Montag, Mai 31, 2010

Sehnsucht nach Beit HaMikdasch (dem Tempel)

B"H

Wer heutzutage durch das Jerusalems Jüdisches Viertel in der Altstadt läuft, dem begegnen fast nur historische Bauten aus der Zweiten Tempelperiode. Hier und da stehen nach wie vor ein paar Mauerreste der Altstadt zur Zeit des Ersten Tempels - dennoch, der Zweite Tempel ist baulich weit mehr vorhanden und das Andenken an ihn umso lebendiger. Insbesondere natürlich die Kotel HaMa'aravi - Westmauer. Im Deutschen heißt sie sonderbarerweise Klagemauer, wobei das jedoch die falsche Übersetzung ist. Westmauer wäre korrekt. Neben der Kotel befindet sich das Ophel mit seinen Ausgrabungen aus mehreren Tausenden von Jahren.

Wer will, der kann an den sogenannten "Tunnel Tours" teilnehmen, die dem Besucher einen unterirdischen Einblick in das Tunnelsystem unterhalb der Kotel bietet. 30 Meter tiefer liegt die eigentliche antike Marktstraße, einst vor dem Tempel gelegen. Auf dieser Straße spazierten damals vor 2000 Jahren Rabbi Gamliel oder Rabbi Akivah.

Ich gebe zu, dass der dortige Besuch immer sehr emotionell ist. Vom Tunnelsystem unter der Klagemauer bis hin zu jenen Tempelsteinen im Ophel, welche bei der Zerstörung des Zweiten Tempels im Jahre 70 nach Beginn der Zeitrechnung von den Römern hinuntergeworfen wurden. Selbst heute noch weisen manche der Steine schwarze Stellen auf. Ruß vom Brand des Tempels.

Im Ophel, gleich neben dem Kotel Plaza, spaziert der Besucher über die originale Marktstraße aus der Tempelzeit. Nebendran sind Spuren der Marktstände zu erkennen, bei welchen die damaligen Juden die Tiere für die Opferungen im Tempel kauften. Man kann sich hinsetzen und beginnen, von der Vergangenheit zu träumen. Wie war das damals mit dem Tempel ? Jerusalemer Juden rannten auf und ab, um Einkäufe zu erledigen. Oberhalb des Marktes stand der Tempel. Juden kauften Tieropfer und gingen in die Mikweh, um dann im reinen Zustand den Tempel zu betreten. Was muss das für ein Gefühl gewesen sein ? Wie konnten die Juden vor mehr als 2000 Jahren nur so dumm sein, dies alles aufgrund von Kleinkriegen und Korruption aufzugeben ? G - ttes Schechinah (Anwesenheit) zu ignorieren und nur auf die eigenen Machtbedürfnisse zu schauen.

Wie wir wissen, war die Schechinah im Zweiten Tempel weniger vorhanden als noch im Ersten Tempel. Dies lag nicht an der Korruption unter den Cohanim (Tempelpriestern), sondern eher daran, dass nicht alle Juden es für nötig hielten, aus dem Babylonischen Exil mit dem Propheten Ezra nach Jerusalem zurückzukehren. Der Talmud Traktat Yoma lehrt uns, dass nur etwas mehr als 40,000 Juden von einigen 100,000, sich tatsächlich aufmachten, Jerusalem wieder aufzubauen. Der Rest zog das bequeme Leben in der Diaspora vor.
Laut dem Talmud war dies der Grund, warum der Zweite Tempel weniger an Keduscha (Heiligkeit) besass als sein Vorgänger. Außerdem galt der Aron HaKodesch (die Bundeslade mit den Zehn Geboten), der Schamir (ein kleines mysteriöses Tier, welches König Salomon zum Steinezuscheniden des Ersten Tempels verwendete) war verschwunden. Die großen Propheten waren Vergangenheit und für jeden sichtbare Wunder fanden ebenso wenig mehr statt.

Die Frage ist nur, ob WIR heute soviel besser sind als die Vorfahren vor 2000 Jahren. Geben auch wir uns nicht anderweitigen materiellen Prioritäten hin und halten die Macht in der Hand ?
Aber warum sollen wir uns überhaupt in die Vergangenheit bewegen, wenn die Zukunft mit Meschiach und einem Dritten Tempel auf uns wartet ? Wieso zurückschauen, anstatt uns darauf zu konzentrieren, dass wir eigentlich die Chance haben, in einem Dritten Tempel sitzen zu können.

Klingt utopisch ?
Das sagten die Menschen Jahrhunderte lang als die Juden in der Diaspora lebten und von einer Rückkehr nach Israel träumten. Und siehe da, der Staat Israel kam. Nicht ganz gemäss dem Leben nach der Thora, aber immerhin ein Vorläufer zum zukünftigen perfekten Status.

Wer also behielt und behält Recht ? Und aus diesem Grund sollte für usn die Zukunft Priorität zeigen und nicht die Vergangenheit. Der Zweite Tempel ist eine Ruine und kommt nicht mehr zurück; der Dritte Tempel dagegen schon.

Sonntag, Mai 30, 2010

Zwei Challot am Schabbat

B"H

Eine Gemara (rabbinische Diskussion) im Talmud Traktat Schabbat 117b lehrt uns, dass wir am Schabbat den Brotsegen (nach dem Kiddusch - Segen über dem Wein) sowie vor dem eigentlichen Schabbatmahl "HaMozi" über ZWEI Schabbatbrote (Challot) sagen müssen.
Rabbi Kahana sagt dazu in der Gemara: "Man sagt den Segen über zwei Brote, doch schneidet nur eines an".

Bedeutet: Theoretisch braucht keiner die zwei Brote essen, wenn in dem Moment kein Bedarf besteht, sondern es wird eine Challah angeschnitten und von ihr gegessen.

Als Grund nennt Rabbi Kahana die Israeliten in der Wüste, die freitags eine extra Portion Man (Manna) erhielten und einsammelten. Somit brauchten sie am Schabbat nichts einsammeln.

Aus dieser sogenannten "doppelten Portion" Manna heraus, welche die Juden freitags erhielten, sehen wir, dass G - tt den Juden auftrug, sich auf den kommenden Schabbat vorzubreiten. Der Segen über zwei Schabbatbrote am Schabbat erinnert an die doppelte Portion Manna, welche die Juden jeden Freitag in der Wüste von G - tt erhielten.

Engel sind kein Medium G - ttes

B"H

Der Ramban (Nachmanides, 1194 - 1270) kommentiert zum Talmud Traktat Schabbat 12b:

Wer Engel als ein Medium zwischen G - tt und einem Betenden betrachtet, betreibt Götzendienst. Das Beten zu einem Engel ist absolut verboten. Wenn im Judentum gebetet wird, dann einzig und allein zu G - tt selbst !

Freitag, Mai 28, 2010

Schabbat Schalom



B"H

Eine Woche voll Demonstrationen liegt hinter uns. Aschkelon, Yaffo und Jerusalem waren die Brennpunkte der Woche und ich berichtete darüber auf fast all meinen Blogs. Vielleicht sogar mehr auf Englisch als auf Deutsch.

Anfang nächster Woche gehe ich auf eine chassidische Hochzeit der Enkeltochter von Freunden von mir aus dem ultra - orthodoxen Mea Shearim / Jerusalem. Alle sind happy und morgen in der Synagoge wird "Schabbat Chatan" gefeiert. Der Bräutigam wird zur Thora aufgerufen und nach dem G - ttesdienst gibt es in aschkenazischen Kreisen Essen für die Gemeinde. Dies kann je nach Geldbeutel recht unterschiedlich erfolgen: Die Einen geben "lediglich" ein Stück Kugel (Pastete) aus. Andere schmeissen ein ganzes Essen a la Catering.

Am vergangenen Schabbat sprach ich mit der Braut und die ist happy. Auch weil sie offensichtlich der Meinung ist, endlich zum Kreise der erwachsenen Frauen am Schabbestisch dazu zugehören. Allerdings frage ich mich immer, ob alles tatsächlich so voller Freude sein kann, wenn man den Typen, den man da heiratet, eigentlich gar nicht richtig kennt. 
Und was ist mit der Hochzeitsnacht ?

Der "Schulchan Aruch - Code of Jewish Law" schreibt Sex im Dunkeln vor, aber macht die Dunkelheit alles soviel erträglicher ?
Eine Bäckereikollegin meinte, dass säkulere Paare sich ja im Grunde genommen auch nicht kennen. Oder die ganzen One - Night - Stand Geschichten. Das sei nichts anderes. Wenn kenne man denn heute noch ? Außerdem sei Ruchele (Jiddisch für Rachel" ja so erzogen worden und was anderes wolle sie gar nicht.
Das stimmt !

Naja, ich werde einmal sehen, wie die Hochzeit abläuft. Nicht nur dann, sondern auch das Leben danach.

"Schabbat Schalom" an alle Leser !

Donnerstag, Mai 27, 2010

Parashat Beha'alotcha - פרשת בהעלתך


Vincent van Gogh


B"H

Die Thoralesung für diesen Schabbat

Nachdem die Israeliten in Parashat Ki Tisa das Goldene Kalb (Egel HaZahav) bauten, trug ihnen G - tt auf, das Tabernakel (Mischkan) zu bauen. Vor allem in der Kabbalah wird das Mischkan als ein Tikun (Seelenreparatur) betrachtet. Darüber hinaus wird der Tag der Einweihung des Mischkan sogar als Tag der Welterschaffung kommentiert. Alles im Mischkan vorhandene steht im direkten Bezug auf die Welterschaffung (u.a. Rabbeinu Bachya in seinem Thorakommentar).

Nach der Beschreibung des Mischkans bekamen die Israeliten die Mitzwot (Gebote) für den Tempeldienst.

Am Anfang der Parasha trug G - tt Moshe auf, seinem Bruder Aharon auszurichten, wie die Menorah (der siebenarmige Leuchter im Mischkan) auszusehen habe. Nämlich geformt aus einem einzigen Stück Gold und die Arme sollen sich demjenigen Arm in der Mitte zuwenden.
Alle spirituellen und mentalen Kräfte eines Juden sollen sich G - tt (symbolisch in der Mitte der Menorah) zuwenden. Die Levi'im (Leviten) nehmen einen Sonderstatus im Tempeldienst ein. Einen Status, der sich im Dritten Tempel und nach der Ankunft des Meschiach fortsetzen wird.

