Dienstag, Oktober 31, 2006

Prayer for the sick - Gebet fuer Kranke

B"H


Die Tochter eines befreundeten Rabbiners ist krank. Wer will, der kann fuer Efrat, die Tochter von Rabbi Machlis, einige Tehillim (Psalmen) sagen.

Efrat Bat Henny



The daughter of the famous Rabbi Machlis is ill. It would be great if you could say a prayer or Tehillim (Psalms) for her.

Efrat Bat Henny

The Unwanted Parade (Engl.)

B"H

This year, November 10 seems to be a bad day for Jerusalem. Then, the International Gay Parade is taking place. Jews as well as Christians and Moslems are protesting against the coming event.

The parade was already scheduled to take place last August, but delayed due to the war. Another reason for the delay was that religious organizations, the municipality, politicians and other social groups went to court in order to stop the parade. Finally the Supreme Court decided in favour of the parade.

The organizers of the parade (the Open House in the shopping mall) were very pleased with the court's verdict. Everybody has the right to demonstrate and this applies to them as well, so they said.

However, their opponents do not look at the right to demonstrate. They simply see the parade as blasphemy. The event can take place anywhere in the world but not in the Holy City of Jerusalem. That's how the inhabitants think and I agree with them.

The local heads of the three religions called upon everybody to demonstrate against the parade. The police are expecting riots when the two demonstrations bump into each other in the city center. Extreme Jewish ultra - othodox groups threatened to kill members of the parade. No one knows if this is to be taken literally.

Until the last minute, people keep on trying to stop the parade. Even in the Knesset.
Winter has begun und maybe heavy rain showers will just ruin the event. This would be the easiest way.
I have not decided yet if I am going to the opponent's demonstration or simply avoid going to the city center at all. We will see......

Das "verfluchte Gebaeude"

B"H


Es gibt die praktische und die theoretische Kabbalah, wobei die erstere heutzutage kaum Anwendung findet. Aus vielerlei Gruenden.
Eine Form der praktischen Kabbalah sind Flueche. Und von solch einer Begebenheit moechte ich erzaehlen. Es handelt sich um den beruehmtesten Fluch Jerusalems.

Rabbi Mordechai Sharabi war ein hochangesehener Jerusalemer Kabbalist. Er wohnte im Stadtteil Nachlaot, nicht weit vom Mahane Yehuda Markt. Wer auch immer ihn besuchen kam, und das waren taeglich einige Hundert Menschen, der konnte vor dem Haus des Rabbis bei schoenem Wetter den Sonnenschein geniessen.

Eines Tages jedoch kamen Bauunternehmer und bauten ein 7 - stoeckiges Buerogebaeude genau neben sein Haus. Aus war es mit dem Sonnenschein. Der nun im Schatten des Buerogebaeudes sitzende Rabbi war so aegerlich, dass er das neue Gebaeude verfluchte.

Die Nachricht des Fluches ging durch die Lokalpresse und das Resultat war, dass kein Unternehmer Buero - oder Ladenflaechen in dem neuen Gebaeude mieten wollte. Ein boeses Omen sozusagen. Laut Fluch sollte kein Mieter jemals geschaeftlichen Erfolg haben.

Dies geschah vor ca. 20 Jahren und zwei Jahre vor dem Tod des Mordechai Sharabi.

Und tatsaechlich, bis zum heutigen Tag stehen fast alle Ladenflaechen leer. Jede Neueroeffnung brachte nur eine weitere Pleite ein. Fast jede, denn ein Laden ist mehr als erfolgreich und eroeffnet sogar demnaechst eine Filiale. Im gleichen Gebaeude.
Besagter Laden ist eine Baeckerei in der ich neben dem Studium arbeite. Der Vater des Baeckereibesitzers (meines Bosses) ist Rabbiner und als sein Sohn den Laden eroeffnete, kam er vorbei um den Fluch mit Hilfe eines Gebetes zu beenden. Anscheinend ist ihm das gelungen.

In Jerusalem heisst der Bueroblock nur das "verfluchte Gebaeude" (HaBinyan HaMekulal). Mittlerweile haben sich verschiedene private Mieter angesiedelt und eine staedtische Sozialbehoerde ist in die Bueroraeume eingezogen.

