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Sonntag, Mai 06, 2012

"Das Zweite Pessach - Pessach Scheni"

B"H

Es gibt ja so Feiertage, bei denen weiss man gar nicht, dass sie existieren. Erstens sind sie nicht offiziell und zweitens eher unwichtig und nicht unbedingt im Kalender verzeichnet. 

Zur Zeit des Zweiten Tempels gab es eine ganze Reihe von Feiertagen, welche nach dessen Zerstörung im Jahre 70 nach Beginn der Zeitrechnung vollkommen in Vergessenheit gerieten. Der Talmud Traktat Schabbat 13b nennt diesbezüglich eine Schrift mit dem Namen "Megillath Ta'anit" eben zu jener Tempelzeit, welche nicht weniger als 35 weitere kleinere Feiertage auflistete.

Am heutigen Sonntag (6. Mai) begingen wir "Pessach Scheni - Das zweite Pessach). Ursprünglich war dieser Tag dazu gedacht, Juden, die an Pessach selbst unrein waren und deswegen nicht das "Korban Pessach - Pessachopfer" opfern konnten, eine erneute Möglichkeit zu gestatten, dies nachzuholen. Wer an Pessach unrein war und am "Pessach Scheni" das Versäumte nicht nachholt, der begeht ein Vergehen mit Absicht und nicht unschuldig, so Rebbe Menachem Mendel Schneersohn, 1789 - 1866, der dritte Lubawitscher Rebbe im Buch "Sha'arei HaMoadim"). Weiter schrieb der Rebbe, dass Pessach Scheni von jenen Konvertiten zum Judentum genutzt werden kann, welche am ersten Pessach noch keine halachischen Juden waren und erst kurz danach konvertiert sind. Solch ein Konvertit ist zur Einhaltung des Pessach Scheni verpflichtet. Heutzutage jedoch begehen wir diesen Tag vorrangig damit, mindestens noch eine Mazzah (vom vergangenen Pessach) zu essen.

Der Rambam (Maimonides, 1135 - 1214) erklärte Pessach Scheni sogar für einen Tag, unabhängig vom ersten Pessach vor ca. vier Wochen.

Was wir daraus ersehen ?

Zum Beispiel, dass jeder im Leben eine zweite Chance erhält. Klappt etwas beim ersten Mal aus welchen Gründen auch immer nicht und man selbst ist daran unschuldig, erhalten wir von G - tt einen zweiten Versuch. Genau wie jene Juden, die aufgrund der Reinheitsgesetze zu Tempelzeiten kein Pessachopfer opfern konnten, sondern dies erste vier Wochen später taten.

Rebbe Menachem Mendel Schneersohn (der dritte Lubawitscher Rebbe) beschreibt weiter, dass Pessach Scheni eigentlich nur für diejenigen Juden Bestand hat, die am ersten Pessach kein Opfer erbrachten. Auf uns bezogen heisst dies, dass wer am ersten Pessach an keiner Seder teilnahm bzw. keine Mazza aß, jetzt abermals seine Chance erhält. Eine spezielle Seder ist nicht erforderlich und das Haus muss auch nicht nochmals "kascher le'Pessach" geputzt werden.

Das Chabad - Buch "Sha'arei HaMoadim" betrachtet das Pessach Scheni als Tag der Bereitschaft zur Teschuva (Umkehr zu G - tt). An Schavuot, in ca. drei Wochen, erhalten wir die Thora und vorher sollten wir uns auf den Grund und die Ursache unserer Existenz besinnen. Was tun wir an Pessach Scheni, um eine Tschuva hervorzurufen ? Wir lernen Thora !

Das erste Pessach findet im jüdischen Monat NISSAN und das zweite Pessach im Monat IYAR statt. Im Nissan (das erste Pessach) findet die Verbindung der oberen spirituellen Welten mit der unseren materiallen von oben nach unten statt. Beim Pessach Scheni hingegen sind wir es, die unsere Welt mit den oberen verbinden. Somit bildet das zweite Pessach eine Vervollkommnung des ersten Pessach. Zusammen bilden sie ein Ganzes.

Das Pessach - Opfer gehört allein den Juden, denn die anderen Völker waren keine Sklaven des ägyptischen Pharaos. Das Pessach - Opfer ist somit eine reine jüdische Angelegenheit (siehe Sha'arei HaMoadim zu Pessach Scheni).

Samstag, April 14, 2012

MIMUNA der marokkanischen Juden

B"H

Pessach ist zuende gegangen und allen Juden marokkanischer Abstammung wünsche ich hiermit HAPPY MIMUNA !!! 

 Jedes Jahr wieder gibt es in Israel ein riesen Aufsehen um das marokkanische MIMUNA. Mimuna beginnt in diesen Minuten des Schabbatausklang (Mozzaei Schabbat).


Marokkanisches Essen

Hunderttausende Juden marokkanischer Abstammung leben heute in Israel. Ich hörte, dass die marokkanische Mimunatradition eigentlich von dem Wort "Maimonides (Rambam, 1135 - 1214) stammt. Marokkanische Juden weiten Pessach noch aus; dies jedoch mit Chametz, denn Getreide ist ja zu dem Zeitpunkt wieder erlaubt.

