Donnerstag, Januar 29, 2009

Was es bedeutet, in Ägypten zu sein

B"H

In der Thora lesen wir derzeit über Ägypten. Jahre nach dem Tode Yosefs waren die Israeliten vom Pharao versklavt und es herrschten dunkle Zeiten für sie. Ohne viel Hoffnung aus Erlösung des Lasters, wenn da nicht Moshes Familie gewesen wäre, die da nie aufgab und den vollständigen Glauben an G - tt und Seinen verkündeten Auszug aus der Skalverei beibehalten hatte.

In unserer Zeit lesen wir die netten "Stories" in der Thora und denken, dass die ja alles ganz schön und nett war. Auszug und so. Etwas Romantik, wenn auch viel Tragik. Aber was hat das alles mit mir zu tun, denn ich laufe ja nicht durch die Wüste und will ins Gelobte Land einziehen ? Die Zeiten haben sich geändert. Hightech und alles drumherum ermöglicht uns alles und was hat mir der antike Israelit Jude aus der damaligen Wüste viel zu sagen ?

Wie wir bereits wissen, ist die Thora unendlich und auf ewig bestimmt. Und wenn wir uns näher mit deren Inhalten befassen, dann sehen wir nicht selten Parallelen zu unserem eigenen Leben. Vielleicht nicht bildlich und haargenau, doch im Ansatz und der Grundbedeutung.

Ägypten, Skalverei ?
Sitzt nicht heute auch ein jeder von uns in seinem eigenen Ägypten ?
Nicht direkt dort im Land, doch eher symbolisch betrachtet.

Bin ich tatsächlich so toll und frei wie ich mir das manchmal einbilde ?

Unterschieden wird auch bei uns zwischen einem physischen Ägypten, welches da meine materiellen Abhängigkeiten offensichtlich macht. Andererseits jedoch gibt es auch ein "spirituelles" Ägypten, in dem ich gefangen sein kann. Und diese letztere Form des "Ägyptens" wird als die gravierendere angesehen. Wenn ich G - tt und den Glauben aufgebe und mich seelisch hängen lassen. Alles ist mir egal und kaum etwas zeigt noch irgendwelche Bedeutung fuer mich. Gefangen in meinen Gedanken, die mir keinen Raum für anderes mehr lassen.

Wenn wir über all dieses einmal intensiver nachdenken, werden wir feststellen, dass Ägypten nicht nur eine Angelegenheit der einstigen Israeliten ist, sondern auch die unsere. Im Parashaabschnitt der kommenden Woche werden die Israeliten aus Ägypten ziehen und vielleicht sollten auch wir einmal über unsere eigenen Exodus nachdenken.

Parashat Bo (בא)


Der jüdische Kalender richtet sich nach dem Mond.

B"H

Die Thoralesung für diesen Schabbat

Die dieswöchige Thoralesung fällt etwas anders aus wie gewohnt, da ich zwar kurz zwei der insgesamt zehn Plagen anschneide; ansonsten aber beschränke ich mich nur auf ein Thema, welches sich durch die gesamte Thora zieht und uns bis heute begleitet. Gemeint sind die EREV RAV, welche in der Parashat Bo zum ersten Mal Erwähnung finden. Die "Erev Rav" sind vorwiegend ein kabbalistisches Thema und von daher wird diese Parasha etwas kabbalistisch.

Die vergangene Parasha, Parashat Va'era, schloß mit der Beschreibung der Plage des Hagels. Vielen Kommentatoren, darunter auch Rabbi Samson Raphael Hirsch, fiel auf, dass die Thora uns nicht sagt, dass der Hagel gänzlich verschwand. Stattdessen heißt es, dass er stoppte.
Wieso stoppte er nur ?

Rabbi Hirsch kommentiert, dass der Hagel in der Luft stoppte und dort bestehen blieb.
Warum aber kam der Hagel nicht als Regen herab ? Kann er nur einfach so in der Luft stehenbleiben ?
Nichts passierte und weitere Kommentatoren sind der Meinung, dass sich der Hagel immer noch in der Luft befindet und von G - tt als Waffe im Krieg von Gog und Magog gegen jene Völker eingesetzt wird, welche sich gegen Israel erheben.

In der dieswöchigen Thoralesung folgen die Heuschrecken - sowie die Plage der Dunkelheit. Dazu heißt es recht seltsamerweise in der Thora, dass die ersten drei Tage der Dunkelheit kein Ägypter in der Lage war, etwas zu sehen. Darauf wird uns jedoch mitgeteilt, dass die folgenden drei Tage kein Ägypter in der Lage war, sich auch nur zu bewegen.
Der Ramban (Nachmanides) sagt, dass die Dunkelheit keineswegs so zu verstehen sei, dass da die Sonne nicht scheine oder sie verdeckt sei. Vielmehr kam diese unvorstellbare Dunkelheit direkt von G - tt und war so konzentriert, dass sie sogar jede Kerze erlöschen ließ.


Die Midrash Rabbah nennt zwei Gründe für die Plage der Dunkelheit.
Während die Ägypter ausgeschaltet waren, sahen die Israeliten genug. So gingen sie in die Häuser der Ägypter und schauten, wo deren Juwelen versteckt lagen. Mit dem Auszug aus Ägypten nämlich forderten sie von ihren Bossen den ausstehenden Lohn für all die Jahre und natürlich wollten die ägyptischen Sklavenhalter nichts zahlen und sagten, sie hätten kein Geld. Und so machten sich die Israeliten auf und nahmen sich, was ihnen zustand.
Der zweite, weniger bekannte Grund, den die Midrash Rabbah diesbezüglich nennt ist, dass es schon zu der Zeit Israeliten (Juden) gab, welche sich so sehr assimiliert hatten, dass für sie ein Auszug aus Ägypten nicht mehr möglich war. Deshalb beschloß G - tt, diese Juden zu töten. Die Dunkelheit sollte den Ägyptern diese Tatsache verbergen, dass da Menschen starben, denn hinterher hätten sie hämisch behaupten können, dass der G - tt der Juden ja seine eigenen Leute umbringe.

Insgesamt ist hier zu erwähnen, dass es talmudische Konzepte gibt, welche über verschiedene Gruppen von Juden Auskunft geben, inwieweit sich jemand assimilieren darf, um hinterher dennoch eine akzeptierte Teshuva (Umkehr zu G - tt) bekommen zu können. Wie weit darf sich ein Jude von G - tt und den Mitzwot entfernen ? Vielleicht eine kleine Anregung für uns alle, etwas tiefer über individuelle Handlungen nachzudenken.

Aber nun zum eigentlichen Thema der Parasha, nämlich der EREV RAV, welche auf Englisch "Mixed Multitude" genannt wird.

Wer sind sie und wo liegt ihr eigentlicher Ursprung ?
An sich sind die Erev Rav einen eigenen Artikel oder ein ganzes Buch wert. Thorakommentatoren gehen weniger auf sie ein als der Talmud und die Kabbalah.

In der Thora (Exodus 12:38) heißt es, dass neben den Israeliten auch die Erev Rav Ägypten verließ, Raschi sagt lediglich, dass es sich hierbei um ägyptische Konvertiten zum Judentum handele.
Die folgenden Berichte sind sowohl aus Quellen des litvish - haredischen Kabbalahverständnis (aus der Schule des Vilna Gaon) als auch aus der chassidischen Schule des Kabbalahverständnisses. Beide Gruppen legen die Kabbalah des großen Kabbalisten, Rabbi Yitzchak Luria 1534 - 1572, in gewissen Themenbereichen unterschiedlich aus. Des Weiteren nenne ich Meinungen aus dem manchmal umstrittenen Buch "Emek HaMelech" (ein Kommentar zu den Schriften des Rabbi Y. Luria). Die Quellen sind jedoch von geringer Bedeutung, denn fast alle stimmen dem allgemeinen Bild von der Erev Rav zu.

"Emek Hamelech" gilt deswegen oft
als umstritten, da der Autor beschuldigt wurde, die Meinungen des Schabbtai Zvi
zu vertreten. Jedoch ist das Buch nicht immer umstritten und heutzutage zitieren
viele Chassidim gerade aus diesem Buch. Yehudah Liebes, ein Uniprofessor der
HebrewU Jerusalem, schrieb einen langen Kommentar zu "Emek HaMelech". Insgesamt
jedoch ist das Buch ein Kapitel für sich.


Moshe entschied sich gegen den Willen G - ttes, unaufrichtige Konvertiten mit aus Ägypten zu nehmen. G - tt selbst warnte ihn zuvor, dass diese erhebliche hohe Bevölkerungsgruppe unentwegt Probleme bereiten wird. Im weiteren Verlauf werden wir sehen, dass es fortwährend diese Erev Rav waren, welche die Israeliten aufstachelten, gegen G - tt zu rebellieren. Unter anderem waren sie ebenso für den Bau des Goldenen Kalbes verantwortlich.
Aber nicht nur beim Marsch durch die Wüste erwiesen sich die Erev Rav als Plage. Da sie sich nach dem Einzug in das land Israel mit den Juden vermischten, gibt es sie bis heute in unserem Volk. Der Gaon aus Vilna unterscheidet fünf Gruppen innerhalb der Erev Rav und es heißt, dass nicht der Kampf gegen die Ischmaeliten der größte Hinderungsgrund für das Eintreffen des Meschiach sei, sondern der jüdische Kampf gegen die Erev Rav. Ein interner Kampf innerhalb des jüdischen Volkes, von dem wir heute schon einiges sehen. Immer wieder stacheln Juden andere Juden an, sich von G - tt loszulösen und doch lieber machen sollen, was sie wollen. Aber nicht nur das; auch Rabbiner teilt der Vilna Gaon den Erev Rav zu. Nämlich all jene, die nur auf ihren eigenen Ruf bzw. Vorteil aus sind, andere Leute ausnutzen und die Thora falsch lehren. Laut dem Gaon aus Vilna wird es unsere größte Herausforderung sein, die Erev Rav zu besiegen.

Kommentare zu den Erev Rav:

- Jegliche Diaspora sowie die Tempelzerstörungen gehen auf das Konto der Erev Rav (Tikunei HaZohar).
- Die Erev Rav schädigen Israel mehr als jede andere Nation (Rabbi Simcha Yissachar Halberstam).
- Moshes Ziel war, die Erev Rav auf den richtigen Pfad zu führen, doch er scheiterte. Heutzutage sind die Erev Rav führende jüdische Persönlichkeiten, doch der Meschiach, welcher einen Funken von Moshe enthält, wird sie schließlich besiegen (Bnei Yissachar).

Wie schon zuvor erwähnt, waren die Erev Rav unaufrichtige ägyptische Konvertiten. Viele sind der Meinung, dass diese selbst Sklaven waren und sahen, dass die Israeliten einmal die Skalverei verlassen und in ihr eigenes Land zurückkehren werden. Genau darin sahen die Erev Rav ihren Vorteil, denn auch sie wollten aus der Skalverei heraus. So kam das Judentum ihnen gerade recht. Übrigens sehen wir in der Geshichte (bis in die heutige Zeit hinein), dass es immer wieder Leute gab, die aus dem eigenen Vorteil heraus zum Judentum konvertierten. Zu Zeiten König Davids sowie seines Sohnes, König Salomons, gab es jedoch keine Konvertiten zum Judentum. Auch wird es diese nach dem Eintreffen des Meschiach nicht mehr geben.

