Montag, Februar 13, 2012

Deutsche Leser und ihr Interesse an der Ultra - Orthodoxie

B”H

Was interessiert Deutsche an der haredischen (ultra – orthodoxen) Welt ? Immer wieder neu bemerke ich, dass gerade deutsche Leser an den Beschreibungen aus der Welt des orthodoxen Judentums intensives Interesse entwickeln. Wobei “orthodox” nicht gleichbedeutend mit “ultra – orthodox” ist. In Israel wird nicht zwischen den beiden Begriffen unterschieden, sondern hierzulande ist man “Dati – Religiös” oder “Haredi”. Wobei im Begriff “Haredi” die Nationalreligiösen gar nicht mit inbegriffen sind. 

All das führt zur Verwirrungen in der deutschen Welt. Insbesondere bei Medien – und Blogberichten. In der Regel werden Haredim (ultra – orthodoxe Juden) zumeist als weltfremd, idiotisch und fundamentalistisch dargestellt. Eine Umschreibung, welche sich bei persönlichem kennen lernen fast immer in Luft auflöst. 

Was also läßt die deutsche Leserschaft so sehr am Thema kleben oder anders gesagt: Was genau zieht deutsche Leser bei derlei Beschreibungen an ? Ist es die unbekannte Welt, die doch so fremd erscheint, aber gleichzeitig eine magische oder mystische Anziehung ausübt ?

Hier eine kleine Auswahl von Selbsterlebtem:



Doppelleben

A Life Apart: Chassidim in America

A 90-minute film, A Life Apart: Hasidism in America, is the first in-depth documentary about a distinctive, traditional Eastern European religious community. In an historic migration after World War II, Hasidism found it most vital center in America. Both challenging and embracing American values, Hasidim seek those things which many Americans find most precious: family, community, and a close relationship to God. Integrating critical and analytical scholarship with a portrait of the daily life, beliefs, and history of contemporary Hasidic Jews in New York City, the film focuses on the conflicts, burdens, and rewards of the Hasidic way of life. 


Zur Satmar Aussteigerin DEBORAH FELDMAN

B"H 

Es ist gewiss nicht übertrieben, wenn viele Haredim (ultra – orthodoxe Juden) behaupten, dass Deborah Feldman mit ihrem Buch über ihren Ausstieg aus der chassidischen Gruppe Satmar Publicity sucht. Derlei Leute stellen die haredische Gesellschaft als Ganzes in ein schlechtes Licht und Außenstehende reimen sich folglich ihre eigenen Meinungen zusammen. Vielfach völlig falsch, wenn ich mir die Kommentare zur haredischen Gesellschaft ansehe. 

Zu eben diesem Thema verfasste ich auf meinem englischen Blog ein paar Zeilen und wer Interesse hegt, kann ja einmal reinschauen: 

Samstag, Februar 11, 2012

Dieter Bohlen und “Du sollst nicht töten”

B”H 

“Lo Tirzach – Du sollst nicht töten” – so lautet eines der “Zehn Gebote”, welche G – tt den Juden am Berg Sinai gab. “Du sollst nicht töten", dieses Gebot betrifft jedoch nicht nur Juden, sondern ebenso Nichtjuden. 

Obwohl G – tt hier den Menschen verbietet, einen anderen Menschen zu töten, hat das “Töten” noch weitere Bedeutungen, denn man kann einen Menschen unterschiedliche Arten umbringen. Nämlich durch Verleumdung und öffentliche Bloßstellung. Wer dies tut, verstößt genau so gegen das Gebot “Lo Tirzach”. 

Gewisse Dinge müssen gesagt werden und ich meine hiermit nicht, dass Menschen mit kriminellem Hintergrund nicht geoutet werden dürfen; vielmehr geht es um die absichtliche öffentliche Bloßstellung eines Menschen, denn wenn ich etwas zu kritisieren habe, denn tue ich dies zuerst im privaten Rahmen. 

Vor ein paar Tagen tat ich mit die Sendung “DSDS” an. Recall, Vorausscheidung auf den Malediven oder so in der Art. Nun ist es jedem selbst überlassen, ob er an einem Schrott wie DSDS teilnehmen will und natürlich geht der Kandidat damit das Risiko ein, von Dieter Bohlen und den zwei weiteren Juroren dumm angemacht zu werden. Millionen von Menschen schauen zu und wer negativ dabei wegkommt, der wird nach seiner Rückkehr vielleicht von seinem Umfeld verspottet. Vor allem dann, wenn Dieter Bohlen einmal wieder einen besonders miesen Spruch parat hatte. Wie ich sah, besass keiner der Kandidaten auch nur das kleinste bisschen Hirn und jeder will, auf Teufel komm heraus, ein Star werden. Um jeden Preis. Sogar dann, wenn man sich vor der ganzen Nation lächerlicht macht. 

Okay, alles Show und RTL braucht Quote, für die Bohlen sorgt. Dennoch begeht gerade Dieter Bohlen an so manchem Kandidaten eine komplette Bloßstellung seiner Person. Nicht nur, dass der Popproduzent das Ego des Kandidaten ankratzt, sondern die Bloßstellung erfolgt absichtlich (aus Showgründen) und das kann manchmal ungeahnte Folgen haben. 

Ich denke, dass die Jury von DSDS ein sehr gutes Beispiel darstellt, wenn es um die Verdeutlichung des Gebotes “Du sollst nicht töten” geht.

