Rituelles Händewaschen vor der Kotel (Klagemauer)
Photo: Miriam Woelke
B"H
Demnach dreht sich vor dem Yom Kippur und in diesen Tagen zuvor alles um die Teshuva (Umkehr zu G – tt). Wir sollen unsere Vergehen aufrichtig bereuen und versuchen, in Zukunft alles besser zu machen. Was aber geht tatsächlich in uns vor ? Ich jedenfalls kriege die Panik, wenn ich dieser Tage das Wort TESHUVA auch nur höre, denn für mich symbolisiert gerade jetzt das Wort einen riesigen Berg an Thoragesetzen und Vorschriften, welche es einzuhalten gilt. Ein Berg so hoch, dass man hinaufschaut und unter der Last gleich wieder aufgibt. Man beginnt sich einzureden, dass das eh alles keinen Sinn habe und die Teshuva eh nicht zu schaffen sei. Wieso dann überhaupt erst starten ?
Gestern abend war ich bei einem Schiur (relig. Vortrag), wo ein Rabbiner zum Thema TESHUVA und YOM KIPPUR sprach. Teshuva, Teshuva, Teshuva und die wenigen Anwesenden (der Fastentag ZOM GEDALYIAH war gerade zuende gegangen und die meisten Leute befanden sich daheim beim Essen) schauten den Rabbiner ratlos an. All die ganze Teshuva und ob das denn jetzt so furchtbar perfekt durchgezogen werden muss ? Klar, hofften wir alle darauf, dass der Rabbi mit NEIN antworte.
Zwar sagte er nicht NEIN, trotzdem bereitete er uns Hoffnung.
Teshuva bedeutet nicht, dass ich so mir nichts dir nichts mein Leben total umkrempele und nur noch auf heilig mache. Was Teshuva dagegen bedeutet, ist in sich zu kehren und nachzudenken, wo ich stehe und wie ich mir die Zukunft vorstelle. Wo bin ich heute und wo will ich in einem Jahr sein ? Nicht, dass jemand drauflos fuhrwerkt und alle Thoragesetze auf einmal einhalten will. Wer das tut, der steht am Ende mit gar nichts da, denn die meisten der so Handelnden geben nach ein paar Wochen oder Monaten erschöpft auf.
Man setze sich hin, versuche nicht die Welt zu verändern oder auf seinen Nachbarn zu schauen, sondern beginne im kleinen Rahmen. Nämlich bei sich selbst. Jeder nach seinem gegebenen Potenzial. Nicht immer muss alles in riesigen, ach so perfekten Schritten verlaufen, sondern hier geht es eher um kleine Veränderungen in eine positive Richtung. Wie werde ich zu einem besseren Menschen ?
Als der Rabbi dies erklärte, wirkte die Teshuva plötzlich nicht mehr wie ein unüberbrückbares Hindernis. Hoffnung kam auf, dass auch wir es schaffen können. Vielleicht nichts riesig Perfektes, dafür aber ein paar kleine Schritte in Richtung Zukunft.
Die dieswöchige Thoralesung (Parasha) VAYELECH berichtet uns, wie Moshe sich, wenige Stunden vor seinem Tod, von den Israeliten verabschiedete. G – tt war Seinen Bund mit den Juden eingegangen und versprach ihnen das Land Israel. In diesem Jahr begehen wir den Yom Kippur unter einem schweren Stern. Gerade dann, in der kommenden Woche, wird der iranische Diktator Achmadinejad vor der UN – Vollversammlung sprechen. Ausgerechnet am Yom Kippur.
Wird es Krieg geben oder bleibt alles friedlich ? Noch niemals sah zum jüdischen Neujahrsfest und Yom Kippur die Situation im Nahen Osten derart brenzlig aus. Nicht nur im Bezug auf den Iran, sondern ebenso wegen der Muslimischen Bruderschaft in Syrien und Ägypten sowie der Hizbollah – Bedrohung aus dem Libanon.
In Kohelet, welches wir an Sukkot (Laubhüttenfest fünf Tage nach Yom Kippur) lesen heisst es, dass es eine Zeit zum Frieden und eine Zeit für Krieg gibt. Welche Zeit legt G – tt für uns in diesen Tagen fest ?
Als die Israeliten nach Israel einzogen, erhielten sie das Land nicht, weil sie so supertolle Juden waren. Vielmehr gab G – tt das Land den Juden, aufgrund des Versprechen an die Vorväter.
Wo stehen wir heute ? Hoffentlich entscheidet G – tt, dass wir unserer Vorväter würdig erscheinen und wir somit im Land verbleiben bis Meshiach kommt.
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