Beim Marsch durch die Wüste standen die Erev Rav gesellschaftlich unter den Israeliten und bekamen auch kein Manna vom Himmel. Stattdessen aßen sie die Reste der anderen. Auch mußten sie dem Marsch hinterherlaufen und waren nie vorne mit dabei. Mischehen gab es zu der Zeit keine, sondern erst im Lande Israel als viele den Überblick verloren, wer wer ist. So gelang es den Erev Rav schließlich im jüdischen Volk unterzutauchen.

Woher aber kamen diese Erev Rav und wieso ließ G - tt dies alles zu ?
Der Talmud Traktat Chagigah 13b - 14a gibt uns Auskunft. Das eigentlich Konzept jedoch geht auf einen Psalmenvers (105:8) zurück, wo geschrieben steht, dass G - tt den Juden die Thora nach 1000 Generationen geben wird.
Nach 1000 Generationen ?
Tatsache aber ist, dass die Juden die Thora schon nach 26 Generationen erhielten. Fehlen da nicht 974 Generationen ? Wohin sind diese entschwunden ?

Im Talmud Chagigah sowie in unzähligen kabbalistischen Schriften steht geschrieben, dass G - tt vor der Welterschaffung 1000 Generationen von Seelen erschuf. Dieses ist wieder einmal mehr als Metapher zu verstehen und NICHT wörtlich zu nehmen. Erschuf heißt hier "in Seinen Gedanken" und nicht, dass die Seelen physisch existierten. G - tt "dachte" nur an deren Erschaffung. Seither werden jene Seelen in jede Generation gepflanzt und haben die Aufgabe, sich zu perfektionieren. Bisher schlug das meistens fehl und somit wurden sie immer wieder aufs Neue reinkarniert. Meinungen besagen, dass der Meschiach erst dann eintrifft, wenn all diese Seelen perfektioniert sind.
Die Seelen der Erev Rav wurden in mehreren Generationen reinkarniert. So in der Generation des Enosch, in der Generation von Noach, in der Generation von Sodom und später in der Generation, welche mit Moshe durch die Wüste marschierte.

Und so setzt sich die Liste der Erev Rav - Seelen bis heute fort. Identifizieren kann sie heute niemand mehr außer G - tt selber. Der Letzte, der dazu in der Lage war, war Rabbi Yitzchak Luria und vielleicht später noch der Baal Shem Tov. Heutzutage gibt es keinen so großen Kabbalisten mehr, der überhaupt zu Seelendeutungen in der Lage ist. Spätestens in der Zeit des Meschiach wird sich alles aufklären.

Wieso läßt G - tt soetwas zu ?

Er selber hatte alles ganz anders geplant, aber da Adam Und Eva (Chava) im Paradies von einem Baum aßen, von dem sie nicht hätten essen sollen, wurden sie sich ihres freien Willens bewußt und nutzten ihn ausgiebig aus. Die in Adam enthaltetenen Seelen hätten ursprünglich perfektioniert werden sollen, doch Adam entschloß sich anders.

Wozu gab es überhaupt 10 Plagen ? Hätte nicht eine ausgereicht ?
Auch zu dieser Frage gibt es ausgiebige kabbalistische sowie chassidische Erklärungen, die ich aber auslasse. Stattdessen nenne ich eine Meinung des derzeitigen Rebben der chassidischen Gruppe Slonim aus Jerusalem, Rabbi Shmuel Bozorowsky. G - tt wollte den Israeliten bewußt machen, dass es Ihn gibt und Er der alleinige einzige G - tt über jede Schöpfung ist. Und dieses Ziel erkannten die oft assimilierten und teilweise frustrierten Israeliten nicht immer sofort.

Schabbat Schalom

Mittwoch, Januar 28, 2009

Jewish Music Report



B"H

Zum Anschauen, Informieren & Reinhören:


Berühmte Gräber unserer Ahnen


B"H

Ein haredisches (ultra - orthod.) Forum veröffentlichte diese grossartigen Bilder vom Grabe unserer Vormutter Rachel nahe Bethlehems, der "Ma'harat HaMachpela - den Gräbern der Vorväter" in Hebron sowie vom Grabe Shmuel HaNavi (dem Propheten Samuel).



Rachels Grab (Kever Rachel)




Israelische Separationsmauer zwischen Rachels Grab und Bethlehem (Beit Lechem)


Die "Maharat HaMachpela" in Hebron



Auf dem Vorhang steht geschrieben: Yitzchak und Rivka (Rebekka)


Das Grab von Shmuel HaNavi (dem Propheten Samuel) nahe Jerusalem




Die Landschaft um Jerusalem

Sämtliche Photos können hier eingesehen werden !

Dienstag, Januar 27, 2009

Synagogen & Drumherum

B"H

"In wieviele Synagogen soll ein Jude gehen ?"
Diese Frage ist für viele Juden in deutschen Landen aber auch anderswo komplett irrelevant, denn meist befindet sich nur eine Synagoge im Ort. Bestenfalls gibt es zwei Synagogen, wovon oft eine reform und die zweite orthodox ist. Andernorts kann es da schon mitunter vielfältiger zugehen, dennoch findet man normalerweise findet jeder irgendwo seine Stammsynagoge. Aschkenazische, sephardische oder jeminitische Juden, jeder hat sein Plätzchen. Rabbi Mordechai Machlis gibt ab und zu am Schabbat die Anregung, dass wir alle zumindest einmal pro Monat am Schabbat eine andere Synagoge aufsuchen sollen um so eine jüdische Einheit zu bewahren.

Wie ich eingangs sagte, wird dies dem ein oder anderen aus dem Mangel an Synagogen heraus nicht möglich sein, doch wer in der Lage ist, der sollte einfach zur Abwechselung einmal eine sephardische Synagoge gehen.

Wunderbar gesagt, doch ich selber tue dies so gut wie nie.
Zum Beispiel war ich in meinem ganzen Leben bisher nur ein einziges Mal in einer jemenitischen Synagoge und muss zugeben, kaum ein Wort verstanden zu haben. Jemeniten und sephardische Juden sprechen ihre Gebete in noch schlimmeren Akzenten, in denen sie alltags über zu reden pflegen (klingt das aschkenazisch hochmütig ???). Auch liegt mir das Hören sephardischer Musik bzw. Melodien gänzlich fern. Trotzdem bin ich das, was man einen "Synagogen – Hopper" nennt und ich liebe es, mich auch anderswo umzusehen. Überwiegend in chassidischen Synagogen und hoffentlich breche ich damit die von Rabbi Machlis betonte Einheit nicht allzu sehr. Zu Breslov, Chabad, Karlin – Stolin, Stropkov oder den Toldot Aharon gehe ich recht häufig.

Ich bin in der glücklichen Lage nach wie vor halb (neben Tel Aviv) in Jerusalem zu weilen und so kommt insbesondere am Schabbat nie Langeweile auf. Es kann sogar passieren, dass ich mit Freunden durch die Mea Shearim Street gehe und wir uns nicht entscheiden können, in welche Synagoge wir nun gehen sollen. In solchen Momenten landen wir meist bei Karlin oder den Toldot Aharon. Bei den Chassidim herrscht die Tradition, am Schabbat die eigene Synagoge auszusuchen. Jeder scheint irgendwie seinen Platz zu haben und an manchen Sitzen prangen sogar kleine Namensschildchen. Außer bei der Chassidut Belz in Jerusalem, wo die Sitze auf Lebenszeit verkauft werden, sind die Sitzplätze eigentlich nur an den hohen Feiertagen reserviert.

Was macht eine gute Synagoge aus ?
Für mich stehen dabei nicht nur das Gebet oder der Rabbiner im Vordergrund. Wobei man nicht unbedingt Rabbiner sein muss, um den Service zu leiten. Jeder, der sich mit dem G – ttesdienst auskennt, darf dies tun (als Vorbeter).

Selbst wenn man irgendwo fremd ist, sollte man das Gefühl haben, willkommen zu sein. Der Wohlfühlfaktor spielt mit eine wichtige Rolle, denn was nützt es mir das beste Gebet zu haben, wenn mich die Anwesenden giftig anschauen ?
In den Synagogen Mea Shearims passiert es mir immer wieder, dass die anwesende betenden Frauen neugierig werden und man schnell ins Gespräch kommt, sobald diese merken, dass man ein wenig von der bzw. chassidischen Gruppen versteht.

Sicher geht man in Deutschland manchmal nicht nur so in die Synagoge, sondern wird an der Türe gefragt, wer man ist. In diesen Zeiten wahrscheinlich noch mehr, denn die Terrorgefahr auf jüdische Einrichtungen in der Diaspora ist enorm angestiegen. Für Nichtjuden erweist sich ein Synagogenbesuch vielleicht als noch komplizierter und ich las in Foren, dass man sich bei diversen Gemeinden erst anmelden muss.



Das Innere der "Großen Synagoge" in Jerusalem.
Die Synagoge ist riesig, verfügt über einen grandiosen Chor, doch ist mir zu touristenmässig. Da das Sheraton - Hotel gleich gegenüber liegt, besuchen sehr viele amerikanische jüd. Touristen die G - ttesdienste. Außerdem strömen manchmal zuviele nichtjüd. Touristen herein, die dann schnell gelangweilt erscheinen, weil sie wohl kaum in Betracht zogen, dass der G - ttesdienst in hebräischer Sprache abgehalten wird..




Die "Große Synagoge" von außen.




Das Innere der "Ohr HaChaim" - Synagoge. Im Vordergrund die "Bima", auf welche die Thorarolle während der Lesung gelegt wird. Im Hintergrund der "Aron HaKodesch - Thoraschrein" mit dem traditionellen Vorhang davor.




Die italienische Synagoge in Jerusalem.




Eine Thorahülle der sephardischen Juden.




Thorarolle



Ein aschkenazischer Thoramantel, mit welchem die Thora verdeckt bleibt, bis sie zur Lesung benutzt verwendet.




Der berühmteste Platz des Gebetes in Jerusalem ist natürlich die Klagemauer (Kotel). Dort findet jeder Platz und wer rechtzeitig kommt, auch eine Minyan (10 jüd. Männer) zum Gebet.

