Sonntag, März 25, 2007

Der juedische Meschiach (Teil 2)

B"H

http://hamantaschen.blogspot.com/2007/03/der-juedische-meschiach-teil-1.html

Im ersten Teil meines Berichtes erwaehnte ich die unterschiedlichen Meinungen darueber, wann und wie genau der Meschiach kommen wird. Eine eindeutige Antwort gibt es dafuer nicht, sondern nur eine Liste mit Interpretationen.

Im laufe der Jahrhunderte hat sich die Erwartungshaltung auf den Meschiach vollkommen veraendert. Sah Rabbi Akiva zur Zeit des Bar Kochba – Aufstandes Bar Kochba selbst als Meschiach (eine Meinung, die er nach Bar Kochbas Tod wiederief), so kam es im Mittelalter zu teilweise apokalypthischen Ideen. Aufgrund der spanischen Inquisition und Judenpogromen in anderen Teilen Europas sehnten sich die Juden den Meschiach herbei. Genau diese Leiden seien eine Einleitung seines Kommens, so dachten viele. Diese Apokalypse macht sich auch in kabbalistischer Literatur bemerkbar. So konnte es einfach nicht mehr weitergehen und Meschiach musste kommen. Die messianische Idee gab den verfolgten Juden ebenso Hoffnung (Gershom Sholem).

Wie muss er nun sein der Meschiach ? Was muss er tun, um als solcher anerkannt zu werden ? Vor allem der Rambam sowie der Talmud Traktat Sanhedrin haben eine genau Liste fuer die Bedingungen:

1. Der Meschiach fuehrt das Koenigreich David wieder ein. Es gibt diesbezueglich keinerlei Erneuerungen, sondern die alten Traditionen werden wieder aufgenommen werden.
2. Der Meschiach wird den 3. Tempel bauen, die Korbanot (Opferungen) wieder einfuehren sowohl als auch die Dienste der Leviiten und der Cohanim (Tempelpriester). Ausserdem wird es wieder Shemittah und Yovel geben.
3. ALLE Menschen werden den Meschiach anerkennen und es gibt keine Diskussionen oder Zweifel.
4. ALLE Menschen werden an den EINEN G-tt glauben und es wird keine weiteren Religionen mehr geben. Obwohl es Juden und Nichtjuden geben wird, werden alle an einen G-tt glauben. Konversionen zum Judentum wird es keine mehr geben.
5. Es wird keine Kriege, Hungersnoete, Verbrechen, Eifersucht oder Kriege mehr geben. Wir werden auf solch einem hohen spirituellen Level sein, der keine negativen Gedanken mehr zulaesst. Ueberall auf der Welt herrscht Friede.
6. In der Literatur der Midrash heisst es, dass der Meschiach einen besonderen Geruchssinn hat, mitdem er feststellt, wer wirklich Jude ist und wer nicht. Ein befreundeter Chabad – Rabbiner meinte einmal, dass viele Juden, die jetzt glauben Juden zu sein, ueberrascht sein werden.
Der Geruchssinn stammt von dem Vergehen von Chava und Adam im Paradies. Der Geruch ist der einzige Sinn, der nicht durch ihren Fehltritt gelitten hat. Eines ist in talmudischer Literatur klar: Beide assen keinen Apfel, sondern vielmehr gibt es Meinungen, dass sie Feigen, Getreide etc. assen. Jedoch rochen sie nie daran und assen einfach.
7. Alle Juden werden sofort nach Israel zurueckkehren und dort leben. Zu dieser Aussage habe ich unterschiedliche Meinungen gehoert. Einige Kommentatoren sagen alle Juden, andere wiederum sagen nur einige Juden.
8. Die Gesetze der Thora treten weltweit in Kraft.
9. In der Midrash Tanchuma steht, dass es eine "neue" Thora geben wird, was man nicht allzu woertlich nehmen darf. Gemeint ist vielmehr damit, dass einige Feiertage nicht mehr in dem Sinne existieren werden. Es gibt zwei Meinungen, wobei die eine besagt, dass nur noch Purim gefeiert werden wird und die andere lautet, dass Chanukkah gefeiert werden wird. Yom Kippur und Pessach werden nicht mehr existieren und Tisha Be'Av (der heutige rabbinische Fastentag) wird ein Feiertag mit festlichem Essen werden.

