Mittwoch, Dezember 31, 2008

"Yeshiva Guide" für Nationalreligiöse

B"H

An all jene, die nationalreligiös eingestellt sind:

Hier findet Ihr einen "Yeshiva Guide" mit zwanzig Yeshivot.

Als "nationalreligiös" bezeichnet man im heutigen Staat Israel überwiegend die Anhänger des ersten aschkenazischen Oberrabbiners des ehemaligen Britischen Mandates, Rabbi Avraham Yitzchak Kook (1865 - 1935).

Nationalreligiöse sind, wie der Name schon ausdrückt, national und religiös. Dabei natürlich höchst zionistisch eingestellt. Sie gehen zur Armee und widmen sich der Arbeitswelt.

Normalerweise tragen sie ganz "normale" Kleidung wie Jeans, etc. und haben dabei eine gehäkelte Kipa auf dem Kopf. Bunte Kipot sind jedoch oftmals der Renner.

Des Weiteren verfügen sie über eigene Schulen wie für die Jungen die "NOAM" - Schule und für die Mädels "BANOT NOAM". Viele mögen sie ebenso mit der relig. Siedlerbewegung in Verbindung bringen.


Nationalreligiöse Jugend




Parashat Vayigash


Yosef und seine Brüder


B"H

Die Thoralesung für diesen Schabbat

Keine andere Thoraparasha ist so voll Emotionen wie die Parashat Vayigash. Unzählige Male kommt in ihr das Wort "weinen" vor. Benjamin weint, Yosef weint, die Brüder weinen.

Rabbi Samson Raphael Hirsch sagt, dass die Tränen in dieser Parasha ein Ausdruck des Aufrichtigkeit. Jeder hier Weinende meint es wirklich ernst und spielt niemandem etwas vor. Selbst Yosef nicht, der wahrlich einen Grund hat, auf seine Brüder sauer zu sein. Noch daheim war er das schwarze Schaf der Familie und seine Brüder (außer Benjamin) brachten ihm nur Haß und Neid entgegen. Der Höhepunkt war, dass sie ihn in eine Grube warfen und ihn nach Ägypten verkauften. Selbst dem Vater logen sie vor, ihr Bruder sei umgekommen.

Was aber tut Yosef als ihn seine Brüder nach seiner Offenbarung ängstlich anschauen ?

Er sagt ihnen, dass es nicht ihre Schuld war, sondern G - tt alles von Beginn an so geplant hatte. G - tt ließ schon Avraham wissen, dass seine Nachfahren einmal in der ägyptischen Diaspora enden werden, Er sie aber wieder heraushole, um sie in das Gelobte Land zu führen (siehe Talmud Shabbat 10b).

Die Gemara (rabbinische Diskussionen) im Talmud Traktat Nedarim 32a fragt, was Avraham denn verbrochen hatte, dass seine Nachfahren für die Dauer von 210 Jahren ins Exil geschickt werden. Die Antwort darauf geht zurück zur Thoralesung Lech Lecha, wo von einem Krieg zwischen Avraham und einigen Königen die Rede ist. Die Könige hatten Lot entführt und Avraham zog zu dessen Befreiung in den Krieg. Weiter heißt es in Lech Lecha, dass Avraham mit 318 Männern gegen die Könige kämpfte, sie besiegte und Lot befreite.
Die Zahl 318 wird von manchen als sie Gematria seines Bediensteten Eliezer gesehen.

In der hebräischen Sprache steht jeder Buchstabe für einen Zahl und die Buchstaben des Namen Eliezer ergeben die Zahl 318. Demzufolge wäre Avraham nur mit Eliezer in den Krieg gezogen. Anderer wiederum nehmen die Zahl 318 wörtlich und danach sei Avraham tatsächlich mit 318 Mitmenschen in den Krieg gegen die Könige gezogen. Und genau hier hakt die Gemara aus Nedarim ein. Avraham hätte wissen müssen, dass G - tt ihm in dem Krieg zu Seite steht und demnach waren die 318 Kämpfer überflüssig. Avraham hätte allein losziehen müssen und die 318 Mitmenschen hätten lieber Thora lernen sollen. Insgesamt hatte Avraham zuwenig G - ttvertrauen und hielt andere vom Thorastudium ab. So eine der Begründungen aus der Gemara in Nedarim.

Rabbi Hirsch dagegen sagt, dass wären die Israeliten nicht ins ägyptische Exil gezogen, sie sich eventuell in die Canaanitischen Gesellschaft hineinassimiliert hätten. Allein in Ägypten entwickelten sich sich zu einem Volk und dies sei einer der Gründe für ihr Exil gewesen. Laut dem Talmud - Kommentator Maharsha hätte die ägyptische Unterdrückung weniger brutal ausfallen können, wenn die Brüder dem Yosef nicht solchen Haß entgegenkommen lassen hätten.

Die wahren Helden dieser Parasha scheinen Yehudah und Yosef zu sein. Beide waren grundsätzlich verschiedene Charaktäre, die hier aufeinandertrafen. Yehudah bäumte sich schliesslich auf als es um Benajmin ging. Yosef testete die Brüder, ob sie nicht immer noch alte Haßgefühle gegen ihn hegten. Dies gab sich jedoch alles als Yehudah sich für Benjamin stark machte. Benjamin war der zweite Sohn Rachels, neben Yosef, und somit merkte Yosef, dass die Brüder Benjamin nicht haßten, sowie ihn einstmals.

Die Sprache der Thora ist nicht immer klar und mit unzähligen Metaphern gespickt. Insbesondere die Kabbalah (Geheimnisse der Thora) versucht die Metaphern zu entschlüsseln, um uns die eigentliche Bedeutung und Lehre des Textes nahezubringen. Und so sieht dann auch das kabbalistische Buch "Zohar" einen tieferen inneren Zusammenhang zwischen Yehudah und Yosef. Als G - tt die Welt erschuf, erschuf er die Obere Welt und die Unteren Welten. Die Obere Welt ist metaphorisch gesehen für reserviert und unsere Aufgabe besteht darin, die "Obere" mit den "Unteren Welten" zu verbinden. Dies erreichen wir anhand der Thoragesetze und des Gebetes. Wenn G - tt sieht, dass wir Seine Thoragesetze einhalten, dann kommt Seine "spirituelle" Welt der unseren näher. Besonders offensichtlich war dies zur Zeit der Tempelopferungen im Ersten und Zweiten Jerusalemer Tempel. Dementsprechend war Seine Anwesenheit (Präsenz) wesentlich erkennbarer als heute, denn die Menschen hatten eine fast direkte Verbindung. Ohne Tempel sind wir gezwungen, diese Nähe auf andere Art und Weise zu erreichen. Solange, bis der Meschiach kommt und der Dritte Tempel gebaut wird.

"Dann kam Yehudah näher…". Dieses Näherkommen sieht der Zohar metaphorisch als das Angebot der einen Welt an die andere, sich zu vereinigen. Der derzeitige Rebbe der Chassidut Slonim, Rabbi Shmuel Bozorowsky, geht noch einen Schritt weiter. Die Parasha beginnt mit den Worten: "Vayigash elav Yehudah…". "Dann kam Yehudah näher" und Rabbi Bozorowsky vergleicht dieses Näherkommen dem dem Gebet. Für Yehudah und seine Brüder gab es keinerlei Hoffnung mehr. Der Kelch wurde im Gepäck Benjamins gefunden und dessen Leben stand nun auf dem Spiel. Sie alle fürchteten um ihr Leben, denn die Ägypter zögerten nie lange, um Feinde auszuschalten. Doch anhand der Metapher des Gebetes an dieser Stelle veränderte Yehudah die Realität und wendete alles zum Guten. Das Gebet erweckte in ihm ungeahnte Kräfte.

Der deutsche Rabbiner, Rabbi Samson Raphael Hirsch, kämpfte seinerzeit besonders gegen die Einflüsse des Reformjudentums genauso wie gegen jegliche andere Art der Assimilation. Er verweist in seinem Kommentar zu dieser Parasha nachdrücklich auf die Notwendigkeit des ägyptischen Exils. Die Ägypter hassten die Israeliten und sahen in ihnen die primitivsten Erdenbewohner. Von daher sollte jeder Kontakt mit ihnen vermieden werden. Die Israeliten wiederum zogen sich in ihre eigene Ghettowelt zurück, weil die ägyptische Gesellschaft ihnen keine andere Wahl liess. Innerhalb dieser Ghettowelt konnten die Traditionen aufrecht erhalten werden und die Assimilierung befand sich auf dme Nullpunkt. Genauso erging es den Juden im Mittelalter. Auch hier lebten die Juden eingeengt durch gesetzliche Erlasse in ihrer eigenen Welt. Erst die Zeit der Aufklärung (Haskalah) liess viele Juden ihre Identität und den eigentlichen Sinn ihres Daseins vergessen. Dem hatten die Israeliten in Ägypten vorgebeugt und hielten die Mehrheit hielt sich während der 210 Exiljahre an die Avrahamischen Traditionen wie Sprache, Namesgebung oder Kleidung.

Vielleicht sollten uns gerade diese Israeliten ein Ansporn in unserer so assimilationsfreudigen heutigen Zeit sein.

Schabbat Schalom

Dienstag, Dezember 30, 2008

Horrorvision: Die Nationalreligiöse - Christliche Connection

B"H

Wie kaum ein anderes Land, wird Israel unaufhörlich von christlichen Missionaren befallen. Die Mehrheit der jüd. Israelis will keinesfalls missioniert werden und auf normalem Missionsweg erreichen die Christen daher kaum etwas. So hat man sich dann christlicherseits einen anderen Weg ausgedacht, der vielleicht nicht unbedingt die erfolgreiche Mission verspricht, doch zumindest einiges an Einfluß.

"Christian Friends of Israeli Communities" spenden für unser Land. Das muss nicht verwerflich sein und jeder private Spender hegt nicht immer gleich nachteilige Hintergedanken im Kopf.
Dass unsere Regierung sich christlicher Spendengelder annimmt (u.a. von den fanatischen Evagelisten), ist teilweise erschreckend, doch das sich auch nationalrelig. Siedlungen darauf spezialisiert haben, war mir bis vor kurzem absolut neu. Gerade die israelischen zionistischen Nationalreligiösen samt ihrer Siedlerbewegung hatten nichts mit Missionaren und sonstigen negativen Einflüssen am Hut. So schien es zumindest.
Nun stellte sich im Internet Gegenteiliges heraus und es ist daher kein Wunder, dass da das nationalrelig. Knessetmitglied Benny Elon letztens erst von den amerikanischen fanatischen Evangelisten als Redner eingeladen worden war.

Das Internet zeigt die Spenden einen wahren Spendenregen der "gutmeinenden" Christen auf:

http://cfoic.net/communityprojects.jsp


Der deutsche Ableger dieser Site der israelfreundlichen Christen nennt sich "Feigenbaum":
http://www.feigenbaum.de/

"Feigenbaum" gibt sich ebenso israelfreundlich und man wolle ja nur das Beste; den Juden helfen und so. Von Hintergedanken und Judenmission ist bei der Organisation nicht offen die Rede, doch schauen wir uns einige wenige Inhalte von "Feigenbaum" etwas näher an.

"Feigenbaum" gibt seine Ziele so an:

Ziele

- Wir wollen die Erwählung Israels und seine besondere Rolle im Plan Gottes für die Welt verdeutlichen.

- Wir wollen Christen die jüdischen Wurzeln ihres Glaubens bewußt machen, ein besseres Verständnis zwischen Christen und Juden fördern und jeder Form von Antisemitismus entgegenwirken.

- Wir wollen Israel durch Gebet und praktische Hilfe segnen und dem jüdischen Volk als Christen in der Liebe Gottes begegnen.



Das hört sich doch alles wunderbar an. Man will den Juden und Israel also helfen. Mir ist nur unklar, wie man Juden als Christen in der Liebe G - ttes begegnen kann ...


Schauen wir einmal, wer genau dahintersteht:

"Feigenbaum" gibt an:

Paul Taine (1903-1987) überlebte als deutscher Jude den Holocaust. Er kam 1942 im Gestapo-Gefängnis in Berlin zum Glauben an Jesus als den Messias Israels. Seine Lebensgeschichte publizierte er in seinem ersten Buch "Lazarus, komm heraus!", wozu er im Jahr 1962 den Feigenbaum-Verlag (heute Feigenbaum e.V.) gründete.


Ein messianischer Jude also gründete diese Organisation. Wie ich zuvor schon angab, offen auf die Judenmission ist auch "Feigenbaum" nicht ausgerichtet, doch sollte man wissen, dass kein messianischer Jude und deren Anhänger friedlich dasitzen und die Juden Juden sein lassen. Die Mission spielt bei den Messianics immer die allererste Rolle.

