Donnerstag, Juni 12, 2008

Die Perversitäten der christlichen Missionare

B"H

Manchmal frage ich mich wirklich, ob ich nicht im falschen Film bin. Wie lange soll es eigentlich noch so weitergehen, dass christliche Missionare bzw. messianische Juden in Israel ihr Unwesen treiben dürfen ?

Die Gesetzeslage sollte dringend den Tatsachen angepaßt werden und beide, Missionare sowie Messianics, müssen unverzüglich in ihre Heimatländer abgeschoben werden. Man schaue sich nur den aktuellen Bericht der israel. Anti - Missionsorganisation "Yad Le'Achim" an:

Da liessen Missionare öffentliche Busse mit ihren Propaganda - Plakaten zukleben. Mit Texten, die ich hier aus Vermeidung von Götzendienst, gar nicht erst zitieren will. Christliche Missionare planen massive Propagandaattacken, welche von der Organisation "Jews for J." gesponsort werden. Schon jetzt startete eine der Attacken. Egged - Busse fuhren mit missionarischen Werbeplakaten durch Rishon LeZion und Bat Yam (nahe Tel Aviv). Die Anti - Missionsorganisation "Yad Le'Achim" konnte sich vor Anrufen mit Beschwerden gar nicht mehr retten und es folgte eine sofortige Beschwerde an Egged. Wie konnte das Busunternehmen nur die einschlägig missionarische Werbung übersehen. Man erklärte sich jedoch sofort bereit, die Poster zu entfernen.

Fanatische Christen im Ausland wollen um jeden Preis Juden zum Christentum bekehrt wissen. Dabei ist jede Summe und jedes Mittel recht und die sogenannte christliche Nächstenliebe bleibt voll und ganz auf der Strecke. Nur seltsam, dass sich alle so furchtbar aufregen, wenn sich Juden wehren und dabei auf Aktionen zurückgreifen, die eigentlich einen gewissen Standpunkt ausdrücken sollen. Aber dann ist es wiederum das Ausland, welches sich aufregt und das israel. Problem nicht kennt und sich ungerecht behandelt fühlt.
Eine seltsame und fragwürdige Gerechtigkeitseinstellung ……

Bnei Brak statt Mea Shearim

B"H

Es gibt doch tatsächlich Leute, die behaupten, dass es in der Stadt Bnei Brak (nahe Tel Aviv) mehr chassidische Gruppen gibt als im so berühmten Mea Shearim. Die Behauptung stimmt sogar, denn in Bnei Brak wohnen die Rebben der Gruppen Spinka, Slonim, Sadigura, Shomrei Emunim, Vishnitz, Gur (Ger) und Alexander. Außerdem leben dort die Gruppenmitglieder von Satmar (die Anhänger von Rebbe Aharon Teitelbaum), Skver, Zhvil, Nadvorna, Komarno, Modzitz oder Lelov. Und eine Neturei Karta – Synagoge fehlt natürlich auch nicht. Des Weiteren befindet sich in Bnei Brak der Hauptsitz der israelischen Anti – Missionsorganisation "Yad Le'Achim" wo ich mit einer Bekannten, die dort in einer Führungsposition arbeitet, über ihre Tätigkeit reden will.

Fast alle Schabbatot werde ich in den kommenden Monaten in Bnei Brak verbringen. Auch um verschiedene Leute und Gruppen kennen zulernen. Aber nicht nur Chassidim, sondern auch litvische Haredim (Ultra – Orthod.). Ich freue mich auf den Wechsel und vor allem auf die unterschiedlichen Mentalitäten im Gegensatz zu Mea Shearim und anderen Orten.

Für diejenigen, die am Schabbat in Tel Aviv bleiben: Die Breslover Na Nana laden Juden zu Schabbatfeiern ein.

Und jene Leutchen in Jerusalem:
Der Rebbe der Toldot Avraham Yitzchak ist in die Staaten gereist und wird auf längere Sicht keinen chassidischen Tisch geben. Ich schätze, dass der Rebbe der Toldot Aharon dem Beispiel folgen wird.

Links:

Yad Le'Achim

Litvische Juden

Breslover Na Nas

Parashat Beha'alotcha

B"H

Die Thoralesung für diesen Shabbat

Nachdem die Israeliten in Parashat Ki Tisa das Goldene Kalb (Egel HaZahav) bauten, trug ihnen G - tt auf, das Tabernakel (Mischkan) zu bauen. Vor allem in der Kabbalah wird das Mischkan als ein Tikun (Seelenreparatur) betrachtet. Nach der Beschreibung des Mischkans bekamen die Israeliten die Mitzwot (Gebote) für den Tempeldienst.

Hätte es nicht den Bau des Goldenen Kalbs und somit einen Rückfall in den Götzendienst gegeben, die Welt täte heute anders ausschauen. G- ttes ursprünglicher Plan war es nämlich, die Israeliten direkt in das "Gelobte Land" zu führen, in dem sie die gesamte Thora sofort hätten einhalten können. Die Juden hätten sich auf dem höchsten spirituellen Level befunden und wären ab sofort eine Vorbild fuer alle anderen Nationen gewesen (Rabbi Samson Raphael Hirsch). Aber leider kam alles anders und bis heute sind wir mit verschiedenen Tikunim (seelenreparaturen) beschäftigt, um den Meschiach zu bringen.

In dieser Thora - Parasha finden wir schon allein optisch etwas ganz Außergewöhnliches. Die zwei Verse 35 + 36 sind in recht seltsamen Klammer gefaßt, welche aussehen wie der Buchstabe NUN נ ( ) im Hebräischen. Der Inhalt der zwei Verse sind Moshes Aussprüche sobald sich die Israeliten samt Bundeslade in Bewegung setzten oder sobald sie ein neues Lager aufschlugen. Unzählige Thora - Kommentatoren lassen uns ihre Auslegungen über die Bedeutung der beiden Klammern wissen. Laut Raschi, dem Chizkuni sowie Rabbeinu Bachya zeigen uns die Klammern an, dass die Sätze Moshes eigentlich falsch plaziert sind. Rabbeinu Bachya sagt, dass der Klammerinhalt ursprünglich in BaMidbar (Numbers) 2:17 hätte stehen müssen. Auch Raschi und der Chizkuni sehen die Sätze innerhalb der Klammern besser in BaMidbar plaziert, wo beschrieben wird, wie die Stämme durch verschiedene Flaggen repräsentiert waren.

Alle Kommentatoren sind sich einige darüber, dass die Verse 35 + 36 ein separates Buch in der Thora darstellen. Diese Meinung basiert auf einer Gemara im Talmud Traktat Shabbat 116a. Dort heißt es, dass sämtliche Kapitel vor den Klammern eigene Bücher darstellt genauso wie die der Thorainhalt nach dem Text in den Klammern. Demnach gibt es nicht nur die fünf Buecher Moshes, sondern sieben Bücher in der Thora. Darüber hinaus geben das kabbalistische Buch Zohar und die Chassidut in Beer Moshe exzellente Erklärungen für den Text in den zwei Klammern. Laut Zohar stehen die Klammern für die Schechinah (Anwesenheits G - ttes), welche immer mit Israel verbunden ist. Und der Baer Moshe schreibt, dass eine besondere Einheit gebildet wird. Juden und G - tt wenden sich immer gegenseitig zu, genau wie die Klammern.

Nach all den Wundern, die G - tt für die Israeliten seit dem Auszug aus Ägypten vollbracht hatte, begannen erneut die Beschwerden. Das Manna (Man) sei keine ausreichende Nahrung und man wolle Fleisch essen.

Zuerst einmal, wer genau beschwerte sich wirklich ?
Wie ich schon in einigen Parashot zuvor erklärte, zogen nicht nur die Juden aus Ägypten aus, sondern mit ihnen eine Bevölkerungsgruppe, die Erev Rav (Mixed Multitude) genannt wird. Die Erev Rav (mehr zum Thema "Erev Rav" weiter unten im Text) waren ägyptische Konvertiten zum Judentum, die nur aus Eigennutz den jüdischen Glauben annahmen. Viele von ihnen waren einfach nur Sklaven und da sie gehört hatten, dass G - tt die Juden einmal aus Ägypten herausführen wird, schlossen sie sich dem jüdischen Volk an. Religiöse Motive gab es keine. Diese Erev Rav hatten in der Wüste nicht den gleichen Status wie die Israeliten und begannen jederzeit neu das Volk aufzuwiegeln. Erst mit dem Bau des Goldenen Kalbes und nun wurde sich über das Essen beschwert.

G - tt gab den Israeliten das Manna als eine Art spirituelles Essen für die Seele (Neshama), welches sie auf einen höheren Level bringen sollte (Rabbi Yitzchak Luria in "Likutei Torah"). Das Manna repräsentiert die spirituelle Nahrung in "Olam Habah, der Kommenden Welt" (Shaarei LeShem) .

Im Judentum haben wir das Konzept der Olam Habah nach dem Tod, aber auch nach der Ankunft des Meschiach. Nach dem Tod steigt eine jede Seele auf zu G - tt, wird gerichtet und bekommt ihren Platz in der Seelenwelt. Die einen näher bei G - tt und andere wiederum sind weiter entfernt. Das Judentum schließt niemanden aus der Olam Habah aus, wie andere Religionen, wo es heißt, dass nur der, der glaubt, einen Platz bei G - tt findet. Laut Talmud Sanhedrin kann jeder Mensch (auch Nichtjuden) seinen Platz in Olam Habah erreichen und wir lernen dies von Bilam, wo die Gemara fragt, warum er keinen Platz bekommt. Heißt, wenn die Frage überhaupt erst aufkommt, dann gibt es auch für Nichtjuden eine Olam Habah (Kommende Welt).

In unserer heutigen Zeit ist Olam Habah eine reine Seelenwelt und nach der Ankunft des Meschiach wird diese auch hier in unserer Welt stattfinden, wenn sich die Menschen auf einem perfekten spirituellen Level befinden. Vor allem der Ramban sowie der Rambam streiten sich um die Bedeutung der Olam Habah. Sind wird nur noch rein spirituell oder eher materiell ? Der Rambam sagt, dass wir genauso essen und trinken wie immer, der Ramban sagt das Gegenteil.

In der Gemara im Talmud Traktat Berachot lehrt Rav, dass in Olam Habah weder gegessen noch getrunken wird. Es gibt keine Eifersucht, keinen Hass oder Rivalitäten, sondern alle wenden sich nur noch der Anwesenheit G - ttes (der Schechinah) zu.

Das Manna selbst war ein weißer Koriander - Flaum, der den jeweiligen Geschmack annahm, welchen der Verzehrende sich gerade erträumte. Allmorgentlich lag das Manna auf dem Tau und die Leute mußten es nur einsammeln (außer am Shabbat). Fuür die Gerechten fiel das Manna genau vor ihrem Zelt, für die regulären Leute fiel es außerhalb des Lagers und die Schlechten mußten weit hinausgehen, um ihr Manna aufzulesen (Gemara im Talmud Traktat Yoma 75a).

Aber wie weiß jemand, welches sein Manna ist ?
Warum gehen die Schlechten nicht einfach zu den Zelten der Gerechten und lesen das Manna auf ? Es heißt, dass nur derjenige das Stück Manna aufsammeln konnte, für den es bestimmt war. Ergriff jemand das falsche Manna, blieb es am Boden kleben. Das Manna war ein reines Wunder, denn es wurde vollkommen vom Körper absorbiert und es gab keine auszuscheidenden Überreste (Gemara im Talmud Yoma 75b).

Für Halacha - Interessierte: Der Segen über das Manna hieß nicht "HaMozi Lechem Min Ha'Aretz, sondern HaMozi Lechem Min HaShamaim".

