B"H
Niemals sollte die Religion von einer Laune abhängen. Ich kann nicht heute vollkommen religiös leben und morgen nicht. Heute habe ich halt mal eben Lust und morgen wieder nicht.
Warten wir ab, was das Übermorgen bringt.
Viele Leute konvertieren aus einer Laune heraus, ohne sich über die Folgen im Klaren zu sein. Egal, welche Religion - alles scheint einmal IN zu sein und da ist man halt dabei.
Mein eigentliches Thema sind jedoch nicht solche verantwortungslosen Fälle. Eher ist die Rede von jenen religiösen Juden, denen manchmal alles zuviel wird; zuviel Druck von der relig. Umwelt und / oder zuviel Druck bzw. Erwartungen von sich selbst - an sich selbst.
Ist es möglich, eine Auszeit von der Religion zu nehmen und sich, wenn auch nur auf absehbare Zeit, anderen Dingen zu widmen ?
Diese Frage stelle ich mir jedesmal bewußt oder unbewußt, sobald ich Jerusalem verlassen. In Jerusalem lebend ist ein relig. Jude üblicherweise eingebunden in seine Umwelt. Je nach dem wie relig. er ist (ob Haredi - Ultra - Orthod. oder Nationalreligiös), seiner Gesellschaft kann er kaum entkommen. Wenn er noch dazu verheiratet ist, gibt es im eigenen Heim erst recht kein Entfliehen. Wie schaue denn das aus, wenn Mann oder Frau vor den Augen des Ehepartners plötzlich auf relig. Abstand macht ?
Ein wichtiges chassidisches Konzept ist es, die Mitzwot (Thoragesetze) mit Freude zu erfüllen. Die Kabbalah sieht sogar verschiedene Level bei der Mitzwoterfüllung. So wird unterschieden, ob ich die Thoragesetze nur aus Zwang (weil G - tt es mir befiehlt), aus einem Gefallen heraus, aus Gewohnheit oder aus Liebe zu G - tt erfülle; und den höchsten Level nimmt hierbei, wie könnte es anders sein, die Mitzwoterfüllung aus Liebe zu G - tt ein.
Rabbi Nachman von Breslov (1772 - 1820) sagte, dass derjenige, der heute einmal nicht besonders gut drauf ist und lieber auf alles verzichten würde, sich zur Mitwoterfüllung mit Freude zwingen soll. Wer sich zur guten Laune zwingt, dem kann es schnell passieren, dass sich seine schlechte Laune tatsächlich zum Positiven wendet.
Was aber, wenn einem wirklich einmal alles zuviel wird ? Nicht dauerhaft, sondern zeitweilig. Soll ich dann an mir herumzwingen oder lieber doch einmal Abstand gewinnen ?
Beides trifft hier zu und meiner Meinung nach kommt es auf die jeweilige Situation an. Grundsätzlich ist ein Abstand immer von Vorteil und er ist nicht automatisch gleichzusetzen mit G - tt entfliehen zu wollen. Wer an den Strand geht, kann trotzdem seine Berachot (Segen) über das Essen sagen. Und wer einmal nicht pünktlich zum Gebet geht, rutscht nicht sofort in säkulere Tiefen ab. Vielleicht wäre eine ständige Ausgewogenheit überhaupt das Allerbeste. Aber eben diese Ausgewogenheit ist in vielen relig. Bereichen, vor allem im streng chassidischen, kaum zu verwirklichen. Es gibt relig. Gesellschaften, in denen das Mitglied 24 Stunden nonstop eingebunden ist. Ausgewogenheit zwischen Yeshiva (relig. Schule) und Familie ? In der Realität nur ein Traum.
Meine persönliche Lösung mag ziemlich kontrovers klingen, aber ich denke, dass es manchmal wirklich besser ist, sich in einer kurzen Auszeit neu zu orientieren und einfach einmal in relig. Hinsicht weniger zu tun. Das Ergebnis ist, zumindest bei mir, dass man daraufhin der Mitzwoterfüllung mit neuem Elan und intensiver Freude begegnet. Es war zwischendurch wichtig, den Kopf freizubekommen, um wieder zu sich selbst und seinem eigentlichen Ziel zu finden. Es kann aber auch durchaus passieren, dass sich jemand, wie Rabbi Nachman von Breslov vorschlägt, zur Mitzwoterfüllung und zur Freude daran zwingt, nur um dies dadurch tatsächlich in die Realität umzusetzen. Dies jedoch hängt oft von der jeweiligen Situation ab und funktioniert nicht immer.
Eine Erfahrung, die mir immer wieder neu wiederfährt:
Je weiter man sich bei der Auszeit auch entfernt, ein vollständiges Entkommen ist so gut wie nie durchzusetzen. Bei zuvielen Gelegenheiten gehen mir relig. Gedanken sowie die Mitzwot durch den Kopf. Dies geschieht automatisch, ohne dass ich groß dagegen angehen kann oder will.
Donnerstag, April 10, 2008
Dienstag, April 08, 2008
Sieben verborgene Dinge
B"H
Tja, wenn wir nur alles wüßten auf dieser Welt ….
Andererseits ist es wahrscheinlich vorteilhafter, nicht alles zu wissen, was vor sich geht. Vor allem nicht das, was jeden Einzelnen persönlich betrifft. Die Gemara (rabbinische Diskussionen) im Talmud Traktat Pesachim 54b nennt sieben Dinge, die vor uns Menschen generell verborgen sind.
1. Der Tag, an dem wir sterben.
2. Der Tag, an dem mein privates Unglück sich wieder in Freude verwandelt.
3. Das Urteil des "Himmlischen Gerichtes" bezüglich der eigenen Person.
4. Niemand weiß, was der andere gerade denkt.
5. Keiner von uns ist in der Lage vorherzusagen, in welchem Beruf er am erfolgreichsten sein wird.
6. Niemand kennt die genaue Ankunft des Meschiach und die damit verbundene Wiedereinführung der Davidischen Dynastie.
7. Und keiner kennt das genaue Datum des Verschwinden allen Übels auf der Welt.
Zu 1:
Wieso kennen wir unser Sterbedatum nicht ?
Anscheinend würden wir wohl in Panik ausbrechen, je näher es rückt. In den "Pirkei Avot 2:10" heißt es jedoch, dass wir jeden Tag in unserem Leben als den letzten betrachten sollen. Und genau diese Ungewißheit sollte uns im Idealfall zur "Teschuva - Umkehr zu G - tt" bewegen. Wüßten wir hingegen unsere Sterbedatum, dann stellten wir uns vielleicht bequem einen Tag zuvor hin und kehrten eventuell zu G - tt um.
Zu 2:
Auch hier geht es wieder um Teschuva.
Unglück im Leben soll uns eigentlich dazu veranlassen, einmal über uns selbst nachzudenken und ggf. Teschuva zu betreiben. Hiermit will ich keinesfalls sagen, dass alles Unglück auf der Welt nur ausschließlich von den Menschen und deren Handlungen abhängt.
Zu 3:
Nicht jeder Mensch wird gleich von G - tt gerichtet. Zehn unterschiedliche Leute können das gleiche Vergehen begehen und bekommen doch verschiedene Strafen. So werden, zum Beispiel, Juden, welche die Gesetzte ausführlicher kennen, aber sie dennoch nicht einhalten, wesentlich härter gerichtet als derjenige, der einfach nur unwissend ist.
Zu 4:
Der Talmudkommentator Maharscha schreibt hierzu, dass sollten wir die Gedanken unserer Mitmenschen kennen, wir demnach in deren Leben einschreiten könnten und somit Frustration hervorrufen. Ebenso würde die Motivation des Mitmenschen zerstört werden.
Zu 5:
Jeder kann sich hier allein vorstellen, was passieren täte, wenn jeder die Beschäftigung kenne, mit der er reich wird. Alle rennen nur noch in wenige Berufe und alles andere bliebe auf der Strecke.
Mal ehrlich, sind wir nicht trotzdem froh, all diese Details wirklich nicht zu kennen ? Wie langweilig sehe dann wohl unser Leben aus ? Manchmal scheint unsere Suche nach besseren Lebensinhalten und positiven Veränderungen so aussichtslos. Wenn wir aber im Nachhinein alles annähern finden, erinnern wir uns jedesmal gerne an unsere eigentliche Suche. Und diese Suche war die schönste Zeit. Besser und allemal aufregender als am Schluß das Ziel zu erreichen.
Tja, wenn wir nur alles wüßten auf dieser Welt ….
Andererseits ist es wahrscheinlich vorteilhafter, nicht alles zu wissen, was vor sich geht. Vor allem nicht das, was jeden Einzelnen persönlich betrifft. Die Gemara (rabbinische Diskussionen) im Talmud Traktat Pesachim 54b nennt sieben Dinge, die vor uns Menschen generell verborgen sind.
1. Der Tag, an dem wir sterben.
2. Der Tag, an dem mein privates Unglück sich wieder in Freude verwandelt.
3. Das Urteil des "Himmlischen Gerichtes" bezüglich der eigenen Person.
4. Niemand weiß, was der andere gerade denkt.
5. Keiner von uns ist in der Lage vorherzusagen, in welchem Beruf er am erfolgreichsten sein wird.
6. Niemand kennt die genaue Ankunft des Meschiach und die damit verbundene Wiedereinführung der Davidischen Dynastie.
7. Und keiner kennt das genaue Datum des Verschwinden allen Übels auf der Welt.
Zu 1:
Wieso kennen wir unser Sterbedatum nicht ?
Anscheinend würden wir wohl in Panik ausbrechen, je näher es rückt. In den "Pirkei Avot 2:10" heißt es jedoch, dass wir jeden Tag in unserem Leben als den letzten betrachten sollen. Und genau diese Ungewißheit sollte uns im Idealfall zur "Teschuva - Umkehr zu G - tt" bewegen. Wüßten wir hingegen unsere Sterbedatum, dann stellten wir uns vielleicht bequem einen Tag zuvor hin und kehrten eventuell zu G - tt um.
Zu 2:
Auch hier geht es wieder um Teschuva.
Unglück im Leben soll uns eigentlich dazu veranlassen, einmal über uns selbst nachzudenken und ggf. Teschuva zu betreiben. Hiermit will ich keinesfalls sagen, dass alles Unglück auf der Welt nur ausschließlich von den Menschen und deren Handlungen abhängt.
Zu 3:
Nicht jeder Mensch wird gleich von G - tt gerichtet. Zehn unterschiedliche Leute können das gleiche Vergehen begehen und bekommen doch verschiedene Strafen. So werden, zum Beispiel, Juden, welche die Gesetzte ausführlicher kennen, aber sie dennoch nicht einhalten, wesentlich härter gerichtet als derjenige, der einfach nur unwissend ist.
Zu 4:
Der Talmudkommentator Maharscha schreibt hierzu, dass sollten wir die Gedanken unserer Mitmenschen kennen, wir demnach in deren Leben einschreiten könnten und somit Frustration hervorrufen. Ebenso würde die Motivation des Mitmenschen zerstört werden.
Zu 5:
Jeder kann sich hier allein vorstellen, was passieren täte, wenn jeder die Beschäftigung kenne, mit der er reich wird. Alle rennen nur noch in wenige Berufe und alles andere bliebe auf der Strecke.
Mal ehrlich, sind wir nicht trotzdem froh, all diese Details wirklich nicht zu kennen ? Wie langweilig sehe dann wohl unser Leben aus ? Manchmal scheint unsere Suche nach besseren Lebensinhalten und positiven Veränderungen so aussichtslos. Wenn wir aber im Nachhinein alles annähern finden, erinnern wir uns jedesmal gerne an unsere eigentliche Suche. Und diese Suche war die schönste Zeit. Besser und allemal aufregender als am Schluß das Ziel zu erreichen.
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Philosophie,
Talmud
Israelfreunde - Wie wertvoll sind sie wirklich ?
B"H
Israel hat es nicht leicht Verbündete zu finden. In einer Zeit, in der sich die Welt mehr und mehr den Palästinensern zuwendet und Israel gerne für jenes und alles verantwortlich gemacht zu werden scheint, wird es immer schwerer, Leute zu finden, die Pro - Israel denken. Aber nicht nur auf das "Pro - Israel - Ja oder Nein" kommt es dabei an; wenn schon, dann sollten genau jene Leute auch öffentlich zu ihrer Meinung stehen bzw. das Land selbst einmal besuchen. Allerdings muß man sich nicht ausschliesslich nur zur israelfreundlichen Szene zählen, um das Land zu bereisen. Ein einfacher Trip reicht aus um festzustellen, dass nicht immer alles so verläuft, wie es die ausländischen Medien darstellen.
Ist aber jeder Israelfreund tatsächlich ein wahrer Freund oder stecken nicht auch bei ihm verborgene eigene Absichten dahinter ?
Diese Frage stellt sich in diesen Tagen ausgerechnet der Vorsitzende der Reformjuden, Eric Yoffe. Schon vor einigen Wochen gelang es ihm doch tatsächlich, ausgerechnet uns, die orthodoxen Juden, positiv zu überraschen. Eric Yoffe beschwor wie aus dem heiteren Nichts, dass es nun für die Reformjuden wieder an der Zeit sei, den Schabbat etwas stärker einzuhalten und nicht mehr nur als konservativen Störenfaktor einzuordnen.
Und jetzt kommt Yoffe mit dem nächsten Schlag daher. Und zwar sprach er sich mehr als eindeutig gegen die israelfreundlichen christlichen Evangelisten unter der Leitung von John Hagee aus. Besonders die amerikanischen christlich - fundamentalistischen Evangelisten spenden begeistert Gelder für Israel und Hagee, der sich gerade mit 1000 seiner Anhänger auf einem Israeltrip befindet, wurde da doch gleich begeistert von unserer Außenministerin Zipi Livni empfangen. Selbstverständlich brachte er auch einen weiteren Spendenscheck in Millionenhöhe (in Dollar versteht sich) mit. John Hagee und sein fundamentalistisches Evangelistensammelsurium ("Christliche Zionisten") stehen offiziell hinter Israel und lehnen die derzeitige israel. Politik ab. Keine Zugeständnisse an die Palis und alles soll in jüdischer Hand bleiben.
Klingt doch gut, oder ?
Und dazu gibts gespendete Millionenbeträge.
Was jedoch sind die wahren Pläne der Evangelisten ?
Bekannt sind diese uns allen und wer es verpaßt haben sollte, der kann sich an die israel. Antimissionsorganisation "Yad Le'Achim" oder den "Jews for Judaism" wenden.
Fundamentalistische Christen spenden sogar Gelder an die Jewish Agency sowie Nefesh Be'Nefesh mit dem erklärten Ziel, soviele Juden wie nur möglich zur Aliyah und somit nach Israel zu bewegen. Nur geschieht dies keineswegs aus Judenfreundlichkeit, sondern aus einem christlichen eigennützigen Zweck heraus:
Die in Israel lebenden Juden sollen danach missioniert bzw. zum Christentum bekehrt werden, um so die "Zweite Ankunft" des Mr. J. C. auszulösen. (Welche zweite Ankunft, wenn er schon die erste verpatzte ?)
Intelligenten Menschen mag diese Idee absurd vorkommen. Soetwas kann doch nur in Spinnerhirnen Glauben finden.
Richtig, aber die Evangelisten meinen es damit tatsächlich ernst, selbst wenn wir darüber schmunzeln. Und Eric Yoffe stellt die korrekte Frage, ob wir Juden christliche Spendengelder bzw. angebotene Hilfe annehmen sollen. Wäre es dagegen nicht an der Zeit, uns auf unsere eigenen Stärken zu konzentrieren, welche uns Jahrtausende haben überleben lassen ? Alle christlichen Pogrome sowie die Diaspora an sich.
Leider wird heutzutage zu leicht Hilfe von außerhalb angenommen, wozu schon der einfache Vortrag eines Rabbiners in einem christlichen Gemeindehaus gehört. Wieso kümmern wir uns nicht zuerst um uns selber, anstatt Anerkennung bei anderen zu suchen ? Eine Paradoxie, zu der sich nur allzu viele Juden hinreissen lassen. Auch orthodoxe Juden. Und dann überrascht es umso mehr, wenn der Reformer Eric Yoffe starke Worte von sich gibt.
Israel hat es nicht leicht Verbündete zu finden. In einer Zeit, in der sich die Welt mehr und mehr den Palästinensern zuwendet und Israel gerne für jenes und alles verantwortlich gemacht zu werden scheint, wird es immer schwerer, Leute zu finden, die Pro - Israel denken. Aber nicht nur auf das "Pro - Israel - Ja oder Nein" kommt es dabei an; wenn schon, dann sollten genau jene Leute auch öffentlich zu ihrer Meinung stehen bzw. das Land selbst einmal besuchen. Allerdings muß man sich nicht ausschliesslich nur zur israelfreundlichen Szene zählen, um das Land zu bereisen. Ein einfacher Trip reicht aus um festzustellen, dass nicht immer alles so verläuft, wie es die ausländischen Medien darstellen.
Ist aber jeder Israelfreund tatsächlich ein wahrer Freund oder stecken nicht auch bei ihm verborgene eigene Absichten dahinter ?
Diese Frage stellt sich in diesen Tagen ausgerechnet der Vorsitzende der Reformjuden, Eric Yoffe. Schon vor einigen Wochen gelang es ihm doch tatsächlich, ausgerechnet uns, die orthodoxen Juden, positiv zu überraschen. Eric Yoffe beschwor wie aus dem heiteren Nichts, dass es nun für die Reformjuden wieder an der Zeit sei, den Schabbat etwas stärker einzuhalten und nicht mehr nur als konservativen Störenfaktor einzuordnen.
Und jetzt kommt Yoffe mit dem nächsten Schlag daher. Und zwar sprach er sich mehr als eindeutig gegen die israelfreundlichen christlichen Evangelisten unter der Leitung von John Hagee aus. Besonders die amerikanischen christlich - fundamentalistischen Evangelisten spenden begeistert Gelder für Israel und Hagee, der sich gerade mit 1000 seiner Anhänger auf einem Israeltrip befindet, wurde da doch gleich begeistert von unserer Außenministerin Zipi Livni empfangen. Selbstverständlich brachte er auch einen weiteren Spendenscheck in Millionenhöhe (in Dollar versteht sich) mit. John Hagee und sein fundamentalistisches Evangelistensammelsurium ("Christliche Zionisten") stehen offiziell hinter Israel und lehnen die derzeitige israel. Politik ab. Keine Zugeständnisse an die Palis und alles soll in jüdischer Hand bleiben.
Klingt doch gut, oder ?
Und dazu gibts gespendete Millionenbeträge.
Was jedoch sind die wahren Pläne der Evangelisten ?
Bekannt sind diese uns allen und wer es verpaßt haben sollte, der kann sich an die israel. Antimissionsorganisation "Yad Le'Achim" oder den "Jews for Judaism" wenden.
Fundamentalistische Christen spenden sogar Gelder an die Jewish Agency sowie Nefesh Be'Nefesh mit dem erklärten Ziel, soviele Juden wie nur möglich zur Aliyah und somit nach Israel zu bewegen. Nur geschieht dies keineswegs aus Judenfreundlichkeit, sondern aus einem christlichen eigennützigen Zweck heraus:
Die in Israel lebenden Juden sollen danach missioniert bzw. zum Christentum bekehrt werden, um so die "Zweite Ankunft" des Mr. J. C. auszulösen. (Welche zweite Ankunft, wenn er schon die erste verpatzte ?)
Intelligenten Menschen mag diese Idee absurd vorkommen. Soetwas kann doch nur in Spinnerhirnen Glauben finden.
Richtig, aber die Evangelisten meinen es damit tatsächlich ernst, selbst wenn wir darüber schmunzeln. Und Eric Yoffe stellt die korrekte Frage, ob wir Juden christliche Spendengelder bzw. angebotene Hilfe annehmen sollen. Wäre es dagegen nicht an der Zeit, uns auf unsere eigenen Stärken zu konzentrieren, welche uns Jahrtausende haben überleben lassen ? Alle christlichen Pogrome sowie die Diaspora an sich.
Leider wird heutzutage zu leicht Hilfe von außerhalb angenommen, wozu schon der einfache Vortrag eines Rabbiners in einem christlichen Gemeindehaus gehört. Wieso kümmern wir uns nicht zuerst um uns selber, anstatt Anerkennung bei anderen zu suchen ? Eine Paradoxie, zu der sich nur allzu viele Juden hinreissen lassen. Auch orthodoxe Juden. Und dann überrascht es umso mehr, wenn der Reformer Eric Yoffe starke Worte von sich gibt.
Sonntag, April 06, 2008
Putzfimmel
B"H
In zwei Wochen, am Abend des 19. April – Schabbatausklang Mozzaei Schabbat, beginnt für die Juden in aller Welt das siebentägige Pessach – Fest. Außerhalb Israels beträgt die Dauer des Festes acht Tage.
Die Thora verbietet uns in diesem Zeitraum jegliche Getreidespeisen zu uns zu nehmen und für denjenigen Juden, der dies dennoch tut, kündigt sie die allerhärtesten Strafen an. Kein "Chametz – Getreideprodukte" soll man an Pessach im Hause eines Juden finden.
In diesem Blog gehe ich wahrlich nicht auf alle Themen zu Pessach ein. Chabad sowie die litvische Jerusalemer Yeshiva "Aish HaTorah" sind diesbezüglich wesentlich besser bestückt und können mit jeglichen Infos dienen. Eines aber sei dennoch kurz erwähnt: Chassidim unterscheiden sich besonders an Pessach durch ihre Bräuche von litvischen sowie allen anderen Juden. Der gravierenste Unterschied mag sein, dass Chassidim weder bei der Seder noch an Pessach überhaupt grundsätzlich kein "Gebrochts" essen. Somit gibt es keine der ansonsten so traditionellen "Mazzeknödelsuppe" (Kneidlach). Da ich schon lange nur noch chassidische Bräuche einhalte, verbringe ich die Seder mit Chassidim und halte mich auch eben an jenen Brauch ohne Gebrochts auszukommen.
In den meisten jüdischen Haushalten wird dieser Tage für Pessach geputzt. Manche treiben es so wild und zerlegen eigenhändig ihren Kühlschrank, damit auch ja noch die letzte Schraube geputzt wird. Die Küche wird überhaupt mit Aluminiumfolie verhängt. Der Tisch, die Küchenanrichte sowie der Herd. Alles wird sorgfältig verklebt und hinterher kommt man sich vor wie in einem Raumschiff.
In der kommenden Woche wird auch in unsere Bäckerei die Kuchenherstellung drastisch eingeschränkt. Die Leute wollen ihr letztes Chametz (Nudeln, Bier, Brot, Kuchen, Kekse, Suppenpulver, etc.) loswerden und da wird automatisch weniger Brot gekauft. Am 18. April (Freitag) verbrennen wir gar unser restliches Chametz. Wobei ich erwähnen sollte, dass in diesem Jahr einige zusätzliche Regeln herrschen, da wir am vorherigen Schabbat noch Challah (Schabbatbrot) essen müssen.
Insbesondere in Orten mit einem hohen jüdischen Bevölkerungsanteil gibt es in den Supermärkten allerlei Chametz – Ersatz zu kaufen. So werden Kuchen und Kekse ohne Getreideinhalte angeboten (nur mit Mazzemehl) gebacken und "Koscher für Pessach". In Israel hingegen steht schon seit geraumer Zeit auf vielen Lebensmittelverpackungen "Kascher Le' Pessach – Koscher für Pessach". Selbst auf den Colaflaschen oder dem Geschirrspülmittel.
Schon lange aber ist es leider auch in Israel keine Seltenheit mehr, dass säkulere jüdische Geschäfte an den Pessachfeiertagen weiterhin Chametz (Brot, Pizza, Kuchen) vertreiben. Bestes Beispiel hierfür ist Tel Aviv. In Jerusalem findet es weniger statt, aber wer richtig nach Chametz sucht, der findet auch welches; und das nicht nur bei den Moslems in Ostjerusalem. Dort gelten die Chametzgesetze übrigens nicht.
