Montag, September 29, 2008
Das war es fast !
Das "Avinu Malkenu - Unser Vater - Unser König - Gebet"
B"H
Mit neuen Elan sollen wir heute abend ins Neue Jahr "rutschen". Wobei wir uns keinesfalls einen "Guten Rutsch" wünschen und die Korken knallen lassen. Naja, Wein wird fließen, jedoch eher in Maßen. Dafür hagelt es reihenweise gute Vorsätze, die ich mir kaum mehr auferlege. Ich gebe mich jedes Jahr eher den gleichen Gedanken hin, nämlich das ich mich irgendwie etwas mehr perfektioniere. Perfektion ist übertrieben, aber man nimmt sich schon vor, dieses und jenes relig. Gesetz vielleicht einmal mehr und intensiver einzuhalten. Mitmenschliche Beziehungen zu verbessern und überhaupt ein besserer Mensch zu werden.
Aber meiner Meinung nach sollte dies täglich erfolgen, denn gerade an einem so wichtigen Tag wie Rosh HaShana weiß man vor guten Vorsätzen manchmal nicht so recht wohin. Dann kommen unnötiger Erfolgsdruck und Streß auf und schon ist die gute Stimmung leicht dahin. Deswegen gehe ich heute ganz ungezwungen in die Synagoge. Besser gesagt, ich nehme zusammen mit mehreren Freunden an einem ganzen Programmpaket teil. Mit Shiurim (Vorträgen) und schon auchmal dem Spruch "Take it easy". Wir unterliegen einem straffen Zeitplan, dem wir am Essenstisch bei der Machlis – Family entkommen. Aber nicht nur dort, denn auch das ultra – orthod. Mea Shearim steht an.
Und abermals wünsche ich allen Lese rein glückliches und gesundes Neues Jahr. Besonders den jüdischen Lesern wünsche ich ein großartiges Fest samt intensivem Synagogeng – ttesdienst.
Leider kann ich nicht die Jerusalemer Stimmung perfekt herüberbringen, aber wie Rabbi Mordechai Machlis immer zu sagen pflegt, wir sollten alle Diaspora - Juden in unserem Kiddusch mit einschließen. Und ob Ihr es glaubt oder nicht, spirituell seid auch Ihr in Jerusalem anwesend. Das klingt jetzt furchtbar abgefahren, ist aber so.
Shana Tova veChatimah Tova – Ein gutes Neues Jahr und möge Euch G – tt alle auf ein weiteres Jahr ins "Buch des Lebens" eintragen !
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Allgemein,
Rosh HaShana
Sonntag, September 28, 2008
Der Gang zur "Shiva" (Trauerbesuch)
B"H
Am Schabbat spricht man nicht über traurige Begebenheiten und so vermied es Rabbi Mordechai Machlis den gesamten letzten Schabbat, nicht über den plötzlichen so unerwarteten Tod unserer Freundin Chana Baruch Beberich zu berichten. Der Rabbi selber hatte zusammen mit einem Gerrer Chassid (Gur) die Beerdigung geleitet, welche am letzten Donnerstag stattfand.
Gestern abend dann, nach dem Havdalah - Service (Trennung des Schabbat von den folgenden Wochentagen) gab es kein Halten mehr. Rabbi Machlis hielt eine lange Rede über die für eine israelische Kupat Cholim arbeitende Dr. Chana. Einige von uns machten sich anschließend zur Shiva auf, die Chanas Gatte David im benachbarten Stadtteil Ramat Eshkol abhält.
Im Judentum wird sieben Tage nach dem Tod eines Menschen eine "Shiva" (steht für die Zahl "7") abgehalten. Wenn ein ganz naher Verwandter stirbt (Eltern oder Ehegatte), sitzen die Angehörigen Shiva und jeder darf ins Haus eintreten und an der Trauer teilhaben.
Man erkundigt sich, wo genau die Shiva stattfindet (fast immer im Haus einer der Hinterbliebenen) und geht tagsüber oder auch abends (in der Regel bis 22.00 Uhr) vorbei. Die Tür steht normalerweise offen, denn es kommen oftmals viele Leute vorbei.
Viele fragen mich immer wieder, wie man sich da verhalten soll.
Man kommt hinein, spricht der Familie sein Beileid aus und setzt sich auf einen der aufgestellten Stühle. Bei sephardischen Juden gibt es meist riesig Essen, bei Aschkenazim nichts.
Und so sassen wir gestern abend in David's Wohnung im Kreis. Er selbst saß auf einer Matratze fast auf dem Fußboden.
Der nächste Hinterbliebene sitzt entweder auf einem flachen Stuhl, Hocker oder auf dem Fußboden als Ausdruck der Trauer. Ein männlicher Hinterbliebener rasiert sich während der Shiva nicht.
Immer wieder ist der Gang zur Shiva sehr emotional. Was soll man sagen ? Soll man überhaupt etwas sagen oder sich nur ein paar Minuten setzen und dann wieder gehen?
Der Shiva - Gang dauert allerhöchstens eine halbe Stunde.
Als wir ankamen, zeigte sich David ziemlich erfreut über unser Erscheinen und wir fragten ihn, was denn nur geschehen sei. Chana war erst 59 Jahre alt und mehr oder weniger putzmunter.
Eine Lungeninfektion sei es gewesen. Sie dachte, es handele sich um eine Erkältung und rief zu spät den Krankenwagen. Als man sie Dienstag abend im Hadassah Mount Scopus einlieferte, zeigten sich die Ärzte schon mehr als besorgt. Sie wurde in ein Koma versetzt und künstlich beatmet. Alles umsonst, denn ihre Lungen waren schon zu sehr vom Virus zerfressen.
Ich weiß, dass man gerade jetzt vor Rosh HaShana Freude zeigen sollte. Freude und Optimismus darüber, dass G - tt uns sicher vergibt und gnadenvoll richtet. Dennoch aber zeigt Chanas tragischer Tod, dass wir alle nur sterbliche Menschen sind.
Am Rosh HaShana erschuf G - tt den ersten Menschen Adam HaRishon und damit die Menschheit überhaupt. Und das Thema "Tod" erinnert uns immer wieder daran, dass auch wir nicht ewig Leben und G - tt die von Ihm erschaffene Welt nach seinen Regeln regiert, auch wenn wir diese nicht begreifen und keine logischen Erklärungen finden. Er jedenfalls hat Seine Gründe für alles !
Schana Tov veChatima Tova - Ein gutes, gesundes und erfolgreiches Jahr und möge uns G - tt alle ins "Buch des Lebens" einschreiben.
Am Schabbat spricht man nicht über traurige Begebenheiten und so vermied es Rabbi Mordechai Machlis den gesamten letzten Schabbat, nicht über den plötzlichen so unerwarteten Tod unserer Freundin Chana Baruch Beberich zu berichten. Der Rabbi selber hatte zusammen mit einem Gerrer Chassid (Gur) die Beerdigung geleitet, welche am letzten Donnerstag stattfand.
Gestern abend dann, nach dem Havdalah - Service (Trennung des Schabbat von den folgenden Wochentagen) gab es kein Halten mehr. Rabbi Machlis hielt eine lange Rede über die für eine israelische Kupat Cholim arbeitende Dr. Chana. Einige von uns machten sich anschließend zur Shiva auf, die Chanas Gatte David im benachbarten Stadtteil Ramat Eshkol abhält.
Im Judentum wird sieben Tage nach dem Tod eines Menschen eine "Shiva" (steht für die Zahl "7") abgehalten. Wenn ein ganz naher Verwandter stirbt (Eltern oder Ehegatte), sitzen die Angehörigen Shiva und jeder darf ins Haus eintreten und an der Trauer teilhaben.
Man erkundigt sich, wo genau die Shiva stattfindet (fast immer im Haus einer der Hinterbliebenen) und geht tagsüber oder auch abends (in der Regel bis 22.00 Uhr) vorbei. Die Tür steht normalerweise offen, denn es kommen oftmals viele Leute vorbei.
Viele fragen mich immer wieder, wie man sich da verhalten soll.
Man kommt hinein, spricht der Familie sein Beileid aus und setzt sich auf einen der aufgestellten Stühle. Bei sephardischen Juden gibt es meist riesig Essen, bei Aschkenazim nichts.
Und so sassen wir gestern abend in David's Wohnung im Kreis. Er selbst saß auf einer Matratze fast auf dem Fußboden.
Der nächste Hinterbliebene sitzt entweder auf einem flachen Stuhl, Hocker oder auf dem Fußboden als Ausdruck der Trauer. Ein männlicher Hinterbliebener rasiert sich während der Shiva nicht.
Immer wieder ist der Gang zur Shiva sehr emotional. Was soll man sagen ? Soll man überhaupt etwas sagen oder sich nur ein paar Minuten setzen und dann wieder gehen?
Der Shiva - Gang dauert allerhöchstens eine halbe Stunde.
Als wir ankamen, zeigte sich David ziemlich erfreut über unser Erscheinen und wir fragten ihn, was denn nur geschehen sei. Chana war erst 59 Jahre alt und mehr oder weniger putzmunter.
Eine Lungeninfektion sei es gewesen. Sie dachte, es handele sich um eine Erkältung und rief zu spät den Krankenwagen. Als man sie Dienstag abend im Hadassah Mount Scopus einlieferte, zeigten sich die Ärzte schon mehr als besorgt. Sie wurde in ein Koma versetzt und künstlich beatmet. Alles umsonst, denn ihre Lungen waren schon zu sehr vom Virus zerfressen.
Ich weiß, dass man gerade jetzt vor Rosh HaShana Freude zeigen sollte. Freude und Optimismus darüber, dass G - tt uns sicher vergibt und gnadenvoll richtet. Dennoch aber zeigt Chanas tragischer Tod, dass wir alle nur sterbliche Menschen sind.
Am Rosh HaShana erschuf G - tt den ersten Menschen Adam HaRishon und damit die Menschheit überhaupt. Und das Thema "Tod" erinnert uns immer wieder daran, dass auch wir nicht ewig Leben und G - tt die von Ihm erschaffene Welt nach seinen Regeln regiert, auch wenn wir diese nicht begreifen und keine logischen Erklärungen finden. Er jedenfalls hat Seine Gründe für alles !
Schana Tov veChatima Tova - Ein gutes, gesundes und erfolgreiches Jahr und möge uns G - tt alle ins "Buch des Lebens" einschreiben.
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Halacha,
Rabbi Mordechai Machlis
"HaMelech" - Die Bedeutung des jüdischen Neujahrsfestes Rosh HaShana
B"H
Rosh HaShana, das jüdische Neujahrsfest, welches morgen abend (29. September) beginnt, beinhaltet soviel mehr als nur den weiteren Beginn eines neuen Jahres im jüdischen Kalender.
Am letzten Donnerstag (25. Elul) feierten wir den Jahrestag der Welterschaffung, wohingegen Rosh HaShana, der erste Tishrei, die Erschaffung von Adam und Chava (Eva) repräsentiert. Beide wurden am sechsten Tag (folglich an Rosh HaShana) erschaffen (siehe Talmud Rosh HaShana 8a, RIF, Tosafot, Maharsha, Sefat Emet).
Nun stellt sich automatisch die berechtigte Frage, warum wir das Neujahsfest nicht am Tage der Welterschaffung, sondern am Tage der Erschaffung von Adam und Chava begehen ?
Weil die Welt erst mit der Erschaffung der Menschheit ihren eigentlichen Sinn und ihre Perfektion erreichte. Der Mensch ist die Krönung des Erschaffungsprozesses, denn nur er ist in der Lage, G – d zum König zu krönen und Seine Mitzwot (Gesetze) auszuführen (Talmud Rosh HaShana 8a, Shaarei HaMoadim von Chabad). Gleich zu Beginn des Talmud Traktates Rosh HaShana gibt es eine Diskussion darüber, ob die Welt am 1. des Monats Nissan (ca. April) oder am 1. Tishrei erschaffen wurde. Der Thorakommentator Ohr Chaim schrieb, wie ich finde, den besten Kommentar zu diesem Streitpunkt. Er kommentiert, dass G – tt am 1. Nissan an die Erschaffung der Welt dachte und die tatsächliche Aktion, sprich die Erschaffung selbst, erst am 1. Tischrei vornahm. Die Mishna im Talmud Rosh HaShana 16a lehrt uns, dass G – tt an Rosh HaShana die Menschheit richtet. Zu Beginn des Morgengebetes Shacharit am ersten und zweiten Feiertag beten wir das Gebet "HaMelech – Der König". G – tt sitzt auf Seinem Thron und richtet uns und gleichzeitig krönen wir Ihn zum König, denn Er allein hat die Welt und uns erschaffen.
Wie sitzt G – tt und richtet ?
Das Sitzen ist an dieser Stelle metaphorisch gemeint und heißt, "er beugt sich zu uns hinab". Er ist uns näher als sonst. Außerdem läßt uns der Talmud Rosh HaShana wissen, dass G – tt, wieder metaphorisch betrachtet, drei Bücher vor Sich liegen hat (Rosh HaShana 16b). In das Erste trägt Er jene Menschen ein, welche kaum Vergehen begangen haben und deshalb sofort in das Buch des Lebens für das kommende Jahr eingeschrieben werden können. Das zweite Buch ist für jene Sünder, die im Buch des Lebens aufgrund ihrer Vergehen keinen Platz mehr haben und das dritte Buch ist für all jene, die irgendwo dazwischen liegen. Allgemein wird angenommen, dass Letzteres auf uns zutrifft.
Laut jüdischer Tradition richtet G – tt an Rosh HaShana die gesamte Welt sowie die ganze Menschheit. Egal, ob Jude oder Nichtjude. Bei Juden allerdings zieht sich der Urteilsprozeß bis zum Yom Kippur, zehn Tage nach Rosh HaShana, hin. Erst dann gibt es ein endgültiges Urteil (Talmud Rosh HaShana 16a). Einigen chassidischen Kommentatoren zufolge wird das endgültige G – ttesurteil erst zu Chanukkah gesprochen.
Rosh HaShana wird ausserdem Yom HaDin (Judgment Day), Yom HaZikaron (Day of Remembrance) sowie Yom Teruah (Day of Sounding) genannt. Die Bezeichnung Rosh HaShana finden wir nicht in der Thora, denn dort heißt es vielmehr, dass wir am ersten Tag im siebten Monat einen "Day of Sounding" haben sollen. Der Talmud Traktat Rosh HaShana gibt schriftliche Beispiele, woran wir erkennen, dass jener Tag "Judgment Day" ist.
Nun könnte man meinen, dass das Neujahrsfest ein extrem ernster Feiertag ist und wir unser Büssergewand anziehen müssen. Teilweise stimmt dies, doch ist Rosh HaShana auch vor allem ein fröhlicher Festtag, was viele Leute vergessen. Unter anderem sollen wir festliches Essen servieren und uns freuen.
Aber der 1. Tischrei (Dienstag) repräsentiert nicht nur die Erschaffung der Menschheit, sondern auch unsere Vorväter Avraham und Yaakov wurden an dem Tag geboren. Da ein Zaddik (Gerechter) immer an seinem Geburtstag stirbt (siehe das berühmte Beispiel des König David an Shavuot einschließlich den Talmud Rosh HaShana 11a), starben Avraham und Yaakov auch an diesem Tag. Und es war an Rosh HaShana, dass G – tt sich an unsere Vormütter Rachel und Sarah sowie an die Mutter des Propheten Samuel (Shmuel) erinnerte. An dem Tag beschloß G – tt, dass diese drei Frauen Kinder haben werden.
Wir sitzen also in den Synagogen und G – tt soll entscheiden, ob wir für das Neue Jahr ins "Buch des Lebens" eingetragen werden. Buch des Lebens heißt nicht nur Leben, sondern auch alle unsere Lebensverhältnisse werden bestimmt. Sei es nun unser Arbeitsleben, Freundeskreis, werden wir genügend Geld verdienen, ein Dach über dem Kopf haben und und und. All das gehört dazu.
