Freitag, Februar 27, 2009
Schabbat Schalom
Gerne würde ich den anstehenden Schabbat in Tel Aviv verbringen und heute abend (Erev Schabbat) nach Bnei Brak hinüberlaufen, um am chassidischen Tisch der Vishnitzer Chassidim teilzunehmen. Diese feiern beim heutigen Tisch auch ihre "Sheva Berachot - die sieben Tage lang anhaltenden Segen nach einer Hochzeit".
Heute nachmittag jedoch fahre ich nach Jerusalem, um den Schabbat im ultra - orthodox. Mea Shearim zu verbringen.
Israel braucht dringend Regen und an diesem Wochenende bekommen wir ihn. Tel Aviv ist schon halb überflutet, denn in der Nacht schon gab es starke Regenfälle. Kalt, windig und nass - so die Wettervorhersage bis mindestens Sonntag. Am Schabbat aber ist Regen manchmal etwas nervig, wenn man plant, irgendwohin zu gehen. Da es Juden laut Halacha verboten ist, am Schabbat einen Regenschirm aufzuspannen, sind wir gezwungen, uns mit einem Regencape (Ostfriesennerz) zu begnügen.
Schabbat Schalom - Gut Schabbes an ALLE Leser und einen tollen neuen Monat Adar. Der ADAR hat als Symbol die Freude und wir sollten versuchen, alles positiv zu betrachten.
Donnerstag, Februar 26, 2009
Vishnitzer Hochzeit in Bnei Brak
Die Buslinie 54 von Tel Aviv nach Bnei Brak und Kiryat Vishnitz war nicht so furchtbar überlaufen, wie ich ursprünglich angenommen hatte. Die Leute befanden sich von der Arbeit auf dem Nachhauseweg, denn es war 16.30 Uhr und somit handelte es sich vorwiegend um reguläre Fahrgäste. Je näher wir aber Kiryat Vishnitz (dem Bnei Braker Stadtteil der Vishnitzer Chassidim) kamen, desto mehr Vishnitzer Chassidim stiegen in den Bus. Sie waren für die bevorstehende Hochzeit festlich gekleidet - mit dem traditionellen Streimel (Pelzmütze) und der festlichen Bekischen (dem glänzend schwarzen Kaftan). Festtags - und Schabbatbekleidung also.
Kiryat Vishnitz befindet sich auf einer Anhöhe in Bnei Brak und alles ist in dem Stadtteil irgendwie Vishnitz. Vom Bäcker bis zum Altenheimberater. Eine Welt für sich.
Die Hochzeit von Rabbi Shneur Zalman Ernster ( aus Sanhedria HaMe'uchedet / Jerusalem) und Trante Hager (aus Monsey / New York und Enkelin des dortigen Vishnitzer Rebben Mordechai Hager, dem Bruder des Vishnitzer Rebben aus Bnei Brak, Rebbe Moshe Yehoshua Hager) fand zwischen einer riesigen Synagoge und mehreren Yeshivot (relig. Schulen) statt.
All die Vishnitzer Chassidim im Bus machten es einfach an der richtigen Haltestelle auszusteigen. Immer nur der Menge nach.
Ein Vishnitzer Chassid, den ich aus Jerusalem recht gut kenne, hatte mich vorher aufgeklärt und auch an den Familieninfos der Brautleute nicht gespart. Diese sind Cousin und Cousine, aber im Rahmen des halachisch Erlaubten, denn eigentlich verbietet die Thora Ehen unter engen Verwandten. Der Vishnitzer aber fügte hinzu, dass man bei Cousin und Cousine wenigstens weiß, wen man bekommt. Man kennt sich und kann daher eine Ehe besser aufbauen. Und außerdem brauche dann die Braut ihre relig. Bräuche nicht ändern.
Bei Hochzeiten zwischen unterschiedlichen chassidischen Gruppen muss sich die Braut hinterher nach den Gebräuchen der Gruppe des Mannes richten, was erst einmal erlernt sein muss.
"Du bist viel zu sehr mit den extremen Toldot Aharon zusammen, sagte der Vishnitzer. Komm zu uns nach Bnei Brak und schau Dir einmal ein paar "normale" Chassidim (Vishnitz) an. Du warst bei den Toldot Aharon und Satmar, da wirst Du Vishnitz auch noch überleben".
Ich weiß nicht, ob die Vishnitzer so "normal" sind, doch nett waren zumindest die Frauen allemal. Frauen und Männer kamen zusammen zur Chuppah, dem Hochzeitsbaldachin, und Schilder waren deutlich ausgehängt mit dem Hinweis, auf welcher Seite die Frauen stehen und wo die Männer. Die Mechitzah (Geschlechtertrennung) erfolgte ganz einfach durch Häuser, die sich in der Straßenmitte befanden. Dafür standen wir Frauen genau vor der Chuppah und die Männer weiter an der Seite. Ich dand einen optimalen Platz fast vor der Chuppah und sah alles.
Hunderte von meist Vishnitzer Frauen trudelten mit ihren Kindern ein. Auch sie hatten überwiegend Festtagsstaat angelegt. Kostüme, Perücke und eine Art Hütchen / Mütze auf der Perücke.
An der Chuppah wurden von einigen Chassidim noch gewerkelt und nach ca. einer Stunde wurde zuerst der Bräutigam auf die Bühne, auf welcher die Chuppah stand, geführt. Von seinem Vater und einem anderen Verwandten. Danach kam von der anderen Seite die Braut mit der Mutter und einer Verwandten. Sie trug eine riesiges weisses langes Kleid und ihr Gesicht war mit einem weissen Tuch verhüllt. Die Mutter sowie die Verwandte leisteten ganze Arbeit, die Braut über die Stufen auf die Bühne zu bringen und die danach sieben Mal im Kreis um den Bräutigam herumzuführen. Danach sagte der Vishnitzer Rebbe (Vishnitz in Bnei Brak hat derzeit drei Rebben) Israel Hager den Kiddusch (Segnung des Weines).
Der Belzer Rebbe war nicht unter der Chuppah anwesend und überhaupt war nur die engere Familie anwesend. Mittendrin wurde ein Stuhl für den "alten" Rebben Moshe Yehoshua Hager aufgestellt. Die Mädels neben mir nannten die Sitzgelegenheit auf Jiddisch "Bänkel".
Es war eine tolle Hochzeit und man merkte, dass alle unter der Chuppah irgendwie eine Familie waren, denn man kannte sich halt. Das Brautpaar hatte mit einem besonder viel Glück; nämlich mit dem Wetter. Es war relativ warm und deswegen angenehm draußen zu stehen.
Nachher nahm ich nicht an der Se'udah (festliches Mahl) teil, sondern fuhr zurück nach Tel Aviv. Ich hatte mir fast die Beine in den Bauch gestanden und obwohl jeder zum Essen eingeladen war, verzichtete ich. Anscheinend bin ich doch noch zu deutsch, um mich bei anderen Leuten einfach so durchzufressen. Anscheinend ging ich nur ich heim, sondern ebenso viele Chassidim, denn die Straßen war voll mit Menschen, die Polizei regelte den Verkehr und alles strömte zum 54er Bus oder zu den eigenen geparkten Fahrzeugen.
Es war wert gewesen, sich die Hochzeit anzuschauen und nochmals MAZAL TOV an das gestrige Brautpaar ! Ich bin mir sicher, dass am Freitag abend (Erev Schabbat) bei Vishnitz in Bnei Brak ein riesiger Tisch mit den traditionellen Sheva Berachot (Segnungen der folgenden sieben Tage nach einer Hochzeit) stattfinden wird.
Photos von der Hochzeit am 25. Februar 2009
Unter der Chuppah, dem Hochzeitsbaldachin
Parashat Terumah
Photo: Gil Gilad
Die Thoralesung für diesen Schabbat
Mit der Parashat Terumah gelangen wir an den Punkt, an dem G - tt Moshe die genauen Details zum Bau des Tabernakels (Mischkan) gibt. Da wird das Material genannt und wie die einzelnen Bauteile bzw. Gegenstände (Kelim) auszusehen haben. Gleichzeitig gelangt so manch einer von uns damit an den Punkt, diese Details nur zu überfliegen, denn was interessiert es mich, ob ein Teil des Mischkan aus dem Holz oder jenem Holz entstand.
Befasst man sich dagegen ausgiebig mit den Kommentaren zu dieser Thoralesung, dann kommt Erstaunliches zum Vorschein. Besonders sticht einmal wieder mehr die Kabbalah hervor, welche den einzelnen Bauteilen mystische Bedeutung beimisst.
Gleich zu Beginn der Parashat Terumah beauftragt G - d Moshe, unterhalb den Israeliten eine "Terumah" durchzuführen. Das Wort TERUMAH wird im heutigen Sprachgebrauch mit SPENDE übersetzt, doch ist in der Thora eine "Opfergabe" gemeint. Jeder Israelit kann zum Bau des Mischkans beitragen, indem er eine Spende gibt. Die Chassidut Ruzhin in ihrem Buch "Ner Israel" hält einen erstaunlichen Kommentar dazu bereit. Zuerst jedoch muß angemerkt werden, dass die Mehrheit der Kommentatoren der Meinung sind, dass das Mischkan NACH dem Vergehen mit dem Goldenen Kalb (Egel HaZahav) gebaut wurde und nicht vorher, wie die Thora vielleicht reihenfolgemässig verlauten läßt. Nicht immer hält sich die Thora an historische Reihenfolgen und Abläufe und einiges mag später gelesen werden, was eigentlich vorher stattfand. Zum Beispiel lasen wir die Parashat Ki Tisa, welche vom Bau des Goldenen Kalbes handelt, bisher noch nicht, aber dennoch wird in dieser Parasha schon das Mischkan gebaut.
Reihenfolgemässig jedoch war das Goldene Kalb schon halbe Vergangenheit, aber da die Israeliten schwer gesündigt hatten, indem sie in den Götzendienst zurückverfielen, mußte ein Tikun (Reparatur der Seele) her. Kabbalistische Autoren sehen daher den Bau des Mischkan als eine Seelenreparatur für das Volk Israel. Zusätzlich repräsentieren die einzelnen Bauteile gleichzeitig die Erschaffung der Welt durch G - tt. Das Tabernakel (Mischkan) ist in sich eine eigene Welt. Das Dach steht für die Erschaffung des Himmels etc.
Aber zurück zum Kommentar des Ner Israel (Rabbi Israel von Ruzhin) zur Terumah (Opfergabe). G - tt beauftragte Moshe, den Israeliten eine Opfergabe abzuverlagne, welche durchaus freiwillig war. Zumindest war die Höhe der Gabe individuell selbst zu bestimmen. Einer gab mehr, der andere konnte nur wenig geben. Aber nicht die Summe zählte, sondern die Höhe der Bereitschaft jedes Einzelnen. Mit welchen Gefühlen G - tt gegenüber gab er etwas ?
