Samstag, März 31, 2007

Ready for Pessach

B"H

Das Haus ist geputzt und Pessach kann kommen. Das einzige Chametz (Getreide) was uns noch geblieben ist, ist ein Beutel Haferflocken, der montag frueh beim Biur Chametz verbrannt wird.
Wir haben das Putzen daheim ewig hinausgeschoben, aber wie das immer so ist, hat man ersteinmal begonnen, hoert man nicht mehr auf.
Heute abend und morgen den ganzen Tag ueber werden die Restaurants gerammelt voll sein, denn die Leute essen vor der Seder ausserhalb. Und ebenso werden vor allem morgen saemtliche Geschaefte total ueberfuellt sein. Der Machane Yehudah Markt platzte schon die vergangene Woche aus allen Naehten. Die Leute kaufen ein als ob es nichts mehr zu essen gebe.

Neben der gestrigen Putzerei habe ich meine religioese Kleidung gestriegelt. An den Feiertagen sind wir im Stadtteil Ge'ulah eingeladen und teilen uns auf zwischen den chassidischen Gruppen Belz, Gur und Bobov. Da ich sehr viele Anfragen bezueglich chassidischer Braeuche auf meiner engl. Site erhalten habe, ist das die beste Gelegenheit einige Chassidim persoenlich auszufragen.

Fuer viele Juden ist Pessach DIE Reisezeit. Es werden ueberall hin Ausfluege unternommen und, wenn es das Wetter zulaesst, im Gruenen gesessen.
Fuer mich persoenlich ist Pessach ausserdem eine sehr religioese Zeit, in der ich endlich einmal Zeit habe, morgens an die Klagemauer (Kotel) zu gehen.

Donnerstag, März 29, 2007

Pessach und Sefirat HaOmer (Zaehlung des Omer) Insights

B"H

Ausfuehrliche Insights gibt es hier:
http://www.chabad.org/holidays/default.asp


Wie jedem bekannt sein duerfte, feiern wir an Pessach den Auszug der Israeliten aus Aegypten. Das Fest dauert in Israel sieben und im Ausland acht Tage. In diesem Jahr faellt es gemaess des weltlichen Kalenders auf Montag den 2. April.
An den nachfolgenden sieben bzw. acht Tagen ist es Juden verboten jegliche Getreideprodukte (Chametz) zu sich zu nehmen. Darunter fallen z.B. Nudeln, Bier, Gebaeck usw. Auf das letztere, das Gebaeck, braucht man dennoch nicht ganz zu verzichten; ueberall in Israel sind Kuchen oder Kekse aus Kartoffel – bzw. Mazzemehl erhaeltlich.

Fuer ashkenazische Juden gilt zusaetzlich der Brauch, keine Kidniot (Huelsenfruechte) zu essen. Also gibt es auch keinen Mais, Reis, keine Bohnen, Erbsen und keinen Humus. Die Ashkenazim muessen sich ueberwiegend mit Kartoffeln, Wurst, Salaten, Eier und Fisch begnuegen.
Die sephardischen Juden haben einen groesseren Speiseplan und Pessach ist die Zeit, an der ich sie darum beneide. Auch essen die meisten sephardischen Juden Reis an Pessach. Fuer Ashkenazim vollkommen unmoeglich, denn bei uns ist das Chametz. Diese Regel geht aber mehr oder weniger aus einem Brauch hervor.
Die einzige Gruppe bei den Sepharadim, die keinen Reis an Pessach isst, sind die Marokkaner (soweit mir bekannt ist).

Am Abend des 14. Nissan (1. April, Sonntag abend nach Einbruch der Dunkelheit) gibt es in jedem Haushalt eine besondere Zeremonie, das sogenannte Bedikat Chametz (das Suchen nach dem Chametz). Es handelt sich dabei um ein symbolisches Suchen nach Getreide, um sicherzugehen, dass sich kein verbotenes Getreide mehr im Haushalt befindet. Diese Zeremonie wird im Shulchan Aruch (Orach Chaim 431:1), der Mishna Berura (Hilchot Pessach) und im Talmud Traktat Pesachim 7b naeher erlaeutert. Normalerweise wird mit einer Kerze in einigen Raeumen zusammen mit der ganzen Familie nach Chametz gesucht. Die Gebrauch von Kerzen ist jedoch innerhalb der vergangenen Jahre zum Problem geworden, denn es gab unzaehlige Wohnungsbraende und sogar ein Todesopfer. Von daher ziehen viele die Taschenlampe vor.

Am Morgen des 15. Nissan (Montag 2. April) gelten bestimmte Zeiten, ab denen es verboten ist, Chametz zu verzehren. Sepharadim und Ashkenazim haben hierfuer unterschiedliche Zeiten, die jedes Jahr in den israelischen Tageszeitungen veroeffentlicht werden. Ausserdem wird morgens das restliche Chametz symbolisch verbrannt (siehe Talmud Pesachim 12b). Wer also kommenden Montag ueberall Rauch aufsteigen sieht, der weiss, dass dort Chametz verbrannt wird.

Am Montag abend wird die traditionelle Pessach - Seder gefeiert. Fuer Juden ist das die wichtigste Familienzusammenkunft des Jahres. Gemeinsam sitzt man am Tisch und liest die Haggadah ueber den Auszug aus Aegypten. Die meisten Familienmitglieder sind zu dem Zeitpunkt oft schon mit den Nerven am Ende, haben sie doch wochenlang fuer Pessach geputzt. Laut Halacha ist das Essen der Mazza bei der Seder das wichtigste, und der Kabbalah zufolge bringt uns die Mazza auf einen hoeheren spirituellen Level.

Kabbalistisch gesehen, ist die Seder der eigentliche Hoehepunkt von Pessach. Der Arizal (Rabbi Yitzchak Luria) und der Ramchal (Rabbi Moshe Chaim Luzzatto) schreiben, dass bei der Seder solch eine Kedusha (Heiligkeit) vorhanden ist, dass saemtliche spirituellen Welten auf einen Schlag aufsteigen. Nicht einmal der Shabbat schafft das, denn beim Morgengebet Shacharit bewegen wir uns nur von Level zu Level.

Viele sitzen bei der Seder und meinen, die Pessach - Haggadah sei ein kleines nettes Buechlein, in dem uns eine nette antike Geschichte unserer Vorvaeter erzaehlt wird. Der Auszug aus Aegypten ist jedoch alles andere als antik, sondern auch in unserer Zeit immer aktuell, genauso wie die Ereignisse von Purim. Die absolute Freiheit haben wir immer noch nicht erzielt und der alltaegliche Antisemitismus ist ueberall gegenwaertig.
Jeder von uns hat seinen privaten Auszug aus Aegypten. Sei es nun, dass sich jemand in einer physischen oder einer spirituellen Gefangenschaft befindet. Pessach ist die Zeit der Freiheit und einer neuen aufkommenden Energie, die wir nutzen sollen, uns von negativen Gedanken zu befreien.

In kabbalistischer Literatur steht das Chametz symbolisch fuer unsere Yetzer HaRa (die schlechte Seite in unserem Inneren). Es reicht nicht, dass wir das ganze Haus von dem Chametz befreien und ewig putzen. Auch innerlich muessen wir uns ueber Pessach vom Chametz (negativen Gedanken) befreien.
Im Talmud Traktat Pesachim 7b steht, dass wir am Abend vor der Seder das letzte Chametz mit Hilfe einer Kerze suchen sollen. Die Seele eines Menschen ist die Kerze G-ttes. So sucht G-tt die innersten Gedanken eines jeden von uns und untersucht sie (Proverbs 20:27 und Rabbeinu Yonah).

Die Diaspora in Aegypten war die erste von drei weiteren Diasporas und alle weiteren haben ihre spirituellen Wurzeln in der ersten aegyptischen Diaspora. An Pessach sollen wir vor allem G-tt danken, dass er uns aus der Diaspora befreit und trinken bei der Seder vier Glaeser Wein / Weintraubensaft. Vier Glaeser Wein gegen vier Diasporas (so der Bnei Yissachar). Hoffen wir, dass G-tt uns demnaechst auch aus unserer derzeitigen vierten und letzten Diaspora befreit.

Die Zaehlung des Omer ist ein biblisches Gebot aus dem Buch Leviticus (Vayikra) 23:15. Warum beginnen wir das Omer erst am zweiten Tag von Pessach zu zaehlen ? Rabbi Moshe Chaim Luzzatto (Ramchal) schreibt in seinem Buch Kitzur HaKavanot: Der Tikun (Seelenreparatur) fuer den ersten Tag ist die Seder und ab dem zweiten Tag erreichen wir in dem Moment, in dem wir das Omer zaehlen, den gleichen hohen Tikun wie bei der Seder. So steigern wir uns in den sieben Wochen des Zaehlens bis hin zu Shavuot, an dem wir die Thora empfangen. In chassidischer Literatur wird das Zaehlen des Omer als unsere innere Reise beschrieben, die uns spirituell auf den Empfang der Thora an Shavuot vorbereitet.
Aus dem gleichen Grund bekamen die Israeliten nach ihrem Auszug aus Aegypten nicht sofort die Thora, sondern erst nach sieben weiteren Wochen. Auch sie mussten sich erst spirituell von Aegypten (negativen Einfluessen) loesen, um an Shavuot von G-tt die Thora zu erhalten.

Zwischen Pessach und Lag Be'Omer - 33. Tag des Omer (einen Feiertag, auf den ich noch ausfuehrlicher eingehen werde) gelten folgende Regeln: es finden keine Hochzeiten statt, es darf sich weder rasiert noch duerfen die Haare geschnitten werden. Diese Zeit wird zusaetzlich als eine ernsthafte Zeit der Besinnung gesehen, starben doch in der Zeit 24.000 Schueler des Rabbi Akiva. Als Grund fuer deren Tod nennt der Talmud das Vergehen der Laschon HaRa. Die Schueler des Rabbi Akiva haetten auf einem sehr hohen relig. Level sein sollen, doch stattdessen sprachen sie schlecht uebereinander.
Historiker haben darueber eine ganz andere Meinung. Rabbi Akiva war ein Bewunderer Bar Kochbas und unterstuetzte dessen Aufstand gegen die Roemer. Aufgrunddessen unterstuetzen auch die Schueler Bar Kochba militaerisch und wurden Soldaten. 24.000 Schueler fielen im Kampf gegen die Roemer.

Noch eine wahre Geschichte zu Pessach:

Einmal kam eine Frau zu einem beruehmten amerikanischen Rabbiner und fragte, ob sie bei der Seder den Wein gegen Milch austauschen koenne. Sie waere so arm, dass sie sich den Wein fuer die Pessach – Seder nicht leisten kann.
Der Rabbi ueberlegte, gab ihr 300 Dollar bar auf die Hand und sagte zu ihr, dass sie von dem Geld Wein kaufen solle. Gluecklich ging die Frau heim.
Die Ehefrau des Rabbis fragte hinterher ihren Mann, warum er der Frau soviel Geld gab. Weniger haette doch vollkommen fuer den Weinkauf gereicht.
Der Rabbi antwortete seiner Frau, dass man auch sehen muss, was hinter die Fassade der Menschen steht. Natuerlich haette eine geringere Summe fuer den Weinkauf ausgereicht, doch die Frau wollte bei der Seder den Wein durch Milch ersetzen. Heisst, sie hatte auch kein Fleisch zu essen (siehe koscher), nur war sie zu beschaemt auch das zu erwaehnen. Von den 300 Dollar kann sie sich nun eine gesamte Seder leisten.
Viele Menschen erzaehlen nur einen kleinen Teil von den Problemen, die sie wirklich haben und der Zuhoerer sollte imstande sein, auch hinter die Kulissen zu schauen.

Ich wuensche allen Pessach Sameach ve kasher – ein schoenes und koscheres Pessach.

Parashat Zav

B"H

Die Thoralesung fuer diesen Shabbat

In den vorherigen Thoralesungen wurden die Israeliten angewiesen, Opfer (Korbanot) zu bringen. In dieser Parasha dagegen erfahren die Cohanim (Tempelpriester) die genauen Details und Instruktionen, wie sie den Opferservice auszufuehren haben (Ramban, Yalkut Reuveni und Rabbi Samson Raphael Hirsch).

Genauso wie in der Thoraparasha der vergangenen Woche (Vayikra) begegnet uns dasselbe in Parashat Zav: ein Buchstabe im Thoratext ist wieder ungewoehnlich klein geschrieben. Diesmal handelt es sich um den Anfangsbuchstaben MEM מ des Wortes "MOKDAH", welches hier im Zusammenhang mit dem Olah – Opfer geschrieben steht. "Mokdah" heisst uebersetzt "bleiben". Das Olah – Opfer soll die ganze Nacht in dem auf dem Altar ewig brennenden Feuer bleiben.
Warum ist der Anfangsbuchstabe MEM מ kleingedruckt ? Nach dem Durchlesen vieler Kommentatoren, fand ich die beste Erklaerung dafuer beim chassidischen Rebben Menachem Mendel von Kotzk: Das Feuer in unserer Seele sollte nicht nach aussen zum Vorschein kommen, sondern nur innerhalb der eigenen Seele brennen.
Aber auch Rabbi Samson Raphael Hirsch schrieb einen guten Kommentar hierzu: Das kleingedruckte MEM weist uns darauf hin, dass das was in der Nacht zuvor Gueltigkeit hatte, genauso fuer den anbrechenden neuen Tag gilt. An einem neuen Tag gibt es keine Erneuerungen, sondern wir fuehren die Mitzwot (Gesetze) so aus wie am Tag zuvor. Unsere Aufgabe besteht darin, die Mitzwot mit neuem Enthusiasmus auszufuehren, so Rabbi Nachman von Breslov.
Rabbi Mordechai Machlis pflegt haeufig zu erwaehnen, dass das Heute das Gestern von Morgen ist (today is tomorrow's yesterday), und bezueglich der Thora gibt es keine Veraenderungen, da die darin enthaltenen Gesetze fuer die Ewigkeit gegeben wurden.

"Und G-tt sprach zu Moshe: ZAV (befehle)…" So steht es im ersten Satz dieser Thoralesung geschrieben. Das hier verwendete hebraeische Wort ZAV (befehle) hat zweierlei Bedeutung. Zum einen weist es auf eine unverzuegliche Ausfuehrung hin. Moshe muss den leiblichen Soehnen Aharons (den Tempelpriestern) die neuen Gesetze sofort mitteilen und nicht verzoegern. Zum anderen bindet das Wort ZAV auch alle zukuenftigen Generationen an die Einhaltung der Gesetze (Rashi).
Immer, wenn G-tt uns die Moeglichkeit fuer eine Mitzwa (in dem Fall Gutes zu tun) gibt, sollten wir nicht zoegern und diese unverzueglich ausfuehren (Noam Elimelech).

