Sonntag, November 30, 2008

Vor Chanukkah




B"H

Am Abend des 21. Dezember zünden wir die erste der acht Chanukkah - Kerzen. Vorab schon einmal ein paar chassidische Inhalte zum Aufwärmen:

"Die drei Reiter" - eine Baal Shem Tov Story

Einige Lehren von Rabbi Nachman von Breslov

Ungewisser Schabbat

B"H

Der Toldot Aharon Rebbe sollte nach seinem New Yorker Fundraising - Trip eigentlich wieder in Jerusalem sein, doch nichts war es mit einem chassidischen Tisch bei der Gruppe am letzten Schabbat. Die Synagoge war dunkel und verlassen und überhaupt wirkte alles dunkel und verlassen. Kaum ein Mensch auf der Mea Shearimer Shivtei Israel Straße. Anscheinend wartete man bei den Toldot Aharon auf News aus Mumbai, denn ein Schwiegersöhne des Rebben der chassidischen Gruppe Toldot Avraham Yitzchak, der sich gerade in Indien befand, war noch immer verschollen.

Der Toldot Avraham Yitzchak Rebbe Shmuel Yaakov Kahn ist der ältere Bruder des Toldot Aharon Rebben. Gestern abend dann kam heraus, dass der Schwiegersohn zusammen mit acht weiteren Anwesenden im Chabad Haus von den pakistanischen Terroristen umgebracht worden war. Trauer also bei Chabad sowie den Toldot Avraham Yitzchak, wo Rabbi Aryeh Leibusch Teitelbaum acht Kinder und eine Frau hinterlãßt.

Stattdessen setzten wir unseren Weg zur chassidischen Gruppe Slonim fort, bei denen wir schon eine kleine Ewigkeit nicht mehr waren. Dort jedoch hatte man recht früh mit dem Tisch des Rebben begonnen und nach einer halben Stunde unserer Anwesenheit war schon alles vorbei. Dennoch war die kurze Zeit interessant. Nicht unbedingt die Lieder der Slonim, denn diese klingen schwer, behäbig und recht eintönig.
Der Tisch der Slonim war gerammelt voll und im Erdgeschoß drängelten sich mehrere Hundert Slonim auf den Metalltribünen um den Tisch des Rebben herum. Zum Tischende werden fast bei jedem chassidischen Tisch Früchte ausgeteilt. Bei den Slonim sowie auch bei Belz nimmt nicht ein jeder Chassid einfach nur einen Apfel oder so, sondern bei den beiden Gruppen ist alles durchorganisiert. Namen werden laut verlesen und die Früchte an eben jene Leute weitergereicht. Dennoch bekamen alle Chassidim Orangenscheibchen, Kugel (Pastete) sowie Sodawasser. Die Weiblichkeit bekam, wie immer, nichts.

Nach einigen Lieder stellten sich die Chassidim auf und bildeten einen Gang für ihren Rebben. Der Tisch war vorbei und es war schön mitanzusehen, wie der Rebbe an den Chassidim vorbei ging und sie einzeln grüßte.

Am Schabbatmorgen machte ich mich mit einer Freundin auf zur Klagemauer (Kotel). Gewöhnlich hat dort an jedem Schabbat Rabbi Mordechai Machlis seine Minyan (mindestens 10 jüdische Männer) zum Morgengebet Schacharit. Die Frauen stehen hinter der Trennwand, doch da der Rabbi stets nahe dieser Trennwand (Mechitzah) betet, bekommen wir alles mit und so wird das Ganze zu einem richtigen G - ttesdienst. Außerdem war "Schabbat Chatan". Simcha, ein Bekannter von uns allen, heiratet heute abend und ein sich in der folgenden Woche verheirateter Mann wird am Schabbat vorher immer zur Thora aufgerufen. Danach schmeissen die Frauen normalerweise Süßigkeiten für die Kinder auf die Männerseite.

Auf unserem Weg von der Neustadt in die Altstadt gingen wir durch das Damaskustor (Sha'ar Shechem), wo im arabischen Viertel buntes Treiben herrschte. Samstags kontrollieren die Stadtinspektoren nicht all die illegalen Händler und die Palis nutzen dann alles zum großen Markttag aus. Illegale Händler säumen vor allem den Platz vor dem Eingang zum Damaskustor. Turnschuhe, Klamotten, Elektrozubehör … alles superbillig zu haben.
Der Weg durch den arabischen Markt zur Kotel was das Beste. Der Geruch von Gewürzen und wildes Menschengewimmel. Angst hatten wir keine, denn wer kümmert sich beim Markttag um uns. So hofften wir zumindest und behielten recht. Kurz vor dem Checkpoint zur Kotel trafen wir auf einen Pali - Händler, der wie aus einem Film wirkte. Langer arabischer Kaftan, Schnurrbart, einfach original. Er stoppte uns und zeigte uns seine kleinen duftenden Kristalle, die er langsam verbrannte und welche einen tollen Geruch erzeugten. Meine Freundin will innerhalb der Woche bei ihm vorbeischauen und einkaufen.

An der Kotel angekommen, kamen wir gerade richtig zur Thoralesung. Danach allerdings beschlossen wir, bei meiner Freundin zu essen und nicht mit zu den Machlises zu laufen. In der letzten Zeit ist es bei den Machlises nicht mehr ganz so wie früher und zuviele Leute quetschen sich auf engem Raum. Wir machten uns auf den Rückweg und erlebten somit keinen eingequetschten Schabbat.

Freitag, November 28, 2008

Schabbat Schalom

B"H

Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich an diesem in wenigen Stunden beginnenden Schabbat viel mit mir anzufangen weiß. Derzeit bin ich froh, dem Religiösen etwas entkommen zu sein und in Tel Aviv ein paar normale Leute zu sehen. Manchmal steht einem halt der Sinn danach. Das Wetter ist zwar trübe geworden, aber alles ist besser als eine Luft gefüllt von Zwang zu atmen. Es nervt mich total, vernehme ich in Jerusalem aus dem Bus steige (wie heute nachmittag) und höre in meiner Umgebung die Sätze "Dies ist Laschon HaRah (üble Nachrede)" oder "Das tut man nicht so, sondern so (lt. Halacha)". Irgendwie scheinen sich unzählige Leute es zu lieben, sich in die Belange anderer einzumischen. Dabei meinen sie es ja nur so gut.

Bevor ich mich noch mehr auslasse und ablästere, konzentriere ich mich lieber auf Positives und wünsche allen "Schabbat Schalom". Und das ja niemand "Laschon HaRah" redet …

Donnerstag, November 27, 2008

Parashat Toldot


Photo: Gil Gilad


B"H

Die Thoralesung für diesen Schabbat

In der letzten Parashat Chaye Sarah verstarben erst Sarah und später auch noch ihr Gatte Avraham. Wir wir wissen, hinterließ Avraham mehrere Kinder. Zuerst zeugte er mit Sarahs Sklavin Hagar den Ishmael, danach bekamen er uns Sarah den gemeinsamen Sohn Yitzchak und nach Sarahs Tod heiratete Avraham abermals. Keturah hieß seine neue Frau, von der die Midrasch sagt, dass es sich bei ihr um Hagar handelte. Mit der Letzteren bekam Avraham weitere Kinder, welche er später gen Osten fortschickte. Heutzutage wird allgemein angenommen, dass aus dem Grunde viele fernöstliche Völker einige ursprünglich jüdische Ideen beibehalten haben.

Am Ende von Chaye Sarah werden die Nachkommen Ishmaels aufgelistet und es wird ganz deutlich hervorgehoben, dass die Mutter Ishmaels Hagar ist. Das Ende der vorherigen Parasha sowie der Beginn der dieswöchigen sind fast identisch. Beide Male erfolgt eine Auflistung der Generationen. Zuerst die von Avraham und danach die seines Sohnes Yitzchak. Beim genauer Betrachtung jedoch fällt ein ganz gravierender Unterschied auf, der nur in der hebräischen Originalsprache ersichtlich ist. Während in der vorherigen Thoralesung die Nachfahren Ishmaels aufgelistet sind, wird das Wort "Generationen - Toldot" ohne den dazugehörigen Buchstaben VAV ו geschrieben. In der aktuellen Parashat Toldot dagegen, ist das VAV vorhanden. Thorakommentatoren interpretieren diese Tatsache so, daß bei der Auflistung Ishmaels etwas imperfekt war; es fehlte die Perfektion. Wogegen bei Yitzchak mit dem vorhandenen Buchstaben eine Perfektion eingetreten war.

Die kabbalistische Midrasch "Sefer Seder HaDorot" ist bekannt für ihre Liebe zum Detail und so erfahren wir, dass Lot, der Neffe Avrahams, im Alter von 142 Jahren verstarb. Yitzchak war zu dem Zeitpunkt 39 Jahre alt.

Der Beginn von Parashat Toldot mag etwas seltsam klingen. "Und dies sind die Generationen von Yitzchak, dem Sohn Avrahams, Avraham gebar Yitzchak".
Wieso wird an der Stelle zweimal das Gleiche gesagt ? Es reicht vollkommen zu erwähnen, dass Yitzchak der Sohn des Avraham war. Nach der Geburt von Yitzchak gab es seitens der Umwelt ziemlich viel Getuschel darüber, ob Avraham wirklich der leibliche Vater sein kann. Jahrelang hatten er und Sarah keine Kinder und dann kam plötzlich Avimelech daher. Ob Sarah da wohl nicht eine Affäre hatte und nicht eher Avimelech auch der Vater des Yitzchak ist ? G - tt aber entwickelte einen Plan, um allen klarzumachen, daß Avraham der genetische Vater ist, indem Yitzchak seinem Vater aufs Haar glich. Dies ging sogar soweit, dass wenn Vater und Sohn nebeneinander standen, die Mitmenschen nicht wußten, wer wer von beiden ist und sie ständig verwechselten.

Gab es da nicht den Altersunterschied, aus dem schon allein hervorging, wer Vater und wer Sohn ist ?

Hierzu klärt uns die Gemara im Talmud Traktat Bava Metziah 87a auf, die da lehrt, dass es bis zur Zeit Avrahams keine äußerlichen Zeichen der Alterung gab. Viele würden sich den Zustand heute wieder zurückwünschen, anstatt viel Geld für nutzlose Cremes gegen Hautalterung zum Fenster hinauszuwerfen. Avraham und seinem Sohn gingen die ewigen Verwechselungen jedoch so auf die Nerven, dass Avraham G - tt bat, etwas zu unternehmen. Und so wurde äußerlich gealtert.

Sarah durchlebte ein trauriges Schicksal, indem sie lange Jahre auf ein Kind warten musste. Der Frau Yitzchaks, Rebekka (Rivka) wiederfuhr das gleiche Schicksal. Auch sie war vorerst unfruchtbar, aber im Gegensatz zu seinem Vater heiratete Yitzchak keine weitere Frau. Als er sie heiratete, war er 40 Jahre alt und ganze 20 Jahre wartete das Paar auf ein Kind. In der Mishna (mündl. Gesetzesüberlieferung von G - tt an Moshe am Berg Sinai) im Talmud Traktat Yevamot 64a heißt es jedoch, dass bei einem Ehepaar, welches zehn Jahre verheiratet ist, und sich keine Schwangerschaft einstellt, der Mann sich von der Frau scheiden lassen muß. Ein Mann nämlich hat die Pflicht, sich fortzupflanzen und muß mindestens eine Tochter und einen Sohn zeugen. Bei den Haredim (Ultra - Orthod.) gibt es ab und an Meinungen, dass der Mann zwei Töchter und zwei Söhne zeugen muß). Bei einer Kinderlosigkeit ist der Mann also außerstande, seine biblische Pflicht zu erfüllen. Die Mischna schreibt vor, dass sich der Mann entweder scheiden lassen oder eine zweite Frau heiraten muß.

Folgendes ist zu der Mishna hinzuzufügen:

Zuerst einmal wird offiziell nicht angenommen, dass die Frau unfruchtbar ist, sondern eher, dass sie sehr wohl in der Lage ist, Kinder zu gebären. Aus irgendwelchen Gründen habe dies jedoch nicht stattfinden sollen und so kann es theoretisch sein, dass sie in einer weiteren zweiten Ehe mehr Glück hat (Raschi). Sollte dagegen bekannt sein, dass der Ehegatte steril ist, dann muß er sich nicht scheiden lassen. Ist wiederum die Frau steril und ihr Zustand ist allgemein bekannt, dann ist der Ehemann gezungen, sich unverzüglich scheiden zu lassen. Selbst noch vor Ablauf der zehn Jahre. In dem Falle dürfte die Frau unter gar einen Umständen eine zweite Ehe mit einem Mann eingehen, der seine biblische Pflicht noch nicht erfüllte.

