Donnerstag, Juli 31, 2008

Chabad zum Antizionismus

B"H

Ein Leser meines engl. Blogs fragte mich nach der Chabad Meinung zum Antizionismus. Hier ist die Antwort, welche ich von Rabbi Tzvi Freeman aus der New Yorker Hauptzentrale von Chabad erhielt. Ein Bekannter von mir, ein Chassid (NICHT Chabad !!!) machte noch ein paar weitere Anmerkungen zum Thema.

Beide Artikel sind in englischer Sprache verfasst !!!


http://chassidicstories.blogspot.com/2008/07/bh-ein-leser-meines-engl.html

Die Frau als "Namensuntertan"

B"H

Israels aschkenasischer Oberrabbiner Jonah Metzger regt sich über den "Namensfeminismus" der israelischen Frauen auf. So gebe es in den letzten Jahren immer mehr Frauen, die nach der Hochzeit ihrem Geburtsnamen den Familiennamen des Gatten hinzufügen. Doppelte Familiennamen haben Hochkunjunktur und Rabbi Metzger sieht hier die optimale Ehe als unvollkommen. Frau solle nur den Familiennamen des Mannes tragen, denn erst so wäre eine jüdische Ehe perfekt.

Der Vorschlag an sich hat nicht besonders viel Negatives, doch die Bemerkung, dass eine Ehe nur dann perfekt sei, wenn die Frau den Familiennamen des Mannes trägt, ist recht primitiv. Primitiv zu unserer Zeit, denn was viele Rabbiner immer wieder gerne vergessen ist, dass Frauen zu biblischen und talmudischen Zeiten bis hin ins Mittelalter fast führende Positionen im Judentum einnahmen. Mehrere Male schon berichtete ich darüber: So beteten Avraham und Sarah sowohl als auch Yitzchak und Rivka (Rebekka) noch zusammen in einem Raum. Zu talmudischer Zeit gab Beruriah gab ihrem Gatten Rabbi Me'ir wichtige Ratschläge, die der Talmud nicht verbirgt. Die Prophetin Deborah (Dvorah) saß unter einer Palme und richtete. Die Töchter Raschis lernten Talmud, unterwiesen die Juden (ebenso Männer) in Halacha und schrieben mit höchster Wahrscheinlichkeit den Raschi - Kommentar zum Talmud Traktat Nedarim. Kurz gesagt, die Frau wurde als spiritueller Partner des Mannes gesehen, was sich im Laufe des 17. Jahrhunderts zu ändern schien.

Genau diese Auflistung gab ich vor wenigem Tagen einem Chassid und er gab offen zu, dass ich recht habe.

"Dann sag das mal deinen chassidischen Kollegen", meinte ich grinsend.

"Oh, nein, gab er zurück, die sagen dann, ich soll ein Bad in einer kalten Mikweh (Ritualbad) nehmen, um wieder zur Besinnung zu kommen".

Vielleicht sollte jemand Rabbi Metzger und allen anderen, die so denken wie er, ein Bad in einer kühlen Mikweh vorschlagen.

Mittwoch, Juli 30, 2008

Rache als Ausnahmezustand

B"H

Nicht wenige amerikanisch - relig. Blogs sehen den Ausstieg der Gitty Grunwald aus der Chassidut Satmar als Zeichen des Versagens. Wer aber versagt, wenn jemand sich entschließt, aus der haredischen (ultra - orthodoxen) Gesellschaft auszusteigen ? Genauso betrifft dies übrigens die Nationalreligiösen, denn auch bei ihnen sind solche Fälle nicht gerade eine Seltenheit.

Ist die jüdisch - orthod. Gesellschaft nicht verpflichtet, sich um ALLE ihre Mitglieder bzw. Anhänger zu kümmern ? Was geschieht, wenn es jemandem mental schlecht geht, weil er seine Zweifel an G - tt und der Welt hegt ? Wird er fallengelassen, weil er nicht mehr ins System paßt ?

Ich möchte an dieser einige meiner privaten Erfahrungen schildern, die sich weitgehend mit den in anderen Blogs beschriebenen Situationen decken. Zu bedenken gebe ich allerdings, dass die Fälle religiös Geborener wesentlich anders verlaufen als bei jenen, die irgendwann einmal später religiös geworden sind.

Als ich mich nach langem Hin und Her entschloß "auszusteigen" so war für mich von Beginn an klar, dass dies nur zeitweilig geschieht. Überhaupt war alles nur zeitweilig, selbst meine Rückkehr nach Deutschland. Aber vor genau zehn Jahren sah ich einen Abstand als die beste Heilmethode an.

Wer aussteigt und plötzlich nicht mehr im System der Thoraeinhaltenden Orthodoxie verzeichnet ist, der muß sich zuerst seiner Umwelt erklären, was schon allein eine Katastrophe darstellt. Bei mir war das relativ einfach, denn plötzlich trug ich wieder Hose und keinen langen Rock mehr. Und meine erste Katastrophe begann schon im heimischen Treppenhaus bei den Nachbarn (fast alle Haredim). Nach wenigen Sekunden begegnete mit der Nachbar, der seine Kinder in den Kindergarten brachte. Aber er grüßte wie immer und sagte kein weiteres Wort. Nur die Kinder starrten mich an.
Im Bus fühlte ich mich wahnsinnig wohl. Ich sah die anderen Haredim und bekam ein Glücksgefühl. Endlich gehörte ich nicht mehr dazu und konnte machen, was ich wollte. Herumlaufen wie ich wollte. G - tt versteht das bestimmt, die Fahrgäste nicht.

Eine weitere haredische (ultra - orthod.) Bekannte traf mich in der Altstadt und starrte meine Hose an. Und ausgerechnet von ihr kam eine Reaktion, die ich niemals auch nur in meinen schlimmsten Träumen erwartet hatte. Sie stellte eine nur einzige Frage:
"Wer hat Dich verletzt ?"
Und eben diese Frage war es, die mich fast in Grund und Boden versinken ließ. Mit dieser einzigen Frage hatte sie genau den Punkt getroffen. Wie, was und wer mich verletzt hatte, das war ich nicht unbedingt in der Lage zu beantworten. Vordergründig könnte ich alles auf meine damals ziemlich extreme Mitbewohnerin schieben. Sie war zumindest einer der Gründe. Der Hauptgrund jedoch war ich selbst, denn anfangs hatte ich nicht bemerkt, dass der relig. Prozeß viel zu schnell ging bzw. diverse haredische Richtungen nichts für mich sind. Zum Schluß half auch das "Sich - selbst - belügen" nicht mehr. Und so kam was kommen mußte.

Meine Umgebung nahm meine Entscheidung auszusteigen nicht so auf, wie ich es erwartet hatte. Die absolute Mehrheit, bis auf einen, nahmen meine Krise als völlig normal hin. Keine Rausschmisstimmung, sondern man müsse sich Zeit halt lassen und eine Pause täte mir sicherlich gut. Natürlich wurde darauf hingewiesen, dass ich schon irgendwann zurückkehren solle.

Zuerst war ich grenzenlos wütend auf alles um mich herum. Im Bus konnte ich den Haredim nicht mehr beim Talmudlernen zuhören, wenn sie eine bestimmte Melodie vor sich hersummten. Bei einem Rabbi weigerte ich mich am Schabbat nach dem Essen das Birkat HaMazon zu beten. Nicht, um meine Rachegelüste walten zu lassen, sondern weil ich Gebete und Leute, die dies intensiv taten einfach nicht mehr sehen konnte. Erst einmal in Deutschland, so sagte ich mir, veröffentliche ich alle miesen Seiten des haredischen Lebens. Und dann kriegt ihr es alle zurück ...

Es brauchte einiges an Zeit, um auch in Deutschland über alles hinwegzukommen. Erst einmal in der deutschen Arbeitswelt angelangt, geht wieder alles einfacher, denn dort gibt es andere Probleme. Was mich von Beginn an wahnsinnig störte war, dass niemand in der Lage war, meine Probleme zu verstehen. Der örtliche Rabbiner hatte von Tuten und Blasen keine Ahnung und was mir letztendlich blieb, waren Telefon und Internet, um mich mit chassidischen Rabbis oder Bekannten in Jerusalem auszutauschen. Vor allem meine Chabad - Freunde waren immer zur Stelle.

Die haredische Gesellschaft reagiert schon manchmal recht eigenartig, wenn es um derlei Probleme geht. Wobei ich keine Zweifel an G - tt hegte, sondern nur viele Inhalte meines alten Lebens einfach vermißte. Freiheit und das Denken mehr als unkoscheres Essen.

Nicht wenige Haredim wollten sich nicht auf nähere Gespräche mit mir einlassen. Gespräche, die ich immer wieder suchte. Sobald das Wort "Krise"auch nur durch den Raum wehte, kehrte bei vielen das große Schweigen ein. Man will lieber nichts hören und wechselt das Thema, denn schließlich will man ja nicht in den Sumpf mit hineingezogen werden. Ansonsten bekommt man selber auch noch eine Krise und was dann ? Soll doch der Betreffende zu einem Rabbi gehen.

Das tat ich, und zwar zu einem Chabad - Rabbi, der damals sehr half. Meine Krise selbst konnte ich in Deutschland nicht bewältigen, sondern nur aufschieben. Eine Lösung gab es eh nur in Jerusalem innerhalb und mit der haredischen Gesellschaft und nicht irgendwo ohne einen direkten Bezug. Dennoch war ein Abstand sehr hilfreich.

Nun kommen wir zu den haredisch Geborenen:
Bei ihnen wird oft weniger tolerant umgegangen, vor allem dann nicht, wenn der Vater Rabbiner ist. Wer Glück hat, bekommt einen Sozialarbeiter von außerhalb, der einen Kompromiß zwischen den Beteiligten herzustellen versucht. Andere wiederum fliegen aus der Yeshiva, denn dort sind sie negativer Einfluß. Stattdessen gibt man ihnen andere Aufgaben, um sie zwar walten zu lassen wie sie wollen; dennoch aber sollen sie nicht ganz abdriften und am Ende auf der Straße landen.

Bei Gitty verhält sich der Fall so, dass sie erst im Alter von drei Jahren zu Satmar stiess (durch ihre Mutter). Somit kam sie von außen und wäre sie Satmar - Geborene und ihr Vater ein Rabbi, sehe die Lage wesentlich fataler aus. Sie aber entschloß sich zur gnadenlosen Rache, indem sie zur Presse lief und darüberhinaus nicht gerade anständige Photos von sich knipsen liess. Rache bis zur Bloßstellung der eigenen Persönlichkeit. Übrigens nahm Satmar von jeder Stellungnahme Abstand, was zu erwarten war.

So zu reagieren wie Gitty ein Hilferuf. Sie will Aufmerksamkeit und seitens Satmar wäre es keine schlechte Idee gewesen, jemanden zu schicken, der mit ihr redet und auf die Probleme eingeht. Jemand, der wenigstens zuhört. Nach langer Zeit des Verbergens und Stillhaltens gerät man an den Abgrund, der da lautet, sich mitteilen zu müssen. Es geradezu herauszuschreien. Aber wenn man keinen Ansprechpartner findet, kann dies fatale Folgen haben.

Ganz wichtig ist es, sein eigentliches Problem ausfindig zu machen und ein Konzept auszuarbeiten, welches einen vor weiteren Krisen bewahrt.
Wie gehe ich jetzt und in Zukunft damit um ?
Rache allein ist keine Lösung und man schadet damit nur sich selbst und nicht der Gesellschaft. Im Vordergrund sollte die eigene Person samt ihrer Zukunft stehen und Rache läßt einen garantiert nicht weiterkommen im Leben.

Parashat Maasei

B"H

Die Thoralesung für diesen Schabbat

"Dies sind die Stationen der Kinder Israels, welche unter der Führung von Moshe und Aharon aus dem Land Ägypten kamen".

Das Wort "Stationen" findet man in der englischen Übersetzung mit dem Wort "Reisen". Ich jedoch lege mich auf das Wort "Stationen" fest, da eben dies im Deutschen besser klingt und insgesamt den gleichen von der Thora beabsichtigten Sinn ergibt.

Nach der extrem kurzen Einleitung werden uns sogleich die 42 Stationen der Israeliten nach ihrem Auszuge aus Ägypten aufgelistet. Diese Auflistung geschieht nicht zum ersten Mal, denn sobald die Israeliten von einem Ort zum anderen zogen, berichtet uns die Thora davon. Warum also wird in der Parashat Maasei nochmals alles zusammen aufgelistet ?

Der Schüler des Baal Shem Tov, Rabbi Yaakov Yosef von Polonoye (Polna), vergleicht die Liste der Stationen mit Avraham. In der Parashat Lech Lecha befahl G - tt dem Avraham in ein anderes Ihm auserwähltes Land zu gehen. Lech Lecha heißt wörtlich übersetzt: "Geh zu dir selbst. Suche deinen eigenen Weg und deine Lebensaufgabe".

Der Baal Shem Tov selber sah die 42 Stationen in der Wüste genauso als unsere privaten Lebensstationen von der Geburt bis zum Tod. Symbolisch vergleicht er die Auszug aus Ägypten mit dem der "Auszug des Neugeborenen aus dem Mutterleib". Hinterher reist jeder Mensch in seinem Leben von Station zu Station. Die 42 Stationen sind somit auch unsere Lebensstationen. Auch wir bewegen uns in unserem Leben von Level zu Level und bleiben nie irgendwo stehen. Es gibt immer Ups und Downs, die wir bewältigen müssen. Unser Endziel sollte sein, sich weitgehend vom Materialismus etwas loszusagen und sich auf mehr Spiritualität zu konzentrieren. Wir haben die Macht, unseren Level selbst zu bestimmen, indem wir richtige oder falsche Entscheidungen treffen. G - tt stattete uns mit einem eigenen Willen aus und wir sollten am besten wissen, wie diesen Willen einsetzen.

