B"H
Trotz der unbeschreiblichen Leiden der chassidischen Gemeinden im Holocaust bleibt ein Schicksal unvergessen. Wo man in der jüdisch - orthodoxen Welt auch hinhört; wer vom Holocaust redet, der kommt automatisch auf den Klausenberger Rebben zu sprechen. Der Klausenberger Rebbe dient bis heute allen als Beispiel, wie man im Holocaust seine gesamte Familie verlieren konnte, ohne auch nur eine Minute den Glauben an G - tt zu verlieren.
Zum Holocaust - Gedenktag am 27. Januar habe ich einige Infos über den Klausenberger Rebben gesammelt. Darunter befinden sich Infos aus verschiedenen Websites sowie aus dem Buch "The Years of War - The Klausenberger Rebbe" (ins Englische übersetzt von Judah Lifshitz). Judah Lifshitz entnahm die Inhalte dem Buch "Lapid HaEish" von Aharon Surasky.
Rabbi Yekutiel Yehudah Halberstam wurde am 4 Schevat 5665 (10. Januar 1905) in Rudnik (Polen) geboren. Seine Eltern waren Rabbi Zvi Hirsch Halberstam und Chaya Mindel Teitelbaum. Rabbi Yekutiel Yehudah Halberstam sollte später der Gründer der großen chassidischen Dynastie Zanz - Klausenberg werden.
Schon als Kind war Rabbi Yekutiel eine herausragende Persönlichkeit. Schnell lernte er Thora, Halachot und Talmud und verbrachte 60 Jahre seines Lebens mit dem Unterrichten dieser Themen. Rabbi Yekutiel Yehudah Halberstam entstammte einer chassidischen Familien, welche ihre Wurzeln in Ungarn, Galizien, Polen und Rumänien hatte. Während seiner frühen Kindheit in Rudnik diente sein Vater dort als Gemeinderabbiner.
Im Ersten Weltkrieg war die Familie gezwungen, Rudnik zu verlassen und man liess sich in Kleinwardein nieder. Im Alter von 13 Jahren, verlor Rabbi Yekutiel seinen Vater und begann sein Studium bei berühmen Rabbinern wie u.a. Rabbi Chaim Eliezer Shapiro von Munkatch. Im Alter von 20 Jahren (1925) heiratete er Pessel Teitelbaum, die Tochter von Rabbi Chaim Zvi von Sighet (Rumänien). Im Jahre 1927 wurde er zum Rabbiner der Ortschaft Klausenberg (Transsylvanien in Rumänien) ernannt.
Die Gemeinde Klausenberg wurde zum ersten Mal im Jahre 1591 erwähnt und als Rabbi Yekutiel Yehudah sein Amt als Rabbiner begann, verfügte die Gemeinde über 16.000 Juden. Die Mehrheit der Juden war allerdings absolut sekulär, was sich nach dem Eintreffen des jungen charismatischen Rabbis schnell ändern sollte. Obwohl die Juden nicht unbedingt etwas mit der Religion zu haben wollten, war man doch neugierig, wer denn da Neues kommt. Und so kam es, dass am ersten Schabbat des Rebben in Klausenberg plötzlich 300 Mann in der Synagoge auftauchten. Der neue Klausenberger Rebbe hinterließ einen gewaltigen Eindruck. Nicht nur, dass er Religion predigte; er lebte sie auch. Sein größtes Anliegen war, der armen Bevölkerungsschicht zu dienen. Ein Großteil seines kargen Gehaltes spendete er an die Armen und nur am Schabbat gönnte er sich Brot. Außerdem gewöhnte er sich an, nur drei Stunden des nachts zu schlafen. Eine Angewohneit, die ihm später in Auschwitz zu Gute kam.
Immer dort, wo der Klausenberger Rebbe auftauchte, wurde sofort eine Yeshiva (relig. Schule) eingerichtet. So natürlich auch in Klausenberg. Im Jahre 1937 erreichte den Klausenberger Rebben eine Bitte des ersten Rebbes der Chassidut Dushinsky aus Jerusalem. Er, Rebbe Yekutiel Yehudah Halberstam, sollte doch nach Jerusalem ziehen und Rabbi im Beit Din (rabbinisches Gericht) der Chassidut Dushinsky werden. Der Klausenberger Rebbe war zwar angetan von dem Angebot, doch zögerte er. Wenige Jahre später beantragte er ein Visum für Palästina. Zu spät, denn die Nazis hatten alle Tore geschlossen. Viele Jahre später sagte der Klausenberger Rebbe, dass er nicht mehr ausreisen konnte, weil sekuläre zionistische Aktivisten den British Council überzeugt hatten, dem Rebben kein Visum auszustellen und stattdessen Zionisten zu bevorzugen.
