Freitag, September 05, 2008

Na Nach Nachma Nachman Me'uman




B"H

Jetzt, wenige Wochen vor Rosh HaShana, dem jüdischen Neujahrsfest, geraten viele Breslover Chassidim so richtig in Aufruhr. Obwohl deren erster und einziger Rebbe, Rabbi Nachman von Breslov (1772 - 10. Tishrei 1810) erst wenige Monate vor seinem so frühen Tod nach Uman (Ukraine) zog, liegt er dort begraben. Und ebenso vor seinem Tod wies Rabbi Nachman seine Chassidim an, ihn an jedem Rosh HaShana an seinem Grab in Uman besuchen zu kommen. Eine Bitte, die bis heute erfüllt wird und zu diesem Rosh HaShana Ende September werden mindestens 25,000 Chassidim in Uman erwartet. Ganze Sonderflüge heben vom israelischen Ben Gurion Flughafen ab und es kommt zu einem riesen Gedränge. Für die ukrainischen Bewohner von Uman ist der "Breslov - Kult" schon längst zum einträglichen Business geworden. Allerdings schleppen viele Breslover ihre Souvenirs, die sie planen in Uman zu verkaufen, gleich selbst mit aus Israel.

In Jerusalem unterscheiden sich drei Breslover Richtungen erheblich voneinander.

Da sind zum einen die geborenen Breslover aus Mea Shearim. Sie sind die Nachkommen der Anhänger des Rabbi Nachman von Breslov und darauf sind sie stolz. Ihre große Synagoge steht in Mea Shearim und bisher war ich leider nur einmal dort; zur Megillath Esther - Lesung an Purim.

Bei ihnen handelt es sich um sehr nette Leute, wenn man ihnen nicht zu nahe auf den Pelz rückt. So jedenfalls sehen es die Baalei Teshuva (geborene Juden, die erst im späteren Verlauf ihres Lebens relig. geworden sind). Die originalen Breslover sind nicht gerade von dem riesigen Rabbi Nachman - Kult der Baalei Teshuva begeistert und schauen auf die BTs herab. Jeder darf in die Synagoge kommen, doch die Oberhohheit pflegen nun einmal die originalen Breslover und sonst niemand. Diese Tatsache bekam schon Rabbi Eliezer Berland zu spüren, dem ein Sitzen auf Rabbi Nachmans berühmten Holzsessel verweigert wurde.

Der originale Holzsessel des Rabbi Nachman befindet sich heute in der großen Breslover Synagoge und wird bei festlichen Anlässen hervorgeholt. Es wundert mich nur, dass jeder munter auf diesem Stuhl sitzen will, lehnten es doch die Anhänger es nach dem Tode des Rebben ab, auf dem Stuhl zu sitzen. Keiner von ihnen hielt sich für würdig genug und somit gab es auch keinen neuen Rebben. Noch nicht einmal Rabbi Nathan Sternhartz, der engste Vertraute Rabbi Nachmans, nahm auf dem Stuhl Platz.

Rabbi Eliezer Berland ist der bekannteste Breslover Baalei Teshuva Rabbiner. Er wohnt nahe der großen Breslover Synagoge, gründete aber nach all den Reibereien mit den original Breslovern seine eigene Yeshiva im arab. Altstadtteil sowie seine eigene Synagoge. Wer bei Rabbi Berland lernt, der wird als ernstzunehmender Breslover Chassid betrachtet und nicht als Hippie.

Rabbi Shalom Arush lernte bei Rabbi Eliezer Berland und gründete ebenso seine eigene Yeshiva. Rabbi Arush mag vielen ein Begriff sein, denn er schrieb den Bestseller "The Garden of Emunah". Auch die Schüler des Rabbi Arush werden als ernsthafte Breslover Baalei Teshuva anerkannt.

Einer der Schüler des Rabbi Arush ist der Amerikaner, Rabbi Lazer Brody, der ebenso seine eigene Schule gründete.

