Donnerstag, November 29, 2007

Ausgeflippt

B"H

In englischer Sprache ist ein neues Buch unter dem Titel "Flipping Out" erschienen.



Zusammen mit der amerikanischen relig. Yeshiva University versuchen die Autoren die neuen Religiösen zu beschreiben. Was geschieht mit einem jungen Mann, der sich zu einem einjährigen Yeshiva - Aufenthalt (relig. Schule) in Israel entschliesst und der nach Ablauf der Zeit religiös heimkommt ?

Mehrmals habe ich schon über das Thema berichtet, welches "Flipping Out" genauer unter die Lupe nimmt.

Jedes Jahr kommen mehrere Hundert junge Menschen nach Jerusalem und schreiben sich an einer Yeshiva (relig. Schule) ein, um etwas über ihre eigene jüdische Religion zu lernen. Die Mehrheit von ihnen kommt aus englischsprachigen Ländern und die angebotenen Programme sind deshalb in engl. Sprache ausgerichtet. Yeshivot wie Aish HaTorah und Ohr Sameach für das männliche Geschlecht und Neve Yerushalaim, Shearim, Midreshet Rachel oder Nishmat für das weibliche Geschlecht, sind wohl die bekanntesten Einrichtungen unter ihnen.

Normalerweise bestehen die ersten Programmwochen aus Trips in die Umgebung und der Vermittlung von Basiswissen über die jüdische Religion. Die Mehrheit der Teilnehmer kommt aus nicht unbedingt religiösen Familien. Reform, konservativ, ein wenig orthodox, alles ist vertreten. Eines aber haben alle gemeinsam: Sie wollen mehr über ihre eigene Religion wissen.

So werden in den ersten Wochen oder Monaten nicht gerade komplizierte talmudische Traktate gelernt. Vielmehr geht es darum, das Interesse der Leute zu wecken. So werden eher philosophische Themen wie "Wozu bin ich hier und was will G - tt von mir", "Was ist mein Freier Wille in dieser Welt", "Körper und Seele", und vieles andere angeschnitten. Themen, von denen man in kleinen jüdischen Gemeinden nur träumen kann. Die Rabbiner der Yeshivot erwarten ihrerseits viele Fragen. Wer auf einer Yeshiva lernt, sollte sich niemals richtig mit einer Antwort zufriedengeben, sondern immer weiter forschen. Je mehr Fragen, desto besser. Nur nicht schämen und einfach drauflos fragen.

Allmählich tauchen die Teilnehmer so in ihre eigene kleine Welt ab. Lernen und mit Gleichgesinnten reden. Und nach und nach macht sich jeder so seine eigenen Gedanken, vielleicht in seinem Leben etwas zu ändern. Man wird religiöser und alles andere ergibt sich nach und nach. In dem ersten Zeitraum laufen solche Leute große Gefahr, sich zu sehr auf ihre neue Umwelt zu konzentrieren, anstatt das neu Gelernte und die neuen Eindrücke erst einmal in Ruhe zu verarbeiten. Stattdessen glaubt man manchmal zu schnell, seinen absoluten Weg gefunden zu haben.
Hierbei kommt es immer wieder zu inneren Konflikten, wenn derjenige keinen professionellen Rabbiner zur Seite stehen hat. Zu schnell setzt man sich nur noch hin und lernt. Ich weiss, wovon ich spreche, denn mir erging es genauso.

Ohne es richtig wahrzunehmen, lebt man in seiner eigenen Yeshivawelt und will natürlich eine gewisse Perfektion erreichen. Heisst, das Gelernte umsetzen. Hierbei wird nicht daran gedacht, dass alles ein langwieriger Prozeß ist und niemand von heute auf morgen sein Leben total ändern kann. Auch ein Rabbi Akiva musste erst mit dem Alphabet beginnen.

Wer zu eifrig bei der Sache ist, dem kann dreierlei wiederfahren:

1. Nach einiger Zeit läuft er vor der Religion davon, weil er den inneren Druck nicht mehr aushält.

2. Wenn er Glück hat, geht alles gut.

3. Er erlebt einen Zusammenbruch und beginnt erst danach, sein relig. Leben wieder neu und langsam aufzubauen.

Solange man die Yeshiva - Luft schnuppert, fallen einem die inneren Veränderungen in einem selbst nicht auf. Das Problem beginnt daheim bei der eventuell nichtrelig. Familie. Die nämlich glaubt, einen Durchgeknallten daheim zu haben. Wer zu eifrig bei der Sache ist, wieder heimkehrt und dann meint, er müsse nun seine Umgebung missionieren, der bekommt Probleme.

Nicht selten rufen besorgte Elten später die Rabbiner in den israel. Yeshivot an und fragen, was mit ihren Kindern geschehen ist. Daheim angekommen, wollen sie jedem vorschreiben, wie und was er zu machen hat. Hiermit beginnt das Problem, in dem in "Flipping Out" eingegangen wird.

Buchkritiker sind der Meinung, dass in dem Buch die gebürtigen Religiösen ausgelassen werden. Immer werde nur auf den Neurelig. herumgehackt. Kein Wunder, denn bei denen bestehen ja auch die beschriebenen Probleme nicht.
Wie bringe ich es meinen Eltern bei, dass ich nur noch orthodox lebe, was kann ich in ihrem Haushalt noch essen und wie ist ein gemeinsames Leben möglich, dies sind die Themen des Buches. Vorwiegend werden die Neurelig. selbst beschrieben und wie sie mit ihrem neuen Leben umgehen.

"Flipping Out" ist sicher ein guter Ansatz, ein so wichtiges und zentrales Problem der heutigen Orthodoxie genauer unter die Lupe zu nehmen. Das Buch ist auf relig. Basis geschrieben und nichts für jene, die nur Negatives über die Orthdoxie suchen. "Flipping Out" ist ein ernsthafter Versuch, ein ernstes Thema zu diskutieren und alle Neureligiösen sollten es vielleicht in ihre engere Buchwahl aufnehmen.

Parashat Vayeshev

B"H

Die Thoralesung für diesen Shabbat

Jedes Kind kennt die Geschichte des Yosef, der von seinen Brüdern verkauft wurde und in Ägypten landete. Die Thoralesung Vayeshev besteht zum Großteil nur aus dieser einen Tragödie. Ausgerechnet der Verkauf des Yosef ruft soviele widersprüchliche Meinungen hervor. Wie konnten seine Brüder nur so gruasam sein und ihn in die Sklaverei verkaufen ? Hätte G - tt sie nicht unbarmherzig bestrafen müssen ? Und wieso rächte sich Yosef nicht später als er dazu imstande war ?
Nebenbei erwähnt, Yosef erzählte später seinem Vater nie, was die Brüder ihm angetan hatten. Die Thora gibt uns in den folgenden Parashot keinerlei Auskunft darüber. Als sein Vater Yaakov nach Ägypten zog, wohnten dieser und sein Sohn Yosef recht weit auseinander. Ein Kommentator ist der Ansicht, dass Yosef mit Absicht seinen Vater auf Distanz hielt, um so eventullen Detailfragen zu entkommen.

Der Arizal (der große Kabbalist Rabbi Yitzchak Luria) ist der Ansicht, dass G - tt die Juden für den Verkauf des Yosef bestrafte. Und zwar zu der Zeit der römischen Besatzung vor 2000 Jahren als nach und nach berühmte Rabbiner wie Rabbi Akiva oder Rabbi Gamliel hingerichtet wurden. Die damaligen 10 Märtyrer repräsentieren die 10 Brüder.

Dennoch kommt der Arizal genauso wie andere Kommentatoren noch zu einem ganz anderen Ergebnis. Die Brüder Yosefs sahen in ihrem Verhalten absolut nichts Unrechtes. In den vorherigen Generationen war es immer wieder der Fall gewesen, dass einer aus der Familie das schwarze Schaf war. So hatte Avraham einen Ishmael, der zuerst schlechten Charakters war (bis er zu G - tt zurückkehrte, siehe Talmud Traktat Bava Batra 16b) oder Yitzchak hatte einen Esav. Automatisch kamen die Söhne Yaakovs zu der Erkenntnis, dass auch in ihrer Familie ein schwarzes Schaf umgeht; nämlich Yosef.

Yosef war in ihren Augen arrogant und schminkte sich sogar. Er stutzte sein Haar und schminkte seine Augen wie zur damaligen Zeit üblich. Hinzu kamen seine Träume, in denen sie ihm dienten. Das war zuviel und die Brüder sahen in Yosef eine Gefahr. Der Ramban sowie Rabbeinu Bachya sehen die Gründe des Verkauf des Yosef besonders bei der Verkündung seiner Träume und die Brüder handelten aus Neid (siehe auch Rabbi Samson Raphael Hirsch).

Aber können wir wirklich nur den Brüdern die Schuld in die Schuhe schieben ? Die Gemara im Talmud Traktat Schabbat 10b lehrt, dass ein Elternteil niemals ein Kind besonders bevorzugen soll. Dies rufe den Neid der Geschister hervor. Und wenn unsere Vorväter auf solch einem hohen geistigen Level waren, wieso hielten sich sich nicht an diese einfache Regel ?

Rashi und Rabbi Samson Raphael Hirsch nehmen Yaakov etwas in Schutz und kommentieren, dass Yaakov Rachel liebte und Yosef nun einmal deren gemeinsamer Sohn war. Yosef erinnerte ihn an Rachel. Außerdem sah Yaakov sich selbst in Yosef, denn alles was Yosef wiederfuhr, geschah schon seinem Vater. Beide waren die Mißliebigen in der Familie und beide lebten im Ausland. Dass sich Yosef mit seiner Schminkerei kindisch benahm und er hier und da auch schon einmal seine Brüder beim Vater verpetzte, übersah Yaakov.

Andererseits gibt es auch ganz andere Meinungen zu dem Fall. Yosef musste zwangsläufig in der Diaspora landen, denn G - tt hatte vorbestimmt, dass die Juden in die ägyptische Diaspora gehen. Alles in unserem Leben ist vorbestimmt durch G - ttes Pläne und an dieser Stelle sind wir wieder zurück beim Thema des "Freien Willen". Wieviel "Freien Willen" haben wir wirklich in unserem Leben und was sieht G - tt für uns vor ?

Anscheinnd müssen wir schwere Zeiten erleiden oder im Leben immer wieder Umwege gehen, um ans eigentliche Ziel zu kommen. Wenn wir sauer sind, diesen oder jenen Job nicht bekommen zu haben, dann sind wir enttäuscht vom Leben, weil wir glauben, gerade der Job sei das Richtige für uns gewesen.
Wäre er das wirklich ?
Vielleicht hätte sich hinterher das genaue Gegenteil herausgestellt oder unser Leben wäre schlimmer geworden als zuvor.
Nicht alles, was wir im Leben wollen, muss immer gut für uns sein und manchmal kommt es vor, dass G - tt uns vor zu schnellen Fehlern bewahren will. Das Problem ist nur, dass wir es in dem Moment nicht verstehen.

Der chassidische Kommentator Shem MiShmuel misst daher der Geschichte des Yosef ganz anderen Wert bei. Der Verkauf des Yosef musste erfolgen, um die Juden in die Diaspora nach Ägypten zu bringen. Und der ebenso große chassidische Rabbiner, der Chozeh (Seher) von Lublin, Rabbi Yaakov Yitzchak Horowitz, fügt noch einen weiteren philosophischen Aspekt hinzu.
Sollen wir das Wort "Neid" immer nur negativ betrachten ?
Nein, meint der, denn Neid kann durchaus positiv sein. Nämlich in dem Moment, indem ich andere Menschen um deren gute Eigenschaften beneide. Dies wiederum ruft eine innere Veränderung in mir hervor, die mich zum Positiven bewegt. Bei den Brüdern hingegen war der Neid nur negativ.

Der erste aschkenasische Oberrabbiner Israels, Rabbi Kook (Kuk) sieht die Grube, in die Yosef geworfen wurde als Metapher für die Diaspora.

"Und die Grube war leer, es war kein Wasser darin".
Wieso erzählt uns das die Thora überhaupt ? Reicht es nicht zu sagen, dass die Grube leer war ?

Der Talmud Traktat Schabbat 22a lehrt den Grund dafür. Wer sagt, dass die Grube leer ist und sich auch kein Wasser in ihr befindet, der deutet an, dass die Grube voll Schlangen und Skorpione war. Allerdings hatten die Brüder davon keine Ahnung und achteten auch nicht darauf (siehe den Ramban).

Rabbi Kook vergleicht eine dunkle Grube mit derlei Getier mit der Diaspora. Gerade dort werden die Juden mit allen nur erdenklichen äußeren Einflüssen konfrontiert und ausgerechnet Yosef zeigt uns den Weg, wie wir dennoch unsere jüdische Identität und unsere Werte beibehalten. Yosef war der Meinung, dass wir uns den anderen Völkern mehr entgegenstrecken sollen. Mit anderen Worten, wir können uns nicht abkapseln, sondern müssen genauso mit ihnen Leben. Zum Beispiel in der Geschäftswelt oder im Freundeskreis. Eine Öffnung bedeutet jedoch nicht "Mischehen" einzugehen oder das Wertesystem der anderen zu übernehmen, denn auch für Yosef gab es eine Grenze der Offenheit. Die Thora und ihre Inhalte dürfen nie ad acta gelegt werden.

Yosefs Bruder Yehudah dagegen war mehr für die absolute Aufrechterhaltung der Heiligkeit (Kedusha) und der Separation. Rabbi Kook vergleicht beide Charaktäre mit dem Kampf der Makkabäer gegen die Griechen. Da die Parashat Vayeshev immer in die Chanukkah - Zeit fällt, suchen wir natürlich nach Zusammenhängen zwischen ihr und Chanukkah.

