Freitag, August 31, 2012

Schabbat Schalom


Buchhandlung im haredischen (ultra - orthodoxen) Teil von Bnei Brak (bei Tel Aviv)

Photo: Miriam Woelke
B"H 

Als ich gestern in der Stadt Ramat Gan einen Termin wahrnehmen musste, machte ich mich auch kurzerhand in die unmittelbare Nachbarstadt Bnei Brak auf. Tel Aviv, Ramat Gan sowie Bnei Brak liegen dicht zusammen und wer gut zufuss ist, kann alles erlaufen. 

In Bnei Brak wollte ich eigentlich nur eines: In einer Buchhandlung ein bestimmtes Buch kaufen, denn ich plante, rechtzeitig nach Jerusalem zurückkehren. Erstens hatte ich einen Krankenbesuch im Hadassah Hospital vor und zweitens war es Donnerstag, was bedeutet, dass die Busse von Tel Aviv nach Jerusalem rappelvoll sind. Bereits am Donnerstag reisen viele Israelis über den Schabbat zu Freunden, Verwandten oder einfach nur heim zu den Eltern, mit dem Resultat, dass die Schlangen vor den Busbahnhöfen und Ticketschaltern endlos erscheinen.

In Bnei Brak war ich in zwei haredischen (ultra – orthodoxen) Buchhandlungen. Erfolglos, denn mein Wunschbuch "Migdal Oz" von Rabbi Yaakov Emden habe ich immer noch nicht gefunden. Ja, ich besitze es auf einer PDF File, doch mit keinem guten Druck. Deswegen starte ich einen neuen Versuch und mache ich mich nächste Woche nochmals hier in Jerusalem auf, dass Buch vielleicht doch noch zu finden bzw. zu kaufen. 

Immerhin erstand ich in Bnei Brak drei andere gute Bücher. Chassidische Teachings für Rosh Hashana und Yom Kippur sowie ein Buch vom MAHARAL von Prag. Ich bin immer wieder froh, der hebräischen Sprache mächtig zu sein und relig. Bücher im Original lesen zu können. Erstens, da die Mehrheit der Bücher nie in eine andere Sprache übersetzt worden ist und zweiten, weil viele Übersetzungen nicht das wiedergeben, was das Original beschreibt. Nicht aufgrund von Übersetzungsfehlern, sondern weil es unmöglich ist, diverse Inhalte in einer anderen Sprache wiederzugeben. 

Und jetzt mache ich mich ans Putzen und Kochen zwecks Schabbat.:-)

SCHABBAT SCHALOM an alle Leser !

Mittwoch, August 29, 2012

Neue Kalender für 5773 / תשע"ג

B"H

Mitte September feiern wir das jüdische Neujahrsfest Rosh Hashana und da wird es Zeit, sich einen neuen Jahreskalender zuzulegen. In Israel kaufen wir uns nicht zum 1. Januar neue Kalender, sondern zum Rosh Hashana, welches meist im September stattfindet. 

Nicht nur, dass ein Jahr in Zahlen ausgedrückt wird, sondern es werden ebenso Buchstaben verwendet, da die Buchstaben des hebräischen Alphabetes auch für Zahlenwerte stehen.

Das Neue Jahr gemäss dem jüdischen Kalender wird das Jahr 5773 sein, welches als Zahl wie folgt aussieht:  תשע"ג

Für mich ist es wichtig, sämtliche relig. Daten in einem Kalender aufgelistet zu bekommen. So ausführlich, dass ein regulärer Kalender da nicht mithalten kann. Einen Kalender meiner Wahl erhalte ich dagegen in meiner Stammbuchhandlung für relig. Bücher, im ultra – orthodoxen (haredischen) Stadtteil Mea Shearim in Jerusalem. Hier ein winziger Blick in einen solchen Kalender:




Beginnen tut der Kalender mit dem Rosh Hashana und endet zum Rosh Hashana des darauffolgenden Jahres. 



Photos: Miriam Woelke

Moshe, Tablets und Steve Jobs


Bild des Tages


Gesehen vor einem Laden in Jerusalem

Photo: Miriam Woelke

Dienstag, August 28, 2012

Zwei Teachings vom CHAFETZ CHAIM

Der CHAFETZ CHAIM, Rabbi Israel Me'ir HaCohen Kagan (1838 - 1933). 