Durch die Spenden an ebenso relig. Orte wollen sie an Einfluß gewinnen und das Hauptprobem besteht auf israelischer Seite darin, dass sich mehr und mehr Rabbiner vom winkenden Geld einlullen lassen. Nicht missionieren lassen, aber immerhin kleinbeigeben. Und gerade Organisationen wie die Christen für Israel wollen irgendwann einmal auch ihre Rechte einfahren. Wer soviel Geld an eine Siedlung gibt, der kann schon irgendwann einmal mit diversen Forderungen vor der Türe stehen. Und das ist die grosse Gefahr dabei, welche die Siedlungen übersehen.

Wer sich die Bilder und das Video näher anschaut, dem kann nur noch das Grausen kommen, auf was sich die nationalrelig. Welt da eingelassen hat. Zum Glück sind die Haredim (Ultra - Orthodox.) noch lange nicht so tief abgerutscht, wie viele Nationalreligiöse.

Ein Thema, was zur Tagesordnung und offen auf den Tisch gehoert, sonst wird es der Siedlerbewegung später einmal leid tun, sich so verkauft zu haben.


THANK YOU



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Es ist mir durchaus klar, dass nicht ALLE christlichen Spender böse Hintergedanken im Kopf haben. Dennoch sollte man die Inhalte und Absichten der Organisationen der israelfreundlichen Christen keineswegs unterschaetzen.

Chanukkah in Karlin - Stolin und Avraham Yitzchak

B"H

Im Chassidismus gibt es den Brauch, den achten und letzten Tag von Chanukkah besonders groß zu feiern. Gewöhnlich gibt es eh nach dem allabendlichen Zünden der Chanukkiah (des Chanukkah - Leuchters) ein Essen, doch am letzten Tag kommt oft der Rebbe der Gruppe in die Synagoge und gibt einen chassidischen Tisch. Manchmal mit Essen, aber immer mit einer hauseigenen Kapelle, welche chassidische Melodien spielt. In Deutschland mag man das "Klezmer" nennen, bei den Chassidim jedoch drückt diese Musik den eigenen Lebensstil, Stimmungslagen sowie ihre eigene Geschichte aus. Hinzu kommt, dass jede chassidische Gruppe ihre eigenen Melodien entwickelte.

Gestern (Montag) war der letzte Tag des diesjährigen Chanukkahs. Vorgestern war ich mit einer Freundin auf dem Jerusalemer Zions Square, wo Chabad die siebte Kerze anzünden liess. Ehrengast war der frisch gewählte neue Bürgermeister Nir Barkat.
In den vergangenen Jahren ging Chabad bei der Prozedur um einiges spiritueller zu Werke, doch in diesem Jahr glich alles nur einem Wischiwaschi. Ein wenig Politiker - Blabla, Kerzen zünden und ab nach Hause. So lief es ab und ich war heilfroh, gestern abend nach Mea Shearim zu gehen, um ein paar richtige chassidische Feiern zu sehen. Eine, wenn nicht gar die älteste chassidische Gruppe, Karlin - Stolin, sollte einen großen Tisch mit dem Rebben geben.

Die in Deutschland so gut wie unbekannte Chassidut Karlin wurde von Rabbi Aharon dem Großen, (1736 – 1772), gegründet, der wiederum ein Schüler des Maggid von Mezritch (Rabbi Dov Baer Friedman) war. Der Maggid war der Nachfolger des Baal Shem Tov und bei Karlin handelt es sich um einen Vorort der litauischen Stadt Pinsk. Rebbe Aharon der Große gründete eine der ersten chassidischen Zentren in Litauen und schon bald gab es Karliner Chassidim auch in der Stadt Vilna, was wiederum einen Kampf mit dem berühmten Gaon von Vilna nach sich zog.

Heute sind die Karliner Chassidim Jerusalems in zwei Gruppen gespalten, aufgrunddessen dass in der nicht allzu langen Vergangenheit Probleme mit der Anerkennung des neuen Rebben bestanden. Jener kleinere Teil, welcher den derzeitigen Rebben nicht anerkannte, machte sich selbständig und nennt sich heute Karlin – Pinsk. Der wesentlich größere Teil blieb zusammen und nennt sich Karlin – Stolin.



Der derzeitige Karlin - Stoliner Rebbe Baruch Me'ir Yaakov Shochet


Ferner besteht ein weiteres Zentrum der Karliner Chassidim in New York. Der Stoliner Rebbe verlegte seinen Wohnsitz in den Jerusalemer Vorort Givat Ze'ev, wo er allmählich viele seiner Chassidim um sich scharrte. Trotzdem, ein Großteil gehört nach wie vor zur Synagoge in Mea Shearim. Leider kommt der Rebbe selbst nur selten dorthin und gibt seinen chassidischen Tisch überwiegend in Givat Ze'ev. Auch am vergangenen Schabbat war er nicht in Jerusalem.

Eine Bäckereikollegin liess mich wissen, dass die Karlin - Stoliner Chassidim eine riesen Tisch geben werden und so zog ich gestern abend Richtung Mea Shearim los. Erst dachte ich, ich sei zu früh dran, aber um 20.30 Uhr waren die Karliner schon mitten am Feiern. Draußen war das Wetter regnerisch, in der Synagoge jedoch herrschte Hochbetrieb. Eine Band spielte lautstark chassidische Musik und mehrere Hundert Chassidim standen im Erdgeschoß auf den Metallbänken und swingten im Takt zur Musik.
Zuerst war ich erstaunt über die hohe Anzahl der Karliner Chassidim. Bisher hatte ich sie immer für weniger gehalten.


Karlin – Stolin in Jerusalem am letzten Sukkot




Die Frauenempore im ersten Stock war rappelvoll und alle Frauen und Mädels klebten an der Mechitzah (Trennwand), um den Männern im Erdgeschoß zuzuschauen. Letztere wiederum liessen ihre Augen nicht vom Karliner Rebben ab, der da in der Mitte an einem Tisch sass. Die Band spielte ununterbrochen und ich suchte mir einen mehr oder weniger günstigen Stehplatz. Ganz links an der Wand war noch etwas frei und es stand nur eine Mutter mit ihren vier Töchtern dort. Hinterher ging mir auf, dass dies die Rebbitzen gewesen sein kann, denn schon am Sukkot war die linke Seite der Empore für die Familie des Rebben reserviert gewesen. Und die Frau stand allein, ohne dass jemand herumrempelte.
Erst stand ich hinter ihr und kurz darauf machte sie einfach Platz, damit ich auch etwas sah. Wir unterhielten uns kurz über Karlin und schauten dann andächtig hinunter, wo die Männer auf den Metallbänken teilweise zu den Melodien auf und absprangen oder in die Hände klatschten. Nie habe ich sogar ältere Chassidim so wild hin und herwippen sehen wie bei Karlin gestern abend. Ein Vater tanzte mit seinem behinderten Sohn auf und ab und wenn man genauer hinschaute, dann sah man, dass die Beiden völlig in einer anderen höheren Welt aufzugehen schienen. Als die Lautsprecher kurz aussetzten, wurde einfach ohne sie weitergesungen. Es war eine unheimlich spirituelle Atmosphäre, die ich bisher noch bei keinem chassidischen Tisch erlebt habe. Alle schienen woanders zu sein, aber nicht in dieser materiellen unseren Welt.

Nach einiger Zeit kam ich dann allerdings doch wieder in die hiesige Welt zurück, denn auf der Empore war kein einziges Fenster offen und ich brauchte dringend frische Luft. Schweren Herzens netschloss ich mich zu gehen, wollte aber noch bei anderen Gruppen vorbeischauen. Durch den Mea Shearim Markt kam ich zu den Toldot Avraham Yitzchak, einer Abspaltung der Toldot Aharon und wer Rebbe Shmuel Yaakov Kahn kennt, der weiß, dass wenn es einen Tisch gibt, dieser mit Action beladen sein wird. Die Avraham Yitzchak sind meine unschlagbare Nummer Eins bei den chassidischen Tischen und kaum jemand feiert so wie deren Rebbe.

Als ich ankam, wackelte schon die ganze Synagoge; im wahrsten Sinne des Wortes. Auch hier spielte eine hauseigene Band, doch war es viel schwerer zu sehen, was sich bei den Männern abspielte, denn es waren mehr als Hundert Frauen und Kinder anwesend, die da an der Mechitzah klebten. Nach einigem Suchen fand ich einen Platz, von dem aus ich etwas sah. Im Erdgeschoß tanzten die Chassidim wild in einem Kreis und Hunderte weitere standen um sie herum und schauten zu. Ein beeindruckender Anblick, ob wohl ich noch von den Karlinern hin und weg war.

Der Weg nach Mea Shearim hatte sich gelohnt und ein wenig Spirituality kann nie schaden.

Montag, Dezember 29, 2008

Die verborgene Botschaft

B"H

Während der "Dritten Schabbatmahltzeit - Se'udat Shlishit" erzählte Rabbi Mordechai Machlis begeistert folgende Begebenheit:

Jeden Schabbatmorgen betet Rabbi Machlis mit seiner Minyan (zehn jüdische Maenner) an der Kotel (Klagemauer) den morgentlichen Schabbatg - ttesdienst. Danach gibt es einen öffentlichen Kiddusch (Weintraubensaft und Kekse) und hinterher lädt der Rabbi die Anwesenden zum Essen in sein Haus ein.

Am letzten Schabbat plante Rabbi Machlis die Rückkehr zu seinem Haus durch das Damaskus Tor im arabischen Teil der Jerusalemer Altstadt. Mit einigen Leuten ging er durch den Tunnel, der von der Kotel ins arabische Viertel fuehrt, wurde jedoch am Checkpoint der israelischen Armee gestoppt. Juden sei der Zutritt ins arabische Viertel derzeit nicht ratsam (aufgrund der aktuellen Ereignisse in Gaza).

Die Gruppe samt Rabbi ging die Stufen vor der Kotel hinauf und wählte den zweiten Weg durch das arabische Viertel, welcher am Jaffa Tor endet. Doch auch hier liess die Armee niemanden durch. Letztendlich ging die Gruppe durch das Jüdische Viertel zum Jaffa Tor und somit in die Neustadt.

Ausserhalb des Jaffa Tores traf Rabbi Machlis, der die Gewohnheit hat, jeden am Schabbat zu grüssen, auf zwei Ehepaare aus New Jersey. Diese fragten ihn nach einem Restaurant, doch der Rabbi dachte nicht lange nach. Und wer Rabbi Machlis kennt, der weiss jetzt, was folgt. Natürlich lud er die Paare zu sich nach Hause ein und nach einigen Diskutierens sagte diese zu.

Nach dem Schabbatessen kamen die Ehepaare auf den Rabbi zu und bedankten sich überschwenglich. Daheim in New Jersey seien sie Mitglieder einer jüdischen Reformgemeinde und hätten sich nie im Traum ausgemalt, was es bedeutet, einen orthodoxen Schabbat zu verbringen. Dass man überhaupt mit ihnen sprechen täte und bei den Orthodoxen sei es ja gar nicht so fundamentalistisch wie allseits angenommen. Kurz gesagt, es war der erste richtige relig. Schabbat der beiden Familien und sie zeigten sich tief beeindruckt.

Während der Dritten Schabbatmahlzeit sprach Rabbi Machlis zum Thema "Haschgacha Pratit - G - tt bestimmt alles, was uns geschieht". Alles was uns passiert und sogar die Leute, die wir treffen, ist von G - tt bestimmt und für uns vorgesehen.
Hätte es die beiden Checkpoints nicht gegeben, dann wäre der Rabbi wie jeden Schabbat durch das Damaskustor heimgegangen und hätte die beiden Ehepaare niemals getroffen. Durch eine gewisse Begebenheit aber war er gezwungen, einen anderen Weg zu wählen und traf so auf die Paare, welche wiederum zu einem orthod. Schabbat, einem tollen Essen und einer aussergewöhnlichen Erfahrung kamen.

Sonntag, Dezember 28, 2008

גועל נפש - Goal Nefesh

B"H

Der hebr. Ausdruck "גועל נפש - Goal Nefesh" steht für etwas Negatives. Etwas Negatives, was die Seele fast aufschreien läßt.

Chanukkah ist leider schon fast wieder vorbei und vielleicht sollte ich bis zum eigentlichen Ende lieber Positives verfassen, anstatt mit dem Negativen daherzukommen. Aber wie die Makkabäer, so sollten auch wir nicht unsere Augen verschliessen und stattdessen lieber die gegebenen Realitäten wahrnehmen.

Die Makkabäer sahen die spirituelle Gefahr, welche für die Juden damals ausging. Die Griechen wollten ja nur "helfen" und keinesfalls eine Judenvernichtung. Das "Helfen" war allerdings mit der Aufgabe des Judentums verbunden und es sollte sich lieber dem griech. Götzendienst gewidmet werden. Bis heute sehen wir immer wieder neu die spirituellen Gefahren, die für unser Volk eine fast noch größere Gefahr darstellt.