Die Mehrheit der marokkanischen Juden machte in den 50iger sowie 60iger Jahren Aliyah. Ganze Städte wie Beit Shean wurden fast ausschliesslich marokkanisch. Von den aschkenazischen Juden widerwillig beäugt, setzten sich immer mehr sephardische Juden gesellschaftlich durch. Mimuna, aber, die alte Tradition, wird aufrechterhalten. Mit marokkanischer Musik (heute wahrscheinlich mehr mit den hauseigenen Popstars Sarit Hadad und Kobi Peretz), gutem Essen und viel marokkanischem Tanz. Mittlerweile entwickelte sich der Feiertag des Marokkaner ebenso zum Tag der Politiker, denn sogar aschkenazische Politiker wie Schimon Peres oder Benjamin Netanyahu gehen auf die Mimuna - Parties. Der Public Relation wegen. 


Als die Nazitruppen Nordafrika besetzten, fanden auch in Marokko Judenpogrome statt. Synagogen wurden niedergebrannt und es fanden Gewaltakte gegen Juden statt. 

Eine aktuelle Umfrage ergab, dass 51 % der eingewanderten marokkanischen Juden nach wie vor an den jüdischen Traditionen festhält und, u.a., die Kaschrut oder ein Schabbat einhält. Hier hat das Reformjudentum noch nicht um sich gegriffen und Traditionen für Null und Nichtig erklärt. 

Dennoch sehen sich heute viele Marokkaner immer noch diskriminiert, denn nicht wenige Israelis sind der Ansicht, dass gerade diese Neueinwanderschaft ihrerzeit die Mafia nach Israel brachten. Man schaue nur auf die marrokanischen Familiengangs Alperon oder Abergel, die sich auf offener Straße gegen seitig abknallen.
 

Nichtsdestotrotz, HAPPY MIMUNA !



Mimuna - Barbecue in den Parks


Weitere Links:


Donnerstag, April 12, 2012

Die israelitischen Stämme durchqueren das Rote Meer



Quelle: Chabad

B"H

Der berühmte mittelalterliche Kabbalist ARIZAL, Rabbi Yitzchak Luria (1534 – 1572), erwähnte es, doch hörte ich einst von einem Rabbiner, dass besagter Kommentar bereits in einer früheren Midrasch Erwähnung fand:

Morgen abend (Donnerstag) beginnt der 7. Tag des jüdischen Pessach – Feiertages. Freitag ist Feiertag und am Abend geht Pessach zuende. Gleich darauf aber beginnen wir den Schabbat.

Warum ist gerade der 7. Tag von Pessach so bedeutend ? Weil es an dem Tag war als die Juden das Rote Meer durchquerten. Das Meer spaltete sich, die Juden wanderten hindurch und die nachfolgenden Ägypter ertranken.

Zu Beginn erwähnte ich den Kabbalisten Yitzchak Luria sowie die Midrasch. Beide kommentieren, dass die Juden in Gruppen das Rote Meer passierten, doch nicht alle zusammen auf einmal. Vielmehr ging jeder zusammen mit seinem israelitischen Stamm. Die Stämme gingen separate, doch sahen sie sich gegenseitig.

Was will uns diese Aussage lehren ?

Jeder israelitische Stamm besass seinen eigenen Charakter. Dasselbe gilt für jeden einzelnen Juden. Zevulon ist nicht Yissachar und Yehudah ist nicht wie Ascher. Stattdessen verfügt jeder über einen individuellen Charakter.

Warum erschuf G – tt nicht ganz einfach eine einzige jüdische Nation ? Warum sind nicht alle Juden gleich und einfach das "jüdische Volk" ? Warum wurden sie stattdessen in Stämme unterteilt ?

Um uns zu zeigen, dass jeder Jude seine eigene individuelle Aufgabe besitzt. All unsere Aufgaben bestehen in unterschiedlicher Weise. Wir sind ein Volk, doch darüber hinaus sind wir alle verschieden. Der eine ist Geschäftsmann, der andere Wissenschaftler und wieder ein anderer ist Rabbiner. Wir sehen uns genau wie die Juden, welche das Rote Meer durchquerten, dennoch besitzen wir unsere eigenen Charaktäre.

"Okay, das klingt logisch, aber die Frage ist, ob wir in der Lage sind, uns gegenseitig zu akzeptieren".

Montag, April 09, 2012

Im jüdischen Altstadtviertel an Pessach 2012




Ausgrabungen aus der byzantinischen Zeit am Kotel Plaza (Klagemauer)



Pessachtrubel





Die wiedererbaute HURVAH Synagoge. Einst von den Jordanier zerstört.





Merkmal der Altstadt: Enge Gassen



Blick auf die Al Aksa Moschee auf dem Tempelberg. Im Hintergrund rechts der Ölberg mit seinem riesigen jüdischen Friedhof.

Copyright / Photos: Miriam Woelke

Chametz an Chol HaMo’ed Pessach

B"H

Bei all dem Putztrubel vor Pessach kann es schnell passieren, dass ein Jude Chametz (verbotenes Getreide sowie Getreideprodukte an Pessach) übersieht. Wie schnell ist eine Nudel irgendwo dazwischen gerutscht und selbst beim Schrankabrücken wurde sie übersehen und nicht weggeputzt. Dann kommt Pessach und plötzlich, während der Zwischenfeiertage (Chol HaMo’ed), wird die Nudel gefunden. Chametz im Haus an Pessach ? Was dann ?