Zum Holocaust - Gedenktag


B"H

Zum Holocaust - Gedenktag habe ich einige Infos zusammengestellt, welche im deutschsprachigen Raum nicht unbedingt so geläufig sind:


Die gestohlenen jüdischen Kinder

Die dramatische Flucht des Klausenberger Rebben Yekutiel Yehudah Halberstam vor den Nazis

Die chassidische Reaktion auf den Holocaust

Das "Yad Vashem" in deutscher Sprache

Der Sinneswandel des Rabbi Yissachar Shlomo Teichtal

Die kontroverse Unantastbarkeit

Der Vatikan und seine jüdische Beute

Video: Osteuropas Chassidim im Holocaust

Rebbe Teitelbaum und der Kastner Transport

In Erinnerung an Kalonymus Kalman Shapira

Sonntag, Januar 25, 2009

Papst rehabilitiert Holocaust - Verleugner

B"H

Was in Deutschland mit Gefängnis bestraft wird, führt im Vatikan zur Rehabilitation. Der deutsche Papst Benedikt, in Israel wegen seiner Wehrmachtvergangenheit auch vielerseits als "Nazi - Papst" verspottet, scheint seinem hiesigen Ruf einmal wieder alle Ehre gemacht zu haben. Ende vergangener Woche rehabilitierte er den im Jahre 1988 aus der katholischen Kriche verstossenen Holocaust - Verleugner Richard Williamson.

Für den Papst stehen offenbar einmal wieder innerpolitische Überlegungen dabei im Vordergrund, will er doch die Hardliner - Ebene wieder an die Kirchenführung heranführen. Dass dies jedoch gleich mit einem eingeschworenen Holocaust - Verleugner geschieht, verschlägt dann doch allen die Sprache.

Mehr zu dem Thema hier:
http://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-3660903,00.html

Samstag, Januar 24, 2009

Der jüdische Monat Shevat (שבט)


B"H

Morgen (Sonntag) abend beginnt der jüdische Monat Shevat. Am Montag feiern wir dann den ganzen Tag über den Rosh Chodesh Shevat, den Beginn des Monat Shevat.

Der Shevat vermittelt uns schon einen ersten kleinen Hauch von Frühling, was die Stimmung gleich ein wenig mehr anhebt. In diesem Jahr vielleicht weniger, denn bisher hat es kaum geregnet und unser Wasservorrat, der See Genezaret (Kinneret), ist am austrocknen.

Shevat für mich bedeutet ebenso wieder ein Jahr älter zu werden, sprich, ich habe in dem Monat Geburtstag. Wobei ich in meinem Alter nicht weiß, ob ich mich darüber freuen soll oder nicht.
Für alle, die in diesen Tagen bzw. im Monat Shevat auch ihren Geburtstag feiern sollten: Im Judentum ist nicht unbedingt die Rolle des Geburtstages definiert. In der Thora ist der Tag nur einmal erwähnt, nämlich als Pharao Geburtstag hatte. Dennoch heißt es, dass jeder an seinem Geburstag etwas von G - tt erbitten solle, denn gerade an diesem Tag verfügt ein jeder von uns über spezielle "Kräfte".

Rosh Chodesh (der Monatsbeginn) ist das erste Gebot (Mitzwah) welches das jüdische Volk als eine Nation erhielt (siehe die dieswöchige Parshat BO und den Ramban). Ein neuer Monat bedeutet jedesmal auch die Zeit für eine persönliche Erneuerung im Leben. Shevat ist der 11. Monat im jüdischen Kalender und hat 30 Tage. An eben jenem 1. Shevat begann Moshe dem Volk Israel das Buch Deutoronomy (Sefer Devarim) vorzulesen. Sein letztes Vermächtnis bevor er im Monat Adar (im Monat nach Shevat) starb.

Dem Sefer Yetzirah (Book of Creation) zufolge symbolisiert jeder Monat einen hebräischen Buchstaben, eine Farbe, ein Organ, einen Stamm und ein Sternzeichen: Die Farbe des Shevat ist blau - grün, der Buchstabe ist Zaddik (צ), der Stamm ist Asher, das Organ ist der Magen und das Sternzeichen ist Wassermann - Dli (Eimer) auf Hebräisch.

Außerdem symbolisiert Shevat die Sinne Essen und Geschmack. Es heißt, dass ein Gerechter (Zaddik) ißt, um seine Seele zu befriedigen. Er ißt nur soviel wie er zum Überleben benötigt.

Der Wassermann symbolisiert das Wasser, welches wiederum oftmals eine Metaphor für Thora ist. Ohne Wasser und Thora können wir nicht existieren. Somit ist Shevat auch ein neues Jahr zum Thoralernen. Der Wassermann ist ein "air sign". Diejenigen, welche in diesem Sternzeichen geboren wurden, stehen für Rebellion, Veränderungen und spontane Entschlüsse. Sie befinden sich ständig auf der Identitätssuche, sind offen für neue Ideen und sind alles andere als angepasst. Sie hassen Eintönigkeit und sind sehr kommunikativ.

Im Monat Shevat starben sehr viele berühmte Rabbiner, an deren Yahrzeiten (Sterbedaten) wir bis heute erinnern.

4 Shevat: Rabbi Israel Abuchatzeira, der Baba Sali, 1890 - 1984

5 Shevat: Rabbi Aryeh Yehudah Leib von Ger, 1847 - 1905, der Sefat Emet und Gründer der Chassidut Gur (Ger)

14 Shevat: Rabbi Aryeh Kaplan, 1935 - 1983

22 Shevat: Rabbi Menachem Mendel von Kotzk, 1787 - 1859

25 Shevat: Rabbi Israel Salanter

29: Rabbi Nosson Zvi Finkel, der Alter von Slobodka, 1849 - 1927

Des Weiteren starben führende Rebbes der chassidischen Gruppen Zanz und Lelov.

Halacha: Einfügen des Yaale ve Yavo - Gebetes in der Amidah und dem Birkat HaMazon.
Es ist Brauch, dass Frauen am Rosh Chodesh keine Hausarbeiten verrichten.

Chodesh Tov - Einen guten Monat an alle.

Freitag, Januar 23, 2009

Grundzüge der jüdischen Philosophie

B"H

Was will ein jüdischer Philosoph ?
Natürlich seine Religion anhand von rationalem Denken ergründen und erläutern. Der moderne Philosoph tut dies aufgrund von Fragen, welche er an sich selbst richtet; Fragen zur Halacha und der Thora. Kann das Judentum rationale Erklärung finden ?
Wer die ganz frühen Philosophen wie den Saadia Gaon, den Rambam (Maimonides) oder Rabbi Yehudah HaLevi lernt, der wird schon von ihrer Literatur erfasst und beeindruckt sein.

Immer und immer wieder wird die Frage nach der Existenz G – ttes diskutiert. Bei Moses Mendelssohn und selbst bei Rabbi Joseph Soloveitchik war dies nicht anders. Dem Menschen macht es immer zu schaffen, wenn da eine Macht ist, die er nicht in der Lage ist, zu erklären. Einige vereinfachen sich dann alles und benutzen Menschen, um sich einen G – tt aufzubauen. Wer kann sich schon vorstellen, dass G – tt ein absolut unerklärbares und unfassbares Wesen ist ? Und von daher ist es für manche Religionen leichter, sich ein menschliches Bild zu produzieren (wie z.B. das Christentum), anstatt sich mit der Frage eines unfassbaren einzigen ewigen G – ttes auseinanderzusetzen.

Dabei beschrieb gerade der Rambam in seinem "Führer der Unschlüssigen – Moreh Nevuchim" (12. Jahrhundert), die Symbolik und der Thora. Leider machen die Menschen stets den Fehler, die Thora ausschließlich wörtlich zu nehmen, ohne sich ihren wahren Botschaften bewusst zu werden. Die Frage, die aber trotz allem bleibt ist die nach der Existenz G – ttes sowie der Grund unserer Existenz. Rabbi Yehudah HaLevi verfasste sein Buch "Kuzari" gemäss der Frage nach der richtigen Religion und kommt zu dem Schluß, dass der Islam und das Christentum vollkommen unlogische Religionen sind. Eine Schlußfolgerung, der ich nur beistimmen kann, denn je mehr sich jemand mit dem Judentum auseinandersetzt, desto intensiver wird ihm bewusst, dass dies nur die einzig wahre Religion sein kann. Eine Schlußfolgerung, der sogar letztendlich der Philosoph Franz Rosenzweig unterlag.
Im Jahre 1913 beschloß er zum Christentum zu konvertieren, änderte jedoch seine Meinung nach einem Synagogengang an einem der hohen Feiertage.

Jüdische Philosophie besitzt also keinen negativen Beigeschmack des gedanklich Fremden, kann aber andererseits zu einer Stärkung im Glauben führen. Vor allem dann, wenn Symbole oder Hintergrundfragen rational erfasst und erklärt werden. Beispiel: Der Rambam zu der vermenschlichten Symbolsprache von G – ttes "Körper" in der Thora..

Barcelona sagt "Holocaust - Tag" ab

B"H

Und die Propheten behalten doch recht !
Wohin wir Juden auch gehen und selbst wenn einige meinen, sich durch eine grenzenlose Assimilierung oder dem Vorschub des Selbsthasses aus der relig. Affäre ziehen können, stets werden wir von der nichtjüdischen Umgebung daran erinnert, wer wir sind.
Zu Zeiten König David und dessen Sohn Salomon (Schlomo) fand dies im Positiven statt. Nach Beginn der Zweiten Tempelzerstörung (70 nach Beginn der Zeitrechnung) jedoch fühlen sich Juden nicht selten wie Freiwild. Egal, was auf Erden geschieht, irgendwie scheinen es immer gewisse Leute auf uns abgesehen haben und schieben uns die Schuld zu. Jedenfalls solange bis der Meschiach eintrifft.

Nein, diese Aussagen kommen keiner jüdischen Paranoia gleich, sondern vielmehr der Realität. Und wer sich den Verlauf der jüdischen Geschichte betrachtet, der wird mir zustimmen.
Auch jetzt ist es ganz aktuell wieder soweit, denn die katalonische Hauptstadt Barcelona strich die Gedenkfeiern zum 27. Januar, dem "Holocaust - Tag".

Am 27. Januar 1945 wurde des Vernichtungslager Auschwitz befreit und wer hätte sich damals je erträumt, was heute, mehr als 60 Jahre danach, wieder zum Establishment gehört. Diesmal sind wir Juden selber schuld, denn wir verteidigen unser eigenes Land gegenüber Terroristen.

Aufgrund des Gazakrieges verlegte Barcelona den "Holocaust - Tag" auf eine andere Nation (auf die Palis).
Wie hätte sich ein Herr Hitler da wohl gefreut ?

Mittwoch, Januar 21, 2009

Kein leichter Stand für Homosexuelle in Jerusalem

B"H

Was insbesondere in Tel Aviv kaum noch jemanden aufregt, gilt in Jerusalem als "abartig" und trotz aller erdenklichen Kritik auf diesen Artikel hin, wird sich an dem Fakt auch weiterhin nichts ändern. Jerusalem ist und bleibt die Heilige Stadt und hier laufen die Uhren bekanntlich etwas anders. Daher also gibt es jedes Jahr erneute Streitigkeiten bezüglich der "Gay Parade".

