Der Talmud Pesachim 56a lehrt uns, dass Yaakov kurz vor seinem Tod seinen Söhnen mitteilen wollte, wann G - tt Seine rechte Hand in den Schlachten gegen die Feinde des jüdische Volkes wieder einsetzen will, doch die Schechinah (G - ttes Anwesenheit) verliess ihn. Somit besass Yaakov keinen Level mehr, um weitere Prophezeihungen auszusprechen.
G - ttes rechte Hand steht hier metaphorisch für "G - ttes Rückzug Seiner Kräfte und die damit verbundene Freiheit der Völker, über Israel zu herrschen". Sobald G - tt Seine Kräfte wieder auf der Seite Israel einsetzt, werden die Feinde der Juden unterliegen.
Beim Lesen dieser Gemara (rabbinische Diskussionen) begann ich mich zu fragen, was geschehen wäre, wenn Yaakov tatsächlich alle seine Prophezeihungen der Zukunft des jüdischen Volkes betreffend offenbart hätte. Sagen wir, er hätte seinen Söhnen sowie seinen beiden Enkelkindern (Menasche und Ephraim) den exakten Zeitpunkt der Ge'ulah (Erlösung, Redemption) bekanntgegeben. Nehmen wir einmal an, Yaakov hätte all jene Leiden des Exils, der Diaspora (Galut), Pogrome oder die Könige Israels vorhergesagt. Hätten die Juden dann allen ernstes gegen die Gesetze G - ttes verstossen und zwangsläufig ihre eigene Galut herbeigeführt ?
Vielleicht nicht, aber was wir stets immer wieder lernen ist, dass G - tt die Welt so erschuf, dass wir Menschen einen "Freien Willen - Bechirat Chofshit" besitzen. Und jetzt stelle man sich vor, wo unser freie Wille wäre, wenn wir alles im voraus wüssten. Es ist nur allzu menschlich, sich um derlei Weisagungen nicht unbedingt zu kümmern, denn schon die Propheten, welche die Tempelzerstörungen vorhersagten, fanden wenig bis gar kein Gehör. Obwohl wir die Konsequenzen können, denken wir nicht an die Zukunft, sondern an das Jetzt; und im Jetzt geht es mir noch hervorragend. Wozu also unnötig sorgen ?
Die Tempel wurden zerstört und die Juden landeten in der Diaspora und im Grunde genommen nutzten sie somit ihren "freien Willen".
Die Frage ist jedoch die, ob, wenn ich genau weiß, wann der Meschiach eintrifft, ich auch weiterhin noch darauf hinarbeite ? Nachdem "Beit Scheni - der Zweite Tempel" zerstört worden war, wussten die Juden sehr wohl, dass eines Tages der Meschiach kommen wird. Doch sollten wir einerseits etwas für dessen Ankunft tun, indem wir ggf. einen Tikun Olam (Reparatur der Welt) vollbringen oder dies zumindest versuchen.
Wie ?
Anhand der Einhaltung von Thoramitzwot, Gebeten, speziellem Verhalten, etc. Was aber
soll ich noch groß einhalten, wenn ich eh weiß, dass der Meschiach erst in 2000 Jahren erscheinen wird ? Und wird mein freier Wille damit nicht ausgeschaltet ? Mein Wille, den Meschiach zu bringen oder nicht.
Ferner ersehen wir aus der Parashat Vayechi, dass Yaakov nach der Namensvergabe "Israel" durch den Engel, mit dem er kämpfte, weiterhin in der Thora als Yaakov erscheint. Als er jedoch vor dem Tod seine Enkel und Söhne segnet, nennt ihn die Thora "Israel".
Kommentatoren führen an, dass Yaakov immer dann Israel genannt worden ist, sobald er sich auf seinem höchsten Level befand wie in dem Falle bei den Prophezeihungen.
Den Part, welchen chassidische Kommentatoren zu dieser Thoraparasha immer wieder hervorheben ist, wie sehr Yaakov auch in der Fremde G - tt diente und die Gesetze einhielt. Bei Lavan sowohl als auch in Ägypten. Dies sollte nicht nur den in der Diaspora lebenden Juden zu denken geben, sondern genauso die in Israel lebenden Juden an ihre eigene Herkunft bzw. ihre g - ttgegebene Aufgabe erinnern.
One of the greatest religious problems is that people fear having a relationship with God and consequently distance themselves from Him. Just as angels serve God without fear despite their lower status in comparison to God, so too human beings should take their model (walk amongst them) and not be afraid of developing a relationship with God and serving Him. This represents a wholeness that we as human beings are capable of only if we think of ourselves as walking amongst angels. (Sfas Emes, Parshat Beha'alotecha 5636)
B"H
Einer meiner chassidischen Lieblingskommentatoren zur Thora ist der Sefat Emet, Rabbi Yehudah Aryeh Leib Alter, 1847 - 1905. Zur dieswöchigen Parashat Vayechi gibt er hervorragende Insights:
"Yaakov lebte in Ägypten" (Gen. 47:28).
Mit der Charaktereigenschaft der "Emet - Wahrheit" war Yaakov imstande, sogar in Ägypten zu leben. "Wahrheit" im chassidischen Sinne bedeutet eine emotionale und ernsthafte Hingabe zur Thora und zu G - tt. Ohne jegliche Hintergedanken, nach Erfolg oder Anerkennung zu streben.
Mit der Charaktereigenschaft der Wahrheit (Emet) war Yaakov wirklich am Leben, bedeutet, dass es ihn zur Wurzel und somit zu dem zog, was uns alle am Leben erhält. Nichts auf dieser Welt, noch nicht einmal das Leiden, sollte uns davon abhalten, uns G - tt versuchen zu nähern. Egal, wo wir uns befinden.
Obwohl er in Ägypten lebte, war sich Yaakov darüber im klaren, dass das gesamte Land nur eine einzige verborgene "Schale" innerhalb der g - ttlichen Lebenskraft war. Darum sagen uns Weisen, dass die Bösen schon zu Lebzeiten "tot" sind. Eben weil sie von dieser Lebenskraft abgetrennt sind.
Raschi kommentierte Yaakov in der Parasha dabei war, uns das Ende zu prophezeihen; nämlich den Zeitpunkt, wann der Meschiach eintreffen wird. Yaakov war auf der Höhe des Prophezeihungslevels als er zu kurz vor seinem Tod zu seinen Söhnen sprach. Letztendlich aber wurde die Fähigkeit der Prophezeihung von ihm genommen, denn anscheinend wollte G - tt nicht, dass die Menschen alles im voraus erfahren.
Yaakov wollte klarstellen, dass die Diaspora (Galut) nur auf verborgener Basis stattfindet und das die Kraft, die dahintersteht, von G - tt kommt. Wäre dies jedoch publik geworden, dann hätte es wahrscheinlich keine Diaspora gegeben und somit bekamen wir von Yaakov mehr oder weniger versteckte Hinweise.
Der kabbalistische Zohar lehrt uns, dass Yaakov prophezeihte, was er wollte, nur fand dies auf einer verborgenen Art und Weise statt. Anhand von Metaphern sowie Andeutungen.
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Quelle:
"The Language of Truth"
The Torah Commentary of the Sefat Emet
Übersetzt und interpretiert von Arthur Green
Am Donnerstag, 24. Dezember 2009 (7th Tevet), feierte die christliche Welt Heilig Abend (symbolisch: die Geburt des Juden J.). Am Spätnachmittag des gleichen Tages unterrichtete ich, wie jeden donnerstag, eine kleine relig. Kindergruppe in einer Privatwohnung. Der Hausherr teilte mir nebenbei mit, dass es ja nur noch bis ca. 19.00 Uhr Thora lernen kann, denn danach sei das verboten.
"Ob das mit dem am Sonntag folgenden Halbfastentag 10. Tevet zusammenhänge", fragte ich.
"Nein, meinte der Hausherr, das liege an einem eher chassidischen Brauch, welcher das Thoralernen am Abend des 24. Dezember verbiete. Bis Mitternacht werde keine Thora gelernt (siehe den Rama zum Schulchan Aruch, den Chatam Sofer und andere).
