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Dienstag, Juli 31, 2012

Kritisches zum Tu be'Av (15. Av)

B"H 

An diesem Freitag ist, laut Rabban Gamliel im Talmud Traktat Ta’anit 26b, neben dem Yom Kippur (Versöhnungstag) einer der freudenreichsten Tage im Judentum: Der Tu be’Av oder genauer gesagt – der 15. Tag im Monat Av. 

War der Tisha be’Av (9. Av) an diesem Sonntag noch ein Trauer – und Fastentag, so steht der Tu be’Av im gegenteiligen Sinne der Freude. Wir lernen aus dem Talmud, dass zu Tempelzeiten junge unverheiratete Frauen und Männer in die Felder gingen und sich offenbar dort fanden und nachher ggf. heirateten. Die weiblichen Kandidaten trugen alle weisse Kleidung und es war ihnen an dem Tag nicht anzusehen, ob sie nun aus einer wohlhabenden oder armen Familie stammten. Alle sahen von Weitem irgendwie gleich aus und Sinn und Zweck war es, dass ein Mann sich seine Zukünftige nicht nur allein nach ihrem gesellschaftlichem Status aussucht, sondern nach Sympathie. Ob das wirklich so erfolgreich gelang, bezweifele ich manchmal, denn nicht nur allein die Kleidung drückt einen Status aus. Unter anderem kann es genau so die Sprache sein oder allein das Verhalten. 




Die Frage aber ist, ob dieselbe Prozedur heutzutage vorstellbar oder eher undenkbar erscheint. Realistisch zumindest klingt die talmudische Prozedur des Tu be’Av heute nicht, denn damals wie heute finden sich selbst hochrelig. zukünftige Ehepaare nicht im Feld, sondern allein der Verlobung gehen hochkomplizierte Auswahlverfahren voraus. Der Sohn von einem Superrabbi oder die Tochter eines Gelehrten heiraten auch heute nicht unbedingt einen kleinen Thoraschüler bzw. eine Tochter aus einfachem Hause. Egal, ob in haredischen (ultra – orthodoxen) oder in nationalrelig. Kreisen, die jungen ledigen Heiratswilligen schalten meistens einen sogenannten SCHADCHAN (eine Frau wird SCHADCHANIT genannt) ein. Heiratsvermittler, die sich professionell auf die Anbahnungssuche machen soll. Neben dem Verfahren besteht natürlich auch die Mundpropaganda (a la man kenne da jemanden, der vielleicht in Frage käme). Oder in ganz extremen Ultra – Kreisen suchen die Eltern die Kandidaten aus. Teilweise werden auch Rabbiner zu Rate gezogen, ob sie nicht einen Kandidaten kennen bzw. empfehlen können. 

Heute ist es eher unwahrscheinlich, dass die Tochter oder der Sohn eines angesehenen Rabbiners einen Ehepartner auswählen, der, zum Beispiel, aus einer Konvertitenfamilie stammt. Normalerweise heiraten Kinder aus Rabbiner - oder gar chassidischen Rebbefamilie fast ausschliesslich ihresgleichen oder zumindest die Kinder aus anderweitigen hoch angesehenen Rabbinerfamilien. Demnach würde man sich heutzutage nicht im Feld oder an einem Weinberg treffen, sondern den üblichen Eheanbahnungsmethoden folgen. Allgemein gesprochen heiraten in hoch relig. Kreisen sephardische Juden andere sephardische Juden, Aschkenazim heiraten Aschkenazim, Behinderte erhalten meistens Kandidaten mit einer Behinderung, Geschiedenen werden anderweitige Geschiedene oder Verwitwete vorgestellt und und und. 

Das relig. Eheanbahnungssystem erscheint selbst mir nicht selten rassistisch, aber wer diesen Weg geht, der wird um all die Regel kaum herumkommen. Wem das alles nicht passt und zu doof erscheint, der muss sich halt eine andere Methode suchen und das wird kaum einfacher sein. Trotzdem sollte sich deswegen niemand den Tu be’Av vermiesen lassen, denn es gibt genug Freuden im Leben und nicht nur die Ehe.:-)

Montag, August 15, 2011

Tu be'Av - 15. Av


B"H

Heute war Tu Be' Av, den 15. des jüdischen Monat Av und ich habe es fast verpennt.