Sollte das Ehepaar, aus welchen Gründen auch immer, eine Trennung verweigern, dann kann ein Beit Din (rabbinisches Gericht) eine Scheidung herbeizwingen (siehe hierzu auch den Traktat Ketubot 77a). In der Realität sieht es aber so aus, dass dieses Verfahren seit Jahrzehnten nicht mehr angewandt wird. Ganz einfach aus dem Grund, weil die Rabbiner Streitereien in den Gemeinden befürchten.

Warum aber wartete Yitzchak ganze 20 Jahre ab und nicht die vorgeschriebenen 10 ?

Ebenso heißt es in Yevamot 64a, dass Yitzchak unfruchtbar war und er davon wußte. Den gesamten Zeitraum über gaben beide nicht die Hoffnung auf ein eigenes Kind auf und beteten zu G - tt. Schließlich wurde ihr Wunsch erhört und Yaakov und Esav (Esau) kamen auf die Welt. Die Thora will an dieser Stelle gleichzeitig uns sagen, dass wir niemals die Hoffnung aufgeben sollen. Es gibt sogar eine talmudische Verpflichtung selbst in den letzten Sekunden vor dem Tod nicht aufzugeben und die Hoffnung zu bewahren. Niemals sollten wir selbst in den auswegslosigsten Situationen aufgeben und genau das lernen wir von unseren Vorvätern.

Zum leidlichen Thema des Verhältnisses zwischen Yaakov und seinem Bruder Esav (Esau) schrieb Rabbi Samson Raphael Hirsch einen geradezu revolutionären Kommentar. Rabbi Hirsch ist der Meinung, daß die Eltern, in dem Falle Rivka und Yitzchak, rechtzeitig die unterschiedlichen Charaktäre ihrer Kinder erkannt haben müßten. Esav war eher der "Wilde", der viel Auslauf brauchte und Yaakov dagegen bevorzugte das Lernen.
Rabbi Hirsch sagt, dass jedes der Kinder gemäß seiner individuellen Natur hätte erzogen werden müssen. Einen Esav steckt man nicht in eine Schule, wo er den ganzen Tag über stillsitzen muß, sondern sucht andere Perspektiven. Vielleicht hätte sich demnach Esav in einen besseren Menschen verwandelt als brutal zu rebellieren. Des Weiteren hatte beide Elternteile ihre persönlichen Vorlieben für jedes der Kinder.

Rabbi Hirsch klagt weder Rivka noch Yitzchak einer falschen Erziehung an, doch zeigt er allgemein auf, wie man eventuell einen negativen Verlauf hätte verhindern können. Andererseits kann natürlich das Argument gebracht werden, dass G - tt anscheinend alles so geplant hatte und Esav der Großvater eine Amalek hatte werden müssen, um das jüdische Volk erst in die Diaspora zu treiben, nur um später die eigentliche Ge'ulah, sprich das messianische Zeitalter, und den eigentlichen Zweck der Welterschaffung herbeizuführen.

Schabbat Schalom und einen guten neuen Monat Kislev - שבת שלום וחודש טוב

Messianische Juden raus aus BIRTHRIGHT !!!

B"H

Taglit (Birthright) bringt in jedem Jahr unzählige ausländische junge Juden im Alter von 18 - 26 Jahren kostenlos nach Israel, um ihnen das Land ihrer Vorväter näherzubringen. Ziel ist natürlich die spätere Aliyah nach Israel.

Immer wieder wurde das BIRTHRIGHT Programm von unterschiedlichen Personen für eigene Zwecke ausgenutzt. Zum Beispiel liessen sich da radikale linksorientierte bzw. palästinenerfreundliche Juden den Trip von BIRTHRIGHT zahlen, nur um sich dann schnellstens in einen Volontärsjob nach Ramallah etc. abzusetzen.

Weiterhin nutzen Kinder aus sogenannten "Mischehen" (Juden und Christen) die Trips aus, an denen sie eigentlich gar nicht teilnehmen sollten, wenn ihre Mutter keine Jüdin lt. Halacha, sondern nur der Vater Jude ist. Folglich sind dann diese Kinder auch keine Juden und haben in einem jüdischen Programm nichts verloren.

Hinzu kommt, dass einmal wieder mehr messianische Juden das BIRTHRIGHT Programm entdeckten, um ihre eigenen miesen Spielchen zu betreiben. Unterwegs ziehen sie ihr Neues Testament hervor, damit andere jüdische Teilnehmer munter missioniert werden können.

BIRTHRIGHT will dem missionarischen Treiben jetzt einen Riegel vorschieben.

Zeit wirds !!!


Links:

Fragen / Antworten zu BIRTHRIGHT (Taglit)

Mittwoch, November 26, 2008

"Bis in alle Ewigkeit" – Psychologische Aspekte zum Chabad Messianismus


Der letzte und siebte Lubawitscher Rebbe Menachem Mendel Schneerson


B"H

Etwa 50 Zuhörer versammelten sich gestern im Feldman Building der Hebrew University of Jerusalem (Institute for Advanced Studies), um einem Vortrag von Professor Yoram Bilu (Antrophologie und Psychologie) beizuwohnen. Der Vortrag sollte die psychologischen Aspekte des Chabad Messianismus darlegen.

Wie Prof. Bilu mache auch ich darauf ausmerksam, dass nicht jedes Mitglied der chassidischen Gruppe Chabad daran glaubt, dass der siebte und letzte Rebbe der Lubawitscher, Rabbi Menachem Mendel Schneerson, der Meschiach ist.
Jene, die ja daran glauben, dass der Rebbe der Meschiach ist, werden in der Fachsprache "Meschichisten" genannt.

Chabad ist in unterschiedliche Fraktionen gespalten, wobei die Meschichisten eindeutig als äußerst aggressiv hervorgehen. Man schaue sich nur die Vorfälle um das ehemalige Wohnhaus des Rebben in 770 Eastern Parkway, Crown Heights / Brooklyn - New York an. Offiziell ist 770 (das Haus) ein Platz der Nicht – Meschichisten, dennoch gilt gerade 770 als absolut meschichistisch behaftet, denn laut der Meschichisten bewegt sich der Geist des Rebbe, oder besser gesagt der Rebbe selber, in diesem Haus. Laut meschichistischer Ideologie verstarb Rebbe Menachem Mendel nicht im Juni 1994, sondern er wurde unsichtbar. Wir sind nicht imstande ihn zu sehen, doch in der spirituellen höheren Welt existiert der Rebbe nach wie vor weiter und wird sich zu gegebener Zeit wieder zeigen. Auch uns. Und das als Meschiach. Obwohl unsichtbar, regelt der Rebbe das Leben eines Meschichisten, Chabadnik, unseres, wie immer man es auslegen will. Der Rebbe ist überall gegenwärtig, auch wenn wir ihn nicht sehen, denn er lebt ja noch – so die Philosophie der Chabad – Meschichisten.


770 Eastern Parkway / Brooklyn: Das ehemalige Haus des Lubawitscher Rebben.

Laut Meschichisten - Theorie wird 770 einmal auf den Jerusalemer Tempelberg fliegen und so den Dritten Tempel samt Meschiach - den Lubawitscher Rebben - stellen.


In seiner Einführung machte Prof. Bilu klar, dass er keineswegs ein Spezialist des Judentums sei und sein Augenmerk vielmehr auf die Meschichisten richtete.
Was bewegt sie zu ihrem Verhalten ?
Allein die Psychologie jener Ideologie sollte untersucht werden. Und übrigens befanden sich im Publikum einige Chabadnikim, darunter mindestens ein Meschichist, welcher leicht an seiner Kipa mit dem für Meschichsten üblichen Spruch "Yichi Adonenu …" ausgestattet war.

Zu Beginn versuchte Bilu darzustellen, was Menschen bewegt, in diverse relig. Richtungen und manchmal sogar in die extreme Richtung abzutauchen. Die Analyse lautete, dass es sich oftmals um Menschen mit Problemen handelt und diese einen Ausweg / Lösung in der Spiritualität suchen. Neue Lebensinhalte, einen neuen Sinn, welche den Menschen eine Richtung weisen und vielleicht Mut oder Hoffnung geben.

Wie gesagt ist der Rebbe für die Meschichisten am Leben und wird demnächst als Meschiach wieder sichtbar werden. In den USA gibt es eine ganz kleine Abspaltung, welche den Rebben sogar als G – tt betrachtet. Aber dieses ist selbst den Meschichisten zu abgefahren.

Anfang der 50iger Jahre wurde Rabbi Menachem Mendel Schneerson der siebte und letzte Rebbe der chassidischen Gruppe Chabad (Lubawitsch). Er wurde der Nachfolger seines Schwiegervaters, Rabbi Yosef Yitzchak Schneersohn (das H im Schneersohn ist KEIN Druckfehler). Rabbi Yosef Yitzchak war es, der erste messianische Ideologien in Chabad einfliessen liess. Zuvor waren die Lubawitscher eine ganz normale chassidische Gruppe wie alle anderen Gruppen auch. Doch dann kam der Messianismus hinzu. Nach dem Tode seines Schwiegervaters proklamierte Rebbe Menachem Mendel ihn zum "potentiellen Meschiach". Rabbi Yosef Yitzchak habe jedenfalls das Zeug dazu.

Bis zu seinem Tode im Juni 1994, fuhr der Rebbe weiter auf der Meschiach – Welle. Er war es auch, der seine Chassidim immer wieder zum Gesang des messianischen Liedes "Yichi Adonenu Morenu veRabbenu Melech HaMeschiach LeOlam vaEd" aufforderte. Selbst noch nach seinem Schlaganfall im Jahre 1992.

Prof. Yoram Bilu bezog die Infos zu seinem Vortrag von den Meschichisten im israel. Kfar Chabad; wobei Kfar Chabad bei Rishon LeZion gelegen nicht nur meschichistisch ist, sondern dort viele Chabadidelogien zusammenleben. Außerdem sprach er mit den Meschichisten in Bat Yam bei Tel Aviv, woher auch das Blatt "Sichot HaGe'ulah" stammt.

Und wie immer kam der Vergleich "Lubawitscher Rebbe versus Elvis Presley" auf. Beide werden als immer noch unter den Lebenden vermutet. Und, wie könnte es anders sein, Mr. J. der Christen kam ebenfalls zur Sprache, wobei Bilu zugab, dass Chabad es heutzutage wesentlich einfacher habe, die Meschiachideologie zu propagandieren, denn es gebe ja das Massenmedium INTERNET. Und genau das sei es auch, was sich Chabad zunutze mache: Photos, übergroße Photos des Rebben bei den Meschichisten, Rebbe Souvenirs wie sein Gesicht auf Armbanduhren etc.
Für die Meschichisten ist der Rebbe überall present. Selbst die Feriencamps der Kinder sind mit seinen Postern zugepflastert. Ein stets gegenwärtiger, übermächtiger alles regelnder Rebbe. Es gibt kein Entkommen und jemand aus dem Publikum meinte, dass ihn das alles an George Orwell's BIG BROTHER erinnere. Der Rebbe sieht alles, hört alles und ist immer dabei. Dieses sei ein wichtiger psychologischer Aspekt, wie die Meschichisten ihre Ideologie aufrecht erhalten. Aber genauso die Nicht – Meschichisten machen sich Photos und die virtuelle Welt zu eigen. Nach seinem Tode stieg Rabbi Menachem Mendel Schneerson zum absoluten Superstar auf. Ein Markenname, der sich gut verkaufen läßt und Menschen anzieht.

Aber nicht nur die Photos sind es, die den Rebben weiterleben lassen; auch die Briefe des Rebben sind heute in insgesamt ca. 29 Bänden zusammengefasst und werden unter dem Titel "Iggeret HaKodesch" verteilt.
Wer eine Frage hat, egal welcher Natur, der schreibe sie auf einen Zettel, stecke diesen irgendwo in das Buch "Iggeret HaKodesch" und schaue dann auf die Zeile, wo das Papier steckenblieb. Da liegt dann seine Antwort und wer sie nicht versteht, der solle einen Chabad – Spezialisten in derlei Angelegenheiten konsultieren und sich die Antwort des Rebben interpretieren lassen. Das "Iggeret HaKodesch" wurde zur Antwortmaschine des "entschwundenen" Rebben umfunktioniert. Vor seinem Tode mussten die Leute lange auf ihre in Briefen verschickten Fragen warten; heute hingegen kann jeder direkt mit dem Rebben kommunizieren, wenn er denn nur eine Zettel in das "Iggeret HaKodesch" schiebt.