Schon in der Thoralesung der vergangenen Woche stellte ich die Frage, was wir denn heute ohne Tempel und Opferungen (Korbanot) machen. Neue Opferungen erfolgen erst wieder nach dem Bau des Dritten Tempels. Die Gemara im Talmud Traktat Menachot 110a gibt darauf Antwort: G-tt betrachtet Thoralernende, die in allen Plaetzen Thora lernen so als haetten sie im Tempel Opferungen gebracht (siehe dazu auch Baal Shem Tov und Kli Yakar).
In der Gemara im Talmud Traktat Chagigah 27a steht hierzu, dass frueher die Menschen durch die Opfer auf dem Altar ihren Vergehen bereuten. Heute wird jener Altar vom Essenstisch bei uns daheim repraesentiert. Der Tisch symbolisiert Wohltaetigkeit und Gastfreundschaft. Leute, die Beduerftige zu sich nach Hause zum Essen einladen, erhalten einen besonderen Segen und halten so den Tempel aufrecht.

Das wahre Beispiel hierfuer ist die Machlis – Family in Jerusalem. An jedem Shabbat steht ihr Haus offen fuer alle. Egal, ob die Gaeste arm oder reich sind, die Machlises empfangen alle mit offenen Armen. Und nicht nur das; ich hoerte, dass auch unter der Woche ihr Haus jedem offen steht. Laut Rabbi Machlis kommen manchmal Leute mitten in der Nacht vorbei, weil sie vor Hunger nicht schlafen koennen und bei den Machlises etwas zu essen bekommen.
Die Gemara im Talmud Bava Batra 10a stellt die Frage, warum es ueberhaupt Arme auf der Welt gibt. Nicht, dass die Armen ihre Armut als Strafe erhalten. Wenn wir Spenden geben, so ist das gut fuer den Empfaenger und gut fuer uns, denn unsere Seele wird nach unserem Tod milde gerichtet. Auch bringt Wohltaetigkeit die Ankunft des Meschiach (Messias) naeher.
Ein weiterer Punkt findet Erwaehnung in der Midrash Rabbah (Vayikra). Jeder, der zu G-tt umkehrt, geht symbolisch gesehen nach Jerusalem und baut den Tempel und den Altar wieder auf. Jeder Jude sollte daher ein menschlicher Tempel sein.

Die Thora lehrt uns, dass das Opfer fuer unsere Vergehen (Chatat) an der gleichen Stelle im Tempel geopfert wurde, wie das Olah – Opfer, welches u.a. auch als freiwillige Opferung gilt. Am letzten Shabbat hoerte ich hierzu das folgendeTeaching von Rabbi Mordechai Machlis: Juden, die ein Vergehen begangen haben, brauchten sich nicht oeffentlich zu schaemen, wenn sie im Tempel ein Chatat – Opfer bringen wollten. Sie wurden nicht gesondert auf einen Platz gestellt, wo jeder der Anwesenden sie sehen und eventuell laestern konnte. "Ah, hast du schon gehoert, ich sah heute so und so bei der Chatat – Opferung und wer weiss, was der wieder angestellt hat…." Vielmehr standen alle zusammen und niemand konnte sagen, wer ein Vergehen begangen hatte und wer ein freiwiliges Opfer darbringt.

Im Judentum haben wird das Konzept, dass die Seele (Neshama) eines jeden aufsteigt und gerichtet wird. Auf dem Weg hinauf unterlaeuft sie verschiedene Phasen. Ist die Neshama ersteinmal gerichtet, bekommt sie ihren endgueltigen Platz in Olam Haba, der kommenden Welt (der auf ewig existierenden Seelenwelt). Sobald unsere Neshama vor ihrem Gericht erscheint, wird ihr, symbolisch gesehen, ein Video ueber ihr gesamtes Leben gezeigt. All unsere kleinsten Vergehen werden wir nochmals durchleben und andererseits wird uns genauso gezeigt werden, wie wir haetten reagieren sollen. Jeder wird sein zweites perfektes ICH kennenlernen. Genau gesagt, wird jeder mit dem konfrontiert werden, wie er eigentlich haette sein sollen und was er haette erreichen koennen.
Die eigentliche Strafe fuer unsere Seele wird die Scham sein, dass wir sehen, was wir haetten tun koennen und es nicht getan haben (Rabbi Meir Weiner).

Da dieser Shabbat der letzte Shabbat vor Pessach ist, wird der Shabbat auch Shabbat HaGadol (der grosse Shabbat) genannt. In diesem Falle aendert sich die Haftarah (Lesung aus den Propheten folgend der Thoralesung). Gelesen wird aus Malachi 3:4 – 24, wo G-tt uns an die Lehren an Moshe erinnert. "Kommt zu Mir zurueck (haltet die Gesetze ein) und Ich werde zu euch zurueckkehren."
Es gibt sehr viele Erklaerungen dazu, warum der Shabbat den Namen Shabbat HaGadol traegt. Hier nur ein Beispiel: In der Mishna Berura (Hilchot Pessach) steht, dass der Name "Gadol – gross" auf die Wunder hinweist, die G-tt fuer uns an Pessach vollbrachte.

Shabbat Shalom und Pessach Sameach ve Kasher – ein frohes und koscheres Pessach

Beginn der Sommerzeit

B"H

In Israel werden heute nacht die Uhren eine Stunde vorgestellt !!!

Wer traegt die Schuld ?

B"H

Vor mehreren Monaten hielt ein Gast bei einem Shabbatessen im Haus von Rabbi Machlis eine anklagende Rede. Vom Sehen kannte ich den Redner schon einige Jahre. Er muss so Anfang fuenfzig sein und er kommt urspruenglich aus Kanada. Zu dem Zeitpunkt, an dem er die Rede hielt, war er obdachlos, scheint aber jetzt sein Leben etwas besser in den Griff bekommen zu haben. Jedenfalls dem Anschein nach.

In seiner Rede beschuldigte er die Rabbiner zweier Jerusalemer Yeshivot (relig. Schulen) sein Leben zerstoert zu haben. In keiner der Yeshivot fand er Anschluss und von den Rabbis, von denen er Unterstuetzung erwartet haette, kam gar nichts. Am Ende verliess er die Yeshiva. Aber nicht nur das. Zusammen mit der Yeshiva begrub er auch sein religioeses Leben und lebt nun voellig unreligioes. Ich wollte ihm auf seine Rede hin einige Antworten geben, aber dann zog ich es vor, mich nicht mit ihm herumzustreiten.

Er steht nicht allein da, denn es gibt es unzaehlige Leute, die sich ueber das manchmal harte und depressive Yeshivaleben beschweren. Ich kenne das alles nur zu gut aus eigener Erfahrung. Fuer mich gilt aber, dass wenn ich mich an einem Ort nicht wohlfuehle, ich den Ort wechsele. Immerhin habe ich meinen freien Willen nicht verloren und kann allein entscheiden. Ich kann in eine andere Yeshiva ueberwechseln oder ich habe die Moeglichkeit mit Rabbis oder Freunden ueber meine Probleme zu sprechen. Sollte ich die Yeshiva ganz verlassen, so bedeutet das noch lange nicht, dass ich auch mein religioeses Leben einfach so wegwerfe.

Ich verstehe Leute, die enttaeuscht sind vom relig. Leben und des nicht selten entstehen aeusseren sowie inneren Drucks alles richtig machen zu muessen. Mich aus diesem System etwas zu entfernen bedeutet nicht, dass ich auch keine Mitzwot (Gebote) mehr halte. Es besteht keinerlei Pflicht die Mitzwot nur dann einzuhalten, wenn ich Teil einer bestimmten religioesen Gemeinschaft bin, sondern ich tue das fuer mich selbst.
Nicht jeder passt in die haredische oder andere relig. Gesellschaften. Nichtsdestotrotz ist jeder fuer sein Leben allein verantwortlich und sollte nicht bei jedem aufkommenden unbewaeltigten Problem anderen die Schuld in die Schuhe schieben. Es gibt auch ein Leben ohne und nach der Yeshiva.

Dienstag, März 27, 2007

Neue Ermittlungen gegen Oberrabbiner ?

B"H

Unser oberster Anklaeger im Land, Menny Mazuz, plant ein erneutes Verfahren gegen den ashkenazischen Oberrabbiner Jonah Metzger einzuleiten. Schon vor ca. einem Jahr kam es zum Clash zwischen Metzger und Mazuz, denn seitens der Anklage wurde dem Rabbi schon damals vorgeworfen, Bestechungsgelder entgegengenommen zu haben.

Allein die Ernennung Jonah Metzgers zum Oberrabbiner vor einigen Jahren war eine Farce. Schon damals gabe es Geruechte ueber illegale Gelder und ausserdem ist es allgemein bekannt, dass Metzger kein grosses rabbinisches bzw. halachisches Genie ist. Eher im Gegenteil. Seinen Posten bekam er durch diverse Verbindungen zu Rabbi Eliyashiv zugeschanzt.

Sein Vorgaenger, Rabbi Israel Lau, hat keinen besseren Ruf. Der derzeitige Oberrabbiner von Tel Aviv und Kandidat fuer die Nachfolge des derzeitigen Praesidenten Moshe Katzav, wurde ebenso beschuldigt, Gelder genommen zu haben. Illegale Bar Mitzwa - Zahlungen zahlte er sogar einmal zurueck.

Weder der sephardische noch der ashkenazische Oberrabbiner geniessen den besten Ruf. Von vielen Teilen der relig. Gruppen werden sie eh nicht anerkannt. Chassidim haben grundsaetzlich ihre eigenen Rebbes und werden von den polit. staatl. Oberrabbinern nicht vertreten.

Montag, März 26, 2007

Pessachstimmung

B"H

So langsam kommt auch bei mir Pessachstimmung auf. Zwar habe ich nach wie vor ein schlechtes Gewissen noch nichts geputzt zu haben, doch am Freitag werde ich alles nachholen. Die Wohnung ist eh klein und deswegen verfalle ich nicht in Hektik.

Zumindest habe ich heute Mazzot (Mazzes) gekauft. Mazza Shmura, die extra koschere. Obwohl sie teurer ist, ziehe ich sie aus zwei Gruenden vor:

1. Sie ist nicht so trocken wie regulaere Billigmazzot.

2. Aus relig. / kabbalistischen Gruenden.

Wer gerade in Jerusalem sein sollte, 1 kg Mazza Shemura kosten auf dem Machane Yehudah Markt in dem Tante - Emma - Laden (Makolet) 45 Shekel (ca. 9 Euro). Das ist nicht teuer.
Wer richtig gute, ueberkoschere und super teuere Mazzot haben will, der kann die handgemachten Mazzot erstehen. Bei der Seder werden wir nur diese essen, denn wir sind bei Chassidim zu Gast.

Unsere Baeckerei hat ueber Pessach geschlossen und heute unterzeichnete der Besitzer bei unserem Maschgiach (Koscherkontrolloer) das Zertifikat fuer den Verkauf des Chametzes. Der Verkauf heisst im Hebrae. Mechirat Chametz und bei dem Chametz selbst handelt es sich um Getreide oder Getreideprodukte.
Laut Thora darf an Pessach kein Jude im Besitz von Chametz sein und damit Geschaefte und Unternehmen keine Einbussen erleiden, wird ein obligatorischer Verkauf des Chametzes an Nichtjuden (meistens Drusen) abgewickelt. Jedes Geschaeft hat das entsprechende Zertifikat oeffentlich aushaengen, denn die religioese Kundschaft legt viel Wert darauf.

Sonntag, März 25, 2007

Der juedische Meschiach (Teil 2)

B"H

http://hamantaschen.blogspot.com/2007/03/der-juedische-meschiach-teil-1.html

Im ersten Teil meines Berichtes erwaehnte ich die unterschiedlichen Meinungen darueber, wann und wie genau der Meschiach kommen wird. Eine eindeutige Antwort gibt es dafuer nicht, sondern nur eine Liste mit Interpretationen.

Im laufe der Jahrhunderte hat sich die Erwartungshaltung auf den Meschiach vollkommen veraendert. Sah Rabbi Akiva zur Zeit des Bar Kochba – Aufstandes Bar Kochba selbst als Meschiach (eine Meinung, die er nach Bar Kochbas Tod wiederief), so kam es im Mittelalter zu teilweise apokalypthischen Ideen. Aufgrund der spanischen Inquisition und Judenpogromen in anderen Teilen Europas sehnten sich die Juden den Meschiach herbei. Genau diese Leiden seien eine Einleitung seines Kommens, so dachten viele. Diese Apokalypse macht sich auch in kabbalistischer Literatur bemerkbar. So konnte es einfach nicht mehr weitergehen und Meschiach musste kommen. Die messianische Idee gab den verfolgten Juden ebenso Hoffnung (Gershom Sholem).

Wie muss er nun sein der Meschiach ? Was muss er tun, um als solcher anerkannt zu werden ? Vor allem der Rambam sowie der Talmud Traktat Sanhedrin haben eine genau Liste fuer die Bedingungen:

1. Der Meschiach fuehrt das Koenigreich David wieder ein. Es gibt diesbezueglich keinerlei Erneuerungen, sondern die alten Traditionen werden wieder aufgenommen werden.
2. Der Meschiach wird den 3. Tempel bauen, die Korbanot (Opferungen) wieder einfuehren sowohl als auch die Dienste der Leviiten und der Cohanim (Tempelpriester). Ausserdem wird es wieder Shemittah und Yovel geben.
3. ALLE Menschen werden den Meschiach anerkennen und es gibt keine Diskussionen oder Zweifel.
4. ALLE Menschen werden an den EINEN G-tt glauben und es wird keine weiteren Religionen mehr geben. Obwohl es Juden und Nichtjuden geben wird, werden alle an einen G-tt glauben. Konversionen zum Judentum wird es keine mehr geben.
5. Es wird keine Kriege, Hungersnoete, Verbrechen, Eifersucht oder Kriege mehr geben. Wir werden auf solch einem hohen spirituellen Level sein, der keine negativen Gedanken mehr zulaesst. Ueberall auf der Welt herrscht Friede.
6. In der Literatur der Midrash heisst es, dass der Meschiach einen besonderen Geruchssinn hat, mitdem er feststellt, wer wirklich Jude ist und wer nicht. Ein befreundeter Chabad – Rabbiner meinte einmal, dass viele Juden, die jetzt glauben Juden zu sein, ueberrascht sein werden.
Der Geruchssinn stammt von dem Vergehen von Chava und Adam im Paradies. Der Geruch ist der einzige Sinn, der nicht durch ihren Fehltritt gelitten hat. Eines ist in talmudischer Literatur klar: Beide assen keinen Apfel, sondern vielmehr gibt es Meinungen, dass sie Feigen, Getreide etc. assen. Jedoch rochen sie nie daran und assen einfach.
7. Alle Juden werden sofort nach Israel zurueckkehren und dort leben. Zu dieser Aussage habe ich unterschiedliche Meinungen gehoert. Einige Kommentatoren sagen alle Juden, andere wiederum sagen nur einige Juden.
8. Die Gesetze der Thora treten weltweit in Kraft.
9. In der Midrash Tanchuma steht, dass es eine "neue" Thora geben wird, was man nicht allzu woertlich nehmen darf. Gemeint ist vielmehr damit, dass einige Feiertage nicht mehr in dem Sinne existieren werden. Es gibt zwei Meinungen, wobei die eine besagt, dass nur noch Purim gefeiert werden wird und die andere lautet, dass Chanukkah gefeiert werden wird. Yom Kippur und Pessach werden nicht mehr existieren und Tisha Be'Av (der heutige rabbinische Fastentag) wird ein Feiertag mit festlichem Essen werden.