Eli Yishai, Vorsitzender der sephardisch - haredischen SHASS - Partei, ist für ein Verbot der Jerusalemer "Gay Parade", die alljährlich im Sommer stattfindet.
"Mir liegen Unterschriften von 70 Knessetabgeordneten vor, welche die "Drecksparade" ablehnen", so Yishai. Allerdings betont er gleichzeitig, dass SHASS die Homosexuellen ganz und gar NICHT ablehne: "Ganz gewiss nicht, denn auch sie sind Mitglieder des jüdischen Volkes und ich wünsche ihnen gute Besserung. Ich höre, es gibt Homosexuelle, die sich einer Therapie unterziehen und geheilt werden".


Eli Yishai



Weiterhin geht Yishai auf die Themen"Keine Armee für Haredim" sowie den Gazakrieg ein. Mehr dazu hier: http://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-3659789,00.html

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Zur Stellung von Transexuellen im Judentum

Parashat Va'era



B"H

Die Thoralesung für diesen Schabbat

Die dieswöchige Parasha ist dermassen interessant, dass die Themenauswahl schwer fällt. Die Meinungen und Deutungen scheinen kein Ende zu nehmen und am Schabbat werde ich sicher mit all den Kommentaren weiter beschäftigt sein damit.

Bei den Schabbatessen, zu denen wir allwöchentlich gehen, kommen Rabbi Mordechai Machlis und viele andere Leute zu Wort, was die Sache noch interessanter macht. Gespickt mit persönlichen Erlebnissen zu Thoralesung, kann jeder noch so Desinteressierte einiges nachvollziehen und wird hellhörig. Aber auch an dieser Stelle zuerst die ernsteren Thorakommentare, bevor ich zum Persönlichenkomme.

Am Ende der letzten Parashat Schemot beschwerte sich Moshe bei G – tt, dass es zwar bei Pharao gewesen sei und ihm gesagt habe, er solle die Israeliten freilassen, aber sich hinterall alles als umsonst herausgestellt habe. Im Gegenteil, Pharao war nicht gerade angetan und halste den Israeliten gleich noch mehr Arbeit auf (Talmud Sanhedrin 111a). Wozu das ganze also ?

In dieser Parasha gab G – tt Seine Antwort auf den sich beschwerenden Moshe und sagte ihm die Meinung. Den Vorvätern Avraham, Yitzchak und Yaakov sei Er nur unter dem Namen E"l Schadda"i erschienen und ihm (Moshe) immerhin unter G – ttes höchstem Namen Y – H – V – H. Sprich, noch nicht einmal die Vorväter sahen eine verdeckte Seite G – ttes, die Moshe jetzt sieht.

Die recht einfach erscheinenden Worte zu Beginn der Parashat Va'era haben unendlich viele Kommentare erzeugt und ich will einige wichtige davon nennen. Vorab erst einmal die Frage, was genau G – ttes Namen für eine Bedeutung haben und wieso Er sich unterschiedlichen Menschen mit unterschiedlichen Namen präsentiert.

G – ttes Namen drücken IMMER eine bestimmte Eigenschaft oder Aktion von Ihm aus. Wie wird Er handeln ?

Der berühmte chassidische Rabbiner Elimelech von Lejansk schreibt in seinem Buch "Noam Elimelech", dass G – tt sich dem Menschen gemäss dessen individuellem Level zeigt. So auch im Falle des Moshe. Dies bedeutet wiederum NICHT, dass G – tt plötzlich ein anderer ist, nur weil Er unter anderem Namen erscheint. G – tt bleibt immer der Gleiche, nur handelt Er anders. Und der Level eines Menschen hängt in diesem Falle von der Erfüllung der Thoragebote ab.

Was aber genau unterscheidet den Namen E"l Shadda"i von dem Namen, der Moshe genannt wurde, Y – H – V – H ?

Im kabbalistischen Buch ZOHAR lesen wir, dass G – tt anhand Seines höchsten Namens Y – H – V - H die Welt erschuf. Außerdem zeigte sich G – tt den Vorvätern in Seinen Prophezeihungen nur des nachts (Ibn Ezra) und nicht zu jeder Tageszeit wie dem Moshe. Seit Moshe gab es nie wieder einen Menschen, der mit G – tt von "Angesicht zu Angesicht" sprach und sich auf solch höchstem Level der Prophezeihung befand. Von "Angesicht zu Angesicht" deutet symbolisch auf einen extrem hohen Level hin. Ferner war G - tt für Moshe IMMER ansprechbar bzw. zugänglich. Die hier gezeigte Symbolik darf keinesfalls wörtlich genommen werden, denn niemand sieht G –tt auch nur annähernd. Vielmehr wird uns hier eine Metapher in vermenschlichter Sprache gegeben, zu der unser begrenztes Fassungsvermögen einen Zugang haben kann.

Der erste aschkenazische Oberrabbiner, Rabbi Avraham Yitzchak HaCohen Kook (Kuk), kommentierte, dass sich G – tt nun mit Seinem höchsten Namen präsentieren konnte, denn Israel war auf einem hohen Level, da sie in Ägypten zu einer Nation herangewachsen waren.
Unsere Vorväter hatten gar keinen Bedarf für diesen hohen Namen Y – H – V – H, da ihnen keine offenen Wunder, welche die Natur verändern sollten, wiederfuhren. Bei den Israeliten aber sollte dies anders sein, denn G – tt vollbrachte für sie offene Wunder; zuerst beim Auszug aus Ägypten und später in der Wüste (Ramban sowie Sforno). Des weiteren vertrauten die Vorväter ganz einfach auf G – tt und fragten nie nach oder beschwerten sich. Moshe hingegen war nur auf eine schnelle Lösung aus a la:
"Ich war bei Pharao, der tut nichts, also G – tt tu was".

Aufgrund ihres blinden G – ttvertrauens benötigten die Vorväter niemals den Namen Y – H – V – H (der chassidische Kommentator Kli Yakar). Dies wiederum aber bedeutet nicht, dass sie den Namen nicht kannten. Laut dem Ramban wußten die Vorväter sehr wohl von dem Namen, gaben sich aber dennoch mit E"l Shadda"i zufrieden.

Der derzeitige Rebbe der chassidischen Gruppe Slonim in Jerusalem, Rabbi Bozorowsky, verfasste meiner Meinung nach brilliante Thorakommentare und auch an dieser Stelle halt er eine exzellente Meinung bereit: Die Israeliten hatten in der äyptischen Diaspora schweren spirituellen Schaden erlitten und waren dabei, G – tt zu vergessen. Sie hatten andere Probleme als die Religion und waren vom täglichen Arbeitspensum so müde, dass sie abends heimkamen, aßen und sich schlafen legten. Wen interessierte da groß G – tt ?
Die Diaspora in Ägypten jedoch war, laut Kabbalah, eine Diaspora des "Wissens - Da'at", was voraussetzte, dass alle G – tt kennen mußten. Deswegen benutzte G – tt Seinen höchsten Namen, denn nach all den Jahren besassen die Israeliten nicht mehr das Wissen ihrer Vorväter, das da EIN G – tt ist, der die Welt erschuf.



Die "Zehn Plagen"


Was mich bei der Aufzählung der "Zehn Plagen - עשר מכות - Esser Makkot" immer störte war, wenn es da in der Thora heißt, dass G – tt Pharaos Herz erhärtete. Was genau soll das bedeuten ? War es nicht Pharaos Entscheidung, die Israeliten gehen zu lassen ? Was hat G – tt mit dessen Entscheidung zu tun ?

An dieser Stelle stellt sich einmal wieder mehr die Frage, inwieweit die Menschen einen "Freien Willen" haben und inwieweit G – tt alles beeinflußt. Es heißt, dass Pharao bis zur fünften Plage über einen freien Willen verfügte und danach nicht mehr. Ab der sechsten Plage sorgte G – tt dafür, dass Pharao keinerlei freie Entscheidungen mehr treffen konnte und dementsprechend die Israeliten nicht gehen liess.

Wieso tat G – tt das ?
Der Ramban sowie Ibn Ezra geben eine einfache kurze Antwort, welche genauer definiert werden muß: G – tt wollte verhindern, dass Pharao Teschuva macht. Teschuva bedeutet eine Umkehr zu G – tt. Wenn jemand sündigt bzw. etwas Falsches tut, dann läßt G – tt normalerweise Gnade walten, wenn derjenige Reue zeigt und Besserung verspricht.

Laut dem Rambam (Maimonides) und seiner Mischna Thora – Hilchot Teshuva 5:6, kann G – tt einem Menschen die Teshuva bzw. Gnade verweigern, selbst wenn dieser Reue zeigen täte.
In diesem Fall gibt G – tt dem Sünder vorher unzählige Zeichen, die auf eine eventuelle Reue hindeuten sollen. Erkennt derjenige G – ttes Signale nicht und fährt mit seinem Verhalten fort, richtet G – tt es ein, dass derjenige sein Leben genauso verendet und mit seinen Vergehen stirbt. Bestes Beispiel ist, wenn Hitler plötzlich Reue gezeigt und sich entschuldigt hätte. Ab einem gewissen Zeitpunkt war der Zeitpunkt der Reue für Hitler absolut unmöglich und die Kabbalah könnte mit einbringen, dass nach dessen Tode sogar dessen Seele zerstört wurde.

Nicht in allen Fällen dürfen wir uns immer auf G – ttes Gnade verlassen und sollten daher zusehen, es nie zu weit kommen zu lassen. Aber nicht alle sind Pharao oder Hitler und von daher ist Otto Normalverbraucher nicht unbedingt in irgendeiner Gefahr. Die Worte des Rambams sind immer kurz und präzise und bilden für das Verhalten Pharaos eine ausreichende Erklärung.

Schon in der vorherigen Parasha rechtfertigte sich Moshe damit, dass er Probleme beim Sprechen habe. Kommentatoren sagen, dass Moshe gestottert hat. Auch Rabbi Machlis fragte einmal, warum G – tt gerade jemanden, der stottert, zur Rettung des Volkes Israel auserkoren hatte. Hätte er nicht jemanden finden können, der gut spricht und ein Charisma hat ?
Anscheinend soll hier gelehrt werden, dass es manchmal Menschen gibt, die in unseren Augen als unwichtig sind oder wir meinen, dass sie auf einem niedrigen Stand sind und eh keine Chancen haben. Das genaue Gegenteil aber beweist uns Moshe, der trotz seiner Behinderung zum größten Propheten aufstieg.

Schabbat Schalom

Die "Sesamstrasse" wird jüdisch



B"H

Die "Sesamstrasse - Sesame Street - hebr. Rehov Sumsum" soll nun auch einem breiten jüdisch - religösen Publikum zugänglich gemacht werden. Dazu funktioniert die amerikanische Produktionsfirma die Puppen jetzt auf jüdisch um. Vielleicht mit Kipa oder gleich ganz chassidisch. Wer weiss ...

Das Sesamstrassen - Original läuft daneben wie gewohnt weiter !

Montag, Januar 19, 2009

Und wo wart "Ihr" ? - Die haredische Gesellschaft und der Krieg

B"H

Zu Kriegszeiten wird es allen besonders augenscheinlich. Der jüdischen nicht - haredischen (ultra - orthod.) Bevölkerungsgruppe genauso wie den Haredim selber: Man lernt in der Yeshiva (relig. Schule) und geht nicht zur Armee.