Warum schlossen sich die Israeliten der Erev Rav an und beschwerten sich ständig ? Warum weinten sie zu G - tt ?
Nachdem sie gerade die Thora bekommen hatten, begannen sie einige Dinge im Leben zu vermissen, die laut Thora von nun an verboten waren. Zum Beispiel war es zuvor üblich gewesen, dass jeder jeden in der Familie heiraten konnte und plötzlich war das verboten. Die Israeliten jedoch hatten sich an gewissen Perversitäten der ägyptischen Kultur gewöhnt und sahen nicht unbedingt ein, warum sie jetzt auf alle Freuden im Leben verzichten sollten. Sie begannen zu trauern und sahen sich als eine Art lebender Toter, die von nun an auf alles verzichten müssen. Kein unkoscheres Essen mehr, keine Perversitäten und viele andere halachische Regeln. Plötzlich sahen sie ihr Leben als vertan und beschuldigten G - tt sie darum beraubt zu haben.

Bis heute kommen immer wieder die gleichen Missinterpretationen auf. Wenn jemand religiös wird und sich entschließt, nach der Thora zu leben, dann betrachten ihn seine Mitmenschen als ob er alle Lebensfreuden verliert und von nun an nur noch ein einseitiges langweiliges Leben führt. Aus irgendeinem Grund denken viele Leute, dass Religiöse auf ein tolles Leben verzichten und die Religion sie einzwänge.

Jeder, der religiös lebt, weiss, dass dem nicht so ist. Sobald ein Jude nach der Thora lebt und deren Sinn zu verstehen lernt, sieht er sein Leben als bedeutungsvoller an als jemals zuvor und versteht nicht mehr, wie er einmal ohne die Thora leben konnte. Wer sich heutzutage entschließt religiös zu werden, der sollte das nicht von heute auf morgen tun. Es handelt sich hier um einen langwierigen Prozeß, der Jahre dauern kann. Wer zu schnell auf die Mitzwot zurennt, der wird bald vor ihnen flüchten.

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Auszug aus einer anderen Thoraparasha zum Thema "Erev Rav":

EREV RAV, auf Englisch "Mixed Multitude".
Wer sind sie und wo liegt ihr eigentlicher Ursprung ?
An sich sind die Erev Rav einen eigenen Artikel oder ein ganzes Buch wert. Thorakommentatoren gehen weniger auf sie ein als der Talmud und die Kabbalah.

In der Thora (Exodus 12:38) heißt es, dass neben den Israeliten auch die Erev Rav Ägypten verließ. Rashi sagt lediglich, dass es sich hierbei um ägyptische Konvertiten zum Judentum handele.
Die folgenden Berichte sind sowohl aus Quellen des litvish - haredischen Kabbalahverständnis (aus der Schule des Vilna Gaon) als auch aus der chassidischen Schule des Kabbalahverständnisses. Beide Gruppen legen die Kabbalah des großen Kabbalisten, Rabbi Yitzchak Luria 1534 - 1572, in gewissen Themenbereichen unterschiedlich aus. Des Weiteren nenne ich Meinungen aus dem manchmal umstrittenen Buch "Emek HaMelech" (ein Kommentar zu den Schriften des Rabbi Y. Luria). Die Quellen sind jedoch von geringer Bedeutung, denn fast alle stimmen dem allgemeinen Bild von der Erev Rav zu.

Moshe entschied sich gegen den Willen G - ttes, unaufrichtige Konvertiten mit aus Ägypten zu nehmen. G - tt selbst warnte ihn zuvor, dass diese erheblich hohe Bevölkerungsgruppe unentwegt Probleme bereiten wird. Im weiteren Verlauf werden wir sehen, dass es fortwährend die Erev Rav waren, welche die Israeliten aufstachelten, gegen G - tt zu rebellieren. Unter anderem waren sie ebenso für den Bau des Goldenen Kalbes verantwortlich.

Aber nicht nur beim Marsch durch die Wüste erwiesen sich die Erev Rav als Plage. Da sie sich nach dem Einzug in das Land Israel mit den Juden vermischten, gibt es sie bis heute in unserem Volk. Der Gaon aus Vilna unterscheidet fünf Gruppen innerhalb der Erev Rav und es heißt, dass nicht der Kampf gegen die Ischmaeliten der größte Hinderungsgrund für das Eintreffen des Meschiach sei, sondern der jüdische Kampf gegen die Erev Rav. Ein interner Kampf innerhalb des jüdischen Volkes, von dem wir heute schon einiges sehen. Immer wieder stacheln Juden andere Juden an, sich von G - tt loszulösen und doch lieber machen sollen, was sie wollen. Aber nicht nur das; auch Rabbiner teilt der Vilna Gaon den Erev Rav zu. Nämlich all jene, die nur auf ihren eigenen Ruf bzw. Vorteil aus sind, andere Leute ausnutzen und die Thora falsch lehren. Laut dem Gaon aus Vilna wird es unsere größte Herausforderung sein, die Erev Rav zu besiegen.

Kommentare zu den Erev Rav:

"Jegliche Diaspora sowie die Tempelzerstörungen gehen auf das Konto der Erev Rav" (Tikunei HaZohar).

"Die Erev Rav schädigen Israel mehr als jede andere Nation" (Rabbi Simcha Yissachar Halberstam).

"Moshes Ziel war, die Erev Rav auf den richtigen Pfad zu führen, doch er scheiterte. Heutzutage sind die Erev Rav führende jüdische Persönlichkeiten, doch der Meschiach, welcher einen Funken von Moshe enthält, wird sie schließlich besiegen" (Bnei Yissachar).

Wie schon zuvor erwähnt, waren die Erev Rav unaufrichtige ägyptische Konvertiten. Viele sind der Meinung, dass diese selbst Sklaven waren und sahen, dass die Israeliten einmal die Skalverei verlassen und in ihr eigenes Land zurückkehren werden. Genau darin sahen die Erev Rav ihren Vorteil, denn auch sie wollten ihre Freiheit. So kam das Judentum ihnen gerade recht. Übrigens sehen wir in der Geschichte (bis in die heutige Zeit hinein), dass es immer wieder Leute gab / gibt, die aus dem eigenen Vorteil heraus zum Judentum konvertierten. Zu Zeiten König Davids sowie seines Sohnes, König Salomons, gab es jedoch keine Konvertiten zum Judentum. Auch wird es diese nach dem Eintreffen des Meschiach nicht mehr geben.

Beim Marsch durch die Wüste standen die Erev Rav gesellschaftlich unter den Israeliten und bekamen auch kein Manna vom Himmel. Stattdessen aßen sie die Reste der anderen. Auch mußten sie dem Marsch hinterherlaufen und waren nie vorne mit dabei. Mischehen gab es zu der Zeit keine, sondern erst im Lande Israel als viele den Überblick verloren, wer wer ist. So gelang es den Erev Rav schließlich im jüdischen Volk unterzutauchen.

Woher aber kamen diese Erev Rav und wieso ließ G - tt dies alles zu ?

Der Talmud Traktat Chagigah 13b - 14a gibt uns Auskunft. Das eigentlich Konzept basiert auf einen Psalmenvers (105:8), wo geschrieben steht, dass G - tt den Juden die Thora nach 1000 Generationen geben wird.

Nach 1000 Generationen ?

Tatsache aber ist, dass die Juden die Thora schon nach 26 Generationen erhielten. Fehlen da nicht 974 Generationen ? Wo sind diese hin entschwunden ?

Im Talmud Chagigah sowie in unzähligen kabbalistischen Schriften steht, dass G - tt vor der Welterschaffung 1000 Generationen von Seelen erschuf. Dieses ist wieder einmal mehr als Metapher zu verstehen und NICHT wörtlich zu nehmen. "Erschuf" heißt hier "in Seinen Gedanken" und nicht, dass die Seelen physisch existierten. G - tt "dachte" nur an deren Erschaffung. Seither werden jene Seelen in jede Generation gepflanzt mit der Aufgabe, sich zu perfektionieren. Bisher schlug das meistens fehl und somit wurden sie immer wieder aufs Neue reinkarniert. Meinungen besagen, dass der Meschiach erst dann eintrifft, wenn all diese Seelen perfektioniert sind.

Die Seelen der Erev Rav wurden in mehreren Generationen reinkarniert. So in der Generation des Enosch, in der Generation von Noach, in der Generation von Sodom und später in der Generation, welche mit Moshe durch die Wüste marschierte.
Und so setzt sich die Liste der Erev Rav - Seelen bis heute fort. Identifizieren kann sie heute niemand mehr außer G - tt selber. Der Letzte, der dazu in der Lage war, war Rabbi Yitzchak Luria und vielleicht später noch der Baal Shem Tov. Heutzutage gibt es keinen so großen Kabbalisten mehr, der überhaupt zu Seelendeutungen in der Lage ist. Spätestens in der Zeit des Meschiach wird sich alles aufklären.

Wieso läßt G - tt soetwas zu ?

Er selber hatte alles ganz anders geplant, aber da Adam Und Eva (Chava) im Paradies von einem Baum aßen, von dem sie nicht hätten essen sollen, wurden sie sich ihres freien Willens bewußt und nutzten ihn ausgiebig aus. Die in Adam enthaltetenen Seelen hätten ursprünglich perfektioniert werden sollen, doch Adam entschloß sich anders.

Wozu gab es überhaupt 10 Plagen ? Hätte nicht eine ausgereicht ?

Auch zu dieser Frage gibt es ausgiebige kabbalistische sowie chassidische Erklärungen, die ich aber auslasse. Stattdessen nenne ich eine Meinung des derzeitigen Rebben der chassidischen Gruppe Slonim aus Jerusalem, Rabbi Shmuel Bozorowsky. G - tt wollte den Israeliten bewußt machen, dass es Ihn gibt und Er der alleinige einzige G - tt über jede Schöpfung ist. Und dieses Ziel erkannten die oft assimilierten und teilweise frustrierten Israeliten nicht immer sofort.

Schabbat Schalom

Ich – Der Verräter

B"H

Nein, mein Anliegen ist es nicht, derzeit die haredische (ultra - orthod.) Welt durch den Schmutz zu ziehen. Dennoch gibt es innerhalb der Gesellschaft unübersehbare Probleme, die angesprochen werden müssen.

Dazu der Artikel "Ich - Der Verräter", der auf meinem englischen Blog sehr gut ankam. Ein brisantes, aber überaus aktuelles Thema.

Mittwoch, Juni 11, 2008

Anstand durch Säure ?

B"H

Vor etwas mehr als zehn Jahre wurde ich selbst einmal bedroht. Eine ehemalige Mitbewohnerin meinte mir damit drohen zu müssen, wenn ich ihr, der ehrwürdigen Haredit (weibliche Ultra - Orthod.) Schande in der heiligen haredischen (ultra - orthod.) Nachbarschaft bereite. Damals befand ich mich gerade mitten in einer "Off - the - Derech - Krise" und hatte mein Äußeres von langen Röcken auf Hosen umgestellt. In wenigen Tagen war eh mein Flug nach Deutschland gebucht und somit mein Auszug aus der Nachbarschaft besiegelt. Meine verbleibende Zeit jedoch verbrachte ich in Angst und als ich nach Deutschland kam und in eine WG zog, schlief ich ersteinmal erleichtert ein paar Tage fast nonstop durch.

Andere kommen nicht so ungeschoren davon und manchmal kann es sogar zu Handgreiflichkeiten oder anderweitigen Attacken führen. Den schlimmsten Vorfall verzeichnet derzeit die haredische Stadt Beitar Illit (nahe Jerusalem). Dort nämlich wurde eine 14 - jährige haredische Schülerin von der "Mishmeret HaZniut, der Anstandspolizei" mit Säure beschüttet. Angeblich mit der israel. Variante des Reinigungsmittels "Domestos". Mit einem Schock wurde die Schülerin ins Krankenhaus eingeliefert. Mehrere Male zuvor habe man sie gewarnt sich anständiger anzuziehen, doch sie wollte nicht hören. Und so griff die Anstandspolizei schließlich durch.