Der berühmte Thorakommentator Ohr HaChaim unterteilt die Stationen der Israeliten in zwei verschiedene Kategorien ein: Die erste davon sind die Stationen, welche die Israeliten im ersten Jahr vor dem g – ttlichen Urteil (nach dem Vergehen der Spione) durchliefen. Die zweite Kategorie sind demzufolge die Stationen, welche die Israeliten nach dem g – ttlichen Urteil noch weitere Jahre durch die Wüste gehen müssen, durchliefen. In der Kabbalah gelten die 40 Jahre der Wüstenwanderung als eine Art Reinigungsprozeß der Seele (Neshama). Jede einzelne Station sollte symbolisch ein inneres Wachstum darstellen. Der Weg zur eigenen Perfektion im Handeln, Glauben sowie der Spiritualität. Wer will, der kann die Wüste als riesige Mikweh (Ritualbad) betrachten, aus der man Tahor (rein) hervorkommt und somit ins Land Israel geführt wird.

Die Midrasch Rabbah nennt einen weiteren Grund, warum Parashat Maasei eine Liste der einzelnen Stationen aufführt. Niemals soll vergessen werden, welche Wunder G – tt für uns vollbracht hat. Vom eigentlichen Auszug aus Ägypten bis hin zum Manna, dem Brunnen Miriams oder den Wundern des Mischkans (Tabernakels).

Ursprünglich hatte G – tt geplant, die Israeliten nach der Gabe der Thora an sie sofort nach Israel zu führen. Doch dies schlug fehl, denn einige von ihnen entschieden sich, ein Goldenes Kalb anzubeten. Alles wurde nach der Rückkehr der Spione und dem einsetzenden Jammern vieler Anwesender noch viel schlimmer. Man begann an G – tt zu zweifeln und trotz all der Wunder fand alles ein klägliches abruptes Ende. Die Generation mußte ausgewechselt werden und eine neue entstand innerhalb der vierzig Jahre. Die Kabbalah sieht einen Zusammenhang zwischen der Generation Noachs, jener des Turmes von Babylon, jener von Sodom und jener Generation, welche durch die Wüste wanderte. Alle haben dieselben Seelenwurzeln und wurden in jeder hier genannten Generation neu reinkarniert, um sich endlich zu perfektionieren. Und immer wieder schlug alles fehl, weil die Betroffenen ihren freien Willen zu Negativem benutzten. Und immer wieder wurde neu reinkarniert, damit die Generation sich eines Besseren besinnt und so die eigene Seele perfektioniert.

Wie perfektionieren ?
Anhand der Einhaltung von Thoramitzwot erreiche ich eine allmähliche Perfektion, die mich immer näher an G – tt heranführt (Devekut). Genauso zu diesem Zweck wurden wir ursprünglich erschaffen, selbst wenn wir dies heute vor lauter Moderne nicht mehr sehen wollen bzw. nur allzu schnell und gerne vergessen.

Die 42 Wüstenstationen sind keine nette antike Story, sondern wie die Israeliten damals, durchlaufen wir dieselben Stationen in unserem Leben. Unser Weg zur Perfektion und danach oder sogar vorher soll Meschiach kommen. Vielleicht sollten wir dies zum Anlass nehmen, aus den Fehlern der Israeliten zu lernen …..

Parashat Maasei ist zugleich die letzte Lesung aus dem Buch Numeri (Sefer BaMidbar) und am kommenden Schabbat beginnen wir in den Synagogen mit dem Sefer Devarim (Deuteronomy).

Schabbat Schalom und einen erfolgreichen und gesunden Monat Menachem Av.

Rosh Chodesh Menachem Av - Beginn des jüdischen Monat Menachem Av

B"H

Am kommenden Schabbat (2. August) beginnt der jüdische Monat Menachem Av. Offiziell lautet der Monatsname AV, doch wird er im Text des Segen für den neuen Monat "Menachem Av" genannt.

Der jüdische Monat Av war stets ein negativer Monat für das jüdische Volk. Unter anderem brach der Erste Weltkrieg aus und die Endlösung wurde beschlossen.

Am 9. Av, den wir zwei Wochen begehen, wurden beide Tempel zerstört. Dem vorausgegangen war die Rückkehr der Spione in das Lager der Israeliten mit der Nachricht, dass es sich nicht lohne, nach Israel weiterzuziehen und sich dort anzusiedeln. Moshe sprach dagegen, doch viele Israeliten begannen zu jammern. Daraufhin sagte G – tt, dass es keinen Grund zum Weinen gebe, allerdings wird dieser Tag für euch ein Schicksalstag werden.

Am 9. Av trauern wir um beide zerstörten Tempel. Laut vielen Kommentatoren hat der Monat Av auch etwas Positives, denn der Meschiach soll in diesem Monat geboren werden. Wenn er kommt und der Dritte Tempel steht, wird sich der Fastentag Tisha Be' Av (9. Av) in einen Feiertag verwandeln.

Am 1. Av, gedenken wir ebenso der Yahrzeit von Aharon HaCohen, dem Bruder Moshes und Miriams. Aharons Todestag ist der einzige Todestag, der ausdrücklich in der Thora Erwähnung findet. Warum ausgerechnet Aharon ? War nicht sein Bruder Moshe viel wichtiger ?
Es heißt in der Thora, dass als Aharon verstarb, ALLE Israeliten weinten. Weder bei Miriam noch bei Moshe steht das geschrieben. Natürlich beweinten auch viele den Tod der beiden, doch nicht alle. Bei Aharon dagegen weinten ALLE, denn er war als Friedensstifter hoch geschätzt. Wenn sich die Israeliten stritten, schritt Aharon stets ein und machte Frieden zwischen den Parteien.

Normalerweise ist ein Monatsbeginn immer ein freudiges Ereignis, doch sollen wir im Av unsere Freude etwas bremsen, denn dieser Tag leitet die neun Tage vor dem 9. Av ein und uns werden diverse Halachot bzw. Minhagim (Bräuche) aufgetragen.

1. Es sollte in diesen neun Tagen keine neue Kleidung gekauft werden, es sei denn, es handelt sich um spezielle Schuhe ohne Leder für den 9. Av.

2. Es sollte keine Wäsche gewaschen werden.

3. An Wochentagen wird auf den Verzehr von Fleisch und Wein verzichtet. Beides gibt es nur am Schabbat vor dem 9. Av.

4. An den Wochentagen vor dem 9. Av sollte nicht geduscht werden, sondern nur am Freitag vor Schabbateinbruch.

5. Parties und andere Feiern sollten vermieden werden. Genauso wie Kino und Musik.

All diese Gesetze sind verbunden mit der Trauer um die Tempelzerstörungen.

Am 5. Av begehen wir die Yahrzeit des großen Kabbalisten Rabbi Yitzchak Luria, dem Arizal.

Der Schabbat vor dem 9. Av, wird Shabbat Chazon genannt.

Laut dem "Book of Creation" – Sefer Yetzirah, hat jeder jüdische Monat einen eigenen Stamm, Buchstaben, ein Organ, eine menschlichen Sinn, einen Buchstaben und ein Sternzeichen.

Das Sternzeichen des Av ist der Löwe, der Buchstabe ist das TED ט , der Stamm ist Schimon, das Organ ist die linke Niere und der menschliche Sinn ist das Hören.

Das Hören kommt von den ausgesandten Spionen, die zurückkamen und die Israeliten deren Botschaft hörten. Hören bedeutet immer etwas zu erhalten. In dem Moment, in dem wir hören, unterscheiden wir automatisch zwischen gut und böse und stellen so unsere innere Balance her.

Den Entscheidungen hilft die linke Niere, die in talmudischer Literatur als Ratgeber erwähnt ist (siehe Talmud Berachot).

Obwohl der Monat Menachem Av als Katastrophe für das jüdische Volk gilt, haben wir die Kraft, ihn in etwas Positives umzuwandeln. Vor allem sollten wir für die baldige Ankunft des Meschiach beten. Und wie einmal jemand bei Rabbi Mordechai Machlis lehrte, sollten wir es nicht nur so vor uns hinsagen, sondern es richtig wollen, dass der Meschiach kommt.

Chodesch Tov – einen gesunden und erfolgreichen Monat Av !!!

Dienstag, Juli 29, 2008

Gedanken zum Tammuz und Av

B"H

Wer dieser Tage in jüdisch – religiösen Kreisen verkehrt, der stellt schnell fest, dass es weder Musik noch Hochzeiten gibt.
Der Grund ist einfach erklärt: Wir befindet uns gerade in den drei Wochen vor dem Tisha Be' Av; den sogenannten "Bejn HaMizrim". Die Bejn HaMizrim sind eine Trauerperiode vom 17. Tammuz bis hin zum Tisha Be'Av in knapp zwei Wochen. Kurz gesagt geht es in dieser Zeit um die Trauer beider Tempelzerstörungen und daher werden bestimmte Trauerrituale eingehalten. Darunter auch, dass bis zum 9. Av (Tisha Be' Av) keine Hochzeiten stattfinden oder keine Musik gehört wird, denn diese sind ein Zeichen übermäßiger Freude.

Den 17. des jüdischen Monat Tammuz begingen wir vor etwas mehr als einer Woche als Halbfastentag. Der Talmud Traktat Taanit 26a listet die Ereignisse des 17. Tammuz auf, welche die Juden befielen:
1. Moshe kam vom Berg Sinai, sah die Juden um das Goldene Kalb tanzen und zerbrach aus Ärger das erste Paar der Bundestafeln (Luchot).

2. Vor der Zerstörung des Zweiten Tempels durchbrachen an dem Tag die Römer die Jerusalemer Stadtmauer.

3. Apostumos, ein griechischer General, verbrannte die Thora, welche im Zweiten Tempel in der Azarah (Tempelhof um das Allerheiligste – Kodesh HaKedoshim) aufbewahrt wurde. Die einzigartige Thorarolle war vom Propheten Ezra geschrieben worden und seither dazu benutzt, etwaige Schreibfehler in anderen Thorarollen zu korrigieren.

4. Des Weiteren plazierte eben jener Apostumos während der griechischen Besatzung eine Götzenstatue in den Zweiten Tempel.

Der 9. Av (Tisha Be'Av) ist nicht nur der Tag, an dem beide Tempel zerstört wurden, sondern gerade dieser Tag hat im Judentum eine alte Tradition für negative Ereignisse. Und so war es jener Tag, an dem die von Moshe entsandten Spione aus Israel zurückkamen und negativ über das Heilige Land berichteten. Diese überflüssige Ablehnung der Besiedlung Israels sowie das Weinen der Israeliten, nahm G – tt als Anlaß den Juden zu zeigen, was wirkliche Tragödien bedeuten, bei denen es zu weinen gilt.

Viele Fragen kommen hierzu auf genauso wie viele Fragen überhaupt zum Thema "Tempel". War das Vergehen der Spione tatsächlich so furchtbar schwerwiegend, dass G – tt dadurch veranlaßt wurde, beide Tempel zerstören zu lassen ? Wieso wurden sie dann erst gebaut und was hat deren Zerstörung heute noch mit uns zu tun ?
Kommentatoren sagen, dass die Spione zwar die Wahrheit sagten als die den Israeliten berichteten, was sie im Lande Canaan gesehen hatten. Das Vergehen jedoch bestand darin, dass sie in ihren Berichten immer etwas Negatives hinzufügten, ohne bei den eigentlichen Tatsachen zu bleiben. Viele Zuhörer verloren dadurch ihr Vertrauen in G – tt und begannen zu klagen.

Es gibt kaum etwas, was wir anhand der Einhaltung von Thoramitzwot bzw. all unseren Taten nicht beeinflussen. Hätten sich unsere Vorfahren zu Tempelzeiten darauf besonnen, eben solch ein Leben zu führen, wäre es vielleicht nicht zu den Zerstörungen gekommen. Auf der anderen Seite gehört so manches zum Lauf der Zeit. Als der Prophet Yechezkel seine Vision erhielt, war der Erste Tempel schon zerstört worden. Wie wir jedoch aus dem Buch Yechezkel erfahren, wird es einen neuen Tempel geben, dessen Äußeres sogar beschrieben wird. Und dieses Äußere trifft nicht auf den Zweiten Tempel zu. Von daher war es klar, dass es einen Dritten endgültigen Tempel geben wird und somit war offensichtlich, dass der Zweite Tempel zerstört werden mußte.

Trotzdem begehen wir die Trauerperioden um die Tempel. Erstens, weil wir aus den Fehlern unserer Vorfahren lernen sollen und zweitens weil wir aufgrund der Zerstörungen die Anwesenheit G – ttes (Schechinah) in unserer materiellen Welt verloren. Nicht ganz verloren, doch immerhin um einiges in die Ferne gerückt und nicht mehr so ganz offensichtlich wie es einmal war bzw. in der Zukunft sein wird. Deswegen halten wir in den drei Wochen vor und am Tisha Be'Av selbst Mitzwot ein, die ansonsten nur für einen Trauernden gelten.

Aber im Judentum wird auch immer die Hoffnung groß gehalten und hierzu ist zu sagen, dass sich der Tisha Be'Av nach der Ankunft des Meschiach in einen Freudentag verwandeln wird. Keine Trauer und kein Fasten mehr, sondern ein neuer Dritter Tempel, in dem dieselben Gesetze wieder eingeführt werden. Heißt Tieropferungen, Cohanim (Tempelpriester) und Levi'im (Leviten). Weiterhin betrachten viele Gelehrte den Tisha Be' Av als jenen Tag, an dem der Meschiach geboren wird. Hoffen wir, dass dieser noch vor dem diesjährigen Tisha Be' Av kommt, denn dann brauchen wir nicht mehr zu fasten.

Angst um den Ruf

B"H


Frage an alle:

Stellt Euch einmal vor, Ihr seid religiös geworden, lebt nun in einer gewissen Umgebung und habt Euch einen neuen entsprechenden Freundeskreis aufgebaut, der Euch wiederum nur als relig. Person kennt. Natürlich ist bekannt, dass Ihr in der relig. Gesellschaft relativ neu seid, doch was soll's; Ihr habt Euch halt entschlossen, einen neuen und wesentlich anderen Lebensabschnitt zu beginnen.

Dann aber geschieht es auf einmal, dass Ihr Besuch von "Außen" erhaltet. Was dann ? Sollt Ihr Euren Besuch, der sich da eventuell weigern mag, sich in Eurer Begleitung anständig anzuziehen, mit zum Rabbi nehmen ? Könnt Ihr Euch mit dem Besucher in einer haredischen (ultra – orthod.) Nachbarschaft blicken lassen ? Macht Euch das alles nichts aus oder ist es dagegen schon eher etwas unangenehm ?