Insgeheim widerstrebt es mir, immer auf dem gleichen Thema herumzukauen, denn, erstens wird sich eh derweil nichts an der bestehenden Realität ändern und zweitens mag der ein oder andere die Fakten für seine eigenen ganz spezifischen Zwecke ausnutzen, die da den Fingerzeig bedeuten. "Schaut her, die Orthodoxen gehen nicht zur Armee und hängen nur faul herum". Letzteren sei gesagt, dass ihre negative Kategorie in diesem aktuellen Gazakrieg innerhalb der israelischen Bevölkerung keinerlei Diskussionspunkt darstellte.

Heute bestimmt das "Chok Tal - das Tal Gesetz", dass jene Haredim, welche in einer Yeshiva eingeschrieben sind, vom Armeedienst befreit sind. Wehrpflichtige Männer absolvieren in der israelischen Armee einen dreijährigen und Frauen einen zweijährigen Pflichtdienst. Wer sich weigert, muss mit Gefängnis rechnen.
Bei nationalrelig. Frauen schaut es so aus, dass sie zwar nicht an der Armee teilnehmen, dennoch einen sozialen Volontärsjob ausüben, was allgemein "Scherut Le'umit" genannt wird. Die jungen Mädchen können hierbei zwischen mehreren nationalrelig. Freiwilligenorganisationen wählen und sich eine Stelle heraussuchen. Die Dauer ist nicht immer gleich und kann manchmal kürzer oder länger sein. Ihre haredischen Kolleginnen heiraten meist im Alter von 18 - 20 Jahren und grundsätzlich befreit eine Heirat vom Armeedienst.

Während unzählige Israelis mit den Soldaten mitfieberten und Angst um Verletzte oder Gefallene zeigten, stand die haredische Seite etwas einsam und verlassen da. Sollte man Solidarität zeigen und wenn ja, wie ? Und da besonders Haredim stets nach dem Sinn und Grund eines Geschehens fragen und alles analysieren, wie also sollte intern mit dem Gazakrieg umgegangen werden ?

Viele litvisch - haredische Yeshivot setzten extra Thorastudium sowie Gebete für die kämpfenden Soldaten an. Keine Frage, es gab und gibt sehr viel Solidarität. Wer sich haredische Foren anschaute, der konnte sich leicht davon überzeugen, dass sehr viel diskutiert und mitgefiebert worden ist.

Andererseits jedoch - wie gehen Haredim mit dem Krieg als Solches um ?

Chabad und Breslov scheinen immer an vorderster Front und helfen den Soldaten beim Anlegen der Tefillin (Gebetsriemen) und überhaupt gab es eine immense Hilfsaktion ALLER Haredim, die Soldaten mit Zizit (Schaufäden) auszustatten. Jeder Soldat hatte so seine Bedenken, ob er denn heil wieder heimkehre und nahm, selbst wenn säkuler, dankend die Schaufäden. Insgeheim als eigenen privaten Schutzschild.

In der letzten Woche berichtete mir eine Arbeitskollegin eine angeblich wahre Geschichte. Die gleiche Story las ich einen Tag später in einer säkuleren Tageszeitung, wobei es in dem Artikel ebenso darum ging, wie die Haredim mit dem krieg umgehen.
Die Story besagt, dass eine Gruppe von Soldaten zu einem Haus in Gaza kam und dieses nach Terroristen durchsuchen wollte. Bevor die Soldaten jedoch ins Haus traten, erschien, wie aus dem Nichts, eine in Weiß gekleidete Frau und warnte die Soldaten, dass das Haus eine Falle sei. Die Soldaten gingen hinüber zum nächsten Haus und auch hier erschien sofort die gleiche Frau mit demselben Argument.
Nun begannen die Soldaten die Frau zu fragen, wer sie denn eigentlich sei. "Rachel Ime'nu - Eure Mutter Rachel (die Frau des biblischen Yaakov)" lautete die Antwort.

Keine Frage, in haredischer Gesellschaft wird auf Wunder gesetzt. Wunder und das Einschreiten G - ttes werden stets gesucht. Zu gleicher Zeit ebenso nach den Gründen für den Krieg und warum uns die Nationen hassen bzw. warum uns die Palis das Leben so schwer machen. Geschieht dies alles nur aus den uns rational erscheinenden Gründen ? Nein, denn alles auf Erden ist G - ttgewollt und Er herrscht und bestimmt alles. Nichts geschieht, ohne das G - tt es will. Und warum geht er dann gegen uns vor ? Wieso gibt es überhaupt Böses auf der Welt ? Wieso läßt er israelische Soldaten sterben und die Hamas kommt vielfach ungeschoren davon. Sollte alles nicht umgekehrt sein ?

Als G - tt die Welt erschuf, so tat er dies in einer Art und Weise, die uns Bewohnern einen "Freien Willen" ermöglichte. Und um diesen Freien Willen ausleben zu können, muss es folglich Gut und Böse geben. Beides wurde von G - tt erschaffen, das Gute genauso wie das Böse und erst nach der Ankunft des Meschiach wird es das Böse abgeschafft werden.

Im Judentum lautet es, was uns der Verlauf der jüdischen Geschichte ebenfalls bestätigt, dass sobald sich die Juden von G - tt entfernen, Er sie bestrafen wird. Und genau hier kommen wir zum Punkt der Haredim: Da sich immer mehr Juden dem Säkularismus verschreiben oder sogar Mischehen mit Nichtjuden eingehen, werden wir kollektiv bestraft.

Zur Kollektivbestrafung der Juden durch G - tt vielleicht noch soviel, das dies ein wesentliches Konzept im Judentum darstellt. Der Einzelne wird ebenso bestraft, dennoch findet oftmals genauso eine Kollektivbestrafung (wie z.B. Diaspora) statt. Wer also den Schabbat nicht hält, schadet nicht nur sich selber, sondern seinem ganzen Volk.

Viele Haredim meinen, dass das säkulere Verhalten den Auslöser gibt, das unsere Feinde derzeit oben auf sind und nicht wir. Führen wir G - ttes Willen aus, so leben wir in Frieden und völlig problemlos und beschützt. Andere Völker können uns nichts anhaben. Dreht sich der Mitzwot - Spiess aber erstmal um, befinden wir Juden uns im Freien Fall. Auch wieder nicht ganz,denn G - tt verläßt uns bekanntlich nie.

Was also tut G -tt in solch einem Fall ?
Er bestraft uns, gibt uns jedoch gleichzeitig die Gelegenheit umzukehren. Umkehren, indem wir uns bessern bzw. ändern. Unsere Fehler einsehen und alles doch noch zum Guten wenden.
Dies ist Sinn und Zweck allen Übels auf der Welt. Wir haben die Aufgabe alles zu meistern und uns zur selben Zeit dadurch zu perfektionieren. Dann nämlich wird G - tt wieder auf der Seite der Juden sein und irgendwann den Meschiach bringen.

Und nun lenkte unsere korrupte Regierung abermals ein und gab dem Willen der Völker nach. Wie also lautet in dem Falle die Interpretation ? Dass wir es wieder nicht geschaffte haben, auf G - tt zu vertrauen und sich auf unsere Stärken zu besinnen. In diesem Falle scheint Meschiach also noch weit entfernt.
_________________

Ich persönlich stimme den Weihsagungen, warum und wieso etwas von G - tt veranlasst wird, nicht immer zu, denn nur G - tt kennt die Antwort und zu oft verlieren wir uns in wilden Spekulationen.

Noch eine Statistik:
Als Premier David Ben Gurion in den 50iger Jahren die Haredim vom Wehrdienst befreite, handelte es sich seinerzeit um ganze 400 Betroffene. Heutzutage jedoch finden wir 35.000 Haredim auf der Liste.

Anzumerken sei, dass mittlerweile viele Haredim doch zur Armee gehen. Eine Spezialeinheit (Nachal HaCharedi) wurde eigens für sie eingerichtet. Jene, die sich weigern zu gehen, haben oftmals Angst, in ihrer eigenen Gesellschaft verspottet zu werden oder Nachteilen ins Auge sehen zu müssen.

Sonntag, Januar 18, 2009

Was beinhaltet eine Konversion zum Judentum ?

B"H

"Was beinhaltet eine Konversion zum Judentum ?"

Trotz all der derzeitigen Schwierigkeiten des Konversionsprozesses in Israel, nicht nur mit dem Oberrabbinat - Rabbanut, sondern vielmehr mit einer speziell eingerichteten Kommission des Innenministeriums, in welcher zwar nur vier Mitglieder sitzen, diese jedoch einen immensen Einfluss besitzen.
Drei Kommissionsmitglieder sind nicht relig. und bei dem vierten Mitglied handelt es sich um einen haredische (ultra - orthodox.) Rabbiner, welcher aber, mehr oder weniger, allein auf weiter Flur dasteht. Zumindest die Lage, in der er sich innerhalb des Kommittees befindet. Das Kommittee trifft sich nur zu bestimmten Zeiten und entscheidet darüber, wer von den potentiellen Kandidaten einen Konversionskurs besuchen darf bzw. wer später zu einem rabbinischen Gericht (Beit Din) zugelassen wird. Darüber hinaus bestimmt die Kommission genauso, wer letztendlich von den Konvertiten die israelische Staatsbürgerschaft genehmigt bekommt und wer nicht. Unter anderem sitzen in dem Kommittee ebenso ein Vertreter aus Ehud Olmerts Office sowie eine leitende Beamtin aus dem Innenministerium.

Wer sich allerdings mit dem Thema "Konversion zum Judentum" auseinandersetzt, der sollte sich dieses Video anschauen, welches in einfacher englischer Sprache gehalten ist.


Allein mit G - tt

B"H

Meine Blogs, außer "Leben in Jerusalem", habe ich in den letzten ca. zwei Wochen etwas vernachlässigt. Teilweise, weil ich sehr viel über den Krieg in Gaza berichtete, teilweise aber auch, weil ich mir selber einmal eine Auszeit von meinem allseits beliebten Thema nahm: der Chassidut.

Die vergangenen zwei Schabbatot verbrachte ich mit langen Strandspaziergängen in Tel Aviv. Teils allein, teils in Begleitung.
Wenn ich sage "allein", dann schliesse man immer G - tt mit ein, denn so richtig allein ist man ja nie.
Jedenfalls habe ich die Zeit sehr genossen und war froh, einmal vom allgemeinen Schabbattrubel losgekommen zu sein. Einfach nur allein sein und nachdenken; genau das geht so oft bei vielen gemeinsamen Schabbatot mit anderen Menschen unter. Einmal ganz ohne Zwang den Schabbat verbringen und vielleicht seinen eigenen individuellen Zugang zum Ruhetag und zu G – tt finden.
Ist es nicht eh immer wieder bedrückend oder zumindest auffällig, wieviele Menschen eine Art "Bedienungsanleitung" für G – tt benötigen ? Ohne vorgeschriebene Gebet aus dem Sidur (Gebetbuch) oder Psalmen (Tehillim) sind sie aufgeschmissen und haben G – tt nichts zu sagen. Mach nur jeder einmal seine Augen zu und red emit G – tt in seinen eigenen Worten.
Würde mich interessieren, wielange das jeder durchhält, ohne in den vorgegebenen Ritus zurückzufallen.