Bei meiner Nachtschicht in der Bäckerei in der vergangenen Mittwoch nacht hörten wir plötzlich laute Schreie. Ich öffnete die Ladentür, um zu sehen, was geschehen war. Draußen dann sah ich, wie ein anscheinend nepalesischer Gastarbeiter seine Freundin verkloppte. Sie lag am Boden und ich schrie ihn an, er solle das gefälligst lassen. Die Worte "Polizei" bewirken bei den Gastarbeitern fast immer Wunder, denn vor der Abschiebung fürchtet man sich. Beide gingen davon und hoffentlich in Frieden.

Seit Jahren reisen ständig asiatische Gastarbeiter nach Israel ein, um sich entweder als Altenpfleger / in, in der Landwirtschaft Brot oder auf dem Bau zu verdingen. Geld, was meist nach Hause auf die Philippinen, nach Thailand, China oder seit kurzem auch nach Nepal gesandt wird. Bei all der Freude der Dritten Welt helfen zu wollen, einen ganz gewaltigen Haken hat die Sache natürlich auch.
Erstens reisen die Gastarbeiter in den allerwenigsten Fällen nach Ablauf ihrer teilweise befristeten Arbeitserlaubnis wieder ab. Die Mehrheit befindet sich dann illegal im Land und die Ausländerpolizei musste in den vergangenen Jahren Tausende Philippinas abschieben.
Zweitens haben besonders die Philippinas innerhalb der letzten Jahre längst begonnen, ihre Kirchen zu eröffnen. Sie sind als "gute" Katholiken bekannt und begannen so, ihre fremde Religion nach Israel zu importieren. Nicht wenige israelische Nachbarn wollen nicht unbedingt eine Kirche neben sich stehen haben oder vom Geruch des brutzelnden Schweinefleisches umgeben sein. Da ruft man dann schon einmal lieber die Ausländerpolizei.

Mittlerweile ist insbesondere Tel Aviv voll von meist asiatischen aber auch russischen, südamerikanischen oder afrikanischen Gastarbeitern. Man mag mich auf der Rassistenebene einordnen, aber meines Erachtens nach ist Israel immer noch ein jüdisches Land und kein internationaler Umsteigebahnhof.

Ein anderes Erlebnis hatte ich vor knapp zwei Wochen mit einer Freundin am Tel Aviver Busbahnhof. Wir durchliefen den Security Check und gleich hinter uns folgte ein afrikanischer Asylbewerber, der die Security Angestellte sofort anmachte. "What do you want from me ?" schrie er auf Englisch und riss dabei sein T - Shirt aus der Hose und zeigte seine nackte Brust. Die Angestellte, eine Äthiopierin, wusste nicht so recht, wie sie sich verhalten sollte. Der hinter ihr stehende israel. Passant schon, denn der flippte aus. Er ging fast auf den Afrikaner los, der sich schnell von dannen machte. Dies brachte den Afrikaner bestimmt keine Sympathien ein.

Vor mehr als einem halben Jahr kamen die Flüchtlinge aus dem Sudan oder aus Eritrea meist illegal in Israel an. Über den Seeweg aus Ägypten und schwarz nach Israel geschlüpft. Hier war man auf die Welle nicht gefasst und sperrte viele Afrikaner erst einmal weg. Anderen wiederum gelang es, nach Tel Aviv zu kommen, wo die UN oder die Internationale Christliche Botschaft ein Bleiberecht erwirken wollen. Meistens vergeblich, denn Israel schickt die Illegalen nach Ägypten zurück. Was soll man hier mit den nichtjüdischen Afrikanern, wo noch nicht einmal die äthiopischen Einwanderer intergriert sind ? Eine Integration, welche die Äthiopier selber gar nicht so richtig wollen; und nun kommen noch mehr Afrikaner.

Da niemand so richtig für die afrikanischen Flüchtlinge verantwortlich zu sein scheint, hausen viele von ihnen im oder um den Levinsky Park am Zenralen Busbahnhof in Tel Aviv. Vor fast zwei Wochen war ich mit einer Freundin im Park und wir wollten ein paar Photos schiessen. Wir hielten die Kamera nicht gerade offen herum, aber die feindlichen Blicke der Afrikaner flogen uns sogleich entgegen. Sie sassen auf dem Gras und es herrschte eine Atmosphäre als warte man und es passiere jeden Moment etwas. Nicht wegen uns, sondern vielmehr spiegelt dies die allgemeine Stimmung wieder.
Ein Brennpunkt !

Meine Freundin und ich beschlossen, dass ich so tun solle als sei ich Tourist und sie photographiere mich. Dies gelang nur teilweise und das Photo ist nicht besonders aussagekräftig geworden, da sie zu nervös war. Rechts im Bild ist auch noch mein Arm zu sehen.



Einige der Afrikaner und mein Arm rechts im Bild.


Rechts neben dem Levinsky Park und nur wenige Hundert Meter von Zentralen Busbahnhof entfernt, befindet sich ein Laden namens "Kingdom of Pork (Schweinefleisch)". Das gesamte umliegende Gebiet ist ausschließlich von Gastarbeitern bewohnt und diese Tatsache bildet ebenso die Rechtfertigung der Geschäftsleute, unkoschere Waren feilzubieten. Schließlich sollen die Gastarbeiter ja essen wie daheim auf den Philippinen etc. Der "Kingdom of Pork" Laden wird, soweit ich sehen konnte, von Russen und einem Thaiarbeiter bewirtschaftet. Die Mehrzahl der Kunden mögen durchaus Ausländer sein, doch bin ich mir fast sicher, dass der Laden nicht ebenso Juden anzieht.

Nun mag man sagen, dass es eh schon genügen unkoschere Geschäfte in Israel gibt und es von daher auf den "Kingdom of Pork" auch nicht mehr ankommt. Andererseits frage ich mich aber genauso, wo die wilden Demos der Haredim bleiben und warum niemand etwas unternimmt. Diaspora - Juden sind teilweise besonders geschockt, denn irgendwie stellt man sich gerade Israel noch als koscheres Land vor. Und wer Aliyah macht (nach Israel einwandert), der fragt sich schon manchmal, was unser Land eigentlich noch von anderen Ländern unterscheidet. Zumindest tun das jene Juden, denen die eigene Identität noch wichtig erscheint.

Als ich in einem Kibbutz einmal einen Sprachkurs (Ulpan) absolvierte, regten sich fast alle Mitschüler aus den USA gehörig über das gebotene Würstchenmenu auf. Man sei nicht hierhergekommen, um Schweinefleisch zu essen, so klang es unwirsch. Und dieser Vorfall allein liegt schon 13 Jahre zurück.

Der "Kingdom of Pork" Laden liegt im Herzen Tel Avivs und niemand regt sich auf. Wo sind die Haredim und wo ist vor allem Satmar ?


"Kingdom of Pork"










Dieses kam mir nur an Chanukkah so in den Kopf, denn schon die Griechen zwangen die Cohanim (Tempelpriester), Schweinefleisch zu verzehren. Ein Zwang, der misslang.

Ich muss gestehen, dass ich Aliyah machte, eben weil ich unter Juden in einem jüdischen Land lebten zu beabsichtigte. Klar, gibt es in Israel Sicherheitsprobleme, die in Deutschland unbekannt sind; wobei ich selbst einmal Zeuge eines Terrorattentates geworden bin. Ein Jude, der nach Israel kommt, muss sich nicht zwangsläufig auf die religiöse Schiene begeben, doch sollte ein gewisser Respekt zum Land vorhanden sein. Ich bin stolz hier zu leben und wenn ich die von Gastarbeitern errichteten Gebetsräume sehe, dann nervt es mich gleichzeitig ganz gewaltig. Was ist nur aus dem einstigen jüdischen Traum geworden ?

Ich sehe eine Gefahr für unser Land, wenn immer mehr Nichtjuden hineingelassen werden. Eine spirituelle Gefahr, welche schon die Makkabäer vor weit mehr als 2000 Jahren erkannten. Die Thora lehrt uns zwar, dass wir einst selbst als Fremde in Ägypten lebten und wir daher sorgsam mit Fremden umgehen sollen. Andererseits aber frage ich mich, was das mit Schweinefleisch, Mischehen und Kirchen zu tun hat.

CHABAD - Haus in Mumbai wiedereröffnet

B"H

Das Chabad - Haus in Mumbai / Indien wurde jetzt zu Chanukkah nach dem Terrorattentat vor etwas mehr als einem Monat wiedereröffnet. Des Weiteren errichtete Chabad vor dem Taj Mahal Hotel eine riesige Chanukkiah (Chanukkah - Leuchter) deren Kerzen der Vater von Rivka Holzberg, Rabbi Shimon Rosenberg, anzündete.

Rivka sowie ihr Gatte Rabbi Gabriel Holzberg waren vor knapp 30 Tagen von pakistanischen Terroristen ermordet worden.

Freitag, Dezember 26, 2008

Schabbat im Regen

B"H

Eigentlich hatte ich vor, in dieser Woche viel mehr zu schreiben, doch hielten mich leider zuviele englische Artikel für amerikanische jüdische Gemeinden zu sehr auf. Hoffentlich bekomme ich daher in der kommenden Woche alles in diesen Blog, was ich zu schreiben plane.

Heute abend beginnt erst einmal der Schabbat und ich freue mich auf die Pause vom Laptop und der Hin - und Herfahrerei zwischen Jerusalem und Tel Aviv. In den folgenden zwei Wochen werde ich vermehrt aus Jerusalem berichten, da ich mich dort zwecks Arbeit etwas länger aufhalte. Derweil aber muss ich mich heute noch bequemen, zum Busbahnhof und von dort aus nach Jerusalem zu fahren.

Das Wetter ist in beiden Städten kühl und regnerisch. Ich hoffe, dass es zumindest abends nicht regnet, wenn ich zum Schabbatessen und den nachfolgenden chassidischen Tioschen in Mea Shearim gehe. Regen am Schabbat gleicht einer Katastrophe, denn laut der Halacha dürfen wir keinen Regenschirm aufspannen. Das Aufspannen täte in die Unterkategorie des "Bauens" fallen und da sich alle am Schabbat verbotenen Tätigkeiten vom Aufbau des Mischkans (Tabernakels) zur Zeit Moshe ableitet, ist auch das Bauen passe.

Vielen mag diese Ableitung zum Regenschirm seltsam vorkommen, doch an der Tatsache läßt sich nichts ändern. Meine deutschen nichtjüdischen Freunde, die mich ab und an nach dem Judentum ausfragten, fanden es immer besonders "lustig" wenn ich ihnen erklärte, dass sich das Schuheabtreten am Schabbat (auf der Fußmatte) ebenso verboten ist, da es unter die Kategorie "pflügen" fällt. Am Ende jedoch trat sich kaum noch jemand von ihnen am Schabbat die Schuhe ab, da ihnen der Gedanke an sich nicht mehr aus dem Kopf ging.

Kalt und regnerisch also und bestimmt wenig heisses Wasser unter der Dusche. Dies sind so unsere Schabbatgedanken im Hinterkopf. Klingt banal im so technologischen Europa, doch in Israel ist der Winter jedesmal wieder eine Plage, obwohl wird dringend Wasser (Regen) benötigen.

Dann erst einmal "Schabbat Schalom" und da Chanukkah ist, auch noch "Chanukkah Sameach" sowie einen tollen neuen Monat TEVET !!!

Donnerstag, Dezember 25, 2008

Der jüdische Monat Tevet (טבת)


Die SOREK - Höhle


B"H

Am Schabbat sowie am Sonntag feiern wir Rosh Chodesh Tevet, den Beginn des neuen Monat Tevet.
Jeder neue Monatsbeginn repräsentiert gleichzeitig einen Neubeginn in unserem Leben und gerade dann ist die Zeit für positive Veränderungen. Chanukkah ist das einzige Fest, welches in zwei Monaten stattfindet. Es beginnt im Kislev und geht mittendrin hinüber in den Tevet. Durch das Zünden der Chanukkah – Kerzen bekommt der Monatsbeginn des Tevet eine zusätzliche höhere Bedeutung. Jede weitere Chanukkah – Kerze bedeutet die Erhöhung der Freude und des eigenen inneren Lichtes, welches jeder in sich trägt. Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, dass jeder Einzelne daheim seine eigene Chanukkiah zündet. Eben wegen jenes inneren Lichtes.

Jeder jüdische Monat hat in der Kabbalah (Sefer Yetzirah - The Book of Creation) eine bestimmte Farbe, einen Buchstaben, einen israelitischen Stamm, ein Organ, ein Sternzeichen und einen der menschlichen Sinne.

Die Farbe des Monats Tevet ist blau, der israelitische Stamm ist Dan, der Sinn ist der Ärger, der Buchstabe ist Ayn (Ain), das Sternzeichen ist der Steinbock und das Organ ist die Leber.

Was genau sagen uns diese kabbalistischen Eigenschaften ?

