Sonntag, Januar 04, 2009

Der Fastentag Asarah be ' Tevet (10. Tevet)

B"H

Der 10. des jüdischen Monats Tevet ist ein rabbinisch festgelegter Halbfastentag. Oftmals als weniger relevant angesehen, hat dieser Fastentag doch eine immense historische Bedeutung. Hier ein paar Details zum 10. Tevet, der dieses Jahr auf den Dienstag (06.01.) fällt.

Historisch betrachtet begann an diesem Tag im Jahre 589 BCE die Belagerung Jerusalems durch die Babylonier. Drei Jahre später überrannten sie die Stadt und zerstörten den Ersten Tempel, den Tempel König Salomons.

Der 10. Tevet steht für Leid und Zerstörung. Während der dreijährigen Belagerung litt die eingeschlossene Bevölkerung unter einer Hungersnot. Nach 410 Jahren zerstörte Nebuchadnezzar am 9. des Monat Av (ca. im August) den Tempel und trieb die Juden in ein 70 - jähriges Exil nach Babylon. Allgemein werden beide Tempelzerstörungen (die zweite fand im Jahre 70 CE durch die Römer statt) als Strafe G - ttes gesehen. Die Gemara im Talmud Traktat Yoma 9b lehrt, dass die Gründe für diese Strafe der Götzendienst, sexuelle Perversionen und Mord waren. So hatten die Juden zuvor begonnen, Kinder zu opfern. Dafür gab es außerhalb der Stadt einen speziellen Ort, der Tofet genannt wurde (heute nahe dem Kino Cinematheq). Einen positiven Aspekt gab es dennoch in der damaligen Bevölkerung; trotz allem glaubten sie an G - tt, aber sie verstanden die Opferungen falsch.

Die Zerstörung des Ersten Tempels im Jahre 586 vor der Zeitrechnung hatte noch andere weitreichendere Folgen. Die Bundeslade verschwand. Wohin, das weiss bis heute niemand. Propheten gibt es auch keine mehr, sondern nur noch eine BAT KOL, die das Echo einer himmlischen Stimme ist (Talmud Traktate Yoma 9b und Eruvin 13b).
Die Schechina, die Anwesenheit G - ttes, ist nicht mehr das, was sie zu sein pflegte und auch das Shemen HaMishcha (das Salbungsöl) verschwand (Jerusalemer Talmud Yoma 1:1).

Jetzt fragen sich vielleicht einige "Was hat das heute alles mit mir zu tun ? "Vor mehr als 2000 Jahren wurde der Erste Tempel zerstört, so what ?"

Der 10. Tevet steht für Leid und daher ernannten ihn die Rabbiner kurz nach der Gründung des Staates Israel zum Holocaust - Gedenktag. An diesem Tag wird das Kaddisch - Gebet für all jene gesagt, deren Todestag oder Todesort unbekannt sind. Die Religiösen behalten das Andenken bis heute bei und dies ist auch einer der Gründe, warum viele Haredim (Ultra – Orthod.) den offiziellen staatlichen Holocaust - Gedenktag im April nicht als solchen anerkennen.


Anmerkung:
Vielfach wird das "Kaddisch" von Außenstehenden als Totengebet interpretiert, was absolut nicht der Richtigkeit entspricht. Vielmehr preisen wir G - ttes Größe in dem aramäischen Gebet und gerade das Kaddisch ist es, welches während des Synagogendienstes als eine Art Trennung gilt; das Gebet trennt einige Teile des Services ab bzw. leitet ein neues Gebet ein.


Im Talmud Traktat Taanit 30b ist zu lesen:
"Wer um Jerusalem trauert, der wird später die "Wiederaufstehung" Jerusalems sehen". Heißt, die Ankunft des Meschiach.

In Jerusalem beginnt der Fastentag Dienstag früh um 5.23 Uhr und endet am gleichen Abend um 17.20 Uhr.

Der 10. Tevet ist ein Tag der Umkehr und soll unsere Herzen dazu verleiten, aus den Fehlern unserer Vorväter zu lernen. Jeder sollte verstehen, dass das gesamte Universum für ihn erschaffen wurde (Talmud Traktat Sanhedrin 37a) und somit ist jeder einzelne für seine Taten verantwortlich. Jeder Jude hat seine bestimmte Aufgabe innerhalb des jüdischen Volkes und wer diese erfüllt, der beeinflusst nicht nur seine Generation, sondern ebenso die zukünftigen Generationen bis zur Ankunft des Meschiach.

Warum das Fasten ?

Drei unterschiedliche Kommentare befassen sich mit dem Fasten am 10. Tevet. Erstens wird zum Zwecke der Umkehr zu G - tt gefastet. Ein Tag des Gebetes und der Einsicht, aber auch gleichzeitig der Zuversicht, in der Zukunft einiges besser zu machen. Zweitens dient das Fasten auch einem spirituellen Zwecke, denn damit entsagen wir uns der materiellen Welt und dringen in das Spirituelle ein. Rabbi Mordechai Machlis nannte am vergangenen Schabbat ebenso einen dritten Punkt, der oft zuwenig Erwähnung findet:
Wenn wir fasten, sparen wir automatisch Geld, welches wir ja folglich nicht für Lebensmittel ausgeben. Dieses Geld sollte im Nachhinein als Spende an die Armen weitergereicht werden.

Der diesjährige 10. Tevet fällt leider wieder einmal in eine Zeit, in welcher wir unser Land verteidigen müssen. Und somit dieser 10. Tevet wieder einmal für Trauer und nicht unbedingt für eine glückliche Zeit in der jüdischen Geschichte.

ZOM KAL - Ein leichtes Fasten

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