Gerade zur Zeit der griechischen Besatzung verschrieben sich viele Juden dem Hellenismus. Man wollte so sein wie alle anderen Völker auch, nur G - tt spielte bei dem Spiel nicht mit. Das gleiche Schicksal wird auch uns irgendwann wiederfahren, wenn wir uns nicht an die Thora halten und meinen selbst entscheiden zu können was wir brauchen und was nicht.

Aber es gibt noch eine andere Verbindung zwischen dieser Thoralesung und dem am Dienstag Abend (4. Dez.) beginnenden Chanukkah - Fest.
Yosef und die Makkabäer zeigen uns, dass es immer Hoffnung im Leben gibt. Und sei alles auch noch so trist, niemals sollten wir uns hängenlassen und aufgeben, denn schnell kommen auch wieder andere Zeiten.

Shabbat Shalom und vorab Chanukkah Sameach.


Träume, Träume, Träume

Passend zur Parasha ein paar Gedanken zum Thema "Träume im Judentum"

Ein ganz wichtiger Punkt ist zu unterscheiden zwischen Träumen und Prophezeihungen, wie die Propheten sie hatten. Obwohl die Gemara im Talmud Traktat Berachot 57b lehrt, das Träume Einsechzigstel Prophezeihung sind, ist das Thema mit Vorsicht zu geniessen. Nicht jeder der träumt, ist gleich ein Prophet. Zwischen beiden Variationen besteht ein immenser Unterschied.

Jeden abend vor dem Zu - Bett - Gehen bitten wir G - tt im Bedtime Shema - Gebet, uns vor Alpträumen zu bewahren. Rabbi Elie Munk erklärt dazu in "World of Prayer" das unsere Ideen und Phantasien, welche wir tagsüber haben, uns des nachts keine Alpträume bereiten sollen.

Im Talmud Berachot gibt es sehr viele Diskussionen ueber Träume. Rabbi Shmuel bar Nachmani sagte im Namen von Rabbi Yonatan: Im Traum wird Leuten weiter nichts gezeigt als das, was sie tagsueber denken (55b).
Die Psychologie sieht das genauso; im Traum verarbeitet unser Unterbewusstsein tagsüber Erlebtes.

Die Gemara in Berachot (55a) legt sehr viel Wert auf Trauminterpretationen. Zu Tempelzeiten oder in der Antike überhaupt gab es dafuer Traumdeuter. Denn schon Rabbi Chisda sagte: Ein nicht interpretierter Traum ist wie ein ungelesener Brief.
Rabbi Chisda faehrt fort, dass ein schlechter Traum besser sei als ein guter. Rashi erklaert hierzu, dass ein schlechter Traum uns zur Umkehr bewegt. Und die Baraita lehrt, dass König David Zeit seines Lebens nur schlechte Träume hatte. Deshalb wog er seine Taten sehr vorsichtig ab.

Laut Maharsha gibt es z.B. Träume, in denen ein bestimmtes Symbol vorkommt. Ein Haus, eine Tasse, ein Apfel etc. Dinge stehen gewöhnlich fuer unterschiedliche Ereignisse und benoetigen Interpretation.

Das kabbalistische Buch Zohar lehrt, dass des nachts unsere Neshamot (Seelen) unsere Koerper verlassen und zu G-tt aufsteigen. Im Schlaf wohlgemerkt. Auf ihrer Reise nach oben durchlaufen sie verschiedene Stationen, auf denen sie negativ beeinflusst werden koennen. Nicht immer kommen die Neshamot (Seelen) auch oben an.

Eine so negativ beeinflusste Neshama (Seele), welche nicht oben ankommt, sondern vorher in den Koerper zurueckkehrt, kann ihrem Besitzer falsche Träume vorgaukeln.
Die aufsteigende Neshama während des Schlafes versetzt, halachisch betrachtet, den Koerper in einen Todeszustand. Daher waschen wir uns morgens nach dem Aufstehen die Hände, um die Unreinheit des Todes loszuwerden. Chassidim gehen sogar noch weiter: Neben ihrem Bett steht immer eine mit Wasser gefuellte Schuessel, damit sie gleich vom Bett aus ihre Hände waschen koennen.

Ich wuensche allen gute Naechte und keine Alpträume.

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Rashi: Rabbi Shlomo Yitzchaki, 1040 - 1105. Lebte in Frankreich und war einer der beruehmtesten Talmud - u. Thora - Kommentatoren.

Maharsha - Rabbi Samuel Eidels, 1555 - 1631. Beruehmt fuer seinen Talmud - Kommentar. Geboren in Krakau / Polen. Seine Mutter Gitel war eine Cousine des Maharal von Prag.

Mittwoch, November 28, 2007

Schokolade mit bitterem Beigeschmack

B"H

Wieder einmal schlägt die haredische (ultra - orthod.) Presse Alarm. Einer der größten israel. Hersteller von Fertiggerichten. Speiseeis, Milchprodukten sowie Süßigkeiten, die Firma Strauss - Elit, steht bei den Haredim (Ultra - Orthod.) auf der Abschußliste.

Strauss - Elit befindet sich inmitten des Chanukkah - Geschäftes, denn gerade jetzt beschenken Abertausende Eltern ihre Kinder mit Süßigkeiten. Ob religiös oder sekulär, an Chanukkah geht alles über die Ladentheke.
Aber Strauss - Elit denkt nicht nur an den heimischen Chanukkah - Absatz; gerne sieht man sich international und dementsprechend findet auch das Marketing statt. Auf dem Weltmarkt steht Chanukkah jedoch nicht unbedingt an erster Stelle, sondern das christl. Weihnachtsfest und um international mithalten zu können, plant das Unternehmen, zweigleisig zu fahren. Zum einen sollen sich die frischen Schokoladenerzeugnisse in bunter Weihnachtsverpackung wiederfinden und zum anderen wird das gleiche Sortiment in die Chanukkah - Hüllen gestopft.

Das christl. verpackte Schokoladensortiment wird ohne oder nur mit einem wenig beachteten Koscherzertifikat (Hechscher) verkauft und die Chanukkah - Produkte werden mit dem Badatz - Zertifikat (Beit Din Zedek der ultra - orthod. Edah HaCharedit) versehen. Ganz zur Religion passend bekomme so jeder seine Festtagsschokolade.

Der Plan hat nur einen Haken: Nicht alle Schokoladen in Weihnachtsverpackung landen im Ausland, sondern auch in israel. Ladenregalen. Besonders die Religiösen protestieren gegen das Strauss - Elit Vorhaben und wollen keine Götzendienstsymbole a la Weihnachtsmann auf dem heimischen jüdischen Markt. Das Unternehmen dagegen rechtfertigt sich damit, dass Juden die Schokolade in Weihnachtsverpackung nicht unbedingt kaufen müssen. Und außerdem gebe es ja für religiöse Kinder die Badatz - Produkte in Chanukkah - Verpackung.

Es scheint, dass bei der Marketingplanung niemand an das typische israel. Problem gedacht hat. Wer auf unserem Markt verkaufen will, der lege sich nicht mit den Religiösen an. Für den Fall, dass die Haredim oder andere Religiösen einen Bann über das Strauss - Elit Unternehmen aussprechen, drohen dem Hersteller erhebliche Einbussen, die auch der internationale Profit nicht wettmachen kann. Und der negative Ruf bleibt auch.

Strauss - Elit will seinen Umsatz vergrößern, indem das Unternehmen die Schokoladen mit dem besten und teuersten Hechscher (Badatz) versieht und gleichzeitig sollen Produkte ohne bzw. mit minderwertigem Hechscher incl. Weihnachtsverpackung den russisch - israel. Bevölkerungsteil ansprechen. Immerhin machen die Einwanderer aus Russland einen nicht unerheblichen Teil der Israelis aus und ein hoher Anteil ist nichtjüdisch und feiert Weihnachten. So sollen die relig. Juden und russische nichtjüdische Zuwanderer auf ihre Kosten kommen und Strauss - Elit macht den Reibach.

Bleibt die Frage, warum sich gerade die nichtjüdischen russischen Zuwanderer die Frechheit herausnehmen, ausgerechnet in Israel unkoscherer Produkte einkaufen zu wollen. Wenn mir das Essen hier nicht paßt, dann steht es mir frei, jederzeit woanders hinzuziehen. Mittlerweile haben wir in der Innenstadt, in der Agrippas - Strasse, drei russische unkoschere Geschäfte, in denen zur Weihnachtszeit die Weihnachtsmänner prangen. Wenn diverse nichtjüdische "Einwanderer" schon ihren unkoscheren Konsumrausch auslassen wollen, dann in Europa oder anderswo, aber nicht in Israel. Ich will Strauss - Elit nicht in Schutz nehmen, doch reagiert das Unternehmen auf die Nachfrage und die ist offensichtlich da. Dank der nichtjüdischen Russen.

Dienstag, November 27, 2007

Chanukkah Insights

B"H

Am Dienstag Abend (4. Dezember) beginnt das achttägige Chanukkah - Fest. Laut dem jüdischen Kalender wird Chanukkah acht Tage lang, vom 25 Kislev bis zum 2 oder 3 Tevet (4. – 12. Dezember 2007), gefeiert. Es ist kein biblisches, sondern ein rabbinisch verankertes Fest, festgelegt von den Sanhedrin. Das erste Mal wurde Chanukkah schon ein Jahr nach dem tatsächlichen Geschehen gefeiert.

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Was oftmals gerne übersehen wird ist, dass Chanukkah ein rein jüdisches Fest ist und mit dem Christentum absolut nichts zu tun hat. Der alleinige Beweis dafür ist die Zeitperiode, in der sich das Chanukkah – Wunder bzw. der Kampf der Makkabäer gegen die Griechen ereignete. Die Makkabäer waren Cohanim (Tempelpriester) und sie kämpften gegen den Götzendienst im Heiligen Land, in Jerusalem und vor allem im Tempel. Sie kämpften für das Judentum und wenn die Makkabäer sehen könnten, wie heutzutage ihr Sieg von anderen Religionen missbraucht wird, dann täten sie sich im Grabe umdrehen. Weihnachten und Chanukkah haben daher nichts miteinander zu tun und wer beide Feste auf einen Nenner bringen will oder zusammenfeiert, der tritt die Absicht der Makkabäer mit Füssen.

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In diesem Beitrag gehe ich nicht unbedingt auf die historischen Ereignisse ein, sondern vielmehr auf die Halachot, Bräuche und chassidische Traditionen.

Ziel der griechischen Besatzung war es, die jüdische Religion auszulöschen. Das Thoralernen, der Shabbat und Beschneidungen (Brit Milah) waren gesetzlich verboten. Mit dem Aufstand der Makkabäer (Mattetiahu, der Vater Yehuda Makkabis, war Cohen HaGadol - Hohepriester) im Jahre 165 vor Beginn der Zeitrechnung fanden die Juden zur Spiritualität zurück. Die Griechen waren auf Materialismus und Schönheit des Körpers bedacht, doch die Juden wollten ihre Religion erhalten.
Es war nicht nur ein Aufstand gegen die Besatzung, sondern vielmehr ein spiritueller Kampf und ebenso ein Kampf ums Überleben. Der Kampf zwischen der Seele (Neshama) und dem Materialismus.

Das eigentliche Chanukkah – Wunder ist nicht der siegreiche Krieg der Makkabäer, sondern das achttägige Brennen der Menorah (siehe Rabbi Avraham Yehoshua Heschel von Apta in seinem Buch "Ohev Israel", der Sefat Emet und viele andere).
Nachdem die Makkabäer den Tempel von den Griechen zurückerobert hatten, fanden sie in ganz Jerusalem nur eine einzige kleine Flasche reines koscheres Olivenöl. Mit dieser Menge hätte die Tempelmenorah (der siebenarmige Tempelkerzenleuchter) vielleicht einen Tag brennen können. Für die Herstellung neuen reinen koscheren Olivenöles wurden acht Tage benötigt und das Wunder war, dass die Menge der kleinen Flaschen acht Tage lang ausreichte und die Menorah brannte.

In der Chassidut sowie der Kabbalah sind die acht Tage von Chanukkah und das Wunder insgesamt zeitlos.
Für G – tt existiert keine Zeitrechnung, denn Er ist unendlich. Die Zeitrechnung, welche in unserem DNA verankert ist und die uns bekannt ist, existiert in den oberen spirituellen Welten nicht. Im Gegensatz zu unserer Welt koexistieren in den oberen Welten die Vergangenheit, die Gegenwart sowie die Zukunft. Alle drei Zeiten existieren auf einmal, heisst, zum gleichen Zeitpunkt und daher ist Chanukkah zeitlos.

Aber wieso Chanukkah - Wunder ? Was genau ist überhaupt ein Wunder ?

Ein Wunder gilt immer dann als solches, wenn sich etwas Übernatürliches ereignet. Etwas, dass aller Natur zum Trotz geschieht und für unseren menschlichen Verstand unerklärbar und unfassbar ist. Aber nicht alles, was uns als Wunder erscheint, muss immer gleich eines sein. Für G – tt ist es selbstverständlich, die Natur beliebig verändern zu können, was er zu Zeiten der Makkabäer tat und somit die Kerzen der Tempelmenorah acht Tage brannten.

Im Chassidismus stehen die Chanukkah - Kerzen fuer die Seele (Neshama) der Menschen. Auch wird das Kerzenlicht selbst als das "verborgene Licht (Or HaGanuz)" gesehen, welches G-tt am ersten Tag erschuf und das in der Zeit des Meschiach zurück kommt (Bnei Yissachar). Die acht Tage sind für uns eine spirituelle Reise des Körpers und der Seele. Essen, Kerzen und die Historie stehen für den Körper und Meditation, Freude, Wärme und Licht fuer die Seele.