B"H

Im Judentum werden unendlich viele Rabbiner nach einem ihrer Bücher benannt und so auch der CHAFETZ CHAIM. Mit wahrem Namen hiess der Chafetz Chaim Rabbi Israel Me’ir HaCohen Kagan. Im Jahre 1838 in Weissrussland geboren und im Jahre 1933 auch dort verstorben. Noch vor seinem Tod sagte Rabbi Kagan, er habe einen Hitler vorausgesehen.

Das Buch CHAFETZ CHAIM ist eines seiner bekanntesten Bücher und handelt weitgehend davon, wie man sich von üblen Nachreden fernhalten soll. Soweit mir bekannt ist, existiert vom Chafetz Chaim nur jenes obige Photo, auf dem er recht grimmig dreinschaut. Obwohl er es hasste, sich photographieren zu lassen, kam der Rabbi nicht drumherum, sich zwecks Ausweisbild ablichten zu lassen. Aber selbst darüber war er verärgert und auf dem Photo sieht er alles andere als fröhlich aus.

1) Ein Ladenbesitzer, der niemals zuvor im Leben die Zeit besessen hatte, Thora zu lernen, setzte sich plötzlich in seinen Laden und began die Thora zu lernen. Und das, obwohl noch Kundschaft wartete. Die Frau des Ladenbesitzers regte sich mächtig auf und raunzte ihn an, dass er doch nach Feierabend Thora lernen können. Jetzt aber hiesse es Kundschaft zu bedienen.

Da entgegnete ihr der Ladenbesitzer: “Und was machst Du, wenn der Engel des Todes an Deine Tür klopft ? Sagst Du dem auch, er solle gefälligst warten, bis Du alle Kunden fertig bedient hast ?” Sprachs und lernte weiter.
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Oft geschieht es im Leben, dass wir uns zu sehr herumstressen und das Wesentliche außer Acht lassen. Sind wir erst einmal tot, ist es zu spät.


2) G – tt kümmert sich mehr um die Reichen als um die Armen. Zuerst gibt Er den Reichen eine Menge Geld, Besitz, teures Essen, tolle Klamotten und Schmuck. Allerdings denken die Reichen weniger daran, G – tt für all das zu danken. Solange es einem gutgeht, braucht man offenbar keinen G – tt. Ein Armer hingegen denkt weitaus mehr an G – tt und dankt Ihm für jedes noch so kleine Geschenk, was ihm zuteil wird. 

Genau so wie die Armut einen Menschen testet, so wird der wohlhabende Mensch mit seinem Reichtum getestet. Immer sollte ein Mensch darauf gefasst sein, diese BEIDEN Tests zu bestehen, denn ein Armer kann reich werden und ein Reicher arm. Nichts ist für die Ewigkeit bestimmt.

Rosh Hashana Einkäufe

B"H

Am Abend des 16. September 2012 beginnt dieses Mal das jüdische Neujahrsfest Rosh Hashana und damit treten wir, lt. dem jüdischen Kalender, in das Jahr 5773 ein. Viel viel mehr zum Fest gibt es in dieser Zeit vor dem Fest auf diesem Blog ! 

Mal kurz nachgefragt: Haben die jüdischen Leser unter uns schon mit den materiellen Vorbereitungen begonnen ? Außer all der Teschuwa (Umkehr zu G – tt) und den speziellen Gebeten geht es genau so um das leibliche Wohl und die Sitzplatzreservierung in vielen Synagogen. Einkaufen, Planen, Kochen, Putzen, eventuell Gäste einladen. Immerhin dauert Rosh Hashana von Sonntag abend bis Dienstag abend (16. – 18. September 2012). 

Bei mir selbst schaut es so aus, dass ich eingeladen bin, aber auch ein paar Leute zu mir daheim zum Essen einlade. Und das Putzen, Einkaufen und Kochen bleibt mir eh nicht erspart. 

Hier eine kleine Liste vorab. All die Dinge, die man zum Rosh Hashana unbedingt braucht:


Honig, Honig, Honig.

Der Honig gehört zur Grundausstattung und in ihn dippt man Apfelstücke sowie die Challah (Festtagsbrot). Die Tradition besagt, dass wir ein gutes und süßes Neues Jahre haben wollen und was bietet sich da besser an als Honig ? 



Neue Schuhe für die haredische (ultra – orthodoxe) Damenwelt von Bnei Brak. Dort jedenfalls entstand das Photos. 

Neben dem Honig werden im Vorfeld neue Klamotten sowie Schuhe zum Fest gekauft. Wer sich dies nicht leisten kann, muss nicht unbedingt mitmachen.