Eine Anstandspolizei gibt es in fast jeder haredischen Gesellschaft. Bei der chassidischen Gruppe Gur, Satmar, und vielen weiteren genauso wie bei den litvischen Haredim. Die Gesellschaft soll zusammengehalten werden und wer nicht hören will, erlebt ab und an sein blaues Wunder. Anständig anziehen und ja sonst nie irgendwie negativ auffallen. Frauen werden auch schon einmal auf Anweisung des Ehemannes verfolgt, ob sie da nicht ein geheimes Verhältnis haben. Wenn es sein muß, verfolgt einen die Anstandspolizei auch schon einmal bis hin nach Tel Aviv.

Selbst habe ich noch nie einen Haredi getroffen, der dieser Anstandspolizei angehört, aber ich nehme einfach einmal an, dass es sich bei ihnen um absolute Superextreme handelt. Für so manchen Leser mag sich das nun alles anhören wie im Iran oder so. In der haredischen Gesellschaft jedoch ist es nichts Ungewöhnliches. Nicht, dass jetzt ein jeder bespitzelt wird und gleich eins mit dem Knüppel drübergebraten bekommt; dennoch kann es ab und an zu diversen Vorfällen kommen. Vor ca. einem Jahr wurde einem weiblichen Mitglied der chassidischen Gruppe Satmar in ihrem Satmar Wohnort Kiryat Yoel (bei New York) das Auto beschädigt, weil ihre Röcke angeblich zu kurz waren. Auch in Mea Shearim kann einem schon einmal Domestos über die Kleidung gekippt werden. Aber nicht, dass jetzt jeder Tourist Angst haben muß. Die Anstandspolizei kümmert sich zu 100% nur um ihre eigene haredische Bevölkerung und keineswegs um Außenstehenden.

Soll ich jetzt Änderungen vorschlagen und die Anstandspolizei verdammen ? Ich könnte vorschlagen, was ich will, an der Gesellschaft und der Anstandspolizei wird sich jedoch nichts ändern. Das ist nun einmal so; ob man damit übereinstimmt oder nicht. Ich finde es abscheulich und bin in solchen Situationen immer froh, kein Teil der Gesellschaft mehr zu sein. Und mehr als Abscheu kann ich auch nicht ausdrücken. Es liegt halt an jedem selbst, inwieweit er in der haredischen Gesellschaft involviert ist und mit wem er umzugehen pflegt.

Interessant ist nur zu beobachten, wie die haredische Umwelt auf derlei Attacken reagiert. Viele haredische Sites haben darüber berichtet und ebenso ihre Abscheu ausgedrückt. Andere wiederum bewahren Stillschweigen. Ganz nach Belieben und wie es einem bequem erscheint. Leider ist dies so und auch hierzu gibt es keine Patentlösung, denn, wie gesagt, ändern tut sich nichts.

Dienstag, Juni 10, 2008

Unreinheit nach der Geburt

B"H

Eines der Thoragesetze, welches mir lange Zeit unbegreiflich blieb, ist die Unreinheit der Frau nach der Geburt. Vor fast genau zehn Jahren half ich einem Chabad - Ehepaar, welches damals in meiner deutschen Gemeinde lebte, bei den sprachlichen Übersetzungen im Kreissaal. Während die Frau die Geburt des Sohnes irgendwie hinter sich brachte, rannte ihr Gatte hinter einem sich im Kreissaal befindenden Vorhang betend auf und ab. Der Arzt und die Krankenschwestern fragten mich schon, was das Schauspiel eigentlich solle. Richtig erklärt haben ich es ihnen nicht. Wer versteht schon auf der Stelle das jüdische Gesetz der Unreinheit der Frau nach der Geburt ? Schnell etwas zu erklären bringt meistens kaum etwas ein, sondern die Leute denken eher, man hat sie nicht alle. Da normalerweise der Vater des Neugeborenen immer die Nabelschnur durchschneiden will, dies aber in dem Falle wegen der "Unreinheit" nicht ging, wurde ich gefragt, ob ich das nicht machen wolle. Und ich tat es, obwohl ich zugeben muß, dass es nicht ganz so einfach ist, eine Nabelschnur durchzuschneiden.

Der Talmud Traktat Niddah 40a klärt uns etwas über dieses Thoragesetz auf. Zuerst jedoch die Mischna, die mündliche Gesetzesüberlieferung G - ttes an Moshe am Berg Sinai.

"Nachdem eine Frau ein Kind gebärt, ist sie zuerst unrein (tamei) und danach wieder rein (tehora). Wenn sie einen Sohn gebar, ist sie sieben Tage lang unrein (Tumah). Nach dem Ablauf dieser sieben Tage durchläuft sie weitere 33 Tage, in denen sie als rein gilt (Tahara), selbst wenn Blutungen auftreten. Wenn die Frau eine Tochter gebar, so ist sie 14 Tage lang unrein (Tumah). Danach gelten weitere 66 Tage, in denen sie als rein gilt, selbst wenn Blutungen auftreten (Tahara)."
Für Geburten mit Kaiserschnitt gelten anderweitige Regelungen !!!

Warum ist eine Frau nach der Geburt eines Kindes unrein ?
Talmudische Rabbiner sowie Kommentatoren sehen es als erwiesen, dass hierbei die Nachgeburt eine Rolle spielt. Und eben jene Nachgeburt verursacht die Unreinheit der Mutter. Von daher gibt es auch besondere Regelungen für Kaiserschnittgeburten.

Vom Übergang der Tumah - Zeit (7 oder 14 Tage) hin in die Tahara - Zeit (33 oder 66 Tage) geht die Frau in die Mikweh (Ritualbad). Aber wie kann die dann in der Tahara - Zeit als rein gelten, sollte sie dennoch Blutungen haben ?
Der Rambam (Maimonides) schreibt hierzu, dass das Blut schon vor dem Eintauchen in die Mikweh in der Gebärmutter existierte und es daher solange als Körperteil gilt, bis es tatsächlich herauskommt.

Warum aber ist eine Frau nach der Geburt eines Mädchens 14 Tage lang unrein und bei der Geburt eines Jungen nur 7 Tage ?
Die weit verbreiteteste Erklärung, die ich hierzu höre ist, dass Mutter und Tocher in dem Falle gemeinsam zählen, denn auch die Tocher verfügt symbolisch gesehen, als weibliches Wesen über eine Gebärmutter. Die spätere Fruchtbarkeit der Tocher wird also bei ihrer eigenen Geburt mitgezählt und daher ist die Mutter 2 x 7 = 14 Tage unrein.

Jerusalem vor und an Schavuot

B"H

Dass mir ja niemand sage, ich hätte am letzten Schabbat an keinem chassidischen Tisch teilnehmen wollen. Doch als es dann soweit war, stellte ich fest, dass mein Aktivismus unbefriedigt untergehen wird. Trotz einigem Suchen war kein chassidischer Tisch aufzutreiben.

Anscheinend bereiteten sich alle aus Schavuot vor, welches am Sonntag abend begann. In der Nacht von Sonntag auf Montag wurde traditionell durchgelernt und viele Einrichtungen boten relig. Vorträge an. So ging ich mit einer Freundin zum amerik. "Israel - Center (Orthodox Union)". Eine Entscheidung, die ich schon nach wenigen Minuten bereute. Sieht man einmal vom aufgefahrenen Obst und Fastfood - Bufett ab.

Schon die erste Sprecherin verfehlte ihr Thema und nach wenigen Minuten veraschiedete ich mich geistig, um auf dem Stuhl ein kleines Nickerchen einzulegen. Die beiden folgenden Sprecher, zwei litvische Rabbiner, waren hingegen hervorragend. Man soll halt keine Frauen ans Podium lassen, deren Gatten Rabbiner sind, und man daher meint, dass auch die Gattinnen etwas zu sagen haben.

Morgens um 4.00 Uhr machten wir uns auf den Weg zur Klagemauer (Kotel). Tausende waren auf dem Weg zum Morgengebet Schacharit und die Polizei sowie die Armee - Grenzpolizei glänzten durch Hochbereitschaft. Durch den arabischen Markt kamen wir an die Klagemauer, aber obwohl es hieß, dass Millionen kommen täten, fanden wir mit Leichtigkeit Einlaß und reichlich Stehplätze. Selbstverständlich gab es auf dem Kotelvorplatz eine aufgestellte Mechitzah (Trennwand der Geschlechter) und auf der Frauenseite hatte es sich eine Gruppe junger nationalrelig. Mädels auf dem Fußboden gemütlich gemacht. Kurze Röcke, keine Strümpfe und knappe Shirts, dies scheint die neue Mode der nationalrelig. jungen Frauen zu sein. Und so sassen ca. 25 Teenies in einem großen Kreis vor der Kotel und sangen.

Halachisch betrachtet ist es Frauen verboten, laut vor Männern zu singen, denn letztere könnten durch den Singsang auf "schmutzige" Ideen kommen. Nur wenn es sich um die eigene Ehefrau oder die Töchter handelt, darf vor einem Mann gesungen werden.

Diese Halacha jedoch störte die im Kreis sitzenden nationalrelig. Teens überhaupt nicht und dazu saß man auch noch im knappen Rock da. Haredische (ultra - orthod.) Männer liefen im Eiltempo an ihnen vorbei und hielten sich die Ohren zu. Ich fragte mich schon, warum sich niemand aufrege als plötzlich eine jüngere haredische Frau auf den Kreis zulief. Sie schrie die Mädels an, was das hier solle und ob sie sich nicht schämen. Die erste Reaktion war, der Frau die Meinung zu sagen, doch war dies völlig überflüssig, denn die Frau war im Recht. Und nach kurzer Zeit des Zögern standen die Mädels auf und die Gruppe löste sich auf.

Nun kann man die haredische Frau als Fanatikerin abstempeln, was dennoch nichts daran ändert, dass sie halachisch im Recht war. Gerade an der Klagemauer ist ein anständigeres Verhalten angebracht und ich frage mich schon seit geraumer Zeit, wie weit die weiblichen Natinalreligiösen eigentlich noch gehen wollen. Man muß sich ja nicht gerade nach iranischer Art total vermummen, aber als offensichtlich Religiöse sollte ich zumindest soviel Verstand besitzen, mich an einem "heiligen" Ort besser zu benehmen.

Die Machlis – Familie



B"H

All jene, die einen Besuch in Jerusalem planen, sollten niemals die Stadt wieder verlassen, ohne eine Schabbatmahlzeit bei den Machlises verbracht zu haben. Dies nämlich ist ein absolutes Muß.

Ich kenne die Machlises bereits seit mehr als 11 Jahren und seit mehr als 25 Jahren tun sie ihre Chesed (Wohltätigkeit, Güte). Seit mehr als 25 Jahren organisieren sie Schabbatmahlzeiten;
über das gesamte Jahr hinweg, an jedem Schabbat, (außer an Pessach). Kann sich jemand vorstellen, jeden Freitag abend (Erev Schabbat) und Schabbat mittag mehr als 80 Gäste durchzufüttern ? Seit einiger Zeit geben sie sogar sie dritte Schabbatmahlzeit, kurz vor Schabbatende.

Wer ist diese Familie, die ihre Schabbatot mit Fremden, Touristen, relig. Seminargirls, Yeshivastudenten oder Obdachlosen verbringt ?

Vor mehr als 25 Jahren zogen Rabbi Mordechai Machlis und seine Frau Henny in den Jerusalemer Stadtteil Maalot Dafna (gleich hinter der Yeshiva Ohr Samaech). Der Rabbi und seine Frau stammen ursprünglich aus New York und kommen beide aus Rabbinerfamilien. Heute sind beide über 50, habe 14 Kinder und unzählige Enkelkinder.

Ein typischer Machlis – Schabbat geht wie folgt von statten:
Freitags abends kommt man zum Machlis – Haus und wartet auf Einlaß. Schon nach kurzer Zeit versammelt sich eine stattliche Anzahl von Gästen jeglicher Herkunft. Sobald der Rabbi die Tür öffnet, begrüßt er jeden Eintretenden persönlich. Einer Einladung bedarf es nicht, denn ein jeder ist willkommen. Jüdisch oder nicht, alt oder jung, arm oder reich, happy, traurig, depressiv, verheiratet, single, etc. Wobei hier Rabbi Machlis mit der Einzige in Jerusalem ist, der Nichtjuden aufnimmt.