Samstag, Oktober 28, 2006

Shabbat in Jerusalem (also in Engl.)

B"H

I know many people who come here as tourists for 1 - year - programmes and experience Shabbat in Jerusalem for the first time in their lifes. The same happened to me after I immigrated from Germany to Israel.

Shabbat in Jerusalem is very different from the Shabbatot abroad. Especially when you go to the Kotel, the Western Wall. Usually there are huge Shabbat celebrations with all kinds of Yeshiva students. Singing, dancing and afterwards the "most important" thing takes place: the Shabbat dinner placement.
It is almost impossible going to the Wall and not being invited by strangers for a Shabbat meal. People tell me that abroad this does not exist. I know that myself.
In case no one is coming up to you with an invitation, just place yourself at the water fountain at the men's side in front of the Wall and you will meet Jeff Seidel who is definitely getting you a placement. If not Jeff so his colleague Rabbi Shuster.

The same procedure on Shabbat morning: Meet Jeff at the fountain or just look around at noon and you will find Rabbi Mordechai Machlis doing a public Kiddush for anybody right in front of the Wall. Then he will ask you to join him and his family for lunch. Walk with him for about half an hour into the new city and you will have the most wonderful Shabbat experience. Never leave Jerusalem without going to the Machlis family at least once.

For the third meal there are two great places which I can recommend:

1. Rabbi Shalom Brod with Carlebach - Style and
2. Rabbi Me'ir Wiener.

The very special thing in Jerusalem is that you will never be alone. There are always people to celebrate with and for the places I mentioned, you do not need to be religious. Just be yourself.




Shabbat in Jerusalem

Ich kenne viele Leute, die fuer 1 Jahr nach Jerusalem kommen, um an verschiedenen Programmen teilzunehmen und hier den Shabbat zum ersten Mal in der Heiligen Stadt feiern. So erging es mir selbst als ich vor Jahren von Deutschland nach Israel einwanderte.

Shabbat in Jerusalem unterscheidet sich sehr vom Shabbat im Ausland. Besonders wenn man zur Klagemauer geht. Normalerweise finden dort riesige Feiern mit Yeshiva - Studenten statt. Es wird gesungen und getanzt und hinterher kommt "das Wichtigste" ueberhaupt: Es werden Einladungen fuer Shabbat - Mahlzeiten ausgegeben.
Es ist fast unmoeglich nicht von irgendwelchen Leuten zu solchen Mahlzeiten eingeladen zu werden. Leute erzaehlen mir, dass dies im Ausland ein Ding der Unmoeglichkeit ist, was ich nur bestaetigen kann.

Fuer den Fall das jemand keine Einladung bekommen sollte, gibt es Jeff Seidel und seinen Kollegen Rabbi Me'ir Schuster. Diese beiden vergeben professionell Mahlzeiten bei Familien und sind am kleinen Brunnen vor dem Eingang der Maennerseite an der Klagemauer zu finden. Dort gibt es mit Sicherheit eine Einladung.

Das gleiche wiederholt sich am darauf folgenden Tag: Jeff wird wieder anwesend sein oder wenn jemand gegen Mittag an die Klagemauer kommt, dann wird er dort Rabbi Mordechai Machlis finden, der vor der Mauer einen oeffentlichen Kiddush (Segnung des Weines incl. Gebaeck) abhaelt. Danach wird Euch Rabbi Machlis zu sich und seiner Familien auf ein Mittagessen einladen. Nach einer halben Stunde zufuss werdet ihr einen unvergesslichen Shabbat erleben. Niemand sollte aus Jerusalem abreisen, ohne einmal am Shabbat bei der Machlis - Family gewesen zu sein.

Fuer die dritte Mahlzeit habe ich zwei tolle Tips:

1. Rabbi Shalom Brod mit Carlebach - Style und
2. Rabbi Me'ir Wiener.

Das ganz Besondere ist, dass niemand in Jerusalem allein ist. Es sind immer Leute da und fuer die Plaetze, die ich gerade nannte, muss niemand unbedingt religioes sein. Just be yourself.

Freitag, Oktober 27, 2006

Mi She Berach.... (also in Engl.)

