B"H
Die jüdische Kabbalah hat für einen Außenstehenden fast immer einen Hauch von Magie. So richtig schön geheim und sei man erst einmal in der Lage, gewisse Kenntnisse zu erlangen, geschweige denn, irgendwelche Codes zu knacken, so könne man endlich sein Leben perfekt meistern. Die Kabbalah als Heilmittel des Privatlebens. Erst dann geht es mir gut und aus diesem Grund boomt der Esotherik – Markt gleich mit.
Copyright / Photo: Miriam Woelke
Dass das ernsthafte Studium der jüdischen Kabbalah nur unter bestimmten Bedingungen erfolgen kann, daran denkt seit Madonna kaum noch jemand. Frei nach dem Motto: “Was Madonna und Demi Moore können, das kann ich schon lange !” Was die Wenigsten wissen: Madonna lernt lediglich die jüdischen Buchstaben und meditiert am ersten Buchstaben Aleph. Das Kabbalah – Center aber verkauft allein dieses wirre Meditieren bereits als Kabbalah und Madonna allein brachte der Familie Berg Millionen ein.
Was die jüdische Kabbalah jedoch genau beinhaltet, ist nicht immer ganz so aufregend. Immerhin wird die Kabbalah in einige unterschiedliche Arten unterteilt. Eine Menge Thorawissen, Propheten, Talmud, Midrasch oder Legenden (Aggadot), sind notwendig. Das Studium ist aufwendig und dauert Jahre. Fast immer geschieht es, dass ein Lernender auf Hindernisse stößt. Die Recherche gehört dazu und fast jedes Konzept birgt viele weitere Konzepte in sich, die dann auch erst wieder recherchiert werden müssen. An dem Punkt angelegt bewegt man sich bereits in ein anderes Thema hinein, läßt sein eigentliches Thema etwas fallen und recherchiert, bis kurz darauf eine dritte Komplikation auftaucht. Wer, z.B., den Talmud nicht interpretieren kann, dem ist abzuraten, sich mitten im Kabbalahstudium an den Talmud heranzutasten.
Das hört sich alles nervig und verwirrend an und genau aus diesem Grund kann der Lernende leicht verloren gehen. Das heutige Kabbalah – Center jedoch lehrt nicht diese präzise Tiefe, sondern pickt sich einige wenige Brocken heraus und peppt diese esotherisch leicht gemacht auf. Ansonsten würde niemand vom Clientele auch nur einen winzigen Teil kapieren.
Das hört sich alles nervig und verwirrend an und genau aus diesem Grund kann der Lernende leicht verloren gehen. Das heutige Kabbalah – Center jedoch lehrt nicht diese präzise Tiefe, sondern pickt sich einige wenige Brocken heraus und peppt diese esotherisch leicht gemacht auf. Ansonsten würde niemand vom Clientele auch nur einen winzigen Teil kapieren.
Wer zumindest der englischen Sprache mächtig ist, der kann sich bei Amazon die Bücher der Jerusalemer Professorin Rachel Elior bestellen. Es gibt nur wenige Religionsbücher von israelischen Professoren, die ich lese, denn normalerweise betrachten Professoren alles von der akademischen Sichtweise her und nicht von der Religiösen. Rachel Elior ist dagegen mit ihrem Fachwissen eine der wenigen positiven Ausnahmen.
In ihrem Buch "Jewish Mysticism – The Infinite Expression of Freedom" definiert Rachel Elior die Bedeutung der Mystik. Was ist Mystik ? Die jüdische Mystik geht davon aus, dass es eine weitere verborgene Welt neben unserer jetzigen alltäglichen Welt gibt. Eine verborgene Welt außerhalb der unseren, welche wir nur mit Hilfe bestimmter Werkzeuge erreichen. Zum Beispiel durch Meditation oder indem wir uns zu G – tt bekennen und Seine Thoragesetze einhalten.