Hätte es nicht den Bau des Goldenen Kalbs und somit einen Rückfall in den Götzendienst gegeben, die Welt täte heute anders ausschauen. G - ttes ursprünglicher Plan war es nämlich, die Israeliten direkt in das "Gelobte Land" zu führen, in dem sie die gesamte Thora sofort hätten einhalten können. Die Juden hätten sich auf dem höchsten spirituellen Level befunden und wären ab sofort eine Vorbild für alle anderen Nationen gewesen (Rabbi Samson Raphael Hirsch). Aber leider kam alles anders und bis heute sind wir mit verschiedenen Tikkunim (Seelenkorrekturen) beschäftigt, um den Meschiach zu bringen.

In dieser Thoraparasha finden wir schon allein optisch etwas ganz Außergewöhnliches. Die Sätze in 10:35 sowie 11:1 sind in recht seltsamen Klammer gefaßt, welche aussehen wie der Buchstabe NUN ( ) im Hebräischen. Der Inhalt der zwei Verse sind Moshes Aussprüche sobald sich die Israeliten samt Bundeslade in Bewegung setzten oder sobald sie ein neues Lager aufschlugen.

Unzählige Thora - Kommentatoren lassen uns ihre Auslegungen über die Bedeutung der beiden Klammern wissen. Laut Raschi, dem Chizkuni sowie Rabbeinu Bachya zeigen uns die Klammern an, dass die Sätze Moshes eigentlich falsch platziert sind. Rabbeinu Bachya sagt, dass der Klammerinhalt ursprünglich in BaMidbar (Numbers) 2:17 hätte stehen müssen. Auch Raschi und der Chizkuni sehen die Sätze innerhalb der Klammern besser in BaMidbar platziert, wo beschrieben wird, wie die Stämme durch verschiedene Flaggen repräsentiert waren.

Alle Kommentatoren sind sich einige darüber, dass diese Verse ein separates Buch in der Thora darstellen. Diese Meinung basiert auf einer Gemara im Talmud Traktat Shabbat 116a. Dort heißt es, dass sämtliche Kapitel vor den Klammern eigene Bücher darstellt genauso wie die der Thorainhalt nach dem Text in den Klammern. Demnach gibt es nicht nur die fünf Buecher Moshes, sondern sieben Bücher in der Thora.
Darüber hinaus geben das kabbalistische Buch Zohar und die Chassidut in Beer Moshe exzellente Erklärungen für den Text in den zwei Klammern. Laut Zohar stehen die Klammern für die Schechinah (Anwesenheits G - ttes), welche immer mit Israel verbunden ist. Und der Beer Moshe schreibt, dass eine besondere Einheit gebildet wird. Juden und G - tt wenden sich immer gegenseitig zu, genau wie die Klammern.

Nach all den Wundern, die G - tt für die Israeliten seit dem Auszug aus Ägypten vollbracht hatte, begannen erneut die Beschwerden. Das Manna (Man) sei keine ausreichende Nahrung und man wolle Fleisch essen.

Zuerst einmal stellt sich die Frage: Wer genau beschwerte sich wirklich ? Wie ich schon in einigen Parashot zuvor erklärte, zogen nicht nur die Juden aus Ägypten aus, sondern mit ihnen eine Bevölkerungsgruppe, die Erev Rav (Mixed Multitude) genannt wird. Die Erev Rav waren ägyptische Konvertiten zum Judentum, die nur aus Eigennutz den jüdischen Glauben annahmen. Viele von ihnen waren einfach nur Sklaven und da sie gehört hatten, dass G - tt die Juden einmal aus Ägypten herausführen wird, schlossen sie sich dem jüdischen Volk an. Religiöse Motive gab es keine. Diese Erev Rav hatten in der Wüste nicht den gleichen Status wie die Israeliten und begannen jederzeit neu das Volk aufzuwiegeln. Erst mit dem Bau des Goldenen Kalbes und nun wurde sich über das Essen beschwert.

G - tt gab den Israeliten das Manna als eine Art spirituelles Essen für die Seele (Neshama), welches sie auf einen höheren Level bringen sollte (Rabbi Yitzchak Luria in "Likutei Torah"). Das Manna repräsentiert die spirituelle Nahrung in "Olam Habah, der Kommenden Welt" (Shaarei LeShem) .

Im Judentum haben wir das Konzept der Olam Habah nach dem Tod, aber auch nach der Ankunft des Meschiach. Nach dem Tod steigt eine jede Seele auf zu G - tt, wird gerichtet und bekommt ihren Platz in der Seelenwelt. Die einen näher bei G - tt und andere wiederum sind weiter entfernt. Das Judentum schließt niemanden aus der Olam Habah aus, wie andere Religionen, wo es heißt, dass nur der, der glaubt, einen Platz bei G - tt findet. Laut Talmud Sanhedrin kann jeder Mensch seinen Platz in Olam Habah erreichen und wir lernen dies von Bilam, wo die Gemara fragt, warum er keinen Platz bekommt. Heißt, wenn die Frage überhaupt erst aufkommt, dann gibt es auch für Nichtjuden eine Olam Habah (Kommende Welt).

In unserer heutigen Zeit ist Olam Habah eine reine Seelenwelt und nach der Ankunft des Meschiach wird diese auch hier in unserer Welt stattfinden, wenn sich die Menschen auf einem perfekten spirituellen Level befinden. Vor allem der Ramban (Nachmanides, 1194 - 1270) sowie der Rambam (Maimonides, 1135 - 1204) streiten sich um die Bedeutung der Olam Habah. Sind wird nur noch rein spirituell oder eher materiell ? Der Rambam sagt, dass wir genauso essen und trinken wie immer, der Ramban sagt das Gegenteil. In einer Gemara (rabbinischen Diskussion) im Talmud Traktat Berachot lehrt Rav, dass in Olam Habah weder gegessen noch getrunken wird. Es gibt keine Eifersucht, keinen Hass oder Rivalitäten, sondern alle wenden sich nur noch der Anwesenheit G - ttes (der Schechinah) zu.

Das Manna selbst war ein weißer Koriander - Flaum, der den jeweiligen Geschmack annahm, welchen der Verzehrende sich gerade erträumte. Allmorgentlich lag das Manna auf dem Tau und die Leute mußten es nur einsammeln (außer am Shabbat). Für die Gerechten fiel das Manna genau vor ihrem Zelt, für die regulären Leute fiel es außerhalb des Lagers und die Schlechten mußten weit hinausgehen, um ihr Manna aufzulesen (Gemara im Talmud Traktat Yoma 75a).

Wie weiß eine Person, welches ihr Manna ist ? Warum gehen die Schlechten nicht einfach zu den Zelten der Gerechten und lesen das Manna auf ? Es heißt, dass nur derjenige das Stück Manna aufsammeln konnte, für den es bestimmt war. Ergriff jemand das falsche Manna, blieb es am Boden kleben. Das Manna war ein reines Wunder, denn es wurde vollkommen vom Körper absorbiert und es gab keine auszuscheidenden Überreste (Gemara im Talmud Yoma 75b).

Für Halacha - Interessierte: Der Segen über das Manna hieß nicht "HaMozi Lechem Min Ha'Aretz, sondern HaMozi Lechem Min HaShamaim".

Warum schlossen sich die Israeliten der Erev Rav an und beschwerten sich ständig ? Warum weinten sie zu G - tt ?
Nachdem sie gerade die Thora bekommen hatten, begannen sie einige Dinge im Leben zu vermissen, die laut Thora von nun an verboten waren. Zum Beispiel war es zuvor üblich gewesen, dass jeder jeden in der Familie heiraten konnte und plötzlich war das verboten. Die Israeliten jedoch hatten sich an gewissen Perversitäten der ägyptischen Kultur gewöhnt und sahen nicht unbedingt ein, warum sie jetzt auf alle Freuden im Leben verzichten sollten.
Sie begannen zu trauern und sahen sich als eine Art lebender Toter, die von nun an auf alles verzichten müssen. Kein unkoscheres Essen mehr, keine Perversitäten und viele andere halachische Regeln. Plötzlich sahen sie ihr Leben als vertan und beschuldigten G - tt sie darum beraubt zu haben.

Bis heute kommen immer wieder die gleichen Missinterpretationen auf. Wenn jemand religiös wird und sich entschließt, nach der Thora zu leben, dann betrachten ihn seine Mitmenschen als ob er alle Lebensfreuden verliert und von nun an nur noch ein einseitiges langweiliges Leben führt. Aus irgendeinem Grund denken viele Leute, dass Religiöse auf ein tolles Leben verzichten und die Religion sie einzwänge. Jeder, der religiös lebt, weiss, dass dem nicht so ist. Sobald ein Jude nach der Thora lebt und deren Sinn zu verstehen lernt, sieht er sein Leben als bedeutungsvoller an als jemals zuvor und versteht nicht mehr, wie er einmal ohne die Thora leben konnte.

Gegen Ende der Parashat wird uns von der berühmten Begebenheit mit Miriam berichtet. Aharon und seine Schwester Miriam sprachen über ihren jüngeren Bruder Moshe. Kurz gesagt sprachen die Beiden in negativer Art und Weise darüber, dass sich Moshe rein räumlich von seiner Frau Zippora getrennt hatte. Keineswegs haben sie sich scheiden lassen, sondern Moshe trennte sich räumlich von ihr, da sein hochgradiger spiritueller Level (z.B. sprach er ständig mit G - tt) nicht mehr in weltliche Belange wie ehelicher Sex passte). Raschi kommentiert hierzu, dass Miriam das Gespräch mit Aharon BEGANN, denn die Thora listet sie als erstes auf:

"Va'tedaber Miriam veAharon be'Moshe …"

"Miriam und Aharon sprachen über Moshe …"

Was veranlasste Raschi zu der Schlußfolgerung ?
Obwohl Miriam eine Prophetin war, so war Aharon aufgrund seiner Cohen HaGadol (Hohepriester) - Stellung wesentlich wichtiger als seine Schwester. Weiterhin lautet das Verb im Thoratext "Va'tedaber". Diese Verbform im Hebräischen weist auf eine Frau im Singular hin. Hätte sich die Thora auf beide Geschwister bezogen, so wäre die korrekte Verbform "Va'idabru" gewesen. Hier jedoch bezieht sich das Verb "sprachen" auf ein einziges weibliches Wesen; in diesem Falle auf Miriam.