Genau dieses Problem sieht heute eine Freundin von mir auf sich zukommen. Sie wurde mehr oder weniger relig. Heißt, sie ist noch dabei, was aber wiederum nicht bedeutet, dass sie ihr vorheriges säkuleres Leben einfach so abstreift. Ganz im Gegenteil, denn sie hält Freundschaften aus eben jener "alten Zeit" intensiv aufrecht.
Heute nun bekommt sie Besuch von einer säkuleren Freundin aus Haifa. Nun ist die Stadt Haifa nicht gerade für eine übermäßig relig. Einwohnerschaft bekannt. Das Gegenteil ist der Fall, obwohl es in der Stadt auch viele Vishnitzer Chassidim gibt. Von der Abspaltung Seret – Vishnitz wohlgemerkt.

Seit einer Woche versucht meine Freundin (nennen wir sie "A") ihre Freundin aus Haifa (nennen wir sie "B") telefonisch dazu überreden, sich ein paar anständige Klamotten mitzubringen. Wobei anständig im relig. Sinne schon wieder übertrieben klingt.

Rabbi Mordechai Machlis gibt jeden Dienstag einen Schiur (Vortrag) und da A der B aus Haifa schon soviel davon vorgeschwärmt hat und B heute eh in Jerusalem weilt, entschlossen sich beide, zusammen zum Schiur zu gehen. Ein Problem ist, dass sich B aus Haifa mit hautengen Jeans und T – Shirt bekleidet.
Problem Nr. 2 ist, dass die Beiden zwei haredische Stadtteile durchqueren müssen.

Meine Freundin A versuchte B zu Folgendem zu bewegen:
Sie soll sich wenigstens ein paar normale Jeans und ein ebenso normales Shirt anziehen. Bedeutet nicht hauteng und das Shirt mit Ärmeln, die mindestens bis zum Ellenbogen reichen. Kein hautenges Shirt ohne Ärmel und mit riesen Ausschnitt.

B weigerte sich am Telefon und wechselte das Thema. Sobald A jedoch auf das Thema zurückkam, zeigte B Uneinsichtigkeit. Es sei ihre Sache, was sie anziehe.

A hingegen ist es wichtig, denn sie bewegt sich viel in besagten zwei haredischen Stadtteilen und will nicht von anderen in solch einer Begleitung gesehen werden. Wobei sie dies der B nicht offen zugab, sondern als Grund eventuell Steineschmeissende Haredim angab. Eine Behauptung, die nicht ganz stimmt, aber naja.
Des Weiteren will A den Rabbiner nicht in eine mißliche Lage bringen, wenn er B begrüßt, aber dabei wegschauen muß, weil der Ausschnitt zu tief sitzt. Mit anderen Worten, der A ist das alles peinlich und sie ist, nach eigenen Worten froh, wenn der Schiur vorbei ist.

Obwohl zwischen A und B keine telefonische Einigung zustande kam, hoffe ich, dass die Beiden sich im Laufe des heutigen Tages irgendwie einigen, denn sonst gibt es Zoff und der Tag ist eventuell verdorben.

Okay, B kann sich anziehen, wie immer sie will und bei Rabbi Machlis wird jeder eingelassen. Dennoch verstehe ich wiederum nicht, wieso man sich so uneinsichtig zeigt. Zwei Stunden einmal eine reguläre Jeans sowie ein ebens solches T – Shirt anzuziehen. Bricht man sich dabei etwa einen Zacken aus der Krone ?
Oder geht es wieder nur einmal mehr ums Prinzip ?

Montag, Juli 28, 2008

G - ttes Thron

B"H

Als Kind stellt man sich allzu oft alles so richtig schön bildlich vor. Ich zumindest sah G - tt immer irgendwie als alten Mann mit langem weißen Bart durch den Himmel laufen. Natürlich wird man sich im Laufe der Zeit bewußt, dass dem nicht so ist. Aber wer sich weiter mit dem Judentum beschäftigt, der findet in zahlreichen Schriften den Begriff "G - ttes Thron". Bei mir jedenfalls tauchte da sofort wieder die alte Illusion vom Mann mit Bart wieder auf. "G - ttes Thron", auf dem Er sitzt und selbst zu Beginn des Rosh HaShana (Neujahrsfest) - G - ttesdienstes heißt es, dass G - tt (HaMelech) jetzt irgendwo da oben sitzt und uns richtet.

Wie wir wissen, bestehen Thora, Talmud, Midrash, Aggadah und viele andere jüd. Schriften aus Metaphern. Alles scheint in die Sprache des Symbolismus verpackt worden zu sein und manchmal geht es nicht weiter. Was bedeutet jetzt wieder dies und das ? Kommentare helfen, nur wird das Problem noch größer, wenn das gleiche Symbol in einem anderen Zusammenhang in einer anderen Bedeutung verwendet wird. Meistens muß der Lernende genau dann einen Zusammenhang zwischen der ersten sowie der zweiten Symbolbedeutung herstellen. In den Propheten, wie Yechezkel, kommt dies sehr häufig vor.

Was aber bedeutet G - ttes Thron ? Steht dort im Himmel irgendwo ein Thron herum ?

Selbstverständlich nicht und "Thron" steht für eine Metapher bzw. für ein Konzept. Der Rambam (Maimonides) schreibt in seinem Buch "The Guide for the Perplexed - Der Führer der Unschlüssigen 1:9", dass nur jemand, der wirklich Authorität besitzt, auf einem Thron sitzt. Zum Beispiel Könige. Unter anderem werden aber auch das Tabernakel und der Himmel als Thron bezeichnet. In Beiden ist G - tt manifestiert, wobei anhand des Tabernakels Sein Licht und Seine Herrlichkeit auf uns herabkommen. Der Himmel wiederum zeigt G - ttes Existenz und Kräfte; genauso wie ein Thron.

Des Weiteren müssen wir uns in Erinnerung rufen, dass G - tt unsere Welt und das Universum mit unterschiedlichen Kräften erschuf. Die Kabbalah begrenzt diese Kräfte auf die Zahl 10, doch bedeutet dies keinesfalls, dass G - tt nur aus eben diesen 10 Kräften (den 10 Sefirot) besteht. Er verfügt über Charaktereigenschaften, welche wir mit unserem menschlichen Verstand nicht zu fassen in der Lage sind bzw. gar nicht kennen.

Sobald G - tt den Platz auf Seinem Thron einnimmt und richtet, bedeutet dies, dass Er mit seinen allerhöchsten Kräften etwas tut. Zeigt er, zum Beispiel, Gnade, so läßt Er sich herab und beugt sich. Somit bewegt Er sich metaphorisch gesehen innerhalb der unteren Spähren Seiner Kräfte. Richtet Er sich dagegen auf oder sitzt auf Seinem Thron, dann werden all Seine höchsten Kräfte aktiviert, mit denen Er dann auch handelt und etwas bewirkt.
G - ttes Thron ist demnach eine Metapher für Handlungen auf den höchsten Leveln Seiner Charaktereigenschaften.


Symbolismus in der Thora und im Talmud

Die Thora ist nicht im Himmel !!!

Engel

Die Sprache der Thora

Die Illusion der Marmorsteine

Elokim

Neue haredische Proteste

B"H

Die israelische Supermarktkette "Schefa" ist nach wie vor mit einem haredischen (ultra – orthod.) Bann versehen. Wie ich schon mehrere Male in der Vergangenheit berichtete, gehört "Schefa" zur "Dor – Alon Gruppe", welche ebenso die Supermarktkette "AM:PM" besitzt. Und genau der "AM:PM" ist das eigentliche Problem, denn die Filialen haben am Schabbat geöffnet. Wer heute durch Tel Aviv oder das benachbarte Ramat Gan geht, der findet fast an jeder Straßenecke eine dieser Filialen. Die Produkte sind im Wesentlichen koscher, doch die Öffnungszeiten am Schabbat halt nicht.

Die "Schefa" – Kundschaft besteht zum größten Teil aus Haredim oder den Nationalreligiösen und es war der litvische geistige Führer, Rabbi Eliyashiv, der den Bann zusammen mit dem Rebben der Chassidut Gur, Rebbe Yaakov Aryeh Alter, ausrief:
Solange "AM:PM" am Schabbat verkauft, bleibt der Bann auf den noch so haredischen "Schefa" bestehen.



Der "Schefa" - Markt


Es entzieht sich meiner Kenntnis, wie das "Schefa" – Management mit den finanziellen Verlusten fertig wird. Manchmal vergessen wir alle sogar das Thema und es ist unklar, ob der Bann noch aktuell ist oder nicht. Vor zehn Tagen war ich in Bnei Brak und dort wurde mir mehr als klargemacht, dass der Bann nichts an Aktualität verloren hat. Warnende Poster überall an den Hauswänden. Man solle bloß nicht bei "Schefa" einkaufen.

Lokalzeitungen in Tel Aviv berichteten neulich von einem weiteren haredischen Bann. Eine andere unkoschere Ladenkette ("Tiv Ta'am") wolle neben einem haredischen Stadtteil (in Tel Aviv) eine neue Filiale eröffnen. "Tiv Ta'am" ist mehr als unkoscher, denn dort wird schon jahrelang Schweinefleisch verkauft. Besitzer ist meines Wissens nach immer noch der russ. – israel. Milliardär Arkadi Gaydamak.

Die haredische Bevölkerung dagegen sieht ihre Immobilienpreise in Gefahr. Welcher Haredi will denn noch ein Haus in einer Gegend kaufen, in der Schweinefleisch über die Ladentheke geht ?

Der ganz aktuelle Fall kommt aus Haifa. Dort erwägen haredische Rabbiner einen Bann auf die lokalen EGGED – Busse, denn einige von ihnen fahren am Schabbat durch die Stadt. Haifa entschied sich erneut für einen kleinen Busverkehr am Schabbat, was nichts Neues darstellt, denn dies wird schon jahrelang so gehandhabt. Laut der Fahrgäste stören die Busse ja niemanden, denn sie durchqueren keine haredischen Gebiete.

Meine Absicht besteht nicht darin, die Seite der Haredim oder die der Gegenseite zu ergreifen, doch habe ich ein paar Fragen.
Warum sprechen die Haredim erst dann einen Bann (Cherem) aus, wenn es schon fast zu spät erscheint bzw. die Sache schon ins Rollen gekommen ist ? Warum nicht viel eher ?

"Tiv Ta'am" verkauft schon jahrelang Schweinefleisch und niemand sagte ein Wort.

"AM:PM" hat schon jahrelang am Schabbat geöffnet, doch niemand regte sich groß auf.

Einige Busse in Haifa sind schon jahrelang am Schabbat in Betrieb, aber Beschwerden blieben weitgehend aus.

Wo waren bisher all die Beschwerden und die Anstandspolizei ? Wird erst immer reagiert, wenn es haredische Stadtteil betrifft.
Wo bleiben die wilden Demos und der Bann auf "The Kingdom of Pork Factory" nahe des Tel Aviver Busbahnhofes ? Wo sind all die Demos gegen die unkoscheren Läden in der Jerusalemer Agrippas Street hin ? Warum wird sich erst jetzt beschwert ?

Ist der Grund wieder einmal nur die Politik, wie so oft zuvor ?

Sonntag, Juli 27, 2008

Chassidischer Tisch bei Ruzhin - Boyan

B"H

Einen mehr als ausführlichen Bericht zu unserem letzten Besuch bei einem chassidischen Tisch am Schabbat gibt es hier zu lesen:

http://chassidicstories.blogspot.com/2008/07/chassidischer-tisch-bei-ruzhin-boyan.html

Die Yahrzeit des Rabbi Yitzchak Luria


Der berühmte Friedhof zu Safed (Nordisrael)



B"H

An diesem anstehenden Schabbat feiern wir zugleich den Beginn des neuen jüdischen Monat "Menachem Av". Wenige Tage später, am 5. Av, begehen wir die Yahrzeit eines der größten Kabbalisten; die des Rabbi Yitzchak Luria.

Aus diesem aktuellen Anlaß hier vorab ein Artikel:



Wer war Rabbi Yitzchak Luria ?

Kein anderer Kabbalist hat die Kabbalah so sehr beeinflußt, wie Rabbi Yitzchak Luria. Und kaum ein anderer Kabbalist ist den Menschen bis heute so geheimnisvoll und verschlossen im Gedächtnis geblieben, wie er.

Wer war der berühmte Kabbalist Rabbi Luria, der aus dem Nichts aufzutauchen schien und die gesamte Welt der Kabbalah umkrempelte ?

Yitzchak ben Shlomo (Salomon) Luria wurde im Jahre 1534 in Jerusalem geboren. In seinem Geburtshaus im jüdischen Teil der Altstadt befindet sich heute eine Synagoge. Außer unter seinem bürgerlichen Namen ist Rabbi Yitzchak Luria als der ARI (Löwe) bekannt geworden. Das hebräische Wort für Löwe - ARI setzt sich aus den Initialien "HaElohi Rabbi Yitzchak (der heilige Rabbi Yitzchak) zusammen. Rabbi Yizchak Luria ist entweder unter seinem bürgerlichem Namen, dem Namen "ARI", dem Namen ARIZAL, dem Namen ARI HaKadosh (der heilige ARI) oder auch unter Rabbi Yitzchak Ashkenazi Luria bekannt.

Klingt alles sehr verwirrend, ist es aber nicht, sobald man sich daran gewöhnt. In meinen Artikeln werde ich ihn entweder Rabbi Yitzchak Luria oder den Arizal nennen. Dies sind seine geläufigsten Namen.

Im Jahre 1534 in Jerusalem geboren, verbrachte Rabbi Yitzchak seine frühen Lebensjahre allerdings bei seinem Onkel in Ägypten. Zehn Jahre verbrachte er dort auf einer kleinen Insel, die seinem Onkel, einem Kaufmann, gehörte. Er lebte in einer Höhle und kam nur einmal pro Woche ans Ufer, um den Shabbat zu feiern. Ansonsten beschäftigte er sich mit dem kabbalistischen Buch ZOHAR, welches er vorwärts und rückwärts lernte. Man sagt über ihn, dass er jede Seite de ZOHAR solange lernte, bis er alles darin verstand. Kein leichtes Unterfangen, denn gerade der ZOHAR ist das Buch, welches fast ausschliesslich aus Metaphern besteht. G - tt, Seine Kräfte mit denen Er die Welt erschuf, die Engel, alles wird nur in Metapherform wiedergegeben.