G - tt legte so hohen Wert auf den freien Willen jedes Menschen. Außerdem drückt die Terumah (Opfergabe) auch eine Art Teshuva (Umkehr zu G - tt) aus. Es ist eine Mitzwah (Thoragebot), anderen Leuten zu helfen und zu geben. Im Hebräischen nennen wir diese Gabe an Bedürftige auch Zedakah. Jeder dieser Gaben kommt gleichzeitig einer persönlichen Annäherung an G - tt gleich. Oder in anderen Worten, anhand der Erfüllung von Thorageboten kommen wir G - tt näher. Selbstverständlich geschieht dies auch durch das Gebet, doch besteht das Judentum auch aus Taten.
G - tt sagte, dass Er in dem Mischkan in ihnen (den Israeliten) "wohnen" wollte. Wie immer ist diese Aussage nicht wörtlich zu verstehen, sondern metaphorisch. G - tt lebt nirgendwo, denn Er ist und bleibt für unseren menschlichen Verstand unbegreifbar. Was Er allerdings tat war, uns die Thora in menschlicher Sprache zu geben, damit wir imstande sind, sie einigermassen zu begreifen. Daher erfolgen manchmal geradezu menschliche Charakterbeschreibungen G - ttes.
G - tt sagte, dass Er inmitten von ihnen (den Israeliten) leben wolle. Der große spanische Kabbalist, Rabbi Yosef Gikatilla (1248 - ca. 1305), kommentiert hierzu in seinem Buch "Shaarei Ora", dass G - tt nicht sagte, Er wolle in der unseren unteren Welt leben, sondern innerhalb der Israeliten. Diese Aussage steht als Beweis dafür, dass G - tt immer in unserer (den Juden) Mitte weilt. Niemals sind wir allein, was uns alle bisherigen Diasporas bewiesen. Egal, wo sich die Juden befinden, G - tt lebt immer unter ihnen.
Der derzeitige Rebbe der chassidischen Gruppe Slonim, Rabbi Shmuel Bozorowsky, sowie der Thorakommentator Rabbi Moshe Alschich kommentieren, dass G - tt nicht nur innerhalb der Israeliten in dem Mischkan lebt, sondern genauso in jedem Einzelnen von uns selbst. Jeder Jude sollte durch die Einhaltung der Thora zum wandelnden Mischkan werden.
Aber nicht nur als eigene Seelenreparatur diente das Mischkan. Der Bau allein und der Opferdienst führten laut der Chassidut zu einer absoluten Devekut, Vereinigung mit G - tt. Sobald ich etwas für G - tt tue, kommt automatisch die Lust auf, mehr zu tun.
Es gibt Hunderte von Themen, auf die man in der Parashat Terumah eingehen sollte. Ich entschloß mich für die Cheruvim (Kerubim), welche vor allem in kabbalistischer Literatur eine immense Bedeutung haben.
Der Talmud Traktat Bava Batra 99a sowie der Thorakommentator Onkelos sehen die Cheruvim als Engel in Kindergestalt. Nicht immer sind sie die braven lieblichen Engel, denn stehen sie doch auch als Wächter vor dem Eingangstor zum Paradies (Gan Eden). Und wer dort ankommen sollte, der kann genauso von ihnen zerstört bzw. nicht eingelassen werden.
Auch hier bin ich wieder gezwungen, darauf hinzuweisen, dass es sich um eine Metapher handelt. Das Paradies ist kein irdischer Ort, an dessen Tor man steht und anklopft. Viemehr handelt es sich um einen Seelenzustand. Nach dem Tode steigt die Seele auf und bekommt ihren endgültigen Platz von G - tt in der Seelenwelt zugewiesen. Entweder näher an Ihm oder weiter weg. Je nach dem Leben, welches man auf Erden führte.
Ein weiblicher und ein männlicher Cheruv standen jeweils auf dem Aron HaKodesh, der Bundeslade. Sie waren aus purem Gold und spannten ihre Flügel über die Lade. Sobald sie sich gegenüberstanden und ansahen, war das ein Zeichen dafür, dass die Juden G - ttes Gebote erfüllten und eins mit Ihm waren. Sahen sie dagegen aneinander vorbei, so zeigte dies das Gegenteil an. Die Juden hielten sich nicht an die Thora und G - tt zog seine Schechinah (Anwesenheit) etwas zurück (siehe die Kommentatoren Raschbam sowie den Maharscha). Insgesamt waren die beiden Cheruvim ein Ausdruck für G - ttes Verhältnis zu Israel, welches übrigens auch im Schir HaSchirim zum Ausdruck kommt. Schir HaSchirim scheint in den deutschen jüdischen Gemeinden nicht gerade besonders existent zu sein, denn ich habe es nie im Sidur (Gebetbuch) gefunden. In Israel dagegen liest man es vor dem eigentlichen Abendgebet (Maariv) am Erev Schabbat (Freitag Abend).
Wie bekannt verschwand mit der Zerstörung des Ersten Tempels auch die Bundeslade und damit die Cheruvim. Über den Aufenthaltsort der Lade wird auch im Talmud Yoma spekuliert, aber Genaues scheint niemand zu wissen. Einmal las ich in einer Gemara (rabbinische Diskussionen im Talmud), dass erst G - tt uns die Lade wieder zeigen wird. Manchmal im Leben kann es geschehen, dass wir vor etwas stehen und es dennoch nicht sehen. So erginge es uns auch heute mit der Bundeslade.
Und was tun wir heute ohne Mischkan oder Tempel ?
Natürlich weiterhin beten und die Mitzwot erfüllen, soweit dies eben ohne Tempel und Cohanim (Tempelpriester) möglich ist. Momentan sind wir nur in der Lage, ca. 70 der 613 Thoramitzwot auszuführen, da sich halt die meisten von ihnen auf den Tempel beziehen.
Und warum erklärt uns die Thora jedes noch so kleine Detail des Mischkans ?
Damit wir uns an Details gewöhnen, denn nur wenn wir die Mitzwot aus dem Detail heraus erfüllen, tun wir auch das Richtige. Niemand sollte alles auf die leichte Schulter nehmen, sondern sich an die Halacha halten.
Schabbat Schalom und einen tollen, gesunden und erfolgreichen Monat Adar.
Mittwoch, Februar 25, 2009
Plötzlich nicht mehr jüdisch
Zu meiner Yeshiva (relig. Schule) Zeit bekamen wir Studenten ab und an folgende Story zu hören:
Ein junger Mann war Zeit seines bisherigen Lebens über jüdisch religiös aufgewachsen. Sogar haredisch (ultra - orthodox) in Bnei Brak bei Tel Aviv. Plötzlich kam heraus, dass er gar kein Jude laut der Halacha war und man fragte ihn, ob er denn nun konvertieren wolle, damit er "wieder" ein richtiger Jude ist.
Nach all den Jahren in der Yeshiva und seinem haredischen Backround.
Es versteht sich eigentlich von selbst, dass seine Rabbiner automatische ein JA hören wollten. Keine Frage, die Zustimmung zur Konversion wurde von dem jungen Mann, der so unerwartet ohne jüdische Identität dastand, einfach erwartet. Aber wider jeglicher Erwartungen sagte der junge Mann: "NEIN". Sprachs und ging.
Soweit die Story.
In einer Tel Aviver Lokalzeitung las ich jetzt von einer anderen Situation, welche ebenso unerwartet auf den Betreffenden einstürzte:
Eine Haredi, in den USA lebend, erhielt einen Anruf von einer Frau, die seine verstorbene Mutter sehr gut kannte. Die Frau erzählte ihm dann, dass seine Mutter gar keine halachische Jüdin war.
Die Behauptung entpuppte sich als wahr und der Haredi fragte seine zuständigen Rabbiner, ob er sich den offiziellen Giur (Konversion zum Judentum) nicht sparen könne und stattdessen auch so als halachischer Jude gelte.Es ist schon erstaunlich, wie heutzutage die Identitäten, meist aufgrund von Mischehen zwischen Juden und Nichtjuden, durcheinander geschüttelt werden und später die Kinder ggf. darunter leiden.
Begründung: Wie die biblische Ruth sah er sich mit dem Judentum verbunden. Außerdem habe er sein gesamtes Leben religiös verbracht. Sei das etwa nichts ? Wo ist jetzt da der Unterschied ob er Papiere hat oder nicht ?
Das Beit Din (rabbinisches Gericht) entschied anders: Der Betreffende musste einen offiziellen Giur durchlaufen. Samt nochmaliger Beschneidung (Brit Milah). Wobei wenn jemand beschnitten ist oder aus irgendeinem Grund beschnitten geboren wird, die Brit Milah symbolisch erfolgt (anhand eines kleinen Nadelstiches). Besagter Haredi machte also den Giur und gilt ab sofort als halachischer Jude.
Die Vishnitzer Familie & Der Belzer Rebbe
Zur heute abend in Bnei Brak stattfindenden gigantischer Hochzeit in der Chassidut Vishnitz, hier ein kurzes Video:
Die Vishnitzer Familie aus Bnei Brak tanzt mit dem Belzer Rebben Yissachar Dov Rokeach. Der Vishnitzer Rebbe Moshe Yehoshua Hager sitzt in der Mitte und der Belzer Rebbe samt der miteinander verfeindeten Söhne (Rebbe Israel & Rebbe Menachem Mendel Hager) des Rebben Moshe Yehoshua. Man beachte auf dem Video, dass der Belzer Rebbe beide Söhne zusammenführte und sie gemeinsam tanzen. Das allein gilt als Sensation.
Die Fragen im Vorfeld zur heutigen Hochzeit sind: Erscheint der Belzer Rebbe wieder ? Oder vielleicht sogar der Gerrer Rebbe ? Und kommt Rebbe Menachem Mendel, wenn doch sein verfeindeter Bruder Israel anwesend ist ?
Eine chassidische Hochzeit bedeutet gleichzeitig stets Politik und mir tut das junge Brautpaar leid, wenn alles nur auf die Gästeliste starrt, anstatt sich herzlich mit ihnen zu freuen.
MAZAL TOV an den Bräutigam Shneur Zalman Ernster und seine Braut Trane Hager !
Beide sind Cousins, doch alles läuft im Sinne der Halacha ab. Ein Vishnitzer Chassid klärte mich gestern über die bevorstehende Hochzeit auf und meinte, dass Bnei Brak weniger Vishnitzer Hochzeiten sieht als Monsey in New York. Schon allein aus dem Grunde wird in Bnei Brak heute abend riesig gefeiert. Gemunkelt wird, dass 10.000 Menschen erscheinen werden.