Es ist anzunehmen, dass jeder von uns mit den allerbesten Vorsätzen in die Synagoge geht. Wir kommen an, beten und versprechen alles Mögliche im kommenden Jahr besser zu machen. Andererseits weiß jeder irgendwie, dass der Wille zwar stark ist, aber das Fleisch schwach. Ich will damit sagen: Was passiert, wenn ich am Rosh HaShana alles Mögliche verspreche, es aber nicht einhalte und schon zwei Tage später in den alten Trott verfalle.
Hierauf gibt uns die Thora Antwort. Als Avraham seine zweite Frau Hagar und den gemeinsamen Sohn Ishmael fortsandte, ritten die beiden durch die Wüste und liessen sich später erschöpft nieder. G – tt hörte das Weinen des Kindes Ishmael und beschloß in dem Moment, ihn nicht verdursten zu lassen, obwohl Rr wußte, dass spätere Generationen Ishmaels das jüdische Volk vernichten wollen. Hieraus lernen wir, dass G – tt einen Menschen in einem Augenblick richtet, obwohl Er natürlich weiß, dass derjenige wieder sündigen wird (siehe Talmud Rosh HaShana 16b) .
Wie begehen wir also Rosh HaShana ?
Normalerweise gehen die Männer einige Stunden vor dem Beginn des Neujahrsfestes in die Mikwe (Ritualbad). Allgemein gibt es zusätzlich noch den Brauch, Friedhöfe zu besuchen oder Zedakah (Spenden) zu geben (siehe Shulchan Aruch – Orach Chaim – Hilchot Rosh HaShana 581).
Die Super – und Wochenmärkte werden alle hoffnungslos überfüllt sein, denn es gilt die sogenannten Simanim zu besorgen (Karotten, Granatäpfel, Fisch – bzw. Schafskopf, Honig und dergleichen).
Kurz vor Beginn des Festes beten wir in bestimmtes Gebet (siehe Machzor fuer Rosh HaShana), anhanddessen wir Schwüre, welche wir während des ausklingenden Jahres ausgesprochen haben, für Null und Nichtig erklären (Bitul Nedarim). Häufig im Leben kommt es vor, dass wir G – tt gegenüber etwas versprechen, dies kurz darauf wieder vergessen und es nie und nimmer einhalten. Allerdings vergißt G – tt unsere Schwüre nicht und könnte sie theoretisch bei der "Urteilfällung" gegen uns verwenden. Aus dem Grunde sagen wir das spezielle Gebet.
Am Feiertag (nicht jedoch am Schabbat) dürfen wir von einem brennenden Feuer kochen. In der Praxis schaut das so aus, dass wir vor dem Feiertag eine 48 – Stunden Kerze anzünden und von jener dann mit einem Streichholz jederzeit eine Flamme entnehmen können. Auf diese Art und Weise duerfen wir einen Herd anzünden (in Israel gibt es überwiegend Gasherde) und kochen. Da wir jedoch am Feiertag Essen für den Schabbat vorbereiten und das Kochen somit nicht unter die Kategorie "Essen für den Feiertag, sondern für einen anderen Tag" fällt, muss ein Eruv Tavshilin ausgesprochen werden. Die Prozedur hierfür kann jeder seinem Machzor (Gebetbuch für den feiertag) entnehmen.
Üblicherweise geht es nach dem Kernzenanzünden in die Synagogen zum Abendgebet Maariv. Beim Kerzenanzünden nicht den zweiten Segen "She Hechianu" vergessen.
Zum Beginn des Rosh HaShana wird während des Maariv kein Schofar geblasen. Dies findet erst zum Morgengebet Shacharit and beiden Tagen statt. Auch sagen wir kein HALLEL (Psalmen 113 – 118) an Rosh HaShana. Einer der Gründe dafuer, dass wir kein Hallel sagen ist, dass wir uns daran erinnern, dass G – tt über uns richtet und wir keine übermässige Freude zeigen sollen.
Nach dem Abendgebet wird zur festlichen Tafel geschritten. Normalerweise findet nach dem Kiddush (Segnung des Weines) die Zeremonie der Simanim statt. "Simanim" heißt übersetzt "Zeichen" und es handelt sich hierbei um bestimmte Essenszubereitungen, welche wir in einer vorgeschriebenen Reihenfolge essen. Mit dabei sind natürlich der Apfel, welches in Honig getaucht wird und ein süsses gutes Neues Jahr repräsentiert. Jedes einzelne kleine Menu hat seinen speziellen Segen und eine eigene Bedeutung. Die Simanim sind u.a. ein Symbol dafür, dass jeder Jude sein eigenes Schicksal ändern kann.
Eines der Simanim – Menus fällt jedes Jahr auf allgemeine "Begeisterung", denn es soll etwas Fleisch aus einem Fisch oder Schafskopf gegessen werden. Der Kopf liegt auf einem Teller und als ich vor Jahren bei Chabad den Schafskopf sah, fiel ich fast vom Stuhl. Vor allem weibliche Teenies kriegen da ihren Kreischanfall. Man kann sich auch weigern, was viele tun. Aber das Fleisch aus dem Fischkopf symbolisiert, dass wir am Beginnn von etwas stehen wollen und nicht nur am Ende.
Eine äußerst wichtige Rolle spielt der Honig. Das ganze Jahr über verteilen wir auf die Challot (Shabbatbrote) etwas Salz, aber an Rosh HaShana tauchen wir alles in Honig. Vor allem Chassidim essen ihr Brot mit Honig bis mindestens Hoshana Rabbah (Ende von Sukkot). Nach dem Essen bzw. des nachts gibt es den Minhag (Brauch), Auszüge aus dem Talmud Traktat Rosh HaShana zu lernen. Bei mir befinden sich jene Auszüge (Pesukkim) im Machzor, aber ich weiß nicht, wie es damit bei anderen Leuten in der Diaspora ausschaut.
Am darauffolgenden Morgen geht es zurück in die Synagoge, wo ein langer G – ttesdienst auf uns wartet. Bei den Chassidim noch länger als anderswo üblich. Der Morgeng – ttesdienst Shacharit beginnt mit dem "HaMelech – Gebet", indem wir, wie zuvor beschrieben, G – tt zum König krönen. Nur Er allein ist der Herrscher der Welt.
Bei Ashkenazim folgt das "HaDin" – Gebet und danach Avinu Malkeinu. Die Thoralesung am ersten Tag erzählt uns, wie Avraham seine zweite Frau Hagar fortsandte und G – tt ihr später eine Wasserquelle zeigte. Was wir außer dem Richten in dem speziellen Moment lernen ist, dass Hagar die Quelle erst sah als G – tt sie ihr zeigte. Wahrscheinlich aber war die Quelle schon die ganze Zeit dagewesen und Hagar hatte sie übersehen. Dies zeigt uns den tieferen in Situationen, wo wir meinen, es gebe keine Lösung für uns. Wir suchen und suchen und sehen vor lauter Bäumen den Wald nicht. Hätten wir dagegen genau hingeschaut, dann hätten wir die perfekte Lösung sofort erkannt. Eine Lösung, welche gleich neben uns steht, wir sie aber nicht sehen.
Der Maftir am Ende der Thoralesung erfolgt aus Sefer BaMidbar (Numeri) 29:1, in welcher uns G – tt aufträgt, einen Day of Sounding (Yom Teruah) zu einzulegen.
Die anschließende Haftarah (Lesung aus den Propheten) erzählt und von Channah, der Mutter des Propheten Samuel (Shmuel).
In der Synagoge, in die ich gehe, wird nach der Haftarah jedesmal an dieser Stelle ein Kiddush (Segnung des Weines) gemacht und es gibt ein paar Kuchenstücke (Mesonot) zu essen. Im Anschluß darauf folgt das Blasen des Schofars. Im darauffolgenden Mussaf wird das Schofar nochmals geblasen.
Am zweiten Tag verläuft der Morgeng – ttes fast gleich. Allerdings lesen wir aus der Thora die "Akeidat Yitzchak", die Opferung des Yitzchak. Der Maftir ist der gleich wie am Vortag.
Die Haftarah (Lesung aus den Prophetenerfolgt aus Yirmeyahu (Jesaja) 31:1 – 19. Hier verspricht G – tt den Juden, ewig an sie zu denken und sie zurückzuführen in das Land ihrer Vorfahren.
Die wichtigste Mitzwa am Rosh HaShana ist, dass ein jeder das Schofar hört. Des weiteren gibt es noch einige Minhagim (Bräuche) wovon der bekannteste wohl ist, dass man am Rosh HaShana sich nachmittags nicht hinlegt und schläft. Außer des nachts soll jeglicher Schlaf vermieden werden, denn G – tt richtet über uns und da macht ein Mittagsschlaf keinen guten Eindruck. Außerdem essen wir keine Nüsse, denn das hebräische Wort für Nuss "Egoz" hat die gleich Gematria (Zahlenwerte hebräische Buchstaben) wie das Wort Vergehen (Chet).
Am ersten Feiertag ist es üblich (Minhag) nach dem Nachmittagsgebet Mincha zu einem Fluß oder Meer zu gehen und das Taschlich – Gebet zu sprechen. Der Brauch des Taschlich begann im Mittelalter und steht symbolisch für G – ttes Vergebung unserer Vergehen am Judgment Day (Gerichtstag). Wer Taschlich verpaßt, was mir oft passiert, der kann dies noch während der zehn Tage bis Yom Kippur nachholen und bei vielen Chassidim sogar noch bis Hoshana Rabbah. Wer keinen Fluß in der Nähe hat, der kann sich an einen Brunnen oder einen Wasserhahn stellen (nicht im Badezimmer !!!) und und spricht bei laufendem Wasser das Gebet (siehe Machzor).
Sollte der erste Rosh HaShana – Feiertag auf einen Schabbat fallen, so findet das Taschlich am zweiten Tag statt. Aber in diesem Jahr sind wir von der Regel befreit und Taschlich findet ganz normal am ersten Tage statt.
Taschlich am Fluß
Wer in Israel nicht gerade am Meer wohnt, hat es schwer, denn nicht überall fliesst ein Fluß vorbei. Zu Tempelzeiten war es in Jerusalem anders, doch heute ist der Gichon ausgetrocknet. Es gibt Quellen, zu denen man gehen kann, doch befinden sich diese im oder nahe des arab. Dorfes Silwan (gegenüber des Tempelberges) und nicht immer ist der Gang dorthin ohne Sicherheitsrisiko.
Wer sich in Jerusalem befindet und dennoch ein gutes Taschlich haben will, der kann sich Jeff Seidel und seiner Gruppe anschliessen. Getroffen wird sich vor der Kotel (Klagemauer) um ca. 15.30 Uhr (Zeit kann auf www.jeffseidel.com) abgerufen werden. Frauen und Männer müssen der jüd. Religion gemäß anständig gekleidet sein. Kipa für den Mann und langen Rock für die Frau.
Rosh Chodesh Tishrei – Der Beginn des jüdischen Monat Tischrei
Rosh HaShana ist zugleich der Beginn des Monats Tischrei und diesbezüglich fasse ich mich nur kurz. Da mich viele um die kabbalistischen Bedeutungen eines jeden Monats baten, hier die Kurzfassung für den Monat Tischrei.
Jeder jüdische Monat symbolisiert ein Sternzeichen, einen der israelitischen Staemme, einen hebrä. Buchstaben, einen der menschlichen Sinne und ein Organ.
Das Sternzeichen ist die Waage, da G – tt uns richtet und unsere Vergehen gegenüber unseren guten Taten aufwiegt.Bei dem israelitischen Stamm handelt es sich um Ephraim, die Farbe des Tischrei ist rot – violett, der Buchstabe ist das Lamed ל, das Organ ist die Galle und der menschliche Sinn ist das Anfassen.
Zom Gedaliah – Der Fastentag des Gedaliah
Den Fastentag des Gedaliah begehen wir am 3. Tischrei (Donnerstag, 2. Oktober) gleich anschließend an Rosh HaShana. Der Vorteil ist, dass viele eh eine Diät nach all dem Festtagsessen brauchen und da kommt der Fastentag gerade recht. Zom Gedaliah ist für nicht wenige ein Fastentag, zu dem sie keinen persönlichen Bezug finden und ich bilde da keine Ausnahme. Man sagt sich, naja, eigentlich sollte man fasten, aber tut es dann doch nicht. Zum Zom Gedaliah habe ich einige Ausführungen im Talmud Rosh HaShana 18b gefunden, die so mancherlei Ansicht vielleicht ändert. Wie erwähnt, findet er normalerweise am 3. Tischrei statt und ist ein Halbfastentag. Gefastet wird von morgens (ca. 5.00 Uhr) bis ca. 20.00 Uhr am Abend.
Wer war Gedaliah überhaupt und was hat er mit mir zu tun ?
Gedaliah war der vom babylonischen König Nebuchadnezzar eingesetzte jüdische Gouverneur über Eretz Israel. Er wurde von seinem Landsmann Ishmael ben Nethaniah umgebracht. Eine Schreckenstat, die wenig später zur völligen Auslöschung jüdischen Lebens in Israel führte (siehe Yirmeyahu – Jeremiah 39 – 41). Der Zom Gedaliah war schon zu Zeiten des Zweiten Tempels ein Fastentag und wir sollen uns bewußt machen, dass der Tod eines Zaddik (Gerechten) einer Tempelzerstörung gleicht. Besonders erinnert wurden wir an das Ereignis als der ehemalige Premier Yitzchak Rabin ermordet wurde. Nicht, dass Rabin so ein großer Zaddik war, doch tötet kein Jude einen anderen Juden.
Rabbi Nachman MeUman
Bis auf den heutigen Tag hält sich die Tradition, dass die Breslover Chassidim das Neujahrsfest in Uman (Ukraine) feiern. Genau dort befindet sich nämlich das Grab ihres einzigen Rebben, Rabbi Nachman von Breslov, dem Urgroßenkel des Baal Shem Tov. Und jener Rabbi Nachman beauftragte seine Chassidim vor seinem Tode im Jahre 1810, jedes Jahr an Rosh HaShana zu seinem Grab nach Uman zu kommen und vorgegebene Psalmen zu beten. Hierbei handelt es sich um zehn Psalmen und wer Interesse hat, dem kann ich die genauen Psalmennummer mitteilen.
Aber nicht nur Breslover Chassidim befinden sich gerade auf dem Weg nach Uman. Tausende anderer Juden aus Israel machen sich jedes Jahr auf. Aschkenazim und Sephardim zugleich. Auch der ehemalige Vorsitzende der sephardisch – haredischen SHASS – Partei sowie der israel. Entertainer Dudu Topaz. Die Mehrheit der Rabbiner lehnt den Nachman – Kult an Rosh HaShana ab. Da fliegen mehrere Sonderflüge vom Ben Gurion Flughafen aus nach Uman und Ehemänner lassen ihre Frauen und Kinder allein zuhause. Der ehemalige sephardische Oberrabbiner, Rabbi Ovadiah Yosef, auf, dass Rabbi Nachman zwar ein aufrichtiger Rabbi war, aber eine Familie an Rosh HaShana nach Israel gehört und zusammen am Tisch sitzt. Die Männer fliegen nach Uman und die Frauen fahren nicht selten zu ihrem eigenen Treffen nach Meron (Nordisrael).
Aber aller Ablehnung zum Trotz, die Breslover sind auf dem Weg, um am Grabe von Rabbi Nachman zu tanzen. Mit ihrem traditionellen weißen Streimel (Pelzmütze) oder ohne. Diejenigen Daheimgebliebenen tanzen am Erev Rosh HaShana, Mittwoch Abend, wird vor der Kotel (Klagemauer). Immer ganz witzig anzusehen.
Und was macht man in Jerusalem ?
Zuerst einmal in die Synagogen gehen und daheim reichlich essen.
Hier ein paar Tipps:
Für die Große Synagoge in der Keren Hayessod müssen Sitzplätze im voraus reserviert werden. Kostenpunkt: 400 Shekel – ca. 80 Euro. Ob das Ticket für beide Tage ist, entzieht sich meiner Kenntnis.
