Einmal in der Woche nehme ich an einem Online Unterricht teil. Das Thema ist das Buch DER KUZARI und der unterrichtende Rabbiner ist Rabbi Chaim Eisen. Ursprünglich aus New York, doch in Jerusalem lebend.
Wer von Euch über ausreichende Englischkenntnisse verfügt und Lust hat, kann sich ebenso kostenlos einschreiben und teilnehmen. HIER eintragen. Umsonst und ohne Spam !
Rabbi Eisen selbst kenne ich seit einigen Jahren persönlich, denn ich nehme an einem weiteren Schiur (relig. Vortrag) von ihm teil. Ebenfalls einmal pro Woche, aber nicht online, sondern live bei der ORTHODOX UNION in Jerusalem.
Bei seinem letzten Vortrag zum SEFER HA’KUZARI sprach der Rabbi über die Intension (Absicht, Vorsatz) und die nachfolgende Handlung.
Vorsätze (die Absicht) ist wichtig, aber nicht genug. Das, was zählt, ist die ernsthafte Handlung.
Das Judentum ist eine Religion der HANDLUNG. An G – tt glauben allein reicht nicht, denn schliesslich gab G – tt uns in der Thora Seinen Willen kund und demnach sind Juden verpflichtet, gewisse Gebote zu erfüllen (Koscher, Schabbat, Beschneidung, Feiertage, usw.) Nicht zu vergessen die Wichtigkeit der zwischenmenschlichen Beziehungen. Wenn wir also handeln, so ist die vorherige Absicht enorm wichtig, denn sich einfach so hinstellen und handeln ist zwar nicht falsch, befindet sich jedoch in einem unteren Level. Beim Ausführen der Thoragesetze benötigen wir zuerst die Absicht, doch die Handlung muss ebenso konzentriert wie ernsthaft erfolgen.
Rabbi Eisen nannte uns das Beispiel eines Yeshiva Studenten (Schüler einer relig. Schule), der abends seine Wecker stellt, um pünktlich zum Morgengebet Schacharit geweckt zu werden, doch in dem Moment als der Wecker klingelte, er diesen an die Wand warf und weiterschlief.
Die Frage ist: WIE EIGENTLICH SCHAUT EINE GUTE ABSICHT AUS ? Meiner Meinung nach kommt es hierbei auf den Individualfall sowie auf den Level eines Jeden an. Es gibt Zeiten, in denen die Absicht des Einzelnen höher sein könnte, denn er besitzt ein hohes Potenzial, welches er jedoch in dem Moment nicht ausnutzt.
Rabbi Eisen listete uns ein paar Personen aus dem Alten Testament (Thora, Propheten, Schriften) auf, deren Absichten durchaus positiv waren, doch die nachfolgende Handlung sich als völig falsch erwies. Da wäre zum einen der tragische Tod von Nadav und Avihu (den Söhnen Aharons), deren Absicht, Kräuter (Ketoret) zu verbrennen, absolut gutwillig gemeint war. Offenbar waren beide Brüder von all den Geschehnissen um sie herum überwältigt und sie wollten G – tt danken. Dennoch verstiessen sie damit gegen die Regeln G – ttes, denn dieser hatte Moshe und Aharon beauftragt, dass die Ketoret nur zu bestimmten Zeiten geopfert werden darf und nicht einfach so zwischendurch.
Ein weiteres Beispiel finden wir im EGEL (Goldened Kalb). Viele Juden schlossen sich der Tat mit dem Goldenen Kalb an, teilweise jedoch au seiner guten Absicht heraus, denn sie meinten, dass dies ein guter Weg sei, G – tt anzubeten. Sie sahen nicht das Kalb allein, sondern stand immer noch G – tt für sie im Vordergrund. Eine Handlung, die sich als fatal erwies.
Ein drittes Beispiel finden wir im DIVRE’I HA’YAMIM (Chroniken II), 26:16 – 23:
König Uzziyahu (Uzziah), der sehr viel Positives erreicht hatte, beschloss, G – tt zu danken, indem er Ihm eine Ketoret (verbrannte Kräuter und Gewürze) darbrachte. Und das auf dem Altar (Mizbeach) des Tempels. Diese Aufgabe aber ist den Tempelpriestern (Cohanim) vorbehalten und niemandem sonst. Tut es dennoch jemand außer einem Cohen, unterliegt er einer g – ttlichen Bestrafung.
Obwohl die Tempelpriester Uzziyahu warnten, die Ketoret nicht selbst zu verbrennen, liess sich der König von seinem Vorhaben nicht abbringen. Er wollte G – tt unbedingt danken, komme, was wolle. Und es kam: G – tt strafte Uzziyahu mit Za’arat (Aussatz) auf dessen Stirn. Das traurige Ergebnis war, dass Uzziyahu nicht mehr direkt in Jerusalem bleiben konnte, sondern ins Lager der Aussätzigen zog. Sohn Yotam wurde sein Nachfolger.
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1. Der biblische Aussatz war, medizinisch betrachtet, nicht jener, den wir heute kennen, sondern eine spezielle, uns unbekannte Art des Aussatzes.
2. Laut der Thora darf ein Jude, versehen mit einem biblischen Aussatz, nicht in der Mitte anderer Juden leben, sondern nur fernab. Wir sehen dies, u.a., bei der Miriam als sie mit Aussatz versehen wurde und außerhalb des Lagers der Israeliten leben musste.
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