B"H

Die Haredi - Wochenzeitung "HaShavua" (Die Woche) berichtet heute von einem Ereignis, welches sich Abend von Simchat Thora zutrug. Da naemlich bot ein Mitglied der chassidischen Gruppe Shomrei Emunim sage und schreibe 2 Mio Dollar fuer eine Thora - Aliya. Die Shomrei Emunim sind im Jerusalemer ultra - orthod. Stadtteil Mea Shearim angesiedelt, doch besagtes Mitglied kam aus Montreal und bekam lt. Artikel einen besonderen "Mi She Berach...." Segen vom Oberhaupt der Gruppe.
Die Chassidim wollen diese 2 Mio Dollar ihn ihre Beit Midrash (der hauseigenen Bibliothek) investieren.

Eine Bekannte, die Mitglied der chassid. Gruppe Chabad ist, erzaehlte mir neulich, dass jemand an einem der letzten Feiertage 36. 000 Shekel (7000 Euro) ausgab, um den Thora - Schrein zu oeffnen. Geschehen ist das in der Chabad - Synagoge Zemach Zedek in der Altstadt.

Ich frage mich wirklich ob diese Leute einen besonderen Mi She Berach - Segen von G-tt bekommen. Heisst das, ich muss reich sein, um diesen Segen zu bekommen ? Was ist mit all den anderen Leute, die sich das nicht leisten koennen?
Yom Kippur haben wir gerade hinter uns und genau dieser Feiertag zeigt uns, dass JEDER Jude vor G-tt gleich ist. Muessen doch alle fasten und es wird nicht in arm und reich unterschieden. Oder an Sukkot, wo alle in die Sukkot (Laubhuetten) ziehen und auch kein Unterschied gemacht wird.
Was immer die Verantwortlichen mit dem Geld planen, ich hoffe, dass die Armen auch einen Teil davon abbekommen.



Today we find an article in the haredi weekly newspaper HaShavua (The Week). The article talks about an event which took place on Leil Simchat Torah. A rich chassid from Montreal and member of the chassidic group Shomrei Emunim spent 2 Mio Dollar on a Torah - Aliyah. He was the third (Shlishi) and wanted the honour of standing next to the Admor (the leader of the chassidic group). Shomrei Emunim are located in Jerusalem's ultra - orthod. neighbourhood Mea Shearim. However, the rich chassid got a special "Mi She Berach..." blessing from the Admor.
The money will be spend on their Beit Midrash (relig. library).

An aquaintance of mine who is a Chabadnikit told me that someone spent 36,000 Shekels (7000 Euro) just for opening the Torah ark on one of the high holidays in the Zemach Zedek synagoge (Old City of Jerusalem).

I am asking myself if G-d really does give such people a special Mi She Berach - blessing. Do I have to be rich in order to get a special blessing ?
We just finished Yom Kippur where we learned that every Jew is qual. Each of us has to fast, no matter if poor or rich. And on Sukkot we all move into the Sukka, the poor and the rich.
Whatever those people who got the money are planning, I hope that the poor are also getting something out of it.

Donnerstag, Oktober 26, 2006

Der Schatz unter der Bruecke

B"H


Eine Story von Rabbi Nachman von Breslov


Es war einmal ein armer Jude, der wohnte in Prag. Naechtelang traeumte er immer den gleichen Traum. In dem Traum reiste er nach Wien, wo er einen Schatz unter einer Bruecke fand, welche zum Koenigspalast fuehrte.
Der Traum liess ihm keine Ruhe mehr und so machte er sich auf den Weg nach Wien. Dort stellte sich jedoch heraus, dass die besagte Bruecke von Soldaten gut bewacht wurde.

Zwei Wochen wartete der Jude auf eine guenstige Gelegenheit um ungesehen an die Bruecke zu gelangen, bis ihn ein Soldat ertappte. "Was willst du hier ?" schrie ihn der Soldat an. Und so erzaehlte der Jude dem Soldaten von seinem Traum. Der Soldat platzte vor lachen und sagte: "Wenn ich auf alle meine Traeume hoeren wuerde, dann faende ein armer Jude in Prag einen Schatz in seinem Keller."