Oprah Winfrey in Brooklyn


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Geschichte der Chassidut BELZ

B"H 

Die Geschichte der chassidischen Gruppe Belz in jiddischer Sprache. 

Die Chassidut Belz: Heute eine der reichsten chassidischen Gruppen mit Hauptsitz in Jerusalem begann die Gruppe einst in der Kleinstadt Belz in Polen (heute Ukraine). Von der Gestapo verfolgt, gelang dem damaligen Belzer Rebben, Rabbi Aharon Rokeach, die Flucht nach Israel. 

Freitag, Februar 10, 2012

Schabbat Schalom


Blick auf den Stadtteil Nachlaot in Jerusalem.

Photo: Miriam Woelke

Donnerstag, Februar 09, 2012

Deborah Feldman - Eine Aussteigerin aus der chassidischen Gruppe Satmar




I have secrets too. Maybe Bubby knows about them, but she won't say anything about mine if I don't say anything about hers. Or perhaps I have only imagined her complicity; there is a chance this agreement is only one-sided. Would Bubby tattle on me? I hide my books under the bed, and she hides hers in her lingerie, and once a year when Zeidy inspects the house for Passover, poking through our things, we hover anxiously, terrified of being found out. Zeidy even rifles through my underwear drawer.
Only when I tell him that this is my private female stuff does he desist, unwilling to violate a woman's privacy, and move on to my grandmother's wardrobe. She is as defensive as I am when he rummages through her lingerie. We both know that our small stash of secular books would shock my grandfather more than a pile of chametz, the forbidden leavening, ever could. Bubby might get away with a scolding, but I would not be spared the full extent of my grandfather's wrath.
When my zeide gets angry, his long white beard seems to lift up and spread around his face like a fiery flame. I wither instantly in the heat of his scorn. ''Der tumeneh shprach!'' he thunders at me when he overhears me speaking to my cousins in English. An impure language, Zeidy says, acts like a poison to the soul. Reading an English book is even worse; it leaves my soul vulnerable, a welcome mat put out for the devil.' 

Quelle: Simon and Schuster/Amazon 


Die gestrige Hochzeit in Chassidut Toldot Aharon

B"H

Wie berichtet, heiratete gestern abend die jüngste Tochter des Toldot Aharon Rebben den Enkel eines wichtigen Rabbiners der chassidischen Gruppe Satmar. Die Hochzeit selbst fand in Beit Shemesh (15km von Jerusalem) statt. 

Hier ist ein Video: 

http://www.bhol.co.il/Article.aspx?id=37789


Und hier sind Photos: 

Gedanken zur Parashat Yitro

B”H  

Jeder Jude hat seine eigene Thora Parasha. Gemäss kabbalistischer Literatur ist die Seele eines Juden mit der jeweiligen Thoralesung verbunden, welche an dem Schabbat der Woche gelesen wurde, in welcher der Jude geboren wurde. Darüber hinaus existiert eine Meinung, dass die jeweilige Thoralesung eines jeden Juden sich auf die Woche seiner Zeugung bezieht. Aber ehrlich gesagt, wer will schon seine Eltern gerne nach dem Zeugungsdatum fragen. Und falls doch, welche Eltern sind in der Lage, sich genau an den Wochentag zu erinnern ? 

Meine Parasha meinem Geburtsdatum zufolge ist YITRO. Es heisst, dass wer nach dem Sinn seines Lebens suche, zuerst in seine Parasha schaue und somit erfahre, was er im Leben zu tun hat. Da in Parashat Yitro die “Zehn Gebote” gegeben werden, habe ich demnach eine ganze Menge auf Erden zu erfüllen. Zumindest so, wie es das individuelle Potential es ermöglicht. Sprich, niemand ist perfekt, doch sollte wenigstens an sich arbeiten. Ausreden allein bringen einen nicht weiter, sondern fördern lediglich die eigene Bequemlichkeit. Wer diese und jene Thoragesetze nicht einhalten kann, der sollte es zumindest zugeben und so verbleiben, dass er daran arbeitet, um einmal den entsprechenden Level zu erreichen. 

Ein Chassid, mit dem ich regelmässig in Kontakt bin, gab mir heute zu verstehen, dass Juden so ihre Eigenarten haben, eine Verbindung zu G – tt aufzubauen. Mir sei offensichtlich die Gabe gegeben worden zu schreiben und damit anderen Menschen Einblicke in das Judentum zu verschaffen,welche sie sonst vielleicht nicht unbedingt erhalten. Kann es das denn geben ? Über die eigene Religion zu schreiben und dabei Thora zu lernen ? Ja, ohne Zweifel. 

Wir alle wurden so erschaffen, dass G – tt jedem einzelnen Menschen ein gewisses Potential / Talent mitgegeben hat und wir sind letztendlich dazu aufgerufen, dieses zu finden und zu nutzen. Andererseits, Parashat Yitro kann schon ziemlich überragend klingen und manchmal erdrückt es mich geradezu, an dieser Thoralesung geboren worden zu sein. Aber das war G – ttes Entscheidung und nicht die meine.:-)

Parashat Yitro - פרשת יתרו




ד. אַתֶּם רְאִיתֶם אֲשֶׁר עָשִׂיתִי לְמִצְרָיִם וָאֶשָּׂא אֶתְכֶם עַל כַּנְפֵי נְשָׁרִים וָאָבִא אֶתְכֶם אֵלָי:

4. You have seen what I did to the Egyptians, and [how] I bore you on eagles' wings, and I brought you to Me.


B"H
Die Thoralesung für diesen Schabbat

In der dieswöchigen Thoralesung konvertieren Moshes Schwiegervater Yitro sowie die Israeliten. Die Israeliten deshalb, weil sie sich nun verpflichten, die Thora einzuhalten (der Talmudkommentator Maharscha). 