Sowohl Miriam als auch Aharon stimmten Moshes Verhalten gegenüber Zippora nicht gerade zu. Er (Moshe) hätte sich nicht von seiner Frau trennen dürfen. Immerhin spreche Moshe nicht nur mit G - tt, sondern ebenso mit seinen weltlichen Geschwistern. Ergo, sei er sehr wohl in dieser materiellen Welt. Wieso sich dann also von Zipporah aufgrund der hohen Spritualität trennen ?

G - tt sah die Diskussion der Geschwister als "Laschon HaRah - üble Nachrede" und bestrafte Miriam, die das ganze inszeniert hatte, mit "Tzarah - einer besonderen Form von Aussatz".
Die berühmte Frage hierbei ist, WARUM G - tt das tat, denn die Geschwister Moshes hatten es im Grunde nur gut gemeint. Keineswegs verfolgten sie mit ihrer Diskussion böse nachteilige Absichten. Warum also wurde Miriam mit dem Aussatz bestraft und warum war es "Laschon Harah" ? Auf dem israelischen haredischen (ultra - orthodoxen) Radiosender "Kol BaRamah" hörte ich einen Rabbiner folgendes sagen:
Wenn wir in die Parashat Bereschit (Genesis) im Buch Genesis und damit auf die Erschaffung von Adam und Eva (Chava) schauen, berichtet uns die Thora:

"Va'izer A - do - nai E - lo - him et Ha'Adam Afar min Ha'Adamah va'ipach be'afaw Nishmat Chaim va'yihi HaAdam le'Nefesh Chaya".

"Und G - tt (der Originaltext listet zwei Namen G - ttes auf) formte den Menschen aus dem Staub der Erde und blies in seine Nasenlöcher die Seele des Lebens. Und der Mensch wurde zur lebenden Seele".

Kurz gesagt, der Mensch erhielt seine Seele direkt von G - tt eingehaucht. Somit ist die Seele quasi ein Teil G - ttes in uns und wir sollten sie nicht mit unseren Vergehen negativ beeinflussen.

Es heißt, dass jeder Mensch in seinem nur eine gewisse Anzahl an Worten von G - tt zur Verfügung gestellt bekommt. Danach muss er sterben. Dieses Statement soll, mit anderen Worten zum Ausdruck bringen, dass wir alle unsere Worte sorgsam nutzen und nichts Überflüssiges (Lästereien) von uns geben, denn so nutzen wir unsere Wortanzahl im Leben ab. Andererseits gibt es "Laschon HaRah", die gesagt werden muss und andere, auf die man verzichten sollte.

Rabbi Yaakov Kuli schreibt in seinem Kommentar "Yilkut Me'am Lo'ez":
Warum erzählt uns die Thora von der Begebenheit Miriam ? Um uns aufzuzeigen, was üble Nachrede alles verursachen kann.

Miriam sprach mit Aharon, da sie hoffte, dieser werde mit Moshe reden und diesen auf sein inkorrektes Verhalten (Miriam nannte es "inkorrekt") hinweisen. Allerdings machte Miriam hierbei den Fehler, Moshes Prophezeihungsfähigkeiten mit jenen unserer Vorväter zu vergleichen. A la "Avraham habe sich ja auch nicht von Sarah getrennt. Moshe Prophezeihungen und seine Art, mit G - tt zu kommunizieren, waren wesentlich anderer Natur und bis dahin, sowie seither, nie mehr existent. Moshe bewegte sich auf dem allerhöchsten Level bezüglich der Kommunikation mit G - tt. Wie die Vorväter erhielt er G - ttes Anweisungen nicht nur im Schlaf, sondern real von Angesicht zu Angesicht und zu jeder Tageszeit. Viele Thorakommentatoren wie Rabbeinu Bachya listen auf, wie genau sich die Prophezeihungen des Moshe von denen der Vorväter sowie späterer Propheten unterschieden.

Es gibt Dinge im Leben, die müssen gesagt werden und man kann nicht nur laut herausschreien "Laschon HaRah, Laschon HaRah", weil sich manche weigert, zuzuhören. Kriminelle müssen der Polizei gemeldet werden, etc. Dennoch gibt es anderweitige Angelegenheiten, bei denen der Moment etwas zu sagen eher unpassend oder im dem Moment Schaden hervorrufen kann.

Schabbat Schalom


____________________


Eigentlich wollte ich ein Konzept viel weiter kommentieren, doch fand ich die zutreffenden Kommentare nicht mehr !

YAD LE'ACHIM gegen TNUVA

B"H

Verbreitet diese wichtige Nachricht an alle, die es irgendwie betrifft !

Mittwoch, Mai 26, 2010

Neu: Koschere Milchprodukte jetzt auch in Deutschland !

B"H

Info an alle in Deutschland lebenden Juden, die Wert auf koschere "CHALAV ISRAEL" - Produkte legen:

Jüdische Gesetze (Halacha)

B"H

Vor einiger Zeit startete ich eine Leserumfrage und recht viele Leute stimmten für mehr Halacha in diesem Blog.
Es ist nicht immer allzu leicht, auf die Halacha einzugehen, denn es bestehen, wie bereits bekannt, unterschiedliche Ansichten in Bezug auf verschiedenartige Themen. Da sind sephardische sowie aschkenazische Juden, ein Herkunftsbereich, der allein schon Unmengen an Stoff mit sich bringt.

Ich bemerkte, dass viele Deutsche sich auf Rabbi Shlomo Ganzfrieds "Kitzur Schulchan Aruch" berufen. Der "Kitzur" bezieht sich insbesondere auf die aschkenazische Gesetzgebung, wobei sich Rabbi Yosef Karos "Schulchan Aruch - Code of Jewish Law" aus dem 16. Jahrhundert mehr oder weniger auf das sephardische Judentum konzentriert. Persönlich benutze ich mehrheitlich den "Schulchan Aruch", den Rabbi Yosef Karo auf seinem früheren Kommentar "Beit Yosef" zum halachischen Werk "Arbah Turim" aufbaute.

Was immer man auch unternimmt oder zu definieren versucht, gar nichts stellt sich nach wenigen Sätzen als so furchtbar logisch heraus, da unendlich viele Kommentare / Halachaentscheidungen im Umlauf sind.

Gedankenl beim Beten

B"H

In meinem direkten vorherigen Beitrag sprach ich die Vielfältigkeit der halachischen Welt an. Die Halacha basiert auf der talmudischen Mischna - der mündlichen Gesetzesüberlieferung G - ttes an Moshe am Berg Sinai. Die Gemara zu jeder Mischna besteht aus den rabbinischen Diskussionen unterschiedlicher talmudischer Rabbiner. Nicht immer liefert uns die Gemara eine eindeutige Entscheidung und unterschiedliche jüdische Richtungen lernen den Talmud auf verschiedene Art und Weise. Zum Beispiel kann eine Aussage bzw. ein Gesetz zerlegt werden und es wird genauestens analysiert, wie und warum die talmudischen Rabbiner zu ihren Statements fanden. Andere wiederum schauen bei einer rabbinischen Definition auf ähnliche talmudische Textstellen und vergleichen diese miteinander bzw. benutzen sie als Quelle.

Obwohl es zu der Aussage in der Gemara (rabbinische Diskussionen) des Talmud Traktates Berachot 31a eine ähnliche Aussage in Berachot 13a gibt, beziehe ich mich an dieser Stelle einmal nur auf die Textstelle auf Seite 31a !

"EIN BETENDER MUSS SEINE GEDANKEN GEN HIMMEL RICHTEN".

Eine plausibel klingende rabbinische Aussage. Klar, sollte man sein Gebet gen Himmel (sprich G - TT) richten; an wen denn auch sonst ?

Ist das Statement aber dennoch so einfach abzuhaken ?

Im Judentum finden wir gleich mehrere Aussagen zur Konzentration (Kavanah) während des Gebetes. Und stehen wir einmal mit dem Siddur (Gebetbuch) in der Synagoge und beginnen zu beten, werden wir nicht selten vom schneller betenden Rabbiner unterbrochen. Der ist nämlich schon fertig und mitten in einem neuen Gebet. Wir hängen hinterher. Sollen wir demnach mit dem Rabbiner gehen und den ausgelassenen Rest überspringen ?

Nicht selten erging es mir vor allem an den hohen Feiertagen wir Rosh HaShana oder Yom Kippur so, dass ich mich ganz toll auf ein Gebet konzentrieren wollte. Okay, ich war im Rückstand, dennoch nahm ich mir vor, eines der Feiertagsgebet mit eindringlicher Kavanah zu bewerkstelligen. Und was geschah dann ?
Ich begann zu denken und versuchte, das Gebet zu zerlegen und zu verstehen. Und somit war alles aus, denn ich war in meiner Eigenanalyse gefangen und kam gar nicht mehr weiter.

Zu all den plötzlich aufkommenden Problemen hörte ich vom litvisch - haredischen Rabbiner Yaakov Marcus (er lehrt in der Jerusalemer Frauenyeshiva "Neve Yerushalaim") folgende Aussagen:

1. Während eines G - ttesdienstes in der Synagoge sollte man sich zumindest auf EIN Gebet besonders stark konzentrieren und dies von A - Z konzentriert durchbeten, ohne sich unterbrechen zu lassen.

2. Ein Gebet muss von Herzen kommen ! G - tt will Emotionen sehen. Sobald der Betende beginnt nachzudenken, verliert er sich im Gebet.