Im Alter von 36 Jahren kam er in die nordisraelische Stadt Tsafed (Safed). Niemand kannte ihn bis dahin und der damalige Zirkel der Kabbalisten bestand aus sechs oder sieben hochintelligenten Schülern bzw. Rabbinern. Kurz nach seiner Ankunft jedoch, stellte sich in Windeseile heraus, dass mit Rabbi Luria eine weitere kabbalistische Authorität eingetroffen war.
Nachdem der große Kabbalist, Rabbi Moshe Cordovero, im Jahre 1570 verstarb, übernahm dessen bester Schüler, Rabbi Chaim Vital (1543 - 1620), das Amt des führenden Kabbalisten im Zirkel von Tsafed. Wohlgemerkt, Rabbi Chaim Vital war damals erst 27 Jahre alt, was uns zeigt, welche geistigen Größen sich schon in so jungen Jahren mit der Kabbalah befassten.

Natürlich hörte Rabbi Vital von dem Neuankömmling Rabbi Yitzchak Luria, scherte sich zu Beginn jedoch nicht besonders darum. Er sagte, dass Rabbi Luria gefälligst zu ihm kommen müsse, um akzeptiert zu werden. Daraufhin gab es einige Zeit ein Hin und Her zwischen den beiden, denn beide pochten auf ihr Recht, dass der andere zu ihm kommen müsse. Schliesslich gab Rabbi Chaim Vital klein bei und besuchte den Arizal. Von dem Moment an wurden sie die besten Freunde und Rabbi Vital der engste Schüler des Rabbi Yitzchak Luria. Auch war es Rabbi Vital, der nach dem frühen Tode des Arizal dessen Lehren aufschrieb bzw. weiter fortführte. Rabbi Luria schrieb während seiner Lebens nur sehr sehr wenig und alles, was uns heute an Wissen über seine Lehren bekannt ist, kommt entweder von Rabbi Chaim Vital oder weitere damalige Schüler. Nicht immer herrscht Einigkeit darüber, wer etwas verfasste und ob es originalgetreu gemäss dem Arizal wiedergegeben wurde. Besonders im letzten Teil des Buches "ETZ CHAIM - Baum des Lebens" tun sich Diskrepanzen auf.

Im heutigen Tsafed gibt es zwei Synagogen des Rabbi Luria. Eine Aschkenazische und eine Sephardische. Beide können jederzeit besichtigt werden. Die Stadt Tsafed tut alles, um die Synagogen aufrechtzuerhalten, was nicht immer leicht ist, denn ist doch die Stadt ein Erdbebenbrandherd. Mehrere Male schon wurde sie im späten Mittelalter durch Erdbeben zerstört.

Rabbi Yitzchak Luria verstarb im frühen Alter von 38 Jahren. Woran ? Das ist bis heute unbekannt. Er selbst sagte einmal, dass der einzige Sinn und Zweck seines Leben darin bestehe, seinem Schüler Rabbi Chaim Vital ein kabbalistisches Geheimnis zu verraten. Sobald dies getan vollbracht sei, werde sein Leben enden, denn der Zweck ist erfüllt. Und so geschah es.

Nach dem Tode seine großen Meisters zog Rabbi Vital nach Damaskus, wo er begraben ist.

Wer einmal in der Stadt Tsafed sein sollte, für den ist ein Besuch des berühmten Friedhofes ein absolutes Muss. Vom Zentralen Busbahnhof biegt man rechts in die HaAri - Street und geht sie bis zum Ende entlang. Nach zehn Minuten tut sich eine riesige Fläche vor einem auf. Es ist ein unbeschreibliches Panorama. Die Berge von Galiläa, die altertümliche Stadt Meron im Hintergrund und ein Himmel, der bis zum Boden zu reichen scheint. Das ist die Kulisse des Friedhofes, auf dem berühmte Kabbalisten, aber auch ganz "normale" Leute aus Tsafed begraben liegen.

Das Grab des Arizal ist leicht zu erkennen, denn immer stehen Menschen davor und beten. Manchmal erweckt es sogar den Eindruck eines kleinen Schreins. Neben dem Friedhof befindet sich die Mikwe (Ritualbad) des Arizal und von ihr wird gesagt, dass in ihr der Arizal täglich sein Ritualbad nahm.

Auch heute noch ist die Mikwe in Betrieb, allerdings ist sie NUR für Männer zugelassen. Wer in ihr eintauchen will, der sollte sich auf lange Wartezeiten gefast machen, denn der Andrang ist groß.

Freitag, Juli 25, 2008

Der "koschere" Krieg

B"H

Ironischerweise gibt es in Israel Institutionen, die einen bestimmten Tatbestand unter die Lupe nehmen und dazu gibt es wieder andere Institutionen, welche die vorherigen Institution kontrollieren. Klingt irgendwie schizophren, ist aber Gang und Gebe. Insbesondere im Kaschrut - Bereich.

Es kommt sicherlich auf die Lokalität an; Jerusalem, Tel Aviv, Eilat, Beer Sheva oder Haifa. Ist es für einen Restaurantinhaber effizient, sich ein Koscherzertifikat (Hechscher) zuzulegen ? In Israel sind mehrere unterschiedliche Hechscherim (Koscherzertifikate) erhältlich. Je nach dem, wieviel man zu investieren bereit ist und inwieweit einem das Thema überhaupt wichtig erscheint.

Das allgemein verbreiteteste Hechscher ist das des Rabbanut (Oberrabbinat) Jerusalem, was sich jedoch noch einmal in zwei Levels aufteilt. Das "Kascher Le"Mehadrin" ist allgemein verbreitet und der zweite und "bessere" Level "Kascher Le'Mehadrin Min HaMehadrin" bedeutet schon einen zusätzlichen Grad. Sozusagen koscher, aber doch noch koscherer.
Wo liegt der Unterschied ?
Ich kann dies nur anhand eines Beispieles einer haredischen Hechschers erklären. Der Zusatz scheint die Sauberkeitskontrolle zu sein. Haredim (außerhalb des Oberrabbinates) behaupten jedesmal, das "Kascher Le'Mehadrin" prüfe nur kurz, ob die Zutaten koscher seien und kein Nichtjude den Ofen anstelle. Dagegen können sich aber in der Küche die Kakerlaken tummeln oder vor dem Backvorgang wird das Mehl nicht nach Würmern durchgesiebt, wie halachisch vorgeschrieben. Es dürfte klar sein, dass das Rabbanut das Gegenteil behauptet und alles nur als pure Politik und Hetze gegen sich selbst betrachtet.

Wer also nicht besonders viel investieren will, der lasse sich ein Hechscher vom Rabbanut ausstellen. Wobei die Behauptung vielerseits stimmt, dass Nichtjuden den Herd anstellen (wie halachisch eigentlich verboten). Offiziell heißt es dazu vom Jerusalemer Oberrabbinat, dass man dem schon mehr Einhalt geboten hat, aber man kann halt nicht überall zugleich sein. Und wenn die Restaurants viele Araber beschäftigen, dann kann soetwas schon einmal vorkommen.

Wer übrigens Beschwerden vorzubringen plant, wie ich einmal, der kann sich an die Oberrabbinatsfiliale der Kaschrut in der HaChavazelet - Street in Jerusalem wenden.

Die strengsten und teuersten Hechscherim (Koscherzertifikate) stellen die antizionistische Dachorganisation Edah HaCharedit sowie die Belzer Chassidim aus. Hierbei lasse ich Chabad und einige einzelne Rabbiner wie Rabbi Landa aus Bnei Brak einmal weg. Selbstverständlich aber sind Chabad und Rabbi Landa absolut koscher und nehmen einen hohen Stellenwert ein.

Bei den Badatzim (Koscherzertifikate eines "Beit Din Zedek") der Edah HaCharedit sowie der Chassidut Belz gibt es koschermäßig keinerlei Beanstandungen, denn die Maschgichim (Koscherexperten) kommen in der Regel fast täglich vorbei (und nicht 1x pro Woche oder Monat wie das Oberrabbinat), um die Zutaten, die Religion der Angestellten sowie die Sauberkeit des Betriebes zu kontrollieren. Das einzige Problem bildet einmal wieder mehr die Politik, denn weder die Edah noch Belz können sich gegenseitig riechen und beide Seite essen kein Produkt, was von der Gegenseite mit einem Zertifikat ausgezeichnte worden ist. Dieses Verhalten geht auf einen zwanzig Jahre langen Krieg zwischen der Edah HaCharedit sowie den Belzer Chassidim zurück und ein Ende ist noch nicht in Sicht.

In Jerusalem kann kaum ein neues Restaurant ohne irgendein Zertifikat eröffnen, woanders hingegen schon. Nicht, dass in Jerusalem alle relig. sind, doch ist die Stadt fast mehrheitlich sephardisch und gerade die sephardischen Juden sind traditionsbewußter und wollen koscher essen. Egal, ob besonders religiös oder nicht. Koscher jedoch sollte es schon sein. Und aus einem weiteren langjährigen Disput zwischen den aschkenazischen und sephardischen Juden entstand das Trotzreaktionszertifikat "Beit Yosef" (der Sepharadim). Das "Beit Yosef" wurde jedoch nicht nach seinem Oberaufseher "Rabbi Ovadiah Yosef" benannt, sondern nach dem mittelalterlichen Rabbiner und Autor des "Schulchan Aruch - Code of Jewish Law", Rabbi Yosef Karo.

Und nun kommen wir zur ganz hohen Kaschrut - Politik.
Das sephardische "Beit Yosef" wird weder von den chassidischen Batei Zedek (Belz + Edah HaCharedit) noch vom Oberrabbinat anerkannt. Grund: Aschkenazische Juden haben ein Anerkennungsproblem mit den sephardischen Juden und umgekehrt ist es genauso. Vielleicht weniger die Anerkennung als die Wut auf die aschkenazische Arroganz zu behaupten, die sephardischen Juden seien primitiv.

Um alles noch zu verkomplizieren: Die Chassidim von Chabad essen ihr Fleisch nur, wenn es mit einem Chabad - Koscherzertifikat versehen worden ist. Hierzu hörte ich jedoch verschiedene Ansichten, denn manche Chabadnikim essen auch das Fleisch der Edah HaCharedit, jedoch keinesfalls das vom Rabbanut (Oberrabbinat).

Alles klar ?

Kurz gesagt, jeder kritisiert jeden, was sowohl als auch an der gegenseitigen Konkurrenz aber auch an der jeweiligen relig. Politik bzw. den jeweiligen internen Interessen liegt.

Aber um alles nochmals komplizierter zu machen:
Jerusalem soll demnächst einen Oberrabiner erhalten. Warum ? Niemand weiß das so genau. Der erste Kandidat hierfür ist der Sohn des ehemaligen sephardischen Oberrabbiners Ovadiah Yosef.
Real bedeutet dies Folgendes: Da er sephardischer Jude ist, werden ihn die aschkenazischen Juden eh nicht als Jerusalemer Oberrabbiner anerkennen. Die Chassidim schon gar nicht.
"Na, und ?" - denkt sich Rabbi Ovadiah Yosef. Denn Rabbi Ovadiah zieht den größten finanziellen Nutzen. Sollte er seinen Sohn auf den Posten hiefen, dann wird sein Hechscher "Beit Yosef" vom Rabbanut anerkannt werden (weil sein Sohn dann der Boß ist). Wow, was für ein Gewinn, denn folglich werden mehr Restaurants das "Beit Yosef" ordern und so kommt Geld in Ovadiahs Kasse. Andererseits handelt es sich dann um eine Entscheidung, welche aschkenasische Betriebe zur Edah oder Belz treiben könnte.

Sind jetzt alle Leser so richtig schön verwirrt ?
Gut, denn die Jerusalemer sind es auch …

Donnerstag, Juli 24, 2008

Schabbat bei Ruzhin - Boyan

B"H

An diesem Schabbat werde ich in Jerusalem sein, wo ich am Freitag abend (Erev Schabbat) an einem Tisch des Rebben der chassidischen Gruppe Ruzhin - Boyan teilnehme.

Schon viel wurde mir über die Boyaner berichtet und, Dank Internet und Blog, habe ich einen Chassid von dort kennen gelernt. Also kann ich demnächst ausführlich berichten.



Die Synagoge der Boyaner in Ge'ulah / Jerusalem

Parashat Mattot

B"H

Die Thoralesung für diesen Shabbat

Die Parashat Mattot wird in jedem Jahr innerhalb jener drei Wochen gelesen, welche dem Tisha Be'Av (dem Gedenktag an die Zerstörung beider Tempel) vorausgehen.

Die beiden anstehenden Thoralesungen Mattot sowie Ma'asei werden in einigen Jahren zusammengelesen, in anderen, wie diesem, dagegen getrennt. In Parashat Mattot nehmen die Schwüre zu G - tt ein breites Spektrum ein und jeder von uns sollte sich bewußt sein, dass schon die kleinsten Schwüre Auswirkungen haben können. Viele Male sagen wir etwas im Unbewußten, aus Ärger oder überschwenglicher Freude. "Ja, ich gehe ab heute mehrere Male in der Woche in die Synagoge oder lerne daheim Thora. Das schwöre ich bei G - tt". Kurz darauf vergesse ich mein Versprechen oder beginne mein Vorhaben zu verschieben. Das halachische Problem jedoch ist, dass in der Tat eine Art Schwur bzw. Versprechen stattgefunden hat und ich verpflichtet bin, wenn ich nichts annulliere. Wir vergessen es, G - tt nicht.

Ich bin wahrlich kein halachischer Experte auf dem Gebiet des Eides in G - ttes Namen und wer sich damit näher beschäftigen will, der kann den Talmud Traktat Nedarim lernen. Kein leichtes Unterfangen übrigens. Vielmehr möchte ich meine Erklärungen darauf richten, was solch ein Schwur in G - ttes Namen bewirkt. Die besten Ausführungen dazu fand ich bei chassidischen Rabbinern.