In etwas mehr als zwei Stunden mache auch ich mich auf den Weg und hoffe auf eine tolle Feier.
Dienstag, Februar 24, 2009
Hochzeit in Chassidut Vishnitz
Plakat mit der Hochzeitsankündigung in Bnei Brak
B"H
Morgen (Mittwoch) ist es soweit und mehrere Tausend Gäste werden zum grossen Event nach Bnei Brak (nahe Tel Aviv) geladen. Eine riesige Hochzeit findet in der chassidischen Gruppe VISHNITZ statt.
Vorab ein paar Photos zum Aufbau des Festzeltes im Stadtteil Kiryat Vishnitz in Bnei Brak. Uebrigens werde ich ebenso zur Hochzeit fahren und ich freue mich, dabei zu sein. Wird garantiert spektakulär werden, mit soviel Besuchern.
Die Rebbeprominenz anderer chassidischer Gruppen, unter anderem der Belzer Rebbe, wird auch anwesend sein, doch leider leider befinde ich mich auf der Frauenseite und kriege weniger mit. Aber wer weiss ...
"Die Chuppah - der Hochzeitsbaldachin", unter dem morgen das Brautpaar getraut werden wird.
Koscheres Wäscheaufhängen
B"H
In einem haredischen Forum brachte ein Teilnehmer das Thema "Koscheres Wäscheaufhängen" zur Sprache. Es sei verboten, die Wäsche von Männlein und Weiblein zusammen auf eine Wäscheleine zu hängen. Sowas ziehme sich nicht.
Andere Haredim nahmen es gelassen und verwiesen darauf, dass es dazu gar keine offizielle Bestimmung gebe. Man sparte nicht am Humor und setzte gleich noch ein Photo der ganzen Nachbarschaft obendrauf.
Ist die Wäsche zu unanständig ?
Tolles Thema, wie ich finde, denn offenbar gibt es nichts im Leben, was der halachische Kopf nicht in Frage stellt.
Rabbi Avraham Kahaneman z"l
Rabbi Avraham Kahaneman z"l
B"H
Die Elite der litvish (litauisch) - haredischen Welt studiert, u.a., in Yeshivat "Ponebezh" in Bnei Brak (bei Tel Aviv). Es ist nicht leicht, dort angenommen zu werden und wer Glück hat, den erwartet eine "konservative" Ideologie. Kein Kino, kein TV... In Ponibezh hält man auf Tradition, wenn gleich die Yeshiva (relig. Schule) auch nicht ganz frei von Skandalen ist. Eines jedoch ist sicher, wer auf Ponebezh studiert, der ist angesehen und stellt in der Bnei Braker Society etwas dar.
Rabbi Avraham Kahaneman war der grosse Rosh Yeshiva (Yeshivaleiter) von Ponibezh und gestern verstarb er im Alter von 97 Jahren. Sein Begräbnis findet heute morgen um 11.00 Uhr statt. Der Trauerzug beginnt bei Ponebezh.
Link:
Yeshivat "Ponebezh"
Ponebezh in Bnei Brak
Blogempfehlung
Neues in der deutsch - jüdischen Blogwelt:
Noa berichtet in ihrem neuen Blog vom orthodoxen Giur (Konversion zum Judentum) in Deutschland, über das Leben in Israel und ihre bevorstehende Aliyah.
http://noa50.blogspot.com/
Montag, Februar 23, 2009
Yibum
Gesetze für die Chalitzah
B"H
Beim Yibum handelt es sich um ein Konzept, welches aus dem "Buch Deutoronomy - Sefer Devarim" 25:5 - 10 hervorgeht.
In der Thora lesen wir, dass die Frau eines Mannes, der verstirbt und zum Todeszeitpunkt keinerlei Kinder hinterlässt, von dem Bruder des Mannes (Schwager) zur Ehefrau genommen werden muss. Sofern der Verstorbene einen Bruder hat.
Bei solch einer Ehe mit dem Schwager handelt es sich dann um einen "Yibum".
Was aber, wie in fast allen Fällen, wenn der Bruder schon verheiratet ist, die Witwe seines verstorbenen Bruders nicht will oder die Witwe nicht den Schwager heiraten will ?
Der Talmud Traktat Yevamot beschäftigt sich eingehend mit dem Thema "Yibum" und in Kapitel 12, Seite 101 ff., lernen wir über die Prozedur der "Chalitzah", welche in Gegenwart von drei rabbinischen Richtern vollzogen wird, wenn der Bruder sowie die Witwe keine Ehe eingehen wollen. Bei solch einem Verfahren werden biblische Verse verlesen, danach entfernt die Witwe den rechten Schuh ihres Schwagers von dessen Fuß und spuckt in die Richtung des Schuhes. Hiernach sind beide Parteien von der biblischen Vorschrift befreit und jeder geht seiner Wege.
Als ich zum ersten Male von dem Konzept hörte, dachte ich erst, dass das ja wohl nicht wahr sein könne. Wozu denn das Ganze ?
Neben einigen kabbalistischen Kommentaren hierzu schreibt der einstige Frankfurter Rabbiner Samson Raphael Hirsch (1808 - 1888): Bei dem Yibum handelt es sich um eine Manifestation des Ausdrucks der Liebe zum verstorbenen Bruder und dessen Witwe soll nicht das Gefühl bekommen, nach dem Tod ihres Gatten einsam und allein dazustehen.
Die Chalitzah muss mit einem Schuh erfolgen und der Talmud beschreibt, dass die Chalitzah mit, zum Beispiel, einem Strumpf ungültig wäre.
Weitere jemenitische Familie nach Israel eingewandert
Neulich berichtete ich von den ca. 280 im Jemen verbliebenen Juden, die sich dort aufgrund der verstärkten Repräsentanz der Al Khaida nicht mehr sicher fühlen und nach Israel auswandern wollen.
In der vergangenen Woche machte die Familie des Said Ben Yisrael aus dem jemenitischen Raida Aliyah nach Israel.
Said Ben Yisrael machte Aliyah mit Frau und sieben Kindern.
Neues Kommittee im Innenministerium
Aufgrunddessen das Tausende Nichtjuden in Israel herumlaufen und die hiesige Staatsbürgerschaft verlangen, bildete Innenminister Me'ir Sheetrit ein neues Kommittee, welches das derzeitige "Law of Return - Rückkehrerrecht" überarbeiten soll. Gemäss des bestehenden Law of Return hat jeder Jude oder zum Judentum Konvertierte (Reformkonvertiten sollten sich stets vorher gesondert erkundigen !) das Recht auf Aliyah nach Israel. Nach der Aliyah erhält jeder jüdische Einwanderer die israelische Staatsbürgerschaft und somit gewisse Rechte aber auch Bürgerpflichten.
Heutzutage jedoch meinen Hunderte fanatischer Christen, sie seien ein Teil des jüdischen Volkes und verfügen somit über das Recht, hierbleiben zu dürfen. Zusehends wurde das Law of Return immer mehr ausgenutzt und die schockierende Mitteilung ist, dass 30% der Bewohner von Eilat keine halachischen Juden sind !
Nun soll das speziell eingerichtete Kommittee eventuelle Ergänzungen zum Law of Return ausarbeiten. Eine Alternative wäre, dass Neueinwanderern nach der Aliyah vorläufig ein besonderer Status gegeben und dabei gleichzeitig geprüft wird, ob es sich hier tatsächlich um einen Juden handelt. Weiterhin soll der Betreffende seine Loyalität zu Israel beschwören. Derzeit kommt es häufig vor, dass weibliche russische Einwanderer sich mit Palis einlassen und in der Vergangenheit half eine Russin einem Pali ein Attentat zu verüben.
Hinzu soll vor Vergabe der Staatsbürgerschaft geprüft werden, ob der Antragsteller des Hebräischen etwas mächtig ist. Kurz gesagt, es soll sich um Neueinwanderer handeln, die fähig sind, sich in die israelische Gesellschaft einzugliedern und dazu gehört die hebräische Landessprache.
Die zweite schockierende Nachricht:
According to recent Interior Ministry data, approximately 1 million illegal immigrants currently reside in Israel. Among them are 25,000 African infiltrators (only 600 of which are refugees from Darfur), tens of thousands of Palestinian Authority Arab women married to resident Israeli Bedouins,16,000 Arab women receiving Israeli welfare stipends while residing in Judea and Samaria, and 46,000 non-Jewish Ethiopians.
Inniges Gebet an der Kotel
B"H
Dieses Photo, aufgeschnappt in einem israelisch - haredischen Forum, zeigt einen Chassid beim innigen Gebet an der Kotel (Klagemauer). Der Fotograph schreibt dazu, dass der Chassid 20 Minuten lang in dieser Position betete und sich nicht vom Fleck bewegte. Bewundernswert !
Sonntag, Februar 22, 2009
Getrennte Sitzplätze
Einige Haredim Mea Shearims demonstrierten und attackierten dabei Jerusalemer EGGED Busse auf ihrer Route durch den Stadtteil. So geschehen in der vergangenen Woche, doch der Kampf um die "koscheren" Busse, in denen Männlein und Weiblein nach Geschlechtern getrennt sitzen sollen, dauert schon jahrelang an.
Die amerikanisch - israelische Schriftstellerin Naomi Ragen betrachtet die Angelegenheit als rein rassistisch den Frauen gegenüber. Wieso sollen Frauen im hinteren Teil des Buses sitzen und kuschen ?
Vor ein paar Tagen sagte mit eine Arbeitskollegin, dass die Haredim (Ultra - Orthod.) ihre Busse gefälligst im Iran bestellen sollen und damit hat es sich dann.
Meinerseits bin ich absolut gegen die strikte Trennung von Mann und Frau in öffentlichen Jerusalemer Bussen. Ich habe nichts dagegen, wenn jene Busse, die ausschließlich vom haredischen Bevölkerungsteil genutzt werden, nach Geschlechtern getrennte Sitze haben, doch sollte nicht ganz Jerusalem in einen sogenannten "koscheren" Bus gezwungen werden. Warum muss ich im hinteren Teil eines Busses verschwinden, nur weil sich einige Männer nicht beherrschen können und beim Anblick einer Frau sofort an wer weiß was denken ? Ist das dann etwa meine Schuld ? Solche Männer, welche dann von unreinen Gedanken ereilt werden, brauchen keine getrennten Sitzplätze, sondern die Hilfe eines Psychologen.
Allerdings sind da auch nicht wenige haredische Frauen, die getrennte Sitze bevorzugen. Unter anderem auch weil eben einige männliche Haredim ihre Yetzer HaRah (negative Charakterschwächen in einem selbst) nicht in der Lage sind zu überkommen und pausenlos andere Frauen angaffen müssen. Egal, ob die Frau augenscheinlich verheiratet ist oder nicht.
