Mittwoch, Dezember 23, 2009

Die hebräischen Buchstaben im Erschaffungsprozess


B"H

In der vorangegangenen Parashat Vayigash brachte ich die Sprache auf die verschiedenen Bedeutungen der Buchstaben des hebräischen Alphabetes. Unter anderem ist dort vom einstigen Bediensteten Avrahams, nämlich dem Eliezer, die Rede, dessen Name den Zahlenwert 318 ergibt. Wie das ?
Jeder hebräische Buchstabe besitzt seinen eigenen Zahlenwert und so lassen sich Zahlen mit einem Wort ausdrücken. Jedes Wort besitzt demnach seinen Zahlenwert und wenn wir Worte mit demselben Zahlenwert miteinander vergleichen, ergibt sich meist eine innere verborgene Verbindung.

In Israel nennen wir daher den ersten Wochentag (Sonntag) "Yom Rischon - erster Tag" aber genauso kann man auch YOM ALEPH sagen. Der erste Buchstabe des Alphabetes, das ALEPH, steht für die 1 und wer YOM ALEPH sagt, der meint den Sonntag. YOM BETH ist der Montag (Yom Scheni - zweiter Tag), YOM GIMMEL ist der Dienstag (Yom Schlischi - dritter Tag), YOM DALED = Mittwoch (Yom Revi'I - vierter Tag), YOM HEH = Donnerstag (YOM CHAMISCHI - fünfter Tag), YOM VAV = Freitag (YOM SCHISCHI - sechster Tag) und nur der Schabbat trägt als Wochentag einen richtigen Namen.
Die Wochentage werden vielerseits bei Öffnungszeiten der Banken, von Geschäften oder Institutionen verwendet.

In der jüdischen Kabbalah besitzen die Formen der hebräischen Buchstaben ebenso eine mystische Bedeutung. Zu dem Thema möchte ich zwei sehr gute englische Bücher empfehlen. Zum einen "The Hebrew Letters" vom Chabad Rabbiner Yitzchak Ginzburgh, welcher hier die Buchstaben eher mystisch angeht und deren Formen definiert. Zum anderen brachte ARTSCROLL MESORAH ein sehr gutes, leicht verständliches Buch "The Wisdom in the Hebrew Alphabet" heraus. Der Autor ist Rabbi (Yechiel Aryeh) Michael L. Munk, dessen Vater, Rabbi Ezriel Munk, einst der Rabbiner der Adas Israel Gemeinde zu Berlin war. Im Jahre 1938 flüchtete Rabbi Michael Munk nach England und im Jahre 1941 kam er nach Boston und entging so dem Holocaust in Europa.

Der israelische Chabad - Rabbiner Yitzchak Ginzburgh dürfte ein Begriff sein. Nicht nur wegen seiner rechten politischen Äußerungen, sondern insbesondere aufgrund seiner kabbalistischen Vorträge, Bücher sowie seiner Website "Inner.Org".

G - tt erschuf unser Universum so, dass alles Kreierte seinen eigenen alleinigen Auftrag hat, etwas zu vollfüllen. Für jegliche Existenz hat G - tt einen Plan und wir alle wurden so erschaffen, dass wir in der Lage sind, diesen zu erfüllen. Jedes Tier, jeder Berg, alles wurde aus einem Grund erschaffen und es hat ebenso einen Grund, warum der Berg gerade da steht und nicht woanders. Oder warum wir diesen Eltern geboren worden sind und nicht anderen.

Nicht nur das jegliche Erschaffung eine physikalische Einheit bzw. sichtbar ist. Jeder noch so kleine Teil der Erschaffung besitzt darüber hinaus eine Seele, die wir nicht zu sehen in der Lage sind. Sei es der Mensch, das Tier, die Pflanze, ein Gegenstand, ein Stein oder was auch immer. ALLES besitzt eine Seele !
Die Kabbalah mag zwischen unterschiedlichen Seelenleveln unterscheiden und nur wir Menschen sind in der Lage unseren Level höher hinaus zu bringen. Ein Tier oder Gegenstand bleibt stets auf dem gleichen Level, denn eine Kuh verspürt sicherlich keinen Drang danach, sich spirituell (anhand von Thoramitzwot) auf einen höheren Level zu bewegen. Dazu wurde eine Kuh andererseits auch gar nicht erschaffen. Wir Menschen aber müssen sehen, dass wir unser Dasein nicht nur allein auf einen tierischen Instinkt (Level) gründen. Unsere Aufgabe besteht darin, uns vom Tier zu unterscheiden. Ansonsten hätten wir gleich alle als Tiere erschaffen werden können.

G - tt erschuf die Welt anhand von 10 Aussagen ("Und es werde Licht" …). Nicht, dass G - tt dastand und all diese Sätze ausrief. Vielmehr gibt uns die Thora gleich zu Beginn unzählige Metaphern zur Welterschaffung, welche der Interpretation bedürfen. Seine Aussagen während des Erschaffungsprozesses bezeugen den g - ttlichen Willen, wobei wir diesen wiederum nicht definieren können, denn das kann nur G - tt selber.
Was verstehen wir Menschen vom Willen G - ttes ?