Im Talmud Sanhedrin 97a sowie Avodah Zarah 9a ist die Rede davon, dass die Welt insgesamt nur 6000 Jahre alt werden wird. Ich ging darauf schon naeher im 1. Teil meines Berichtes ein.
Obwohl der Gaon von Vilna viele weitere Kommentare zu der messianischen Zeit hat, so schreibt er dennoch in seinem Kommentar zum Sifra D'Zniuta (Teil des Zohar), Kapitel 5, dass wenn der Meschiach aus welchen Gruenden auch immer nicht kommen sollte, die Welt zu ihrem frueheren Zustand TOHU (dem sogenannten Chaoszustand vor der Erschaffung der Welt) zurueckkehren wird. Unsere Aufgabe in den letzten 2000 Jahren, in denen wir uns gerade befinden, besteht darin, die Geheimnisse der Thora zu entschluesseln, um so den Meschiach zu bringen.

Streiten tun sich der Rambam (Maimonides) und der Ramban (Nachmanides) darueber, ob es Veraenderungen im Maaseh Bereshit, in der Welterschaffung bzw. Natur, geben wird. Der Ramban sagt hier ja und sieht alles sehr spirituell. Es gebe einen anderen Himmel und die Menschen essen und trinken nicht mehr.
Dagegen sagt der Rambam, sowie der Talmud, dass es keine Veraenderungen in der Natur geben wird und die Menschen auch weiterhin essen und trinken.

An die Geula (Redemption), die Auferstehung der Toten, den Tag des Gerichts und Olam Haba (die kommende Welt) zu glauben, ist in den 13 Principles of Faith des Rambam verankert. Leute, die z.B. die Auferstehung der Toten verneinen, haben laut einer Mishna im Talmud Sanhedrin 90a keinen Platz in der kommenden Welt. Genauso wie Menschen die sagen, dass die Thora nicht g-ttgegeben ist oder G-ttes Namen aussprechen.
Im Judentum ist es nicht so wie in anderen Religionen, sondern laut Talmud Sanhedrin koennen ALLE Menschen die kommende Welt erreichen. Egal ob Jude oder Nichtjude. Jeder gemaess seinem Verhalten.

Gleich nach der Ankunft des Meschiach wird es eine Auferstehung der Toten geben. Diskutiert wird darueber, wer genau wieder auferstehen wird. Wirklich alle oder nur ein Teil. Eine feste Antwort gibt es bisher natuerlich nicht. In der Kabbalah, wo an Reinkarnationen geglaubt wird, heisst es, dass jene Reinkarnation wiederaufersteht, welche die meisten Mitzwot (Gesetze) erfuellt hat.
Der Talmud Kommentator Yad Ramah ist der Meinung, dass es neben der Auferstehung der Toten nach der Ankunft des Meschiachs noch eine zweite Auferstehung geben wird. Spaeter nach dem Gerichtstag.

Der Auferstehung folgt im allgemeinen das Gericht, an dem ein jeder gerichtet wird. Auch hier gibt es verschiedene Auffassungen, denn unsere Seelen (Neshamot) werden ja schon nach unserem Tode gerichtet.
Dem Gericht folgt die kommende Welt (Olam Haba). Hierbei ist zu unterscheiden zwischen der kommenden Welt, wie wir sie heute haben; naemlich die Seelenwelt der Toten und derjenigen kommenden Welt, in der die Menschen auferstehen und gerichtet werden.
Der Ramban und Ramah sagen hierzu, dass diese zweite kommende Welt ewig existieren wird. Andere Kommentatoren sowie Talmud Sanhedrin sehen die kommende Welt eher als befristet an und diskutieren, wielange die Welt nach dem Meschiach noch existieren wird.

Das hebraeische Wort fuer WELT ist OLAM עולם, mit den Buchstabenwurzeln NEELAM נעלם, was gleichzeitg verschwinden heisst. Von daher lernen wir, dass nicht alles auf ewig existieren wird.

Natuerlich kann niemand mit Gewissheit sagen, was passiert, wann und wie. Das alles in G-ttes Hand. Dennoch, durch Thorastudium und Erfuellung der Mitzwot haben wir theoretisch eine Chance den Meschiach schneller herbeizubringen. Rashi (zu Talmud Sanhedrin 98b) schreibt, dass der auf einem Esel reitenden sowie auf einer Wolke schwebende Meschiach nur eine Metaphor ist. Auf dem Esel reiten bedeutet ein langsames Kommen und auf den Wolken reiten bedeutet ein schnelles Kommen.

Hoffen wir auf ein schnelles Kommen.

Samstag, März 24, 2007

News von der Neturei Karta

B"H

Die Neturei Karta (extreme relig. Juden, die den Staat Israel nicht anerkennen) machen einmal wieder von sich reden. Nein, diesmal ist es nicht Friedman, der seine kuriose Clique in den Iran fuehrt, sondern der israelische Zweig der Neturei Karta. Diese sind ansaessig in Mea Shearim (im ultra - orthod. Stadtteil Jerusalems) und ihre Anzahl beschraenkt sich auf einige wenige Familien.

Israel Hirsch gab ein Interview, indem er mitteilt, dass er gerne Mitglied der neuen palaest. Regierung in Gaza werden wuerde. Israel Hirsch ist der Sohn von Moshe Hirsch, dem Leiter der hiesigen Neturei Karta. M. Hirsch war zu Zeiten Arafats in dessen Kabinett in Ramallah Minister fuer jued. Angelegenheiten. Ausserdem ging inoffiziell das Geruecht um, dass Moshe Hirsch Arafat bat, keine Attentate in religioesen Gebieten durchzufuehren, sondern nur auf irreligioese Israelis. Spaeter wurde Moshe Hirsch von der israel. Polizei verhaftet, da er seine Steuern nicht gezahlt hatte.

Nun will sein Sohn in die palaest. Regierung und wuerdigt Nasrallah als von G-tt gesandt, um den g-ttlosen Staat Israel zu vernichten. Ich frage mich nur, warum die Mitglieder der Neturei Karta nicht ganz nach Gaza oder zu Nasrallah ziehen, wenn es ihnen dort so gut gefaellt.

Freitag, März 23, 2007

Die hohe Verschuldung der haredischen Bevoelkerung

B"H

In London oder New York ist alles anders. Diesen Spruch hoere ich staendig von Amerikanern oder Englaendern. In diesen Staedten naemlich ist jeder gezwungen zu arbeiten und lebt nicht einfach so vom Staat.
Hintergrund: Die Haredim (Ultra - Orthodox) in Israel bekommen, wenn sie in einer Yeshiva / Kollel (relig. Schule) eingeschrieben sind, staatliche finanzielle Unterstuetzung. Die Unterstuetzung geht auf ein Gesetz aus den 50iger Jahren zurueck. Da naemlich machte der damalige Premier David Ben Gurion ein Abkommen mit den Haredim, dass sie nicht zur Armee muessen und Unterstuetzung erhalten. Damals allerdings gab es nur ganz wenige Haredim, wogegen wir heute Tausende haben.
Die nichtreligioese Bevoelkerung sieht diese Unterstuetzung fuer die Haredim mit gemischten Gefuehlen. Die Ansichten reichen von Beschimpfungen (Parasiten) bis hin zur Duldung oder Akzeptanz.

Bis vor drei Jahren lebten viele Teile der israelischen Bevoelkerung (sozial Schwache) vom hohen Kindergeld. Das wird monatlich gezahlt und war, so fand ich jedenfalls, im Vergleich zu europ. Laendern unverschaemt hoch. Aufgrund der hohen Staatsverschuldung kuerzte der damalige Finanzminister Benjamin Netanyahu das Kindergeld. Alle beschwerten sich, doch das Gesetz trat in Kraft.
Seit dem Zeitpunkt ging es mit der haredischen Bevoelkerung bergab. Die staatl. Unterstuetzung allein reicht nicht mehr aus, wenn auch noch das Kindergeld weggekuerzt wird. Die Haushaltsausgaben sind immens, denn haredische Familien haben gewoehnlich mehr als sechs Kinder.
Haredische Familien mussten also umdenken. Statt Talmud und Thora zu lernen, wurden ploetzlich Wege gesucht, einen Job zu finden. Wenn es geht, nicht gerade als Rabbiner oder in relig. Institutionen, denn da wird schlecht, wenn ueberhaupt, gezahlt. Das weiss ich aus eigener Erfahrung.

Die eigentliche Verschuldung der Haushalte entsteht aber durch einen ganz anderen Faktor, den viele Leute nicht wahrnehmen:
Bei den Haredim, egal ob litvish oder chassidisch, ist es Brauch, dass bei einer Hochzeit die Eltern der Braut die Mehrheit der Kosten uebernehmen. Und wer einen guten Shidduch (geplante Ehe) will, der muss schon einiges bieten. Die Eltern der Braut sollten dem neuen Paar eine Wohnung kaufen. Das ist einmal Grundvoraussetzung (nur die Chassidut Gur ist hier die Ausnahme!!!).
Heutzutage ist ein Shidduch nicht nur etwaige Liebe oder Romantik, sondern ein Geschaeftsabkommen.

Koennen sich die Eltern der Braut keinen Wohnungskauf leisten, so wird es schon schwieriger, einen Shidduch zu finden.
Dann gibt es das Thema Moebelkauf und die Bezahlung der Hochzeit. Wobei wiederum zu bedenken ist, dass mind. 500 Gaeste, wenn nicht mehr als 1000 eingeladen werden.
Und, die normale haredische Familie hat nicht nur eine Tochter zu verheiraten, sondern einige Toechter.
Ich hoerte von vielen Familien, die deshalb so in der Schuldenfalle haengen, dass sie kaum etwas zu essen haben.

Und im Ausland sei alles anders, weil die Haredim in New York, London oder Antwerpen oftmals eigene Unternehmen haben und sich etwas leisten koennen. Wer weiss, vielleicht sind dort auch die Hochzeitsbedingungen anders als in Israel.

Nicht zu vergessen: Auch die Nationalreligioesen leiden unter der Kindergeldkuerzung. Bei ihnen jedoch arbeiten fast alle und die Hochzeitsbedingungen liegen wesentlich anders. Die Kosten von Hochzeit und sonstigen Ausgaben des jungen Paares werden meistens zwischen den Schwiegereltern aufgeteilt.

In haredischen Kreisen gibt es sehr viel Kritik ueber das System und die Auswirkungen, aber keiner kaempft dagegen an. Um einen guten Shidduch zu finden und nicht aufzufallen, spielen alle mit.

Donnerstag, März 22, 2007

Parashat Vayikra

B"H

Die Thoralesung fuer diesen Shabbat

In der Parashat Vayikra erleben wir etwas, was uns noch einige Male in der Thora begegnen wird. Allerdings nur in der Thora mit der hebraeischen Originalsprache und nicht in Uebersetzungen.
Gleich das erste Wort "Vayikra" (und Er rief…) endet mit einem kleinen Aleph. Die vorherigen Buchstaben Vav Yud Kuf und Resch sind in normaler Buchstabengroesse geschrieben, nur der letzte Buchstabe Aleph steht kleingedruckt dahinter.
Im weiteren Verlauf werden wir in verschiedenen Thora - Parashot noch einige Besonderheiten erleben. Seien es nun Buchstaben oder andere Zeichen, welche immer eine Bedeutung haben, denn wie wir wissen, ist nichts in der Thora ueberfluessig.

"Und Er rief Moshe und sprach zu ihm…" so die Anfangsworte dieser Parasha. Laut Rashi wurde Moshe von G-tt immer vorher erst gerufen und danach mit ihm gesprochen (siehe auch Sifra und Maharal). Der Thora – Kommentator Ohr HaChaim sieht das vorherige Rufen als eine Art Respekt von G-tt gegenueber Moshe, was sich auch in dem kleinen Buchstaben Aleph ausdrueckt.
Hierzu hoerte ich einmal die Interpretation von Rabbi Mordechai Machlis, dass auch wir, wenn wir anderen Menschen etwas zu sagen haben, diese erst rufen bzw. adressieren sollen und nicht einfach so drauflos reden.

Die Worte G-ttes konnte nur Moshe selbst hoeren (Rashi). Die Art, in der Moshe Prophezeihungen empfing, war vollkommen einzigartig (Talmud Yevamot 49b). Kein anderer Prophet erreichte jemals wieder den Level von Moshe. Die spaeteren Propheten erhielten ihre Prophezeihungen nur anhand von Visionen und Traeumen. Selbst Avraham erreichte nie Moshes Level, denn ihn rief G-tt durch einen Engel (Rabbi Moshe Alshich). Bei Moshe dagegen kam alles direkt von G-tt selbst (u.a. Rabbeinu Bachya und Shaar Ruach HaKodesh von Rabbi Yitzchak Luria).

Die Thora wurde von G-tt so verfasst, dass sie fuer unseren menschlichen Verstand verstaendlich ist. Unser weltlicher Verstand kann nur Dinge begreifen, wenn diese in unserer vermenschlichten Sprache zum Ausdruck gebracht werden (Talmud Berachot 7a). So lesen wir an dieser Stelle, dass G-tt rief, sprach oder das er das Aroma der Opferungen genoss. Wer sich nicht in der Symbolik der Thora auskennt, der koennte diese Worte glatt woertlich nehmen.
Uebrigens bedienen sich auch der Talmud, die Midrash, die Aggadot (Legenden) und natuerlich die Kabbalah der symbolischen Sprache und es ist angebracht, diese Schriften mit einem Lehrer zu lernen und nicht allein. Zumindest sollte man die Schriften anhand von guten Kommentatoren, den Talmud mit Ein Yaakov und die Kabbalah mit dem Yedid Nefesh lernen.

Die Parashat Vayikra befasst sich ueberwiegend mit den Opferungen. Das hebraeische Wort fuer solche Opferungen ist KORBANOT. Korbanot jedoch kann in keine andere Sprache uebersetzt werden (Rabbi Samson Raphael Hirsch). Es einfach mit Opferung wie im Deutschen oder Englischen zu uebersetzen, ist gaenzlich falsch.
Korban (Opfer) kommt von dem hebraeischen Wort "lehitkarev", was heisst, dass man einer Sache oder etwas naeher kommt. Das ist die eigentliche Bedeutung der Korbanot. Wenn wir in Korban (Opfer) bringen, kommen wir so G-tt naeher, denn Er in Seiner unendlichen Gnade vergibt uns fuer unsere Vergehen. Im kabbalistischen Buch Zohar steht, dass im Zusammenang mit den Korbanot immer G-ttes Namen Yud Keh Vav Keh benutzt wird, welcher Gnade bzw. Guete ausdrueckt. Unsere Vergehen werden uns anhand der Opferungen vergeben, doch muss dabei die richtige Kavanah (Konzentration) vorhanden sein, heisst, man sollte Reue zeigen (Mishna Thora – Hilchot Teshuva und Hilchot Korbanot 4:11, Rambam).

