B"H
Ein Leser befragte mich nach der "Akeidat Yitzchak - Der Opferung des Yitzchak" durch seinen Vater Avraham. Hier ein paar Kommentare zu dem Thema. Zu beachten sei, dass es sich hier nur um einige Kommentare handelt und es durchaus ebenso andere Meinungen bzw. Zusätze gibt.
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Die "Akeidat Yitzchak - die Opferung des Yitzchak" finden wir in der Thoraparashat VAYERA im Buch Bereshit 22:1 (Genesis). Zusätzlich lesen wir die Akeidah an Rosh HaShana (dem jüdischen Neujahrsfest) in den Synagogen. Der Thora - und Talmudkommentator Raschi schrieb, dass wir damit G - tt an die Taten unserer Vorväter erinnern wollen und das Ergebnis ein gnadenvolles Urteil für uns sein wird.
In der Parashat Vayera befiehlt G - tt Avraham seinen Sohn Yitzchak zu opfern. Moslems sagen hierzu, es habe sich in Wahrheit um Ishmael gehandelt und demnach seien sie die "wahren" Nachfahren Avrahams. Allerdings steht ausdrücklichst in der Thora (Genesis 22:2), dass hiermit Yitzchak gemeint ist. Moslems wiederum sehen hier eine Lüge, denn sie vertreten eh die Meinung, dass der Prophet Ezra die Thora umgeschrieben und somit verfälscht habe. Dem ist nicht so, aber es gab und wird immer andere Religionen geben, welche die Thora den Juden absprechen und ausschließlich nur für sich haben wollen.
Die Thora wurde NICHT verfälscht und dementsprechend sollte einzig und allein Yitzchak geopfert werden. Zwar begleitete Ishmael seinen Vater zum Har HaMoriah (Tempelberg) doch mußte er, als es soweit war, der Prozedur fernbleiben und war nicht Teil des Geschehens !
Und hiermit kommen wir auch gleich zur Lokalität des Ereignisses:
Kommentare besagen, dass die "Akeidat Yitzchak" auf dem heutigen Tempelberg (in Jerusalem) stattfand. Dort, wo schon Adam HaRishon (der Erste Mensch) nach dem Rausschmiß aus dem Paradies sein Reueopfer erbrachte und dort, wo später Yaakov die Leiter mit den Engeln ("Jacob's Ladder" in Parashat Vayetze) im Traum erscheinen sollte. Des Weiteren erbrachten Kain und Abel (Hevel) an gleicher Stelle ihr Opfer. Hier auf dem Tempelberg war es, wo G - tt Kain's Opfer ablehnte und hier auf dem Tempelberg war es, wo später auch Noach (Noah) nach der Flut sein Opfer darbrachte.
In Filmen wird Yitzchak immer als kleiner Junge dargestellt, der geopfert werden soll. Tatsache jedoch ist, dass Yitzchak zum Zeitpunkt der "Akeidah" 37 Jahre alt und bereits kein kleiner Junge mehr war !
Die Thora lehrt und, dass die Reise zum Har HaMoriah drei Tage lang dauerte. Dann sah Avraham den entsprechenden Berg und nahm Yitzchak mit sich. Der einstige Frankfurter Rabbiner Samson Raphael Hirsch kommentiert, dass während der drei Tage offenbar nicht viel gesprochen, doch viele Gedanken in den Köpfen der Beteiligten umhergingen. Außerdem habe Avraham morgens anscheinend zuerst alle anderen Mitreisenden geweckt, um ein Alleinsein mit Yitzchak zu verhindern.
Einige Völker sind der Meinung, dass jegliche Art der Tempelopferungen etwas Blutrünstiges war. G - tt wolle Blut sehen.
Dem ist nicht so, denn das hebräische Wort für Opfer lautet "Korban" und eine Übersetzung als "Opfer" ist allein schon falsch. "Korban" kommt von der grammatikalischen Wurzel "Lehitkarev", was soviel wie "sich nähern" bedeutet. Mit seinem erbrachten "Korban" kommt man also näher zu G - tt. Schon allein deswegen, weil man eigentlich sich selbst opfert und nicht das Tier. Das Tier nur symbolisch, doch geht es hier um unsere innere Einstellung und ggf. Teshuva (Umkehr zu G - tt). "Aber ist das nicht dennoch Tierquälerei?", fragen heutzutage viele Tierschützer.