Die Machlises sind die einzige Familie, die ich jemals traf, die nicht nur ein Essen bereitstellen, sondern sich auch noch darüber hinaus um die Anwesenden kümmern. Sie "werfen" nicht nur so das Essen auf den Teller, und denken: "So, jetzt habe ich meine "Chesed – Güte" vollbracht und ich habe Anspruch auf einen Platz in der Olam Habah – der Kommenden Welt". Nein, die Machlises meinen es wirklich Ernst, was jeder fühlen kann, sobald er das Haus betritt.

Viele Gäste sagten mir sogar, dass Rabbi Mordechai Machlis einer der 36 Zaddikim (Gerechten) sein muß, welche die Welt aufrechterhalten oder einer von ihnen der potentielle Meschiach ist. Eine andere Erklärung läßt sich kaum finden. Ein jeder geht einfach nur in das Machlis – Wohnzimmer; selbst innerhalb der Woche. Niemals schließt die Familie ihre Haustür zu und einmal erzählte uns der Rabbi, dass er eines nachts um 2.00 Uhr aufstand und eine fremde Frau beim Essen in seiner Küche vorfand. Die Frau sagte ihm, dass ihr plötzliche Eindringen leid täte, aber sie zwei Tage lang nichts gegessen habe. Der Rabbi wünschte ihr "Guten Appetit" und legte sich wieder schlafen.


Rabbi Mordechai Machlis

Wo sie nur kann, hilft die Familie aus und behandelt jeden mit dem gebührenden Respekt. Egal, ob jemand Student, Manager oder Obdachlos ist. Man erwähne nur den Fall des offensichtlich schizophrenen Mannes, der ständig mit einem Handtuch auf dem Kopf herumläuft. Wenn ihm jemand so auf der Straße begegnet, fragt er sich: "Was ist denn das für ein Chaot ?"

Die Machlises empfangen jeden mit Respekt und jeder darf am Tisch des Rabbis platznehmen. Wahrscheinlich ist es der einzige Ort auf der Welt, an dem ein jeder mit Respekt behandelt wird. Normalerweise laden Leute Freunde oder Verwandte zum Schabbat ein. Wer würde schon den Typen mit dem Handtuch, Alkoholiker oder andere Fremde einladen ? Wir jedoch haben die Machlises in der Stadt und ein jeder weiß, dass er immer einen Platz am Schabbat finden wird.
"Kommt rein, kommt rein, es gibt genügend Platz", liebt der Rabbi zu sagen. Keiner wird fortgeschickt und wie durch ein Wunder, passen alle Leute jedesmal in das Wohnzimmer. Falls einmal nicht, werden weitere Tische auf die Terrasse gestellt. Im Winter stellte der Rabbi sogar kleine Heizkörper auf die Terrasse hinaus, damit die Leute nicht frieren, wenn sie draußen sitzen müssen. Während der Mahlzeiten halten der Rabbi sowie seine Frau Henny relig. Reden und einige seiner Töchter, Avigail, Tamar, Yael, Batsheva oder Sarah, helfen in der Küche aus. Einer seiner Söhne, Yehoshua, serviert das Essen. Und an Essen fehlt es gewiß nicht. Fast alles schmeckt vorzüglich und alles wird reichllich serviert. Von Hühnersuppe über die traditionelle Tscholent hin bis zu den Pasteten (Kugel) und den vielfältigen Salaten. Persönlich habe ich der Machlis – Familie für die köstliche Tomaten – Knoblauchsauce zu danken, die mir fast jedesmal gereicht wird.

Aber nicht nur der Rabbi und seiner Frau halten relig. Reden; auch die Gäste kommen zu Wort, wenn sie wollen. "In the spirit of Shabbat", fügt Rabbi Machlis hinzu. Viele meiner Freunde lernte ich bei solchen Schabbatmahlzeiten kennen. Und wer kennt nicht Ron Ovadiah, der fast jedesmal den Pink Floyd – Hit "We don't need no education" singt ? Oder Evelyn Heyes vom Grabe der Vormutter Rachel, Baruch, der seine Reden herausschreit, Sarah Shir El mit ihren ewigen Segen oder die Ärztin Channah, welche alle heilt ? Nun, fast alle.

Wer in Jerusalem fremd ist, der komme zu den Machlis und neue Freunde sind fast garantiert.

Nach all den Beschreibungen will ich jedoch endlich auf den Punkt kommen, der da "Geld" lautet. Die Machlises geben fast ihr gesamtes Einkommen für die besagten Schabbatot aus und brauchen die Unterstützung vieler Leute von außerhalb. Nicht nur für die Schabbatmahlzeiten, sondern viele Bedürftige kommen ebenso innerhalb der Woche und die Machlises stecken ihnen hier und da einiges an Geld zu. Klar, kann man leicht sagen, dass die Familie halt etwas kürzer treten sollte, wenn sie schon wenig Geld hat. Wozu muß jede Woche eine Schabbatmahlzeit ablaufen ? Sollen sie es halt nur einmal pro Monat veranstalten. Richtig, aber wer das sagt, der kennt Rabbi Machlis schlecht. Sein Charakter täte ihm niemals erlauben, einem Bedürftigen die Tür vor der Nase zuzuschlagen. Den Vorschlag kann man gleich vergessen.

Vor einiger Zeit richtete ihnen ein Freund eine Website ein, auf der jedermann spenden kann. Jede Schabbatmahlzeit kostet einige Tausend Schekel und gewöhnlich hat die Familie es immer irgendwie gemanagt. Da aber der Dollarkurs sank und in Israel die Lebensmittelpreise unaufhörlich ansteigen, wurde das Thema "Geld" wieder aktuell. Auch sinken in letzter Zeit die Spenden.

Falls also jemand in der Lage sein sollte, ein paar Dollar oder Euro zu spenden, kann er sich gerne an die folgende Website wenden:

http://machlis.org/

Ich gebe zu, dass es ausgesprochen schwer ist, Außenstehenden zu erklären, was die Machlises an Gutem tun. Fast ein jeder kennt die Yeshivot Aish HaTorah oder Ohr Sameach und spendet denen genügend. Wer aber kennt schon die kleinen guten Taten der Juden in Jerusalem ?

Außer auf ihrer Website sind die Machlises ebenso auf FACEBOOK zu finden.

Selbst eine kleine Spende ist willkommen und somit kann der Fortbestand weiterer Schabbatmahlzeiten garantiert werden.

Freitag, Juni 06, 2008

Schavuot - Pause


Schavuot - Morgen an der Kotel (Klagemauer)

B"H

Bis einschließlich Montag wird es auf diesem Blog etwas ruhiger zugehen, denn am Sonntag abend beginnt Schavuot (das Wochenfest). In Israel wird also der Sonntag nur ein halber Geschäftstag sein und die Mehrheit arbeitet eh nicht. Öffentliche Einrichtungen sind erst wieder ab Dienstag geöffnet.

Da in der Diaspora zwei Tage Schavuot gefeiert wird, ist im Ausland auch noch der Dienstag ein Feiertag, wohin gegen in Israel der Dienstag wieder ein normaler Arbeitstag ist. Und daher melde ich mich am Dienstag mit neuen Beiträgen zurück.

Vorab schon einmal Schabbat Schalom und Chag Sameach - Schöne Feiertage !!!!!!

Weiterer Link:

"Megillat Ruth - Das Buch Ruth"

Talmud und Midrasch zur "Megillat Ruth - Buch Ruth"

B"H

Am Sonntag abend beginnt Schavuot, ein biblisches Fest, an welchem die Juden am Berg Sinai die Thora erhielten. Unzählige Fakten kann man über Shavuot berichten. Viel Kabbalistisches, die Midrasch gibt was her, die Kommentatoren, die Thora selbst, aber auch der Talmud. Und aus dem Talmud sowohl als auch der Midrasch möchte ich einige Lehren zu Shavuot entnehmen und hoffe, die richtige Auswahl getroffen zu haben.

Am Montag, dem eigentlichen Schavuot – Tag wird in den Synagogen das "Buch Ruth – Megillat Ruth" gelesen. Warum gerade Ruth ?

Weil sie eine Vorfahrin des König Davids war (ihr Sohn Oved war Davids Großvater) und dieser an Schavuot geboren wurde und ebenso verstarb. An Schavuot standen alle Israeliten am Berge Sinai und erhielten die Thora. Erst mit dem Erhalt der Thora wurden sie zu einem eigenen Volk und konvertierten mit der Annahme der Gesetze G – ttes zum Judentum. Ab dem Zeitpunkt handelte es sich bei ihnen um das Jüdische Volk.

Auch Ruth, die Moabiterin, konvertierte zum Judentum. Nicht so, wie dies heutzutage der Fall ist; mit Auswahlverfahren und Beit Din (rabbinischem Gericht). Ruth konvertierte einzig und allein durch ihren Satz, dass der G – tt ihrer Schwiegermutter Noami auch der ihre ist. Ohne wenn und aber und mit allen Konsequenzen. Dadurch wird gerade Ruth als die perfekte Konvertitin gesehen. Bis heute mag man meinen, dass gerade Schavuot das "Fest der Konvertiten zum Judentum" sei, doch die Realität schaut etwas anders aus. Zwar berichtet die "Jerusalem Post" alljährlich von einigen israelischen Konversionskursen, doch ist das Interesse der Israelis nicht besonders hoch, denn das Konvertitenthema geht mittlerweile den meisten ziemlich auf die Nerven. Und ich will hier nicht wieder neu beginnen, die Skandale aufzulisten.

Vielmehr geht es um den Talmud und und die Midrasch sowie dessen Lehren über Ruth, König David und Naomi.

Die "Megillat Ruth" beginnt mit dem Bericht, wie Elimelech, seine Frau Naomi und ihre Söhne Machlon und Kiliyon die Stadt Bethlehem aufgrund einer verheerenden Hungersnot verliessen und ins Land Moav abwanderten. Im Talmud Traktat Bava Batra 91a wird in der Gemara (rabbinische Diskussionen) die Frage gestellt, wann man Israel verlassen darf, um woanders zu leben. Und wie fast jedesmal im Talmud bekommen wir nur Teilantworten. Eine Meinung lautet, dass wir Israel nur verlassen dürfen, um woanders zu leben, wenn die Preise so drastisch angestiegen sind, dass ein hiesiges Überleben kaum mehr möglich ist. Eine andere Meinung lautet, dann, wenn es nichts mehr zu kaufen gibt. Dennoch, sollte es immer noch Weizen zu kaufen geben, besteht wiederum ein Bleibegrund.

Thora, Talmud sowie die jüdische Halacha legen äußersten Wert darauf, dass ein Jude in Israel lebt. Unter anderem, weil nur hier ein unbeschreiblich hoher Level der Seele (Neshama) erreicht werden kann, denn nur im Lande Israel ist es einem Juden möglich, alle Mitzwot einzuhalten. Viele Thoramitzwot gelten im Ausland nicht und zeigen nur in Israel Wirkung (z.B. Schemittah – das 7. Jahr, in welchem die Landwirtschaft brachliegt). Außerdem werden Gebete in Israel besser und schneller akzeptiert als jene aus der Diaspora, denn hier steigen die Gebete sofort zu G – tt hinauf und gehen nicht erst Umwege wie nach Israel und dann nach Jerusalem und dann zu G – tt. Und der Talmud sowie der erste aschkenazische Oberrabbiner Kook (Kuk) lehren, dass die Luft in Israel weise macht. Was heißt weise ? Hier sind wir einfach zu ganz anderen Leveln fähig, wohin gegen wir im Ausland immer irgendwelchen Blockaden unterliegen.

Der Kommentator Raschbam wirft einen interessanten Punkt ein.
Er nämlich sieht einen Juden, der Israel verläßt als jemanden, der sich bis zu einem gewissen Grad selbst von den Thoramitzwot entfernt, denn er kann ja nicht mehr alle Mitzwot erfüllen. Der Ramban (Nachmanides) hingegen zeigt mehr Verständnis für die "Abwanderer" und sagt, dass es erlaubt ist, Israel zu verlassen, denn man darf sich auf keinen Fall selbst ruinieren.

Die Gemara in Bava Batra fährt fort mit dem Tode der beiden Söhne Machlon und Kiliyon. Hier scheint es als erwiesen, dass Elimelech für seine Abwanderung bestraft wurde, indem seine Söhne verstarben. Und gemäß der Midrasch Rabbah war Elimelech nicht irgendjemand in Bethlehem gewesen, sondern ein angesehener wohlhabender Mann der Provinz. Der Grund, warum er sich entschloß, Israel zu verlassen, war keineswegs der Hunger. Vielmehr wollte er seinen Besitz zusammenhalten. Er befürchtete ganz einfach, dass nun alle Armen zu ihm kommen und herumbetteln. Da wanderte er doch lieber nach Moav ab. Die Midrasch betrachtet dieses Verhalten als den Grund für den frühen Tod seiner Söhne.

Die Midrasch Rabbah fährt fort mit der Beschreibung der Indentität der Schwestern Ruth und Orphah. Beide nämlich waren die Töchter des Moabiterkönigs Eglon, und Eglon wiederum war ein Nachfahre des Balak; jener, der in der Wüste die Israeliten verwünscht haben wollte.

Als Elimelech verstarb, wollte seine Witwe Naomi wieder in die Heimat, nach Bethlehem, zurückkehren. Ihre Schwiegertöchter Ruth und Orphah machten sich mit ihr auf den Weg und unterwegs bat Naomi die beiden wieder nach Moav zurüchzukehren. Orphah ging zurück und Ruth blieb bei Naomi. Es heißt, dass Orphah später einen Sohn mit dem Namen Goliath gebar. Jener Goliath der gegen König David kämpfte und unterlag, war eigentlich ein Verwandter Davids.

Aufgrund ihres Verhaltens verdiente sich Ruth eine Vorfahrin des Meschiach zu sein. Ausgerechnet eine Moabiterin, denn den männlichen Moabitern ist es in alle Ewigkeiten verboten in das Jüdische Volk einzuheiraten. Bei den Moabiterfrauen hingegen ist es erlaubt. Rabbi Mordechai Machlis warf in einem Schiur einmal die Frage auf, warum nicht König Saul (Sha'ul) zum Meschiach wurde. Vielleicht, so der Rabbi, muß selbst der Meschiach einige Leichen im Keller haben und Sha'ul war zu perfekt. Wir lernen also, dass nicht jeder, der so ungemein perfekt ist, auch immer in die erste Wahl kommt. Auch Leute mit einem nicht so tollen Background haben Chancen und das lernen wir von Ruth und David. Beide wurden zu Lebzeiten von den Juden verspottet. So war sie die Moabiterin und er kein richtiger Jude. Richtiger Jude schon, doch nicht laut dem Spott der Mitmenschen.

Es heißt, dass der Meschiach nach seiner Ankunft mit seinem einzigartigen Geruchssinn feststellen wird, wer tatsächlich Jude ist und wer nicht. Viele mögen überrascht sein, die Wahrheit zu erfahren. Manche, die so fest glaubten, so toll und perfekt zu sein, könnten sich am Ende ganz unerwartet woanders wiederfinden. Und nicht immer muß der Meschiach aus einer tollen Familie kommen oder ein großer chassidischer Rebbe sein. Vielleicht sollten wir auch einmal einen Blick auf die kleinen Leute werfen und nicht immer nur auf bekannte Persönlichkeiten. Die unbekannte Moabiterin Ruth hat uns dies gelehrt.

Schabbat Schalom und vorab schon einmal Chag Sameach – Ein tolles Schavuot an alle !!!!!

Einladung


Efrat

B"H

Rabbi Yosef Yedidahu Klausner lädt zur Einweihung seines neu eingerichteten "Study Centers" (incl. Beit Midrasch und Beit Knesset - Synagoge) !!!

Termin: Freitag, 20. Juni 2008 - 17 Sivan 5768

Location: Die nationalreligiöse Siedlung EFRAT außerhalb Jerusalems. Zu erreichen mit der Buslinie 160 vom Jerusalemer Busbahnhof.

Details: Die Teilnehmer sollten halachisch jüdisch sein oder sich in einem ernsthaften orthodoxen Konversionskurs befinden !!!

Programm:
Wer will, der kann schon um 9.00 Uhr früh dort sein, denn dann findet in der Beit Knesset ein G - ttesdienst statt.

Weiter geht es danach um 10.30 Uhr mit den Segen und einem kurzen Thoraschiur (Vortrag).

11.00 Uhr Sieben Hakafot und Kriat Torah

12.30 Uhr Mittagessen vom Caterer

13.17 Uhr Großes Mincha - Gebet in der Beit Knesset

Anschließend ein Konzert bis zum Schabbatbeginn. Voraussichtlich Carlebach - Style.

Rabbi Yosef Yedidiayu Klausner ist gebürtiger Amerikaner, lebte aber viele Jahren in Jerusalem und nun in der Siedlung Efrat (20.000 nationalrelig. Einwohner mit Rabbi Shlomo Riskin als Oberrabbiner). Rabbi Klausner bekam seine Semicha (Rabbinerordination) von Rabbi Yosef Dov HaLevy Soloveitchik und eröffnet nun sein eigenes "Study Center".

Donnerstag, Juni 05, 2008

Manchmal

B"H

Vielleicht geht es anderen genauso und ihnen wird hiermit bewusst, dass es theoretisch jedem so ergehen kann:

http://chassidicstories.blogspot.com/2008/06/manchmal.html

Unter dem Deckmantel der Religion

B"H

Es gibt auf dieser Welt keine einzige perfekte Gesellschaft. Lernt man eine neue Lebensweise kennen, so mag man zu Beginn der Meinung sein, dass es genau DAS ist. Das habe ich schon immer gesucht. Alles ist perfekt und ich schließe mich sofort an. Ohne Anschluß oder nicht, schaut man auch nur kurz hinter die Kulissen, wird einem schnell bewußt, dass alles nicht so perfekt ist wie es scheint. Auch in der ultra - orthodoxen jüdischen Welt ist nichts perfekt und ich würde dies auch nie wagen zu behaupten. Vielleicht ist einiges manchmal ein wenig besser, aber bestimmt nicht perfekt. Jede Gesellschaftsform hat ihre Fehler und so gibt es Mißbrauch, Drogen, Vergewaltigung, Diebstahl, Ehebruch und dergleichen auch auf dem haredischen (ultra - orthod.) Sektor. Als ich vor einigen Jahren einmal eine Nachbarin darauf ansprach, stritt sie jegliches haredisches Fehlverhalten ab. Das sei nur alles Propaganda der linken säkuleren Presse und nichts sei wahr. Eine weitere Bekannte aus Mea Shearim bestritt etwaige Mißstände nicht, doch käme das nur in anderen chassidischen Gruppen vor und nicht in ihrer. In ihrer Gruppe sei alles astrein und jeder lernt Thora. Nichts da mit kriminellen Auffälligkeiten.

Israelische Zeitungen berichten dieser Tage, dass die Neturei Karta einen bekannten und per internationalem Haftbefehl gesuchten israelischen Kindesmißhandler monatelang in Brasilien versteckt hielt. Dieses allerdings wurde schon fast wieder revidiert, denn ganz so war es wohl doch nicht, aber die Neturei Karta ist halt immer gut für eine Schlagzeile.

Die israel. Polizei suchte den selbsternannten Rabbiner Elior Chen, der sich selbst der chassidischen Gruppe Breslov zurechnet, in allen Teilen der Welt. So soll er in Beit Shemesh und in Jerusalem seine weibliche Anhängerschaft zur Kindesmißhandlung angestiftet haben. Wenn Not am Mann war, kam der Rabbiner samt Gehilfe auch schon einmal selbst mit diversen Folterwerkzeugen vorbei und wollte den Kindern böse Geister austreiben.

Jene Haredim, die ich kenne, lieben es, darauf aufmerksam zu machen, dass es sich ja da um Leute handele, die erst später in ihrem Leben religiös geworden sind. Außerdem, naja, seien das ja wohl auch sephardische Juden und Breslov - Möchtegerne. Was soll man da also schon anderes erwarten ?

Nur kurz nebenbei: Aschkenazische Haredim schauen aufs Ärgste auf sephardische Haredim herab und Hochzeiten innerhalb dieser zwei unterschiedlichen Gesellschaften gibt es fast gar nicht. Es sei denn, ein Aschkenaze hat Probleme und findet keine aschkenazische Frau oder dergleichen.

Immer häufiger wird auf jüd. - orthod. Internet - Sites auf derlei Fälle aufmerksam gemacht. Da gibt es in einer chassidischen Gruppe einen Rabbiner etc., der ungehindert kleine Jungen vergewaltigen darf, da er ja angesehener Lehrer ist. Und wer glaubt schon einem Kind ? Dazu kommt, dass es in der haredischen Gesellschaft als absoluter Makel gilt, wenn dem eigenen Kind soetwas zustossen sollte. In vielen Fällen wird lieber ganz auf die Polizei verzichtet, denn das verursacht nur unnötiges Aufsehen. Und was überhaupt geschieht mit dem Kind ? Das wird gehänselt und hat schlechtere Chancen im Leben als andere. Wer will das Kind denn später einmal heiraten, wenn jeder weiß, das es vergewaltigt wurde ? Solch einen Gesellschaftsmakel will man sich dann lieber doch nicht antun.

Obwohl zwar immer mehr Eltern die Polizei einschalten, ist deren Anzahl immer noch zu gering. Leider wird immer noch viel zuviel geschwiegen; besonders in geschlossenen chassidischen Gruppen, wo die "zionistische" Polizei eh nie eingeschaltet wird, sondern nur der jeweilige Rebbe. Die Leidtragenden sind natürlich die betroffenen Kinder, mißhandelte Frauen oder eventuelle Drogenabhängige, die mit ihrem Schicksal allein gelassen werden. Innerhalb der haredischen Gesellschaft gibt es nur wenige eigene Sozialarbeiter, wobei hier die litvischen Haredim etwas aufholen. Ansonsten kommen die Sozialarbeiter immer von außerhalb, wie dem städtischen Jugendamt. Und wer will solche "Spione" schon im Hause haben ? Und was werden erst die Nachbarn sagen ?

Um das Dilemma zu verstehen ist es notwendig, die Gesellschaft an sich etwas zu kennen, denn ohne ein Basiswissen geht gar nichts. Auf Fehlverhalten oder Mißstände reagieren orthodoxe Jude meist anders als andere, denn es gilt den Ruf zu wahren. Kaum etwas ist schlimmer als den Ruf zu verlieren und als Outlaw zu gelten. Daher ist man bei sämtlichen "delikaten" Angelegenheiten immer auf Schadensreduzierung bedacht und an die große Glocke wird erst gar nichts gehängt. Das fehlte noch, dass die säkulere Presse davon Wind bekommt.

Wer einschlägige Infos aus der haredischen und selbst der nationalrelig. Welt sucht, der ist entweder Teil von ihr oder kennt Leute. Als Außenstehender bekommt man ansonsten nie Infos; selbst dann nicht, wenn es einem gelingt, einen zuständigen Rabbiner am Telefon zu haben. Schon einige Male ist es mir passiert, dass haredische Freunde für mich bei jemandem anriefen und mir die gewünschten Infos vermittelten. Nicht, dass die geschlossene Gesellschaft jeglichen Zugriff von außen verhindern will. Nein, hier gilt es vielmehr eine ganze Gemeinschaft zu schützen. Und genau das ist ein Mitglied einer chassidischen Gruppe (außer Chabad und Breslov) – eine Gemeinschaft, in welcher das Individuum leider manchmal zu kurz kommt.

Die Frage aber ist, darf ich mir, sobald ich Teil dieser Gesellschaft bin und relig. Kleidung trage, alles erlauben ? Grundsätzlich nein und ich finde es jedesmal aufs Neue wieder gräßlich, wenn ein Haredi bzw. sogar deren Rabbis, meinen, sie haben G – tt und die Religion für sich gepachtet. Wer so handelt ist weder Haredi noch religiös.