Historisch betrachtet ist Tevet, zusammen mit den Monaten Tammuz und Av, verbunden mit negativen Geschehnissen für die Juden. Vor allem der 10. Tevet, auf den ich in wenigen Tagen in einem weiteren Beitrag noch näher eingehen werde.

Unsere Aufgabe besteht im Monat Tevet darin, unseren individuellen Kampf gegen unseren eigenen Ärger zu führen. Daher ist die Leber das Organ des Tevet, denn im Talmud Traktat Berachot 61b heisst es, dass das zuständige Organ für den Ärger die Leber ist.
Wir müssen unseren negativen Ärger überwinden und ihn in positiven Ärger umwandeln. Was ist positiver Ärger ?
Unsere innerste Sorge der Seele (Neschama) dass die Realität positiv sein wird und zusätzlich das eigene Ego überwinden und einer Perfektion entgegen streben.

Die Kabbalah geht auch auf das Sternzeichen des Steinbocks ein:
Leute, die in jenem Sternzeichen geboren sind, haben ein starkes Bedürfnis nach finanzieller Sicherheit, sind bodenständig und familien - und verantwortungsbewußt.
Andererseits haben sie kein leichtes Leben, denn sie haben eine Menge Probleme und Herausforderungen zu bewältigen. Der Planet Saturn herrscht über das Sternzeichen des Steinbocks und Saturn steht für Zerstörung, aber auch gleichzeitig für spirituelle Weisheit und neue Ideen. Steinböcke haben die Fähigkeit ihre Probleme zu überwinden. Sie sind Survivors.

Halachisch gelten folgende Regeln für den Rosh Chodesh:

1) Fasten ist verboten.

2) Einfügen des Gebetes "Ya'ale ve Yavo" in das Birkat HaMazon (Grace after Meal).

Es ist Brauch, dass Frauen an den Tagen keine grösseren Hausarbeiten verrichten.

Chodesh Tov - Einen guten Monat und ebenso Schabbat Schalom

Mittwoch, Dezember 24, 2008

Parashat Miketz



B"H

Die Thoralesung für diesen Schabbat

"Und es geschah nach zwei Jahren…." - So lautet der erste Satz der dieswöchigen Thoralesung. Das Wort "Miketz" wird gewöhnlich dem "nach Ende…." übersetzt. "Nach dem Ende / Ablauf von zwei Jahren.

Die Frage ist nur, welches "Ende / Ketz" ist an dieser Stelle eigentlich gemeint ? Was oder wann war der Beginn der hier erwähnten zwei Jahre ?

Wenn wir uns die vorherige Parashat Vayeshev ansehen, dann lautet das dortige Ende, dass der Mundschenk des Pharao freikam und Yosef vergaß. Wörtlich heißt es sogar: "Der Mundschenk erinnerte sich nicht mehr an Yosef; er vergaß ihn".

Yosef hatte sich von dem Mundschenk einiges erwartet, denn dieser hätte die Traumdeutungen an hoher Stelle erwähnen und so eine Freilassung Yosefs ermöglichen können. Folglich ist also anzunehmen, dass der Mundschenk vor zwei Jahren aus dem Gefängnis entlassen wurde und nun Pharao seine Traum hatte. Und siehe da, der Mundschenk erinnerte sich wieder.

Allen Kommentatoren machen insbesondere die ersten Worte dieser Parasha zu schaffen. Am eindringlichsten geht wohl das kabbalistische Buch "Zohar" auf das Wort "Miketz" ein. Zuerst einmal wird Yosef schwer angeklagt. Aber das nicht nur im Zohar, sondern genauso vom Kommentator Ohr HaChaim und allen nur erdenklich anderen Kommentatoren.
Wie konnte Yosef sein Vertrauen nur auf den Mundschenk beschränken. In dem Moment der Freilassung des Mundschenks dachte Yosef, dass auch er bald freikäme, denn sicher werde der Munschenk dafür sorgen. Doch nichts geschah und Yosef saß weitere zwei Jahre in Haft. Diese zusätzlichen zwei Jahren werden als G - ttesstrafe bezeichnet.

Der "Zohar" fährt fort, dass Yosef einzig und allein hätte auf G - tt vertrauen sollen und nicht auf einmenschliches Wesen. Rabbi Shimon bar Yochai sagt im Zohar, dass das "Ende - Ketz" die Zeit "des sich nicht erinnern" darstellt. Symbolisch werden diese zwei Jahre in je zwei Level unterteilt: in der des Vergessens und in den des sich erinnern. G - tt erinnerte sich an Yosef und bewirkte, dass Pharao träumte und sich der Mundschenk erinnerte.

In der chassidischen sowie der kabbalistischen Lehre hat das Wort "Miketz - nach Ende" jedoch noch eine weitere wichtige Bedeutung. Der Sefat Emet sowohl als auch der Chozeh (Seher) von Lublin, Rabbi Yaakov Yitzchak Horowitz (1745 - 1815), sehen in dem Wort sowie im Traum des Pharao versteckte Metaphern, die noch eine ganz andere Botschaft für uns bereithalten.

Die Thora kann in vielfacher unterschiedlicher Weise gelernt werden. Die einfachste ist, sie als Geschichtsbuch zu lesen oder nur das einfache Peshat zu studieren. Heißt, die einfache Bedeutung des Textes ohne irgendwelche Zwischeninterpretationen. Andererseits wissen wir, dass die Thora eine offene Botschaft genauso wie viele versteckte Botschaften für uns bereit hält. Die Kabbalah und ebenso die Chassidut helfen uns diese verborgenen Hinweise zu erfassen und zu begreifen.

"Miketz - Ende" ist gleichzusetzen mit "Dunkelheit", so der Ohr HaChaim, der Sefat Emet, der Seher von Lublin und viele andere Kommentatoren. "Dunkelheit" auf der Welt bedeutet, dass die Menschen ihre "Yetzer HaRah - ihren negativen inneren Neigungen" folgen. Sobald es jedoch Licht wird, verwandelt sich das Negative in Positives. Demnach ist das Ende der zwei Jahre symbolisch gleichgesetzt mit dem Kommen des Meschiach, denn in dem Moment wird es Licht und die Yetzer HaRah des Menschen verschwindet. Im Zeitalter des Meschiach wird es keine negativen menschlichen Eigenschaften mehr geben. Nach der Dunkelheit ließ G - tt das Licht erstrahlen, bedeutet, Er sorgte dafür, dass Yosef freikam.

Aber wieso bezieht sich die Interpretation auf die Gegenwart bzw. die Zukunft. Yosef kam aus dem Gefängnis frei, aber was hat das nach all den Tausenden von Jahren mit uns und dem Kommen des Meschiach zu tun ?

Den Fehler, welchen viele Leute begehen ist, die Thora und die Propheten als Geschichtsbücher zu lesen. Das war einmal und wen interessiert heute schon groß, was König David oder Avraham taten ? Was hat das mit mir zu tun ?
Ganz im Gegenteil, denn die Thora darf niemals als Geschichtsbuch verstanden werden, sondern so als ob es jetzt und heute mir passieren tut. Es soll uns etwas mitgeteilt werden, was genauso einen Bezug zu meinem persönlichen Leben
hat als zu Avraham etc. Da die Thora auf alle Zeiten gültig sein wird, hat sie jederzeit einen aktuellen Bezug.

Und so sieht der chassidische Sefat Emet im Traum des Pharaos die aktuelle Botschaft für uns, denn auch unsere Aufgabe besteht darin, uns in guten Zeiten auf eventuelle schlechte Zeiten vorzubereiten. Wie die mageren Kühe im Traum des Pharao die fetten Kühe fraßen, so kann es uns ergehen. In Zeiten, in denen es uns gut geht, ist es extrem leicht, an G - tt zu glauben. Falls überhaupt, denn wer braucht G - tt, wenn es mit gutgeht.

Sobald jedoch schlechte Zeiten für jemanden beginnen, erinnert er sich schnell an G - tt und erwartet Hilfe. Wenn es geht sofort. Deshalb sollen wir uns in guten Zeiten mental auf eventuell folgende schlechte vorbereiten, damit wir die Keduscha (Heiligkeit) mitnehmen können, um nicht zu verzweifeln.

Als Yosef letztendlich aus dem Gefängnis freikam, war er fast 30 Jahre alt. Zwölf Jahre war er unschuldig inhaftiert gewesen. Sein Vater Yaakov war zu dem Zeitpunkt 120 Jahre alt und die Gemara im Talmud Traktat Rosh HaShana 10b läßt uns wissen, dass Yosef im Jahre 2230 nach der Welterschaffung freikam.

Neun Jahre nachdem Yosef zum Stellvertreter Pharaos ernannt wurde, kamen seine Brüder nach Ägypten, um Getreide einzukaufen. Sie erkennen Yosef nicht mehr, da dieser andere Kleidung trägt, eine fremde Sprache spricht und sich anhand eines Übersetzers verständlich macht und vorgibt, die Sprache der Brüder nicht zu kennen. Und dann folgt eine kaum endende Odyssee. Erst werden die Brüder verhaftet, dann zum Vater zurückgeschickt um Benjamin zu holen, dann wird Benjamin des Diebstahlt bezichtigt. Warum das alles ? Warum offenbarte sich Yosef seinen Brüdern nicht spätestens nach dem Zusammentreffen mit seinem Bruder Benjamin ?
Hierauf hat Rabbi Samson Raphael Hirsch einen vortrefflichen Kommentar bereit. Nach all dem, was die Brüder Yosef angetan hatten, konnte es theoretisch immer noch sein, dass diese einen innerlich verborgenen Haß auf ihn verspürten. Um herauszufinden, ob dem so war und ob die Brüder nicht auch seinen kleinen Bruder Benjamin haßten, testete Yosef die Brüder und offenbarte sich ihnen erst später.

Und warum wußte Yaakov nicht, dass sein Sohn Yosef noch am Leben war und nicht von einem wilden Tier getötet worden war ? Wieso ließ G - tt ihn dies nicht wissen ? Und hätte Yaakov es nicht anhand seiner Fähigkeiten Prophezeihungen auszusprechen selber sehen können ?

Das kabbalistische Buch "Zohar" beantwortet auch diese Fragen.
Als Yosef nach Ägypten kam, ging die Shechinah (G - ttes Presenz) mit ihm ins Exil. Dadurch verlor Yaakov seine Fähigkeit zu prohezeihen. Er glaubte, dass sein Sohn umgekommen war und verfiel in Depressionen, doch die Shechinah bleibt nicht bei jemandem, der depressiv ist. Besonders Rabbi Nachman von Breslov sowie das Buch "Tanya" der Chassidut Chabad warnen uns vor dem Fall in die Depression. G - tt liebt keine depressiven Menschen und unsere Aufgabe ist es, uns so schnell wie möglich davon zu befreien. Insbesondere aus der religiösen Depression.
Das beste Rezept laut Rabbi Nachman von Breslov ist, sich auf seine guten Taten sowie Eigenschaften zu besinnen und darauf zu bauen. Niemals sollen wir nur die schlechten Punkte in uns ausfindig machen. Und sollte es heute einmal nicht so klappen mit dem perfekten Leben, dann folgt morgen ein neuer Tag.

Die Schechinah ging mit Yosef ins Exil und hieraus lernen wir, dass die Schechinah immer mit uns geht, egal wo wir uns befinden. Mehrmals in der Thora verspricht G - tt, die Juden niemals allein zu lassen und den Beweis dafür erhalten wir durch Yosef.

Schabbat Schalom & Chanukkah Sameach & Chodesh Tov - שבת שלום וחנוכה שמח וחודש טוב
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An diesem Schabbat zelebrieren wir gleich dreierlei:
Den Schabbat, dazu Chanukkah und dann auch noch den Beginn des neuen jüdischen Monat TEVET. Somit können wir uns also auf einen spirituellen Schabbat mit einer dreifachen Portion Keduscha (Heiligkeit) freuen.

Am Freitag abend vor Schabbatbeginn NICHT VERGESSEN, die Chanukkah - Kerzen VOR den Schabbatkerzen zu zünden !!!

Dienstag, Dezember 23, 2008

Rabbi Mordechai Scharabi über Chanukkah

B"H

Rabbi Mordechai Scharabi war bis zu seinem Tode im Jahre 1983 einer der bekanntesten Kabbalisten in Jerusalem. Geboren im Jahre 1908 in Jemen, kam er nach Jerusalem und gründete die Yeshiva "Nahar Shalom" gleich hinter unserer Bäckerei am Machane Yehudah Markt. Rabbi Mordechai Scharabi trug ebenso den sephardischen Titel "Chacham - ein Weiser". Ein Titel, der nur einer außergewöhnlichen Person zusteht.