(Verheiratete relig. Frauen bedecken ihre Haare mit einer speziellen Kopfbedeckung oder eine Perücke).
Vor einiger Zeit fuhr ich in der Linie 15 vom Stadtteil Ge'ulah nach Givat Shaul und sämtliche Fahrgäste bekamen die Szene mit als eine junge verheiratete haredische Frau einen Haredi bat, doch Abstand zu nehmen. Der Typ hatte sich ihr zu dicht aufgedrängt und nach ihrem Ausruf tat er es ungeniert ein zweites Mal. Manche Frauen sind nicht gerade in der Stimmung, wenn fast immer ein Mann im Bus dabei ist, der sie mit seinen Blicken auszieht. Insbesondere für religiöse Faruen ist das beschämend und sie sind allzu oft peinlich berührt, anstatt ihre Meinung laut kundzutun wie im oben angesprochenen Fallbeispiel.
Die ganze Diskussion hat also zweierlei Seiten, dennoch tendiere ich mehr gegen derlei Busse. Frauen sind keine zweite Klasse oder Abfall, die man ebenso mal schnell irgendwo hinten parkt. Manchmal kommt es mir so vor als werden Frauen tatsächlich als aussätzig oder sonst irgendwie krank betrachtet. Alles zum Wohle des Mannes, der da unbescholten im vorderen Teil des Busses seine Kleinausgabe des Talmud lernen kann.
Was hätten wohl unsere Vormütter Sarah, Rivka (Rebekka), Lea Und Rachel dazu zu sagen ? Oder Beruriah, die selbstbewusste Gattin des talmudischen Rabbi Me'ir, die Prophetin Devorah oder die Töchter des berühmten Kommentator Rabbi aus dem frühen Mittelalter, denen nachgesagt wird, den gesamten Talmudkommentar des Traktates Nedarim verfasst zu haben.
Rosh Chodesh Adar - Beginn des jüdischen Monat Adar
Am Montag abend, Dienstag und Mittwoch feiern wir den Beginn des jüdischen Monat Adar A.
Adar ist der 12. und freudenreichste Monat im jüdischen Kalender. Die Freude ist das Symbol des Adar. Freude, G - tt dienen zu dürfen und die Freude darüber, dass G - tt Wunder für die Juden vollbrachte (Purim und Pessach)(siehe das Chabad - Buch Shaarei HaMoadim).
Laut dem kabbalistischen Buch Sefer Yetzirah (The Book of Creation) repräsentiert jeder jüdische Monat einen bestimmten Buchstaben, ein Sternzeichen, einen israelitischen Stamm, ein Organ und einen menschlichen Sinn:
- Der Buchstabe des Adar ist das KUF ק
- Das Sternzeichen ist der Fisch
- Der Stamm ist Naftali
- Der Sinn ist das Lachen
- Das Organ ist die Milz
Der 7. Adar ist das Geburts - sowie Sterbedatum von Moshe.
In knapp zwei Wochen schon feiern wir Purim und hier vorab die genauen Zeitangaben:
Taanit Esther - Fastentag der Esther: 9. März,
Purim: 10. März
Schuschan Purim (in Stadten wie mit einer Stadtmauer aus der Zeit Yehoshua Bin Nuns wie Jerusalem): 11. März
Chodesh Tov - חודש טוב - Einen guten Monat Adar.
Freitag, Februar 20, 2009
Schabbat Schalom
Immer wieder fällt es mir auf, dass von der Leserschaft ganz selten einmal Fragen zu meinen Beträgen kommen. Ich meine damit halachische Fragen, Thora oder andere Inhalte. Ist denn alles so furchtbar klar und niemand hat etwas zu sagen ?
Neulich befragte ich jemanden dazu und wir kamen zu dem Schluß, dass sich viele Leute einfach nicht trauen zu fragen. Entweder kommen sie sich mit ihrer Frage dumm vor oder erwarten vielleicht, angeraunzt zu werden.
Ich kann nur sagen, dass dem nicht so ist; eben allein schon darum, weil es keine dummen Fragen gibt. Jeder sollte daher den Mut aufbringen, bei Unklarheiten oder auch sonst einfach draufloszufragen.
Damit SCHABBAT SCHALOM an alle Leser !
Yichud
Ich muss mich bei allen Lesern entschuldigen, denn als ich gestern diesen Artikel schrieb, machte ich einen gravierenden Fehler, den ich erst später bemerkte und bis jetzt nach dem Schabbat nicht in der Lage war, eine Internet - Verbindung herzustellen.
Der vorherige Titel dieses Artikels hiess "Yibum" und nicht "YICHUD". Doch wäre "YICHUD" der richtige Titel gewesen. Der Yibum existiert zwar auch, hat jedoch eine wesentlich andere Bedeutung.
Yichud also bedeutet, wie unten zu lesen, dass Mann und Frau, die nicht miteinander verheiratet sind, nicht zusammen in einem geschlossenen Raum sein dürfen.
Zum Ausgleich werde ich morgen die richtige Bedeutung des Yibum erklären.
Das kommt davon, wenn man seine Gedanken bei einem anderen Thema hat, wenn man gerade einen einzigen Beitrag schreibt. Nochmals als "Sorry" für den Fehler !
"Yichud" ist ein Thema, auf das ich in diesem Beitrag nur kurz eingehe, denn es kommt mir gerade so in den Sinn, weil ich immer wieder neu davon betroffen bin. Und meine persönlichen Erfahrungen damit will ich kurz kundtun. Mag ja sein, dass es dem ein oder anderen weiterhilft, sobald er in entsprechende Situationen gerät.
Im relig. gelebten orthdoxen Judentum ist es unüblich, dass sich eine Frau mit einem Mann, mit dem sie nicht verheiratet ist, allein in einem geschlossenen Raum befindet. Erlaubt es es nur, sobald die Beiden verheiratet sind. Auch bei nahem Verwandten wie Schwiegermutter oder die eigenen Kinder bestehen selbstverständlich Ausnahmen. Es kommt natürlich auch darauf an, ob jemand mit der Schwiegermutter allein sein will. Aber sagen wir, dass die Regelung auf verheiratete Paare und deren Kinder natürlich nicht zutrifft.
Der Grund ist ganz einfach der Anstand, denn es könnte ja der Verdacht entstehen, dass zwischen den Unverheirateten sich in einem geschlossenen Raum etwas läuft oder sich anzubahnen scheint. Selbst wenn dem nicht der Fall sein sollte, Dritte könnten die Situation in den falschen Hals bekommen.
Weiterhin sollte alles vermieden werden, um Mann und Frau, die nicht miteinander verheiratet sind, nicht in Versuchung zu führen und weiterhin ziehmt es sich einfach für eine relig. Frau, allein mit einem Mann in einerm geschlossenen Raum zu sein, mit dem sie in keiner direkten ehelichen Verbindung steht.
Nun kann man darüber diskutieren, wie es ist, wenn man gemeinsam im Auto fährt oder in einem Büroraum miteinander arbeitet. Was dann ?
Einige sagen, im Auto käme es auf die Tageszeit an und das Fahren bei Dunkelheit sei für die miteinander unverheirateten verboten. Bei Tageslicht sei das Zusammenfahren im Auto erlaubt.
Sicher kommt es bei diesen Fragen stets auf die Meinung des jeweiligen Rabbiners bzw. einer haredischen Gruppe an. Die Nationalrelig. pflegen diese Sitten ebenso und gewöhnlich lassen sämtliche Religiöse, wenn sie denn einmal in die Situation kommen, mit einer Frau, mit der sie nicht verheiratet sind, in einem Raum zu sein, die Türe einen Spalt offen. Selbst die Haustüre.
Ich treffe mich ziemlich häufig mit relig. Männern, wovon die Mehrheit haredisch ist. Ganz einfach aus dem Grund, weil ich viele nach der haredischen Gesellschaft befrage. Wenn dem so ist, treffen wir uns jedesmal in irgendeinem Cafe, wo wir in der Öffentlichkeit sind und keinerlei Verdachtsmomente aufkommen. Nicht nur wegen irgendeines Verdachtes, doch will jeder relig. Jude seinen guten Ruf bewahren und nicht in Konflikte mit sich oder der Gesellschaft geraten.
Donnerstag, Februar 19, 2009
"Shovavim" Live Tikun
Heute abend, Donnerstag 19. Februar, um 23.00 Uhr israelischer Ortszeit, findet an der Klagemauer (Kotel) ein Gebet statt, an dem Tausende teilnehmen werden. Das Gebet wird als Tikun (Seelenkorrektur) betrachtet, wobei es sich bei den "Shovavim" um eine sechswöchige Periode handelt, in welcher Kabbalisten sowie chassidische Gruppen die geeigneteste Zeit für die Korrektur von sexuellen Vergehen ist. Hierbei handelt es sich um einen "Tikun Chazot - Mitternachtskorrektur" und diese Art des Tikun stellt stets eine Korrektur für sexuelle Vergehen dar. Allerdings sind Männer mehr dazu aufgefordert, diesen Tikun zu durchlaufen als Frauen !
Ein Seelentikun beinhaltet immer das Gebet sowie Reue und die innere Absicht das Vergehen nicht mehr zu wiederholen.
Wer Interesse hat, dieses Massenevent zu sehen oder ggf. daran teilzunehmen, der kann alles LIVE im Internet verfolgen. Hier findet ihre ausführliche Infos samt Webcam.
Zuerst folgt der Tikun um mit anschliessendem Lesen von 13 Psalmen Mikwehgang (Ritualbad) im Morgengrauen und anschliessendem erneuten Tikun.
Warum der Tikun ?
Als Korrektur für die Tempelzerstörung sowie der Ruf nach ausreichendem Regen, den wir übrigens dringend nötig haben, denn der See Genezareth (Kinneret) ist am Austrocknen.
Leitet das Event: Der Kabbalist Rabbi Eliyahu Leon Levi
Wie gesagt, Frauen müssen nicht unbedingt an einem "Tikun Chazot" teilhaben. Insgesamt aber scheint mir ein Tikun wichtig, denn seit den gestrigen Ausschreitungen in Mea Shearim scheint ja einmal wieder einiges in unserer Gesellschaft schiefzulaufen. Vielleicht also sollte an auch einen Tikun für jene EGGED Busfahrer ansagen, die da gestern mit Steinen beschmissen worden sind.
Mittwoch, Februar 18, 2009
Gewalt gegen EGGED
Heute nachmittag blockierten mehrere Haredim die Hauptstrassen Mea Shearims / Jerusalem und EGGED - Busfahrer wurden mit Steinen beworfen. Die Polizei kam und versuchte die Ausschreitungen unter Kontrolle zu bringen.