Fast alle weiteren Synagogen in Jerusalem sind ausgebucht. Insbesondere Mea Shearim, in welchem mehrere chassidischen Gruppen ausschließlich NUR ihre eigenen Gruppenmitglieder einlassen. Wer es ganz einfach will, der gehe an die Kotel, wo Rabbi David Aaron eine Carlebach – Minyan zelebriert. Zeiten hängen in der Jüdischen Altstadt aus !!!
Weiterhin in der Jüdischen Altstadt befindet sich einer der Speisesäle der Yeshiva Aish HaTorah, gegenüber Bonker's Bagels. Dort findet ein ganzes Rosh HaShana – Programm statt. Synagoge samt Shiurim (Vorträge). Zu beachten sei, dass nur Juden an diesem Programm teilnehmen können !!!
Essen:
Rabbi Mordechai Machlis im Stadtteil Maalot Dafna organisiert sämtliche Mahlzeiten, einschließlich des folgenden Schabbat. Die jeweiligen Rosh HaShana Abendessen finden um 20.30 statt und die Mittagessen an beiden Feiertagen beginnen gegen 14.30 Uhr.
_______________________________
Dieser Beitrag ist außergewöhnlich lang, aber den Feiertag Rosh HaShana kann man nicht so einfach Ex und Hopp abhandeln. Ich hoffe, dass ich keine oder kaum Infos vergessen oder übersehen habe, zu erwähnen. Natürlich haben Gemeinden oft unterschiedliche Bräuche (Minhagim) und nicht jeder feiert es so, wie hier beschrieben.
Auf alle Fälle wünsche ich jetzt schon einmal allen Lesern ein Gutes und gesundes Neues Jahr 5769 und das alle ins Buch des Lebens eingeschrieben werden !!!!
Shana Tova ve' Chatimah Tova - שנה טובה וחתימה טובה !!!!
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Freitag, September 26, 2008
Zeit für Bilanz
B"H
Da wieder einmal oder besser gesagt schon wieder Rosh HaShana vor der Türe steht und sich das alte Jahr 5768 verabschiedet, ist es auch an der Zeit, Bilanz zu ziehen. Bilanz im Privatleben und gleichzeitig auch die der Blogs.
Als ich vor zwei Jahren, zugegeben aus Langerweile, den Hamantaschen - Blog ins Leben rief, war mir nicht bewußt, was ich damit auslösen würde. Ich saß während einer zweistündigen Mittagspause in der Bäckerei vor dem PC und wollte nicht nur so surfen, sondern meine Zeit wenigstens zu etwas Positivem nutzen. Und so eröffnete ich aus einer spontanen Idee heraus den Blog. So spontan, dass als mich das System nach einem Namen fragte, ich gar nicht wußte, was ich da eintippen sollte. Um mich herum befanden sich Backwaren und auf welche Wörter kommt man da wohl zuerst.
Hm, Mohnkuchen oder Kekse geht ja schlecht, also dachte ich an die nächsten Feiertage. Und so kam ich auf Hamantaschen, ein Titel, den ich immer noch gräßlich finde, aber naja.
Meine Idee war es, der Außenwelt etwas vom orthodoxen Judentum zu vermitteln. Insbesondere natürlich aus der haredischen (ultra - orthod.) Gesellschaft. Letzteres zieht fast immer nur Vorurteile auf sich, denn normalerweise wenden sich die Haredim nicht mit Erläuterungen an die Außenwelt. Später entstand mein Jerusalem - Blog, doch ich verschwiege lieber die Hintergründe, die zu dessen Entstehung führten. Ansonsten halten mich Einige für geistesgestört oder so.
In der Zwischenzeit habe ich mehrere Blogs in zwei Sprachen und ich hoffe, dass ich einigermaßen erfolgreich einige Einblicke an die Leser weitergegeben habe, welche ansonsten gewisse Themen so oder anders nicht gehört oder verstanden hätten.
Mein Privatleben wurde aufgrund der Blogs auch mächtig durcheinandergeschüttelt, denn da ich mittlerweile mehrmals die Woche Shiurim (relig. Vorträge) abhalte, bin ich gezwungen zu pendeln. Zwischendurch mußte ich sogar die Bäckerei aufgeben, bei der ich nun doch wieder zweimal pro Woche beschäftigt bin. Irgendwie ging dort immer alles schief: Man fand keinen Nachfolger oder dieser entpuppte sich als Katastrophe. Und so bin ich seit einer Woche wieder dabei. Mit eingeschränkter Zeit, aber immerhin.
Viel Privatleben bleibt nicht mehr und viele Freunde sowie Family müssen oft hinten anstehen. Glücklicherweise haben sich Einige daran gewöhnt oder versuchen es, zu akzeptieren.
Zu Beginn des Jahres traf ich mich mit M., einem Mönch aus Deutschland, der in Israel volontierte. Ich nahm ihn mit zu Rabbi Machlis und wir trafen uns ab und an zu Kaffee oder Bier. Danach folgten noch einige wenige weibliche Leserinnen, aber das war es. Treffen sind auch nicht unbedingt mein Hauptziel, sondern die in den Blogs vermittelten Inhalte.
Als ich über die chassidischen Gruppen zu berichten begann, so war dies gleichzeitig für mich ein Ausflug in die eigene Vergangenheit. Erst befürchtete ich, dass ich mich wieder in einen Strudel reissen lasse und sozusagen ins Mea Shearim - Raster zurückfalle. Kurz darauf jedoch merkte ich, dass ich mich sehr wohl wieder in haredischen Kreisen bewegen kann, ohne an meine alten Situationen zu denken. Manchmal überlege ich mir sogar, ob ich nicht alles für mich selber schreibe und so mit mir kommuniziere. Mir nicht selbst einen Weg in die Gesellschaft suche, ohne Mitglied zu sein und Zwängen zu unterliegen. Aber dennoch emotional irgendwie dabei.
Was wäre ein Blog ohne interessierte Leser und da ich kaum weiß, wer diese Leser überhaupt sind, möchte ich mich trotzdem bei allen bedanken und hoffe, dass die Bloginhalte einigermaßen interessant sind. Vor Jahren rief mich einmal einen Berlinerin an und meinte, dass mein Geschreibsel oft total extrem klingt, aber wenn sie so mit mir redet, dann hat sie einenn ganz anderen Eindruck. Mag sein … weiß ich nicht.
Extrem oder nicht, ich wünsche schon einmal jetzt allen ein Gutes, Gesundes und Erfolgreiches Neues Jahr 5769 und natürlich wird auch der anstehende Schabbat nicht vergessen: Schabbat Schalom !
Da wieder einmal oder besser gesagt schon wieder Rosh HaShana vor der Türe steht und sich das alte Jahr 5768 verabschiedet, ist es auch an der Zeit, Bilanz zu ziehen. Bilanz im Privatleben und gleichzeitig auch die der Blogs.
Als ich vor zwei Jahren, zugegeben aus Langerweile, den Hamantaschen - Blog ins Leben rief, war mir nicht bewußt, was ich damit auslösen würde. Ich saß während einer zweistündigen Mittagspause in der Bäckerei vor dem PC und wollte nicht nur so surfen, sondern meine Zeit wenigstens zu etwas Positivem nutzen. Und so eröffnete ich aus einer spontanen Idee heraus den Blog. So spontan, dass als mich das System nach einem Namen fragte, ich gar nicht wußte, was ich da eintippen sollte. Um mich herum befanden sich Backwaren und auf welche Wörter kommt man da wohl zuerst.
Hm, Mohnkuchen oder Kekse geht ja schlecht, also dachte ich an die nächsten Feiertage. Und so kam ich auf Hamantaschen, ein Titel, den ich immer noch gräßlich finde, aber naja.
Meine Idee war es, der Außenwelt etwas vom orthodoxen Judentum zu vermitteln. Insbesondere natürlich aus der haredischen (ultra - orthod.) Gesellschaft. Letzteres zieht fast immer nur Vorurteile auf sich, denn normalerweise wenden sich die Haredim nicht mit Erläuterungen an die Außenwelt. Später entstand mein Jerusalem - Blog, doch ich verschwiege lieber die Hintergründe, die zu dessen Entstehung führten. Ansonsten halten mich Einige für geistesgestört oder so.
In der Zwischenzeit habe ich mehrere Blogs in zwei Sprachen und ich hoffe, dass ich einigermaßen erfolgreich einige Einblicke an die Leser weitergegeben habe, welche ansonsten gewisse Themen so oder anders nicht gehört oder verstanden hätten.
Mein Privatleben wurde aufgrund der Blogs auch mächtig durcheinandergeschüttelt, denn da ich mittlerweile mehrmals die Woche Shiurim (relig. Vorträge) abhalte, bin ich gezwungen zu pendeln. Zwischendurch mußte ich sogar die Bäckerei aufgeben, bei der ich nun doch wieder zweimal pro Woche beschäftigt bin. Irgendwie ging dort immer alles schief: Man fand keinen Nachfolger oder dieser entpuppte sich als Katastrophe. Und so bin ich seit einer Woche wieder dabei. Mit eingeschränkter Zeit, aber immerhin.
Viel Privatleben bleibt nicht mehr und viele Freunde sowie Family müssen oft hinten anstehen. Glücklicherweise haben sich Einige daran gewöhnt oder versuchen es, zu akzeptieren.
Zu Beginn des Jahres traf ich mich mit M., einem Mönch aus Deutschland, der in Israel volontierte. Ich nahm ihn mit zu Rabbi Machlis und wir trafen uns ab und an zu Kaffee oder Bier. Danach folgten noch einige wenige weibliche Leserinnen, aber das war es. Treffen sind auch nicht unbedingt mein Hauptziel, sondern die in den Blogs vermittelten Inhalte.
Als ich über die chassidischen Gruppen zu berichten begann, so war dies gleichzeitig für mich ein Ausflug in die eigene Vergangenheit. Erst befürchtete ich, dass ich mich wieder in einen Strudel reissen lasse und sozusagen ins Mea Shearim - Raster zurückfalle. Kurz darauf jedoch merkte ich, dass ich mich sehr wohl wieder in haredischen Kreisen bewegen kann, ohne an meine alten Situationen zu denken. Manchmal überlege ich mir sogar, ob ich nicht alles für mich selber schreibe und so mit mir kommuniziere. Mir nicht selbst einen Weg in die Gesellschaft suche, ohne Mitglied zu sein und Zwängen zu unterliegen. Aber dennoch emotional irgendwie dabei.
Was wäre ein Blog ohne interessierte Leser und da ich kaum weiß, wer diese Leser überhaupt sind, möchte ich mich trotzdem bei allen bedanken und hoffe, dass die Bloginhalte einigermaßen interessant sind. Vor Jahren rief mich einmal einen Berlinerin an und meinte, dass mein Geschreibsel oft total extrem klingt, aber wenn sie so mit mir redet, dann hat sie einenn ganz anderen Eindruck. Mag sein … weiß ich nicht.
Extrem oder nicht, ich wünsche schon einmal jetzt allen ein Gutes, Gesundes und Erfolgreiches Neues Jahr 5769 und natürlich wird auch der anstehende Schabbat nicht vergessen: Schabbat Schalom !
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Allgemein,
Rosh HaShana
Dr. Chana Baruch Beberich z"l
B"H
Meine Freundin, Dr. Chana Baruch Beberich, verstarb gestern völlig unerwartet. Die Nachricht ereilte mich so überraschend und spät, dass ich leider nicht mehr pünktlich zur Beerdigung erscheinen konnte.
Ich kannte "Dr. Chana" einige Jahre aus dem Hause der Machlises in Jerusalem. Fast jeden Schabbat erschien sie mit ihrem Gatten David dort zum Schabbatessen. Und fast jedesmal hielt sie eine kurze Rede mit einem Thorateaching.
Am vergangenen Purim nahmen eine andere Freundin und ich Chana mit zu all nur möglichen chassidischen Tischen und wir genossen das Chaos als Chana es fertigbrachte, in der Neturei Karta - Synagoge verloren zu gehen.
Ich kann immer noch nicht fassen, dass sie gestern verstarb und schon auf dem Jerusalemer Har HaMenuchot - Friedhof begraben liegt. Mir wurde berichtet, dass unheimlich viele Leute an der Beerdigung teilnahmen; die Mehrheit bestand wahrscheinlich aus ihren Patienten. Ihr Tod wurde sogar in einem haredischen Forum vermeldet und bei der Beerdigung waren allesamt anwesend: Nationalreligiöse genauso wie Haredim.
Wir alle werden Chana definitiv sehr vermissen !
Meine Freundin, Dr. Chana Baruch Beberich, verstarb gestern völlig unerwartet. Die Nachricht ereilte mich so überraschend und spät, dass ich leider nicht mehr pünktlich zur Beerdigung erscheinen konnte.
Ich kannte "Dr. Chana" einige Jahre aus dem Hause der Machlises in Jerusalem. Fast jeden Schabbat erschien sie mit ihrem Gatten David dort zum Schabbatessen. Und fast jedesmal hielt sie eine kurze Rede mit einem Thorateaching.
Am vergangenen Purim nahmen eine andere Freundin und ich Chana mit zu all nur möglichen chassidischen Tischen und wir genossen das Chaos als Chana es fertigbrachte, in der Neturei Karta - Synagoge verloren zu gehen.
Ich kann immer noch nicht fassen, dass sie gestern verstarb und schon auf dem Jerusalemer Har HaMenuchot - Friedhof begraben liegt. Mir wurde berichtet, dass unheimlich viele Leute an der Beerdigung teilnahmen; die Mehrheit bestand wahrscheinlich aus ihren Patienten. Ihr Tod wurde sogar in einem haredischen Forum vermeldet und bei der Beerdigung waren allesamt anwesend: Nationalreligiöse genauso wie Haredim.
Wir alle werden Chana definitiv sehr vermissen !
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Rabbi Mordechai Machlis
Donnerstag, September 25, 2008
Die Neturei Karta trifft Achmadinejad
B"H
Einen Tag nachdem der iranische Präsident Achmadinejad seine antisemitische Propagandashow vor der UNO in New York abzog, traf er sich mit Angehörigen der antizionistischen Neturei Karta, um einen netten Plausch mit ihnen einzulegen. Man mag es kaum glauben, aber die Neturei Karta überreichte sogar ein Geschenk: einen Weinbecher (Kostenpunkt: 700 Dollar).
Ob der iranische Adolf mit dem Becher wohl Kiddusch (Segnung des Weines am Schabbat) machen soll ?
Und betreibt die Neturei Karta da vielleicht insgeheim verdeckten Kiruv ("Juden" näher an G - tt heranführen) ?
Wie auch immer, der iranische Adolf jedenfalls versicherte der NT, dass er durchaus zwischen Juden und Zionisten unterscheide.
Naja, vor der UNO hat er seine Erleuchtung nicht gerade durchblicken lassen.
Nach dem Meeting verkündete der Neturei Karta Sprecher, Rabbi Israel David Weiss, dass alles in freundschaftlicher Atmosphäre abgehalten wurde und das Treffen überaus erfolgreich verlief.
Was immer das auch bedeuten mag.
Rabbi Weiss hob hervor, dass seine Organisation sowie der iranische Präsident ein gemeinsames Ziel verfolgen: die Ablehnung des Staates Israel und seiner Zionisten. Und überhaupt würde der iranische Adolf keine Juden hassen, sondern, wie gesagt, nur die Zionisten.
Wie naiv kann eigentlich jemand sein ?
Vielleicht sollte Rabbi Weiss sich einmal mit ein paar Holocaust - Überlebenden unterhalten ?
Rabbi Israel David Weiss ist überzeugt, dass Achmadinejad den Holocaust nicht verleugnet, sondern ihn genauso verurteilt wie andere Leute auch.
Mein Vorschlag:
Warum zieht Rabbi Weiss nicht nach Teheran ?
Hier sind sämtliche Videos der Neturei Karta zu einzusehen:
http://www.truveo.com/tag/Neturei-Karta
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Antizionismus,
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Politk
Parashat Nitzavim
"Choose Life - Wähle das Leben" - so lautet eine der Aussagen in der Thoraparasha dieser Woche.