Nicht – Meschichisten lehnen die Beratung mit dem "Iggeret HaKodesch" ab, jedoch nicht grundsätzlich und Prof. Bilu meinte, dass diese ebenso die Zettel – Methode nutzen, nur nicht so fanatisch. Bei einem Interview mit einem Meschichisten zog letzterer ein "Iggeret HaKodesch" aus der Tasche und konsultierte den Rebben, ob er nun mit diesem Uniprofessor reden dürfe, so Bilu über seine Erlebnisse.

Nun gibt es unzählige Chabadnikim (insbesondere Meschichisten), welche den Rebben im Traum sehen und er mit ihnen redet. Bilu meinte, dass nur wenige von den Leuten, die derlei Behauptung aufstellen, psychische Probleme haben. Die absolute Mehrheit sei normal und es sei ihm schwer gefallen, eine Erklärung für das Phänomen zu finden. Eine Erklärung wäre vielleicht wieder die virtuelle Welt; der Rebbe ist optisch auf Postern etc. so stark present, dass Menschen von ihm träumen. Im Christentum handele es sich bei jenen mit Visionen meist um Frauen oder Kinder; bei Chabad der Mehrheit nach um Männer.

Als Rebbe Menachem Mendel verstarb, so kam dies vielen Chabadnikim einer Katastrophe gleich. Das konnte und durfte doch nicht sein. War es deswegen, dass einige sich zu der Ideologie des "Nicht Gestorbenseins" bekannten. Wollte man den Rebben nicht sterben lassen und ganz allein zurückbleiben ? Was sollte aus der Gruppe werden ?

Chabad ist nicht die einzige chassidische Gruppe ohne Rebben. Die Breslover hatten nur einen einzigen Rebben, nämlich Rabbi Nachman, welcher im Jahre 1810 verstarb. Seither ist Breslov führungslos, überlebte aber dennoch. Aber der "Fall Chabad" lag anders, denn glaubte man nicht schon zu seinen Lebzeiten, dass der Rebbe das Potential zum Meschiach besitze. Und dann stirbt er und außer Spesen nichts gewesen.

Der Konflikt der beiden Fraktionen "Meschichisten" und "Nicht – Meschichisten" nimmt oftmals brutale Züge an. Die Meschichisten halten im 770 Eastern Parkway den Alltag des Rebben aufrecht. Dreimal täglich kam er zum Gebet herab und bis heute werden exakt zu den Gebetszeiten die Türen für den Rebben geöffnet. Ebenso wird er zur Thora aufgerufen und von Zeit zu Zeit stellt man einen Tisch auf, legt Dollarscheine darauf und verteilt sie an die Anwesenden. Ganz, wie es der Rebbe einst zu tun pflegte, wobei behauptet wird, dass nicht ein anderer, sondern der Rebbe selbst am Tisch steht und die Scheine verteilt. Man darf nicht vergessen, dass nach Aussage der Meschichisten der Rebbe nach wie vor in 770 lebt.

Weiterhin verbreiten die Meschichisten ein Video, in welchem der Rebbe zur Thora aufgerufen wird. Zahlreiche Chabadnikim ebnen dem unsichtbaren Rebben den Weg und das Video zeigt einen Schatten, welcher dem Rebben ähnlich ist und dieser sich auf den Aron HaKodesch (Thoraschrein) zubewegt. Klar, dass es sich um einen hineinretouschierten Rebben handelt. Aber so soll deutlich gemacht werden, dass der Rebbe immer noch lebt. Die Chabadideologie des "Yesch" und des "Ayin", der materiellen und der aktiven unsichtbaren, aber dennoch existierenden spirituellen Welt erlauben den Meschichisten die These, der Rebbe bewege sich in anderen, für uns unsichtbaren Dimensionen.

Die Publikumsfrage, warum dieser Teil der Ideologie nach wie vor neue Anhänger findet, kam auf. Prof. Bilus Erklärung lautete, dass einige in Chabad, in diese Ideologie, hineingeboren worden sind. Neurelig., die sogenannten "Baalei Teshuva", erweisen sich für den Messianismus innerhalb von Chabad als besonders empfänglich.

Warum können einige Teile innerhalb von Chabad nicht loslassen und den Rebben als tot ansehen ? Was stellt er für die Meschichisten dar ? Eine Leitfigur ? Einen Vater ? Haben sie Angst, sich ihrem eigenen Leben zuzuwenden und es zu leben ohne stets ein "Iggeret HaKodesch" zu befragen oder auf Rebbe Poster zu schauen ? Manche sagen, dass halt viele Leute, aus welchen Gründen auch immer, für derlei Ideologien empfänglicher sind als andere. Eine perfekte Antwort hatte auch Prof. Bilu auf all die Fragen nicht und er gab zu, nur einen kleinen Einblick zu gewähren.

Eine geglückte Veranstaltung, obwohl mir die meisten Aspekte schon bekannt waren. Dennoch gaben die Inhalte neuen Stoff um einmal darüber nachzudenken, ob weitere chassidische Gruppen nicht auch die Photokameras nutzen.

Dienstag, November 25, 2008

Rosh Chodesh Kislev - Beginn des jüdischen Monat Kislev


Die BANIAS in Nordisrael


B"H

An diesem Donnerstag abend (28.11.) feiern wir den Beginn des neuen jüdischen Monat Kislev. Freitag ist dann der eigentliche Rosh Chodesh Kislev.

Ein neuer Monat stellt jedesmal aufs Neue auch für uns persönlich einen Neubeginn in unserem Leben dar, was uns gleichzeitig immer wieder motiviert, alles besser machen zu wollen.

Fast am Ende des Kislev beginnt das Chanukkah - Fest und in Jerusalem essen wir schon seit jetzt die traditionellen Sufganiot (Krapfen, Berliner), welche uns bewußt machen, dass Chanukkah vor der Tür steht. Suganiot mit allen erdenklichen Füllungen; von der einfachen Marmelade über die Karamelcreme bis hin zum Eierlikör. Alles ist zu haben.

Kislev ist der Monat der "Sicherheit" und des "Vertrauens in G – tt". Die kämpfenden Chashmonaim (Hasmonäer) gegen die griechische Besatzung gaben niemals ihr G – ttvertrauen auf und besiegten so den götzenanbetenden Feind. Gleichzeitig ist Kislev aber auch der Monat des "Schlafes", welcher von Kabbalisten als passives G – ttvertrauen bezeichnet wird. G – tt wird immer über Israel wachen.

Aus dem kabbalisitschen Buch "Sefer Yetzira – The Book of Creation" geht hervor, dass jeder jüdische Monat einen bestimmten Buchstaben, einer Farbe, einem israelitischen Stamm, einem menschlichen Sinn sowie eines Organes symbolisiert.

Die Farbe des Kislev ist blau – violet.
Der Buchstabe ist das SAMECH. Die Form des Samech ist ein Kreis, der für die Allgegenwärtigkeit G – ttes steht.
Das Sternzeichen des Kislev ist der Schütze.
Der israelitische Stamm ist Benjamin.
Der menschliche Sinn ist der Schlaf. Wenn jemand das absolute G – ttvertrauen besitzt, dann hat er positive Zukunftsträume, was sich gleichzeitig auch an seiner positiven Lebenseinstellung im Alltag zeigt.
Das menschliche Organ ist der Bauch, der ebenso eine Verbindung zum Schlaf darstellt.

Das chassidische Buch "Bnei Yissachar" verfügt über eine Reihe genialer Insights zum Kislev. Hier eines davon:
Laut Kabbalisten und Chassidim handelt es sich bei dem Licht an Chanukkah um jenes Licht, welches das erste von G – tt geschaffene Licht nach der Welterschaffung (Or HaGanuz) symbolisiert. Dieses Or HaGanuz wurde nach Beendigung des Erschaffungsprozesses von G – tt verborgen und bis heute können wir es nur anhand des Thorastudiums zum Scheinen bringen. An Chanukkah jedoch ist es offensichtlich.

Freuen wir uns auf den neuen Monat Kislev und das baldige Chanukkah – Fest. Der 22. Dezember ist der erste Tag des Chanukkah - festes und ich traute meinen Ohren nicht als ich vorgestern bei einem Treffen mit Freunden schon Chanukkah - Lieder vernahm.

Chodesh Tov – Einen guten Monat Kislev an alle Leser.

Vortrag zum "Chabad Messianismus"

B"H

Jerusalem's Hebrew University bietet heute (Dienstag, 25. Nov. 2008) einen Vortrag zum "Chabad Messianismus" an.
Professor Yoram Bilu plant, den soziologischen sowie psychologischen Aspekt der Auswirkungen des Chabad - Messianismus genauer unter die Lupe nehmen.

Location:
Der Givat Ram Campus in Jerusalem.
1. Stock / Raum 130 im Feldman Building (Institute of Advanced Studies).

Zeitpunkt:
16.30 / 4.30pm

Normalerweise akzeptiere ich nicht besonders viele akademische Meinungen / Studien / Doktorate etc. zum Thema "Haredische Gesellschaft". Es sei denn, die Studien kommen von erfahrenen Leuten wie Yitzchak Alfassi, Rachel Elior, Gedaliah Nigal, David Assaf etc.

Meistens ist es vielfach erschütternd, was da Akademiker zum Thema jüd. Religion, Chassidismus, haredische (ultra - orthod.) Gesellschaft und dergleichen zu bieten haben. Ohne jemals Teil der haredischen Gesellschaft gewesen zu sein, kann man kaum darüber berichten, denn es fehlen einem der persönliche Zugang und die Erfahrungen. Stattdessen basiert das Wissen auf Theorien, welche nicht selten zu Fehlinterpretationen verleiten. Und mit der haredischen Realität haben diese Theorien absolut nichts gemein.

Nichtsdestotrotz bin ich neugierig und werde am heutigen Vortrag teilnehmen. Hoffentlich bekommen wir Interessantes zu hören und nicht nur eine Auflistung der altbekannten Stereotype.

Und ich wünsche mir, dass auch einige Chabadnikim im Publikum anwesend sein werden !!!

Montag, November 24, 2008

Der Chassidismus einst und heute

B"H

Frage von Ronen:

Was hat der zeitgenössische Chassidismus mit dem ursprünglichen Chassidismus zu tun? Wenn ich an Chassidismus denke, dann sehe ich den Baal Shem Tov vor mir, der den materiell armen und deswegen spirituell armen Jiddelechs den rechten Weg zugänglich und weisen wollte - und dann sehe ich die Chabadniks vor mir, die den spirituell armen Jiddelechs von heute unter die Arme greifen wollen ... ist verständlich, was ich meine? Was einst revolutionär war, ist heute reaktionär ... wer ist dem Urchassidismus am nächsten? Wieviel hat noch mir Baal Shem Tov zu tun? Wieviel Interesse hat ein Durchschnitts-Chasid an seinem jüdischen Nächsten, der nicht auf seiner Linie ist?



Kleine Betrachtung:

Ich weiß, was Du meinst mit dem "nicht auf einer Linie liegen".
Beliebtes Beispiel: CHABAD
Zuerst bemerkt man es nicht oder weniger, aber wer bei Chabad ist, der sollte auf strenger Linie liegen und nicht mit auch noch so einer winzigen Idee gegen den Strom schwimmen. Wobei oftmals gegen den Strom schwimmen schon mit einem intensiveren Interesse an anderen chassidischen Gruppen beginnt oder plötzlich nicht "nur" der Baal Shem Tov, dessen Nachfolger - der Maggid von Mezritch - oder wiederum dessen Schüler Rabbi Schneur Zalman von Liadi bzw. anderweitige Chabad - Rebben zitiert werden. Bei Chabad sind grundsätzlich andere chassidische Aspekte unerwünscht ! Und wer nicht spurt, der kann auch schonmal hinausfliegen. So einfach ist das dann.