Der Dienst der Juden an Chanukkah besteht darin der ganzen Welt zu verkünden, dass G - tt allein der Erschaffer von allem ist.
Die Chanukkiah (der Chanukkah - Leuchter) soll in einem Fenster oder vor der Haustür platziert werden. Wenn der Hausherr das Haus verläßt, dann soll sich die Chanukkiah auf der rechten Seite vor dem Haus befinden. Beim Betreten des Hauses befindet sich die Chanukkiah folglich auf der linken Seite, auf der rechten Seite des Türpfostens hängt die Mezuzah und falls der Hausherr (als Mann) dann auch noch einen Tallit (Gebetsmantel) trägt, so bedeutet dies gleich eine vielfache Mitzwoterfüllung. Dies aber auch ebenso bei einer Frau, die normalerweise keinen Tallit trägt.

Die Wunder an Chanukkah

1. Die Schwachen ( die Juden) besiegten die Starken (die Griechen).

2. Die kleine Flaschen mit dem koscheren Öl reichte wundersameweise für eine achttägige Menorahbeleuchtung.

3. Die Juden wurden vor Assimilation und dem Verlust ihrer jüdischen Identität gerettet.

Der "Anstandskrieg"

B"H

In Jerusalem tobt ein "Anstandskrieg". Jede chassidische Gruppe will besser sein als die andere und insbesondere extremere Gruppen (insbesondere die Mitglieder der antizionistischen Edah HaCharedit wie die Toldot Aharon) hängen in Mea Shearim unaufhörlich "Anstandsaufrufe" auf. Frauen und Männer sollen in der Öffentlichkeit nicht unbedingt aufeinanderstossen, denn das könne zur Missachtung des Anstandes führen.

Schon seit geraumer Zeit rege ich mich über die mir oft erscheinende übertrieben Auslegung der Halacha auf. Manche Chassidim kleben so sehr an ihrer Perfektheit, dass sie sich am Schabbat noch nicht einmal die Zähne putzen.
Begründung: Die Zahnbürste könne ein Zahnfleischbluten verursachen.
Diesen Rat der Einhaltung gab übrigens ein Chabad - Rabbiner und noch nicht einmal jemand einer absolut extremen Gruppe.

Am Schabbat die Hände einzucremen ist generell verboten; und das laut Halacha und nicht nur eben mal so. Ich muss zugeben, dass mir diese Tatsache bis vor knapp zwei Wochen verborgen geblieben ist. Dann sagte es mir jemand und gab mir gleichzeitig Ratschläge, wie ich am Schabbat doch noch zur Creme komme. Nämlich in anderem Sinne und viel umständlicher auf die Haut auftragen.

Ehrlich gesagt nervte mich das. Okay, das Eincremen am Schabbat ist verboten, aber da ich besonders im Winter trockene Haut habe, warte ich nicht bis zum Schabbatende, um die Creme hervorzuholen. Meines Erachtens nach ist das übertrieben und alle sind eingeladen jetzt über mich herzufallen, weil ich mir am Schabbat die Hände eincreme.

Nicht, dass die Halacha überflüssig ist, doch manche Auslegungen, wie das Zähneputzverbot am Schabbat, erscheinen mir unlogisch. Ich bin mir nicht sicher, ob G - tt uns Juden tatsächlich das Leben so verkomplizieren bzw. erschweren will.

Und jetzt entstand auch noch ein weiterer Anstandskrieg, aber nicht zum Zwecke des Anstandes, sondern aus rein egoistischen Gründen einiger Rabbiner. "Ich bin besser als Du", so denken sich einige führende haredische Rabbis. Im haredischen Bnei Brak bei Tel Aviv genauso wie im haredischen Teil von Ramat Beit Shemesh sollten getrennte Gehsteige eingeführt werden. Männer auf der einen und Frauen auf der anderen Straßenseite. Für Ehepaare gibt es keine Ausnahme !

Wer sich hierfür näher interessiert, der kann in einigen Tagen auf meinem chassidischen Blog einen Gastbeitrag von einem New Yorker lesen, der im chassidischen Dorf der Gruppe Skver an einem Tisch des dortigen Rebben teilnahm. In New Square (nahe Monsey bei New York) der Gruppe Skver gibt es nach Geschlechtern getrennte Gehsteige.

Generell jedoch sei anzumerken, dass in Israel nur eine haredische Minderheit mit diesen Gesetzen übereinstimmt. Die Mehrheit liest sich halt die Plakate mit den Vorschlägen durch und denkt sich ihr Teil. Zu fanatisch und chaotisch, so denken auch viele Haredim und nichts ist mit dem von der säkuleren Presse propagandierten Fanatismus aller Haredim. Im Gegenteil, wenn man sich in der haredischen Gesellschaft bewegt, stellt man fest, dass dort viele offener sind als angenommen. Zumindest dann, wenn man sie näher kennt.

Der Rebbe der extremen Toldot Aharon, Rabbi David Kahn, in Mea Shearim, erliess schon vor Monaten ein internes Gesetz, nachdem die Frauen ihre Empore mindestens 15 Minuten vor dem Ende des chassidischen Tisches verlassen müssen, damit nicht Männer und Frauen zum gleichen Zeitpunkt das Synagogengebäude verlassen und es draußen zu einem "Geschlechterstau" kommt. Man treffe aufeinander und vor allem dem männlichen Geschlecht wird allgemein eine starke "Yetzer HaRah - negative innere Veranlagung" nachgesagt. Männer können sich halt in sexuellen Angelegenheiten weniger zurückhalten als Frauen und daher könnten Zusammentreffen diverse Gefühle hervorrufen.
Diese Angabe betrachte ich als absoluten Quatsch. Was hätten wohl unsere Vorväter, Vormütter oder König David dazu gesagt ? Die täte hetzutage sicherlich der Schalg treffen. Darüber hinaus haben viele Toldot Aharon Fraune damit begonnen, auch den Synagogendienst am Schabbat einige Minuten vor den Männern zu verlassen. Man erlegt sich selbst weitere höhere Maßstäbe auf, um sich zu perfektionieren.
Insgeheim bewundere ich das Verhalten an sich, denn es erfordert ungemein viel Selbstdisziplin, die ich nicht (oder zumindest noch nicht) habe. Andererseits kann ich mir einen gewissen Sarkasmus auch nicht gerade verkneifen, denn manches scheint mir dann doch wieder zu abgefahren.

Ganz aktuell sind "Anstandsbusse" im Gespräch, in denen Männer und Frauen getrennt sitzen. In Bnei Brak gibt es schon seit Jahren solch einen diversen Bus, in dem die Frauen hinter einem Vorhang im hinteren Teil des Busses sitzen. Bei der chassidischen Gruppe Satmar in New York fahren ebenso solche Busse. Bei ihnen gibt es durch die Gangmitte des Busses einen Vorhang und die Frauen sitzen auf der einen und die Männer auf der anderen Seite des Mittelganges.

Das staatliche Busunternehmen EGGED verwehrt den Jerusalemer Haredim derlei Busse, denn die gesamte Öffentlichkeit könne nicht zum Anstand gezwungen werden. Tausende säkulere Fahrgäste benutzen die Busse ebenso und da laufe nichts mit haredischen Forderungen. Außerdem gebe es ja schon längst inoffizielle Geschlechtertrennungen in jenen Bussen, die durch haredische Wohngebiete fahren. Wie der 35er Bus nach Ramot, Linie 1 und 2 von der Kotel (Klagemauer), Linie 11, 15 nach Har Nof genauso wie weitere Linien. Nicht immer wird die Trennung eingehalten, denn mittendrin steigen auch säkulere Fahrgäste zu, sollte der Bus in der Innenstadt unterwegs sein. Nähert er sich jedoch den haredischen Gebieten, dann wird die meist Trennung fast immer eingehalten.

Da EGGED sich nicht alle Forderungen leisten kann, knobelten die Haredim eine andere Lösung aus, die da "Superbus" heißt. Private Busunternehmen fahren hinaus ins haredische Beitar oder in weitere Orte. Demnächst kommt der Superbus auch nach Beit Shemesh; kostengünstiger als EGGED übrigens.
EGGED wiederum erhält die "koschere" Busverbindung der Linie 402 von Jerusalem nach Bnei Brak aufrecht.
Nun hat der Superbus auch noch den Vorteil, dass er nicht vom staatlichen Unternehmen EGGED stammt, denn viele antizionistisch eingestellte Haredim verweigern EGGED grundsätzlich die Kundschaft. Eventuell nehmen sie einen EGGED - Bus wenn es gerade wirklich keine andereweitige Lösung gibt. Ansonsten will man den Staat Israel nicht mit dem Kauf eines Tickets bzw. eine Buslinie unterstützen, welche manchmal andernorts ihre Busse am Schabbat einsetzt.

Der nächste "Anstands - Coup" steht schon vor der Tür. Der Rabbiner des Jerusalemer Stadtteiles Ramot D (Daled) will jetzt eine Geschlechtertrennung an der Supermarktkasse einführen. Eine Kasse für Männer und eine für Frauen.
Rabbi Fuchs sieht hierin eine optimale Lösung im Kampf gegen die Yetzer. Der Stadtteil ist fast ausschließlich haredisch mit Ausnahme des nationalrelig. Ramot B (Beth) sowie einigen wenigen Säkuleren in Ramot A (Aleph). Ramot G (Gimmel) und D (Daled) hingegen sind nur haredisch bewohnt.

Mich als Weiblichkeit nervt der ganze Kampf um höhere Anstandswerte, denn ich erlebe am eigenen Leibe, wie ich bei Veranstaltungen oder anderen Events ausgegrenzt werde. Das sei nichts für Frauen und selbst jene Haredim, welche diese Vorschriften allgemein ablehnen, können mir dann nicht mehr helfen.

Fragt sich nur, wo der ganze Anstandskampf noch enden soll ?
Im Iran vielleicht ?

Montag, Dezember 22, 2008

Jüdische Identität, oder was ?

B"H

Was ist aus unserer jüdischen Identität geworden ?



Weihnachtsstände im Zentralen Busbahnhof von Tel Aviv

Money makes the Weihnachtswelt go round !

B"H

Leider, und ich muss hier wirklich betonen "leider" werden immer mehr israelische Touristensites mit Weihnachtsdekoration überzogen. Um Touristen anzuziehen, scheint heute fast jedes Mittel recht und viele Tel Aviver Hotels oder Hostels schrecken nicht vor dem Aufstellen eines Baumes oder des Weihnachtsmannes zurück. So jedenfalls kommt es mir nach einem Gang durch die Stadt vor. Die Tatsache, dass wir in einem jüdischen Land leben, scheint viele einfach nicht mehr zu interessieren.

Viele Juden machen sich nichts daraus und stellen sich sogar selbst einen Baum in die Wohnung. "Ist halt gemütlich", so meinen sie. Jüdischer Stolz und Identität, wer redet heute noch groß davon ?
Jene Touristeneinrichtungen behaupten, dass sie die Dekorationen nur zu Touristenzwecken anbringen, sie jedoch mit der christlichen Religion nichts am Hut haben. Wieso aber wird dann nicht zumindest auch eine Chanukkah - Dekoration angebracht ?
Gerade in Tel Aviv ist von Chanukkah nichts zu spüren. Die Jerusalemer Stadtverwaltung liess immerhin fast überall in den Straßen bunte Chanukkah - Leuchter anbringen.
Und gerade an Chanukkah sollte uns Juden bewusst werden, für was dieses Fest eigentlich steht. Kämpften nicht die Hasmonäer (die Maccabis) gegen den griechischen Götzendienst ? Und wenn damals die christliche Religion versucht hätte, sich in Israel auszubreiten, dann wären die Makkabäer dagegen genauso in den Krieg gezogen. Die Priesterfamilie (Cohanim) von Yehudah Maccabi und seinem Vater sowie seinen Brüder setzte sich gnadenlos für G - tt und den Erhalt des Judentums ein. Und das sollten wir an Chanukkah begreifen und keine Dekoration einer fremden Religion aufhängen.

Juden die Weihnachten feiern oder auch nur die kleinste Weihnachtsdekoration aufhängen, tun nichts weiter, als den Makkabäern und dem gesamten Konzept der jüdischen Indentität ins Gesicht zu spucken.

Sonntag, Dezember 21, 2008

Krieg zwischen den Haredim und den Nationalreligiösen

B"H

In Beit Shemesh schleicht sich so allmählich ein Krieg zwischen den Haredim und den Nationalreligiösen ein. Die Fronten sind gespalten, nachdem immer mehr Haredim nach Beit Shemesh ziehen und sich in ihrem Stadtteil Ramat Beit Shemesh B niederlassen. Ich selbst war vor einer Woche einen Schabbat lang im chassidischen Teil von Beit Shemesh eingeladen. Und genau zu dem Zeitpunkt sollen Nationalrelig. von Haredim zusammengeschlagen worden sein, weil die Haredim um den Anstand in ihrem Stadtteil fürchteten.

Daraufhin ging es in nationalrelig. Blogs hoch her und es kam zu regelrechten Haßtiraden gegen die Haredim in Beit Shemesh. Ich hegte meine Zweifel, denn schon in der Vergangenheit kam es gerade in Beit Shemesh zu Behauptungen seitens der Nationalrelig., welche sich im Nachhinein als unwahr herausstellten.

