Samstag, Juli 21, 2007

Mea Shearim am Shabbat Chazon

B"H

Zuerst einmal "Shavua Tov - eine gute Woche" an alle.

Shabbat Chazon (der Shabbat vor Tisha Be'Av) ist vorueber. Manchmal erwarten wir gerade vor dem Tisha Be'Av (Tag der Zerstoerung beider Tempel) einen zermuerbenden tieftraurigen Shabbat. Dem war heute nicht so. Jedenfalls nicht an den Orten, wo ich mich befand. Wir hatten alle einen tollen spirituellen Shabbat mit sehr guten Teachings verschiedener Rabbis.

Nun hat uns der Alltag wieder und alles erwartet den Tisha Be'Av am Dienstag. Im Judentum haben wir das Konzept, dass Meschiach am Tisha Be'Av geboren wird oder kommt. So bezogen sich heute viele Teachings darauf, dass wenn Meschiach wirklich kommt, wir nicht zufasten brauchen, sondern sich der Tag von einem Fastentag in einen gradiosen Feiertag verwandelt.

Da die meisten Rebbes fast aller chassidischen Gruppen im Urlaub sind und noch dazu Shabbat Chazon war, so war es gestern Abend aeusserst schwer, einen chassidischen Tisch in Mea Shearim aufzutreiben. Alle waren auf der Suche und groesstenteils fanden wir uns alle am gleichen Ort wieder: bei den Slonim und deren Rebbe Shmuel Bozorovsky.
Es war gerammelt voll und das sogar oben auf der Frauenempore. Die Stimmung war toll, doch mit einem kann ich mich bei den Slonim einfach nicht anfreunden; mit deren Liedern. Ich tat mein bestes, um etwas Positives in den Niggunim (Melodien) zu finden, doch trotz groesster Anstrengung fand ich nichts.
Tolle Leute, tolle Atmosphaere, toller Rebbe, aber die Lieder...

Dennoch waren gestern alle bei den Slonim in Mea Shearim versammelt: Breslov, Belz und sogar einige Leute der Edah HaCharedit. Nicht zu vergessen eine Gruppe nationalreligioeser Yeshiva - Studenten und ein paar litvishen Haredim.
Auch bei Belz fand ausnahmsweise einmal kein Tisch statt, und so waren auch die Belzer Chassidim auf der Suche. Der Belzer Rebbe ist zwar daheim in Jerusalem und leitete den Synagogendienst, aber der Tisch um 23.00 Uhr wurde abgesagt.

Unterwegs lasen wir einige von den fuer Mea Shearim so typischen Mitteilungsplakaten an den Haeuserwaenden (den Fakshivilim). Auf denen rief die anti - zionistischen Dachorganisation (Mitglieder sind u.a. Satmar, Toldot Aharon, Toldot Avraham Yitzchak, Spinka, Brisk etc.) zu gewaltfreien Demonstrationen auf.

Nach wie vor finden in Mea Shearim fast allabendlich Demos gegen die fuenf inhaftierten Haredim in Beit Shemesh statt.
Hintergrund: Fuenf Haredim wurden in der Stadt Beit Shemesh verhaftet, da sie Plakate an Hauswaende hingen, die zum Tragen von anstaendiger Kleidung aufriefen. Die Polizei will mit den Fuenf ein Exempel statuieren und haelt sie bis zum Prozessbeginn in Haft. Normalerweise kaemen sie bis dahin frei, doch der Plan ist, andere Haredim abzuschrecken.
In Israel koennen laut Gesetz Leute bis zu 90 Tagen ohne Prozess in Haft gehalten werden.
Gegen die Inhaftierung wird in Mea Shearim und in Beit Shemesh heftig demonstriert. Zuerst auch mit Gewalt (Steinewerfen und Muell verbrennen), aber nun schritt die Edah HaCharedit ein. Jegliche Gewaltanwendung wurde von ihrem Beit Din Zedek (rabbinisches Gericht) verboten.
Morgen treffen sich hochrangige Rabbiner der Edah mit Vertretern der UNO, um ausgerechnet die UNO zu veranlassen, gegen die Handlungen der israel. Regierung bezueglich der INhaftierten, zu protestieren.

Meiner Meinung nach keine gute Idee, denn dies gibt der eh schon nicht gerade gegenueber Israel freundlich gestimmten UNO einen Grund mehr, negativ ueber Israel zu berichten.

Ueber Tisha Be'Av werde ich morgen ausfuehrlich berichten, denn vor allem in Jerusalem ist der Tag etwas ganz Besonderes. Wir befinden uns hier sozusagen am Ort des Geschehens.
Arbeiten tue ich nicht an dem Tag. Die Busse fahren und das Leben geht normal weiter. Die meisten Geschaefte sind geoeffnet.
Wer etwas Religioeses sucht, der findet in unzaehligen Jerusalemer Synagogen, im Israel - Center der orthod. Union in der Keren HaYesod, in Talpiot, Katamon und vor allem in der juedischen Altstadt unzaehlige Lernprogramme und Vortraege.

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