Tieropferungen deshalb, weil die Vergehen der Menschen dem Verhalten von Tieren gleichkommen und nicht die Allmaechtigkeit G-ttes anerkennen (Rashi zum Talmud Traktat Eruvin 69b). Wir akzeptieren Opferungen von juedischen Suendern und geben ihnen damit gleichzeitig die Moeglichkeit, ihre Vergehen zu bereuen (Talmud Eruvin 69b).
Die Gemara faehrt jedoch fort mit der Erklaerung, dass einige juedische Suender selbst von den Opferungen ausgeschlossen sind: jemand, der einem Goetzen Wein opfert sowie derjenige, der oeffentlich den Shabbat bricht. Hieraus sehen wir, wie schwerwiegend diese beiden Vergehen sind.

In der Gemara befindet sich ein grosser Widerspruch: Juedischen Goetzenanbetern ist es verboten ein Opfer zu bringen, doch jeder Nichtjude kann freiwillig im juedischen Tempel ein Opfer bringen. Auch dann, wenn er Goetzenanbeter ist. Die Talmud Traktate in Eruvin 69b, Chullin 5a und 13b gehen naeher auf diese Aussage ein. Laut Chullin 5a wird ein Jude, der einem Goetzen Wein opfert, betrachtet als haette er gegen die gesamte Thora verstossen.
G-tt machte einen Unterschied zwischen den Juden und Nichtjuden, indem Er den Juden die Thora und den Nichtjuden die 7 Gesetze Noachs gab. Durch die Thora sind Juden vielmehr verpflichtet als Nichtjuden und somit sind die Strafen fuer einen Juden wesentlich haerter. Zu Tempelzeiten kamen Nichtjuden nach Jerusalem, um im Tempel freiwillig Opferungen darzubringen. Vor allem am juedischen Feiertag Sukkot (Laubhuettenfest).

Um zur Symbolik in der Thora zurueckzukommen: Es heisst, dass der Rauch der brennenden Opferungen aufstieg und G-tt das gute Aroma gefiel.
G-tt riecht nicht. Vielmehr gefiel Ihm, dass die Menschen zum Zeitpunkt der Opferung ernsthaft ihre Taten bereuen (Shushan Sodot).

Und was sagen uns heute die Opferungen ? Seit der Zerstoerung des 2. Tempels gibt es gar keine Tieropferungen mehr. Jedenfalls nicht bis zur Ankunft des Meschiach und dem Bau des 3. Tempels. Erst dann beginnen wieder die Opferungen.
Welche Gelegenheiten haben wir heute unsere Vergehen zu bereuen und G-tt naeher zu kommen ? Da sind zuerst einmal die wirkliche Reue und Yom Kippur bzw. Rosh HaShana. Wobei wir taeglich bereuen koennen und nicht unbedingt auf diese Feiertage warten muessen.
Weiterhin haben wir Gebete, wobei der chassidische Kommentator Sefat Emet vor allem das Amidah – Gebet als einen Ersatz fuer die Tempelopferungen sieht. Auch werden Teile des Mussaf – Service als Ersatz fuer die Opferungen gebetet.
Zum anderen kommen wir G-tt anhand von Torah und die Erfuellung der Mitzwot naeher (Shem Mi Shmuel).

Kein Vergehen wird in der Thora so oft erwaehnt und so hart geahndet wie der Goetzendienst. Auch die Haftarah (Lesung aus den Propheten) beschaeftigt sich wieder einmal mehr damit. In Jesaja (Yeshayahu) 43:21 – 44:23 heisst es: Und G-tt sprach: Ich bin der erste und der letzte und neben Mir gibt es keine anderen G-tter. Weiter heisst es, dass G-tt in der Zukunft die Suenden der Juden ausloeschen und sie erloesen wird.

Shabbat Shalom

Mittwoch, März 21, 2007

Ernennung neuer rabbinischer Richter

B"H

Vor wenigen Tagen wurden 15 neue Dayanim (rabbinische Richter) fuer das Beit Din ernannt. 12 davon sind Haredim und nur drei sind nationalreligioes. Die Mehrheit der haredischen Kandidaten wurde von dem geistigen Oberhaupt der Litvisher, Rabbi Eliyashiv, ausgesucht.

Die Neuernennungen gaben viel Anlass zur Kritik. So haben die meisten der neuen Dayanim enge Kontakte (auch familiaere) zu Knessetpolitikern, was das Beit Din zu einem Politikum machen koennte.
Eine weitere Kritik geht vor allem von Frauenorganisationen aus. Wer sich scheiden laesst, der muss vor dem Beit Din den Antrag auf Scheidung stellen und viele Frauen fuehlen sich dort von der haredischen Maennerriege diskriminiert.
Alles in allem seien diese Neuernennungen ein Schritt zurueck in die Vergangenheit. Warten wir es ab...

Beschwerden ueber Haredim

B"H

Bei den Shabbat - Essen von Rabbi Mordechai Machlis kommt seit neuestem immer wieder das gleiche Thema auf. Schon mehrere Leute, Juden sowie Nichtjuden, beschwerten sich ueber das Verhalten der Haredim (der Ultra - Orthodoxen).

Die Leute, die sich beschwerten, hatten einige Haredim in deren ultra - orthodoxen Wohnvierteln am Shabbat mit "Shabbat Shalom" begruesst und keine Antwort erhalten. Ja, man haette sie noch nicht einmal wahrgenommen.

Meine persoenliche Meinung dazu ist, dass es ersteinmal auf das eigene Verhalten desjenigen ankommt, der da durch haredische Wohnviertel geht. Bei einem Nichtjuden denkt die Mehrheit der Haredim automatisch an christliche Missionare, die auf ein Gespraech aus sind. Vor allem in Mea Shearim haben die dort ansaessigen Haredim innerhalb der vergangenen Jahre schlechte Erfahrungen gemacht.
Wenn andere nicht - haredische Juden die Haredim gruessen, dann kommt es sehr wohl auf den einzelnen drauf an. Es versteht sich von selbst, dass aus Anstandsgruenden Frauen keine Maenner gruessen und umgekehrt.
Auch spielt es eine Rolle wie ich angezogen bin. Im knappen Mini kommt bestimmt keine Gegenantwort.

Seltsamerweise habe ich das Problem in Mea Shearim etc. noch nicht gehabt. Wenn ich gruesste, gab es immer eine Antwort. Falls mir das Gegenteil passieren sollte, nehme ich das nicht tragisch und beschwere mich nicht. Man weiss ja nie, was derjenige gerade fuer eine Laune hat.

Montag, März 19, 2007

Der juedische Meschiach (Teil 1)

B"H

Von anderen Religionen hoeren wir unterschiedliche Aspekte ueber das Konzept des Meschiach (Messias). Seltsamerweise kommt aber seitens dieser Leute nie die Frage auf, wie denn genau das Judentum den Meschiach sieht. Welche Bedingungen muss der juedische Meschiach erfuellen, um ueberhaupt als solcher anerkannt zu werden ? Was aendert sich nach dessen Ankunft und wie geht es weiter ?
Warum wurden andere, die behaupteten der Meschiach zu sein, niemals anerkannt ?

Der Rambam (Maimonides) schreibt in seiner Mishna Thora (Hilchot Melachim 11:1), dass das Judentum den Menschen bzw. anderen Religionen ueberhaupt erst das Konzept des Meschiach lehrte. Zumindest erkannten damit andere Voelker, selbst wenn sie neben dem EINEN G-TT noch andere G-tter haben, das Prinzip Meschiach und sie lernten G-tt (Yud- Keh- Vav -Keh) kennen.
In der Literatur der Midrash heisst es, dass wenn Meschiach kommt, diese Voelker sagen werden, dass sie das Meschiach - Konzept kannten, doch es ihnen ihre Vorfahren falsch uebermittelten.

Ich beziehe mich ueberwiegend auf talmudische Auslegungen, welche aber ebenso die Aussagen der Propheten enthalten. Fuer diejenigen, die das Buch der Propheten vor sich haben sollten ist es wichtig, eine Ausgabe mit einer guten Uebersetzung bzw. nebendran den hebraeischen Originaltext zu haben. Unzaehlige falsche Auslegungen entstehen durch falsche Uebersetzungen und aufgrund von Mangel am Verstaendnis der symbolischen Sprache in den Schriften. Das beste Beispiel hierzu ist das Buch Yechezkel (Ezekiel). Wer nicht entsprechende Kommentare (Talmud Chagigah, Sanhedrin etc. oder kabbalistische Erlaeuterungen) lernt, der wird vollkommen in die Irre geleitet und geht in Spekulationen verloren.
Mein Ziel ist es hier, einige kleine Einblicke in die juedische Sichtweise zu geben und ich verzichte auf Meinungen anderer Religionen einzugehen.

Die Gemara im Talmud Traktat Sanhedrin 97 lehrt, dass das Kommen des Meschiach durch unterschiedliche Ereignisse eingeleitet wird. Nicht alles geschieht von heute am morgen, sondern in gewissen Abstaenden. Nach dem Meschiach folgen spaeter noch zwei weitere Phasen: die Auferstehung der Toten und der Tag des Gerichts.
An dieser Stelle moechte ich vorerst nur auf die Zeit vor der Ankunft des Meschiach eingehen. Wann genau kommt er und wie erkennen wir dies ?

Die Gemara in Sanhedrin 97a sowie im Traktat Sotah 49b geben eine Beschreibung der Zeit, welche das Kommen des Meschiach einleitet:

- In einigen Teilen der Welt herrschen Hungersnoete, in anderen dagegen Reichtum

- Die Weisheit der Thora wird fast vergessen sein

- Grundsaetzliche Werte zaehlen nicht mehr viel und jeder macht, was er will. Junge Leute zeigen keinen Respekt mehr gegenueber aelteren oder ihren Eltern.

- Die Generation wird vollkommen korrupt sein und es gibt kaum noch Wahrheiten

- Es wird Kriege zwischen den Juden (Israel) und den anderen Nationen geben

Der Talmud – Kommentator Maharsha sagte hierzu, dass die Juden aufgrund all der negativen Ereignisse zu der Erkenntnis kommen sollen, dass ihre Hoffnung nur in G-tt liegt und sie daher zur Umkehr kommen. Historisch geschah dies schon einmal, naemlich in der Generation von Esther und Mordechai.

Ueber die Jahrhunderte hinweg wurden immer wieder Zeichen gesehen, bei denen man glaubte, der Meschiach sei nicht mehr weit. Viele der im Talmud aufgefuehrten Punkte koennten theoretisch auf jede Epoche in der Geschichte bezogen werden. Der Rambam schreibt in der Mishna Thora (Hilchot Melachim 12:2), dass niemand genau weiss was passieren wird. Die Propheten gaben in ihren Propezeihungen versteckte Hinweise, aber unsere Kommentatoren koennen nicht mehr tun als die Angaben diskutieren. Details sind unbekannt.

G-tt erschuf die Welt in sechs Tagen und am siebten Tage ruhte Er. Diese sechs Tage werden auf 6000 Jahre bezogen und es heisst, dass die Welt 6000 Jahre existieren wird. Die Gemara in Sanhedrin 97a unterteilt eben diese 6000 Jahre in drei Teile:
Die ersten 2000 Jahre herrschte Tohu (Chaos) auf der Welt. Spaeter wurde Avraham geboren und die folgenden 2000 Jahre herrschte Thora. Die letzten 2000 Jahre (in denen wir uns befinden) sind von der Ankunft des Meschiach gekennzeichnet.
In der Gemara Sanhedrin 97a und vielen Kommentatoren gibt es unterschiedliche Ansichten was nach dem Ende der 6000 Jahre passieren wird. Die Meinungen reichen von Zerstoerung bis hin zu teilweiser Zerstoerung oder gar keiner Zerstoerung. Dieser Zerstoerung wuerde der Meschiach folgen.

Wie auch immer, der Meiri hat hierzu eine wunderbare Erklaerung: Eine voellige Zerstoerung sei nur symbolisch zu betrachten und heisse, dass es sich dabei um Judenpogrome handele. Eine weitere Erklaerung des Meiri lautet, dass mit der voelligen Zerstoerung die Yetzer HaRa (die schlechte Seite in uns) zerstoert wird.
Der Lubavitscher Rebbe Menachem Mendel Schneerson war der Meinung, dass der Zweite Weltkrieg schon den Gog Magog – Krieg repraesentiert.

In jeder Generation befindet sich ein potentieller Meschiach. Wir und er selbst wissen nicht, um wen es sich dabei handelt. Sollte die Generation von G-tt als wuerdig betrachtet werden (was bisher nicht geschah), dann wuerde der Meschiach offenbart werden.

Die Gemara in Sanhedrin faehrt fort mit Spekulationen ueber die Ankunft des Meschiach. Ueber diese Spekulationen will ich mich jetzt nicht auslassen, denn ich stimme mit der bekanntesten Meinung ueberein, dass der Meschiach kommt, wenn er nicht erwartet wird. Sich ueberfluessiger Spekulation hinzugeben wie Shemitah – bzw. Yovel, halte ich fuer Zeitverschwendung. Es gibt sogar eine Meinung, dass wer uebermaessige Daten fuer die Ankunft des Meschiach gibt, er sogar dessen Ankunft verschieben kann (Sanhedrin 97a und Maharsha).

Wann genau sind wir denn nun wuerdig, dass der Meschiach kommt ? Die Gemara in Sanhedrin 97 ff. gibt unterschiedliche Meinungen. Natuerlich sollten wir zu G-tt umkehren. Wenn die Juden zu ihrem G-tt zurueckfinden, werden sie erloest (Sanhedrin 97b). Sollte das nicht geschehen, kann G-tt den Juden so schwere Zeiten auferlegen und sie somit zwingen umzukehren. Der Maharsha und andere halten dagegen und sagen, dass die Umkehr von jedem selbst kommen muss und nicht erzwungen werden kann.

In Malachi 3:7 heisst es: Zuerst muessen die Leute zu G-tt umkehren und dann wird G-tt zu ihnen umkehren und sie erloesen.

Jeremiah 3:14 haelt dagegen und sagt, dass G-tt die Menschen sehr wohl zur Umkehr zwingen kann. Auch wenn sie den Meschiach nicht wollen, kann er kommen.


Fazit:

Ramban, Rashi und der Maharsha sagen, dass G-tt sehr wohl ein bestimmtes Datum fuer die Ankunft des Meschiach hat, doch dieses den Menschen unbekannt ist. Die Juden koennen von sich aus zu G-tt umkehren oder werden gezwungen.



Wegen der Fuelle von Material habe ich mich entschlossen, das Thema Meschiach in zwei Teile aufzuteilen.

Beitrag ueber den Meschiach (Messias) aus juedischer Sicht

B"H

Neben der Thoraparasha werde ich diese Woche einen laengeren Beitrag ueber das Thema "Der Meschiach (Messias) aus juedischer Sicht" verfassen.