Eine uns verborgene Welt muss jedoch nicht unbedingt eine andere Welt sein, in die wir uns per Spiritualität einklinken. Genau so kann die Mystik in unserer Welt, in unserem Jetzt, stattfinden. Wie ? Indem es eine weitere Realität gibt. Eine zusätzliche Realität neben jener, die wir tagtäglich erleben. Eine Änderung unseres Bewusstseins bzw. unseres Wahrnehmungsvermögens reicht schon aus, um die zweite Realität zu erfassen. Nicht immer zu verstehen, doch zu wissen, dass sich hinter dem Vorhang unserer Welt noch ganz etwas anderes verbirgt.
Die jüdische Kabbalah bezieht sich in fast all ihrer Literatur stets auf die G – TT / MENSCH Beziehung. Ich wurde von G – tt erschaffen und meine Aufgabe in dieser Welt besteht darin, mich Ihm zu nähern und Seinen an mich gestellten Willen (die Thoragesetze) so gut wie möglich zu erfüllen. Nicht perfekt, sondern gemäss dem Potential, welches G – tt mir mit auf den Lebensweg gab.
Nähere ich mich an G – tt an, lerne Thora, dann wird mir klar, dass Er es war, welcher jegliches Sein inklusive dem Universum erschuf. Er steht über allem Positiven und auch Negativen. Anhand von Gebet und Thoramitzwot erhalte ich als Mensch einen eingeschränkten Einblick in die spirituelle Welt G – ttes. Verstehen oder sehen werde ich weder G – tt noch die Welten; lediglich meine Seele erhält ihren Bedarf an spiritueller Nahrung.
In der jüdischen Mystik ist die Welterschaffung durch G – tt ein wesentlicher Faktor. Wie wurde unser Universum von G – tt erschaffen und die mittelalterlichen Kabbalisten entwarfen aufgrund ihrer Beschreibungen ein regelrechtes Heer der symbolischen Sprache. Eine Symbolik, welche uns den unendlichen unsichtbaren G – tt nahebringt. Anhand dieser Symbolik kann sich unser menschlicher Verstand eine Welterschaffung aus dem absoluten Nichts vorstellen. "Am Anfang war nur G – tt allein" – wie bittschön sollten wir uns das ohne Symbolsprache vorstellen ? Dass da ein großes schwarzes Loch existierte, in dem G – tt herumschwebte und sich eben mal so entschloss, etwas zu erschaffen.
Aber nicht nur die späteren Kabbalisten entwickelten eine Symbolsprache. Schauen wir nur in die Prophezeigungen des Yechezkel (Jezekiel), dann werden wir von Beginn an mit Symbolen überhäuft. Engel und unterschiedliche Staturen G – ttes. Zwischen dem eigentlichen Text und der Interpretation liegen Welten und wer die Symbolik nie zu deuten gelernt hat, geht in seinen eigenen Phantasien unter.
Blick auf die Berge von Meron. Unterhalb befindet sich der berühmte Friedhof von Zfat in Nordisrael. Auf diesem Friedhof sind zahlreiche mittelalterliche Kabbalisten beerdigt.
Copyright / Photo: Miriam Woelke
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Die Frage ist, ob wir unbedingt spirituell abtauchen müssen, um die verborgene Welt um uns herum zu erfahren. Meiner Meinung nach nicht und fast immer sind wir eh in unserer Alltagsrealität gefangen. Was sollen wir da nebenbei noch mit der verborgenen Welt ?
Mein Vorschlag wäre, dass jeder seine Augen öffne und allein seine Umwelt und vor allem sich selbst viel intensiver wahrnimmt und nicht einfach nur beduselt, genervt oder gestresst durchs Leben hastet. Was nützt es mir, wenn ich die verborgene Welt suche, doch meine eigene Realität noch gar nicht kenne ?
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Schon lange nichts Neues mehr verfasst, doch auch das wird sich demnächst ändern ! Wer aber ein paar Hintergrundinfos sucht, der ist HIER richtig: