Montag, Februar 25, 2008

Engel und Gebete

B"H

Allgemein gilt das Thema "Engel" für viele als sehr attraktiv. Die Engel seien irgendwelche mystischen Wesen, Gehilfen G - ttes, die ab und an auf die Erde kommen und Gutes tun. Siehe die Serie mit dem verstorbenen Schauspieler Michael Landon. Egal wie, Engel ziehen immer die große Attraktion auf sich, was ich nicht ganz nachvollziehen kann. Ich beschäftige mich mit vielen Themen im Judentum, aber nicht unbedingt mit den Engeln.

Laut der Halacha (jüd. Gesetzeslehre) ist es uns verboten, Engel bildlich darzustellen. Mit Flügel und als Kinder, wie in so manch anderer Religion. Natürlich kann man jetzt darüber diskutieren, denn schließlich waren die zwei Cherubim auf der Bundeslade ja auch als Statuen dargestellt. Wieso die und bei anderen ist es halachisch verboten ? Zu dem Thema gibt es im Talmud eine lange Diskussion.

Persönlich stimme ich mit dem Baal Shem Tov überein, der da sagte, dass die Engel lediglich unterschiedliche Kräfte und Erscheinungsformen G - ttes seien. Es gibt sie nicht wirklich, sondern sie sind eine Metapher. G - tt handelt in verschiedenen Situationen anders und dies wird anhand der Metapher "Engel" ausgedrückt.

Eines ist sicher: Laut dem Talmud Traktat Schabbat besitzen Engel keinen eigenen Willen, sondern sind immer an G - ttes Willen gebunden. Selbst wenn sie auf die Erde kommen sollten, hat jeder einzelne von ihnen nur eine einzige Aufgabe und kann nicht die Aufgabe eines "Engelkollegen" mitübernehmen. Ist die Aufgabe erfüllt, verschwindet der Engel unverzüglich.

Im Talmud Schabbat 12b steht, dass ein Mensch niemals in aramäischer Sprache beten sollte, denn die Engel verstehen kein Aramäisch. Dies gilt besonders für all jene Gebete, in denen man G - tt um etwas bittet. Den gleichen Inhalt finden wir auch im Talmud Traktat Sotah 33a. Diese Regel gilt nur für eine Einzelperson.

Die Frage, in welcher Sprache jemand beten soll, kommt immer wieder neu auf. Zu Yeshivazeiten sagten mir Leute, dass jemand vorzugsweise in Hebräisch beten solle, da diese Gebete eher erhört werden als jene in einer Fremdsprache.

Was aber, wenn jemand der hebräischen Sprache nicht mächtig ist ? Und selbst wenn, dann sollte er doch normalerweise verstehen, was er betet, oder ?

Auch hierauf bekam ich unterschiedliche Antworten. So gebe es Gebete, die man nicht unbedingt selbst verstehen müsse. Tehillim (Psalmen) zum Beispiel. Der Schulchan Aruch (Code of Jewish Law), Orach Chaim 101:4, erlaubt das Beten in allen Sprachen bei unterschiedlichen jüdischen Gebeten.

Wie immer gibt es zur Gemara (rabbinische Diskussionen) widersprüchliche Ansichten. Einerseits heißt es, dass die Engel der aramäischen Sprache nicht mächtig sind, andere wiederum behaupten, dass die Engel die Sprache schon beherrschen, sie aber ignorieren, da sie das dem Hebräischen gleichende Aramäisch als eine Form der Korruption betrachten (siehe den Talmudkommentator Rosh). In den Augen des Rosh ist Aramäisch eine Perversion der hebräischen Sprache.

Aber was soll die ganze Diskussion eigentlich ? Heißt es nicht, dass wir unsere Gebete direkt an G - tt richten ? Wozu wird diskutiert, ob die Engel alle Sprachen verstehen oder nicht ? Wir beten zu G - tt nicht durch ein Medium.

Eine Erklärung hierfür lautet, dass es die Engel sind, die G - ttes Willen ausführen und in dem Moment, in dem ich zu G - tt bete und Ihn um etwas bitte, erwarte ich eine Antwort.
Oder anders ausgedrückt: Wir beten NUR zu G - tt, aber die Engel kommen und erfüllen unseren Willen. Und es sind die Engel, die manchmal bei G - tt unsere Bitten durchsetzen und somit als unsere Anwälte dienen.

Eine ganz besondere Meinung vertritt der Talmudkommentator Me'iri: Die Gemara, ob Engel Aramäisch verstehen oder nicht, will uns einzig und allein dauf hinweisen, dass Gebete, welche nicht in Hebräisch formuliert werden, einfach nicht so akzeptiert sind, wie jene in Hebräisch. Auch hierzu sind die Ansichten verschieden.
Gibt es doch genauso Meinungen, dass Gebete in Israel sofort zu G - tt aufsteigen, wohingegen im Ausland gesprochene Gebete erst nach Israel kommen, dann nach Jerusalem und erst dann zu G - tt aufsteigen.

Aber wie in den meisten Fällen gibt uns der Talmud keine exakte Antwort und lässt uns mit unterschiedlichen Stellungnahmen allein. Gemäss des Schulchan Aruch jedoch sind Gebete in allen Sprachen erlaubt, nur nicht in Aramäisch.

Und wehe jemand fragt mich jetzt, was mit dem aramäischen Kaddischgebet ist. Dies kam jedenfalls in dieser talmudischen Stelle nicht zur Sprache.

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