Arbeh (Locust, Heuschrecke)
B"H
Die Thoralesung für diesen Schabbat
Immer wieder verhärtete G - tt das Herz von Pharao und selbst wenn der ägyptische Herrscher die Juden hätte gehen lassen wollen, er konnte es nicht, denn G - tt hatte ihm praktisch seinen "Freien Willen" im Leben genommen. Pharao musste so handeln, ob er wollte oder nicht. Die Ägypter und die Juden sollten einsehen, dass es da EINEN G - tt gibt, der dies alles bewerkstelligen kann.
Der Ramban (Rabbi Moshe ben Nachman, Nachmanides - 1194 - 1270) schreibt in seinem Kommentar:
Raschi kommentiert, dass die Heuschreckenplage, welche sich in der Zeit des Propheten Yoel (Buch Yoel - Sefer Yoel) zutrug, schlimmer war als jene bei Moshe in Ägypten. Grund sei die Verzahl unterschiedlicher Heuschreckenarten in der Zeit Yoels. In Ägypten bestand die Plage nur aus einer einzigen Heuschreckenart.
Die Heuschreckenplage in Ägypten traf am 1. Shevat auf natürlichem Wege (mit dem Ostwind - siehe Exodus 10:13) wohin gegen die Heuschreckenplage bei Yoel ein spezieller Akt G - ttes war.
Raschi (Rabbi Shlomo ben Yitzchaki) stellt in seinem Kommentar die Frage, warum G - tt denn Moshe zu Pharao entsandte, wenn das Herz des Herrschers sowieso schon verhärtet worden war. Wieso dahin gehen und nur den Ablehnungen Pharaos lauschen ? Raschi antwortet, dass G - tt wollte, Moshe solle Pharao warnen.
Die vergangene Parasha, Parashat Va'era, schloß mit der Beschreibung der Plage des Hagels. Vielen Kommentatoren, darunter auch Rabbi Samson Raphael Hirsch, fiel auf, dass die Thora uns nicht sagt, dass der Hagel gänzlich verschwand. Stattdessen heißt es, dass er stoppte. Wieso stoppte er nur ?
Rabbi Hirsch kommentiert, dass der Hagel in der Luft stoppte und dort bestehen blieb.
Warum aber kam der Hagel nicht als Regen herab ? Kann er nur einfach so in der Luft stehenbleiben ?
Nichts passierte und weitere Kommentatoren sind der Meinung, dass sich der Hagel immer noch in der Luft befindet und von G - tt als Waffe im Krieg von Gog und Magog gegen jene Völker eingesetzt wird, welche sich gegen Israel erheben.
In der dieswöchigen Thoralesung folgen die Heuschrecken (Arbeh) - sowie die Plage der Dunkelheit (Choschech). Dazu heißt es recht seltsamerweise in der Thora, dass die ersten drei Tage der Dunkelheit kein Ägypter in der Lage war, etwas zu sehen. Darauf wird uns jedoch mitgeteilt, dass die folgenden drei Tage kein Ägypter in der Lage war, sich auch nur zu bewegen.
Der Ramban (Nachmanides) sagt, dass die Dunkelheit keineswegs so zu verstehen sei, dass da die Sonne nicht scheine oder sie verdeckt sei. Vielmehr kam diese unvorstellbare Dunkelheit direkt von G - tt und war so konzentriert, dass sie sogar jede Kerze erlöschen ließ. Hierbei redet der Ramban sogar von einer spezifischen Wolke, die vom Himmel herabkam und die Plage der Dunkelheit verursachte. Eine übernatürliche Dunkelheit und keineswegs die natürliche der Nacht.
Der Maharal von Prag schreibt in seinem Thorakommentar "Gur Aryeh", dass es den Ägyptern während der ersten drei Tage der Plage unmöglich war, sich gegenseitig zu sehen. In den weiteren Tagen jedoch war die Dunkelheit so dick, dass sich die Ägypter nicht mehr bewegen konnten.
Die Midrash Rabbah nennt zwei Gründe für die Plage der Dunkelheit:
Während die Ägypter ausgeschaltet waren, sahen die Israeliten genug. So gingen sie in die Häuser der Ägypter und schauten, wo deren Juwelen versteckt lagen. Mit dem Auszug aus Ägypten nämlich forderten sie von ihren Bossen den ausstehenden Lohn für all die Jahre und natürlich wollten die ägyptischen Sklavenhalter nichts zahlen und sagten, sie hätten kein Geld. Und so machten sich die Israeliten auf und nahmen sich, was ihnen zustand.
Der zweite, weniger bekannte Grund, den die Midrash Rabbah diesbezüglich nennt ist, dass es schon zu der Zeit Israeliten (Juden) gab, welche sich so sehr assimiliert hatten, dass für sie ein Auszug aus Ägypten nicht mehr möglich war. Deshalb beschloß G - tt, diese Juden zu töten. Die Dunkelheit sollte den Ägyptern diese Tatsache verbergen, dass da Menschen starben, denn hinterher hätten sie hämisch behaupten können, dass der G - tt der Juden ja seine eigenen Leute umbringe.