Zuerst einmal stellt sich die Frage, warum jemand einen solchen Schwur in G - ttes Namen ablegen will. Überwiegend handelt es sich dabei um Themen wie, dies und das nicht mehr zu essen oder eine bestimmte Handlung nicht mehr zu begehen. Aber kann ich das nicht auch ohne Schwur sowie ohne Benutzung von G - ttes Namen tun ?Sicherlich ja, doch sind u.a. der Sefat Emet und der Koznitzer Maggid (Rabbi Israel Hofstein) der Meinung, dass die Ablegung eines Eides unter G - ttes Namen der Person mehr Motivation gibt, den Schwur auch einzuhalten. Außerdem verbindet solch ein Schwur die Seele (Nefesch, niedrigster Seelenlevel) mit G - tt (Rabbi Moshe Alshich).

Andererseits sollte sich jeder im Klaren darüber sein, was solche ein Schwur für Folgen haben kann und nicht jeder verfügt über das wirkliche Verständnis (Bina) darüber. G - tt will nicht, dass jeder so einfach in Seinem Namen schwört. Man muß nicht unbedingt Seine Namen benutzen, um Ihm näher zu kommen (Devekut), sondern kann dies auch anhand vom Thorastudium erreichen (Midrash Rabbah). Ein Beweis dafür bieten der Chassidismus sowie die Kabbalah wo es heißt, dass die gesamte Thora nur ein einziger Name G - ttes darstellt.

Vor allem der Sefat Emet (ein früherer Rebbe der Chassidut Gur) geht sehr ausführlich auf das Thema Schwur (Neder) ein. Eine Person sollte nur einen Schwur in G - ttes Namen ablegen, wenn er sich auf einem hohen religiösen Level befindet. Vornehmlich ein Zaddik (Gerechter). Der Schwörende hat die Absicht, G - tt näher zu kommen und vor allem sich selbst zu perfektionieren und nur noch den Willen G - ttes zu tun. Aber nicht jeder von uns ist ein Zaddik und kaum jemand ist ein Spezialist für solche Schwüre. Sich einfach so Dinge aufzuerlegen, davor warnt auch Rabbi Zadok HaCohen von Lublin.

Die nächste Frage ist, warum ausgerechnet der Vater oder der Ehemann einer Frau die Macht haben, ihren Schwur (soweit er diesen bekannt ist) zu anullieren. Hierzu kommentiert Rabbi Samson Raphael Hirsch, dass ein Schwur nur auf sich genommen werden soll, wenn dieser keine negativen Auswirkungen auf das Umfeld mit sich bringt. Aufgrund eines Schwures kann jemand sein Leben sehr bitter machen und sich jegliche Lebenslust nehmen. Niemals sollte soetwas spontan und ohne Überlegung getan werden. Auch Rabbi Naftali Zvi Horowitz von Ropshitz sagt etwas Ähnliches. Durch einen Schwur ist die Seele eingeschränkt und es wird uns eine Portion Freiheit genommen. Von daher also vorsicht mit solchen Schwüen. Jeder sollte auf seinem Level bleiben und sich nicht übermäßig viel selbst auferlegen. Wer unbedingt etwas tun will, der beginne mit dem Thorastudium bevor er sich auf Höheres konzentriert.

Der Ishbitzer Rebbe, Rabbi Mordechai Yosef Leiner, fragt, warum die beiden Parashot Mattot - Ma'asei oftmals zusammen gelesen werden (Nicht in diesem Jahr !!! Parashat Ma'asei folgt erst am nächsten Schabbat !!!). Eine seiner Erklärungen lautet, dass die erste Parasha uns von Schwüren erzählt und die zweite beschreibt die 42 Stationen der Israeliten in der Wueste. An jedem Ort haben wir eine bestimmte Lebensaufgabe und wir sollten immer vorsichtig sein, uns nicht von negativen äußerlichen Einwirkungen beeinflußen zu lassen. Genauso ist es mit den Schwüren, denn wir sollten die gleiche Vorsicht walten lassen.

Die Haftarah, im Falle, dass Parashat Mattot separat gelesen wird wie in diesem Jahr, ist aus Yirmeyahu (Jeremia) 1:1 - 2:3.

Für diejenigen unter der Leserschaft, die nicht wissen, was eine Haftarah ist, hier eine ganz kurze Beschreibung:

Unzählige Male in der Geschichte wurden den Juden von außen her das Thorastudium verboten. So, u.a., auch unter der griechischen sowie römischen Besatzung zur Zeit des Zweiten Tempels. Um dennoch den Synagogeng - ttesdienst offiziell aufrecht erhalten zu können, verzichtete man daher auf die Thoralesung und las stattdessen aus den Propheten. Heutzutage lesen wir längst wieder aus der Thora, doch fügen an jedem Schabbat bzw. Feiertag als Erinnerung die Lesung aus den Propheten, die sogenannte "Haftarah" an. Und diese Haftarot ("Haftarah" im Plural) wurden so ausgesucht und festgelegt, dass sie immer einen ähnlichen Inhalt bzw. einen thematischen Bezug auf die vorhergehende Thoralesung haben.

Die Haftarah aus Jeremia (Yirmeyahu) an diesem Schabbat beinhalten den Beginn der Prophezeihung des Jeremia. Gegen Ende der Lesung heißt es, dass G - tt jene bestrafen wird, die sich gegen Israel (die Juden) auflehnen, denn Israel (die Juden) ist trotz aller Vergehen heilig und etwas Besonderes für G - tt.

Schabbat Schalom

"Der Schlüssel zur Erlösung"

B"H

Eine Bekannte schreibt in einem hervorragend aufgearbeiteten Blog gegen christliche Missionare:

"Der Schlüssel zur Erlösung - The Key to Redemption"

Mittwoch, Juli 23, 2008

Die Kreuzritter und ihr erstes Massaker

B"H

Ziel aller Kreuzzüge war es, das Heilige Land zu christianisieren. Allerdings gab es ein kleines Problem - die dort lebenden Moslems. Die nämlich sollten ausgeschaltet werden und die Kirche plante, Jerusalem zu erobern, um es in einen Christenschrein umzufunktionieren. Sämtliche Kreuzzüge schlugen fehl, doch bis heute halten sich "heldenhafte" Stories über die Zeit der Kreuzritter. Was dagegen in den wenigsten Geschichtsbüchern erscheint, ist das Leid, dass die "frommen" Kirchengesandten verursachten.

Der Erste Kreuzzug begann im Jahre 1096. Gegen Sommerbeginn zogen die Kreuzritter auf ihrem Weg ins Heilige Land durch Deutschland. Überall schlossen sich ihnen weiter Krieger an und in fast jedem Land, welches sie auf ihrem Marsch durchquerten, kam es zu Chaos. Alles, was sich ihnen in den Weg stellte, wurde niedergemetzelt. Natürlich war bekannt, dass es im Jahre 1096 noch eine jüd. Gemeinde in Jerusalem gab. Darunter auch viele Mitglieder der karaitischen Sekte, welche zwar aus dem Judentum hervorging, doch bestimmte jüd. Richtlinien wie das mündl. Gesetz (den Talmud) ablehnte. Doch die Kreuzritter brauchten nicht erst nach Jerusalem zu gelangen, um ihre Mordlust an den Juden auszulassen. Vielmehr brachten sich auf ihrem Durchzug durch Deutschland allein im Rheinland schon 100.000 Juden um. Entweder zwangen sie die Juden zur Konversion zum Christentum oder brachten sie gleich um. So "einfach" war das damals. Ganze Gemeinden wurden fast zerstört: Trier, Speyer, Köln, Mainz, Worms, Metz, Prag oder Regensburg. Die Kreuzritter hinterliessen ein einziges Blutbad. Und eben diese Massaker liessen die Juden in den folgenden Jahrhunderte noch erschaudern. Viel Literatur davon ist uns erhalten geblieben. So beschreibt der Rabbiner und Philosoph Avraham ibn Da'ud die Geschehnisse in seinem Buch "Sefer HaKabbalah".

Es wird allgemein behauptet, dass Juden und Christen in Deutschland bis zum Jahre 1096 relativ friedlich miteinander lebten. Zwar waren die ideologisch voneinander getrennt, doch gab es viele Kontakte und Handel. Wie auch immer, dies alles gehörte nach den Massakern von 1096 der Vergangenheit an und zahlreiche weitere Massaker im Namen der Kirche folgten. Es schien friedvoll zuzugehen, in den Jahren vor dem Ersten Kreuzzug, doch geschah dies vielleicht nur oberflächlich. Historikern (z.B. Heinrich Graetz, Simon Dubnow) zufolge gab es schon längst einen innerlichen aufgestauten Haß gegen den jüdischen Teil der Bevölkerung, der sich während der Massaker zu richtig entpuppte. Ja, man zieht sogar eine Verbindung zum Nazi - Reich wegen der gegebenen Verhaltensmuster.

Eine nicht zuübersehende hohe Anzahl von Juden gab auf als die Kreuzritter auf sie zumarschierten und folgte willig den Zwangskonversationen zum Christentum. Dabei ist jedoch anzunehmen, dass sie sich wie die späteren spanischen Marranos verhielten und insgeheim ihr Judentum weiter praktizierten. Andererseits wurde fast zum erstenmal das praktiziert, was Jahrhunderte zuvor schon auf Massada geschah; die Juden opferten sich lieber für ihren Glauben als einem fremden "Gott" nachzugeben. Halachisch betrachtet ändert eine Zwangskonversation zu einem anderen Glauben nichts an der Zugehörigkeit zum jüdischen Volk, denn diese gilt auf ewig. Aus dem Judentum kann man nicht wegkonvertieren, sondern man ist Jude auf Lebenszeit. Selbst derjenige, der freiwillig konvertiert. Andererseits wird ein freiwillig zum Christentum etc. konvertierter Jude nicht mehr zur Thora aufgerufen und darf halachisch keine wichtigen Funktionen mehr ausüben. Auch dann nicht, wenn er ein Priester (Cohen) ist. Solange er sich nicht zum Judentum bekennt, sind diese Funktionen außer Kraft.

Jahre nach den Massakern bezeichnet der Rambam (Maimonides) zwangskonvertierte Juden als "unschuldig". In seiner "Epistle of Martyrdom - Epistel der Märtyrer" schlägt er vor, dass Juden vor einer Zwangskonvertierung durch die Kirche lieber den Wohnort bzw. das Land wechseln sollen. Nur waren hierzu die deutschen Juden während der Massaker nicht mehr in der Lage. Als die moslemischen Almohad (die heutigen "Al Khaida") zur Zeit des Rambam Spanien okkupierten und alles brutal niedermetzelte, riet der Rambam den Juden von einem Selbstmord bezüglich eines "Kiddusch HaShem - Ehrung G - ttes" ab. Obwohl die Almohad wild um sich schlugen, konnten die Juden jedoch weiter ihrem relig. Leben nachgehen und wurden nicht zur Konversion zum Islam gezwungen. Jahre zuvor in Deutschand war dies anders und hier entschlossen sich viele Juden lieber für den Tod als die Konversation. Die entsprechende Halacha zum "Kiddusch HaShem" ist übrigens dem Talmud entnommen, wo Juden einige Dinge aufgelistet werden, die sie auf keinen Fall tun dürfen, sondern sich eher umbringen sollen, wenn man sie zwingen will.

"Unterliegen Juden also einem "1096 Komplex" ?, fragt der Autor Jeremy Cohen.
Im Sommer des Jahres 1971 kritisierte der Newsweek - Kolumnist Stewart Alsop die israel. Premierministerin Golda Meir für ihre geradezu fanatische Vorsicht bei den Friedensverhandlungen im Nahen Osten. Das alles, so Alsop, stamme nur vom übertriebenen "Massada Komplex". Woraufhin Golda Meir brillianterweise Folgendes antwortete: "Es ist wahr, wir haben einen Massada - Komplex; wir haben einen "Pogrom - Komplex; wir haben einen Hitler - Komplex".

Dienstag, Juli 22, 2008

Bedingungslose Intelligenz

B"H

Ein jeder hat beim Erlernen des Judentums so seine persönlichen Präferenzen. Meine liegen breit gefächert aus und ich kann nicht genau sagen, wenn ich jetzt am liebsten mag. Welchen Kommentatoren oder welche biblische Gestalt. Welches Konzept oder welche Halacha. Im Grunde beschäftige ich mich mit allem und einer der herausragenden Gestalten ist selbstverständlich der Rambam (Maimonides), 1135 - 1204.

Seine Herangehensweisen in seinen Schriften ist ausgesprochen logisch und rational. Eigentlich fast nur, denn für ihn gab es kein kabbalistisches Herumschweben, sondern pure Rationalität. Er blieb selbst auf dem Boden als darüber diskutiert wurde, wie denn das Leben bzw. die Welt nach dem Kommen des Meschiach aussehen wird. Der Rambam kommentierte, dass sich gar nichts ändere. Wir seien nach wie vor gewöhnliche Sterbliche, die arbeiten und ein normales Leben führen. Wunder der Natur würden von daher ausbleiben.

Die einzige Stelle innerhalb seiner Schriften, in denen der Rambam so richtig kabbalistisch wird, ist das erste Kapitel der Mischna Thora. Und zwar gleich zu Beginn auf den ersten Seiten des Traktates "Hilchot Yesodei HaThora . Dort nämlich wird er in der Beschreibung unseres Sonnensystem mystisch. Ansonsten überragt das Rationale.

Besonders in seinem "philosophischen" Werk "Moreh Nevuchim - Der Führer der Unschlüssigen" vertritt der Rambam unzählige Male die Ansicht, dass nur ein Mensch ausgestattet mit einer besonderen Intelligenz G - tt näherkommen kann. Wenn man seinen Intellekt bis dahin noch nicht entwickelt hat, dann ist hier der Zeitpunkt gekommen oder es gibt keine Beziehung zu G - tt.
Und somit kommt der Rambam zu der Schlußfolgerung, dass zum Beispiel behinderte Menschen keine Beziehung zu G - tt eingehen können. Gesetz des Falles sie sind geistig behindert und daher nicht in der Lage ihren Intellekt zu nutzen oder zu erweitern.

Und genau unzählige Male fragen wir uns, wie der Rambam zu dieser Schlußfolgerung kommen kann. Er, ein relig. Jude, der doch da eigentlich Toleranz G - ttes Schöpfung gegenüber zeigen sollte. Geistig behinderte Menschen haben sich ja schließlich ihr Schicksal nicht selbst ausgesucht. In der Kabbalah heißt es, dass diese Menschen zwar abwesend wirken, ihre Seele (Neschama) hingegen keinesfalls krank, sondern genauso intakt ist wie bei jedem gesunden Menschen. Das, was wir also sehen, beschränkt sich auf die Äußerlichkeiten und hat nichts mit dem inneren Wesen der Seele zu tun. Der Körper ist krank, die Seele nicht.