Der Jude kehrte heim nach Prag und fand den Schatz in seinem Keller. Der Schatz war die ganze Zeit unter seinem Haus gewesen, doch hatte der Jude erst nach Wien fahren muessen, um das heraus zufinden.


Rabbi Nachman erzaehlte viele aehnliche Stories, die immer eine versteckte Botschaft enthalten. Was ist die Botschaft in dieser Geschichte ?
Vielleicht zweierlei. Zuerst, dass es heutzutage viele Juden gibt, die kaum noch spirituality besitzen und sich auf einer Reise durch das Leben befinden, diese wieder zuerlangen.

Und ein weiterer Gedanke ist, dass wir manchmal unser Glueck fern von dort suchen, wo es eigentlich ist. Viele Leute reisen um die halbe Welt, um etwas zu finden, dabei liegt das Glueck daheim ein paar Strassen weiter oder genau vor ihrer Nase.

Religious ? To be or not to be... (Engl.)

B"H

For whatever reason some people think that becoming or being religious means giving up all the pleasures in life. Only wearing black suits and hats, no more cheeseburgers and living in a religious ghetto. They only look at the negative side, see the amount of 613 Mitzwot and decide that this is just too much for them.

Becoming religious is usually a long process which can take many years. You should not decide to become religious at once, put a kipa your head and try to keep all the Mitzwot (today we are only able to keep about 70 from the 613 Mitzwot, as most of the others apply to the Cohanim and the Temple service).
If you rush you are in danger of getting depressed very soon, as I know very well from my own experience. You will not be Mrs or Mr Mea Shearim within a few days.
At a Yom Kippur class I learned from a rabbi that if you pick yourself 1 Mitzwa and keep it, you are already being considered orthodox. After keeping this particular Mitzwa you might choose doing another one after some time.

But do give it time and choose the right rabbi. Do not be upset about having bads days and not succeeding in anything. As Rabbi Nachman of Breslov taught: "Tomorrow is a new day."
Concentrate on the positive side. After some time of learning and doing, many people start understanding the Mitzwot and their inner meanings.

Each of us has a different approach to Judaism. Some succeed very easily in becoming religious and for others it seems to take ages.
There are people who get closer to Judaism by learning Torah, others start with Talmud or Chassidut let alone Kabbalah. Everyone according to his neshama (soul).

It is important to choose your own pace and if you succeed at your level you might realize that being religious does not mean loosing all the pleasures in life.

Dienstag, Oktober 24, 2006

Jewish Prayer

B"H

Nein, ich bin kein Mitglied der chassidischen Gruppe Chabad (den Lubawitschern). Mehrere Jahre jedoch nahm ich an Vortraegen in der Jerusalemer Altstadt teil und habe Chabad eine Menge Wissen und Insights in die jued. Religion zu verdanken.

Einer der bekanntesten Chabad - Rabbis ist Rav Adin Steinsaltz aus Jerusalem. Der 1937 geborene und 1988 mit dem Israel - Preis ausgezeichnete Rav Steinsaltz ist vor allem beruehmt durch seine ins Englische uebersetzten Ausgaben des Babylonischen Talmuds (der Steinsaltz Edition). Ausserdem besitzt er die Ehrendoktorwuerde der Yeshiva University und der Bar Ilan University und ist Autor von mehr als 50 Buechern.
Aus einem seiner Buecher ( A Guide to Jewish Prayer) moechte ich einige interessante und nicht nur chassidische Einblicke in das juedische Gebet geben, welche vielleicht dem einen oder anderen den Zugang zum Gebet erleichtern oder zumindest ein besseres Verstaendnis geben.

Grundsaetzliches noch vorne weg: Juden beten dreimal am Tag zu vorgegebenen Zeiten; das Morgengebet Shacharith, das Nachmittagsgebet Mincha und das Abendgebet Ma'ariv. Zusaetzlich gibt es noch das Gebet (Shema) vor dem Einschlafen und den Tikkun Chazzot, den Mitternachtstikkun. Das zentrale Thema dieses Tikkun ist die Trauer um die Tempelzerstoerung und das Leben in der Diaspora. Im Talmud steht, dass G-tt selbst darum weint.
Ashkenazim, Sepharadim und Chassidim haben teilweise unterschiedliche Gebetsformen und Riten.