Kabbalistisch heißt es, dass wir dem falschen Meschiach J. sowie seinen Anhängern durch unsere Thorastudien keinerlei spirituelle Kräfte verleihen sollen. So auch der 5. Lubawitscher Rebbe Shalom Dov Baer (Rashab), 1860 - 1920.
Der Rebbe sagte, dass wir nicht unsere Zeit verschwenden sollen, wenn wir einmal keine Thora lernen, sondern Schach spielen. Nicht in allen chassidischen Gruppen herrscht der Brauch, Schach zu spielen (z.B. Vishnitz), dennoch regt das Schachspiel den Intellekt an wie das Thorastudium.
Links:
Details zur Nittel Nacht und der Historie bei "Hirhurim".
Die Chassidut Gur ist die größte chassidische Gruppe in Israel und ihre Chassidim leben überwiegend in Jerusalem oder beim Gerrer Rebben Yaakov Aryeh Alter in Bnei Brak. Darüber hinaus bestehen etwas kleinere Gemeinden in Arad sowie in Ashdod. Im Ausland findet man die Gerrer Chassidim in New York, London oder einige selbst in Zürich.
Sarah Einfeld wurde in die chassidische Gruppe hineingeboren und begann schon im Alter von 15 Jahren weltliche Romane zu lesen. Das Lesen weltlicher nichtrelig. Literatur ist in derlei Kreisen normalerweise verpönt. Beim Lesen stellte sie fest, dass eine da draußen noch so eine wesentlich andere Welt gab als jene strenge, in der sie aufwuchs. Eine andere Welt als ihr Mädchenseminar "Beit Yaakov", wo die Lehrerinnen massregeln, dass sobald sie etwas Falsches (nicht Thora - bzw. Gruppengemäss tue), sie sofort bestraft werde. Entweder von G - tt oder der Gerrer Gemeinde. Die Gruppe lebt nach strengen internen Regelungen und wenn sich ein Mitglied nicht an diese hält, so wird es bestraft, in dem, zum Beispiel, seine Kinder aus den Schulen suspendiert werden. Wer will schon seine Kinder mit jenen in einem Klassenraum sitzen lassen, wenn deren Eltern wer weiß was daheim treiben ? Andererseits ist dieses Verhalten sehr typisch für viele ultra - orthodoxe Ausrichtungen im Judentum. Bei den Nationalreligiösen vielleicht ein kleines bisschen weniger ausgeprägt als in der haredischen (ultra - orthodoxen) Gesellschaft. Und hier wiederum mehr bei den Chassidim als bei den litvischen Haredim. Ein Fernseher, ein klein wenig unanständigere Kleidung oder säkulere Literatur besitzen schon das Zeug, eine Yeshiva (relig. Schule) Karriere oder einen Schidduch (Blind Date bei der Ehepartnersuche) zu zerstören. Was sollen die Nachbarn denken, wenn in der Familie etwas schiefläuft ?
Der Gerrer Rebbe Yaakov Aryeh Alter mit einigen seiner Chassidim
Die Meinungen über Sarah Einfeld sind extrem gespalten. Manche Israelis sind der Ansicht, dass es für sie ein richtiger Schritt war, die Chassidut Gur zu verlassen. Andere meinen, Sarah hätte doch wenigstens relig. bleiben sollen, anstatt sich in das vollkommen säkulere Leben zu stürzen. Modern - Orthodox, Chabad oder selbst litvisch. Mitzwot einhalten und nicht am Yom Kippur essen oder am Schabbat reisen.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ich Sarah momentan noch mitten in ihrer Rebellionsphase sehe. Diese wird noch einige Zeit anhalten; solange bis sie selbst zu gewissen Einsichten gelangt. In der Zwischenzeit aber will sie das geniessen, was ihr zeitlebens untersagt war: Freie Meinungsäußerung und all jene Dinge, die eine anständige chassidische Frau halt nicht tut. Sie hat das Bedürfnis alles aufzuholen und selbstverständlich steht noch die Rache im Vordergrund. Irgendwann wird sie zu dem Entschluss kommen, einiges zu ändern, denn im Grunde genommen schadet sie nicht der Gruppe, sondern lediglich ihrer eigenen Seele.
Vor drei Tagen sprach ich mit einem haredischen Journalisten des staatlichen Rundfunksenders "Kol Israel" und der meinte gelangweilt, dass es sich bei Sarah um eine Verrückte handele. Mefageret, zurückgeblieben, arrogant, doof, die nur nach Aufmerksamkeit dürstet. "Wem es in einer chassidischen Gruppe halt nicht passt, der soll sie verlassen, aber nicht solch einen gewaltigen Aufstand betreiben wie Sarah. Have a nice life and goodbye ! Man suche sich neue Lebensinhalte und baue sich etwas auf, doch was tut Sarah ? Sie kreist immer wieder neu um ihre Vergangenheit. Um die Chassidut Gur und wie sehr sie dort litt", so der Journalist.
Er ist mit seiner Aussage beileibe nicht allein. Ausgerechnet viele Männer betrachten die selbstbewusste intelligente Sarah Einfeld als querulante rebellische Frau, die endlich ihre Klappe halten soll. Ganz besonders in der israelischen Machowelt. Das Einzige, was zahlreichen hiesigen Männern, unabhängig davon, ob sie relig. oder säkuler sind, einfällt ist, dass Sarah so einen riesen Aufstand mache, weil sie Aufmerksamkeit suche. In Wahrheit hat sie sicher irgendwelche emotionalen psychischen Probleme und Gur kann froh sein, dass die Tussi ihre Koffer packte. Sie selber sagt, dass sie seit eineinhalbjahren kein Wort mehr mit ihren Eltern wechselte. Nicht, weil da gegenseitiger Hass besteht, sondern weil die Gerrer Gesellschaft eine derartige Beziehung nicht vorsieht. Wer einmal geht, der geht.
Theoretisch kann Sarah in die Chassidut Gur zurückkehren und bereuen. Doch zu welchen Bedingungen ? Dass sie weiterhin wie eine rebellische Aussätzige behandelt wird und man ihr misstrauische Blicke zuwirft ? Wer kann und will so leben ?
In einem Zeitungsartikel des israelisch - säkuleren Massenblatts "Yediot Acharonot" (vom Oktober 2009) berichtet Sarah, dass ihre Onkel sie während ihrer Kindheit nicht einmal ansahen. Auf ihre Frage, warum das so sei, erhielt sie keine Antwort. Später wurde ihr dann bewusst, dass dieses Verhalten in Gur üblich sei. Aus Anstandsgründen schauen Männer keine Frauen oder Mädchen an.
Als sie im Alter von 18 Jahren eines Tages von der Schule heimkam, meinte ihre Mutter, man habe einen Schidduch (potentiellen Ehekandidaten) für sie gefunden. Sarah wehrte sich, sprach jedoch mit dem Chassid zwei Stunden lang. Das nächste Mal als sie ihn sah, war unter der Chuppah (dem Hochzeitsbaldachin).
Unzählige Haredim meinen nach wie vor, eine Rebellin kleinzukriegen, indem man sie verheiratet. Dann nämlich wache ein Mann über sie und sie bekommt Kinder, was zwangsläufig dazu führe, dass ihr die Zeit zum Rebellieren fehlt.
In ihrem Blog zitiert sie andere Gerrer Frauen, die die Hochzeitsnacht als einzige "Vergewaltigung" empfanden. Die Chassidut Gur hat eh "wilde" Sextakanot (Gesetze) und es ist allgemein üblich, nur die Geschlechtsorgane zum Sex zu entblößen. Grundsätzlich gehe man mit einem neuen Ehepartner ins Bett, der einem völlig unbekannt ist. Und nicht nur den Frauen geht es so, sondern genauso den Männern.