Das Thema ist umfassender als ich zu Beginn dachte. Vor allem wenn man, wie ich, die Angewohnheit hat, alles genau wissen zu wollen und durch saemtliche Quellen und Kommentatoren geht.
Ich glaubte einiges zu wissen, doch haben mich einige Kommentare, besonders des Gaon von Vilna (GRA), eines besseren belehrt und regelrecht geschockt.

In meinem Beitrag werde ich NUR auf die wichtigsten Quellen wie den Talmud Bavli sowie den Yerushalmi (Babylonischer und Jerusalemer Talmud), den Rambam und seine Schriften (incl. Mishna Thora), viele Kommentatoren, Gershom Sholem und einiges aus der Kabbalah (Sifra De' Zniuta - Teil aus dem Zohar) eingehen.

Sonntag, März 18, 2007

Rosh Chodesh Nissan - Beginn des juedischen Monats Nissan

B"H

Uebermorgen, Dienstag, ist Rosh Chodesh Nissan, der Beginn des juedischen Monats Nissan.
Wie wir schon mehrere Male gelernt haben, bedeutet ein neuer Monat gleichzeitig ein persoenlicher Neubeginn fuer jeden einzelnen von uns.
Mit Nissan kommt nun der Fruehling und Rosh Chodesh Nissan ist gleich doppelt so wichtig, denn an diesem Tag wurde von Moshe in der Wueste das Mishkan (Tabernakel) errichtet.

Wenn wir nach der Thora gehen, dann ist der Monat Nissan der eigentliche Jahresbeginn, aber dem Mondkalender zufolge, nachdem wir uns richten, liegt der Jahresbeginn im Monat Tishrei (Rosh HaShana). Im Talmud Traktat Rosh HaShana gibt es zahlreiche Diskussionen, ob der wahre Jahresbeginn im Nissan oder im Tishrei liegt. Der beruehmte Thorakommentator Ohr HaChaim hat einen brillianten Kommentar dazu verfasst:
Im Nissan dachte G-tt daran, die Welt zu erschaffen und im Tishrei setzte Er Seinen Plan in die Tat um. (dieses bitte nur metaphorisch sehen)

Laut dem kabbalistischen Buch Sefer Yetzirah (The Book of Creation) hat jeder juedische Monat einen bestimmten Buchstaben, einen israelitischen Stamm, ein Sternzeichen, einen der Sinne und ein Organ.
Der Buchstabe des Monats Nissan ist das Hei ה, das Sternzeichen ist der Widder, der Stamm ist Yehudah, der Sinn ist das Sprechen und das Organ ist das rechte Bein.

Jedes Jahr am 15. Nissan (Pessach) an Vollmond, sind wir in der Lage, unser Leben voellig unter Kontrolle zu nehmen. Es beginnt unserer innerer Frieden und zugleich der Frieden allen Chaos.
Die eigentliche Aufgabe des Monats Nissan ist das Putzen fuer Pessach. Wir sind verpflichtet, jegliches Chametz (Getreide) aus unserem Haushalt zu entfernen.
In der Kabbalah wird das Chametz als unsere Yetzer HaRa, unsere schlechte Neigung, gesehen. Wir sollen all unsere schlechten Neigungen bzw. Charaktereigenschaften loswerden. Dies ist das eigentliche Geheimnis des Chametz.

Gestern nahm ich an einem Shiur (Unterricht) teil, wo genau dieses Thema zur Sprache kam. Rabbi Meir Weiner empfahl, dass jeder einzelne seine schlechten Eigenschaften auf einen Zettel schreiben soll und diesen vor Pessachbeginn zusammen mit dem letzten Chametz verbrennt (beim Biur Chametz).

Einen Tag nach Pessach beginnen wir mit dem Zaehlen des Omers (49 Tage lang bis Shavuot). Auch mit der Zaehlung des Omer sollen wir unsere negativen Charaktereigenschaften abschuetteln und uns fuer das Geben der Thora, welches wir an Shavuot feiern, vorbereiten.

Chodesh Tov - einen guten Monat Nissan an alle.

Die gute und die schlechte Seite in uns – Insights aus dem Talmud Berachot

B”H

“VaYatzar HaShem et HaAdam ” – “Und G-tt erschuf den Menschen”
"וייצר את האדם"

Das erste Wort VaYatzar (erschuf) wird an dieser Stelle der Thora zweimal mit dem Buchstaben YUD geschrieben, anstatt nur mit einem Yud.

Die Gemara im Talmud Traktat Berachot 61a fragt, warum das Wort so in der Thora geschrieben steht. Eine der vielen Meinungen in der Gemara lautet, dass G - tt den Menschen mit zwei unterschiedlichen Neigungen erschaffen hat. Die eine Neigung besteht darin, Gutes zu tun und die andere darin, schlecht zu sein. Im hebräischen Wortschatz heisst die gute Seite in uns Yetzer HaTov und die schlechte Seite in uns Yetzer HaRah. Unsere gute Seite will Gutes tun und sich nach der Thora richten und unsere zweite Seite will das genaue Gegenteil. Sozusagen Dr. Jekyll and Mr. Hyde arbeiten gegeneinander.

Berühmten Meinungen in der Gemara zufolge steht also das Wort “erschuf” zweimal mit dem Buchstaben Yud, weil jedes einzelne Yud eine der Seiten ausdrückt; ein Yud für die Yetzer HaTov und das andere für die Yetzer HaRah. Hätte uns G - tt nicht so erschaffen, würde dies bedeuten, dass kein einziger Mensch einen freien Willen besitzen täte. Waeren wir nur so erschaffen worden, Gutes zu tun, dann wären wir Marionetten. G - tt aber wollte, dass wir die freie Wahl im Leben haben.

Vielleicht kommt jetzt die Frage auf, wie G - tt denn etwas Negatives wie die Yetzer HaRa erschaffen kann. Die Antwort darauf gibt der Ramchal (Rabbi Moshe Chaim Luzzatto): Alles was G-tt erschafft ist gut. Unsere Aufgabe besteht darin, die schlechte Neigung in uns in eine gute zu verwandeln (siehe hierzu auch Tanya und Maharsha). Unsere Yetzer HaTov verlangt von uns Gutes zu tun, doch gleichzeitig haben wir diese Stimme im Ohr, die das Gegenteil fordert und uns mit aller Macht dazu überreden will. Die Yetzer HaRah benutzt alle ihr nur möglichen Tricks, um uns zum Negativen zu bewegen. Die Lösung besteht darin nicht auf ihre Argumente zu hören und trotzdem Gutes zu tun.

Ich möchte diese berühmte talmudische Meinung mit einer weiteren Stelle im Talmud Berachot 54a verbinden. Dort heisst es in der Mischna (G - ttes mündliche Ueberlieferung an Moshe auf dem Berg Sinai), dass wir G - tt nicht nur für alles Positive, sondern ebenso für alles Negative segnen sollen. Sagen wir nicht nur Baruch HaShem (G - tt sei Dank), wenn uns Gutes wiederfährt, sondern auch bei schlechten News.

In unserem Shema Israel – Gebet (Abschnitte aus der Thora) heisst es, dass wir unseren G - tt mit ganzem Herzen lieben sollen. Auch an dieser Stelle finden wir wiederum ein Wort, welches ungewöhnlicher Weise mit zwei Buchstaben anstelle eines geschrieben steht. Levavecha – mit deinem Herzen. Hier befindet sich plötzlich zweimal der Buchstabe Beth.
"לבבך"

Die Gemara diskutiert die Bedeutung dieses Wortes “mit deinem Herzen” mit zweimal dem Buchstaben Beth ב.

Auch hier heisst es, dass man G - tt mit seiner guten Seite sowohl als auch mit seiner schlechten Seite lieben soll. Wie bitteschön sollen wir G - tt mit unserer positiven Neigung und unserer negativen Neigung lieben ? Es erscheint einfach, dass man ihn mit der positiven Seite liebt, denn das waere am logischsten. Wie aber liebe ich G - tt mit meiner schlechten Seite ?

Hierzu hat u.a. der Rambam eine sehr interessante Meinung: Unsere schlechte Seite besteht vor allem in übermässigem Essen und Trinken sowie in allen physischen Genüssen. Wenn wir genau dieses Negative in etwas Positives verwandeln, dann ist es uns möglich, G - tt mit unseren beiden Seiten zu lieben. Heisst, wenn wir den Wein nicht benutzen, um uns sinnlos zu betrinken, sondern ihn stattdessen zum Kiddush am Schabbat verwenden. Oder wenn wir am Shabbat die vorgegebenen drei Mahlzeiten haben und zu Ehren des Shabbats essen. Somit wird das Negative plötzlich positiv.

Aber wie schon zuvor erwähnt, G - tt erschuf uns absichtlich so, um uns die freie Wahl zu geben. Alles in unserem Leben ist von Ihm vorbestimmt: werden wir reich sein oder arm, wie wir unser Geld verdienen, unsere Eltern, unsere Freunde, einfach alles. Nur eine einzige Sache liegt in unserer Hand: Werden wir gute oder schlechte Menschen, werden wir g - ttesfürchtig oder voellig irreligiös sein.

Jetzt kommt eventuell die Frage auf, wo denn da unsere freie Wahl im Leben liegt. Das Thema der “Free Choice” im Judentum ist unermesslich schwer zu beantworten und ein sehr umfangreiches Thema. Wo endet und wo beginnt unser freie Wille.

Nach der Ankunft des Meschiach wird G-tt die schlechte Seite auslöschen und es wird nur noch Gutes geben (siehe Talmud Sukka 52a und Bava Batra 17a).

Freitag, März 16, 2007

Die Sikarikim

B"H

Die Sikarikim machen auch heutzutage Schlagzeilen und nicht nur vor 2000 Jahren. Bei den aktuellen Sikarikim handelt es sich um eine extrem - radikale haredische Gruppe, die ueberwiegend in Mea Shearim von sich reden macht.

Historisch betrachtet gab es die ersten Sikarikim zu Zeiten des Bar Kochba - Aufstandes gegen die Roemer, wo sie alles daran setzten, die Roemer aus dem Land zu treiben. Selbst vor Gewalt wurde nicht zurueckgeschreckt.

Vor Gewalt wird auch heute noch nicht zurueckgeschreckt; machten die Sikarikim schon im vergangenen Herbst von sich reden als urploetzlich haredische Frauen in Mea Shearim mit Economica (dem israel. Domestos) uebergossen wurden und so ihre Kleidung vernichtet wurde. Hintergrund war damals der Streit zwischen zwei in Mea Shearim ansaessigen miteinander konkurrierenden Verlagen. Nebenbei sollten diverse Besitzer von Bekleidungsgeschaeften in Mea Shearim / Ge'ula gezwungen werden, nur noch anstaendige Kleidung zu verkaufen und keine Frauen und Maenner mehr gemeinsam in den Laden lassen. Laeden, die sich nicht daran hielten, wurden gnadenlos abgefackelt.

Die Identitaet der Sikarikim ist nur ganz wenigen Eingeweihten bekannt. Zuerst wurde die sogennannte "Anstandspolizei" (ueber die ich spaeter noch ausfuehrlich berichte), die Mishmeret HaZniut beschuldigt, hinter den Angriffen zu stehen. Diese aber wiegelten ab und verwiesen auf die radikalen Sikarikim.
Selbst die Polizei wurde im Herbst eingeschaltet. Von Yehudah Meshi (Moshe) Zahav hoechstpersoenlich. Und wenn Yehudah M. Zahav zur "zionistischen" Polizei geht, dann bedeutet das etwas. War er doch selbst in den 70iger Jahren an vielen Ausschreitungen gegen die Polizei und den Staat beteiligt. Zusammen mit dem Oberhaupt der chassidischen Extremgruppe Toldot Aharon, Rabbi Amram Blau.

Diese Woche wurden die Sikarikim nach Zeiten der Ruhe wieder aktiv. Das Auto des stellvertretende Buergermeisters wurde in Mea Shearim mit Steinen beschmissen. Anzeige ist erstattet worden, doch die Identitaeten der Schuldigen sind unbekannt.

Es ist nicht leicht in Mea Shearim zu wohnen.

Mittwoch, März 14, 2007

Parashat VaYekahel – Pekudei

B”H

Die Thoralesung fuer diesen Shabbat

Wenn wir diese beiden Thoraparashot lesen, dann werden sich viele fragen, wozu muessen wir das alles wissen. Wieso erzaehlt uns G-tt in der Thora die genauen Details vom Bau des Tabernakels (Mischkan) ? Muessen wir uns wirklich durch diese langen Auflistungen quaelen ? Warum steht nicht einfach kurz und buendig in der Thora, dass Mischkan wurde gebaut und aufgestellt ?

Die Thora sowie die Gemara im Talmud Traktat Berachot 55a lehren uns, dass Bezalel das Mischkan und die Gefaesse baute. Er sah durch Ruach HaKodesh (g-ttliche Eingebung) die Gegenstaende bis ins kleinste Detail genau vor sich. Alles baute er genau so, wie er es in seiner Eingebung sah. Nichts wurde veraendert, erneuert oder hinzugefuegt.
Rabbi Samson Raphael Hirsch zufolge will G-tt uns mit diesen Auflistungen lehren genauen Instruktionen zu folgen. Er gab uns die Thora (die schriftliche Ueberlieferung) sowie die muendliche Ueberlieferung (die Mischna) und wir haben die Pflicht, uns genau nach Seinen Anweisungen zu richten. Wir duerfen Sein Gesetz nicht veraendern oder erneuern. Mehrere Male steht in der Thora, dass genau diese fuer alle Zeiten und alle Generationen gueltig sein wird. Ebenso sagt G-tt, dass niemals Inhalte hinzugefuegt oder gestrichen werden duerfen.
Rabbi Hisch kommentiert weiter, dass jedes einzelne Bauteil des Mischkans eine gewisse Symbolik hat, dass Mischkan aber selber nicht ohne die Bauteile entstehen kann. Jedes Bauteil hat seine eigene ganz bestimmte Bedeutung als Teil eines Ganzen.
Genauso koennen wir uns selbst betrachten; jeder Mensch hat eine bestimmte Bedeutung und Aufgabe und zusammen ergeben wir ein Ganzes.

Ich moechte mich besonders auf die Eingangssaetze der ersten Parasha (VaYekahel) konzentrieren, denn dort wird uns eine ganz wichtige Mitzva gegeben: Der Shabbat.
Es heisst in der Thora, dass Moshe alle Israeliten um sich versammeln liess, um ihnen die Worte G-ttes mitzuteilen. Der Tag um den es sich hier handelt ist der Tag nach Yom Kippur (Versoehnungstag), so Rashi. Einen Tag zuvor am Yom Kippur war Moshe mit dem zweiten Paar Gesetzestafeln vom Berg Sinai herabgestiegen.
Die Mitzva, die wir noch vor dem Bau des Mischkans bekommen, ist der Shabbat. Sechs Tage sollen wir arbeiten und am siebten Tage ruhen. Genauso wie G-tt dieses bei der Erschaffung der Welt tat.
Weiter heisst es in der Thora, dass wer am Shabbat arbeitet, sterben soll. Gleich darauf folgt der Satz: Du sollst am Shabbat kein Feuer entzuenden. Die genaue Reihenfolge hier ergibt keinen rechten Sinn und bedarf naeherer Erklaerung.