Bei einem Gebet soll sich auf die Bedeutung der Worte konzentriert werden; zugleich jedoch muss sich der Gedanke und jegliche Absicht gen G - tt richten. Bedeutet: Keine Wortanalyse, sondern in dem Moment soll das Herz sprechen.

Was aber, wenn mein Herz in dem Moment etwas sagt, was ich letzten Endes nicht einhalte oder tue ? Beispiel: Bei spontanen Gebeten und nicht unbedingt den vorgegebenen aus dem Siddur.

Hierbei kommt es auf den Augenblick an und wenn ich etwas spontan sage, im Nachhinein jedoch nicht verwirkliche, so rechnet mir G - tt dennoch die gezeigte Absicht während des jeweiligen Augenblickes an.

Warum ich so ausführlich auf diverse Vorgehensweisen beim Gebet eingehe ?

Weil ich es ganz einfach wichtig finde, den Betenden einen leichteren Zugang zu veranschaulichen und gleichzeitig anzudeuten, dass nicht nur ein einzelner sich gewissen Fragen zum Gebet aussetzt. Niemand steht allein da und man muss sich nur trauen nachzufragen und plötzlich geben andere genauso zu, manchmal hilflos dazustehen.

Dienstag, Mai 25, 2010

Großdemonstration in Yaffo


B"H

Zusammen mit der antizionistischen Dachorganisation "Edah HaCharedit" rief die Chassidut Satmar (Jerusalem) am heutigen Dienstag zu einer Großdemonstration in Yaffo (bei Tel Aviv) auf. Leider kann ich selber an dem Event nicht teilnehmen, um darüber zu berichten, denn ich stecke bei der Arbeit in der Jerusalemer Bäckerei fest. Wer jedoch die Demoberichte auf dem israelisch - haredischen Radiokanal "Kol HaRamah" mitverfolgt, der erhält Berichte von haredischen (ultra - orthodoxen) Journalisten, welche von der Polizei verhaftet worden sind.
Verhaftet, aufgrunddessen, dass sie Haredim sind oder einfach nur filmten, wie die Polizei teilweise brutal gegen die haredischen Demonstranten vorging ? Wer vermag das aus der Ferne beurteilen ?

Seit Wochen wird in Jerusalem, in Aschkelon (dort herrscht mittlerweile Ruhe) sowie in Yaffo demonstriert. Der Grund sind antike Friedhöfe, welche wegen Bauarbeiten verlegt werden sollen. Dies ist halachisch möglich, doch kann das Ausgraben der Skelette nur unter Anleitung professioneller Rabbiner erfolgen. Die Regierung Netanyahu entschied sich gegen Halacha und Rabbiner und läßt die Knochen von Archäolgen ausgraben.

Lautete in Aschkelon noch die Begründung, es handele sich ja "nur" um nichtjüdische Gräber, so scheint die Lage in Yaffo eindeutig. Laut eines Journalisten des Radiosenders gab es in der Vergangenheit mehrmals Vorfälle, bei denen Archäologen Kreuze oder sonstige götzendienerische Symbole auf Gräber malten nur um zu beweisen, es handele sich nicht um jüdische Gräber. In Yaffo aber gebe es nichts zu fälschen, denn auf dem antiken Friedhof liegen Juden.

Netanyahu allerdings läßt sich davon wenig beeindrucken und will die Gräber in Yaffo ebenfalls wider jeder Halacha räumen. Und so kommt es heute wieder einmal zu einer wilden Demo am Hafen von Yaffo. Zu sehen gibt es nicht viel, denn die Polizei ist gerüstet und wird die Umgebung voraussichtlich weiträumig abriegeln.

Chassidim der Chassidut Satmar sowie der Toldot Aharon rollen heute aus Jerusalem an. Angeblich soll auch einer der führenden Edah Rabbiner, Rabbi Tuvia Weiss, demonstrieren. Leider weiss ich nicht, ob und wann genau er eintrifft.

Mehr Pashkevilim (Mitteilungsposter) HIER !

WALLA und die Judenmission

B"H

Zwei aktuelle Warnungen der israelischen Anti - Missionsorganisation YAD LE'ACHIM stammen vom obersten Vorsitzenden, Rabbi Dov Ber Lifshitz, selbst. Gestern abend sagte er auf dem haredischen Radiosender "Kol HaRamah", dass wieder einmal einen größere christliche Missionarsgruppe (Evangelikale ?) eingeflogen sei. Mit Millionen von Dollars im Koffer und bereit für eine neue Kampagne, Juden zum Christentum zu missionieren. 
"Wenn die Juden nur an J. glauben, werden sie alle Kriegsgefahren los und der Heiligenschein winkt". Die Realität schaut weitgehend anders aus, denn ohne Juden und Thora wird das von G - tt erschaffene Universum nutzlos.

Weiter warnte Rabbi Dov Lifshitz vor einem bestimmten Werbebanner auf der israelischen Newssite WALLA. Sobald man auf das Banner klicke, werde einem ein kostenloses Buch versprochen. Und der Inhalt des Buches besteht aus dem falschen Meschiach J !

Walla Mitglieder / Leser werden aufgerufen, sich bei den Besitzern der Site zu beschweren und falls Walla das Werbebanner nicht entferne, die Site zu boykottieren !!!

Montag, Mai 24, 2010

Der Tod des König David (David HaMelech)

B"H

Die Gemara (rabbinische Diskussionen) des Talmud Traktat Schabbat 30a / b lehrt uns, dass König David G - tt einst nach seinem Sterbemoment befragte. G - tt jedoch liess David wissen, dass kein Mensch den Augenblick seines Todes kenne. Kein Datum, keinen Tag, nichts.
König David jedoch quengelte weiter und schliesslich tat G - tt ihm Kund, dass er an einem Schabbat sterben werde.

Daraufhin bat David G - tt, doch lieber an einem Sonntag sterben zu dürfen. Raschi kommentiert hierzu, dass an einem Schabbat keine Beerdigungen stattfinden und der Leichnam folglich bis zum Sonntag liegenbleibt. Aus diesem Grund wollte David lieber gleich an einem Sonntag sterben. G - tt verweigerte David die Bitte.

Nachdem David zumindest seinen Todestag kannte, wollte er seinem Schicksal entkommen. Von nun an lernte er an jedem Schabbat Thora. Ohne jegliche Unterbrechung und 24 Stunden lang. Auf diese Weise wollte er den "Engel des Todes" umgehen, denn im Talmud heißt es, dass niemand stirbt, solange er sich inmitten des Thorastudiums befindet.

Der Engel des Todes kam zu David, doch konnte er ihm nichts anhaben, denn der König befand sich tief und konzentriert im Thorastudium.
Der Engel war demnach gezwungen, zu einer List zu greifen:
Hinter dem Haus Davids standen Bäume und der Engel des Todes begann einen der Zweige zu schütteln. David vernahm den Lärm und horchte auf. Er wollte sehen, was los ist und in dem Moment starb er.

Der Lubawitscher (Chabad) Rebbe zum MESCHIACH

Kommentarpolitik

B"H

Seit heute hat sich meine Kommentarpolitik etwas verändert: Und zwar können nur noch Leute mit Google Account kommentieren.

Wer dennoch kommentieren will, doch ohne sich ein Google Account anschaffen zu müssen, der sende mir seinen Kommentar in einer e - mail zu.


Photo: Squidoo

Sonntag, Mai 23, 2010

Stories aus Mea Shearim



Rabbiner der Chassidut Chernobyl


B"H

Am vergangenen Freitag abend (Erev Schabbat) nahm ich meinen momentanen Besucher, einen Leser meines englischen Blogs aus New Jersey, mit ins ultra - orthodoxe Mea Shearim / Jerusalem. Mitten rein in einen der Hinterhöfe, in welchem Freunde von mir wohnen.
Ich kenne mehrere chassidische Familien in Mea Shearim und zwei davon kann ich tatsächlich als eine Art "Familie" bezeichnen, so gut bin ich mit ihnen bekannt.

Eine Familie gab nach langer Zeit die Gastfreundschaft am Schabbat für Gäste von außerhalb auf und ich bin die einzige Verbliebene der Außenwelt, mit der eine Freundschaft besteht. Die zweite Familie beschränkt sich schon seit Jahren darauf, fast ausschliesslich Leute mit haredischem Background einzuladen. Ab und an tauchen einige Nationalrelig. auf, doch nach dem letzten Streit vor ein paar Wochen (die Nationalrelig. brachten ihre Antipathie gegen die Haredim zum Ausdruck) bin ich mir nicht sicher, ob weiterhin Nationalrelig. akzeptiert werden.

Am letzten Erev Schabbat jedenfalls stammten alle aus haredischen Yeshivot oder Seminaren bzw. kannten die haredische Gesellschaft zur Genüge und die Gastgeber waren happy. Ehrlich gesagt würde ich mir meinen Schabbat auch nicht durch ein paar unnütze Diskussionen sowie Streitgespräche von Außenstehenden vermiesen lassen.

Beide Familien platzieren die Geschlechter getrennt voneinander, sprich in zwei verschiedenen Räumen. Ich kenne recht viele chassidische Familie, welche die Sitzordnung so handhaben, sobald auch nur ein Gast im Hause weilt. Nachdem einige Gäste Stories bzw. Witze erzählt hatten, ergriff unsere Gastgeberin das Wort. Eine eher traurige wahre Geschichte sollte nun folgen. Die Mehrheit der Gäste kannten sie, ich nicht und so will ich sie auch der hiesigen Leserschaft nicht vorenthalten. Wie gesagt, hat die Story sich wirklich so zugetragen und der Handlungsort war London.

Vor einigen Jahren sassen zwei Frauen in einem Londoner Stadtbus und waren allem Anschein nach recht gut miteinander befreundet und zumindest eine von ihnen war Jüdin. Die Jüdin berichtete ihrer Freundin, dass sie in Kürze einen nichtjüdischen Mann heiraten werde. 
"Naja, er sei halt kein Jude, aber immerhin ein guter Mensche".

Eine haredische (ultra - orthodoxe) Frau sass hinter den beiden Freundinnen und hörte unweigerlich die Konversation mit an.