Das Licht Chanukkahs hat die Macht, zu jedem Juden zu gelangen und sei dieser auch spirituell so weit von seinen jüdischen Wurzeln entfernt. Seine Seele (Neshama) verfügt immer über einen Funken, heisst einer direkten Verbindung zu G – tt (Rabbi Shmuel Bozorovsky, der derzeitige Rebbe der chassidischen Gruppe Slonim).
Dieser Funke verbleibt auch nach dem Tode in der Seele und wird bei der Auferstehung der Toten wieder zum Leben erweckt (Bnei Yissachar).

Der Sefat Emet (ehemaliger Rebbe der Chassidut Gur) betrachtet jedes Chanukkah als spirituelle Erneuerung für die Juden. Dies gilt insbesondere jene Juden in der Diaspora. Das Chanukkah – Licht erneuert in ihnen die Erkenntnis ihrer Zugehörigkeit zum jüd. Volk und verdeutlicht ihnen gleichzeitig, das schwierige Leben in der Diaspora.

Der Aufstand der Makkabäer zeigt uns, dass wir niemals die Hoffnung aufgeben dürfen, da Juden die spirituelle Kraft haben, etwas zu bewirken. G - tt kann zu jeder Zeit die Natur überwinden und ein Wunder bewirken.

Halachot und Bräuche

1. Dieses Mal fällt die erste Kerze auf einen Dienstag Abend.

2. Am ersten Abend werden vor dem Anzünden drei Segen gesagt, an den weiteren Abenden nur zwei. Siehe Siddur.

3. Gezündet werden die Kerzen mit dem Schamasch, der Kerze hinter allen anderen (der 9. Kerze). Zuerst den Schamasch anzünden und dann von links nach rechts jede neu dazugekommene Kerze zünden. Immer die neue Kerze zuerst. Bei Ölkerzen sollte der Schamasch eine Wachskerze sein.

4. Die Chanukkiah (Chanukkah – Leuchter) sollte am Fenster oder neben bzw. vor der Haustür plaziert werden. "Lefarsem et HaNes - das Wunder verkünden".

5. Es ist verboten das Chanukkah - Licht für andere Zwecke zu verwenden (z.B. zum lesen).
Es gibt einen Brauch die Psalmen 30, 67 und 91 zu sagen, während die Kerzen brennen. Laut Baal Shem Tov wird Psalm 91 sieben Mal gesagt. Außerdem sagen wir Hallel (Psalm 113 – 118) an Chanukkah !!!

6. An Chanukkah ist es verboten zu fasten oder zu trauern.

Es ist keine Pflicht, aber man kann ein Chanukkah - Essen daheim vorbereiten. Bei Chassidim ist dies sehr populär.

7. Es ist eine Mitzwa, die Kerzen zu zünden und jeder im Haushalt sollte seine eigenen Kerzen anzünden. Ein Licht täglich wäre halachisch genug.
Während des 2. Tempels gab es einen Streit zwischen Hillel und Shammai. Laut Shammai sollten am ersten Abend acht Kerzen brennen und dann jeden Tag eine weniger. Wir folgen der Meinung Hillels, der sagte, dass am ersten Tag eine Kerze gezündet wird und danach täglich eine weitere hinzugefügt wird.

8. Gewöhnlich wird nach dem Lichterzünden MAOZ ZUR gesungen.

9. Das traditionelle Essen sind Sufganiot (Krapfen, Berliner), Latkes (Kartoffelpuffer) und auch Käse. Der Käse geht auf die Geschichte mit Judith zurück, die König Eliporni toetete, indem sie ihm Käse zu essen gab, er durstig wurde, Wein trank und betrunken wurde.

Sufganiot und Latkes werden gegessen, da sie viel Öl enthalten und Öl das Wunder repräsentiert.

10. Im Birkat HaMazon fügen wir das Gebet "Al HaNissim" ein.

11. Es ist Brauch, den Kindern Chanukkah - Geld zu geben.

12. Auch spielen viele mit dem Kreisel - Dreidel (hebrä. Sevivon). Auf dem Dreidel steht auf jeder der vier Seiten ein Buchstabe:

Nes Gadol Haiya Po - Ein grosses Wunder war hier (auf israel. Dreideln).

Nes Gadol Haiya Sham - Ein grosses Wunder war dort (auf ausländ. Dreideln).

13. Das Arbeiten während der acht Tage von Chanukkah ist NICHT verboten (Rabbeinu Gershom sowie Shulchan Aruch – Orach Chaim 670).

Für Chassidim hat das Dreidelspiel eine innere Bedeutung, was ich einmal auf einer Chanukkah - Party der Breslover Chassidim lernte. Die vier Seiten mit den Buchstaben weisen auf die vier Königreiche Babylon, Griechenland, Persien und Rom hin. In der Zukunft werden diese Königreiche verschwinden, doch Israel wird fortbestehen (Bnei Yissachar).

Vorab wünsche ich allen Chanukkah - Sameach und ein fröhliches Fest.

Montag, November 26, 2007

Vorbereitung auf Chanukkah

B"H

Chanukkah steht vor der Tür. Dieses Jahr beginnt es am Dienstag Abend (4. Dezember / 25. Kislev). Ich werde innerhalb der folgenden Tage mehr über Chanukkah, dessen Bedeutung, Gesetze, Bräuche und ein paar chassidische Geschichten schreiben.

Ich möchte soweit nur kurz zwei Dinge zur Vorbereitung erwähnen. Das eine sind die Kerzen und das andere ein Backrezept für Chanukkah Sufganiot (Berliner oder Krapfen übersetzt). In Jerusalem sind die traditionellen Sufganiot schon seit Wochen zu haben. Mit allen erdenklichen Füllungen und in allen Preislagen.



Hier erst einmal ein Rezept aus unserer Bäckerei:

1 kg Mehl (Vollkornmehl)

Eine dreiviertel Tasse Zucker

1 Teelöffel Salz

2 Eier

2 Eßlöffel Cognak

Eine halbe Tasse Olivenöl

60 g Hefe

Das ist alles. Man kann die Sufganiot ganz normal im Backofen backen. 20 Minuten lang bei 160 Grad.

Meistens aber werden die Sufganiot in einer Pfanne oder einem Topf voll Olivenöl gedünstet. Heisst, sie müssen darin schwimmen.

Die Füllung wird hinterher reingespritzt. In der Bäckerei verwenden wir überwiegend Dattel - Apfel - Füllung.
Je nachdem kann man die Sufganiot noch mit Olivenöl, Puderzucker, Honig, etc. bestreichen.

Der Cognak verursacht übrigens, dass das Olivenöl vom Teig besser aufgesaugt wird.

Viel Spaß beim Backen und gutes Gelingen !!!


Zu den Chanukkah - Kerzen:

Der Chanukkah - Leuchter hat 9 Kerzenhalter. Es ist möglich normale Kerzen zu benutzen. Wer jedoch das Gebot (Mitzwa) 100% - ig erfüllen will, der benutzt Olivenöl. Spezielles Olivenöl für Kerzenzwecke.
Es gibt besondere kleine Gläschen dafür zu kaufen, welche man auf die Kerzenhalter steckt. Jene Gläschen werden dann mit Olivenöl gefüllt und ein kleiner Docht sollte darauf schwimmen.
Ich weiss nicht, wie es im Ausland ausschaut, doch in Israel gibt es Olivenöl für Kerzenzwecke und die kleinen Dochte als Set.

Persönlich benutze jedesmal reguläre Chanukkah - Kerzen. Vor Jahren kaufte ich alles als Set. Irgendwie aber war ich zu dämlich, denn die Gläschen vielen ständig um und zerbrachen. Bei jeder Bewegung der Chanukkiah (des Chanukkah - Leuchters). Fast täglich musste ich neue Gläschen nachkaufen. Jetzt gibts halt wieder nur Kerzen und da kippt nichts um.

Sonntag, November 25, 2007

Der Teufel und die Juden

B"H

Das mittelalterliche Konzept des Juden in Relation zum modernen Antisemitismus

Für jeden Geschichtsinteressierten sind die Bücher des Rabbi Joshua Trachtenberg ein absolutes Muß. Rabbi Trachtenberg wurde 1904 in London geboren und verstarb im Jahre 1959. Er war Mitglied des amerikanischen Rabbinates und nebenbei widmete er sich den Studien über den Fortschritt des menschlichen Denkens.
Seine bekanntesten Bücher sind: "The Devil and the Jews (1943)" und "Jewish Magic and Superstition (1939)".

In diesem Artikel gebe ich einige Einblicke in sein Buch "Der Teufel und die Juden".

In seiner Einleitung stellt Rabbi Joshua Trachtenberg die berechtigte Frage, wie es sein kann, dass ein Großteil der Menschheit ausgerechnet von den Juden das glaubt, was über andere Völker niemals verbreitet werden würde. Und sei alles noch so irrational, die Menschen glauben die widersprüchlichsten Gerüchte, scheren sich nicht um Fakten und ein Nachfragen kommt erst recht nicht in Frage. Die negativen Gerüchte um das Judentum haben nicht mit Logik zu tun; die Menschen glauben Gehörtes, weil sie es glauben wollen und nicht weil es logisch ist.

Zeit seines Daseins in der westlichen Welt war der Jude etwas Aussätziges. Er war und ist bis heute fremd geblieben. Seine Religion, sein Charakter, seine Sprache (Hebräisch im Gebet), seine Bräuche und sogar sein Blut (laut dem Nationalsozialismus) sind anders und lassen Verdacht aufkommen. Im Gegensatz zu östlichen Ländern war in vielen Teilen Westeuropas "Fremdes" verpönt. Nicht nur heute, sondern schon vor fast 2000 Jahren. Zuerst noch geduldet, ging später jede verbliebene Toleranz mit dem Zeitalter des Christentums unter. Christ und sonst nichts, lautete die Keule der katholischen Kirche. Obwohl anti - jüdische Ressentiments wesentlich älter sind als die Kirche, so war es doch erst sie, die das Judentum vollkommen demonisierte.

Seinen Höhepunkt erreichte die Demonisierung des Judentums zur Zeit der Kreuzzüge, bei denen Tausende von Juden durch die Hand der Kreuzritter umkamen. Nicht nur in Jerusalem, sondern schon zu Beginn hausten die "g - ttesfürchtigen Christen" bei ihrem Durchmarsch im Rheinland. Alles Jüdische wurde plattgemacht und viele Hunderttausende kamen ums Leben. Alles im Namen G - ttes versteht sich. Die Kirche erklärte die Juden zum Feind der gesamten Menschheit.

Der Grund, warum die Kirche zu ihrem Hetzzug gegen das Judentum aufrief, war plausibel. Man konnte alles gebrauchen, nur keinen Rivalen. So war man erfolgreich, denn die Mehrheit konnte weder lesen noch schreiben und so wurde alles geglaubt, was der Priester erzählte. Das Analphabetentum wirkte sich für die Kirchenobersten positiv auf, dennoch gab es auch andere Seiten. Jene Christen, die des Lesens und rationalen Denkens mächtig waren, diskutierten mit Rabbinern und konvertierten sogar zum Judentum. Und das schon im frühen Mittelalter.

Überwiegend ging es der kath. Kirche jedoch erst einmal darum, ihre Machtposition zu sichern und auszubauen, und Widersprüche und Zweifel über und an der christlichen Religion waren da fehl am Platze. Die Juden mussten weg oder zumindest zum Aussatz werden. Aber nicht alle Kirchenoberen gaben sich damit zufrieden. Viele Kirchenväter kritisierten ihre Bosse, weil sie nicht mitansehen wollten, wie relig. Texte immer mehr zum "Wohle" des Christentums verfälscht wurden. Aus Originaltexten wurden Fälschungen, auf denen heutzutage noch viele Glaubenskriterien basieren.

Die Juden gaben ihren Glauben einfach nicht auf und liessen sich nicht bekehren. Warum auch, wenn die christliche Doktrin gegenüber dem logischen Judentum absolut unplausibel und widersprüchlich erscheint. Aufgrunddessen liess sich die Kirche etwas Neues einfallen, denn schliesslich musste der missliebigen Konkurrenz der Gar ausgemacht werden. Die Juden wurden zur Teufelsfigur erklärt. Der Jude ist kein menschliches, sondern ein diabolisches Wesen.

In der jüdischen Religion spielt der Teufel (Satan) keine Rolle und wenn, dann haben wir von ihn ein völlig anderes Konzept. Laut des Judentums hat G - tt alles erschaffen, selbst alles Negative und Schlechte. Unsere Aufgabe ist es, dies zu besiegen und in Gutes umzuwandeln. Der "Teufel" (das Schlechte) wurde von G - tt erschaffen und ist KEINE eigenständige Person, sondern führt den Willen G - ttes aus. Nach der Ankunft des Meschiach wird das Schlechte von G - tt vernichtet werden und die Welt kehrt zu ihrem eigentlichen Ursprung zurück.

Das Christentum dagegen sieht den Teufel als reale Person an, welche neben G - tt existiert. Ganz im Gegensatz zum Judentum. Christen sehen den Teufel als den Feind der Menschheit überhaupt, dessen Ziel es ist, diese zu vernichten. Während der christl. "Meschiach" J. schon gegen den Teufel kämpfte, treten nun seine kirchlichen Nachfolger in seine Fußstapfen. Die Frage ist, warum J. gegen den Teufel zu kämpfen hatte, wenn er doch G - tt war.