"Es war wie eine Vergewaltigung. Ich fühlte mich beschmutzt und wollte seinen Körper nur noch von mir herunterstossen", so zitiert Sarah die Frauen und vielleicht auch sich selbst. Letztendlich verliess sie die Gruppe, reichte die Scheidung ein und zog mit ihren zwei kleinen Kindern nach Ramat Gan (bei Tel Aviv). Im unten folgenden Video sehen wir einen weiteren Ausschnitt aus der Dokumentation "Soreret - Rebellin", welcher im Oktober 2009 im israelischen TV gezeigt worden ist. Hier berichtet Sarah zusammen mit einer zweiten Rebellin von der Frau in der haredischen Gesellschaft. Ihre 6 Jahre alte Tochter fragt sie, warum man denn nicht einmal auf Besuch zur Oma (Sarahs Mutter) fahre. "Weil meine Mutter nicht mit meinem Lebensweg übereinstimmt und ich nicht mit dem ihre", erklärt Sarah.
Nein, sie habe Gur nicht aus Hass heraus verlassen, sondern weil sie ihre Leben nicht so entwickeln konnte, wie sie gerne wollte. Auch ihren Ex hasse sie nicht; einzig und allein ihre Träume wollte sie verwirklichen. In Gur sei alles zu geregelt. Selbst der Sex, zu dem es speziell ausgebildete "Madrichim - Guides" gibt, die darauf achten, dass ja die strengen Sexgesetze eingehalten werden.
Im Video wird sie von einem Journalisten befragt, wie sie denn jetzt in der säkuleren Welt zurecht komme. Sei das nicht schwierig, genau gegenteilig zu leben ?
"Klar sei es das, so Sarah, und es gibt vieles, was sie am säkuleren Leben ungemein störe. Sie stimme nicht allem zu und versuche, sich von vielem fernzuhalten. Es gibt keine einzige perfekte Gesellschaftsrichtung auf dieser Welt und alle haben so ihre Problemchen zu bewältigen.
Ich las unzählige Kommentare in israelisch - haredischen Foren wie "Hyde Park" sowie auf weiteren Sites. Die generelle Antwort auf Sarah lautet, dass sie verrückt sei. Ausgeflippt halt. Sie sollte ihren Mund halten und lieber ein neues Leben beginnen. Anderweitige Kommentarschreiber fühlen mit ihr. Hierbei besonders Frauen. Viele haredische Frauen würden gerne aus der Gesellschaft ausbrechen, wagen es aber nicht. Entweder haben sie einfach angst oder schon 4 - 5 Kinder und wer will da noch groß den Ausbruch beginnen ? Wo sollen diese Frauen denn hin ?
In einem Kommentar auf Sarahs Blog stellte jemand die Frage, wie man den nur helfen könne.
"Wie ? fragt Sarah zurück. Indem ihr Eure Tochter nicht in die Gesellschaft hineinzwingt. Wenn Ihr Frauen es hasst, dann lasst Eure Töchter nicht in den gleichen Schlamassel rennen. Sollen sie so werden wie Ihr Mütter, die aus Frust still weinen ?"
Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, was ich von Sarah halten soll. Es kursieren zuviele Meinungen. Sogar von Freunden der Familie, die da sagen, dass Sarah ihren Eltern dankbar sein soll, denn die haben ihr fortgeschrittene PC - Kenntnisse finanziert. Und das sei schliesslich nicht allzu selbstverständlich in Gur.
Ich las fast alle ihrer Blogpostings und glaube, sie ist ehrlich. Es ist offensichtlich, dass sie gelitten hat; auch dann, wenn sie immer wieder aufs Neue betont, dass ihr Ex ein guter Mann war. Nichtsdestotrotz stimme ich jenen Kommentaren zu, die da sagen, Sarah solle ein neues Leben beginnen und nicht "nur" an ihrer Gur Vergangenheit kleben. Was ich ebenso wenig begreife ist, warum sie in der "Yediot Acharonot" ihren halbnackten Körper zur Schau stellt. Aus Rebellion ? Denkt sie dabei nicht an ihre Kinder ?
Trotz allem jedoch bewies sie Mut mit ihrem Schritt, die Gruppe zu verlassen. Alles hinter sich zu lassen, um in einer neuen, ihr unbekannten, Gesellschaft ein freieres Dasein zu finden. Ob ihr das gelingt ?
Interview mit Sarah Einfeld.
U.a. erklärt sie ihrer Tochter, warum sie nicht die Oma besuchen fahren, dass sie fünf Jahre verheiratet war, dann Gur verliess, sich ein Leben aufbaute und warum sie nicht alles Säkulere mag.
Diese Entscheidung ist wahrlich keine neue oder einzigartige, denn in gewissen Fällen können Konversionszertifikate schon längst entzogen werden.
Ein rabbinisches Gericht (Beit Din) hat das Recht, einem Konvertiten zum Judentum seine neue Religion abzuerkennen, sobald bewiesen werden kann, dass er bei seiner Konversion dem damaligen Beit Din etwas vorlog bzw. niemals vorhatte, die Mitzwot zu halten.
Wir sehen dies heutzutage besonders bei jenen Konvertiten, die nach wie vor mit dem Christentum liebäugeln oder sich sogenannten "all zu offenen falschen orthodoxen" oder konservativen Strömungen des Judentums anschliessen bzw. gleich ganz der Religion "Ade" sagen. Diesen Konvertiten ging es um ein Zertifikat mit der Absicht, dass, falls sie sich nachher ums Judentum scheren, sie dies nach ihrer Auslegung sowie geradezu lächerlich offenen, sich selbst betitelnden, orthodoxen Richtungen anschliessen. An derlei Leuten mangelt es leider nicht !
"A conversion can be annulled if it is proven that the person converted with the intention of deceiving the court," argues the brief, adding that if a person fails to make the necessary lifestyle changes that the court is within right to assume they do not truly intend to convert to Judaism, despite any statement to the contrary.
Ein weiterer halachischer Fakt ist, dass wenn ein Giur mit der falschen Intension ausgeführt worden ist, niemals ein richtiger Giur war. Man hat das Papier in der Hand, doch worauf es vielmehr ankommt ist, dass ein Konvertit zum Judentum nach oder bei der Mikweh (Ritualbad) eine jüdische Naschama (Seele) erhält. Dieses findet nur dann statt, wenn der Konvertit ehrlich und ohne jegliche Hintergedanken durch die Konversion ging !
Es wird Zeit, dass das israelische Rabbanut Schritte ergreift, denn zuvielen Konvertiten kommt es nur auf die Aliyah und das Hierbleiben an. Allerdings bleibt die Frage, wie genau man die Intension eines jeden Einzelnen nachprüfen kann. Normalerweise erkennt derjenige Dayan (rabbinischer Richter) schon allein sehr viel aus dem Lebensstil sowie dem Umgang des Konvertiten. Israel ist ein kleines Land und von daher bleibt wenig verborgen.
Wie ich bereits HIER sagte, besteht das hebräische Alphabet mit seinen 22 Buchstaben nicht einfach nur so aus Zeichen oder Konsonanten; jeder einzelne Buchstabe steht gleichzeitig für eine Zahl und die Form des Buchstabens für eine kabbalistische tiefere innere Bedeutung.
Schauen wir uns nur den ersten Buchstaben, das ALEPH an.
Hier in Druckschrift
Und hier in Schreibschrift
Das ALEPH steht für eine 1 und die Mystik sagt uns, dass der Buchstabe eigentlich aus zwei Yud (der zehnte Buchstabe des Alphabets) geformt ist.
Das YUD
Das YUD im Wort " chai - leben"
Die Zehn Gebote, welche die Israeliten am Berg Sinai erhielten, begannen mit dem Buchstaben ALEPH:
"Ani HaShem …"
Ani = ICH
Und an dieser Stelle sagt G - tt "ICH".