Von haredischer Seite aus heißt es nun, dass man den Natinalrelig. lediglich gesagt habe, sich bei unanständigem Verhalten aus den haredischen Teilen Beit Shemeshs fernzuhalten. Dieses beinhaltet insbesondere das Zusammenstehen von Maennlein und Weiblein und das laute Kichern der Frauen. Die Nationalrelig. können treiben, was sie wollen, doch nicht im haredischen Stadtteil.
Haredim betrachten die Nationalreligiösen als weniger religiös, denn diese zeigen sich unverheiratet mit Frauen, halten schonmal Händchen und zeigen sich auch sonst nicht immer von der besten relig. Seite. Dieser Vorwurf besteht teilweise zu recht und teilweise zu unrecht.

Bei dem ganzen Gerede und nach meinem Aufenthalt in Beit Shemesh, bei dem ich einiges "live" miterleben durfte, kam es mir vor als provozieren nicht nur die Säkuleren, sondern genauso die Nationalrelig. einen Krach mit den Haredim. Wieso bleibt nicht jeder in seinem Stadtteil wie die Haredim ? Nein, Säkulere und Nationalrelig. fühlen sich aufgerufen, zu provozieren und Krach zu schlagen. Hinterher eilt man zur Presse und jammert über die "bösen" Haredim.

Auf haredischer Seite befürchtet man nun einen Racheakt der Nationalreligiösen. Nicht wie zuvor wollen diese mit zehn oder zwanzig Leuten anrücken und Krawall schlagen, sondern gleich mit einer Hundertschaft.

Völlig übertriebene Aktionen, die nur mehr Haß gegen die haredische Bevölkerung schüren sollen. Leider haben die Haredim eh schon keine gute Presse, was den Nationalrelig. sehr gelegen kommt.

Chanukkah Sameach !!!

B"H

Heute abend begehen die Juden auf aller Welt das Lichterfest "Chanukkah".

Samstag, Dezember 20, 2008

Kulturschock

B"H

Ende letzter Woche besuchte mich eine Freundin aus Jerusalem in Tel Aviv. Ich zeigte ihr ein wenig die Stadt und war froh, jemandem "live" erklären zu können, warum ich aus Jerusalem wegzog. Nicht unbedingt vollkommen weggezogen bin, denn einige Male pro Woche bin ich nach wie vor in in der Heiligen Stadt.
Trotzdem geniesse ich den ständigen Wechsel zwischen zwei vollkommen unterschiedlichen Welten. Im oftmals als relig. Ghetto angesehenen Jerusalem und dem eher offenen Tel Aviv.

Mein relig. Jerusalemer Freunde verstehen mich nicht und ich komme nicht drumherum, mir anhören zu müssen, dass das ja wohl nicht das Wahre sei. Ein relig. Jude habe sich gefälligst in einer relig. Umgebung aufzuhalten und sollte sich alles andere als mit all den negativen Versuchungen umgeben. Meine Gegendarstellung, dass nicht alle Einwohner Tel Avivs als das große Über dargestellt werden können, prallen ab. Die Stadt ist und bleibt eine einzige "Yetzer HaRah - negative Seite in uns selbst".

Den Schabbat selber verbrachten wir wieder in Jerusalem und waren heute zum Mittagessen im ultra - relig. Viertel Mea Shearim eingeladen. Bei Freunden eine bestimmten chassidischen Gruppe.
Und auch dort ging es wieder mit besagtem Thema los. Zugeben sollte ich, dass es in Tel Aviv keinen Hauch einer Chanukkah - Stimmung gibt. Chanukkah beginnt morgen abend und ich werde die ersten beiden Kerzen in Jerusalem zünden bevor ich in die Stadt der "Versuchungen" zurückkehre.

Allerdings geniesse ich auch weiterhin den Wechsel der Mentalitäten und nur derjenige, der dies selbst miterlebt, wird mich verstehen können.

Donnerstag, Dezember 18, 2008

"Birkat HaChama - Der Segen der Sonne"



B"H

Einen interessanten Bericht erhielt ich per e - mail. Allerdings hörte ich neulich von dem Thema bei einer chassidischen Gruppe und finde es einen eigenen Artikel wert.

Der nächste "Birkat HaChama - Segen der Sonne" wird am 8. April 2009 stattfinden. Diesen bestimmten Segen zitieren wir alle 28 Jahre an einem vorgeschriebenen Tag im jüdischen Monat Nissan. Wir danken G - tt, dass Er die Sonne erschuf und dafür, dass sie am vierten Tage der Welterschaffung sozusagen ihren "Dienst antrat". Im Talmud Berachot 59b heißt es, dass die Sonne alle 28 Jahre ihren eigentlichen Zyklus wieder neu aufnimmt. Obwohl der Segen der Sonne zitiert wird, so gelten keinerlei Segen für den Mond und alle anderen Planeten (siehe Mishna Berurah 229:9).

Das letzte Mal zitierten wir diesen speziellen Segen am 8. April 1981 und davor am 8. April 1953. Das Ritual findet jedesmal während des Morgengebetes Schacharit statt. Dann nämlich steht die Sonne so ungefähr 90º über dem östlichen Horizont.

Weltweit bedeutet der 8. April 2009 für die Juden in aller Welt eine besondere Gelegenheit. In Israel jedoch steht der Segen höher im Kurs, denn wir befinden uns in dem von G - tt gegebenen Land. Seit der Gründung des Staates Israel wurde der Segen der Sonne bisher nur zweimal zitiert. In den Jahren 1953 sowie 1981. Das nächste Mal wird im Jahre 2037, einem Yovel Jahr, sein.

Am 8. April 2009 fällt der Birkat HaChama auf Erev Pessach (den ersten Abend von Pessach) und besitzt somit eine besondere Keduscha (Heiligkeit). Dann werden wir dasselbe Sternenbild haben, wie es zur Zeit von Purim und dem Auszug aus Ägypten der Fall war. Weiterhin lautet es im Talmud Sanhedrin 97a, dass Meschiach ben David in dem Jahr nach dem Schemittah kommen wird. Und in diesem Jahr befindet wir uns momentan.

Seitdem der Birkat HaChama ingeführt worden ist, fand er in der Geschichte nur 11x am Erev Pessach statt.

Ich bin kein Kalenderexperte und auch kein unbedingter Verfechter jeglicher Meschiach - Vorhersagen. Andere wiederum sehen alle Anzeichen im kommenden April.

Es wäre schön, wenn der Meschiach tatsächlich im April käme, doch falls nicht, kann ich mich damit ebenso abfinden.

Mittwoch, Dezember 17, 2008

Parashat Vayeshev


Yosefs Mantel
Photo: Chabad.org


B"H

Die Thoralesung für diesen Schabbat

Jedes Kind kennt die Geschichte des Yosef, der von seinen Brüdern verkauft wurde und in Ägypten landete. Die Thoralesung Vayeshev besteht zum Großteil nur aus dieser einen Tragödie. Ausgerechnet der Verkauf des Yosef ruft soviele widersprüchliche Meinungen hervor. Wie konnten seine Brüder nur so grausam sein und ihn in die Sklaverei verkaufen ? Hätte G - tt sie nicht unbarmherzig bestrafen müssen ? Und wieso rächte sich Yosef nicht später als er dazu imstande war ?

Nebenbei erwähnt, Yosef erzählte später seinem Vater nie, was die Brüder ihm angetan hatten. Die Thora gibt uns in den folgenden Parashot keinerlei Auskunft darüber. Als sein Vater Yaakov nach Ägypten zog, wohnten dieser und sein Sohn Yosef recht weit auseinander. Ein Kommentator ist der Ansicht, dass Yosef mit Absicht seinen Vater auf Distanz hielt, um so eventullen Detailfragen zu entkommen.

Der Arizal (der große Kabbalist Rabbi Yitzchak Luria) ist der Ansicht, dass G - tt die Juden für den Verkauf des Yosef bestrafte. Und zwar zu der Zeit der römischen Besatzung vor 2000 Jahren als nach und nach berühmte Rabbiner wie Rabbi Akiva oder Rabbi Gamliel hingerichtet wurden. Die damaligen 10 Märtyrer repräsentieren die zehn Brüder. Dennoch kommt der Arizal genauso wie andere Kommentatoren noch zu einem ganz anderen Ergebnis. Die Brüder Yosefs sahen in ihrem Verhalten absolut nichts Unrechtes. In den vorherigen Generationen war es immer so der Fall gewesen, dass einer aus der Familie das schwarze Schaf war. So hatte Avraham einen Ishmael, der zuerst schlechten Charakters war (bis er zu G - tt zurückkehrte, siehe Talmud Traktat Bava Batra 16b) oder Yitzchak hatte einen Esav. Automatisch kamen die Söhne Yaakovs zu der Erkenntnis, dass auch ein ihrer Familie ein schwarzes Schaf umgeht; nämlich Yosef.

Yosef war in ihren Augen arrogant und schminkte sich sogar. Er stutzte sein Haar und schminkte seine Augen wie zur damaligen Zeit üblich. Hinzu kamen seine Träume, in denen sie ihm dienten. Das war zuviel und die Brüder sahen in Yosef eine Gefahr. Der Ramban sowie Rabbeinu Bachya sehen die Gründe des Verkauf des Yosef besonders bei der Verkündung seiner Träume und die Brüder handelten aus Neid (siehe auch Rabbi Samson Raphael Hirsch).

Aber können wir wirklich nur den Brüdern die Schuld in die Schuhe schieben ? Die Gemara im Talmud Traktat Schabbat 10b lehrt, dass ein Elternteil niemals ein Kind besonders bevorzugen soll. Dies rufe den Neid der Geschister hervor. Und wenn unsere Vorväter auf solch einem hohen geistigen Level waren, wieso hielten sich sich nicht an diese einfache Regel ?

Raschi und Rabbi Samson Raphael Hirsch nehmen Yaakov etwas in Schutz und kommentieren, dass Yaakov Rachel liebte und Yosef nun einmal deren gemeinsamer Sohn war. Yosef erinnerte ihn an Rachel. Außerdem sah Yaakov sich selbst in Yosef, denn alles was Yosef wiederfuhr, geschah schon seinem Vater. Beide waren die Mißliebigen in der Familie und beide lebten im Ausland. Dass sich Yosef mit seiner Schminkerei kindisch benahm und er hier und da auch schon einmal seine Brüder beim Vater verpetzte, übersah Yaakov.

Andererseits gibt es auch ganz andere Meinungen zu dem Fall. Yosef musste zwangsläufig in der Diaspora landen, denn G - tt hatte vorbestimmt, dass die Juden in die ägyptische Diaspora gehen. Alles in unserem Leben ist vorbestimmt durch G - ttes Pläne und an dieser Stelle sind wir wieder zurück beim Thema des "Freien Willen". Wieviel "Freien Willen" haben wir wirklich in unserem Leben und was sieht G - tt für uns vor ?
Anscheinnd müssen wir schwere Zeiten erleiden oder im Leben immer wieder Umwege gehen, um ans eigentliche Ziel zu kommen. Wenn wir sauer sind, diesen oder jenen Job nicht bekommen zu haben, dann sind wir enttäuscht vom Leben, weil wir glauben, gerade der Job sei das Richtige für uns gewesen ? Wäre er das wirklich ? Vielleicht hätte sich hinterher das genaue Gegenteil herausgestellt oder unser Leben wäre schlimmer geworden als zuvor.
Nicht alles, was wir wollen, muss immer gut für uns sein und manchmal kommt es vor, dass G - tt uns vor zu schnellen Fehlern bewahren will. Das Problem ist nur, dass wir es in dem Moment nicht verstehen.

Der chassidische Kommentator Shem MiShmuel mißt daher der Geschichte des Yosef ganz anderen Wert bei. Der Verkauf des Yosef musste erfolgen, um die Juden in die Diaspora nach Ägypten zu bringen. Und der ebenso große chassidische Rabbiner, der Chozeh (Seher) von Lublin, Rabbi Yaakov Yitzchak Horowitz, fügt noch einen weiteren philosophischen Gedanken hinzu. Sollen wir das Wort "Neid" immer nur negativ betrachten ? Nein, meint er, denn Neid kann durchaus positiv sein. Nämlich in dem Moment, indem ich andere Menschen um deren gute Eigenschaften beneide. Dies wiederum ruft eine innere Veränderung in mir hervor, die mich zum positiven bewegt. Bei den Brüdern hingegen war der Neid nur negativ.

Der erste aschkenasische Oberrabbiner Israels, Rabbi Kook (Kuk) sieht die Grube, in die Yosef geworfen wurde als Metapher für die Diaspora.

"Und die Grube war leer, es war kein Wasser darin".
Wieso erzählt uns das die Thora überhaupt ? Reicht es nicht zu sagen, dass die Grube leer war ?