Parashat Nasso

B"H

Die Thoralesung für diesen Shabbat

Parashat Nasso ist ungewöhnlich lang und enthält viele verschiedene Mitzwot (Gesetze). In der Regel wird Nasso entweder am Schabbat vor oder nach Schavuot gelesen.

Zu Beginn der Parasha wird Moshe von G - tt angewiesen, die Gershoniter zu zählen. Levi hatte drei Söhne, Gershon, Kehat und Merari. Die Nachfahren der Drei wurden mit unterschiedlichen Aufgaben bezüglich des Auf - u. Abbau des Mischkans (Tabernakel) betraut. Die Kehaniter trugen die besonders heilige Objekte wie die Menorah oder die Bundeslade (Aron) durch die Wüste. Dagegen trugen die Geshoniter sämtlich Vorhänge aus dem Mischkan, aufgrunddessen man annehmen könnte, dass die Kehaniter wichtiger waren.
Rabbi Moshe Feinstein kommentierte hierzu, dass kein Mensch eine niedrigere Aufgabe oder Bedeutung hat als andere. Manager sind nicht wichtiger als Hausmeister oder Büroangestellte. Jeder hat seine bestimmte Aufgabe im Getriebe, ohne die nichts funktionieren könnte. Genauso ist die hiesige Welt zu betrachten. Wir alle wurden von G - tt individuell mit unseren ganz bestimmten eigenen Aufgaben erschaffen.

Die Thora fährt fort mit der Beschreibung, dass unreine Personen für eine gewisse Zeit außerhalb des israelitischen Camps verweilen müssen. Danach folgt die Beschreibung der ehebrecherischen Ehefrau (Sotah), des Nazir und der Segen der Cohanim (Tempelpriester), um nur einige der vielen Mitzwot zu nennen. Die Parasha erzählt uns von einer für uns heute recht seltsam klingenden Prozedur. Eine Ehefrau, welche ihren Mann betrogen hat, soll das sogenannte "Mei Sotah - das bittere Wasser" trinken. Der Talmud Traktat Sotah geht sehr ausführlich auf das Thema ein.

Wenn eine Ehemann seine Frau verdächtigt, eine Affäre mit einem anderen Mann zu haben, dann muss er sie zuvor warnen, nicht mehr mit diesem Mann zu sprechen, geschweige denn ihn zu teffen. Die Warnung muß in der Anwesenheit von mindestens zwei Zeugen erfolgen (Talmud Sotah 2a). Ignoriert die Frau die Warnung ihres Mannes und fährt mit ihren eventuellen Vergehen fort, werden Zeugen geladen. Bestätigen die Zeugen, dass Frau Sowieso sich mit jenem Mann trifft, so kann der Ehemann seine Frau nach Jerusalem zum Tempel bringen lassen. Entweder gesteht sie vor dem Sanhedrin (71 Richter) ihre Vergehen oder sie streitet alles ab. Gesteht sie den Ehebruch, so kann sich der Mann scheiden lassen. Streitet sie alles ab, verabreichen ihr die Cohanim (Tempelpriester) das bittere Wasser (Talmud Sotah 7a). Sollte sich die Frau von vornherein ganz weigern nach Jerusalem zu gehen, hat der Ehemann das Recht sich scheiden zu lassen. Allerdings besteht dabei der Nachteil fuer die Frau, dass sie ggf. niemals ihre Unschuld beweisen kann.

Angenommen die Frau brach die Ehe, streitet jedoch vor den Sanhedrin alles ab und ihr wird das bittere Wasser verabreicht. Wie genau sah die Prozedur aus ?

Die Frau wurde von den Cohanim an eine bestimmte Stelle im Tempel geführt, sie mußte ihre Kopfbedeckung vom Haar nehmen und ihr Kleider wurden zerrissen. Dieses Verfahren allein war schon beschämend für die Frau. Auf einen Zettel wurde zweimal der gleiche Name G - ttes geschrieben (siehe das kabbalistische Buch "Zohar") und sobald einer der beiden verschwand oder auch nicht, zeigte das u.a. die Schuld bzw. Unschuld der Frau an.

Bei dem bitteren Wasser handelte es sich um Wasser aus dem Kiyor (Becken im Tempel) vermischt mit etwas Erde vom Boden vor dem Allerheiligsten (Azarah). Die Frau trank es aus einer neuen Tonschale. Wenn die Frau das Wasser trank und es stellte sich keinerlei Wirkung ein und sie blieb am Leben, bedeutete dies ihre Unschuld. Wenn sie schuldig war, blähte sich ihr Magen auf und sie starb einen qualvollen Tod.

Das bittere Wasser war die einzige g - ttliche übernatürliche Strafe in dieser Welt. Alle anderen Vergehen wurden halachisch durch die Sanhedrin geahndet und auch bestraft.

Im Talmud gibt es die berühmte Story von der ehebrecherischen Frau, die versuchte, die Sanhedrin zu betrügen. Sie schickte einfach ihre Zwillingsschwester um das bittere Wasser zu trinken. Wie erwartet, starb diese nicht, denn sie war unschuldig. Als die Zwillingsschwester mit der guten Nachricht zu ihrer ehebrecherischen Schwester heimkam, küßtte sie sie vor Freude. Das bittere Wasser, was noch auf ihren Lippen war, tötete die schuldige Schwester.

Warum gibt uns G - tt in seiner Thora solch ein Gesetz und was bedeuten unsere Vergehen für uns und Ihn ?

Im Falle des Ehebruchs sieht das kabbalistische Buch Schushan Sodot einen Bruch zwischen G - ttes Willen und dem menschlichen Handeln. G - tt hat ein bestimmtes Ehepaar zusammengeführt, welches eine Einheit bildet, und ein Ehepartner zerstört diese Einheit. Mit unseren halachischen Vergehen beschädigen wir nicht nur unsere Neschama (Seele), sondern genauso die "oberen spirituellen Welten". Jedes einzelne Vergehen entfernt uns immer mehr von G -tt. Im Talmud Sotah 3a lesen wir, dass kein Mensch sündigt bis ihn ein "Ruach Schtut (dummer Gedanke)" überkommt. Manches wollen wir eigentlich gar nicht tun, da wir genau wissen, dass es falsch ist, doch irgendwie überfällt uns ein Gedanke, dass alles nicht so schlimm wäre und wir es eh nie wieder tun.

Im Judentum heißt es, das ein Vergehen schon das andere nach sich zieht (Averah goreret Averah). Sobald wir einmal beginnen, hören wir nicht mehr auf und denken, dass es ja eigentlich erlaubt sei (Talmud Sotah 22a). Hat man sich erst einmal an ein Vergehen gewöhnt, so wird alles als erlaubt angesehen und es kommt kaum noch zu einer Teshuvah (Umkehr), so die Talmudkommentatoren Rashi und Rif. Das Schlimme dabei ist, dass sich Außenstehende auch noch dazu verleiten kann, etwas zu tun, was sie gar nicht wollen. Der Ishbitzer Rebbe sagt, dass wir nicht zulassen sollen, dass fremde Gedanken unser Leben beherrschen. Wie der Nazir schwört, sich von diversen Unreinheiten und vom Alkohol fernzuhalten, so sollten wir nicht allen Verführungen des Lebens erliegen und uns in niedrige spirituelle Level katapultieren.

Natürlich heißt es im Judentum immer wieder, dass jeder Mensch die Möglichkeit zur Teshuva (Umkehr) nutzen kann. Manchmal muß man sehr tief fallen, um danach viel höher aufzusteigen (so die Chassidut). Doch ein ganz tiefer Fall verursacht häufig so tiefe Depressionen, dass derjenige sich für unwürdig zur Teshuva fühlt und er erst recht abstürzt. Dies ist die schlimmste Depression, welche einem wiederfahren kann und trotz allen Chaos sollten wir jedem Tag mit neuem Optimismus begegnen. Zumindest sollten wir versuchen, dies zu tun.

Schabbat Schalom

Mittwoch, Juni 04, 2008

Fische




B"H

Neulich erklärte ich die talmudische Story von dem Fuchs, der die Fische dazu überreden wollte, an Land zu ziehen, weil sie dann kein Fischer finden täte und sie somit am Leben bleiben.
Und um den nachfolgenden Text zu verstehen, sollte nochmals die Erzählung aus dem Traktat Berachot nachgelesen werden:

DER FUCHS UND DIE FISCHE


Im Talmud Traktat Uktzin (Mischna 8) finden wir einen interessanten Hinweis zu eben jener talmudischen Story aus dem Talmud Traktat Berachot.

Bei Fischen sollte man immer davon ausgehen, dass sie nie unkoscher (trefe) werden können. Sobald es sich um einen koscheren Fisch (mit Flossen und Schuppen) handelt und dieser gefangen wird, bliebt er dennoch koscher. Er stirbt einfach, ohne das man auf andere Kaschrut (Koscher) - Merkmale achten muß. Wird dagegen ein Huhn oder eine Kuh geschächtet, so müssen verschiedene Innereien wie die Lungen untersucht werden. In diversen Organen dürfen keinerlei Risse, Löcher oder Verfärbungen, die auf eine Krankheit hindeuten, enthalten sein (siehe Talmud Traktat Chullin). Dann wird auch ein halachisch einwandfrei geschächtetes Tier unkoscher. Bei einem koscheren Fisch ist das anders. Er wird gefangen, stirbt und kein einziges Organ wird untersucht. Sogar sein Blut ist zum Genuß freigegeben und muß nicht erst umständlich entfernt werden.

Im Talmud Ukzin, Mischna 8, wird die interessante Frage aufgeworfen, wann denn ein Fisch unrein werden kann. Die talmudischen Rabbiner geben darauf brilliante Antworten, die es wert sind, Erwähnung zu finden:

1. Beit Schammai (das Haus Schammai) sagt: "Nachdem die Fische gefangen wurden, sind sie unrein".

2. Beit Hillel (das Haus Hillel) sagt: "Erst nach ihrem Tode werden sie unrein".

3. Rabbi Akiva sagt: "Es kommt darauf an, ob sie immer noch lebensfähig sind. Wie ein Ast, welcher vom Baum abgerissen wurde, doch immer noch etwas am Stamm befestigt ist".

Kommentatoren beziehen diese Mischna nicht unbedingt auf ihren wörtlichen Inhalt, sondern sehen die Aussagen als Metaphern:

Zu 1: Nachdem ein Jude (Fisch) von Missionaren einer anderen Religion eingefangen wurde, ist er unrein.

Zu 2: Erst nachdem der Jude (Fisch) zu einer anderen Religion konvertiert (tot ist) ist, wird er unrein.

Zu 3: Ein Jude kann zwar zu einer anderen Religion missioniert worden sein, doch solange noch die Hoffnung besteht, dass er zum Judentum zurückfindet, ist er nicht unrein.

Die innere Bedeutung von Schavuot (Erhalt der Thora)

B"H

Heute ist Rosh Chodesh Sivan, der Beginn des jüd. Monat Sivan, was uns gleichzeitig daran erinnert, dass Schavuot bzw. der Tag des Erhaltes der Thora nicht mehr weit ist. Aus diesem Grund schreibe ich in diesen Tagen einige Erklärungen zu Schavuot und zusätzlich auch über die Veranstaltungen zum Fest in Jerusalem. Gerade Jerusalem nimmt an Schavuot ein wichtiges Spektrum ein, denn alles wird sich am Montag morgen zur Klagemauer (Kotel), zum Morgengebet Schacharit, aufmachen.

Sonntag abend beginnt Schavuot, welches wir in Israel nur einen Tag lang feiern (bis Montag Abend). Im Ausland dagegen werden zwei Tage eingehalten.