An Pessach Chametz zu essen oder als Juden zu vertreiben gilt immer noch als verpönt. In Jerusalem vielleicht mehr als anderswo. Ich frage mich immer, wieso Juden ausgerechnet an Pessach den Drang verspüren, Chametz essen zu müssen. Ist es nicht möglich, einmal im Jahr sieben Tage lang auf etwas zu verzichten ? Und wie in jedem Jahr stellen die Stadtverwaltungen an solche Geschäftsinhaber Geldstrafen aus. Den Inhabern jedoch scheint dies egal zu sein, denn verdienen sie doch mehr als die ganze Geldstrafe wert ist.
Chassidim nehmen besonders streng mit der Putzerei vor Pessach. Fast jede Gruppe hat ihre eigenen Putztraditionen. Manche Haushalte verfügen sogar über eine extra Pessach – Küche; und dies nicht nur bei den Chassidim. Das Geschirr wird normalerweise komplett ausgetauscht und somit haben die Haushaltswarengeschäfte vor Pessach Hochkonjunktur. Aber nicht jeder muß Geld für neue Töpfe ausgeben, denn es darf munter gekaschert werden. In relig. Gebieten kann gerade jetzt Geschirr gekaschert werden, heißt man geht zu einem eigens eingerichteten Stand, wo das Geschirr in kochend heisses Wasser getaucht wird. Danach ist es "Koscher für Pessach". Hierbei wird meistens ein Unkosteneitrag verlangt.
Geschirrkaschering in Mea Shearim

Am Sederabend ist die Hausfrau meistens platt von der Putzerei und liegt schnell darnieder. Chassidische Sederabende dauern in der Regel viel länger und so werden wir auch in diesem Jahr wieder bis mindestens 2.30 Uhr früh am Tisch sitzen. Im letzten Jahr lag ich schlafend auf dem Tisch und erlebte das letzte Lied "Chad Gadiah" gar nicht mehr mit.
Wichtigester Bestandteil sind natürlich die Mazzot (ungesäuerten Brote). Es gibt sie kartonweise zu kaufen. Maschinell in Viereckform hergestellt oder handgemacht (rund). Maschinelle Mazzot sind billiger und die handgemachten dementsprechend teurer, schmecken jedoch besser. Chassidim beschränken sich vielseits nur auf die Handgemachten. Bei einer riesigen Kinderschar aber kann man im Hause auch schon einmal maschinell hergestellte Mazzot finden. Allerdings nicht die Regulären, sondern die sogenannte "Mazza Schemura". Die Herstellung Mazza Schemura wurde rabbinische besonders überwacht und von daher sind diese Mazzot um einiges teurer als die regulären.
Wir halten es so, dass es bei der Seder selbstgemachte Mazzot gibt und danach ausschließlich NUR Mazza Schemura.
Mazzot

Soweit der erste kleine Einblick in die Pessach – Praxis und die speziellen Organisationen, mit denen die Juden weltweit derzeit beschäftigt sind.
Link:
Nichtjuden bei der Pessach - Seder
Chassidische Mazzabäckerei
In zwei Wochen, am Abend des 19. April – Schabbatausklang Mozzaei Schabbat, beginnt für die Juden in aller Welt das siebentägige Pessach – Fest. Außerhalb Israels beträgt die Dauer des Festes acht Tage.
Die Thora verbietet uns in diesem Zeitraum jegliche Getreidespeisen zu uns zu nehmen und für denjenigen Juden, der dies dennoch tut, kündigt sie die allerhärtesten Strafen an. Kein "Chametz – Getreideprodukte" soll man an Pessach im Hause eines Juden finden.
In diesem Blog gehe ich wahrlich nicht auf alle Themen zu Pessach ein. Chabad sowie die litvische Jerusalemer Yeshiva "Aish HaTorah" sind diesbezüglich wesentlich besser bestückt und können mit jeglichen Infos dienen. Eines aber sei dennoch kurz erwähnt: Chassidim unterscheiden sich besonders an Pessach durch ihre Bräuche von litvischen sowie allen anderen Juden. Der gravierenste Unterschied mag sein, dass Chassidim weder bei der Seder noch an Pessach überhaupt grundsätzlich kein "Gebrochts" essen. Somit gibt es keine der ansonsten so traditionellen "Mazzeknödelsuppe" (Kneidlach). Da ich schon lange nur noch chassidische Bräuche einhalte, verbringe ich die Seder mit Chassidim und halte mich auch eben an jenen Brauch ohne Gebrochts auszukommen.
In den meisten jüdischen Haushalten wird dieser Tage für Pessach geputzt. Manche treiben es so wild und zerlegen eigenhändig ihren Kühlschrank, damit auch ja noch die letzte Schraube geputzt wird. Die Küche wird überhaupt mit Aluminiumfolie verhängt. Der Tisch, die Küchenanrichte sowie der Herd. Alles wird sorgfältig verklebt und hinterher kommt man sich vor wie in einem Raumschiff.
In der kommenden Woche wird auch in unsere Bäckerei die Kuchenherstellung drastisch eingeschränkt. Die Leute wollen ihr letztes Chametz (Nudeln, Bier, Brot, Kuchen, Kekse, Suppenpulver, etc.) loswerden und da wird automatisch weniger Brot gekauft. Am 18. April (Freitag) verbrennen wir gar unser restliches Chametz. Wobei ich erwähnen sollte, dass in diesem Jahr einige zusätzliche Regeln herrschen, da wir am vorherigen Schabbat noch Challah (Schabbatbrot) essen müssen.
Insbesondere in Orten mit einem hohen jüdischen Bevölkerungsanteil gibt es in den Supermärkten allerlei Chametz – Ersatz zu kaufen. So werden Kuchen und Kekse ohne Getreideinhalte angeboten (nur mit Mazzemehl) gebacken und "Koscher für Pessach". In Israel hingegen steht schon seit geraumer Zeit auf vielen Lebensmittelverpackungen "Kascher Le' Pessach – Koscher für Pessach". Selbst auf den Colaflaschen oder dem Geschirrspülmittel.
Schon lange aber ist es leider auch in Israel keine Seltenheit mehr, dass säkulere jüdische Geschäfte an den Pessachfeiertagen weiterhin Chametz (Brot, Pizza, Kuchen) vertreiben. Bestes Beispiel hierfür ist Tel Aviv. In Jerusalem findet es weniger statt, aber wer richtig nach Chametz sucht, der findet auch welches; und das nicht nur bei den Moslems in Ostjerusalem. Dort gelten die Chametzgesetze übrigens nicht.
An Pessach Chametz zu essen oder als Juden zu vertreiben gilt immer noch als verpönt. In Jerusalem vielleicht mehr als anderswo. Ich frage mich immer, wieso Juden ausgerechnet an Pessach den Drang verspüren, Chametz essen zu müssen. Ist es nicht möglich, einmal im Jahr sieben Tage lang auf etwas zu verzichten ? Und wie in jedem Jahr stellen die Stadtverwaltungen an solche Geschäftsinhaber Geldstrafen aus. Den Inhabern jedoch scheint dies egal zu sein, denn verdienen sie doch mehr als die ganze Geldstrafe wert ist.
Chassidim nehmen besonders streng mit der Putzerei vor Pessach. Fast jede Gruppe hat ihre eigenen Putztraditionen. Manche Haushalte verfügen sogar über eine extra Pessach – Küche; und dies nicht nur bei den Chassidim. Das Geschirr wird normalerweise komplett ausgetauscht und somit haben die Haushaltswarengeschäfte vor Pessach Hochkonjunktur. Aber nicht jeder muß Geld für neue Töpfe ausgeben, denn es darf munter gekaschert werden. In relig. Gebieten kann gerade jetzt Geschirr gekaschert werden, heißt man geht zu einem eigens eingerichteten Stand, wo das Geschirr in kochend heisses Wasser getaucht wird. Danach ist es "Koscher für Pessach". Hierbei wird meistens ein Unkosteneitrag verlangt.
Geschirrkaschering in Mea Shearim

Am Sederabend ist die Hausfrau meistens platt von der Putzerei und liegt schnell darnieder. Chassidische Sederabende dauern in der Regel viel länger und so werden wir auch in diesem Jahr wieder bis mindestens 2.30 Uhr früh am Tisch sitzen. Im letzten Jahr lag ich schlafend auf dem Tisch und erlebte das letzte Lied "Chad Gadiah" gar nicht mehr mit.
Wichtigester Bestandteil sind natürlich die Mazzot (ungesäuerten Brote). Es gibt sie kartonweise zu kaufen. Maschinell in Viereckform hergestellt oder handgemacht (rund). Maschinelle Mazzot sind billiger und die handgemachten dementsprechend teurer, schmecken jedoch besser. Chassidim beschränken sich vielseits nur auf die Handgemachten. Bei einer riesigen Kinderschar aber kann man im Hause auch schon einmal maschinell hergestellte Mazzot finden. Allerdings nicht die Regulären, sondern die sogenannte "Mazza Schemura". Die Herstellung Mazza Schemura wurde rabbinische besonders überwacht und von daher sind diese Mazzot um einiges teurer als die regulären.
Wir halten es so, dass es bei der Seder selbstgemachte Mazzot gibt und danach ausschließlich NUR Mazza Schemura.
Mazzot
Soweit der erste kleine Einblick in die Pessach – Praxis und die speziellen Organisationen, mit denen die Juden weltweit derzeit beschäftigt sind.
Link:
Nichtjuden bei der Pessach - Seder
Chassidische Mazzabäckerei

Kein Gefühl für Schabbat
B"H
Jeder hat einmal seine Krisen und auch bei mir war es am vergangenen Schabbat wieder einmal soweit. Irgendwie kam kein richtiges Schabbatgefühl in mir auf. Einer der Gründe mag sein, dass ich gerade mitten im Umzug stecke. Außerdem war ich total platt und wollte eigentlich nur ausschlafen. Und so kam es dann auch, dass ich auf das Abendgebet Maariv weitgehend verzichtete und es noch nicht einmal in die Synagoge schaffte.
Mit einer Freundin ging ich zum Schabbatessen bei Rabbi Mordechai Machlis und danach besuchten wir einen chassidischen Tisch; den der chassidischen Gruppe Toldot Aharon. Wir hatten sogar Glück, tolle Sitzplätze zu finden und somit alles überblicken zu können. Zuerst schien es so als sei Rebbe David Kahn genauso von der Müdigkeit befallen wie wir auch. Nach einiger Zeit jedoch kam er richtig in Schwung. Besonders viele Frauen waren nicht anwesend, denn ich schätze einmal, dass die Mehrheit so sehr mit dem Pessachputz beschäftigt ist, sodass sie am Freitag abend einfach totmüde ins Bett fallen.
Bei unserer Ankunft bestand die Mehrheit der weiblichen Zuschauer fast ausschließlich aus sephardischen nationalrelig. Seminarmädels. Und wer die israel. Chutzpah kennt, der kann sich ausmalen, was sich abspielte. Die Mädels stürzten sich auf die anwesenden jungen Toldot Aharon Frauen und begannen sie über deren Kopfbedeckung auszuquetschen. Ganz ohne Hemmungen fragten sie wild drauflos und die chassidischen Frauen antworteten ihnen. Ganz so als sei alles normal und selbstverständlich. Aber damit gaben sich die Nationalreligiösen noch lange nicht zufrieden. Wie das denn mit dem Heiraten sei und ob Juden, die im späteren Verlauf ihres Lebens relig. werden, in die Gruppe aufgenommen werden.
Ja, natürlich hat jeder, der es mit der Gruppe ernst meint, eine Chance aufgenommen zu werden. Sogar sephardische Juden.
Mit den Schidduchim (Eheanbahnungen) - naja, normalerweise heiraten geborene Chassidim halt eher andere geborene Chassidim und niemanden, der er später dazu kam. Dennoch gebe es bei Toldot Aharon aber auch Ausnahmen.
An diesem Abend waren die Frauen der Toldot Aharon richtig in Auskunftsstimmung, aber ich war ganz einfach zu müde mit zu beteiligen und schlief fast ein. Und so kam es, dass wir uns schon nach etwas mehr als einer Stunde auf den Heimweg machten.
Ob ich den kommenden Schabbat auch in Jerusalem verbringen werde, ist noch nicht klar. Bnei Brak wäre eine gute Alternative, denn auch dort gibt es ausreichend chassidische Tisch: Sadigora, Zhvil, Skver, Schomrei Emunim, zweimal Vishnitz, etc. Durch meine relig. Arbeit in Tel Aviv / Bnei Brak werde ich mit sehr viel unterschiedlichen Religiösen bzw. relig. Einrichtungen in Kontakt kommen und darüber ausführlich berichten. Außerdem sollen die Haredim auch einmal selbst zu Wort kommen.
Jeder hat einmal seine Krisen und auch bei mir war es am vergangenen Schabbat wieder einmal soweit. Irgendwie kam kein richtiges Schabbatgefühl in mir auf. Einer der Gründe mag sein, dass ich gerade mitten im Umzug stecke. Außerdem war ich total platt und wollte eigentlich nur ausschlafen. Und so kam es dann auch, dass ich auf das Abendgebet Maariv weitgehend verzichtete und es noch nicht einmal in die Synagoge schaffte.
Mit einer Freundin ging ich zum Schabbatessen bei Rabbi Mordechai Machlis und danach besuchten wir einen chassidischen Tisch; den der chassidischen Gruppe Toldot Aharon. Wir hatten sogar Glück, tolle Sitzplätze zu finden und somit alles überblicken zu können. Zuerst schien es so als sei Rebbe David Kahn genauso von der Müdigkeit befallen wie wir auch. Nach einiger Zeit jedoch kam er richtig in Schwung. Besonders viele Frauen waren nicht anwesend, denn ich schätze einmal, dass die Mehrheit so sehr mit dem Pessachputz beschäftigt ist, sodass sie am Freitag abend einfach totmüde ins Bett fallen.
Bei unserer Ankunft bestand die Mehrheit der weiblichen Zuschauer fast ausschließlich aus sephardischen nationalrelig. Seminarmädels. Und wer die israel. Chutzpah kennt, der kann sich ausmalen, was sich abspielte. Die Mädels stürzten sich auf die anwesenden jungen Toldot Aharon Frauen und begannen sie über deren Kopfbedeckung auszuquetschen. Ganz ohne Hemmungen fragten sie wild drauflos und die chassidischen Frauen antworteten ihnen. Ganz so als sei alles normal und selbstverständlich. Aber damit gaben sich die Nationalreligiösen noch lange nicht zufrieden. Wie das denn mit dem Heiraten sei und ob Juden, die im späteren Verlauf ihres Lebens relig. werden, in die Gruppe aufgenommen werden.
Ja, natürlich hat jeder, der es mit der Gruppe ernst meint, eine Chance aufgenommen zu werden. Sogar sephardische Juden.
Mit den Schidduchim (Eheanbahnungen) - naja, normalerweise heiraten geborene Chassidim halt eher andere geborene Chassidim und niemanden, der er später dazu kam. Dennoch gebe es bei Toldot Aharon aber auch Ausnahmen.
An diesem Abend waren die Frauen der Toldot Aharon richtig in Auskunftsstimmung, aber ich war ganz einfach zu müde mit zu beteiligen und schlief fast ein. Und so kam es, dass wir uns schon nach etwas mehr als einer Stunde auf den Heimweg machten.
Ob ich den kommenden Schabbat auch in Jerusalem verbringen werde, ist noch nicht klar. Bnei Brak wäre eine gute Alternative, denn auch dort gibt es ausreichend chassidische Tisch: Sadigora, Zhvil, Skver, Schomrei Emunim, zweimal Vishnitz, etc. Durch meine relig. Arbeit in Tel Aviv / Bnei Brak werde ich mit sehr viel unterschiedlichen Religiösen bzw. relig. Einrichtungen in Kontakt kommen und darüber ausführlich berichten. Außerdem sollen die Haredim auch einmal selbst zu Wort kommen.
Freitag, April 04, 2008
Stadt der Widersprüche
B"H
Ein Bäckereikollege bot mir gerade an, bei meinem zeitweiligen Umzug nach Tel Aviv mitzuhelfen. Überall hin, nur nicht in die "gefährlichen Gebiete" der Gegend, die da "Schechunat HaTikwa" oder "Bnei Brak" heissen.
"Schechunat HaTikwa" liegt in der Südstadt von Tel Aviv und ist nicht unbedingt das, was man einen "heile Welt" Stadtteil nennt. Die Kriminalität blüht und es leben reichlich obskure Gestalten dort. Bnei Brak hingegen liegt neben Tel Aviv, gleich hinter Ramat Gan, und wird größtenteils von einer haredischen (ultra - ortho.) Bevölkerungsschicht bewohnt. Die Mehrheit sind jedoch nicht die Chassidim, sondern vielmehr litvische Haredim.
Ich werde mich größtenteils in Bnei Brak aufhalten, da ich dort beruflich einige Dinge zu erledigen habe. Viele Jerusalemer Chassidim verlangten schon, ich solle ihnen ja alles aus Bnei Brak mitteilen. Bnei Brak, das ist die Stadt mit den meisten haredischen Skandalen. Christliche Missionare sollten sich lieber nicht nach Bnei Brak wagen, denn dort wird nicht so lange gefackelt wie in Jerusalem.
Bnei Brak an Purim

Dennoch verbringe ich diesen Schabbat noch in Jerusalem. Besondere Pläne ? Keine.
Vielleicht der Tisch der chassidischen Gruppe KRETCHNIF. Meine Freundin und ich reden gerne mit der dortigen Rebbitzen und lieben es, dem Rebben beim Tanz zuzuschauen.
Schabbat Schalom an Euch alle - Gut Schabbes - שבת שלום ומברח
Ein Bäckereikollege bot mir gerade an, bei meinem zeitweiligen Umzug nach Tel Aviv mitzuhelfen. Überall hin, nur nicht in die "gefährlichen Gebiete" der Gegend, die da "Schechunat HaTikwa" oder "Bnei Brak" heissen.
"Schechunat HaTikwa" liegt in der Südstadt von Tel Aviv und ist nicht unbedingt das, was man einen "heile Welt" Stadtteil nennt. Die Kriminalität blüht und es leben reichlich obskure Gestalten dort. Bnei Brak hingegen liegt neben Tel Aviv, gleich hinter Ramat Gan, und wird größtenteils von einer haredischen (ultra - ortho.) Bevölkerungsschicht bewohnt. Die Mehrheit sind jedoch nicht die Chassidim, sondern vielmehr litvische Haredim.
Ich werde mich größtenteils in Bnei Brak aufhalten, da ich dort beruflich einige Dinge zu erledigen habe. Viele Jerusalemer Chassidim verlangten schon, ich solle ihnen ja alles aus Bnei Brak mitteilen. Bnei Brak, das ist die Stadt mit den meisten haredischen Skandalen. Christliche Missionare sollten sich lieber nicht nach Bnei Brak wagen, denn dort wird nicht so lange gefackelt wie in Jerusalem.
Bnei Brak an Purim
Dennoch verbringe ich diesen Schabbat noch in Jerusalem. Besondere Pläne ? Keine.
Vielleicht der Tisch der chassidischen Gruppe KRETCHNIF. Meine Freundin und ich reden gerne mit der dortigen Rebbitzen und lieben es, dem Rebben beim Tanz zuzuschauen.
Schabbat Schalom an Euch alle - Gut Schabbes - שבת שלום ומברח
Donnerstag, April 03, 2008
Attacke auf den Schefa - Markt
B"H
Nach der israel. Fluglinie ELAL ist derzeit die israel. Großhandelskette "Schefa - Markt" an der Reihe. Die leitenden litvischen Rabbiner aus Bnei Brak, Rabbi Aharon Leib Steinmann sowie Rabbi Yosef Schalom Eliyaschiv belegten den Schefa - Markt mit einem Bann. Sie stehen mit ihrer Entscheidung nicht alleine, denn auch der Rebbe der chassidischen Gruppe Gur, Rebbe Yaakov Aryeh Alter, führt den Schefa - Markt ganz oben auf seiner Abschußliste.
Was war die Ursache ?
Der Schefa - Markt gehört zur "Dor Alon - Gruppe", einem israel. Handelsriesen. Und besagte Dor Alon - Gruppe zählt ebenso die Ladenkette "AM:PM" zu ihrem Eigentum. AM:PM wurde vor einigen Jahren von zwei jungen Israelis in Tel Aviv gegründet. Sie hatten die Idee, die dortige Bevölkerung rund um die Uhr mit Lebensmitteln zu versorgen; ganz nach amerikanischem Vorbild. Auch am Schabbat und genau das ist der Knackpunkt.
AM:PM bot billige Produkte im 24 - Stunden - Takt und die Kundschaft rannte dem ersten kleinen Laden geradezu die Bude ein. Schnell wurden in Tel Aviv weitere Filialen eröffnet und kürzlich verkauften die jungen Inhaber ihre "Zwei - Mann - AG" an die Dor Alon - Gruppe.
Auch der neue Eigentümer behielt den Verkauf am Schabbat bei, was wiederum die Haredim (Ultra - Orthod.) erboste. Zur Strafe wurde nun ein Bann (Cherem) über den Schefa - Markt ausgesprochen. Haredim zählen gewiß nicht zu den Kunden des unkoscheren AM:PM, aber in weiter Bandbreite zur Kundschaft des Schefa - Marktes. Von daher ist ein Bann über Schefa natürlich wirksamer, denn wenn dort die haredische Kundschaft ausbleibt, geht der Umsatz drastisch zurück.
Details zu Umsatzeinbussen:
http://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-3525754,00.html
Die Rabbiner Steinmann und Eliyaschiv sowie der Gerer Rebbe wollen auf diesem Wege die Dor Alon - Gruppe zwingen, ihre AM:PM - Filialen am Schabbat zu schliessen. Kein Haredi könne bei einem Handelsriesen einkaufen, wenn dieser einige seiner Geschäfte am Schabbat offen lasse. Und somit trottet die Jerusalemer haredische Kundschaft nun zu den relig. Ketten wie dem "Aleph", zu "Vischnitz" oder in andere "koschere" Läden. Selbst der Schefa - Manager Uri Kaminsky mußte auf Drängen von Rabbi Steinmann seine Position räumen. Derzeit ist kein Ende des Bann in Sicht, denn die Alon - Gruppe hat sich noch nicht zum Einlenken bereit erklärt.
Der Schefa - Markt

Wenige Wochen vor Pessach ist die Zeit des Bann glänzend gewählt, denn gerade vor Pessach klingeln die Kassen. Der Pessach - Kaufrausch ist zu vergleichen mit dem Weihnachtskaufrausch der christl. Bevölkerung und man stelle sich vor, dass jemand kurz vor Weihnachten einen Bann über den ALDI ausspreche.
Will sich die Alon - Gruppe wirklich das Pessachgeschäft entgehen lassen ?
Nach der israel. Fluglinie ELAL ist derzeit die israel. Großhandelskette "Schefa - Markt" an der Reihe. Die leitenden litvischen Rabbiner aus Bnei Brak, Rabbi Aharon Leib Steinmann sowie Rabbi Yosef Schalom Eliyaschiv belegten den Schefa - Markt mit einem Bann. Sie stehen mit ihrer Entscheidung nicht alleine, denn auch der Rebbe der chassidischen Gruppe Gur, Rebbe Yaakov Aryeh Alter, führt den Schefa - Markt ganz oben auf seiner Abschußliste.
Was war die Ursache ?
Der Schefa - Markt gehört zur "Dor Alon - Gruppe", einem israel. Handelsriesen. Und besagte Dor Alon - Gruppe zählt ebenso die Ladenkette "AM:PM" zu ihrem Eigentum. AM:PM wurde vor einigen Jahren von zwei jungen Israelis in Tel Aviv gegründet. Sie hatten die Idee, die dortige Bevölkerung rund um die Uhr mit Lebensmitteln zu versorgen; ganz nach amerikanischem Vorbild. Auch am Schabbat und genau das ist der Knackpunkt.