Der Talmud Traktat Schabbat 22a lehrt den Grund dafür. Wer sagt, dass die Grube leer ist und sich auch kein Wasser in ihr befindet, der deutet an, dass die Grube voll Schlangen und Skorpione war. Allerdings hatten die Brüder davon keine Ahnung und achteten auch nicht darauf (siehe Ramban).

Rabbi Kook vergleicht eine dunkle Grube mit derlei Getier mit der Diaspora. Gerade dort werden die Juden mit allen nur erdenklichen äußeren Einflüssen konfrontiert und ausgerechnet Yosef zeigt uns den Weg, wie wir dennoch unsere jüdische Identität und unsere Werte beibehalten. Yosef war der Meinung, dass wir uns den anderen Völkern mehr entgegenstrecken sollen. Mit anderen Worten, wir können uns nicht in abkapseln, sondern müssen genauso mit ihnen Leben. Zum Beispiel in der Geschäftswelt oder im Freundeskreis. Eine Öffnung bedeutet jedoch nicht "Mischehen" (Ehen zwischen Juden und Nichtjuden) einzugehen oder ihr Wertesystem zu übernehmen, denn auch für Yosef gab es eine Grenze der Offenheit. Die Thora und ihre Inhalte dürfen nie ad acta gelegt werden.

Yosefs Bruder Yehudah dagegen war mehr für die absolute Aufrechterhaltung der Heiligkeit (Kedusha) und der Separation. Rabbi Kook vergleicht beide Charaktäre mit dem Kampf der Makkabäer gegen die Griechen. Da die Parashat Vayeshev immer in die Chanukkah - Zeit fällt, suchen wir natürlich nach Zusammenhängen zwischen ihr und Chanukkah.

Gerade zur Zeit der griechischen Besatzung verschrieben sich viele Juden dem Hellenismus. Man wollte so sein wie alle anderen Völker auch, nur G - tt spielte bei dem Spiel nicht mit. Das gleiche Schicksal wird auch uns irgendwann wiederfahren, wenn wir uns nicht an die Thora halten und meinen selbst entscheiden zu können was wir brauchen und was nicht.

Aber es gibt noch eine andere Verbindung zwischen dieser Thoralesung und dem am Sonntag abend (21. Dez.) beginnenden Chanukkah (lichterfest). Yosef und die Makkabäer zeigen uns, dass es immer Hoffnung im Leben gibt. Und sei alles auch noch so trist, niemals sollten wir uns hängenlassen und aufgeben, denn schnell kommen auch wieder andere Zeiten.
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Dieser Schabbat ist ebenso "Schabbat Mevarchin", der Schabbat, an dem wir den neuen Monat segnen, welcher am kommenden Schabbat beginnt. Der jüdische Monat TEVET.

Schabbat Schalom und vorab Chanukkah Sameach.

Dienstag, Dezember 16, 2008

Chanukkah Insights


Chanukkah - Leuchter (Chanukkiot) in der Jerusalemer Altstadt


B"H

Am Sonntag abend (21. Dezember 2008) beginnt das achttägige Chanukkah (Lichterfest). Laut dem jüdischen Kalender wird Chanukkah acht Tage lang, vom 25. Kislev bis zum 2. oder 3. Tevet, gefeiert. Es ist kein biblisches, sondern ein rabbinisch verankertes Fest, festgelegt von den Sanhedrin. Das erste Mal wurde Chanukkah schon ein Jahr nach dem tatsächlichen Geschehen gefeiert.

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Was oftmals gerne übersehen wird ist, dass Chanukkah ein rein jüdisches Fest ist und mit dem Christentum absolut nichts zu tun hat. Der alleinige Beweis dafür ist die Zeitperiode, in der sich das Chanukkah – Wunder bzw. der Kampf der Makkabäer gegen die Griechen ereignete. Die Makkabäer waren Cohanim (Tempelpriester) und sie kämpften gegen den Götzendienst im Heiligen Land, in Jerusalem und vor allem im Tempel. Sie kämpften für das Judentum und wenn die Makkabäer sehen könnten, wie heutzutage ihr Sieg von anderen Religionen missbraucht wird, dann täten sie sich im Grabe umdrehen. Weihnachten und Chanukkah haben daher nichts miteinander zu tun und wer beide Feste auf einen Nenner bringen will oder zusammenfeiert, der tritt die Absicht der Makkabäer mit Füssen.
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In diesem Beitrag gehe ich nicht unbedingt auf die historischen Ereignisse ein, sondern vielmehr auf die Halachot, Bräuche und chassidische Traditionen.

Ziel der griechischen Besatzung war es, die jüdische Religion auszulöschen. Das Thoralernen, der Schabbat und Beschneidungen (Brit Milah) waren gesetzlich verboten. Mit dem Aufstand der Makkabäer (Mattetiahu, der Vater Yehuda Makkabis, war Cohen HaGadol - Hohepriester) im Jahre 165 vor Beginn der Zeitrechnung fanden die Juden zur Spiritualität zurück. Die Griechen waren auf Materialismus und Schönheit des Körpers bedacht, doch die Juden wollten ihre Religion erhalten. Es war nicht nur ein Aufstand gegen die Besatzung, sondern vielmehr ein spiritueller Kampf und ebenso ein Kampf ums Überleben. Der Kampf zwischen der Seele (Neschama) und dem Materialismus.

Das eigentliche Chanukkah – Wunder ist nicht der siegreiche Krieg der Makkabäer, sondern das acht - tägige Brennen der Menorah (siehe Rabbi Avraham Yehoshua Heschel von Apta in seinem Buch "Ohev Israel, der Sefat Emet und viele andere). Nachdem die Makkabäer den Tempel von den Griechen zurückeroberten, fanden sie in ganz Jerusalem nur eine einzige kleine Flasche reines koscheres Olivenöl. Mit dieser Menge hätte die Tempelmenorah (der siebenarmige Tempelkerzenleuchter) vielleicht einen Tag brennen können. Für die Herstellung neuen reinen koscheren Olivenöles wurden acht Tage benötigt und das Wunder war, dass die Menge der kleinen Flaschen acht Tage lang ausreichte und die Menorah brannte.

In der Chassidut sowie der Kabbalah sind die acht Tage von Chanukkah und das Wunder insgesamt zeitlos. Für G – tt existiert keine Zeitrechnung, denn Er ist unendlich. Die Zeitrechnung, die in unserem DNA verankert ist und die uns bekannt ist, existiert in den oberen Welten nicht. Im Gegensatz zu unserer Welt koexistieren in den oberen spirituellen Welten die Vergangenheit, die Gegenwart sowie die Zukunft. Alle drei Zeiten existieren auf einmal, heisst, zum gleichen Zeitpunkt und daher ist Chanukkah zeitlos.

Aber wieso Wunder ? Was genau ist überhaupt ein Wunder ?

Ein Wunder gilt immer dann als solches, wenn etwas Übernatürliches geschieht. Etwas, dass aller Natur zum Trotz passiert und für unseren menschlichen Verstand unerklärbar und unlogisch ist.
Aber nicht alles, was uns als Wunder erscheint, muss immer gleich eines sein. Für G – tt ist es selbstverständlich, die Natur beliebig verändern zu können, was er zu Zeiten der Makkabäer tat udn somit die Kerzen der Tempelmenorah acht Tage brannten.

Im Chassidismus stehen die Chanukkah - Kerzen für die Seele (Neschama) der Menschen. Auch wird das Licht selbst als das "verborgene Licht (Or HaGanuz)" gesehen, welches G - tt am ersten Tag erschuf und welches in der Zeit des Meschiach zurück kommt (Bnei Yissachar). Die acht Tage sind für uns eine spirituelle Reise des Körpers und der Seele. Essen, Kerzen und die Historie stehen für den Körper und Meditation, Freude, Wärme und Licht für die Seele.

Das Licht Chanukkahs hat die Macht, zu jedem Juden zu gelangen und sei dieser auch spirituell so weit von seinen jüdischen Wurzeln entfernt. Seine Seele (Neschama) verfügt immer über einen Funken, heisst einer direkten Verbindung zu G – tt (Rabbi Shmuel Bozorovsky, der derzeitige Rebbe der chassidischen Gruppe Slonim).
Dieser Funke verbleibt auch nach dem Tode in der Seele und wird bei der Auferstehung der Toten wieder zum Leben erweckt (Bnei Yissachar).

Der Sefat Emet (ehemaliger Rebbe der Chassidut Gur) betrachtet jedes Chanukkah als spirituelle Erneuerung für den Juden. Dies gilt insbesondere für die Juden in der Diaspora. Das Chanukkah – Licht erneuert in ihnen die Erkenntnis ihrer Zugehörigkeit zum jüd. Volk und verdeutlicht ihnen gleichzeitig, das schwierige Leben in der Diaspora. Der Aufstand der Makkabäer zeigt uns, dass wir niemals die Hoffnung aufgeben dürfen, da Juden die spirituelle Kraft haben, etwas zu bewirken. G - tt kann zu jeder Zeit die Natur überwinden und ein Wunder bewirken.


Halachot und Bräuche

1. Dieses Mal fällt die erste Kerze auf einen Sonntag abend.

2. Am ersten Abend werden vor dem Anzünden drei Segen gesagt, an den weiteren Abenden nur zwei. Siehe Siddur.

3. Gezündet werden die Kerzen mit dem Schamasch, der Kerze hinter allen anderen (der 9. Kerze). Zuerst den Schamasch anzünden und dann von links nach rechts jede neu dazugekommene Kerze zünden. Immer die neue Kerze zuerst. Bei Ölkerzen sollte der Schamasch eine Wachskerze sein.

4. Die Chanukkiah (Chanukkah – Leuchter) sollte am Fenster oder neben bzw. vor der Haustür plaziert werden. "Lefarsem et HaNes - das Wunder verkünden".

5. Es ist verboten das Chanukkah - Licht für andere Zwecke zu verwenden (z.B. zum lesen).
Es gibt einen Brauch die Psalmen 30, 67 und 91 zu sagen, während die Kerzen brennen. Laut Baal Shem Tov wird Psalm 91 sieben Mal gesagt. Außerdem sagen wir Hallel (Psalm 113 – 118) an Chanukkah !!!

6. An Chanukkah ist es verboten zu fasten oder zu trauern.
Es ist keine Pflicht, aber man kann ein Chanukkah - Essen daheim vorbereiten. Bei Chassidim ist dies sehr populär.

7. Es ist eine Mitzwah, die Kerzen zu zünden und jeder im Haushalt sollte seine eigenen Kerzen anzünden. Ein Licht täglich wäre halachisch genug.
Während des 2. Tempels gab es einen Streit zwischen Hillel und Shammai. Laut Shammai sollten am ersten Abend acht Kerzen brennen und dann jeden Tag eine weniger. Wir folgen der Meinung Hillels, der sagte, dass am ersten Tag eine Kerze gezündet wird und danach täglich eine weitere hinzugefügt wird.

8. Gewöhnlich wird nach dem Lichterzünden MAOZ ZUR gesungen.

9. Das traditionelle Essen sind Sufganiot (Krapfen, Berliner), Latkes (Kartoffelpuffer) und auch Käse. Der Käse geht auf die Geschichte mit Judith zurück, die König Eliporni tötete, indem sie ihm Käse zu essen gab, er durstig wurde, Wein trank und betrunken wurde.

Sufganiot und Latkes werden gegessen, da sie viel Öl enthalten und Öl das Wunder repräsentiert.

10. Im Birkat HaMazon fügen wir das Gebet "Al HaNissim" ein.

11. Es ist Brauch, den Kindern Chanukkah - Geld zu geben.

12. Auch spielen viele mit dem Kreisel - Dreidel (hebrä. Sevivon). Auf dem Dreidel steht auf jeder der vier Seiten ein Buchstabe:

Nes Gadol Haya Po - Ein grosses Wunder war hier (auf israel. Dreideln).

Nes Gadol Haya Sham - Ein grosses Wunder war dort (auf ausländ. Dreideln).

13. Das Arbeiten während der acht Tage von Chanukkah ist NICHT verboten (Rabbeinu Gerschom sowie Schulchan Aruch – Orach Chaim 670).

Für Chassidim hat das Dreidelspiel eine innere Bedeutung, was ich einmal auf einer Chanukkah - Party der Breslover Chassidim lernte. Die vier Seiten mit den Buchstaben weisen auf die vier Königreiche Babylon, Griechenland, Persien und Rom hin. In der Zukunft werden diese Königreiche verschwinden, doch Israel wird fortbestehen (Bnei Issachar).

Vorab wünsche ich allen Chanukkah - Sameach und ein fröhliches Fest.


In Israel bedeutet Chanukkah heute ebenso ein Business. Geschenke für die Kinder und allerlei Schnickschnack.

Es sollte keinesfalls übersehen bzw. überbewertet werden, dass die Makkabäer am Ende wieder verloren. Einer ihrer Fehler war es, sich selbst zum absoluten Herrscher zu erheben und keinen König einzusetzen.