Und dann gibt es noch jene, die im chassidischen Slang "die Nanas" genannt werden. Eine etwas bunt zusammengewürfelte Truppe, die fast allen ein Begriff sein dürfte. Nicht selten kommen sie in ihrem Kombi angerollt, halten mitten auf der Straße an, stellen die Musik auf volle Pulle und tanzen auf dem Wagendach. Ihre Songs sind Techno - geprägt und der Text ist leicht zu erlernen: "Na Nach Nachma Nachman Me'uman" - ein Wortspiel auf den Namen Nachman und dem Ort Uman. So richtig populär wurde das Movement erst mit diesem Spruch, nachdem Rabbi Israel von Odesser es gründete. Bei dem "Na Nach …" handelt es sich um eine Mantra, die Rabbi Nachman jedoch niemals selber benutzte. Laut Rabbi Nachman ist eine gute Form der Meditation ein Wort über und über zu wiederholen. Nicht alle Breslover Chassidim folgen dem "Na Nach …" Beispiel und haben ihre eigenen Wörter sowie Meditation.

Obwohl die Nanas durchaus ernste Baalei Teshuva Chassidim sind, klebt an ihnen fast immer der Ruf einer chaotischen Hippibewegung. Auf den ersten Anschein mag das so sein, sieht man sie doch oft in Jerusalems Fußgängerzone Ben Yehudah zu "Nana - Songs" hin und her hopsen. Auf Touristen wirken sie lustig, immer gut drauf und weltoffen. Der erste Anschein mag trügen, denn bei den Nanas handelt es sich um ernstzunehmende Chassidim, mit denen in gewissen Dingen nicht zu spaßen ist.

Des Weiteren nehmen sie eigentlich jeden Juden auf und in der Tel Aviver Sheinkin Street gibt es besonders viele ehemalige Junkies unter ihnen. Diese Ex - Junkies wollen nun anderen in Not geratenen Juden helfen, einen besseren lebensweg zu finden. Keine Gruppe zieht soviele Neuankömmlinge an wie die Breslover Bewegung einschließlich den Nanas. Für neue Nanas mag es eine New Age Welle sein, aber wer weiß. Unterschätzen darf man sie jedenfalls nicht.

Und auch gestern abend waren sie wieder in der Ben Yehudah, Ecke Zion Square, unterwegs. Auf dem Dach ihres weißen Kombi tanzend oder mit ihrem kleinen Verkaufsstand für Breslovliteratur. Mit ihrer lauten knalligen Technomusik waren sie der Publikumsmagnet. Weiter oben stellte Chabad eine Leinwand auf und spulte Rebbe Videos ab, aber so richtig die Post ging erst unten bei den Breslovern ab.



Die einzigartige Nana - Kipa: "Na Nach Nachma Nachman Me'uman"


Es ist schade, dass die Chassidut Breslov nicht auf weltweiten Outreach ausgerichtet ist wie Chabad. Ansonsten täten die Breslover eine muntere Konkurrenz zur Chabad Chassidut abgeben. Die Inhalte der Chassidut Breslov unterscheiden sich wesentlich von Chabad, aber es ist immer interessant, Neues kennenzulernen. Besonders aus dem Grund, weil doch Rabbi Nachman der Urenkel des Baal Shem Tov war. Rabbi Nachmans Mutter Feigi war die Tochter der Tochter des Baal Shem Tovs. Und Rabbi Nachman kannte den Baal Shem Tov noch. Somit sehen sich die Breslover als originale Chassidim, wobei Rebbe Shneur Zalman von Liadi, der Chabad - Gründer, beim Maggid von Mezritch lernte, aber den Baal Shem Tov niemals persönlich kennengelernt hatte, geschweige denn mit ihm verwandt war.

Es lohnt sich immer, einmal bei den Breslovern hereinzuschauen und ich selber fühle mich mit ihrem chassidischen Zugang wohler als mit dem von Chabad.


Tanzende Nanas



Mehr zu Breslov:

Chassidut Breslov, Teil 1

Chassidut Breslov, Teil 2


New Age is überall

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