Was der heutige Chabadnik mit dem ursprünglichen Chassidismus zu tun hat ?
Kommt darauf an, wen Du meinst; einen "alten" Chabadnik, der schon seit mehreren Generationen mit Chabad verankert ist oder einen neu hinzu Gekommenen. Viele "Alte" von ihnen regen sich auf, dass gerade die Neurelig. + Neu - Chabadler mit einem "Gelaber" daherkommen, was die originalen Chabadnikim nervt. "Keinen Rebben gesehen, aber große Töne spucken", so die Meinungen einiger Chabanikim auf meinem engl. Blog.

Und was haben weitere "Durchschnitts – Chassidim" mit ihren "Nächsten"zu tun, die da eventuell nicht auf Linie liegen ? Insgesamt kommt es darauf an, wen man fragt oder besser, wen man trifft. Nicht jeder Chassid lehnt einen anderen wegen einer unterschiedlichen Ideologie ab. Und so mancher säkulerer Jude mag sich wundern, wie freundlich er oftmals in chassidischen Kreisen als Gast behandelt wird. Zum Beispiel schrieben mir zahlreiche Leser meines engl. Blogs was sie für einen tollen Schabbat bei den extremen Satmarer Chassidim in New York verbrachten. Genauso geht es mir oftmals in der haredischen / chassidischen Gesellschaft. Kaum jemand hackt auf mir herum.

Untereinander gehen die Chassidim manchmal nicht gerade zimperlich miteinander um und es kommt nicht selten zu Schlägerein. Hierbei geht es jedoch weniger um die Ideologie als um interne Politik zwischen den Gruppen. Übrigens sind derlei Vorfälle nicht neu, denn es gab sie schon fast gleichzeitig mit dem Aufkommen des Chassidismus. Besser gesagt entstanden die ersten ernsthaften Rivalitäten sofort nach dem Tode des Baal Shem Tov, wobei es um Führungspositionen.

Aber was genau ist eigentlich die richtige originale Chassidut des Baal Shem Tov und was seine Lehren ? Wie hier schon erwähnt, kann man dies heutzutage oft nicht einmal mehr genau definieren. Bei Chabad ganz besonders nicht, denn zuviel wurde vom Maggid von Mezritch (Rabbi Dov Baer Friedman, 1704 - 1772) und insbesondere vom Chabad - Gründer Rabbi Schneur Zalman von Liadi (1747 - 1812) eigeninterpretiert; bedeutet die Ideologie des Baal Shem Tov individuell interpretiert und deren ursprüngliche Bedeutung erweitert oder verfremdet. Wobei das Wort "verfremdet" vielleicht nicht unbedingt zu angebracht erscheinen mag. Vielmehr könnte man genauso sagen, dass Rabbi Schneur Zalman der Chassidut eine neue Zentralität und somit neue Inhalte gab.
Dabei kann man ebenso behaupten, dass andere chassidische Rabbis diverse Baal Shem Tov - Ideologien weiter ausbauten. Dies geschah jedoch nicht auf eine einzige Gruppe wie Chabad bezogen, sondern meistens auf eine chassidischen Yeshiva (einen chassidischen Rebben), aus welcher unzählige Rabbis verschiedener Gruppierungen hervorgingen. Beispiel: Aus der Schule des Seher von Lublin, Rabbi Yaakov Yitzchak Horowitz (1745 - 1815), gingen u.a. die Gruppen Satmar, Lelov, Ropschitz oder Belz hervor. Hierbei wird der Unterschied deutlich. Nicht nur eine chassidische Auslegung sollte untermauert werden wie bei Chabad, sondern ein Rabbiner lehrte und dessen Schüler, die später selber Rabbiner wurden, gründeten vielfach chassidische Dynastien. Und zahlreiche dieser Dynastien arbeiteten zusammen. In der Vergangenheit oftmals mehr als dies heute der Fall sein mag, aber insgesamt kapselte sich ideologiemässig kaum jemand so ab wie Chabad. Und dies ist wiederum nicht auf den Meschiach bezogen, denn viele meinen, der Meschiach habe bei Chabad schon immer eine Rolle gespielt. Zumindest so wie heute mit dem teilweise stattfindenden "Schneerson - Kult".
Im Ursprung unterscheidete sich Chabad als lithauische Chassidut von ihren ukrainischen, polnischen oder ungarischen Gegenparts in der Art und Weise, dass z.B. die Rolle des Rebben als eher leitend angesehen wurde. In Lithauen nahm der Rebbe niemals die hohe Position ein wie in Ungarn etc. Weniger ein Zaddik (Gerechter) war er, aber stattdessen ein Lehrer und Unterweiser. Eine Verehrung wie in den südlicheren Gefilden Osteuropas gab es im Norden nicht oder wenn, dann weniger.

Ganz klar verwandelte sich der eigentliche Chassidismus im Laufe der Zeit. Aus den ehemaligen einzelnen Rabbiner wurden ganze Dynastien. Kleinere und große und fast alle Rabbis gaben ihre Kommentare ab und legten Bestimmungen für die jeweilige Ausrichtung oder Gruppe fest. Viele, so auch ich, sagen, dass in der Vergangenheit einmal alles besser war. Da gab es noch herausragende Rebben, Emunah (Glaube), Spiritualität und irgendwie doch noch eine als heil geltende chassidische Welt. All das im Hintergrund russischer Pogrome und Landbesitzverschiebungen. Ganz zu schweigen vom späteren Holocaust und somit der Vernichtung bzw. der Vertreibung der Chassidim.

Was hat sich heute allgemein verändert ?
Sicher, die Basisideologien des Baal Shem Tov werden beibehalten. Bei Chabad hingegen kommt mir mittlerweile alles nur noch zu Chabad vor. Der Alter Rebbe (Rabbi Schneur Zalman) hier, der letzte Rebbe dort. Ansonsten gibt es die Kabbalah einschließlich des ZOHAR als Chabadkost mit eigener Auslegung. Demnach wissen heute einige der originalen Chabadnikim noch einiges von anderweitigen chassidischen Gruppen. Die neurelig. Szene dagegen kann nichts mehr bestimmen und meint, Chabad sei alles und genug. Ohne zu wissen, worum es in der Chassidut eigentlich geht und was die Gruppen, Rebbes, Ideologien ausmachen. Die heutige Chabad Szene der Neureligiösen täte ich auf alle Fälle als Gehirnwäsche bezeichnen. Womit ich nicht unbedingt den kleinen Lubawitscher (Chabad) – Vortrag um die Ecke meine, sondern jene, die sich dazu entschliessen, aktiv bei Chabad mitzuwirken bzw. Mitglied zu werden. Wer auf so jemanden trifft, der sollte sich bewusst sein, dass derjenige keine Ahnung von anderweitigen chassidischen Auslegungen besitzt. Falls doch, dann nur in ganz seltenen Fällen.

Die heutigen Gruppen exstieren auf unterschiedlicher Basis. Insgesamt mussten sich alle nach dem Holocaust neu formieren, was insbesondere in den USA (hierbei New York) nicht einfach und garantiert nicht billig war. Man stelle sich vor, dass die Mehrzahl der Chassidim umgekommen war und kein oder kaum noch Bares vorhanden war. Was also geschah ? Die Rebbes fanden wohlhabende Spender und mit ihrer Hilfe bauten sie ihre Chassidut wieder auf. Damit kommt die Frage auf, inwieweit die Gruppen sich von den Spendern abhängig machen bzw. inwieweit die Spender, auch wenn sie selbst nie in Erscheinung treten, auf die Gruppe Einfluß nehmen / können. Hinzu kommt, ob der Rebbe tatsächlich noch der große Boss ist oder sein gruppeneigenes Beit Din (rabbinisches Gericht) die Richtlinien festlegt und der Rebbe somit zur Exekutive anstatt zur Legislative wird.

All diesen Thesen kann ich Dir nicht beantworten, denn das variiert von Gruppe zu Gruppe und die Gruppen werden diese Infos kaum nach außen tragen. Es kann sogar vorkommen, dass der Rebbe selber nur als seine Art Marionette fungiert und in Wirklichkeit ganz andere Leute aus der Gruppe die Fäden ziehen. So behaupten viele Chassidim hinter vorgehaltener Hand, dass in der Chassidut Gur der hauseigene Knessetabgeordneter Yaakov Litzmann das große Sagen hat.

Tatsache ist, dass es meist so ist, dass der älteste Sohn eines Rebben (nicht immer, aber oft) die Nachfolge übernimmt. Was aber, wenn der Sohn alles andere als so weise wie sein Vater ist ? Was, wenn kein anderer zur Nachfolge ansteht und die Chassidut nun einen Trottel (den Sohn) bekommt und dieser kaum in der Lage ist, etwas von sich zu geben ? Soll man ihn trotzdem verehren und halt lieber keine Bücher verfassen lassen ? Gilt hier die Familienehre der Rebben vor der Weisheit ?
Mancherorts ist das wirklich so, andernorts auch wieder nicht.
Es gibt chassidische Gruppen von denen bekannt ist, dass ihr Rebbe nicht gerade ein "Talmid Chacham – weiser Gelehrter" is, sondern ein einfacher Mensch ohne tolle Fähigkeiten. Wie man das bestimmen kann, gestand mir ein älterer Chassid: "Du must schauen, wieviele Leute bei einem Rebben anstehen, um ihn um Rat zu fragen. Steht niemand an oder wollen die Leute nur einen Segen, na, dann weißt Du, dass der Rebbe keine Geistesgröße ist".
Und meines Erachtens nach erleben wir gerade das heute viel zu oft. Selbst in den bekannten chassidischen Gruppen. Das wiederum liegt am System, wenn der Sohn oder ein Cousin das Ruder übernimmt und nicht der Weiseste aus der Gruppe.

Diejenigen, die mit den Schriften des Rabbi Yehoshua Heschel von Apta (1748 – 1825) vertraut sind, wissen, wie der Rabbi einen Zaddik (Gerechten) definiert. In seinem Buch "Ohev Israel" schreibt er, dass ein Zaddik sich diese hohe Position nicht alleine aussucht, sondern sie ihm vom Himmel gegeben wird.
Aber was ist mit all den chassidischen Rebben heute ? Haben sie wirklich ihre Position vom Himmel bekommen ?
Einerseits schon, denn schließlich geschieht nichts auf der Welt ohne G – tt.

Viele der chassidischen Rebbes tun sicherlich großartige Dinge und halten die Mitzwot (Gesetze), aber sind sie deshalb automatisch Zaddikim ? Obwohl Rabbi Nachman von Breslov sich selbst als "Zaddik HaDor – Als der Gerechte seiner Generation" proklamierte, predigte er dennoch einen weiteren Gedanken: Im Grunde genommen hat jeder das Zeug zum Zaddik. Er muß nur daran arbeiten.

Für mich ist ein chassidischer Rebbe eher eine Authorität und eine Respektperson. Er kann eine herausragende Figur mit hervorragenden relig. Kenntnissen sein, was ihn jedoch für mich nicht unbedingt zu einem "Heiligen" macht. Eine Person mit großem Charisma, das ist alles. Ist das so schlimm ? Warum sollte er automatisch ein Zaddik sein ?

Heutzutage muß der gewöhnliche Chassid sowie der Rebbe der Gruppe mit ganz anderen äußeren Einflüssen kämpfen. Mit weltlichen Angelegenheiten genauso wie mit finanziellen. Der Rebbe ist auf Spenden angewiesen und fast jeder Rebbe reist ein paar Mal pro Jahr herum, um Geld einzusammeln.
Der einfache Chassid hingegen nimmt seine angeborene Zugehörigkeit zu oft als selbstverständlich hin. Viele Male ohne Enthusiasmus, sondern einfach nur so, weil er halt hineingeboren worden ist.

Die einstigen chassidischen Ideale sind mit der Zeit vielerorts verloren gegangen und heute wird zuviel Wert auf Weltliches gelegt. Eingeschlossen Materielles und anderweitiger Besitz.
Chassidim, die real eingestellt sind, geben dies umunwunden zu und es ist gewiß kein Geheimnis. Und leider haben wir derzeit keinen so richtig großen und weisen chassidischen Rebben wie Rabbi Elimelech von Lejansk oder Rabbi Simcha Bunim von Peshis'cha (Przysucha).
Kurz gesagt, es fehlt an Charaktären, was sehr bedauerlich ist.

Sonntag, November 23, 2008

Ihr Esel - אתם חמורים !!!!