Die Thora hält sich nicht immer unbedingt an die chronologischen Ereignisse und daher gibt es gleich über die ersten Sätze in Parashat Yitro vollkommen unterschiedliche Interpretationen. Was genau hörte Yitro und wann kam er zu Moshe ? Laut Raschi hörte Yitro vom Auszug aus Ägypten und dem siegreichen Krieg gegen Amalek. Die Mechilta andererseits lehrt, dass Yitro vom Krieg gegen Amalek und den "Zehn Geboten" hörte. Demnach wäre Yitro nach den "Zehn Geboten" zu den Israeliten gekommen und nicht vorher. 

Die Konversion Yitros ging relativ leicht von statten. Er bekannte sich zu dem EINEN alles beherrschenden G - tt und damit wurde sein vorheriger Name Yeter in Yitro verwandelt, indem ein Vav am Schluß angehängt wurde (Raschi und Moshe Alshich). 

Am 1. des jüdischen Monats Sivan erreichten die Israeliten Har Sinai (den Berg Sinai). Am darauffolgenden Schabbat sollte G - tt ihnen die "Zehn Gebote" geben (Talmud Traktat Schabbat 86b). Die Midrasch Rabbah und der Talmud Traktat Avodah Zarah (Götzendienst) 2b lehren, dass bevor G - tt die "Zehn Gebote" bzw. die Thora gab, Er alle anderen Völker befragte, ob sie nicht die Thora haben wollen. Als die Völker hörten, dass Diebstahl, Mord oder Götzendienst verboten waren, lehnten sie die Thora ab. Nur das Volk Israel sagte "Na'aseh ve nishma" (wir werden tun und hören). Heißt, wir wollen nicht erst aufgelistet bekommen, was in den "Zehn Geboten" steht, sondern wir tun es, weil Du unser G - tt bist. Die Israeliten wogen bei ihrer Zustimmung keine Vor - und Nachteile ab. 

Der Vilna Gaon kommentiert, dass G - tt nur die Oberhäupter der Völker befragte und nicht jeden einzelnen. Innerhalb der Nationen gab es jedoch schon den ein oder anderen, der die Thora akzeptiert hätte. Eben jene Leute betrachtet der Vilna Gaon als die heutigen Gerim (Konvertiten). Damals hatten sie keine Chance, die Thora zu bekommen, was sie heute nachholen. 

Die Gemara im Talmud Traktat Schabbat 87b lehrt, dass die Israeliten einige Mitzwot (Gesetze) aus der Thora schon auf einer ihrer allerersten Stationen in Marah bekamen. Nämlich die Schabbatgesetze, die Gesetze für die Rote Kuh (Parah Adumah) und das Zivilrecht (Raschi). Laut Rabbi Hirsch gehörten dazu auch die Gesetze für die Beschneidung (Brit Milah). 

Es heißt, dass als G - tt begann, den Israeliten die Gebote vorzutragen, deren Seelen (Neschamot) sie vor Überwältigung verliessen. Im selben Augenblick wurden sie von G - tt wiederbelebt (Talmud Schabbat 88b). Überhaupt lernen wir an dieser Stelle sehr viel über Seelen. Die Israeliten bekamen in jenem Moment vor dem Berg Sinai den höchsten Seelen - Level, welche sie kurz darauf aufgrund des Vergehens mit dem Goldenen Kalb verloren. Diesen hohen Seelen - Level nennt, unter anderem, der Baal Shem Tov, "Neshama Yeterah - Zusätzliche Seele". Genau diesen Zustand erhalten wir mit dem Eintreffen des Meschiach zurück. In der Zwischenzeit bekommen die Juden jeden Schabbat eine zusätzliche Seele, welche auch Neshama Yeterah genannt wird. Diese zusätzliche Seele erhalten wir jeden Freitag und verlieren sie am Mozzaei Schabbat. Daher sind wir am Schabbat spiritueller und mehr mit G - tt verbunden. Gemäß einigen Kommentatoren zufolge, erhalten wir die zusätzliche Seele schon am Mittwoch. 

Am Berg Sinai bekamen die Israeliten die Thora, welche in alle Ewigkeiten (Deuteronomy 13:1, 13:2-4, 29:28) gilt. Alle jüdischen Generationen sind zu ihrer Einhaltung verpflichtet. Die Gemara im Talmud Shavuot 39a und Schabbat 146a stellt die Frage, ob denn die kommenden Generationen und Konvertiten vor dem Berg Sinai auch einen Bund mit G - tt eingegangen sind. 