G - tt gab uns Menschen die "Freie Wahl" im Leben und wir sollten uns für ein G - ttesfürchtiges Leben entscheiden. Keine fanatische Religiösität, doch immerhin ein moralisches Leben gemäss der Thora.
Photo: Chabad
B"H
Die Thoralesung für diesen Schabbat
Diese Woche ist der Schabbat vor Rosh HaSchana (jüd. Neujahrsfest) und in der Parashat Nitzavim, welche immer am Schabbat vor Rosh HaShana weltweit in den Synagogen gelesen wird, werden die Israeliten aufgerufen:
"Ihr steht heute alle vor A - do - nai E - lo - heichem (vor Eurem G - tt)….", (mit diesem Satz beginnt die Parashat Nitzavim). Auch in diesem Satz finden wir die Erwähnung zweier Namen G - ttes י - ה - ו - ה א - ל - ה -י - כ - ם, welche zum einen den gütigen vergebenden G - tt, aber zum zweiten auch den richtenden G - tt darstellen.
Am letzten Tag seines Lebens versammelte Moshe nochmals alle Stämme vor sich, um alle an den Bund mit G - tt zu erinnern. Netzavim wird stets vor Rosh HaShana gelesen, denn nicht nur damals zu Moshes Zeiten standen die Juden vor G - tt, sondern wir tun dies heute genauso (Baer Moshe). Das "Heute" in der Thora bedeutet nicht nur das "Heute" in der Vergangenheit. Die Thora ist bis in alle Ewigkeiten gültig und somit hat alles auch einen Bezug auf uns. Wie damals die Israeliten, so werden auch wir an Rosh HaShana vor G - tt stehen und über unsere Taten des letzten Jahre Rechenschaft ablegen müssen.
Die Thora ist nicht nur irgendein Geschichtsbuch mit netten Stories darin. Wenn wir die Inhalte genauer unter die Lupe nehmen, stellen wir fest, dass mache Aussagen in der Zukunftsform geschrieben sind. Darunter auch das berühmte "Az Yashir Moshe - Dann sang Moshe" (nach dem Auszug aus Ägypten). Ist das "Az Yashir Moshe - אז ישיר משה" tatsächlich nur auf den damaligen Augenblick bezogen oder weist es uns nicht auch auf ein Event in der Zukunft hin ?
Nicht nur jene Juden, die damals persönlich vor Ihm standen, gingen den Bund mit Ihm ein und verpflichteten sich zur Einhaltung der Thora. In Nitzavim heißt es ebenso, dass jene nachfolgenden Generationen, die nicht persönlich anwesend waren, sich gleichzeitig zur Einhaltung des Bundes verpflichten. Mit den Generationen, die nicht anwesend waren, sind all jene gemeint, die erst danach geboren worden sind. Bis hin in unsere Zeit (siehe Raschi).
Der Thorakommentator Sforno legt die Bedeutung des Satzes so aus, dass die Älteren verpflichtet sind, ihre Kinder zu unterrichten. Die Zukunft des Judentums hängt immer von der jüdischen Bildung ab. Schon im frühen Alter soll einem Kind Thoraunterricht erteilt werden. Wenn Juden eine neue Gemeinde gründen, dann wird noch vor der Synagoge eine Schule für die Kinder gebaut. Es ist äußerst wichtig, dass ein Kind von kleinauf das Judentum erlernt und sich so der Rolle seiner jüdischen Identität bewußt wird.
Die Gemara im Talmud Traktat Niddah 30b lehrt, dass wir alle vor unserer Geburt als Embryo die Thora im Mutterleib gelehrt bekommen. Sobald aber ein Baby das Licht der Welt erblickt, kommt ein Engel und gibt, bildlich gesprochen, dem Baby einen Klapps auf den Mund, was zur Folge hat, dass das Baby nach der Geburt die gesamte Thora wieder vergißt (siehe Midrasch). Unsere Lebensaufgabe besteht dann darin, sie wieder neu zu erlernen.
Die Gemara im Talmud Traktat Shabbat 146a wirft eine interessante Frage auf: Was ist eigentlich mit den Konvertiten zum Judentum, die nicht am Berg Sinai gestanden und die Thora erhalten haben ?
Die gleich anschließende Antwort lautet, dass diese zwar nicht persönlich anwesend waren, dennoch aber ihr "Mazal" dort war. Ein "Mazal" ist an dieser Stelle ein persönlicher Engel eines jeden, der die Person beim Himmlischen Gericht vertritt. Die Person war selber nicht dort, doch ein Engel hat sie sozusagen vertreten.
Und wieder warnt uns die Thora vor dem Götzendienst. Nach der Überquerung des Jordan und der Einnahme des Landes soll man sich keinesfalls anderen G - ttern zuwenden. Immer und immer wieder wiederholt G - tt dieses Verbot in Seiner Thora. Kein Gesetzesbruch wird von Ihm so streng geahndet wie der Götzendienst. Die Thora verpflichtet uns, nur an Ihn zu glauben und uns nicht von unserer Umwelt von anderen fremden Ideen oder falschen Thorainterpretationen verleiten zu lassen.
"Wenn Ihr die Mitzwot (Gesetze) einhaltet, dann bleibt ihr in dem Land, welches Ich euch gegeben habe und wenn nicht, dann wird Mein Zorn auf euch lasten und ihr werdet das Land verlieren, in die Diaspora gehen, wo fremde Völker über euch herrschen. Wenn ihr jedoch Buße tut (Teshuva) und die Mitzwot einhaltet, dann werde Ich Gnade zeigen und euch wieder in euer Land zurückführen".
Aus diesen Sätzen lernen wir, dass G - tt selbst in der Diaspora immer bei uns sein wird und uns niemals verläßt. Rabbi Shimon bar Yochai sagte: "Kommt und seht wie sehr G - tt die Israeliten liebt ! Wo immer sie sich auch in der Diaspora befinden, G - ttes Anwesenheit (Schechinah) ist immer mit ihnen (siehe hierzu den Talmudkommentator Maharsha). Und G - tt wird sie aus der Diaspora zurück nach Israel führen" (siehe Talmud Megillah 29a).
Wenn wir Juden Seine Gesetze nicht befolgen, werden wir ins Exil verbannt. Sobald wir jedoch Teshuva machen, wird G - tt uns Gnade erweisen und in das Land, welches unsere Vorväter besessen haben, zurückführen. Nach Israel zurückführen, damit wir das Land besitzen.
Vielleicht sollten gerade diejenigen, die immer so gerne behaupten, Juden hätten das Land den Palästinensern gesetzteswidrig weggenommen, einmal diese deutlichen Sätze der Thora näher zu Gemüte führen (Deutoronomy 30:5 + 30:16). Insbesondere denke ich gerade heute dabei an den iranischen antisemitischen Präsidenten Achmadinejad, der da vorgestern vor der UNO sprach und von sich gab, die Zionisten (womit er alle Juden meint) beherrschen die Welt und nahmen noch dazu den "armen" Palästinensern das Land weg. Nein, es war kein Hitler, der dies vor der UNO sagte, sondern es war dessen kleiner Bruder Achmadinejad. Und, wer hätte es nach dem Holocaust für möglich gehalten, heutzutage gibt es wieder Leute, die der gestrigen Rede öffentlich Beifall spendeten.
Zu Zeiten der zwei Tempel, war G - ttes Anwesenheit (Schechinah) für alle deutlich spürbar. Vor allem zu Zeiten des Ersten Tempels waren allerlei Wunder für jedermann sichtbar. Nach den Zerstörungen ist das nicht mehr der Fall und G - tt hat sich etwas weiter von der Welt zurückgezogen. Ganz verlassen aber tut Er uns nie. Durch den sogenannten TIKUN OLAM, eine Reparation der eigenen Seele und der Welt anhand der Erfüllung von Mitzwot, sind wir jederzeit in der Lage, den jetzigen Zustand zum Positiven zu verändern. Viele sehen die Gründung des Staates Israel schon als Einleitung zum hoffentlich baldigen perfekten Tikun Olam und der Ankunft des Meschiach.
Zu jeder Zeit können wir zu G - tt umkehren (Teshuva machen) und nicht nur an Rosh HaShana. Allerdings ist Er im Monat Elul und in der Zeit bis Yom Kippur leichter und offener erreichbar und zugänglich als zu anderen Zeiten. An Rosh HaShana beten wir im Morgengebet Shacharit das Gebet "HaMelech", in dem wir G - tt zu unserem König krönen. In "HaMelech" heißt es metaphorisch, dass G - tt auf Seinem Thron sitzt und uns richtet. Wörtlich zu nehmen ist dies nicht und "sitzen" bedeutet, dass G - tt sich zu uns "niederbeugt" bzw. "herabläßt" und so unseren Gebeten näher entgegenkommt und uns gnädig richtet. Wann immer die Juden sich mit ihren Gebeten an G - tt wenden, ist Er nahe bei ihnen erhört sie. Unsere Gebet haben die Macht, jegliches negatives G - ttesurteil in etwas Positives umzuwandeln. So auch an Rosh HaShana (siehe Talmud Rosh HaShana 18a).
Aller negativen Aussagen zum Trotz, der Baal Shem Tov war der Meinung, dass Baalei Teshuva (jene Juden, die erst im späteren Verlauf ihres Lebens religiös geworden sind) einen höheren Level besitzen als Juden, die von Geburt an relig. aufwuchsen. Zu diesem Thema hatten wir vor wenigen Wochen eine sehr lange intensive Diskussion und zwei ganz unterschiedliche Meinungen sind hier im Judentum vertreten. Zum einen, dass Baalei Teshuva niemals den Level eines frommen Juden erreichen können, der halt so geboren wurde, da die säkuleren Eltern eines Baal Teshuva im Verdacht stehen, die halachisch vorgeschriebenen Familienreinheitsgesetze (Taharat HaMishpacha) mißachtet zu haben und so eventuell ein Kind in einem unreinen Zustand gezeugt zu haben. Andererseits bestehen viele offizielle Ansichten, dass eben, wie der Baal Shem Tov sagte, Baalei Teshuva sich nach einer aufrichtigen Umkehr zu G - tt auf einem höheren Level befinden als alle anderen. Und wenn wir nur Rabbi Akiva, dessen Eltern als säkulere Konvertiten zum Judentum lebten, sowie den talmudischen Rabbi Me'ir anschauen, dann kann diese Meinung durchaus ihre Richtigkeit haben.
Noch ein kleiner Hinweis zu Rosh HaShana:
Es reicht nicht aus, dass wir auf intellektueller Basis wissen, dass es einen G - tt gibt. Die Mitzwot und Gebete sollen nicht nur intellektuell ausgeführt werden, sondern auch emotional. Nur, wenn alles vom Herzen kommt, kann es zu einer wirklichen Teshuva (Teshuva) kommen.
Schabbat Schalom
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Thora Parasha
Mittwoch, September 24, 2008
Das Fleisch ist schwach
B"H
Da Rosh HaShana quasi vor der Tür steht und G - tt die gesamte Menschheit an den zwei Tagen des Festes richtet, sollte ich eigentlich etwas Positives schreiben. Zum Beispiel über die "Teshuva (Umkehr zu G - tt)" und die Reue jeglicher schlechter Taten; was auch immer. Denn trotz all der Feierei und des guten Essens handelt es sich bei Rosh HaShana durchaus um eine äußerst ernsthaften Feiertag, an welchem G - tt schließlich unser aller Schicksal für ein weiteres Jahr vorbestimmt.
Aber trotz allem Positiven will ich nicht die aktuellen Gesellschaftsprobleme außer Acht lassen und schon gar nicht verschweigen. Es gibt Dinge, die müssen ausgesprochen werden, obwohl die Gefahr besteht, Außenstehenden ein subjektives Bild zu vermitteln. Hierzu sei anzumerken, dass die im folgenden Text angesprochenen Probleme keinesfalls die Mehrheit einer ganzen Gesellschaft betreffen. Leider ist es halt meist so, dass einige Wenige mit ihrem Verhalten für Aufruhr sorgen und somit alle anderen auch in Verruf bringen.
Das israelische Online - Magazin Ynet veröffentlichte einen Artikel, in dem es wieder einmal mehr um das Thema "Haredim und die Pornographie im Internet" geht.
Diesesmal beschreibt eine relig. Studentin folgende Situation:
Sie habe nicht schlafen können und sei stattdessen in den PC - Raum der Bar Ilan University gegangen, um einen PC zu benutzen.
Fast alle Computer seien mit Haredim besetzt gewesen und die Studentin dachte erst, dass die halt auch sitzen, um zu lernen. Aber nichts da, denn bei genauerem Hinsehen sah die Frau, dass dort munter durch Porno - Sites gesurft wurde. Gerechtfertigterweise wandte sie sich an die Uni sowie an die Presse und es ist allerhöchste Zeit, dass genau dieses Thema publik wird. Und zwar nicht nur innerhalb der Welt der Yeshivot und Anstandspolizei.
Was sich in israel. Bibliotheken seit geraumer Zeit abspielt, ist ein Trauerzeugnis für die haredische Yeshivawelt. Verheiratete und noch nichtverheiratete Haredim gurken durch die Pornowelt.
Gay, hetero, alles ist dabei.
Die Scham ist nicht groß und man sitzt ebenso gerne umsonst vor den Computern der Nationalbibliothek in Jerusalem. Ist ein Haredi erfolgreich, teilt er dies sogar beflissen seinen Yeshiva - Mitschülern mit und am nächsten Tag rauscht ein ganzer Pulk an. Internet - Cafes sind zu teuer und in den öffentlichen Bibliotheken oder in den Unis kann man stundenlang sitzen und sich nackte Damen (oder auch Männer) anschauen.
Yeshivot und Rabbiner versuchen schon seit langem, den Drang nach Internet einzudämmen. Vergeblich, wie es scheint.
Nicht, dass viele Haredim so sehr nach Google und Thorasites lechtzen; nein, sie surfen ganz gezielt auf Pornosites, denn etwas Anderes wollen sie gar nicht. Litvische Haredim oder Chassidim, alle sind sie dabei. Von Gur über Mea Shearim bis Bnei Brak. Der Streimel (traditionelle chassidische Pelzmütze) wird beiseite gelegt und dann geht es munter durch die virtuelle Welt des Sexes. Ab und an verkündet Mea Shearim zwar Repressalien gegen jene unanständigen Surfer, aber wen interessiert das. Sitzt jemand erst einmal vor nackten Busen, ist alles andere vergessen.
Es kommt nicht selten vor, dass derlei Haredim auffliegen und aus den Bibliotheken geschmissen werden. Aber auch das stört wenig, denn es gibt genügend andere Orte, wo man sonst noch hin kann. Dabei ist nicht immer nur die geschlossene "verklemmte" Gesellschaft oder Yeshivawelt schuld; eher scheint es als wollen viele junge männliche Haredim genauso sein wie alle anderen Leute auch. Ist solch Verhalten also ein Aufschrei oder lediglich eine Perversion ? Oder machen das Männer halt so ?
Mir tun immer nur die Frauen jener Surfer leid. Die nämlich befinden sich in dem Glauben, dass ihr Gatte eben mal kurz zum Beten gegangen sei.
Viel ändern wird sich auch in Zukunft nicht, denn das "Unbekannte" scheint auf viele eine magische Wirkung zu haben.
Da Rosh HaShana quasi vor der Tür steht und G - tt die gesamte Menschheit an den zwei Tagen des Festes richtet, sollte ich eigentlich etwas Positives schreiben. Zum Beispiel über die "Teshuva (Umkehr zu G - tt)" und die Reue jeglicher schlechter Taten; was auch immer. Denn trotz all der Feierei und des guten Essens handelt es sich bei Rosh HaShana durchaus um eine äußerst ernsthaften Feiertag, an welchem G - tt schließlich unser aller Schicksal für ein weiteres Jahr vorbestimmt.