B"H

In Israel ist er nur allzu bekannt für seine manchmal flappsigen Sprüche und nicht selten einzigartigen Ansichten. Auch jetzt hat das geistige Oberhaupt der sephardisch - haredischen SHASS - Partei seine Zunge wieder einmal nicht im Zaume halten können und attackierte das säkulere israelische Schulsystem.

"Die wissen nichts und sind Esel
(חמורים) !"
behauptet der Rabbi.

Rabbi Yosef beschuldigte säkulere Lehrer jüdischen Schülern keine Thora sowie jüdische Identitaet zu vermitteln.

"Die Schüler müssen langsam an Thora und Mitzwot herangeführt werden".

Nichtsdestotrotz lästern israelische Haredim (wahrscheinlich Ashkenazim) in ihren Foren schon kräftig ab:

"Wie schaut es denn mit dem sephardischen Schulsystem aus ? Wo ist da die Bildung ?"

Anmerkung:
Falls es überhaupt soetwas wie eine Bildung dort gibt ...


Rabbi Ovadiah Yosef hat zwar in gewissem Maße recht, dennoch sollte er zuerst auf seine eigenen Institutionen schauen, da die SHASS - Anhänger für alles bekannt sind, nur nicht gerade als Intelligenzbestien.


Link:

Ynet

"HaModiah in Shenkin"

B"H

Zuerst war wieder einmal alles ganz anders geplant:
Ich wollte am letzten Freitag abend (Erev Schabbat) den Tisch der chassidischen Gruppe Belz besuchen. Monatelang war ich schon nicht mehr dort gewesen, aber das sollte sich jetzt ändern.
Dann jedoch erwischte mich eine Dame von Chabad in der Shenkin Street in Tel Aviv. Ich hatte gerade gefrühstückt und plötzlich stand sie vor mir. Mit einem Lächeln auf den Lippen und den obligatorischen Schabbatkerzen in der Hand.

"Ob ich die Kerzen wolle ?"
Ja, warum nicht".
"Zeitung auch ?"
"Yeap".

Und schon hatte ich die litvisch – haredische Tageszeitung "HaModiah" in der Hand.

Litvische Zeitung ? Was bedeutet denn das gerade in diesen Wochen ?
Wird der "HaModiah" mehrheitlich nicht von der Chassidut Gur beherrscht ?
Und gibt es nicht derzeit unzählige Abonenten, die der Zeitung "Goodbye" sagen ? Eben aus dem Grunde, weil viele Chassidim derzeit nicht gut auf die Gerrer Chassidim zu sprechen sind ? Was hatte da die Chassidut Gur doch gleich gegen Me'ir Porush bei den letzten Jerusalemer Bürgermeisterwahlen für einen Zirkus veranstaltet ?
Und nun ist gerade der "HaModiah" in Schwierigkeiten geraten, denn immer mehr Leser springen aus Rache an Gur ab.

Zumindest brachte die Freitagsausgabe auf ihrer Titelseite eine interessante Mitteilung: Die Chassidut Zhvil in Jerusalem feiere die Yahrzeit (Gedenken des Sterbetages) ihres ehemaligen Rebben Gedaliah Moshe. Ein chassidischer Tisch täte am Schabbat auch anstehen.

Als ich nach Jerusalem kam, änderte ich nach dem Schabbatessen meine Meinung und beschloß einfach auszuschlafen. Trotzdem plane ich ein paar Zeilen über Rabbi Gedaliah Moshe von Zhvil zu verfassen.

In dieser Woche kommt der Toldot Aharon Rebbe aus den Staaten zurück und am jetzt anstehenden Schabbat werde ich mich um das Thema kümmern.

Freitag, November 21, 2008

Schabbaterlebnisse aus Jerusalem

B"H

Im Verlaufe des heutigen nachmittags werde ich mich in den Bus nach Jerusalem setzen, um dort den Schabbat zu verbringen. Im Winter ist gerade der Freitag immer stressig, denn mit der frühen Dunkelheit beginnt auch der Schabbat eher. Obwohl, beim Schabbateingang ist es gewiß noch nicht dunkel; dies ist nur beim Schabbatausklang am Samstag abend der Fall.

Um kurz nach 16.00 Uhr ist in Jerusalem schon Schabbat. Zwanzig Minuten eher als in Tel Aviv und in Jerusalem ist es dann auch, wo der Busverkehr schon gegen 15.00 eingestellt wird. Einmal kamen wir aus Tel Aviv an und in Jerusalem war schon alles dicht. Samt Zentralem Busbahnhof.

Heute abend esse ich mit Freunden einmal wieder bei den Machlises, wo ich schon zwei Wochen nicht mehr war. Rabbi Machlis befindet sich gerade auf Spendentrip (Fundraising) In Toronto und danach fliegt er weiter nach New York. Er ist zum Vorträge halten in verschiedenen Synagogen eingeladen und nebenbei hofft er, dass einige Leute ihr Scheckbuch dabei haben und seine Schabbatessen in Jerusalem unterstützen. Gerade das Fundraising ist zur heutigen Zeit schwierig geworden, denn Reiche, die früher Tausende Dollar spendeten, sind jetzt selber knapper bei Kasse. Die Weltwirtsschaftslage trifft halt jeden.

Der Rabbi ist abwesend, seine Family wird also allein das Essen leiten. Entweder sein Sohn Yehoshua oder der älteste Sohn Moshe. Am vergangenen Schabbat soll einmal wieder ein christlicher Missionar sein Glück versucht haben, wurde aber vom Rabbi zum Schweigen gebracht. Es ist schon erstaunlich, mit welch einer Arroganz die Missionare daherkommen und meinen, sie können jetzt Juden missionieren. Total dummdreist und ohne jegliches Wissen machen sie sich eh nur lächerlich.

Uns stört besonders, dass immer mehr Nichtjuden zu den Essen der Machlises kommen. Okay, für diese ist das der einzige Platz in Jerusalem, an dem sie einen Schabbat miterleben können. Es ist das Haus des Rabbis und der entscheidet. Dennoch kommen seit einiger Zeit weniger Juden; eben aus dem Grunde, weil man zum Schabbat mit Juden an einem Tisch sitzen und nicht in ein Gegenüber mit einem fetten Kreuz an der Kette starren will. Außerdem will ich mir ausgerechnet dann keine Touristenstories anhören oder die Erlebnisse einiger deutschen Volontäre aus einem christlichen Hospiz. Vielen, auch mir, geht das total auf den Geist und ich persönlich halte mich von den Nichtjuden beim Schabbat weitgehend fern. Manche wird man eh recht schwierig wieder los und sie kleben an einem wie die Pest.

Um 23.00 Uhr ist ein Tischbesuch bei den Belzer Chassidim geplant. Hier ein Video ihrer Synagoge in Jerusalem. Der Größten im Lande, obwohl die Gerrer Chassidim Gegenteiliges behaupten. Die Belzer Chassidim findet man vorwiegend in Jerusalem, Antwerpen und London. Ihr Rebbe Yissachar Dov Rokeach lebt in Kiryat Belz / Jerusalem und unsere Bäckerei fertig nicht selten seine Challot (Schabbatbrote) an.

Im Gegensatz zur Vergangenheit ist Belz heute eine große und reiche chassidische Gruppe mit Ursprung im polnischen Städtchen Belz. Heutzutage gehört Belz zur Ukraine.
Der vorherige Rebbe Aharon Rokeach war der Onkel des derzeitigen Rebben und entkam nur knapp den Nazis.
Seit einigen Jahren besitzt Belz die riesige Synagoge in Kiryat Belz, die man bei der Einfahrt nach Jerusalem schon sehen kann. 7000 Plätze gibt es in der Synagoge und die Männer sollten ihren Sitzplatz schon kaufen, wenn sie einen haben wollen. Jeder der 5000 Sitzplätze kostet je 5000 Dollar auf Lebenszeit. Die Summe kann in Raten abgestottert werden. Frauen und Kinder befinden sich in den oberen Etagen. In Belz sprechen die Betenden teilweise allein ihre Gebete, wobei das neue Gebet jedesmal mit einem lautstarken Klopfen eingeleitet wird. Der Rebbe selbst leitet an jedem Schabbat den G - ttesdienst.

Obwohl ich mich nicht vorher erkundigte, ob bei Belz heute Tisch - Time ist, gehen wir dennoch hin. Der Spaziergang zum Kiryah ist immer ganz nett und es ist schön anzuschauen, wie geruhsam die Haredim am Schabbat in ihren Stadtteilen wirken. Fast wie ein kleines Idyll.


Die Belzer Synagoge

Donnerstag, November 20, 2008

Die Wahl zu haben

B"H

Seitdem ich mich, mehr oder weniger, intensiv mit dem Studium des Judentums befasse (und das seit 13 Jahren), nutzte ich soweit viele nur erdenkliche Möglichkeiten, in unzählige Richtungen der Orthodoxie hineinzuschnuppern. Aber gerade dieses Kennen lernen verschiedener Richtungen macht es mir unmöglich, mich genauestens festzulegen oder anders ausgedrückt, ich kõnne mich nicht nur auf eine bestimmte Richtung festlegen. Ich bin definitiv nicht Chabad oder Breslov, obwohl ich mit beiden Gruppen einige Zeit lernte. Ich bin definitiv nationalreligiös, obwohl ich mit dem Movement einige Zeit verbrachte.

Chassidut und Kabbalah lehren, dass ein jeder seine Seelenwurzel suchen und, wenn möglich, auch finden sollte. Die Seelenwurzel finden um zu wissen, wie man sich dem Judentum am besten nähern kann. Und hierbei spreche ich von Juden, welche sich dazu entscheiden, die Thoramitzwot einzuhalten. Was bestärkt mich jetzt, der Religion etwas näher zu kommen ? Was würde ich gerne lernen ? Thora, Talmud, Mussar (Ethik), Geschichte, Philosophie, Halachot oder was auch immer. Heutzutage beginnen viele ihre ersten Erfahrung mit der Jiddischkeit im spirituellen kabbalistischen Bereich. Die ersten Schritte sind immer wichtig, denn sie führen einen letztendlich irgendwo hin. Obwohl diese Aussage zwar nicht immer richtig, denn ich kann als litvischer Haredi beginnen und später zum Chassidismus überwechseln etc. Trotzdem aber formt sich gerade beim Einstieg in die Religion der innere Zugang zu den Dingen. Unter anderem lernt man seine eigenen persönlichen Stärken zu entdecken. Zum Beispiel was und wie man lernen will. Auf welches Thema sollte ich mich besonders konzentrieren und was liegt mir.
Die Basis des Judentums sollte immer zusammen mit einem Rabbiner, innerhalb eines Programmes oder einer Yeshiva erkundet werden. Die "Do - it - yourself" - Methode ist nicht gerade empfehlenswert. Nicht einfach Bücher anschaffen und sich allein ans Werk machen, denn dies führt allgemein zu Mißinterpretationen und man bekommt alles, nur kein gravierendes Fundament. Erst nach einer guten Basis sollte allein weitergelernt werden, denn dann weiß ich Inhalte zu deuten und wo nachzuschlagen ist. Außerdem ist es zu Beginn interessanter mit anderen Leuten zusammenzulernen, denn dies dient dem Eindrücke sammeln und mit dem Umgang anderer Ansichten und Ideen.

Insbesondere in Jerusalem (wobei mir durchaud bewußt ist, dass nicht gerade ein jeder hier lebt) besteht eine Vielzahl von Möglichkeiten, wohin man gehen und wo man teilnehmen kann. Hunderte von Synagogen; chassidisch, nationalreligiös, litvisch, Programme, Seminare, was auch immer. Persönlich mag ich es, mich mit all den Teilnehmern zu unterhalten. In der Nationalbebliothek oder des Rambam Raumes in einer Tel Aviver Bibliothek habe ihch bisher unzählige Haredimm kennen gelernt. Besonders Chassidim, die an derlei Orten eher auftauen und mif Frauen reden als dies anderswo der Fall ist. Viele von ihnen schreiben Bücher über jüdisch – relig. Themen. Zum Beispiel ein Chassid, welcher ein Buch über der Einfluß der griechischen Philosophie auf das Judentum hat / hatte. Gerade von solchen Leuten lerne ich sehr viel, da derlei chassidische Autoren über einen hohen Wissensgrad im Judentum verfügen und sie an diversen Orten mit Frauen sprechen. Und diese besagten Leute betrachten ihre eigene haredische Gesellschaft oftmals nicht nur mit einer rosaroten Sonnenbrille, sondern stellen so einiges in Frage bzw. kritisieren.