Der Antisemitismus erfolgte schon im Neuen Testament bei Lukas und Johannes. So nennt Johannes die Juden "den Vater des Teufels" (8:44). In der Offenbarung (2:9, 3:9) heisst es weiter, dass Synagogen die "Synagogen des Satans" seien. Die allerersten Christen waren noch wirkliche Juden, die zwar J. als ihren Meschiach ansahen, doch andererseits sämtliche Thoragesetze einhielten. So war es selbstverständlich Pessach oder Yom Kippur zu feiern, koscher zu essen, in die Mikweh (Ritualbad) zu gehen oder den Shabbat vollkommen einzuhalten. All das änderte sich mit Paulus, der da behauptete, dass die Thora nicht mehr gelte.

Im Mittelalter legte die Kirche erst richtig los und publizierte im Jahre 1277 Bilder, auf denen die Juden zusammen mit dem Teufel in einer Mikweh (Ritualbad) zu sehen waren. Weiter hiess es, dass immer wenn Juden beten, sie für die Zerstörung der Christen beten. Zusätzlich gab es abstruse Ideen wie "Juden trinken christliches Blut". Wenn Nichtjuden die Thora so gut kennen, dann dürfte ihnen nicht entgangen sein, dass für Juden jeglicher Blutgenuß verboten ist. Man sehe sich nur einmal den komplizierten Kascherungsprozess für Fleisch an, bei dem spezielles Salz auf das Fleisch geträufelt wird, um ja nur den letzten Tropfen Blut herauszubekommen.

Im 9. Jahrhundert entwickelte die Kirche die "Anti - Christ" - Legende, welche besagt, dass dem Meschiach ein Abgesandter des Satans vorausgehe und die Juden würden diesen teuflischen Abgesandten eifrig erwarten. Ein Irrglaube, der bis heute an Aktualität nicht verloren hat. Im 16. Jahrhundert fügte man einen neuen antisemitischen Aspekt hinzu: den wandernden Juden (The Wandering Jew).
Juden haben ein Horn auf der Stirn; eine These, die durch eine falsche Übersetzung eines Thoratextes entstand. Moshe sei mit einem Horn (Keren) vom Berg Sinai hinabgestiegen. Jedoch heisst "Keren" an dieser Stelle "mit einem "strahlenden" (von G - ttes Anwesenheit Schechinah) Gesicht. Eine Fehlübersetzung, die in vielen Teilen der Welt noch immer nicht als solche behandelt wird. Selbst Michelangelo malte Moshe mit einem Horn. Auch die Mezuza am Türpfosten erweckte jeglichen christl. Verdacht. Sei das etwa ein Objekt des Teufels ?

Im Mittelalter waren jüdische Ärzte und Wissenschaftler die führende akademische Schicht in Europa. Aufgrund ihrer vielen Reisen hatten sie ihr Handwerk bei den Moslems in Persien oder anderswo erlernt. Außerdem verfügten sie über hervorragende Sprachkenntnisse im Arabischen oder Griechischen. Nicht selten erweckte diese Tatsache den Neid der europ. Christenheit.

Im Jahre 1267 gab es in der Stadt Pforzheim einen Vorfall, der die Irrationalität aller Gerüchte gegen das Judentum widerspiegelt. Dort erklärte Thomas von Cantimpre, dass seitdem die Juden Pilatus zuriefen "sein Blut komme über uns" (Matt. 27:25), diese an Hämorrhoiden leiden und sie daher in christlichem Blut baden müssen, weil ihnen dies Linderung verspricht.

Um den jüdischen Glauben auszurotten, richtete man die berühmte Inquisition ein, vor der die Juden entweder nach Portugal oder Marroko flüchteten oder sich bereiterklärten, zum Christentum zu konvertieren. Nur pro forma natürlich, denn insgeheim wurde daheim der Shabbat gefeiert und koscher gekocht.

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Rabbi Trachtenberg schrieb dieses Buch inmitten der Nazizeit und wußte, wovon er sprach. Seltsam, dass sich solch chaotische Legenden, die jeder Realität widersprechen, immer noch aufrecht erhalten. Man fragt sich, wie dumm die Menschheit eigentlich sein kann und wie ansonsten intelligente Wesen geistig so tief fallen können. Meines Erachtens jedoch hat Rabbi Trachtenberg recht; die Menschen glauben, was sie glauben wollen. Und wenn es nur bequem genug ist, dann glauben sie sogar, das rot eigentlich grün und blau eigentlich weiß ist.


"The Devil and the Jews", absolut empfehlenswert !!!!

Samstag, November 24, 2007

David Salomon ist zurück

B"H

David Salomon startete vor zwei Wochen seine dritte Vortragsreihe im Jerusalemer Israel Center der Orthodox Union. Thema ist die Jüdische Geschichte vom Jahre 100 vor der Zeitrechnung bis in unsere heutige Zeit. Am kommenden Donnerstag steht die Epoche von 500 - 900 nach Beginn der Zeitrechnung auf dem Plan.

Wer Interesse hat, der kann jeden Donnerstag um 19.30 Uhr einen informationsreichen Abend verbringen. Die Vorträge sind in englischer Spreche. Die Teilnahme kostet 25 Shekel / 10 Shekel für Studenten.

http://www.inonehour.net/default.asp

Es geht alle an

B"H

Am Dienstag beginnt der sogenannte "Friedensgipfel" in Annapolis. Unter anderem steht die Teilung Jerusalems auf der Agenda.

Aus diesem Grund rufen sämtliche Rabbiner zu besonderen Gebeten für die Einigkeit Jerusalems auf. Vielleicht ist dies für Euch alle ein Anreiz mitzumachen.

Freitag, November 23, 2007

Back to the Roots - Zurück zu den Wurzeln

B"H

Laut einer aktuellen Umfrage bezeichnen sich nur 20% der jüdischen Israelis als vollkommen unreligioes. Der Rest dagegen sieht sich als religiös oder zumindest sehr traditionell. So legen viele Haushalte grossen Wert auf eine koschere Küche, auf Hochzeiten unter Juden, Kerzenanzünden am Shabbat, Beschneidung der Jungen, Synagogengaenge, etc.

Wer hätte das gedacht, wo die Israelis doch immer als völlig sekulaer dargestellt werden ?

Zu der gleichen Ueberzeugung bin ich schon vor laengerer Zeit gekommen. Wenn ich offensichtlich sekulaere Landsleute kennen lerne, dann geht der ganze Sekularismus nur bis zu einem gewissen Grad. Nein, man will keine Mischehe, sondern nur einen jüdischen Ehepartner. Natürlich gehen wir in die Synagoge und Shabbat wird eingehalten. Zwar nicht ganz, aber gekocht, geputzt, etc. wird nicht. Und auf den Kiddush (Segnung des Shabbatweines) verzichten wir nicht. Wir haben unsere Prinzipien.

G - tt ?

Klar, ohne Zweifel, den gibt es und er wacht über alles. Wenn wir könnten, ja, dann würden wir religiös leben.

Und die Religiösen ?

Manche sind zwar überdreht, aber andererseits bewundern wir die Religiösen.

Vielleicht drueckt das Umfrageergebnis einen kleinen Umschwung in der Gesellschaft aus. Die Leute haben begonnen, ihre Ideale woanders zu suchen denn sie sind der negativen Zeitungsberichte ueber Kriminalitaet etc. ueberdruessig.

Donnerstag, November 22, 2007

Hilfreiche Adresse fuer die Konversion zum Judentum in Israel

B"H

All jene, die eine Konversion zum Judentum in Israel planen, finden hier hilfreiche Infos und Adressen:

http://www.moia.gov.il/NR/rdonlyres/F1FF99CF-417E-41F5-9205-F99F34AC94EF/0/giur_en.pdf

Die gesamte Liste habe ich nicht ueberprueft und daher muss jeder selbst feststellen, um welche Art von Kurs es sich handelt (reform, konservativ oder orthod.). Fuer die Richtigkeit uebernehme ich keinerlei keine Garantie.

Parashat Vayishlach

B"H

Die Thoralesung für diesen Shabbat

Nach zwanzig Jahren des "Exils" bei seinem Schwiegervater Lavan kehrt Yaakov zurück nach Israel. Dieses Mal ist er nicht mehr allein und ein mittelloser Mann, wie noch bei seiner Flucht vor seinem Bruder Esav. Nein, jetzt kommt er als wohlhabender und verheirateter Familienvater zurück. Eines aber bleibt dennoch: Die Angst vor seinem Bruder Esav, der ihm immer noch nach dem Leben trachtet. Esav vergab nie, dass Yaakov ihm das Recht des Erstgeborenen "stahl".

Als sich Yaakov auf dem Heimweg nach Israel befand, war sein Vater Yitzchak noch am Leben. Yaakov entschloß sich für den kürzesten Weg von Haran (Syrien) nach Israel. Ob diese Entscheidung richtig war oder er lieber einen Umweg hätte nehmen sollen, darüber gibt es widersprüchliche Kommentare.

Um von Haran nach Israel zu gelangen, mußte er zwangläufig das Land Se'ir durchqueren und Se'ir wurde von seinem Bruder Esav beherrscht (HaRokeach). Ein Zusammentreffen war daher unvermeidbar und Yaakov war auf alles gefaßt. Wie würde sein Bruder nach all den Jahren reagieren ?

Laut dem berühmten Kommentator Rashi bereitete sich Yaakov auf dreierlei Art auf das Zusammentreffen vor: er bereitete ein Geschenk für Esav vor, er bereitete sich auf einen eventuellen Krieg vor und er betete zu G - tt.

Alles was unserem Vorvater Yaakov mit Esav wiederfuhr, ist genauso für uns bis heute aktuell geblieben. Der Enkel Esavs war der berüchtigte Amalek, der nur ein Ziel vor Augen hatte: die Juden zu vernichten.

Heutzutage interpretieren wir "Amalek" als zweierlei verschiedene Konzepte. Zum einen betiteln wir jene Menschen so, die nach wie vor das jüdische Volk vernichten wollen, und andererseits sehen wir in Amalek die eigene "Yetzer HaRah - die negative Seite in uns".

Was genau ist eine negative Seite in uns ?
Sagen wir, jemand hat zwei gegrillte Hähnchen vor sich liegen. Eines ist koscher und das andere nicht. Das Nichtkoschere aber sieht appetitlicher aus und hat eine riesige Pommesbeilage. Wer sich allein aus den Gründen zum Essen des nichtkoscheren Huhnes hinreissen läßt, folgt seiner negativen Yetzer. Genauso liegt der Fall, wenn jemand alle positiven und negativen Gedanken abklopft: Soll ich früh aufstehen und in die Synagoge gehen oder doch lieber im warmen Bett bleiben und noch ein Stündchen schlafen ?

Die Yetzer bzw. Amalek bringt uns alle nur erdenklichen Ausreden in die eigenen Gedanken. Okay, heute mache ich dies und jenes, aber morgen dann ganz bestimmt nicht mehr. Die Yetzer zieht sich durch alle Lebenssituationen. Von der des Thoralernens bis hin in den sexuellen Bereich.

Eine ganz berühmte Szene in dieser Thoraparasha ist der Kampf Yaakovs mit dem Engel.
Vor seinem Zusammentreffen mit Esav hat Yaakov eines nachts den Plan, seine Familie in Sicherheit zu bringen. In der Thora heisst es, dass Yaakov seine zwei Ehefrauen, dessen Bedienstete sowie seine 11 Kinder nahm und sie den Fluß Jabbok überquerten. Danach stehen dermassen widersprüchliche Aussagen in der Thora, dass niemand mehr genau interpretieren kann, wer hier mit wem kämpfte, wer weinte und wer siegt. Die gesamte Szene ist völlig obskur.

Es heisst, dass Yaakov allein auf der anderen Seite des Flußes blieb. Die Gemara im Talmud Traktat Chullin 91a lehrt, dass Yaakov aus dem Grunde zurückblieb, da er ein paar kleine Tongefäße vergessen hatte und sie holen wollte.

Die Thora fährt fort mit der Aussage, dass Yaakov ALLEIN zurückblieb. Aber plötzlich kämpfte er mit einem Mann. Wie das, wenn er doch allein war ?

Yaakov und der Mann kämpften bis zum Morgengrauen, der Mann verletzte Yaakov am Hüftnerv (der Gid Hanashe), Yaakov besiegte ihn und der Mann gab Yaakov einen neuen Namen (Israel) und wollte von ihm gesegnet werden.
Allein der Inhalt dieser Sätze klingt utopisch.

Viele Kommentatoren betrachten den Mann als Engel oder sogar als Schutzengel Esavs, der letztendlich von Yaakov besiegt wurde. Andere Kommentatoren hingegen haben eine plausible klingende Meinung zu dem Thoraabschnitt. Natürlich sind dies unter anderem die chassidischen Kommentatoren wie Rabbi Elimelech von Lejanks (Noam Elimelech) oder der Kli Yakar.

Der Kli Yakar weist eindeutig darauf hin, dass Yaakov hier mit keinem Mann oder Engel kämpfte. Um diese These zu verstehen, müssen wir uns wieder das Konzept der Yetzer HaRah ins Auge fassen.

Laut dem Kli Yakar kämpfte Yaakov mit sich selbst. Nicht, dass er sich wie im Hollywood - Film "Fight Club" selbst schlug. Vielmehr kämpfte Yaakov gegen seine eigenen negativen Gedanken an, die ihn plötzlich überkamen.
Soll er weiterhin auf G - tt vertrauen oder lieber doch nicht ? Wie wird das Zusammentreffen mit Esav verlaufen und wird G - tt ihn (Yaakov) vielleicht einfach fallenlassen und ihn zum Abschuß freigeben.

