Mittwoch, November 04, 2009

Die modernen Schnorrer

B"H


In Israel ansässige orthodoxe Einrichtungen, hierbei vor allem haredische (ultra - orthodoxe) Ausrichtungen, sind nicht selten auf Spenden angewiesen. Fast alle haredischen Rabbiner (einschliesslich der chassidischen) benötigen Unmengen von Geldern, um die Yeshivot und andere Lerninstitute aufrecht zu erhalten. Hinzu kommt der finanzielle Unterhalt der Synagogen, aber auch die Einsatzbereitschaft sozialer Dienste wie das Essen der Schüler, die Unterstützung armer Familien oder die Einrichtung einer Suppenküche für die Gemeinschaft.
Dies alles wird vielfach von Spenden finanziert, denn so manche , wen auch wenige, Gruppierungen verweigern die finanziellen Zuwendungen des Staates Israel und unterhalten sich ausschliesslich von privaten Spenden.


Aus diesem Grund reisen besonders chassidische Rabbiner mehrmals im Jahr ins Ausland. Nach England, in die USA, nach Kanada, Australien, Österreich oder in die Schweiz. Dorthin, wo das Kapital sitzt; vorweglich das jüdische. Ich erinnere hier nur an die wohlhabende, im wahrsten Sinne des Wortes, Familie Reichmann aus (Kanada ?), die da vielen chassidischen Rebben finanziell zur Seite steht.


Das Ausland ist immer gut zum Geldmachen, das haben schon diverse Rabbiner vor Jahren entdeckt, deswegen unternehmen sie als Privatperson mit ihrem selbstverfassten und "gerade erschienen" Buch unter dem Arm eine Art Promotiontour durch verschiedene amerikanische Gemeinden oder auch in England. Es kommt immer darauf an, welcher Sprache man mächtig ist und wo Beziehungen aufgebaut worden sind. Vielfach durch Freunde oder Bekannte, die schon im Vorfeld kräftig die Werbetrommel erschallen lassen.


Bisher galt, dass die englische Sprache führend ist. Wer ein Buch schreibt und es einträglich verkaufen will, der muss etwas auf Englisch vorweisen. Wer im Ausland soll das sonst auch lesen ?


Der deutschsprachige Markt wurde dabei oft ausgelassen, doch das soll nun anders werden. Immerhin sitzen reiche Juden in der Schweiz, in Österreich und ggf. auch in Deutschland. Und derlei Wohlhabende haben vielleicht einmal das Bedürfnis einen Vortrag eines Rabbiners aus Israel zu lauschen.
Vortrag ?
Das kann ja nie schaden dahinzugehen, denn selbst wenn mich der Inhalt nicht interessiert, ein soziales Networking ist immer vorhanden.







Nicht alle im Ausland referierenden Rabbiner sind so anerkannt wie Rabbi Adin Steinsaltz. Zuviele schwarze Schafe versuchen ihr Business Glück im Ausland, denn in Israel ist der Markt gesättigt.

Photo: Steinsaltz



Sind Gemeinden, die soetwas veranstalten, sich immer darüber im Klaren, wer da so als Rabbiner antanzt ?
Vortrag, schön und gut, doch hinterher sammelt der Rabbi eventuell Spenden (Schecks) ein und will sein Buch anpreisen.


Manche deutschsprachige Gemeinden mögen in der Hinsicht unbedarft sein. Man hört den Namen eines Rabbiners, der irgendwie in Israel bekannt ist; doch wird nicht näher nachgeforscht, in welcher Hinsicht so manch einer bekannt ist ? Informiert sich die Gemeinde darüber, was andere haredische Gruppierungen in Israel von der besagten Person halten ?
Wie sieht es letztendlich tatsächlich mit dem so offenbar fabelhaften Ruf aus ? Wo genau fliessen die Spenden hin und was soll mir als "Kunde" so ein Buch jetzt sagen ? Ein Buch relig. verfasst mit allem Drum und Dran, aber ich habe eigentlich gar keine Ahnung von dem Inhalt. Um was geht es da jetzt genau ?


Die Frage für den Staat Israel, sprich der Fiskus, bleibt stets, ob diese modernen Schnorrer auf ihre Profite Steuern zahlen oder nicht.
Wahrscheinlich nicht.


Was ich den Gemeinden damit sagen will ist:
Alles ganz toll, Rabbiner aus Israel bei sich zu haben und einmal einen Vortrag halten zu lassen. Trotz aller Euphorie sollte jedoch der Verstand siegen und ich rate jedem, sich eingehend zu erkundigen, wen er sich da ins Haus holt. Dies sind die Gemeindevorsitzenden ihren Mitglieder schuldig.

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