Wer soetwas von sich gibt, der lernte keine Kabbalah; denn gerade in der Kabbalah heißt es, dass die Tier, welche später geopfert wurden, nur zu diesem alleinigen Zweck erschaffen worden sind. Zweitens befinden sich in diesen Tieren Reinkarnationen aller Art und durch die aufrichtige Opferung eines Juden werden diese Seelen (Neschamot) "repariert" und erhalten so ihren endgültigen Platz in der "Olam Habah - der Kommenden Welt".
Die Literatur der Midrasch besagt, dass als Avraham Yitzchak zu opfern beabsichtigte, die Engel weinten. Ihre Tränen fielen auf die Augen Yitzchaks hinab, was verursachte, dass dieser in späteren Jahren so ziemlich blind wurde. Siehe hierzu den Vorfall des Yaakov, der sich als Esav (Esau) verkleidet und Yitzchak den Unterschied nicht zu sehen imstande ist. Aber es ist zu bedenken, dass es sich bei den Engeln sowie den Tränen nur wieder um eine symbolische Metaphersprache handelt !
Rabbi Hirsch kommentiert zu dem Thorasatz, wenn Avraham den Mitreisenden befiehlt, am Fuße des Berges zu warten und nur mit Yitzchak allein hinaufzugehen: "Diese Teilung bedeutet symbolisch betrachtet zugleich die Teilung des Jüdischen Volkes und den Bnei Noach (den Söhnen Noachs, Nichtjuden, welche die sieben Gesetze der Noachiden einhalten)". Ebenso kommentiert Rabbi Hirsch, dass die Mitreisenden spätestens zu dem Zeitpunkt erkannt haben müssen, dass Avraham seinen Sohn opfern wollte, denn immerhin nahm Avraham Holz, Feuer und ein Messer mit.
Als Avraham das Messer nahm, um Yitzchak zu töten, schritt G - tt ein. Am Ende der "Akeidah" läßt G - tt Avraham wissen, dass seine Nachkommen (den Juden) anderen nichtjüdische Völker zur Moral verhelfen. Und wie wir sehen, lernten nichtjüdische Völker anhand jüdischer Ideologien (z.B. der Thora) eine gewisse Portion an Moralität. Die nachfolgende Thoraparasha heißt "Chaye Sarah", in der er gleich zu Anfnag um den Tode Sarahs geht. Hierzu lauten Kommentare, dass Sarah erfuhr, was Avraham plante und aus einem Schock heraus verstarb. Allerdings bekam sie nicht mehr mit, dass Yitzchak nicht geopfert, sondern heil nach Hause zurückkehrte.
Der chassidische Rabbiner Simcha Bunim von Peshis'cha kommentiert, dass der Test des Yitzchak während der "Akeidah" wesentlich höher war als der des Avraham. Immerhin hörte G - tt den Befehl dazu von G - tt, Yitzchak hingegen nur von Menschen.
In der Aggadah "The Legends of the Jews" von Louis Ginzberg heißt es, dass Avraham Ishmael sowie seinen Bediensteten Eliezer mit zum Har HaMoriah nahm. Ebenso lautet es in besagter Aggadah, dass der "Satan" dem Avraham auf dem Wege erschien und ihn davon überzeugen wollte, G - ttes Willen nicht zu ignorieren und den Yitzchak nicht zu opfern. Avraham jedoch ließ sich dazu nicht einspannen.
Der "Satan" ist im Judentum allgemein gleichzusetzen mit der eigenen inneren "Yetzer HaRah" eines jeden von uns. Unsere eigene innere Stimme, die uns zu Negativem überreden will. "Laß und das mal auf morgen verschieben und heute gehen wir an den Strand", oder so in der Art. In anderen Worten, unsere Yetzer flößt uns Zweifel ein und wir beginnen zu zögern.
Im Judentum ist der "Satan" oder besser gesagt, die Yetzer HaRah, keine eigenständige Person, sondern eine von G - tt selbst erschaffene innere Eingebung, welche uns den "Freien Willen" im Leben gibt. Nach der Ankunft des Meschiach wird diese Yetzer symbolisch "geschlachtet" werden, wie im Talmud Traktat Bava Batra zu lesen ist. Dort ist die Rede vom Leviathan, welchen G - tt schlachtet. Allerdings ist damit die eigene Yetzer (schlechte Veranlagung) gemeint, welches es nach der Ankunft des Meschiach nicht mehr geben wird.