Das hebräische Alphabet beinhaltet 22 Buchstaben und im Chassidismus besitzt jeder der Buchstaben seine eigene Energie (Koach), sein Eigenleben (Chayiot) sowie sein Licht (Or). In der Kabbalah sowie dem Chassidismus hängt alles immer irgendwie an einem Licht (Denken bzw. der Seele) und einer bestimmten individuellen damit verbundenen Funktion. Und so auch bei den hebräischen Buchstaben, die sozusagen mit den zehn Aussagen von G - tt ihre Existenz erlangten. Die Buchstaben wurden so zum "Rohmaterial" der Erschaffung unseres Universums. G - tt formte die Buchstaben zu einem Wort und kabbalistisch betrachtet kam dadurch Sein Wille in die Realität. Alle Buchstaben ergeben unendliche Variationen bzw. Kombinationen, wenn man sie vermischt. Das kabbalistische Buch "Sefer Yetzirah - The Book of Creation), welches Avraham als Autor zugeordnet wird, beschreibt, wie die Buchstaben bei der Welterschaffung benutzt bzw. welche Bedeutung sie gespielt haben. Hierbei zeigen die Buchstaben spirituelle Kräfte auf. Weiterhin bilden die hebräischen Buchstaben den Kern, die innere Bedeutung, eines Wortes. Oder deutlicher gesagt: Sie geben den DNA und geben den Charakter eines Objektes oder Lebewesens an.

Der erste Mensch Adam HaRishon besass vor seinem Vergehen im Paradies den allerhöchsten Seelenlevel, den ein Mensch jemals erlangen kann. Er wusste alles und war unsterblich. Zumindest solange, bis er und Chawa (Eva) ihre kleinen Sünden begingen und sich aufgrunddessen diverse hohe Seelenlevel verflüchtigten und die beiden, u.a., sterblich wurden. Es wird gesagt, dass Adam jedem einzelnen Tier im Paradies einen Namen gab. Den Namen der Rasse und keinen Privatnamen. Er sah ein Tier und nannte die Rasse gemäss seines inneren Charakters.

Die Chassidut Chabad sieht in jedem Lebewesen einen Funken des zukünftigen Meschiach. Einem Funken (in der Seele), der seine Aufgabe vollbringt und somit die Ge'ulah (Zeitalter des Meschiach) näher bringt. In der jüdischen Seele sei der Funke aktiv, denn anhand von Thoramitzwot bringen Juden das Zeitalter des Meschiach näher. Bei allen anderen Lebewesen sei der Funke eher in passiver Form zu finden, doch dennoch vorhanden.

Wir wissen, dass Adam Buchstabenkombinationen konstruierte und auf diese Weise den Tierarten ihre Namen gab. Aber auch Betzalel (zu Zeiten Moshes) war dieser Befähigung der Buchstabenkombinationen mächtig. Als er das Tabernakel (Mischkan) sowie sämtliche dafür erforderlichen Gegenstände baute, verwand er zu diesem Zweck geheime Buchstabenkombinationen. Er besass die Fähigkeit, Realität anhand eines Namen zu kennen. Ferner besassen König Salomon oder der Prophet Ezra die Fähigkeit dieser besonderen Buchstabenkombinationen. Salomon wurde zu G - ttes Partner in der Erschaffung als er den Ersten Tempel baute. Ezra gleichfalls als er den Zweiten Tempel aus den Ruinen des Ersten erstehen liess.

Buchstabenkombinationen werden in der Kabbalah allgemein "Zirufim" genannt und stehen für die spirituellen Kräfte, welcher G - tt im Erschaffungsprozess verwandte.

Die hebräischen Buchstaben zeugen also nicht nur von einer sprachlichen, sondern ebenso von einer spirituellen Bedeutung. Einem inneren spirituellen Charakter. In materieller Form bieten die Buchstaben eine Kommunikation, denn in dem Moment, in dem wir sie zu einem Wort verbinden, sind wir in der Lage mit anderen sowie mit G - tt zu kommunizieren. Jeder Buchstabe besitzt eine individuelle Form, eine Nummer sowie einen Namen.

In der hebräischen Sprache haben wir zwei Artikel:

HA = der, die, das

sowie

ET (ETT)

Für ET gibt es keinerlei Übersetzung, denn das Wort allein hat keine Bedeutung. Was es tut ist, einen bestimmten Gegenstand / Person auszuweisen und mehr nicht. ET zeigt etwas Bestimmtes an und nicht nur den Gegenstand oder die Person.
Ich glaube, es war David Ben Gurion, der sich weigerte, das Wort ET überhaupt zu verwenden. Er benutze keine Wörter, die nichts bedeuten.
Die Torah hingegen ist voll mit dem Wort ET:

"Bereshit bara E - lo - him ET HaShamayim ve ET HaAretz".
"Am Anfang (mit Weisheit) erschuf G - tt DEN Himmel und DIE Erde".

Wie wir sehen ist hier etwas ganz Bestimmtes gemeint bzw. es wird hervorgehoben. G - tt erschuf den Himmel (es gibt ja nur einen) sowie die Erde. Eine Midrasch besagt, dass das Wort ET für etwas Komplettes, Vollkommenes steht, denn es beinhaltet sämtliche 22 Buchstaben des hebräischen Alphabetes. Das Aleph (den ersten Buchstaben) sowie das Tav (den letzten Buchstaben).

Der Baal Shem Tov und sein Nachfolger, der Maggid von Mezritch (Rabbi Dov Baer Friedman) kommentierten ihrerzeit (im 18. Jahrhundert): "Wir alle suchen unsere Erschaffer, der sich da inmitten seiner Erschaffung verbirgt".

3 Kommentare:

  1. Anonym1:49 PM

    Wo du gerade bei Worten und Buchstaben bist:

    Beiträge zur Erklärung von Worten wären doch auch ganz interessant und informativ.
    Die Erklärungen bei Hirsch finde ich dabei oft sehr gut, hilft zum besseren Verständnis und beim Lernen von Hebräisch.

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  2. B"H

    Welche Worte meinst Du genau ? Die aus der Parasha ?

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  3. Anonym1:02 PM

    Ja, auch, alle möglichen Worte, was sie genau bedeuten und wie sie mit anderen Worten in Beziehung stehen.

    eläh und elohim, lächäm und milchama, malach und m'lacha, käräv und karov, ...

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