Montag, November 03, 2008

Argumente für und gegen religiöse zionistische Aktivitäten

B"H


Quelle:
Unter anderem Rabbi Yitzchak Alfassi
Rabbi Yitzchak Alfassi ist einer der berühmtesten und anerkanntesten israelischen Chassidismus - Autoren.
Da Alfassi selbst aus einer chassidischen Familie stammt (Chassidut Gur), später aber an der Tel Aviv University oder an der Bar Ilan University zu lehren begann, macht ihn dennoch seine chassidische Abstammung und sein religiöses Einfühlungsvermögen auch für haredische Leser akzeptabel. Ansonsten lehnen Haredim jegliche von Uniprofessoren oder anderweitigen Researchern verfasste Literatur über ihre eigene Gesellschaft grundsätzlich ab. Rabbi Yitzchak Alfassi bildet in Israel die ganz große Ausnahme.
Yitzchak Alfassi wurde im Jahre 1929 in Tel Aviv geboren, diente in der israelischen Armee und ist der Autor von fast 80 Büchern, in denen er größtenteils chassidische Themen behandelt.
Alfassi lebt nach wie vor in Tel Aviv.



Die Zeit der Ankunft des Meschiach muß auf einem ganz natürlichen Wege beginnen und erst im weiteren Verlauf geht alles in einen übernatürlichen Ablauf über.


Die erneute Besiedlung des Landes Israels (oder in der Vergangenheit "Palästina" genannt) folgte aus dieser Ideologie heraus. Nur wenn die Juden in ihr von G - tt gegebenes Land zurückkehren, besiedeln und die Thoramitzwot befolgen, wird das Zeitalter des Meschiach eingeleitet werden. In den oberen spirituellen Welten wird erst "aufgewacht" werden, wenn wir in unserer materiellen Welt handeln. Erst wenn wir Juden handeln, handelt auch G - tt.


Diese Idee wird ständig aufs Neue von ihren Entwicklern wie Rabbi Zvi Hirsch Kalisher, Rabbi Eliyahu Guttmacher sowie Rabbi Yehuda Chai Alkalai vorgebracht. Und tatsächlich war dies auch die Ansicht der Chassidim sowie der nach Israel auswandernden Anhänger des Vilna Gaon. "Die Aliyah (nach Israel) leitet das Kommen des Meschiach ein", so einer der Begründer des Chassidismus, Rabbi Meshulam Feivish aus Zabarz. "Und es versteht sich von selbst, dass G - tt selber uns diese Gedanken der Eile in den Kopf setzte, denn der Moment ist nahe".


Als im 18. Jahrhundert die erste Aliyah einsetzte, um den Meschiach zu bringen, gab es die interessante Idee, dass die Neueinwanderer Hebräisch sprechen müssen. All diese Ideen der Einwanderung bzw. Rückkehr in das Land Israel waren nicht neu und es gab sie schon immer. Allerdings gerieten sie irgendwann in Vergessenheit und die Zionisten belebten alles wieder auf. "Der Beginn des Zeitsalters des Meschiach wird das Resultat der natürlichen Handlung der Menschen sein", so Rabbi Zvi Hirsch Kalisher. "Wenn die Juden alle Anforderungen erfüllen (die Thoramitzwot einhalten), wird dies den Meschiach bringen. Selbst dann, wenn das Jüdische Volk als Ganzes es gar nicht verdient hat" so Rabbi Eliyahu Guttmacher. Überhaupt verpflichten uns die Thora sowie unser Intellekt unser Bestes zu geben, damit der Meschiach auf natürlichem Wege gesandt werden kann.


Und, wie könnte es anders sein, gab es selbstverständlich auch viele Gegenargumente zu dieser zionistisch Idee:


All die vorherigen Generationen folgten der Ideologie, der Meschiach komme auf übernatürliche Weise. Die Leute begannen erst dann "falschen Messiassen" zu folgen, nachdem jene irgendwelche Wunder zu vollbringen begannen. Immerhin konnten die falschen Messisasse schnell überführt werden, denn ihre angeblichen Wunder entpuppten sich als etwas ganz Natürliches oder Fälschungen. So geschah es im laufe der Jahrtausende und schon zur Zeit des Zweiten Tempel mit dem von den Christen immer noch verehrten J. Von den Juden schnell als Fälschung überführt, wurden andere Völker zum Glauben an J. gewonnen.


Rabbi Avraham Yaakov von Sadigura, ein Zeitgenosse der neuen Zionisten, sagte: "Wir hoffen, dass der Meschiach auf eine wundersame Weise kommt; er uns allein um G - ttes Willen gesandt wird und nicht wegen Leuten aus Fleisch und Blut. Das Zeitalter des Meschiach wird aufgrund von Teshuva (Rückkehr zu G - tt) in einer übernatürlichen Art und Weise erfolgen. Die Rückkehr der Juden in ihr Land liegt einzig und allein in der Hand G - ttes. Nur G - tt bringt die Juden nach Israel und nicht die plumpe Art der Aliyah wie es sich die Zionisten vorstellen. Die Tannaim (die Mischna Gelehrten) sowie den Amoraim (Talmud Gelehrten) das messianische Zeitalter nicht durch irgendwelche materiellen Tricks zeitlich zu verlegen. Heißt zu beschleunigen oder auf später zu verschieben. Der Meschiach kommt, wenn G - tt es will und nicht, weil wir Ihn mit gewissen Tatsachen konfrontieren, welche G - tt zwingen, zu reagieren. Er entscheidet und nicht wir.