Aber trotz allem Positiven will ich nicht die aktuellen Gesellschaftsprobleme außer Acht lassen und schon gar nicht verschweigen. Es gibt Dinge, die müssen ausgesprochen werden, obwohl die Gefahr besteht, Außenstehenden ein subjektives Bild zu vermitteln. Hierzu sei anzumerken, dass die im folgenden Text angesprochenen Probleme keinesfalls die Mehrheit einer ganzen Gesellschaft betreffen. Leider ist es halt meist so, dass einige Wenige mit ihrem Verhalten für Aufruhr sorgen und somit alle anderen auch in Verruf bringen.
Das israelische Online - Magazin Ynet veröffentlichte einen Artikel, in dem es wieder einmal mehr um das Thema "Haredim und die Pornographie im Internet" geht.
Diesesmal beschreibt eine relig. Studentin folgende Situation:
Sie habe nicht schlafen können und sei stattdessen in den PC - Raum der Bar Ilan University gegangen, um einen PC zu benutzen.
Fast alle Computer seien mit Haredim besetzt gewesen und die Studentin dachte erst, dass die halt auch sitzen, um zu lernen. Aber nichts da, denn bei genauerem Hinsehen sah die Frau, dass dort munter durch Porno - Sites gesurft wurde. Gerechtfertigterweise wandte sie sich an die Uni sowie an die Presse und es ist allerhöchste Zeit, dass genau dieses Thema publik wird. Und zwar nicht nur innerhalb der Welt der Yeshivot und Anstandspolizei.
Was sich in israel. Bibliotheken seit geraumer Zeit abspielt, ist ein Trauerzeugnis für die haredische Yeshivawelt. Verheiratete und noch nichtverheiratete Haredim gurken durch die Pornowelt.
Gay, hetero, alles ist dabei.
Die Scham ist nicht groß und man sitzt ebenso gerne umsonst vor den Computern der Nationalbibliothek in Jerusalem. Ist ein Haredi erfolgreich, teilt er dies sogar beflissen seinen Yeshiva - Mitschülern mit und am nächsten Tag rauscht ein ganzer Pulk an. Internet - Cafes sind zu teuer und in den öffentlichen Bibliotheken oder in den Unis kann man stundenlang sitzen und sich nackte Damen (oder auch Männer) anschauen.
Yeshivot und Rabbiner versuchen schon seit langem, den Drang nach Internet einzudämmen. Vergeblich, wie es scheint.
Nicht, dass viele Haredim so sehr nach Google und Thorasites lechtzen; nein, sie surfen ganz gezielt auf Pornosites, denn etwas Anderes wollen sie gar nicht. Litvische Haredim oder Chassidim, alle sind sie dabei. Von Gur über Mea Shearim bis Bnei Brak. Der Streimel (traditionelle chassidische Pelzmütze) wird beiseite gelegt und dann geht es munter durch die virtuelle Welt des Sexes. Ab und an verkündet Mea Shearim zwar Repressalien gegen jene unanständigen Surfer, aber wen interessiert das. Sitzt jemand erst einmal vor nackten Busen, ist alles andere vergessen.
Es kommt nicht selten vor, dass derlei Haredim auffliegen und aus den Bibliotheken geschmissen werden. Aber auch das stört wenig, denn es gibt genügend andere Orte, wo man sonst noch hin kann. Dabei ist nicht immer nur die geschlossene "verklemmte" Gesellschaft oder Yeshivawelt schuld; eher scheint es als wollen viele junge männliche Haredim genauso sein wie alle anderen Leute auch. Ist solch Verhalten also ein Aufschrei oder lediglich eine Perversion ? Oder machen das Männer halt so ?
Mir tun immer nur die Frauen jener Surfer leid. Die nämlich befinden sich in dem Glauben, dass ihr Gatte eben mal kurz zum Beten gegangen sei.
Viel ändern wird sich auch in Zukunft nicht, denn das "Unbekannte" scheint auf viele eine magische Wirkung zu haben.
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Haredische Gesellschaft,
Missstaende
Dienstag, September 23, 2008
Meschiach jetzt !
B"H
Manchmal kommt es mir so vor als ob es nur ich bin, die da meint, dass plötzlich viele Juden ihre Meschiach - Prophezeihungen ablassen. Besonders in der letzten Zeit und gerade vor den Rosh HaShana Feiertagen meinen viele wieder einmal die Zeichen für eine bevorstehende Ge'ulah (Erlösung, messianisches Zeitalter) erkannt zu haben.
Dass mich niemand falsch versteht - selbstverständlich will auch ich, dass Meschiach kommt; aber irgendwie erscheinen mir die Behauptungen der letzten Zeit etwas zu übertrieben.
Es ist nicht immer nur die chassidische Gruppe Chabad, die da vom Meschiach redet. Im Talmud Sanhedrin heißt es, dass der Meschiach so um das Jahr 6000 (nach dem jüdischen Kalender) kommt. Andererseits lehrt der gleiche talmudische Traktat, dass wir von jeglichen Zeitspekulationen Meschiach und die Ge'ulah betreffend Abstand nehmen sollen. Im Talmud Sotah sowie in Sanhedrin wird uns eine ganze Liste mit Ereignissen gegeben, welche besagt, wie und wann Meschiach kommt. Muß alles tatsächlich so hoffnungslos auf der Welt ausschauen ? Müssen erst bestimmte Kriege geführt werden oder kommt Meschiach selbst dann, wenn wir alle wunschlos glücklich sind ? Mit Sicherheit aber können wir gar nichts festlegen.
Ich jedenfalls bin in der letzten Zeit der Meinung, dass sich manche zu sehr in zeitlichen Spekulationen verirren. In einer Woche feiern wir das neue jüdische Jahr 5769 und bis zum Jahre 6000 ist es dann theoretisch nicht mehr lange hin. Und was, wenn wir uns eh schon im messianischen Zeitalter befinden ? In der Vorzeit sozusagen. Kriege, Antisemitismus, Iran und Europa, Gog & Magog, etc. Sind das etwa keine Hinweise ?
Durch die Geschichte hindurch dachte jede Generation, dass der Meschiach nun komme. Alle schauten auf spezielle Weltereignisse und flugs sahen sie die passenden Anzeichen. "Seid bereit, denn Meschiach ist schon auf dem Weg !"
Selbst ehemalige bekannte chassidische Rabbiner waren mit bei der Sache. Wir denken nur an den Seher (Chozeh) von Lublin, Rabbi Yaakov Yitzchak Horowitz, 1745 - 1815, der sich zum Ziel gemacht hatte, den Meschiach zu bringen. Und in jenen Zeiten interpretierten relig. Juden die Kriege des Napoleon als Zeichen für ein baldiges Eintreffen des Meschiach. Heute sind es nach wie vor die Kriege, der Zunami, Erdbeben und anderweitige Katastrophen, die anscheinend den Meschiach ankündigen.
Der Meschiach kommt dann, wenn G - tt es will.
Bedeutet das, wir sollen geduldig warten und nichts weiter tun als Thora lernen und beten ? "Alles liegt in G - ttes Händen und ich habe keinerlei Einfluß darauf".
Nichtsdestotrotz, es gibt nicht wenige relig. Juden, die da meinen, wir alle sollten eine aktivere Rolle spielen und so G - tt "zwingen", uns den Meschiach zu schicken.
"Action anstatt des Nichtstun".
Was kann ich aktiv dazu beitragen, damit Meschiach kommt ?
Rabbi Mordechai Machlis machte bei einer Se'udat Shlishit (dritte Schabbatmahlzeit) einen seltsam klingenden Vorschlag. Wir sollen uns auf den Meschiach vorbereitet und uns sogar eine extra Empfangskleidung zulegen. Würde diese Geste nicht zeigen, dass wir wirklich auf Meschiach warten anstatt alles nur für ein Konzept zu halten. Wollen wir Meschiach tatsächlich und denken wir daran ? Oder lehnen wir uns nur gemütlich im Sessel zurück und lassen man alles gut sein ?
All diese Vorschläge mögen recht seltsam klingen, aber dennoch sehe ich eine Bedeutung darin. Zumindest begann ich mich ernsthaft zu fragen, was ich mir persönlich unter Meschiach vorstelle. Andererseits will ich mich auch wieder keinen übertriebenen Spekulationen hingeben, denn ich bin nicht jemand, der die Nachrichten nach Meschiachanzeichen durchforstet und alles irgendwie in dem Sinne analysiert.
Obwohl ich den Meschiach genauso will wie andere Leute auch, fällt es mir dennoch schwer mir vorzustellen, wie es nach dessen Eintreffen ausschauen könnte. Aber vielleicht sollte ich versuchen, eine aktivere Rolle einzunehmen anstatt nur auf Konzepte sowie andere Leute und G - tt zu vertrauen.
Manchmal kommt es mir so vor als ob es nur ich bin, die da meint, dass plötzlich viele Juden ihre Meschiach - Prophezeihungen ablassen. Besonders in der letzten Zeit und gerade vor den Rosh HaShana Feiertagen meinen viele wieder einmal die Zeichen für eine bevorstehende Ge'ulah (Erlösung, messianisches Zeitalter) erkannt zu haben.
Dass mich niemand falsch versteht - selbstverständlich will auch ich, dass Meschiach kommt; aber irgendwie erscheinen mir die Behauptungen der letzten Zeit etwas zu übertrieben.
Es ist nicht immer nur die chassidische Gruppe Chabad, die da vom Meschiach redet. Im Talmud Sanhedrin heißt es, dass der Meschiach so um das Jahr 6000 (nach dem jüdischen Kalender) kommt. Andererseits lehrt der gleiche talmudische Traktat, dass wir von jeglichen Zeitspekulationen Meschiach und die Ge'ulah betreffend Abstand nehmen sollen. Im Talmud Sotah sowie in Sanhedrin wird uns eine ganze Liste mit Ereignissen gegeben, welche besagt, wie und wann Meschiach kommt. Muß alles tatsächlich so hoffnungslos auf der Welt ausschauen ? Müssen erst bestimmte Kriege geführt werden oder kommt Meschiach selbst dann, wenn wir alle wunschlos glücklich sind ? Mit Sicherheit aber können wir gar nichts festlegen.
Ich jedenfalls bin in der letzten Zeit der Meinung, dass sich manche zu sehr in zeitlichen Spekulationen verirren. In einer Woche feiern wir das neue jüdische Jahr 5769 und bis zum Jahre 6000 ist es dann theoretisch nicht mehr lange hin. Und was, wenn wir uns eh schon im messianischen Zeitalter befinden ? In der Vorzeit sozusagen. Kriege, Antisemitismus, Iran und Europa, Gog & Magog, etc. Sind das etwa keine Hinweise ?
Durch die Geschichte hindurch dachte jede Generation, dass der Meschiach nun komme. Alle schauten auf spezielle Weltereignisse und flugs sahen sie die passenden Anzeichen. "Seid bereit, denn Meschiach ist schon auf dem Weg !"
Selbst ehemalige bekannte chassidische Rabbiner waren mit bei der Sache. Wir denken nur an den Seher (Chozeh) von Lublin, Rabbi Yaakov Yitzchak Horowitz, 1745 - 1815, der sich zum Ziel gemacht hatte, den Meschiach zu bringen. Und in jenen Zeiten interpretierten relig. Juden die Kriege des Napoleon als Zeichen für ein baldiges Eintreffen des Meschiach. Heute sind es nach wie vor die Kriege, der Zunami, Erdbeben und anderweitige Katastrophen, die anscheinend den Meschiach ankündigen.
Der Meschiach kommt dann, wenn G - tt es will.
Bedeutet das, wir sollen geduldig warten und nichts weiter tun als Thora lernen und beten ? "Alles liegt in G - ttes Händen und ich habe keinerlei Einfluß darauf".
Nichtsdestotrotz, es gibt nicht wenige relig. Juden, die da meinen, wir alle sollten eine aktivere Rolle spielen und so G - tt "zwingen", uns den Meschiach zu schicken.
"Action anstatt des Nichtstun".
Was kann ich aktiv dazu beitragen, damit Meschiach kommt ?
Rabbi Mordechai Machlis machte bei einer Se'udat Shlishit (dritte Schabbatmahlzeit) einen seltsam klingenden Vorschlag. Wir sollen uns auf den Meschiach vorbereitet und uns sogar eine extra Empfangskleidung zulegen. Würde diese Geste nicht zeigen, dass wir wirklich auf Meschiach warten anstatt alles nur für ein Konzept zu halten. Wollen wir Meschiach tatsächlich und denken wir daran ? Oder lehnen wir uns nur gemütlich im Sessel zurück und lassen man alles gut sein ?
All diese Vorschläge mögen recht seltsam klingen, aber dennoch sehe ich eine Bedeutung darin. Zumindest begann ich mich ernsthaft zu fragen, was ich mir persönlich unter Meschiach vorstelle. Andererseits will ich mich auch wieder keinen übertriebenen Spekulationen hingeben, denn ich bin nicht jemand, der die Nachrichten nach Meschiachanzeichen durchforstet und alles irgendwie in dem Sinne analysiert.
Obwohl ich den Meschiach genauso will wie andere Leute auch, fällt es mir dennoch schwer mir vorzustellen, wie es nach dessen Eintreffen ausschauen könnte. Aber vielleicht sollte ich versuchen, eine aktivere Rolle einzunehmen anstatt nur auf Konzepte sowie andere Leute und G - tt zu vertrauen.
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Judentum,
Juedische Konzepte
Selichot - Gebete an der Kotel
B"H
Ein paar aktuelle Bilder von den derzeit stattfindenden Selichot - Gebeten an der Kotel (Klagemauer):
http://chassidicstories.blogspot.com/2008/09/selichot-gebete-der-kotel.html
Ein paar aktuelle Bilder von den derzeit stattfindenden Selichot - Gebeten an der Kotel (Klagemauer):
http://chassidicstories.blogspot.com/2008/09/selichot-gebete-der-kotel.html
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Photos,
Rosh HaShana
Montag, September 22, 2008
Was gibt es da zu glotzen ?
B"H
Neulich wurde ich Zeuge einer Szene und ich muß ganz offen zugeben, dass ich recht froh darüber war, nicht zu sehr involviert gewesen zu sein.
Ich saß gerade mit einer Freundin zusammen als sich eine Bekannte zu uns setzte. Beide Frauen sind ursprünglich aus New York; meine Freundin ist für eine etwas längere Zeit als Touristin hier, wobei sie sich jedoch kürzlich entschloß, einmal etwas mehr Spiritualität in ihr Leben zu bringen und sich daher in einem haredisch – litvischen Frauenseminar einschrieb. Bei unserer hinzugekommene Gesprächspartnerin handelt es sich um eine farbige Amerikanerin, die zum Judentum konvertierte und seit wenigen Jahren ebenso in besagtem Seminar lernt. Übrigens handelt es sich bei dem Programm um eine relig. Schule für jüdische Frauen, die erst im späteren Verlauf ihres Lebens relig. geworden sind; um sogenannte "Baalei Teshuva".
Jedenfalls sagte unser Gegenüber, welche ca. Mitte Dreißig ist, zu meiner Freundin, dass diese nun endlich einmal ihren Kleidungsstil ändern solle. Man kann nicht in dem Seminar lernen und mit Hosen oder in sonst einem freaky New Yorker Klamottenstil herumlaufen. Mein Freundin solle sich gefälligst fromm anziehen: langer Rock, lange Ärmel, Strumpfhosen und eine fromme Frisur darf auch nicht fehlen. Was immer "fromme Frisur" hier bedeuten mag.
Falls sie das alles nicht tue, brauche sie sich man nicht wundern, wenn sie von den Religiösen angestarrt wird. Nicht nur von den Seminar – Girls, sondern von allen Frommen.
"Wenn Du akzeptiert werden willst, dann mußt Du Dich ändern, so die New Yorkerin. Und überhaupt läuft man als Frau nicht in Hose herum, denn damit begehst Du eine "Aveirah – Vergehen". Da wir uns im Monat Elul befinden, sollte man ja wohl alles daran setzen, um Aveirot (Vergehen im Plural) zu vermeiden.
