Montag, Juli 28, 2008

G - ttes Thron

B"H

Als Kind stellt man sich allzu oft alles so richtig schön bildlich vor. Ich zumindest sah G - tt immer irgendwie als alten Mann mit langem weißen Bart durch den Himmel laufen. Natürlich wird man sich im Laufe der Zeit bewußt, dass dem nicht so ist. Aber wer sich weiter mit dem Judentum beschäftigt, der findet in zahlreichen Schriften den Begriff "G - ttes Thron". Bei mir jedenfalls tauchte da sofort wieder die alte Illusion vom Mann mit Bart wieder auf. "G - ttes Thron", auf dem Er sitzt und selbst zu Beginn des Rosh HaShana (Neujahrsfest) - G - ttesdienstes heißt es, dass G - tt (HaMelech) jetzt irgendwo da oben sitzt und uns richtet.

Wie wir wissen, bestehen Thora, Talmud, Midrash, Aggadah und viele andere jüd. Schriften aus Metaphern. Alles scheint in die Sprache des Symbolismus verpackt worden zu sein und manchmal geht es nicht weiter. Was bedeutet jetzt wieder dies und das ? Kommentare helfen, nur wird das Problem noch größer, wenn das gleiche Symbol in einem anderen Zusammenhang in einer anderen Bedeutung verwendet wird. Meistens muß der Lernende genau dann einen Zusammenhang zwischen der ersten sowie der zweiten Symbolbedeutung herstellen. In den Propheten, wie Yechezkel, kommt dies sehr häufig vor.

Was aber bedeutet G - ttes Thron ? Steht dort im Himmel irgendwo ein Thron herum ?

Selbstverständlich nicht und "Thron" steht für eine Metapher bzw. für ein Konzept. Der Rambam (Maimonides) schreibt in seinem Buch "The Guide for the Perplexed - Der Führer der Unschlüssigen 1:9", dass nur jemand, der wirklich Authorität besitzt, auf einem Thron sitzt. Zum Beispiel Könige. Unter anderem werden aber auch das Tabernakel und der Himmel als Thron bezeichnet. In Beiden ist G - tt manifestiert, wobei anhand des Tabernakels Sein Licht und Seine Herrlichkeit auf uns herabkommen. Der Himmel wiederum zeigt G - ttes Existenz und Kräfte; genauso wie ein Thron.

Des Weiteren müssen wir uns in Erinnerung rufen, dass G - tt unsere Welt und das Universum mit unterschiedlichen Kräften erschuf. Die Kabbalah begrenzt diese Kräfte auf die Zahl 10, doch bedeutet dies keinesfalls, dass G - tt nur aus eben diesen 10 Kräften (den 10 Sefirot) besteht. Er verfügt über Charaktereigenschaften, welche wir mit unserem menschlichen Verstand nicht zu fassen in der Lage sind bzw. gar nicht kennen.

Sobald G - tt den Platz auf Seinem Thron einnimmt und richtet, bedeutet dies, dass Er mit seinen allerhöchsten Kräften etwas tut. Zeigt er, zum Beispiel, Gnade, so läßt Er sich herab und beugt sich. Somit bewegt Er sich metaphorisch gesehen innerhalb der unteren Spähren Seiner Kräfte. Richtet Er sich dagegen auf oder sitzt auf Seinem Thron, dann werden all Seine höchsten Kräfte aktiviert, mit denen Er dann auch handelt und etwas bewirkt.
G - ttes Thron ist demnach eine Metapher für Handlungen auf den höchsten Leveln Seiner Charaktereigenschaften.


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