Als im September 1939 der Zweite Weltkrieg ausbrach, war der Klausenberger Rebbe 35 Jahre alt und war Vater von 11 Kindern. Der Holocaust kam keineswegs überraschend für den Rebben, denn fortwährend hatte er jüdische Gemeindemitglieder dazu aufgerufen, zu G - tt zurückzukehren.
Die Juden in Polen und Lithauen standen als erstes auf der Vernichtungsliste der Deutschen. In Rumänien und Ungarn ging es zuerst etwas ruhiger zu. Doch dann ging alles Knall auf Fall; der Rebbe sollte das damalige Ungarn verlassen, denn er war polnischer Staatsbürger. Mit seiner Familie wurde er nach Budapest transportiert. Er selbst kam in ein VIP - Lager und seine Frau und Kinder mußten sich mit einem gewöhnlichen Lager begnügen. Unzählige internationale Bitten gingen bei den ungarischen Behörden ein, dass man den Rebben freilassen sollte und letztendlich gab man den Bitten aus dem Ausland nach. Der Rebbe kam frei und ging in das Camp, in dem seine Familie inhaftiert war. Zusammen kehrten sie wieder nach Klausenberg zurück. Trotz vieler Aufforderungen beschloß der Rebbe bei seinen Chassidim zu bleiben, aber im Winter 1944 marschierten die Nazis in Ungarn ein und alles sollte sich zum Schlimmsten wenden.
Als erstes war die SS immer hinter bekannten chassidischen Rebben hinterher und Rabbi Halberstam entkam nur knapp durch die Hintertür als man an seine Tür anklopfte. Danach versteckte er sich einige Zeit in einem offenen Grab auf einem Friedhof. Im Mai 1944 wurde er im Lager Banya (Nadi - Banya) inhaftiert, wo ihn jedoch der ungarische Captain beschützte. Unterdessen wurden die Juden aus Klausenberg nach Auschwitz deportiert. Des Rebben Frau und seine 11 Kinder befanden sich im 5. Transport, der Klausenberg in Richtung Auschwitz verliess. Am 2. Juni 1944 (11 Sivan 5704) wurden seine Frau und zehn seiner Kinder in Auschwitz vergast.
Wenig später wurde auch der Klausenberger Rebbe nach Auschwitz deportiert. An der Rampe traf er auf Dr. Yosef Mengele, der den Rebbe zum Arbeitsdienst einteilte.
Bis heute gibt es viele Zeugenberichte über die Taten und das Verhalten des Klausenberger Rebben in Auschwitz. Völlig in seinen Gedanken zurückgezogen, lebte er in seiner eigenen Welt. Er wollte Tefillin (Gebetsriemen) anlegen, dem jüdischen Ritus nach seine Hände waschen und koscher essen. Während der gesamten Zeit in Auschwitz gelang es ihm, nur koscher zu essen.
Ein Jahr nachdem das Warschauer Ghetto dem Erdboden gleichgemacht worden war, entschlossen sich die Nazis, die hinterbliebenen Trümmer wegzuräumen. Man brauchte dringend Sklavenarbeiter und so entsandte man den Klausenberger Rebben zusammen mit weiteren Tausenden Auschwitzer Häftlingen nach Warschau. In Warschau dann nutzten viele Häftlinge die Gelegenheit zu fliehen, was der SS nicht lange verborgen blieb. Diese entschied, dass alle Juden sich einen weissen Streifen auf der Kopfmitte scheren müssen, um so schon von Weitem erkannt zu werden. Der Klausenberger Rebbe weigerte sich erfolgreich. Er band sich einfach ein weisses Tuch um sein Gesicht und den Kopf und gab vor, Zahnschmerzen zu haben.
Die Russische Armee kam immer näher und die Nazis sattelten zum Abmarsch aus Warschau. Die Häftlinge um den Klausenberger Rebben sollten nach Dachau geschickt werden, denn dort benötigte man dringend Zwangsarbeiter. Im Juli / August 1944 verliessen 6000 Häftlinge Warschau in Richtung Dachau, von denen nur 2000 ihr Ziel wirklich erreichten. Die Reise nach Dachau erfolgte teils zu Fuß und teils mit dem Zug. Die SS gab sich brutal und wer nicht schnell mithalten konnte, wurde gnadenlos erschossen. Es war ein einziges Gemetzel.
