jerusalem begangen werden, darueber berichte ausfuehrlich in den naechsten Tagen.

Das neue Jahr wird nicht nur ein Shemittah - Jahr sein, sondern auch ein Schaltjahr (gemaess des juedischen Kalenders). Auch hierzu gibt es einige Erklaerungen, vor allem aus dem Talmud.

Da an Rosh HaShana alles mit Honig zu tun hat, werde ich natuerlich so schnell wie moeglich auch ein traditionelles Honigkuchenrezept geben. Fuer all jene, die sich ueber die Feiertage voll in die Kalorien stuerzen wollen. In Israel laeuft schon seit einigen Tagen eine wahre Honigkuchenlawine und alle kaufen wie wild ein.

Rosh HaShana ist, wie ich zuvor schon einige Male erwaehnte, ein Tag, an dem G - tt die gesamte Menschheit und die ganze Welt richtet. Nicht nur Juden, sondern auch Nichtjuden.

SHANA TOVA - Ein gutes Neues Jahr

Sonntag, September 02, 2007

Die Koenigin der Nacht

B"H

Es war einmal wieder soweit: Erev Shabbat, Freitag Abend bei Rabbi Mordechai Machlis im Stadtteil Maalof Dafna. Eine nicht endende Menschenmenge schob sich, am Rabbi vorbei, in sein Wohnzimmer, wo viele gedeckte Tisch warteten. Schon allein der Kampf um die Tischplaetze dauert mindestens eine halbe Stunde und eh dann alle sitzen und still sind, dauert es weitere 10 Minuten. Aber dann ist es endlich soweit und es gibt den Kiddush (Segnung des Weines). Bei den Machlises besteht der Kiddush aus Weintraubensaft, denn Alkohol koennte bei dem ein oder anderen Gast zu hohe Stimmungsschwankungen hervorrufen. Flog doch schon einmal ein Tablett mit Pasteten in den Deckenventilator.

Meine Freundin und ich hatten erst gar nicht die Moeglichkeit, bei dem Gedraenge mit all unseren anderen Freunden an einem Tisch zu sitzen. Alles war ueberfuellt und wir nahmen zusammen mit einem Ehepaar am Tisch des Rabbis Platz. Dem folgte dann gleich ein Aufruhr eines sonderbaren Typen, der meinte, dass er mit keinen Frauen am Tisch sitzen wolle. Nun er schaute alles andere als haredisch aus und wir sagten zu ihm, dass er sich ja woanders hinsetzen koenne. Haette er haredisch ausgesehen, dann haetten wir anders reagiert, aber der Typ sah aus wie ein Freak, der sich wichtig machen wollte. Unser Eindruck erwies sich kurz darauf als richtig.

Aber dem nicht Genuege. Wenig spaeter nahm ein junger christl. Franzose neben mir Platz, der sogleich sein Neues Testament aufschlug und darin zu lesen begann. Bei den Machlises ist man so einiges gewohnt und da haut einen auch das NT wahrlich nicht mehr vom Hocker. Als zwischen der Huehnersuppe und dem Kugel (Pasteten) Reden gehalten wurde, mussten wir uns eh noch eine etwas verwirrte christliche Frau anhoeren, die von irgendwelchen Visionen erzaehlte. Der Rabbi sagte danach in trockenem Tonfall seine Meinung dazu und das wars. Shabbat Shalom.

Rechtzeitig genug machten wir uns auf zum chassidischen Tisch der Gruppe Toldot Aharon. Auch in der grossen Toldot Aharon Synagoge gibt es Kaempfe um die freien Plaetze und wir waren mit die ersten, die sich oben auf der Frauenempore niederliessen. Diesmal waren recht viele Gaeste dort, so eine amerik. Frauengruppe, deren Mitglieder schon ganz gespannt warteten.

Aus diversen Gruenden entschlossen wir uns nicht mehr auf den gleichen Plaetzen von letzter Woche zu sitzen. Die Frauen dort sind zwar alle sehr nett, aber wurde uns vergangene Woche alles etwas zu emotional, da sich einige mit uns unterhalten wollten und uns schon von vorherigen Malen erkannten. Es wurde uns zuviel und ich brauchte fast die ganze Woche, um mich davon zu erholen.

Ein paar Meter weiter entfernt setzten wir uns inmitten junger Toldot Aharon Frauen. Rebbe David Kahn begann um 23.30 Uhr puenktlich seinen Tisch und im Erdgeschoss warteten schon einige Hundert Chassidim auf ihn. Oben auf der Frauenempore ging es recht unruhig zu denn die jungen Frauen um uns herum schnatterten alle drauflos. Sie erzaehlten sich gegenseitig von ihren Kindern und gaben sich Kochtipps. Vielleicht sollte ich einmal nach einem guten Rezept fragen und es dann hier in den Blog stellen.