Die Gemara und Kommentatoren antworten, dass alle jüdischen Seelen vor dem Berg Sinai standen (Rokeach). Alle Seelen der folgenden Generationen wurden zu Moshe gebracht (Maharscha). Wir alle haben am Berg Sinai gestanden, bewußt oder unbewußt. In anderen Schriften heißt es, dass seit dem Berg Sinai keine neuen jüdischen Seelen mehr erschaffen worden sind, sondern wir alle Reinkarnationen der 600.000 Israeliten sind, die damals die Thora erhielten. Jede Seele schwörte damals G - tt, die Thora zu akzeptieren. Wir sind einen direkten Bund mit G - tt eingegangen und benötigen kein Medium, wie Engel etc., zwischen Ihm und uns (Rabbi Samson Raphael Hirsch). 

Die Gemara im Talmud Traktat Schabbat 89a lehrt, dass Sinai (סיני) eigentlich "Haß" heißt. Die Erklärung in der Gemara ist simpel: Am Berg Sinai haßte G - tt die Götzenanbeter. Der Iyun Yaakov und der Rambam vertreten eine andere Ansicht: Am Berg Sinai begann der eigentlich Antisemitismus. Die Juden bekamen die Thora und andere Völker waren neidisch. Daher ist der Sinai die Wurzel des Antisemitismus. 

Als all die Israeliten zu Moshe kamen und ihn um Rat fragten, war Yitro geschockt und schlug die Ernennung von Richtern vor. Damals kamen die Leute zu Moshe und wollten den Rat G - ttes zu allen möglichen Lebensbelangen. Dieses lehrt uns, dass wir heute wie damals G - tt um Rat fragen sollen (Rabbi Hirsch). G - tt ist ein Teil unseres alltäglichen Lebens und nicht nur einmal pro Woche in der Synagoge präsent. Mit der Anerkennung, dass G - tt der Erschaffer jeglicher Existenz ist, gelingt es uns vielleicht zu der Einsicht zu gelangen, dass nichts im Leben selbstverständlich ist. 

In den Synagogen werden die "Zehn Gebote" dreimal pro Jahr gelesen: In den Parashot Yitro, Vaetchanan und an Shavuot. 

Die Richter, die Moshe einsetzte, wurden in späteren Generationen, zu Tempelzeiten, durch die Mitglieder der Sanhedrin ersetzt. Einmal war ich bei einem interessanten Schiur (Vortrag), bei dem es allwöchentlich um die Frage geht, wieviele Wahrheiten es gibt. 

Da ist zum einen der realistische Vorgang - Wie ist etwas geschehen ?
Zum anderen aber ist nicht das, was wir sehen und bezeugen immer die halachische Wahrheit. Die Richter bzw. die Sanhedrin können andere Beweggründe mit einbringen und wenn ein Zeuge glaubwürdig ist, selbst wenn er lügt, dann kann es zu einem unerwarteten Urteil kommen, was ich akzeptieren muß. 

Genauso steht es, zum Beispiel, mit dem Festlegen des Kalenders. Entscheidet der Sanhedrin, dass an diesem und jenen Tag der neue Monat beginnt, so muß ich das akzeptieren, selbst wenn sich der Sanhedrin unabsichtigerweise irrt. Angemerkt sei, dass es sich beim Sanhedrin um geistige relig. Rabbinergrößen handelte und nicht um jene manchmal korrupten Systeme, die wir leider heute nur allzu gut kennen. 

Die Thora wurde von G - tt an uns auf der Erde gegeben und wir müssen sie auslegen und erfüllen. Deswegen lesen wir nicht selten im Talmud von Entscheidungen des Sanhedrin, welche kritisiert wurden und G - tt um Hilfe gebeten wurde. Er solle alles richtig stellen und den Sanhedrin einmal die Meinung geigen. G - ttes Antwort lautete jedoch, dass Er Sich bei diesen Urteilen den Sanhedrin beugt, denn die Thora sei für die irdische Welt (terrestrial world). Halachische Detailentscheidungen habe Er in die Hände der Richter bzw. des Sanhedrin gegeben. Wir haben die Pflicht, die Anweisungen des Sanhedrin zu befolgen. 

Im Schiur kam gleichzeitig die Frage auf, was denn heute sei ?
Rabbeinu Nissim (der RAN) sagte, dass wir in Zeiten ohne einen Sanhedrin auf die größten respektiertesten Rabbiner unserer Zeit hören sollen. 

Aber wer genau sind heute diese Rabbiner ?
Definitiv nicht jene, die sich groß in der Politik bewegen. Solche Leuten dürften nur halachische Entscheidungen fällen und sollten ausschließlich mit der Religion befassen. Mir fällt dazu nur der in den 80iger Jahren verstorbene Rabbiner Moshe Feinstein ein. 

Allerdings tauchen noch ganz andere Probleme auf.
Wer ist schon in der Lage, solche Geistesgrößen zu bestimmen und zu ernennen. Der letzte, wenn auch umstrittene, Ernannte war der Autor des Schulchan Aruch, Rabbi Yosef Karo aus Safed. Es kann sich nicht einfach so ein Grüppchen zusammentun und behaupten, sie seien jetzt der neue Sanhedrin. Vor einigen Jahren geschah genau das in Israel unter dem Vorsitz des Chabad - Rabbis Adin Steinsaltz. Dieser selbsternannte Sanhedrin verfügt über keinerlei Autorität !!!