AM:PM bot billige Produkte im 24 - Stunden - Takt und die Kundschaft rannte dem ersten kleinen Laden geradezu die Bude ein. Schnell wurden in Tel Aviv weitere Filialen eröffnet und kürzlich verkauften die jungen Inhaber ihre "Zwei - Mann - AG" an die Dor Alon - Gruppe.
Auch der neue Eigentümer behielt den Verkauf am Schabbat bei, was wiederum die Haredim (Ultra - Orthod.) erboste. Zur Strafe wurde nun ein Bann (Cherem) über den Schefa - Markt ausgesprochen. Haredim zählen gewiß nicht zu den Kunden des unkoscheren AM:PM, aber in weiter Bandbreite zur Kundschaft des Schefa - Marktes. Von daher ist ein Bann über Schefa natürlich wirksamer, denn wenn dort die haredische Kundschaft ausbleibt, geht der Umsatz drastisch zurück.
Details zu Umsatzeinbussen:
http://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-3525754,00.html
Die Rabbiner Steinmann und Eliyaschiv sowie der Gerer Rebbe wollen auf diesem Wege die Dor Alon - Gruppe zwingen, ihre AM:PM - Filialen am Schabbat zu schliessen. Kein Haredi könne bei einem Handelsriesen einkaufen, wenn dieser einige seiner Geschäfte am Schabbat offen lasse. Und somit trottet die Jerusalemer haredische Kundschaft nun zu den relig. Ketten wie dem "Aleph", zu "Vischnitz" oder in andere "koschere" Läden. Selbst der Schefa - Manager Uri Kaminsky mußte auf Drängen von Rabbi Steinmann seine Position räumen. Derzeit ist kein Ende des Bann in Sicht, denn die Alon - Gruppe hat sich noch nicht zum Einlenken bereit erklärt.
Der Schefa - Markt

Wenige Wochen vor Pessach ist die Zeit des Bann glänzend gewählt, denn gerade vor Pessach klingeln die Kassen. Der Pessach - Kaufrausch ist zu vergleichen mit dem Weihnachtskaufrausch der christl. Bevölkerung und man stelle sich vor, dass jemand kurz vor Weihnachten einen Bann über den ALDI ausspreche.
Will sich die Alon - Gruppe wirklich das Pessachgeschäft entgehen lassen ?
Rosch Chodesch Nissan - Der Beginn des jüdischen Monat Nissan
B"H
Am kommenden Sonntag (6. April 2008) feiern wir Rosch Chodesch Nissan - der Beginn des jüdischen Monats Nissan. Wie wir schon mehrere Male gelernt haben, bedeutet ein neuer Monat gleichzeitig ein persönlicher Neubeginn für jeden einzelnen von uns.
Mit Nissan zieht nun der entgültig der Frühling ein (obwohl die Bäume in Israel schon längst in voller Blüte stehen) und Rosch Chodesch Nissan ist gleich doppelt so wichtig, denn an diesem Tag wurde von Moshe in der Wüste das Mishkan (Tabernakel) errichtet.
Wenn wir nach der Thora gehen, dann ist der Monat Nissan der eigentliche Jahresbeginn, aber dem Mondkalender zufolge, nach welchem wir uns richten, liegt der Jahresbeginn im Monat Tischrei (Rosh HaShana). Im Talmud Traktat Rosch HaSchana gibt es zahlreiche Diskussionen, ob der wahre Jahresbeginn im Nissan oder im Tischrei liegt. Der berühmte Thorakommentator Ohr HaChaim hat einen brillianten Kommentar dazu verfaßt:
"Im Nissan dachte G - tt daran, die Welt zu erschaffen und im Tischrei setzte Er Seinen Plan in die Tat um". (dieses bitte nur metaphorisch sehen)
Laut dem kabbalistischen Buch Sefer Yetzirah (The Book of Creation) symbolisiert jeder jüdische Monat einen bestimmten Buchstaben, einen israelitischen Stamm, ein Sternzeichen, einen der Sinne und ein Organ. Der Buchstabe des Monats Nissan ist das Hei ה, das Sternzeichen ist der Widder, der Stamm ist Yehudah, der Sinn ist das Sprechen und das Organ ist das rechte Bein.
Jedes Jahr am 15. Nissan (Pessach) an Vollmond, sind wir in der Lage, unser Leben völlig unter Kontrolle zu bringen. Es beginnt unserer innerer Frieden und zugleich der Frieden allen Chaos.
Die eigentliche Aufgabe des Monats Nissan ist das Putzen für Pessach (wie romantisch !). Wir sind verpflichtet, jegliches Chametz (Getreide) aus unserem Haushalt zu entfernen. In der Kabbalah wird das Chametz als unsere Yetzer HaRa, unsere schlechte Neigung, gesehen. Wir sollen all unsere schlechten Neigungen bzw. Charaktereigenschaften loswerden. Dies ist das eigentliche Geheimnis des Chametz.
Einen Tag nach Pessach beginnen wir mit dem "Zählen des Omer - Sefirat HaOmer" (49 Tage bis Schavuot). Anhand der Zählung des Omer sollen wir unsere negativen Charaktereigenschaften abschütteln und uns für das Geben der Thora, welches wir an Shavuot feiern, vorbereiten.
Chodesch Tov - einen guten Monat Nissan an alle.
Am kommenden Sonntag (6. April 2008) feiern wir Rosch Chodesch Nissan - der Beginn des jüdischen Monats Nissan. Wie wir schon mehrere Male gelernt haben, bedeutet ein neuer Monat gleichzeitig ein persönlicher Neubeginn für jeden einzelnen von uns.
Mit Nissan zieht nun der entgültig der Frühling ein (obwohl die Bäume in Israel schon längst in voller Blüte stehen) und Rosch Chodesch Nissan ist gleich doppelt so wichtig, denn an diesem Tag wurde von Moshe in der Wüste das Mishkan (Tabernakel) errichtet.
Wenn wir nach der Thora gehen, dann ist der Monat Nissan der eigentliche Jahresbeginn, aber dem Mondkalender zufolge, nach welchem wir uns richten, liegt der Jahresbeginn im Monat Tischrei (Rosh HaShana). Im Talmud Traktat Rosch HaSchana gibt es zahlreiche Diskussionen, ob der wahre Jahresbeginn im Nissan oder im Tischrei liegt. Der berühmte Thorakommentator Ohr HaChaim hat einen brillianten Kommentar dazu verfaßt:
"Im Nissan dachte G - tt daran, die Welt zu erschaffen und im Tischrei setzte Er Seinen Plan in die Tat um". (dieses bitte nur metaphorisch sehen)
Laut dem kabbalistischen Buch Sefer Yetzirah (The Book of Creation) symbolisiert jeder jüdische Monat einen bestimmten Buchstaben, einen israelitischen Stamm, ein Sternzeichen, einen der Sinne und ein Organ. Der Buchstabe des Monats Nissan ist das Hei ה, das Sternzeichen ist der Widder, der Stamm ist Yehudah, der Sinn ist das Sprechen und das Organ ist das rechte Bein.
Jedes Jahr am 15. Nissan (Pessach) an Vollmond, sind wir in der Lage, unser Leben völlig unter Kontrolle zu bringen. Es beginnt unserer innerer Frieden und zugleich der Frieden allen Chaos.
Die eigentliche Aufgabe des Monats Nissan ist das Putzen für Pessach (wie romantisch !). Wir sind verpflichtet, jegliches Chametz (Getreide) aus unserem Haushalt zu entfernen. In der Kabbalah wird das Chametz als unsere Yetzer HaRa, unsere schlechte Neigung, gesehen. Wir sollen all unsere schlechten Neigungen bzw. Charaktereigenschaften loswerden. Dies ist das eigentliche Geheimnis des Chametz.
Einen Tag nach Pessach beginnen wir mit dem "Zählen des Omer - Sefirat HaOmer" (49 Tage bis Schavuot). Anhand der Zählung des Omer sollen wir unsere negativen Charaktereigenschaften abschütteln und uns für das Geben der Thora, welches wir an Shavuot feiern, vorbereiten.
Chodesch Tov - einen guten Monat Nissan an alle.
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Feiertage
Parashat Tazriah
B"H
Die Thoralesung für diesen Shabbat
In Parshat Tazria wird uns gelehrt, wie wir durch menschliche Körper unrein werden. Der Maharal von Prag stellt in seinem Thorakommentar Gur Aryeh (siehe hierzu auch Rabbi Yehonatan Eibeschütz) die Frage, warum uns zuerst von der tierischen und danach erst von der menschlichen Unreinheit berichtet wurde.
Hätte G - tt uns Menschen nicht vorziehen müssen ?
Wenn wir auf die Erschaffung der Welt zurückschauen sehen wir, dass Tiere vor den Menschen erschaffen worden sind. Sollte jemand von uns zu arrogant werden, dürfen wir nie vergessen, dass selbst die kleinste Mücke vor uns erschaffen wurde.
Im Buch "Likutei Sichot" von Chabad heißt es, dass G - tt zuerst über Kaschrut (Koscher Gesetze) sprach, denn schon vor der Geburt eines Kindes ist die Mutter für den Embryo verantwortlich. Verantwortung hierbei heißt, dass sie nur koschere Nahrung zu sich nimmt, um das Kind positiv zu beeinflussen.
Gleich zu Beginn geht es um das Thema Geburt. Das kabbalistische Buch Zohar beschreibt welche Stationen eine Seele (Neschama) durchläuft, bevor sie in unserer Welt in einen menschlichen Körper kommt. Zuerst geht die Seele in das Paradies (Gan Eden) und sieht dort die Seelen der Gerechten (Zaddikim). Danach geht sie ins Gehinnom, wo sie die Schreie der schlechten Menschen vernimmt. Schließlich kommt die Seele mit einem männlichen und weiblichen Part in diese Welt und spaltet sich auf in einen Mann und eine Frau. Unsere Aufgabe im Leben besteht darin, unsere "Soulmate - Seelenverwandten" zu finden und zu heiraten.
Im Paradies sieht die Seele den perfekten Zustand und eine heile Welt. Im Gehinnom hingegen wird ihr das Gegenteil gezeigt. Gehinnom im Judentum bedeutet nicht Hölle, sondern ein spiritueller Reiningungsprozeß. Rabbi Me'ir Weiner beschrieb den Zustand einmal sehr treffend: Gehinnom ist, wenn die Seele den Körper verläßt und in einer Art Twilight - Zone hängenbleibt. Ihr erklärtes Ziel ist es, zu G - tt aufzusteigen um so an ihren eigentlichen Ursprung zurückzukehren. Allerdings bleibt auf der Strecke bis zum Ende des Reinigungsprozesses stecken. Sie sieht das Licht, aber kann es vorläufig nicht erreichen. Bevor die Seele in unsere Welt in einen menschlichen Körper kommt, weiß sie also genau, was sie nach dem Tod des Menschen erwartet. Entweder Gan Eden oder Gehinnom.
Die Gemara im Talmud Niddah 30b fährt mit der Beschreibung der Geschehnisse vor der Geburt fort. In den Monaten der Schwangerschaft wird dem Embryo die gesamte Thora gelehrt. Sobald das Baby bei der Geburt das Licht unserer Welt erblickt und den Körper der Mutter verläßt, kommt ein Engel und gibt ihm einen Klaps auf den Mund, was das Baby die Thora wieder vergessen läßt. Ziel ist es daher, zur Thora zurückzufinden.
Nach der Geburt eines Kindes ist die Frau für gewisse Zeiten unrein. Danach fährt die Thora fort mit der Beschreibung einer weiteren Unreinheit, nämlich dem Hautaussatz. "Tzaarah" wird gerne als "Aussatz" übersetzt und medizinisch auch als solches betrachtet. Der biblische Aussatz (Tzaarah) hat aber ganz andere Ursachen und hat absolut nichts mit den heutigen medizinischen Erkenntnissen von Aussatz zu tun.
Bei "Tzaarah" handelt es sich vielmehr um eine g - ttliche Strafe, der spirituelle Wurzeln zu Grunde liegen. Hervorgerufen wird sie durch Arroganz, sexuelle Perversion, Blutvergiessen, Egoismus und vor allem durch Laschon HaRah, der üblen Nachrede.
Welche katastrophalen Folgen Laschon HaRah haben kann, werden wir in ca. zwei Monaten in der Parasha Schelach erfahren, wenn Moshe die Spione nach Israel schickt, um das Land auszukundschaften (Talmud Traktat Arachin 15a). Bei ihrer Rückkehr sprechen diese Laschon HaRah über Israel und bis heute leiden wir unter den Auswirkungen.
Die Zeit der Unreinheit bei Tzaarah dient für den Menschen als Zeit der Besinnung. Man soll zu G - tt zurückfinden und in dem Moment, in dem man Einsicht zeigt, wird die Unreinheit von einem genommen. Als sozusagen neuer Mensch kommt derjenige in die Gesellschaft zurück und beginnt ein neues Leben (Rabbi Samson Raphael Hirsch). Niemand anders kann ihn heilen als G - tt selbst (Rabbi Moshe Alshich).
Der Baal Shem Tov dessen Freund und Schüler Rabbi Yaakov Yosef von Polenoye (Polna) raten jedem, sich von der Arroganz im Leben fernzuhalten. Wer arrogant wird, der sieht keinen G - tt mehr, sondern glaubt, selbst alles bestens im Griff zu haben. Und wie, u.a., der Maharal von Prag (s.o.) schon sagte, sollen wir nie vergessen, dass die Tiere vor dem Menschen erschaffen worden sind.
Dieser Schabbat ist der Schabbat vor dem Beginn des jüdischen Monat Nissan und daher wird ebenso die Parashat HaChodesh (eine zusätzliche Lesung aus der Thora) verlesen. Der Monat Nissan beginnt am kommenden Sonntag und es handelt sich bei ihm um einen äußerst wichtigen Monat, da wir in ca. zwei Wochen Pessach feiern. Vorab schon einmal: In diesem Jahr wird Pessach komplizierter, denn die Pessach – Seder findet gleich nach Schabbatausklang (Mozzaei Schabbat) statt. Daher verschiebt sich das Fasten des Erstgeborenen und besondere Vorsicht ist am Schabbat bezüglich der Challot (Schabbatbrote) aus Mehl (Chametz) geboten.
Schabbat Schalom
Die Thoralesung für diesen Shabbat
In Parshat Tazria wird uns gelehrt, wie wir durch menschliche Körper unrein werden. Der Maharal von Prag stellt in seinem Thorakommentar Gur Aryeh (siehe hierzu auch Rabbi Yehonatan Eibeschütz) die Frage, warum uns zuerst von der tierischen und danach erst von der menschlichen Unreinheit berichtet wurde.
Hätte G - tt uns Menschen nicht vorziehen müssen ?
Wenn wir auf die Erschaffung der Welt zurückschauen sehen wir, dass Tiere vor den Menschen erschaffen worden sind. Sollte jemand von uns zu arrogant werden, dürfen wir nie vergessen, dass selbst die kleinste Mücke vor uns erschaffen wurde.
Im Buch "Likutei Sichot" von Chabad heißt es, dass G - tt zuerst über Kaschrut (Koscher Gesetze) sprach, denn schon vor der Geburt eines Kindes ist die Mutter für den Embryo verantwortlich. Verantwortung hierbei heißt, dass sie nur koschere Nahrung zu sich nimmt, um das Kind positiv zu beeinflussen.
Gleich zu Beginn geht es um das Thema Geburt. Das kabbalistische Buch Zohar beschreibt welche Stationen eine Seele (Neschama) durchläuft, bevor sie in unserer Welt in einen menschlichen Körper kommt. Zuerst geht die Seele in das Paradies (Gan Eden) und sieht dort die Seelen der Gerechten (Zaddikim). Danach geht sie ins Gehinnom, wo sie die Schreie der schlechten Menschen vernimmt. Schließlich kommt die Seele mit einem männlichen und weiblichen Part in diese Welt und spaltet sich auf in einen Mann und eine Frau. Unsere Aufgabe im Leben besteht darin, unsere "Soulmate - Seelenverwandten" zu finden und zu heiraten.
Im Paradies sieht die Seele den perfekten Zustand und eine heile Welt. Im Gehinnom hingegen wird ihr das Gegenteil gezeigt. Gehinnom im Judentum bedeutet nicht Hölle, sondern ein spiritueller Reiningungsprozeß. Rabbi Me'ir Weiner beschrieb den Zustand einmal sehr treffend: Gehinnom ist, wenn die Seele den Körper verläßt und in einer Art Twilight - Zone hängenbleibt. Ihr erklärtes Ziel ist es, zu G - tt aufzusteigen um so an ihren eigentlichen Ursprung zurückzukehren. Allerdings bleibt auf der Strecke bis zum Ende des Reinigungsprozesses stecken. Sie sieht das Licht, aber kann es vorläufig nicht erreichen. Bevor die Seele in unsere Welt in einen menschlichen Körper kommt, weiß sie also genau, was sie nach dem Tod des Menschen erwartet. Entweder Gan Eden oder Gehinnom.
Die Gemara im Talmud Niddah 30b fährt mit der Beschreibung der Geschehnisse vor der Geburt fort. In den Monaten der Schwangerschaft wird dem Embryo die gesamte Thora gelehrt. Sobald das Baby bei der Geburt das Licht unserer Welt erblickt und den Körper der Mutter verläßt, kommt ein Engel und gibt ihm einen Klaps auf den Mund, was das Baby die Thora wieder vergessen läßt. Ziel ist es daher, zur Thora zurückzufinden.
Nach der Geburt eines Kindes ist die Frau für gewisse Zeiten unrein. Danach fährt die Thora fort mit der Beschreibung einer weiteren Unreinheit, nämlich dem Hautaussatz. "Tzaarah" wird gerne als "Aussatz" übersetzt und medizinisch auch als solches betrachtet. Der biblische Aussatz (Tzaarah) hat aber ganz andere Ursachen und hat absolut nichts mit den heutigen medizinischen Erkenntnissen von Aussatz zu tun.
Bei "Tzaarah" handelt es sich vielmehr um eine g - ttliche Strafe, der spirituelle Wurzeln zu Grunde liegen. Hervorgerufen wird sie durch Arroganz, sexuelle Perversion, Blutvergiessen, Egoismus und vor allem durch Laschon HaRah, der üblen Nachrede.
Welche katastrophalen Folgen Laschon HaRah haben kann, werden wir in ca. zwei Monaten in der Parasha Schelach erfahren, wenn Moshe die Spione nach Israel schickt, um das Land auszukundschaften (Talmud Traktat Arachin 15a). Bei ihrer Rückkehr sprechen diese Laschon HaRah über Israel und bis heute leiden wir unter den Auswirkungen.
Die Zeit der Unreinheit bei Tzaarah dient für den Menschen als Zeit der Besinnung. Man soll zu G - tt zurückfinden und in dem Moment, in dem man Einsicht zeigt, wird die Unreinheit von einem genommen. Als sozusagen neuer Mensch kommt derjenige in die Gesellschaft zurück und beginnt ein neues Leben (Rabbi Samson Raphael Hirsch). Niemand anders kann ihn heilen als G - tt selbst (Rabbi Moshe Alshich).
Der Baal Shem Tov dessen Freund und Schüler Rabbi Yaakov Yosef von Polenoye (Polna) raten jedem, sich von der Arroganz im Leben fernzuhalten. Wer arrogant wird, der sieht keinen G - tt mehr, sondern glaubt, selbst alles bestens im Griff zu haben. Und wie, u.a., der Maharal von Prag (s.o.) schon sagte, sollen wir nie vergessen, dass die Tiere vor dem Menschen erschaffen worden sind.
Dieser Schabbat ist der Schabbat vor dem Beginn des jüdischen Monat Nissan und daher wird ebenso die Parashat HaChodesh (eine zusätzliche Lesung aus der Thora) verlesen. Der Monat Nissan beginnt am kommenden Sonntag und es handelt sich bei ihm um einen äußerst wichtigen Monat, da wir in ca. zwei Wochen Pessach feiern. Vorab schon einmal: In diesem Jahr wird Pessach komplizierter, denn die Pessach – Seder findet gleich nach Schabbatausklang (Mozzaei Schabbat) statt. Daher verschiebt sich das Fasten des Erstgeborenen und besondere Vorsicht ist am Schabbat bezüglich der Challot (Schabbatbrote) aus Mehl (Chametz) geboten.
Schabbat Schalom
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Thora Parasha
Dienstag, April 01, 2008
Organspende / Sterbehilfe
B"H
Halachisch betrachtet ist das Thema "Organspende - ja oder nein" immer mit Komplikationen verbunden. Die klare Antwort darauf lautet, dass es bisher keine klare Antwort gibt. Ist die Spende nun erlaubt oder nicht ? Darüber scheiden sich die Geister. Es gibt unzählige Meinungen und Kommentare und ich warne davor, sich durch das Internet zu wühlen und wahllos nach Antworten zu suchen.
Vor Purim machte erneut ein Fall von Organspende auf sich aufmerksam. Ein kleines nationalrelig. Mädchen namens Haleli Walfisch kam durch einen Unfall beim Spielen ums Leben. Bei ihrer Einlieferung im Krankenhaus wurde Hirntod diagnostiziert und die Eltern samt Großeltern (ihr Großvater ist Rabbiner) zogen sofort eine Organspende in Erwägung.
Damit kam das Thema wieder einmal mehr an die breite Öffentlichkeit und die Knesset verabschiedete gestern (Montag) das sogenannte "Hirntod - Gesetz". Demnach sollen Organspenden bei Hirntod erlaubt sein. Hiermit jedoch legt sich die Knesset mit dem Oberrabbinat (Rabbanut) sowie anderen orthod. Rabbiner verschiedener Richtungen an.
Der derzeitige aschkenazische Oberrabbiner Jonah Metzger will dem Gesetz zustimmen, bei seinem sephardischen Gegenpart, Rabbi Shlomo Amar, jedoch bestehen noch Zweifel. Um es deutlich zu sagen, beide Oberrabbiner stehen nicht für eine entgültige halachische Entscheidung und dies aus vielerlei Gründen. Um Rabbi Metzgers lückenhaftes halachisches Wissen einmal kurz außer Acht zu lassen, sind er und Rabbi Amar bei vielen alles andere als anerkannt. Insbesondere nicht bei den Chassidim, wo es eigene Entscheidungen gibt, welche in der Regel gegen eine Organspende ausfallen.
Um sich über dieses Thema auszulassen, sollte man schon ein Possek (halachischer Gelehrter sein); dennoch möchte ich zwei ganz wichtige Punkte zum Thema ansprechen.
Beim ersten Punkt handelt es sich um die Wiederauferstehung der Toten nach dem Eintreffen des Meschiach. Der Talmud Traktat Sanhedrin 97 ff. geht detailliert darauf ein und die wichtige Frage "wie kann jemand, dem, z.B., ein Bein amputiert worden war, wieder aufstehen ? Die Antwort darauf lautet kurzgefasst so, dass amputierte Gliedmassen anhand des ewigen Licht G - ttes umgehend wieder nachwachsen. Bei guten Menschen sorgt dieses Licht für Heilung, bei schlechten Menschen hingegen für Bestrafung, indem das Licht sie verbrennt.
Ich stelle mir die Frage, ob aufgrunddessen eine Organspende nicht in Frage kommt, da demgemäss die entnommenen Organe wieder nachwachsen täten ? Es versteht sich von selbst, dass es viele weiter Argumente sowie Gegenargumente gibt und ich will an dieser Stelle nur einen kleinen Denkanstoß geben.
Bei der Sterbehilfe hingegen bin ich skeptischer.
Die Mischna (G – ttes mündliche Gesetzesüberlieferung an Moshe am Berg Sinai) im Talmud Traktat Schabbat 151b verbietet uns Juden am Schabbat das Schließen der Augen eines Verstorbenen. Darüber hinaus ist uns das Schließen der Augen eines Sterbenden im Augenblick seines Todes verboten. Wörtlich heißt es in der Mischna:
"Derjenige, der die Augen eines Sterbenden im Moment dessen Todes schließt, ist ein Mörder."