Für mich selbst fand ich heraus, was ich eigentlich lernen und mit welcher Art von Leuten ich mich umgeben will. All die heiligen relig. Bücher sind zwar von immenser Wichtigkeit, doch sollte man schon ein denkender Mensch bleiben und sich nicht einfach so einlullen lassen und seine Persönlichkeit aufgeben.

Ein Chassid gestand mir, dass er alles tut, was der Rebbe sagt. Selbst al ser einmal den für sich selbst perfekten Schidduch (Ehepartner) fand und diese Frau auch zu ehelichen beabsichtigte. Allerdings gab ihm der Rebbe den Rat, besagte Frau nicht zu heiraten, was der Chassid befolgte. In bitterem Unterton fügte er hinzu, dass dies der größte Fehler seines Lebens gewesen sei und er bis heute seine Entscheidung, dem Rebben zu folgen, bereut.
Ich fragte ihn, warum er denn die Frau nicht dennoch heiratete, denn der Rebbe braucht nicht alles zu wissen und schließlich sei das ja Privatsache. "Siehst Du, sagte der Chassid, deswegen bist Du kein Mitglied einer chassidischen Gruppe, denn Du bist nicht bereit, auf den Rebben zu hören".

Viele Male gibt es unterschiedliche Ausrichtungen sowie Wahlmöglichkeiten und in all den Jahren wurde mir immer mehr ewußt, dass ich im Grunde genommen nrgendwo richtig hineinpasse. Einmal bin ich hier und morgen wieder dort. Ganz ohne der Anerkennung hinterher zu rennen oder jetzt unbedingt festes Mitglied in einer Gruppe sein zu müssen. Am Anfang dachte ich noch, dass bei mir etwas nicht stimmt und deswegen alles gänzlich etwas falsch läuft im Leben. Alle anderen um mich herum schienen ihren Platz innerhalb der relig. Gesellschaft gefunden zu haben und ich hingegen wanderte nur herum. Wenn auch nicht ständig ziellos.
Nach einiger Zeit jedoch gewöhnte ich mich an den Zustand und jetzt fühle ich mich sogar sehr wohl dabei. Ich bin weitgehend unabhängig, nur halt nicht von G – tt. Immerhin bin ich nicht an bestimmte Normen, Gesellschaften und deren Druck und Erwartungen gebunden. Darüber hinaus bin ich in der Lage, zu schreiben was ich will, ohne mit Konsequenzen persönlicher Art rechnen zu müssen. Nicht jeder ist so kreiert, dass er sich einer Gesellschaftsform unterordnen kann und es gibt genügend Religiöse, die zwar lernen, doch immer noch kritisch und unabhängig bleiben.

Mittwoch, November 19, 2008

Blogempfehlung

B"H

Recht nett gemachter Blog zum Thema "Konversion zum Judentum":

Aliza Hausman

Allerdings nur in englischer Sprache !!!

30 Millionen Schekel für die Judenmission

B"H

Christliche Missionare sind einmal wieder mehr in Israel unterwegs. Dieses Mal haben sie gleich ein Budget von 30 Mio Schekel (ca. 6 Mio Euro) parat.

Vor allem Juden in den nördlichen Städten Tiberias, Carmiel, Nahariya, Maalot, Kiryat Shemonah, Akko, Chazor, Sefad sowie Nazareth werden derzeit mit Missionsprospekten bombardiert. Nebenher gab es 2405 Anrufe in Privathaushalten, in denen Juden überredet werden sollten, sich eingehender über den (falschen) Meschiach J. zu informieren. Als "Lernanreiz" dienten nebenbei Geschenkangebote incl. des Neuen Testamentes. Des Weiteren wurden christliche Werbeplakate aufgehängt, welche auf Drängen der israel. Anti - Missionsorganisation "Yad Le'Achim" wieder abgenommen werden mussten.

Und der ganz große Hammer:
Es wurden ca. 56.000 Prospekte verteilt, auf deren Titelblatt das Grab des talmudischen Rabbiner, Rabbi Me'ir (Baal HaNes)" abgebildet ist. Dieser wurde allerdings ganz a la christlicher schizophrener Mission "Rabbi Yeshua (J.) Baal HaNes" betitelt.

"Yad Le'Achim" hat nun eine Gegenaktion gestartet. Yeshiva - Studenten sowie weitere Freiwillige sollen die Bewohner über die teuflischen Absichten der christlichen Missionare aufklären.

Das Grab des Rabbi Me'ir befindet sich nahe Tiberias und der Rabbi dreht sich garantiert im Grabe herum, wie da sein Namen für den Götzendienst missbraucht wird !!!

Parashat Chaye Sarah


"Sarah Imenu - Unsere Vormutter Sarah", die perfekte Frauenrolle in der Familie.


B"H

Die Thoralesung für diesen Schabbat

Die ersten Worte der dieswöchigen Parasha teilen uns den Tod von Sarah, der Frau Avrahams, mit. Sarah ist die einzige Frau in der gesamten Thora, deren genaues Alter zum Todeszeitpunkt angegeben ist. Sie war eine herausragende Frau und jedes Jahr wird in Hebron zur Parashat Chaye Sarah an ihren Tod erinnert. Auch an diesem Schabbat werden sich Tausende von Menschen vor der Ma'arat HaMachpelah versammeln. Was genau die Ma'arat HaMachpelah ist, erkläre ich im Verlauf dieser Parasha.

In kabbalistischer sowie chassidischer Literatur wird die "Akeidat Yitzchak - die Opferung des Yitzchak" mehr als ausführlich diskutiert. Obwohl die Akeidah schon in der vorherigen Parashat Vayera stattfand, so hat sie doch Auswirkungen auf die jetzige Parashat Chaye Sarah. Unzählige Kommentatoren sind der Meinung, daß Sarah in dem Moment verstarb, in dem Yitzchak geopfert werden sollte. Der Ohr HaChaim kommentiert, daß die Seele Sarahs mit der ihres Sohnes Yitzchak verbunden war.

Und wieso starb Sarah dann, wenn Yitzchak im letzten Moment doch nicht geopfert worden war ?

In der Kabbalah heißt es, daß Yitzchak "JA" geopfert wurde, doch im selben Moment erlebte er eine Wiederauferstehung (Techiat HaMetim). Andere Meinungen wiederum lauten, daß Sarah von der Akeidah erfuhr und sie auf der Stelle vor Schock verstarb (siehe Rashi und Pirkei d'Rabbi Eliezer 32).

Die Thora läßt uns wissen, daß Sarah in Hebron verstarb und als Avraham vom Tode seiner Frau erfuhr, dieser sofort heimkam und um sie trauerte. Wer waren Sarah und Avraham und unter welchen Umständen lebten sie ?

Hebron lag damals im Lande Canaan und dessen Bewohner stammten ursprünglich von Cham, einem der drei Söhne Noachs. Die Cannaiter waren bekannt für ihren ausgeprägten Götzendienst und wer sich heutzutage ins Jerusalemer Israel Museum begibt, der kann präparierte Schädel begutachten. Die Canaaiter hatten viele ekelhafte Bräuche und einer davon war es, den Schädel eines toten Verwandten zu präparieren und ihn ihm Wohnzimmer aufzustellen.
Unter solchen Menschen also lebten Sarah und Avraham, die beide eine völlig andere Lebenseinstellung hatten. Beide waren sehr auf "Chesed - Güte" bedacht und bekannt für ihre Gastfreundschaft. Von ihrer Umwelt wurden sie nicht immer nur abgelehnt, sondern auch bewundert, wie wir beim Kauf der Ma'arat HaMachpelah von den Hettitern sehen. Die Canaaniter zollten Sarah eine gehörige Portion Respekt und ihnen war bekannt, daß es sich um eine ungewöhnliche Frau handelte. Avraham betrauerte seine Frau und es wird gesagt, daß er während dieser Zeit das Lied "Eshet Chayil", welches wir an jedem Freitag Abend vor dem Shabbatessen singen, schrieb. Die "Eshet Chayil" ist Sarah.

Wenig später kaufte Avraham die Ma'arat HaMachpelah von den Hettitern und dessen Oberhaupt Ephron. Die Hettiter waren ein Stamm der Canaaniter: Cham der Sohn Noachs gebar Canaan, Canaan gebar Zidon und letzterer gebar Chet (Hettiter) (siehe Rabbeinu Bachya). Ephron war nicht gerade das, was man einen netten Zeitgenossen nannte, denn trotz all seiner hinterlistigen Freundlichkeit war er auf Avrahams Geld aus. 400 Shekel Silber (heutzutage ca. 1 Mio Shekel - 200.000 Euro) zahlte Avraham dann auch für die Höhle, in der er seine Frau begraben wollte. Zu Lebzeiten war Sarah die Höhle gänzlich unbekannt gewesen, doch Avraham hatte schon lange ein Auge darauf geworfen. Er kannte die Höhle sehr gut, wie uns das kabbalistische Buch Zohar wissen läßt. "Ma'arat HaMachpelah" das bedeutet übersetzt "Die doppelte Höhle".

Wir erinnern uns an die vorherige Parashat Vayera, in der die drei Engel zu Avraham kamen und er sie bewirten wollte. Avraham plante Fleisch zuzubereiten und dazu wollte er ein Kalb schlachten. Dieses jedoch entwischte, er rannte hinterher und so fand er die besagte Höhle. Laut Kabbalah und Midrash traf er auf Adam in der Höhle, der sich seiner Taten wegen im Paradies (Gan Eden) schämte. So wurde Avraham klar, daß Adam und Chava (Eva) dort begraben waren und es sich um einen bedeutenden spirituellen Ort in unserer Welt handeln muß; um den Eingang zum Paradies.

In der Gemara des Talmud Traktates Eruvin 53a führen die beiden Rabbiner Rav und Shmuel einen Disput über die genaue Architektur der Ma'arat HaMachpelah. Einer war der Meinung, daß es sich um einen unteren und oberen Raum handelt und der zweite sagte, daß die Höhle aus zwei nebeneinanderliegenden Räumen besteht.

Die Trauer um Sarah sowohl als auch ihr Begräbnis liefen still und ohne große öffentliche Gefühlsausbrüche ab. Im Judentum bauen wir keine Mausolen oder Schreine für unsere Verstorbenen. Ein einfaches Grab genügt. Andererseits ist eine Begräbnisstätte für alle Ewigkeit gedacht und daher kaufte Avraham die Höhle von den Hettitern. Bis heute ist sie in seinem Besitz und bis auf den heutigen Tag gibt es Streit um seine Höhle. Wer nach Hebron fährt und nach einer einfachen Höhle Ausschau hält, wird diese kaum finden, denn ein riesiges Gebäude steht über den einzelnen Grabräumen von Adam und Chava (Eva), Sarah und Avraham, Rivka (Rebekka) und Yitzchak sowie Lea und Yaakov. Die "Machpelah" ist ein politischer Brennpunkt, denn auch die Moslems betrachten Avraham (Ibrahim) als deren Vater. Sie gehen sogar noch weiter und behaupten, daß Ishmael (der Sohn von Avraham und der Bediensteten Sarahs, Hagar) ist und nicht Yitzchak. Von daher sehen sie die Machpelah als ihr Erbe.

In der letzten Parasha habe ich jedoch beschrieben, woher wir wissen, daß Yitzchak der eigentliche Erbe und Nachfolger Avrahams war (siehe den Zohar in Parashat Vayera). Außerdem steht es so in der Thora und was dort steht, ist unumstößlich.

Der erste aschkenazische Oberrabbiner Israels, Rabbi Kook (Kuk) ist der Meinung, daß es für Avraham und Sarah äußerst wichtig war, sich von den götzenanbetenden Canaanitern zu distanzieren. Dies sehen wir auch in dem Fall als Avraham eine Frau für seinen Sohn Yitzchak sucht. Eine Canaaniterin kam gar nicht in Frage und stattdessen sandte er seinen Sklaven Eliezer zu seiner Familie aus, um dort die passende Frau zu suchen. Avraham hatte noch zwei weitere Brüder: Haran, der in dem Feuer in Haran (siehe Parashat Lech Lecha) umkam und sein Bruder Nachor. Nachor und seine Frau Milka gebaren Kinder, von denen ein Sohn Bethuel hiess. Bethuel wiederum gebar Lavan und Rebekka (Rivka).