Igitt. Ebenfalls zum Mahl an Rosh Hashana gehört entweder ein Fisch – oder ein Schafskopf. Wer will, der kann sich ein wenig Fleisch aus den Köpfen picken, denn schliesslich wollen wir im Neuen Jahr vorne mit dabeisein und nicht hinten anstehen. Aus diesem Grund steht meist ein Fischkopf auf dem Tisch, wobei viele Anwesende nicht immer davon essen.:-)

Photos: Miriam Woelke

Österreich: Ein Nichtjude und sein Hotel für ultra – orthodoxe Juden

B"H 

Man kann es direkt eine erfolgreiche START UP Idee nennen: Der österreichische Nichtjude Stefan Sommerbichler hatte die Idee, seinen als Familienbetrieb geführtes Hotel, in ein Hotel für Haredim (ultra – orthodoxe Juden) umzuwandeln. Nach der anfänglichen Skepsis der eigenen Familien und von Freunden entwickelte sich das Hotel jedoch zum Renner innerhalb der jüdisch – orthodoxen Welt. 

Insbesondere in den Sommermonaten trudeln alljährlich viele chassidische Rebben zwecks Sommerurlaub ein. Unter anderem der Toldot Aharon Rebbe aus Jerusalem und auch der kürzlich verstorbene Nadvorna Rebbe (aus Bnei Brak bei Tel Aviv) gehörte zu den Stammgästen. Darüber hinaus kommt der in der haredischen Welt bekannte Halacha - Experte Rabbi Wosner (ebenso aus Bnei Brak) vorbei und Stefan Sommerbichler merkt im Interview an, dass ihn ein besonders freundschaftliches Verhältnis mit dem Rabbi verbindet. 

Im Winter steht das Hotel auch nichtjüdischen Gästen zur Verfügung, doch gen Sommer wird die Hotelküche auf absolut koscher getrimmt. Das Hotel befindet sich im romantischen Örtchen Saalbach - Hinterglemm / Österreich. In all den Jahren lernte Sommerbichler eine Menge über das Judentum, denn ohne genauere Kenntnisse läuft nichts. Sogar ein paar Brocken Jiddisch schnappte er auf und auch die Schabbatgesetze sind ihm vertraut. Was einem Nichtjuden normalerweise nicht wiederfährt: Stefan Sommerbichler wurde von der chassidischen Gruppe Toldot Aharon zu ihrem Tisch in Mea Shearim / Jerusalem eingeladen. "Wann er denn zum Judentum übertreten wolle", werde er immer wieder gefragt, so Stefan Sommerbichler. Auf diese Frage aber gab er auch dem Interviewer des haredischen Wochenmagazines MISHPACHA keine Antwort.

In der englischen Ausgabe der vergangenen Woche veröffentlichte MISHPACHA den Bericht über Stefan Sommerbichler und sein Hotel. Hier findet Ihr den Artikel in Kurzform. Kurz deswegen, weil MISHPACHA will, dass die Leute das Magazin kaufen, so wie ich.:-)








Copyright: Mishpacha

Photos: Miriam Woelke

Montag, August 27, 2012

Unkoscherer Käse auf dem Jerusalemer Machane Yehudah Markt

B"H


Der oberste Koscherexperte der chassidischen Gruppe BELZ (Koscherzertifikat: Machzike'i Ha’Da’at), Rabbiner Yitzchak Ziegelman, auf dem Jerusalemer Machane Yehudah Market.

Photo: Miriam Woelke


Kaschrut - Warnung:

"Jerusalem Kosher News" bestätigte, dass der populäre Käseladen BASHER in der Mitte des Machane Yehudah Marktes, kein Koscherzertifikat besitzt. Der Grund ist in einem Satz erklärt: BASHER bietet viele Käsesorten aus dem Ausland (u.a. Frankreich) an, die einfach nicht koscher sind. 

Vor ein paar Jahren brachte die "Jüdische Allgemeine" einmal einen längeren Artikel über den Käse Store, liess dabei aber die Tatsache aus, dass der Laden nicht koscher ist. Daraufhin verfasste ich einen Blogartikel, indem ich das versuchte klarzustellen. Ein peinlicher Fehler der "Jüdischen Allgemeinen", das Wichtigste auszulassen. 
 