Und weiter lautet das Konzept im Judentum, insbesondere in der Chassidut, dass alles Erschaffene oder jeder erschaffene Mensch einen bestimmten einzigartigen Zweck in dieser Welt ausübt. Welchen Zweck ? Dies ist unsere private Aufgabe herauszufinden.
Demnach jedoch haben auch behinderte bzw. geistig behinderte Menschen ihren Zweck in dieser Welt, denn gemäß des Chassidismus ist niemand umsonst oder überflüssig. Und alles von G - tt Erschaffene muß von daher automatisch in der Lage sein, eine Verbindung bzw. Beziehung zu G - tt aufzubauen, wenn er diese nur will. Bei einem geistig behinderten Menschen stellt sich hier natürlich die Frage nach dem Willen und inwieweit er sich dessen bewußt ist. Aber selbst falls nicht, so hat er definitiv eine Beziehung zu G - tt.

Weiterhin heißt es in der Kabbalah sowie dem Chassisdimus, dass wir Menschen eine bestimmte Funktion in unserer Selle haben, die uns mit G - tt verbindet. Das Erschaffene mit dem Erschaffer.
Im chassidischen Buch TANYA der Gruppe Chabad lesen wir, dass der Alter Rebbe (Rabbi Schneur Zalman von Liadi) einen speziellen Funken G - ttes in der jüdischen Neschama (Seele) sah. Juden haben demnach eine "Neschama Elokit", eine Seele, die auf besondere Weise mit G - tt verbunden ist und die uns unserer besonderer Aufgabe in dieser Welt, nämlich der Einhaltung der Thora, bewußt werden läßt. Anhand der Thora sollen wir den anderen Nationen als Beispiel dienen.
Viele, genauso wie ich, haben deswegen mit dem Rambam einige Probleme. Nicht seiner anderen Inhalte wegen, aber dieser eine Inhalt der übermäßigen Intelligenz erscheint kaum gerechtfertigt. Ein nachfolgender jüdischer Philosoph namens Chasdai Cresces kam zu der Überzeugung, dass der Rambam an dieser Stelle irrte, weil er sich zu sehr auf die Philosophie des Aristoteles konzentrierte. Und dies viel zu unvorbehalten.

Montag, Juli 21, 2008

Gitty's Welt

B"H

Sämtliche New Yorker Medien befassen sich derzeit mit einem ganz besonderen Fall und ich war mir bisher nicht darüber im Klaren, ob auch ich darauf eingehen soll oder nicht. Man muß ja nicht alles weitertratschen und jeden Klatsch verfolgen und ausschlachten. Dann nahm ich gestern abend an einer Yahrzeitfeier teil. Rabbi Mordechai Machlis gab ein großes Essen zur Erinnerung an den 15. Todestag seiner Mutter Sarah Machlis.

Im Judentum ist es so üblich, dass man am Sterbetag eines Verwandten ein Essen gibt und relig. Dinge lernt, wie wir gestern das Ende des Talmud Traktates Berachot, um so die Seele (Neschama) des Verstorbenen auf einen höheren Level zu bewegen.

Und dann sassen am Nebentisch zwei Engländer, einer davon Nichtjude, die begannen, über die Haredim (Ultra – Orthod.) abzulästern. Ganz ohne jegliche tiefere Ahnung prusteten sie sich auf und gaben irgendwelche stereotypen Meinungen von sich. Ich meinte zu den Beiden, dass sie ja wohl keinerlei Ahnung haben, aber hier ihren Haß verbreiten. Ein Freund von mir, ein anwesender Journalist des staatlichen israel. Rundfunks, schloß sich mir an. Auch er ist Haredi und berichtet im Radio über relig. Angelegenheiten.

Die von den zwei Briten abgelassenen Stereotype gaben mir zu denken, denn leider gibt es zuviele Leute, die ihnen Glauben schenken. Das große Problem dabei ist, dass die Leute einfach keine eingehendere Ahnung haben, weil sie sich nicht ausreichend damit beschäftigen und versuchen, die andere Seite sehen. Eine andere Seite mit viel Ideologien und Historie. Eine völlig andere Gesellschaft, die man persönlich kennen lernen muß, um richten zu dürfen. Und um argumentieren zu können, sollte man zumindest einmal Teil dieser Gesellschaft gewesen sein oder ihr sonstwie nahe stehen. Ohne das geht gar nichts und die eigenen Argumente werden von eben jener Gesellschaft nichts Ernst genommen. Und somit beschloß ich, auf den New Yorker Fall einzugehen. Objektiv, so hoffe ich und aus allen verschiedenen Sichtweisen. Dazu kommt, dass mir einige Chassidim eben aus New York schrieben und verkündeten, besagter Artikel der "New York Times", welcher alles ins Rollen gebracht hatte, enthalte unheimlich viele Fehler. Da werden Stadtteile durcheinandergebracht genauso wie Namen und Namen chassidischer Gruppen. Alles quer Beet durcheinandergewürfelt.
Aber sehen wir selbst:



Am 14. Juli dieses Jahres erschien die Story der 23 - jährigen Sterna Gittel "Gitty" Grunwald in der "New York Times" und seither hat die chassidische Welt so richtig etwas abzulästern. Alles wühlt sich durch das Internet und viele Chassidim (außer jenen von Satmar) lachen sich insgeheim ins Fäustchen. Ob das nun Belz, Vishnitz oder andere Gruppen sind, alle sind dabei. Die chassidische Welt ist eine Welt des Klatsches; vor allem dann, wenn es um eine so geschlossene Gruppe wie Satmar geht.

Gitty Grunwalds Mutter war bis zu Gitty's dritten Lebensjahr ein Hippie aus säkulerem Elternhaus. Sie suchte ein Behausung und fand sie ausgerechnet in Kiryat Yoel, einer Satmar Siedlung bei New York. Die Mutter zog samt Tochter bei Satmar ein, wurde relig. und beiden wurden Mitglieder bei Satmar. Natürlich wuchs Gitty streng relig. auf und wurde im späten Teeniealter verheiratet. Mit ihrem Mann ging es nicht gut, vor allem nicht im Bett und so ließ man sich wieder scheiden. Nur gab es da jetzt eine kleine Tochter namens Esther Miriam, für die gesorgt werden mußte. Kurz gesagt, Gitty hatte das extreme chassidische Leben satt und sehnte sich nach "Freiheit". Sie entfloh der Enge Kiryat Yoels und fand Zuflucht bei ihren Großeltern. Kurz darauf wurde ihre kleine Tochter vom Ehemann zurück nach Kiryat Yoel entführt. Satmar läßt Gitty gehen, doch Esther Miriam solle gefälligst anständig beim Vater aufwachsen, ohne von Gitty negativ beeinflußt und in den Abgrund gezogen zu werden.

Die "New York Times" berichtete von Gitty's Kampf gegen Satmar und für das Sorgerecht ihrer Tochter. Tausende Menschen schrieben Kommentare und zeigten große Betroffenheit. Von diverser chassidischer Seite kamen Anklagen an Gitty und Beschimpfungen. Aber nicht alle Chassidim sind so ausgerichtet und es gab genauso viel Verständnis für den Satmar – Ausstieg und man wünsche ihr, dass sie ihre Tochter zurückbekomme. Demnächst soll ein staatlich – nichtjüdisches Gericht über das Sorgerecht entscheiden.

Seit dem Artikel haben sich mehrere jüd. mehr oder weniger relig. Blogs auf die Story gestürzt und ziehen sich an ihr hoch. Zu Gunsten Gitty's. Man hat sogar eine extra Gitty – Site eingerichtet, auf der es ebenso ein Spendenkonto gibt. Das neue Leben von Gitty samt Anwalt muß erst einmal bezahlt sein. New York ist teuer und Gitty benötigt dringend Hilfe.

Bis hierher kann ich den Fall "Gitty Grunwald" sehr gut verstehen bzw. nachvollziehen. Wer jedoch auf die Site der New York Times geht, dem fällt ebenso eine Photo – Slideshow ins Auge. In dieser erscheinen die aktuellen Gitty Photos. Darunter liess sie sich auch im Bikini ablichten. Und das ist ein gefundenes Fressen für andere Chassidim. "Schaut da, eine Satmarerin im Bikini. Ist das nicht witzig".

Gitty hier, Gitty da, Gitty im Bikini, Gitty zu Besuch bei ihrer Tochter in Kiryat Yoel, Gitty mit ihrer Mutter, Gitty Superstar. New York hat eine neue Story und alle fiebern mit.
Ihre Tochter darf sie regelmäßig besuchen, doch nur unter Aufsicht eines Satmar – Mitgliedes, denn schließlich solle Esther Miriam nicht negativ beeinflusst werden. Zu allem Unglück entdeckte man auch noch, dass Gitty Drogen konsumierte und Satmar lacht sich sicher eins. Egal, ob Satmar oder nicht, kein Gericht der Welt würde solch einer Mutter das Sorgerecht aussprechen. Die Kommentareschreiber auf den Sites lassen Gitty ihr Entsetzen wissen und wollen sie dazu bewegen, professionelle Hilfe zu suchen. Sozialarbeiter oder besser eine modern – orthod. Rabbi, der ihr den Weg zeigt. Der Weg in ein neues Leben will erst einmal gelernt sein.

Es ist nicht Gitty's schuld, dass sie über fast keinerlei Bildung verfügt. Bei Satmar wird den Mädchen gelehrt, eine gute Hausfrau und Mutter zu sein. Dennoch sollte ich erwähnen, dass auch in Kiryat Yoel das PC – Zeitalter begonnen hat und die Frauen einen sehr wohl PC zu bedienen wissen.

Dafür hat Gitty absolute keine Ahnung vom Leben da draußen in unserer Gesellschaft, denn bei Satmar gehen die Uhren anders. Das Problem besteht darin, dass fast alle chassidischen Gruppen ihren jungen Mitgliedern in den Schulen lehren, die Säkuleren kiffen sich den ganzen Tag über zu und feiern wilde Orgien ab. In anderen Worten "Sex, Drugs and Rock'n Roll". Eine leere Welt ohne spirituelle Inhalte.

Wenn Mitglieder der chassidischen Bewegung aussteigen, sind sie folglich der Ansicht, dass die säkulere Welt sie nur dann aufnimmt, wenn sie sich halt genauso verhalten. Sprich auch Drogen nehmen und Sex suchen. Dass dem nicht so ist, wissen sie nicht, denn in der Schule lehrte man ihnen das Fürchten vor dem Leben ohne der eigenen Gruppe. Um es allen zu beweisen, beginnen sie mit Drogen, was ich selbst bei einem Aussteiger erlebte, den ich recht gut kannte. Er ging bei uns ein uns aus und mein Mitbewohner (ein Polizist) fand Spritzen im Bad und liess das weiße Pulver in der Klospülung verschwinden.

Bei meinem Ausstieg verhielt es sich wesentlich anders, denn ich kannte ja die Welt da draußen. Andere tun dies nicht und sie wissen nicht, was eine richtige Schule, geschweige denn eine Uni ist. Wie sucht man einen Job oder wie spricht man plötzlich mit dem anderen Geschlecht, wenn man nicht gerade verheiratet ist ?
Die kleinsten Dinge müssen erlernt werden. Oft beginnt dies schon beim Deodorant.

Um auf den Fall Gitty zurückzukommen:
Wie viele andere Leidensgenossen läuft auch sie ziellos bzw. orientierungslos umher. Eingewöhnen, den Alltag erlernen, das will ersteinmal bewältigt werden. Soziale Hilfe ist dringend nötig und diese muß von relig. Menschen kommen. Von modern – orthodox, denn eine Person wie Gitty kennt sich nur in der orthod. Welt aus. Und die Orthodoxen sind die Einzigen, welche ihre psychischen Probleme verstehen und nachvollziehen können. Dieses Gefühl kenne ich aus eigener Erfahrung, denn ich will nicht stundenlang einem nichtjüd. oder säkuleren Psychiater die chassidische Welt begreiflich machen, damit er mich nach Wochen vielleicht ein wenig versteht. Ich will jetzt reden, denn alles muß raus und ich brauche einen Menschen, der mich sofort begreift.

In den Kommentaren machen die Leute Gitty Hoffnung aber gleichzeitig soll sie lernen, Verantwortung zu übernehmen. Ihre derzeitige Orientierungslosigkeit ist verständlich und normal, aber sie solle Hilfe suchen, damit sie ihr neues Leben in den Griff bekommt. Solange dies nur zögernd geschieht, wird ihr gewiß das Sorgerecht nicht zugesprochen werden. Gitty's Ex hingegen kann Esther Miriam ein Heim bieten. Er arbeitet und hat ein geregeltes Leben. Ohne die Flippigkeit und freiheitssuchende Gitty. Sowas kommt beim Gericht an.

Ich hoffe nur, dass Gitty klarkommt und gute Freunde hat bzw. findet. Viel ist zum Thema zu sagen, aber eines sollte man vermeiden: weder Satmar noch Gitty vorverurteilen. Es ist wichtig, beide Seiten zu verstehen und nicht mit der Stereotype zu beginnen.

Sicher schreibe ich zu dem Thema insgesamt noch viel viel mehr, denn es handelt sich um ein extrem wichtiges Thema.


Links zum Thema:

http://chassidicstories.blogspot.com/2008/02/wie-soll-es-weitergehen.html

http://chassidicstories.blogspot.com/2008/02/runaways-aussteiger.html

Sonntag, Juli 20, 2008

"Komm zu uns ! Komm zu uns !"

B"H

Eine Mischna (mündliche Gesetzesüberlieferung G - ttes an Moshe am Berg Sinai) aus dem Talmud Avot (Pirkei Avot), Kapitel 6, Mischna 9, zum Nachdenken. Diese Mischna ist etwas kniffelig, aber vielleicht lernen viele hieraus am Besten, mit welchen Fragen man beim Talmudstudium konfrontiert wird.

Vorweg jedoch der Text der Mischna:

Rabbi Yossi ben Kisma sagte: "Einmal befand ich mich auf einem meiner Wege als mich einen Mann traf und der mir SHALOM sagte. Also gab ich ihm das SHALOM zurück.

