Montag, Mai 28, 2007

Kleines Glossary

B"H

Nationalreligioese tragen ganz normale Kleidung sowie eine farbige gehaekelte Kipa auf dem Kopf. Sie sind zionistisch und gehen zur Armee.
Ihre zionistische Lehre basiert ueberwiegend auf den Schriften des Rabbi Avraham Yitzchak HaKohen Kook (Kuk), des ersten ashkenazischen Oberrabbiners Israels. Die Liebe zum Land Israel und die damit verbundenen Mitzwot (Gesetze) sind ihnen aeusserst wichtig.

Viele kennen die Nationalreligioesen aus dem TV nur als die Siedler, was richtig und falsch zugleich ist. Richtig deshalb, weil es viele nationalreligioese Siedlungen gibt und falsch, weil es genauso haredische Siedlungen.
Die Haredim (ultra - orthod.) schauen nicht selten auf sie herab, denn in ihren Augen sind sie nicht religioes genug und tragen ihre gehaekelte Kipa nur zum Schein.

In der Knesset sind die Nationalreligioesen durch die Partei Mavdal - National Religious Party - vertreten. Geistiges Oberhaupt der Partei ist der ehemalige sephardische Oberrabbiner Rabbi Mordechai Eliyahu. In der Knesset kommen sie insgesamt auf acht Sitze.

Chardal ist eine Abkuerzung fuer Haredi Leumi. Ein Chardalnik ist nationalreligioes, aber vielleicht ein bisschen mehr als normal. Jedenfalls sieht er sich so. Aeusserlich gleicht er oftmals einem Haredi mit seiner schwarzen Hose und einem weissen Hemd, doch seine Kipa gleicht jener der regulaeren Nationalreligioesen. Genauso wie sie ist er zionistisch und geht zur Armee.

Die Haredim unterteilen sich in zwei grosse Gruppen: Die litvishen Haredim auch Litvak oder Lita'im genannt und die Chassidim.

Beide Gruppe tragen ausschliesslich schwarze Hosen und weisse Hemden. Aeusserlich unterscheiden sie sich voneinander nur durch ihre Jacken bzw. Maentel. Innerlich jedoch sind sie grundwegs verschieden.

Die litvishen Juden sehen sich als die originalen Juden. Sie achten auf die Einhaltung der Halacha (juedische Gesetzgebung), beten wie vorgeschrieben puenktlich und lernen Mussar (juedische Ethik).

Die Chassidim folgen der Lehre des Begruenders des Chassidismus (der Chassidut), dem Baal Shem Tov, der von ca. 1698 – 1760 lebte. Litvishe Juden beten und halten die Halachot ein, weil es so geschrieben steht. Der Baal Shem Tov dagegen sagte, dass das Judentum aus Freude G – tt zu dienen besteht. Gebete sollen dementsprechend gesagt werden. Mit Freude und Konzentration (Kavanah), und nicht einfach so, weil der Zeitpunkt zum beten gekommen ist. Nichts sollte zur Routine werden. Genauso sollen Halachot mit Freude erfuellt werden. G – tt ist nicht unerreichbar weit weg, sondern er befindet sich ueberall; in allen Dingen und in jedem Menschen und ist daher immer allgegenwaertig.
Die Ideen des Baal Shem Tov waren nicht neu, denn sie existierten schon seit vielen Jahrhunderten. Schon im fruehesten Mittelalter gab es Chassidim und spaeter sah man im Maharal von Prag einen der ersten Chassidim. Der Baal Shem Tov machte diese Ideen erst wieder richtig populaer.

Sein Nachfolger, Rabbi Dov Baer aus Mezritch (der Maggid), sammelte viele ehemalige Schueler seines Vorgaengers um sich und sorgte fuer eine flaechenweite Ausbreitung der Chassidut. Ebenso spielte das Thema des Zaddik (Gerechten) eine immer groessere Rolle. Chassidim sollten ihrem gerechten Rebbe folgen.

Die Schueler des Maggid wiederum wurden spaeter zu beruehmten chassidischen Rabbinern und liessen sich in anderen Staedten nieder. Deren Schueler taten das gleiche und so kam es allmaehlich zur Gruendung der chassidischen Dynastien, welche die Namen der ehemaligen Orte tragen. Fast alle, ausser der Dushinsky – Dynastie, die den Namen ihres Gruenders traegt und kein Ortsname ist.