Die Frage ist, ob wir selber einen Sanhedrin einsetzen sollen, wenn der Meschiach noch nicht da ist ? Und brauchen wir überhaupt einen Sanhedrin ? Klar ist, dass ein Sanhedrin bzw. dessen halachische Urteil von ALLEN Juden anerkannt werden müssen und ist das heute der Fall ? Gibt es die beschworene Einheit ? Nein.

Viele Juden sagen, dass, wenn der Meschiach erst einmal da ist, alles gelöst werden wird. Momentan haben wir keine Antworten, aber lasset ihn nur erstmal kommen. Dann wird alles anders. 

Die Frage ist, und ich habe das schon oft vernommen, ob wir wirklich erst auf den Meschiach warten müssen ? Warum sollen wir nicht einfach Taten vorziehen und aufgrunddessen kommt der Meschiach ? Wer von uns wartet denn wirklich auf ihn ? Und nicht vergessen, dass erste, was wir nach dessen Eintreffen gefragt werden ist, wie wir uns vorbereitet haben (siehe Talmud Sanhedrin 97 ff.). Und was wird da jeder Einzelne von uns antworten ? Haben wir uns vorbereitet ? Im gleichen Traktat steht genauso, dass Meschiach unerwartet kommen wird. Demnach sind wir gezwungen, uns täglich neu vorzubereiten, denn man weiß ja nie. Warum sich von daher nicht einmal mehr vorbereiten und Taten vorziehen ?

Schabbat Schalom

Chassidische Tu be'Shevat Photos

B"H 

Gestern abend: Tu be'Shevat in den chassidischen Gruppen Nadvorna, Permishlan, Kretchnif - Jerusalem, Lelov - USA, Machnovke und Shomrei Emunim:

Chassidut Nadvorna / Bnei Brak


Chassidut Kretchnif in Jerusalem

Alle Photos gibt es HIER zu sehen!

Dienstag, Februar 07, 2012

Tu be'Shevat und das Vergehen des Adam im Paradies


Chassidut Breslov zum Tu be' Shevat

Photo: Miriam Woelke
B"H

Bei der chassidischen Gruppe Breslov wird der “Neujahrstag der Bäume – Tu be’Shevat” als der Tag betrachtet, an dem Juden das Vergehen des Adam HaRishon im Paradies berichtigen können. Wie ? Indem wir die traditionellen Früchte am Tu be’Shevat mit der entsprechenden Kavanah (Konzentration) sowie die dazugehörigen Segen beten.

Adam beeinflusste den Verlauf der Weltgeschichte am meisten. Noch im Paradies hatte G – tt für ihn und Gattin Eva (Chava) ein ewiges Leben vorgesehen. Allein Adam war es, der von G – tt erschaffen worden war und bis heute ist unklar, wie genau er ausgesehen hat. Adam hatte die allerhöchsten Seelen in sich und seine einzige Aufgabe bestand darin, nicht vom “Baum der Erkenntnis – Etz HaDa’at Tov veRah” zu essen. Nachdem er dies vergeigte, wurden fast alle hohen Seelen von ihm genommen und er und Eva wurden sterblich. Sterblich deswegen, weil eine der höchsten Seele die Unsterblichkeit garantiert und diese Seele wurde ihm genommen.

Ferner veränderte sich unsere Welt und von der Zeit an sind die Nachfolgenden Generationen und nach Avraham, die Juden, damit beschäftigt, das Vergehen des Adam zu korrigieren. Wie bekannt kann ich etwas Negatives in etwas Positives umwandeln. Beispiel: Wein. Mit Wein kann man sich total vollsaufen, doch kann dieser genau so zu heiligen Zwecken verwendet werden. Beispiel: Die Segnung des Weines am Schabbat – Kiddusch. 

Stets kommt es auf meine Intension an und wenn diese positiv ist, dann kann auch etwas Positives hervorgebracht werden. Bis heute besteht unsere Aufgabe darin, die Seelen des Adam zu korrigieren und in die ehemaligen höheren Spähren zurückzukatapultieren. Ist die Welt korrigiert, wird der Meschiach eintreffen. Wobei zum Eintreffen des Meschiach mehrere Konzepte genannt werden (Talmud Traktat Sanhedrin 97 – 99). Auf alle Fälle ist der Tu be’Shevat mit seinen Früchten die passende Gelegenheit, Baumfrüchte positiv zu nutzen und es somit besser zu machen als Adam.

Link:


Tu be'Shevat - Das Neujahrsfest der Bäume


B"H

Den diesjährige Feiertag Tu Be' Shevat feiern wir heute abend (Dienstag) und morgen.

Der Tu Be' Shevat ist der 15. des jüdischen Monats Shevat und ein Halb - Feiertag. Wenn er nicht gerade auf einen Schabbat fällt, wird am Tu Be' Shevat ganz normal gearbeitet. Mit Tu Be' Shevat beginnen die ersten Bäume in Israel zu blühen. Selbst wenn das Wetter noch winterlich ist.

In der Thora findet dieser Feiertag keine Erwähnung, stützt sich aber dennoch auf einen Satz in Deutoronomy 20:19: "Der Mensch ist ein Baum - HaAdam Hu Etz HaSadeh". Somit gilt der Tu Be'Shevat trotzdem als biblischer Feiertag. Außerdem wird Tu Be' Shevat mit den Abgaben von Früchten an den Tempel (Trumot und Ma'asrot) in Verbindung gebracht.