Anmerkung: Im Monat Elul vor Rosh HaShana sind wir dazu aufgerufen, zu G – tt umzukehren, da Er uns am anstehenden Rosh HaShana richten wird.
Meine Freundin wurde fuchsteufelswild bei all den Forderungen unserer Gesprächspartnerin. "Ich habe von Euch total die Schnauze voll. Ihr Frommen labert mich nur voll wie ich mich zu verhalten habe und was ich tun soll. Wie ich mich anzuziehen habe, wie ich dasitzen soll, wie ich akzeptiert werde. Ich will gar nicht akzeptiert werden und gebe nichts darauf. Ich bin nur für ein paar Wochen hier und es ist mir egal was ihr mir alle sagt. Laßt mich doch alle in Ruhe !"
"Nun, antwortete unser Gegenüber angestrengt, wenn Du Dich nicht änderst, dann starren die Leute Dich auch weiterhin an. Wir sind hier nicht in New York und Jerusalem ist halt anders. Aber wenn Dir das alles nichts ausmacht …, bitteschön, ich lasse es Dich ja nur wissen".
"Ja, ich bin zufrieden mit meiner jetzigen Situation, erwiderte meine Freundin. Ich habe die Schnauze voll von dem Gelaber "zieh dies oder das an", "benimm Dich so und nicht so", "sag das nicht, denn das ist Laschon HaRah (üble Nachrede)". Ich kann gar nicht sagen, wie sehr Ihr mir alle auf den Geist geht. Ich will ich selbst sein und wenn ich mich in solch fromme Klamotten quetsche, dann bin ich jemand anderes. Und dann dieses "nanana" Getue; das bin nicht ich. Kapiert das keiner ?"
Meine Freundin redete sich mehr und mehr in Rage und unser Gegenüber stand dem nicht nach. Ich begann, unser Gegenüber zu bedauern, denn man merkte ihr an, dass sie alles tat, nur um akzeptiert zu werden. Mit Tränen in den Augen berichtete sie, dass sie von der relig. Gesellschaft nur angestarrt wird. Dabei wolle sie so sehr zum Jüdischen Volk dazu gehören".
"Wieso gaffen alle ? Weil Du farbig bist ?", erkundigte sich meine Freundin.
"Nun, ich könnte ja theoretisch aus Äthiopien kommen (Israel ist voll äthiopischer Juden), doch sieht man mir an, dass ich nicht daher komme. Und eine schwarze Amerikanerin ist nun einmal nicht jüdisch. Es sei denn, sie ist konvertiert. Und die Leute glotzen als sei ich eine Fremde, mehr nicht".
Ich sagte unserem Gegenüber, dass sie alles viel zu tragisch nehme. Für wen tue sie denn die Mitzwot ? Für sich selbst, G – tt oder die Nachbarn bzw. Umgebung ?
Nachdem unser Gegenüber gegangen war, klagte mir meine Freundin erst recht ihr Leid. Klar, sollte man solche Leute, die da pausenlos nach Akzeptanz der haredischen Gesellschaft jagen, bedauern. Die nämlich meinen, dass wenn sie nur allen zeigen, wie toll relig. sie sind, sie anerkannt werden. "Bin ich toll, kommen alle auf mich zu, umarmen und akzeptieren mich".
Ich sagte meiner Freundin, dass ich vor Jahren, ganz am Anfang meiner Yeshiva – Laufbahn, sicher auch einmal so gewesen sein könnte. Eine Stimmung, die jedenfalls nicht lange anhielt und mir schon bald zuwider wurde. So beschloß ich, die Mitzwot für G – tt und mich einzuhalten und nicht für die Nachbarn von gegenüber. Ich hatte es satt, der Akzeptanz hinterherzujagen. Wofür das alles ? Entweder die Leute akzeptieren mich so, wie ich bin oder sie lassen es bleiben. Und seitdem ich dieser Einstellung nachgehe (schon jahrelang), ist mein Leben wesentlich glücklicher geworden. Und wer mich halt nicht akzeptiert … okay, das muß jeder selbst entscheiden. Was soll ich tun , wenn dem nicht der Fall ist ?
Soll ich mich deswegen etwa umbringen ?
Ich renne keiner Gesellschaft hinterher und ich könnte mich auch keinesfalls mehr in solch einer Baalei Teshuva Umgebung bewegen, in der alle es so wahnsinnig GUT meinen. Man wolle einen ja nur aufmerksam machen und so. Man will ja nur behilflich sein und da ist es halt Pflicht, einen auf gewisse Verhaltensfehler aufmerksam zu machen. Man will ja schließlich nur das Beste, dabei will man das Beste für sich selbst und endlich einmal unterschlüpfrig das Gefühl bekommen, dass ich auch mal was zu sagen habe, wenn ich jemanden korrigiere. So sauge ich dann mein klein wenig Selbstwertgefühl ein.
Selbstwertgefühl ? Wieso denn das ?
Ich meine es doch nur herzensgut.
____________________________
Fortsetzung folgt !
Denn ein Ende ist nicht in Sicht.
Neulich wurde ich Zeuge einer Szene und ich muß ganz offen zugeben, dass ich recht froh darüber war, nicht zu sehr involviert gewesen zu sein.
Ich saß gerade mit einer Freundin zusammen als sich eine Bekannte zu uns setzte. Beide Frauen sind ursprünglich aus New York; meine Freundin ist für eine etwas längere Zeit als Touristin hier, wobei sie sich jedoch kürzlich entschloß, einmal etwas mehr Spiritualität in ihr Leben zu bringen und sich daher in einem haredisch – litvischen Frauenseminar einschrieb. Bei unserer hinzugekommene Gesprächspartnerin handelt es sich um eine farbige Amerikanerin, die zum Judentum konvertierte und seit wenigen Jahren ebenso in besagtem Seminar lernt. Übrigens handelt es sich bei dem Programm um eine relig. Schule für jüdische Frauen, die erst im späteren Verlauf ihres Lebens relig. geworden sind; um sogenannte "Baalei Teshuva".
Jedenfalls sagte unser Gegenüber, welche ca. Mitte Dreißig ist, zu meiner Freundin, dass diese nun endlich einmal ihren Kleidungsstil ändern solle. Man kann nicht in dem Seminar lernen und mit Hosen oder in sonst einem freaky New Yorker Klamottenstil herumlaufen. Mein Freundin solle sich gefälligst fromm anziehen: langer Rock, lange Ärmel, Strumpfhosen und eine fromme Frisur darf auch nicht fehlen. Was immer "fromme Frisur" hier bedeuten mag.
Falls sie das alles nicht tue, brauche sie sich man nicht wundern, wenn sie von den Religiösen angestarrt wird. Nicht nur von den Seminar – Girls, sondern von allen Frommen.
"Wenn Du akzeptiert werden willst, dann mußt Du Dich ändern, so die New Yorkerin. Und überhaupt läuft man als Frau nicht in Hose herum, denn damit begehst Du eine "Aveirah – Vergehen". Da wir uns im Monat Elul befinden, sollte man ja wohl alles daran setzen, um Aveirot (Vergehen im Plural) zu vermeiden.
Anmerkung: Im Monat Elul vor Rosh HaShana sind wir dazu aufgerufen, zu G – tt umzukehren, da Er uns am anstehenden Rosh HaShana richten wird.
Meine Freundin wurde fuchsteufelswild bei all den Forderungen unserer Gesprächspartnerin. "Ich habe von Euch total die Schnauze voll. Ihr Frommen labert mich nur voll wie ich mich zu verhalten habe und was ich tun soll. Wie ich mich anzuziehen habe, wie ich dasitzen soll, wie ich akzeptiert werde. Ich will gar nicht akzeptiert werden und gebe nichts darauf. Ich bin nur für ein paar Wochen hier und es ist mir egal was ihr mir alle sagt. Laßt mich doch alle in Ruhe !"
"Nun, antwortete unser Gegenüber angestrengt, wenn Du Dich nicht änderst, dann starren die Leute Dich auch weiterhin an. Wir sind hier nicht in New York und Jerusalem ist halt anders. Aber wenn Dir das alles nichts ausmacht …, bitteschön, ich lasse es Dich ja nur wissen".
"Ja, ich bin zufrieden mit meiner jetzigen Situation, erwiderte meine Freundin. Ich habe die Schnauze voll von dem Gelaber "zieh dies oder das an", "benimm Dich so und nicht so", "sag das nicht, denn das ist Laschon HaRah (üble Nachrede)". Ich kann gar nicht sagen, wie sehr Ihr mir alle auf den Geist geht. Ich will ich selbst sein und wenn ich mich in solch fromme Klamotten quetsche, dann bin ich jemand anderes. Und dann dieses "nanana" Getue; das bin nicht ich. Kapiert das keiner ?"
Meine Freundin redete sich mehr und mehr in Rage und unser Gegenüber stand dem nicht nach. Ich begann, unser Gegenüber zu bedauern, denn man merkte ihr an, dass sie alles tat, nur um akzeptiert zu werden. Mit Tränen in den Augen berichtete sie, dass sie von der relig. Gesellschaft nur angestarrt wird. Dabei wolle sie so sehr zum Jüdischen Volk dazu gehören".
"Wieso gaffen alle ? Weil Du farbig bist ?", erkundigte sich meine Freundin.
"Nun, ich könnte ja theoretisch aus Äthiopien kommen (Israel ist voll äthiopischer Juden), doch sieht man mir an, dass ich nicht daher komme. Und eine schwarze Amerikanerin ist nun einmal nicht jüdisch. Es sei denn, sie ist konvertiert. Und die Leute glotzen als sei ich eine Fremde, mehr nicht".
Ich sagte unserem Gegenüber, dass sie alles viel zu tragisch nehme. Für wen tue sie denn die Mitzwot ? Für sich selbst, G – tt oder die Nachbarn bzw. Umgebung ?
Nachdem unser Gegenüber gegangen war, klagte mir meine Freundin erst recht ihr Leid. Klar, sollte man solche Leute, die da pausenlos nach Akzeptanz der haredischen Gesellschaft jagen, bedauern. Die nämlich meinen, dass wenn sie nur allen zeigen, wie toll relig. sie sind, sie anerkannt werden. "Bin ich toll, kommen alle auf mich zu, umarmen und akzeptieren mich".
Ich sagte meiner Freundin, dass ich vor Jahren, ganz am Anfang meiner Yeshiva – Laufbahn, sicher auch einmal so gewesen sein könnte. Eine Stimmung, die jedenfalls nicht lange anhielt und mir schon bald zuwider wurde. So beschloß ich, die Mitzwot für G – tt und mich einzuhalten und nicht für die Nachbarn von gegenüber. Ich hatte es satt, der Akzeptanz hinterherzujagen. Wofür das alles ? Entweder die Leute akzeptieren mich so, wie ich bin oder sie lassen es bleiben. Und seitdem ich dieser Einstellung nachgehe (schon jahrelang), ist mein Leben wesentlich glücklicher geworden. Und wer mich halt nicht akzeptiert … okay, das muß jeder selbst entscheiden. Was soll ich tun , wenn dem nicht der Fall ist ?
Soll ich mich deswegen etwa umbringen ?
Ich renne keiner Gesellschaft hinterher und ich könnte mich auch keinesfalls mehr in solch einer Baalei Teshuva Umgebung bewegen, in der alle es so wahnsinnig GUT meinen. Man wolle einen ja nur aufmerksam machen und so. Man will ja nur behilflich sein und da ist es halt Pflicht, einen auf gewisse Verhaltensfehler aufmerksam zu machen. Man will ja schließlich nur das Beste, dabei will man das Beste für sich selbst und endlich einmal unterschlüpfrig das Gefühl bekommen, dass ich auch mal was zu sagen habe, wenn ich jemanden korrigiere. So sauge ich dann mein klein wenig Selbstwertgefühl ein.
Selbstwertgefühl ? Wieso denn das ?
Ich meine es doch nur herzensgut.
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Fortsetzung folgt !
Denn ein Ende ist nicht in Sicht.
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Psychologie
Sephardische Juden und ihre Selichot - Gebete
B"H
Seit Rosh Chodesh Elul (Beginn des jüdischen Monat Elul), beten sephardische Juden schon ihre Selichot - Gebet für Rosh HaShana. Wir aschkenazischen Juden begannen erst vorgestern nacht.
Hier einige Photos von sephardischen Selichot - Gebeten.
Gerade bei ihnen herrscht immer eine ganz besondere Stimmung, denn sie verwenden orientalisch klingende Melodien.
Alle Photos:
http://www.bhol.co.il/news_read.asp?id=6757&cat_id=1
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Rosh Chodesh
Honigkuchen zum Neujahrsfest (Rosh HaShana)
B"H
Gutes Gelingen beim Kuchenbacken zum Festtag !
- 6 Eiweiß
- Eine halbe Tasse Zucker
- Beides zusammen schaumig schlagen
Ein Eigelb mit einer halben Tasse Honig vermischen und etwas Vanille dazugeben. Außerdem kann noch etwas Zitronensaft hinzugefügt werden. Alles zusammen schaumig schlagen. Dann eine Tasse Mehl sowie das schaumig geschlagene Eiweiß mit dem Zucker hinzugeben.
Den Teig bei 180 Grad 20 - 30 Minuten lang backen.
Würde mich freuen Eure Reaktionen zu hören.
Ist der Kuchen zu essen oder nicht ?
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Rosh HaShana
Sonntag, September 21, 2008
Rabbi Brandsdorfers Familienwege
B"H
Am vergangenen Erev Schabbat (Freitag abend) nahm ich wieder einmal an einem chassidischen Tisch der Gruppe Toldot Aharon teil.
Mehr dazu gibt es hier:
http://chassidicstories.blogspot.com/2008/09/rabbi-brandsdorfers-familienwege.html
Am vergangenen Erev Schabbat (Freitag abend) nahm ich wieder einmal an einem chassidischen Tisch der Gruppe Toldot Aharon teil.
Mehr dazu gibt es hier:
http://chassidicstories.blogspot.com/2008/09/rabbi-brandsdorfers-familienwege.html
Das Schofar
B"H
Da für die Juden in aller Welt in der kommenden Woche (Montag abend, 29. September) das Rosh HaShana (jüdische Neujahrsfest) beginnt, plane ich einige Erklärung zur Bedeutung des Feiertages genauso wie ein paar Erläuterungen zu den speziellen Gebeten in den Synagogen.
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Wer früh morgens an den Synagogen in aller Welt vorbeigeht oder sich an der Kotel (Klagemauer) befindet, der hört während des Morgengebetes Schacharit seltsame Klänge aus einem Horn. Ein Außenstehender mag sich über die Männer wundern, die in die Hörner blasen und so fremdartige Klänge erzeugen.
Beim dem Schofar handelt es sich überwiegend um ein Widderhorn, welches seit dem Beginn des Monat Elul vor ein paar Wochen beim Morgengebet geblasen wird. Der Shulchan Aruch - Orach Chaim - Hilchot Rosh HaShana 581 lehrt, dass es Gemeinden gibt, in denen das Schofar auch nach dem Abendgebet Maariv geblasen wird.
Das jüdische Neujahrsfest Rosh HaShana ist nicht ausdrücklich in der Thora erwähnt. In Sefer BaMidbar 29:1 (Book of Numbers, Numeri) heißt es lediglich:
"Und im siebten Monat, an dessen ersten Tag, sollt ihr einen heiligen Tag haben, an dem ihr nicht arbeitet; es ist ein Tag an dem das Teruah zu hören sein soll".
In der Thora heißt es ganz simpel: "It is a day of sounding".
Teruah ist einer der drei Töne, die wir mit dem Schofar erzeugen. Jeder der drei Töne steht für unterschiedliche Namen G - ttes. Bei den anderen beiden Tönen handelt es sich um Tekiah und Schevarim.
Einfach so ein Widderhorn nehmen und hineinblasen funktioniert im Judentum nicht. Jeder, der das Schofar bläst, erzeugt diese drei Töne in einer vorgeschriebenen Reihenfolge und Anzahl.
Das lange Schofar wird meist nur von sephardischen Juden geblasen.