Yaakov führte einen inneren Gedankenkampf mit sich selbst, aus dem er als Sieger gegen die Yetzer HaRah hervorging. Er glaubte und vertraute weiterhin auf G - tt und schob alle negativen Gedanken beiseite. Aufgrunddessen bewegte er sich einem höheren geistigen Level entgegen und bekam so den Namen "Israel".
Die Thora nennt ihn immer dann beim Namen "Israel", wenn Yaakov sich auf einem immens hohen Level befindet. Ansonsten bleibt sie beim Namen "Yaakov".

Aber nicht nur Yaakov befallen solche Gedanken, sondern jedes menschliche Wesen hat damit zu kämpfen. Wir führen einen stündlichen Kampf gegen unsere eigenen negativen Gedanken, die uns dazu beeinflussen wollen, unseren relig. Lebenslauf zu verlassen und uns anderen Einflüssen zuzuwenden. "Ach, was soll ich koscher essen ? Anderes Essen schmeckt auch", usw. Die Liste ist endlos.

Dass einzige, was uns heute die Yetzer überwinden läßt, ist eine Hinwendung zu G - tt. In der Chassidut heisst das Devekut (absolute Konzentration im Gebet). Auch Yaakob tat dies immer wieder und wir können nur von ihm lernen.

Im Talmud Traktat Berachot 10a wird einen berühmte Geschichte erzählt.
Rabbi Me'ir hatte grundschlechte Nachbarn und wollte für deren Tod beten. Seiner Meinung konnte er sie nur so erlösen, damit sie im Verlauf ihres weiteren Lebens nicht noch mehr gegen die Thora verstoßen.
Seine Frau Bruria, die eine große Thoragelehrte war, wandt sich entschieden gegen die Entscheidung ihres Gatten. Für den Tod von anderen Leuten beten, sei unangebracht. Stattdessen solle man lieber dafür beten, dass diese Leute zu G - tt umkehren. Mit anderen Worten: "Teshuva machen".
Rabbi Me'ir tat dies und wirklich verliessen die Nachbarn ihre schlechten Pfade und wurden g - ttesfürchtig.

Dies lernen wir in dieser Thoraparasha auf zweierlei Wegen von Yaakov. Zuerst betete er für einen positiven Verlauf des Treffens mit Esav. Keineswegs wollte er, dass Esav stirbt. Und anderseits hilft das Gebet genauso, die individuelle Yetzer HaRah (negative Gedanken) zu besiegen.

Shabbat Shalom

Fragen zum orthod. Judentum ?

B"H

Fuer all jene, die Fragen zum orthodoxen Judentum haben, ist vielleicht die folgende Site interessant:

http://groups.yahoo.com/group/Orthodoxjew/

Meine Absicht ist es, dort alle moeglichen gestellten Fragen zu beantworten. Dies jedoch nicht durch Googelei oder Verlinkungen.
Jede Frage wird individuell beantwortet und dabei spielen die Quellen wie Talmud, Thora, halachische, etc. Literatur eine wichtige Rolle.

Ich bin kein Gaon oder absoluter Experte, aber ich werde die Fragen so gut es geht beantworten. Meine Yeshiva - Erfahrung und ewige Kursteilnahme ist dabei sicher von Vorteil.

Fragen, die ich nicht beantworten kann, werde ich an befreundete Rabbiner weitergeben und sie beantworten lassen. Dies geschieht genauso bei Zweifelsfragen.

Dienstag, November 20, 2007

Warum koscher ?

B"H

In der Thora heißt es: "Du sollst nicht das Zicklein in der Milch der Mutter kochen" (siehe Exodus 23:19; 34:26 sowie Deuteronomy 14:21).

Wörtlich genommen verbietet dieses Thoragesetz lediglich nur das Kochen von Milch und Fleisch in einem Topf. Kommentatoren dagegen unterteilen das eine Verbot in drei separate Handlungen:

1. Das Kochen von Milch und Fleisch zusammen.

2. Das Essen von Milch und Fleisch, welche zusammen gekocht wurden.

3. Einen Nutzen aus Milch und Fleisch, welche zusammen gekocht wurden, ziehen.

Ohne den Talmud und der darin enthaltenen mündlichen Gesetzesüberlieferung (Mishna) von G – tt an Moshe auf dem Berg Sinai, wären wir außerstande, viele Thoragesetze zu verstehen ganz zu schweigen einzuhalten. Nicht immer gibt die Thora eine Bedienungsanleitung oder ausreichende Details darüber, wie wir die Gesetze zu verstehen bzw. auszuführen haben.

Warum aber kam G – tt überhaupt auf die Idee, uns die komplizierten Kaschrut – Gesetze zu geben ?
Wie Er selbst in der Thora einige Male erwähnt, sind die Juden ein von Ihm "Auserwähltes Volk". Und dieses "Auserwählte Volk" hat demzufolge die Aufgabe, besondere moralische Verpflichtungen einzugehen. Viele Meinungen lauten, dass die Kaschrut der Disziplin diene, andere wiederum glauben, die Kaschrut zeige sich vorteilhaft in der Gesundheit des Menschen.
Selbst meine ich, dass die Idee mit der moralischen Verpflichtung der Realität nahe kommt. Es soll eine gewisse Distanz zu anderen Völkern gezeigt werden, die da im wahrsten Sinne des Wortes alles essen, was sich bewegt.

Fast jeder weiß, dass koscher bedeutet, keine Milch – und Fleischspeisen zusammen zu kochen oder verzehren zu dürfen. Wer dann als orthodoxer Jude einmal bei Leuten eingeladen ist, die keine koschere Küche haben, erlebt nicht selten sein blaues Wunder. Zwar wurden die Speisen nicht zusammen gekocht oder serviert, doch dachte niemand daran, dass für Milch und Fleisch auch noch getrenntes Geschirr verwendet wird. Gastgebern, die kein koscheres Geschirr besitzen, rate ich, auf Plastik auszuweichen.

Normalerweise verfügt jede Küche jener Juden, die koscher halten, über zwei Einheiten: die milchige und die fleischige Seite.
Es ist möglich das gleiche Spülbecken zu benutzen, üblicherweise aber wird beim Abwasch des fleischigen Geschirrs eine kleine Plastikunterlage in das Abwaschbecken gelegt. Manche sparen sich das und halten das abzuwaschende Geschirr während des Spülvorganges in der Hand.

Zugegeben, die Kaschrut – Regeln sind manchmal derart verzwickt, dass man direkt aufgeben könnte. Vor allem am Anfang scheint das alles total übertrieben und nervig zu sein. Und wer denkt da schon an alles ?

Am Anfang geht es fast alles so, doch irgendwann gewöhnt man sich so sehr daran, dass alles automatisch geht und keinerlei große Gedanken mehr aufkommen.

Getrenntes Geschirr ist in kleinen israel. Küchen manchmal chaotisch und wer Kinder hat, der kann ein Lied von versehentlich vertauschtem Geschirr singen. Was passiert, wenn ich mein Hühnchen von einem milchigen Teller esse ? In der Regel gilt, dass es jedesmal darauf ankommt, ob das Essen warm oder kalt war. War das Essen heiss, dann gibt es ein Problem und wer im Zweifelsfall nicht weiterkommt, der kann bestimmte rabbinisch – halachische Einrichtungen anrufen und um Rat fragen. In Deutschland sind solcherlei Institutionen unbekannt und man muss sich an seinen Rabbiner wenden, der da oftmals nicht zu erreichen ist. Wer jedoch will und einigermassen Englisch spricht, der kann direkt in Israel anrufen und bekommt nach wenigen Minuten die richtige Auskunft.

http://kashrut.org/

Das Londoner Beit Din
http://www.kosher.org.uk/about.htm

Kaschrut Schweiz
http://www.irgz.ch/62/index.html

Kaschrut in Deutschland
http://www.koscher.net/kosher-news/koscherliste.htm


Die Chassidim verfügen heute zusammen mit den sephardischen Juden über die kompaktesten Kaschrut – Gesetze. In vielen Fällen behandeln sephardische Juden diese Gesetze viel strenger als aschkenazische Juden und von daher gibt es Anfragen an aschkenazische oder sephardische Institute.

Im Ausland spielt es oft bei den Juden keine Rolle, welche Milch sie trinken, heisst, die Juden selbst legen weniger Wert auf dieses Gesetz. Halachisch heissen die Milch oder Milchprodukte "Chalav Nochri". Dies besagt, dass die Milch nicht unter rabbinischer Aufsicht gemolken wurde und dies eventuell auch am Shabbat geschah.
Moment, darf man die Kuh am Shabbat nicht melken ?
Doch natürlich, aber deren Milch wird nicht zur Lebensmittelherstellung verwendet. Und wer weiss, was sich für eventuell unkoschere chemische Zusatzstoffe in der Milch befinden.

Besonders Chassidim verzehren keinerlei "Chalav Nochri" und ich auch nicht. Unter anderem gibt es für derlei Ablehnung auch kabbalistische Gründe.

Warum muss gemäß der Halacha ein koscheres Tier (gespaltene Hufe und Wiederkäuer) geschächtet werden ? Wobei hier daran zu erinnern ist, dass Moslems das gleiche tun, nur hinterher nicht die Organe des Tieres untersuchen bzw. dermassen scharfe Messer benutzen, welche das Tier sofort ohnmächtig werden lassen.

Ein jüdischer Shochet (Schächter) muss nicht gerade wenige Regeln bei der Schächtung eines Tieres beachten. Und wer diesen Beruf professionell ausüben will, der sollte einige Monate in entsprechender Ausbildung verbringen.
Die Messer für die Schächtung müssen absolut scharf geschliffen sein und es darf sich keinerlei Einbuchtung in der Klinge befinden, die das Tier am Hals einreissen könnte. Die Schächtung mit einem schadhaften Messer macht das Fleisch des Tieres sofort unkoscher, da das Tier eines qualvollen Todes gestorben sein kann.

Rabbiner erklären die professionelle Schächtung eines Tieres damit, dass in dem selben Moment, indem die scharfe Messerklinge im Bruchteil einer Sekunde den Hals des Tieres durchtrennt, dieses umgehend ohnmächtig wird und von seinem Tod nichts mitbekommt. Dieses sei für das Tier die humanste Weise zu sterben. Im Gegensatz zu Massenerschiessungen oder Elektroschocks.

Nach dem eigentlichen Schächtvorgang wird das Tier zerlegt und die Organe werden geprüft. Haben die Lungen Löcher oder hat sie bzw. andere Organe auffällige Farben ? War das Tier vielleicht krank ?
Falls ja, dann wird das Fleisch nicht zum Verzehr zugelassen.

Eine weitere wichtige Kaschrutangelegenheit, die vielfach unterschätzt wird, ist das Anzünden des Herdes. Normalerweise ist dies einem Juden vorbehalten. Im Falle, dass ein Nichtjude den Ofen anzündete, kann der Jude dennoch mit einem Löffel das Essen herumrühren.

Genauso strenge Regeln herrschen bezüglich koscheren Weines. Eine koschere Weinflasche darf nur von einem Juden geöffnet und hinterher angefasst werden. Dies geht auf eine Mishna im Talmud Avodah Zarah zurück. Zu früheren Zeiten benutzten Nichtjuden den Wein für Götzendienste. Das Gesetz des Nichtanfassens wird bis heute in orthod. Zirkeln strengstens befolgt, unter anderem auch von mir.

Bevor ich Aliyah nach Israel machte, gab ich eine Abschiedsparty, bei der ich koscheren Wein ausschenkte. Nur ich, denn fast alle anderen waren nichtjüdisch. Überraschenderweise hatte keiner damit ein Problem, außer einem, der später orthod. konvertierte. Vielleicht hat er ja mittlerweile die Regel verstanden, welche meine nichtjüdischen Freunde schon vor ihm begriffen.

Es kann vorkommen, dass diese Weinregel zu sehr ausgelegt wird; nämlich in haredischen (ultra – orthod.) Zirkeln. Dort wird auch manchmal mir das Anfassen der Weinflasche verweigert, weil ich nicht so "heilig" bin wie die anderen. Diese Regel entspricht allerdings nicht der Halacha, sondern ist ein privater individueller Zusatz. Wer das daheim so handhaben will, hat das Recht, denn es ist ja sein Zuhause.

Wer wirklich daran denkt, sich nun eine koschere Küche anzuschaffen, der sollte sich mit seinem Rabbiner beraten. Nicht jeder Rabbiner ist dafür ausgebildet und man sollte sich vorher erkundigen, ob seine Kenntnisse ausreichen und sich ggf. an jemand anderen Professionellen wenden. Nicht nur, dass es zweier Sets Geschirr bedarf, das Geschirr muss teilweise auch in die Mikweh (Ritualbad) getaucht werden.

Wer sich gerade in einem orthod. Konversionskurs befindet, der weiss davon ein Lied zu singen. Koschere Küche, die ganze Umstellung ohne Ende und und. Nach Eurem Giur jedoch tut sich diese Fragen erneut auf, denn dann seit Ihr halachisch jüdisch. Fragt Euren Rabbi oder das Beit Din (rabbinisches Gericht) was sich in Eurer Küche ändert und ob Ihr Euer Geschirr aus der Zeit vor der Konversion weiterhin verwendet könnt.

Beim Schreiben des Textes wird mir wieder einmal mehr bewußt, wie gut ich es in Israel habe. In Jerusalem habe ich keine Probleme, koscheres Essen aufzutreiben. Eher geht es hier um andere Unstimmigkeiten, nämlich auf welches Koscherzertifikat (Hechscher) ich vertraue oder nicht. So manch einer in der Diaspora kann von solchen Problemen nur träumen.Manche haben es schwer genug, überhaupt koscheres Essen aufzutreiben. Jedenfalls jene, die in keiner Grossstadt wohnen.

Das Gebiet der Kaschrut ist zu komplex und deshalb habe ich mich in diesem Text nur auf wenige Beispiele konzentriert, die einen winzigen Einblick vermitteln sollen.