In der anschliessenden Gemara (rabbinische Diskussionen zur Mischna) heißt es weiter:
"Dieser Akt (dem Schließen der Augen eines Sterbenden im Augenblick seines Todes) kann mit einer flackernden Kerze verglichen werden, deren Licht kurz davor steht, zu erlöschen. Wenn jemand einen Finger auf die Flamme drückt, erlischt sie. Genauso verhält es sich bei einem Sterbenden; das Anfassen könnte seinen Tod beschleunigen."
Der Rambam (Maimonides) schreibt in seiner Mischna Thora – Hilchot Avelim 4:5, dass man eine längere Zeit warten sollte, um erst dann die Augen des Verstorbenen schließt. Es bestehe nämlich durchaus die Möglichkeit, dass der Sterbende sich zuerst nur in einem Stadium der Bewußtlosigkeit befindet und noch gar nicht tot ist.
Zu beachten ist hierbei, dass es unterschiedliche Ansichten darüber gibt, ob derjenige, der die Augen eines Sterbenden vorzeitig schließt, tatsächlich ein Mörder ist oder ob die Mischna nicht unbedingt allzu wörtlich zu nehmen sei.
Auch in Israel werden Sterbehilfe sowie die Organspende immer mehr zu vieldiskutierten Themen. Eine entgültige rabbinische und weitgehend anerkannte halachische Entscheidung wird aber noch länger auf sich warten lassen. Jedenfalls eine allgemeine Entscheidung. Bei Individualfällen ist sicher ein positiverer Entscheidungsspielraum gegeben und Betroffene können sich dabei besser mit den Rabbiner beraten.
Halachisch betrachtet ist das Thema "Organspende - ja oder nein" immer mit Komplikationen verbunden. Die klare Antwort darauf lautet, dass es bisher keine klare Antwort gibt. Ist die Spende nun erlaubt oder nicht ? Darüber scheiden sich die Geister. Es gibt unzählige Meinungen und Kommentare und ich warne davor, sich durch das Internet zu wühlen und wahllos nach Antworten zu suchen.
Vor Purim machte erneut ein Fall von Organspende auf sich aufmerksam. Ein kleines nationalrelig. Mädchen namens Haleli Walfisch kam durch einen Unfall beim Spielen ums Leben. Bei ihrer Einlieferung im Krankenhaus wurde Hirntod diagnostiziert und die Eltern samt Großeltern (ihr Großvater ist Rabbiner) zogen sofort eine Organspende in Erwägung.
Damit kam das Thema wieder einmal mehr an die breite Öffentlichkeit und die Knesset verabschiedete gestern (Montag) das sogenannte "Hirntod - Gesetz". Demnach sollen Organspenden bei Hirntod erlaubt sein. Hiermit jedoch legt sich die Knesset mit dem Oberrabbinat (Rabbanut) sowie anderen orthod. Rabbiner verschiedener Richtungen an.
Der derzeitige aschkenazische Oberrabbiner Jonah Metzger will dem Gesetz zustimmen, bei seinem sephardischen Gegenpart, Rabbi Shlomo Amar, jedoch bestehen noch Zweifel. Um es deutlich zu sagen, beide Oberrabbiner stehen nicht für eine entgültige halachische Entscheidung und dies aus vielerlei Gründen. Um Rabbi Metzgers lückenhaftes halachisches Wissen einmal kurz außer Acht zu lassen, sind er und Rabbi Amar bei vielen alles andere als anerkannt. Insbesondere nicht bei den Chassidim, wo es eigene Entscheidungen gibt, welche in der Regel gegen eine Organspende ausfallen.
Um sich über dieses Thema auszulassen, sollte man schon ein Possek (halachischer Gelehrter sein); dennoch möchte ich zwei ganz wichtige Punkte zum Thema ansprechen.
Beim ersten Punkt handelt es sich um die Wiederauferstehung der Toten nach dem Eintreffen des Meschiach. Der Talmud Traktat Sanhedrin 97 ff. geht detailliert darauf ein und die wichtige Frage "wie kann jemand, dem, z.B., ein Bein amputiert worden war, wieder aufstehen ? Die Antwort darauf lautet kurzgefasst so, dass amputierte Gliedmassen anhand des ewigen Licht G - ttes umgehend wieder nachwachsen. Bei guten Menschen sorgt dieses Licht für Heilung, bei schlechten Menschen hingegen für Bestrafung, indem das Licht sie verbrennt.
Ich stelle mir die Frage, ob aufgrunddessen eine Organspende nicht in Frage kommt, da demgemäss die entnommenen Organe wieder nachwachsen täten ? Es versteht sich von selbst, dass es viele weiter Argumente sowie Gegenargumente gibt und ich will an dieser Stelle nur einen kleinen Denkanstoß geben.
Bei der Sterbehilfe hingegen bin ich skeptischer.
Die Mischna (G – ttes mündliche Gesetzesüberlieferung an Moshe am Berg Sinai) im Talmud Traktat Schabbat 151b verbietet uns Juden am Schabbat das Schließen der Augen eines Verstorbenen. Darüber hinaus ist uns das Schließen der Augen eines Sterbenden im Augenblick seines Todes verboten. Wörtlich heißt es in der Mischna:
"Derjenige, der die Augen eines Sterbenden im Moment dessen Todes schließt, ist ein Mörder."
In der anschliessenden Gemara (rabbinische Diskussionen zur Mischna) heißt es weiter:
"Dieser Akt (dem Schließen der Augen eines Sterbenden im Augenblick seines Todes) kann mit einer flackernden Kerze verglichen werden, deren Licht kurz davor steht, zu erlöschen. Wenn jemand einen Finger auf die Flamme drückt, erlischt sie. Genauso verhält es sich bei einem Sterbenden; das Anfassen könnte seinen Tod beschleunigen."
Der Rambam (Maimonides) schreibt in seiner Mischna Thora – Hilchot Avelim 4:5, dass man eine längere Zeit warten sollte, um erst dann die Augen des Verstorbenen schließt. Es bestehe nämlich durchaus die Möglichkeit, dass der Sterbende sich zuerst nur in einem Stadium der Bewußtlosigkeit befindet und noch gar nicht tot ist.
Zu beachten ist hierbei, dass es unterschiedliche Ansichten darüber gibt, ob derjenige, der die Augen eines Sterbenden vorzeitig schließt, tatsächlich ein Mörder ist oder ob die Mischna nicht unbedingt allzu wörtlich zu nehmen sei.
Auch in Israel werden Sterbehilfe sowie die Organspende immer mehr zu vieldiskutierten Themen. Eine entgültige rabbinische und weitgehend anerkannte halachische Entscheidung wird aber noch länger auf sich warten lassen. Jedenfalls eine allgemeine Entscheidung. Bei Individualfällen ist sicher ein positiverer Entscheidungsspielraum gegeben und Betroffene können sich dabei besser mit den Rabbiner beraten.
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Halacha,
Talmud,
Wissenschaft
Montag, März 31, 2008
Zeitweiliger Umzug
B"H
In wenigen Tagen ziehe ich auf befristete Zeit nach Tel Aviv um. Arbeitsmässig habe ich dort viele Dinge zu erledigen und ich ziehe es vor, lieber an Ort und Stelle zu sein. Trotzdem werde ich nach Jerusalem zurückkehren und hoffentlich nicht in TA versinken. Außerdem werde ich mindestens zweimal pro Woche eh in Jerusalem sein, denn dort wartet der Job in der Bäckerei. Auch über Schabbat komme ich häufig.
Obwohl ich alles andere als ein Tel Aviv Fan bin, freue ich mich auf meinen Aufenthalt. Tapetenwechsel und einmal etwas anderes sehen. Manchmal muß man einfach aus Jerusalem raus, weil einem die Decke auf den Kopf fällt. Immer die gleichen Leute und dieselben Orte. Immerhin gibt mir Tel Aviv die Möglichkeit, das haredische Bnei Brak besser kennen zulernen und darüber zu berichten. Ich glaube, dass es am Schabbat mehr chassidische Tische in Bnei Brak gibt als in Jerusalem. Allein die zerstrittenen Vishnitz - Brüder haben schon zwei.
Auch will ich die Bnei Braker Hauptzentrale der israel. Anti - Missionsorganisation "Yad LeAchim" näher unter die Lupe nehmen, denn eine Bekannte arbeitet dort in deren Führungsspitze. Aber auch Jerusalem wird bei der Berichterstattung keinesfalls zu kurz kommen.
Bei all dem Vorhaben hoffe ich natürlich, meine Blogs aufrecht erhalten zu können. Vielleicht manchmal weniger als gewohnt, aber ich bin optimistisch. Das Einzige, was wirklich nervt, ist der Umzug. Wenn ich auch nur ganz wenige Sachen mitnehme, aber ich hasse einfach das Umziehen.
Photos aus Bnei Brak bei Tel Aviv

In wenigen Tagen ziehe ich auf befristete Zeit nach Tel Aviv um. Arbeitsmässig habe ich dort viele Dinge zu erledigen und ich ziehe es vor, lieber an Ort und Stelle zu sein. Trotzdem werde ich nach Jerusalem zurückkehren und hoffentlich nicht in TA versinken. Außerdem werde ich mindestens zweimal pro Woche eh in Jerusalem sein, denn dort wartet der Job in der Bäckerei. Auch über Schabbat komme ich häufig.
Obwohl ich alles andere als ein Tel Aviv Fan bin, freue ich mich auf meinen Aufenthalt. Tapetenwechsel und einmal etwas anderes sehen. Manchmal muß man einfach aus Jerusalem raus, weil einem die Decke auf den Kopf fällt. Immer die gleichen Leute und dieselben Orte. Immerhin gibt mir Tel Aviv die Möglichkeit, das haredische Bnei Brak besser kennen zulernen und darüber zu berichten. Ich glaube, dass es am Schabbat mehr chassidische Tische in Bnei Brak gibt als in Jerusalem. Allein die zerstrittenen Vishnitz - Brüder haben schon zwei.
Auch will ich die Bnei Braker Hauptzentrale der israel. Anti - Missionsorganisation "Yad LeAchim" näher unter die Lupe nehmen, denn eine Bekannte arbeitet dort in deren Führungsspitze. Aber auch Jerusalem wird bei der Berichterstattung keinesfalls zu kurz kommen.
Bei all dem Vorhaben hoffe ich natürlich, meine Blogs aufrecht erhalten zu können. Vielleicht manchmal weniger als gewohnt, aber ich bin optimistisch. Das Einzige, was wirklich nervt, ist der Umzug. Wenn ich auch nur ganz wenige Sachen mitnehme, aber ich hasse einfach das Umziehen.
Photos aus Bnei Brak bei Tel Aviv


Rechtfertigung: "Laschon HaRah"
B"H
"Laschon HaRah" - die sogenannte böse Zunge.
Im Judentum ist es ein ernsthaftes Vergehen, Laschon HaRah zu sprechen; heißt, über seine Mitmenschen zu lästern und schlecht über sie zu reden.
Schon im Talmud ein häufig aufgeführtes Konzept wurde die "Laschon HaRah" erst nach Veröffentlichung des Buches "Schemirat HaLaschon - die Hütung der Zunge / Sprache" durch den Chafetz Chaim (Rabbi Israel Me'ir Kagan, 1838 - 1933, Polen) zu einem nicht mehr wegzudenkenden Thema. Der Chafetz Chaim beschreibt ausführlichst, was genau "üble Nachrede" ist. Nicht nur, dass man nichts sagen darf, sondern man darf es erst gar nicht denken.
Ein Beispiel wird immer von Rabbi Mordechai Machlis hierzu verwendet:
Einmal heiratete ein Paar und kurz nach der Hochzeit wurde der frischgebackene Ehemann rabiat. Er wurde sogar so brutal, dass er seine Frau fast umbrachte. Als man später seine Bekannten fragte, gaben diese zu, gewußt zu haben, dass es sich bei ihm um einen Psychopathen handelt, der schon mehrere Male in der Psychiatrie einsaß. Auf die Frage hin, warum sie denn nichts der Braut gesagt hatten, gaben sie an, dass sie keine Laschon HaRah haben sprechen wollen.
Wo beginnt wirklich die Laschon HaRah und wo hört sie auf ?
Genau zu sagen vermag dies niemand. Auch ich wurde in diesem Blog schon mehrere Male der Laschon HaRah bezichtigt. Vor allem immer dann, wenn meine Meinung anderen nicht passte. So ging es um das Verhalten von Konvertiten zum Judentum genauso als ich berichtete, einen in Deutschland tätigen Rabbiner beim Oberrabinat (Rabbanut) gemeldet zu haben, da dieser im großen Stil Konversionszertifikate verkaufen wollte bzw. verkauft hat.
Zur Beruhigung aller: Ich fragte die Rabbiner des Rabbanut, ob es sich meinerseits um Laschon HaRah handele. Nein, kam die Antwort, denn vieles muß gesagt werden. Insbesondere Gesetzesverstöße bzw. kriminelle Handlungen. In meinem Artikel nannte ich den Namen des besagten "Rabbis" nicht, obwohl ich es legal hätte tun können (so eine Bekannte von mir, die als Anwältin in einem der hiesigen Ministerien arbeitet).
Soviel zu undurchdachten Laschon HaRah - Anschuldigungen. Es überrascht leider immer wieder neu, wie Leute, die etwas unter den Teppich zu kehren haben, mit der Laschon HaRah - Anschuldigung zur Stelle sind. Nur vergessen sie dabei gerne, dass sie damit jemanden schützen, der eigentlich vor ein Gericht gehört.
Auch in anderen relig. Blogs sowie der israelischen Gesellschaft ist das Thema "Laschon HaRah" gerade in diesen Tagen ein vieldiskutiertes Thema. Es geht dabei um die Mutter von 12 Kindern, welche vor einer Woche wegen Kindesmißhandlung in der Stadt Beit Schemesch bei Jerusalem verhaftet worden war. Die Mutter war vor ca. sieben Jahren religiös geworden und zählt sich als Mitglied der fanatischen Gruppe der Rabbanit Beruriah. Inwieweit haben gruppennahe Rabbis in Beit Schemesch von dem Kindesmißbrauch gewußt ?
Die säkulere israelische Presse stürzt sich jedesmal gerne auf die haredische Gesellschaft wenn es um Skandale geht. In der haredischen Gesellschaft selbst werden Kindesmißhandlung, Vergewaltigung, Alkoholismus, Drogenkonsum, etc. fast immer totgeschwiegen. Anstatt die Polizei zu holen, schweige man und schicke die Täter zu einem Rabbi zwecks Heilung. Wenn sich Frauen wegen sexueller Belästigung beschweren, werden sie nicht selten selber zum Sündenbock abgestempelt. Und welche relig. Familie will schon gerne einen öffentlichen Makel davon tragen ? Man zieht es eher vor zu schweigen, um nicht mißliebig angeschaut zu werden. Gesellschaftsverhalten mit denen auch ich keineswegs übereinstimme und nur wenige Leute zeigen den Mut, Anzeige zu erstatten.
Schon im Talmud wurde der Kindesmißbrauch diskutiert:
Im Traktat Moed Katan 17 werden Fälle diskutiert, in denen relig. Schüler sowohl als auch Rabbiner ihrem Verlangen erliegen. So heißt es in der Gemara (rabbinischen Diskussionen), dass sobald eine Person sein negatives Verlangen verspürt, er sich an einen anderen Ort begeben soll, wo man ihn nicht kennt (in eine andere Stadt, zum Beispiel). Außerdem soll er sich in Schwarz kleiden. An dem fremden Ort darf er tun, was er will, ohne jedoch den Namen G - ttes zu beschmutzen.
Leider wird heutzutage leicht alles in die Laschon Harah mit einbezogen und somit werden diverse Vorgänge verborgen. Was aber geschieht, wenn es zu Wiederholfällen kommt ? Wer trägt dann die Schuld ? Diejenigen, die immer auf die Laschon HaRah pochten schweigen verlegen. Trotz der Laschon HaRah - Anschuldigung sollten viele dennoch den Mut aufbringen, gewisse Dinge ans Tageslicht zu bringen, damit eine gerichtliche Bestrafung erfolgen kann. Vielmals können so andere Menschen vor Leid bewahrt werden.
Ein nicht wegzudenkender Punkt sei noch genannt:
Die üble Nachrede betrifft nicht nur andere. Genauso ist es mir verboten, Laschon HaRah über mich selbst zu sagen. Ich soll mich nicht nur in einem negativen Licht darstellen, sondern auf meine positiven Charaktereigenschaften konzentrieren. Ein großer Verfechter dessen war der chassidische Rebbe, Rabbi Nachman von Breslov:
"Nur wenn ich positiv eingestellt bin, kann ich auch die Mitzwot (Gesetze) dementsprechend ausführen. Nichts ist schlimmer als relig. bedingte Depression; unter anderem auch, weil ich mich selbst herabsetze".
"Laschon HaRah" - die sogenannte böse Zunge.
Im Judentum ist es ein ernsthaftes Vergehen, Laschon HaRah zu sprechen; heißt, über seine Mitmenschen zu lästern und schlecht über sie zu reden.
Schon im Talmud ein häufig aufgeführtes Konzept wurde die "Laschon HaRah" erst nach Veröffentlichung des Buches "Schemirat HaLaschon - die Hütung der Zunge / Sprache" durch den Chafetz Chaim (Rabbi Israel Me'ir Kagan, 1838 - 1933, Polen) zu einem nicht mehr wegzudenkenden Thema. Der Chafetz Chaim beschreibt ausführlichst, was genau "üble Nachrede" ist. Nicht nur, dass man nichts sagen darf, sondern man darf es erst gar nicht denken.
Ein Beispiel wird immer von Rabbi Mordechai Machlis hierzu verwendet:
Einmal heiratete ein Paar und kurz nach der Hochzeit wurde der frischgebackene Ehemann rabiat. Er wurde sogar so brutal, dass er seine Frau fast umbrachte. Als man später seine Bekannten fragte, gaben diese zu, gewußt zu haben, dass es sich bei ihm um einen Psychopathen handelt, der schon mehrere Male in der Psychiatrie einsaß. Auf die Frage hin, warum sie denn nichts der Braut gesagt hatten, gaben sie an, dass sie keine Laschon HaRah haben sprechen wollen.
Wo beginnt wirklich die Laschon HaRah und wo hört sie auf ?
Genau zu sagen vermag dies niemand. Auch ich wurde in diesem Blog schon mehrere Male der Laschon HaRah bezichtigt. Vor allem immer dann, wenn meine Meinung anderen nicht passte. So ging es um das Verhalten von Konvertiten zum Judentum genauso als ich berichtete, einen in Deutschland tätigen Rabbiner beim Oberrabinat (Rabbanut) gemeldet zu haben, da dieser im großen Stil Konversionszertifikate verkaufen wollte bzw. verkauft hat.
Zur Beruhigung aller: Ich fragte die Rabbiner des Rabbanut, ob es sich meinerseits um Laschon HaRah handele. Nein, kam die Antwort, denn vieles muß gesagt werden. Insbesondere Gesetzesverstöße bzw. kriminelle Handlungen. In meinem Artikel nannte ich den Namen des besagten "Rabbis" nicht, obwohl ich es legal hätte tun können (so eine Bekannte von mir, die als Anwältin in einem der hiesigen Ministerien arbeitet).
Soviel zu undurchdachten Laschon HaRah - Anschuldigungen. Es überrascht leider immer wieder neu, wie Leute, die etwas unter den Teppich zu kehren haben, mit der Laschon HaRah - Anschuldigung zur Stelle sind. Nur vergessen sie dabei gerne, dass sie damit jemanden schützen, der eigentlich vor ein Gericht gehört.
Auch in anderen relig. Blogs sowie der israelischen Gesellschaft ist das Thema "Laschon HaRah" gerade in diesen Tagen ein vieldiskutiertes Thema. Es geht dabei um die Mutter von 12 Kindern, welche vor einer Woche wegen Kindesmißhandlung in der Stadt Beit Schemesch bei Jerusalem verhaftet worden war. Die Mutter war vor ca. sieben Jahren religiös geworden und zählt sich als Mitglied der fanatischen Gruppe der Rabbanit Beruriah. Inwieweit haben gruppennahe Rabbis in Beit Schemesch von dem Kindesmißbrauch gewußt ?
Die säkulere israelische Presse stürzt sich jedesmal gerne auf die haredische Gesellschaft wenn es um Skandale geht. In der haredischen Gesellschaft selbst werden Kindesmißhandlung, Vergewaltigung, Alkoholismus, Drogenkonsum, etc. fast immer totgeschwiegen. Anstatt die Polizei zu holen, schweige man und schicke die Täter zu einem Rabbi zwecks Heilung. Wenn sich Frauen wegen sexueller Belästigung beschweren, werden sie nicht selten selber zum Sündenbock abgestempelt. Und welche relig. Familie will schon gerne einen öffentlichen Makel davon tragen ? Man zieht es eher vor zu schweigen, um nicht mißliebig angeschaut zu werden. Gesellschaftsverhalten mit denen auch ich keineswegs übereinstimme und nur wenige Leute zeigen den Mut, Anzeige zu erstatten.
Schon im Talmud wurde der Kindesmißbrauch diskutiert:
Im Traktat Moed Katan 17 werden Fälle diskutiert, in denen relig. Schüler sowohl als auch Rabbiner ihrem Verlangen erliegen. So heißt es in der Gemara (rabbinischen Diskussionen), dass sobald eine Person sein negatives Verlangen verspürt, er sich an einen anderen Ort begeben soll, wo man ihn nicht kennt (in eine andere Stadt, zum Beispiel). Außerdem soll er sich in Schwarz kleiden. An dem fremden Ort darf er tun, was er will, ohne jedoch den Namen G - ttes zu beschmutzen.
Leider wird heutzutage leicht alles in die Laschon Harah mit einbezogen und somit werden diverse Vorgänge verborgen. Was aber geschieht, wenn es zu Wiederholfällen kommt ? Wer trägt dann die Schuld ? Diejenigen, die immer auf die Laschon HaRah pochten schweigen verlegen. Trotz der Laschon HaRah - Anschuldigung sollten viele dennoch den Mut aufbringen, gewisse Dinge ans Tageslicht zu bringen, damit eine gerichtliche Bestrafung erfolgen kann. Vielmals können so andere Menschen vor Leid bewahrt werden.
Ein nicht wegzudenkender Punkt sei noch genannt:
Die üble Nachrede betrifft nicht nur andere. Genauso ist es mir verboten, Laschon HaRah über mich selbst zu sagen. Ich soll mich nicht nur in einem negativen Licht darstellen, sondern auf meine positiven Charaktereigenschaften konzentrieren. Ein großer Verfechter dessen war der chassidische Rebbe, Rabbi Nachman von Breslov:
"Nur wenn ich positiv eingestellt bin, kann ich auch die Mitzwot (Gesetze) dementsprechend ausführen. Nichts ist schlimmer als relig. bedingte Depression; unter anderem auch, weil ich mich selbst herabsetze".
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Sonntag, März 30, 2008
Infos zur Neturei Karta
B"H
Wer an eingehenderen Infos zur antizionistischen Neturei Karta interessiert ist, der klicke hier:
Ich habe versucht, einiges Aktuelles wiederzugeben.
http://chassidicstories.blogspot.com/2008/03/kleiner-berblick-die-neturei-karta.html
Allerdings beziehe ich mich dabei weitgehend nur auf Mea Shearim und nicht auf London oder New York.
Wer an eingehenderen Infos zur antizionistischen Neturei Karta interessiert ist, der klicke hier:
Ich habe versucht, einiges Aktuelles wiederzugeben.
http://chassidicstories.blogspot.com/2008/03/kleiner-berblick-die-neturei-karta.html
Allerdings beziehe ich mich dabei weitgehend nur auf Mea Shearim und nicht auf London oder New York.