Photo: Miriam Woelke

Das Buch OZAR HAMO’ADIM (eine Sammlung allerlei Pessach – Halachot und Stories) gibt Antwort: 

Ein Jude, der an Pessach beim Putzen Chametz übersehen hat und es zufällig während der Pessach – Feiertage findet, sage beim Anblick sofort: Baruch … ascher kidischanu be’Mitzwotav ve’ziwanu al Bi’ur Chametz. Dies ist der Segen, den wir normalerweise wenige Stunden vor Pessachbeginn beim Verbrennen des letzten Chametz sagen und demzufolge hatte der Jude damit schon seinem gesamten Chametz – Besitz abgesagt.

Freitag, April 06, 2012

Chag Sameach - Happy Passover


 Das Verbrennen des letzten Chametz am Pessachmorgen - Bi'ur Chametz in Bnei Brak (2011)

Photo: Miriam Woelke
B"H 

Nach all der Putzerei bleibt nur noch eines übrig: Nämlich allen Juden ein frohes und gesundes Pessach zu wünschen ! Auf meinem englischen Blog hatte ich innerhalb dieser Woche ungewöhnlich viele Hits auf einen früheren Artikel, der sich mit dem FEIERTAGSZWANG beschäftigt. Gerade jetzt wieder vor Pessach zieht es viele Juden in die Depression, eben weil sie am Sederabend (heute abend) allein sind. 

 Ich denke, dass Chabad einen großartigen Job verrichtet, denn heute abend werden fast überall in der Welt Sederabende durchgeführt. So auch in Israel, wobei hierzulande viele orthodoxe Synagogen öffentliche Sedern zelebrieren. 

Wer keinen Sederplatz hat, der sollte sich einen schönen Abend daheim machen. Mit guten Essen, der Haggada und einem Stück Mazzah. 

Happy Passover & Chag Sameach !

Mittwoch, April 04, 2012

Pessach - Essenspakete für die Bedürftigen

B"H

Pessach in Jerusalem: Haredische (ultra - orthodoxe) Wohltätigkeitsorganisationen händigen Essenspakete an Bedürftige aus.




Alle Photos HIER !

Pessach - Putz


Koschere Pessach - Kekse hergestellt aus Kartoffelmehl oder Kokos.

Photo: Miriam Woelke
B”H 

Dieser Tage läuft nicht viel außer dem großen Pessach – Putz. Übrig gebliebene Nudeln und Mehl habe ich bereits entsorgt, doch der Küchenschrank muss noch ausgewaschen werden. Dazu schreit meine riesige Büchersammlung nach "Abstauben". 

Zahlreiche relig. Juden gehen ihre Bücher sogar Seite für Seite durch, um sie zwecks Pessach abzustauben. 

Ein weiterer Tipp, den viele übersehen mögen: Die Zahnbürste auswechseln !

Montag, April 02, 2012

Mazza - Backen ohne Geschlechtertrennung

B"H 

Das Backen der Mazzot ist eine Mitzwah für jeden Juden und der mittelalterliche Kabbalist, Rabbi Yitzchak Luria, betrachtet das Backen der Pessach – Mazzot sogar als Tikun (Seelenkorrektur). 

Das Photo zeigt eine Mazze – Bäckerei in Israel. Hier arbeiten Männer und Frauen zusammen und niemand schreit nach Geschlechtertrennung.


Pessach - Vorbereitungen in Jerusalem

B"H

Heute verbrachte ich einige Stunden in Jerusalem und machte dabei ein Photos, die zeigen, wie sehr die Stadt mit den Vorbereitungen für das am Freitag abend beginnende siebentägige Pessach (Passover) beschäftigt ist. Jerusalem ist anders und steht ein jüdischer Feiertag an, dann kommt Atmosphäre auf. Eine Atmosphäre, die in unserem Land einmalig ist.


Einkauf auf dem Jerusalemer Machane Yehudah Markt.




Nusskekse, die nur an Pessach verkauft werden. Mir schmecken sie total gut, doch an Pessach selbst sind sie für aschkenazische Juden KIDNIYOT. Bedeutet, sie werden, aufgrund ihrer Zutaten, nicht gegessen. Sephardische Juden hingegen essen sie sehr wohl, denn die Sepharadim kennen den Brauch der Kidniyot (keine Hülsenfrüchte an Pessach) nicht.



Diese Kekse werden von allen gegessen und sind Kidniyot - frei. Kokoskekse, die ich einfach nur trocken und widerlich finde. Aber wem es schmeckt ...




Unterschiedliche Mazzot im Machane Yehudah Markt



Aufgrund des hohen Preise essen viele Familien nur bei der Pessach Seder (am Freitag abend) handgemachte Mazzot. An den anderen Pessach – Tagen werden die billigeren maschinengefertigten Mazzot verzehrt.