Traditionelles Baumpflanzen am Tu Be'Shevat


Juden werden in der Literatur oft symbolisch mit einem Baum in Verbindung gebracht. Was haben sie beiden gemeinsam ? Wie ein Baum so muss ein Jude wachsen und für das Wachstum ist Wasser erforderlich. Wasser symbolisiert die Thora und somit kann ein Jude nur durch Thorastudium wachsen.

Im Buch Sha'arei HaMoadim (von Chabad) heisst es, dass ein Jude immer mit der Quelle seines Ursprungs verbunden sein muss: mit der Thora.

Durch die Thora wächst er und trägt Früchte, welches die Einhaltung der Mitzwot sind. Am Tu Be' Shevat besteht Gelegenheit, dass Thorastudium neu aufzunehmen. Gleichzeitig gibt dieser Feiertag der Seele (Neshama) Kraft, höher aufzusteigen.

Für Rabbi Nachman von Breslov symbolisiert ein Baum Weisheit (siehe die Bäume des Lebens und des Wissens im Paradies) und er stellt die Beziehung von Himmel und Erde dar. Ein Mensch muss seine Wurzeln in dieser Welt haben, aber dabei zu G - tt aufschauen und spirituell wachsen.

Es ist üblich, am Tu Be' Shevat eine Seder abzuhalten, an der Wein oder Traubensaft getrunken und Früchte aus Israel gegessen werden. Der ARI (Rabbi Yitzchak Luria) hatte den Brauch, 15 unterschiedliche Früchte zu essen. Granatäpfel, Oliven, Honig, Feigen, Datteln, Weintrauben und vor allem getrocknete Früchte, wie Bananen, Aprikosen oder Erdbeeren....all das wird am Tu Be' Shevat gegessen.

Fasten ist halachisch verboten und Tachanun wird ausgelassen.
Nebenbei sollte noch erwähnt werden, dass es einen Diskurs zwischen dem Haus Shammai und Hillel gab. Shammai betrachtete den 1. Shevat als Neujahrstag der Bäume und Hillel, dem wir heute noch folgen, sah den 15. Shevat als dessen an.

In der chassidischen Gruppe Satmar folgt man dem Brauch, 18 verschiedene Früchte zu essen und vor dem Essen jeder Frucht wird "Shir HaMa'alot" gesungen.

Einen fröhlichen Tu Be'Shevat !

Links:


Naturphotos vom See Genezareth am Tu be'Shevat 2011

Chassidut Satmar: Rabbi Israel Chaim Menashe Friedmans Ankunft in Mea Shearim

B”H

Der Satmarer Rosh Beit Din (Oberhaupt des rabbinischen Satmar Gerichts), Rabbi Israel Chaim Menashe Friedman, reiste gestern von New York nach Jerusalem / Mea Shearim, um an der morgigen  Hochzeit seines Enkels Natan mit der Tochter des Rebben der Chassidut Toldot Aharon teilzunehmen.

In Deutschland kennt man beide chassidischen Gruppen wahrscheinlich gar nicht, doch handelt es sich vor allem bei den Satmarern um eine der wichtigsten sowie reichsten chassidischen Gruppen mit immensem Einfluss in den USA. Darüber hinaus gelten die Satmarer als größte chassidische Gruppe weltweit und bezüglich ihres Antizionismus sind sie gar nicht so weit von Chabad (Lubawitsch) entfernt. 



Links: 


Der talmudisch begründete Antizionismus

Montag, Februar 06, 2012

Tu be'Shevat und die Gesundheit

B"H 

Rabbi Naftali Zvi Horowitz of Ropshitz (1760 - 1827) sagte in seinem Kommentar zum anstehenden Feiertag "Tu be'Shevat": 

"Der Monat Schevat  ist wie eine Heilung für die Bäume". 

Hier könnt Ihr einen sehr interessanten Vortrag zum Thema "Tu be'Shevat, Gesundheit und Ernährung" ansehen. Der Vortrag ist in englischer Sprache und wird von Daniel Wasserman aus Florida gehalten: 


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Chaseneh (Hochzeit) in Toldot Aharon

B"H

An diesem Mittowch, der ebenso Tu be’Shevat ist, findet in der chassidischen Gruppe Toldot Aharon eine riesige Hochzeit statt. Und zwar heiratet die jüngste Tochter des Toldot Aharon Rebben David Kahn den Enkel des angesehenen Rabbiners Israel Chaim Menashe Friedman aus New York. Rabbi Friedman gehört der weltweit größten chassidischen Gruppe Satmar an und ist deren oberster Rabbiner bei den Batei Din (rabbinischen Gerichten in Satmar). Der Name des Bräutigams ist Natan Friedman und die Hochzeit findet in Beit Shemesh statt.

Mea Shearim gibt sich heute aufgeregt, denn landet doch der Großvater des Bräutigams und zugleich einer der wichtigsten Satmarer Rabbiner in Israel. Nach seiner Ankunft wird Mea Shearim Rabbi Israel Chaim Menashe Friedman offiziell begrüßen und Tausende Menschen werden auf den Beinen sein. Noch dazu, wo Rabbi Friedman mehrere Hundert Satmarer Chassidim aus New York mitbringt.