Die zweite Freundin fragte die demnächst Heiratende, wo sie denn hin wolle und sie bekam eine ungewöhnliche Antwort: "Ich werde einen nichtjüdischen Mann heiraten, doch seit geraumer Zeit verfolgt mich immer wieder ein und derselbe Traum. Darin erscheint mir meine verstorbene Mutter, die mir ans Herz legt, mich dringend treffen zu müssen. Und das an einem bestimmten Ort hier in London. Zuerst dachte ich, dass sei ja alles nur ein dummer Traum, doch der Traum kommt jede Nacht wieder und so fahre ich jetzt an den Ort, den mir meine Mutter angab; sozusagen, um meine Ruhe zu haben und mein Gewissen zu befriedigen".

Die hinter den beiden Frauen sitzende Haredit wurde neugierig und folgte der Frau (mit dem Traum) als diese aus dem Bus stieg. Die Frau war in Eile zu dem Ort zu gelangen, überquerte eilig eine Straße und wurde dabei von einem Auto überfahren. Die Frau starb.

Das ist die Story !

Nichts im Leben geschieht ohne Grund und G - ttes Plan. Was also war hier der Plan und musste die Frau sterben, weil sie plante, einen Nichtjuden zu heiraten ?

Die Erklärung dazu lautete folgendermassen:

Die tote Mutter wollte nicht, dass ihre Tochter einen Nichtjuden heiratet. Ein G - ttesgericht kam zusammen und hätte die Tochter noch im Bus ihre Meinung geändert und ihrer Freundin verkündet, dass sie den Nichtjuden vielleicht doch nicht eheliche oder zumindest noch am Überlegen sei, so wäre sie vermutlich nicht überfahren worden. Da sie jedoch mit Bestimmtheit sagte, sie wolle den Mann heiraten, wurde das G - ttesurteil gefällt.

Was jetzt nicht heißen soll, dass es allen Juden, die eine Mixed Marriage eingehen wollen, sterben. Spirituell vielleicht, doch nicht immer gleich körperlich.

Eine atemberaubende Story, wie ich finde !

Vor dem Essen hatte ich eine innige Auseinandersetzung mit zwei verheirateten Töchtern der Gastgeberin. Es ging wieder einmal um "wie (in dem Falle ich) man seinen Weg zurück in die haredische Gesellschaft findet". Wir sprachen so einige Themen an. Von Haredim (Ultra - Orthodoxen) welche sich für den säkuleren Weg entscheiden bis hin über unterschiedliche Aufgaben im Leben und wie G - tt es sehen könnte. Warum schreibe ich im Internet und was suche ich dabei ? Diese Frage war eindeutig zu beantworten: Mich selbst und einen gewissen Weg zurück. Die Mea Shearim Gesellschaft hört zu, doch nur dann, wenn man mit haredischen Argumenten aufwartet.

Was ich danach keineswegs erwartet hatte: Bei Herausgehen wurde mir ein Briefumschlag mit einer Hochzeitseinladung in die Hand gedrückt. Die Enkelin der Gastgeber heiratet in einer Woche einen Chernobyler Chassid und ich bin eingeladen. Ich habe mich wahnsinnig über die Einladung gefreut und und sehe dem Event erwartungsvoll entgegen. Es ist gewiss nicht meine erste chassidische Hochzeit, doch hatte ich gerade nach unserer Auseinandersetzung vor dem Essen keinesfalls eine Hochzeitseinladung erwartet.

Unter anderem aber finde ich dabei endlich einmal Gelegenheit, eine der wichtigsten chassidischen Familie, die Familie Twersky, näher zu umschreiben. Chassidische Gruppen wie Chernobyl oder Rachmastrivka bestehen aus weitverzweigten Twersky - Familienmitgliedern und das allein ist kompliziert zu erfassen. Wer mit wem und wer sind die Eltern etc. ?

Nach dem Schabbatessen machte ich mich zum chassidischen Tisch der Toldot Aharon, gleich um die Ecke, auf. Rebbe David Kahn machte gerade Kiddusch (Segnung des Weines) und danach stand plötzlich eine der Toldot Aharon Frauen neben mir, die mich sogleich ansprach. Wir begannen ein eher ungewöhnliches Gespräch über die Unterschiede der Jerusalemer sowie der Tel Aviver Mentalität. Als ich nebenbei erwähnte, dass ich im Internet schreibe, zog die Frau nach einigen Minuten von dannen. Entweder aus dem Internetgrund heraus oder sie wollte eh weg.

Hätte ich das Internet bei den öffentlichkeitsscheuen Toldot Aharon lieber nicht erwähnen
sollen ? Ich bin der Meinung, richtig gehandelt zu haben, denn ich ziehe keine Show ab oder lüge den Leuten etwas vor. Es gibt Menschen, die das tun, nur um an Informationen zu kommen; mein Stil ist es nicht.

Was ich jedoch wieder einmal bemerkte ist, dass der einzige Weg an Informationen zu Bräuchen der Gruppe oder Reportagen über die Frauen und ihr Leben, zu erhalten, der Weg über die Rebbitzen ist. Ansonsten läuft nicht viel. Mehrere Male sprach ich in der Vergangenheit mit der Rebbitzen und ich werde sie bei passender Gelegenheit zum Thema ansprechen. Da wir uns bereits etwas "kennen" und ich einmal bei einem ihrer Vorträge bei ihr daheim war, mag dies eine gewisse Hilfe bedeuten.

Konversion und was dann ?

B"H

Vielleicht kann sich jemand von der Leserschaft mit diesem Blog "Conversion Journey" identifizieren. In Englisch gehalten, doch, u.a., auch von Erfahrungen in deutschen Gemeinden berichtend.

An den Blogger:

Behalte Deinen offenen Stil auf Englisch und lass Dich nicht von diversen Kommentaren einlullen !

Auszüge aus dem Buch DER KUZARI

B"H

Vielleicht sollte man dies nicht gerade tun: Ein Buch öffnen und aus den jeweiligen Seiten etwas herauspicken. Dennoch habe ich es getan und die nachfolgenden kurzen Inhalte sind das Ergebnis !

Meine Quelle war DER KUZARI von Rabbi Yehudah HaLevi. DER KUZARI wurde über einen Zeitraum von zwanzig Jahren verfasst und im Jahre 1140 veröffentlicht. Wenige Zeit später machte sich Rabbi Yehudah HaLevi von Spanien nach Jerusalem auf, um dort seine neue Heimta zu finden und wie wir wissen, kam er dabei auf tragische Weise ums Leben.

DER KUZARI 1:115.3

… Ein Konvertit (zum Judentum) it einem gebürtigen Juden keinesfalls gleichgestellt, denn nur geborene Juden sind in der Lage, Prophezeihungen zu erhalten. Konvertiten dagegen können (das Wort G - ttes) durch die Propheten akzeptieren und weise und heilig werden, doch Propheten werden sie nicht.

Ein mehr als kontroverses Statement, denn war nicht der Prophet Ovadiah ein Konvertit zum Judentum (siehe hierzu den Talmud Sanhedrin 39b) ?

Antwort: Ovadiah sei eine Ausnahme gewesen, da man anscheinend einen Edomiter brauchte, um eben den Untergang der Edomiter vorauszusagen. In der Regel aber sind Konvertiten nicht in der Lage, Propheten zu werden.

Der Rambam (Maimonides, 1135 - 1204) hält in seinem "Moreh Nevuchim - Führer der Unschlüssigen" swie in seiner "Iggeret Teiman - Epistel an die Juden im Jemen" vollkommen dagegen und schreibt, dass selbst Nichtjuden in der Lage seien, Propheten zu werden. Der Rambam nennt dazu als Beweis Hiob, Tzofar, Bildad, Elifaz und Elihu (allesamt aus dem Buch Hiob (Iyov).


1:115.7

… Der Garten von Eden (das Paradies, Gan Eden) bezieht sich auf einen spirituellen Level, welcher extra für den Menschen erschaffen worden war. (Nicht einen speziellen ORT, sondern einen Seelenzustand !) Hätte der Mensch (z.B. Adam und Chava), nicht gesündigt, wäre er (der Mensch) auch heute noch dort.

Freitag, Mai 21, 2010

Schabbat Schalom



Chassidischer Tisch


B"H

Eine kurze Woche liegt hinter uns mit dem Schavuot - Feiertag in der Mitte. Zumindest gab es etwas an Zeit auszuspannen, bevor nach dem Schabbat der Alltag wieder anrollt.

Es gibt definitiv Zeiten, an denen ich die Heilige Stadt vermisse. Gestern abend gab es zwei solcher Momente, denn ich sichtete zwei homosexuelle Paare händchenhaltend die belebte King George in Tel Aviv herunterzulaufen. Weiterhin betouchte sich ein Homo - Paar im Dizengoff Center. Niemand schien sich daran zu stören, aber können sich anders gepohlte Paare nicht daheim angrabbschen ?

In Jerusalem sind derlei abartige Intimitäten in der Öffentlichkeit undenkbar !

Ach ja, jetzt fehlt es mir sicher wieder an Toleranz und ich bin Rassist. Anscheinend ist heutzutage die falsche Toleranz wichtiger als jede Moral. Wir leben in Sodom und Gomorrha, aber Hauptsache wir sind tolerant !

Nichtsdestotrotz, man konzentriere sich lieber auf die positiven Dinge im Leben. Die Sonne scheint, der Schabbat steht an und mit einem Freund bin ich zum Schabbatessen im ultra - orthodoxen Mea Shearim eingeladen. Danach suchen wir gemeinsam ein paar chassidische Tische. Hoffentlich haben wir Glück und es findet etwas statt !

"Schabbat Schalom - Gut Schabbes" an alle Leser !

Donnerstag, Mai 20, 2010

Der RAMBAM zu SHMUEL (Prophet Samuel)

B"H

Israel (die Juden) erhielt drei Thoramitzwot, welche sie nach der Ankunft im Gelobten Land ausgeführt werden sollten:

1. Einen König zu ernennen.

2. Die Nachkommen Amaleks auszumerzen.

3. Einen Beit HaMikdash (G - ttes Haus zu errichten).

Wenn es eine Mitzwah ist, einen König zu ernennen - warum war G - tt verärgert als die Juden vom Propheten Samuel (Shmuel) nach einem solchen verlangten ?