Tu Be' Av ist der sogenannte "Tag der Liebe" und in der heutigen Zeit vergleichbar mit dem Valentinstag. Obwohl der Valentinstag auch in Israel gefeiert wird, hat der talmudische Tu Be' Av immer einen ganz besonderen Touch; schon allein aufgrund seines Ursprungs zu Tempelzeiten und seinen Bräuchen.

An jenem Tag pflegten die jüdischen Singles in die Felder zu gehen und nach einer Braut bzw. einem Bräutigam Ausschau zu halten. Der Talmud erklärt uns die genaue Prozedur und vergleicht den Tu Be' Av mit Yom Kippur. In der Mischna im Traktat Taanit 26b sowie in der Gemara in Ta'anit 30b und Bava Batra 121a heißt es, dass Israel keine so freudenreiche Tage wie den Tu Be' Av und Yom Kippur hat.

Was hat ausgerechnet der Yom Kippur, an dem wir 25 Stunden lang fasten und um G – ttes Vergebung bitten, mit dem Tu Be' Av zu tun ?



Erstens sind beide Tage festliche Tage, denn am Yom Kippur vergibt uns G – tt und wir sind frei von jeglicher Schuld. Des weiteren gingen die Singles auch am Yom Kippur aus, um einen passenden Partner zu finden. Und das vor allem am Nachmittag.


Ferner lehren uns die o.g. Talmud Traktate, dass die weiblichen Singles sich ganz in Weiss kleideten. Jeder zog das gleiche an, und es war nicht ersichtlich, wer aus wohlhabendem Hause und wer aus armen Verhältnissen kam. Jeder sollte die gleichen Chancen haben. Um das noch weiter zu unterstreichen, musste die weisse Kleidung ausgeliehen und vor dem Tragen in die Mikweh (Ritualbad) getaucht werden. Raschi führt die Mikweh darauf zurück, dass derjenige, der die Kleidung ausleiht, niemals sicher sein konnte, dass die Kleidung nicht zuvor von jemandem getragen worden war, der die bestimmten Rituale der Familienreinheit nicht einhielt (Taharat HaMishpacha). In den Felder trafen die weiblichen auf die männlichen Singles und jeder suchte sich sein "Match" aus.



Photo: Miriam Woelke

Nicht, dass heutzutage alle weiblichen Singles in die Felder laufen, doch hat der Tu Be' Av immer etwas Besonderes. Schon allein deshalb, weil sich die Israelis plötzlich auf Bräuche aus der Tempelzeit zurückbesinnen. Sie kaufen Blumensträusse und viele Singles oder Paare kochen abends ein besonderes Menu.

Ich wünsche allen einen tollen Tu Be' Av und viel Erfolg beim Suchen.

Sonntag, Juli 25, 2010

Tu be'Av - Der 15. des Monats AV


B"H

Heute abend (Sonntag) + Montag feiern wir Tu Be' Av, den 15. des jüdischen Monat Av.

Tu Be' Av ist der sogenannte "Tag der Liebe" und in der heutigen Zeit vergleichbar mit dem Valentinstag. Obwohl der Valentinstag auch in Israel gefeiert wird, hat der talmudische Tu Be' Av immer einen ganz besonderen Touch; schon allein aufgrund seines Ursprungs zu Tempelzeiten und seinen Bräuchen.

An jenem Tag pflegten die jüdischen Singles in die Felder zu gehen und nach einer Braut bzw. einem Bräutigam Ausschau zu halten. Der Talmud erklärt uns die genaue Prozedur und vergleicht den Tu Be' Av mit Yom Kippur. In der Mischna im Traktat Taanit 26b sowie in der Gemara in Taanit 30b und Bava Batra 121a heißt es, dass Israel keine so freudenreiche Tage wie den Tu Be' Av und Yom Kippur hat.


Was hat ausgerechnet der Yom Kippur, an dem wir 25 Stunden lang fasten und um G – ttes Vergebung bitten, mit dem Tu Be' Av zu tun ?

Erstens sind beide Tage festliche Tage, denn am Yom Kippur vergibt uns G – tt und wir sind frei von jeglicher Schuld. Des weiteren gingen die Singles auch am Yom Kippur aus, um einen passenden Partner zu finden. Und das vor allem am Nachmittag.