Insgesamt ist hier zu erwähnen, dass es talmudische Konzepte gibt, welche über verschiedene Gruppen von Juden Auskunft geben, inwieweit sich jemand assimilieren darf, um hinterher dennoch eine akzeptierte Teschuva (Umkehr zu G - tt) bekommen zu können. Wie weit darf sich ein Jude von G - tt und den Mitzwot entfernen ?
Vielleicht eine kleine Anregung, etwas tiefer über individuelle Handlungen nachzudenken.
Die Absicht G - ttes übernatürliche Geschehnisse einzusetzen und somit das jüdische Volk zu beschützen, dient einem Zweck: Nämlich den Völkern zu zeigen, dass es nur den EINEN, EWIGEN, UNENDLICHEN G - TT gibt und alle Götzen dieser Welt oder Menschen, die meinen G - tt zu sein, Lügner und Betrüger sind.
Anhand der offensichtlichen Wunder geben wir genauso die verdeckten Wunder zu. Alles auf dieser Welt erfolgt in einem g - ttlichen Einklang, den wir zwar nicht immer offen wahrnehmen. Manchmal sind die Verhältnisse dermassen im Verdeckten gehalten, dass wir gar kein Wunder erkennen. Was wir jedoch immer tun sollten, ist G - tt zu danken, dass er uns erschuf, denn ohne Ihn würden wir nicht existieren (siehe Ramban).
Im Judentum pochen wir auf das Konzept "S'char veOnesh - Reward and Punishment - Belohnung und Strafe". Erfüllen wir die Thoramitzwot, werden wir belohnt, tun wir es nicht, erfolgt dies nicht, erfolgt die Strafe. Wobei niemals der Aspekt der "Teschuva - Umkehr zu G - tt" ausgelassen werden darf. Diese Umkehr besteht fast immer und kann eine ungeahnte Belohnung bzw. einen Aufstieg der eigenen Seele in hohe Level hervorrufen.
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Ein im Judentum wichtiges und immer wiederkehrendes Konzept:
Die EREV RAV (Mixed Multitude)
Wer sind sie und wo liegt ihr eigentlicher Ursprung ?
An sich sind die Erev Rav einen eigenen Artikel oder ein ganzes Buch wert. Thorakommentatoren gehen weniger auf sie ein als der Talmud und die Kabbalah.
In der Thora (Exodus 12:38) heißt es, dass neben den Israeliten auch die Erev Rav Ägypten verließ, Raschi sagt lediglich, dass es sich hierbei um ägyptische Konvertiten zum Judentum handele.
Die folgenden Berichte sind sowohl aus Quellen des litvish - haredischen Kabbalahverständnis (aus der Schule des Vilna Gaon) als auch aus der chassidischen Schule des Kabbalahverständnisses. Beide Gruppen legen die Kabbalah des großen Kabbalisten, Rabbi Yitzchak Luria 1534 - 1572, in gewissen Themenbereichen unterschiedlich aus. Des Weiteren nenne ich Meinungen aus dem manchmal umstrittenen Buch "Emek HaMelech" (ein Kommentar zu den Schriften des Rabbi Y. Luria). Die Quellen sind jedoch von geringer Bedeutung, denn fast alle stimmen dem allgemeinen Bild von der Erev Rav zu.
Moshe entschied sich gegen den Willen G - ttes, unaufrichtige Konvertiten mit aus Ägypten zu nehmen. G - tt selbst warnte ihn zuvor, dass diese erhebliche hohe Bevölkerungsgruppe unentwegt Probleme bereiten wird. Im weiteren Verlauf werden wir sehen, dass es fortwährend diese Erev Rav waren, welche die Israeliten aufstachelten, gegen G - tt zu rebellieren. Unter anderem waren sie ebenso für den Bau des Goldenen Kalbes verantwortlich.
Aber nicht nur beim Marsch durch die Wüste erwiesen sich die Erev Rav als Plage. Da sie sich nach dem Einzug in das land Israel mit den Juden vermischten, gibt es sie bis heute in unserem Volk. Der Gaon aus Vilna unterscheidet fünf Gruppen innerhalb der Erev Rav und es heißt, dass nicht der Kampf gegen die Ishmaeliten der größte Hinderungsgrund für das Eintreffen des Meschiach sei, sondern der jüdische Kampf gegen die Erev Rav. Ein interner Kampf innerhalb des jüdischen Volkes, von dem wir heute schon einiges sehen. Immer wieder stacheln Juden andere Juden an, sich von G - tt loszulösen und doch lieber machen sollen, was sie wollen. Aber nicht nur das; auch Rabbiner teilt der Vilna Gaon den Erev Rav zu. Nämlich all jene, die nur auf ihren eigenen Ruf bzw. Vorteil aus sind, andere Leute ausnutzen und die Thora falsch lehren. Laut dem Gaon aus Vilna wird es unsere größte Herausforderung sein, die Erev Rav zu besiegen.