Weil die Juden das Verlangen nach der Monarchie aufgrund einer Beschwerde aussprachen. Anstatt die Ernennung eines Königs aufgrund der bestehenden Mitzwah einzufordern, weigerten sie sich auf den Propheten Samuel (Shmuel) zu hören und suchten lieber einen starken Herrscher wie andere Nationen auch.
___________________

Quelle:

"Mischna Thora - Hilchot Melachim"
vom Rambam (Maimonides, 1135 - 1204)

Parashat Nasso


Photo: Mark Rothko

B"H

Die Thoralesung für diesen Schabbat

Parashat Nasso ist ungewöhnlich lang und enthält viele verschiedene Mitzwot (Gesetze). In der Regel wird Nasso entweder am Schabbat vor oder nach Schavuot gelesen.

Zu Beginn der Parasha wird Moshe von G - tt angewiesen, die Gershoniter zu zählen. Levi hatte drei Söhne, Gershon, Kehat und Merari. Die Nachfahren der Drei wurden mit unterschiedlichen Aufgaben bezüglich des Auf - u. Abbau des Mischkans (Tabernakel) betraut. Die Kehaniter trugen die besonders heilige Objekte wie die Menorah oder die Bundeslade (Aron) durch die Wüste. Dagegen trugen die Geshoniter sämtlich Vorhänge aus dem Mischkan, aufgrunddessen man annehmen könnte, dass die Kehaniter wichtiger waren.
Rabbi Moshe Feinstein kommentierte hierzu, dass kein Mensch eine niedrigere Aufgabe oder Bedeutung hat als andere. Manager sind nicht wichtiger als Hausmeister oder Büroangestellte. Jeder hat seine bestimmte Aufgabe im Getriebe, ohne die nichts funktionieren könnte. Genauso ist die hiesige Welt zu betrachten. Wir alle wurden von G - tt individuell mit unseren ganz bestimmten eigenen Aufgaben erschaffen.

Die Thora fährt fort mit der Beschreibung, dass unreine Personen für eine gewisse Zeit außerhalb des israelitischen Camps verweilen müssen. Danach folgt die Beschreibung der ehebrecherischen Ehefrau (Sotah), des Nazir und der Segen der Cohanim (Tempelpriester), um nur einige der vielen Mitzwot zu nennen.

Die Parasha erzählt uns von einer für uns heute recht seltsam klingenden Prozedur. Eine Ehefrau, welche ihren Mann betrogen hat, soll das sogenannte "Mei Sotah - das bittere Wasser" trinken. Der Talmud Traktat Sotah geht sehr ausführlich auf das Thema ein.
Wenn eine Ehemann seine Frau verdächtigt, eine Affäre mit einem anderen Mann zu haben, dann muss er sie zuvor warnen, nicht mehr mit diesem Mann zu sprechen, geschweige denn ihn zu teffen. Die Warnung muß in der Anwesenheit von mindestens zwei Zeugen erfolgen (Talmud Sotah 2a). Ignoriert die Frau die Warnung ihres Mannes und fährt mit ihren eventuellen Vergehen fort, werden Zeugen geladen. Bestätigen die Zeugen, dass Frau Sowieso sich mit jenem Mann trifft, so kann der Ehemann seine Frau nach Jerusalem zum Tempel bringen lassen. Entweder gesteht sie vor dem Sanhedrin (bestehend aus 71 Richtern) ihre Vergehen oder sie streitet alles ab.

Gesteht sie den Ehebruch, so kann sich der Mann scheiden lassen. Streitet sie alles ab, verabreichen ihr die Cohanim (Tempelpriester) das bittere Wasser (Talmud Sotah 7a). Sollte sich die Frau von vornherein ganz weigern nach Jerusalem zu gehen, hat der Ehemann das Recht sich scheiden zu lassen. Allerdings besteht dabei der Nachteil für die Frau, dass sie ggf. niemals ihre Unschuld beweisen kann.

Angenommen die Frau brach die Ehe, streitet jedoch vor den Sanhedrin alles ab und ihr wird das bittere Wasser verabreicht. Wie genau sah die Prozedur aus ?

Die Frau wurde von den Cohanim an eine bestimmte Stelle im Tempel geführt, sie mußte ihre Kopfbedeckung vom Haar nehmen und ihr Kleider wurden zerrissen. Dieses Verfahren allein war schon beschämend für die Frau. Auf einen Zettel wurde zweimal der gleiche Name G - ttes geschrieben (Zohar) und sobald einer der beiden verschwand oder auch nicht, zeigte das u.a. die Schuld bzw. Unschuld der Frau an.

Die Gemara (rabbinische Diskussionen) im Talmud Sotah 26b schliesst allerdings Frauen, welche ein sexuelles Verhältnis mit einem Tier hatten aus. Derlei Frauen brauchen keine Sotah - Prozedur durchlaufen genauso wenig wie jene Frauen, die Sex mit einem Minderjährigen hatten (siehe ebenso den RASCHI Kommentar). In diesen Fällen dürfte eine sofortige Ehescheidung bzw. anderweitige rabbinische Bestrafungen erfolgen. Der Rambam (Maimonides), 1135 - 1204, legt in seiner Mischna Thora / Hilchot Sotah 1:6 fest, dass nach seiner Auffassung das Alter des Minderjährigen unter 9 Jahren sein muss. Ab dem neunten Lebensjahr wäre ein Junge geschlechtsfähig. Der Rambam beruft sich bei seiner Festlegung auf zahlreiche Midraschim.

Bei dem bitteren Wasser handelte es sich um Wasser aus dem Kiyor (Becken im Tempel) vermischt mit etwas Erde vom Boden vor dem Allerheiligsten (Azarah). Die Frau trank es aus einer neuen Tonschale. Wenn die Frau das Wasser trank und es stellte sich keinerlei Wirkung ein und sie blieb am Leben, bedeutete dies ihre Unschuld. Wenn sie schuldig war, blähte sich ihr Magen auf und sie starb einen qualvollen Tod. Das bittere Wasser war die einzige g - ttliche übernatürliche Strafe in dieser Welt. Alle anderen Vergehen wurden halachisch durch die Sanhedrin geahndet und auch bestraft.

In der Midrasch Tanchuma gibt es die berühmte Story von der ehebrecherischen Frau, welche versuchte, die Sanhedrin zu betrügen. Sie schickte einfach ihre Zwillingsschwester um das bittere Wasser zu trinken. Wie erwartet, starb diese nicht, denn sie war unschuldig. Als die Zwillingsschwester mit der guten Nachricht zu ihrer ehebrecherischen Schwester heimkam, küßte sie die Schwester vor Freude. Das bittere Wasser, was noch auf ihren Lippen war, tötete jedoch die schuldige Schwester.

Warum gibt uns G - tt in seiner Thora solch ein Gesetz und was bedeuten unsere Vergehen für uns und Ihn ?

Im Falle des Ehebruchs sieht das kabbalistische Buch "Shushan Sodot" einen Bruch zwischen G - ttes Willen und dem menschlichen Handeln. G - tt hat ein bestimmtes Ehepaar zusammengeführt, welches eine Einheit bildet, und ein Ehepartner zerstört diese Einheit. Mit unseren halachischen Vergehen beschädigen wir nicht nur unsere Neschama (Seele), sondern genauso die "oberen spirituellen Welten". Jedes einzelne Vergehen entfernt uns immer mehr von G - tt. Im Talmud Sotah 3a lesen wir, dass kein Mensch sündigt bis ihn ein "Ruach Schtut (dummer Gedanke)" überkommt. Manches wollen wir eigentlich gar nicht tun, da wir genau wissen, dass es falsch ist, doch irgendwie überfällt uns ein Gedanke, dass alles nicht so schlimm wäre und wir es eh nie wieder tun.

Im Judentum heißt es, das ein Vergehen gleich das andere nach sich zieht (Averah goreret Averah). Sobald wir einmal beginnen, hören wir nicht mehr auf und denken, dass es ja eigentlich erlaubt sei (Talmud Sotah 22a). Hat man sich erst einmal an ein Vergehen gewöhnt, so wird alles als erlaubt angesehen und es kommt kaum noch zu einer Teschuvah (Umkehr), so die Talmudkommentatoren Rashi und RIF. Das Schlimme dabei ist, dass sich Außenstehende auch noch dazu verleiten kann, etwas zu tun, was sie gar nicht wollen.

Der Ishbitzer Rebbe sagt, dass wir nicht zulassen sollen, dass fremde Gedanken unser Leben beherrschen. Wie der Nazir schwört, sich von diversen Unreinheiten und vom Alkohol fernzuhalten, so sollten wir nicht allen Verführungen des Lebens erliegen und uns in niedrige spirituelle Level katapultieren.

Rabbi Samson Raphael Hirsch sieht im Ehebruch der Sotah ein Verlassen des moralischen Weges eines Menschen. Niemand sündigt, wenn er nicht gerade in dem Moment, wenn auch nur zeitweilig, das wahre Konzept des Lebens verliert.

Jedoch stelle ich mir diesbezüglich die Frage, ob nicht ein gewisses Verständnis für einen Ehebruch aufkommen kann, wenn die Ehe eh nicht mehr läuft und ernsthaft von Scheidung geredet wird. Die Halacha sieht in dem Falle erst eine Scheidung vor bevor es überhaupt zum Sex mit einem anderen Partner kommen kann. Und dies wiederum, lt. Judentum, erst nach einer erneuten Heirat, denn außerehelicher Sex ist untersagt.

Anmerkung: Im Judentum ist es, im Gegensatz zum Christentum, nach einer Scheidung durchaus erlaubt, wiederzuheiraten. Wollen dieselben Parteien nach ihrer Scheidung nochmals heiraten, dann kann diese erneute Hochzeit nur dann stattfinden, wenn die Frauen zwischenzeitlich mit keinem anderen Mann verheiratet war (nach der Scheidung). Ansonsten darf jede der geschiedenen Partei ein zweites Mal heiraten.