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Neturei Karta
Nichtjuden bei der Pessach - Seder ?
B"H
Jedes Jahr kommt kurz vor Pessach diese Frage immer wieder neu auf: "Können Nichtjuden an einer Pessach – Seder teilnehmen ?"
Bei Reformjuden scheint es nichts Außergewöhnliches sein, wenn sie zu ihrer Seder auch Nichtjuden einladen; orthodoxe Juden (mich eingeschlossen) fühlen sich mehr als unwohl dabei. Mir sind in meinem Bekanntenkreis keine orthodoxen Juden bekannt, die Nichtjuden zu ihrer Seder einladen und außer Rabbi Mordechai Machlis lädt auch niemand von ihnen nichtjüdische Gäste zum Schabbat ein. Übrigens fällt Rabbi Machlis an Pessach flach, da er jedes Jahr mit seiner Familie zum Fest verreist und die Pessachfeiertage privat verbringt.
Was aber ist gerade an Pessach so problematisch, Nichtjuden einzuladen ?
Zuerst einmal finde ich es höchst seltsam, wenn diverse Kirchengemeinden auf die Idee kommen, ihren Mitgliedern eine Pessach – Seder anzubieten. Ich brauche nicht lange nachdenken, um festzustellen, dass Pessach ein einzig und allein jüdisches Fest ist. In der Thora wurden die Juden beauftragt, diesen Feiertag einzuhalten und keine ungesäuerten Brote zu essen bzw. während dieser Zeit kein Chametz (Getreideprodukte wie Nudeln, Bier, Brot, etc.) im Haus zu haben. Wer als Nichtjude eine eigenständige Seder feiert, der kopiert etwas, was ihm nicht gehört.
Ich habe diesbezüglich versucht, etwas in der Halacha (jüdische Gesetzgebung) zu finden und bin auf Unterschiedliches gestossen. Wobei es gerade aufgrund der Halacha in orthodoxen Kreisen absolut unüblich ist, Nichtjuden zur Seder einzuladen. Die Halacha besagt, dass ein Jude an einem Feiertag von einer bestehenden Flamme kochen darf. Dies aber nur für einen Juden und NICHT für einen Nichtjuden. Das Hauptargument gegen Nichtjuden bei der Pessach – Seder besteht also in der Gefahr, dass Juden für einen Nichtjuden kochen. Am Schabbat hingegen bestehe diese Gefahr nicht, denn am Schabbat wird ja grundsätzlich nicht gekocht.
Das Afikoman, jene zerbrochene Mazzah, welche am Sederabend erst versteckt und später gegessen wird, repräsentiert das einstmalige Pessach – Opfer im Tempel. Jedes Jahr zu Pessach kamen sämtliche Juden zum Jerusalemer Tempel, um dort ihr Pessach – Lamm zu opfern und es bei der Seder zu verspeisen. Ein biblisches Gebot (Exodus 12:43) besagt, dass ein Nichtjude NICHT von diesem Pessach – Opfer essen darf. Es ist ihm absolut verboten !!!!
Da wir derzeit keine Pessach – Lämmer opfern können, weil wir keinen Tempel besitzen, verkörpert ein gesondertes Stück Mazzah, welches AFIKOMAN genannt wird, dass eigentliche Lamm. Somit darf ein eventuell eingeladener Nichtjude von dem Afikoman nicht essen.
Auch gibt es Restriktionen beim Anfassen einer geöffneten Weinflasche. Wie wir alle wissen, werden bei der Seder von jedem einzelnen vier Gläser Wein bzw. Traubensaft getrunken. Sollte der Wein nicht gekocht sein und der Nichtjude faßt eine geöffnete Weinflasche an, hat der Gastgeber ein riesiges Kasschrutproblem und der Wein darf nicht mehr verwendet werden.
Der Talmud Traktat Pesachim 3b erzählt von einem schwerwiegenden Verstoß gegen das biblische Gesetz, nachdem ein Nichtjude nicht vom Pessach – Opfer essen darf:
Ein Aramäer ging nach Jerusalem, um dort vom Pessach – Opfer zu essen. Einmal sagte er vor seiner Abreise (nach Jerusalem) zu Rabbi Yehudah ben Bateirah: "Es steht geschrieben, dass kein Fremder vom Pessach – Opfer essen darf; - und es steht ebenso geschrieben, dass kein unbeschnittener Mann davon essen darf. Warum also esse ich die besten Stückchen des Pessach – Opfers ?
Rabbi Yehudah ben Bateirah sagte: "Geben sie Dir das Fett vom Schwanz zu essen ?" – "Nein, antwortete der Aramäer.
Rabbi Yehudah ben Bateirah sagte zu ihm: "Wenn Du wieder nach Jerusalem gehst, dass sage ihnen dort, "Gebt mir vom Fett des Schwanzes zu essen."
Und so geschah es; der Aramär verlangte tatsächlich das Fett des Schwanzes. Dort sagten ihm jedoch die Rabbiner, dass das Fett des Schwanzes ausschließlich auf dem Altar geopfert wird und somit nur G – tt allein es bekommt (siehe Leviticus 3:9). Die Rabbiner fragten den Aramäer, wer ihm denn gesagt hätte, er dürfe von diesem besonderen Fett essen. "Rabbi Yehudah ben Bateirah", erwiederte der Aramäer. Die Rabbiner waren fassungslos, forschten eingehend nach und fanden heraus, dass der Aramäer gar kein Jude war. Daraufhin exekutierten sie ihn und sandten die folgende Nachricht zu Rabbi Yehudah ben Bateirah: "Friede sei mit Dir, Rabbi Yehudah ben Bateirah – Du befindest Dich zwar in Netzivin, aber Dein Wort reicht bis nach Jerusalem."
Diese Gemara (rabbinische Diskussion) ruft uns nun keineswegs dazu auf, alle Nichtjuden, welche vom Afikoman bzw. dem Pessach – Opfer essen, umzubringen. Vielmehr verdeutlicht sie, wie extrem wichtig dieses Gesetz ist und wie strikt es zu Tempelzeiten eingehalten wurde und auch heute eingehalten werden soll, da die Thora in alle Ewigkeit Geltung besitzt. Im Talmud wird oft darauf hingewiesen, dass die Menschen nur für sich in Anspruch nehmen sollen, was ihnen auch zusteht. Zum Beispiel schielte König David's Sohn Avschalom auf den Thron, obwohl dieser von G -tt für Salomon (Shlomo) auserwählt war. Korach rebellierte gegen Moshe, weil er die Herrschaft für sich allein haben wollte. Beide, Avschalom sowie Korach verloren. Mit dem Pessach – Lamm verhält es sich genauso. Es ist für jene bestimmt, denen es zusteht – sprich den "Juden". Die Geschichte des Auszuges aus Ägypten, welche an Pessach aus der Haggadah vorgelesen wird, ist eine reine jüdische Angelegenheit. Insgesamt kann ich mir keine gravierenderen Punkte vorstellen, wo hier Nichtjuden mit einbezogen werden. Genau wie am Yom Kippur (Versöhnungstag) handelt es sich bei Pessach um ein rein jüdisches Fest.
Eine weitere Frage stellt sich, ob Konversionskandidaten zum Judentum eingeladen werden dürfen. In orthodoxen Kreisen wird dies so gehandhabt, dass nur jene potentiellen Konvertiten eine Einladung erhalten, welche sich in ernsthaften orthod. Konversionskursen befinden. Demnach bestehe auch nicht unbedingt der Verdacht, für einen Nichtjuden zu kochen. Aber zu dem Punkt gibt es viele Ansichten und mir sind selbst Leute bekannt, die Konvertiten erst nach ihrem vollständigen Giur zu einer Seder einladen. Vom Afikoman allerdings darf der Konversionskandidat erst NACH seinem abgeschlossenen Giur essen.
Wer in Jerusalem als Nichtjude eine Pessach – Seder sucht, der wird auf die allergrößten Schwierigkeiten stoßen. Jedenfalls im orthodoxen Bereich, vom haredischen erst gar nicht zu reden.
Jedes Jahr kommt kurz vor Pessach diese Frage immer wieder neu auf: "Können Nichtjuden an einer Pessach – Seder teilnehmen ?"
Bei Reformjuden scheint es nichts Außergewöhnliches sein, wenn sie zu ihrer Seder auch Nichtjuden einladen; orthodoxe Juden (mich eingeschlossen) fühlen sich mehr als unwohl dabei. Mir sind in meinem Bekanntenkreis keine orthodoxen Juden bekannt, die Nichtjuden zu ihrer Seder einladen und außer Rabbi Mordechai Machlis lädt auch niemand von ihnen nichtjüdische Gäste zum Schabbat ein. Übrigens fällt Rabbi Machlis an Pessach flach, da er jedes Jahr mit seiner Familie zum Fest verreist und die Pessachfeiertage privat verbringt.
Was aber ist gerade an Pessach so problematisch, Nichtjuden einzuladen ?
Zuerst einmal finde ich es höchst seltsam, wenn diverse Kirchengemeinden auf die Idee kommen, ihren Mitgliedern eine Pessach – Seder anzubieten. Ich brauche nicht lange nachdenken, um festzustellen, dass Pessach ein einzig und allein jüdisches Fest ist. In der Thora wurden die Juden beauftragt, diesen Feiertag einzuhalten und keine ungesäuerten Brote zu essen bzw. während dieser Zeit kein Chametz (Getreideprodukte wie Nudeln, Bier, Brot, etc.) im Haus zu haben. Wer als Nichtjude eine eigenständige Seder feiert, der kopiert etwas, was ihm nicht gehört.
Ich habe diesbezüglich versucht, etwas in der Halacha (jüdische Gesetzgebung) zu finden und bin auf Unterschiedliches gestossen. Wobei es gerade aufgrund der Halacha in orthodoxen Kreisen absolut unüblich ist, Nichtjuden zur Seder einzuladen. Die Halacha besagt, dass ein Jude an einem Feiertag von einer bestehenden Flamme kochen darf. Dies aber nur für einen Juden und NICHT für einen Nichtjuden. Das Hauptargument gegen Nichtjuden bei der Pessach – Seder besteht also in der Gefahr, dass Juden für einen Nichtjuden kochen. Am Schabbat hingegen bestehe diese Gefahr nicht, denn am Schabbat wird ja grundsätzlich nicht gekocht.
Das Afikoman, jene zerbrochene Mazzah, welche am Sederabend erst versteckt und später gegessen wird, repräsentiert das einstmalige Pessach – Opfer im Tempel. Jedes Jahr zu Pessach kamen sämtliche Juden zum Jerusalemer Tempel, um dort ihr Pessach – Lamm zu opfern und es bei der Seder zu verspeisen. Ein biblisches Gebot (Exodus 12:43) besagt, dass ein Nichtjude NICHT von diesem Pessach – Opfer essen darf. Es ist ihm absolut verboten !!!!
Da wir derzeit keine Pessach – Lämmer opfern können, weil wir keinen Tempel besitzen, verkörpert ein gesondertes Stück Mazzah, welches AFIKOMAN genannt wird, dass eigentliche Lamm. Somit darf ein eventuell eingeladener Nichtjude von dem Afikoman nicht essen.
Auch gibt es Restriktionen beim Anfassen einer geöffneten Weinflasche. Wie wir alle wissen, werden bei der Seder von jedem einzelnen vier Gläser Wein bzw. Traubensaft getrunken. Sollte der Wein nicht gekocht sein und der Nichtjude faßt eine geöffnete Weinflasche an, hat der Gastgeber ein riesiges Kasschrutproblem und der Wein darf nicht mehr verwendet werden.
Der Talmud Traktat Pesachim 3b erzählt von einem schwerwiegenden Verstoß gegen das biblische Gesetz, nachdem ein Nichtjude nicht vom Pessach – Opfer essen darf:
Ein Aramäer ging nach Jerusalem, um dort vom Pessach – Opfer zu essen. Einmal sagte er vor seiner Abreise (nach Jerusalem) zu Rabbi Yehudah ben Bateirah: "Es steht geschrieben, dass kein Fremder vom Pessach – Opfer essen darf; - und es steht ebenso geschrieben, dass kein unbeschnittener Mann davon essen darf. Warum also esse ich die besten Stückchen des Pessach – Opfers ?
Rabbi Yehudah ben Bateirah sagte: "Geben sie Dir das Fett vom Schwanz zu essen ?" – "Nein, antwortete der Aramäer.
Rabbi Yehudah ben Bateirah sagte zu ihm: "Wenn Du wieder nach Jerusalem gehst, dass sage ihnen dort, "Gebt mir vom Fett des Schwanzes zu essen."
Und so geschah es; der Aramär verlangte tatsächlich das Fett des Schwanzes. Dort sagten ihm jedoch die Rabbiner, dass das Fett des Schwanzes ausschließlich auf dem Altar geopfert wird und somit nur G – tt allein es bekommt (siehe Leviticus 3:9). Die Rabbiner fragten den Aramäer, wer ihm denn gesagt hätte, er dürfe von diesem besonderen Fett essen. "Rabbi Yehudah ben Bateirah", erwiederte der Aramäer. Die Rabbiner waren fassungslos, forschten eingehend nach und fanden heraus, dass der Aramäer gar kein Jude war. Daraufhin exekutierten sie ihn und sandten die folgende Nachricht zu Rabbi Yehudah ben Bateirah: "Friede sei mit Dir, Rabbi Yehudah ben Bateirah – Du befindest Dich zwar in Netzivin, aber Dein Wort reicht bis nach Jerusalem."
Diese Gemara (rabbinische Diskussion) ruft uns nun keineswegs dazu auf, alle Nichtjuden, welche vom Afikoman bzw. dem Pessach – Opfer essen, umzubringen. Vielmehr verdeutlicht sie, wie extrem wichtig dieses Gesetz ist und wie strikt es zu Tempelzeiten eingehalten wurde und auch heute eingehalten werden soll, da die Thora in alle Ewigkeit Geltung besitzt. Im Talmud wird oft darauf hingewiesen, dass die Menschen nur für sich in Anspruch nehmen sollen, was ihnen auch zusteht. Zum Beispiel schielte König David's Sohn Avschalom auf den Thron, obwohl dieser von G -tt für Salomon (Shlomo) auserwählt war. Korach rebellierte gegen Moshe, weil er die Herrschaft für sich allein haben wollte. Beide, Avschalom sowie Korach verloren. Mit dem Pessach – Lamm verhält es sich genauso. Es ist für jene bestimmt, denen es zusteht – sprich den "Juden". Die Geschichte des Auszuges aus Ägypten, welche an Pessach aus der Haggadah vorgelesen wird, ist eine reine jüdische Angelegenheit. Insgesamt kann ich mir keine gravierenderen Punkte vorstellen, wo hier Nichtjuden mit einbezogen werden. Genau wie am Yom Kippur (Versöhnungstag) handelt es sich bei Pessach um ein rein jüdisches Fest.
Eine weitere Frage stellt sich, ob Konversionskandidaten zum Judentum eingeladen werden dürfen. In orthodoxen Kreisen wird dies so gehandhabt, dass nur jene potentiellen Konvertiten eine Einladung erhalten, welche sich in ernsthaften orthod. Konversionskursen befinden. Demnach bestehe auch nicht unbedingt der Verdacht, für einen Nichtjuden zu kochen. Aber zu dem Punkt gibt es viele Ansichten und mir sind selbst Leute bekannt, die Konvertiten erst nach ihrem vollständigen Giur zu einer Seder einladen. Vom Afikoman allerdings darf der Konversionskandidat erst NACH seinem abgeschlossenen Giur essen.
Wer in Jerusalem als Nichtjude eine Pessach – Seder sucht, der wird auf die allergrößten Schwierigkeiten stoßen. Jedenfalls im orthodoxen Bereich, vom haredischen erst gar nicht zu reden.
Samstag, März 29, 2008
"Aus dem Nichts" oder "Die unerwartete Normalität"
B"H
Normalerweise berichte ich nach jedem Schabbat, an welchen chassidischen Tischen meine Freundin und ich teilnahmen bzw. in welchen Synagoge wir waren. Diesesmal ist es genau umgekehrt. Ich berichte über ein Ereignis, will jedoch auf keinen Fall den Namen der chassidischen Gruppe nennen. Nur soviel: Die Gruppe ist in Mea Shearim beheimatet, gilt aber als eher offen.
Eines kann ich dennoch offen sagen: Zum freitaglichen Abendgebet (Erev Schabbat) waren wir, wie immer, in der Synagoge der Chassidut Karlin - Stolin. Nach dem Schabbatessen bei Rabbi Mordechai Machlis machten wir uns zu einem chassidischen Tisch auf. Wir besuchten eine Gruppe, bei der wir häufig zugegen sind, obwohl ich ausgerechnet gestern Abend plante, eine andere Gruppe aufzusuchen. Ein Bekannter aber meinte, er gehe zu der Gruppe und so entschieden wir uns spontan, auch dorthin zu gehen.
Der Tisch des Rebben verlief wie immer, nur schien es, dass die Chassidim noch müde von Purim waren. Alles kam nur schwer in Gang, obwohl der Rebbe alle Anwesenden zum Mitsingen aufrief. Einige Zeit später kam dann tatsächlich mehr Schwung hinein.
Die Frauenempore war mehr als spärlich besucht, aber meine Freundin und ich fanden zuerst keinen richtigen Sitzplatz und so standen wir neben einigen hinter der Mechitzah (Trennwand zu den Männern) sitzenden chassidischen Frauen.
Wie aus dem Nichts stand plötzlich ein junges Mädchen neben meiner Freundin und sprach sie auf Jiddisch an. Ein Mädchen aus besagter Gruppe. Meine Freundin, die weder des Jiddischen noch des Hebräischen richtig mächtig ist und ausschließlich Englisch spricht, vermittelte das Gespräch an mich weiter. Und so kam ein längeres intensives Gespräch zwischen mir und dem etwa 13 - jährigen Mädchen zustande. Ebenso aus dem Nichts lud sie uns zu sich nach Hause ein. Ihr Vater habe in einem anderen israel. Landesteil eine Yeshiva (relig. Schule) für jene relig. Studenten, welche in ihren eigenen relig. Familien nicht zurecht kamen und sogar aus den Yeshivot geflogen waren. Bevor solche relig. Jugendlichen ganz verloren gehen (siehe hier), richtete ihr Vater eine Institution ein, welche versucht, die Betroffenen wenigstens in der Religion zu halten. Ich fand das überaus interessant, denn gerade ich berichte mehr als häufig zu dem Thema. Außerdem führe ihr Vater fast jeden Schabbat Schabbatmahlzeiten mit vorwiegend amerik. Gästen durch und wir seien jederzeit herzlich eingeladen.
Einige Gesprächsfetzen:
Ich: Ich dachte immer, dass keine auswärtigen Gäste bei solchen Gruppen wie der Euren eingeladen werden. Alles liefe nur noch über Yeshivaschüler oder es sei denn, man stehe einer chassidischen Gruppe sehr nahe.
Sie: Nein, das stimmt nicht. Es gibt viele Plätze in Mea Shearim. Man muss nur wissen, wie.
Sie: Ich will Englisch lernen, denn daheim haben wir ständig amerik. Yeshivaleute zu Gast.
Ich: In der Schule lernt ihr kein Englisch, richtig ?
Sie: Richtig, aber ich will es privat lernen.
Sie: Es ist wichtig, dass relig. Jugendliche, die Probleme in der relig. Gesellschaft haben, auch weiterhin relig. bleiben. Mein Vater nimmt sie in seiner Yeshiva aus, damit sie nicht auf Abwege geraten.
Ich: Ich kann solche Leute durchaus verstehen, denn nicht jeder, der in die chassidischen Gesellschaft hineingeboren wird, passt auch hinein. Nicht jeder muss gerade Satmar sein. Manche haben Schwierigkeiten mit dem Gruppendruck und sich selbst.
Sie: Ja, das stimmt.
Wir redeten mindestens 15 Minuten und in der Zwischenzeit hatten sich andere Mädels aus der Gruppe bzw. einige Frauen zu uns gesellt, um dem Gespräch zu lauschen. Wiederum plötzlich tauchte wie aus dem Nichts ein ca. 15 - jähriges Mädchen auf und flüsterte meiner Gesprächspartnerin etwas ins Ohr. Ich ahnte, dass es nichts Gutes war. Kurz darauf sagte meine junge Gesprächspartnerin "Schabbat Schalom" zu mir und eilte davon. Meine Freundin schien sogleich die Lösung parat zu haben. Es gebe zwei ältere Frauen der Gruppe, welche uns die ganze Zeit über permanent angestarrt hatten. Aus welchen Gründen auch immer schienen sie die "Abgesandte" geschickt zu haben, um das offene Gespräch zu unterbinden.
Schon des Öfteren hatten wir bemerkt, dass uns gerade diese zwei Frauen missmutig anstarren. Warum ? Keine Ahnung. Nie haben wir je mit ihnen etwas zu tun gehabt geschweige denn mit ihnen gesprochen. Ich denke mir, dass es sich einfach um zwei, im Engl. sagt man "Miserable", Frauen handelt, die nichts anderes zu tun haben als alles unter Kontrolle zu halten. Meine Freundin meinte, dass sie vielleicht die Gruppe schützen wollen. Vielleicht. Aber immerhin könnten sie ja persönlich etwas sagen und keinen "Sklaven" vorbeischicken.
Danach geschah gar nichts. Wir blieben aus Absicht weiterhin dort und liessen uns nicht hinausdrängeln. Der Vorgang schien sich schnell herumgesprochen zu haben und viele Frauen nickten uns freundlich zu. Selbst die Rebbitzen.
Nur die zwei Missmutigen schwiegen. Das betroffene Mädchen hörte aus ihrem Winkel, in dem sie sass, nicht auf, mich anzustarren. Nach einer halben Stunde ging sie und tippte mir von der Seite auf die Schulter. Sie ginge heim und "Schabbat Schalom". Wir beide hatten unsere Konversation sehr genossen und anscheinend ließ sich sich nicht von den Aufseherdamen kleinkriegen.
So sind wir nun diese Woche am Überlegen, ob wir am kommenden Schabbat wieder hingehen oder nicht. Hingehen auf alle Fälle, denn wir lassen uns von den zwei "Damen" nicht rausekeln. Nur stellt sich die Frage, ob wir das Mädchen wiedersehen und unser Gespräch vielleicht anderswo fortführen können. Die Einladung täten wir schon gerne annehmen und mit dem Vater würde ich sehr gerne über seine Yeshivatätigkeit sprechen.
Normalerweise berichte ich nach jedem Schabbat, an welchen chassidischen Tischen meine Freundin und ich teilnahmen bzw. in welchen Synagoge wir waren. Diesesmal ist es genau umgekehrt. Ich berichte über ein Ereignis, will jedoch auf keinen Fall den Namen der chassidischen Gruppe nennen. Nur soviel: Die Gruppe ist in Mea Shearim beheimatet, gilt aber als eher offen.
Eines kann ich dennoch offen sagen: Zum freitaglichen Abendgebet (Erev Schabbat) waren wir, wie immer, in der Synagoge der Chassidut Karlin - Stolin. Nach dem Schabbatessen bei Rabbi Mordechai Machlis machten wir uns zu einem chassidischen Tisch auf. Wir besuchten eine Gruppe, bei der wir häufig zugegen sind, obwohl ich ausgerechnet gestern Abend plante, eine andere Gruppe aufzusuchen. Ein Bekannter aber meinte, er gehe zu der Gruppe und so entschieden wir uns spontan, auch dorthin zu gehen.
Der Tisch des Rebben verlief wie immer, nur schien es, dass die Chassidim noch müde von Purim waren. Alles kam nur schwer in Gang, obwohl der Rebbe alle Anwesenden zum Mitsingen aufrief. Einige Zeit später kam dann tatsächlich mehr Schwung hinein.