Am 6. des jüdischen Monats Sivan erhielten die Israeliten am Berg Sinai von G - tt die Thora. In der Thora werden wir von G - tt mehrere Male darauf hingewiesen, dass sie für alle Ewigkeiten gültig sein und durch nichts anderes ersetzt werden wird. Für G - tt und die Thora existiert keine Zeit (siehe das chassidische Buch "Bnei Yissachar"). Beide sind zeitlos und unabhänging von ihr, im Gegensatz zu uns. Nach dem Vorfall mit Eva und Adam im Paradies (Gan Eden) änderte G - tt den menschlichen DNA und machte uns zeitabhängig und somit sterblich.

Was ist aber heute mit uns, die nicht beim Empfang der Thora am Berg Sinai live dabei waren ? Wie verhalten wir uns an jenem Feiertag ?

Zuerst einmal gibt es im Judentum das Konzept, dass alle jüdischen Seelen, die jemals erschaffen wurden und in Zukunft erschaffen werden, am Berg Sinai anwesend waren. Wir alle haben dort die Thora empfangen, auch die Konvertiten zum Judentum. Bevor die Thora an das jüdische Volk gegeben wurde, fragte G - tt alle anderen Völker, ob sie nicht die Thora haben wollen, doch die Völker lehnten ab, denn lt. Thora ist es verboten zu morden, zu stehlen, die Ehe zu brechen etc. Jene Angewohnheiten wollten die Völker nicht aufgeben (siehe Midrasch). Einzig und allein die Juden (Israeliten) sagten: "Na'aseh ve Nishma - Wir werden tun und hören". Die Juden waren von Anfang an bereit, die Thora einzuhalten ohne die genauen Bedingungen zu kennen (Midrasch).

Der Vilna Gaon kommentiert, dass G - tt nur die Oberhäupter der anderen Völker befragte und diese ablehnten. Innerhalb der Völker gab es dennoch einfache Leute, welche die Thora gerne empfangen haetten. Laut dem Vilna Gaon sind diese Seelen die heutigen Konvertiten zum Judentum.

Wie bereiten wir uns am besten auf Shavuot vor ?

Zuerst einmal sollten wir die Thora verinnerlichen und nicht davon ausgehen, dass es sich um irgendein Buch aus der Antike handelt, welches mir heutzutage nichts mehr zu sagen hat. Rabbi Meir Weiner sagte bei einem Schiur (relig. Vortrag), dass jeder einzelne die Thora so sehen muß als ob sie zu ihm spreche. Nur zu ihm selbst. Diese Auffassung macht es uns vielleicht leichter die Bedeutung des Shavuot in unserer Zeit zu verstehen. Jeder sollte sich spirituell auf Schavuot vorbereiten, denn es handelt sich um einen Feiertag, an dem wir sehr hohe spirituelle Level erreichen können. Weiterhin stellt Schavuot einen Chizuk, eine seelische Stärkung, für alle Generationen dar (siehe "Kuntres Dibrot Kodesh" der chassidischen Gruppe Toldot Avraham Yitzchak).

Für alle nachfolgenden Generationen (nach Moshe) besteht auf alle Ewigkeiten die Mitzwa des Thorastudiums (Bnei Yissachar). Im Judentum haben wir unterschiedliche Konzepte darüber, wie wir die Thora lernen. Angefangen vom Peschat, welches ein "oberflächliches" Lernen ohne tiefere Ergründung darstellt. Aber die Thora ist viel mehr als wir aus dem eigentlichen Text herauslesen. Unsere Aufgabe ist die tiefe Ergründung der Thora einschließlich ihrer Halachot (halachische Gesetze).

Während des Morgengebetes (Schacharit) an Schavuot (Montag früh) werden drei zusätzliche Lesungen eingefügt: Die Zehn Gebote, die wir stehend hören, das berühmte Gebet AKDAMOT von Rabbi Meir ben Yitzchak (11. Jahrh.) und die Megillat Ruth, das Buch Ruth.

Bei "Akdamot" handelt es sich um eine liturgische Poesie, die uns von G - ttes Erschaffung der Erde bis hin zur kommenden Welt (Olam HaBah) führt. Die Verse sind alphabetisch geordnet (nach dem hebrä. Alphabet) und geantwortet wird nach dem Satz mit dem Wort TA תא, welches aus den Buchstaben Tav ת und Aleph א besteht. Aleph א ist der erste und das Tav ת der letzte Buchstabe des hebräischen Alphabetes. Das Wort TA תא beinhaltet demnach die gesamte Thora mit all ihren Buchstaben und zeigt uns auf, dass das Thorastudium unendlich ist.

Das Buch Ruth wurde vom Propheten Samuel verfaßt (Talmud Bava Batra 14b sowie der Kommentator Raschi). Warum lesen wir ausgerechnet das Buch Ruth (Megillat Ruth) an Schavuot ?

Ruth war eine Vorfahrin König Davids und dieser wurde an Schavuot geboren und er verstarb an Schavuot. Es heißt, dass nur Zaddikim (Gerechte) an ihrem Geburtstag sterben.

Da wir mit Ruth eine der wichtigsten Konvertitinen zum Judentum haben, ist Schavuot gleichzeitig ein Tag der Konvertiten. Zeit seines Lebens wurde König David von vielen Leuten ausgelacht und verspottet, war er doch ein Nachfahre einer Moabiterin und keiner geborenen Jüdin.

Wir erinnern uns: Die Moabiter und die Ammoniter (heute Jordanien) gehen aus der fatalen Beziehung mit Lot und seinen beiden Töchtern hervor. Vor der Zerstörung Sodom und Gomorrhas flüchtete Lot mit seinen Töchtern, Lot betrank sich und hatte ein Verhältnis mit beiden Töchtern. Jede von ihnen bekam einen Sohn, von denen der eine Ammon und der andere Moav hieß.

Unserer mündlichen Gesetzesüberlieferung (der Mischna im Talmud – mündliche Gesetzesüberlieferung G- ttes an Moshe am Berg Sinai) zufolge, dürfen Juden keine männlichen Nachfahren der Ammoniter bzw. der Moabiter heiraten. Weibliche Nachfahren dagegen sind erlaubt (Talmud Yevamot 76b). Demzufolge gab es für die Juden keinen Grund König David als Bastard zu bezeichnen, denn für seinen Vorfahren Boaz war es gesetzlich in Ordnung, Ruth zu ehelichen. Dennoch litt König David Zeit seines Lebens unter dem Spott "kein richtiger Jude zu sein" und würde er heutzutage zum Rabbanut (Oberrabbinat) gehen, könnte es ihm durchaus passieren, hinausgeschmissen zu werden.

Aber eben aus jeder Beziehung von Ruth der Moabiterin und Boaz sehen wir, dass beide die Vorfahren des Meshiach sind. Hätten wir nicht eher angenommen, dass der Meshiach aus einer perfekten Verbindung kommen sollte ? Vielleicht ist es notwendig, dass auch ein Meshiach einige Leichen im Keller haben sollte, was ihn nur allzu menschlich macht.

Aber nicht nur König David starb an Schavuot, sondern auch der Begründer des Chassidismus, der große Baal Shem Tov. Dieser starb in der Nacht an Schavuot und viele chassidische Gemeinden feiern seine Yahrzeit (Todestag) mit speziellen Events. In der Chassidut überhaupt wird in der Nacht an Schavuot sehr großer Wert auf Tikkunim gelegt, Gebete, mit denen wir unsere Seelen (Neschamot) auf höhere Level bringen.

Weltweit werden Tausende von Juden die Nacht durchlernen. Vor allem in Jerusalem ist es ein beliebter Brauch, von Vortrag zu Vortrag zu gehen. Fast alle Synagogen oder relig. Programme bieten Vorträge aller Art an. Überwiegend mit dem Thema des Empfangs der Thora am Sinai und dessen heutige Bedeutung.

Seitenweise veröffentlichen die Tageszeitungen Listen mit Adressen, bei denen man lernen kann. Die Vorträge sind kostenlos und es werden Erfrischungen gereicht. Morgens gegen 4.00 Uhr machen sich die meisten Jerusalemer auf den Weg zur Klagemauer (Kotel). Es ist jedes Jahr ein herrliches Schauspiel wenn mitten im Morgengebet die glutrote Sonne über dem Tempelberg aufgeht.

Vorab schon einmal: Chag Sameach - einen schönen Feiertage !!!!


Weitere Erläuterungen zum Fest folgen noch !!!

Dienstag, Juni 03, 2008

Rosh Chodesh Sivan - Beginn des jüdischen Monat Sivan

B"H

Heute Abend beginnt der neue jüdische Monat Sivan (Rosh Chodesh Sivan). Den ganzen morgigen Tag über feiern wir Rosh Chodesh Sivan und dadurch ergeben sich einige Veränderungen (Zusätze) in den täglichen Gebeten. So fügen wir, u.a., im Birkat HaMazon (Blessing after the Meal - Nach dem Brotessen) das "Yaale Ve'Yavo" sowie den Segen für Rosh Chodesh ein.

Jeder neue jüdische Monat steht gleichzeitig auch für einen Neubeginn in unserem Leben. Jeden Monat, ja, sogar täglich, haben wir die Möglichkeit, unser Leben zum Positiven zu verändern.

Vor allem der Sivan repräsentiert einen Neubeginn, bekamen wir doch in dem Monat die Thora am Berg Sinai. Die Israeliten bekamen die Thora am Shabbat (Talmud Shabbat 88) und begannen somit ihr Leben völlig neu.

Das kabbalistische Buch "Sefer Yetzirah" (The Book of Creation) lehrt, dass jeder jüdische Monat einen Buchstaben, ein menschliches Organ, ein Sternzeichen, einen israelitischen Stamm und einen Sinn repräsentiert.

Der Buchstabe des Sivan ist das Zain ז . Im Hebräischen steht jeder Buchstabe gleichzeitig auch für eine Zahl und Zain ז steht für die Zahl 7.
Im Judentum bedeutet die Sieben immer eine Vollständigkeit. Heißt, etwas ist vollkommen. G - tt erschuf die Welt in sechs Tagen und am siebten Tage ruhte Er. Die Erschaffung war demnach am siebten Tage komplett. Die Sieben des Buchstaben Zain drückt die Vollständigkeit aus, denn die Juden waren 49 Tage nach dem Auszug aus Ägypten würdig, die Thora zu erhalten. Genauso wie der Erschaffungsprozeß komplett war, so waren dies die Juden mit dem Erhalt der Thora.

Der israelitische Stamm des Sivan ist der Stamm Zevulon. Die Mitglieder Zevulons waren erfolgreiche Geschäftsleute und mit ihrem erwirtschafteten Gewinn versorgten sie den Stamm Yissachar. Zwischen beiden Stämmen bestand diese besondere Verbindung: Yissachar lernt Thora und Zevulon kümmert sich um die Geschäfte und versorgt finanziell Yissachar.

Auch heute finden wir genügend Beispiele fuer solch ein Vorgehen. Wenn ein Geschäftsmann nicht viel Zeit zum Thoralernen aufbringen kann, er jedoch Geld an religiöse Lehrinstitute (u.a. Yeshivot) spendet, dann wird ihm das genauso angerechnet als habe er selbst Thora gelernt.

Das menschliche Organ des Sivan ist der linke Fuß und der Sinn ist das Gehen. Das Gehen drückt Fortschritt und Dynamik aus. Wir bewegen uns in eine andere Richtung fort, nämlich in die der Thora.

Das Sternzeichen sind die Zwillinge, die wiederum symbolisch für Moshe und Aharon stehen.

Der Feiertag des Sivan ist natürlich Sсhavuot (der Erhalt der Thora). Shavuot begehen wir am 6. Sivan, welcher in diesem Jahr auf den 9. Juni fällt.

Chodesh Tov - Eine guten, erfolgreichen und gesunden Monat Sivan !!!!

Kommentar zu den Druckman - Konversionen

B"H

An Danny

Du hattest mir einen Kommentar bezüglich der Druckman - Konversionen gesandt und ich denke, dass dies vielleicht alle interessiert. Ich gehe auf Deine Meinungen in diesem Text ein und hoffe, nichts übersehen zu haben.