Zur damaligen Zeit war es üblich, seine Kinder innerhalb der eigenen Verwandtschaft zu verheiraten, denn da wußte man, was man hat. Die Thora wurde den Juden erst später gegeben und aufgrudndessen waren solche verwandtschaftlichen Vermählungen noch legal. Hätte Yitzchak eine der Canaaniterinnen geheiratet, dann wäre sie mit höchster Wahrscheinlichkeit weiter ihrem gewohnten Götzendienst treu geblieben. Avraham wußte jedoch, daß es in seiner eigenen Verwandtschaft immer ein paar G - ttgläubige gerechte Menschen gab und er zog daher Rivka vor.

Hat sich in unserer heutigen so hochmodernen Zeit soviel verändert ? Laut Rabbi Kook müssen Juden auch weiterhin jede Art der totalen Assimilierung vermeiden und die Gesetze ihrer Thora einhalten. Dem einen oder anderen mag das eher unrealistisch erscheinen, läuft man doch oftmals in der Diaspora in die Gefahr, von seinen Mitmenschen verlacht oder verhöhnt zu werden. Andere Juden wiederum sind der Meinung, daß heute alles ganz anders ist und man sich der neuen Zeit fügen müsse. Sarah und Avraham waren die einzigen Menschen in Canaan, die ein moralisches Beispiel waren und sie schämten sich nicht gegenüber ihren Mitmenschen. Wir alle sollten uns diese beiden Vorfahren einmal als grosses Beispiel nehmen.

Aber ich will dieses Verhalten der "Separation" nicht nur auf Juden beziehen. In der heutigen Gesellschaft sehen sich nur allzu viele gezwungen, den gesellschaftlichen Zwängen zu folgen. Jeder schaut auf den anderen und wer nicht mithält, der wird ausgesondert oder komisch angeschaut. Aber müssen wir immer das tun, was die Mehrheit gerade im Sinn hat ? Bestes Beispiel hierfür ist die Mode. Für Juden wiederum gilt, daß die Thora unumstößlich ist und ich nicht alles einfach so über den Haufen werfen kann, weil es mir gerade eben einmal unangenehm ist. Ein kleines Beispiel hierzu hörte ich von Rabbi Mordechai Machlis:

Der Rabbi erhielt eines abends einen Anruf von einem Freund aus New York. Der Freund erzähle, daß er demnächst eine Aufnahmeprüfung an einer bedeutenden New Yorker Anwaltsakademie hätte und er frage sich, ob die ihn wohl aufnehmen, wenn er in seinem Outfit als relig. Jude erscheint. Kurz gesagt, er fragte Rabbi Machlis, ob er nicht eigens für diesen Zweck seine Kipa vom Kopf nehmen könnte. Rabbi Machlis sagte nein und versuchte den Freund zu überreden, die Kipa nicht abzusetzen. Ohne Erfolg. Nach ein paar Tagen rief der Freund erneut an und teilte dem Rabbi folgendes Ergebnis mit: Er habe seine Kipa nicht abgesetzt, doch hätte der die Farbe der Kipa seiner Haarfarbe angepasst, sodaß sie kaum auffalle. Als der zuständige Professor den Vorlesungssaal betrat, traute der Freund seinen Augen nicht und schämte sich in Grund und Boden für sein Verhalten, denn der Professor war ein chassidischer Jude und in seinem vollen Outfit erschienen.

Schabbat Schalom

Dienstag, November 18, 2008

Sechs Jahre Haft für Israel Wallas

B"H

Vor etwas mehr als zwei Jahren wurde der Sohn von Israel Wallas aufgrund verschiedenartiger schwerer Verletzungen in ein Jerusalemer Krankenhaus eingeliefert. Nach wenigen Tagen verstarb das Baby. Die Polizei befragte Wallas ausgiebig, denn mittlerweile war der Verdacht entstanden, der Vater habe den Tod des Babies Raphael herbeigeführt. Israel Wallas wiederum gab an, dass Kind sei ihm einfach aus den Haenden gerutscht und habe sich so seine Verletzungen zugezogen. Ein Unfall halt.
Die Polizei schenkte dem keinen Glauben und verhaftete Wallas wegen Kindesmisshandlung und Totschlags.

Es war um die Pessachzeit herum und ich erinnere mich noch genau an die wilden Demonstrationen in den haredischen Stadtteilen Mea Shearim und Ge'ulah. Die Mülltonnen brannten wieder einmal und man lieferte sich halbe Schlachten mit der Polizei. Die haredische Bevölkerung war ausser sich, denn einige Teile Mea Shearims waren der Meinung, dass die "zionistische" Polizei keinerlei Recht habe, Wallas zu verhaften. Was damals, doch heute kaum Erwähnung findet, Wallas ist Mitglied der chassidischen Toldot Aharon Gruppe.

Vor vier Monaten entschied die Richterin Channah ben Ami, dass Wallas sehr wohl den Tod seines kleinen Sohnes verursacht habe. Daraufhin erschienen im Gerichtssaal u.a. der ehemalige Knessetabgeordnete und Mitlgied der chassidischen Gruppe Belz, Israel Eichler, sowie das haredische Knessetmitglied Me'ir Porush. Sie sagten zu Gunsten von Wallas aus, wurden jedoch hart in die Kritik genommen. Man sage nicht für solche einen Kindsmörder aus.



Israel Wallas im Gerichtssaal.

Zwischenzeitlich bekam das Ehepaar Wallas ein weiteres Baby und die Anklage beantragte, dass dieses Kind den Eltern weggenommen wird. Das Gericht wiederum entschied, dass die Eltern keinerlei Gefahr für das neue Baby darstellen und es behalten dürfen.

Heute morgen nun wurde das Urteil im Fall Wallas verlesen:
Sechs Jahre Haft, davon zwei Jahre zur Bewährung ausgesetzt !!! Allgemein wird angenommen, dass Wallas gegen dieses Urteil vor dem Obersten Gerichtshof Berufung einlegen wird.


Link:

http://bhol.co.il/news_read.asp?id=7438&cat_id=1
Nur in Hebräisch !

Als das Kind verstarb, geriet die haredische Welt ausser sich. Die Meinungen waren gespalten; manche sahen Wallas als den Schuldigen, andere sahen ein Komplott der Polizei. Auch heute, nach der Urteilsverkündung, welche in der haredischen Welt für Furore sorgte und sich die relig. Presse sowie die Forenwelt überschlagen, denn gilt der "Fall Wallas" nach wie vor als umstritten.

Das Urteil selber wurde aufgrund von Indizien gefällt und es stehen Aussage gegen Aussage.

Zwei Dinge stören mich an dem Fall:

1. Die junge Frau von Wallas wurde nach dem Tod ihres Babies sofort aus der Öffentlichkeit herausgehalten. Nie hörte man auch nur ein Wort von ihr und wie sie mit dem Tode des Babies umgeht. Was überhaupt in ihr vorgeht.

2. Das Baby selbst.
Alle reden von Familie Wallas, wer aber redet überhaupt noch von dem Baby Raphael ?

Chaye Sarah in Hebron


Sarahs Begräbnis


Diesen Schabbat lesen wir in der Thoraparasha "Chaye Sarah" vom Tode Sarahs, der Frau Avrahams. Und es ist Sarah, die zusammen mit Avraham und den Nachkommen in der "Ma'arat HaMachpelah" (Gräber von Adam und Eva, Avraham und Sarah, Yitzchak und Rebekka sowie von Yaakov und Lea) in Hebron begraben liegt. Daher wird der Schabbat in dieser Woche in der Stadt Hebron ganz groß gefeiert werden. Tausende von Menschen verbringen den Schabbat dort und es wird garantiert, wie in jedem Jahr, ein großes Erlebnis.


Die Ma'arat HaMachpelah in Hebron


Die Ma'arat HaMachpelah wurde innerhalb der letzten Jahre zum Grund für einen Dauerkonflikt zwischen Juden und Moslems. Juden sehen alle ihre Vorväter dort begraben, denn Avraham hatte die "Höhle", über der sich nun ein riesiges Gebäude befindet, eigens von Ephron gekauft. Es steht außer Frage, daß die Machpelah für Juden von hoher Bedeutung ist.

Doch auch die Moslems sehen Avraham, der bei ihnen Ibrahim heißt, als einen Vorvater. Avraham war nämlich auch der Vater von Ishmael (dessen Mutter Hagar und nicht Sarah war). Von daher sehen Moslems es ebenso als ihr Recht an, in der Machpelah beten zu dürfen. In Frage gestellt wird jedoch, ob die heutigen Moslems wirklich mit den damaligen Ishmaeliten identisch sind.

Seitdem der jüd. Fanatiker Baruch Goldstein im Jahre 1994 in der Machpelah auf betende Moslems schoß und viele von ihnen tötete oder verletzte, entbrannte ein wilder Streit um die Ma'arah. Wem gehört sie ?

Aber Baruch Goldstein ist nicht der Grund dafür, daß die Ma'arat HaMachpelah für uns Juden nur an bestimmten Tagen im Jahr zugänglich ist. Nein, alles wurde durch die Teilung Hebrons zum Politikum.

Erwähnt sei noch, daß die Ma'arat HaMachpelah zugänglich ist, aber da sie aus mehreren Hallen besteht, sind nicht immer alle Hallen geöffnet. Manchmal ist die Halle des Avraham nur für Moslems und dann wieder für Juden. Oder die Halle des Yitzchak ist gesperrt.

In talmudischer sowie kabbalistischer Literatur ist die Ma'arat HaMachpelah der Eingang zum Paradies (Gan Eden) und somit ebenso ein Mystikum.

Ich kann es nicht bestätigen, doch hörte ich, daß Christen kaum oder gar keinen Zutritt haben. Einer der Rechtfertigungen mag sein, daß Avraham der Vorvater von Juden und Moslems war und die Christen mit ihm selbst nichts zu tun haben.

Links:

http://machpela.com/english/

http://www.hebron.com/english/article.php?id=282


Photos aus Hebron

B"H


"Ma'arat HaMechpelah - Das Grab unserer Vorväter und Vormütter in Hebron".




Rivkas (Rebekkas) Grab




Da sich Juden und Moslems die Besucherzeiten teilen, die Moslems jedoch ihre Vorteile stets ausnutzen, bauten sie ohne wissen der Israelis einfach eine neue Halle für ihre eigenen Zwecke innerhalb der Ma'arat HaMachpelah.




Der jüdische Stadtteil in Hebron, welcher von israelischen Soldaten beschützt wird.




Der Vorhang vor dem Eingang zum Paradies. Die Midrasch und andere Schriften besagen, dass sich in der Ma'arat HaMachpelah der Eingang zum Paradies befindet.




Die Grenze zwischen dem jüdischen sowie dem moslemischen Stadtteil in Hebron .




Das Grab von Sarah, der Frau Avrahams.




Das Grab Avrahams.



Die Ma'arat HaMachpelah von aussen.


Sämtliche Photos sind hier einzusehen:

http://bhol.co.il/news_read.asp?id=6979&cat_id=1




Aktuelles Poster, welches Juden dazu aufruft, diesen Schabbat (Chaye Sarah) in Hebron zu verbringen.

Tausende Juden kommen am Schabbat nach Hebron. Ein Ereignis, welches genauso als Stärkung des "Yishuv Hebron - den Bewohnern Hebrons" bewertet wird. Mit ihrem Kommen trotz all der Sicherheitsrisiken beweisen die Leute wieder einmal, wie wichtig die jüdische Besiedlung des Landes sowohl als auch die Bewahrung der Tradition unserer Vorväter ist.

Montag, November 17, 2008

Toldos Aharon Rebbe's Shabbos in Boro Park, Brooklyn

B"H

Puhhhh, endlich bin ich mit der Übersetzung einigermaßen fertig und zugleich auch mit den Nerven.:-)

Hier ein weiterer Gastkommentar eines relig. New Yorkers, der vom chassidischen Tisch des Toldot Aharon Rebben in Boro Park (New York) am vergangenen Schabbat berichtet:

http://chassidicstories.blogspot.com/2008/11/toldos-aharon-rebbes-shabbos-in-boro.html

Sonntag, November 16, 2008

Die "Akeidat Yitzchak - Opferung des Yitzchak"

B"H

Ein Leser befragte mich nach der "Akeidat Yitzchak - Der Opferung des Yitzchak" durch seinen Vater Avraham. Hier ein paar Kommentare zu dem Thema. Zu beachten sei, dass es sich hier nur um einige Kommentare handelt und es durchaus ebenso andere Meinungen bzw. Zusätze gibt.
______________________

Die "Akeidat Yitzchak - die Opferung des Yitzchak" finden wir in der Thoraparashat VAYERA im Buch Bereshit 22:1 (Genesis). Zusätzlich lesen wir die Akeidah an Rosh HaShana (dem jüdischen Neujahrsfest) in den Synagogen. Der Thora - und Talmudkommentator Raschi schrieb, dass wir damit G - tt an die Taten unserer Vorväter erinnern wollen und das Ergebnis ein gnadenvolles Urteil für uns sein wird.