Hintergrund ist der neue private koschere Bus zur Kotel (Klagemauer) und die Tatsache, dass das staatliche Busunternehmen EGGED für gewisse extreme Haredim unkoscher ist, da Männer und Frauen zusammensitzen. Seither liegt ein Bann auf EGGED und man will die Busse in der eigenen Nachbarschaft nicht mehr sehen.
Heutige Demo in Mea Shearim Street
Am Kikar Shabbat vor der Mea Shearim Street / Kreuzung Yechezkel / Malchei Israel
Parashat Mischpatim - Schekalim
Die Thoralesung für diesen Schabbat
Dieser Schabbat ist nicht "nur" ein regulärer Schabbat, sondern zugleich "Schabbat Schekalim" und zusätzlich segnen wir morgens in den Synagogen den neuen Monat Adar.
Der Schabbat Schekalim leitet die vier speziellen Schabbatot vor dem Purim - Fest ein und wird entweder am letzten Schabbat des Monat Schevat oder gleich mit Beginn des Adar gefeiert.
In der vorherigen Parashat Yitro erhielten die Juden von G - tt die Zehn Gebote und in der dieswöchigen Parasha folgen weitere neue Zivilgesetze. Der Ramban sagt, dass diese neuen Gesetze ein Zusatz zu den Zehn Geboten sind.
Im Judentum gibt es keine Trennung von religiösen, privaten und geschäftlichen Belangen. Thora und Halacha regeln sogar wie ich mich im Beruf bzw. auf Geschäftsebene zu verhalten habe. Beispiel: "Ich bin kein religiöser Mensch, wenn ich als Kaufmann meine Kundschaft betrüge".
Parashat Mischpatim beginnt mit dem Gesetz für Sklaven.
Ein Sklave arbeitet sechs Jahre und wird im siebten Jahr freigelassen.
Nun könne wir die Thora etwas oberflächlicher (Pschat) lernen, wo die Erklärung dazu lautet, dass G - tt in sechs Tagen die Welt erschuf und am siebten Tag ruhte. Gehen wir dagegen tiefer in die Materie, so erzählen und die Kabbalah (Zohar) und die Chassidut (Beer Moshe und Degel Machane Ephraim) von Reinkarnationen. Laut dem "Buch Zohar" stehen diese sechs Jahre für sechs Reinkarnationen, welche die Seele durchmacht, um zu ihrer ursprünglichen Perfektion zurückzukehren. Heißt, zu der Zeit als sie von G - tt erschaffen wurde.
Sobald ein Jude sündigt, beschädigt er seine Seele und diese kommt nach dem Tod vor G - ttes Gericht. Eine der Strafen kann sein, dass die Seele als Reinkarnation wieder zurück in unsere Welt kommt. Der Mensch muss sein gesamtes Leben daran arbeiten, seine Seele zu perfektionieren (Beer Moshe). Dies sind etwas tiefgehendere Erklärungen der sechs Jahre Sklavenarbeit und der Freilassung im siebten Jahr.
Ein weltweit viel zitierter Satz aus Parashat Mishpatim ist: "Auge um Auge, Zahn um Zahn." In der Presse lesen wir den Satz häufig in Verbindung mit der israelischen Armee und den Palästinensern. Wer "Auge um Auge, Zahn um Zahn" als Rache interpretiert, der irrt gewaltig.
Vielmehr geht es um Schadenersatz. Wird jemandem ein Schaden zugefügt, bekommt er finanziellen Schadenausgleich. Im Talmud Traktat Bava Kamma 83b finden wir unzählige Beispiele dafür: Was ist der tatsächliche Schaden, wie stufen wir den erlittenen Schmerz ein, wie hoch ist der Verlust aufgrund von Arbeitsunfähigkeit etc.
"Auge um Auge, Zahn um Zahn" heißt also nicht, dass wer jemandem ein Auge ausgehackt wird, seines nun auch verliert. Aber was ist der Grund, dass dieser Satz so in der Thora steht ? Warum steht nicht einfach "Schadenersatz" dort ?
Weil vor G - tt im himmlischen Gericht wirklich so gerichtet wird und es keine finanziellen Regelungen gibt. G - ttes Gericht verläuft anders. Ferner lehrt Rabbi Samson Raphael Hirsch, dass "Auge um Auge, Zahn um Zahn" und Verantwortung im Leben lehren soll.
Kein Vergehen wird so häufig in der Thora erwähnt wie der Götzendienst. Das schlimmste Vergehen überhaupt. Wer andere Götter anbetet, der erkennt G - ttes Einzigartigkeit und Seine Erschaffung der Welt nicht an. Die Thora verbietet uns die Namen fremder Götter auch nur auszusprechen (Exodus 23:14). Der Talmud geht noch weiter und verbietet sogar die Erwähnung deren Feiertage.
Eines der Gesetze, welches mir persönlich sehr wichtig ist, ist das die Juden dreimal im Jahr (an Pessach, Shavuot und Sukkot - Laubhüttenfest) vor G - tt erscheinen sollen. Zu Zeiten der zwei Tempel kamen die Juden an diesen Feiertagen (Schalosh Regalim) nach Jerusalem in den Tempel um Opferungen darzubringen und zu feiern. An Sukkot taten das auch viele Nichtjuden.
In der kommenden Woche beginnt der jüdische Monat Adar. Somit fallen die Gebete in den Synagogen etwas länger aus. Am Schabbat vor Adar ist traditionell "Schabbat Schekalim". Somit wird die Thorarolle ausgewechselt und der Maftir wird aus Parashat Ki Tisa (Parashat Schekalim) (Exodus 30:11 - 16) gelesen.
Darin beauftragte G - tt Moshe eine Volkszählung unter den Israeliten in der Wüste durchzuführen. Jeder über 20 Jahre gab einen halben Schekel, nicht mehr und nicht weniger. Egal, ob arm oder reich. Dieses lehrt uns, dass jeder Mensch vor G - tt gleich ist.
Die Haftarah wird aus Könige II, 12:17 gelesen. Sephardische Juden beginnen sie bei 11:17.
Schabbat Schalom
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Degel Machane Ephraim: Rabbi Moshe Chaim Ephraim, Enkel des Baal Shem Tov
Ramban: Rabbi Moshe ben Nachman (Nachmanides). 1194 - 1270, halachische Authorität. Seit 1267 lebte er in Israel und liess die jüdische Gemeinde von Jerusalem wieder aufleben.
Beer Moshe: Rabbi Moshe Elyakim Beriah
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Da die Arbeitsjahre eines jüd. Skalven ebenso für unterschiedliche Reinkarnationen stehen, hier passend dazu eine chassidische Geschichte vom Baal Shem Tov aus dessen Parashat Mischpatim:
VERBORGENE SEELEN - Eine Geschichte vom Baal Shem Tov (ca. 1700 - 1760)
Der Maggid von Mezritch, Rabbi Dov Baer Friedman, bat den Baal Shem Tov ihm den Vers "Und dies sind die Urteile, welche Ich euch gebe" aus dem kabbalistischen Buch Zohar zu erklären. Der Baal Shem Tov sagte dem Maggid, dass er in den Wald gehen solle, sich dort einige Stunden unter einen Baum nahe eines Baches setze und später zu ihm zurückkehre. Der Maggid tat wie ihm aufgetragen.
Als der Maggid unter dem Baum saß, sah er einen Reiter kommen. Der Reiter stieg vom Pferd, setzte sich, aß und trank und setzte seinen Weg fort. Allerdings bemerkte er nicht, dass er seine Brieftasche verloren hatte.
Danach kam ein zweiter Mann, der sehr bedürftig ausschaute. Er fand die Brieftasche des Reiters, nahm sie an sich und ging.
Danach kam ein dritter Mann, der ebenfalls arm ausschaute. Er trank aus dem nahegelegenen Bach, legte sich hin und schlief ein. Da kam der Reiter zurück, denn in der Zwischenzeit hatte er den Verlust seiner Brieftasche bemerkt und fragte den dritten Mann, ob er diese gesehen habe. Der Mann wußte nicht, von was der Reiter sprach. Daraufhin erschlug ihn der Reiter, weil er glaubte, der Mann belüge ihn.
Der Maggid kehrte zum Hause des Baal Shem Tov zurück und berichtete ihm, was er gesehen hatte. Der Baal Shem Tov erklärte ihm Folgendes:
Diese drei Personen waren allesamt Reinkarnationen aus einem früheren Leben.
Der Reiter schuldete dem zweiten Mann Geld. Genau die Summe, welche sich in der Brieftasche befand. Der dritte Mann war der Richter, der ein Fehlurteil sprach als er dem Reiter Recht gab, die Schuld nicht an den zweiten Mann zahlen zu müssen.
In diesem Leben zahlte der Reiter seine Schuld, der Richter bekam seine Strafe und der zweite Mann bekam sein Geld.
Und das ist, was der Zohar meint mit "Und dies sind die Urteile, welche Ich euch gebe".
Dienstag, Februar 17, 2009
Purim kommt
Wieder einmal steht in wenigen Wochen das PURIM - Fest an und man merkt, wie schnell die Zeit vergeht. Schon wieder Purim und in der Zeit bis zu dem Fest werde ich so einiges aus dem Talmud, der Chassidut sowie der Kabbalah zu berichten haben.
Hier ein kleiner Einstieg mit einem Artikel aus dem vergangenen Jahr:
Vaschti - nur eine irrelevante Figur ?
Vaschti war die Gattin des Haman und wird von vielen als die eigentliche Drahtzieherin des Geschehens gesehen.
Montag, Februar 16, 2009
Die Mission der Konvertiten
Auf einem meiner weiteren Blogs ging dieser Kommentar ein, der sicherlich einen Teil des Gemeindealltages eines(r) Konvertiten(in) sehr treffend darstellt. Da vielleicht andere Leser auch an dem Thema interessiert sind, füge ich den Kommentar zusammen mit ein paar Anmerkungen meinerseits einfach in diesem Blog mit ein.
Liebe Miriam
Als langjähriger Proselyt und kurze Zeit noch bis zum Übertritt musste ich eine ganze Reihe verschiedenartiger Missionarsversuche kennenlernen.
Dass, wir lieben alle Juden, kenne ich bereits aber es gibt auch konvertierwillige die sich elegnt in kürzester Zeit in die jüdische Gemeinschaft schlängeln, sehr unbedarft und dümmlich tun, volles Mitleid erwecken und dabei Proselyten, so wie ich, als intolerant hinstellen weil man eben in der jüdischen Welt aufgegangen war und so gar kein Draht zum Christentum hat.Ganz heimlich wird auch Richtung Christentum missioniert und auch schon mal Zettelchen zugesteckt. Das Resultat ist ,da wir ja auch Mizwot haben ,dass ich über diesen Weg zu einem offenen und toleranten antirassistischen Leben(ich bin auch religiöser Zionist und höre regelmässig Reshet Aleph )bekehrt werden soll.Es wird also gedreht und geschraubt. Dabei kaufe ich auch Brötchen von einer Verkäuferin mit einem Kreuz um den Hals, dabei arbeite ich mit Christen per Internet zusammen und ich gehe ab und zu in einen türkischen Laden.Ich bin ganz normal und jüdisch.