Das ALEPH, die 1, symbolisiert den ewigen alleinigen EINEN G - tt. Das Aleph ist das Symbol G - ttes als Erschaffer sowie als Herrscher über das gesamte Universum. Das Aleph ist etwas Ganzes / Komplettes, denn die Kabbalah besagt, dass die beiden Yud die unteren Wasser sowie das obere Firmament darstellen. Eine Verbindung der oberen mit der unteren Welt sozusagen, was im Grunde genommen nur G - tt sein kann. G - tt ist EINS besagt der Monotheismus. Er ist der Alleinherrscher auf ewig und vollkommen zeitlos. G - tt unterliegt keinerlei Veränderungen. Bei Ihm handelt es sich um eine einzige vollkommen perfekte Einheit, weit von unserem Vorstellungsvermögen. Obwohl wir G - tt aus der Thora mit unterschiedlichen Charaktereigenschaften wie einen "zornigen" oder "gütigen" G - tt kennen, beschreiben diese Darstellungen keineswegs Seine "Launen", sondern um Handlungsweisen, welche wir lediglich in einer vermenschlichten Sprache in der Lage sind, zu erfassen. Rabbi Munk gibt hier das Beispiel des Rabbi Gedaliah Schorr, welcher genau dieses Konzept mit den Sonnenstrahlen vergleicht, die durch ein Prisma gesehen werden. Wir sehen nichts Genaues, sondern unser Auge erfasst etwas, was wir dann zu interpretieren versuchen, es jedoch nie genau können.
Das Aleph symbolisiert die unendlichkeit Natur G - ttes. Die zwei Yud sind in der Mitte miteinander verbunden und bilden somit ein Aleph.
Jeder hebräische Buchstabe dient als ein "Verbindungskanal" zwischen Himmel und Erde. Die Menschen kommunizieren mit G - tt anhand von Gebet sowie der Erfüllung der Mitzwot (Juden die 613 Mitzwot) und Nichtjuden (anhand der Sieben Noachidischen Gesetze).
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Quellen:
- "The Hebrew Letters" von Rabbi Yitzchak Ginsburgh
- "The Wisdom of the Hebrew Alphabet" von Rabbi Michael L. Munk
Vor zwei Jahren nahm ich an einem Schiur (Unterricht) der Jerusalemer Orthodox Union (Israel – Center) teil, bei dem wir Zuhörer zusätzliche Einzelheiten zu diesem Tag lernten. Der Vortrag wurde von Rabbi Chaim Eisen gegeben, der bemerkenswerter Weise in sämtliche talmudische Details ging.
Am 10. des jüdischen Monat Tevet (am kommenden Sonntag) begannen die Babylonier mit der Belagerung Jerusalems. Einige Zeit später nahmen sie die Stadt ein und zerstörten den Ersten Tempel (586 vor der Zeitrechnung).
Wieso wurde der Erste Tempel schließlich zerstört ? Hatte nicht G – tt die Juden schon mehrere Male gerettet und somit vor dem Feind verschont ? Zur Zeit König Chizkiyahu als Sennacheriv Jerusalem belagerte und dessen Armee wie durch ein Wunder des nachts umkam. Oder später die Juden in Babylonien als Haman plante, alle Juden umzubringen und sie durch Esther und Mordechai gerettet wurden.
Sobald schlechte Zeiten für das Jüdische Volk beginnen, ist es jedesmal wieder an der Zeit zur kollektiven Umkehr zu G – tt. So geschah es zu Zeiten Chizkiyahus als alle Juden beteten und somit das negative G – ttesurteil abwendeten. Aber auch die Umkehr der Juden Babylons zur Zeit Esthers bewirkte das gleiche.
In der Gemara (rabbinische Diskussionen) des Talmud Rosh HaShana 18a wird darüber diskutiert, ob wir in der Lage sind, ein von G – tt ausgesprochenes negatives Urteil über uns, abzuwenden. Rabbi Akiva ist der Ansicht, dass eine einzelne Person dies nicht vermag, eine ganze jüd. Gemeinde dagegen schon. Rabbi Yochanan hingegen war der Ansicht, dass ein einzelner sehr wohl in der Lage ist, sein vorbestimmtes Schicksal zum Positiven zu verändern (genauso dachten Rabbi Yitzchak und Rabbi Me'ir).
Viele talmudische Rabbiner sind jedoch der Meinung, dass jeder einzelne anhand von tiefen inneren Gebeten sein Schicksal zu ändern vermag. Ein ernsthaftes Gebet kann aus jemandem einen neuen Menschen machen und aufgrunddessen werden die negativen G – ttesurteile hinfällig.
Die Babylonier begannen am 10. Tevet die Belagerung Jerusalems, aber wieso fasten wir am 10. Tevet ? Der Tempel wurde erst viel später zerstört. Wegen einer Belagerung allein braucht man nicht gleich zu fasten. Und woher wissen wir überhaupt, dass wir am 10. Tevet fasten müssen ?
Das genaue Datum berichtet uns der Prophet Yechezkel (24:1 – 2). Diesem trug G – tt höchstpersönlich dieses Datum auf.
Die Belagerung allein ist kein Grund zu fasten, doch worum genau trauern wir am 10. Tevet ?
Allgemein werden ganz andere Gründe für den 10. Tevet genannt. Der große Prophet Ezra, der mehrere Tausend Juden aus dem 70 – jährigen Babylonischen Exil zurück nach Israel führte, verstarb am 9. Tevet.
Aber nicht nur, dass Ezra für die Rückkehr der Juden sorgte; die Gemara im Talmud Traktat Sanhedrin 21b nennt ihn würdig, den damaligen Juden die Thora wieder zurückgegeben zu haben.
Die Gemara läßt uns weiterhin wissen, dass die Thora zu einer gewissen Zeit im Babylonischen Exil vergessen worden war. Genau gesagt, viele Mitzwot (Gesetze) gerieten in Vergessenheit. Dies geschah unter anderem auch, da die Sprache und Schrift der Thora verändert wurde, aber dieses Thema bietet genügend Stoff für einen eigenen Artikel.
Der Tod Ezras war eine nationale Tragödie für das Jüdische Volk. Als der Babylonische Herrscher den Juden die Rückkehr nach Israel und den Bau eines neuen Tempels erlaubte, war Ezra der Meinung, dass nun alle Juden freudig aufschreien und sofort loslaufen. Tragischerweise war genau das Gegenteil der Fall. Die Juden hatten es sich im Babylonischen Exil zu bequem gemacht; sie errichteten florierende Unternehmen, es ging ihnen gut und sie waren wohlhabend. Wozu also in ein zerstörtes Israel zurückkehren, in dem sie ggf. dem Hunger und der Armut ausgesetzt waren ?
Ezra schrieb an alle Gemeinden und erhielt größtenteils Absagen. Die Juden hatten die Diaspora akzeptiert. Genauso geschah es mit den damaligen deutschen Gemeinden Speyer, Worms und Mainz. Diese Gemeinden waren die ersten in Deutschland und existierten schon zu Zeiten Ezras. Und genau jene deutschen Gemeinden schrieben ihm, dass auch sie lieber in ihren deutschen Städten verweilen wollen.
Laut vieler Meinungen bestrafte G – tt diese drei deutschen Gemeinden für diese Absage. Zur Zeit des ersten Kreuzzuges im Jahre 1096 ermordeten die Kreuzritter mehr als 100,000 Juden bei ihrem Durchmarsch durch die Gegend dieser Städte.
Aus dem damaligen Babylonischen Exil kehrten nur 42.360 Juden zurück nach Israel. Millionen weiter blieben in Babylon. Aufgrund dieser Tatsache unterschied sich der Zweite Tempel in wesentlicher Form vom Ersten.
Im Ersten Tempel war G – ttes Gegenwart, die Schechinah, immer und zu jeder Zeit gegenwärtig. Im Allerheiligsten befand die die Bundeslade, der Hohepriester besaß das Urim ve'Turim, ein Pergament mit den Namen G – ttes, es gab Propheten, etc. All das ging zur Zeit des Zweiten Tempels verloren.
Ursprünglich hatte G – tt eine komplette Wiedereinrichtung vorgesehen, aber dadurch, dass die Mehrheit der Juden das Leben in der Diaspora vorzog, änderte G – tt seine Meinung. Hätten die Juden Ezra nicht abgesagt und zu ihrer nationalen Einheit zurückgefunden, wäre die Geschichte mit Sicherheit anders verlaufen.