Mit dem Aufbau des Mischkans waren 39 unterschiedliche Arten von Arbeit (Melacha) verbunden, so die Gemara im Talmud Traktat Shabbat 70a. Eine Auflistung der gesamten verbotenen 39 Melachot findet sich im Talmud Shabbat 73a.
Die Mitzva Shabbat wurde uns noch vor dem Mischkan gegeben um zu zeigen, dass der Shabbat wichtiger ist als die Arbeit am Mischkan. Keine Arbeit am Mischkan verschiebt den Shabbat (Rashi, Ramban, Kli Yakar, Rokeach). Daher sind alle 39 Arten von Arbeit am Mischkan fuer uns am Shabbat verboten.

Die Gemara im Talmud Traktat Shabbat 70a lehrt, dass absichtliches Brechen des Shabbats mit der Todesstrafe (Steinigung) geahndet wird. Die Strafe wird aber nur dann ausgesprochen, wenn der Shabbat oeffentlich gebrochen wurde und dafuer zwei Zeugen vorhanden sind.
Wer den Shabbat daheim und nicht oeffentlich bricht, wird nicht mit dem Tode bestraft (Rabbi Yitzchak Luria in Pri Etz Chaim). Allerdings verletzt er mit dem Vergehen seine Seele (Neshama).

Der Thorakommentator Ohr HaChaim vertritt eine Meinung, die auf einer Gemara im Talmud Traktat Shabbat 118 basiert: Die Einhaltung des Shabbats ist so wichtig, dass sie ein Tikun (Reparatur der Seele) fuer den Goetzendienst ist (siehe auch Talmudkommentator RIF). Wer innerhalb der Woche Goetzendienst betreibt, dem wird vergeben, wenn er den Shabbat nach allen Regeln (Halachot) einhaelt.

In der vorherigen Thoraparasha Ki Tisa hiess es: La’ asot et HaShabbat – den Shabbat tun. Was heisst den Shabbat tun, wenn doch so viele Dinge verboten sind zu tun ? La‘ asot et HaShabbat heisst zum einen, den Shabbat vorbereiten. Daher auch das Verbot des Feuerzuendes. Wir muessen vor dem Shabbat unser Essen vorbereiten. Den Shabbat tun (La‘ asot et HaShabbat) heisst aber auch, uns aktiv beteiligen und bereit sein, uns auf eine hoehere spirituelle Stufe zu stellen. Nachdem Adam und Chava im Paradies einen spirituellen Fall der Welten verursachten, begeben wir uns jeden Shabbat mit dessen Einhaltung in eine hoehere geistige Welt. Und eben dort sind jegliche Arten von Arbeit verboten, weil diese nicht Bestandteil der hoeheren Welt sind. Arbeit findet nur hier in unserer physischen Welt (Asiyah) statt. Begeben wir uns aber auf einen hoeheren Level wie am Shabbat, findet in der folgenden geistigen Welt (Yetzirah) keine Arbeit statt.

Ferner wurde uns der Shabbat auf alle Zeiten gegeben und zugleich ist G-tt mit uns dadurch einen Bund eingegangen. Was uns wieder zum Ausgangspunkt zurueckbringt, dass keine Thorainhalte veraendert werden duerfen, da sie fuer alle Zeit gueltig sind.
Der Shabbat sowie der Bau des Mischkans dienen fuer uns als Tikun (Seelenreparatur) so der Sefat Emet und ehemalige Rebbe der Chassidut Gur. Wir ehren damit G-tt und erhalten so seine Presenz (Shechina) in unserer Mitte. Selbst heute, wo wir kein Mischkan, bzw. Tempel mehr haben, ist Seine Presenz immer mit uns. Ganz gleich ob wir uns in Israel oder der Diaspora befinden.

Mit der Einhaltung des Shabbats verbinden wir unsere physische mit den geistigen Welten und bekommen eine zusaetzliche Seele (Neshama Yeterah). Diese neue zusaetzliche Seele hatten die Israeliten taeglich bis zum Vergehen mit dem Goldenen Kalb. Seither bekommen wir sie nur noch am Shabbat. Es gibt unterschiedliche Interpretationen darueber, wann genau wir die zusaetzliche Seele fuer den Shabbat bekommen. Manche sagen am Freitag abend mit Shabbatbeginn und andere, dass wir die Seele schon am Mittwoch bekommen.

Vielleicht sollten wir alle einmal versuchen, den Shabbat vorzubereiten. Vor allem uns selbst geistig darauf vorzubereiten, das zusaetzliche Licht am Shabbat zu erhalten.
La’ asot et HaShabbat – den Shabbat tun.


Dieser Shabbat ist zugleich Shabbat HaChodesh, heisst der Shabbat vor dem Monatsbeginn Nissan. Daher wird der Maftir aus Exodus (Shemot) 12:1 – 10 gelesen. Die Haftarah wird aus Yechezkel 45:16 – 46:18 gelesen.

Shabbat Shalom

Dienstag, März 13, 2007

Haredim im israelischen TV

B"H

Wenn sich das israelische TV einmal entschliesst, Filme bzw. Serien ueber Haredim zu drehen, dann geht das meistens gruendlich schief.

Vor ca. sechs Jahren lief eine Serie ueber eine Familie, bei der der Ehemann ploetzlich religioes wurde. Die Zuschauer waren begeistert ueber die Problemdarstellung, doch fuer Religioese war die gesamte Darstellung viel zu uebertrieben.

Seit einigen Wochen laeuft nun eine neue Serie auf dem 2. israelischen TV - Kanal. Da ich ganz selten TV schaue, habe ich vergessen, wie die Serie heisst. Ich besinne mich nur gehoert zu haben, dass sie jeden Dienstag um 21.15 Uhr laeuft.

Religioese Kollegen in der Baeckerei erzaehlten mir davon. Die Serie erfreue sich nun auch wider Erwarten vieler haredischer Zuschauer.
Da Haredim daheim kein TV haben, schauen sich junge Haredim diese Serie im Internet - Cafe an.

In der Serie geht es um ein haredisches Teenie - Maedchen aus Bnei Brak, welches sich in einen unreligioesen Neueinwanderer - Teenie aus Russland verliebt.
Die Wellen unter den Haredim schlagen hoch und ich musste mir einige Meinungen anhoeren. Wieder einmal viel zu uebertrieben und Nichtreligioese bekommen eine voellig falsche Vorstellung der haredischen Welt vorgegaukelt. Immer nur werden sie als konservativ und weltfremd dargestellt, was nicht der Fall waere.
Immerhin, die Neugier unter den Haredim ist gross und sie schauen die Serie vor allem um herauszufinden, wie die Nichtreligioesen ueber sie denken.
Auch ist es immer eine verlockende wenn auch verbotene Vorstellung, was waere wenn.....
Was waere wenn sich ein Haredi wirklich in einen / eine Nichtreligioese verlieben wuerde ? Ein Tabu - Thema in der haredischen Gesellschaft und die neue Serie bringt Gelegenheit sich einmal dem Thema naeher zu widmen. Zumindest fuer einige haredische Teenager und fuer mich. Es gibt geheime Beziehungen zwischen Haredim und Nichtreligioesen.
Allerdings zeigt das TV einmal wieder nur stereotype Meinungen und Klischees. Wie waere es, wenn Haredim selbst einmal zu Wort kommen ?

Zur Serie:
http://www.tv-il.com/tv-182.htm
Darstellung des Senders (nur in Hebraeisch !!!)

http://www.reshet.tv/content_page.aspx?dynamic_page_id=80
Die Website zur Serie (auch nur auf Hebraeisch !!!)

Montag, März 12, 2007

Der Erlass - Eine chassidische Story vom Baal Shem Tov

B"H

Die folgende Geschichte ueber den Baal Shem Tov hoerte ich von Henny Machlis, der Frau von Rabbi Mordechai Machlis.

Einer juedischen Kleinstadt in der Ukraine wurde schweres Leid zuteil. Die Regierung hatte beschlossen, die gesamte Kleinstadt dem Erdboden gleichzumachen.
Entsetzt suchten die Bewohner den Baal Shem Tov in einer Nachbarstadt auf und fragten ihn, wie der Erlass rueckgaengig gemacht werden koenne.
Der Baal Shem Tov gab ihnen den eindringlichen Rat in eine bestimmte Stadt zu gehen und dort einen Mann namens Muschke aufzusuchen. Dieser Muschke solle ihnen einen Segen geben und der Regierungserlass wuerde damit rueckgaengig gemacht werden.

Den Bewohnern kam dieser Rat recht seltsam vor, doch gingen sie in die genannte Stadt und suchten einen Rabbi Muschke. Der war den dortigen Bewohnern jedoch unbekannt. Schliesslich wurde ein Muschke ausfindig gemacht, bei dem es sich aber um einen beruechtigten Trinker handelte.
Die Abordnung vom Baal Shemt Tov bat Muschke um einen Segen und der verstand gar nichts. Die Abgesandten aber liessen nicht locker und endlich gab Muschke ihnen den Segen, um seine Ruhe zu haben und weitertrinken zu koennen.

Als die Bewohner zurueck in ihre Heimatstadt kamen, war der Erlass der Regierung rueckgaengig gemacht worden.
Neugierig gingen die Bewohner zurueck zum Baal Shem Tov und fragten ihn, was das ganze mit Muschke zu tun gehabt haette. Der erzaehlte ihnen folgende Geschichte:

In seiner Jugend sei Muschke kein Trinker gewesen, sondern ein einfacher Arbeiter mit einem Lebenstraum. Jahrelang fuehrte er ein spartanisches Leben und sparte jede Kopeke zusammen, um sich seinen Traum erfuellen zu koennen. Sein Traum war, ein langer Urlaub in einer bestimmten Stadt. In einem tollen Hotel leben und fuer einige Zeit das Leben geniessen.
Nach Jahren des Sparens hatte Muschke das Geld zusammen und machte sich auf den Weg in die Stadt. Kurz vor der Stadt kam er an einem Gefaengnis vorbei, aus dem er Schreie hoerte. Er fragte die Polizisten, was denn los sei und diese erzaehlten ihm, dass irgendeine juedische Familie aufgrund von Regierungsschulden samt Kinder verhaftet worden sei. Sie wuerden der Regierung 1000 Rubel schulden.
1000 Rubel war genau die Summe, die Muschke zusammengespart hatte. Vom Mitleid so tief geruehrt, bezahlte er die Schulden der Familie und verzichtete auf seinen Lebenstraum.

G-tt und die Engel waren so geruehrt von dieser Tat, dass sie beschlossen, jeden Segen, den Muschke jemandem erteilte, zu vollfuellen. Nur durfte Muschke niemals merken, welche Kraft in seinen Segen lag, und so wurde er zum Trinker auf G-ttes Geheiss.
Der Baal Shem Tov wusste um Muschke und hatte daher die Bewohner zu ihm geschickt.


Was will uns diese chassidische Geschichte sagen ?
Auch wir sind manchmal wie Muschke und sehen unsere eigenen Kraefte nicht vor uns. Wir sind wie betrunken und meinen, wir koennen nichts oder kaum etwas erreichen, weil es nicht in unserer Macht liegt. Genau das Gegenteil ist der Fall.


Rabbi Mordechai Machlis fuegte hinzu, dass ihn diese Erzaehlung an eine Story mit dem ehemaligen Satmarer Rebben Joel Teitelbaum erinnere:

Eines Tages kamen zwei Muetter zum Satmarer Rebben Joel Teitelbaum und baten ihn um einen Segen fuer ihre Toechter. Diese naemlich waren noch unverheiratet und sollten endlich einen passenden Ehemann finden.
Der Satmarer Rebbe erwiderte, dass sie nicht ihn um einen Segen fragen sollen, sondern stattdessen andere anwesende Gaeste. "Dort drueber sitzen Holocaust - Ueberlebende, sagte er den Frauen, bittet die um einen Segen fuer eure Toechter. In den Segen der Holocaust - Ueberlebende liegt eine immense Kraft, dass sie in Erfuellung gehen."

Und so gingen die zwei Frauen hinueber und baten eine Shoah - Ueberlebende um den gewuenschten Segen. Das Ende der Geschichte ist, dass beide Toechter kurz darauf heirateten.

Teaching von Rabbi Mordechai Machlis

B"H

Wer heute genauso betet wie gestern, der hat heute nicht gebetet.

Niemals sollte ein Gebet zur Routine werden und nur aus Verpflichtung gesagt werden. Stattdessen sollte jedes Gebet mit ganz neuem Enthusiasmus und neuer Kavanah (Konzentration) gebetet werden.

Pessach kommt...

B"H

Wo man in diesen Tagen auch hinhoert, alle sind am putzen. Alle ausser mir, denn ich liebe es Dinge bis auf den letzten Druecker zu verschieben.

Anfang April ist Pessach und bis dahin muessen jegliche Getreidekruemel weggeputzt werden. Das Getreide wird dann Chametz genannt und fuer Juden ist es verboten dieses Getreide (Weizen, Hafer, Gerste und Roggen) an Pessach zu verzehren. Kabbalisten sehen das Chametz als unsere Yetzer HaRah, das Schlechte in uns, und ueber Pessach sollen wir unsere schlechte Seite loswerden.

Im Radio laufen staendig Werbespots fuer Putzmittel. Ueberhaupt braucht man in Israel nur in einen Supermarkt zu gehen und man weiss genau, welcher Feiertag folgt. Von Purim - Artikeln ging das Angebot nahtlos ueber in Putzmittel fuer Pessach.

Alles wird geschrubbt und manche Haredim nehmen sogar ihren ganzen Kuehlschrank auseinander, weil eventuell in den Schrauben Chametz sein koennte. Man weiss ja nie....
Mir geht das alles zu weit und daheim putzen wir ganz normal und nicht uebertrieben. Zugegeben, auch wir legen unsere Kuechenanrichte teilweise mit Aluminiumfolie aus, aber nicht so uebertrieben wie andere, bei denen sich die gesamte Kueche in ein Raumschiff zu verwandeln scheint.

Jeder hat seine eigenen Braeuche. Manche haben eine zweite Kueche fuer Pessach und manche, wie wir, eigenes Pessach - Geschirr. Allerdings achten wir jetzt beim Einkauf schon auf Artikel die den Vermerk "Koscher fuer Pessach" tragen.
Fuer ganz Radikale gibt es sogar Hundefutter und Klopapier koscher fuer Pessach.

Freitag, März 09, 2007

Vom Missionar zum Haredi

B"H

In ihrer aktuellen Ausgabe portraetiert die nationalreligioese Wochenzeitung SHEVA den Yad Le' Achim (israel. Anti - Missons - Organisation) Mitarbeiter Benjamin Kluger.