Also damit möchte ich sagen, missionars Versuche können auch sehr schleichend stattfinden und es ist die Frage wie zu verhalten?
Man möchte ja unbeschadet durch das Beit Din kommen.
Auch in Israel habe ich sowohl von potentiellen Konvertiten zum Judentum als auch von verschiedenen Rabbinern von dem Problem der christlichen Mission in sogar jüdisch orthodoxen Konversionskursen zum Judentum gehört. Kein unbekanntes Problem also, doch im Endeffekt fliegen diese Missionare meist auf und gleichzeitig auch aus dem Kurs.
Vor wenigen Jahren eröffnete in Jerusalem der neue Konversionskurs des RCA seine Pforten. Pensionierte Rabbis wollten dort Konversionswillige im Judentum unterrichten, doch das Beit Din (rabbinische Gericht) musste nach Abschluß des Kurses selbst beim Rabbanut (Oberrabbinat) arrangiert werden.
Anscheinend achteten die Rabbiner des RCA beim ersten anlaufenden Kurs überhaupt nicht auf die Glaubwürdigkeit der Kandidaten und nahmen jeden Nachfragenden einfach auf. Je mehr Schüler, desto mehr finanzielle Unterstützung von den staatlichen Stellen. Leider wurde offenbar so gedacht, denn schon kurz nach Beginn kamen die ersten massiven Beschwerden bezüglich der Kursteilnehmer.
Ein Ostdeutscher Konvertit war auch darunter, über den jedoch keine Beschwerden eingingen. Dafür umso mehr über zwei "ehemalige" Pentecosta - Christen, die da weiterhin ihren "alten" Glauben predigten und von Visionen erzählten. Eine andere dänische Kursteilnehmerin liess zwei christliche Missionare bei sich wohnen und es dauerte nicht lange und das Rabbanut wollte den gesamten Kurs schliessen. Einen so dermassen versifften Kurs hatte man noch nie erlebt.
Eine Chinesin, deren chinesischer Gatte konvertiert war, der danach ein unkoscheres Lokal in Jerusalem aufmachte, welches von den Haredim abgefackelt worden war; sonstige Prediger und anderweitige Katastrophen. Letztendlich liess einer der Rabbiner des RCA, Rabbi Rubin, alle Kandidaten ein Formular unterschreiben, anhanddessen sie bestätigen sollten, keinerlei Verbindungen (auch nicht in der Zukunft) zum Christentum mehr zu haben. So manch einer tat sich mit der Unterschrift recht schwer.
Heute finden die Kurse von RCA nicht mehr statt, denn allerlei Gesetzeslagen haben sich bezüglich der israelischen Konversionen zum Judentum grundlegend geändert.
Dies nur als kleines Beispiel der israelischen Verhältnisse !
Ich habe nicht ganz verstanden, ob Du Reshet Aleph hörst oder jemand anderes ? Aber wieso gerade Reshet Aleph ? Wieso nicht Reshet Beit, den Nachrichtensender ? Aleph ist immer eine Art Abklatsch für etwas "ältere" Semester ?
Der Talmud erlaubt den Brotkauf im Ausland. Und dies betrifft Brot, welches nicht von Juden gebacken worden ist. Wenn kein anderes (koscheres) Brot vorhanden ist, darf reguläres Brot verzehrt werden.
Als ich noch in Deutschland lebte habe ich Brot aus Bäckerein, aber ebenso mein eigens gebackenes Brot, gegessen.
Insgesamt kann ich nur jedem ernsthaften Konvertiten dringend anraten, christliche Missionare aus dem Konversionskursen umgehend den entsprechenden Rabbinern zu
melden !
Die schwarzen und die weissen Buchstaben der Thora
Bei Yeshayahu (dem Propheten Jesaja) sowie in der Midrasch Tanchuma heißt es, dass wir nach der Ankunft des Meschiach eine "neue" Thora erhalten werden. Wie aber kann das sein "neue Thora" ? Lautet es nicht ebenso, dass die Thora bis in alle Ewigkeiten lang Gültigkeit besitzt und keinerlei Inhalte verändert werden dürfen ?
Der chassidische Rabbi Levi Yitzchak von Berditchev gab darauf folgende interessante Antwort:
Auch die weissen Felder um die schwarz gedruckten Buchstaben des Thoratextes ergeben einen Text. Einen eigenen Text, den wir derzeit noch nicht imstande sind zu entziffern. Aber im Messianischen Zeitalter wird G - tt uns die weissen Buchstaben der Thora sichtbar machen und das ist es, was das Konzept eine "neue" Thora zu bekommen ausmacht.
Der Kabbalist Jacob Koppel Lifschitz schrieb in seinem Buch "Sha'are'I Gan Eden - Gates of Paradise" folgendes:
Eine "neue" Thora erhalten ? Dies bedeutet, dass die Buchstaben in der Thora in der Messianischen Zeit anders miteinander kombiniert / verbunden werden. Trotzdem wird kein einziger Buchstaben hinzugefügt werden. Dank der dann einsehbaren neuen Buchstabenkombination werden die Worte andere Bedeutungen ergeben. Dann wird die Weisheit der Menschen zunehmen und Groß und Klein werden das in der Mysterie fliessende Licht der himmlische Gedanken erkennen.
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Aus der Thora selbst erfahren wir aus den ersten Sätzen des Schöpfungsprozesses in Bereshit (Genesis), daß G – tt sagte:"…..und es werde Licht".
Licht ?
Erschuf Er nicht erst die Planeten Sonne und Mond am Mittwoch und nicht schon am ersten Tag ?
In talmudischer sowie kabbalistischer Literatur wird das Licht, welches am ersten Tag der Schöpfung erstrahlte, "Or Ein Sof" (auch Or HaGanuz – das Verborgene Licht) genannt.
Die Gemara im Talmud Chagigah 12a kommt daher zu dem Schluß, daß es sich bei dem Licht vom ersten Tag um ein "spirituelles Licht" handelte und erst die Sonne und der Mond am vierten Tag das materielle Licht bildeten. G – tt sah, daß kommende Generationen Sein "Or Ein Sof" zum Negativen benutzen und verbarg es daher nach den sieben Tag des Erschaffungsprozesses (u.a. Rashi und der Maharal von Prag in Gur Aryeh).
Da das spirituelle Licht für uns uneinsehbar ist und es erst mit dem Eintreffen des Meschiach wieder zum Vorschein kommt, besteht unsere Aufgabe darin, es zu suchen. Das kabbalistische Buch Zohar lehrt, daß ein jeder von uns dieses Licht beim Thorastudium findet und es erstrahlt. In der Chassidut (Chassidismus) nimmt dieses Thema einen breiten Raum ein und wurde schon vom Baal Shem Tov als besonders wichtig hervorgehoben. Nicht nur die schwarzen Thorabuchstaben sind daher von höchster Bedeutung, sondern auch die weißen, denn durch all jene Buchstaben fließt das Or Ein Sof (Or HaGanuz).
Aber nicht nur das ausgiebige Thorastudium läßt das "Verborgene Licht" erstrahlen. Auch das Talmud – Studium ist von äußerster Wichtigkeit, denn es ist Teil der Thora. Und ohne die mündliche Überlieferung sind wir oftmals gänzlich außerstande, die schriftliche Thora zu verstehen.
Sonntag, Februar 15, 2009
Der koschere SUPERBUS rollt
Sind Jerusalems EGGED - Busse nicht mehr koscher genug ?
B"H
Seit kurzer Zeit ist es nun soweit und hoffentlich hat so endlich die liebe Seele Ruhe. Seit Jahren demonstrierten die Haredim (Ultra - Orthodoxen) für die Einführung koscherer Busse. Öffentliche staatliche EGGED - Busse, in denen Männlein und Weiblein getrennt voneinander sitzen. In der Regel sitzen die Männer im vorderen Bereich und die Frauen im hinteren.
EGGED weigerte sich, da das Unternehmen besonders Jerusalems säkuleren Fahrgästen keine haredischen Schlingen um den Hals legen wollte. Jerusalems Busse seien für alle da und jeder darf sitzen, wo er will. Bei ausschließlich haredischen Busse könne auf inoffizieller Basis hier und da schon einmal eine Ausnahme gemacht werden, doch ansonsten sitzt man / frau gemischt.
Nun setzten die Haredim dem ganzen Geplänkel einen Schlusstrich und setzen ihre eigenen koscheren Busse mit Geschlechtertrennung ein. SUPERBUS heißt das Unternehmen, welches jedoch kein haredisches Busunternehmen ist, sondern diese nur befördert. Und zwar koscher und sogar billiger als EGGED.
Haredische Orte wie Beitar Illit oder Kiryat Sefer sind ohne den SUPERBUS gar nicht mehr zu erreichen und EGGED strich die Gegenden vom Fahrplan. Wer dorthin will, fügt sich entweder der Geschlechtertrennung oder aber er bleibt draußen und zahlt ein Taxi.
Alles hat seine Vor - und Nachteile und so auch diese strikte Geschlechtertrennung im Bus. Einige haredische Frauen sagten mir, dass sie sich keineswegs diskriminiert fühlen, sondern sogar sicherer und frei von allen nervigen Männerblicken. Andere wiederum betrachten die Geschlechtertrennung als Wahn und sonst nichts. Selbst nicht wenige männliche Haredim sprechen sich dagegen aus, aber was kann man machen, wenn führende haredische Rabbiner so entscheiden ?
"Geschlechtertrennung in der haredischen Gesellschaft" - Ein Thema, was uns noch weiter beschäftigen wird, denn selbst in Geschäften wie Bnei Brak oder Mea Shearim ist das alles keine Seltenheit mehr.
Freitag, Februar 13, 2009
Lebensziele
Diesen Schabbat verbringe ich zur Abwechslung wieder einmal in Tel Aviv. Schon allein deswegen, weil ich mich nach einem ruhigen Schabbat sehne. Relaxen, vielleicht zu Chabad in die Synagoge gehen, und am Strand oder Downtown spazieren gehen. Darüber hinaus habe ich noch keine festen Pläne gemacht.
In letzten drei Wochen verbrachte ich den Schabbat weitgehend in Jerusalem, was sich fast immer als stressig erweist. Bei Rabbi Mordechai Machlis essen und danach ggf. einen chassidischen Tisch besuchen. In Jerusalem ist stets etwas geboten und bei mir besteht der Drang den Schabbat in Jerusalem mehr oder weniger mit verschiedenen Aktivitäten auszufüllen.
