Montag, September 24, 2012

Rabbi Moshe Soloveitchik: "Wie negative Events uns zu neuen Möglichkeiten führen"


Photo: Miriam Woelke


B"H

Die berühmte Rabbinerfamilie SOLOVEITCHIK (Solowejtschik) darzustellen, erweist sich als höchst kompliziert, denn die Familie ist weit verzweigt und der Stammbaum fast ohne Ende. Innerhalb der letzten Jahre habe ich viel zum Thema gesammelt, denn ich will die Soloveitchiks in keinem Fall unerwähnt lassen, stellen sie doch bis heute in der jüdischen Welt eine Authorität dar.

Seltsamerweise ziehen es "moderne" Juden oder selbst das nationalrelig. Movement vor, sich lediglich auf den Philosophen und Rabbiner Joseph B. Soloveitchik (verstorben im Jahre 1993) zu konzentrieren. Viele meinen, Rabbi Joseph B. sei total aufgeschlossen gewesen, da sich manche Kommentare so anhören.

Mag sein, dass er aufgeschlossen war, doch hielt er sich streng an jüdische Traditionen und Philosophien, wie wir an dieser Stelle in Zukunft sehen werden.

Das haredische (ultra – orthodoxe) Judentum konzentriert sich lieber auf den durchaus größeren Teil des Familienstammbaums mit bekannten Rabbinern wie Rabbi Joseph Ber Soloveitchik (dem BEIT HA'LEVI, nicht der besagte Philosophen Joseph B., sondern ein früherer Verwandter, der denselben Namen trug) oder dessen Sohn, Rabbi Chaim von Brisk. Um nur einige wenige Beispiele zu nennen.

Das Brisk (Brest – Litowsk) Movement ist bis heute in Israel sowie in den USA (New Jersey) vertreten und wer etwas über die Geschichte und die Rabbiner des litauischen Judentums (orthodoxe Juden, welche den Lehren des Vilna Gaon folgen) erfahren will, der darf weder Brisk noch die Soloveitchiks überspringen. Ferner ist innerhalb des Brisker Movements der Antizionismus sehr stark ausgeprägt und wir werden noch sehen, warum dies so ist.

In einem meiner angesammelten Bücher fand ich eine für uns interessante Story, welche auch die Anfänge der Soloveitchik – Dynasty beschreibt. Da morgen nachmittag der jüdische Feiertag Yom Kippur beginnt und sich die Juden aller Welt derzeit Gedanken über G – ttes Gnade machen, bringt die folgende Erzählung eine gute Portion Zuversicht mit sich. Zuversicht nicht nur für Juden, sondern für alle Leser dieses Blogs.

Soweit mir bekannt ist, beginnen die Berichte der Soloveitchik Familie mit Rabbi Moshe Soloveitchik, welcher zu Zeiten des Rabbi Chaim von Volozhin (1749 – 1821) in Litauen lebte. Unsere Geschichte beginnt dann auch im litauischen Slobodka (Vilijampole) wo Rabbi Moshe Soloveitchik einen überaus erfolgreichen Holzhandel betrieb. Er war ein wohlhabender Mann und hatte den Betrieb von seinen Eltern geerbt.

Eines Tages jedoch verlor er all sein Geld sowohl als auch den Holzhandel und ging pleite. Ohne einen Pfennig stand er plötzlich da und wusste nicht so recht, was er nun machen sollte. Die Juden des Städtchens begannen sich zu fragen, warum G – tt dem Rabbi Moshe das angetan hat bzw. warum Er zuliess, dass Rabbi Moshe alles verlor und nun ein armer Mann war. Man kam zu der Antwort, Rabbi Moshe Soloveitchik habe wohl nicht genug Zedakah gegeben (Geld an Bedürftige) gespendet, aber war das tatsächlich der Grund gewesen ? Wir wissen es nicht, denn kein Mensch kennt G – ttes Gedanken und Absichten.

Eine neue Arbeit tat sich nicht sofort auf und so ging Rabbi Moshe in die Beit Midrash (das jüdische Lehrhaus) von Slobodka. Und siehe da, so allmählich erkannten er und alle anderen sein wahres Talent, nämlich das herausragende Thorastudium. Er wurde zur absoluten Institution auf dem Gebiet und gründete so auch noch die neue ebenso herausragende Rabbinergeneration der Soloveitchiks.

Jetzt verstanden alle, warum Rabbi Moshe seinen Besitz verloren hatte; um sein wahres Talent sowie seine wirkliche Lebensausgabe im Leben zu finden.

Wie viele Male im Leben ergeht es uns ähnlich ? Wir verlieren etwas, von dem wir meinen, ohne all dies nicht leben zu können. Unsere Arbeit, unser Geld, unser Auto etc. Auf einmal ist alles weg und wir stehen hilflos da und wissen nicht weiter.

Wie hatte uns das passieren können und warum läßt G – tt so etwas zu ? Die Antwort darauf lautet, dass wir viele Male im Leben einen Schubs in jene Richtung brauchen, in welcher unser wirkliches Talent schlummert. Wie oft tun sich dann plötzlich neue Möglichkeiten auf, die wir zuvor nie in Erwägung gezogen hatten, eben weil unser Leben so sicher wirkte ?

Hätte Rabbi Moshe Soloveitchik nicht sein Business verloren, wäre er wahrscheinlich niemals in die Beit Midrash gegangen, um sein wahres Talent und den Sinn seines Lebens zu entdecken. Einige Zeit später heiratete sein Sohn, Rabbi Yosef Soloveitchik, die Tochter des großen Rabbi Chaim von Volozhin und dies war der erste Schritt in Richtung der nachfolgenden Soloveitchik – Dynasty. 
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Quelle:

"The Brisker Rav" von Rabbi Shimon Yosef Meller

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