Die Frauenempore war mehr als spärlich besucht, aber meine Freundin und ich fanden zuerst keinen richtigen Sitzplatz und so standen wir neben einigen hinter der Mechitzah (Trennwand zu den Männern) sitzenden chassidischen Frauen.
Wie aus dem Nichts stand plötzlich ein junges Mädchen neben meiner Freundin und sprach sie auf Jiddisch an. Ein Mädchen aus besagter Gruppe. Meine Freundin, die weder des Jiddischen noch des Hebräischen richtig mächtig ist und ausschließlich Englisch spricht, vermittelte das Gespräch an mich weiter. Und so kam ein längeres intensives Gespräch zwischen mir und dem etwa 13 - jährigen Mädchen zustande. Ebenso aus dem Nichts lud sie uns zu sich nach Hause ein. Ihr Vater habe in einem anderen israel. Landesteil eine Yeshiva (relig. Schule) für jene relig. Studenten, welche in ihren eigenen relig. Familien nicht zurecht kamen und sogar aus den Yeshivot geflogen waren. Bevor solche relig. Jugendlichen ganz verloren gehen (siehe hier), richtete ihr Vater eine Institution ein, welche versucht, die Betroffenen wenigstens in der Religion zu halten. Ich fand das überaus interessant, denn gerade ich berichte mehr als häufig zu dem Thema. Außerdem führe ihr Vater fast jeden Schabbat Schabbatmahlzeiten mit vorwiegend amerik. Gästen durch und wir seien jederzeit herzlich eingeladen.
Einige Gesprächsfetzen:
Ich: Ich dachte immer, dass keine auswärtigen Gäste bei solchen Gruppen wie der Euren eingeladen werden. Alles liefe nur noch über Yeshivaschüler oder es sei denn, man stehe einer chassidischen Gruppe sehr nahe.
Sie: Nein, das stimmt nicht. Es gibt viele Plätze in Mea Shearim. Man muss nur wissen, wie.
Sie: Ich will Englisch lernen, denn daheim haben wir ständig amerik. Yeshivaleute zu Gast.
Ich: In der Schule lernt ihr kein Englisch, richtig ?
Sie: Richtig, aber ich will es privat lernen.
Sie: Es ist wichtig, dass relig. Jugendliche, die Probleme in der relig. Gesellschaft haben, auch weiterhin relig. bleiben. Mein Vater nimmt sie in seiner Yeshiva aus, damit sie nicht auf Abwege geraten.
Ich: Ich kann solche Leute durchaus verstehen, denn nicht jeder, der in die chassidischen Gesellschaft hineingeboren wird, passt auch hinein. Nicht jeder muss gerade Satmar sein. Manche haben Schwierigkeiten mit dem Gruppendruck und sich selbst.
Sie: Ja, das stimmt.
Wir redeten mindestens 15 Minuten und in der Zwischenzeit hatten sich andere Mädels aus der Gruppe bzw. einige Frauen zu uns gesellt, um dem Gespräch zu lauschen. Wiederum plötzlich tauchte wie aus dem Nichts ein ca. 15 - jähriges Mädchen auf und flüsterte meiner Gesprächspartnerin etwas ins Ohr. Ich ahnte, dass es nichts Gutes war. Kurz darauf sagte meine junge Gesprächspartnerin "Schabbat Schalom" zu mir und eilte davon. Meine Freundin schien sogleich die Lösung parat zu haben. Es gebe zwei ältere Frauen der Gruppe, welche uns die ganze Zeit über permanent angestarrt hatten. Aus welchen Gründen auch immer schienen sie die "Abgesandte" geschickt zu haben, um das offene Gespräch zu unterbinden.
Schon des Öfteren hatten wir bemerkt, dass uns gerade diese zwei Frauen missmutig anstarren. Warum ? Keine Ahnung. Nie haben wir je mit ihnen etwas zu tun gehabt geschweige denn mit ihnen gesprochen. Ich denke mir, dass es sich einfach um zwei, im Engl. sagt man "Miserable", Frauen handelt, die nichts anderes zu tun haben als alles unter Kontrolle zu halten. Meine Freundin meinte, dass sie vielleicht die Gruppe schützen wollen. Vielleicht. Aber immerhin könnten sie ja persönlich etwas sagen und keinen "Sklaven" vorbeischicken.
Danach geschah gar nichts. Wir blieben aus Absicht weiterhin dort und liessen uns nicht hinausdrängeln. Der Vorgang schien sich schnell herumgesprochen zu haben und viele Frauen nickten uns freundlich zu. Selbst die Rebbitzen.
Nur die zwei Missmutigen schwiegen. Das betroffene Mädchen hörte aus ihrem Winkel, in dem sie sass, nicht auf, mich anzustarren. Nach einer halben Stunde ging sie und tippte mir von der Seite auf die Schulter. Sie ginge heim und "Schabbat Schalom". Wir beide hatten unsere Konversation sehr genossen und anscheinend ließ sich sich nicht von den Aufseherdamen kleinkriegen.
So sind wir nun diese Woche am Überlegen, ob wir am kommenden Schabbat wieder hingehen oder nicht. Hingehen auf alle Fälle, denn wir lassen uns von den zwei "Damen" nicht rausekeln. Nur stellt sich die Frage, ob wir das Mädchen wiedersehen und unser Gespräch vielleicht anderswo fortführen können. Die Einladung täten wir schon gerne annehmen und mit dem Vater würde ich sehr gerne über seine Yeshivatätigkeit sprechen.
Freitag, März 28, 2008
Pläne
B"H
Und wieder haben wir sommerliche Temperaturen. Erst vor wenigen Tagen hörte ich, dass in Deutschland Schnee liegt. Purim im Schnee ? Brrr....
Jedenfalls wird es in Israel richtig warm und bevor jetzt einige so richtig neidisch werden, lasst Euch gesagt sein, dass die Hitze viel zu früh einsetzt. Eigentlich benötigen wir dringend Regen.
In der vergangenen Nacht wurden die Uhren auf Sommerzeit umgestellt und dadurch verschiebt sich nun auch der Schabbat auf eine Stunde später. Nichtsdestotrotz gehe ich mit einer Freundin zum Abendgebet (Maariv) zu den Chassidim von Karlin - Stolin und danach zu Rabbi Mordechai Machlis zum Schabbatessen.
Später geht es zu den bekannten chassidischen Tischen mit den Rebben. Aber auch da müssen wir heute umdisponieren, denn manche antizionistische Gruppen stellen ihre Uhren nicht auf die Sommerzeit um. So kommt es zu Zeitverschiebungen und manche Tische beginnen später, andere wieder früher.
Falls jemand am Tisch der chassidischen Gruppe Belz interessiert ist: Belz wird garantiert den größten Zeitsprung zu vermelden haben und statt der winterlichen 21.00 Uhr erst um 23.00 Uhr beginnen.
Schabbat Schalom an alle Leser !!!!
Die Belzer Synagoge bei Nacht (Jerusalem)

Das Innere der Synagoge
Und wieder haben wir sommerliche Temperaturen. Erst vor wenigen Tagen hörte ich, dass in Deutschland Schnee liegt. Purim im Schnee ? Brrr....
Jedenfalls wird es in Israel richtig warm und bevor jetzt einige so richtig neidisch werden, lasst Euch gesagt sein, dass die Hitze viel zu früh einsetzt. Eigentlich benötigen wir dringend Regen.
In der vergangenen Nacht wurden die Uhren auf Sommerzeit umgestellt und dadurch verschiebt sich nun auch der Schabbat auf eine Stunde später. Nichtsdestotrotz gehe ich mit einer Freundin zum Abendgebet (Maariv) zu den Chassidim von Karlin - Stolin und danach zu Rabbi Mordechai Machlis zum Schabbatessen.
Später geht es zu den bekannten chassidischen Tischen mit den Rebben. Aber auch da müssen wir heute umdisponieren, denn manche antizionistische Gruppen stellen ihre Uhren nicht auf die Sommerzeit um. So kommt es zu Zeitverschiebungen und manche Tische beginnen später, andere wieder früher.
Falls jemand am Tisch der chassidischen Gruppe Belz interessiert ist: Belz wird garantiert den größten Zeitsprung zu vermelden haben und statt der winterlichen 21.00 Uhr erst um 23.00 Uhr beginnen.
Schabbat Schalom an alle Leser !!!!
Die Belzer Synagoge bei Nacht (Jerusalem)

Das Innere der Synagoge

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Donnerstag, März 27, 2008
"Wo bitte gehts zum richtigen Ausgang" ?
B"H
Jeder Stammleser dieses sowie meines englischen Blogs weiß, dass ich mich mehr als häufig mit dem einer Problematik auseinandersetze, welche vor allem in Deutschland kaum bis gar nicht bekannt sein dürfte. Es geht um Haredim (Ultra – Orthod.), die sich entscheiden, ihre gewohnte Umgebung zu verlassen, um sich irgendwo anders ein neues Leben aufzubauen. Entweder werden sie säkuler oder auch nicht. Jeder Individualfall ist anders gelagert.
Mir liegt das Thema deswegen so sehr am Herzen, weil ich selbst einmal betroffen war und innerhalb all der verstrichenen Jahre immer noch keine für mich befriedigende Antwort / Lösung gefunden habe.
Hervorheben sollte ich aber auf alle Fälle, dass ich niemals vorhatte, die Religion geschweige denn G – tt zu verlassen; nur eine kleine Pause / "Auszeit" sollte schon her. Deswegen kann von Verlassen keine Rede sein. Außenstehende mögen meinen, dass die "Auszeit" nur ein anderes Wort für ein säkuleres Lotterleben ist. Eine Entschuldigung sozusagen, die einem gleichzeitig die Freiheit gibt, zu tun und zu lassen, was man will. In den ersten Wochen meiner "Auszeit" tat ich sicherlich alles andere als die Mitzwot (Gesetze) einzuhalten. Nur die ganzen Mitzwot zeitweilig vergessen, aber nur, um später wieder den Weg zurück einzuschlagen.
Es versteht sich von selbst, dass in jenem Verhalten gewisse Gefahren stecken. Wenn jemand von der Religion, der Gesellschaft bis hin zu einem selbst, die Schnauze gestrichen voll hat, ist es wesentlich vorteilhafter, eine Auszeit zu nehmen als konstant in einer Depression zu versinken. Wie gesagt, ich wollte weder Religion noch G – tt verlassen, sondern hatte lediglich die Nase voll von einer oft Druck ausübenden haredischen Gesellschaft sowie meinen eigenen Druck, den ich mir selber auferlegte. Jedoch kann man nicht von heute auf morgen dazu entscheiden einfach abzuhauen und sich eine Scheibe Schinken in den Mund zu schieben, nur um so seine Rebellion bekannt zu geben. Auf diese Weise der Gesellschaft klarzumachen, dass man die Schnauze voll hat und das einen alle einmal sonstwie können. Die Haredim hingegen reagierten in ganz unterschiedlicher Weise, sodass ich mehr als überrascht war. Nur ganz wenige fanden mein Benehmen abscheulich. Die Mehrheit dagegen zeigte sehr viel Geduld und war der Meinung, dass eine Krise immer nur zeitbedingt ist und ich eh früher oder später meinen Weg wieder zurückfinden werde.
Ich jedenfalls entschied mich vorerst, eine Auszeit zu nehmen, etwas anderes zu sehen und etwas anderes zu denken. Und so zog ich für einige Zeit zurück nach Deutschland, wo alles ganz anders ist. Dabei hatte ich jedoch vergessen, dass gerade in dem Lande niemand mein Problem verstehen wird. Die Mehrheit der deutschen Juden hat keine Ahnung vom haredischen Leben in Israel oder in New York. Wenn sie einen Chabadnik sehen, denken sie schon, sie seien in der Mitte von Mea Shearim. Alle meine Freunde waren Nichtjuden, denn Deutschland ist nicht wie England oder die USA, wo man haufenweise jüdische Freunde finden kann. Wer nicht ausgerechnet in Frankfurt, München oder Berlin lebt, der muß sich mit nichtjüdischen Freunden begnügen. Und mich andernorts mit Reformkonvertiten abzugeben liegt mir mehr als fern.
Die ganze Problematik spukt mir immer noch im Kopf herum, denn wie gesagt, habe ich noch nicht herausgefunden, warum mir das passiert ist. Ich weiß nur zu gut, dass wenn ich mich zu einem orthodoxen oder besser gesagt chassidischen Rabbiner begeben würde, er mir rät, jetzt endlich einmal den Sprung zu wagen und zurückzukehren, anstatt ewig zu jammern oder nach Gründen zu suchen. Agieren und nicht zuviel nachzudenken.
Vielleicht ist das mein Problem, wer weiß. Nichtsdestotrotz bin ich auf der Suche nach einer perfekten Lösung und vielleicht sollte man das Problem bei der Wurzel anpacken, eh man sich voreilig in irgendeine neue Situation stürzt.
Für mich hat sich die "Auszeit" sehr positiv ausgewirkt, obwohl ich sie mehrheitlich ganz und gar nicht genossen habe. Sobald man die Mitzwot nicht einhält, kriecht einem sofort das Schuldgefühl in die eigenen Gedanken. Während einer Mittagspause ging ich einmal in eine Schlachterei, um mir eine belegte Semmel zu kaufen, welche nicht gerade vor Kaschrut triefte. Bei der Bestellung an der Ladentheke hatte ich unweigerlich das Gefühl, dass mich jetzt alle Anwesenden im Laden anschreien werden: "Diese Wurst ist nicht für Dich und Du mußt koscher essen." Dennoch war es kein Schuldgefühl, welches mich wieder auf die relig. Bahn zurückverfrachtete. Nach einer Weile des Lotterlebens sah ich ein, dass es dumm und oberflächlich war. Ich machte mir nur etwas vor und die ganze Flucht erschien keinen Sinn mehr zu ergeben. Das war dann auch der Moment, indem ich meine tief im Schrank verstauten relig. Bücher wieder hervorholte und meine Krisen erneut zu überdenken begann.
Ich hörte einmal von einem israelischen Rabbiner, dass jeder "Fall" auch etwas Positives mit sich bringt. Man fällt religiös oder spirituell recht tief, aber nur um sich letztendlich zu besinnen und somit zu einem höheren Level aufzusteigen. Jedenfalls geht es vielen wie mir so. Und ein "Fall" macht einen nicht zum "hoffnungslosen Fall". Besonders Rabbi Nachman von Breslov warnt vor relig. Depression und Krise (aber auch der Alter Rebbe von Chabad in seinem Buch TANYA). Rabbi Nachman macht in seiner Literatur jedem Hoffnung sich aus dem Fall zu befreien und neuen Mut zu schöpfen. Nur niemals resignieren, so seine Worte.
Nicht jeder Jude ist dazu bestimmt, sich der haredischen Gesellschaft anzupassen oder unterzuordnen. Und nicht jeder eträgt eine Gesellschaftsform, die oft zuviel Druck ausübt bzw. einen dazu verleitet, Druck auf sich selbst auszuüben. Wenn jemand hineingeboren worden ist, dann ist es natürlich umso schwerer, sich klarzumachen, dass man irgendwo fehl am Platze ist.
Vor wenigen Tage machte ich mir einmal die Mühe, die Website der israelischen Organisation "Hillel" etwas näher unter die Lupe zu nehmen. Hillel verhilft Haredim, welche sich fest entschlossen haben, ihr bisheriges Leben aufzugeben, zu einem neuen Start. Sozusagen ein neues Leben aufzubauen. Ein neues Leben ohne die Religion. Jeder, der will, kann Hillel anrufen. Die Nummer ist leicht im Internet zu finden und aus Sicherheitsgründen vermeidet es die Organisation, ihre Adressen in Jerusalem und Tel Aviv zu nennen. Einige Male schon wurde ihr Büro von Haredim gestürmt und verwüstet.
Als ich mich damals in der Krise befand, hielt ich die Telefonnummer von Hillel in der Hand und dachte daran anzurufen. Mir war ihre Jerusalemer Lokalität bekannt und genau drei Stunden saß ich gegenüber in einem Park und dachte nach. Schließlich entschied ich mich, nicht anzurufen. Eine nationalreligiöse Sozialarbeiterin hatte mich gewarnt: Wer erst einmal in einem Hillel – Programm landet, der kann die Religion vergessen. Hillel gibt einem Unterkunft (denn in aus der haredischen Gesellschaft ist man raus und hat kein Zuhause mehr) und eventuell einen Job; grundlegendes Ziel der Organisation ist es jedoch, die Aussteiger absolut von der Religion fernzuhalten. Auf ihrer Homepage suchen sie standing Voluntäre und ich frage mich ernsthaft, was mir da so ein säkulerer Voluntär erzählen bzw. wie er mir helfen will, wenn er von der Problematik Null Ahnung hat. Und was ist überhaupt, wenn es sich um jemanden wie mich handelt ? Jemand, der nur zeitweilig aussteigen und klare Gedanken fassen will ? Besonders dann ist man mit Hillel mehr als schlecht beraten, da es sich um eine völlig säkulere Einrichtung handelt. Und was weiß da ein Voluntär von den Krisen, in denen man sich befindet ?
Die Jerusalemer Stadtverwaltung (und vielleicht auch andernorts) bietet da schon bessere Lösungen an. Sie verfügen über ein professionelle Sozialarbeiternetz und es wird versucht, einen Kompromiß zwischen den Eltern und dem Aussteiger auszuarbeiten. Die Lösung betrachte ich als weitaus effektiver. Selbst wenn sich jemand für den endgültigen Ausstieg entscheiden sollte, ist es immer ratsamer, mit der eigenen haredischen Familie in Kontakt zu bleiben und nicht alles total aufzugeben. Hierin scheitert Hillel, denn ihre interne Politik lautet "Weg von der Religion und weg aus der gewohnten Umgebung". Aber jeder muß bekanntlich selber entscheiden, was gut für ihn ist.
Wer sich tatsächlich nur eine "Auszeit" nehmen will, der ist mit Hillel schlecht beraten. Er verschwndet seine Zeit und die Institution selbst ist reine Zeitverschwendung.
Was also ist dann das Beste für den Betroffenen ?
Mit einem Rabbi oder einem relig. kompetenten Sozialarbeiter reden ? Selbst wenn dem nicht so sein sollte, wird fast jeder nach einer Weile irgendwie wieder zurückfinden. Langsam fällt er eine Entscheidung und auch die Rückkehr sollte langsam angegangen werden.
Jeder Stammleser dieses sowie meines englischen Blogs weiß, dass ich mich mehr als häufig mit dem einer Problematik auseinandersetze, welche vor allem in Deutschland kaum bis gar nicht bekannt sein dürfte. Es geht um Haredim (Ultra – Orthod.), die sich entscheiden, ihre gewohnte Umgebung zu verlassen, um sich irgendwo anders ein neues Leben aufzubauen. Entweder werden sie säkuler oder auch nicht. Jeder Individualfall ist anders gelagert.
Mir liegt das Thema deswegen so sehr am Herzen, weil ich selbst einmal betroffen war und innerhalb all der verstrichenen Jahre immer noch keine für mich befriedigende Antwort / Lösung gefunden habe.
Hervorheben sollte ich aber auf alle Fälle, dass ich niemals vorhatte, die Religion geschweige denn G – tt zu verlassen; nur eine kleine Pause / "Auszeit" sollte schon her. Deswegen kann von Verlassen keine Rede sein. Außenstehende mögen meinen, dass die "Auszeit" nur ein anderes Wort für ein säkuleres Lotterleben ist. Eine Entschuldigung sozusagen, die einem gleichzeitig die Freiheit gibt, zu tun und zu lassen, was man will. In den ersten Wochen meiner "Auszeit" tat ich sicherlich alles andere als die Mitzwot (Gesetze) einzuhalten. Nur die ganzen Mitzwot zeitweilig vergessen, aber nur, um später wieder den Weg zurück einzuschlagen.
Es versteht sich von selbst, dass in jenem Verhalten gewisse Gefahren stecken. Wenn jemand von der Religion, der Gesellschaft bis hin zu einem selbst, die Schnauze gestrichen voll hat, ist es wesentlich vorteilhafter, eine Auszeit zu nehmen als konstant in einer Depression zu versinken. Wie gesagt, ich wollte weder Religion noch G – tt verlassen, sondern hatte lediglich die Nase voll von einer oft Druck ausübenden haredischen Gesellschaft sowie meinen eigenen Druck, den ich mir selber auferlegte. Jedoch kann man nicht von heute auf morgen dazu entscheiden einfach abzuhauen und sich eine Scheibe Schinken in den Mund zu schieben, nur um so seine Rebellion bekannt zu geben. Auf diese Weise der Gesellschaft klarzumachen, dass man die Schnauze voll hat und das einen alle einmal sonstwie können. Die Haredim hingegen reagierten in ganz unterschiedlicher Weise, sodass ich mehr als überrascht war. Nur ganz wenige fanden mein Benehmen abscheulich. Die Mehrheit dagegen zeigte sehr viel Geduld und war der Meinung, dass eine Krise immer nur zeitbedingt ist und ich eh früher oder später meinen Weg wieder zurückfinden werde.
Ich jedenfalls entschied mich vorerst, eine Auszeit zu nehmen, etwas anderes zu sehen und etwas anderes zu denken. Und so zog ich für einige Zeit zurück nach Deutschland, wo alles ganz anders ist. Dabei hatte ich jedoch vergessen, dass gerade in dem Lande niemand mein Problem verstehen wird. Die Mehrheit der deutschen Juden hat keine Ahnung vom haredischen Leben in Israel oder in New York. Wenn sie einen Chabadnik sehen, denken sie schon, sie seien in der Mitte von Mea Shearim. Alle meine Freunde waren Nichtjuden, denn Deutschland ist nicht wie England oder die USA, wo man haufenweise jüdische Freunde finden kann. Wer nicht ausgerechnet in Frankfurt, München oder Berlin lebt, der muß sich mit nichtjüdischen Freunden begnügen. Und mich andernorts mit Reformkonvertiten abzugeben liegt mir mehr als fern.
Die ganze Problematik spukt mir immer noch im Kopf herum, denn wie gesagt, habe ich noch nicht herausgefunden, warum mir das passiert ist. Ich weiß nur zu gut, dass wenn ich mich zu einem orthodoxen oder besser gesagt chassidischen Rabbiner begeben würde, er mir rät, jetzt endlich einmal den Sprung zu wagen und zurückzukehren, anstatt ewig zu jammern oder nach Gründen zu suchen. Agieren und nicht zuviel nachzudenken.
Vielleicht ist das mein Problem, wer weiß. Nichtsdestotrotz bin ich auf der Suche nach einer perfekten Lösung und vielleicht sollte man das Problem bei der Wurzel anpacken, eh man sich voreilig in irgendeine neue Situation stürzt.
Für mich hat sich die "Auszeit" sehr positiv ausgewirkt, obwohl ich sie mehrheitlich ganz und gar nicht genossen habe. Sobald man die Mitzwot nicht einhält, kriecht einem sofort das Schuldgefühl in die eigenen Gedanken. Während einer Mittagspause ging ich einmal in eine Schlachterei, um mir eine belegte Semmel zu kaufen, welche nicht gerade vor Kaschrut triefte. Bei der Bestellung an der Ladentheke hatte ich unweigerlich das Gefühl, dass mich jetzt alle Anwesenden im Laden anschreien werden: "Diese Wurst ist nicht für Dich und Du mußt koscher essen." Dennoch war es kein Schuldgefühl, welches mich wieder auf die relig. Bahn zurückverfrachtete. Nach einer Weile des Lotterlebens sah ich ein, dass es dumm und oberflächlich war. Ich machte mir nur etwas vor und die ganze Flucht erschien keinen Sinn mehr zu ergeben. Das war dann auch der Moment, indem ich meine tief im Schrank verstauten relig. Bücher wieder hervorholte und meine Krisen erneut zu überdenken begann.