Der Mann sagte mir: Rabbi woher kommst du ?
Ich antwortete ihm: Aus einer großen Stadt mit Thoragelehrten und Sofrim (relig. Schreiber). Daraufhin erwiederte der Mann: Rabbi, willst du nicht lieber mit uns in unserem Ort leben ? Ich gebe dir Tausend Dinare aus Gold, wertvolle Edelsteine und Perlen.

Ich (der Rabbi) sagte: Und wenn du mir alles Gold, Silber, wertvolle Edelsteine und Perlen dieser Erde geben tätest, ich würde niemals anderswo wohnen als an einem Ort der Thora (wo die Thora studiert wird) ".


Soweit die Mischna aus den Pirkei Avot.

Viele viele Fragen tun sich hier auf.
Zuerst einmal: Warum erzählt uns die Mischna bzw. Rabbi Yossi ben Kisma dies alles ?

Was sollen wir daraus lernen ? Und lernen sollen wir ganz ohne Zweifel, denn nichts steht in der Thora oder dem Talmud, was uns heute nichts mehr zu sagen hat. Die Thora ist zeitlos und daher ist jeglicher Inhalt von damals auch für uns gültig. Nicht nur die Gesetze, sondern die persönlichen Lebensläufe unserer Vorfahren. Wie haben sie in bestimmten Situationen reagiert und wovon war ihr Leben geprägt ? Sind wir nicht bis heute in gleichen Situationen und erleben Ähnliches ? Wie also wenden wir unsere Moral an ? Stehen wir für unser Volk ein ? Wie sieht unsere Beziehung zu G - tt in zerfahrenen Situationen aus ? All das sollten wir uns einmal in Bezug auf die unendliche Gültigkeit der Thora fragen.

Aber zurück zu der Eingangsfrage, warum uns Rabbi Yossi ben Kisma das ihm Wiederfahrene im Detail erzählt. Wieso geht er ins Detail und sagt nicht ganz einfach: "Einmal traf ich einen Mann, der mir Edelsteine anbot, wenn ich an einen anderen Ort ziehe. Ich sagte NEIN, denn ich wolle dort leben, wo Thora gelernt wird". Punkt. Reicht das nicht aus ?

Wieso erzählt uns der Rabbi hier, dass der Mann ihn grüßte, er den Gruß erwiederte und all das Drumherum ?

Zuerst einmal sollte man sich den Text im Original (Hebräischen) anschauen und wer dies nicht tut, der übersieht etwas Grundlegendes. Rabbi Yossi sagt nicht, dass er den "Mann traf". Zufällig jemanden treffen heißt im Hebräischen "PAGASCH - פגש" vom Infinitiv "LIFGOSCH - ליפגוש". Mit jemandem eine Verabredung haben und ihn treffen, dafür gibt es ein anderes Wort (LEHIPAGESCH - להיפגש). Somit erkennt der Zuhörer schon aus der Grammatik heraus, ob jemand eine Person zufällig oder bewußt traf.

Aus unserer Mischna aber geht nicht hervor, ob Rabbi Yossi den Mann zufällig oder verabredet traf. Verabredet wohl eher nicht, denn er kannte die Person ja gar nicht. Dagegen heißt es in unserem Text, dass Rabbi Yossi den Mann (PAGA - פגע). Das Wort PAGA bedeutet eigentlich JEMANDEN VERLETZEN und nicht JEMANDEN TREFFEN. PAGA ist die Vergangenheitsform von LIFGOA - VERLETZEN לפגוע.

Von daher ist die Übersetzung der Mischna also falsch. Rabbi Yossi traf den Mann zwar, doch dieser verletzte ihn.
Womit verletzte er ihn ?

Auch hier ist es dringend anzuraten, in das hebräische Original zu schauen !!!

Aber zuvor kurz noch ein kleiner anderer Einwurf.

Aus dem Talmud Berachot lernen wir, dass jemand, der den Gruß eines Mitmenschen nicht erwiedert, ein Dieb ist.

Wieso das ?

Ein Mitmensch offeriert mit etwas, nämlich seinen Gruß, und daher bin ich verpflichtet, ihm die Offerte zurückzugeben. Tue ich das nicht, nehme ich etwas an, ohne zurückzugeben. Dies trifft auch auf Fälle zu, in denen ich eine Person nicht ausstehen kann und nicht grüßen will. In dem Moment jedoch, in dem mich jemand ernsthaft grüßt, muß ich den Gruß erwiedern.

Dies tat Rabbi Yossi.

Aber heißt es nicht ebenso in Berachot, dass eine relig. Person sich anstregend sollte, zuerst zu grüßen, da dies als hohe Mitzwah (Gebot) betrachtet wird ? Wieso tat der Rabbi dies nicht, sondern ließ den Unbekannten zuerst grüßen ?

Die Antwort lautet, dass wir dies aus dem Wort PAGA herauslesen.
Schon von Vornherein kam der Mann auf ihn zu und man sah, dass er nichts Gutes im Schilde führte. Von daher wollte Rabbi Yossi ihn nicht grüßen, sondern ihm aus dem Weg gehen. Als der Unbekannte jedoch grüßte, war Rabbi Yossi gezwungen zurückzugrüßen. Und gleich darauf kurbelte der Unbekannte die Diskussion an, indem er dem Rabbi Geld bat, wenn er denn nur umziehe.

Was ist daran so falsch ?
Zuerst einmal verletzte er den Rabbi mit seinem Verhalten und darauf bezieht sich das Wort PAGA. Dummdreist wollte der Unbekannte den Rabbi zum Umzug bewegen.

Woraus sehen wir nun das wieder ?

Weil Rabbi Yossi eingangs sagte, dass er sich auf einem seiner Wege befand.

Wege ? Was für Wege ?

War er symbolisch gesehen auf dem richtigen Weg ? Anscheinend ja, aber überkam ihn nicht ein negativer Gedanke ?

Was der Unbekannte wirklich wollte, war den Rabbi vom richtigen Weg abzubringen.

Bestes Beispiel: Ein christlicher Missionar wendet sich an einen Juden und will diesen bekehren. Von Vornherein steckt also schon eine böse Absicht im Gruß und in der aufkommenden Diskussion.

Der Unbekannte sagte nicht: "Du kannst in meiner Stadt leben".

Nein, er sagte: "Du kannst MIT (IMANU) UNS - עמנו an UNSEREM Ort leben מקומנו".

MIT UNS an UNSEREM ORT. Wir schauen hier auf das Wort "IMANU - MIT UNS". Dies bedeutet, dass ich nicht nur dort lebe, sondern auch die Gepflogenheiten eines neuen Ortes bzw. der Bewohner annehme. Der Unbekannte also wollte den Rabbi vom Weg abbringen und ihn zu einem anderen Leben verleiten. Wie gesagt, genau wie z.B. ein christlicher Missionär, der Gleiches bei einem Juden probiert.

Rabbi Yossi ben Kisma lehnte ab und ging seinen richtigen Weg weiter.

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Ich danke jenem Chabad - Rabbiner für diese Inhalte, dessen Vortrag ich besuchte, doch dessen Namen ich leider nicht mitbekam.

Ein "häßliches Gefäß"

B"H

Aus dem Talmud Traktat Ta'anit 7a lernen wir folgende Begebenheit:

Als Cäsars Tochter zu Rabbi Yehoshua ben Chananyah sagte: " Oh, heilige Weisheit in einem häßlichen Gefäß !"

Rabbi Yehoshua antwortete ihr scherzhaft:
"Bewahrt Dein Vater seinen Wein in häßlichen Tongefäßen auf ?"

Sie antwortete: "Wo sonst sollte er denn den Wein aufbewahren ? Jeder benutzt doch Tongefäße !"

Der Rabbi sagte zu ihr: "Du als Adelige solltest Deinen Wein in Gefäßen aus Gold und Silber aufbewahren".

Daraufhin ging die Tochter zu ihrem Vater und berichtete ihm von diesem Vorschlag. Der Vater stimmte zu, ließ den Wein in Gefäße aus Gold und Silber umschütten, woraufhin der Wein sauer wurde. Als die Bediensteten zu ihm kamen, um ihm zu berichten, dass der Wein verdorben sei, fragte er seine Tocher: "Wer hat dir den Vorschlag überhaupt erst gemacht ?"

"Rabbi Yehoshua ben Chananyah", lautete ihre Antwort.

Die Diener und Cäsar liessen den Rabbi rufen und Cäsar fragte ihn: "Warum hast du meiner Tochter diesen Vorschlag gemacht ?"

Rabbi Yehoshua ben Chananyah antwortete: "Als sie sprach, meinte sie mich. Sie war überrascht, dass Weisheit sich in einen häßlichen Menschen verirrt. Und so habe ich ihr das Beispiel gegeben, dass ja auch der Wein in häßlichen Tongefäßen aufbewahrt wird. Genauso verhält es sich auch mit mir; die Thoraweisheit hält sich besser in mir, weil ich häßlich bin".


Hieraus lernen wir, unter anderem, dass Schönheit nicht immer gleichbedeutend ist mit Weisheit.


Erklärungen zum Text aus der Gemara:

1. Wenn der Talmud "Cäsar" erwähnt, so ist damit nicht der römische Kaiser Cäsar gemeint; Cäsar war zu talmudischen Zeiten ein Titel hoher römischer Abgesandter im besetzten Palästina.

2. Rabbi Yehoshua ben Chananyah wird im Talmud als besonders häßlich aussehender Mensch beschrieben.

Der Kommentator Raschi + die Tosafot: Wenn sich Thoraschüler nicht oftmals soviel auf ihr gutes Aussehen einbilden täten, dann würden sie fähig sein, mehr Thora zu lernen und nicht alles sofort wieder zu vergessen.

Der Kommentator Maharsha erklärte, dass der Charakter eines Menschen nicht von seiner äußeren Erscheinung abhängt, sondern davon, wie er mit seinen Schönheit umgeht. Jemand, der ständig herumstolziert wie ein Pfau und in den Spiegel schaut, wird sich kaum hinsetzen und seine gelernten Thoraweisheiten überarbeiten.

Genau diese Gedanken kamen mit in den Sinn als ich am letzten Erev Schabbat (Freitag abend) durch Bnei Brak ging und die Yeshivaleute der litvischen Yeshivot sah. Egal, ob sephardisch oder aschkenazisch; viele waren total aufgetakelt und rochen schlimmer nach Parfüm als irgendwelche säkuleren Schönlinge vom Tel Aviver Strand.

Aber nicht nur die litvischen Yeshivastudenten werden ständig wegen ihrer übermäßig modischen Kleidung kritisiert. Ihre Frauen sind nicht viel besser. Kurze Röcke, hochhackige Schuhe und lange Perücken.

Na, wenn das mal nicht die Anstandspolizei sieht ……

Freitag, Juli 18, 2008

Vielfalt

B"H

Die Vielfalt des Judentums überrascht mich selbst immer wieder aufs Neue. Da meint man einmal, ein Thema fast abgeschlossen oder annähernd verstanden zu haben, und schwupps, taucht schon die nächste Problematik auf. Entweder wurde diese zuvor übersehen oder man hielt sie einfach nicht für relevant genug. Das Judentum scheint endlos. Einmal auf der Suche nach einer Antwort, eröffnen sich gleichzeitig neue Fragen. Genau im richtigen Leben.

Wer sich entscheidet, mit dem Basiswissen zu beginnen, der bemerkt zu Beginn die unendliche Vielfältigkeit noch gar nicht. Zuerst verläuft alles brav nach Stundenplan, denn dies ist bei einem Anfänger (egal, ob in einem Konversionskurs oder bei einem gebürtigen Juden) besonders wichtig. Es ist immer gut, ein oder zwei Jahre lang ein Basiswissen zu erlangen, um danach bei professionellen Kursen bzw. Vorträgen weitere Fortschritte zu machen. Nach 4 – 5 Jahren intensiven Lernens baut sich jeder einen gewissen persönlichen Rahmen auf. A la "Was interessiert einen besonders, was weniger" ? Diese persönliche aufgebaute Prioritätenliste bedeutet jedoch keinesfalls, dass von jetzt an nur noch das gelernt wird, was mich brennend interessiert. Selbst die noch so einfachsten Themen stellen sich fast immer als kompliziertes Gebilde heraus. Ein Gebilde, zu dem mehr an Wissen gehört als nur meine Lieblingsthemen. Plötzlich stellt sich heraus, dass ich mich, um eine Lösung oder Struktur aufzubauen, mit Themen beschäftigen muß, an die mir zuvor völlig unbekannt waren. So ergeht es mir fast täglich bei der Vorbereitung meiner Vorträge in Beit Shemesh und Tel Aviv. Hinzu kommen die Fragen des Publikums.

Eine Patentlösung für all das Chaos habe ich noch nicht finden können. Meine Notizenliste ist bis in die Unendlichkeit angewachsen, sowohl als auch mein Bewußtsein, dass ich wahrscheinlich niemals alles erlernen werde.
Wie also könnte eine annähernde Lösung aussehen ?
Alles einfach im Schelldurchlauf erlernen, ohne sich auf Details zu versteifen ? Ein Bekannter von mir entschied sich dafür und hält dementsprechend seine Vorträge. Wikipedia im Sekundentakt.

Ich liebe Komplikationen und entschied mich deshalb für eine intensive Methode. Ein Thema wird gründlich ausgearbeitet, egal was kommt. Meine Empfehlung an alle, die mit dem Lernen zu beginnen beabsichtigen:

Lieber sich ein Thema vornehmen und es bis zum Erbrechen auszuarbeiten als sich schnell wahllos durch den Dschungel des Judentums zu hangeln. Ein einziges Thema ist wie ein Baum mit vielen in alle Richtungen ausströmenden Ästen. Und im Nachhinein kann sich herausstellen, dass alles miteinander verknüpft ist. Somit lernt man im Endeffekt nicht nur sein eigenes Thema, sondern es eröffnen sich einem ganz andere Erkenntnisse, an die man zu Beginn gar nicht dachte.

Nostalgie des Gehorsams

B"H

Chassidische Gruppen im "modernen" Wandel:

http://chassidicstories.blogspot.com/2008/07/nostalgie-des-gehorsams.html

Donnerstag, Juli 17, 2008

Die Verfolgungen im Jahre 1096

B"H

Mit der Trauer meines Geistes soll ich es vor meiner kleinen Gemeinde ausprechen.