 Wer noch Chametz (verbotenes Getreide / Getreideprodukte an Pessach) daheim hat und es nicht wegwerfen will, der kann es an allen möglichen Stellen symbolisch verkaufen. Mehrere haredische (ultra - orthodoxe Juden) boten heute auf dem Machane Yehudah Markt den Verkauf des Chametz an und das obere Bild zeigt ein Poster zum Verkauf. Das Poster ist von der chassidischen Gruppe Belz.



Jeder Jude soll eine Pessach Seder haben und die oberen beiden Poster mit den Telefonnummern bieten bedürftigen Juden Essen zur Seder. 



Am Schabbat Square bei Mea Shearim heute morgen. 

Copyright / Photos: Miriam Woelke

Die PESSACH STORY


Samstag, März 31, 2012

To – do – List für Pessach

B"H 

Diese Woche geht es so richtig los, denn am Donnerstag abend ist schon BEDIKAT CHAMETZ. Eine traditionelle Zeremonie, in welcher obligatorisch das Haus nach Chametz abgesucht wird, eingeleitet durch einen speziellen Segen. Mindestens zehn kleine Chametzteilchen werden in Papier eingewickelt und im Haus versteckt. Dann wird mit Kerze oder Taschenlampe danach gesucht, eingesammelt und am nächsten Morgen beim BI’UR CHAMETZ, der Verbrennung des letzten Chametz, vernichtet. Hört sich alles furchtbar kompliziert an, ist es aber nicht. Außerdem sind sämtliche Segen und Gebete (wie zum BI’UR CHAMETZ) im PESSACH MACHZOR (Pessach – Gebetbuch) enthalten.

Bevor die letzten Stunden vor dem Fest anbrechen, muss ich allerdings noch wie wild putzen. Küchenschrank ausräumen und auswaschen. Mein letztes Mehl loswerden und die Kidniyot (Dosen mit Erbsen oder Mais) wegstellen. Aschkenazische Juden hegen den Brauch, keine Hülsenfrüchte zu essen und so gibt es an Pessach keinen Mais, keine Erbsen oder Bohnen. In Israel muss ganz besonders aufgepasst werden, denn das Land ist voller sephardischer Juden und die essen an Pessach Hülsenfrüchte. Da Kidniyot sowohl als auch in diversen Gewürzen und allem Möglichen enthalten sind, sollte jeder auf die Label schauen, ob, zum Beispiel, die Würste im Supermarkt frei von Kidniyot sind.

Aufgrund des Auszuges aus Ägypten ist es Juden lt. der Thora verboten, an Pessach Chametz zu verzehren. Kein Getreide und dessen Produkte. Die eigene Wohnung muss frei von jedem Getreide sein und wer davon recht viel besitzt und es nicht gerade wegwerfen will, der kann es an bestimmten Stellen verkaufen. MECHIRAT CHAMETZ wird dies in der Fachsprache genannt. Derzeit sehen wir überall Yeshiva – Studenten (relig. Schulen) sitzen, welche, gegen einen Unkostenbeitrag, dem Verkäufer eine kleine Urkunde ausstellen, dass sein Chametz verkauft worden ist. Zwar darf der Verkäufer das Chametz in der Wohnung behalten – in einer extra Tüte, weggesperrt in einem Schrank – doch gehören tut es ihm an Pessach gar nicht mehr. Im ganzen Land findet dieser CHAMETZ – VERKAUF statt und kann sogar online getätigt werden. Insbesondere Lebensmittelhersteller wie Bäckereien verkaufen ihr Chametz.

Traditionell übergeben dieser Tage die beiden Oberrabbiner Israels einem drusischen Geistlichen die Urkunde des Verkaufs. Damit ist das gesamte Chametz aller Juden in der Hand der Drusen. Dies geschieht symbolisch, doch wird somit das Verbot der Thora etwas umgangen. Wenn Pessach vorbei ist, wird umgehend das Chametz wiederverwendet und es geht in den Besitz des rechtmässigen Eigentümers über. Ebenso werden nach Pessach in der Lebensmittelbranche / in Geschäften Urkunden des Rabbinates ausgehängt, dass dieses Unternehmen sein Chametz an Pessach verkauft hatte. War das Chametz nicht verkauft worden, so ist es für den Genuss nicht mehr koscher und sollte weggeworfen werden. Wer in einem Laden kauft, der das Chametz nicht verkauft hat, sollte ein paar Wochen warten, bis er wieder in dem Laden einkauft. In der Hoffnung, dass bis dahin das unkoscher gewordene Chametz aufgebraucht ist.

Ich selber putze ganz normal für Pessach und drehe nicht vollkommen durch, wie andere Leute. Viele legen ihre gesamte Küchenanrichte und die Schränke mit Aluminiumfolie aus. Ich tue das nicht. Zahlreiche Juden benutzen an Pessach anderes Geschirr. Eigens angeschafft für das Fest. Ebenso andere Töpfe. Andere wiederum lassen ihre Töpfe mit kochend heissem Wasser ausbrennen. Hinzu kommt der Einkauf. Pessach ist ein teures Fest und wer gute Mazzot will, der muss investieren. Familien mit Kindern fällt das schwer und so gibt es lediglich bei der Pessach – Seder am Freitag abend die teuren handgefertigten Mazzot und an den restlichen Tagen reguläre.