Am 10. Tevet betrauern wir nicht den Beginn der Belagerung Jerusalems, sondern die Zeit der verpaßten Gelegenheiten. Hätten die Juden anders gehandelt, dann sehe es heute anders aus. Die Frage bleibt, ob es heutzutage unter den Juden soviel besser ausschaut. Wer von jenen, die in der Diaspora leben, denkt überhaupt an Israel, an Jerusalem oder an einen Dritten Tempel ? Außer am Shabbatgebet wird doch gar nicht mehr an Jerusalem und dessen Wichtigkeit im Judentum gedacht. Auch heute geht es den Juden in der Diaspora doch gut und wer will schon in das unbequeme krisengeschüttelte Israel zurückkehren ? Auf Besuch kommen alle gerne und danach sind sie schnell wieder weg.
Es ist dieses Verhalten, was wir am 10. Tevet betrauern und darum fasten wir. Wer es sich in der Diaspora zu bequem macht und sich zu wohl fühlt, der handelt gegen G – ttes Willen.
Der 10. des jüdischen Monats Tevet ist ein rabbinisch festgelegter Halbfastentag. Das Fasten beginnt am Sonntag morgen und endet abends.
Oftmals als weniger relevant angesehen, hat dieser Fastentag doch eine immense historische Bedeutung. Hier ein paar Details zum 10. Tevet, der dieses Jahr auf den Sonntag (27.12.) fällt.
Historisch betrachtet begann an diesem Tag im Jahre 589 BCE die Belagerung Jerusalems durch die Babylonier. Drei Jahre später überrannten sie die Stadt und zerstörten den Ersten Tempel, den Tempel König Salomons.
Der 10. Tevet steht für Leid und Zerstörung. Während der dreijährigen Belagerung litt die eingeschlossene Bevölkerung unter einer Hungersnot. Nach 410 Jahren zerstörte Nebuchadnezzar am 9. des Monat Av (ca. im August) den Tempel und trieb die Juden in ein 70 - jähriges Exil nach Babylon. Allgemein werden beide Tempelzerstörungen (die zweite fand im Jahre 70 CE durch die Römer statt) als Strafe G - ttes gesehen. Die Gemara im Talmud Traktat Yoma 9b lehrt, dass die Gründe für diese Strafe der Götzendienst, sexuelle Perversionen und Mord waren. So hatten die Juden zuvor begonnen, Kinder zu opfern. Dafür gab es außerhalb der Stadt einen speziellen Ort, der Tofet genannt wurde (heute nahe dem Kino Cinematheque). Einen positiven Aspekt gab es dennoch in der damaligen Bevölkerung; trotz allem glaubten sie an G - tt, aber sie verstanden die Opferungen falsch.
Die Zerstörung des Ersten Tempels im Jahre 586 vor der Zeitrechnung hatte noch andere weitreichendere Folgen. Die Bundeslade verschwand. Wohin, das weiss bis heute niemand. Propheten gibt es auch keine mehr, sondern nur noch eine BAT KOL, die das Echo einer himmlischen Stimme ist (Talmud Traktate Yoma 9b und Eruvin 13b).
Die Schechina, die Anwesenheit G - ttes, ist nicht mehr das, was sie zu sein pflegte und auch das Shemen HaMishcha (das Salbungsöl) verschwand (Jerusalemer Talmud Yoma 1:1).
Jetzt fragen sich vielleicht einige "Was hat das heute alles mit mir zu tun ? "Vor mehr als 2000 Jahren wurde der Erste Tempel zerstört, so what ?"
Der 10. Tevet steht für Leid und daher ernannten ihn die Rabbiner kurz nach der Gründung des Staates Israel zum Holocaust - Gedenktag. An diesem Tag wird das Kaddisch - Gebet für all jene gesagt, deren Todestag oder Todesort unbekannt sind. Die Religiösen behalten das Andenken bis heute bei und dies ist auch einer der Gründe, warum viele Haredim (Ultra – Orthod.) den offiziellen staatlichen Holocaust - Gedenktag im April nicht als solchen anerkennen.
Anmerkung:
Vielfach wird das "Kaddisch" von Außenstehenden als Totengebet interpretiert, was absolut NICHT der Richtigkeit entspricht. Vielmehr preisen wir G - ttes Größe in dem aramäischen Gebet und gerade das Kaddisch ist es, welches während des Synagogendienstes als eine Art Trennung gilt; das Gebet trennt einige Teile des Services ab bzw. leitet ein neues Gebet ein.
Im Talmud Traktat Taanit 30b ist zu lesen:
"Wer um Jerusalem trauert, der wird später die "Wiederaufstehung" Jerusalems sehen". Heißt, die Ankunft des Meschiach.
Der 10. Tevet ist ein Tag der Umkehr und soll unsere Herzen dazu verleiten, aus den Fehlern unserer Vorväter zu lernen. Jeder sollte verstehen, dass das gesamte Universum für ihn erschaffen wurde (Talmud Traktat Sanhedrin 37a) und somit ist jeder einzelne für seine Taten verantwortlich. Jeder Jude hat seine bestimmte Aufgabe innerhalb des jüdischen Volkes und wer diese erfüllt, der beeinflusst nicht nur seine Generation, sondern ebenso die zukünftigen Generationen bis zur Ankunft des Meschiach.
Warum das Fasten ?
Drei unterschiedliche Kommentare befassen sich mit dem Fasten am 10. Tevet. Erstens wird zum Zwecke der Umkehr zu G - tt gefastet. Ein Tag des Gebetes und der Einsicht, aber auch gleichzeitig der Zuversicht, in der Zukunft einiges besser zu machen. Zweitens dient das Fasten auch einem spirituellen Zwecke, denn damit entsagen wir uns der materiellen Welt und dringen in das Spirituelle ein. Rabbi Mordechai Machlis nannte am vergangenen Schabbat ebenso einen dritten Punkt, der oft zuwenig Erwähnung findet:
Wenn wir fasten, sparen wir automatisch Geld, welches wir ja folglich nicht für Lebensmittel ausgeben. Dieses Geld sollte im Nachhinein als Spende an die Armen weitergereicht werden.
Keine andere Thoraparasha ist so voll Emotionen wie die Parashat Vayigash. Unzählige Male kommt in ihr das Wort "weinen" vor. Benjamin weint, Yosef weint, die Brüder weinen.
Rabbi Samson Raphael Hirsch sagt, dass die Tränen in dieser Parasha ein Ausdruck des Aufrichtigkeit. Jeder hier Weinende meint es wirklich ernst und spielt niemandem etwas vor.
Selbst Yosef nicht, der wahrlich einen Grund hat, auf seine Brüder sauer zu sein. Noch daheim war er das Schwarze Schaf der Familie und seine Brüder (außer Benjamin) brachten ihm nur Haß und Neid entgegen. Der Höhepunkt war, dass sie ihn in eine Grube warfen und ihn nach Ägypten verkauften. Selbst dem Vater logen sie vor, ihr Bruder sei umgekommen.
Was aber tut Yosef als ihn seine Brüder nach seiner Offenbarung ängstlich anschauen ?
Er sagt ihnen, dass es nicht ihre Schuld war, sondern G - tt alles von Beginn an so geplant hatte. G - tt ließ schon Avraham wissen, dass seine Nachfahren einmal in der ägyptischen Diaspora enden werden, Er sie aber wieder heraushole, um sie in das Gelobte Land zu führen (siehe Talmud Shabbat 10b).
Die Gemara (rabbinische Diskussionen) im Talmud Traktat Nedarim 32a fragt, was Avraham denn verbrochen hatte, dass seine Nachfahren für die Dauer von 210 Jahren ins Exil geschickt werden. Die Antwort darauf geht zurück zur Thoralesung Lech Lecha, wo von einem Krieg zwischen Avraham und einigen Königen die Rede ist. Die Könige hatten Lot entführt und Avraham zog zu dessen Befreiung in den Krieg. Weiter heißt es in Lech Lecha, dass Avraham mit 318 Männern gegen die Könige kämpfte, sie besiegte und Lot befreite.