Das Schofar der aschkenazischen Juden hingegen ist viel kürzer.
Insgesamt werden an beiden Tagen von Rosh HaShana während des Morgengebetes Shacharit 100 Töne erzeugt. Es ist unüblich, das Schofar am Abend von Rosh HaShana zu blasen (Shaarei HaMoadim - Chabad).
Das erste Mal findet das Schofarblasen gleich nach der Thoralesung statt und zum zweiten Mal während des gleich anschließenden Mussafgebetes. Es üblich, während des Schofarblasens stehen, dennoch ist es nicht ausdrücklich verboten, sich hinzusetzen. Es ist verboten, während des Schofarblasens zu sprechen und jeder soll sich so gut wie möglich auf die erzeugten Töne konzentrieren. Im Buch "Pri Etz Chaim" (die Lehren des großen Kabbalisten Rabbi Yitzchak Luria) heißt es, dass unsere weltlich erzeugten Töne sich mit den Tönen in der oberen Welt vereinigen und so die Gnade G - ttes erwecken.
Und genau darum geht es am Rosh HaShana (Neujahsfest). Jeder einzelne von uns steht vor G - ttes Thron und muß Rechenschaft über seine Vergehen ablegen. Anhand der Schofartöne sollen wir zur Umkehr aufgerufen werden. Die Töne sind so eindringlich, dass sie uns das Herz und uns zur Umkehr bewegen (Rabbi Shlomo Kluger in Kehilat Yaakov).
Aber nicht nur für die Umkehr steht das Schofar. Genauso sollen dessen Töne uns an den Erhalt der Thora erinnern und uns zugleich das Kommen des Meschiach ins Bewußtsein rufen. Rosh HaShana ist ein Tag, an dem die ganze Welt G - tt als den einzigen wahren König anerkennen soll, denn Er allein hat die Welt und uns alle erschaffen.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass wir an die "Akeidat Yitzchak - die Opferung des Yitzchak durch Avraham (siehe Genesis - Vayeira) erinnert werden. G - tt hatte Avraham einen Test aufgegeben; er solle seinen Sohn Yitzchak opfern, was Avraham aus Liebe zu G - tt sofort ausführen wollte. Für G - tt war dies nur ein Test zu prüfen, ob Avraham es wirklich ehrlich mit der Liebe G - ttes meint. Niemals hatte G - tt die Absicht, den Yitzchak wirklich opfern lassen zu wollen, denn im Judentum ist jegliche Art von Menschenopfer laut Thora verboten.
Als Avraham auf dem Tempelberg (Har HaMoriah) zur Tat schritt, griff G - tt sofort ein und statt des Yitzchak wurde ein Widder geopfert. An Rosh HaShana wollen wir G - ttes Gnade, die er Avraham auf dem Tempelberg zeigte, wiedererwecken und deshalb benutzen wir an Rosh haShana überwiegend ein Widderhorn (siehe die Gemara im Talmud Traktat Rosh HaShana 16a).
Jeder der drei unterschiedlichen Schofartöne repräsentieren laut dem kabbalistischen Buch "Shushan Sodot" entweder G - ttes Gnade (Rachamim) oder sein Richten (Din):
Der Tekiah - Sound steht für die Gnade und Shevarim sowie Teruah stehen für Sein Urteil (Din).
Im Shulchan Aruch - Orach Chaim - Hilchot Rosh HaShana finden wir noch weitere zusätzliche Halachot (Gesetze) zum Thema "Schofar".
Paragraph 589: Zum Beispiel darf das Schofar auch von Frauen geblasen werden.
Paragraph 585: Das Hören des Schofar ist die wichtigste Mitzwa an Rosh HaShana (siehe auch Talmud Rosh HaShana 34b), denn es ist eine biblische Verpflichtung (Deoraita). Vor dem Schofarblasen sagen wir einen speziellen Segen.
Paragraph 586:Ein Schofar muss koscher sein, heißt, es darf keine Schäden wie Risse etc. aufweisen.
Sollte der erste Tage von Rosh HaShana auf einen Schabbat fallen, so wird das Schofar erst am zweiten Tag geblasen, da es am Schabbat Muktze ist. Früher zu Tempelzeiten war es üblich, dass Schofar auch am Shabbat zu blasen, aber nur INNERHALB der Tempelmauern.
Der Koznitzer Maggid, Rabbi Israel Hofstein, schreibt, dass sobald das Schofar geblasen wird, G - tt unsere Umkehr sieht und uns mit Gnade richten wird.
Mein persönlichen Erfahrungen vom Schofarblasen sind immer sehr emotional. Der Sound des Schofars ruft tatsächlich in jemandem zur Umkehr auf, vor allem, nachdem man schon einige Zeit das intensive Schacharit hinter sich hat. Religiöse oder Säkulere, alles lauschte still in der Synagoge dem Schofar.
Für Interessierte fällt mir noch eine spezielle Halacha ein:
Was passiert, wenn jemand taub ist oder ein Hörgerät benutzt ? Darf er es an Rosh HaShana anstellen, um so das Schofar hören zu können ?
Die halachische Antwort lautete, dass er es nicht anstellen darf, aber er sich unbedingt nicht weit vom Schofar plazieren muß, um die Töne wenigstens etwas hören zu können. Im Fall, dass jemand ganz taub ist, muß er sich genauso vor das Schofar stellen, um die Mitzwa zu erfüllen. Selbst wenn er absolut nichts hört, hat er zumindest neben dem Schofar gestanden.
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Rosh HaShana
Samstag, September 20, 2008
Beginn der Selichot - Gebete
B"H
Heute Nacht (meist nach Mitternacht) beginnen die aschkenazischen Juden in aller Welt mit den traditionellen Selichot - Gebeten vor dem Feiertag Rosh HaShana.
Sephardische Juden begannen schon am Rosh Chodesh Elul mit den Selichot.
Normalerweise beginnen aschkenazische Juden die Selichot am Mozzaei Schabbat (Schabbatausklang am Samstag abend) vor dem Rosh HaShana. Da das kommende Rosh HaShana jedoch an einem Montag abend (29. Sept.) beginnt, werden die Selichot diesesmal schon eher gebetet.
Der Grund hierfür:
Halachisch betrachtet müssen mindestens an vier Tagen die Selichot vor dem Feiertag gebetet werden.
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Rosh HaShana
Honig, Honey, Dwasch
Image: High Holiday Prayer by Chassidic artist Zalman Kleinman
B"H
Honey (Engl.) genauso wie Dwasch (Hebrä.) bedeutet Honig und es ist der Honig, der uns ab Rosh HaShana bis hin zu Hoshana Rabbah verfolgen wird. Es herrscht der Brauch, dass wir während der Zeit Apfelstücke in Honig tauchen, was symbolisiert, dass wir ein gutes und süßes Neues Jahr haben werden. Der süße Honig soll die Freude im Herzen hervorrufen, so der chassidische Rabbi Zadok HaCohen aus Lublin.
Heute Abend (Samstag, 20. September) beginnen wir mit den Selichot - Gebeten vor Rosh HaShana.
Dies betrifft allerdings nur uns Ashkenazim, da die sephardischen Juden schon am Rosh Chodesh Elul (Beginn des Monat Elul) damit begonnen haben.
Die täglichen Selichot - Gebete vor Rosh HaShana sollten aus kabbalistischen Gründen nicht vor Mitternacht gebetet werden. Allerdings gibt es hierzu genauso andere Traditionen, in denen die Selichot vor Mitternacht gebetet werden.
An der Klagemauer wird es ab heute Abend erst so richtig voll werden. Tausende von Leute werden die ganze Nacht hindurch Selichot sagen. Laut der Chassidut und Kabbalah erwecken wir durch die Selichot - Gebete G - ttes Gnade (Rachamim), damit Er uns an Rosh HaShana sowie Yom Kippur gnädig richtet (u.a. der chassidische Kommentator Shem MiShmuel).
Hier vorab ein kleiner Feiertagskalender:
In der Nacht vom 20. - 21. September:
In der Nacht vom 20. - 21. September:
Beginn der täglichen Selichot - Gebete
Montag, 29. September:
Montag, 29. September:
Erev Rosh HaShana - Abends Beginn des jüd. Neujahrfestes Rosh HaShanaNicht vergessen, einen Platz in der Synagoge zu reservieren.
In Israel kann man fast überall unangemeldet auftauchen. Allerdings muß damit gerechnet werden das kein freier Sitzplatz mehr vorhanden ist und man den G - ttesdienst stehend durchlebt.
Chassidisches: In der Zemach Zedek Synagoge bei Chabad in der jüd. Altstadt (im Cardo) gibt es immer Platz.
Bei Belz und fast allen anderen chassidischen Gruppen hingegen wird es kritisch, denn Hunderte Chassidim fliegen über die hohen Feiertage aus Antwerpen, New York oder London ein.
Bei Belz und fast allen anderen chassidischen Gruppen hingegen wird es kritisch, denn Hunderte Chassidim fliegen über die hohen Feiertage aus Antwerpen, New York oder London ein.
Dienstag und Mittwoch (30. September + 1. Oktober):
Rosh HaShana, Neujahrsfest
Nicht vergessen das Taschlich am ersten Tag von Rosh HaShana !!!
Freitag Abend + Samstag (3. + 4. Oktober):
Freitag Abend + Samstag (3. + 4. Oktober):
Shabbat Teschuva, der Shabbat zwischen Rosh HaShana und Yom Kippur
Die zehn Tage zwischen Rosh HaShana und Yom Kippur werden "Aseret Yamei Teshuva - 10 Days of Repentance" genannt.
Für sie gelten einige spezielle Regeln sowie natürlich der Brauch (Minhag) der Kapparot.
Donnerstag, 2. Oktober:
Donnerstag, 2. Oktober:
Der Halbfastentag Zom Gedaliah
Mittwoch Abend + Donnerstag (8. + 9. Okotober):
Mittwoch Abend + Donnerstag (8. + 9. Okotober):
Yom Kippur
Montag, 13. Oktober:
Montag, 13. Oktober:
Erev Sukkot - Beginn des Laubhüttenfestes Sukkot
In Israel feiern wir acht Tage Sukkot, in der Diaspora dagegen werden neun Tage Sukkot gefeiert.
Nun eine kleine Änderung, denn diese Tage gelten nur für Israel, da es in der Diaspora etwas anders gehandhabt wird.
Für die folgenden Daten sollte sich jeder an seine Gemeinde wenden.
14. - 19. Oktober:
Sukkot
14. - 19. Oktober:
Sukkot
Montag, 20. Oktober:
Hoshana Rabbah
Dienstag, 21. Oktober:
Simchat Thora
Was es genau mit den ganzen Feiertagen und Bräuchen auf sich hat und wie sie besonders in Jerusalem begangen werden, darüber berichte ausführlich innerhalb den nächsten Tagen.
Im neuen anstehenden Jahr (am 1. Tishrei) wird das Schemittah - Jahr zuende gehen !
Da an Rosh HaShana alles mit Honig zu tun hat, werde ich natürlich so schnell wie möglich auch ein traditionelles Honigkuchenrezept geben.
Rosh HaShana ist, wie ich zuvor schon einige Male erwähnte, ein Tag, an dem G - tt die gesamte Menschheit und die ganze Welt richtet. Nicht nur Juden, sondern auch Nichtjuden.
SHANA TOVA - Ein gutes Neues Jahr 5769
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Rosh HaShana
Freitag, September 19, 2008
Schabbat Schalom
Photo von B. Mezzera / A Simple Jew
B"H
"Schabbat Schalom" an ALLE Leser !
Da die chassidischen Rebbes nach ihren Sommerferien wieder daheim in Jerusalem weilen hoffe ich, dass heute abend ein paar gute interessante chassidische Tische anstehen.
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Photos
Neue Holocaust - Entscheidung aus Berlin
B"H
Messianische Juden sowie fanatische Christen trafen sich zu einem Kongreß in Berlin. Unter anderem wurde dort die Massenkonvertierung der Juden zum Christentum zur obersten Priorität ernannt.
Wundert es da noch jemanden, dass Juden den Christen mehr als skeptisch gegenüberstehen.
Messianische Juden, Evangelisten und anderweitige fanatische Christen sind die neuen kleinen Hitlers unserer Zeit !
Messianische Juden sowie fanatische Christen trafen sich zu einem Kongreß in Berlin. Unter anderem wurde dort die Massenkonvertierung der Juden zum Christentum zur obersten Priorität ernannt.
Wundert es da noch jemanden, dass Juden den Christen mehr als skeptisch gegenüberstehen.
Messianische Juden, Evangelisten und anderweitige fanatische Christen sind die neuen kleinen Hitlers unserer Zeit !
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Christl. Missionare
Donnerstag, September 18, 2008
Die gestohlenen jüdischen Kinder
B"H
In ihrem Buch "Hidden in Thunder" erzählt Esther Farbstein folgende wahre Geschichte:
Viele neue halachische Fragen taten sich in der Zeit des Holocaustes auf. Eine dieser Fragen war, ob jüdische Eltern ihre Kinder zu christlichen Familien oder in Klöster geben sollten, um sie so vor den Nazis zu beschützen.
Besonders kath. Klöster in Osteuropa gaben jüdischen Kindern nicht aus lauter Nächstenliebe Unterschlupf. Vielmehr hatten die Nonnen eine Agenda, welche daraus bestand, ihr Bestes zu geben, um jüdische Kinder zum Christentum zu konvertieren. Fanatische Christen nennen dies "Seelenrettung, damit so das zweite Kommen des falschen Meschiach J.C. eingeleitet wird".
War es nicht genug, dass die Nazis "ihr Bestes" gaben, das Jüdische Volk auszurotten ? Nun nutzte auch die Kirche die tödliche Situation für ihre eigenen Zwecke aus. Nicht nur jüdisches Leben sollte vernichtet werden, sondern auch die jüdische Seele.
Weiterhin berichtet Esther Farbstein folgende Lebensgeschichte:
Jüdische Kinder wurden in einem Kloster in einen Raum geführt, den die Nonnen "Synagoge" nannten. Bei dem Raum handelte es sich weder um eine Kirche noch eine Synagoge, sondern schlicht um einen Raum, in dem die angekommenen Kinder "neue Gebete" erlernen sollten. Gebete zum falschen Meschiach J.C. Wie kann ein kleines Kind zwischen Judentum und Götzendienst unterscheiden ?
Am 10. Februar 1946 sprach Rabbi Herzog bei Papst Pius XII. vor und versuchte diesen zu bewegen, seinen Anhängern mitzuteilen, abgegebene jüdische Kinder wieder zurückzugeben. Schließlich hatten während des Holocaustes die Eltern unter Todesangst ihre Kinder zum Schutz an Christen abgegeben. Die Mehrheit der Eltern verschwand in den Gaskammern und die Kirchen betrachteten die Kinder somit als ihr persönlich zum Christentum missioniertes Eigentum.
Wie zu erwarten war, lehnte der Papst die Bitte ab.
Von den geschätzten 5000 in christliche Klöster abgegebene jüdische Kinder kehrte nur knapp die Hälfte nach dem Kriege zurück in ihr jüdisches Leben. Und dies geschah nicht, weil die Klöster sich so einsichtig zeigten, sondern weil einige Rabbiner sich zu osteuropäischen Klöstern aufmachten, um persönlich nach den verloren gegangenen Kindern zu suchen. Vielerseits verleugneten die Klostervorsteher die Existenz jüdischer Kinder in ihrer Einrichtung.
Es soll keinesfalls unerwähnt bleiben, dass es auch christliche Familien gab, die jüdische Kinder aufnahmen, ohne sie zu missionieren oder in sonst irgendeiner Weise negativ zu beeinflussen. Die Mehrheit jedoch hegte böswillige missionarische Absichten.
Zur damaligen Zeit besaß die katholische Kirche viel Einfluß auf die Osteuropäer und bestimmte die Regeln. Regeln, welche sich das Ziel gesetzt haben, die Juden zum Christentum zu bekehren. Dieselben Regeln existierten im Mittelalter und dieselben Regeln existieren bis heute, wenn fanatische Christen nach Jerusalem kommen, um ihre Missionshow abzuziehen.