Selbst wenn die religiösen Zionisten in Israel relig. leben, macht dies keinen Unterschied, da sie dennoch G - tteslästerer sind, indem sie die Festlegung der Tannaim und Amoraim ignorieren und die messianische Zeit vor ihrer eigentlichen Bestimmung einleiten wollen. Dies aber ist nicht der wahre Weg für das Kommen des Meschiach und nicht die Weise, die G - ttes Engel und die wahren Propheten von uns erwarten. Das wahre Wesen des Zionismus ist eine Verleugnung der Prinzipien des "Belohnung und Strafe" sowie des erwarteten messianischen Zeitalters.
Das jüdische Konzept "Belohnung und Strafe" besagt, dass, wenn wir Juden die Thoragesetze einhalten und danach leben, wir automatisch von G - tt belohnt werden. Aber nicht nur die Gesetze allein spielen hierbei eine Rolle; selbstverständlich kommt es auch darauf an, wie wir mit uns selber und unseren Mitmenschen umgehen (Bejn Adam Le'Chavero).




All diese Argumente wurden von Rabbi Mordechai Eliasberg, Rabbi Nachum Greenhaus, Rabbi Joseph Yaffe und Rabbi Shmuel David Feinberg widerlegt. Der Ramban (Nachmanides), der Thorakommentator Ohr HaChaim, viele Rishonim (frühe Kommentatoren) und Acharonim (spätere Kommentatoren) lehrten, dass das messianische Zeitalter auf natürlichem Wege allmählich eingeleitet, und nur das Ende mit Wundern verbunden sein wird. Rabbi Zvi Hirsch Friedlander, der Rebbe von Liska, vertrat eine interessante Meinung. Er selbst lehnte den relig. organisierten Zionismus grundsätzlich ab, doch sah er keinen Widerspruch darin, relig. Juden nach Israel zu senden und diese gemäß der Thoragesetzte dort leben. Alles organisiert von einer eigenen Institution, die mit dem zionistischen Movement nichts zu tun hat.


All diese Ideologien teilten die jüdischen Gemeinden in Deutschland und in Ungarn. Kann es möglich sein, dass die Säkuleren (Deutschland) das messianische Zeitalter einleiten ?
Der Autor des Buches "Da'at HaRabbanim" stellt die Frage, ob selbst wenn das messianische Zeitalter in einem natürlichen Wege erfolgen sollte, dies anhand von Leuten geschehen könne, die öffentlich den Schabbat brechen und von Leuten, die unkoscher (trefe) essen sowie jenen, die keine Tefillin (Gebetsriemen) anlegen ?
Und er argumentiert: "In der Vergangenheit verloren wir aufgrund dieser Sünden unser Land. Wäre es daher nicht möglich, dass derlei Sünder und Kriminelle uns ebenso zurückführen ?
Rabbi Simcha Rosenfeld, der Rabbi von Piotrekov, hält dagegen:
"Wie groß sind doch der Wahnsinn und die Dummheit dieser Leute, die Oberhäupter und Führer von Organisationen, schlechten Leuten und Sündern, die einfach die Thora und ihre Mitzwot fortswerfen wollen; der Wahnsinn zu glauben, dass Juden, die trefe essen das Volk Israel (die Juden) ins Gelobte Land zurückführen könnten. Diese Leute brachten uns zum Lachen. Zu einem schmerzvollen und seelenverletzenden Lachen.


Viele Rabbiner befürworteten die Besiedlungs Israels, doch nur dann, wenn dies außerhalb des zionistischen Rahmens von statten ging. Rabbi Moshe Teitelbaum (Autor des "Yismach Moshe") und Gründer der Sighet - Satmar Dynasty schrieb schon: "Für mich ist es klarer als die Sonne, dass, falls ich gehen sollte, mein Verlust meinen Gewinn übersteigt. Und jeder, der dennoch gehen will, sollte darauf achten, wie er es tut. Alles sollte mit der richtigen Intension durchgeführt werden, denn es ist unbestreitbar, dass es ein Gebot gibt, welches uns zur Besiedlung des Landes verpflichtet".


