Donnerstag, September 03, 2009

Die Töchter Lots und die Mitzwah

B"H

Der Talmud Traktat Bava Kamma 38b erwähnt einen interessanten Aspekt, wie ein Mensch seine Mitzwah (G - ttesgebot) auszuüben hat:

"Und Rabbi Chiya bar Abba sagte im Namen von Rabbi Yehoshua ben Korchah: Eine Person sollte stets danach streben, der Erste bei einer Mitzwah zu sein".

Schon von Avraham lernen wir, dass man beim Aufkommen einer Mitzwah nicht zögern darf und sofort "zugreifen" sollte. Steht eine Frau mit einem Kinderwagen vor dem Bus, so schaut man nicht lange fragend herum, sondern hilft ihr in den Bus - Um nur ein Beispiel zur Verdeutlichung zu nennen. Oder wir folgen einmal nicht unseren inneren negativen Einflüssen (Yetzer HaRah), sondern stehen zeitig zum Gebet auf.

Ein weiteres, sehr reales, Beispiel: Eine Freundin von mir wurde bei einem Schiur (relig. Vortrag) von der Rebbitzen der chassidischen Gruppe Toldot Aharon so sehr beeinflusst, dass sie am nachfolgenden Schabbat zeitig mit allen Vorbereitungen fertig war. Ansonsten steht sie noch zwei Minuten vor dem Sirenenton zum Schabbat in der Küche.

Anmerkung: In israelischen Orten wie Bnei Brak oder Jerusalem erfolgt mit dem Schabbatbeginn am Freitag abend ein kurzer Sirenenton.

Die Mitzwot seinen Mitmenschen zu helfen oder G - tt zu dienen nicht warten lassen, sondern frühzeitig bei der Sache sein. Dies lernen wir schon von Avraham, der da schon am Morgen loszog und seinen Sohn Yitzchak opfern wollte, wie es ihm G - tt befahl. Das Resultat war, dass Avraham diesen Test bestand. Die Opferung des Yitzchak war nichts weiter als ein Test G - ttes an Avraham.




Rabbi Chiya bar Abba fährt in der Gemara (rabbinischen Diskussion) in Bava Kamma fort mit der Erklärung zu den Töchtern von Lot. Die ältere Tochter zögerte nicht ihren Vater Lot ins Bett zu locken, um mit ihm ein Kind zu zeugen. Hierbei gibt es unterschiedliche Stellungnahmen, ob Lot tatsächlich betrunken war oder nur so tat. Lot selbst war moralisch betrachtet nicht ganz einwandfrei, denn als Avraham ihn bei der Trennung fragte, in welche Richtung Lot gehen wolle, um sich dort anzusiedeln, schaute Lot gierig auf Sodom und Umgebung. Das wohlhabende Sodom, welches zwar moralisch darniederlag, doch Lot wollte ebenso wohlhabend werden und suchte sich den fetten Brocken aus.

Anmerkung: Sodom und Gomorrha wurden letztendlich von G - tt aufgrund ihrer Geldgier vernichtet (siehe hierzu Talmud Sanhedrin 109a). Die Bewohner Sodoms beabsichtigen nur reiche Leute in ihre Stadt zu lassen. Keinesfalls wollten sie in ihrem Reichtum irgendwelche armen Vagabunden anziehen, die sich nur in der Stadt niederlassen, weil dort alles in Hülle und Fülle vorhanden ist. Gastfreundschaft gab es demnach nur wohlbetuchten Gästen gegenüber. Durchreisende Bettler hingegen wurden schrecklich behandelt und so deren schnelle Abreise herausgefordert. Unter anderem wurden unerwünschte Durchreisende auch schon einmal ihres Geldes beraubt.

Lots Töchter gingen davon aus, dass die gesamte Welt zerstört worden war und nicht nur Sodom und Gomorrha. Sie betrachteten sich als die einzigen Überlebenden und ihr Vater war der einzige Mann, mit dem sie nun Kinder, sprich eine "neue Generationen" zeugen konnten (siehe Talmud Traktat Nazir 23a). Somit wurde die Fortpflanzung und Erhaltung der Menschheit zu Mitzwah und genauso dachten die Töchter. Sie sahen in ihrem Verhalten keinerlei Vergehen.
Die ältere Tochter gebar von ihrem Vater einen Sohn, den sie "Moav - vom Vater" nannte. Moav wurde der Vater der Moabiter. Die zweite Tochter gebar einen Sohn, den sie "Ben Ami - Sohn meines Volkes" nannte und dieser wurde der Vater der Ammoniter.

Rabbi Chiya bar Abba sagt weiter in Bava Kamma 38b, dass man sich nur die Nachkommen der ersten Tochter (von Moav) anschauen solle: Oved, Yishai, David und Salomon.

Die Mutter Oveds war Ruth, die Moabiterin, und dessen Vater war Boaz (siehe Megillat Ruth). Die jüdischen Nachkommen der zweiten Tochter hingegen (vom Sohn Ben Ami) traten bis zur Geburt des Rechavam (Sohn des Salomon) nie in Erscheinung. Die Mutter Rechavams war Na'amah, die Moabiterin. Die Gemara in Bava Kamma sieht den Grund, dass die Nachkommen der ältesten Tochter zuerst in das Volk Israel einheirateten darin, dass sie die erste war, welche die Mitzwah der Fortpflanzung ausführte.

Dies mag seltsam klingen, doch muss man immer davon ausgehen, dass die Töchter sich im Recht sahen, denn sie dachten die Welt sei zerstört worden.

Die Nachfahren der ältesten Tochter heirateten vier Generation eher in das jüdische Volk ein.

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