Da ich ganz gut Yiddish verstehe, kann ich den meisten Gespraechen so einigermassen folgen. Die Toldot Aharon haben ihren Ursprung in Ungarn und das ungarische Yiddish ist komplizierter zu verstehen wie das litauische. Wenn die Frauen ganz schnell drauflosreden, bin ich oft verloren. Aber Freitag Abend kam ich ganz zu mit, was einen grossen Vorteil mit sich brachte; ich verstand die Aufregung um eine ganz junge Frau. Alle waren voellig begeistert und gingen auf die Frau, vielleicht sollte ich eher knapp 18 - jaehriges Maedchen sagen, zu. Diese trug ein grau - schwarz - weisses Kostuem und war ueberschwenglich gluecklich. Sie war die Koenigin der Nacht, denn alles drehte sich nur um sie, hatte sie doch erst vor wenigen Tagen geheiratet. Nun stuermte alles auf sie zu und wuenschte "MAZAL TOV".
In unserer Tisch - Zeit haben wir schon einige junge frisch verheiratete Frauen gesehen, die allerdings nicht so gluecklich aussahen. Ueber die Gruende koennen wir freilich nur spekulieren.

In den streng chassidischen Kreisen, Toldot Aharon eingeschloessen, ist eine Hochzeit nicht leicht zu organisieren. Da muss zuerst einmal ein Paar her und die werden zusammenvermittelt. Zukuenftige Braut und Braeutigam treffen sich vorher wenige Male, sind aber nie allein, sondern meistens im Wohnzimmer einer der Eltern. Wie kann man sich da schon gross kennen lernen ? Ein 18 - jaehriger, der nie mit Frauen sprach und eine 18 - jaehrige, die genauso wenig mit Maennern sprach. Aus Anstandsgruenden, versteht sich.

Und nun heiraten die beiden und seien wir einmal alle ehrlich, an die Hochzeitsnacht muss auch gedacht werden. Ploetzlich muss man da mit einem Ehepartner ins Bett, den man gar nicht kennt. Ich koennte das nicht, aber ich akzeptiere alle anderen Meinungen. Bei Toldot Aharon kommt noch hinzu, dass der Frau ein oder zwei Tage nach der Hochzeit die Haare vom Kopf geschoren werden, was ich mir furchtbar vorstelle. Andererseits ist dies ein alter ungarisch - chassidischer Brauch und die Maedchen werden ein ganzes Leben darauf vorbereitet und wissen, was sie erwartet. Nichtsdestotrotz kann ich mir vorstellen, dass dies auf die ein oder andere schon eine Schockwirkung hat.

Jedoch nicht auf die besagte junge Frau mit dem Kostuem. Sie hatte keine Haare mehr und trug die am Shabbat uebliche weisse Yasameh, eine weisse Kopfbedeckung. Und nun kam etwas, was ich mir bei Toldot Aharon nie haette vorstellen koennen. Andere junge und ledige Maedels gingen auf ihre frisch vermaehlte Freundin zu und fragten sie ganz ungeniert, wie denn das jetzt so sei, verheiratet und so. Und ob das Haarescheren schlimm war und jetzt die Kopfbedeckung nicht auf der Kopfhaut jucke.
Ich fiel fast vom Sitz und traute meinen Ohren nicht. Die Maedels dachten alle, wir verstehen kein Yiddish und plapperten froehlich drauflos. Die frisch Vermaehlte im Kostuem laechelte nur und gab allen ausfuehrlichst Auskunft. Nee, das sei schon alles okay gewesen und sie ist so gluecklich. Die anderen Maedels schauten sie gebannt an und wollten immer mehr wissen.

Eines war uns klar, saemtliche Maedels warten nur darauf zu heiraten und Kinder zu bekommen. Nichts war zu sehen vom grossen Feminismus unserer Welt. Freitag Nacht herrschte bei Toldot Aharon die Familienidylle, was sehr interessant mitanzusehen war. Es gibt sowas also doch noch.

Natuerlich ist hinterher nicht jeder so gluecklich und euphorisch wie dieses Maedchen und ich werde noch in Erfahrung bringen, wie die anderen Faelle mit ihrem Schicksal umgehen. Ob es ueberhaupt einen Ausweg gibt, denn bei denjenigen Haredim, die ich kenne, wird bei Ehestreitigkeiten fast immer eine Schwangerschaft empfohlen. Dann bekommt man ein gemeinsames Ziel und von Scheidung ist keine Rede mehr.

Da ich mich sehr fuer die chassidische Gesellschaft, sprich die Soziologie, interessiere, war der letzte Freitag Abend sehr lehrreich fuer mich. Noch nie zuvor sah ich so junge Frauen / Maedels so euphorisch ueber das Thema Ehe reden sehen, wobei ihnen doch gleichzeitig das "Negative" bekannt ist. Jedenfalls sahen wir Freitag niemanden, dem das groessere Probleme zu bereiten schien. Vielleicht sollten wir zum naechsten Tisch Alice Schwarzer mitnehmen, damit sie einmal eine intakte Familienidylle sieht.