Die Zahl 318 wird von manchen als sie "Gematria" seines Bediensteten Eliezer gesehen.
In der hebräischen Sprache steht jeder Buchstabe für einen Zahl und die Buchstaben des Namen Eliezer ergeben die Zahl 318. Demzufolge wäre Avraham nur mit Eliezer in den Krieg gezogen. Anderer wiederum nehmen die Zahl 318 wörtlich und danach sei Avraham tatsächlich mit 318 Mitmenschen in den Krieg gegen die Könige gezogen. Und genau hier hakt die Gemara aus Nedarim ein. Avraham hätte wissen müssen, dass G - tt ihm in dem Krieg zu Seite steht und demnach waren die 318 Kämpfer überflüssig. Avraham hätte allein losziehen müssen und die 318 Mitmenschen hätten lieber Thora lernen sollen. Insgesamt hatte Avraham zuwenig G - ttvertrauen und hielt andere vom Thorastudium ab. So eine der Begründungen aus der Gemara in Nedarim.
Rabbi Hirsch dagegen sagt, dass, wären die Israeliten nicht ins ägyptische Exil gezogen, sie sich eventuell in die Canaanitischen Gesellschaft hineinassimiliert hätten. Allein in Ägypten entwickelten sich sich zu einem Volk und dies sei einer der Gründe für ihr Exil gewesen. Laut dem Talmud - Kommentator Maharsha hätte die ägyptische Unterdrückung weniger brutal ausfallen können, wenn die Brüder dem Yosef nicht solchen Haß entgegenkommen lassen hätten.
Der Ramban (Nachmanides), 1194 - 1270, zitiert Yosef, der da seinen Brüdern sagte, dass G - tt ihn hinunter nach Ägypten gesandt hatte, um das Leben der gesamten Familie zu retten.
Die wahren Helden dieser Parasha scheinen Yehudah und Yosef zu sein. Beide waren grundsätzlich verschiedene Charaktäre, die hier aufeinandertrafen. Yehudah bäumte sich schließlich auf als es um Benajmin ging. Yosef testete die Brüder, ob sie nicht immer noch alte Haßgefühle gegen ihn hegten. Dies gab sich jedoch alles als Yehudah sich für Benjamin stark machte. Benjamin war der zweite Sohn Rachels, neben Yosef, und somit merkte Yosef, dass die Brüder Benjamin nicht haßten, sowie ihn einstmals.
Die Sprache der Thora ist nicht immer klar und mit unzähligen Metaphern gespickt. Insbesondere die Kabbalah (Geheimnisse der Thora) versucht die Metaphern zu entschlüsseln, um uns die eigentliche Bedeutung und Lehre des Textes nahezubringen. Und so sieht dann auch das kabbalistische Buch "Zohar" einen tieferen inneren Zusammenhang zwischen Yehudah und Yosef. Als G - tt die Welt erschuf, erschuf er die Obere Welt und die Unteren Welten. Die Obere Welt ist metaphorisch gesehen für reserviert und unsere Aufgabe besteht darin, die "Obere" mit den "Unteren Welten" zu verbinden. Dies erreichen wir anhand der Thoragesetze und des Gebetes. Wenn G - tt sieht, dass wir Seine Thoragesetze einhalten, dann kommt Seine "spirituelle" Welt der unseren näher. Besonders offensichtlich war dies zur Zeit der Tempelopferungen im Ersten und Zweiten Jerusalemer Tempel. Dementsprechend war Seine Anwesenheit (Präsenz) wesentlich erkennbarer als heute, denn die Menschen hatten eine fast direkte Verbindung. Ohne Tempel sind wir gezwungen, diese Nähe auf andere Art und Weise zu erreichen. Solange, bis der Meschiach kommt und der Dritte Tempel gebaut wird.
"Dann kam Yehudah näher…". Dieses Näherkommen sieht der Zohar metaphorisch als das Angebot der einen Welt an die andere, sich zu vereinigen. Der derzeitige Rebbe der Chassidut Slonim, Rabbi Shmuel Bozorowsky, geht noch einen Schritt weiter. Die Parasha beginnt mit den Worten: "Vayigash elav Yehudah…". "Dann kam Yehudah näher" und Rabbi Bozorowsky vergleicht dieses Näherkommen dem dem Gebet. Für Yehudah und seine Brüder gab es keinerlei Hoffnung mehr. Der Kelch wurde im Gepäck Benjamins gefunden und dessen Leben stand nun auf dem Spiel. Sie alle fürchteten um ihr Leben, denn die Ägypter zögerten nie lange, um Feinde auszuschalten.
Doch anhand der Metapher des Gebetes an dieser Stelle veränderte Yehudah die Realität und wendete alles zum Guten. Das Gebet erweckte in ihm ungeahnte Kräfte.
Der deutsche Rabbiner, Rabbi Samson Raphael Hirsch, kämpfte seinerzeit besonders gegen die Einflüsse des Reformjudentums genauso wie gegen jegliche andere Art der Assimilation. Er verweist in seinem Kommentar zu dieser Parasha nachdrücklich auf die Notwendigkeit des ägyptischen Exils. Die Ägypter hassten die Israeliten und sahen in ihnen die primitivsten Erdenbewohner. Von daher sollte jeder Kontakt mit ihnen vermieden werden. Die Israeliten wiederum zogen sich in ihre eigene Ghettowelt zurück, weil die ägyptische Gesellschaft ihnen keine andere Wahl liess. Innerhalb dieser Ghettowelt konnten die Traditionen aufrecht erhalten werden und die Assimilierung befand sich auf dme Nullpunkt. Genauso erging es den Juden im Mittelalter. Auch hier lebten die Juden eingeengt durch gesetzliche Erlasse in ihrer eigenen Welt. Erst die Zeit der Aufklärung (Haskalah) liess viele Juden ihre Identität und den eigentlichen Sinn ihres Daseins vergessen. Dem hatten die Israeliten in Ägypten vorgebeugt und hielten die Mehrheit hielt sich während der 210 Exiljahre an die Avrahamischen Traditionen wie Sprache, Namesgebung oder Kleidung.
In der vorangegangenen Parashat Vayigash brachte ich die Sprache auf die verschiedenen Bedeutungen der Buchstaben des hebräischen Alphabetes. Unter anderem ist dort vom einstigen Bediensteten Avrahams, nämlich dem Eliezer, die Rede, dessen Name den Zahlenwert 318 ergibt. Wie das ?
Jeder hebräische Buchstabe besitzt seinen eigenen Zahlenwert und so lassen sich Zahlen mit einem Wort ausdrücken. Jedes Wort besitzt demnach seinen Zahlenwert und wenn wir Worte mit demselben Zahlenwert miteinander vergleichen, ergibt sich meist eine innere verborgene Verbindung.
In Israel nennen wir daher den ersten Wochentag (Sonntag) "Yom Rischon - erster Tag" aber genauso kann man auch YOM ALEPH sagen. Der erste Buchstabe des Alphabetes, das ALEPH, steht für die 1 und wer YOM ALEPH sagt, der meint den Sonntag. YOM BETH ist der Montag (Yom Scheni - zweiter Tag), YOM GIMMEL ist der Dienstag (Yom Schlischi - dritter Tag), YOM DALED = Mittwoch (Yom Revi'I - vierter Tag), YOM HEH = Donnerstag (YOM CHAMISCHI - fünfter Tag), YOM VAV = Freitag (YOM SCHISCHI - sechster Tag) und nur der Schabbat trägt als Wochentag einen richtigen Namen.
Die Wochentage werden vielerseits bei Öffnungszeiten der Banken, von Geschäften oder Institutionen verwendet.