Die Chassidim starteten eine eigens organisierte Aliyah gleich nach der Balfour Declaration: Chassidim aus Koznitz, Yablona, Gur und das führte zugleich zu Streitpunkten zwischen ihnen, den Mitnagdim des Vilna Gaon und denjenigen, die nach Israel auswanderten. In unseren Tage gebe / gelte kein Gebot der Besiedlung Israels, sondern nur das des Thorastudiums. Die Gründung des Staates Israels veranlasste viele zum Umdenken, doch nicht den Satmarer Rebben (Rabbi Yoel Teitelbaum) und seine Anhänger. Die zionistischen Rabbiner wollten von solchen Argumenten nichts hören. Rabbi Israel Morgenstern aus Pilov sagte: Laut dem Ramban (Nachmanides) besteht ein positives Gebot im Lande Israel zu leben und von daher hat jeder Jude die Pflicht, sich dort niederzulassen, sobald die erlaubt ist. Heißt, eine Regierung die Einreise ermöglicht. Dieses Gebot gilt selbst für diejenigen, die nach Israel ziehen, aber nicht beabsichtigen, die Thoragesetze einzuhalten. Rabbi Avraham aus Sochatchov, der Autor der Bücher “Avnei Nezer” und “Eglei Tal”, sagte, dass die Juden außerhalb Israels die Pflicht haben, Besitz in Israel zu erlangen, denn es gibt keine Ende einer Belohnung für die Unterstützung des Landes Israel (hier ist das Land gemeint und nicht der heutige Staat).


Auch Rabbi Tzadok HaCohen aus Lublin war der Meinung:
"Es gibt keine Debatte darüber, ob es von besonderem Vorteil ist, das Land Israel auch in unseren Tagen zu besiedeln … niemand sollte diese Gelegenheit der wundervollen Mitzwah verpassen". In seinem Buch “Zimrat HaAretz”, schreibt Rabbi Moshe Zvi Fogel:
"Es besteht kein Zweifel daran, dass das Gesetz besagt, dass jemand seinen gesamten Haushalt zwingen kann, ins Land Israel bzw. nach Jerusalem zu ziehen".


Rabbi Joseph Dov Soloveitchik aus Brisk und Rabbi Eliyahu Chaim Meisel aus Lodz unterstützten die Übersiedlung nach Israel und die landwirtschaftliche Bewirtschaftung des Landes. Nichtsdestotrotz lehnten sie den Zionismus ab. Selbst die "Machzikei HaDa'at" (gegründet von der Chassidut Belz) unterstützten die Idee, Israel wiederaufzubauen. Allerdings sahen sie damit kein verbundenes eintreffendes messianisches Zeitalter.


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Bis heute hat sich an den intensiven Diskussionen nichts geändert. Die eine Seite betrachtet eine Besiedlung des Landes Israel als einen Vorläufer (Korridor) für das messianische Zeitalter. Wenn wir nur in Israel leben, geschieht der Rest von allein. Mitzwoterfüllung ja, aber falls nicht, auch nicht so schlimm, dennimmerhin leben Juden wieder in Israel, was auch ein Zeichen sein kann. Die Gegenseite gibt sich antizionistisch und lehnt den heutigen säkuleren Staat ab. Wer sich die Geschichte des Staatsaufbau seit 1948 anschaut, kann dem sogar viele Male zustimmen. Vor allem, wer sich die Aktivitäten eines ehemaligen Premiers namens David Ben Gurion anschaut, der zwar zionistisch eingestellt war, jedoch absolute übertriebene linke Weltanschauungen vertrat.


Und heute vertritt die nationalrelig. Partei MAVDAL längst nicht mehr ihre alten Ideale, sondern fügt sich willig in die opportunistische Parteienlandschaft. Der einzige Teil von ihr, der das nicht tut und daher mehr und mehr aneckt, ist die Siedlerbewegung. Ein Jude hat das Recht, sich in das ihm von G – tt gegebene Land niederzulassen woe s ihm beliebt. Das Land gehört uns und es gibt keinerlei Zugeständnisse. Auch nicht um des lieben Pseudo – Friedens wegen.


Die antizionistische Bewegung setzt sich weitgehend aus zwei Teilen zusammen. Aus jenen, die den Staat rigoros und ohne "Wenn und Aber" ablehnen und jener Teil der zwar in Israel lebt, aber dies nur, um ein Leben nach der Thora zu führen. Und wo kann man das besser als in Israel, in welchem ein Jude viel mehr Mitzwot einhalten kann als in der Diaspora (z.B. Schmittah oder leichter von G – tt akzeptierte Gebete). Der ehemalige Satmarer Rebbe Yoel Teitelbaum war zwar bis zum Schluß ein glühender Antizionist; dennoch verbat er seinen Chassidim niemals den Umzug nach Israel. Der Antizionismus kann auch im Lande Israel gelebt werden, indem ein Jude nach der Thora lebt, die Staatsbürgerschaft bekommt (denn irgendwie muß man ja reisen), aber meist die sozialen Zusicherungen, wie Gelder vom Staat, ablehnt. Das Leben eines Antizionisten in Israel kommt nicht automatisch einer Annahme sozialer Gelder gleich. Zusätzlich nimmt nicht jeder Antizionist die Staatsbürgerschaft an, sondern behält seine bisherige bei.


Prinzipien, die einem Zionisten unverständlich sind.
Meiner Meinung nach sollte sich ein jeder mit dem Antizionismus gründlichst auseinandersetzten, bevor es zu falschen Argumenten kommt.




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