Der Ramban (Nachmanides), 1194 - 1270, stellt in seinem Thorakommentar die Frage, warum uns die Thora erst von der ehebrecherischen Frau (Sotah) berichtet und danach vom Nazir (Jemand, der auf bestimmte Zeit dem Wein abschwört, keinen Leichnam berühren darf, sich nicht die Haare schneidet und auch sonst noch einige Regelungen auf sich nimmt, um sich zu perfektionieren und G - tt näherzukommen). Übrigens ist ebenso eine Frau in der Lage, den Schwur eines Nazirs auf sich zu nehmen !

Wer eine ehebrecherische Frau in ihrer Pose sieht, halte sich von ihr fern und trinke keinen Wein, denn Prostitution und Wein können einer Person das Herz stehlen und somit geht man derjenigen Frau auf den Leim.

Natürlich heißt es im Judentum immer wieder, dass jeder Mensch die Möglichkeit zur Teschuva (Umkehr) nutzen kann. Manchmal muß man sehr tief fallen, um danach viel höher aufzusteigen (so die Chassidut). Doch ein ganz tiefer Fall verursacht häufig so tiefe Depressionen, dass derjenige sich für unwürdig zur Teschuva fühlt und erst recht abstürzt. Dies ist die schlimmste Depression, welche einem wiederfahren kann und trotz allen Chaos sollten wir jeden neuen Tag mit neuem Optimismus begegnen. Zumindest sollten wir versuchen, dies zu tun.

Schabbat Schalom

Dienstag, Mai 18, 2010

"CHAG SAMEACH - Happy Schavuot !"




B"H

Die ganze Nacht über werden Tausende Juden ihren Weg zur Klagemauer (Kotel) finden, um dort morgen früh gegen 4.00 oder 5.00 Uhr das Morgengebet Schacharit zu beten. Das Wetter hat sich deutlich verschlechtert, doch der Sonnenaufgang ist an der Klagemauer besonders gut zu beobachten und hat etwas Gigantisches. Gerade richtig zu Schavuot und G - ttes Vergabe der Thora an die Juden.

Müssen sich die Nichtjuden vollkommen ausgeschlossen fühlen, da Schavuot ein ausschlisslich jüdischer Feiertag ist ?

Nein, denn Nichtjuden haben die Sieben Noachidischen Gesetze und Aufgabe der Juden ist es, anhand der Thora die Moral in die Welt zu bringen. Darüber Hinaus die Erkenntnis, dass es EINEN EINZIGEN G - TT gibt, der jegliche Existenz erschuf und diese am Leben erhält.
Ob uns das mit der Moral immer gelingt ? Vielleicht nicht immer, dennoch lernten die Völker moralische Thorawerte, indem Mord oder Ehebruch als Vergehen betrachtet werden und nicht hochgepriesen wie zur Antike.

Wenn ich nichtjüdische Touristen an der Klagemauer sehe, dann fällt mir auf, dass die Mehrheit von ihnen auf einen Startschuss wartet, an welchem die anwesenden Juden zusammen ihren G - ttesdienst beginnen. An der Kotel jedoch ist das nie der Fall, denn jede Gruppe bringt ihre eigene Minyan (10 jüdische Männer) zum Beten mit und die Folge ist, dass wer weiss wie viele Grüppchen ihr Gebet durchziehen. Dies bedeutet nicht, dass es keine Gemeinsamkeit gibt. Ganz im Gegenteil, denn jede Minyan bringt die Welt auf einen höheren Level.

Wie immer habe ich nicht alles zu einem Feiertag / Thema erwähnt, was eigentlich noch zu sagen wäre. Dennoch hoffe ich, dass die Leserschaft einen kleinen Eindruck in den Schavuot - Feiertag bekommen hat.

Traditionell werden Milchprodukte verzehrt. Nicht nur, doch auf den Käsekuchen will letztendlich niemand verzichten.

"Chag Sameach - einen tollen Feiertag an alle !"

Avivah Gottlieb - Zornberg zum "Buch Ruth"

Montag, Mai 17, 2010

Schavuot im ultra - orthodoxen Mea Shearim

B"H

Ursprünglich hatte ich für die morgige Schavuot - Nacht geplant zu mindestens zwei relig. Vorträgen zu gehen, doch damit wird es allem Anschein nach nichts werden. Ein Bekannter von mir, ein Rabbiner der chassidischen Gruppe Karlin - Stolin, hat mich zusammen mit einem Freund zum Essen eingeladen und danach ziehen wir gemeinsam zum Tisch des Karliner Rebben in Mea Shearim.

Die Chassidut Karlin, welche sich heute in Stolin und Pinsk aufteilt, mag in Europa weniger bekannt sein. Dabei handelt es sich eigentlich um die älteste chassidische Gruppe überhaupt. Gegründet von Rebbe Aharon dem Großen in Litauen. Karlin (ein Vorort von Pinsk) wurde noch vor Chabad gegründet und ist heute überwiegend in Brooklyn, Bnei Brak und Jerusalem ansässig. Der Rebbe ist in New York geboren, lebt jedoch mit seiner zweiten Frau (er ist der einzige geschiedene Rebbe) außerhalb Jerusalems, in Givat Ze'ev. Dort baute er im Laufe der Zeit einen eigenen Karliner Stadtteil auf. Leider kommt er nur zu bestimmten Tagen nach Jerusalem in seine große Synagoge im Stadtteil Mea Shearim (gegenüber der Chassidut Satmar).

Was die Karliner auszeichnet und wofür sie extrem bekannt sind, ist ihre Art zu beten bzw. den Synagogeng - ttesdienst zu betreiben. Die Gebete werden nur so in Ekstase herausgeschrien. Bei den Frauen weniger, jedoch bei den Männern. Wer sie sieht, der meint der Kleidung nach, absolut konservative, ja, sogar fundamentalistische, Chassidim vor sich zu haben, denn sie tragen am Schabbat die gestreiften Yerushalmi - Kaftane. Wer sie jedoch näher kennen lernt, der wird die Karliner als außerordentlich offen erleben. Nicht wenige Male wurde ich in der Synagoge zu verschiedenen Events eingeladen und einmal sprach ich mit der Rebbitzen und einer ihrer Töchter.

Insgesamt finden in ultra - orthodoxen Stadtteil Mea Shearim (Jerusalem) sowie vielen anderen haredischen Orten mehrere chassidische Tische statt. Zu etwas anderen Zeiten als gewöhnlich und wesentlich kürzer. Unter anderem bei der Chassidut Belz, den Toldot Avraham Yitzchak oder eben in Karlin - Stolin.

Der Meschiach aus der imperfekten Familie

B"H

Wer waren die Vorfahren David HaMelechs ? Kommt der Meschiach aus der Familie Davids wirklich aus einer perfekten Familie, wie man sich das halt so vorstellt oder muss auch ein Meschiach ein paar Leichen im Keller haben ?

Sonntag, Mai 16, 2010

Tikkun Leil Schavuot

B"H

Bei dem "Tikkun Leil Schavuot" handelt es sich um eine berühmte jüdische Tradition in der Nacht an Schavuot (in diesem Jahr DIENSTAG NACHT !). G - tt gab uns die Thora am Berg Sinai und in der Nacht zuvor sollten wir uns auch heute spirituell darauf vorbereiten. Nicht nur, dass die Juden vor Tausenden von Jahren die Thora erhielten, sondern der Zustand hält bis HEUTE an. An jedem Schavuot erhalten auch wir die Thora neu.

Ein TIKKUN steht für die eigene Seelenkorrektur. Anhand des Thoralernens oder indem ich an der Schavuotnacht zu relig. Vorträgen gehe, bringe ich mich selbst auf einen gewissen höheren Level. Vorausgesetzt, ich entnehme Ernsthaftes aus den Inhalten der Vorträge für mich selbst und ändere ggf. mein Leben etwas.

An Erev Schavuot also strömen besonders in Israel die Juden los. Seit wenigen Jahren findet der Brauch große Anhängerschaft unter den säkuleren Juden und somit ist selbst Tel Aviv nicht ohne ausreichende Angebote. Die meisten Shiurangebote gibt es jedoch in Jerusalem, wobei ich persönlich halachische Vorträge von orthodoxen Rabbinern bevorzuge und nicht von irgendwelchen Light- Programmen.

Zwei hervorragende halachische Gelegenheiten bieten die Große Synagoge sowie die Yeshurun Synagoge. Beide befinden sich in der King George Street, fast nebeneinander. In der Großen Synagoge spricht, unter anderem, der ehemalige aschkenazische Oberrabbiner Israel Lau zum Thema "Wie ändert sich halachisch das Leben nach der Konversion zum Judentum". Wie wir wissen, ist Schavuot auch das Fest der Ruth, welche da zum Judentum übertrat als sie mit ihrer Schwiegermutter Naomi nach Bethlehem (Beit Lechem) heimkehrte. Ruth war ursprünglich Moabiterin und was es alles mit ihr und den daraus entstehenden Problemen auf sich hat, darüber wird alljährlich an Schavuot heftig diskutiert. Der derzeitige aschkenazische Oberrabbiner Jonah Metzger spricht halachisch in der Yeshurun Synagoge; nur ein paar Meter weiter.

Den seltsamsten aller diesjährigen Schavuot - Vorträge bietet das Menachem Begin Center. Dort spricht die Doktorin der Soziologie, Sima Zalcberg, zum Thema "Wie sie als Researcherin sich in eine extreme chassidische Gruppe" einschlich. Die Wörter "EINSCHLICH" sowie "HINEINLOG" sowohl als auch der Name der chassidischen Gruppe "die Toldot Aharon" werden wohlweislich in der Programmankündigung verschwiegen.