Ich werde mein Bestes geben, um ein paar Photos zu erhaschen, doch gehe ich eher davon aus, nicht einmal in irgendeine Nähe der "Männerwelt" zu gelangen. Immerhin photographiere ich etwas von der Atmosphäre und das ist auch schon etwas.:-)


Links:


Givat Sha'ul / Jerusalem

B"H

Der Jerusalemer Stadtteil Givat Sha'ul ist nur einer von den zahlreichen haredischen (ultra – orthodoxen) Gegenden der Stadt. Touristen kennen fast immer nur den Stadtteil Mea Shearim aus Reiseführern, doch allein das bekannte Mea Shearim ist längst nicht der einzige Stadtteil dieser Art. Wenn ich hier “ultra – orthodxer” Stadtteil sage, so meine ich damit NICHT die Nationalreligiösen, denn diese wohnen mehr verstreut und der einzige richtige Stadtteil, den sie haben nennt sich “Kiryat Moshe”. Viele Jahre lebte ich in Kiryat Moshe und kenne daher den Stadtteil sehr gut. Das benachbarte haredische Givat Sha’ul hat sein Eigenleben und so besitzt auch Kiryat Moshe seinen individuellen Charakter. Im haredischen Givat Sha’ul leben litvische Haredim genau so wie Chassidim.

Vor mehr als zehn Jahren wohnten Freunde von mir in Givat Sha’ul. Eine Familie, die eigentlich nationalreligiös war und von daher gar nicht in den Stadtteil passte. Ich erinnere mich, dass ich sie einmal besuchen kam und ein haredischer Nachbar weigerte sich, mit mir den Aufzug zu teilen. Wir waren allein und er pochte auf “No Yichud”. Halachisch betrachtet wollte er mit keiner Frau allein in einem Raum sein, mit der er nicht verheiratet ist. Ich war sauer, weil ich nicht auf den nächsten Aufzug warten wollte und stattdessen zufuss die Treppe hinaufstieg. Der Typ hätte mir ja wenigstens den Aufzug überlassen und selber die Treppe benutzen können. Die Kinder meiner Freunde besuchten die nationalreligiöse "Noam" Schule und keinen haredischen"Talmud Torah" (Jungenschule) oder "Beit Yaakov" (Mädchenschule). Bei “Noam” lernt man zwar auch getrennt nach Geschlechtern, doch mit einer anderen Philosophie. 

Nicht, dass jetzt jeder wieder denkt: “Was denn: Nach Geschlechtern getrennt lernen ? Das sei doch bestimmt wieder so ein ultra – orthodoxer Rassismus den Frauen gegenüber !” Falsch, denn auf religiösen Schulen verfolgen Jungen und Mädchen vollkommen andere Lernziele. Neben den regulären Unterrichtsfächern lernen Jungen und Mädchen unterschiedliche Halachot (jüdische Gesetze) sowie die Jungen Talmud.

Um auf meine Freunde zurückzukommen: Die sind bald darauf umgezogen, sprich, sie verliessen den Stadtteil. Nicht, weil sie eine andere Ideologie vertraten, sondern weil die Miete erhöht wurde und die Frau zur gleichen Zeit ihren Job verlor. So zogen sie ins nationalreligiöse Beit El bei Jerusalem.


Jerusalem heute morgen. Mit Blick auf Givat Sha'ul (auf der linken Seite).



Mossad Harav Kook: Bibliothek und Vortragshalle benannt nach dem ersten Oberrabbiner Israel, Rabbi Avraham Yitzchak HaCohen Kook.



Rechts neben dem Mossad HaRav Kook finden wir eine Mikweh (Ritualbad), die sich in einem kleinen Gebäude befindet, welches von der chassidischen Gruppe Stropkov auch als Yeshiva (relig. Schule) genutzt wird.



Die Stropkov Yeshiva. Die Hauptsynagoge der chassidischen Gruppe befindet sich im Stadtteil Mea Shearim.



Jerusalem mit Blick auf den Zentralen Busbahnhof.

Copyright / Photos: Miriam Woelke

Sonntag, Februar 05, 2012

Früchtekontrolle zum Tu be’Shevat


 Getrocknete Tu be'Shevat Früchte auf dem Carmel Markt in Tel Aviv

Photo: Miriam Woelke
B”H 

Dienstag abend und Mittwoch feiern wir den jüdischen Feiertag “Tu be’Shevat – 15. des Monat Shevat”. Das sogenannte Neujahrsfest der Bäume und traditionell werden wir allerlei Früchte verzehren. Getrocknete Früchte wie auch frisches Obst. 

Da Früchte natürlich geprüft werden müssen, ob sie koscher sind, veröffentlichte man in den USA eine ganze Liste zum Thema “Koschere Früchte am Tu be’Shevat”. Unter anderem dürfen keine Würmer in den Früchten nisten und somit wird, zum Beispiel, jede Dattel oder Feige vor dem Verzehr geöffnet und nach Insekten durchsucht. Am besten haltet Ihr die Frucht gegen das Licht und schaut nach, ob innendrin etwas am Herumkriechen ist. 

Würmer und Maden, das sind die Hauptfaktoren nach denen Früchte durchsucht werden. Ob es im deutschsprachigen Raum eine entsprechende List gibt, entzieht sich meiner Kenntnis. Hier auf alle Fälle die amerikanische bzw. kanadische Koscherliste für den anstehenden Tu be’Shevat. Zuerst erscheint alles in hebräischer Sprache, doch wenn Ihr weiter hinunterscrollt, kommt der englische Text (Seiten 6, 7 und 8). 