Tausende Israel haben an Pessach Urlaub und es ist die Zeit der Ausflüge. Wenn nicht ins Ausland, dann im eigenen Land. Zimmer und Hotels sind ausgebucht und Parks, Museen, das Tote Meer und sämtliche Sehenswürdigkeiten werden vor dem Massenandrang fast auseinanderplatzen. Ich muss an den Tagen arbeiten, doch werde ich versuchen, an den Zwischenfeiertagen (Chol HaMo'ed) mindestens einmal nach Jerusalem zu kommen.

Pessach steht ebenso für einen Tag der ALIYAT HA’REGEL nach Jerusalem. Zu Tempelzeiten gingen die Juden aus dem ganzen Land an Pessach, Schavuot sowie an Sukkot nach Jerusalem, um Opfer darzubringen. Bis heute sehen viele Juden es als Verpflichtung an, während dieser Feiertage wenigstens einen Tag in Jerusalem zu verbringen.

Was fehlt noch ? Bis Freitag muss ich unbedingt noch ein Paket MAZZA SCHMURAH auftreiben, denn ich esse an Pessach keine normalen Mazzot, sondern eine Art Mazzot, die während des Herstellungsprozesses besonders überwacht wurde. Zwar ist die SCHMURAH teurer, doch dafür schmeckt sie besser und ist nicht so trocken wie die normale Mazza.


 Mazza Schmurah

Photo: Miriam Woelke



PHOTOS AUS BNEI BRAK (APRIL 2011)



April 2011: "Bi'ur Chametz – das Verbrennen des letzten Chametz" wenige Stunden vor Pessachbeginn im Herzen von Bnei Brak. Nahe der Rabbi Akiva Street.



Viele religiöse Juden haben den Brauch, ihren Lulav von Sukkot zusammen mit dem Chametz wenige Stunden vor Pessach zu verbrennen. Ich sah unheimlich viele Haredim (ultra – orthodoxe Juden), die ihren Lulav zum Feuer mitbrachten. Ebenso wie jene Besen, mit welchen die Weiblichkeit das Haus pessachrein machte.

Chametz repräsentiert symbolisch betrachtet unsere eigene Yetzer HaRah (die schlechte Seite in einem jeden von uns) und mit dem Verbrennen drücken wir ebenso symbolisch aus, dass wir uns von der schlechten Yetzer befreiten.






Hier wird öffentlich Geschirr (Kelim) kascher le’Pessach gemacht. Dies geschieht anhand einer speziellen Prozedur,bei welcher das Geschirr in kochend heisses Wasser getaucht wird.


Das kochend heisse Wasser.



Der Vater der Mädels im Hintergrund brachte seine Kidduschbecher vom Schabbat zum Kaschern.



Weiteres Kaschern.

Copyright / Photos: Miriam Woelke

Mittwoch, März 28, 2012

Die Suche nach dem Chametz in uns selbst


"OZAR HA'MOADIM" – Eine Sammlung mit den Kommentaren vieler gelehrter Rabbiner. Ich habe das Buch erst in dieser Woche in Bnei Brak (bei Tel Aviv) erstanden und muss sagen, der Kauf hat sich gelohnt.

Photo: Miriam Woelke

B"H 

Im Buch enthalten sind die Pessach – Gesetze, "Hilchot Pessach" aus dem "Schulchan Aruch - Code of Jewish Law", die "Hilchot Pessach" aus der "Mischna Berura", Pessach – Kommentare aus dem kabbalistischen Buch ZOHAR sowie Pessach – Kommentare zahlreicher chassidischer Rabbiner / Kommentatoren wie dem Bnei Yissachar, dem Baal Shem Tov, dem Maggid von Mezritch, Chesed le'Avraham, Rabbi Yaakov Yosef von Polonnoye, Noam Elimelech, Beer Mayim Chaim, Ma'or veShemesh, dem Sfat Emet. Am Ende des Buches werden eine ganze Reihe Minhagim (Bräuche von Rabbinern) aufgelistet.

Rabbi Yaakov Yosef von Polonnoye, dem berühmten Anhänger des Baal Shem Tov:
Bereits mehrere Wochen vor Pessach beginnen Abertausende Juden mit dem Pessach – Putz daheim. Juden ist es an den Pessach – Tagen verboten, Chametz zu besitzen und so wird jeder Krümel Weizen, Hafer, Gerste, Spelt oder Roggen weggeschrubbt. Das Haus muss rein und Chametz – Frei sein. Putzen bis zum Unfallen.

Bevor Pessach so richtig beginnt, sollten wir uns einmal hinsetzen und uns darauf besinnen, wie wir unser eigenes persönliches Chametz in uns loswerden. Im Judentum steht Chametz symbolisch für die HaRah (die negative Seite in einem Jeden von uns) und unsere Aufgabe besteht darin, eben diese Yetzer zu überkommen und nicht jedem Drang nachzugeben. In der Nacht vor Pessach, wenn wir normalerweise das traditionelle “Bedikat Chametz – Die Suche nach dem letzten Chametz" durchführen, sollten wir uns die Zeit nehmen, auch das Chametz in uns selber suchen.

