Im deutschsprachigen Raum mag die berühmte Rabbinerfamilie Soloveitchik (Nachtigall) weniger bekannt sein. Falls doch, dann wird, wie fast überall innerhalb der jüdischen Welt, gerne der Philosoph und Talmudist Joseph B. Soloveitchik zitiert und dabei vergessen, dass die Familie aus viel mehr bekannten Rabbinern bestand. Einschliesslich des Rabbi Chaim Soloveitchik, dem Begründer der Brisker Methode des Talmudstudiums.
In Jerusalemer ist das Brisker Movement bis heute ziemlich relevant. Insbesondere bei der antizionistischen Dachorganisation EDAH HA’CHAREDIT im ultra – orthodoxen Mea Shearim. Allerdings sind die Brisker (Brest – Litowsk) keineswegs mit Chassidim zu verwechseln, denn bei ihnen handelt es sich um litvische (litauische) Juden mit schwarzem Anzug, weissem Hemd und schwarzem Hut. Bis heute extrem antizionistisch halten sie stets ihre eigenen Regeln und Traditionen hoch. Unter anderem die Tradition ihrer besonderen Form der Schläfenlocken sowie dem eigens entwickelten System des Talmudstudiums. Neben Jerusalem sind die Brisker in den USA recht groß.
Die Familie Soloveitchik selbst entstammt keinem Geringerem als dem berühmten Rabbi Chaim von Volozhin, dem bekanntesten Schüler des Vilna Gaon. Bis zum Holocaust besass die Volozhin Yeshiva (relig. Lerninstitut) Rang und Namen und einer der Yeshivaleiter (Rosh Yeshiva) war ebenso ein Vorfahre der Soloveitchiks: Rabbi Naftali Zvi Yehudah Berlin (der NETZIV).
Rabbi Joseph B. Soloveitchik gilt in manchen streng haredischen Kreisen als eine Art "schwarzes Schaf" der Familie und viele halten ihn für zu modern. Wer sich dagegen mit seinen Schriften und Aussagen beschäftigt, der merkt schnell, dass Rabbi Joseph B. an der jüdischen Religion und dessen Traditionen mehr als festhielt.
Rabbi Reuven Ziegler gibt in seinem aktuellen Buch viele viele Inhalte und Gedanken des Rabbi Joseph B. Soloveitchik wieder.
Photo: Miriam Woelke
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