In der jüdischen Kabbalah besitzen die Formen der hebräischen Buchstaben ebenso eine mystische Bedeutung. Zu dem Thema möchte ich zwei sehr gute englische Bücher empfehlen. Zum einen "The Hebrew Letters" vom Chabad Rabbiner Yitzchak Ginzburgh, welcher hier die Buchstaben eher mystisch angeht und deren Formen definiert. Zum anderen brachte ARTSCROLL MESORAH ein sehr gutes, leicht verständliches Buch "The Wisdom in the Hebrew Alphabet" heraus. Der Autor ist Rabbi (Yechiel Aryeh) Michael L. Munk, dessen Vater, Rabbi Ezriel Munk, einst der Rabbiner der Adas Israel Gemeinde zu Berlin war. Im Jahre 1938 flüchtete Rabbi Michael Munk nach England und im Jahre 1941 kam er nach Boston und entging so dem Holocaust in Europa.
Der israelische Chabad - Rabbiner Yitzchak Ginzburgh dürfte ein Begriff sein. Nicht nur wegen seiner rechten politischen Äußerungen, sondern insbesondere aufgrund seiner kabbalistischen Vorträge, Bücher sowie seiner Website "Inner.Org".
G - tt erschuf unser Universum so, dass alles Kreierte seinen eigenen alleinigen Auftrag hat, etwas zu vollfüllen. Für jegliche Existenz hat G - tt einen Plan und wir alle wurden so erschaffen, dass wir in der Lage sind, diesen zu erfüllen. Jedes Tier, jeder Berg, alles wurde aus einem Grund erschaffen und es hat ebenso einen Grund, warum der Berg gerade da steht und nicht woanders. Oder warum wir diesen Eltern geboren worden sind und nicht anderen.
Nicht nur das jegliche Erschaffung eine physikalische Einheit bzw. sichtbar ist. Jeder noch so kleine Teil der Erschaffung besitzt darüber hinaus eine Seele, die wir nicht zu sehen in der Lage sind. Sei es der Mensch, das Tier, die Pflanze, ein Gegenstand, ein Stein oder was auch immer. ALLES besitzt eine Seele !
Die Kabbalah mag zwischen unterschiedlichen Seelenleveln unterscheiden und nur wir Menschen sind in der Lage unseren Level höher hinaus zu bringen. Ein Tier oder Gegenstand bleibt stets auf dem gleichen Level, denn eine Kuh verspürt sicherlich keinen Drang danach, sich spirituell (anhand von Thoramitzwot) auf einen höheren Level zu bewegen. Dazu wurde eine Kuh andererseits auch gar nicht erschaffen. Wir Menschen aber müssen sehen, dass wir unser Dasein nicht nur allein auf einen tierischen Instinkt (Level) gründen. Unsere Aufgabe besteht darin, uns vom Tier zu unterscheiden. Ansonsten hätten wir gleich alle als Tiere erschaffen werden können.
G - tt erschuf die Welt anhand von 10 Aussagen ("Und es werde Licht" …). Nicht, dass G - tt dastand und all diese Sätze ausrief. Vielmehr gibt uns die Thora gleich zu Beginn unzählige Metaphern zur Welterschaffung, welche der Interpretation bedürfen. Seine Aussagen während des Erschaffungsprozesses bezeugen den g - ttlichen Willen, wobei wir diesen wiederum nicht definieren können, denn das kann nur G - tt selber.
Was verstehen wir Menschen vom Willen G - ttes ?
Das hebräische Alphabet beinhaltet 22 Buchstaben und im Chassidismus besitzt jeder der Buchstaben seine eigene Energie (Koach), sein Eigenleben (Chayiot) sowie sein Licht (Or). In der Kabbalah sowie dem Chassidismus hängt alles immer irgendwie an einem Licht (Denken bzw. der Seele) und einer bestimmten individuellen damit verbundenen Funktion. Und so auch bei den hebräischen Buchstaben, die sozusagen mit den zehn Aussagen von G - tt ihre Existenz erlangten. Die Buchstaben wurden so zum "Rohmaterial" der Erschaffung unseres Universums. G - tt formte die Buchstaben zu einem Wort und kabbalistisch betrachtet kam dadurch Sein Wille in die Realität. Alle Buchstaben ergeben unendliche Variationen bzw. Kombinationen, wenn man sie vermischt. Das kabbalistische Buch "Sefer Yetzirah - The Book of Creation), welches Avraham als Autor zugeordnet wird, beschreibt, wie die Buchstaben bei der Welterschaffung benutzt bzw. welche Bedeutung sie gespielt haben. Hierbei zeigen die Buchstaben spirituelle Kräfte auf. Weiterhin bilden die hebräischen Buchstaben den Kern, die innere Bedeutung, eines Wortes. Oder deutlicher gesagt: Sie geben den DNA und geben den Charakter eines Objektes oder Lebewesens an.
Der erste Mensch Adam HaRishon besass vor seinem Vergehen im Paradies den allerhöchsten Seelenlevel, den ein Mensch jemals erlangen kann. Er wusste alles und war unsterblich. Zumindest solange, bis er und Chawa (Eva) ihre kleinen Sünden begingen und sich aufgrunddessen diverse hohe Seelenlevel verflüchtigten und die beiden, u.a., sterblich wurden. Es wird gesagt, dass Adam jedem einzelnen Tier im Paradies einen Namen gab. Den Namen der Rasse und keinen Privatnamen. Er sah ein Tier und nannte die Rasse gemäss seines inneren Charakters.
Die Chassidut Chabad sieht in jedem Lebewesen einen Funken des zukünftigen Meschiach. Einem Funken (in der Seele), der seine Aufgabe vollbringt und somit die Ge'ulah (Zeitalter des Meschiach) näher bringt. In der jüdischen Seele sei der Funke aktiv, denn anhand von Thoramitzwot bringen Juden das Zeitalter des Meschiach näher. Bei allen anderen Lebewesen sei der Funke eher in passiver Form zu finden, doch dennoch vorhanden.
Wir wissen, dass Adam Buchstabenkombinationen konstruierte und auf diese Weise den Tierarten ihre Namen gab. Aber auch Betzalel (zu Zeiten Moshes) war dieser Befähigung der Buchstabenkombinationen mächtig. Als er das Tabernakel (Mischkan) sowie sämtliche dafür erforderlichen Gegenstände baute, verwand er zu diesem Zweck geheime Buchstabenkombinationen. Er besass die Fähigkeit, Realität anhand eines Namen zu kennen. Ferner besassen König Salomon oder der Prophet Ezra die Fähigkeit dieser besonderen Buchstabenkombinationen. Salomon wurde zu G - ttes Partner in der Erschaffung als er den Ersten Tempel baute. Ezra gleichfalls als er den Zweiten Tempel aus den Ruinen des Ersten erstehen liess.
Buchstabenkombinationen werden in der Kabbalah allgemein "Zirufim" genannt und stehen für die spirituellen Kräfte, welcher G - tt im Erschaffungsprozess verwandte.
Die hebräischen Buchstaben zeugen also nicht nur von einer sprachlichen, sondern ebenso von einer spirituellen Bedeutung. Einem inneren spirituellen Charakter. In materieller Form bieten die Buchstaben eine Kommunikation, denn in dem Moment, in dem wir sie zu einem Wort verbinden, sind wir in der Lage mit anderen sowie mit G - tt zu kommunizieren. Jeder Buchstabe besitzt eine individuelle Form, eine Nummer sowie einen Namen.
In der hebräischen Sprache haben wir zwei Artikel:
HA = der, die, das
sowie
ET (ETT)
Für ET gibt es keinerlei Übersetzung, denn das Wort allein hat keine Bedeutung. Was es tut ist, einen bestimmten Gegenstand / Person auszuweisen und mehr nicht. ET zeigt etwas Bestimmtes an und nicht nur den Gegenstand oder die Person.
Ich glaube, es war David Ben Gurion, der sich weigerte, das Wort ET überhaupt zu verwenden. Er benutze keine Wörter, die nichts bedeuten.
Die Torah hingegen ist voll mit dem Wort ET:
"Bereshit bara E - lo - him ET HaShamayim ve ET HaAretz".
"Am Anfang (mit Weisheit) erschuf G - tt DEN Himmel und DIE Erde".