Nichtsdestotrotz habe ich unterdessen auch eine Menge Material zu verschiedenen Themen zusammengesucht und werde im laufe des Tages bzw. der Nacht die Schreiberei etwas aufpolieren.

Freitag, Januar 16, 2009

Schabbat Schalom

B"H

So kurz vor dem Schabbateinbruch in Tel Aviv bleibt mir nichts weiter als allen Lesern SCHABBAT SCHALOM zu sagen.

Eigentlich wollte ich noch viel mehr verfassen, muss dies dann aber auf kommende Woche verschieben.

Mittwoch, Januar 14, 2009

Der RAMBAM und der Intellekt


"Moreh Nevuchim - Führer der Unschlüssigen"

B"H

Der Rambam (Rabbi Moshe ben Maimon, Maimonides) wurde im Jahre 1135 in Cordoba / Spanien geboren. Es handelte sich bei ihm um einen der bekanntesten Thorakommentatoren; ebenso war er Philosoph, Physiker sowie Mediziner.


Rabbi Moshe ben Maimon (1135 - 1204)

In seinem "Führer der Unschlüssigen – Moreh Nevuchim" zeigt er sich von seiner philosophischen Seite. Einerseits dient "Moreh Nevuchim" all jenen, die mehr Details über das Judentum lernen wollen.
"Was sagt mir die Symbolik der Thora ?"
Andererseits schrieb der Rambam den "Führer der Unschlüssigen" zusätzlich für hochgradig intellektuelle relig. Gelehrte, denn das Buch gibt auch eine verborgene Botschaft wieder.

Nach einem erfüllten Leben verstarb der Rambam im Jahre 1204 und liegt in der nordisraelischen Stadt Tiberias (am See Genezareth) begraben. Vielerseits verlautet es, der Rambam sei nach dem Einmarsch der radikalen Islamisten "Almohad" in Spanien, zum Islam konvertiert. Diese Behauptung konnte nie bestätigt werden; eher im Gegenteil, denn in einigen seiner Schriften betitelt er den "Propheten Mohammad" als Verrückten.


Das Grab des Rambam in Tiberias

Der "Führer der Unschlüssigen" war ursprünglich in arabischer Sprache verfasst worden und rief innerhalb des damaligen Judentums Bestürzung hervor. Es kam sogar zu Buchverbrennungen. Einer der Gründe hierfür waren die ständigen Zitate von Aristoteles. Ein griech. Philosoph konnte nicht in ein jüdisches Buch einfliessen. Dabei benutzt der Rambam zwar die Thesen des Aristoteles, welche teilweise mit dem Judentum übereinstimmen (z.B. der Erschaffung der Welt), andererseits jedoch beschreibt der Rambam genauso jene Thesen Aristoteles, in denen der Grieche sich der Meinung des Judentums nach irrt.

Immer wieder ergreift der Rambam sein Lieblingsthema:
den INTELLEKT.
G – tt gab uns den Intellekt, damit wir diesen so ausgiebig wie nur möglich nutzen. Gerade der Intellekt unterscheidet uns vom Tier, denn wir besitzen die Fähigkeit, Gut und Böse auseinanderzuhalten. Ein Mensch könne sich anhand seines Intellekts perfektionieren und dementsprechend in der Lage sein, Prophezeihungen zu empfangen. Aussagen, welchen der ebenso spanische und spätere Philosoph aus dem 14. Jahrhundert, Chasdai Crescas, vehement widersprach. Nichts hänge allein nur vom Intellekt des Individuums ab, sondern G – tt erschuf einen jeden von uns mit Liebe. Außerdem sei ja wohl das ganze Gerede um den Intellekt nur eine Ausrede, die Thoragesetze (Mitzwot) nicht ernst genug zu nehmen. "Habe ich erst einmal einen gewissen Level and Intellekt erreicht, dann nähere ich mich automatisch G – tt".

Trotz allen anfänglichen Verbannungen gehört der "Moreh Nevuchim" heute zu einem der meistgelerntesten philosophischen Literatur im Judentum. Und der Sachen mit dem Intellekt werde ich in weiteren Beiträgen etwas näher auf den Grund gehen.

Parashat Schemot (Exodus)



B"H

Die Thoralesung für diesen
Schabbat


Kaum jemand dürfte Probleme haben, sich mit der Paraschat Schemot (Exodus) etwas zu identifizieren. Zumindest weiß fast jeder, worum es eigentlich geht: Moshe betritt die Bühne.
Die Tochter Pharaos (lt. der Midrasch lautet ihr Name "Batya") fischt ihn samt einem Körbchen aus dem Nil, Moshe wächst im Hause Pharaos auf, erschlägt im Alter von 18 Jahren einen ägyptischen Aufseher, muß fliegen, heiratet Zippora, die Tochter Yitros, sieht den "Brennenden Dornenbusch" und kommt auf G - ttes Geheiß wieder zurück nach Ägypten, um die Israeliten heim ins Gelobte Land zu führen.

Mit der Thoralesung von Schemot - Exodus beginnen wir also das 2. Buch Moshe. Seltsamerweise wird dieses Buch in anderen Sprachen "Exodus - Auszug" genannt. Im hebräischen Original jedoch heißt das Buch sowie die dieswöchige Parasha "Schemot - Namen". Namen deshalb, weil gleich zu Beginn die Namen jener 70 Israeliten genannt werden, welche mit Yaakov nach Ägypten kamen. Alle seine Familienmitglieder.



Antikes Ägypten

Das erste Buch Genesis (Bereschit) berichtete uns über die Welterschaffung durch G - tt sowie über die Geburt des jüdischen Volkes. Die Geschichte unserer Vorväter ist von immenser Wichtigkeit für uns und das gesamte Buch Genesis gilt als Gründungsstein für das jüdische Volk (Ramban). Das nächsten Buch Exodus beschreibt die Geschichte der Israeliten als Volk (Rabbi Samson Raphael Hirsch).

Bei einem Vortrag hörte ich einmal, dass der derzeitige Papst Benedikt einen Kommentar zum Buch Genesis schrieb und man wunderte sich gewaltig über dessen komplette Fehlinterpretation des gesamten "Buches Genesis". Da sah der Papst Genesis einzig und allein verbunden mit dem Vergehen Adam und Evas (Chava) im Paradies (Gan Eden). Dies verdeutlicht, dass man heutzutage wirklich alles verkaufen kann, auch wenn man völlig falsche Zusammenhänge veröffentlicht. In Genesis geht es um die Geburt des jüdischen Volkes und im Buch Exodus kommt es mit der Vergabe der Thora zum Höhepunkt. Die Juden und die Thora gehen gemeinsam Hand in Hand und beide sind auf ewig miteinander verbunden.

Über die Parashat Schemot zu schreiben ist alles andere als einfach, denn zuviele Themen stehen zur Auswahl. Ich will mich daher auf drei kleine Punkte beschränken und all das, was ich darüber schreibe, ist nur ein kleiner Bruchteil von dem, was es an weiteren Informationen, Kommentaren, Büchern und dergleichen gibt.
Die Punkte sind die 70 Familienangehörigen Yaakovs, die nach Ägypten kamen, ein "neuer Pharao" und der "Brennende Busch".

Der mittelalterliche Kabbalist aus dem nordisraelischen Safed, Rabbi Moshe Alshich, stellt in seinem Thorakommentar "Torat Moshe" die Frage, warum die Thora uns zu Beginn dieser Parasha nochmals die Namen der 70 Familienmitglieder auflistet. Seine Antwort lautet, wie zu erwarten, höchst kabbalistisch. Rabbi Alshich nämlich berichtet von bestimmten Kräften in einer jeden jüdischen Seele (Neschama), welche von Generation zu Generation weitervererbt werden. Als die Familienmitglieder Yaakovs nach Ägypten kamen, gaben diese jene Kräfte an ihre Nachfahren weiter. Daher kam es, dass die Mehrheit der Israeliten sich bis zum Schluß ihres Aufenthaltes in Ägyoten niemals assimilierten. Sie behielten ihre Sprache, Namen und ihren Kleidungsstil bei und schämten sich dessen nicht (siehe Midrasch).

Aber nichtsdestotrotz wurden gewissen ägyptische Riten im Lebensstil unternommen und insbesondere in der Chassidut heißt es, dass wenn G - tt sie nicht nach den 210 Jahren in der Diaspora aus Ägypten herausgeführt hätte, die Israeliten komplett in der Versenkung verschwunden wären.

Was aber macht diese bestimmte Kraft in der Seele aus, fragt Rabbi Moshe Alshich weiter.

G - tt hatte den Vorvätern angekündigt, dass in jedem Exil der Israeliten, Er selbst (G - tt) mit ihnen ziehen wird. Als die Israeliten mit Yaakov nach Ägypten zogen, zog die Schechinah (Anwesenheit G - ttes) automatisch mit ihnen mit.
Egal, wo sich ein Jude befindet, die Schechinah wird immer mit ihm in seiner Seele sein und diese ist es, welche die Seelenkraft ausmacht.

Zum Thema "Diaspora" kommentierte der Baal Shem Tov:

Es gibt zweierlei Arten der Diaspora; die physische und die spirituelle.
Bei der physischen wollen sich die Juden unbedingt den anderen Völkern anpassen, bei der spirituellen aber vergessen sie auch noch ihre Thora. Von daher wiegt die spirituelle Diaspora umso schwerer, was wir in den kommenden Parashot der Thora sehen. Selbst nach vielen Jahren in der Wüste kam in vielen Israeliten immer wieder die spirituelle Diaspora auf und ließ sie an Ägypten denken.

130 Jahre nach der Ankunft der Israeliten in Ägypten wurde Moshe geboren. Kurz zuvor hieß es in der Thora, dass ein neuer König aufkam, der Yosef nicht mehr kannt.
Dieser Satz gibt vielen Kommentatoren Stoff zum Nachdenken. Im Talmud Traktat Sotah 11a vertreten die Rabbiner Rav und Shmuel zwei unterschiedliche Meinungen. Einer von ihnen war der Meinung, dass ein gänzlich neuer König regierte und der andere vertrat die Meinung, dass nur seine Erlasse neue Gestalt annahmen.
Bei der letzteren Stellungnahme sollte nicht davon ausgegangen werden, dass immer noch der gleiche König wie zu Yosefs Zeiten herrschte. Zeitlich wäre dies unmöglich. Vielmehr herrsche dessen Sohn oder Enkel und interessiere sich nicht mehr für Yosef und seine Nachfahren (der Maharal von Prag).