Kommentare zu den Erev Rav:
- Jegliche Diaspora sowie die Tempelzerstörungen gehen auf das Konto der Erev Rav (Tikunei HaZohar).
- Die Erev Rav schädigen Israel mehr als jede andere Nation (Rabbi Simcha Yissachar Halberstam).
- Moshes Ziel war, die Erev Rav auf den richtigen Pfad zu führen, doch er scheiterte. Heutzutage sind die Erev Rav führende jüdische Persönlichkeiten, doch der Meschiach, welcher einen Funken von Moshe enthält, wird sie schließlich besiegen (Bnei Yissachar).
Wie schon zuvor erwähnt, waren die Erev Rav unaufrichtige ägyptische Konvertiten. Viele sind der Meinung, dass diese selbst Sklaven waren und sahen, dass die Israeliten einmal die Skalverei verlassen und in ihr eigenes Land zurückkehren werden. Genau darin sahen die Erev Rav ihren Vorteil, denn auch sie wollten aus der Skalverei heraus. So kam das Judentum ihnen gerade recht. Übrigens sehen wir in der Geshichte (bis in die heutige Zeit hinein), dass es immer wieder Leute gab, die aus dem eigenen Vorteil heraus zum Judentum konvertierten. Zu Zeiten König Davids sowie seines Sohnes, König Salomons, gab es jedoch keine Konvertiten zum Judentum. Auch wird es diese nach dem Eintreffen des Meschiach nicht mehr geben.
Beim Marsch durch die Wüste standen die Erev Rav gesellschaftlich unter den Israeliten und bekamen auch kein Manna vom Himmel. Stattdessen aßen sie die Reste der anderen. Auch mußten sie dem Marsch hinterherlaufen und waren nie vorne mit dabei. Mischehen gab es zu der Zeit keine, sondern erst im Lande Israel als viele den Überblick verloren, wer wer ist. So gelang es den Erev Rav schließlich im jüdischen Volk unterzutauchen.
Woher aber kamen diese Erev Rav und wieso ließ G - tt dies alles zu ?
Der Talmud Traktat Chagigah 13b - 14a gibt uns Auskunft. Das eigentlich Konzept jedoch geht auf einen Psalmenvers (105:8) zurück, wo geschrieben steht, dass G - tt den Juden die Thora nach 1000 Generationen geben wird.
Nach 1000 Generationen ?
Tatsache aber ist, dass die Juden die Thora schon nach 26 Generationen erhielten. Fehlen da nicht 974 Generationen ? Wo sind diese entschwunden ?
Im Talmud Chagigah sowie in unzähligen kabbalistischen Schriften steht, dass G - tt vor der Welterschaffung 1000 Generationen von Seelen erschuf. Dieses ist wieder einmal mehr als Metapher zu verstehen und NICHT wörtlich zu nehmen. Erschuf heißt hier "in Seinen Gedanken" und nicht, dass die Seelen physisch existierten. G - tt "dachte" nur an deren Erschaffung. Seither werden jene Seelen in jede Generation gepfanzt und haben die Aufgabe, sich zu perfektionieren. Bisher schlug das meistens fehl und somit wurden sie immer wieder aufs Neue reinkarniert. Meinungen besagen, dass der Meschiach erst dann eintrifft, wenn all diese Seelen perfektioniert sind. Die Seelen der Erev Rav wurden in mehreren Generationen reinkarniert. So in der Generation des Enosh, in der Generation von Noach, in der Generation von Sodom und später in der Generation, welche mit Moshe durch die Wüste marschierte.
Und so setzt sich die Liste der Erev Rav - Seelen bis heute fort. Identifizieren kann sie heute niemand mehr außer G - tt selber. Der letzte, der dau in der Lage war, war Rabbi Yitzchak Luria und vielleicht später noch der Baal Shem Tov. Heutzutage gibt es keinen so großen Kabbalisten mehr, der überhaupt zu Seelendeutungen in der Lage ist. Spätestens in der Zeit des Meschiach wird sich alles aufklären.
Wieso läßt G - tt so etwas zu ?
Er selber hatte alles ganz anders geplant, aber da Adam Und Eva (Chava) im Paradies von einem Baum aßen, von dem sie nicht hätten essen sollen, wurden sie sich ihres freien Willens bewußt und nutzten ihn ausgiebig aus. Die in Adam enthaltetenen Seelen hätten ursprünglich perfektioniert werden sollen, doch Adam entschloß sich anders.
Wozu gab es überhaupt 10 Plagen ? Hätte nicht eine ausgereicht ?
Auch zu dieser Frage gibt es ausgiebige kabbalistische sowie chassidische Erklärungen, die ich aber auslasse. Stattdessen nenne ich eine Meinung des derzeitigen Rebben der chassidischen Gruppe Slonim aus Jerusalem, Rabbi Shmuel Bozorowsky. G - tt wollte den Israeliten bewußt machen, dass es Ihn gibt und Er der alleinige einzige G - tt über jede Schöpfung ist. Und dieses Ziel erkannten die oft assimilierten und teilweise frustrierten Israeliten nicht immer sofort.
Schabbat Schalom