Ferner lehren uns die o.g. Talmud Traktate, dass die weiblichen Singles sich ganz in Weiss kleideten. Jeder zog das gleiche an, und es war nicht ersichtlich, wer aus wohlhabendem Hause und wer aus armen Verhältnissen kam. Jeder sollte die gleichen Chancen haben. Um das noch weiter zu unterstreichen, musste die weisse Kleidung ausgeliehen und vor dem Tragen in die Mikweh (Ritualbad) getaucht werden. Raschi führt die Mikweh darauf zurück, dass derjenige, der die Kleidung ausleiht, niemals sicher sein konnte, dass die Kleidung nicht zuvor von jemandem getragen worden war, der die bestimmten Rituale der Familienreinheit nicht einhielt (Taharat HaMishpacha). In den Felder trafen die weiblichen auf die männlichen Singles und jeder suchte sich sein "Match" aus.



Photo: Miriam Woelke


Nicht, dass heutzutage alle weiblichen Singles in die Felder laufen, doch hat der Tu Be' Av immer etwas Besonderes. Schon allein deshalb, weil sich die Israelis plötzlich auf Bräuche aus der Tempelzeit zurückbesinnen. Sie kaufen Blumensträusse und viele Singles oder Paare kochen abends ein besonderes Menu.

Ich wünsche allen einen tollen Tu Be' Av und viel Erfolg beim Suchen.

Montag, August 03, 2009

Tu Be' Av - 15. des Monat Av


B"H

Morgen abend (Dienstag) + Mittwoch feiern wir Tu Be' Av, den 15. des jüdischen Monat Av.


Tu Be' Av ist der sogenannte "Tag der Liebe" und in der heutigen Zeit vergleichbar mit dem Valentinstag. Obwohl der Valentinstag auch in Israel gefeiert wird, hat der talmudische Tu Be' Av immer einen ganz besonderen Touch; schon allein aufgrund seines Ursprungs zu Tempelzeiten und seinen Bräuchen.

An jenem Tag pflegten die jüdischen Singles in die Felder zu gehen und nach einer Braut bzw. einem Bräutigam Ausschau zu halten. Der Talmud erklärt uns die genaue Prozedur und vergleicht den Tu Be' Av mit Yom Kippur. In der Mischna im Traktat Taanit 26b sowie in der Gemara in Taanit 30b und Bava Batra 121a heißt es, dass Israel keine so freudenreiche Tage wie den Tu Be' Av und Yom Kippur hat.

Was hat ausgerechnet der Yom Kippur, an dem wir 25 Stunden lang fasten und um G – ttes Vergebung bitten, mit dem Tu Be' Av zu tun ?
Erstens sind beide Tage festliche Tage, denn am Yom Kippur vergibt uns G – tt und wir sind frei von jeglicher Schuld. Des weiteren gingen die Singles auch am Yom Kippur aus, um einen passenden Partner zu finden. Und das vor allem am Nachmittag.

Weiterhin lehren uns die o.g. Talmud Traktate, dass die weiblichen Singles sich ganz in Weiss kleideten. Jeder zog das gleiche an, und es war nicht ersichtlich, wer aus wohlhabendem Hause und wer aus armen Verhältnissen kam. Jeder sollte die gleichen Chancen haben. Um das noch weiter zu unterstreichen, musste die weisse Kleidung ausgeliehen und vor dem Tragen in die Mikweh (Ritualbad) getaucht werden. Raschi führt die Mikweh darauf zurück, dass derjenige, der die Kleidung ausleiht, niemals sicher sein konnte, dass die Kleidung nicht zuvor von jemandem getragen worden war, der die bestimmten Rituale der Familienreinheit nicht einhielt (Taharat HaMishpacha).
In den Felder trafen die weiblichen auf die männlichen Singles und jeder suchte sich sein "Match" aus.

Nicht, dass heutzutage alle weiblichen Singles in die Felder laufen, doch hat der Tu Be' Av immer etwas Besonderes. Schon allein deshalb, weil sich die Israelis plötzlich auf Bräuche aus der Tempelzeit zurückbesinnen. Sie kaufen Blumensträusse und viele Singles oder Paare kochen abends ein besonderes Menu.

Ich wünsche allen einen tollen Tu Be' Av und viel Erfolg beim Suchen.