Am letzten Schabbat war ich bei Tisch des Rebben der chassidischen Gruppe Toldot Aharon in Mea Shearim. Rebbe David Kahn war wieder aus Williamsburgh (New York) zurückgekehrt, wo er der Hochzeit eines nahen Verwandten beigewohnt hatte. Ganz zu schweigen von den Spendengeldern, die er hoffentlich für seine Gruppe einsammelte.
Kann sein, dass es mir nur so vorkommt, doch verfolge ich schon seit einiger Zeit, wie die Toldot Aharon immer mehr anwachsen. Eine Bekannte der Toldot Avraham Yitzchak berichtete mir, dass die Toldot Aharon unheimlich viele neue Mitglieder in die Gruppe aufnehmen. Darunter besonders viele aus dem Baalei Teshuva (Neurelig.) Movement.
Mir ist es gänzlich unverständlich, wie jemand als "frischer" Baal Teshuva sich schnell an eine solch extreme chassidische Gruppe hängt. Gerade Neureligiöse sollten in den ersten Jahren ihr relig. Leben stabilisieren, zu sich selbst finden und erst sich erst danach für eine feste Zukunft, ggf. in einer chassidischen Gruppe entscheiden. Sich erst einmal umschauen und den eigenen persönlichen Weg finden wirkt sich im Endeffekt positiver aus als sich gleich, wer weiss wie, ins Extreme zu stürzen. Zu Beginn meint man sicher, sich so am besten zu perfektionieren, aber nicht selten geht diese Form der Religiosität gewaltig in die Hose.
Mag sein, dass ich all dem viel zu skeptisch gegenüberstehe, denn ich selbst durchlief all diese Erfahrungen und bin am Ende in der haredischen Gesellschaft gescheitert. Gescheitert, da ich unfähig bin, in einer dermassen geschlossenen Gesellschaft zu leben, in welcher die leitenden Rabbiner entscheiden und wo andere Mitglieder einen pausenlos beobachten, ob man auch ja hineinpasst oder sich als würdig genug erweist. Ich brauche meine Freiheit, lese "normale" Bücher, gehe ins Kino, schaue TV, besitze einen PC; mit anderen Worten, ich führe ein "normales" Leben. Was immer das auch heissen mag. Sich einer bestimmten Gesellschaft mit ihren strengen Regeln unterzuordnen, liegt mir nicht und selten lasse ich mich vom Mainstream treiben.
Obwohl es hier vielleicht so anklingen mag, sehe ich mich keineswegs als gescheitert und betrachte alles eher von der positiven Seite aus. Nicht jeder Mensch ist gleich und wir alle wurden von G - tt mit unterschiedlichen Aufgaben und ebenso unterschiedlichen Zielen im Leben erschaffen. Allein diese Tatsachen sollten wir akzeptieren, selbst dann, wenn sich jemand als unfähig erweist, sich in der haredischen Gesellschaft zurechtzufinden. Meinerseits schaute ich mich nach anderen Inhalten bzw. Lebensformen um, was sich geradezu perfekt herausstellen kann. Immerhin besser als sich in eine Gesellschaft quetschen zu wollen, in die man nicht gehört und in der man sicht unwohl fühlt. Es ist extrem wichtig, sich selbst so zu akzeptieren wie man ist und sich bei einem Scheitern keinesfalls als grosser Versager zu verkriechen. Jederman hat genügend anderweitige Ziele und Aufgaben, mit denen er sehr glücklich und erfolgreich werden kann. Man muss im Leben nur danach suchen.
Schabbat Schalom - Gut Schabbes - an alle Leser !
Der "Satan" Avigdor Lieberman
Kurz vor den Knessetwahlen nannte der ehemalige sephardische Oberrabbiner und derzeitiges spirituelles Oberhaupt der SHASS – Partei, Rabbi Ovadiah Yosef, den Vorsitzenden der "Israel Beitenu – Partei" Avigdor Lieberman einen "Satan".
Lieberman ist ein israelischer Politiker, der, ohne Zweifel, Araber hasst. Die Palästinenser sehen in ihm einen Rassisten und relig. Juden stehen da nicht nach, denn Lieberman hasst ebenso die Orthodoxie. Lieberman ist russischer Abstammung und von dort aus vor vielen Jahren nach Israel eingewandert. Trotz all der Jahre in Israel behielt Lieberman seinen russischen Akzent im Hebräischen bei.
Als Benjamin Netanyahu in den 90iger Jahren Premierminister war, gab er den Palis teilweise die Stadt Hebron und als Mitglied der Sharon – Regierung unterzeichnete Netanyahu das Abkommen zur Räumung Gush Katifs. Relig. Juden sowie die nationalrelig. Szene werden ihm das nie vergeben geschweige denn vergessen. Diese Erfahrungen veranlassten unzählige Israelis noch weiter rechts abzudriften, nur um Netanyahu nicht wählen zu müssen. Es ist ganz einfach kein Vertrauen in den Ex – Premier mehr vorhanden.
Der größte Gewinner der Wahl vor zwei Tagen ist zweifelsohne Avigdor Lieberman, der die Verweigerungsstimmen des Likud aufsaugte. Wenige Tage vor der Wahl nannte Rabbi Ovadiah Yosef Lieberman einen "Satan". Der Grund hierfür: Lieberman will mehr unkoschere Läden eröffnen sowie die Zivilehe vor dem Standesamt einführen.
Benjamin Netanyahu versucht dieser Tage eine Regierung samt Koalition zu formen um sich dann selbst zum Premierminister zu krönen. Lieberman ist der wertvollste Kandidat hierfür, verfügt er doch über 15 Knessetsitze. Der Russe ist sicher seiner "Zünglein an der Waage" – Rolle mehr als bewusst und stellt unverholen seine Forderungen: Vize – Premier will er werden und die Zivilehen wie geplant einführen.
Seit der Gründung des Staates Israel ist das Oberrabbinat (Rabbanut) für sämtliche Eheschliessungen auf dem jüdischen Sektor verantwortlich und jeder israelische Jude muss sich dort zur Ehe registrieren lassen. Jene, die sich nicht gemaess der Halacha verheiraten wollen (z.B. ein Cohen (Tempelpriester) heiratet eine geschiedene Frau oder ein Jude heiratet einen Nichtjuden), sind entweder gezwungen, sich im Ausland zu vermählen oder irgendein Heiratszertifikat einer ausländischen Botschaft zu kaufen. Viele erstehen deswegen das Zertifikat der Botschaft aus Paraguay. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob dieser zweite Weg noch existiert.
Lieberman's "satanische" Forderungen finden viel positiven Anklang bei in der russischen Gesellschaft. Die Mehrheit von ihnen ist halachisch nicht jüdisch und hasst mitunter relig. orthod. Juden; insbesondere die SHASS – Partei. Heutzutage ist Israel geradezu mit nichtjüdischen Russen überflutet und diese meinen, dass auch ihnen ein Machtanteil zusteht. Israel oder ein Israel mit einer jüdischen Identität lehnen sie ab und wollen stattdessen ein Israel mit den Inhalten anderer internationaler Nationen. Hinzu kommt, dass eine nicht zu verachtenden Zahl von jüdischen Israelis eine Zivilehe vor dem Standesamt vorziehen täte, denn wer von ihnen will schon einem alternden Rabbanutsrabbi seine Hochzeitsgründe erklären ? Leider gibt es in unserem Land mitunter viele Juden, denen ihre Religion und Identitaet einerlei ist und die es vorziehen so sein zu wollen, wie alle anderen Nationen auf dieser Welt.
Satan oder nicht, Lieberman hat definitive einen Markt gefunden, der ihn unterstützt. Weiterhin schreit er nach Rache gegen die SHASS – Partei und des Rabbi Yosef.
Manchmal kommt es mir tatsächlich so vor als gebe es zwischen Lieberman und den Arabern nur wenige oder gar keine Unterschiede. Beide beabsichtigen die jüdische Identität und einen jüdischen Staat zu zerstören. Lieberman behauptet, für die Existenz Israels zu kämpfen, nur bekommt er dabei anscheinend nicht mit, dass es nur eine Existenz zusammen mit einer jüdischen Identität geben kann. Wenn sich Nichtjuden in Israel verheiraten wollen, dann sollen sie dich gefälligst an die Regeln halten, denn in diesem jüdischen Land sind die Gast und mehr nicht. Wem als nichtjüdischer Einwohner ein jüdischer Staat nicht passt, der ziehe in den Vatikan, nach Moskau, nach New York oder wohin auch immer. Niemand haelt sie in Israel und letztendlich haben wir keinerlei Bedarf für solche Leute.
Mittwoch, Februar 11, 2009
Unter der orthodoxen Knute ?
Eine Kollegin, die nicht gerade pro - Haredim oder pro - religiöse orthodoxe Juden positiv eingestellt ist, klagte mir die Ohren voll, dass jetzt nach den Wahlen sicher all diese fanatischen SHASS - Haredim in eine neue Regierungskoalition stürmen und der säkuleren Bevölkerung das Leben zu Hölle machen werden. Nicht nur SHASS, sondern alle relig. Politiker mit ihren sonderbaren Erlassen (Beispiel: Nur Ehen zwischen Juden, Koschergesetze - Kaschrut).
Ich antwortete der Kollegin, dass das Schwachsinn sein, denn zum einen ist SHASS schon lange ein Kadima - Koalitionspartner und bisher gab es ja wohl keine Religionsdiktatur a la Iran. Das Beispiel "Iran" wird überhaupt gerne angeführt.
Ehrlich gesagt verstehe ich nicht, wieso die Säkuleren solche Panik vor den Religiösen bekommen, obwohl Letztere in ihren Koalitionen nie auch nur den Anschein irgendeiner Diktatur machten. Im Gegenteil, das Leben lief wie gewohnt weiter. Aber mit diesen Argumenten rede ich gegen eine Mauer an.
Parashat Yitro
Der Berg Sinai
B"H
Die Thoralesung für diesen Schabbat
In der dieswöchigen Thoralesung konvertieren Moshes Schwiegervater Yitro sowie die Israeliten. Die Israeliten deshalb, weil sie sich nun verpflichten, die Thora einzuhalten (der Talmudkommentator Maharsha).
Die Thora hält sich nicht immer unbedingt an die chronologischen Ereignisse und daher gibt es gleich über die ersten Sätze in Parashat Yitro vollkommen unterschiedliche Interpretationen. Was genau hörte Yitro und wann kam er zu Moshe ?
Laut Rashi hörte Yitro vom Auszug aus Ägypten und dem siegreichen Krieg gegen Amalek. Die Mechilta andererseits lehrt, dass Yitro vom Krieg gegen Amalek und den "Zehn Geboten" hörte. Demnach wäre Yitro nach den "Zehn Geboten" zu den Israeliten gekommen und nicht vorher.