Dienstag, März 27, 2012

Koschere Nudeln für Pessach

B"H

Vor noch nicht allzu langer Zeit regten wir uns alle noch auf, dass an Pessach keine Nudeln verzehrt werden dürfen. Als Weizenprodukt sind Nudeln an den sieben Pessachfeiertagen CHAMETZ. Bedeutet, sie gehören in die Kategorie verbotenes Getreide an Pessach. Wie bekannt ist es Juden an Pessach untersagt, Getreideprodukte wie Hafer, Spelt, Roggen, Weizen oder Gerste zu verzehren. Alles daraus Erzeugte gilt als CHAMETZ und somit verboten. Für aschkenazische Juden bleibt an Pessach eh nicht viel zum Essen übrig außer Fisch, Fleisch, Kohl, Kartoffeln, Karotten, Eier oder Zwiebeln. Sephardische Juden hingegen kennen all die aschkenazischen Bräuche nicht und essen teilweise Reis. Aschkenazen ist der Reisverzehr an Pessach lt. eines mittelalterlichen Brauches untersagt, sephardische Juden hingegen essen Reis. Darunter Kurden, Perser oder Iraker. Marokkaner essen teilweise keinen Reis an Pessach. Ferner ist es sephardischen Juden erlaubt, Kidniyot zu essen. In diese Kidniyot – Sparte fallen insbesondere Hülsenfrüchte wie Mais, Erbsen, Bohnen, Humus aus Kichererbsen und alles, was aus diesen Lebensmittel hergestellt wurde. Auch die Kidniyot gehen auf einen Brauch zurück. Nach all den Beschwerden des Essensmangel aschkenazischer Juden, existiert seid Jahren Kuchen, der an Pessach erlaubt ist, denn er ist mit Mazze – oder Kartoffelmehl gebacken. Koscher für Pessach also.

Als ich heute abend im Supermarkt einkaufte, sah ich doch glatt koschere Nudeln für Pessach ! Wie das ? Indem sie aus Reis angefertigt worden sind. Reis wiederum bedeutet Kidniyot und nur sephardische Juden kommen in den Genuß. Allerdings sah ich ebenso koschere Nudeln für Pessach ohne Kidniyot – Zusätze.

Hier ein paar Einkaufsimpressionen von heute abend. 
Ort: Der MEGA Markt in der Dizengoff Street / Ecke Pinsker in Tel Aviv.


Koscher für Pessach !



Koschere Nudeln für Pessach



Mit Kidniyot und hergestellt aus Reis.



Für die Suppe und koscher für Pessach.



Wein für die Pessach Seder



Mazzot



Kekse koscher für Pessach. Vorwiegend aus Kartoffelmehl gebacken.

Photos: Miriam Woelke

Kein Zweifel: Pessach ist einer der teuersten jüdischen Feiertage und viele jüdische Familien in Israel können sich das kostspielige Essen einfach nicht leisten und sind daher auf Geld – und Essensspenden angewiesen. Einschliesslich vieler haredischer (ultra – orthodoxer) Familien in Mea Shearim sowie in Bnei Brak.
Eine dieser Spendenorganisationen ist die im ultra – orthodoxen Mea Shearim (Jerusalem) anzutreffende: "LINAT HA'CHESED" der chassdischen Gruppe Toldot Avraham Yitzchak. Vor zwei Jahren war ich dort und interviewte einige der Chassidim.

Link: 

Montag, März 26, 2012

"Pessach" und der "Schabbat Ha'Gadol"

B"H

In diesem Jahr feiern die Juden in Israel vom Abend des 6. April bis zum Abend des 13. April 2012 PESSACH. In Israel sieben Tage lang, in der Diaspora einen Tag länger. Pessach selbst ist ein biblisches Gebot für Juden und es wird an den Auszug aus Ägypten erinnert. Sieben Tage lang ist jeglicher Getreidegenuss verboten. Keinen Roggen, Weizen, Spelt, keine Gerste und keinen Hafer. Auch nichts, was aus diesen Produkten hergestellt wurde wie Nudeln, Mehl, Bier, sämtliche Teigwaren, Suppenpulver (auf denen der Vermerk "kasher le’Pessach" fehlt) oder Pizza, etc.

Das Wort PESSACH bedeutet übersetzt ÜBERGEHEN, ETWAS AUSLASSEN. 

Die Bedeutung stammt aus der Nacht als G – tt die ägyptischen Erstgeborenen tötete, doch der Todesengel die jüdischen Häuser ausliess. Die Strafe galt ausschliesslich den ägyptischen Erstgeborenen und danach erlaubte Pharao, wie bekannt, den Israeliten Ägypten zu verlassen. Der Tod der Erstgeborenen war die 10. Plage G – ttes. Damit der Todesengel weiss, wo sich ein jüdisches Haus befindet, wurden die Israeliten von G – tt angewiesen, ein Lamm oder ein Zicklein zu schlachten und dessen Blut an die Türpfosten zu platzieren (siehe Exodus – Sefer Schmot 12:3 – 7). 

Der Schabbat vor Pessach wird immer SCHABBAT HA’GADOL (der Große Schabbat) genannt. Warum trägt der Schabbat diesen Namen ? 