Gehen wir jedoch in die damalige Geschichte des Landes, dann fällt uns etwas ganz Gravierendes auf: Genau zu der Zeit herrschten in Ägypten nicht die Ägypter selbst, sondern ein semitischer Stamm namens HYKSOS. Viele Jahre zuvor hatten die Hyksos das Land überrannt und ihrer Herrschaft unterworfen. So war es möglich, dass Yosef überhaupt erst Vizekanzler werden konnte. Gebürtige Ägypter hätten einen jüdischen Vizekanzler niemals zugelassen, da sie alles aus dem Lande Kanaan abgrundtief hassten und auf dessen Bewohner mit Abscheu herabschauten. Jahre später besiegten die Ägypter die Hyksos und die Zeit der relig. Toleranz war wieder vorbei. Ein neuer Pharao übernahm das Zepter und somit begann die Zeit der Peinigung.

Jahre danach fand sich Moshe vor einem "Brennenden Dornenbusch" wieder. G - tt hatte die Aufschreie der Israeliten unter der ägyptischen Herrschaft erhört und wollte sie aus dem Lande herausführen.

Eine Stelle in der Thora sorgt immer wieder für neue Verwirrung. Nämlich das ein Engel G - ttes dem Moshe in dem "Brennenden Dornenbusch" erschien. Wieso ein Engel und nicht G - tt selbst, wenn dieser eh mit Moshe reden will ?

Den Verlauf der folgenden Handlungen in kürze zu beschreiben, ist fast unmöglich. Moshe stand keinesfalls physisch vor einem "Brennenden Dornenbusch", sondern vielmehr handelt es sich hier um eine Vision, die sich in seinem Kopf abspielte. Moshe war der größte Prophet, den wir jemals hatten und seine Art zu prophezeihen bzw. mit G - tt zu kommunizieren, war einzigartig. Niemand war und ist auf so einem hohen Level wie Moshe. Die Vorväter erhielten ihre Visionen überwiegend in Träumen, nachfolgende Propheten sahen Visionen nur durch einen Vorhang und niemals so klar und deutlich. "Vorhang" ist an dieser Stelle metaphorisch zu betrachten und bedeutet, dass sie Prophezeihungen manchmal nur "verschwommen" aufnahmen. Moshe dagegen sprach mit G - tt zu jeder Zeit von Angesicht zu Angesicht.

Die "Namen G - ttes" sind ein weiteres Thema, was man kaum in wenigen Worten abhandeln kann. Anhand Seiner Namen erfahren wir, was er von uns will und dieses Wissen läßt uns die Mitzwot (Gebote) erfüllen und so eine Verbindung mit ihm eingehen (Rabbi Samson Raphael Hirsch). Ebenso repräsentieren die Namen G - ttes dessen Handlungen, wie z.B. bei der Welterschaffung oder der Beziehung zu Seiner Erschaffung.

G - tt nennt Moshe einige Seiner Namen, wobei dieses selbstverständlich nicht Seine wahren Namen sind, sondern nur eine Angabe, dies es uns ermöglicht, mit einem ansonsten unzugänglichen und für uns unbegreifbaren Wesen wie G - tt eine Verbindung aufzunehmen. Zusätzlich deuten Seine Namen auf die Vergangenheit, die Gegenwart sowie die Zukunft hin und der erste aschkenazische Oberrabbiner Israels, Rabbi Avraham Yitzchak HaCohen Kook, kommentiert hierzu, dass dies eine Andeutung auf die Gültigkeit der Thora mit sich bringt. Die Thora war, ist und wird immer Gültigkeit haben, genauso wie G - tt Seine Vorgehensweisen niemals ändern wird.

Was wir aus dieser Parasha lernen sollen, ist nur allzu offensichtlich. Selbst wenn wir in der Diaspora leben, sollen wir niemals Israel die jüdische Identität aus den Augen verlieren. Gerade die ägyptische Diaspora macht uns klar, wie schnell sich das Blatt wenden kann. Erst geht es den Juden gut und plötzlich finden Pogrome statt und die Bürgerrechte werden drastisch eingeschränkt. Das damalige Ägypten ist ein bis heute aktuelles Beispiel des Antisemitismus.

Schabbat Schalom aus Israel !

Dienstag, Januar 13, 2009

Koschere Flugzeuge

B"H

Die Haredim (Ultra - Orthodoxen) befinden sich derzeit in Verhandlungen mit der israelischen Fluglinie ELAL. Nach der Forderung nach "koscheren Bussen" an die Busgesellschaft EGGED, sollen nun auch noch "koschere Flugzeuge" eingeführt werden.

Seit mindestens zwei Jahr fordern vor allem Jerusalems Haredim und zusätzlich all jene aus den umliegenden haredischen Orten wie Beitar, Kiryat Sefer oder teilweise Ramat Beit Shemesh, den Einsatz von koscheren Bussen. Heißt Busse, in denen Männlein und Weiblein strikt getrennt voneinander sitzen.

Die staatliche Buslinie EGGED kann es sich kaum leisten, nur auf die Forderungen einer einzigen Gesellschaft einzugehen, will aber dennoch nicht die gesamte Kundschaft verlieren. So stellte EGGED bestimmte Buslinien, welche nur in haredische Gebiete fahren, auf "koscher" um. Frauen und Männer sitzen "anständig" voneinander getrennt. Siehe die Linie 402 Jerusalem - Bnei Brak.
In den meisten Bussen jedoch fahren ebenso nicht - haredische Juden mit und denen will EGGED keine koschere Sitzverteilung vorschreiben. Derweil greifen die Haredim teilweise zur Selbsthilfe und beauftragten ein privates Busunternehmen, die koschere Beförderung in die Hand zu nehmen; den sogenannten SUPERBUS.

Darüber hinaus jedoch wird nun auch mit ELAL verhandelt und ELAL zeigt sich diesbezûglich wesentlich flexibler als EGGED. Nach all den längeren Boykotten gegen die Fluglinie ELAL (ausgerufen von der Chassidut Gur, da ELAL teilweise am Schabbat fliegt) will die Fluglinie offenbar weiteren Ärger vermeiden und stellt den Haredim koschere Flugzeuge zur Verfügung. Die Ersten davon sollen anscheinend schon an Pessach ihren Betrieb aufnehmen.

In diesen koscheren haredischen Flugzeugen sitzen Frauen und Männer voneinander getrennt. Die Männer werden ausschließlich von männlichen Stewards betreut und die Frauen von männlichen sowohl als auch weiblichen Stewardessen. Des Weiteren werden auf den Flügen keine Filme gezeigt !!

Wo soll der Anstand eigentlich noch enden ?
Sassen unsere Vorväter etwa getrennt von Sarah, Rivka (Rebekka), Rachel und Leah ?
Und was ist mit unseren Seelen (Neschamot), wenn sie einmal zu G - tt aufsteiegen ? Steht G - tt sofort da und veranlasst eine Geschlechtertrennung ?
Weibliche Seele rechts, männliche Seele links !

Montag, Januar 12, 2009

Gelebte Orthodoxie

B"H

Meist ist das "orthodoxe Judentum" als fundamentalistisch, weltfremd und gänzlich unbeweglich" verpönt. Es falle schwer, sich mit all dem "Konservativem" zu identifizieren bzw. all diese Gesetze einzuhalten. Ginge es da nicht auch einfacher ? Zeitgemässer halt.

Unnötig zu erklären, dass dies nicht unbedingt der Sinn und Zweck des Judentums ist. G - tt gab uns die Thora mit all ihren Inhalten am Berge Sinai und war dabei keineswegs der Meinung, dass die darin enthaltenen Gebote (Mitzwot) für den Menschen zu kompliziert sind, sie einzuhalten. Ganz im Gegenteil, denn unsere Schriften lehren uns, dass G - tt keinem einzigen Menschen auf dieser Welt zuviel aufbürdet. Will damit sagen, dass jeder, habe er auch noch soviele Probleme am Hals, in der Lage ist, diese irgendwie zu meistern. Es mag höhnisch klingen, doch auch Krankheiten sind damit gemeint. Nicht, dass jedermann sich nur seiner inneren Kräfte bewusst werden muss und sofort ein Heilungsprozess einsetzt, sondern dass der Mensch die innere Kraft findet, mit der Krankheit und allem drumherum umzugehen.

Wer sich mit dem orthodoxen Judentum näher befasst, wird feststellen, dass es nicht ganz so unbeweglich und starr ist, wie vielseits angenommen oder behauptet. Dies beginnt schon allein damit sobald sich jemand den Lehrplan einer Yeshiva oder eines intensiven Religionskurses anschaut. Vom Thorastudium (mit all den Kommentatoren) hin über den Talmud, der Kabbalah (den Geheimnissen der Thora), der Halacha (jüdisches Religionsgesetz), der jüdischen Geschichte, der Ethik - Mussar (vor allem des Rabbi Israel Salanter und anderen), der Philosophie (Rambam - Maimonides, Avraham ben David Ibn Da'ud, Joseph Albo, Chasdai Crecas, Rabbi Avraham Yitzchak Kook - Kuk, Joseph Soloveitchik, etc.) sowie all der unterschiedlichen Strömungen (Chassidismus, litvische Haredim und Anhänger des Gaon von Vilna sowie Nationalrelig.). Das orthod. Judentum beinhaltet ein weitreichendes Spektrum; allein wenn ich nur an Rabbi Yehudah HaLevi und sein Buch "Der Kuzari" denke.

Andere Strömungen im Judentum unterrichten diese Sparten sicherlich auch, doch wenn ich mir die Inhalte und Beiträge auf anderen Sites, allein schon falsch dargestellte talmudische Zusammenhänge anschaue, wird die Laienhaftigkeit erst richtig deutlich. Viele reform - oder konservative Konvertiten sagten mir, dass sie, wenn sie etwas lernen wollen, sich zur Orthodoxie bemühen, denn das sei das Richtige und ernsthaftes Lernen sei Pflichtprogramm.

Aber auch in der Orthodoxie gibt es gewisse Knackpunkte im Lehrplan. Heutzutage steht leider die Philosophie nicht gerade hoch im Kurs in den Yeshivot oder anderweitigen Programmen. Wahrscheinlich meinen viele Rabbiner, den Leuten erst einmal die Halachot beibringen zu müssen, damit ein interessierter Jude auch ja in der Lage ist, relig. jüdisch zu leben.

Keine Frage, dass dies wichtig ist, doch sollte auch das "freie" Denken" geformt und nicht nur halachische "Zombies' herangezogen werden. Wenn wir ins Mittelalter schauen oder sogar schon zur Zeit des Rabbi Saadia Gaon bzw. des gesamten 9. / 10. Jahrhunderts, wird uns nur allzu sehr verdeutlicht, wie phantasievoll und erfindugsreich das damalige Judentum unterhalb der Gelehrten war. Nicht wenige neoplatonische oder aristotelische Gedanken flossen bei so manchem mit ein. Verglichen mit der Zeit des frühen und späteren Mittelalters bewegt sich unser heute gelebtes Judentum tatsächlich an der Grenze der rabbinischen Starre.