Die Benutzung der Namen G - ttes

B"H

Irgendwann hörte ich auf mit dem Zählen und aufregen tue ich mich auch nicht mehr; wie viele Websites nennen die Namen G – ttes, ohne sich klarzumachen, dass diverse Schreibweisen grundsätzlich verboten sind. Vor allem dann, wenn die Gefahr besteht, dass sich Leser den Text ausdrucken und hinterher achtlos wegwerfen. Des weiteren werden Leser automatisch veranlasst, die Namen G - ttes, die dort im Web zu lesen sind, auszusprechen.

Was sagt die Halacha (jüd. Religionsgesetz) dazu, wenn es doch in der Thora (den 10 Geboten) heisst:

"Du sollst Meinen Namen nicht mißbrauchen".

Wo beginnt der Mißbrauch und wo endet er ?

Der höchste und zugleich heiligste Name G – ttes ist der Name mit den vier Buchstaben: Y – K – V – K (sämtliche Namen sind von mir verändert worden, damit keine halachischen Verstösse vorliegen !!!)

In der Kabbalah, unter anderem im Buch "Yedid Nefesh", wird der Name Y – K – V – K (der sogenannte "Shem HaMeforash") mit einem Baumstamm verglichen. Alle weiteren Namen G – ttes sind, bildlich gesprochen, die Zweige, welche vom Stamm (dem Namen Y – K – V – K) ernährt werden.

Der Rambam (Maimonides) schreibt in seinem Buch "The Guide of the Perplexed – Führer der Unschlüssigen 1:61", dass der Name Y – K – V – K das wahre Wesen G – ttes darstellt. Alle anderen Namen kamen später hinzu bzw. wurden uns in der Thora mitgegeben. Der Name mit den vier Buchstaben hat demnach einen besonderen Rang und durfte zu Tempelzeiten nur vom Hohepriester (Cohen HaGadol) im Tempel laut ausgerufen werden. Da wir derzeit keinen Tempel haben und auf die Erbauung des Dritten Tempels (durch den Meschiach) warten, wird der Name anders ausgesprochen. Nämlich "A – donai" (siehe Hilchot Tefillah 14:19, Rambam).
Des weiteren ist uns eine Aussprache des Namen Y – K – V – K aus dem Grund absolut untersagt, weil wir heutzutage die exakte Aussprache dieses Namens gar nicht mehr kennen. Und wenn wir den Namen falsch aussprechen, so ist dies eine enorme Verletzung von dem inneren Wesen G – ttes, welches wir somit verfälschen.

Namen, die G – ttes Handeln / Willen verkörpern, sind erst später entstanden. Dies wird besonders aus der Thora ersichtlich, in welcher die Namen "E – lohim" einen richtenden G – tt und "A – donai" einen gütigen G – tt repräsentieren.

Anmerkung: Einige Leute sind fälschlicherweise der Ansicht, dass E – lohim im Plural stehe und somit eine Trinität ausdrückt. Überwiegend vertreten fundamentlistische Christen diese Ansicht, ohne sich mit der Materie näher zu befassen. E – lohim steht nicht im Plural, sondern im Singular. Der Name drückt aus, dass G – tt zugleich mit mehreren Seiner innerlichen Kräfte handelt. Wer in der hebr. Thora nachliest, der wird genauso feststellen, dass das Verb, welches dem Wort E – lohim folgt, im Singular steht !!!

G – tt ist für unseren begrenzten menschlichen Verstand nicht begreifbar und so bedienen wir uns einer metaphorischen Sprache. Eine Art Seine Handlungen und Seinen Willen zu umschreiben, sind die "Sefirot – Charaktereigenschaften". G – ttes Wille ist die Wurzel jeglicher irdischer Existenz (Yedid Nefesh).
Aufgrund der Sefirot und Seinen Namen tun wir uns leichter, ein Wesen außerhalb jeder Vorstellungskraft etwas zu "begreifbar zu machen". Jegliches Handeln G – ttes ist von Seinen Namen abhängig.

Grundsätzlich ist es uns erlaubt, all Seine Namen auszusprechen (außer natürlich Y – K – V – K), dennoch gibt es halachische Richtlinien. Zum Beispiel darf "A – donai" nur während des Thorastudiums, des Gebetes oder bei einem ernsthaften relig. Unterricht ausgesprochen werden. Bei anderen Gelegeheiten wird der Name mit dem Wort "HaShem" ausgedrückt.
Korrekt ausschreiben sollte den Namen A - donai niemand.
Wer will, der muss sich an halachische Richtlinien halten und ich habe bezüglich dieses Artikels Rabbi Mordechai Machlis konsultiert und nachgefragt, inwieweit ich die Namen ausschreiben darf. Mit Bindestrich sei es vertretbar, wobei jedoch auch Ausnahmen bestehen.

Des Weiteren sollte man sich hüten, G – ttes Namen bei Schwüren oder Flüchen zu verwenden. Dann kann leicht der Schuß nach hinten losgehen und das "Unglück" trifft einen selbst. Laut dem Talmud Traktat Shevuot 35a sind solche Taten mit bestimmten Namen Anlaß für die Todesstrafe. Zumindest zu Zeiten eines Sanhedrin im Tempel.

Um nochmals auf die unnötig erwähnten G – ttesnamen im Internet zurückzukommen:
Talmud Shevuot 35 – 36 sowie der Schulchan Aruch (Yoreh Deah 276:10 – 19) regeln spezifisch, wann welcher Name geschrieben bwz. ob er ausradiert werden darf oder nicht. Erst einmal Y – K – V – K und E – lohim zu Papier gebracht, dürfen diese Namen keinesfalls mehr ausradiert oder durchgestrichen werden. Solche Zettel werden in der Regel in eine Geniza gebracht. In einer Geniza werden derartige Schriften gesammelt und halachisch entsorgt. Wer gerade keine Geniza oder jüd. Gemeinde in unmittelbarer Nähe weiss, der kann den Zettel auch unzerrissen vergraben.

Vor unnötigen Aussprachen, z. B., dem Namen einer bekannten Sekte (die Zeugen Sowieso) sollte man ebenso Abstand nehmen. Im Zweifelsfall und bei Unsicherheit lieber darauf verzichten.

Sonntag, November 18, 2007

"Parallele Universen" und das Judentum

B"H

Wer von uns erinnert sich nicht gerne an die amerikanische Serie "Sliders", in der eine Handvoll junger Leute durch parallele Universen reisten. Die Theorie basiert darauf, dass zusammen mit der Erschaffung unseres Universums gleichzeitig mehrere parallele Welten entstanden. Wenn diese Theorie der Wahrheit entspreche, dann gebe es uns mehrere Male im Universum und jedesmal in einer anderen Welt. Hier sind wir vielleicht intelligent, reich und haben Familie und eine gute Jobposition. In einer parallelen Welt dagegen sind wir vielleicht Präsident oder stehen bei Daimler am Band.

Wie gewohnt ist die Menschheit neugierig und wer denkt beim Anschauen diverser Science Fiction Serien nicht einmal daran, wie es wohl wäre, das eigene ICH in einer parallelen Welt kennen zulernen. Was würde uns unser anderes ICH sagen ?
Auch das Judentum beschäftigt sich mehr als eingehend mit der Wissenschaft und sogar der Quantenmechanik. Zum Thema "Wissenschaft" äußern sich vor allem der ehemalige Lubawitscher Rebbe, Rabbi Menachem Mendel Schneerson, sowie der angesehene Chabad – Rabbiner, Rabbi Yitzchak Ginsburgh aus Kfar Chabad in Israel.

http://www.torahscience.org/sources.html

Unser Universum ist unendlich und warum sollte es daher keine parallelen Universen geben und ich einen Zwilling habe ? Gesetz den Fall jemand wolle unbedingt sein zweites ICH treffen, wäre dieses Vorhaben laut des Magazines "Scientific American (May 2003)" fast unmöglich, denn jene anderen Universen seien zu weit weg als das sie jemand zu Lebzeiten erreichen könnte. Der weiteste Punkt, den wir soweit im Universum ausmachen, ist die Distanz, die das Licht innerhalb der 14 Milliarden Jahre seit dem "Big Bang – Urknall" zurückgelegt hat.

Die Wissenschaft betrachtet die Theorie paralleler Universen als nicht unwahrscheinlich. Da das Universum unendlich ist, wird nicht ausgeschlossen, dass tatsächlich parallele Welten existieren.
Das Judentum dagegen schließt ein zweites ICH einer Person gänzlich aus. G – tt "reist" nicht von Welt zu Welt und gibt diesem oder jenem Seine Thora. Unser Planet ist in einer absoluten Einzigartigkeit erschaffen worden und genauso sind wir einzigartig. Man schaue nur auf seinen eigenen DNA.
Jüd. Orthod. Wissenschaftler geben sich daher keinerlei Spekulationen hin. Für sie ist das Universum unendlich, doch nichts anderes ist so erschaffen wie wir es sind.

Die Kabbalah gibt diesen Annahmen recht. Eine zweite identische Existenz sei schon allein aus dem Grund unmöglich, weil G – tt jede unserer individuellen Seelen (Neshamot) erschuf. Niemand anderes besitzt unsere Seele und nur wir allein können diese auf einen höheren Level bewegen, indem wir die Thoragesetze erfüllen. Ein "geteilte" Seele mit einem zweiten oder dritten ICH ist vollkommen unmöglich.
Andererseits gibt es in der Kabbalah Theorien, dass unsere Seelen (Neshamot) sich durch G – ttes spirituelle Welten bewegen. Spirituelle Welten, die nach unseren materiellen Gesetzen nicht existieren und nur in einer höheren Gedankenwelt greifen. So heisst es, u.a., dass Adam vor seinem Vergehen in Gan Eden (dem Paradies) die Seelen aller jener spirituellen Welten in sich trug. Nach dem Vergehen flogen fast alle dieser Seelen sofort davon und er wurde total menschlich.

Im kabbalistischen Buch "Sefer HaBrit" ist die Rede von einem Planeten namens "Meroz", auf dem sich Lebewesen befinden, die aber keinen freien Willen wie wir besitzen. Demnach sind sie eine Art Marionetten ihres Erschaffers.
Zu Meroz allerdings gibt es verschiedene talmudische Interprätationen. So gibt es in der Gemara in den Talmud Traktaten Moed Katan 16a sowie Shevuot 36a unterschiedliche Meinungen darüber, ob Meroz ein Planet ist oder lediglich nur einen Mann, ein Volk oder eine Konstellation beschreiben.

Ich weiß nicht, ob ich unbedingt darüber so glücklich wäre, wenn ich wüßte, dass ich nochmals auf identische Art und Weise existiere. Würde ich wirklich den Drang verspüren, mein anderes ICH kennen lernen zu wollen ?
Mir reicht allein schon der Gedanke, dass ich einmal nach dem Tode mit meinem "perfekten ICH" konfrontiert werde, welches mir dann vor Augen führt, wie ich eigentlich hätte sein müssen. Sicher sind wir bei dem Vorgang dann so geschockt festzustellen, was für übermässiges Potential wir gehabt haben, es aber ungenutzt liessen. Demnach sollten wir uns lieber auf diese unsere Welt konzentrieren.

Das Alter der Welt

B"H

In Psalm 90:4 heisst es:

"… 1000 Jahre in Deinen (G - ttes) Augen gehen vorüber wie ein Tag…"

Das Judentum stellt sich nicht gegen die Wissenschaft. Im Gegenteil, viele berühmte Rabbiner waren gleichzeitig Physiker, Mediziner, Astrologen, usw.
Wissenschaft und jüdische Religion gehen Hand in Hand, denn gerade anhand von wissenschaftlichen Erkenntnissen wird uns G - ttes Schöpfung richtig bewußt. Der Rambam (Maimonides), übrigens selbst ein ausgezeichneter Wissenschaftler seiner Zeit, schreibt in seinem "Guide of the Perplexed – Führer der Unschlüssigen", daß der einzige Weg, G – tt kennen zulernen, die wissenschaftlichen Studien sind. Aus diesem Grunde beginnt die Thora mit der Beschreibung der Welterschaffung.

Als im vergangenen Jahr zwei amerikanische Physiker den Nobelpreis für Messungen der Cosmic Backround Radiation bekamen, gab selbst einer der beiden Preisträger zu, er habe G - ttes Gegenwart verspürt.

Nur zur Erinnerung: Je höher der Hitzegrad der Cosmic Backround Radiation, desto näher liegt der Punkt, an dem der sogenannte "Big Bang" stattfand, welcher die Erschaffung unseres Universums hervorrief. Der wahre Ursprungspunkt.

Das Judentum ist absolut gegen jegliche Darwinschen Evolutionstheorien und hält stattdessen an der Thora, sprich an der biblischen Schöpfungsgeschichte, fest. Es dürfte vielerseits bekannt sein, dass die "Sechs Tage des Erschaffungsprozesses" von der Mehrheit der Kommentatoren als Metapher (Epochen) betrachtet werden. Wie ich bereits in vorherigen Artikeln erwähnte, wurde die "Zeit" erst später erschaffen. Wie wir aus dem o.g. Psalmenvers entnehmen, hängt G – tt nicht an unserer menschlichen Zeitrechnung, sondern ist gänzlich unabhängig. Die menschliche Zeitspanne von z.B. 10 Jahren ist demnach für Ihn nur ein winziger unbedeutender Moment. Wenn es während der Tage des Erschaffungsprozesses heisst "Ein Tag", dann sind damit keine 24 Stunden gemeint, sondern Millionen von Jahren. Das Judentum schließt also keinesfalls die Existenz der Dinosaurier aus. Im Gegenteil.