Ein Lebenslauf koennte nicht aussergewoehnlicher sein, wie der des Mittdreissigers Benjamin Kluger. Geboren und aufgewachsen als streng religioeser Katholik in Frankreich. Schon im Alter von 13 Jahren begann er auf Frankreichs Strassen Leute zu missionieren. Er teilte Flugblaetter aus und lud Passanten zu Bibelabenden in die Kirche ein.
Doch Benjamin Kluger begann schnell, an der katholischen Kirche zu zweifeln. Er hatte zuviele Fragen, die nie beantwortet wurden. Warum gibt es soviele Statuen in der Kirche und wie kann ein Pfarrer, der nicht verheiratet ist, Paaren mit Kindern bei der Problemberatung von Nutzen sein ?
Frustriert wechselte er in den protestantischen Bereich und begann auch dort sofort mit der Missionsarbeit. Bald sollte er nach Israel zur Judenmission gesandt werden. Die Kirche sah ihn als einen begeisterten Missionar mit Fuehrungsqualitaeten.

Doch ploetzlich kam alles ganz anders. Aufgrund eines Zwischenfalles bei seiner Missionsarbeit auf der Strasse kamen in ihm Zeifel auf. Ein Jude wurde zu einer Bibelstunde eingeladen und alle Missionare waren hellauf begeistert. Benjamin war ratlos und fragte seinen Priester warum. Der Priester beschrieb ihm, wie wichtig die Judenmission sei. Mit Juden die an J. glauben, wuerde die Zeit des Meschiach naeher ruecken.
Wenn du auf der Strasse einen Juden siehst, missioniere ihn sofort, so der Priester. Auf die Nachfrage von Benjamin, ob man sich denn nicht ersteinmal auf die unglaeubigen Christen konzentrieren solle, gab der Priester zurueck, dass er die Christen vergessen solle. Juden seinen wichtiger.
Die ganze Diskussion fuehrte dazu, dass der Priester ihm Unterricht in Thora gab und wie man den Juden am besten weissmachen koenne, dass J. der Meschiach waere.

Benjamin Kluger wurde immer skeptischer und begann selbst nachzuforschen. Zu viele Fragen taten sich ihm auf, die niemand in der Kirche beantworten konnte. Zu guter Letzt wurde er hinausgeworfen und der Priester nannte ihn "Satan".
Benjamin liess sich nicht abschrecken und wusste, dass es einen G-tt gibt. Nur wollte er den wahren G-tt woanders suchen.
Schliesslich rief er einen Chabad - Rabbiner in Lille an, der ihm das Judentum erklaerte. Schon am Telefon bekam ich die besten Antworten, nach denen ich immer gesucht habe und die Kirche nie beantworten konnte, so Benjamin Kluger.

Er kam nach Israel und konvertierte zum Judentum. Mittlerweile ist er Haredi (litvish), verheiratet und hat drei Kinder. Neben seinem allmorgentlichen Thorastudium arbeitet er aktiv im Buero der Anti - Missions - Organisation YAD LE'ACHIM. Es gebe leider viel zu tun in Israel bezueglich der Missionare. Selbst in der Armee wuerde versucht werden, Soldaten zu missionieren.

Gluecklicherweise ist es Yad Le'Achim gerade gelungen, eine konspirative Suppenkueche christl. Missionare in Nazareth - Illit schliessen zu lassen. Seit geraumer Zeit eroeffnen Missionare Suppenkuechen und nutzen so die arme Bevoelkerung fuer die Mission aus. Nicht, dass es dort Essen umsonst gibt. Wer nicht auf Linie liegt und die ausgeteilten Flugblaetter an sich nimmt, wird sofort aus den Suppenkuechen entfernt.
In juedischen Suppenkuechen gilt es als eine Mitzva, Essen auszuteilen. Keiner hat irgendwelche Hintergedanken im Kopf.

Uebrigens kenne ich Benjamin Kluger persoenlich und kann nur bestaetigen, dass er sehr engagiert bei er Sache ist. Seine Abschlussaetze in dem Artikel lauten, dass das NT absolut nichts mit der Thora zu tun hat und auf gar nichts basiert. Kein Missionar koennte ihm je eine andere Religion verkaufen.
Auch diesen Saetzen stimme ich voll und ganz zu.


Benjamin Kluger (Photo Yad LeAchim)

Fuer alle Interessierte gegen die Judenmission:
http://www.jewsforjudaism.org/

http://www.derechemet.org/english/

Donnerstag, März 08, 2007

Frage an die ausserhalb Israels lebenden Juden

B"H

Naechste Woche werden in Israel am Shabbat (Shabbat HaChodesh) zwei Thora - Parashot gelesen. Es handelt sich dabei um den Shabbat am 17. Maerz.

Es kann passieren, dass, wenn in Israel zwei Parashot gelesen werden, im Ausland nur eine Parasha gelesen wird.
Koenntet Ihr mir daher bitte mitteilen, was bei Euch die Parasha am 17. Maerz sein wird.
In Israel werden dann die Parashot VaYekahel - Pekudei gelesen.

Miriam

Parashat Ki Tisa

B”H

Die Thoralesung fuer diesen Shabbat

Auch an diesem Shabbat wird wieder aus zwei Thorarollen gelesen. Die regulaere Parashat Ki Tisa sowie die Parashat Parah (die Lesung ueber die Rote Kuh aus der Parashat Chukat).

Auf den Shabbat nach Purim folgt immer Shabbat Parah. Der Thoraabschnitt, den wir zur Roten Kuh lesen, lehrt uns, wie sich die Juden vor Pessah spirituell reinigten (purify). Zu Tempelzeiten kamen die Juden aus allen Landesteilen nach Jerusalem, um ihr Pessachopfer im Tempel darzubringen. Zu diesem Zweck mussten sie "rein" sein.

Vorab aber ersteinmal zur Parashat Ki Tisa, bei der viele meinen, es gehe nur um das Goldene Kalb (Egel HaZahav). Bei genauem Hinschauen jedoch stellen wir fest, dass dort viele weitere wichtige Mitzvot (Gesetze) gegeben werden. Konzentrieren wir uns daher nicht nur auf das Goldene Kalb, sondern schauen wir uns die Parasha etwas genauer an.

Eine Anmerkung vorweg: Die Thora haelt sich erneut nicht an die chronologische Reihenfolge (siehe Talmud Traktat Pesachim 6b). Die Abgabe des halben Shekels sowie weitere Ereignisse in Ki Tisa fanden erst nach dem Goldenen Kalb statt und nicht vorher.

Den ersten Teil aus Ki Tisa lasen wir schon vor drei Wochen zum Shabbat Shekalim. G-tt beauftragt Moshe eine Volkszaehlung unter den Juden durchzufuehren. Jeder, der aelter ist als zwanzig Jahre, muss einen halben Shekel geben. Dieser Shekel ist nicht woertlich als Waehrung zu verstehen, sondern als Gewichtseinheit. Spaeter wurden diese halben Shekel gezaehlt und somit die genaue Anzahl der Juden ermittelt. Aus dieser Mitzva lernen wir, dass es verboten ist, Juden auf normalem Wege zu zaehlen, sondern nur anhand von individuell abgegebenen Gegenstaenden.
Ein praktisches Beispiel hierfuer kann ich aus Mea Shearim geben. Eine befreundete Familie der Satmarer Chassidim hat insgesamt zwoelf Kinder. Fragt man sie jedoch nach der Anzahl ihrer Kinder so bekommt man zur Antwort, dass Juden nicht gezaehlt werden duerfen.

Rabbi Samson Raphael Hirsch hat zu der gemeinsamen Abgabe in der Wueste eine philosophischere Erklaerung. Aufgrund des halben Shekels hatten die Jude ein gemeinsames Ziel. Sobald eine Nation ein gemeinsames Ziel verfolgt, wird aus jedem einzelnen Individuum ein Ganzes (die Nation). In dem Moment, in dem ein Jude aufgrund von G-ttes Anweisung gezaehlt wird, waechst in ihm der Stolz dem juedischen Volk anzugehoeren.
Rabbi Yehudah HaLevi sieht in seinem Buch "The Kuzari" dieses als Beweis dafuer, dass Juden vorzugsweise in der Anwesenheit einer Minyan (zehn jued. Maenner) beten sollen. Etwas Gemeinsames sei immer besser als daheim im stillen Kaemmerlein zu sitzen.

G-tt beauftragt Moshe ebenso ein kupfernes Kiyor (Wasserbecken) zu bauen. In diesem Kiyor sollen sich die Cohanim (Tempelpriester und zur damaligen Zeit Aharons Soehne) Haende und Fuesse waschen, bevor sie ihren Dienst beginnen.
Der beruehmte Thorakommentator Ohr HaChaim versteht dies so, dass Haende und Fuesse gleichzeitg gewaschen werden muessen. Der Cohen (Tempelpriester) plaziert seine rechte Hand auf seinen rechten Fuss und danach seine linke Hand auf seinen linken Fuss (siehe dazu Rashi zum Talmud Traktat Zevachim 19b). Dieser Vorgang symbolisiert, dass der untere Teil des Koerpers gemeinsam mit dem oberen gleichzeitg geheiligt (gereinigt) wird.

Nach der Zerstoerung der beiden Tempel haben wir die Aufgabe, unser Zuhause in einen "Tempel" zu verwandeln. Schon immer wuschen Juden vor dem Essen ihre Haende genauso wie die Cohanim (Tempelpriester) vor ihrem Dienst. Deshalb fahren wir fort mit dem Netillat Yadaim, dem Haendewaschen, bevor wir Brot essen und verwandeln so unseren Essenstisch in einen "Altar".
In vielen Geschichtsbuechern lesen wir, dass aufgrund unserer Reinheitsgebote die Juden im Mittelalter viel weniger von der Pest oder sonstigen ansteckenden Krankheiten befallen wurden, was aber andererseits den Verdacht der nichtjuedischen Bevoelkerung erregte, dass die Juden irgendwelche Magien betreiben. Dieses wiederum fuehrte zu staendigen Pogromen (siehe Buch von Rabbi Joshua Trachtenberg "Jewish Magic and Superstition – A study in folk and religion).

Nachdem die Juden am Berg Sinai die Thora bekommen hatten, sollte ihr Leben ganz anders ausschauen. Sie befanden sich auf einem fuer uns heute unvorstellbaren spirituellen Level und sollten unsterblich werden. Sie hatten eine zusaetzliche Seele, die Neshama Yeterah.
Einen kleinen Einblick darin bekommen wir heute an jedem Shabbat, wenn wir eine zusaetzliche Seele bekommen. Vor dem Goldenen Kalb hatten die Juden taeglich diese zweite Seele. (siehe u.a. Likutei Reuveni und Sefat Emet).

Unzaehlige Kommentatoren geben der sogenannten EREV RAV die Schuld am Bau des Goldenen Kalbes. Diese Erev Rav war eine Bevoelkerungsgruppe, die sich aus aegyptischen Konvertiten zum Judentum zusammensetzte. Die Konvertiten waren aus egoistischen Gruenden zum Judentum konvertiert und ebenso Reinkarnationen der Generation der Flut, des Turmes zu Bavel und der Leute von Sodom (Rabbi Yitzchak Luria – Arizal).

Nachdem die Juden wegen einer falschen Kalkulation Moshe einen Tag frueher zurueckerwarteten, stachelten diese Erev Rav die Juden an, das Goldene Kalb zu bauen. Chur wollte die davon abhalten, doch er wurde ermordet. Danach kamen die Leute zu Aharon, der einwilligte.
Es gibt viele Kommentare, die sich mit der Einwilligung Aharons beschaeftigen. Realistisch waere, dass er Angst hatte, dass auch er umgebracht wird und Moshe eh bald vom Berg Sinai zurueckkommt. Rabbi Yitzchak Luria (der Arizal) hat einen langen Kommentar zu dem Thema und lehrt, dass diverse Reinkarnationen in Aharon und Chur eine grosse Rolle spielten und Aharon deswegen in den Bau eines Kalbes einwilligte.

Das kabbalistische Buch Zohar beschreibt ganz ausfuehrlich, wie genau der Bau des Kalbes von statten ging. Gold wurde eingesammelt und zusammengeschmolzen. Die Erev Rav nutzten diverse magische Kraefte, um dieses Kalb zu erschaffen. Spaeter wurde dem Kalb ein Zettel mit einem der Namen G-ttes in den Mund geschoben und es began zu sprechen.

Moshe wurde von G-tt zurueckgeschickt und war geschockt ueber das Vorgehen der Leute im Lager. Im Talmud Traktat Avodah Zarah 44a lesen wir, dass Moshe das Kalb pulverisierte und den Staub in alle Winde verstreute.
Zur Strafe wurde die Israeliten, die am Goldenen Kalb teilgenommen hatten auf dreierlei Arten bestraft. Die Leviim (Leviten) und die Frauen nahmen uebrigens nicht daran teil.
Der chassidische Kommentator Shem MiShmuel sagt, dass das Mischkan (Tabernakel) als ein Tikun (Seelenreparatur) fuer das Goldene Kalb diente.

Das Ereignis mit dem Goldenen Kalb war ein Disaster fuer die Juden damals und auch fuer uns heute. Haetten sie es damals nicht gebaut, wuerde die Welt heute ganz anders aussehen. Kabbalistische Kommentatoren vergleichen das Kalb mit dem Turm von Bavel und dem Vergehen von Adam und Eva (Chava) im Paradies. Das Buch Megaleh Amukot sieht das Goldene Kalb als Grund fuer die Zerstoerung des Zweiten Tempels.

Die zweite Thorarolle befasst sich mit der Roten Kuh und wie sich Juden bzw. Cohanim (Tempelpriester) reinigen koennen. Auf dieses Thema werde ich in wenigen Monaten, wenn wir die Parashat Chukat lesen, genau eingehen. Jetzt nur soviel, dass die Mitzva der Roten Kuh eine jener Mitzvot ist, die wir nicht verstehen. Selbst Koenig Salomon mit all seiner Weisheit gab es auf, den Grund fuer die Rote Kuh zu verstehen. Wie kann die Asche einer Roten Kuh Juden reinigen und bei dem Verbrennungsvorgang gleichzeitig denjenigen Cohen unrein machen ?
Kabbalisten und der Talmud Traktat Parah geben ein paar Insights, aber wie gesagt, ich schreibe mehr in ein paar Monaten.

Und was bleibt uns heute nach dem Vorgang mit dem Goldenen Kalb ?
Wir sollten daraus lernen, dass jeder Mensch einen freien Zugang zu G-tt hat und keine Stellvertreter geschweige denn ein Medium braucht. Wir koennen uns keinen G-tt als Statue bauen, sondern sollten lernen zu akzeptieren, dass G-tt fuer uns nicht sichtbar und ausserhalb jeder menschlichen Vorstellungskraft liegt. In der Kabbalah wird G-tt Ein Sof genannt; ein G-tt ohne jeden Beginn und ohne jedes Ende. Er existierte schon immer und wird dies immer tun. Seine Handlungen sind unbegrenzt und uneingeschraenkt.
Wir koennen es heute nur besser machen, indem wir zu dem EINEN G-tt beten und nicht unseren negativen Gedanken folgen.