Ich soll klagen und schreien; weil der Allmächtige bitter mit mir umgegangen ist.

Schweig, höre meine Worte und mein Gebet.

Wenn Er mich nur hören könnte.




Die Kreuzritter hatten sich vor dem Tor versammelt

Um den Namen der Verbliebenen auszulöschen.

Kleine Kinder schrien zu Ihm mit einer Stimme auf:

"Höre, Israel, der Ewige ist unser G - tt; der Ewige ist EINS" (Shema Israel, Ad - onai, E - lo - heinu, Ad - onai ECHAD).



(Aus dem Buch
"Sanctifying the Name of G - d" von Jeremy Cohen)


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Ein jüdisches Trauergedicht eines unbekannten Autoren.
Die Verse beziehen sich auf die Massaker der Kreuzritter im Frühjahr und Sommer des Jahres 1096. Damals zogen die Kreuzritter los ins Heilige Land, um dieses, so offiziell, von der moslemischen Besetzung zu befreien und das Christentum einzuführen. Wie wir heute alle wissen, gab es mehrere Kreuzzüge, die letztendlich alle kläglich scheiterten.

Das Gedicht (Piyut) wurde nach den Massakern des Jahres 1096 (des Ersten Kreuzzuges) verfaßt. Kreuzritter, die durch das Rheinland gezogen waren, zerstörten in ihrem relig. Wahn ganze jüdische Gemeinden und ermordeten mehr als 100.000 Juden. Betroffen waren hier die Gemeinden in Speyer, Worms, Mainz, Köln, Trier, Metz, aber auch in Regensburg sowie in Prag Der Kreuzrittermob mordete ohne Gnade wild drauflos.

Der Fastentag am 17. Tammuz

B"H

Am kommenden Sonntag (20. Juli) begehen wir den Fastentag des 17. Tages im jüdischen Monat Tammuz.

Der 17. Tammuz war im Verlauf der Geschichte viele Male ein Schicksalstag für die Juden. So stieg Moshe an dem Tage vom Berg Sinai herab, sah, dass die Israeliten um das Goldene Kalb tanzten und zerschmetterte vor Wut die zwei Gesetzestafeln.

Viele Jahre später wurde die Stadtmauer Jerusalems von den Feinden überrannt. Eine Tragödie, die drei Wochen später (am 9. des Monats Av – Tisha Be'Av) in noch einer viel größeren Tragödie endete: der Zerstörung beider Tempel. Im Jahre 586 vor der Zeitrechnung durch die Babylonier und im Jahre 70 nach der Zeitrechnung durch die Römer.

Die Geschichte reiht uns eine ganze Liste tragischer Ereignisse auf. Eines davon geschah im Jahre 1944, wo am 17. Tammuz das Ghetto Kovno von den Nazis aufgelöst und sämtliche inhaftierte Juden in die Vernichtungslager geschickt worden waren.

Der 17. des jüdischen Monats Tammuz leitet eine dreiwöchige Trauerperiode ein, welche mit dem Tisha Be' Av (9. des jüd. Monats Av) am 9. / 10. August endet. Am 9. des jüd. Monat Av wurden beide Tempel zerstört.

Der 17. Tammuz ist ein Halbfastentag, der morgens gegen um 4.24 Uhr (Israelzeit) beginnt und abends um 20.13 Uhr endet. Den gesamten Tag über essen und trinken wir nichts. Wer fastet, der muß im Morgengebet Schacharit einige zusätzliche Gebet einfügen.

Ein Fastentag soll uns immer zur Teshuva (Umkehr zu G – tt) bewegen. An solch einem Tag sollten wir Thora lernen (z.B. Parashat Ki Tisa, in der es um den Bau des Goldenen Kalbes geht). Nicht, dass wir die Thora nur lernen und sie danach wie ein gewöhnliches Buch wieder zur Seite legen. Stattdessen ist es Ziel, die Thora zu verinnerlichen und durch die Einhaltung der Gesetze, die G – tt uns gab, erfüllen wir Seinen höchsten Willen (Ratzon HaEliyon) und erreichen eine besondere Devekut (Nähe zu Ihm). Die Thora sollte ein Teil von uns sein, mit dem wir die Kraft haben, einen Tikun (Reparatur der Seele) für das Zerschmettern der Gesetzestafeln zu verrichten (Sefer HaSichot – Chabad). Ein weiteres Zeichen zur Teshuva ist das Geben von Zedakah (Spenden), so lesen wir im Buch Tanya – Iggeret HaTeshuva, Kapitel 3).

Das chassidische Buch Bnei Yissachar kommentiert, dass aus den einstigen Trauertagen 17. Tammuz sowie 9. Av in der Zukunft einmal Feiertage werden. Nämlich nach der Ankunft des Meschiach.


Halachot (Gesetze) für den 17. Tammuz:

a) Nichts essen

b) Nichts trinken

c) Vergnügungen aller Art sollten unterlassen werden


Halachot für die folgenden drei Wochen vor dem 24. Juli (Tisha Be ' Av):

a) Es finden keinerlei jüdische Hochzeiten statt.

b) Von Vergnügungen wie Parties, Kino, Musikhören etc. sollte Abstand genommen werden.

Hierbei ist zu beachten, dass neun Tage vor Tisha Be ' Av noch einige weitere Halachot hinzukommen, die ich zu gegebener Zeit nennen erläutern werde !!!

Warum sind ausgerechnet diese drei Wochen zwischen der Zerstörung der Jerusalemer Stadtmauer und der endgültigen Zerstörung der Tempel eine Trauerperiode ? In der Zeit sind Tausende von Juden bei der Verteidigung der Tempel umgekommen. Sei es durch das Schwert des Feindes oder durch Hunger.

Hoffen wir, dass der Meschiach baldigst kommt und der Dritte Tempel errichtet wird.

Vorab schon einmal: Zom Kal – ein leichtes Fasten

Parashat Pinchas

B"H

Die Thoralesung für diesen Schabbat

Obwohl sich die Parashat Pinchas nicht gerade wenig mit anderen Themen außer mit Pinchas selbst beschäftigt, möchte ich dennoch einmal nur auf seine Person eingehen. Die eigentliche Tat des Pinchas fand dagegen schon in der vorherigen Parashat Balak statt.

Nachdem Bilam scheiterte, die Juden zu verfluchen, besann er sich auf eine neue Waffe gegen sie. Diesmal mit etwas mehr Erfolg, wie wir gleich sehen werden. Bilam ging strategisch vor und sah, dass G - tt nichts mehr haßt als sexuelle Perversitäten und Götzendienst. Wenn das Fluchen halt nicht so funktioniert wie gewünscht, dann machen wir es anders, so Bilam zu seinem Auftraggeber Balak. Er überzeugte Balak die Töchter Moavs (Moabiterinnen) loszuschicken und die Israeliten zum Götzendienst zu verführen.

Die Gemara im Talmud Traktat Sanhedrin 106a gibt uns Aufschluß über die spezielle Taktik des Bilam. So errichteten die Moabiterinnen Zelte auf den Wegen der Israeliten, in denen neue Kleidung verkauft werden sollte. Obwohl uns die Midrasch lehrt, dass die Israeliten in der Wüste ständig über saubere Kleinung verfügten und diese immer mit dem Wachstum der jeweiligen Person mitwuchs, waren die Israeliten dennoch ganz wild auf neue Kleidung (so der Talmud - Kommentator Maharsha). Sobald ein Israelit in besagtem Zelt verschwand, gaben ihm die Frauen ammonitischen Wein zu trinken. Laut dem Jerusalemer Talmud Sanhedrin rief jener Wein ganz besondere sexuelle Gelüste hervor. Die Israeliten konnten nicht wiederstehen und so forderten die Moabiterinnen sie auf, ihren eigenen Götzen Baal Peor anzubeten. Die Anbetung Baal Peors unterlag einem ganz besonderen Ritual, wie uns die Gemara in Sanhedrin 106a sowie 64a lehrt. Es war eines der scheußlichsten Rituale überhaupt (siehe Raschi) und soweit mir bekannt ist, wird dieses Ritual in unserer heutigen Zeit nicht mehr praktiziert. Die Statue des Baal Peor wurde bei der Anbetung mit den eigenen Fäkalien beschmiert.

Viele Israeliten vergaßen sich selbst und nahmen an diesem Ritual teil. Ein Israelit namens Zimri brachte sogar eine dieser Frauen mit in das israelitische Lager und forderte Moshe in aller Öffentlichkeit heraus. Schließlich habe Moshe selbst eine Midianiterin (Zippora) geheiratet und was er sich denn so aufregen wuerde (Talmud Sanhedrin 82b). Laut Halacha gibt es gewaltige Unterschiede zwischen dem Verhalten Zimris und Moshes. Als Moshe die Zippora heiratete, gab es erstens noch keine Thora und somit unterlag er keinem Verbot. Zweitens konvertierte Zippora zum Judentum und diente dem Einen G - tt. Somit war Zimris Anschuldigung ziemlich lächerlich.

G - tt sandte eine Plage ins israelitische Lager, in der 24.000 Menschen ihr Leben verloren. Pinchas, der Sohn Elazar und Enkel Aharons, sah rot. Er wußte, dass jemand unverzüglich handeln mußte, um das aufkommende Unglück abzuhalten und die Israeliten vor sich selbst zu retten. Er nahm einen Speer, ging in das Zelt Zimris, der gerade Sex mit seiner Geliebten Cozbi hatte, und stach den Speer durch beide Körper zugleich (Talmud Sanhedrin 82b). Sofort nahm die Plage ein Ende und die Israeliten waren gerettet. Aber anstatt Pinchas dankbar zu sein, wurde er von vielen schlecht gemacht und sie lästerten über ihn. Er komme ja selbst aus einer zweifelhaften Familie des Yitro, der selbst einmal ein Götzenpriester war. Was ihm einfiele, hier den Zimri umzubringen.

Bei Raschi lesen wir, dass dies der Grund ist, warum G - tt die volle Abstammung des Pinchas in der Thora erwähnt. Pinchas, der Sohn des Elazar, der wiederum der Sohn Aharons ist. So sollte klargestellt werden, dass es sich keinesfalls um eine zweifelhafte Familie handelte. Im kabbalistischen Buch ZOHAR lesen wir, dass Rabbi Shimon Bar Yochai der Ansicht war, dass zu dem Zeitpunkt die Israeliten verdienten zu sterben. Doch Pinchas rettete sie mit seiner heldenhaften Tat.

Er war der Einzige, der die Initiative ergriff und sofort handelte. Alle anderen erkannten nicht, dass es eine Mitzwah (Gebot) war, den Zimri zu töten (das chassidische Buch "Noam Elimelech").
Von G - tt wurde er dafür zum Cohen (Tempelpriester) ernannt, ein Amt, was ihm von Geburt an nicht zustand. Es ist der einzige Fall in der Geschichte, an dem ein "Fremder" zum Cohen ernannt wird. Ansonsten lautet die von G - tt erlassene Regel, dass jemand nur aufgrund seiner gebürtigen Herkunft Cohen sein kann.

Die Chassidut sieht in Pinchas den perfekten Zaddik (Gerechten), was an dieser Stelle heißt, dass Pinchas G - ttes Willen erfüllte, sein Volk rettete und er die oberen Welten mit der unteren verband. Wir wiederum sollten uns mit einem Zaddik verbinden, um so eine Einheit (Yichud) in dieser Welt zu erreichen (Degel Machane Ephraim). Der Mensch sollte genügend Verstand besitzen zu wissen, was richtig und was falsch ist. Manchmal kommen in ihm Gedanken auf, bei denen ihm sein Verstand sofort sagt, dass es falsch wäre dies und das zu tun (Baal Shem Tov). Genau dann sollte er seine ganze Kraft aufbringen und nicht seinen körperlichen Gelüsten bzw. dem Materialismus folgen, sondern sich auf seine Spiritualität besinnen und sich gleichzeitig die Frage stellen, warum er hier auf dieser Welt ist. Wer hat ihn hierher gebracht und zu welchem Zweck ?
Der Sinn unseres Dasein besteht darin, G - ttes Willen auszuführen und demnach einen Platz in der Olam HaBah (der kommenden Seelenwelt) für uns zu gewinnen. Leider verlieren wir in vielen Lebenssituationen unser Ziel aus den Augen und wenden uns den äußeren Einflüssen zu (Raschi). Genau das passierte den Israeliten in der Wüste. Sie dachten nur an ihre eigenen Gelüste, ohne wahrzunehmen, dass die ihr eigentlicher Feind und ihr Untergang sind. Bis Pinchas der Zaddik (Gerechte) kam und das Volk wieder mit G - tt verband. Die Chassidut nennt das die Hauptaufgabe eines Zaddik. Er ist der zentrale Punkt und er sorgt dafür, dass G - tt und die Juden eine Einheit bilden (Rabbi Yaakov Yitzchak Horowitz - der Seher von Lublin). Sein Konkurrent, Rabbi Yaakov Yitzchak Rabinovicz von Peshis'cha stimmte dem nicht ganz zu und gab eine andere Erklärung ab. Der Zaddik muß ebenso an sich selbst arbeiten und seine Hauptaufgabe bestehe darin, die Menschen Spiritualität zu lehren und sich so auf einem höheren Level zu bewegen.

Dass, was uns die Parasha und Pinchas lehren ist, dass wir im Leben Initiativen ergreifen müssen und nicht tatenlos zusehen. Natürlich soll nicht jeder von uns einen Speer in die Hand nehmen und drauflos rennen, aber dennoch sollten wir uns niemals schämen, uns für die Thora in einer richtigen Art und Weise einzusetzen. Selbst dann nicht, wenn wir von außen kritisiert werden. Vielleicht sollten wir Juden das vor allem im Zeitalter des wieder aufkommenden Antisemitismus berücksichtigen.

Schabbat Schalom


Links:

Die "Kommende Welt - Olam Habah" im Judentum

Insgesamt verdient das Thema "Olam HaBah" einen eigenen ausführlichen Artikel, denn es gibt unterschiedliche Aussagen darüber. Prinzipiell aber vermag niemand genau zu beschreiben, um was es sich bei dem Konzept handelt.