Die Konversion Yitros ging relativ leicht von statten. Er bekannte sich zu dem EINEN alles beherrschenden G - tt und damit wurde sein vorheriger Name Yeter in Yitro verwandelt, indem ein Vav am Schluß angehängt wurde (Rashi und Moshe Alshich).
Am 1. des jüdischen Monats Sivan erreichten die Israeliten Har Sinai (den Berg Sinai). Am darauffolgenden Schabbat sollte G - tt ihnen die "Zehn Gebote" geben (Talmud Traktat Schabbat 86b). Die Midrasch Rabbah und der Talmud Traktat Avodah Zarah (Götzendienst) 2b lehren, dass bevor G - tt die "Zehn Gebote" bzw. die Thora gab, Er alle anderen Völker befragte, ob sie nicht die Thora haben wollen. Als die Völker hörten, dass Diebstahl, Mord oder Götzendienst verboten waren, lehnten sie die Thora ab. Nur das Volk Israel sagte "Na'aseh ve nishma" (wir werden tun und hören). Heißt, wir wollen nicht erst aufgelistet bekommen, was in den "Zehn Geboten" steht, sondern wir tun es, weil Du unser G - tt bist. Die Israeliten wogen bei ihrer Zustimmung keine Vor - und Nachteile ab.
Der Vilna Gaon kommentiert, dass G - tt nur die Oberhäupter der Völker befragte und nicht jeden einzelnen. Innerhalb der Nationen gab es jedoch schon den ein oder anderen, der die Thora akzeptiert hätte. Eben jene Leute betrachtet der Vilna Gaon als die heutigen Gerim (Konvertiten). Damals hatten sie keine Chance, die Thora zu bekommen, was sie heute nachholen.
Die Gemara im Talmud Traktat Schabbat 87b lehrt, dass die Israeliten einige Mitzwot (Gesetze) aus der Thora schon auf einer ihrer allerersten Stationen in Marah bekamen. Nämlich die Schabbatgesetze, die Gesetze für die Rote Kuh (Parah Adumah) und das Zivilrecht (Rashi). Laut Rabbi Hirsch gehörten dazu auch die Gesetze für die Beschneidung (Brit Milah).
Es heißt, dass als G - tt begann, den Israeliten die Gebote vorzutragen, deren Seelen (Neschamot) sie vor Überwältigung verliessen. Im selben Augenblick wurden sie von G - tt wiederbelebt (Talmud Schabbat 88b). Überhaupt lernen wir an dieser Stelle sehr viel über Seelen. Die Israeliten bekamen in jenem Moment vor dem Berg Sinai den höchsten Seelen - Level, welche sie kurz darauf aufgrund des Vergehens mit dem Goldenen Kalb verloren. Diesen hohen Seelen - Level nennt, unter anderem, der Baal Shem Tov, "Neshama Yeterah - Zusätzliche Seele". Genau diesen Zustand erhalten wir mit dem Eintreffen des Meschiach zurück. In der Zwischenzeit bekommen die Juden jeden Schabbat eine zusätzliche Seele, welche auch Neshama Yeterah genannt wird. Diese zusätzliche Seele erhalten wir jeden Freitag und verlieren sie am Mozzaei Schabbat. Daher sind wir am Schabbat spiritueller und mehr mit G - tt verbunden. Gemäß einigen Kommentatoren zufolge, erhalten wir die zusätzliche Seele schon am Mittwoch.
Am Berg Sinai bekamen die Israeliten die Thora, welche in alle Ewigkeiten (Deuteronomy 13:1, 13:2-4, 29:28) gilt. Alle jüdischen Generationen sind zu ihrer Einhaltung verpflichtet. Die Gemara im Talmud Shavuot 39a und Schabbat 146a stellt die Frage, ob denn die kommenden Generationen und Konvertiten vor dem Berg Sinai auch einen Bund mit G - tt eingegangen sind.
Die Gemara und Kommentatoren antworten, dass alle jüdischen Seelen vor dem Berg Siani standen (Rokeach). Alle Seelen der folgenden Generationen wurden zu Moshe gebracht (Maharsha). Wir alle haben am Berg Sinai gestanden, bewußt oder unbewußt. In anderen Schriften heißt es, dass seit dem Berg Sinai keine neuen jüdischen Seelen mehr erschaffen worden sind, sondern wir alle Reinkarnationen der 600.000 Israeliten sind, die damals die Thora erhielten. Jede Seele schwörte damals G - tt, die Thora zu akzeptieren. Wir sind einen direkten Bund mit G - tt eingegangen und benötigen kein Medium, wie Engel etc., zwischen Ihm und uns (Rabbi Samson Raphael Hirsch).
Die Gemara im Talmud Traktat Schabbat 89a lehrt, dass Sinai (סיני) eigentlich "Haß" heißt. Die Erklärung in der Gemara ist simpel: Am Berg Sinai haßte G - tt die Götzenanbeter. Der Iyun Yaakov und der Rambam vertreten eine andere Ansicht: Am Berg Sinai begann der eigentlich Antisemitismus. Die Juden bekamen die Thora und andere Völker waren neidisch. Daher ist der Sinai die Wurzel des Antisemitismus.
Als all die Israeliten zu Moshe kamen und ihn um Rat fragten, war Yitro geschockt und schlug die Ernennung von Richtern vor. Damals kamen die Leute zu Moshe und wollten den Rat G - ttes zu allen möglichen Lebensbelangen. Dieses lehrt uns, dass wir heute wie damals G - tt um Rat fragen sollen (Rabbi Hirsch). G - tt ist ein Teil unseres alltäglichen Lebens und nicht nur einmal pro Woche in der Synagoge present.
Mit der Anerkennung, dass G - tt der Erschaffer jeglicher Existenz ist, gelingt es uns vielleicht zu der Einsicht zu gelangen, dass nichts im Leben selbstverständlich ist.
In den Synagogen werden die "Zehn Gebote" dreimal pro Jahr gelesen: In den Parashot Yitro, Vaetchanan und an Shavuot.
Die Richter, die Moshe einsetzte, wurden in späteren Generationen, zu Tempelzeiten, durch die Mitglieder der Sanhedrin ersetzt. Gestern Abend war ich bei einem interessanten Schiur (Vortrag), bei dem es allwöchentlich um die Frage geht, wieviele Wahrheiten es gibt.
Da ist zum einen der realistische Vorgang - Wie ist etwas geschehen ?
Zum anderen aber ist nicht das, was wir sehen und bezeugen immer die halachische Wahrheit. Die Richter bzw. die Sanhedrin können andere Beweggründe mit einbringen und wenn ein Zeuge glaubwürdig ist, selbst wenn er lügt, dann kann es zu einem unerwarteten Urteil kommen, was ich akzeptieren muß.
Genauso steht es, zum Beispiel, mit dem Festlegen des Kalenders. Entscheidet der Sanhedrin, dass an diesem und jenen Tag der neue Monat beginnt, so muß ich das akzeptieren, selbst wenn sich der Sanhedrin unabsichtigerweise irrt.
Bemerkt sei, dass es sich beim Sanhedrin um geistige relig. Rabbinergrößen handelte und nicht um jene manchmal korrupten Systeme, die wir leider heute nur allzu gut kennen.
Die Thora wurde von G - tt an uns auf der Erde gegeben und wir müssen sie auslegen und erfüllen. Deswegen lesen wir nicht selten im Talmud von Entscheidungen des Sanhedrin, welche kritisiert wurden und G - tt um Hilfe gebeten wurde. Er solle alles richtig stellen und den Sanhedrin einmal die Meinung geigen. G - ttes Antwort lautete jedoch, dass Er Sich bei diesen Urteilen den Sanhedrin beugt, denn die Thora sei für die irdische Welt (terrestrial world). Halachische Detailentscheidungen habe Er in die Hände der Richter bzw. des Sanhedrin gegeben. Wir haben die Pflicht, die Anweisungen des Sanhedrin zu befolgen.
Im Schiur kam gleichzeitig die Frage auf, was denn heute sei ?
Rabbeinu Nissim (der RAN) sagte, dass wir in Zeiten ohne einen Sanhedrin auf die größten respektiertesten Rabbiner unserer Zeit hören sollen.
Aber wer genau sind heute diese Rabbiner ?
Definitiv nicht jene, die sich groß in der Politik bewegen. Solche Leuten dürften nur halachische Entscheidungen fällen und sollten ausschließlich mit der Religion befassen. Mir fällt dazu nur der in den 80iger Jahren verstorbene Rabbiner Moshe Feinstein ein.
Allerdings tauchen noch ganz andere Probleme auf.
Wer ist schon in der Lage, solche Geistesgrößen zu bestimmen und zu ernennen. Der letzte, wenn auch umstrittene, Ernannte war der Autor des Schulchan Aruch, Rabbi Yosef Karo aus Safed. Es kann sich nicht einfach so ein Grüppchen zusammentun und behaupten, sie seien jetzt der neue Sanhedrin. Vor einigen Jahren geschah genau das in Israel unter dem Vorsitz des Chabad - Rabbis Adin Steinsaltz. Dieser selbsternannte Sanhedrin verfügt über keinerlei Autorität !!!
Die Frage ist, ob wir selber einen Sanhedrin einsetzen sollen, wenn der Meschiach noch nicht da ist ? Und brauchen wir überhaupt einen Sanhedrin ?
Klar ist, dass ein Sanhedrin bzw. dessen halachische Urteil von ALLEN Juden anerkannt werden müssen und ist das heute der Fall ? Gibt es die beschworene Einheit ?
Nein.
Viele Juden sagen, dass, wenn der Meschiach erst einmal da ist, alles gelöst werden wird. Momentan haben wir keine Antworten, aber lasset ihn nur erstmal kommen. Dann wird alles anders.
Die Frage ist, und ich habe das schon oft vernommen, ob wir wirklich erst auf den Meschiach warten müssen ? Warum sollen wir nicht einfach Taten vorziehen und aufgrunddessen kommt der Meschiach ? Wer von uns wartet denn wirklich auf ihn ? Und nicht vergessen, dass erste, was wir nach dessen Eintreffen gefragt werden ist, wie wir uns vorbereitet haben (siehe Talmud Sanhedrin 97 ff.). Und was wird da jeder Einzelne von uns antworten ? Haben wir uns vorbereitet ? Im gleichen Traktat steht genauso, dass Meschiach unerwartet kommen wird. Demnach sind wir gezwungen, uns täglich neu vorzubereiten, denn man weiß ja nie. Warum sich von daher nicht einmal mehr vorbereiten und Taten vorziehen ?
Schabbat Schalom