Kein Buch ist mit dem juedischen Herzen so sehr verbunden wie das Siddur (jued. Gebetsbuch). Es vereint das gesamte Judentum und ist selbst demjenigen vertraut, welcher nicht unbedingt Talmud lernt oder ueber sonstiges jued. akademisches Wissen verfuegt.

Ein jeder betet aus unterschiedlicher Motivation heraus und auch fuer individuelle Zwecke wie G-tt um etwas fuer sich oder fuer andere zu bitten, G-tt zu danken, Genesung, Freude etc. Gebet ist ein Ausdruck religioeser Emotionen und es ebnet den Weg zu einer Verbindung zwischen dem Betenden und G-tt. Die taeglichen drei Hauptgebete wurden von den Patriarchen Avraham, Itzchak und Ya'akov eingefuehrt (Talmud Berachot 26). Nach der Tempelzerstoerung ersetzen Gebete teilweise den ehemaligen Opferdienst, der zu Tempelzeiten stattfand.

Ueber die drei taeglichen Gebete hinaus, in denen der Ritus vorgeschrieben ist, kann jeder am Ende seine eigenen Worte und Gedankenanhaengen. Individuelle Gebete sind an keine Zeiten gebunden. Schon zu talmudischen Zeiten haben verschiedene Gelehrte ihre persoenlichen Gebete angehaengt.

Individuelle Gebete koennen ueberall und zu jeder Zeit stattfinden. Man braucht dazu keine Synagoge. Einige gehen dazu sogar in den Wald, wie die Breslover Chassidim. Persoenliche Gebete sind nicht verboten und werden von G-tt angenommen.
Das Wichtigste im rituellen sowohl als auch im persoenlichen Gebet ist, dass es vom Herzen kommt und nicht vom Intellekt. G-tt will dein Herz, so heisst es.
Die Mitzwa (das Gebot) zu beten besteht ebenso fuer Frauen wie fuer Maenner, wobei die Frau nicht immer auf eine Minyan warten muss. Sie kann ihre taeglichen Gebete auch alleine sagen, wodurch Frauen ihren eigenen Stil mit der Intimitaet entwickelt haben.

Neben der Mitzwa mit dem Herzen zu beten, sollte das Gebet ebenso Kavanah (Absicht, Konzentration) enthalten. Es heisst das ein Gebet ohne Kavanah wie ein Koerper ohne Seele ist. Die groesste Kavanah entsteht, wenn jemand G-tt spontan aus Sorge heraus um etwas bittet. Dann naemlich kommt das Gebet vom Herzen, da es zu eben jenem bestimmten Moment stattfindet. Uebrigens ist das Gebet mit Kavanah eine Halacha (eine relig. Vorschrift).

Kavanah (Absicht) besteht aus verschiedenen Leveln. Jede Neshama (Seele) ist eine einzigartige Welt in sich selbst und jeder von uns hat unterschiedliche Level von Spiritualitaet.
Es ist wichtig, das Bewusstsein zu erlangen vor dem Schoepfer zu stehen. Kavanah ist vergleichbar mit dem Gefuehl Musik zu hoeren oder eine Story zu lesen und sich vollkommen damit zu identifizieren. Identifikation mit den Worten des Gebetes.

Wie erreiche ich Kavanah ?
Vor allem ist es wichtig, regelmaessig zu beten. Regelmaessigkeit verbessert die Kavanah. Man sollte sich an einen ruhigen Ort begeben und sich auch in der Synagoge durch nichts ablenken lassen. Zuviel Drumherum oder Gedanken an Probleme stoeren. Die Umwelt ist ein wesentlicher Faktor. Viele erreichen ihre Kavanah durch jued. Meditation oder dem Singen von Nigunim (Melodien). Jeder nach seinem Level der Neshama (Seele).

Eine Mishna im Talmud Berachot schreibt 1 Stunde Meditation vor dem Gebet vor (wobei die Zeitangabe hier als metaphorisch anzusehen ist). Vor allem Chassidim meditieren vor dem Gebet um dadurch eine hoehere Kavanah zu erreichen.