Ich hörte einmal von einem israelischen Rabbiner, dass jeder "Fall" auch etwas Positives mit sich bringt. Man fällt religiös oder spirituell recht tief, aber nur um sich letztendlich zu besinnen und somit zu einem höheren Level aufzusteigen. Jedenfalls geht es vielen wie mir so. Und ein "Fall" macht einen nicht zum "hoffnungslosen Fall". Besonders Rabbi Nachman von Breslov warnt vor relig. Depression und Krise (aber auch der Alter Rebbe von Chabad in seinem Buch TANYA). Rabbi Nachman macht in seiner Literatur jedem Hoffnung sich aus dem Fall zu befreien und neuen Mut zu schöpfen. Nur niemals resignieren, so seine Worte.
Nicht jeder Jude ist dazu bestimmt, sich der haredischen Gesellschaft anzupassen oder unterzuordnen. Und nicht jeder eträgt eine Gesellschaftsform, die oft zuviel Druck ausübt bzw. einen dazu verleitet, Druck auf sich selbst auszuüben. Wenn jemand hineingeboren worden ist, dann ist es natürlich umso schwerer, sich klarzumachen, dass man irgendwo fehl am Platze ist.
Vor wenigen Tage machte ich mir einmal die Mühe, die Website der israelischen Organisation "Hillel" etwas näher unter die Lupe zu nehmen. Hillel verhilft Haredim, welche sich fest entschlossen haben, ihr bisheriges Leben aufzugeben, zu einem neuen Start. Sozusagen ein neues Leben aufzubauen. Ein neues Leben ohne die Religion. Jeder, der will, kann Hillel anrufen. Die Nummer ist leicht im Internet zu finden und aus Sicherheitsgründen vermeidet es die Organisation, ihre Adressen in Jerusalem und Tel Aviv zu nennen. Einige Male schon wurde ihr Büro von Haredim gestürmt und verwüstet.
Als ich mich damals in der Krise befand, hielt ich die Telefonnummer von Hillel in der Hand und dachte daran anzurufen. Mir war ihre Jerusalemer Lokalität bekannt und genau drei Stunden saß ich gegenüber in einem Park und dachte nach. Schließlich entschied ich mich, nicht anzurufen. Eine nationalreligiöse Sozialarbeiterin hatte mich gewarnt: Wer erst einmal in einem Hillel – Programm landet, der kann die Religion vergessen. Hillel gibt einem Unterkunft (denn in aus der haredischen Gesellschaft ist man raus und hat kein Zuhause mehr) und eventuell einen Job; grundlegendes Ziel der Organisation ist es jedoch, die Aussteiger absolut von der Religion fernzuhalten. Auf ihrer Homepage suchen sie standing Voluntäre und ich frage mich ernsthaft, was mir da so ein säkulerer Voluntär erzählen bzw. wie er mir helfen will, wenn er von der Problematik Null Ahnung hat. Und was ist überhaupt, wenn es sich um jemanden wie mich handelt ? Jemand, der nur zeitweilig aussteigen und klare Gedanken fassen will ? Besonders dann ist man mit Hillel mehr als schlecht beraten, da es sich um eine völlig säkulere Einrichtung handelt. Und was weiß da ein Voluntär von den Krisen, in denen man sich befindet ?
Die Jerusalemer Stadtverwaltung (und vielleicht auch andernorts) bietet da schon bessere Lösungen an. Sie verfügen über ein professionelle Sozialarbeiternetz und es wird versucht, einen Kompromiß zwischen den Eltern und dem Aussteiger auszuarbeiten. Die Lösung betrachte ich als weitaus effektiver. Selbst wenn sich jemand für den endgültigen Ausstieg entscheiden sollte, ist es immer ratsamer, mit der eigenen haredischen Familie in Kontakt zu bleiben und nicht alles total aufzugeben. Hierin scheitert Hillel, denn ihre interne Politik lautet "Weg von der Religion und weg aus der gewohnten Umgebung". Aber jeder muß bekanntlich selber entscheiden, was gut für ihn ist.
Wer sich tatsächlich nur eine "Auszeit" nehmen will, der ist mit Hillel schlecht beraten. Er verschwndet seine Zeit und die Institution selbst ist reine Zeitverschwendung.
Was also ist dann das Beste für den Betroffenen ?
Mit einem Rabbi oder einem relig. kompetenten Sozialarbeiter reden ? Selbst wenn dem nicht so sein sollte, wird fast jeder nach einer Weile irgendwie wieder zurückfinden. Langsam fällt er eine Entscheidung und auch die Rückkehr sollte langsam angegangen werden.
Parashat Schemini - פרשת שמיני
B"H
Die Thoralesung für diesen Schabbat
Diese Thoraparasha beginnt mit dem Wort "Vayehi - ויהי" (und es geschah…).Und "Vayehi" deutet uns jedesmal wieder neu an, dass im weiteren Verlauf der Parasha nichts Gutes folgen wird. In der Gemara im Talmud Traktat Megillah 10b heißt es, dass schon die Sanhedrin festlegten, dass das Wort VAYEHI immer eine Tragödie einleitet. Die Gemara nennt dazu einige Beispiele, von denen das berühmtes sicher der Beginn der Megillat Esther (das Buch Esther) ist:
"Und es geschah in der Zeit des Achaschwerosch…".
Auf diese Einleitung folgte die uns so bekannte Tragödie, in welcher Haman die Vernichtung des Jüdischen Volkes beschloß.
Auch wenn die Einleitung zur Parasha negativ ist, begann doch der Tag mit einem freudigen Ereignis. Es war Rosh Chodesh Nissan (der Beginn des jüdischen Monats Nissan) und das Tabernakel (Mischkan) wurde offiziell errichtet (Rashi, Ibn Ezra, Abarbanel). Nachdem die Tempelpriester (Cohanim) in der letzten Parashat Zav ihre Anweisungen erhielten, schritten sie nun zur Tat und begannen ihren Dienst. Aber noch am selben Tag nahm das Schicksal seinen Lauf. Die zwei ältesten Söhne Aharons, Nadav und Avihu, brachten ein "fremdes Feuer", welches nicht vom Altar kam (Rabbi Akiva), und entzündeten darin die Ketoret (verschiedene Pflanzenzutaten für die Opferung). Sofort kam ein Feuer vom Himmel, trat in die Nasenlöcher von Nadav und Avihu ein und verbrannte ihre Seelen (Neshamot). Leblos fielen die zwei Körper zu Boden. Die Leichen und deren Kleidung waren vollkommen in Takt, doch die Seelen hatten die Körper verlassen (Talmud Sanhedrin 52a).
Der Yad Ramah kommentiert hierzu, dass Nadav und Avihu mit ihren Seelen sündigten und so wurden ihre Seelen verbrannt. Rabbeinu Bachya sagt etwas Ähnliches: Sie sündigten mit Feuer und wurden so mit Feuer bestraft. Wie wir wissen und der Degel Machane Ephraim abermals erwähnt, sind alle Strafen G - ttes "Midah KeNeged Midah". Heißt, wenn wir sündigen, wird uns die Art der Sünde zum Verhängnis. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist die Generation von Noach. Seine Generation sündigte mit Flüssigkeit (Samen bei sexuellen Vergehen) und wurde aufgrunddessen mit Flüssigkeit (Wasser bei der Flut) bestraft.
Zum Tode von Nadav und Avihu gibt es unzählige Kommentare. Warum mußten die beiden Söhne Aharons sterben ? Auch wird gesagt, dass Aharon selbst dieses als seine eigene Strafe ansah, denn schließlich hatte er beim Bau des Goldenen Kalbes mitgeholfen (siehe Parashat Ki Tisa). Einige Meinungen lauten, dass die Söhne Aharons nicht heiraten wollten und deshalb bestraft wurden. Sie sollen sich als etwas Besseres gefühlt haben und keine Frau erschien ihnen gut genug. Der Talmud Sanhedrin 52a nennt ein anderes Beispiel. Einmal geschah es, dass Nadav und Avihu hinter Moshe und Aharon hinterher gingen und sich fragten, wann denn nun endlich die beiden älteren Herren sterben würden, damit sie selbst die Führung der Israeliten übernehmen können. Rabbi Samson Raphael Hirsch glaubt, dass Arroganz ihren Tod verursachte. Doch die verbreiteste Meinung ist die des Rabbi Yishmael: "Nadav und Avihu waren betrunken als sie ihr Opfer darbrachten".
Rabbi Yishmael ersieht diesen Grund aus dem darauffolgenden von G - tt an Aharon gegebenen Gesetz, wonach Tempelpriester (Cohanim) niemals ihren Dienst betrunken ausführen dürfen.
Die zwei Talmud Traktate Keritot 13b und Shevuot 23a lehren, dass ein Cohen, der Wein getrunken hat, den Tempel nicht betreten darf. Warum nennt die Thora ausführlich den Wein und nicht ein anderes oder weiteres alkoholisches Getränk ? Laut Rabbeinu Gershom und Schitah Mekubetzet § 8 zeigt uns das Verbot des Weines an, dass für dieses Vergehen mit dem Tod vom Himmel geahndet wird. Die Gemara in Keritot 13b fährt fort, dass wenn der Cohen vor seinem Dienst im Tempel ein anderes alkoholisches Getränk zu sich nahm, er zwar für sein Vergehen verantwortlich ist, doch nicht mit dem Tode bestraft wird.
Erneut nahm ich gestern Abend an einem Shiur von Avivah Gottlieb – Zornberg zur dieswöchigen Thoralesung (Parashat HaShavua) teil und Avivah nannte zusätzliche interessante Aspekte. Hierbei stützte sie sich u.a. auf den Kommentar des Raschbam, einem Enkel Raschis:
"Das Feuer, welches im Mischkan (Tabernakel) von G – tt hervorkam ("und es kam ein Feuer von G – tt und konsumierte das verbrannte Opfer sowie dessen Fett), war eine Manifestation der Schechinah (Anwesenheit G – ttes). Die anwesenden Israeliten wurden Zeuge dessen und gerieten in Ekstase".
Warum nun brachten Nadav und Avihu ein fremdes Feuer in das Mischkan ? Und was ist ein fremdes Feuer ?
Der tragische Tod der Beiden findet in der Thora nur kurze Erwähnung, obwohl in einer zukünftigen Parasha (Acharei Mot) noch einmal von ihnen die Rede sein wird. Einige Kommentatoren sind der Meinung, dass Nadav und Avihu von den Geschehnissen einfach total überwältigt waren. Sie brachten keine Geduld auf, um auf das Feuer G – ttes zu warten und dachten, sie selber seien in der Lage, etwas hervorzurufen. Manchmal denken wir nur allzu oft, dass wir alles im Griff haben; selbst G – tt.
Die Söhne Aharons wollten nicht warten, bis G – tt Seine Anwesenheit offensichtlich machte, sondern vielmehr wollten sie Ihn "zwingen" eine Reaktion zu zeigen. Anhand von Opferungen (Korbanot) kann man gewisse Reaktionen G – ttes hervorrufen (Vergebung für Vergehen, etc.). Beide handelten also aus Ungeduld; schnell schnell wollten sie G – tt zwingen, zu reagieren. Nicht aus böser Absicht heraus, sondern weil sie einfach auf einem zu hohen spirituellen Level waren. Die Geschehnisse und Wunder hatten sie überwältigt und anstatt einigermassen bodenständig zu bleiben, flogen sie im wahrsten Sinne des Wortes "spirituell" auf und davon.
Insbesondere die chassidische Literatur sieht in Nadav und Avihu keinesfalls die Bösewichter, sondern vielmehr fromme Menschen, die durch ihren übergroßen, wenn auch positiv gemeinten, Eifer ein tragisches Ende fanden.
Gleich nach diesem neuen Gesetz gibt es weitere neue Mitzwot (Gesetze), nämlich die Kaschrut (Koschergesetze). Welche Tiere sind für unseren Genuß koscher und welche nicht. Und wieso überhaupt koscher ? Was genau bringt uns das ?
Viele sind der Ansicht, dass uns diese Gesetze aus gesundheitlichen Gründen gegeben wurden. Dennoch, der eigentliche Grund ist nicht materiell, sondern spirituell. Da ein Jude die Kapazität für ein spirituelles Leben besitzt, gibt uns G - tt spirituelle Nahrung, damit wir spirituell wachsen können. Durch die Einhaltung der Kaschrut - Gesetze steigen wir spirituell auf und erreichen so mehr Keduscha (Heiligkeit). Unsere Neshama (Seele) befindet sich so auf einem viel höheren Level. Sobald wir unkoscheres Essen zu uns nehmen, verletzen wir unsere Seele (das kabbalistische Buch ZOHAR). Es geht im Leben nicht allein darum, seine eigenen materiellen Gelüste zu befriedigen; heute habe ich Lust auf Schweinefleisch oder einen Cheeseburger etc. Was bringt uns die kurzweilige Befriedigung ein ? Wenn wir so denken, handeln wir nicht mit unserer Neshama, sondern einem niedrigen Seelenlevel, der Nefesh. Die Nefesh ist sozusagen der tierische Instinkt in uns. Mit dem Einhalten der Kaschrutgesetze sollen wir Disziplin lernen und uns so auf der spirituellen Leiter nach oben bewegen (unter anderem Rabbi Samson Raphael Hirsch).
Das Thema "Kaschrut" scheint geradezu unerschöpflich zu sein. Allein der Talmud Traktat Chullin nimmt sämtliche Verbote detaillert auseinander. Was ist erlaubt und was unkoscher ? Inwieweit müssen die inneren Organe einer Kuh inspiziert werden ? Dürfen die Organe oder die Luftröhre Löcher haben ? Was geschieht, wenn einer Kuh die Leber oder ein anderes Organ fehlt ? Die Erläuterungen im Talmud sowie im Schulchan Aruch (Code of Jewish Law) sind dermassen zahlreich und kompliziert, dass man ganze Bücherwelten darüber verfassen könnte.
Nur ein kleines Beispiel:
Die Mischna (mündliche Gesetzesgebung an Moshe durch G - tt am Berg Sinai) im Traktat Chullin 59a führt auf, dass die Thora zwar die Erkennungsmerkmale für koschere Tiere auflistet, aber die Merkmale für koscheres Geflügel ausläßt. Einzig und allein beschränkt sich die Thora darauf, 24 verschiedene verbotene und erlaubte Geflügelarten aufzulisten, ohne jedoch die genauen Erkennungsmerkmale zu definieren. Gelehrte Rabbiner analysierten die Unterschiede zwischen Turteltauben und deren unkoscheren Spezien, und auf diese Weise wurde eine Bestimmung der Erkennungsmerkmale möglich gemacht.
Der dieswöchige Schabbat ist gleichzeitig auch Schabbat Parah. Die Rote Kuh (Parah Adumah) wurde zu Tempelzeiten auf dem Ölberg, gegenüber dem Tempel, verbrannt und ihre Asche diente der Reinigung von Personen, welche sich, z.B., durch das Anfassen einer Leiche, verunreinigt hatten.
Der Schabbat Parah folgt immer dem Purim - Fest und an ihm wird zusätzlich zur regulären Thoralesung (in diesem Falle "Schemini" ebenso die Parashat Parah gelesen (Numeri / Sefer BaMidbar 19:1 - 22). Die Haftarah wird aus dem Propheten Yechezkel 36:16 - 38 gelesen.
Das Gesetz der Roten Kuh ist ein einziges Paradox und selbst der weise König Salomon (Schlomo HaMelech) gab es auf, den Sinn zu verstehen. G - tt trägt Moshe auf, eine Rote Kuh ohne jegliche Schönheitsfehler zu finden und sie in einem bestimmten Ritus durch Tempelpriester (Cohanim) verbrennen zu lassen. Danach wird die Asche der Kuh mit Wasser vermischt und unreine Menschen sowie Tempelgegenstände (Geschirr) werden, nachdem sie mit dem Wasser in Berührung gekommen sind, wieder rein. Körperlich genauso wie in ihrer Seele (Neshama). Allerdings wird derjenige, der den Verbrennungsprozess ausführt, gleichzeitig unrein. Genau darin besteht das Paradox. Wie kann etwas, was eigentlich rein macht, andere wiederum unrein machen ?
Wie genau die Prozedur zur Verbrennung der Roten Kuh abzulaufen hat, beschreibt der Talmud Traktat Parah. Insgesamt wurden von der Zeit Moshes bis hin zur Zerstörung des Zweiten Tempels (70 nach Beginn der Zeitrechnung durch die Römer) neun Rote Kühe geopfert. Es heißt, dass die zehnte Kuh vom Meschiach geopfert werden wird.
Schabbat Shalom
Die Thoralesung für diesen Schabbat
Diese Thoraparasha beginnt mit dem Wort "Vayehi - ויהי" (und es geschah…).Und "Vayehi" deutet uns jedesmal wieder neu an, dass im weiteren Verlauf der Parasha nichts Gutes folgen wird. In der Gemara im Talmud Traktat Megillah 10b heißt es, dass schon die Sanhedrin festlegten, dass das Wort VAYEHI immer eine Tragödie einleitet. Die Gemara nennt dazu einige Beispiele, von denen das berühmtes sicher der Beginn der Megillat Esther (das Buch Esther) ist:
"Und es geschah in der Zeit des Achaschwerosch…".
Auf diese Einleitung folgte die uns so bekannte Tragödie, in welcher Haman die Vernichtung des Jüdischen Volkes beschloß.
Auch wenn die Einleitung zur Parasha negativ ist, begann doch der Tag mit einem freudigen Ereignis. Es war Rosh Chodesh Nissan (der Beginn des jüdischen Monats Nissan) und das Tabernakel (Mischkan) wurde offiziell errichtet (Rashi, Ibn Ezra, Abarbanel). Nachdem die Tempelpriester (Cohanim) in der letzten Parashat Zav ihre Anweisungen erhielten, schritten sie nun zur Tat und begannen ihren Dienst. Aber noch am selben Tag nahm das Schicksal seinen Lauf. Die zwei ältesten Söhne Aharons, Nadav und Avihu, brachten ein "fremdes Feuer", welches nicht vom Altar kam (Rabbi Akiva), und entzündeten darin die Ketoret (verschiedene Pflanzenzutaten für die Opferung). Sofort kam ein Feuer vom Himmel, trat in die Nasenlöcher von Nadav und Avihu ein und verbrannte ihre Seelen (Neshamot). Leblos fielen die zwei Körper zu Boden. Die Leichen und deren Kleidung waren vollkommen in Takt, doch die Seelen hatten die Körper verlassen (Talmud Sanhedrin 52a).
Der Yad Ramah kommentiert hierzu, dass Nadav und Avihu mit ihren Seelen sündigten und so wurden ihre Seelen verbrannt. Rabbeinu Bachya sagt etwas Ähnliches: Sie sündigten mit Feuer und wurden so mit Feuer bestraft. Wie wir wissen und der Degel Machane Ephraim abermals erwähnt, sind alle Strafen G - ttes "Midah KeNeged Midah". Heißt, wenn wir sündigen, wird uns die Art der Sünde zum Verhängnis. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist die Generation von Noach. Seine Generation sündigte mit Flüssigkeit (Samen bei sexuellen Vergehen) und wurde aufgrunddessen mit Flüssigkeit (Wasser bei der Flut) bestraft.
Zum Tode von Nadav und Avihu gibt es unzählige Kommentare. Warum mußten die beiden Söhne Aharons sterben ? Auch wird gesagt, dass Aharon selbst dieses als seine eigene Strafe ansah, denn schließlich hatte er beim Bau des Goldenen Kalbes mitgeholfen (siehe Parashat Ki Tisa). Einige Meinungen lauten, dass die Söhne Aharons nicht heiraten wollten und deshalb bestraft wurden. Sie sollen sich als etwas Besseres gefühlt haben und keine Frau erschien ihnen gut genug. Der Talmud Sanhedrin 52a nennt ein anderes Beispiel. Einmal geschah es, dass Nadav und Avihu hinter Moshe und Aharon hinterher gingen und sich fragten, wann denn nun endlich die beiden älteren Herren sterben würden, damit sie selbst die Führung der Israeliten übernehmen können. Rabbi Samson Raphael Hirsch glaubt, dass Arroganz ihren Tod verursachte. Doch die verbreiteste Meinung ist die des Rabbi Yishmael: "Nadav und Avihu waren betrunken als sie ihr Opfer darbrachten".
Rabbi Yishmael ersieht diesen Grund aus dem darauffolgenden von G - tt an Aharon gegebenen Gesetz, wonach Tempelpriester (Cohanim) niemals ihren Dienst betrunken ausführen dürfen.
Die zwei Talmud Traktate Keritot 13b und Shevuot 23a lehren, dass ein Cohen, der Wein getrunken hat, den Tempel nicht betreten darf. Warum nennt die Thora ausführlich den Wein und nicht ein anderes oder weiteres alkoholisches Getränk ? Laut Rabbeinu Gershom und Schitah Mekubetzet § 8 zeigt uns das Verbot des Weines an, dass für dieses Vergehen mit dem Tod vom Himmel geahndet wird. Die Gemara in Keritot 13b fährt fort, dass wenn der Cohen vor seinem Dienst im Tempel ein anderes alkoholisches Getränk zu sich nahm, er zwar für sein Vergehen verantwortlich ist, doch nicht mit dem Tode bestraft wird.
Erneut nahm ich gestern Abend an einem Shiur von Avivah Gottlieb – Zornberg zur dieswöchigen Thoralesung (Parashat HaShavua) teil und Avivah nannte zusätzliche interessante Aspekte. Hierbei stützte sie sich u.a. auf den Kommentar des Raschbam, einem Enkel Raschis:
"Das Feuer, welches im Mischkan (Tabernakel) von G – tt hervorkam ("und es kam ein Feuer von G – tt und konsumierte das verbrannte Opfer sowie dessen Fett), war eine Manifestation der Schechinah (Anwesenheit G – ttes). Die anwesenden Israeliten wurden Zeuge dessen und gerieten in Ekstase".
Warum nun brachten Nadav und Avihu ein fremdes Feuer in das Mischkan ? Und was ist ein fremdes Feuer ?
Der tragische Tod der Beiden findet in der Thora nur kurze Erwähnung, obwohl in einer zukünftigen Parasha (Acharei Mot) noch einmal von ihnen die Rede sein wird. Einige Kommentatoren sind der Meinung, dass Nadav und Avihu von den Geschehnissen einfach total überwältigt waren. Sie brachten keine Geduld auf, um auf das Feuer G – ttes zu warten und dachten, sie selber seien in der Lage, etwas hervorzurufen. Manchmal denken wir nur allzu oft, dass wir alles im Griff haben; selbst G – tt.
Die Söhne Aharons wollten nicht warten, bis G – tt Seine Anwesenheit offensichtlich machte, sondern vielmehr wollten sie Ihn "zwingen" eine Reaktion zu zeigen. Anhand von Opferungen (Korbanot) kann man gewisse Reaktionen G – ttes hervorrufen (Vergebung für Vergehen, etc.). Beide handelten also aus Ungeduld; schnell schnell wollten sie G – tt zwingen, zu reagieren. Nicht aus böser Absicht heraus, sondern weil sie einfach auf einem zu hohen spirituellen Level waren. Die Geschehnisse und Wunder hatten sie überwältigt und anstatt einigermassen bodenständig zu bleiben, flogen sie im wahrsten Sinne des Wortes "spirituell" auf und davon.
Insbesondere die chassidische Literatur sieht in Nadav und Avihu keinesfalls die Bösewichter, sondern vielmehr fromme Menschen, die durch ihren übergroßen, wenn auch positiv gemeinten, Eifer ein tragisches Ende fanden.
Gleich nach diesem neuen Gesetz gibt es weitere neue Mitzwot (Gesetze), nämlich die Kaschrut (Koschergesetze). Welche Tiere sind für unseren Genuß koscher und welche nicht. Und wieso überhaupt koscher ? Was genau bringt uns das ?