Der Jerusalemer Physiker Dr. Gerald Schroeder definiert in mehreren seiner Bücher den "Big Bang - Urknall" gemäss der Thora. Erst die Erschaffung des Universums ist der Beginn von Zeit, Raum und Materie. Zusätzlich gibt es Theorien, dass zusammen mit dem "Big Bang" die Naturgesetze entstanden. Daraus folgt, dass es vorher keinerlei Gesetze der Quantenmechanik gab.

Allein der "Big Bang" gab unvorstellbare Mengen an Hitze frei und unser Universum benötigte aus dem Grund Millionen von Jahren, um abzukühlen und somit organisches Leben überhaupt erst zu ermöglichen. Heutzutage sind wir Dank Einsteins Relativitätstheorie in der Lage, das Alter des Universums zu bestimmen. Aufgrund von Einstein's Formel wurde erstmals festgestellt, dass unser Universum ständing wächst. Die Folge des Wachstums ist demgemäss eine Abkühlung der ursprünglich konzentrierten Energie.

Dauer der "Sechs Tage des Erschaffungsprozesses":

1. Tag = 8 Milliarden Jahre

2. Tag = 4 Milliarden Jahre

3. Tag = 2 Milliarden Jahre

4. Tag = 1 Milliarden Jahre

5. Tag = 0,5 Milliarden Jahre

6. Tag = 0,25 Milliarden Jahre

Die Gesamtzeit jener "Sechs Tage" beträgt daher: 15,75 Milliarden Jahre. (Laut Gerald Schroeder)

Die Thora widerspricht keinesfalls den naturwissenschaftlichen Gesetzen. Wer als Wissenschaftler genau hinschaut, der wird sogar erkennen, dass die ersten Thorasätze exakte Angaben über die Entstehung des Universums liefern.

Samstag, November 17, 2007

Liegt es am einziehenden Winter,

dass die Shabbatstimmung nicht richtig aufkommen wollte ?

Der einzige Lichtblick war der gestrige Synagogenbesuch bei den Karliner Chassidim im ultra - orthod. Mea Shearim. Man mag mir zustimmen oder nicht, aber wer am Shabbat noch in keiner chassidischen Synagoge war, der hat etwas Grundlegendes in seinem jüdischen Leben verpasst. Und wenn ein Besuch geplant ist, dann sollten die Karliner unbedingt ganz oben auf der Liste stehen. Was für eine Atmosphäre.

Die Synagoge war bis auf den letzten Platz gefüllt und zu meinem Erstaunen waren die wenigsten der Anwesenden Karliner. Stattdessen gab es Chassidim anderer Gruppen in Huelle und Fuelle.

Der Karliner Vorbeter war grandios und die Gebete wurden lauthals hinausgeschrien. Erst der Vorbeter und danach stimmten alle anderen mit ein. Generell sind Chassidim für ihre innigen Gebete mit hoher Kavanah (Konzentration) berühmt. Gebete werden nicht nur einfach drauf losgesagt, weil es eben mal so Zeit ist; nein, eher spielt das Gebet eine zentrale aeusserst ernsthafte Rolle, was sich bemerkbar macht.

Die Kinder der Karliner versammelten sich vor dem Aron HaKodesh (Thoraschrein) und stimmten voll Enthusiasmus in die Gebete mit ein. Zum Schluss bekommen sie jedesmal Suessigkeiten, doch gestern hatte jemand die recht eigenartige Idee, bunte Plastiksonnenbrillen auszuteilen.

Beim darauf folgenden Abendessen bei Rabbi Mordechai Machlis ging es wild zu. Hundert Leute waren mindestens dort und die Machlises hatten alle Hände voll zu tun, das Essen auszuteilen. Zum Mittagessen gab es heute das gleich Szenario und ich beschloss, mich in den nächsten Wochen von dort etwas abzuseilen. Die ganzen Leute waren mir dann doch zuviel. Die Stimmung war entweder erst gar nicht aufgekommen oder durch die Massenabfertigung verloren gegangen.

Donnerstag, November 15, 2007

Wo sind die Rebben ?

B"H

Es ist unbestreitbar; das chassidische Leben hinkt derzeit etwas.
Wichtige chassidische Rebben wie jene der Chassidut Dushinsky, Toldot Aharon oder Avraham Yitzchak sind auf Urlaub im Ausland.
In einer haredischen (ultra - orthod.) Zeitung sah ich ein Photo des Rebben der Toldot Avraham Yitzchak, Rebbe Yaakov Shmuel Kahn, welches ihn in New York zeigte.
Erst an Chanukkah laeuft alles wieder normal an und es gibt chassidische Tische.

Heute Abend werde ich zum Abendgebet Maariv zu Karlin gehen. Kann sein, dass sogar ein Tisch hinterher stattfindet. Zu den Karliner Tischen hoerte ich bisher immer Widerspruechliches. Die einen sagen, der Tisch finde nach jedem Rosh Chodesh (Monatsbeginn) statt und andere sind der Meinung, dass alles am Shabbat vor Rosh Chodesh sei. Wir werden sehen.

Unterdessen versuchte ich an Details ueber die anti - zionistische Dachorganisation Edah HaCharedit zu kommen. Das Unternehmen erweist sich als schwierig, denn ich bin weiblich und viele der Rabbis reden grundsaetzlich mit keiner Frau.
Immerhin habe ich einen Weg gefunden, die interne Zeitung der Edah zu bekommen und ich bin zuversichtlich, dass noch mehr Infos folgen werden. Man muss halt am Ball bleiben und die richtigen Leute kennen lernen.

Das Seltsame ist, dass viele Aussenstehende negativ reagieren; wieso ich denn gerade ueber die Edah schreibe und recherchiere. Die seien doch total gestoert und ich solle mich lieber auf das zionistische Movement oder zumindest die Agudat Israel konzentrieren. Manchmal scheint es geradezu, dass viele die Edah ignorieren oder ihre Existenz am liebsten im Muelleimer versenken wollen.
Aber immerhin existiert auch soetwas wie die Edah HaCharedit, welche meiner Meinung nach einen Fehler macht: Sie sollte definitiv mehr Public Relation fuer sich betreiben. Wenigstens aufklaeren und nicht alles dem Haudrauf Neturei Karta ueberlassen.

Hier ein wenig Atmosphaere:

Die Hauptstrasse Mea Shearims, Mea Shearim Street

Parashat Vayeitze

B"H

Die Thoralesung für diesen Shabbat

Die dieswöchige Thoraparasha ist nur so gespickt mit wichtigen Ereignissen und es ist kaum möglich, auf alles im Detail einzugehen. Das berühmtes und am meisten diskutierte Ereignis ist jedoch immer wieder "Yaakov's Leiter - Jacob's Ladder oder im Original - Sulam Yaakov".

Am Ende der vorherigen Thoralesung sandte Yitzchak seinen Sohn Yaakov zu seiner Familie nach Padan (Syrien), um eine passende Ehefrau zu finden. Daheim waren sie nur von den götzendienenden Kanaanitern umgeben und Yitzchak dachte nicht daran, einen von ihnen mit seinem Sohn zu verheiraten. Auch Esav sah sehr wohl, dass sein Vater nichts mit den Kanaanitern zu tun haben wollte und um ihn nicht zu verärgern, ging er zu Ishmael und heiratete eine von dessen Töchtern (Rashi).

Die aktuelle Thoralesung beginnt mit dem Fortgang Yaakovs aus Beer Sheva. Zu diesem Zeitpunkt war Yaakov schon 63 Jahre alt. Das Alter dürfte bei ihm eine geringere Rolle gespielt haben, denn heisst es doch im Talmud Traktat Bava Metziah 84, dass Yaakov die absolute Schönheit von Adam besaß.

In der Thora heisst es, dass Yaakov Beer Sheva verliess und nach Haran (Syrien) ging.
Schon allein dieser erste Satz der Lesung verursacht unzählige unterschiedliche Kommentare und Meinungen. Zuerst einmal heisst es "Vayeitze - Er verliess Beer Sheva" und kurz darauf heisst es "er ging nach Haran".

Bedeutet der Satz, dass Yaakov sofort nach Haran ging und sich dort befand als er sich zum Schlafen hinlegte oder befand er sich mitten auf dem Weg ?
Die bekanntesten und weitverbreitetesten Meinungen lauten, dass Yaakov Beer Sheva verliess, dann irgendwann der Abend einbrach und er sich zur Rast entschloß. Und das nicht an irgendeinem Platz, sondern genau auf dem heutigen Tempelberg Har HaBait. Schon zur damaligen Zeit besaß der Tempelberg eine einmalige Bedeutung, denn von seinem Staub wurde der erste Mensch Adam erschaffen und später opferte an der gleichen Stelle Avraham seinen Sohn Yitzchak. Viele Kommentare lassen verlauten, dass sich auf dem Tempelberg das "Tor zum Himmel" befindet. Der berühmte Kommentator Rashi sagt, dass sich der himmlische Tempel genau über dem irdischen befindet.

In der Chassidut sowohl als auch der Kabbalah gibt es das Konzept, dass alles Irdische seinen spirituellen Gegenpart in der "Oberen spirituellen Welt" hat. Das obere Gegenstück hält durch seine Anwesenheit das untere am Leben.
Juden warten auf den Meschiach und die Erbauung des Dritten Tempels und wie der Rambam (Maimonides) kommentierte, steht der Dritte Tempel spirituell schon im Himmel parat und braucht nur noch herunterzukommen.

Während Rabbi Samson Raphael Hirsch noch eine sehr rationale Meinung vertritt, sehen chassidische Kommentatoren den Wegzug Yaakovs aus seiner Heimatstadt Beer Sheva als einen Übergang zu viel höheren Leveln im Leben.
Laut Rabbi Hirsch bedeutet der Auszug die Loslösung Yaakovs von der elterlichen Fürsorge und den Beginn seines eigenen unabhängigen Lebens. Der chassidische Rabbiner, Rabbi Elimelech von Lejansk, schreibt jedoch in seinem Buch "Noam Elimelech", dass Yaakovs Leben in Beer Sheva ein Level war und er durch seinen Fortzug zu einem höheren Level aufsteigt. Genau das sollte auch unser Ziel im Leben sein. Niemals sollen wir meinen, auf einer Stelle verweilen zu müssen und stattdessen sollten wir ständig nach mehr Perfektion streben. Schon die kleinste Anstrengung allein bringt uns dem Ziel näher.

Yaakov war unterwegs und plötzlich wurde es Abend und die Sonne ging unter. Er betete sein Abendgebet (Maariv), sammelte einige Steine ein und legte sich schlafen. Und abermals sieht die Chassidut (Chassidismus) in diesen Worten versteckte Metaphern. Rabbi Naftali Zvi Horowitz von Ropschitz sieht die "Nacht" als eine Metapher für die kommende Diaspora (Galut) Yaakovs. Das "Licht G - ttes" wird in der Diaspora schwächer und von daher muß sich jeder Jude G - tt noch mehr zuwenden. Sprich, durch Gebet und heutzutage auch durch ein Leben nach der Thora.

Yaakov sammelt Steine und legt sie unter seinen Kopf.
Hierbei ist wieder einmal auf das hebräische Original zu achten, denn als er sammelt, heisst es Steine und als er erwacht heisst es "der Stein unter seinem Kopf ". Wie ist aus den vielen Steinen plötzlich nur ein einziger Stein geworden, fragt die Gemara im Talmud Traktat Chullin 91b.
Die Midrash Rabbah sowie der Kli Yakar geben uns den Hinweis, dass es sich um 12 Steine handelte. Die genaue Anzahl von 12 stellt symbolisch die Anzahl der 12 israelitischen Stämme dar, die von Yaakov abstammen werden.
Die Gemara lehrt, dass in der Nacht alle 12 Steine zu einem zusammenschmolzen. Zwölf verschiedene Stämme machen ein Ganzes aus; nämlich das jüdische Volk.

Und dann folgt der so berühmte Traum Yaakovs. Eine Leiter kommt vom Himmel herab. An ihrem oberen Ende steht G - tt und auf der Leite selbst steigen Engel auf, nur um danach wieder herunterzusteigen. An dieser Stelle bitte darauf achten, dass sie Engel zuerst aufsteigen und danach heruntersteigen.

Zu diesem Traum gibt es unendlich viele Kommentare und ich beschränke mich darauf, einige der wichtigsten Meinungen wiedergeben. Der Ramban (Nachmanides), z.B., schreibt, dass der Aufstieg eine Zukunftsvision der kommenden Tempel ist. Vom Tempelberg steigen alle Gebete hinauf in den Himmel. Genauso geschah es mit dem Rauch der Opferungen beider Tempel. Allgemein heisst es, dass die Gebete der Diaspora erst nach Israel kommen, dann nach Jerusalem und dann zum Tempelberg, von dem aus sie aufsteigen. Wohingegen wir in Jerusalem eine Direktleitung zu G - tt haben, da unsere Gebete keine Umwege gehen müssen. Schon allein aus dem Grund ist es wichtig, in Israel zu leben, um einmal einen kleinen zionistischen Einwurf zu starten.

Das kabbalistische Buch Zohar sowie die Mehrheit der Kommentatoren sehen in den auf - und niedersteigenden Engeln den Auf - bzw. Abstieg des jüdischen Volkes sowie der anderen Völker. Erfüllt das jüdische Volk G - ttes Gebote nicht, beweist die Geschichte, dass wir jedesmal bestraft wurden, indem die anderen Völker über uns herrschten. Halten wir uns jedoch an G - ttes Willen, dann stehen wir über den anderen Völkern wie, z.B., zur Zeit König Davids oder König Salomons.