Nationalreligiös - Dati Le'umi


Nationalreligiöse an der Kotel (Klagemauer) 
B"H

Mancher Leser wird, sobald er sich mit dem Judentum beschäftigt, sofort mit einem manchmal komplizierten Wortschatz überfallen. Da gibt es nicht nur DIE JUDEN oder reform, konservativ, progressiv oder orthodox, nein, da fallen Wörter wie haredi (ultra - orthodox), nationalreligiös, chassidisch ... Wer soll da durchsteigen und das alles noch auseinanderhalten können. 

Sobald man vom Judentum spricht oder darüber berichtet bzw. schreibt, ist gerade der Wortschatz nicht wegzudenken. Wie will jemand argumentieren, wenn er keinen litvischen Haredi von einem Chassid auseinanderhalten kannt ? Und wer oder was ist jetzt nationalreligiös und wie bittschön kommen die Richtungen untereinander aus und überhaupt ?

Einem Außenstehenden dies alles so Ex und Hopp zu erklären fällt nicht leicht und deswegen ziehe ich fast immer Fallbeispiele vor. In Mea Shearim (einer der ultra - orthod. Stadtteile Jerusalem) wird mir vielfach gesagt, dass die zionistischen Nationalreligiösen weniger religiös seien. Eben mit Kipa auf dem Kopf, aber die Kleidung sei ja wie bei Nichtjuden. Neulich dann sagte mir eine Neureligiöse, dass sie vor ihrem haredischen Leben bei den Nationalreligiösen gewesen sei und die seien ja nicht besser als die Säkuleren. Sie sei nämlich durch die Nationalreligiösen erst zum Säkulerismus gekommen.



Aus relig. zionistischer Sicht darf Israel überall besiedelt werden.
Ich bin der gegenteiligen Auffassung und tat dies auch genügend kund. Nicht alle Nationalrelig. sind über einen Kamm zu scheren, selbst wenn sie sich für Haredim (Ultra - Orthod.) ganz "normal" kleiden. Allgemein gesagt kleiden sich die Nationalrelig. ganz normal in Jeans, Shirt, Rock, Pullover, was auch immer; wobei sie nicht die schwarze Hose, weisses Hemd - Kleidungsetikette haredischer Männer einhalten. Die Frauen tragen langen Rock (auch Jeansrock, was bei Haredim nicht immer akzeptiert wird) und ehrlich gesagt, schaut so manch nationalrelig. Frau anständiger aus als ihr haredischer Gegenpart. Gerade bei den litvisch - haredischen Frauen in Bnei Brak werden die Röcke stetig kürzer.

Nationalrelig. sind zionistisch veranlagt und gehen zur Armee (die Frauen verrichten einen Sozialdienst genannt "Scherut Le'umit"). Im Ausland kennt man sie oftmals nur als rebellische rechtsradikale Siedler, doch steckt hinter dem gesamten Movement viel mehr. "Liebe zu Israel" und der relig. Zionismus, meist vorangetrieben vom ersten aschkenazischen israel. Oberrabbiner, Rabbi Kook (Kuk). Nicht, dass Rabbi Kook der große Zionist war, doch stellte er sich auch nicht gegen die Bewegung.

Auch bei den Nationalreligiösen gibt es unterschiedliche Strömungen, welche da von "total modern" bis hin zu "erzkonservativ" reichen. Manche meinen dies an der Größe der Kipa des Mannes zu erkennen. Eine besondere Richtung sind die "Chardalnikkim", die da die sogenannten Haredim unter den Nationalrelig. bilden.

Eines sei gesagt: Sicher gibt es zwischen ihnen und den Haredim Mentalitätsunterschiede. Keine Glaubensunterschiede, sondern der Alltag schaut etwas anders aus und besteht nicht "nur" aus dem Thorastudium. Normalerweise senden die Nationalrelig. ihre Kinder auf die hauseigenen "Noam - Schulen", welche später zum Besuch einer Uni berechtigen. Bei haredischen Schulen ist dies nicht der Fall, denn der Lernstoff ist weniger weltlich und ganz auf die haredische Gesellschaft ausgerichtet.

Zu sagen, dass der oder die weniger religiös ist, weil man sich ja so oder so anzieht ... Seit meiner Zeit in Tel Aviv habe ich ganz unterschiedliche Leute kennen gelernt und oft habe ich die Erfahrung gemacht, dass Haredim nicht immer Haredim sind, nur weil sie äußerlich so ausschauen. Säkulere sind nicht nur Ignoranten und Nationalrelig. bilden ebenso keine Ausnahme. Wir sind alle nur Menschen und vor allem unter Juden sollte man "leben und leben lassen", selbst dann, wenn ich hier so manche Kritik an verschiedenen orthodoxen Ausrichtungen übe.

Trotzdem muss ich sagen, dass die nationalrelig. vom Chassidismus oder haredischen Angelegenheiten seltener eine Ahnung haben.:-)


Litvische Haredim - schwarzer Anzug, weisses Hemd, schwarzer Hut


Chassidim (hier von der Chassidut Gur): langer schwarzer oder dunkelblauer Kaftan, Streimel (Pelzmütze am Schabbat oder zu festlichen Anlässen), lange Pejes (Schläfenlocken).
Photo: Yeshiva World