Wer bei BASHER vorbeikommt, dem fällt es sicherlich schwer, der Versuchung bei all den lecker aussehenden Käsesorten, zu widerstehen. Auch ich ging einmal hinein, in der Hoffnung, dass ich mich irre und doch ein Koscherzertifikat vorhanden ist. Fehlanzeige und ein Verkäufer sagte mir auf den Kopf zu, dass einige Käsesorten koscher sind, andere wiederum nicht. Also ging ich und war sauer. Warum kann sich der Käseladen nicht auf Koscheres beschränken ? Immerhin gibt es genügend israelische Kleinbauern, die sich auf die eigene Käseherstellung spezialisiert haben.

Sonntag, August 26, 2012

Der Ursprung der Teschuwa (Umkehr zu G – tt)


Photo: Miriam Woelke
B"H

In kaum einem Monat hören wir so viel von der TESCHUWA (Umkehr zu G – tt) wie in den Tagen vor Rosh Hashana, Yom Kippur und Sukkot (Laubhüttenfest). Ohne die Teschuwa könnten weder die Erde noch wir existieren.

In der Kabbalah ist häufig von den Welten, die G – tt in Seinen Gedanken vor unserem Universum erschuf, die Rede. Nicht, dass diese Welten tatsächlich existierten, sondern vorweglich handelt es sich bei diesem kabbalistischen Konzept um den symbolischen Ausdruck von dem Willen G - ttes, das Universum zu erschaffen. Die Kabbalah listet uns G – ttes Erschaffungsprozess anhand einer Symbolsprache auf.

Wenn ich also an dieser Stelle von den "Gedanken G – ttes" rede, dann bedeutet dies nicht, dass ein perfektes und in unendlicher Form existierendes Wesen wie G – tt Gedanken besitzt. Jedenfalls nicht in der Form, in welcher wir uns eine Gedankenwelt vorstellen. Am Anfang mag G – ttes Absicht darin bestanden haben, etwas Perfektes zu erschaffen und genau dies fand am Ende nicht statt. Hätte G – tt eine perfekte Welt erschaffen, so wären auch wir Menschen perfekt. Stattdessen aber erschuf Er eine imperfekte Welt, in welcher wir die Aufgabe besitzen, die Welt zu perfektionieren.

Wie ? Anhand unseres Verhaltens, unserer Gebete und selbstverständlich anhand der Ausführung der Thoramitzwot. Für Nichtjuden besteht die Aufgabe der Perfektionierung darin, nach den Sieben Noachidischen Gesetzen zu leben. Juden dagegen erhielten die Thoragesetze, um durch deren Ausführung einen Tikun (Seelenreparatur) durchzuführen. An sich selbst genau so wie an der Welt (Tikun Olam).

Beispiel: Hält ein Jude den Schabbat ein, so tut er damit etwas für die eigene Seele und gleichzeitig auch für eine Perfektionierung unserer Welt. Ißt ein Jude koscher oder betet er, so findet dasselbe statt.

Der Talmud lehrt uns, dass die Teschuwa eines jener Dinge war, welche G – tt bereits vor dem Universum erschuf. Warum ist das so ? Wäre nach einer unserer Vergehen eine Umkehr zu G – tt nicht möglich, müßten wir quasi auf der Stelle tot umfallen, da G – tt uns umgehend bestrafen täte.

Halten wir also die Fakten in Kürze fest:

Die Welt kann nur mit dem Konzept der Umkehr zu G – tt bzw. der aufrichtigen Reue nach einem Vergehen existieren. Würde G – tt mit uns immer nur streng ins Gericht gehen, so wäre kein Mensch überlebensfähig, denn wir alle sündigen ab und an. Im Judentum wird niemand verdammt, wenn er einmal einen Fehler beging. Dennoch wird bei Vergehen immer zwischen "absichtlich" oder "unabsichtlich" unterschieden. 

Zu Tempelzeiten brachten die Juden bei Vergehen (absichtliche + unabsichtliche Vergehen) Tieropfer (Chatat). Da der Dritte Tempel und Meschiach noch nicht da sind, sieht heute unsere Teschuwa ohne Tieropfer etwas anders aus. Sich bei seinen Mitmenschen entschuldigen, beten, Spenden an Bedürftige geben und sich anstrengen, die Thoragesetze mehr oder weniger einzuhalten. Reue und Entschuldigungen allein reichen für eine vollkommene Umkehr nicht aus. Reue, gut und schön, doch muss diese immer mit der Absicht verbunden sein, in Zukunft alles besser zu machen. Wenn ich hier und jetzt bereue und aufrichtig sage, dass mir der Fehler in Zukunft nicht mehr unterläuft, so gilt dies vor G – tt an Rosh Hashana oder Yom Kippur als Umkehr. 