Die zweite Lesung erfolgt aus Numbers 19:1 – 22 (Parashat Chukat) und die Haftarah wird aus Yechezkiel 36:16 – 38 gelesen.


Shabbat Shalom

Dienstag, März 06, 2007

Chassidische Teachings vom Maggid von Mezritch (Rabbi Dov Baer)

B”H

Der Maggid von Mezritch war der beruehmteste Schueler des Baal Shem Tov und wurde spaeter dessen Nachfolger.

Beim Gebet sollte jeder von einem Level zum naechsten aufsteigen. Nicht, dass dem Betenden schon die gesamte Intensitaet zu Beginn des Gebetes verloren geht. Es ist besser die Intensitaet allmaehlich bis zu dem Punkt zu steigern, an dem G-tt selbst dem Betenden hilft, sich ganz mit Ihm zu vereinen (Devekut).

Im realen Leben passiert es, dass der Mensch von seinem Level herabfaellt, heisst, er begeht diverse Vergehen. Nach jedem Fall kommt immer ein Aufstieg und manchmal ist es besser zu fallen, um hinterher viel hoeher aufzusteigen.

Montag, März 05, 2007

Shushan Purim in Jerusalem

B"H

Man koennte es fast ein Wunder nennen, denn die Sonne scheint. Normalerweise ist Purim immer verregnet, doch heute herrscht strahlend blauer Himmel bei 15 Grad. Sonne, aber windig.
Die Jerusalemer nutzen den Feiertag fuer Familienausfluege und die beruehmten Purim - Parties ueberall. Cafes sowie Restaurants haben Hochkonjunktur.
Egged - Busse verbinden heute Jerusalem mit Bnei Brak im Minutentakt. Jene Haredim, die gestern noch nicht genug Purim in Bnei Brak gefeiert haben, kommen nach Jerusalem.

Ein weiteres Wunder war, dass ich es gestern doch noch zur Megillath Esther in der Chabad - Tzemach Tzedek - Synagoge in der Altstadt schaffte. Trotz ewiger Arbeit in der Baeckerei vor Purim. Ich kam viel zu spaet, aber auch Chabad hatte sich verspaetet. Bei meinem Eintreten wurden gerade die drei Segen (Berachot) vor der Megillah gelesen.

Leider war bei Chabad nicht viel mit Party. Die Frauen verschwanden sofort nach der Megillah und die Maenner tanzten ein wenig zu kreischender Musik.

Nachher gehe ich mit Freunden zu einer Party in der Altstadt. All diese spirituellen Frauen aus der Altstadt werden da sein. Ich ziehe diese Party seit Jahren anderen Parties vor. Gibt es dort immerhin Shiurim (Teachings) und es liegen keine Besoffenen unter den Tischen bzw. es wird nicht gegroehlt.

Purim Sameach !!!

Hintergruende zum Messias (Meschiach)

B"H

Yael hatte in ihrem letzten Kommentar zu den sogenannten Messianics ein paar sehr wichtige Punkte angesprochen. Naemlich einige der Bedingungen, die ein Messias erfuellen muss, um auch als dieser zu gelten.

Messianische Juden sind keine Gruppe innerhalb des Judentums und oft handelt es sich nicht einmal um halachische Juden, da auch Nichtjuden Mitglieder von mess. Juden werden können.
Noch kurz zur Auffassung, was der Maschiach für Bedingungen erfüllen muss, um als Maschiach anerkannt zu sein.

1. er muss ein mitglied vom stamm juda sein (gen. 49:10)
2. er muss ein direkter nachkomme von melech david und melech schlomo sein (1 chron 17:11; tehillim 89: 29-38; jerem. 33:17 u.a.)
3. er muss das jüdische volk aus dem exil nach israel führen (jes. 27:12-13 & 11:12)
4. er muss frieden in die welt bringen (jes. 2:4; 11:6 & micha 4:3)
5. er muss den dritten tempel errichten (micha 4:1)
6. er muss die ganze welt dazu bringen haschem anzuerkennen und dem Einen zu dienen (jes. 11:9; jes. 40:5, zefania 3:9)

wenn ein individuum, welches glaubt, der meschiach zu sein, oder von dem andere glauben, er sei es, eines dieser kriterien nicht erfüllt - ist er nicht der jüdische meschiach.

Schavua Tov
Yael



Es ist voellig richtig, was sie alles schreibt, doch leider ist es so, dass Messianics oder wer auch immer behaupten, dass J. genau dies alles erfuellt haette. Mit dem 3. Tempel, naja, da hat sich die kath. Kirche erst nach Jahrhunderten aufrafft, dieses als Bedingung anzuerkennen. Seither heisst es, dass es ein zweites Kommen von J. geben wuerde, damit er ALLE Bedingungen erfuelle.
So ein Quatsch. G-tt braucht nicht zweimal zu kommen, um Seine Bedingungen zu erfuellen. Sonst waere Er ja nicht G-tt.

Der Talmud Sanhedrin gibt eine komplette Liste ueber das Kommen des Meschiach. Bedingungen und auch, was vorher passieren muss. Denn es geht nicht nur um ihn, sondern ebenso um Techiat HeMatim (Auferstehung der Toten). Wer steht wirklich wieder auf und wie sieht die Welt danach aus. Und wielange bleibt sie bestehen. In der kommenden Zeit werde ich einen ausfuehrlichen Beitrag dazu schreiben.

Miriam

Samstag, März 03, 2007

Story ueber Rabbi Nachman von Breslov

B"H

Diese Story ueber Rabbi Nachman von Breslov hoerte ich heute von Rabbi Mordechai Machlis:

Rabbi Nachman ging spazieren und sah auf der Strasse einen kleinen Jungen weinen. Der Rabbi fragte diesen, warum er denn weine. Der Junge antwortete, dass er mit anderen Kindern Verstecken gespielt haette und niemand kam, um ihn zu suchen.
Rabbi Nachman entgegnete, dass G-tt manchmal genauso weinen wuerde, wie er, der kleine Junge, jetzt.
Auch wir sollen in dieser Welt G-tt suchen und finden. Viele Menschen tun das nicht und so weint G-tt (symbolisch gesehen).
Alles in dieser Welt ist "hidden" verborgen und wir muessen es suchen und finden. Das hebraeische Wort fuer WELT ist OLAM. Olam kann man auch als NE' ELAM sehen (lt. Buchstabenwurzel). Ne'elam heisst verschwinden oder verborgen.

Sowie G-tt in der Purim - Story verborgen bleibt, so tut Er dies vielmals auch in unserem privaten Leben. Jeder von uns sollte einmal individuell darueber nachdenken, wieviele verborgene Wunder ihm im Leben schon passiert sind.
Manchmal faellt es uns schwer, Niederlagen oder anderer Ereignisse zu verstehen. Fuegen wir jedoch alles nach einigen Jahren als Ganzes zusammen, macht es nicht selten ploetzlich einen Sinn.

In diesem Sinne
PURIM SAMEACH!!!

Freitag, März 02, 2007

Purim Sameach - Happy Purim

B"H

Hier die ultimativen Purim Insights von Chabad:

http://www.chabad.org/holidays/purim/default.asp?flash=true

Donnerstag, März 01, 2007

Parashat Tetzaveh

B"H

Die Thoralesung fuer diesen Shabbat


Dieser Shabbat ist zugleich Shabbat Zachor und somit lesen wir in den Synagogen aus zwei Thorarollen. Zum einen die regulaere Parashat Tetzaveh und zum anderen die Parashat Zachor.

Die vorherige Parashat Terumah lehrte uns jegliche Einzelheiten ueber den Bau des Mischkans (Tabernakel), wogegen wir aus der dieswoechigen Parashat Tetzaveh erfahren, wie wir die Mitzvot im Mischkan erfuellen sollen.

Gleich im ersten Satz der Parsha sagt G-tt zu Moshe, dass dieser den Israeliten auftragen (Tetzaveh) soll, reines Olivenoel zum Anzuenden des Ewigen Lichtes zu bringen. Die Chassidut lehrt uns, dass alles in der physischen Welt seine Wurzeln in der oberen geistigen Welt (spiritual world) hat. Auch das Ewige Licht hat seine Wurzeln in der "spiritual world" und wird bis hinunter zu uns weitergeleitet. So wird die obere mit der unteren unseren Welt verbunden (Noam Elimelech und Degel Machane Ephraim).

In der hebraeischen Sprache drueckt das Wort "Tetzaveh" eine sofortige Erfuellung aus. Die Gabe des Olivenoel sollte umgehend erfolgen. Mit den individuellen Gaben fuer das Mischkan hat jeder Israelit einen Anteil daran.

Da wir derzeit keinen Tempel haben, gibt es auch kein Ewiges Licht mehr. Das Licht, welches uns jedoch immer bleibt ist die Thora. Die Lichter des Tempels koennen erloeschen, doch ist es unmoeglich, das Licht der Thora auszuschalten (Sefat Emet).

Das naechste Gebot, welches Moshe von G-tt erhaelt, ist die Herstellung der acht Kleidungsstuecke des Hohepriesters (Cohen HaGadol). In kabbalistischer sowie talmudischer Literatur repraesentiert jedes dieser Kleidungsstuecke einen Tikun (eine Art Seelenreparatur). Jedes einzelne Vergehen der Israeliten wird sozusagen von einem der Kleidungsstuecke "repariert" (hebrae. Mekaper). Die Talmud Traktate Zevachim 88a und Arachin 16a geben hierzu eine Liste:
Der Umhang (Ketonet) reparierte das Blutvergiessen, die Hose (Michnas) moralisches Fehlverhalten, der Turban reparierte die Arroganz, der Guertel falsche Gedanken vom Herzen, das Choschen die Ungerechtigkeit, das Ephod den Goetzendienst, der Mantel boeses Gerede und das Zitz am Kopf reparierte die Gleichgueltigkeit gegenueber G-ttes Geboten.

Viele Kommentatoren sind der Meinung, dass es hierbei nicht nur um die Kleider des Hohepriesters (Cohen HaGadol) geht. Es geht um Kleidung ueberhaupt. Im Judentum drueckt die Kleidung den Charakter des Menschen aus. Sie gibt dem Menschen nicht nur ein gewisses Erscheinungsbild, sondern zeigt genauso seine Moral (Rabbi Samson Raphael Hirsch).

Die Kleidung des Hohepriesters machte ihm zu etwas Besonderem und er unterschied sich dadurch von allen anderen. Genauso sollten wir uns durch unsere Kleidung von derer anderer Nationen unterscheiden. Durch anstaendige Kleidung begehen wir einen Tikun fuer uns selbst und diese Art der Kleidung haelt uns davon ab zu suendigen (Rabbi Moshe Chaim Luzzatto – Ramchal).
Viele haredische Freunde sagten mir, dass sie sich durch ihre Kleidung immer auf einem religioesen hoeheren Level befinden, welcher sie von relig. Vergehen abhaelt. Ich selbst habe auch schon diese Erfahrungen gemacht.

Rabbi Kook gibt zu dem Thema ein exellentes und beruehmtes Beispiel aus dem Talmud Traktat Shabbat 31a:
Ein Nichtjude ging einmal an einer juedischen Schule vorbei und hoerte wie der Lehrer den Kindern die Kleidung des Hohepriesters lehrte. Der Nichtjude fand Gefallen an der Kleidung und beschloss, zum Judentum zu konvertieren. Er dachte, dass er nach seiner Konversion zum Hohepriester ernannt werden wird und diese tolle Kleidung tragen darf.

Der Nichtjude ging also zu Shammai und trug ihm sein Anliegen vor. Doch Shammai akzeptierte ihn nicht. Das Judentum besteht nicht nur aus dem Dienst des Hohepriesters allein und der Nichtjude sollte schon andere Motivationen mitbringen.

Daraufhin ging der Nichtjude zu Hillel. Er sagte ihm, dass er konvertieren wolle, um Hohepriester werden zu koennen. Hillel antwortete ihm, dass er zuerst einmal lernen muss, was ein Hohepriester fuer Aufgaben hat. Der Nichtjude lernte sehr ausfuehrlich die juedische Religion und fand so allein heraus, dass er nach seiner Konversion niemals Hohepriester sein kann. Nicht einmal Koenig David haette Hohepriester werden koennen, da er kein Cohen war. Wie also kann ich als Fremder, der zum juedischen Volk kommt, Hohepriester werden ?

Der Maftir wird aus der zweiten Thorarolle gelesen. Dabei handelt es sich um Deuteronomy (Sefer Devarim) 25:17 – 19. Hier wird uns aufgetragen, uns immer daran zu erinnern, dass uns Amalek (der Enkel Esavs) in der Wueste aus reinem Hass angegriffen hat. Nicht, dass er einen Grund gehabt haette. Nein, nur so, aus Hass. Bis heute gibt es Menschen, die uns aus reinem Hass sprich Antisemitismus angreifen. Amalek lebt also weiter.

Das Prinzip Amalek kann ebenso symbolisch betrachtet werden. Er steckt genauso in jedem von uns. Amalek unternimmt alles, um uns davon abzuhalten, Mitzvot zu erfuellen. Wieviele Male wollen wir etwas Gutes tun im Leben; jemandem helfen oder fruehmorgens in die Synagoge gehen. Und dann haben wir diese Stimme im Ohr, die uns sagt: Warum denn ? Ich kann doch noch im Bett liegen bleiben. Ist doch viel besser auszuschlafen. Oder wieso helfen ? Habe ich nicht selbst genug Probleme am Hals ? Und ueberhaupt, morgen ist auch noch ein Tag. Genau das ist der Amalek in uns selbst (Midrash Rabbah).

Sowohl der Sefat Emet (ein fruehrer Rebbe der Chassidut Gur) als auch der Imrei Chaim (Vishnitzer Rebbe) kommentieren, dass ein verstaerkter Glaube, das Thorastudium und die Erfuellung der Mitzvot, diesen inneren Amalek besiegen. Wir koennen den Glauben dadurch verstaerken, indem wir zu der Einsicht gelangen, dass alles von G-tt erschaffen wurde und Er der Herr des gesamten Universums und unserer Existenz ist (Sefat Emet). Mit dem so verstaerkten Glauben sollen wir den Shabbat heiligen, was uns wiederum von dem inneren Amalek befreit (Imrei Chaim).

Das Thema Amalek fuehrt uns zu Purim, welches wir am Sonntag (in Orten auf aller Welt, die zur Zeit Joshua bin Nuns keine Stadtmauer hatten) und am Montag in Jerusalem feiern. Haman war ein Nachfahre Amaleks und auch er wollte die Juden ohne jeden ersichtlichen Grund vernichten. Doch die Juden besiegten Haman. Hoffen wir, dass dies auch in Zukunft so sein wird. Besiegen wir den inneren und den aeusseren Amalek.


Shabbat Shalom und Purim Sameach - Happy Purim