Gesehen in Jerusalem
Photo: Miriam Woelke
B"H
Bei Rosh HaShana handelt es sich um das jüdische Neujahrsfest (am 1. des jüdischen Monat Tishrei) und diesmal feiern wir es beginnenden am 16. September. Im In - sowie im Ausland findet das Fest zwei Tage lang statt. Nicht nur, dass wir an Rosh HaShana ein neues Jahr (5773) beginnen; nein, die Zeitperiode vom Monatsbeginn Elul (vor ca. drei Wochen) über Rosh HaShana und Yom Kippur bis hin zum Laubüttenfest (Sukkot) steht ebenso für eine Umkehr zu G - tt (Teschuva) und die Vergebung G - ttes. Es gibt chassidische Quellen, denen zufolge G - tt erst an Chanukkah (im Dez.) Sein endgültiges Urteil fällt.
Am Rosh HaShana wird die ganze Welt gerichtet, am Yom Kippur jedoch schließt G – tt sein Gericht über die Juden ab und unterschreibt, symbolisch gesprochen, das Urteil. Nichtjuden finden am Rosh HaShana ihr Gericht und ihr endgültiges Urteil und deswegen ist Rosh HaShana auch für sie von immenser Bedeutung. Aber nicht nur ein neues Jahr oder Teshuva bzw. das Gericht G - ttes sind die alleinigen Merkmale dieses Feiertages. Der Talmud Traktat Rosh HaShana 10b gibt uns Auskunft über weitere Geschehnisse, an denen wir an dem Feiertag gedenken.
"Die Welt wurde im Monat Tishrei erschaffen".
(Talmud Rosh HaShana 10b)
Diese Aussage in der Gemara (rabbinische Diskussionen) bezieht sich auf den sechsten Tag der Welterschaffung, denn an diesem sechsten Tag wurde der Mensch erschaffen. Der einzige Grund für die Welterschaffung war die Erschaffung des Menschen. Und die Welt war innerhalb der vorausgegangenen fünf Tage nicht perfekt, weil die Menschheit noch nicht erschaffen worden war.
Die Gemara liefert uns einen Disput zweier Rabbiner (Rabbi Eliezer und Rabbi Yehoshua) wann denn nun genau die Welt erschaffen worden ist. Hierbei lautet eine Meinung, dass sie im Monat Nissan (April) erschaffen wurde und der zweite Rabbiner hält dagegen mit dem Argument, dass die Erde im Tishrei (mit der Erschaffung Adams) entstand. Im Prinzip sind beide Meinungen richtig, denn es heißt, dass G - tt im Nissan den Einfall hatte, eine Welt zu erschaffen und im Tishrei zur Tat Schritt (siehe hierzu auch den Thorakommentator Ohr HaChaim zur Parashat Bereschit).
Bitte dies nur als symbolische Erklärung aufnehmen !
Allein dieser Disput in Rosh HaShana 10b – 11a wird als Quelle dafür angesehen, dass Adam HaRishon an Rosh HaShana, dem 1. Tishrei, erschaffen worden ist. Der eigentliche Erschaffungsprozeß unserer Welt begann schon fünf Tage zuvor. Denn wie ich bereits sagte, bezog sich Rabbi Eliezer auf jene Phase der Welterschaffung, in welcher der Mensch (Adam) erschaffen worden ist. Erst mit ihm erreichte die Welt ihren eigentlichen Grund des Daseins.
Ebenso wurden im Monat Tishrei die Vorväter Avraham und Yaakov geboren und sie verstarben im Monat Tishrei. Unser Vorvater Yitzchak wurde während des Pessach - Festes im Monat Nissan (ca. April) geboren.
Es war am Rosh HaShana, dass sich G - tt an unsere bis dahin unfruchtbaren Vormütter Sarah und Rachel sowie an die Prophetin Channah (Mutter vom Propheten Samuel - Shmuel) erinnerte.
Ebenso wurde der von den Ägyptern inhaftierte Yosef an Rosh HaShana aus seiner Haft entlassen".
Nachdem Sarah, Rachel und Channah unendlich viele Jahre zu G - tt gebetet hatten und Ihn baten, ihnen doch Kinder zu schenken, wurden ihre Gebete erhört. Dies bedeutet keineswegs, dass sie an Rosh HaShana schwanger wurden oder gebaren, sondern vielmehr entschied G - tt an dem Tag, sie von ihrer Unfruchtbarkeit zu befreien (siehe die Kommentatoren Raschi, Ran und Maharsha).
Im Judentum heißt es, dass jemand, der ein absolut gerechtes Leben (ein sogenannter Zaddik) führte, in seinem Geburtsmonat stirbt (siehe hierzu den Talmud Rosh HaShana 11a). Bestes Beispiel hierfür ist ebenso König David, der an Schavuot geboren wurde und an dem Tag auch verstarb.
Unserer jüdischen mündlichen Überlieferung zufolge, wurde Adam (HaRishon - der erste Mensch) an Rosh HaShana erschaffen. Die Welt sowie der vorherige Erschaffungsprozeß begann einige Tage vor dem 1. Tishrei. Die Gemara (rabbinische Diskussionen) im Talmud Traktat Sanhedrin 38a lehrt dazu Folgendes:
"Adam wurde an einem Freitag erschaffen und somit stand er am Ende des Erschaffungsprozesses".
Die Gemara listet eine ganze Reihe von Gründen auf, warum Adam im Erschaffungsprozeß an letzter Stelle stand. Einer der Punkte besagt, dass Adam in eine für ihn erschaffene Welt gesetzt wurde. Sie war bereit für menschliches Leben und bot ihm Nahrung, Luft und alles was man als Mensch zum Leben benötigt (siehe auch Raschi). Und von daher finden wir eine der Quellen, dass Adam an Rosh HaShana erschaffen worden ist, in der Angabe des Datums (1. Tishrei) der Welterschaffung im Talmud Traktat 10b – 11a. Und dies, obwohl es dort nicht wörtlich heißt, dass Adam an dem Tag erschaffen wurde. Dennoch können wir es dem Diskussionsinhalt der Gemara entnehmen.
Zusätzlich liefert Raschi einen interessanten Aspekt, warum Adam als letztes Glied in der Kette erschaffen worden ist. Den gesamten Erschaffungsprozeß über hatte es noch nicht ein einziges Mal geregnet. Bis heute müssen wir Juden im Land Israel für den Regen beten und kein Tropfen fällt von allein. Und laut Raschi wollte G – tt, dass auch Adam für Regen betet.
Bereits der erste Mensch sollte G - ttes Schöpfung nicht als selbstverständlich ansehen, sondern für sein Wohlergehen beten und auf diese Weise G - tt selbst als den Erschaffer jeglicher Existenz anerkennen.
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