Gebet und Musik
Seit fruehester Zeit ist Musik ein Teil des Services zu G-tt. Im Tempel nahm sie einen wichtigen Platz ein und selbst Koenig David verfasste seine Tehillim (Psalmen) mit Melodien.
Der Stil der Melodien ist bei Ashkenazim, Sepharadim und Chassidim hoechst unterschiedlich. Dazu kommt, dass jede chassidische Gruppe ihre eigenen Melodien entwickelt hat.

Nicht nur in Jerusalem, sondern vor allem in den USA, sind die Melodien des Shlomo Carlebachs sehr populaer. In Jerusalem gibt es mehrere Carlebach - Minyanim und Synagogen. Wer am Shabbat an die Klagemauer kommt, der wird garantiert eine Carlebach - Minyan finden.

Shlomo Carlebach hatte das grosse Talent durch seine Melodien einen jeden an eine spirituelle Welt zu fesseln. Wenn auch manchmal nur fuer Augenblicke.


Noch ein persoenlicher Tip von mir: Wer nicht immer dem gesamten Synagogengottesdienst folgen kann und wem alles viel zu schnell geht, der sollte sich in der Amida, dem Shemona Esre - Gebet, auf einen nach eigener Wahl bestimmten Vers besonders konzentrieren. Das ist wichtiger als alle Paragraphen gedankenlos herunterzurasseln.

Time for a Joke (also in Engl.)

B"H

Was ist der Unterschied zwischen einer orthodoxen, einer konservativen und einer reform Hochzeit ?

Bei einer orthodoxen Hochzeit sind die zwei Schwiegermuetter schwanger.
Bei einer konservativen Hochzeit ist die Braut schwanger
und bei einer reform Hochzeit ist " der " Rabbiner schwanger.



What is the difference between an orthodox, a conservative and a reform wedding ?

At the orthodox wedding the two mothers - in - law are pregnant.
At the conservative wedding the bride is pregnant
and at the reform wedding the rabbi is pregnant.