Wie wir sehen ist hier etwas ganz Bestimmtes gemeint bzw. es wird hervorgehoben. G - tt erschuf den Himmel (es gibt ja nur einen) sowie die Erde. Eine Midrasch besagt, dass das Wort ET für etwas Komplettes, Vollkommenes steht, denn es beinhaltet sämtliche 22 Buchstaben des hebräischen Alphabetes. Das Aleph (den ersten Buchstaben) sowie das Tav (den letzten Buchstaben).
Der Baal Shem Tov und sein Nachfolger, der Maggid von Mezritch (Rabbi Dov Baer Friedman) kommentierten ihrerzeit (im 18. Jahrhundert): "Wir alle suchen unsere Erschaffer, der sich da inmitten seiner Erschaffung verbirgt".
Inwieweit darf sich ein potentieller Konvertit zum Judentum von einem Rabbiner einwickeln lassen ? Darf oder soll man Geld ausgeben ? Wer garantiert dem Konvertiten ein Zertifikat ? Was ist mit Gegenleistungen ?
In meiner früheren deutschen IKG habe ich da einiges erlebt und miterlebt, wie potentielle Konvertiten voll auf einen Rabbiner abfuhren und ihn ebenso willig mit Geldmitteln und materiellen Gütern bedachten. Offiziell nicht aus dem Grund, am folgenden Tag mit einem Konversionszertifikat beschenkt zu werden, doch vielmals aus Hilfsbereitschaft heraus. Der Gedanke, dass man dem Rabbiner halt nicht so richtig etwas abschlagen kann, wenn er da seine Bitten ablässt, mag in der einen oder anderen Situation sicher eine Rolle gespielt haben.
Was, wenn ein Rabbiner beim Konversionskandidaten auf der Matte steht und um einen Gefallen bittet ?
Man sagt sich "Okay, EINEN Gefallen, wieso nicht ?"
Doch bleibt die Frage: Was, wenn sich die Gefallen in aller Regelmässigkeit wiederholen ?
"Gib mir hier und mach mir da ?"
Kann man da als noch nicht Konvertierter so einfach ablehnen ? Was, wenn der Rabbi mir vor lauter ärger einen Strich durch die Rechnung macht und meine Konversion
absichtlich verzögert bzw. mich ganz rauschmeisst?
Ich kann mir vorstellen, dass da so mancher Kandidat ins Entscheidungsschleudern gerät und s lieber kleinbeigegeben wird anstatt von Beginn an klipp und klar Grenzen abzustecken.
Seinerseits kann ein Rabbiner die Situation ausnutzen, denn der Konversionskandidat hängt ja an ihm dran. Ein kleiner Wink vielleicht, dass ohne besagten Rabbi nichts mehr weitergehe ?
Alles ist möglich und in gewisser Art und Weise sind Konversionskandidaten sicherlich von einem Rabbiner abhängig. Lehnen sie sich auf und wagen es sogar, sich an höherer Stelle zu beschweren, dann steht nicht selten Wort gegen Wort und wem wird da wohl eher geglaubt werden ? Insbesondere, wenn es sich beim dem Kandidaten um eine Kandidatin handelt.
Frauen haben nicht selten das Nachsehen; doch wiederum auch nicht immer, denn es kommt auf die Situation drauf an. Unter anderem darauf, ob über einen Rabbiner nicht schon in der Vergangenheit Beschwerden aufgelaufen sind. Wird Kollege Rabbiner im Kollegenkreis geachtet oder findet ein Munkeln statt ?
In Israel mögen die Grenzen vorteilhafter abgesteckt sein, denn es gibt offizielle reguläre Kurse überwacht vom Rabbanut (Oberrabbinat) oder anderweitigen haredischen Stellen wie der "Edah HaCharedit", zum Beispiel. Beim Jerusalemer Rabbanut nimmt man Beschwerden ernst, auch dann, wenn sie aus dem Ausland kommen sollten. Selbst wenn das Rabbanut keinen direkten Einfluss auf im Ausland lebenden und arbeitende Rabbiner hat, guten Rat kann man sich allemal geben lassen.
Was ein Konversionskandidat nicht machen sollte ?
Vor Jahren berichtete mir eine Konversionskandidatin aus Wien, dass die dortigen Kursteilnehmer Cash an den Rabbiner zahlen mussten. Kein einziger Konversionskandidat habe sich aufgeregt und die verlangte Summe anstandslos gezahlt. Erst als die Frau nach Israel kam und hörte, dass die Rabbanutkurse (bis auf wenige einmalige Gebühren) eigentlich umsonst stattfinden, begannen ihre Zweifel: "Was werde da im Ausland bezüglich der Konversionen zum Judentum eigentlich an Geldgeschäften betrieben ?" Eine weitere Frage: Sieht das örtliche Finanzamt etwas vom dem Cashflow oder fliesst nicht doch alles an der Steuer vorbei ?
Ein Konversionskandidat, vom dem eine Menge Cash verlangt wird, sollte sich bei höheren Stellen erkundigen. Zum Beispiel in Antwerpen.
Nur wie soll man das bewerkstelligen, wenn der Kursrabbiner gute Beziehungen hat und seinen Kollegen, bei denen sich der Kandidat zu erkundigen plant, schnell mit in sein Geschäft
einweiht ? Probleme, die sehr schnell auftauchen können und allgemein ist bekannt, dass ein Kandidat nicht selten das Nachsehen haben kann. Da wird man aus dem Kurs entfernt; vielleicht mit der Begründung, die Mitzwot seien einem egal. Wer will Dem Kandidaten da Glauben schenken, wenn sich einige Rabbiner untereinander absprechen und ihr kleines aufgebautes Machtmonopol zu schützen versuchen ? Tatsache ist, dass einem nach dem Giur mehr geglaubt wird als vorher. Einschlägige Beweise sollten jedoch erbracht werden; Tonbandaufnahmen erweisen sich hier geradezu als unverzichtbar.
Es gibt keine Patentlösung und jeder Konversionskandidat kann auf etwas hereinfallen. Sich scheuen, dagegen anzugehen, sollte er aber nicht. Dann gilt man ggf. als Querulant und sucht sich einen aufrichtigen Kurs im Ausland. Vorzugsweise in Israel.
Ich könnte sämtliche Pros & Cons auflisten, aber im Endeffekt bleibt die Entscheidung an jedem selbst kleben. Inwieweit ist er bereit, etwaige Gegenleistungen zu erbringen ? Dann aber muss das Gewissen eine Rolle mitspielen und in Erwägung gezogen werden, dass wenn sich ein späterer Kandidat über den Rabbiner beschwert und dessen Authorität im Nachhinein aberkannt wird, auch der Giur des "Schweigers" im Einerm ist und ggf. mit aberkannt wird.
Kriminellen Rabbinern sollte der Gar ausgemacht werden und um dies zu bewirken, müssen Beschwerden erfolgen. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende !
Nebenbei frage ich mich, ob Tropper nun etwas mit der potentiellen Konvertitin zum Judentum etwas hatte oder nicht. Konversion hin oder her: Sollte man nicht beim kleinsten Anliegen / Verdacht die Polizei einschalten ? HIER ein kleines Fallbeispiel aus deutschen Landen !
Unglücklicherweise, so muss ich sagen, sind nicht wenige potentielle Konvertiten zum Judentum (hierbei in erster Linie Frauen) bereit, alles zu tun, nur um den Schein (das Konversionszertifikat) letztendlich zu erhalten. Ich traf in Israel schon auf potentielle Konvertiten, die fast alles tun würden, nur um den Konversionsprozess endlich hinter sich bringen. Hinterher sind ihnen dann Religion, Rabbiner, Synagogen, Halacha, etc. vollkommen Wurst, aber immerhin haben sie den Schein (der sie jedoch nicht zum wirklich halachischen Juden macht).
After years of living in Jerusalem, I decided to betray the city by moving to Tel Aviv.:-) In the meantime I returned to the Holy City. It is actually very good to be back in Jerusalem !!!
Nevertheless, I am still writing about Jerusalem but also include many other places in Israel.
Until some years ago, I was a Yeshiva (Michlalah) student. First with the national religious and later with the Litvishe. Also got in contact with Chassidut and this subject and lifestyle has never left me.