In der Parashat Vayera befiehlt G - tt Avraham seinen Sohn Yitzchak zu opfern. Moslems sagen hierzu, es habe sich in Wahrheit um Ishmael gehandelt und demnach seien sie die "wahren" Nachfahren Avrahams. Allerdings steht ausdrücklichst in der Thora (Genesis 22:2), dass hiermit Yitzchak gemeint ist. Moslems wiederum sehen hier eine Lüge, denn sie vertreten eh die Meinung, dass der Prophet Ezra die Thora umgeschrieben und somit verfälscht habe. Dem ist nicht so, aber es gab und wird immer andere Religionen geben, welche die Thora den Juden absprechen und ausschließlich nur für sich haben wollen.

Die Thora wurde NICHT verfälscht und dementsprechend sollte einzig und allein Yitzchak geopfert werden. Zwar begleitete Ishmael seinen Vater zum Har HaMoriah (Tempelberg) doch mußte er, als es soweit war, der Prozedur fernbleiben und war nicht Teil des Geschehens !

Und hiermit kommen wir auch gleich zur Lokalität des Ereignisses:
Kommentare besagen, dass die "Akeidat Yitzchak" auf dem heutigen Tempelberg (in Jerusalem) stattfand. Dort, wo schon Adam HaRishon (der Erste Mensch) nach dem Rausschmiß aus dem Paradies sein Reueopfer erbrachte und dort, wo später Yaakov die Leiter mit den Engeln ("Jacob's Ladder" in Parashat Vayetze) im Traum erscheinen sollte. Des Weiteren erbrachten Kain und Abel (Hevel) an gleicher Stelle ihr Opfer. Hier auf dem Tempelberg war es, wo G - tt Kain's Opfer ablehnte und hier auf dem Tempelberg war es, wo später auch Noach (Noah) nach der Flut sein Opfer darbrachte.

In Filmen wird Yitzchak immer als kleiner Junge dargestellt, der geopfert werden soll. Tatsache jedoch ist, dass Yitzchak zum Zeitpunkt der "Akeidah" 37 Jahre alt und bereits kein kleiner Junge mehr war !

Die Thora lehrt und, dass die Reise zum Har HaMoriah drei Tage lang dauerte. Dann sah Avraham den entsprechenden Berg und nahm Yitzchak mit sich. Der einstige Frankfurter Rabbiner Samson Raphael Hirsch kommentiert, dass während der drei Tage offenbar nicht viel gesprochen, doch viele Gedanken in den Köpfen der Beteiligten umhergingen. Außerdem habe Avraham morgens anscheinend zuerst alle anderen Mitreisenden geweckt, um ein Alleinsein mit Yitzchak zu verhindern.

Einige Völker sind der Meinung, dass jegliche Art der Tempelopferungen etwas Blutrünstiges war. G - tt wolle Blut sehen.
Dem ist nicht so, denn das hebräische Wort für Opfer lautet "Korban" und eine Übersetzung als "Opfer" ist allein schon falsch. "Korban" kommt von der grammatikalischen Wurzel "Lehitkarev", was soviel wie "sich nähern" bedeutet. Mit seinem erbrachten "Korban" kommt man also näher zu G - tt. Schon allein deswegen, weil man eigentlich sich selbst opfert und nicht das Tier. Das Tier nur symbolisch, doch geht es hier um unsere innere Einstellung und ggf. Teshuva (Umkehr zu G - tt). "Aber ist das nicht dennoch Tierquälerei?", fragen heutzutage viele Tierschützer.

Wer soetwas von sich gibt, der lernte keine Kabbalah; denn gerade in der Kabbalah heißt es, dass die Tier, welche später geopfert wurden, nur zu diesem alleinigen Zweck erschaffen worden sind. Zweitens befinden sich in diesen Tieren Reinkarnationen aller Art und durch die aufrichtige Opferung eines Juden werden diese Seelen (Neschamot) "repariert" und erhalten so ihren endgültigen Platz in der "Olam Habah - der Kommenden Welt".

Die Literatur der Midrasch besagt, dass als Avraham Yitzchak zu opfern beabsichtigte, die Engel weinten. Ihre Tränen fielen auf die Augen Yitzchaks hinab, was verursachte, dass dieser in späteren Jahren so ziemlich blind wurde. Siehe hierzu den Vorfall des Yaakov, der sich als Esav (Esau) verkleidet und Yitzchak den Unterschied nicht zu sehen imstande ist. Aber es ist zu bedenken, dass es sich bei den Engeln sowie den Tränen nur wieder um eine symbolische Metaphersprache handelt !

Rabbi Hirsch kommentiert zu dem Thorasatz, wenn Avraham den Mitreisenden befiehlt, am Fuße des Berges zu warten und nur mit Yitzchak allein hinaufzugehen: "Diese Teilung bedeutet symbolisch betrachtet zugleich die Teilung des Jüdischen Volkes und den Bnei Noach (den Söhnen Noachs, Nichtjuden, welche die sieben Gesetze der Noachiden einhalten)". Ebenso kommentiert Rabbi Hirsch, dass die Mitreisenden spätestens zu dem Zeitpunkt erkannt haben müssen, dass Avraham seinen Sohn opfern wollte, denn immerhin nahm Avraham Holz, Feuer und ein Messer mit.

Als Avraham das Messer nahm, um Yitzchak zu töten, schritt G - tt ein. Am Ende der "Akeidah" läßt G - tt Avraham wissen, dass seine Nachkommen (den Juden) anderen nichtjüdische Völker zur Moral verhelfen. Und wie wir sehen, lernten nichtjüdische Völker anhand jüdischer Ideologien (z.B. der Thora) eine gewisse Portion an Moralität. Die nachfolgende Thoraparasha heißt "Chaye Sarah", in der er gleich zu Anfnag um den Tode Sarahs geht. Hierzu lauten Kommentare, dass Sarah erfuhr, was Avraham plante und aus einem Schock heraus verstarb. Allerdings bekam sie nicht mehr mit, dass Yitzchak nicht geopfert, sondern heil nach Hause zurückkehrte.

Der chassidische Rabbiner Simcha Bunim von Peshis'cha kommentiert, dass der Test des Yitzchak während der "Akeidah" wesentlich höher war als der des Avraham. Immerhin hörte G - tt den Befehl dazu von G - tt, Yitzchak hingegen nur von Menschen.

In der Aggadah "The Legends of the Jews" von Louis Ginzberg heißt es, dass Avraham Ishmael sowie seinen Bediensteten Eliezer mit zum Har HaMoriah nahm. Ebenso lautet es in besagter Aggadah, dass der "Satan" dem Avraham auf dem Wege erschien und ihn davon überzeugen wollte, G - ttes Willen nicht zu ignorieren und den Yitzchak nicht zu opfern. Avraham jedoch ließ sich dazu nicht einspannen.

Der "Satan" ist im Judentum allgemein gleichzusetzen mit der eigenen inneren "Yetzer HaRah" eines jeden von uns. Unsere eigene innere Stimme, die uns zu Negativem überreden will. "Laß und das mal auf morgen verschieben und heute gehen wir an den Strand", oder so in der Art. In anderen Worten, unsere Yetzer flößt uns Zweifel ein und wir beginnen zu zögern.
Im Judentum ist der "Satan" oder besser gesagt, die Yetzer HaRah, keine eigenständige Person, sondern eine von G - tt selbst erschaffene innere Eingebung, welche uns den "Freien Willen" im Leben gibt. Nach der Ankunft des Meschiach wird diese Yetzer symbolisch "geschlachtet" werden, wie im Talmud Traktat Bava Batra zu lesen ist. Dort ist die Rede vom Leviathan, welchen G - tt schlachtet. Allerdings ist damit die eigene Yetzer (schlechte Veranlagung) gemeint, welches es nach der Ankunft des Meschiach nicht mehr geben wird.

Laut Louis Ginzberg sowie vielen kabbalistischen Quellen opferte Avraham seinen Sohn tatsächlich, doch wurde dieser im selben Moment von G - tt wieder ins Leben zurückgerufen. Die Kabbalah listet hierzu einen Austausch von Seelen (Neschamot), welchen Yitzchak durchlaufen mußte. Ebenso lautet es in derselben Aggadah, dass die Teile des danach geopferten Widders (geopfert anstatt Yitzchak) für verschiedene Zwecke verwendet worden sind. Das Widderfleisch verbrannte auf dem Altar, die Sehnen verwandte König David als seine zehn Harfensaiten, die Haut benutzte der Prophet Eliyah (Eliyahu HaNavi) für seinen Gürtel, eines der zwei Hörner (Schofar) wurde bei der Thoravergabe an die Juden am Berg Sinai geblasen. Das zweite Schofar wird uns die Zeit des Meschiach einleiten.

Der Ramban (Nachmanides) ist der Meinung, dass Avraham diesen Test bekam, um eine Belohung für die Erfüllung des Willen G - ttes zu erhalten.

Diese Belohnung reicht bis in die heutige Zeit in das Jüdische Volk hinein und G - tt wird sich ewig an die Tat des Avraham (sowie unserer Vorväter überhaupt) erinnern. Und genau daran erinnern wir G - tt am Yom Kippur, wenn wir Juden Seine Gnade erwecken und Vergebung erbitten !

Der derzeitige Rebbe der Chassidut Slonim in Jerusalem, Rabbi Shmuel Brozowsky sieht in der "Akeidah" eine Annäherung Avrahams an G - tt. Durch seine Bereitschaft, seinen Sohn zu opfern, erreichte Avraham einen viel höheren Seelenlevel als jenen, den er zuvor besaß.

Der Sefat Emet (ehemaliger Rebbe der Chassidut Gur) bringt einen ganz neuen Gedanken ein:
Avraham stand für Chesed (Güte) und Yitzchaks Charaktereigenschaft war Gevurah (Gericht, Din). Chesed bedeutet, den Mitmenschen eine gewisse Portion an Güte entgegenzubringen, aber Yitzchak handelte mehr oder weniger streng nach bestehenden Gesetzen (Regeln). Die "Akeidah" diente als Test für Avraham sowie auch für den Yitzchak, denn hier sollten die Charaktereigenschaften Güte und Gesetz miteinander verbunden werden. Die Welt kann nicht nur aus dem einen oder dem anderen bestehen. Man kann nicht nur Güte zeigen und man kann nicht nur streng nach Gesetz (Regelungen) handeln. Beides muß miteinander vereint werden, damit sich eines allein nicht destruktiv auswirkt. Und genau dem diente die "Akeidah". Vater und Sohn sollten also voneinander lernen und ihre charakterlichen Stärken miteinander verbinden. In dieser Welt genauso wie in den oberen spirituellen Welten, denn alles, was hier auf Erden geschieht, beeinflusst ebenso die oberen spirituellen Welten und umgekehrt.

Avraham war bereit seinen Sohn zu opfern, denn er wollte G - tt dienen und dessen Willen erfüllen. Man mag es gerne hören oder nicht: Wir alle sind aus demselben Grund erschaffen worden. Um G - tt zu dienen und Seinen Willen zu erfüllen. Ob Avraham ahnte, dass dies als nur als Test für ihn galt ? Sicher nicht, denn er machte sich eifrig ans Werk. Nicht, dass er seinen Sohn nicht liebte; eher im Gegenteil, er muß auf dem Wege zum Har HaMoriah unendlich gelitten haben. Doch letztendlich sollten wir immer daran glauben und hoffen, dass sich alles zum Guten wendet. G - tt will nicht etwas von uns, was wir entweder nicht imstande sind durchzustehen oder was für uns selber nur Leid bringt. Hinter allen Dingen und Geschehnissen dieser Welt steckt ein Hintergrund und selbst wenn wir diesen nicht immer wahrnehmen, so hat G - tt dennoch Seine Gründe für Seine Handlungen.