Die Chassidut andererseits sieht den Auf - u. Abstieg als den Versuch des Menschen, zu höheren Leveln im Leben aufzusteigen. Einen weiteren interessanten Aspekt vermittelt der Seher von Lublin, Rabbi Yaakov Yitzchak Horowitz. Er betrachtet den Abstieg als unsere materielle Welt und den Aufstieg als die künftige spirituelle Seelenwelt (Olam HaBah).

In der Thora heisst es, dass G - tt am oberen Ende der Leiter im Himmel stand. Solche Sätze sind natürlich immer eine Metapher und nicht wörtlich zu nehmen, da G - tt weder Form noch Gestalt besitzt.
Der Rambam (Maimonides) schrieb dazu gleich einen Kommentar in sein Buch "The Guide of the Perplexed - Der Führer der Unschlüssigen" (1:15). Die Engel seien an dieser Stelle eine Metapher für die zukünftigen jüdischen Propheten und G - ttes "Position" am Ende der Leiter drückt Seine immerwährende Anwesenheit aus.

Eine der wichtigsten Verhaltensmuster in dieser Parasha ist das Verhalten Yaakovs in der Diaspora in Haran. Auch nach all den Jahren assimilierte sich Yaakov keinesfalls. Niemals nahm er an den Schandtaten seines Schwiegervaters Lavan teil oder entfernte sich von G - tt. Da uns die Thora immer etwas lehren will, tut sie dies hier, indem sie auch uns aufzeigt, wie wir in der Diaspora leben sollten. Leider ist der Mut Yaakovs im Laufe der Jahrtausende bzw. Jahrhunderte so ziemlich verloren gegangen und immer mehr Juden meinen, sie müssen genauso sein, wie die anderen Völker auch.

Rabbi Samson Raphael Hirsch nennt einen zusätzlichen wichtigen Punkt. Bevor sich Yaakov nach Haran aufmacht, betet er zu G - tt, dass dieser ihn mit Nahrung versorge. Dieses Verhalten zeigt uns einmal mehr, dass nichts im Leben selbstverständlich ist. G - tt ist für alles verantwortlich und der einzige, der uns alle Wünsche erfüllen kann. Und schon allein aus dem Grund sollen wir zu Ihm beten und nicht allein auf unsere Stärken vertrauen. Die nämlich sind keineswegs unendlich und noch dazu begrenzt.

Shabbat Shalom

Kfar Chabad und die Geldwäsche

B"H

Nicht zum ersten Mal wurde die Chabad - Siedlung "Kfar Chabad" bei Rishon LeZion von der Polizei durchsucht. Die Beamten stellten mehrere Kartons mit Unterlagen sicher und verhafteten Yosef Aharonov, den Leiter der "Chabad -Jugendorganisation", sowie weitere leitende Mitarbeiter.

Aharonov & Co. werden der Veruntreuung von 60 Mio Dollar beschuldigt, welche Spender der Organisation hatten zukommen lassen. Darunter stammte allein 1 Mio Dollar vom russ. - israel. Milliardär Arkadi Gaydamak.

Die Polizei nimmt an, dass die Beschuldigten sich die Gelder entweder auf eigene Konten überwiesen und zusätzlich mehrere unterschiedliche Geldwäscheaktionen unternahmen. Unter anderem bekamen Mitarbeiter ihr Gehalt in Cash ausgezahlt, um so die israel. Einkommenssteuer zu umgehen.

Immer wieder gerät Kfar Chabad wegen dubioser finanzieller Machenschaften in die Schlagzeilen und vielleicht sollten die Chabad - Verantwortlichen einmal besser prüfen, wen sie genau mit den Finanzregelungen beauftragen.

Mittwoch, November 14, 2007

Die Jerusalemer Yeshiva Machon Meir

B"H

Viele e - mails erreichten mich in bezug auf die Jerusalemer Yeshiva (relig. Schule) Machon Meir. Besonders maennliche Konversionskanditaten sind am Machon interessiert.
Die Yeshiva ist nationalreligioes - zionistisch ausgerichtet und unterteilt sich in mehrere Fachbereiche.

1. Konversionskurse nur fuer maennliche Kandidaten. Es wird in engl. und russischer Sprache unterrichtet. Soweit ich hoerte, sind die Konversionskurse derzeit ausgebucht, aber wer will, der kann direkt bei Machon Meir anfragen.

2. Kurse fuer geborene Juden, welche im Laufe ihres Lebens religioes werden.

3. Fuer relig. Leute, die sich einfach weiterbilden wollen.

Die Yeshiva liegt im ruhigen Stadtteil Kiryat Moshe und sollte fuer jeden Geldbeutel erschwinglich sein. Wohnmoeglichkeiten bestehen, allerdings sollte man bereit sein, ein Zimmer mit mindestens drei weiteren Leuten zu teilen. Dafuer ist es billig und Essen gibt es auch.

Wer also nationalrelig. eingestellt ist oder konvertieren will, fuer den ist Machon Meir sicher das Richtige.

Ausfuehrliche Details gibt es hier:
http://www.machonmeir.net/



Ursprünge chassidischer Gruppen

B"H

Fast jede chassidische Gruppe legt allerhöchsten Wert auf ihre direkte Linie zum Gründer der chassidischen Bewegung, dem Baal Shem Tov. Nur ganz wenige Gruppen wie, z.B., die Chassidut Dushinsky oder Toldot Aharon, haben keine direkte Linie, sondern wurden von Einzelpersonen gegründet, welche zwar charismatische gelehrte Rabbiner waren, jedoch nie bei einem direkten Folgeschüler des Baal Shem Tov lernten.

Als der grosse Baal Shem Tov im Jahre 1760 verstarb, übernahm der Maggid von Mezritch (Rabbi Dov Baer Friedman) das Zepter. Allerdings rankten sich um den Maggid nicht wenige Gerüchte und er fing sich viel Kritik ein. Insbesondere seitens desjenigen, der dem Baal Shem Tov am nächsten stand und sich automatisch als dessen Nachfolger betrachtete: Rabbi Yaakov Yosef von Polonoye (Polna).

Es dauerte eine ganze Zeit, ehe sich der Maggid von Mezritch wirklich etablieren konnte. Ihm folgten die charismatischen Rebbes, Rabbi Shmuel von Nikolsburg sowie Rabbi Elimelech von Lizhensk (Lijansk). Schon lange vorher jedoch begannen sich einstige Schüler führender chassidischer Rabbiner abzuspalten um ihre eigenen Batei Midrash (Lerninstitute) zu eröffnen. Der berühmteste Nachfolger des Rabbi Elimelech wurde der Seher (Chozeh) von Lublin, Rabbi Yaakov Yitzchak HaLevi Horowitz.

Trotz vielerlei Kritik und Tausenden von Gerüchten war der Seher von Lublin eine der zentralen Figuren, welche die Chassidut prägte und bekannte chassidische Gruppen wie Belz, Satmar, Zhvil, Lelov, Zidichov, Ropshitz, etc. stammen aus seiner Schule. Zu Lebzeiten lieferte sich der Rabbi Yaakov Yitzchak Horowitz heftige Kontoversen mit anderen Rabbinern und einer seiner besten Schüler wandte sich von ihm ab und gründete seine eigene Schule. Eine weitere wichtige Spaltung innerhalb der chassidischen Bewegung war damit perfekt: das Haus Lublin gegen das Haus Peschis'cha.

Um die heutigen chassidischen Gruppen und deren Inhalte verstehen zu können, ist ein Sprung in die Geschichte notwendig. Ohne jegliche Erläuterung der eigentlichen Ursprünge fällt es schwer, Politik, chassidische Lehren und selbst die Konflikte untereinander zu verstehen.

Eine der wichtigsten Schulen ist die des Sehers von Lublin, von dem, u.a., die grossen Gruppen Belz und Satmar abstammen. Was machte den "Seher" Rabbi Yaakov Yitzchak Horowitz in den Augen vieler so einzigartig und wie gingen seine Kritiker und Anhänger mit seinem bis heute unaufgeklärten Tod um ?

Ich hoffe, dass es mir in einem demnächst folgenden Artikel gelingt, die Tragik des Sehers von Lublin näher zu erläutern.

Weiter Schulen wie Peshis'cha und Kotzk folgen später.

Dienstag, November 13, 2007

Geht es nur um Angst ?

B"H

Die Meinungen vieler engl. - haredischer (ultra - orthod). Blogs bestätigen auch meine persönlichen Erfahrungen.
In der orthodox. Szene (egal ob in den USA oder Israel) gibt es einen kleinen Umschwung. Viele junge Leute leben gegen ihren Willen orthodox. Wobei hier "orthodox" vielleicht das falsche Wort ist, denn orthodox wollen sie schon sein, nur will man gesellschaftlichen Zwängen entkommen.

Gewöhnlich haben Juden, die später in ihrem Leben religiös geworden sind, andere Probleme als den Blicken einer Gesellschaft entkommen zu wollen. Gerade sie legen Wert darauf, von der Gesellschaft wahrgenommen zu werden, wollen sie doch beweisen "Hey, wir sind genauso wie ihr". Nicht selten erregen sie dabei das Lächeln jener, welche religiös geboren wurden. "Alles toll und ihr seid relig. geworden. Aber in unserer Gesellschaft wollen wir Euch gefälligst nicht haben."

Immer wieder sehen sich zum Judentum Konvertierte genauso wie jene geborenen Juden, welche erst im späteren Verlauf des Lebens relig. geworden sind, den gleichen Probleme ausgesetzt: Die haredische Gesellschaft macht dicht. Neuankömmlinge werden nicht immer gerne gesehen und ersteinmal jahrelang mit Argusaugen beäugt.

Bestes Beispiel ist ausgerechnet die sich als so offen gebende chassidische Gruppe Breslov. In ihrer grossen Synagoge in Mea Shearim haben nur jene irgendwelche Rechte, die als Breslover geboren wurden und zusätzlich zur wirklich "alten Garde der Breslover" gehören. Heisst, sie sollten von jenen Chassidim abstammen, welche nach Rabbi Nachmans Tod von Uman / Ukraine nach Jerusalem zogen. Viele Neuzugänge bei Breslov waren darüber so sauer, dass sie ihre eigene Synagoge nicht weit entfernt gründeten.

Aber nicht nur bei Breslov gibt es derlei Probleme. Wer Chabadnik wird, der wird kaum einen Shidduch (Ehepartner) bekommen, welcher der "alten Garde" angehört oder dessen Vorfahren schon bei Chabad waren. Neuzugänge werden mit Ihresgleichen verheiratet und begutachtet. Litvishe Haredim machen da keine Ausnahme.

Und so plagen sich viele Neureligiösen, die meinen, sie müssen irgendwo dazugehören, ab, der Gesellschaft zu zeigen, dass sie absolut perfekt sind. Perfekter als die gesamte Gesellschaft selbst. Manchmal übertreiben sie ihre Überzeugungsarbeit dermassen, dass es schon lächerlich wirkt und selbst die Gesellschaft vor ihnen flüchtet.

Die "geborene haredische" Gesellschaft aber sieht sich dem Gegenteil ausgesetzt. Viele junge chassidische Gruppenmitglieder wollen gar nicht chassidisch sein. Sie folgen halt den Regeln der Eltern und der Gesellschaft. Sonst nichts. Ihr "Anti" lassen sie teilweise anonym im Internet aus.

Als ich mich vor einigen Jahren entschied, nicht mehr unbedingt einigen bestimmten Gesellschaftsregeln zu folgen, machte die Gesellschaft keine Probleme. Erstens war ich nicht hineingeboren und zweitens verursachte ich ihr keinen grossen Schaden.
Eher war das Gegenteil der Fall; man räumte mir gewisse Freiheiten und Zweifel ein, versehen mit der kleinen Bemerkung:
"Das wird schon noch".
Hierfür werde ich der haredischen Gesellschaft ewig dankbar sein.

Ganz anders jedoch bei den Hineingeborenen. Sollten erst einmal Zweifel am Lebensstil aufkommen, gibt es nur wenige Ansprechpartner. Und wem kann man überhaupt trauen ?
Zuerst versucht man alles zu unterdrücken a la "vielleicht sei ja alles nur zeitweilig". Geschieht aber kein Wunder, kommt es zum Knall und man muß sich jemandem anvertrauen, um nicht zu explodieren.

In der Schule, der Yeshiva oder bei den Eltern ist das unmöglich. Wird auch nur das kleinste Problem gewittert, dann sehen alle ihre eigene Reputation in Gefahr.
"Was auf unserer Schule gibt es Leute mit solch einem Gedankengut" ? Oder die Eltern sehen sich schon von den Nachbarn diskriminiert.

Wo also hin mit dem Konfliktmüll ? Zu allem Überfluss macht man meistens gute Miene zum bösen Spiel und läßt sich auch noch verheiraten. Wer weiss, ein neues Lebensziel bringt vielleicht unerwartete Einsichten und alle Probleme sind gelöst.

Leider hat es die litvish - haredische genauso wie die chassidische Gesellschaft bis heute nicht geschafft, sich mit dem Problem auseinanderzusetzen. Aber haben jene, welche sich von der Gesellschaft lösten, irgendeine Patentlösung parat ?

Nicht jeder Mensch ist für diese oder jene Gesellschaftsform geschaffen, in die er hineingeboren wurde.
Innerhalb der kommenden Generationen wird es eine Umschiftung in der haredischen Gesellschaft geben, was keinesfalls bedeutet, dass deren Mitglieder der Orthodoxie entkommen wollen. Ganz im Gegenteil, niemand will die Religion verlassen, sondern man denkt nur heimlich still und leise über gewisse Gesellschaftsveränderungen nach.

Nur allein aus Angst vor Repressalien innerhalb der haredischen Gesellschaft zu bleiben, bringt nur unnötige Depressionen mit sich.