Persönlich interessiere ich mich für viele Themen im Judentum und habe so meine Phasen. Einmal mehr Philosophie, dann wieder Geschichte oder Kabbalah, dann Halacha oder anderes. So der Reihe durch und da ich recht flexibel bin, hänge ich nicht nur an einem Thema fest. Ich lese fast alles, aber, zugegeben, in einem gewissen Rahmen und keine so dahingeschriebene Literatur von Leuten, die das Judentum nicht unbedingt leben. Dennoch gehört der in Deutschland geborene und später nach Israel ausgewanderte Philosoph Gershom (Gerhard) Scholem zu meinen Lieblingsautoren und ich halte mich häufig in der "Scholem - Bibliothek" in Jerusalem auf. Dort lernte ich auch Scholems ehemalige Sekretärin Etti Liebes kennen, welche die Bibliothek nach wie vor leitet.

Gershom Scholem war nicht gerade das, was man einen religiösen Juden nennt, dennoch verteidigte er die Orthodoxie. Auch Martin Buber gegenüber, dessen chassidische Geschichten im allgemeinen von Chassidim und Leuten, die sich aktiv und professionell mit dem Chassidismus auseinandersetzen, abgelehnt werden. Buber in der Chassidut ? Nein, danke. Da schon lieber Eli Wiesel, der selber chassidisch aufwuchs und das chassidische Vokabular bis heute beherrscht.

Scholem war der Erste, der begann, historische kabbalistische Schriften zeitlich zu ordnen. Wer Kabbalah hört, denkt meist an dicke Wälzer, durch die man sich quälen muss. Dem ist jedoch ganz und gar nicht so, denn viele mittelalterliche Schriften bestehen oft nur aus ein paar Blättern. Selbst das Buch "Book of Creation - Sefer Yetzirah" besteht aus einer oder wenigen Seiten. Kommt darauf an, welcher Version man mehr Glauben schenkt.

Für meine Scholem - Zitate wurde ich auf meinem engl. Blog schon gerügt, denn Chassidim wollen ausschließlich ihre eigene Literatur zitiert wissen. Mea Shearim oder Boro Park (New York) verkauft keinen Buber, Scholem, Mendelssohn und nur bedingt Joseph Soloveitchik. Bei der Soloveitchik - Familie gab es einen Bruch, denn ursprüglich war sie extrem antizionistisch. Bis heute ist sie dies teilweise geblieben, doch mit Joseph Soloveitchik kam ebenso ein mehr oder weniger zionistischer Part in die Familie und nicht nur stures antizionistisches "Brisk - Denken". Bis heute lehrt der antizionistische Soloveitchik - Teil in seinen Brisker Yeshivot den Antizionismus und ist ebenso in der antizionistischen Dachorganisation "Edah HaCharedit" in Mea Shearim vertreten.

Meiner Meinung ist nicht alles, was nicht gerade Mea Shearim entspricht, grundsätzlich abzulehnen. Wer, zum Beispiel, den Rambam (Maimonides) verstehen will, der lerne auch etwas Aristoteles.
Aristoteles ? Uuhh, da bekommen richtige Orthodoxe schon einen Schock und meinen, man komme jetzt vom richtigen Glauben ab und lande in den Tiefen des Säkularismus. Besonders Rabbi Nachman von Breslov verbat seinen Chassidim das Studium des "Moreh Nevuchim - Führer der Unschlüssigen" vom Rambam. Dessen halachische Schriften wie das Studium der "Mishna Torah" hingegen sind erlaubt.

Das orthodoxe Judentum kann flexibel sein, dennoch aber genau das Gegenteil. Es kommt immer darauf an, mit welcher Gruppenideologie man sich umgibt. Klar lerne ich bei den Satmarer Chassidim weniger Philosophie als bei Chabad. Nationalrelig. lernen mehr jüdische Geschichte als die meisten Bewohner Mea Shearims.
Und meines Erachtens nach ist es schade, gerade die intellektuelle Seite des Judentums auzulassen und sich fast nur auf Halachot zu beschränken, um G - tt auch ja richtig dienen zu können.
G - tt selber gab uns einen Intellekt und ein Hirn und anscheinend verstanden dies die Rabbiner des Mittelalters besser als viele unserer heutigen Geistlichen.

Sonntag, Januar 11, 2009

Das Ende der Welt

B"H

Als ich heute früh durch die Tel Aviver Innenstadt ging, quatschte mich eine etwas hippiemässige ältere Dame an. Sie war so furchtbar nett zu mir, dass sie mich sogar vor dem Ende der Welt bewahren wollte. Laut besagter Dame sei das Ende nämlich sehr nahe.
Und wenn ich nicht glaube, dann fahre ich zur Hölle.

Nun, ganz so deutlich drückte sie sich nicht aus, sondern meinte eher, dass ich die nahende Apokalypse nicht überleben werde.
Ich fragte sie, von welcher Gruppe (ich vermied den Begriff "Sekte") sie denn sei und sie nannte mir irgendein erfundenes Blabla was die Zeugen Sowie oder die Scientology Church darstellen könnte. Leider ist in Tel Aviv die Scientology Church unter vielen Deckmäntelchen besonders aktiv.

Die Dame hielt mit ein knallgelbes Schreiben unter die Nase, welches mit Bibelversen oder was auch immer nur so gespickt war. Sie begann zu zitieren und ich unterbrach sie nach wenigen Worten. Man sage nicht einfach eben mal so heraus einen der Namen G - ttes wie E - lo - him, sondern man forme dies (wenn nicht gerade im Gebet oder zu Lehrzwecken) in E - lo - kim um. Auf diese Weise wird nicht G - ttes Namen nicht umsonst verwendei oder einfach nur so aus Spaß an der Freud.

Die Dame antwortete, dass dies ja nur die Religiösen einhalten und ich mente, dass sie, bevor sie sich mit all den Themen beschäftige, noch einiges lernen müsse. Daraufhin machte sie sich mit ihrem Papier davon und ich werde den Weltuntergang nicht überleben. Das habe ich nun davon.

Dieser Vorfall zeigt wieder einmal mehr, dass man die Leute nicht nach ihrer Kleidung einschätzen sollte. Sie sah mich in einer Jeans und schwarzem Shirt und dachte, ich sei säkuler, habe eh Null Ahnung und lasse mich beschwatzen. Tja, Pech gehabt !

Samstag, Januar 10, 2009

Messianismus im Judentum

B"H

Messianische Strömungen im Judentum sind alles andere als unbekannt. Mal kamen diverse Meinungen wieder neu auf; Daten, wann denn der Meschiach nur eintreffe. Die Menschheit wartet nun einmal darauf und immer dann, wenn es um die Juden nicht gerade rosig stand, kam es zu erneuten messianischen Hoffnungen.

Soweit jedoch handelte es sich jedoch immer um Fehlkalkulationen und jene Juden, die da von sich behaupteten, der lang erwartete Meschiach zu sein, waren die allseits bekannten falschen Messiasse. Bestes Beispiel ist der im Christentum als Meschiach verehrte JUDE J., der da erst von Paulus richtig zum "Meschiach" aufgebaut worden ist.

Rabbi Akiva irrte sich als er in Bar Kochba den Meschiach sah. Die wurde dem Rabbi spätestens in dem Moment bewusst als Bar Kochba starb. Ein Toter scheidet als Meschiach grundsätzlich aus. Sobald ein "Meschiach - Kandidat" verstirbt, ist es aus. Egal, ob es sich hierbei nun um J., Bar Kochba oder den letzten Lubawitscher Rebben Menachem Mendel Schneerson handelt.
Des Weiteren kam es weder bei J. noch bei Bar Kochba zum Bau des Dritten Tempels, wie es der Prophet Yechezkel verhersagt.

Durch das Mittelalter hindurch kam es immer wieder zur Bekanntgabe messianischer Daten. Von jüdisch - rabbinischer Seite. Hierzu sollte man sich mit der Historie der Juden beschäftigen. Besonders nach dem Rauswurf aus Spanien im Jahre 1492 kam es zu einem akuten "Meschiach - Bedürfnis".

Der bekannteste falsche Meschiach ist bis heute "Schabtai Zvi" aus dem 17. Jahrhundert. Der jüdische Philosoph Gershom (Gerhard) Scholem schrieb ein mehr als professionelles Buch über Schabtai Zvi, was ich als Lektüre nur empfehlen kann. Dort geht Scholem ebenso der Frage nach, warum es zum "Sabatianism" kommen konnte. Wie nur konnten unzählige Juden in ganz Europa auf die Irrlehren und falschen Behauptungen des Schabtai Zvi hereinfallen ? Wobei es sich lange nicht nur um das "dumme" Landvolk handelte, sondern ebenso um große Rabbiner. Letzteren kamen immerhin recht schnelle Zweifel, denn Zvi erfüllte nicht unbedingt die geforderten Bedingungen und war auch nicht bereit, sich einer etwaigen Prüfung zu unterziehen.

Im allgemeinen begründen Historiker das Aufkommen und den Erfolg des Schabtai Zvi mit den "Chmielnicki Massakern" in der Zeit von 1648 - 1649. Nachdem abertausende Juden in Osteuropa ermordet worden waren, sehnten sich die Juden nach einem Meschiach, der sie endlich von allem Übel und allen Qualen befreite. G - tt musste doch endlich eine Einsicht haben !

Gershom Scholem sieht jedoch kaum einen Grund in den Massakern aus den Jahren zuvor. Zwar habe der jüdische Messianismus bis zum Auftauchen Zvis keinen so immensen Erfolg gekannt. Niemals zuvor war das "Haus Israel" so hin und weg gewesen wie bei Schabtai Zvi. Dennoch, wenn die Massaker tatsächlich der Auslöser gewesen sein sollen, wieso kam dann der Meschiach nicht unverzüglich aus Polen, wo die meisten Morde stattgefunden hatten ? Und überhaupt breitete sich der "Sabatianisms" bis hin nach Marokko aus. Und was hatte Marokko mit den Massakern zu tun ?

Scholem sieht den eigentlichen Hintergrund für den Glauben an Schabtai Zvi in der Lurianischen Kabbalah, welche im 16. Jahrhundert in der nordisraelischen Stadt Safed entstand und sich später bis nach Europa hin ausbreitete. Insbesondere durch den "angeblichen" Schüler des Rabbi Yitzchak Luria; durch Israel Sarug, der wiederum die Lurianische Kabbalah gemäß seinen eigenen Vorstellungen auslegte.
"Angeblich" setze ich in Klammern, denn Sarug scheint nur für wenige Wochen im Kreise des Rabbi Luria gelernt zu haben. Sarugs zahlreiche Fehlinterpretationen wurden später von Schabtai Zvi übernommen. Gewiß hatte Sarug dieses nie beabsichtigt, dennoch geschah es und nicht wenige nachfolgende Rabbiner wurden beschuldigt, geheime Anhänger des Schabtai Zvi zu sein. Oberster Ankläger hierbei war der deutsche Rabbiner Jakob Emden und dessen bekanntestes Opfer hieß Jonathan Eibeschütz, der damals Rabbiner in Hamburg - Altona war. Aber dazu mehr zu einem späteren Zeitpunkt.


Links:

Der jüdische Meschiach, Teil 1
Der jüdische Meschiach, Teil 2