R. Chaim Druckman wurde vor ein paar Tagen offiziell gekündigt und derweil wird ein Nachfolger gesucht. Unterdessen reißt jedoch der Streit um die vorherigen Druckman - Konversionen nicht ab, denn unzählige Te'udot Giur (Konversionszertifikate) sollen aberkannt werden. Was das genau für Auswirkungen hat, kann sich noch niemand so richtig vorstellen. Die Presse berichtet von konvertierten Russen, die aus Protest wieder in ihre Heimat zurückziehen wollen.

Nun kann man, wie Du richtig sagst, der Meinung sein:
"Ich bin bei Druckman konvertiert und lebe religiös. Welchen Einfluß also sollen die Reibereien des israelischen Oberrabbinates auf mich haben ?"

Und ich muß hier sicherlich ganz gewaltig zwischen Israel und der Diaspora unterscheiden. Ganz klar wird der "Skandal" in Israel wesentlich intensiver angegangen als im Ausland. Ausländische Druckman - Konvertiten sind weniger betroffen, denn wer, z.B., jetzt in einer deutschen Gemeinde lebt, wird kaum gefragt werden, ob er bei Druckman konvertierte oder woanders. Man hat einen orthodoxen Giur hinter sich und das war es.

In Israel ist dies, wie könnte es anders sein, völlig anders, denn in unserem Land spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Da sind zum einen die unterschiedlichen Richtungen in der Orthodoxie. Sprich, die Nationalrelig. und die Haredim (Ultra - Orthod.) aller Art. R. Druckman machte nationalrelig. Konversionen und damit allein haben die Haredim schon ein Problem. Unter anderem spielen dabei auch politische Gründe mit, denn jede der beiden Richtungen meint wichtiger zu sein als die andere. Viele Israelis sehen das Druckman - Problem als ein einziges Politikum zwischen den Nationalrelig. und dem obersten litvisch - haredischen Rabbiner Eliyashiv. Es geht also einmal wieder um Macht.

Andererseits sehen die Haredim nationalrelig. Konversionen als zu lax an. Überwiegend aus gutem Grund, denn man schaue sich nur die Mehrheit der nationalrelig. Konvertiten nach dem Giur an. Diese Tatsache ist in Israel allgemein bekannt. Die Haredim betrachten also ihre eigenen Programme und Konversionen als ernsthafter und auch hier zeigt sich, dass mehr haredische Konvertiten nach dem Giur ein relig. Leben führen als ihre nationalrelig. Kollegen. Ich kenne sehr viele Fälle, welche diese Regel bestätigen. Ehrlich gesagt ist mir bisher nur ein einziger haredischer Konvertit begegnet, der nach dem Giur nicht mehr besonders orthodox lebt.

Ich stimme Dir vollkommen zu, dass jeder einzelne Konvertit sich sein Leben aufbauen und den Mitmenschen zeigen muß, ob er zurecht oder zu unrecht konvertierte. Druckman - Papiere oder nicht, es kommt auf jeden einzelnen an und wenn jemand aus dem Druckman - Beit Din relig. lebt, dann sehe ich kein Problem, diesen auch weiterhin als Juden anzuerkennen. Andererseits haben wir in Israel die Politik, dass alles halt nur vom Papier abhängt und wer, z.B., heiraten will und ein eher schlechteres Zertifikat hat als andere, bekommt Probleme.

Ich gebe Dir ein Beispiel:
Die Konversionsyeshiva Nachalat Zvi in Jerusalem verfügt aus vielerlei Gründen über keinen besonderen Ruf. Bei den Haredim gleich gar nicht und das Rabbanut (Oberrabbinat) Jerusalem zickt ebenso. Einige Male vernahm ich von Nachalat Zvi Leuten, dass als sie heiraten wollten und beim Rabbanut in der HaChavazelet Street vorsprachen, sie alles andere als zuvorkommend behandelt worden sind. Teilweise wurden ihre Heiratsbewilligungen lange hinausgezögert. Wobei es hier auch wieder Unterschiede gibt, denn es kommt dem israel. Rabbanut darauf an, wen ein Konvertit heiratet. Heiratet er einen Israeli, einen gebürtigen Juden aus dem Ausland oder einen anderen Konvertiten. Im letzteren Fall gibt es selten Komplikationen, denn die Ehe zwischen zwei Konvertiten ist dem Rabbanut nicht so wichtig als wenn ein Konvertit nun die Tocher eines Cohen heiratet.

Im Ausland mag es also etwas legerer bei der Anerkennung zugehen. Aber auch in Israel tappt nicht jeder durch die Gegend und verkündet, wo er konvertiert ist. Allerdings geht es auf Ämtern und dem Rabbanut (Hochzeiten, Scheidungen, Beerdigungen, Geburten) wieder ganz anders zu, denn vor allem im Rabbanut sieht man sofort im PC, wer wo konvertierte. Vor allem das Beit Din ist dabei wichtig.

Mittlerweile steige ich durch den israelischen Konversionswust nicht mehr durch. Zum Beispiel wird jetzt ausschließlich von einem Kommittee des Innenministeriums entschieden, wer eine Bewilligung erhält, sich in einem Konversionskurs einschreiben zu dürfen. Ohne diese Bewilligung nimmt einen kein Kurs mehr auf. Und in diesem Kommittee sitzen säkulere Angestellte des Innenministeriums. Böse Zungen behaupten, dass Olmert dieses Verfahren einführte, weil er weniger Religiöse im Land haben will. Sprich weniger Leute, die gegen ihn stimmen.

Auch entscheidet dieses Kommittee im Nachhinein, wer zu einem Beit Dir darf und wer nicht. Ob das gleiche Verfahren auf die Haredim zutrifft, ist mir unbekannt. Ganz aktuell sehe ich den Fall einer Bekannten und dort wird mächtiger Zoff anstehen, denn sie konvertierte ohne diese Bewilligung. Der Fall ist kompliziert und falls sie es mir irgendwann erlaubt, darüber zu berichten, werde ich dies tun.

Insgesamt geht es in Israel nicht nur um Mitzwot, sondern auch um Politik. Dabei um die Vormachtstellung des Rabbanutes, der Haredim, der Nationalrelig. sowie den Regierungsbehörden. Mit G - tt und Mitzwot hat das nichts mehr zu tun und es ist traurig, dass keiner eine Lösung finden kann, die allen akzeptabel erscheint.

Offiziell werden die Druckman - Konversionen in Israel aberkannt und die Europ. Rabbinerkonferenz will das gleiche tun. Die Frage, was aus dem Konvertiten wird, stellt sich keiner.
"Tja, Pech gehabt", so heißt es da lapidar.

Um allen Überraschungen vorzubeugen, empfehle ich heute immer haredische Konversionen. Aber die sind auch nicht immer so astrein, dass sie vom Innenministerium anerkannt werden und zur Aliyah berechtigen. Nicht der Religiösität wegen, sondern geht es auch hier wieder um Politik. Und Olmert steht gerade auf der Kippe. Was kommt nach ihm ? Wird als wieder einfacher zugehen oder nicht ? Schuld ist aber sicherlich auf der Konvertitenstrom, der nicht abreissen will.

Wenn ein Konvertit mit seinem Leben zufrieden ist, relig. lebt und niemand sich weiter um sein Zertifikat schert, warum nicht ?
Aber Tatsache bleibt, dass es in der Diaspora einfacher ist als in Israel, wo einen der Giur bis zum Lebensende verfolgt.

Montag, Juni 02, 2008

Die Nationalreligiösen trumpfen auf

B"H

Und wieder einmal stand der heutige "Yom Yerushalaim" ganz im Zeichen der Nationalreligiösen; den religiösen Zionisten. Fahneschwenkend parodierten sie durch die Innenstadt bis hin zur Kotel (Klagemauer).

Mit einer Freundin nahm ich an den Feierlichkeiten teil, von denen ich morgen mehr berichten werden. Heute bin ich leider nicht mehr dazu gekommen.

Sonntag, Juni 01, 2008

Das "Schema Israel Gebet" vor dem Zubettgehen

B"H

Normalerweise beten Juden das "Schema Israel - Gebet" zweimal täglich. Am Morgen beim Schacharit und am Abend beim Maariv. Danach gibt es jedoch noch ein drittes Mal, nämlich das "Bettzeit - Schema". vor dem Zubettgehen.

Vor diesem "Bettzeit - Schema" werden zwei Segen gesprochen; in einem davon vergebe ich denjenigen, die mir tagsüber ein Leid oder Ähnliches zugefügt haben. Zugegeben, manchmal lasse ich gerade diesen Vers aus, denn nicht immer bin ich schon am gleichen Abend bereit, solchen Leuten zu vergeben. Sagen wir, dass dieser Akt ein hoher Level ist, auf dem ich mich anscheinend noch nicht befinde. Natürlich könnte ich jetzt den Segen sagen, a la vergeben und so, mit den Hintergedanken im Kopf, dass, ich das jetzt zwar sage, richtig meinen tue ich dies jedoch nicht. Aber da ich das Gebet wenigstens ernst nehmen will, lasse ich den Vers aus besagten Gründen manchmal aus. Mit einem Rabbi oder jemand anderem habe ich darüber noch niemals gesprochen, kann mir aber vorstellen, dass das Auslassen halachisch nicht unbedingt praktikabel ist. Vielleicht sollte ich mich einmal um eine ausreichende Antwort diesbezüglich bemühen.

Das "Bettzeit - Schema" wird überaus ernst genommen und es besteht, wie angedeutet, nicht nur aus dem "Schema Israel", sondern auch aus zusätzlichen Psalmen und Versen. In jedem Sidur (Gebetbuch) ist es zu finden und es bestehen sogar verschiedene Halachot (jüd. Gesetze) hierfür. Unter anderem sollte man es zwar im Bett oder kurz vor dem Zubettgehen sagen, doch nicht im Liegen, sondern wenigstens im Sitzen. Danach sollte derjenige nicht mehr reden, sondern sich schlafen legen.

In einem der ersten Verse vor dem eigentlichen "Schema" geht es darum G - tt zu bitten, alles Böse von einem während der Nacht fernzuhalten. Zum Beispiel Alpträume. Im Talmud Traktat Berachot heißt es dazu in der Gemara (rabbinische Diskussionen), dass jemand der das "Bettzeit - Schema" betet, betrachtet wird als halte er ein Schwert mit doppelter Klinge in der Hand, um damit alles Böse fernzuhalten. Mit G - tt ist er sozusagen doppelt abgesichert (siehe auch Psalm 149:6).

Im Judentum reden wir von verschiedenartigen Dämonen sowie unserer individuellen schlechten Seite (Yetzer HaRah) in einem jeden von uns. Oftmals viel zu leicht lassen wir uns zu negativen Taten und Gedanken verführen und durch unsere Gebete bitten wir G - tt, uns zu stärken und auch einmal fähig zu sein, "Nein" zu sagen. Dämonen sind im Judentum nicht irgendwelche kleinen Teufelchen aus Horrorfilmen, sondern meine eigene negative Veranlagung. Schon Adam (HaRishon - der erste Mensch) war ihnen gefolgt wie in Talmud Eruvin ausführlichst beschrieben.

Das "Bettzeit - Schema" sollte also nicht nur schnell im Halbschlaf dahingesagt werden, denn es hat eine überaus wichtige Funktion. Nun, man kann sagen, Dämonen, schlechte Eigenschaften und dergleichen, so ein Quatsch. Alles Aberglaube und was soll ich damit ? Es geht hier auch nicht um Monster, die so daherkommen und niemand sollte in Panik verfallen. Dennoch, wer sich mit dem Talmud sowie der Kabbalah beschäftigt, muß des Öfteren mit solchen Konzepten rechnen, die jedoch wieder einmal mehr auf Metaphern basieren.

Persönlich jedenfalls geht es mir nach dem "Bettzeit - Schema" viele Male einfach besser. Ob ich den extra Vers sage oder nicht, an Dämonen denke ich dabei nicht. Vielleicht sollte man einfach nur auf dem Teppich bleiben und die Notwendigkeit des Gebetes sehen.