Was aber, wenn ich eine Woche nach dem Yom Kippur in meinen alten Trott verfalle ? 

Dann wurde mir zuvor am Yom Kippur trotzdem vergeben, denn auf den Moment, in welchem ich aufrichtig Teschuwa machte, kommt es an. G – tt weiss alles und natürlich kann Er allein deswegen mein Verhalten in der Zukunft sehen. Und selbst wenn Er um meine zukünftigen Vergehen weiss, so wird mir dennoch in dem Moment meiner aufrichtigen Umkehr vergeben. 

Kann auch der schlimmste Mensch der Welt Teschuwa machen ? 

In den Tagen vor Rosh Hashana (Mitte September) werde ich zum Thema TESCHUWA aus verschiedenen Quellen zitieren. Unten anderem vom ersten Oberrabbiner Israels, Rabbi Avraham Yitzchak HaCohen Kook sowie dem RAMBAM (Maimonides) und dessen Hilchot Teschuwa (Mischna Thora). In Israel findet das Wort TESCHUWA im Alltag eine häufige Vewendung. Erstens im Zusammenhang mit der Umkehr zu G – tt vor den hohen Feiertagen Rosh Hashana, Yom Kippur und Sukkot. Zweitens werden säkulere Juden, die sich dafür entscheiden, religiöszu leben, Ba'alei Teschuwa genannt. Allerdings muss eine Teschuwa (Umkehr) nicht immer so enden, dass ein Jude von nun an einen absolut frommen Lebensstil führt. 

Unsere Frage, ob auch der schlimmste Verbrecher zur Teschuwa berechtigt ist, beantwortet der Rambam in seiner Mischna Thora. Um es ein wenig vorwegzunehmen: Es bestehen Fälle, in denen eine Teschuwa nicht mehr möglich ist, wie uns auch der Talmud Traktat Sanhedrin lehrt. Dort nämlich ist die Rede von Bilam, der Generation des Nimrod oder der Generation Noach, und es wird gelehrt, dass diese Generationen keine Teschuwa (bzw. keinen PLatz in der "Kommenden Welt" mehr erwarten können. 

Die berühmtesten Menschen, die zu G – tt zurückfanden, dürften Adam und Eva gewesen sein. Der Talmud Traktat Eruvin lehrt uns, dass Adam sich nach dem Rauswurf aus dem Paradies für eine Dauer von 130 Jahren von Eva trennte. Adam bereute aufrichtig und nach all der Zeit der Teschuwa fand das Ehepaar wieder zusammen und gebar den dritten Sohn Seth (Schet). Und Schet war es, der nach dem Ebenbild Adam erschaffen wurde und von dem die Menschheit abstammt.

SELICHOT in NEHAR SHALOM

Rabbi Mordechai Scharabi (1908 - 1984)



B"H

In drei Wochen feiern wir Rosh Hashana, das jüdische Neujahrsfest. Mag sein, dass sich einige darunter eine Art "jüdisches Sylvester" vorstellen, aber dem ist ganz und gar nicht so. Zwar handelt es sich bei Rosh Hashana und ein fröhliches Fest, doch findet dies mit ernsthaftem Hintergrund statt. G – tt richtet die Welt auf ein weiteres neues Jahr. Die gesamte Welt einschliesslich Juden und Nichtjuden. In dieser Hinsicht sollten auch Nichtjuden am Rosh Hashana in sich kehren und hoffen, dass ihnen ein gutes Neues Jahr bevorsteht.

Rosh Hashana wird zwei Tage lang gefeiert und üblicherweise gehen Juden in die Synagoge und geniessen das Festtagsessen. Gleichzeitig handelt es sich beim Rosh Hashana um den Beginn des neuen jüdischen Monat Tischre'i.

Einen Monat zuvor, im derzeitigen Monat ELUL, beginnen die sephardischen Juden bereits mit ihren SELICHOT – Gebeten vor Rosh Hashana. Man bittet G – tt um Entschuldigung für seine Vergehen verbunden mit der Absicht, in Zukunft alles besser zu machen. Juden aschkenazischer Herkunft beginnen die SELICHOT erst am Mozzaei Schabbat (Schabbatausklang) vor dem Rosh Hashana.