In diesem Jahr fällt der Schabbat Ha’Gadol gemäss dem jüdischen Kalender auf den 8. Nissan (Chet Nissan). Im Jahr des Auszugs aus Ägypten jedoch fiel der Schabbat vor dem Auszug auf den 10. Nissan (Yud Nissan). Somit war der 10. Nissan der Tag, an welchem G – tt den Israeliten das Wunder geschehen liess, dass ihre Erstgeborenen überlebten. Siehe zu dem Datum Exodus 12:3 sowie die Mischna Berura - Hilchot Pessach, Siman תל תלא. 

An diesem Schabbat feiern wir den SCHABBAT HA'GADOL, denn in der kommenden Woche beginnt am Freitag abend PESSACH. 

Pessach Vorbereitungen in Bnei Brak

B"H

Heute früh ging ich durch die Bnei Braker Haupt – und Geschäftsstraße Rabbi Akivah Street um mir jene speziellen Mazzot zu besorgen, die ich an Pessach normalerweise esse: "Mazza Schmurah", welche eine besondere halachische Überwachung bei der Herstellung geniesst. Leider sichtete ich nur die superteuren handgefertigten sowie reguläre Mazzot. Bis Pessach aber muss ich noch meine geliebten Schmura Mazzot auftreiben. 

Bnei Brak ist eine Stadt zwischen Ramat Gan und Petach Tikwah. Alle drei Städte sind mit den lokalen Tel Aviver Bussen bequem und zum Ortstarif zu erreichen. Bnei Brak selbst wird vielerseits als haredische (ultra – orthodoxe) Stadt dargestellt, was nicht ganz stimmt. Es leben viele säkulere Juden dort genau so wie Nationalreligiöse. Nicht jeder in Bnei Brak trägt einen schwarzen Anzug mit Hut. Allerdings gibt es rein haredische Stadtteile, die ich recht oft besuche.


Kreuzung Ramat Gan - Bnei Brak: Ramat Gan zur Linken und Bnei Brak zur Rechten.



Vor Pessach schaffen sich viele jüdische Haushalte neues Geschirr kascher le’Pessach an. Alles soll blitzblank und frei von jedem an Pessach verbotenem Getreide sein.



Spendenaufruf per Plakat: Zedakah (Spenden für Bedürftige) sind ein wichtiges Thema in Bnei Brak, denn die Stadt gilt als die ärmste Stadt Israels.




Photos: Miriam Woelke

Montag, März 19, 2012

Nichtjuden bei der Pessach - Seder ?

B"H

Jedes Jahr kommt kurz vor Pessach diese Frage immer wieder neu auf: 

"Können Nichtjuden an einer Pessach – Seder teilnehmen ?"


Bei Reformjuden scheint es nichts Außergewöhnliches sein, wenn sie zu ihrer Seder auch Nichtjuden einladen; orthodoxe Juden (mich eingeschlossen) fühlen sich mehr als unwohl dabei. Mir sind in meinem Bekanntenkreis keine orthodoxen Juden bekannt, die Nichtjuden zu ihrer Seder einladen und außer Rabbi Mordechai Machlis lädt auch niemand von ihnen nichtjüdische Gäste zum Schabbat ein. Übrigens fällt Rabbi Machlis an Pessach flach, da er jedes Jahr mit seiner Familie zum Fest verreist und die Pessachfeiertage privat verbringt.


Was aber ist gerade an Pessach so problematisch, Nichtjuden einzuladen ? 


Zuerst einmal finde ich es höchst seltsam, wenn diverse Kirchengemeinden auf die Idee kommen, ihren Mitgliedern eine Pessach – Seder anzubieten. Ich brauche nicht lange nachdenken, um festzustellen, dass Pessach ein einzig und allein jüdisches Fest ist. In der Thora wurden die Juden beauftragt, diesen Feiertag einzuhalten und keine ungesäuerten Brote zu essen bzw. während dieser Zeit kein Chametz (Getreideprodukte wie Nudeln, Bier, Brot, etc.) im Haus zu haben. Wer als Nichtjude eine eigenständige Seder feiert, der kopiert etwas, was ihm nicht gehört. 


Ich habe diesbezüglich versucht, etwas in der Halacha (jüdische Gesetzgebung) zu finden und bin auf Unterschiedliches gestossen. Wobei es gerade aufgrund der Halacha in orthodoxen Kreisen absolut unüblich ist, Nichtjuden zur Seder einzuladen. Die Halacha besagt, dass ein Jude an einem Feiertag von einer bestehenden Flamme kochen darf. Dies aber nur für einen Juden und NICHT für einen Nichtjuden. Das Hauptargument gegen Nichtjuden bei der Pessach – Seder besteht also in der Gefahr, dass Juden für einen Nichtjuden kochen. Am Schabbat hingegen bestehe diese Gefahr nicht, denn am Schabbat wird ja grundsätzlich nicht gekocht. 


Das Afikoman, jene zerbrochene Mazzah, welche am Sederabend erst versteckt und später gegessen wird, repräsentiert das einstmalige Pessach – Opfer im Tempel. Jedes Jahr zu Pessach kamen sämtliche Juden zum Jerusalemer Tempel, um dort ihr Pessach – Lamm zu opfern und es bei der Seder zu verspeisen. Ein biblisches Gebot (Exodus 12:43) besagt, dass ein Nichtjude NICHT von diesem Pessach – Opfer essen darf. Es ist ihm absolut verboten !!!! 