Auf alle Faelle der jungen Braut nochmals MAZAL TOV !!!

Samstag, September 01, 2007

Kein Shabbat in der Mamilla Mall ?

B"H

Kaum wurde der neue schicke Mamilla Canyon (Einkaufsmall) eroeffnet, gibt es schon den ersten Streit.

Bisher war ich nur ein einziges Mal in der Mamilla Mall gleich ausserhalb des Jaffa - Tores vor der Altstadt. Ungefaehr im Jahre 2009 sollen in Jerusalem die ersten Strassenbahnen rollen und eine der Endstationen wird das Jaffa - Tor sein. Als Endstation und Strassenbahndepot muss natuerlich noch etwas Lukratives her, was die Kundschaft auch anzieht, und so wurde die neue Mall gebaut; ein bisher haesslicher Betonkomplex ohne Gruen und fast ohne Kundschaft. Das einzige, was in dem Geisterkomplex herrscht, ist gaehnende Leere.

Wuenschenswert waere es, dass sich die Mall im laufe der Zeit zum Positiven wandelt, aber ehrlich gesagt, wer ausser Touristen kommt zum Jaffa - Tor um sich zu amuesieren ? Und dementsprechend werden dann auch die Preise in der Mall ausschauen: Kaffee fuer harte Dollars oder Euros.
Ich sah, dass "Cafe Aroma" im Mamilla - Canyon eine neue Niederlassung eroeffnete. Wozu das, denn wenn ich zu Aroma gehe, dann in der Innenstadt und nicht am Touristen - Jaffa Tor.

Zu allem Ueberfluss schlugen nun die Bewohner der juedischen Altstadt Alarm, denn Geruechten zufolge soll der Mamilla - Beton - Canyon auch am Shabbat geoeffnet bleiben, damit ueberhaupt Gewinne eingefahren werden. Eindeutig ist noch nichts, aber die Diskussionen sind schon in vollem Gange. Die Haredim riefen dazu auf, einen Ausschuss zu gruenden, der mit den Betreibern des Canyon verhandeln soll.
Insgeheim wird befuerchtet, dass wenn der Mamilla - Komplex am Shabbat geoeffnet bleibt, auch andere Malls dem negativen Beispiel folgen.


Die Mall kurz vor ihrer Einweihung. Anzumerken ist, dass es selbst jetzt mit den Geschaeften nicht viel attraktiver ausschaut.

Freitag, August 31, 2007

Distanz bewahren

B"H

Distanz bewahren ist fuer mich sehr wichtig beim chassidischen Tisch - Besuch jeden Erev Shabbat (Freitag Abend).

Obwohl meine Freundin und ich es nie geplant oder fuer moeglich gehalten hatten, gefaellt uns der Tisch der chassidischen Gruppe Toldot Aharon am besten und wir muessen aufpassen, dass wir nicht in einen Sog der Ueberwaeltigung gezogen werden. Letzten Shabbat ist es fast passiert und ich genoss die Ruhe und Distanz zu dem Thema waehrend der Wochentage.

Heute Abend wird es wieder soweit sein und falls der Tisch - Besuch wieder zu emotional werden sollte, ist es empfehlenswert, vielleicht einmal auszusetzen. Dieses wiederum ist gerade jetzt aeusserst schwierig, denn die hohen Feiertage stehen bevor, die ich teilweise schon bei Toldot Aharon in Mea Shearim verbringen wollte. Vor allem am Laubhuettenfest Sukkot soll in deren Synagoge maechtig gefeiert werden und das will ich mir nur ungern entgehen lassen.

Es ist unsagbar schwierig, innerhalb einer Woche ein zwar relig., aber dennoch nicht zu stressig ergreifendes relig. Leben zu haben. Freitags abends tauchen wir dann jedesmal in eine voellig andere Welt ab und manchmal kommt es daraufhin schon zu emotionalen Konflikten. Viele Fragen kommen auf wie, ob wir auch so leben koennten und ob nicht deren Leben perfekter sei als unseres. Noch dazu werden wir mit Situationen konfrontiert, welche sich kein Normalbuerger je vorstellen koennte.

Von daher werde ich heute Abend schauen, wie es weitergehen soll.


Mea Shearim




Donnerstag, August 30, 2007

Der Kampf um Linie 15

B"H

In meinem Jerusalem - Blog habe ich einen Beitrag zum Thema "koschere" Busse in Jerusalem verfasst, da es einmal wieder alle angeht.

Wen es interessiert, der kann einmal vorbeischauen.

Photos aus Mea Shearim

B"H

Dieses Photo ist allerdings nicht aus Mea Shearim, sondern zeigt die grosse Belzer Synagoge in Kiryat Belz / Jerusalem.







Ein "Anstandsschild", welches darauf aufmerksam macht, dass jeder Besucher Mea Shearims sich anstaendig zu kleiden hat.