Monate später wurde der Klausenberger Rebbe, Rabbi Yekutiel Yehudah Halberstam, von der amerikanischen Armee in Dachau befreit. Als einziger seiner Familie hatte er überlebt. Zwar wurde ihm kurz darauf zugetragen, dass sein ältester Sohn Lipele unter den Überlebenden war, doch ehe der Klausenberger Rebbe zu ihm gelangen konnte, verstarb der geschwächte Lipele.
Obwohl der Rebbe selbst nicht bei bester Gesundheit war, so war es sein großes Anliegen, sich um die zu Tode eingeschüchterten Holocaust - Überlebenden zu kümmern. Der Klausenberger Rebbe war ein Beispiel dafür, wie man alles verlieren kann, und dennoch zu G - tt steht. "Ich habe alles verloren, doch nicht G - tt", so sagte er einmal.
Nach dem Krieg versorgte er die Juden in den deutschen DP - Camps Muldorf und Föhrenwald. Er kümmerte sich um koscheres Essen und versuchte, den Juden etwas Spiritualität zurückzugeben.
Die finanzielle Situation der relig. Juden in den DP - Camps wurde immer katastrophaler und so entschloß sich der Rebbe, in die Staaten zu fahren, um Spendengelder zu sammeln. Dort wurde er begeistert empfangen, denn sein Ruf drang in alle Welt. Am 22 Sivan (21. Juni) 1946 betrat der Rebbe von Klausenberg amerikanischen Boden und sammelte 100.000 Dollar. Natürlich wollte man, dass er in den USA bleibe, doch Rabbi Yekutiel Yehudah kehrte nach Deutschland zurück und sorgte dafür, neue Lehranstalten für die Juden aufzubauen.
Im Jahre 1947 heiratete er seine zweite Frau Chaya Nechama Ungar, die Tochter von Rabbi Samuel David Ungar. Mit ihr hatte er fünf Töchter und zwei Söhne. Er verließ Deutschland und zog in die Staaten, wo er in Williamsburgh / New York die Gemeinde der Zanz - Klausenberg - Gruppe aufbaute. Anfang der 60iger Jahre zog er nach Israel. Hier baute er eine eigene Gemeinde neben der Stadt Netanya auf. Kiryat Zanz. Einen kleinen Ableger davon gibt es auch in Jerusalem. Kiryat Zanz in Netanya verfügt ebenso über ein hochangesehenes Krankenhaus, das Laniado - Hospital.
Rebbe Yekutiel Yehudah Halberstam startete als der jüngste chassidische Rebbe in Osteuropa und sein Ruf drang über den Holocaust hinaus in jede Ecke der Welt. Er war hochangesehen, charismatisch und kümmerte sich um alle Juden. Egal, ob relig., chassidisch oder nicht. Sein Anliegen war, dass jeder Jude mehr über seine Religion lernen muß und zahlreiche Yeshivot wurden eröffnet. Gerade nach dem Holocaust verlangten die Juden nach einem spirituellen Führer, der ihre Leiden kannte und der Klausenberger Rebbe füllte diese Aufgabe par excellence aus.
Der große Klausenberger Rebbe verstarb am 18. Juni 1994 in der israel. Küstenstadt Netanya, wo er auch begraben liegt. Seine beiden Söhne leiten je die Zanz - Klausenberg Gemeinden in Netanya sowie in Brooklyn.
Weitere Links zur Chassidut Zanz - Klausenberg:
http://www.klausenburg.org/
http://en.wikipedia.org/wiki/Yekusiel_Yehudah_Halberstam
http://www.targum.com/excerpts/klausenberg.html
Zusätzliche Berichte plane ich über die chassidische Gruppe Bobov sowie die wundersame Rettung des Belzer Rebben vor der Gestapo.
Sonntag, Januar 13, 2008
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yasher koach
AntwortenLöschenEs gab und gibt keine Stadt "Klausenberg" in Siebenbürgen und es gab kein Klausengerger Rebbe. Es git nur "Klausenburg" und Klausenburger Rebbe!
AntwortenLöschenB"H
AntwortenLöschenEs waere schoen, wenn Du auf meine angegebenen Links geklickt und Dich dadurch besser informiert haettest.
"Klausenburg" oder "Klausenberg" - beides ist moeglich zu sagen. Uebrigens heisst das Buch, aus dem ich die Details entnahm:
"The Klausenberger Rebbe: The War Years"
http://www.targum.com/excerpts/klausenberg.html
Beide Namensvariationen stammen aus dem Jiddischen und regulaer heisst die Stadt heute "Cluj - Napoca".