Da wir derzeit keine Pessach – Lämmer opfern können, weil wir keinen Tempel besitzen, verkörpert ein gesondertes Stück Mazzah, welches AFIKOMAN genannt wird, dass eigentliche Lamm. Somit darf ein eventuell eingeladener Nichtjude von dem Afikoman nicht essen. 


Auch gibt es Restriktionen beim Anfassen einer geöffneten Weinflasche. Wie wir alle wissen, werden bei der Seder von jedem einzelnen vier Gläser Wein bzw. Traubensaft getrunken. Sollte der Wein nicht gekocht sein und der Nichtjude faßt eine geöffnete Weinflasche an, hat der Gastgeber ein riesiges Kaschrutproblem und der Wein darf nicht mehr verwendet werden. 


Der Talmud Traktat Pesachim 3b erzählt von einem schwerwiegenden Verstoß gegen das biblische Gesetz, nachdem ein Nichtjude nicht vom Pessach – Opfer essen darf: 


Ein Aramäer ging nach Jerusalem, um dort vom Pessach – Opfer zu essen. Einmal sagte er vor seiner Abreise (nach Jerusalem) zu Rabbi Yehudah ben Bateirah: "Es steht geschrieben, dass kein Fremder vom Pessach – Opfer essen darf; - und es steht ebenso geschrieben, dass kein unbeschnittener Mann davon essen darf. Warum also esse ich die besten Stückchen des Pessach – Opfers ?
Rabbi Yehudah ben Bateirah sagte: "Geben sie Dir das Fett vom Schwanz zu essen ?" – "Nein, antwortete der Aramäer.
Rabbi Yehudah ben Bateirah sagte zu ihm: "Wenn Du wieder nach Jerusalem gehst, dass sage ihnen dort, "Gebt mir vom Fett des Schwanzes zu essen."
Und so geschah es; der Aramär verlangte tatsächlich das Fett des Schwanzes. Dort sagten ihm jedoch die Rabbiner, dass das Fett des Schwanzes ausschließlich auf dem Altar geopfert wird und somit nur G – tt allein es bekommt (siehe Leviticus 3:9). Die Rabbiner fragten den Aramäer, wer ihm denn gesagt hätte, er dürfe von diesem besonderen Fett essen. "Rabbi Yehudah ben Bateirah", erwiederte der Aramäer. Die Rabbiner waren fassungslos, forschten eingehend nach und fanden heraus, dass der Aramäer gar kein Jude war. Daraufhin exekutierten sie ihn und sandten die folgende Nachricht zu Rabbi Yehudah ben Bateirah: "Friede sei mit Dir, Rabbi Yehudah ben Bateirah – Du befindest Dich zwar in Netzivin, aber Dein Wort reicht bis nach Jerusalem." 


Diese Gemara (rabbinische Diskussion) ruft uns nun keineswegs dazu auf, alle Nichtjuden, welche vom Afikoman bzw. dem Pessach – Opfer essen, umzubringen. Vielmehr verdeutlicht sie, wie extrem wichtig dieses Gesetz ist und wie strikt es zu Tempelzeiten eingehalten wurde und auch heute eingehalten werden soll, da die Thora in alle Ewigkeit Geltung besitzt. Im Talmud wird oft darauf hingewiesen, dass die Menschen nur für sich in Anspruch nehmen sollen, was ihnen auch zusteht. Zum Beispiel schielte König David's Sohn Avschalom auf den Thron, obwohl dieser von G -tt für Salomon (Shlomo) auserwählt war. Korach rebellierte gegen Moshe, weil er die Herrschaft für sich allein haben wollte. Beide, Avschalom sowie Korach verloren. Mit dem Pessach – Lamm verhält es sich genauso. Es ist für jene bestimmt, denen es zusteht – sprich den "Juden". Die Geschichte des Auszuges aus Ägypten, welche an Pessach aus der Haggadah vorgelesen wird, ist eine reine jüdische Angelegenheit. Insgesamt kann ich mir keine gravierenderen Punkte vorstellen, wo hier Nichtjuden mit einbezogen werden. Genau wie am Yom Kippur (Versöhnungstag) handelt es sich bei Pessach um ein rein jüdisches Fest. 


Eine weitere Frage stellt sich, ob Konversionskandidaten zum Judentum eingeladen werden dürfen. In orthodoxen Kreisen wird dies so gehandhabt, dass nur jene potentiellen Konvertiten eine Einladung erhalten, welche sich in ernsthaften orthod. Konversionskursen befinden. Demnach bestehe auch nicht unbedingt der Verdacht, für einen Nichtjuden zu kochen. Aber zu dem Punkt gibt es viele Ansichten und mir sind selbst Leute bekannt, die Konvertiten erst nach ihrem vollständigen Giur zu einer Seder einladen. Vom Afikoman allerdings darf der Konversionskandidat erst NACH seinem abgeschlossenen Giur essen.


Wer in Jerusalem als Nichtjude eine Pessach – Seder sucht, der wird auf die allergrößten Schwierigkeiten stoßen. Jedenfalls im orthodoxen Bereich, vom haredischen erst gar nicht zu reden.