Montag, Oktober 23, 2006

Parashat Noach

Did Noach mess it up ?
Kommenden Shabbat lesen wir weltweit in den Synagogen die Torah - Portion Noach (Noah) aus dem 1. Buch Genesis. Und wie in jedem Jahr gehen die Meinungen ueber die Person Noach weit auseinander. Viele sehen ihn als einen guten gerechten Menschen, andere, und nicht wenige, betrachten ihn als das genaue Gegenteil.
Dabei heisst es doch im Buch Genesis 6:9 selbst, dass Noach ein Zaddik, ein Gerechter, war.
Vielleicht sollten wir Noach und seine Zeitgenossen erst einmal kennen lernen und uns dann selbst ein Urteil bilden.
Noach wurde im Jahre 1056 des jued. Kalenders geboren. Sein Grossvater Metusalem (Metushelach) war als frommer Gerechter bekannt. Er folgte G-tt und nahm nicht an dem lasterhaften Leben seiner Zeitgenossen teil. Noachs Vater Lamech war da schon nachlaessiger, doch Noach folgte den Pfaden seines Grossvaters. Wie schon die Generationen zuvor betrieben Noachs Zeitgenossen Goetzendienst und beteten zur Sonne und den Sternen. G-tt war fuer sie ueberfluessig geworden.
Das Leben vor der Flut hatte viele Vorteile: Krankheiten waren unbekannt, es gab keine Jahreszeiten, die Menschen hatten aufgrund eines anderen DNA und einer anderen Luft eine verhaeltnismaessig hohe Lebenserwartung. Eine einzige Ernte reichte fuer 40 Jahre, wobei diese nicht verrottete.
Ihr gutes Leben sahen die Leute als selbstverstaendlich an. Wer braucht G-tt, wenn alles vorhanden ist ? So wurde gestohlen, gemordet, betrogen und vergewaltigt. Selbst die Tiere sahen die sexuellen Perversitaeten der Generation und nahmen daran teil.
Die Gemara im Talmud - Traktat Sanhedrin, Seite 108, verfuegt ueber eine ganze Liste des suendhaften Lebens der Generation der Flut.
Noach beteiligte sich nicht an diesen Aktivitaeten. Er heiratet Na'ama und gemeinsam hatten sie drei Soehne: Shem, Cham und Yafed. Im Alter von 480 Jahren begann er die Arche zu bauen, wie G-tt es ihm aufgetragen hatte.
Und nun kommen wir zu dem Punkt, wo die Meinungen auseinandergehen. Hat Noach die Menschen davor gewarnt, dass G-tt sie mit Hilfe einer Flut vernichten will ? Die Gemara in Sanhedrin sagt, dass Noach die Menschen warnte, doch diese ihn nur auslachten. Er wurde als alter verwirrter Trottel beschimpft.
Wahrscheinlich gab er aufgrunddessen nach einiger Zeit auf und kuemmerte sich nur noch um den Bau der Arche. Der Bau dauerte 120 Jahre in all jener Zeit hatten die Menschen Gelegenheit, ihr Schicksal zu veraendern. Haetten sie zu G-tt gebetet und ihr Lotterleben aufgegeben, dann waere es womoeglich nie zu einer Flut gekommen. Aber wie das so ist, wenn es einem gutgeht, dann denkt man nicht an ein Ende.
Erst als die Flut begann, welche aus kalten und kochend heissem Wasser bestand, aenderten sie ihre Meinung und sahen, dass es nur einen G-tt gibt. Zu spaet. Im Jahre 1656 des jued. Kalenders oder 2104 BCE wurde alles Leben ausserhalb der Arche vernichtet. Von den Tieren (ausserhalb der Arche) ueberlebten nur die Fische, welche sich nie am perversen Leben beteiligt hatten.
Sollen wir Noach nun danach beurteilen, ob er die Menschen haette mehr warnen sollen oder nicht ? Haette er vor G-tt fuer die Generation beten sollen, wie dieses spaeter Avraham (im Falle Sodoms) oder Moshe (im Falle des Goldenen Kalbes) taten ?
Fuer mich ist Noach ein Gerechter, denn er und seine Familie waren die einzigen, die sich nicht an den Taten einer gesamten Generation beteilgten. Wer seine Meinung vor Tausenden von Menschen vertritt und dabei verspottet wird, dem gehoert Anerkennung. Somit wird Noach zurecht von G-tt als Zaddik (Gerechter) bezeichnet.
Und was koennen wir von Noach lernen ? Auch zur heutigen Zeit sollten wir uns nicht zu sicher fuehlen, dass G-tt uns nicht sieht. Im Gegenteil, alles wird registriert. Demnach sollten wir nach einem besseren perfekterem Leben streben.
Nachtrag:
1. Es gibt im Talmud unterschiedliche Meinungen ob die Flut auf der gesamten Welt, nur in Israel oder ueberall nur nicht in Israel stattfand.
2. Die Parashat Noach besteht aus zwei Teilen: Noach und am Ende wird kurz ueber die Begebenheit des Turmes von Bavel berichtet.

Sonntag, Oktober 22, 2006

Introduction

B"H

Sinn und Zweck dieses Blogs ist es, dass Stigma, welches den orthodoxen Juden (gleich welcher Gruppe) anhaftet, zu durchbrechen. Vielleicht ein bisschen Aufklaerung ueber die jued. Religion zu betreiben.
Wer sind ultra - orthodoxe Juden ueberhaupt? Welche Gruppen gibt es und wie leben sie? Chassidim, Midnagdim, Chassidut, orthodoxes Leben ueberhaupt..... Halacha, Torah, Talmud.....

In Deutschland gibt es ueber die " orthodoxen " Juden und Orthodoxie ueberhaupt fast gar keine Informationen. Wer informiert sein will, der findet ueberwiegend engl. Sites. Religioese Themen werden in Deutschland leider oftmals nur von Laien wiedergegeben. Dieses will ich hiermit versuchen zu veraendern.

Gleich zu Beginn: Das Wort ultra - orthodox gibt es in der hebraeischen Sprache nicht. In Israel ist der Begriff gegenueber Deutschland und Anglo - Laendern unbekannt. Es gibt nur zwei Woerter: Dati - religioes und Lo dati - nicht religioes.
Die Religioesen werden in dementsprechende Gruppen aufgeteilt, welche sich vorwiegend nach ihrer Kleidung oder der Farbe bzw. Groesse der Kipa (dem Kaeppi) richten.

Hoffe auf ein positives Echo und interessierte jued. sowie nicht jued. Leser.