Vor ca. fünf oder mehr Jahren log sich Sima Zalcberg durch die Toldot Aharon, um zu untersuchen, warum deren Frauen sich nach der Hochzeit die Haare abscheren. Nach ca. einem Jahr verfasste sie ihr Doktorat zum Thema. Ich las ihr Doktorat zweimal und rief Sima Zalcberg an, da sich mir einige Fragen aufdrängten. Wie die damalige Studentin reagierte, könnt Ihr hier lesen:



Wie ich bereits unzählige Male schrieb, bin ich gegen Leute, welche die Chassidim lediglich als Mittel zum Zweck benutzen und sie hinterher als "ungebildet" oder "Objekte" beschreiben, wie Sima Zalcberg es tat. Bevor sie sich aufmachte, um die Toldot Aharon zu untersuchen, las sie Bücher über isolierte afrikanische Stämme und wie man sich denen als Forscher nähert. Mittendrin log Frau Zalcberg der Toldot Aharon Rebbitzen etwas von "sie wolle relig. werden vor" und entsprechend schaut ihr Doktorat aus.

An all jene Leserschaft, die ernsthaft an dem Thema "Warum sich verschiedene chassidische Frauen nach der Hochzeit die Haare abrasieren" interessiert sind:
Man muss sich nicht unbedingt in die Toldot Aharon einschleichen, um die Antwort zu finden, denn ebenso scheren sich die Belzer, Satmarer oder Vishnitzer Frauen die Haare. Wer Fragen zu dem Thema hat, kann sie loslassen. Als Kommentar oder per Mail. Zum Thema habe ich schon einiges berichtet, aber man weiss ja nie, was noch für Fragen auftauchen !

Die innere Bedeutung von Schavuot



B"H

In Jerusalem nimmt an Schavuot ein wichtiges Spektrum ein, denn alles wird sich am Mittwoch morgen zur Klagemauer (Kotel), zum Morgengebet Schacharit, aufmachen.

Dienstag abend beginnt Schavuot, welches wir in Israel nur einen Tag lang feiern (bis Mittwoch abend). Im Ausland dagegen werden meist zwei Tage eingehalten.

Am 6. des jüdischen Monats Sivan erhielten die Israeliten am Berg Sinai von G - tt die Thora. In der Thora werden wir von G - tt mehrere Male darauf hingewiesen, dass sie für alle Ewigkeiten gültig sein und durch nichts anderes ersetzt werden wird. Für G - tt und die Thora existiert keine Zeit (siehe das chassidische Buch "Bnei Yissachar"). Beide sind zeitlos und unabhänging von ihr, im Gegensatz zu uns. Nach dem Vorfall mit Eva und Adam im Paradies (Gan Eden) änderte G - tt den menschlichen DNA und machte uns zeitabhängig und somit sterblich.

Was ist aber heute mit uns, die nicht beim Empfang der Thora am Berg Sinai live dabei waren ? Wie verhalten wir uns an jenem Feiertag ?

Zuerst einmal gibt es im Judentum das Konzept, dass alle jüdischen Seelen, die jemals erschaffen wurden und in Zukunft erschaffen werden, am Berg Sinai anwesend waren. Wir alle haben dort die Thora empfangen, auch die Konvertiten zum Judentum. Bevor die Thora an das jüdische Volk gegeben wurde, fragte G - tt alle anderen Völker, ob sie nicht die Thora haben wollen, doch die Völker lehnten ab, denn lt. Thora ist es verboten zu morden, zu stehlen, die Ehe zu brechen etc. Jene Angewohnheiten wollten die Völker nicht aufgeben (siehe Midrasch). Einzig und allein die Juden (Israeliten) sagten: "Na'aseh ve Nishma - Wir werden tun und hören". Die Juden waren von Anfang an bereit, die Thora einzuhalten ohne die genauen Bedingungen zu kennen (Midrasch).

Der Vilna Gaon kommentiert, dass G - tt nur die Oberhäupter der anderen Völker befragte und diese ablehnten. Innerhalb der Völker gab es dennoch einfache Leute, welche die Thora gerne empfangen haetten. Laut dem Vilna Gaon sind diese Seelen die heutigen Konvertiten zum Judentum.

Wie bereiten wir uns am besten auf Shavuot vor ?

Zuerst einmal sollten wir die Thora verinnerlichen und nicht davon ausgehen, dass es sich um irgendein Buch aus der Antike handelt, welches mir heutzutage nichts mehr zu sagen hat. Rabbi Me'ir Weiner sagte bei einem Schiur (relig. Vortrag), dass jeder einzelne die Thora so sehen muß als ob sie zu ihm spreche. Nur zu ihm selbst. Diese Auffassung macht es uns vielleicht leichter die Bedeutung des Schavuot in unserer Zeit zu verstehen. Jeder sollte sich spirituell auf Schavuot vorbereiten, denn es handelt sich um einen Feiertag, an dem wir sehr hohe spirituelle Level erreichen können. Weiterhin stellt Schavuot einen Chizuk, eine seelische Stärkung, für alle Generationen dar (siehe "Kuntres Dibrot Kodesh" der chassidischen Gruppe Toldot Avraham Yitzchak).

Für alle nachfolgenden Generationen (nach Moshe) besteht auf alle Ewigkeiten die Mitzwah des Thorastudiums (Bnei Yissachar). Im Judentum haben wir unterschiedliche Konzepte darüber, wie wir die Thora lernen. Angefangen vom Peschat, welches ein "oberflächliches" Lernen ohne tiefere Ergründung darstellt. Aber die Thora ist viel mehr als wir aus dem eigentlichen Text herauslesen. Unsere Aufgabe ist die tiefe Ergründung der Thora einschließlich ihrer Halachot (halachische Gesetze).

Während des Morgengebetes (Schacharit) an Schavuot (Montag früh) werden drei zusätzliche Lesungen eingefügt: Die Zehn Gebote, die wir stehend hören, das berühmte Gebet AKDAMOT von Rabbi Meir ben Yitzchak (11. Jahrh.) und die Megillat Ruth, das Buch Ruth.

Bei "Akdamot" handelt es sich um eine liturgische Poesie, die uns von G - ttes Erschaffung der Erde bis hin zur kommenden Welt (Olam HaBah) führt. Die Verse sind alphabetisch geordnet (nach dem hebrä. Alphabet) und geantwortet wird nach dem Satz mit dem Wort TA תא, welches aus den Buchstaben Tav ת und Aleph א besteht. Aleph א ist der erste und das Tav ת der letzte Buchstabe des hebräischen Alphabetes. Das Wort TA תא beinhaltet demnach die gesamte Thora mit all ihren Buchstaben und zeigt uns auf, dass das Thorastudium unendlich ist.

Das Buch Ruth wurde vom Propheten Samuel verfaßt (Talmud Bava Batra 14b sowie der Kommentator Raschi). Warum lesen wir ausgerechnet das Buch Ruth (Megillat Ruth) an Schavuot ?

Ruth war eine Vorfahrin König Davids und dieser wurde an Schavuot geboren und er verstarb an Schavuot. Es heißt, dass nur Zaddikim (Gerechte) an ihrem Geburtstag sterben.

Da wir mit Ruth eine der wichtigsten Konvertitinen zum Judentum haben, ist Schavuot gleichzeitig ein Tag der Konvertiten. Zeit seines Lebens wurde König David von vielen Leuten ausgelacht und verspottet, war er doch ein Nachfahre einer Moabiterin und keiner geborenen Jüdin.

Wir erinnern uns: Die Moabiter und die Ammoniter (heute Jordanien) gehen aus der fatalen Beziehung mit Lot und seinen beiden Töchtern hervor. Vor der Zerstörung Sodom und Gomorrhas flüchtete Lot mit seinen Töchtern, Lot betrank sich und hatte ein Verhältnis mit beiden Töchtern. Jede von ihnen bekam einen Sohn, von denen der eine Ammon und der andere Moav hieß.

Unserer mündlichen Gesetzesüberlieferung (der Mischna im Talmud – mündliche Gesetzesüberlieferung G- ttes an Moshe am Berg Sinai) zufolge, dürfen Juden keine männlichen Nachfahren der Ammoniter bzw. der Moabiter heiraten. Weibliche Nachfahren dagegen sind erlaubt (Talmud Yevamot 76b). Demzufolge gab es für die Juden keinen Grund König David als Bastard zu bezeichnen, denn für seinen Vorfahren Boaz war es gesetzlich in Ordnung, Ruth zu ehelichen. Dennoch litt König David Zeit seines Lebens unter dem Spott "kein richtiger Jude zu sein" und würde er heutzutage zum Rabbanut (Oberrabbinat) gehen, könnte es ihm durchaus passieren, hinausgeschmissen zu werden.

Aber eben aus jeder Beziehung von Ruth der Moabiterin und Boaz sehen wir, dass beide die Vorfahren des Meshiach sind. Hätten wir nicht eher angenommen, dass der Meschiach aus einer perfekten Verbindung kommen sollte ? Vielleicht ist es notwendig, dass auch ein Meschiach einige Leichen im Keller haben sollte, was ihn nur allzu menschlich macht.

Aber nicht nur König David starb an Schavuot, sondern auch der Begründer des Chassidismus, der große Baal Shem Tov. Dieser starb in der Nacht an Schavuot und viele chassidische Gemeinden feiern seine Yahrzeit (Todestag) mit speziellen Events. In der Chassidut überhaupt wird in der Nacht an Schavuot sehr großer Wert auf Tikkunim gelegt, Gebete, mit denen wir unsere Seelen (Neschamot) auf höhere Level bringen.

Weltweit werden Tausende von Juden die Nacht durchlernen. Vor allem in Jerusalem ist es ein beliebter Brauch, von Vortrag zu Vortrag zu gehen. Fast alle Synagogen oder relig. Programme bieten Vorträge aller Art an. Überwiegend mit dem Thema des Empfangs der Thora am Sinai und dessen heutige Bedeutung.

Seitenweise veröffentlichen die Tageszeitungen Listen mit Adressen, bei denen man lernen kann. Die Vorträge sind kostenlos und es werden Erfrischungen gereicht. Morgens gegen 4.00 Uhr machen sich die meisten Jerusalemer auf den Weg zur Klagemauer (Kotel). Es ist jedes Jahr ein herrliches Schauspiel wenn mitten im Morgengebet die glutrote Sonne über dem Tempelberg aufgeht.

Vorab schon einmal: Chag Sameach - einen schönen Feiertag !!!!