Viele sind der Ansicht, dass uns diese Gesetze aus gesundheitlichen Gründen gegeben wurden. Dennoch, der eigentliche Grund ist nicht materiell, sondern spirituell. Da ein Jude die Kapazität für ein spirituelles Leben besitzt, gibt uns G - tt spirituelle Nahrung, damit wir spirituell wachsen können. Durch die Einhaltung der Kaschrut - Gesetze steigen wir spirituell auf und erreichen so mehr Keduscha (Heiligkeit). Unsere Neshama (Seele) befindet sich so auf einem viel höheren Level. Sobald wir unkoscheres Essen zu uns nehmen, verletzen wir unsere Seele (das kabbalistische Buch ZOHAR). Es geht im Leben nicht allein darum, seine eigenen materiellen Gelüste zu befriedigen; heute habe ich Lust auf Schweinefleisch oder einen Cheeseburger etc. Was bringt uns die kurzweilige Befriedigung ein ? Wenn wir so denken, handeln wir nicht mit unserer Neshama, sondern einem niedrigen Seelenlevel, der Nefesh. Die Nefesh ist sozusagen der tierische Instinkt in uns. Mit dem Einhalten der Kaschrutgesetze sollen wir Disziplin lernen und uns so auf der spirituellen Leiter nach oben bewegen (unter anderem Rabbi Samson Raphael Hirsch).
Das Thema "Kaschrut" scheint geradezu unerschöpflich zu sein. Allein der Talmud Traktat Chullin nimmt sämtliche Verbote detaillert auseinander. Was ist erlaubt und was unkoscher ? Inwieweit müssen die inneren Organe einer Kuh inspiziert werden ? Dürfen die Organe oder die Luftröhre Löcher haben ? Was geschieht, wenn einer Kuh die Leber oder ein anderes Organ fehlt ? Die Erläuterungen im Talmud sowie im Schulchan Aruch (Code of Jewish Law) sind dermassen zahlreich und kompliziert, dass man ganze Bücherwelten darüber verfassen könnte.
Nur ein kleines Beispiel:
Die Mischna (mündliche Gesetzesgebung an Moshe durch G - tt am Berg Sinai) im Traktat Chullin 59a führt auf, dass die Thora zwar die Erkennungsmerkmale für koschere Tiere auflistet, aber die Merkmale für koscheres Geflügel ausläßt. Einzig und allein beschränkt sich die Thora darauf, 24 verschiedene verbotene und erlaubte Geflügelarten aufzulisten, ohne jedoch die genauen Erkennungsmerkmale zu definieren. Gelehrte Rabbiner analysierten die Unterschiede zwischen Turteltauben und deren unkoscheren Spezien, und auf diese Weise wurde eine Bestimmung der Erkennungsmerkmale möglich gemacht.
Der dieswöchige Schabbat ist gleichzeitig auch Schabbat Parah. Die Rote Kuh (Parah Adumah) wurde zu Tempelzeiten auf dem Ölberg, gegenüber dem Tempel, verbrannt und ihre Asche diente der Reinigung von Personen, welche sich, z.B., durch das Anfassen einer Leiche, verunreinigt hatten.
Der Schabbat Parah folgt immer dem Purim - Fest und an ihm wird zusätzlich zur regulären Thoralesung (in diesem Falle "Schemini" ebenso die Parashat Parah gelesen (Numeri / Sefer BaMidbar 19:1 - 22). Die Haftarah wird aus dem Propheten Yechezkel 36:16 - 38 gelesen.
Das Gesetz der Roten Kuh ist ein einziges Paradox und selbst der weise König Salomon (Schlomo HaMelech) gab es auf, den Sinn zu verstehen. G - tt trägt Moshe auf, eine Rote Kuh ohne jegliche Schönheitsfehler zu finden und sie in einem bestimmten Ritus durch Tempelpriester (Cohanim) verbrennen zu lassen. Danach wird die Asche der Kuh mit Wasser vermischt und unreine Menschen sowie Tempelgegenstände (Geschirr) werden, nachdem sie mit dem Wasser in Berührung gekommen sind, wieder rein. Körperlich genauso wie in ihrer Seele (Neshama). Allerdings wird derjenige, der den Verbrennungsprozess ausführt, gleichzeitig unrein. Genau darin besteht das Paradox. Wie kann etwas, was eigentlich rein macht, andere wiederum unrein machen ?
Wie genau die Prozedur zur Verbrennung der Roten Kuh abzulaufen hat, beschreibt der Talmud Traktat Parah. Insgesamt wurden von der Zeit Moshes bis hin zur Zerstörung des Zweiten Tempels (70 nach Beginn der Zeitrechnung durch die Römer) neun Rote Kühe geopfert. Es heißt, dass die zehnte Kuh vom Meschiach geopfert werden wird.
Schabbat Shalom
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Halacha,
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Mittwoch, März 26, 2008
G - tt ist kein toter Jude am Kreuz
B"H
An dieser Stelle soll nicht die ganze Karfreitagsdiskussion wieder aufgerollt werden. Eigentlich war es schon recht seltsam, dass ich vor wenigen Tagen nochmals mit dem Thema konfrontiert worden war. Vor einiger Zeit kontaktierte mich ein kath. Geistlicher, der noch bis kommende Woche in einer christlichen Jerusalemer Einrichtung ein Praktikum absolviert. Wir trafen uns zum Kaffee und er stellte mir mehr als zwanzig Fragen zum Judentum. Richtig deutsch organisiert übrigens; alle Fragen waren auf einem kleinen Notizzettel aufgelistet.
Meine Freunde fanden es witzig, dass ausgerechnet ich mich mit einem katholischen Geistlichen traf. "Ja, redet sie denn überhaupt mit dem ?", so fragte ein Rabbiner eine Freundin von mir.
"Ja, wieso denn nicht ?"
Der Geistliche hatte Fragen und warum soll man sie ihm nicht beantworten ? Missionieren tat er nicht, machte aber klar, dass es ihm schon wichtig sei, den Juden die christliche Sichtweise des J. zu erklären. Kurz gesagt, der Geistliche (und wahrscheinlich nicht nur er) verspürte den Drang der Erklärung und wieso sollen die Juden sich nicht einmal mit der Person des J. C. auseinandersetzen ? Mit Hitler täten sie das ja schließlich auch.
Den Vergleich zwischen J. C. und Hitler fand ich hier besonders amüsant.
Meine Meinung dazu war, dass die jüdische Religion keinerlei Veranlassung sieht, sich mit dem Fall J. C. auseinanderzusetzen. Wieso auch ? Spielt er im Judentum doch gar keine Rolle.
Okay, J. C. war selber Jude, aber historisch hat er unendliche Leiden über das Jüdische Volk gebracht. Pogrome, Inquisition und letztendlich den Holocaust.
Mag sein, dass J. C. anderes im Sinn hatte als derlei Katastrophen zu verursachen; der Meschiach oder G - tt war er jedoch ganz und gar nicht. Im Judentum klingt diese Behauptung eher absurd, basiert sie doch auf keiner einzigen Grundlage. Und wieso sollen wir uns mit einer Absurdität auseinandersetzen ? Als ob wir nichts Besseres geschweige denn Wichtigeres zu tun hätten. J. C. war eine Person, die wirklich gelebt hat. Der Meschiach war er nicht und wird es auch nicht mehr sein. Er ist tot und das wars. Akte geschlossen.
Als ich am Sonntag abend in der Ben Yehudah Fußgängerzone stand und einer begabten amerik. Sängerin lauschte, spazierte der Geistliche an mir vorbei und ich sprach ihn an. Spontan setzten wir uns zu einem Bier zusammen und diesesmal regte er sich über die jüdische Reaktion auf die wieder eingesetzte Fürbitte des Papstes auf. Insbesondere hatte er es auf Charlotte Knobloch und noch jemanden anderen aus dem deutsch - jüdischen Clan abgesehen. Den Namen des Letzteren weiß ich nicht mehr; wobei ich den Namen vorher eh noch nie gehört hatte. Die selbsternannte deutsch - jüdische Führungsschicht Friedman & Knobloch interessiert in Israel niemanden. Mich eingeschlossen.
Charlotte wer ?
Jedenfalls wetterte der Geistliche über "Charlotte Wer" und ich konnte, ehrlich gesagt, dem Thema nicht so ganz folgen. Obwohl ich zuvor darüber schrieb, tat ich dies anhand israel. Quellen und am Sonntag war es mir gänzlich unbekannt, dass die deutsche Presse sich genau vor dem Karfreitag erneut mit der Problematik auseinandersetzte. Soweit ich mitbekam, oder auch nicht, war in der israel. Presse an Purim ziemliche Ruhe eingekehrt.
Kurz gesagt, der Geistliche verstand nicht, warum sich alle über diese Fürbitte so aufregen. Es könne doch jeder beten, was er wolle.
Und genau darum geht es: Juden scheinen laut der Fürbitte anscheinend das Falsche zu beten und aufgrunddessen sieht es der Papst als eine Notwendigkeit an, für uns Juden beten zu lassen.
Ihm zufolge scheinen wir zu doof zu sein, die "Meschiachrealität" des J. C., zu kapieren. Wieso können wir nicht endlich das Osterlicht sehen und auf HappyClappy machen ?
Ganz einfach. Die Fakten stimmen nicht und jeder, der sich mit dem Thema auseinandersetzt, weiß dies. Ein toter Meschiach ? Was sollen wir denn damit ? Das reißt nun wirklich keinen Juden vom Hocker. Außer vielleicht einige Teile von Chabad mit ihrem letzten Rebben Menachem Mendel Schneerson.
Mir kommt diese Fürbitte, die Juden mögen doch endlich ihre Augen weit aufmachen und den wiederauferstandenen J. C. durch die Grabeskirche wandeln sehen, als einzige Herablassung vor. Was bildet sich der Papst samt seinem Führungsclan eigentlich ein, den Juden G - tt streitig zu machen ? Wir brauchen alles nur kein mitleidiges Von - Oben - Herab, welches uns andeutet, dass in unserem Denkvermögen etwas nicht zu stimmen scheint. Der "Heilige Geist" ist futsch und nur der Papst weiß noch, was hier Sache ist.
Und ich bin mir sicher, dass sich gerade der Papst im Judentum auskennt. Garantiert besser als seine Schäfchen, die da eifrig in den Kirchen nicken und ihre Händlein falten. Und wenn wir nicht endlich glauben, dann enden wir alle in der Hölle beim Teufel. Jahrtausende schon leidet das Jüdische Volk unter der Kirche. Zuerst der Katholischen und später genauso unter den obstrusen antisemitischen Ideen eines Martin Luther. Man könnte meinen, dass sich in unserer heutigen hochmodernen Industriegesellschaft einiges zum Toleranteren gewendet hat. Aber nichts da. Intoleranz und Antisemitismus haben Hochkonjunktur wie eh und je. Und das an einem Karfreitag, wo ein Jude starb.
An dieser Stelle soll nicht die ganze Karfreitagsdiskussion wieder aufgerollt werden. Eigentlich war es schon recht seltsam, dass ich vor wenigen Tagen nochmals mit dem Thema konfrontiert worden war. Vor einiger Zeit kontaktierte mich ein kath. Geistlicher, der noch bis kommende Woche in einer christlichen Jerusalemer Einrichtung ein Praktikum absolviert. Wir trafen uns zum Kaffee und er stellte mir mehr als zwanzig Fragen zum Judentum. Richtig deutsch organisiert übrigens; alle Fragen waren auf einem kleinen Notizzettel aufgelistet.
Meine Freunde fanden es witzig, dass ausgerechnet ich mich mit einem katholischen Geistlichen traf. "Ja, redet sie denn überhaupt mit dem ?", so fragte ein Rabbiner eine Freundin von mir.
"Ja, wieso denn nicht ?"
Der Geistliche hatte Fragen und warum soll man sie ihm nicht beantworten ? Missionieren tat er nicht, machte aber klar, dass es ihm schon wichtig sei, den Juden die christliche Sichtweise des J. zu erklären. Kurz gesagt, der Geistliche (und wahrscheinlich nicht nur er) verspürte den Drang der Erklärung und wieso sollen die Juden sich nicht einmal mit der Person des J. C. auseinandersetzen ? Mit Hitler täten sie das ja schließlich auch.
Den Vergleich zwischen J. C. und Hitler fand ich hier besonders amüsant.
Meine Meinung dazu war, dass die jüdische Religion keinerlei Veranlassung sieht, sich mit dem Fall J. C. auseinanderzusetzen. Wieso auch ? Spielt er im Judentum doch gar keine Rolle.
Okay, J. C. war selber Jude, aber historisch hat er unendliche Leiden über das Jüdische Volk gebracht. Pogrome, Inquisition und letztendlich den Holocaust.
Mag sein, dass J. C. anderes im Sinn hatte als derlei Katastrophen zu verursachen; der Meschiach oder G - tt war er jedoch ganz und gar nicht. Im Judentum klingt diese Behauptung eher absurd, basiert sie doch auf keiner einzigen Grundlage. Und wieso sollen wir uns mit einer Absurdität auseinandersetzen ? Als ob wir nichts Besseres geschweige denn Wichtigeres zu tun hätten. J. C. war eine Person, die wirklich gelebt hat. Der Meschiach war er nicht und wird es auch nicht mehr sein. Er ist tot und das wars. Akte geschlossen.
Als ich am Sonntag abend in der Ben Yehudah Fußgängerzone stand und einer begabten amerik. Sängerin lauschte, spazierte der Geistliche an mir vorbei und ich sprach ihn an. Spontan setzten wir uns zu einem Bier zusammen und diesesmal regte er sich über die jüdische Reaktion auf die wieder eingesetzte Fürbitte des Papstes auf. Insbesondere hatte er es auf Charlotte Knobloch und noch jemanden anderen aus dem deutsch - jüdischen Clan abgesehen. Den Namen des Letzteren weiß ich nicht mehr; wobei ich den Namen vorher eh noch nie gehört hatte. Die selbsternannte deutsch - jüdische Führungsschicht Friedman & Knobloch interessiert in Israel niemanden. Mich eingeschlossen.
Charlotte wer ?
Jedenfalls wetterte der Geistliche über "Charlotte Wer" und ich konnte, ehrlich gesagt, dem Thema nicht so ganz folgen. Obwohl ich zuvor darüber schrieb, tat ich dies anhand israel. Quellen und am Sonntag war es mir gänzlich unbekannt, dass die deutsche Presse sich genau vor dem Karfreitag erneut mit der Problematik auseinandersetzte. Soweit ich mitbekam, oder auch nicht, war in der israel. Presse an Purim ziemliche Ruhe eingekehrt.
Kurz gesagt, der Geistliche verstand nicht, warum sich alle über diese Fürbitte so aufregen. Es könne doch jeder beten, was er wolle.
Und genau darum geht es: Juden scheinen laut der Fürbitte anscheinend das Falsche zu beten und aufgrunddessen sieht es der Papst als eine Notwendigkeit an, für uns Juden beten zu lassen.
Ihm zufolge scheinen wir zu doof zu sein, die "Meschiachrealität" des J. C., zu kapieren. Wieso können wir nicht endlich das Osterlicht sehen und auf HappyClappy machen ?
Ganz einfach. Die Fakten stimmen nicht und jeder, der sich mit dem Thema auseinandersetzt, weiß dies. Ein toter Meschiach ? Was sollen wir denn damit ? Das reißt nun wirklich keinen Juden vom Hocker. Außer vielleicht einige Teile von Chabad mit ihrem letzten Rebben Menachem Mendel Schneerson.
Mir kommt diese Fürbitte, die Juden mögen doch endlich ihre Augen weit aufmachen und den wiederauferstandenen J. C. durch die Grabeskirche wandeln sehen, als einzige Herablassung vor. Was bildet sich der Papst samt seinem Führungsclan eigentlich ein, den Juden G - tt streitig zu machen ? Wir brauchen alles nur kein mitleidiges Von - Oben - Herab, welches uns andeutet, dass in unserem Denkvermögen etwas nicht zu stimmen scheint. Der "Heilige Geist" ist futsch und nur der Papst weiß noch, was hier Sache ist.
Und ich bin mir sicher, dass sich gerade der Papst im Judentum auskennt. Garantiert besser als seine Schäfchen, die da eifrig in den Kirchen nicken und ihre Händlein falten. Und wenn wir nicht endlich glauben, dann enden wir alle in der Hölle beim Teufel. Jahrtausende schon leidet das Jüdische Volk unter der Kirche. Zuerst der Katholischen und später genauso unter den obstrusen antisemitischen Ideen eines Martin Luther. Man könnte meinen, dass sich in unserer heutigen hochmodernen Industriegesellschaft einiges zum Toleranteren gewendet hat. Aber nichts da. Intoleranz und Antisemitismus haben Hochkonjunktur wie eh und je. Und das an einem Karfreitag, wo ein Jude starb.
Dienstag, März 25, 2008
Die Thora ist nicht im Himmel !!!
B"H
G - tt gab den Juden die Thora, damit diese sie in der unseren (irdischen) Welt einhalten. Die Thora ist einzig und allein für unsere Welt bestimmt und besitzt keinerlei Auslegungsrecht im Himmel. Allein die Juden sollen sie einhalten (Nichtjuden sind an die Sieben Noachidischen Gesetze gebunden), um sich somit selbst zu perfektionieren und G - tt näher zu kommen. Aber auch um anhand der Mitzwot (Gesetze) gewisse Tikunim (Seelenreparaturen) durchzuführen.
Selbst die Engel können die Thora nicht einhalten und damit befinden wir uns auf einem höheren Level als sie. Wir haben die Möglichkeit, uns auf höhere Level zu begeben, die Engel hingegen bleiben immer gleich.
Wir allein sind für die Auslegung der Thoragesetze verantwortlich. Zuerst war es Moshe und danach der Sanhedrin in beiden Tempeln. Seit der Tempelzerstörung haben wir keinen richtigen Sanhedrin mehr gehabt. Ich verzichte an dieser Stelle, auf den derzeitigen falschen selbsternannten Sanhedrin einzugehen, denn dieser besitzt keinerlei Relevanz geschweige denn Anerkennung. Erst nach dem Kommen des Meschiach und dem Bau des Dritten Tempels werden wir Juden wieder einen Sanhedrin haben.
Im Sanhedrin sassen keine Dummies oder wie christliche Missionare bzw. die Kirche gerne überhaupten, irgendwelche fundamentalistischen sturen Rabbis. Im Sanhedrin sassen die größten und gelehrtesten Rabbiner der damaligen Zeit. Halachagelehrte, die man mit falschen Beschuldigungen, Auslegungen oder Behauptungen (siehe J. C. sei der Meschiach) nicht so leicht hinters Licht führen konnte. Rabbiner die über eine grandiose Weisheit verfügten und jeder, der den Talmud in einer ernsthaften Art und Weise lernt, wird mir unweigerlich zustimmen.
Zu Zeiten des Sanhedrin kam es vor, dass dieser Gericht über einen komplizierten Fall saß und ein Beteiligter eine "himmlische Stimme - Bat Kol" vernahm. Heißt, derjenige hörte G - ttes "Stimme" - richtige einwandfreie Entscheidung zu dem Fall.
Was tat also derjenige ?
Er rannte geschwind zu den anderen Richtern und teilte denen mit, was er gehört hatte.
Allerdings lehrt uns die Gemara (rabbinische Diskussionen) im Talmud Traktat Bava Metziah 59b, dass wir einer himmlischen Stimme keinerlei Beachtung schenken sollen , wenn es sich um halachische Fragen handelt. Die Thora wurde am Berg Sinai an die Juden (Menschen) gegeben. Demnach müssen halachische Entscheidungen auch von Menschen getroffen werden. Des Weiteren führt die Gemara auf, dass G - tt selbst es war, der sagte, dass Entscheidungen gemäß einer Rabbinermehrheit (Gelehrte) fallen sollen.
G - tt gab uns die Thora in einer vermenschlichten Sprache, denn unser menschlicher Verstand soll ihren Inhalt einigermassen begreifen. Rabbi Yehoshua verstand dies so, dass G - tt sich niemals in halachische Dispute einmischt. Somit gelte die "himmlische Stimme - Bat Kol" nur als Test dafür, ob die Gelehrten wirklich auf ihrer Meinung bestehen oder nicht. Sie sind verpflichtet, die Halacha nach ihrem Verständnis auszulegen, selbst dann, wenn die Bat Kol etwas anderes besagt. Das irdische Urteil gilt. Punkt.
Weiterhin zum Thema:
Die schwarzen und weissen Buchstaben in der Thora
G - tt gab den Juden die Thora, damit diese sie in der unseren (irdischen) Welt einhalten. Die Thora ist einzig und allein für unsere Welt bestimmt und besitzt keinerlei Auslegungsrecht im Himmel. Allein die Juden sollen sie einhalten (Nichtjuden sind an die Sieben Noachidischen Gesetze gebunden), um sich somit selbst zu perfektionieren und G - tt näher zu kommen. Aber auch um anhand der Mitzwot (Gesetze) gewisse Tikunim (Seelenreparaturen) durchzuführen.
Selbst die Engel können die Thora nicht einhalten und damit befinden wir uns auf einem höheren Level als sie. Wir haben die Möglichkeit, uns auf höhere Level zu begeben, die Engel hingegen bleiben immer gleich.
Wir allein sind für die Auslegung der Thoragesetze verantwortlich. Zuerst war es Moshe und danach der Sanhedrin in beiden Tempeln. Seit der Tempelzerstörung haben wir keinen richtigen Sanhedrin mehr gehabt. Ich verzichte an dieser Stelle, auf den derzeitigen falschen selbsternannten Sanhedrin einzugehen, denn dieser besitzt keinerlei Relevanz geschweige denn Anerkennung. Erst nach dem Kommen des Meschiach und dem Bau des Dritten Tempels werden wir Juden wieder einen Sanhedrin haben.
Im Sanhedrin sassen keine Dummies oder wie christliche Missionare bzw. die Kirche gerne überhaupten, irgendwelche fundamentalistischen sturen Rabbis. Im Sanhedrin sassen die größten und gelehrtesten Rabbiner der damaligen Zeit. Halachagelehrte, die man mit falschen Beschuldigungen, Auslegungen oder Behauptungen (siehe J. C. sei der Meschiach) nicht so leicht hinters Licht führen konnte. Rabbiner die über eine grandiose Weisheit verfügten und jeder, der den Talmud in einer ernsthaften Art und Weise lernt, wird mir unweigerlich zustimmen.
Zu Zeiten des Sanhedrin kam es vor, dass dieser Gericht über einen komplizierten Fall saß und ein Beteiligter eine "himmlische Stimme - Bat Kol" vernahm. Heißt, derjenige hörte G - ttes "Stimme" - richtige einwandfreie Entscheidung zu dem Fall.
Was tat also derjenige ?
Er rannte geschwind zu den anderen Richtern und teilte denen mit, was er gehört hatte.
Allerdings lehrt uns die Gemara (rabbinische Diskussionen) im Talmud Traktat Bava Metziah 59b, dass wir einer himmlischen Stimme keinerlei Beachtung schenken sollen , wenn es sich um halachische Fragen handelt. Die Thora wurde am Berg Sinai an die Juden (Menschen) gegeben. Demnach müssen halachische Entscheidungen auch von Menschen getroffen werden. Des Weiteren führt die Gemara auf, dass G - tt selbst es war, der sagte, dass Entscheidungen gemäß einer Rabbinermehrheit (Gelehrte) fallen sollen.
G - tt gab uns die Thora in einer vermenschlichten Sprache, denn unser menschlicher Verstand soll ihren Inhalt einigermassen begreifen. Rabbi Yehoshua verstand dies so, dass G - tt sich niemals in halachische Dispute einmischt. Somit gelte die "himmlische Stimme - Bat Kol" nur als Test dafür, ob die Gelehrten wirklich auf ihrer Meinung bestehen oder nicht. Sie sind verpflichtet, die Halacha nach ihrem Verständnis auszulegen, selbst dann, wenn die Bat Kol etwas anderes besagt. Das irdische Urteil gilt. Punkt.
Weiterhin zum Thema:
Die schwarzen und weissen Buchstaben in der Thora
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