Kommt die Übergabe der Kinder in eine christliche Umgebung nicht einer Kapitulation Hitlers Plan der Judenausrottung gleich ?
"Ja, und bis heute hat sich daran nichts geändert".
________________
A 1946 Vatican letter was an attempt to stop the return of children to their Jewish families
But then he decides to keep the child and raise her in his god’s way. The man does not inform the authorities. When the desperate child’s relatives come looking for her, even knocking on his door, he denies any knowledge of the child’s whereabouts. The man’s initial good deed has become a crime. He is a kidnapper.
A document from the archives of the French Roman Catholic Church has just been published that reveals Pope Pius XII to have been like this man when Jewish relatives came frantically knocking, demanding their children. In October 1946 a letter containing papal instructions was sent to the papal nuncio in France, Cardinal Angelo Roncalli, the future Pope John XXIII.
He was a man of known compassion for Jews, who was working to reunite Jewish children hidden in Catholic institutions during the Holocaust with parents, relatives and Jewish institutions. The letter ordered Roncalli to desist and to hold on to the Jewish children: “Those children who have been baptised cannot be entrusted to institutions that are unable to ensure a Christian education.”
Pius XII’s intent to deprive Jewish parents of their children was unequivocal: “If the children have been entrusted (to the church) by their parents, and if the parents now claim them back, they can be returned, provided the children themselves have not been baptised. It should be noted that this decision of the Congregation of the Holy Office has been approved by the Holy Father.”
Not returning baptised Jewish children was thus presented as a general church principle and policy — decided upon by the church’s authoritative Congregation and personally approved by Pope Pius XII. So it stands to reason that this policy was to be implemented across Europe.
It is still not known to what extent Roncalli or other church officials actually implemented the Vatican directive. The documents relevant to the church’s policy remain sequestered in the archives of the Vatican and in the archives of the national churches.
During the Holocaust unknown thousands of Jewish children had gained refuge in Catholic monasteries, convents and schools — though not at the behest of the Pope. They were saved by local heroes, priests and nuns, who also baptised an unknown number of the children under their care.
It is well known that Jewish survivors, in many though not all cases, had great difficulty retrieving their children. But it was only suspected that the church had a policy of stealing these Jewish children for Jesus.
Now we have a smoking gun: this chilling document. It reveals that the Pope’s and the church’s policy was, in effect, to kidnap Jewish children, perhaps by the thousands. It exhibits Pius XII’s callousness towards the suffering of Jews and its plain purpose was to implement a plan that would victimise the Jews a second time by depriving these survivors of the Nazi hell of their own children.
Pius XII and the church kept this policy of denying Jewish parents their children secret from the world, because they knew that it would be seen as outrageous and criminal. Yet religious robes should not cloak a person and his deeds from being called plainly what they are. The recent priestly sex abuse scandals have taught us this. They have also taught us that transparency is necessary for this most secretive of churches.
If the church is the moral institution it claims to be then it must take measures to redress this: the Vatican should establish and fund a fully independent commission of outside historical, ecclesiastical and forensic experts, led by a person of international stature, to determine how many Jewish children the church did not return and the role that Pius XII, cardinals and bishops played. The commission should be granted full access to all church institutions, personnel and documents.
Pope John Paul II, who has worked hard to improve the church’s bearing towards Jews, should publicly instruct all national European Catholic churches to co-operate fully with the investigators and to unearth what happened in their parishes.
For the church is an institution that records and preserves one thing above all else faithfully: baptisms. Upon identification, all Jewish victims or their survivors should be located by the church and notified. The commission should also publish detailed historical reports of its findings.
If Switzerland could do this with its Bergier Commission for the theft of Jewish assets during the war, and if Australia can do this for the children its government stole from Aborigines during the same period, the Catholic church can do this now. And the Vatican should finally stop the decades-long stalling and obfuscating about fully opening its own and its national churches’ archives covering the Holocaust period to scholars and journalists. It should also stop pretending that its sole transgression was not having done more to save Jews, and that its sole act of public penitence need be issuing wan apologies for its acts of omission. Surely this papal letter to Roncalli is not the only incriminating document in the church’s vast secret archives.
Finally, it should now be clear that the church should cease efforts to canonise Pius XII. He oversaw a church that, during the war, continued centuries-old practices of anti-semitism, knowing that the Jews were being persecuted and slaughtered. He presided over a church where German priests used its genealogical records to help the Nazis determine whom to persecute as a Jew and that officially continued for more than a decade after the Holocaust to teach that all Jews for all time are guilty as Christ-killers.
And with this authoritative church document from its own archives we know that Pius XII effectively made himself into one of the most rampant would-be kidnappers of modern times — not to mention a person bereft of human empathy for the Jewish parents in search of their children after years of suffering.
Auschwitz survivor Primo Levi’s memoir and commentary on the character of humanity was If This Is a Man. How can we not ask: if this is a saint, then what kind of church is this?
Daniel Goldhagen is the author of A Moral Reckoning: The Role of the Catholic Church in the Holocaust
In ihrem Buch "Hidden in Thunder" erzählt Esther Farbstein folgende wahre Geschichte:
"Eines Tages informierten uns unsere Eltern, dass eine Überraschung auf uns warte – Bitya und ihre Adoptivmutter würden uns besuchen kommen ! Wir waren überglücklich Bitya zu sehen und unsere Freude erhöhte sich noch als wir sahen, dass Bitya sich in unserem Hause sehr wohl fühlte.
Nach dem Mittagessen beteten wir das "Birkat HaMazon – den Segen nach dem Mahl". Frau Kersbergen betete ebenso und flüsterte einige Gebete, wobei sie in die Hände klatschte und sich wiederholt bekreuzigte. Aber auf das, was nun folgen sollte, waren wir jedoch absolut nicht gefaßt. Zu unserem größten Erstaunen folgte Bitya dem Beispiel von Frau Kersbergen. Wir waren geschockt – unsere süße kleine Bitya betete wie ein Christ !
Meine Eltern standen auf und verliessen den Raum. Eine kurze Weile später kamen sie zurück und erklärten Frau Kersbergen, dass, obwohl sie ursprünglich geplant hatten, Bitya bei ihr wohnen zu lassen, die Situation nun weniger gefährlich erschien und sie sich daher entschlossen haben, dass Bitya zu uns zurückkehrt. Frau Kersbergen war offensichtlich überrascht über die spontane Planänderung, aber sie trug es mit Fassung und verließ uns in freundlicher Stimmung.
Vater und Mutter waren sichtlich schockiert.
Alles, was sie zu uns sagten war: "Wir erhielten unsere Kinder vom Himmel als Pfand. Wir wissen nicht, wann wir diesen Pfand zurückgeben müssen, doch eines ist sicher – wir werden Euch als Juden zurückgeben !"
Bitya gab ihre Seele an ihren Erschaffer im Februar 1945 in Bergen – Belsen zurück. Sie war fünf Jahre und vier Monate alt. Sie tat dies als jüdisches Mädchen; genauso wie ihre Eltern es geschworen hatten.
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Viele neue halachische Fragen taten sich in der Zeit des Holocaustes auf. Eine dieser Fragen war, ob jüdische Eltern ihre Kinder zu christlichen Familien oder in Klöster geben sollten, um sie so vor den Nazis zu beschützen.
Besonders kath. Klöster in Osteuropa gaben jüdischen Kindern nicht aus lauter Nächstenliebe Unterschlupf. Vielmehr hatten die Nonnen eine Agenda, welche daraus bestand, ihr Bestes zu geben, um jüdische Kinder zum Christentum zu konvertieren. Fanatische Christen nennen dies "Seelenrettung, damit so das zweite Kommen des falschen Meschiach J.C. eingeleitet wird".
War es nicht genug, dass die Nazis "ihr Bestes" gaben, das Jüdische Volk auszurotten ? Nun nutzte auch die Kirche die tödliche Situation für ihre eigenen Zwecke aus. Nicht nur jüdisches Leben sollte vernichtet werden, sondern auch die jüdische Seele.
Weiterhin berichtet Esther Farbstein folgende Lebensgeschichte:
Jüdische Kinder wurden in einem Kloster in einen Raum geführt, den die Nonnen "Synagoge" nannten. Bei dem Raum handelte es sich weder um eine Kirche noch eine Synagoge, sondern schlicht um einen Raum, in dem die angekommenen Kinder "neue Gebete" erlernen sollten. Gebete zum falschen Meschiach J.C. Wie kann ein kleines Kind zwischen Judentum und Götzendienst unterscheiden ?
Am 10. Februar 1946 sprach Rabbi Herzog bei Papst Pius XII. vor und versuchte diesen zu bewegen, seinen Anhängern mitzuteilen, abgegebene jüdische Kinder wieder zurückzugeben. Schließlich hatten während des Holocaustes die Eltern unter Todesangst ihre Kinder zum Schutz an Christen abgegeben. Die Mehrheit der Eltern verschwand in den Gaskammern und die Kirchen betrachteten die Kinder somit als ihr persönlich zum Christentum missioniertes Eigentum.
Wie zu erwarten war, lehnte der Papst die Bitte ab.
Von den geschätzten 5000 in christliche Klöster abgegebene jüdische Kinder kehrte nur knapp die Hälfte nach dem Kriege zurück in ihr jüdisches Leben. Und dies geschah nicht, weil die Klöster sich so einsichtig zeigten, sondern weil einige Rabbiner sich zu osteuropäischen Klöstern aufmachten, um persönlich nach den verloren gegangenen Kindern zu suchen. Vielerseits verleugneten die Klostervorsteher die Existenz jüdischer Kinder in ihrer Einrichtung.
Es soll keinesfalls unerwähnt bleiben, dass es auch christliche Familien gab, die jüdische Kinder aufnahmen, ohne sie zu missionieren oder in sonst irgendeiner Weise negativ zu beeinflussen. Die Mehrheit jedoch hegte böswillige missionarische Absichten.
Zur damaligen Zeit besaß die katholische Kirche viel Einfluß auf die Osteuropäer und bestimmte die Regeln. Regeln, welche sich das Ziel gesetzt haben, die Juden zum Christentum zu bekehren. Dieselben Regeln existierten im Mittelalter und dieselben Regeln existieren bis heute, wenn fanatische Christen nach Jerusalem kommen, um ihre Missionshow abzuziehen.
Und um Primo Levi zu zitieren:"Was für eine Kirche ist das ?"
Kommt die Übergabe der Kinder in eine christliche Umgebung nicht einer Kapitulation Hitlers Plan der Judenausrottung gleich ?
"Ja, und bis heute hat sich daran nichts geändert".
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Es folgt ein eindringlicher Artikel des Historikers Daniel Goldhagen zum Thema. Im Internet verteidigt der Vatikan vehement seine Position und streitet bis heute jegliche Missionierung und Nichtherausgabe jüdischer Kinder ab.
Did the Pope 'steal' Holocaust children?
A 1946 Vatican letter was an attempt to stop the return of children to their Jewish families
Von Daniel Goldhagen
Imagine that a person, at some risk to himself, saves an infant from a burning car in a rural area. The parents are dead. We would call him a hero.
But then he decides to keep the child and raise her in his god’s way. The man does not inform the authorities. When the desperate child’s relatives come looking for her, even knocking on his door, he denies any knowledge of the child’s whereabouts. The man’s initial good deed has become a crime. He is a kidnapper.
A document from the archives of the French Roman Catholic Church has just been published that reveals Pope Pius XII to have been like this man when Jewish relatives came frantically knocking, demanding their children. In October 1946 a letter containing papal instructions was sent to the papal nuncio in France, Cardinal Angelo Roncalli, the future Pope John XXIII.
He was a man of known compassion for Jews, who was working to reunite Jewish children hidden in Catholic institutions during the Holocaust with parents, relatives and Jewish institutions. The letter ordered Roncalli to desist and to hold on to the Jewish children: “Those children who have been baptised cannot be entrusted to institutions that are unable to ensure a Christian education.”
Pius XII’s intent to deprive Jewish parents of their children was unequivocal: “If the children have been entrusted (to the church) by their parents, and if the parents now claim them back, they can be returned, provided the children themselves have not been baptised. It should be noted that this decision of the Congregation of the Holy Office has been approved by the Holy Father.”
Not returning baptised Jewish children was thus presented as a general church principle and policy — decided upon by the church’s authoritative Congregation and personally approved by Pope Pius XII. So it stands to reason that this policy was to be implemented across Europe.
It is still not known to what extent Roncalli or other church officials actually implemented the Vatican directive. The documents relevant to the church’s policy remain sequestered in the archives of the Vatican and in the archives of the national churches.
During the Holocaust unknown thousands of Jewish children had gained refuge in Catholic monasteries, convents and schools — though not at the behest of the Pope. They were saved by local heroes, priests and nuns, who also baptised an unknown number of the children under their care.
It is well known that Jewish survivors, in many though not all cases, had great difficulty retrieving their children. But it was only suspected that the church had a policy of stealing these Jewish children for Jesus.
Now we have a smoking gun: this chilling document. It reveals that the Pope’s and the church’s policy was, in effect, to kidnap Jewish children, perhaps by the thousands. It exhibits Pius XII’s callousness towards the suffering of Jews and its plain purpose was to implement a plan that would victimise the Jews a second time by depriving these survivors of the Nazi hell of their own children.
The document cannot surprise anyone familiar with the Catholic church during this period. But it does remove what Pius XII had enjoyed: plausible deniability. For 60 years the church and its officials have worked hard to deny the many crimes and outrages against Jews before, during and after the Holocaust committed by Pius XII, bishops and priests.
Pius XII and the church kept this policy of denying Jewish parents their children secret from the world, because they knew that it would be seen as outrageous and criminal. Yet religious robes should not cloak a person and his deeds from being called plainly what they are. The recent priestly sex abuse scandals have taught us this. They have also taught us that transparency is necessary for this most secretive of churches.
If the church is the moral institution it claims to be then it must take measures to redress this: the Vatican should establish and fund a fully independent commission of outside historical, ecclesiastical and forensic experts, led by a person of international stature, to determine how many Jewish children the church did not return and the role that Pius XII, cardinals and bishops played. The commission should be granted full access to all church institutions, personnel and documents.
Pope John Paul II, who has worked hard to improve the church’s bearing towards Jews, should publicly instruct all national European Catholic churches to co-operate fully with the investigators and to unearth what happened in their parishes.
For the church is an institution that records and preserves one thing above all else faithfully: baptisms. Upon identification, all Jewish victims or their survivors should be located by the church and notified. The commission should also publish detailed historical reports of its findings.
If Switzerland could do this with its Bergier Commission for the theft of Jewish assets during the war, and if Australia can do this for the children its government stole from Aborigines during the same period, the Catholic church can do this now. And the Vatican should finally stop the decades-long stalling and obfuscating about fully opening its own and its national churches’ archives covering the Holocaust period to scholars and journalists. It should also stop pretending that its sole transgression was not having done more to save Jews, and that its sole act of public penitence need be issuing wan apologies for its acts of omission. Surely this papal letter to Roncalli is not the only incriminating document in the church’s vast secret archives.
Finally, it should now be clear that the church should cease efforts to canonise Pius XII. He oversaw a church that, during the war, continued centuries-old practices of anti-semitism, knowing that the Jews were being persecuted and slaughtered. He presided over a church where German priests used its genealogical records to help the Nazis determine whom to persecute as a Jew and that officially continued for more than a decade after the Holocaust to teach that all Jews for all time are guilty as Christ-killers.
And with this authoritative church document from its own archives we know that Pius XII effectively made himself into one of the most rampant would-be kidnappers of modern times — not to mention a person bereft of human empathy for the Jewish parents in search of their children after years of suffering.
Auschwitz survivor Primo Levi’s memoir and commentary on the character of humanity was If This Is a Man. How can we not ask: if this is a saint, then what kind of church is this?
Daniel Goldhagen is the author of A Moral Reckoning: The Role of the Catholic Church in the Holocaust
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