Im Talmud Sanhedrin 97a sowie Avodah Zarah 9a ist die Rede davon, dass die Welt insgesamt nur 6000 Jahre alt werden wird. Ich ging darauf schon naeher im 1. Teil meines Berichtes ein.
Obwohl der Gaon von Vilna viele weitere Kommentare zu der messianischen Zeit hat, so schreibt er dennoch in seinem Kommentar zum Sifra D'Zniuta (Teil des Zohar), Kapitel 5, dass wenn der Meschiach aus welchen Gruenden auch immer nicht kommen sollte, die Welt zu ihrem frueheren Zustand TOHU (dem sogenannten Chaoszustand vor der Erschaffung der Welt) zurueckkehren wird. Unsere Aufgabe in den letzten 2000 Jahren, in denen wir uns gerade befinden, besteht darin, die Geheimnisse der Thora zu entschluesseln, um so den Meschiach zu bringen.

Streiten tun sich der Rambam (Maimonides) und der Ramban (Nachmanides) darueber, ob es Veraenderungen im Maaseh Bereshit, in der Welterschaffung bzw. Natur, geben wird. Der Ramban sagt hier ja und sieht alles sehr spirituell. Es gebe einen anderen Himmel und die Menschen essen und trinken nicht mehr.
Dagegen sagt der Rambam, sowie der Talmud, dass es keine Veraenderungen in der Natur geben wird und die Menschen auch weiterhin essen und trinken.

An die Geula (Redemption), die Auferstehung der Toten, den Tag des Gerichts und Olam Haba (die kommende Welt) zu glauben, ist in den 13 Principles of Faith des Rambam verankert. Leute, die z.B. die Auferstehung der Toten verneinen, haben laut einer Mishna im Talmud Sanhedrin 90a keinen Platz in der kommenden Welt. Genauso wie Menschen die sagen, dass die Thora nicht g-ttgegeben ist oder G-ttes Namen aussprechen.
Im Judentum ist es nicht so wie in anderen Religionen, sondern laut Talmud Sanhedrin koennen ALLE Menschen die kommende Welt erreichen. Egal ob Jude oder Nichtjude. Jeder gemaess seinem Verhalten.

Gleich nach der Ankunft des Meschiach wird es eine Auferstehung der Toten geben. Diskutiert wird darueber, wer genau wieder auferstehen wird. Wirklich alle oder nur ein Teil. Eine feste Antwort gibt es bisher natuerlich nicht. In der Kabbalah, wo an Reinkarnationen geglaubt wird, heisst es, dass jene Reinkarnation wiederaufersteht, welche die meisten Mitzwot (Gesetze) erfuellt hat.
Der Talmud Kommentator Yad Ramah ist der Meinung, dass es neben der Auferstehung der Toten nach der Ankunft des Meschiachs noch eine zweite Auferstehung geben wird. Spaeter nach dem Gerichtstag.

Der Auferstehung folgt im allgemeinen das Gericht, an dem ein jeder gerichtet wird. Auch hier gibt es verschiedene Auffassungen, denn unsere Seelen (Neshamot) werden ja schon nach unserem Tode gerichtet.
Dem Gericht folgt die kommende Welt (Olam Haba). Hierbei ist zu unterscheiden zwischen der kommenden Welt, wie wir sie heute haben; naemlich die Seelenwelt der Toten und derjenigen kommenden Welt, in der die Menschen auferstehen und gerichtet werden.
Der Ramban und Ramah sagen hierzu, dass diese zweite kommende Welt ewig existieren wird. Andere Kommentatoren sowie Talmud Sanhedrin sehen die kommende Welt eher als befristet an und diskutieren, wielange die Welt nach dem Meschiach noch existieren wird.

Das hebraeische Wort fuer WELT ist OLAM עולם, mit den Buchstabenwurzeln NEELAM נעלם, was gleichzeitg verschwinden heisst. Von daher lernen wir, dass nicht alles auf ewig existieren wird.

Natuerlich kann niemand mit Gewissheit sagen, was passiert, wann und wie. Das alles in G-ttes Hand. Dennoch, durch Thorastudium und Erfuellung der Mitzwot haben wir theoretisch eine Chance den Meschiach schneller herbeizubringen. Rashi (zu Talmud Sanhedrin 98b) schreibt, dass der auf einem Esel reitenden sowie auf einer Wolke schwebende Meschiach nur eine Metaphor ist. Auf dem Esel reiten bedeutet ein langsames Kommen und auf den Wolken reiten bedeutet ein schnelles Kommen.

Hoffen wir auf ein schnelles Kommen.

1 Kommentar:

  1. Anonym10:22 PM

    Vielen, lieben Dank Miriam für deine Ausführungen. Man lernt immer wieder etwas dazu.

    Schavua Tov,

    Yael

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