B"H
Rabbi Mordechai Machlis gab gestern kurz vor Shabbatausklang, bei seiner traditionellen dritten Shabbatmahlzeit (Se'udat Shlishit) eine kurz Ansprache über ein vielen unbekanntes Thema. Die etwa dreißig Anwesenden hörten gebannt zu.
Zuerst begann er mit einer Gemara aus dem Talmud Traktat Bava Batra 91a. Dort nämlich werden die Namen berühmter Frauen aufgeführt, welche im Tanach (Thora, Propheten und Schriften) nicht ausdrücklich aufgeführt sind.
Laut dem Talmud Bava Batra 91a hieß die Mutter unseres großen Vorvaters Avraham Amatlai (Amtelai) Bat Karnevo. Zu Unrecht ist in der Thora immer nur von gewissen berühmten Männern die Rede, doch oftmals nie von deren Frauen. Andererseits können wir die Vorväter, König David oder Shimshon (Samson) nicht verstehen, wenn wir deren Mütter nicht kennen.
Die Mutter von Avraham hieß also Amatlai (Amtelai) Bat Karnevo (die Tochter des Karnevo). Nicht nur sein Vater Terach findet damit Erwähnung.
Daß der Vater König Davids Yishai hieß, ist fast allen bekannt, doch wie hieß seine Mutter ? Die Antwort des Talmuds lautet: Nitzevet Bat Adael (Nitzevet, die Tochter des Adael).
Außerdem wird der Name der Mutter Shimshons (Samsons) genannt: Zelelfonit.
Viele Fakten, die uns nicht in der schriftlichen Thora übermittelt wurden, werden dagegen in der mündlichen Thora, dem Talmud, genannt.
Und woher wissen wir dies alles so genau ?
Die mündliche Thora wurde genauso wie die schriftliche am Berg Sinai von G – tt an Moshe weitergegeben.
Wozu brauchen wir die mündliche Thora, wenn wir doch die schriftliche haben ?
Um die uns gegebenen Mitzwot (Gesetze) ausführen zu können, bedarf es ausgiebiger Details, welche in der schriftlichen Thora nicht immer gegeben sind. Die besten Beispiele hierfür sind die Kaschrut – Gesetze (was ist koscher) oder jene mehr als komplizierten Opferungsgesetze, die uns unter anderem erst durch den Talmud Traktat Zevachim ausführlich dargestellt werden.
Des Weiteren haben wir im Judentum ein sehr eindeutiges Konzept, welches besonders in der Kabbalah sowie der Chassidut beschrieben wird.
Die Thora besteht NICHT nur aus den uns ersichtlichen schwarzen Buchstaben der Worte, sondern genauso stellen die weißen Stellen um jene schwarzen Buchstaben weitere Buchstaben dar. Vieles ist uns verborgen und wir müßen lernen, nicht nur die schwarzen Buchstaben zu lesen.
Aus der Thora selbst erfahren wir aus den ersten Sätzen des Schöpfungsprozesses in Bereshit (Genesis), daß G – tt sagte:"…..und es werde Licht".
Licht ?
Erschuf Er nicht erst die Planeten Sonne und Mond am Mittwoch und nicht schon am ersten Tag ?
In talmudischer sowie kabbalistischer Literatur wird das Licht, welches am ersten Tag der Schöpfung erstrahlte, "Or Ein Sof" (auch Or HaGanuz – das Verborgene Licht) genannt.
Die Gemara im Talmud Chagigah 12a kommt daher zu dem Schluß, daß es sich bei dem Licht vom ersten Tag um ein "spirituelles Licht" handelte und erst die Sonne und der Mond am vierten Tag das materielle Licht bildeten. G – tt sah, daß kommende Generationen Sein "Or Ein Sof" zum Negativen benutzen und verbarg es daher nach den sieben Tag des Erschaffungsprozesses (u.a. Rashi und der Maharal von Prag in Gur Aryeh).
Da das spirituelle Licht für uns uneinsehbar ist und es erst mit dem Eintreffen des Meschiach wieder zum Vorschein kommt, besteht unsere Aufgabe darin, es zu suchen. Das kabbalistische Buch Zohar lehrt, daß ein jeder von uns dieses Licht beim Thorastudium findet und es erstrahlt. In der Chassidut (Chassidismus) nimmt dieses Thema einen breiten Raum ein und wurde schon vom Baal Shem Tov als besonders wichtig hervorgehoben. Nicht nur die schwarzen Thorabuchstaben sind daher von höchster Bedeutung, sondern auch die weißen, denn durch all jene Buchstaben fließt das Or Ein Sof (Or HaGanuz). Besonders berühmt für die Deutungen der weißen Buchstaben wurde der große chassidische Rabbiner, Rabbi Levy Yitzchak von Berditchev.
Es heißt, daß G – tt uns die Bedeutung der weißen Buchstaben erst im messianischen Zeitalter offenbart und diese die gesamten Erklärungen zu den schwarzen Buchstaben unserer Thora sowie eine "neue" Thora enthalten.
Aber nicht nur das ausgiebige Thorastudium läßt das "Verborgene Licht" erstrahlen. Auch das Talmud – Studium ist von äußerster Wichtigkeit, denn es ist Teil der Thora. Und ohne die mündliche Ueberlieferung sind wir oftmals gänzlich ausserstande, die schriftliche Thora zu verstehen.
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