Humus aus der Mülltonne

B"H

Schauplatz: Downtown Tel Aviv

Zeitpunkt: 14:30 Uhr am Nachmittag

Ein älterer Mann stöbert neben einer belebten Bushaltestelle im Zentrum von Tel Aviv in einer grünen Mülltonne. Er hält drei bunte Plastiktüten in der Hand und während ich zu ihm hinüberschaue, denke ich mir, dass er nach leeren Plastikflaschen oder Dosen sucht, um sich ein paar Agorot hinzu zuverdienen.

Der Mann sucht durch einige sich in der Abfalltonne befindenen Tüten und schließlich wird er fündig. Er zieht eine größere Plastikbox voll Humus (Kichererbsenbrei) hervor und freut sich ganz offen. Anscheinend hat er Hunger und nicht genügend Geld, sich allzu viel zu leisten. Er lächelt und will davongehen.

Niemand der umherstehenden Passanten schenkt ihm Beachtung bis auf eine Frau, die ihm die ganze Zeit zugeschaut hat. Sie ist um die 50 Jahre alt und hat ihr Haar knallblond gefärbt.
Als der Mann davongehen will, hält sie ihn an. Er hört ihr kurz zu und wehrt dann schnell ab. Die Frau redet weiter, doch der Mann eilt davon.

Zuerst dachte ich, dass da endlich jemand ist, der den Mann in ein Gespräch verwickeln will. Eigentlich nett, so dachte ich. Da kümmert sich ja doch noch jemand. Leider stand ich zu weit entfernt, um das Gespräch mitanhören zu können.

Der Mann war davongeeilt und die Frau starrte ihm kurz nach. Dann kam sie in meine Richtung und als sie an mir vorbeiging sah ich erst ihr großes goldenes Kreuz an einer Halskette hängen.
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Manchmal sind die Leute, die auf den ersten Blick so nett und hilfreich erscheinen, das genaue Gegenteil. In dem Moment war ich stolz auf den Mann, denn offensichtlich widerstand er einem christlichen Missionsversuch. Missionare sind dafür bekannt, sich auf bedürftige Israelis zu stürzen und ihnen Essen gegen Religionstausch (Mr. J.) anbieten.

Montag, Dezember 15, 2008

Die Geldpolitik von Nefesh BeNefesh

B"H

Ich habe leider keine genaue Bestätigung, doch hörte ich mehrfach, dass Nefesh BeNefesh Aliyahwillige großzügig honoriert. Insbesondere Anglos.

Das Gerücht besagt, dass Neueinwanderer einige Tausend Dollar erhalten, um sich ein Haus und alles Notwendige kaufen zu können. Heute las ich in einer israelischen Tageszeitung, dass Anglo - Neueinwanderer, die bereit sind, sich im Norden Israelis niederzulassen, einen 100.000 Schekel (20.000 Euro) teuren Wagen erhalten. Limitiert auf zwei Jahre, aber immerhin.

Deswegen ist es kein Wunder, wenn sich immer mehr Neueinwanderer aus anderer Länder sowie all jene Immigranten, welche in den 40igern, 50iger, etc. nach Israel kamen, aufregen. Keineswegs aus Neid, sondern weil besagte Amerikaner hier mit ihrem Geld herumschmeissen und sich Israelis gegenüber überheblich aufführen.

Tatsächlich führen sich nicht wenige Amerikaner überheblich auf. Egal, ob Yeshiva - Studenten, die auf Touristenbasis hier sind oder halt besagte Neueinwanderer. Der meist zitierte Satz dürfte sein: "In den Staaten ist es so oder halt so …". Wen in Israel interessiert das groß ? Stattdessen sollte sich der Neueinwanderer darauf konzentrieren, sich einzuleben und in die Gesellschaft einzufügen. Und hierzu gehört ebenso das Erlernen der hebräischen Sprache.

Normalerweise werden die Nefesh BeNefesh Einwanderer nach Beit Shemesh oder Modi'in verfrachtet, damit sie sich dort ansiedeln. Amerikaner pflegen die Tradition und siedeln sich gern in Cliquen an. Deswegen entstehen immer mehr Anglo - Stadtteile oder in anderen Worten: Ghettos. Ich traf auf einige dieser Neueinwanderer und nicht wenige zeigten sich verärgert, da Nefesh BeNefesh ihnen anscheinend falsche Infos über das Leben in Israel gegeben hatte. Die Folge war, dass sie aus Enttäuschung in ihre Heimatländer zurückkehrten.

All das Geld macht eine Klitah (Eingliederung) natürlich einfacher, doch wielange kann man von dem Geld leben ? Geht es einmal aus, dann lernt man den israelischen Alltag richtig kennen. Und Israel bedeutet vielfach einen täglichen Existenskampf. Jene, die aus ideologischen Gründen wie Zionismus einwanderten, schaffen es noch am ehesten.

Nur einfach die Leute zur Aliyah zahlen … Ich frage mich, was das für leute sind, die dieses Geld annehmen. Es scheint ganz so als sei der reale Traum des Zionismus ausgeträumt und stattdessen wedelt Nefesh BeNefesh lieber mit Dollarnoten.

Sonntag, Dezember 14, 2008

Havdalah mit Chabad - Teil 2

B"H

Gestern abend war es wieder soweit. Ich war gerade aus Beit Shemesh zurückgekommen und stürzte mich in die Nachtschicht der Jerusalemer Bäckerei als mein Boss hereinkam und das Plaudern begann. Morgen haben wir eine Kontrolle von der Gewerbeaufsicht und bis dahin muss die Bäckerei glänzen bzw. alles aufgeräumt sein. Ein Kollege und ich sind auch heute nacht wieder am Schuften bevor ich morgen wieder nach Tel Aviv heimfahre.

Mein Boss redete und redete als es an der Tür pochte. Besagter Chabadnik war wieder unterwegs und ich deutete ihm an, dass ich schon Havdalah gemacht habe. Dann verwies er auf meinen Boss und der suchte verbissen nach einer Ausrede. Bevor dies geschehen konnte, war der Chabadnik schon mitten in der Havdalah - Zeremonie und es gab kein Entkommen mehr.

Es schaut ganz so aus, als stehe die Bäckerei bei Chabad ganz oben auf der Liste.:-)

Schabbat in Beit Shemesh

B"H

Schabbat im chassidischen Teil von Ramat Beit Shemesh.

Freitag, Dezember 12, 2008

Schabbat Schalom

B"H

Allgemein hasse ich ein Herumgehetze vor dem Schabbat. Im Winter ist das besonders schlimm, denn der Schabbat beginnt ausgesprochen früh. Schon gegen 16.00 Uhr (in Israel) und bis dahin solte alles fertig sein. Ich bin dann immer fix & fertig.

Heute ist wieder so ein stressiger Freitag, denn ich muss noch schnell im Internet herausfinden, wann der letzte Bus nach Ramat Beit Shemesh fährt. Kein Problem, aber meine Gastgeber für diesen Schabbat machten mir schon zu Wochenbeginn klar, dass ich bloss nicht den falschen Bus nehmen soll. Und der "falsche Bus" für sie bedeutet der Bus ins reguläre Beit Shemesh und nicht in den haredischen (ultra - orthod.) Teil Ramat Beit Shemesh.

Also werfe ich mir anständige Kleidung (langer Rock) über und verbringe den Schabbat in einem chassidischen Stadtteil von Ramat Beit Shemesh. Meine Gastgeber lernte ich vor fast einem Jahr bei einem Schabbatessen in Mea Shearim kennen und seither halten wir Kontakt. Mittlerweile sind sie selber Mitglieder der chassidischen "Toldot Avraham Yitzchak", einer Abspaltung der extremen "Toldot Aharon" geworden. Zuvor gehörten sie einer großen chassidischen Gruppe an, doch suchten sie etwas Kleineres. Überschaubarer und der Familienvater wollte mit einem Rebben in engem Kontakt sein und nicht in der Anonymität untergehen. Die Kinder scheinen happy zu sein und ich werde mich einmal näher erkundigen wie es ist, einer chassidischen Gruppe beizutreten. Mit welchen Probleme und Überraschungen man da rechnen muss.

Die Stadt Beit Shemesh ist innerhalb der letzten Jahre fast zu einer Großstadt aufgestiegen. Viele Amerikaner sind gekommen, aber auch Russen und Äthiopier. Hinzu kommt, dass sich gerade dort ein neues "Silicon Valley" auftat und insbesondere amerikanische Haredim Jobs fanden. Dennoch tut man sich schwer, denn Beit Shemesh ist gespalten . Hier die Haredim in Ramat Beit Shemesh (Satmar, Dushinsky, Toldot Aharon, Toldot Avraham Yitzchak, die Neturei Karta oder auch Belz). Die Belzer errichteten schon ihren eigenen Stadtteil. Und mein Schabbat wird inmitten dieser Gruppen stattfinden.

Beit Shemesh oder Beitar, diese Städte wurden für die haredische Bevölkerung immer attraktiver, denn dort sind die Mieten noch bezahlbar. Beitar ist, im Gegensatz zu Beit Shemesh, eine vollkomene haredische Stadt.

Ich begebe mich jetzt zurück in das Herumgehetze und Täschchen packen.

Schabbat Schalom - Gut Schabbes !

Donnerstag, Dezember 11, 2008

Wie werde ich Mitglied einer chassidischen Gruppe ?

B"H

"Wie werde ich Mitglied einer chassidischen Gruppe ?"
Diese Frage stellte mir ein amerikanischer Leser meines englischen Blogs.

Besonders in der heutigen Zeit scheinen nicht wenigerelig. Juden eine Mitgliedschaft in einer chassidischen Gruppe in Erwägung zu ziehen. Hierfür hat sicher jeder seine privaten individuellen Gründe.

Die Frage an sich fand ich besonders interessant, denn diesen Schabbat bin ich bei einer Familie in Beit Shemesh eingeladen, die der chassidischen Gruppe "Toldot Avraham Yitzchak", einer Abspaltung der extremen Toldot Aharon, beigetreten ist. Gerne würde ich über die Familie mehr schreiben, will jedoch erst um Erlaubnis fragen. Die Aufnahme ging recht schnell und reibungslos, was wohl daran lag, dass besagte Familie vorher schon Mitglied einer anderen chassidischen Gruppe war. Also nicht mehr ganz neu und unerfahren auf dem Gebiet war.

Ich täte jedem, der solch einen Schritt wagen will, raten, sich vorher eingehend zu erkundigen. Nicht gleich auf die erste chassidische Gruppe losstürzen, sondern sich Zeit lassen und bei mehreren Gruppen umschauen. Mit den Mitgliedern reden, dem Rebben und unter den Frauen redet man mit der Rebbitzen (Frau eines chassidischen Rebben). Keinesfalls voreilige Entschlüsse treffen und vor allem bedenken, dass eine etwaige Mitgliedschaft in anderen Gruppen außer Breslov oder Chabad einen einschneidenden Schritt im Leben bedeutet. Plötzlich ist man nicht mehr das "freie" Individuum, sondern ist gezwungen, sich Gruppenregeln zu unterwerfen. Entscheidungen eines Rebben zu befolgen und es kann nicht so einfach gesagt werden, dass mir dies und das nicht passt. Anfangs wird man eh beäugt und man sollte schon die Kraft und den Willen haben, sich durchzubeissen.

Man sollte sich über Folgendes im Klaren sein:

1. Inwieweit kann ich mit ein - bzw. unterordnen ?

2. Welche Ideologie liegt mir ?

3. Wie geschlossen oder offen sollte die Gruppe sein ?

4. Will ich eine große, vielseits anonyme Gruppe wie, z.B. Gur, Satmar oder Belz, oder will ich den Rebben treffen und nahe bei ihm sei, wie bei den Avraham Yitzchak. Bei Belz hingegen stehen Tausende Chassidim an und nur wenige haben direkten Kontakt mit dem Rebben.

5. Wie wird sich mein Leben ändern und was sind meine Ziele ?

6. Als Single beizutreten setzt voraus, mich schnellstens nach einem Ehepartner umzuschauen.

7. Kann ich dem etwaigen Gesellschaftsdruck standhalten ?

8. Vielleicht erst einmal auf Probe chassidisch leben …

9. Vor einer Mitgliedschaft werden eh Probezeiten angesetzt.

10. Mit welchen Erwartungen komme ich ?


Wichtig ist, sich Zeit zu nehmen und sich zu informieren. Außerdem sollte man sich selber testen und wissen, wo die eigenen Schwächen liegen. Diese Einsichten sind besonders wichtig in Bezug auf den aufkommenden Gesellschaftsdruck sowie der Realität, dass eine chassidische Gruppe nicht immer nur Friede, Freude, Eierkuchen bedeutet, sondern der Alltag oft hart ausschaut.



Ganz rechts: Der Rebbe der Toldot Avraham Yitzchak aus Mea Shearim - Rebbe Shmuel Yaakov Kahn.