Was die litvishen Haredim unter dem Gaon von Vilna an dem aufkommenden Chassidismus kritisierten war, dass sie glaubten, die Chassidim wuerden sich nicht mehr streng an die Halachot (jued. Glaubensgesetz) halten. Diese Missinterpretation hat sich leider bis heute aufrechterhalten. Genauso, dass Chassidim uebermaessig trinken wuerden. Vor allem bei den am Shabbat stattfindenen Tischen der chassidischen Rebbes. Dem kann ich nur entgegenhalten, dass Chassidim ein Glas Wein etc. als LeChaim bezeichnen und diesen u.a. als eine Art Trennung zwischen verschiedenen Essengerichten ansehen. Keiner liegt nachher unter dem Tisch.

Weitere Kritik kam auf als die Chassidim ihr eigenes Sidur (Gebetbuch) einfuehrten. Es handelt sich hierbei um die NUSSACH SEFARAD und beinhaltet ebenso die Kavanot des Arizal (Rabbi Yitzchak Luria) und anderer kabbalistische Rabbiner. Chassidim beten grundsaetzlich spaeter, haben jedoch ein viel intensiveres Gebet als andere. Schon allein aufgrund der Kavanah (Konzentration), die durch bestimmte Praktiken erreicht wird. Dementsprechend dauern auch die Gebete laenger und im Sommer wird zum Shabbatbeginn bei Chassidim kaum vor 21.30 Uhr gegessen.

Dadurch, dass die chassidische Bewegung kurz nach der Tragoedie des Shabtai Zvi und seiner messianischen Ideen aufkam, stiessen die Chassidim bei den Litvishen nur auf Ablehnung. Die Letzteren dachten, es handele sich um eine neu aufkommenden juedische Sekte, die Shabtai Zvi ins Verderben folge.

Warum hatte die Chassidut von Beginn an so grossen Erfolg ?
Fuer bestimmte Vorgaenge im Judentum muessen wir immer die jeweiligen historischen Ereignisse betrachten. In den Jahren 1648 – 1649 fanden in der westlichen Ukraine die Chmielnitzki – Massaker statt, in denen 300 jued. Gemeinden vernichtet wurden und 200.000 Juden umkamen. Wenn wir den Lauf der Geschichte der Juden im Mittelalter und die der russ. Pogrome verfolgen, dann taten sich jedesmal neue Ideen auf, die den Menschen Mut geben sollten. Vor allem die messianische Idee war immer allgegenwaertig. Viele der fruehen chassidischen Rabbiner versuchten den Meschiach eher als erwartet zu bringen. Dabei spielte vor allem der "Seher von Lublin" (HaChozeh) eine ganz zentrale und tragische Rolle. Aber dazu mehr in einem spaeteren Beitrag.

Ob heutzutage die Litvishen oder die Chassidim eine groessere Rolle spielen ist unklar. Tatsache ist, dass es bis heute viele Meinungsverschiedenheiten, Ablehnungen und sarkastische Witze uebereinander auf beiden Seiten gibt. Richtig hochgespielt wurde das Thema vor mehr als 25 Jahren als der Lubawitscher Rebbe einen handfesten Streit mit dem litvishen Rabbi Schach aus Bnei Brak (bei Tel Aviv) hatte.

Beide Gruppen haben ihre eigenen Gemeinde, Stadtteile und Yeshivot (relig. Schulen). Die bekanntesten israelischen litvishen Yeshivot sind die Hebron – Yeshiva und MIR (beide in Jerusalem) sowie Yeshivat Ponibezh in Bnei Brak.
Jede chassidische Gruppe hat ihre eigenen Yeshivot und somit gelten dort die ueblichen Gruppenregeln.

Beide Gruppen sind durch die Yahadut HaTorah – Partei in der Knesset vertreten (mit 5 Sitzen). Allerdings trifft dies nur auf jene chassidischen Gruppen, welche sich zum Staat Israel bekennen wie Gur, Vishnitz und Belz. Die Mehrheit der Chassidim sind Mitglied der Edah HaCharedit, einer anti – zionistischen Organisation, und somit sind sie nicht in der Knesset vertreten.

Fuer Fans der yiddischen Sprache: Das litauische Yiddisch ist am besten zu verstehen. Es wird natuerlich von den Litvishen sowohl als auch von der chassidischen Gruppe Chabad (urspruenglich aus Weissrussland) gesprochen.
Das ungarische, polnische, ukrainische und rumaenische Yiddish der Chassidim ist dagegen wesentlich schwerer zu verstehen.

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