Laut Louis Ginzberg sowie vielen kabbalistischen Quellen opferte Avraham seinen Sohn tatsächlich, doch wurde dieser im selben Moment von G - tt wieder ins Leben zurückgerufen. Die Kabbalah listet hierzu einen Austausch von Seelen (Neschamot), welchen Yitzchak durchlaufen mußte. Ebenso lautet es in derselben Aggadah, dass die Teile des danach geopferten Widders (geopfert anstatt Yitzchak) für verschiedene Zwecke verwendet worden sind. Das Widderfleisch verbrannte auf dem Altar, die Sehnen verwandte König David als seine zehn Harfensaiten, die Haut benutzte der Prophet Eliyah (Eliyahu HaNavi) für seinen Gürtel, eines der zwei Hörner (Schofar) wurde bei der Thoravergabe an die Juden am Berg Sinai geblasen. Das zweite Schofar wird uns die Zeit des Meschiach einleiten.
Der Ramban (Nachmanides) ist der Meinung, dass Avraham diesen Test bekam, um eine Belohung für die Erfüllung des Willen G - ttes zu erhalten.
Diese Belohnung reicht bis in die heutige Zeit in das Jüdische Volk hinein und G - tt wird sich ewig an die Tat des Avraham (sowie unserer Vorväter überhaupt) erinnern. Und genau daran erinnern wir G - tt am Yom Kippur, wenn wir Juden Seine Gnade erwecken und Vergebung erbitten !
Der derzeitige Rebbe der Chassidut Slonim in Jerusalem, Rabbi Shmuel Brozowsky sieht in der "Akeidah" eine Annäherung Avrahams an G - tt. Durch seine Bereitschaft, seinen Sohn zu opfern, erreichte Avraham einen viel höheren Seelenlevel als jenen, den er zuvor besaß.
Der Sefat Emet (ehemaliger Rebbe der Chassidut Gur) bringt einen ganz neuen Gedanken ein:
Avraham stand für Chesed (Güte) und Yitzchaks Charaktereigenschaft war Gevurah (Gericht, Din). Chesed bedeutet, den Mitmenschen eine gewisse Portion an Güte entgegenzubringen, aber Yitzchak handelte mehr oder weniger streng nach bestehenden Gesetzen (Regeln). Die "Akeidah" diente als Test für Avraham sowie auch für den Yitzchak, denn hier sollten die Charaktereigenschaften Güte und Gesetz miteinander verbunden werden. Die Welt kann nicht nur aus dem einen oder dem anderen bestehen. Man kann nicht nur Güte zeigen und man kann nicht nur streng nach Gesetz (Regelungen) handeln. Beides muß miteinander vereint werden, damit sich eines allein nicht destruktiv auswirkt. Und genau dem diente die "Akeidah". Vater und Sohn sollten also voneinander lernen und ihre charakterlichen Stärken miteinander verbinden. In dieser Welt genauso wie in den oberen spirituellen Welten, denn alles, was hier auf Erden geschieht, beeinflusst ebenso die oberen spirituellen Welten und umgekehrt.
Avraham war bereit seinen Sohn zu opfern, denn er wollte G - tt dienen und dessen Willen erfüllen. Man mag es gerne hören oder nicht: Wir alle sind aus demselben Grund erschaffen worden. Um G - tt zu dienen und Seinen Willen zu erfüllen. Ob Avraham ahnte, dass dies als nur als Test für ihn galt ? Sicher nicht, denn er machte sich eifrig ans Werk. Nicht, dass er seinen Sohn nicht liebte; eher im Gegenteil, er muß auf dem Wege zum Har HaMoriah unendlich gelitten haben. Doch letztendlich sollten wir immer daran glauben und hoffen, dass sich alles zum Guten wendet. G - tt will nicht etwas von uns, was wir entweder nicht imstande sind durchzustehen oder was für uns selber nur Leid bringt. Hinter allen Dingen und Geschehnissen dieser Welt steckt ein Hintergrund und selbst wenn wir diesen nicht immer wahrnehmen, so hat G - tt dennoch Seine Gründe für Seine Handlungen.
Sonntag, November 16, 2008
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