Freitag, Dezember 30, 2011

Parashat Vayigash: "Die Juden und ihre Aufgabe in der Diaspora"


Gesehen im haredischen (ultra - orthodoxen) Teil der Stadt Bnei Brak bei Tel Aviv

Photo: Miriam Woelke

B"H

Die Thoralesung an diesem Schabbat heisst Parashat “Vayigash”. Yehudah wendet sich an Yosef (Vayigash elav Yehudah). Yehudah ist damit der einzige der Brüder, welcher den Yosef konfrontiert und somit seinen Standpunkt klarmacht.

Chassidische Kommentatoren stellen die Frage, warum die Thora uns nicht genau definiert, an wen sich Yehudah hier wendet, denn im Text heisst es lediglich, dass Yehudah sich an IHN wendet. Wer aber ist IHN ? Verfolgen wir den Text weiter, wird uns bewusst, dass Yehudah den Yosef anspricht. Nichtsdestotrotz sehen chassidische Kommentatoren, u.a., der Sefat Emet oder Rabbi Elimelech von Lejansk eine tiefere Message im Thoratext. Yehudah kommt mit seiner Rede an Yosef G – tt näher. Er legt alle materiellen Gedanken ab, um seinen kleinen Bruder Benjamin zu beschützen. Yehudah tut dies sehr emotional, doch mit Takt gegenüber dem ägyptischen Vize des Pharao, sprich Yosef. Genau so sollten wir vor G – tt stehen.

In der Parashat Vayigash wir wie die Juden von G – tt in die Galut (Diaspora) geschickt worden sind. G – tt hatte Seinen eigenen Plan, warum dies so geschehen musste und nicht anders. Die jüdische Literatur bietet uns eine ausgedehnte Bandbreite an Kommentaren warum die Juden in die Diaspora entsandt worden sind. Die jüdische Kabbalah lehrt uns das Konzept der sogenannten “Funken – Netzizot”, welche während der Welterschaffung entstanden.  G – ttes Plan war es, den Menschen einen freien Willen zu geben und sie nicht allein zu Befehlsempfängern zu degradieren. Deshalb erschuf Er keine perfekte Welt, sondern zog Seine eigene Perfektion zurück, um eine imperfekte Welt zu kreieren. Hätte G – tt dies nicht getan, wären wir alle absolut perfekt. Genau das aber wollte Er nicht, sondern dass Juden die Welt selber perfektionieren. Mit der Erfüllung der Thoramitzwot, dem Gebet oder dem Geben von Spenden an Bedürftige, zum Beispiel.

Die “Funken” können überall auf der Welt gefunden werden, doch vorsicht: Es handelt sich bei ihnen lediglich um ein kabbalistisches Konzept entwickelt vom mittelalterlichen Kabbalisten Rabbi Yitzchak Luria. Niemand sollte daher mit der Schaufel loslaufen und nach irgendwelchen Funken suchen ! 

Die jüdische Aufgabe liegt darin, die Welt zu perfektionieren. Anhand von Segenssprüchen vor dem Essen, zum Beispiel. Alles soll irgendwie in die höheren spirituellen Spähren erhoben werden; solange, bis der Meschiach eintrifft.

Was mich an dieser Parasha fasziniert ist, wie Yehudah sich aufbäumt und wie die Juden in die Galut geschickt werden. Ich selbst bin nicht in Israel aufgewachsen und weiss was es bedeutet, in der Diaspora zu leben. Beneiden tue ich daher Yosef und dessen Familie nicht, denn ein Leben in der Diaspora ist für mich unvorstellbar geworden.

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