Am Rosh Hashana werden die Welt, Juden sowie Nichtjuden gerichtet. Der große Unterschied besteht jedoch darin, dass die Welt sowie die Nichtjuden an diesen zwei Tagen gerichtet werden. Juden dagegen können ihr Schicksal noch bis zum Yom Kippur bzw. Ende Sukkot zum Guten oder auch zum Negativen wenden. Rosh Hashana ist also ein Feiertag für die gesamte Welt, der Yom Kippur aber ist ein reiner jüdischer Feiertag !

In den sephardischen Gemeinden laufen die Selichot – Gebete und diese werden zumeist nach Mitternacht begonnen. Im Jerusalemer Stadtteil Nachlaot finden wir unzählige kleine sephardische Synagogen. Von den Syrern über die Kurden bis hin zu den Iranern und Irakern ist alles vertreten.



Photo: Miriam Woelke

Hier sehr Ihr ein kleines Poster, welches die Selichot – Gebete in der NEHAR SHALOM Synagoge verkündet. Bei NEHAR SHALOM handelt es sich um eine Synagoge der jemenitischen Juden, gegründet vom bekannten jemenitischen Kabbalisten, Rabbi Mordechai Scharabi



Die NEHAR SHALOM Synagoge in Nachlaot/ Jerusalem

Photo: Miriam Woelke

Der RADAK und sein Kommentar zum Christentum

B"H

Beim RADAK, Rabbi David Kimchi (1160 - 1235), handelt es sich um einen der bekanntesten Kommentatoren des Buches der Propheten. Mir ist nicht bekannt, ob sein Kommentar jemals in die englische Sprache übersetzt worden ist, doch wenn wir die Propheten in hebräischer Sprache lernen, so kommen wir kaum um den Kommentar des RADAK herum. 

Jetzt fand ich im Internet einen nicht weniger interessanten Kommentar des Rabbi David Kimchi: Nämlich seine Antwort auf das Christentum und wie Christen, insbesondere das Buch der Propheten, falsch interpretieren.

Samstag, August 25, 2012

Giraffen sind KOSCHER, aber dürfen wir sie essen ?

B"H

Im 5. Buch Mose, Deuteronomy – Sefer Devarim, listet G – tt den Juden koschere Tiere auf. Erst am vorletzten Schabbat lasen wir in den Synagogen die Thoralesung RE’EH und genau davon ist an dieser Stelle die Rede. In Deuteronomy 14:5 wird, u.a., ein ZAMER (SAMER) als koscheres Tier aufgeführt, welches von Rabbi Sa'adia Gaon und dem RADAK als GIRAFFE identifiziert wird. Eine Giraffe ist also, lt. einiger rabbinischer Meinungen, koscher, doch die Frage ist, ob Juden Giraffen verzehren dürfen.

Ich glaube mich zu erinnern, dass mir ein Leser vor langer Zeit einmal genau diese Frage stellte und ich schätze, dass ich ihm damals eine ähnliche Antwort gab, wie heute an dieser Stelle. Giraffen werden deswegen als koscher betrachtet, weil sie Widerkäuer sind und gespaltene Hufe haben. Unter anderem nennt uns die Thora diese zwei Bedingungen, welche ein koscheres Tier ausmachen. Ein Schwein ist demzufolge nicht koscher, da es kein Wiederkäuer ist, sondern lediglich gespaltene Hufe besitzt. Um jedoch als koscheres Tier zu gelten, muss ein Tier beide Voraussetzungen erfüllen, wie, z.B., die Giraffe.

Eine Ansicht lautet, dass wir die Giraffe dennoch nicht essen dürfen. Weil sie einen ausgesprochen langen Hals besitzt, sei es unmöglich zu bestimmen, an welcher Stelle des Halses der Schochet (jüdischer Tierschächter) die Giraffe schächten soll. Allerdings gilt diese Meinung als unwahr, denn theoretisch kann die Giraffe an jeder Stelle des Halses geschächtet werden.

Der Grund, warum wir dennoch kein Giraffenfleisch essen ist ein ganz anderer: Giraffenfleisch zu verzehren ist nirgendwo in der jüdischen Tradition verankert und deswegen tun wir es bis heute nicht. Ferner ist es kaum möglich, Giraffenfleisch aufzutreiben.

Wer sich intensiver für das Thema interessiert, der kann auf der Site von Dr. Ari Zivotofsky einiges erfahren. 
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Quellen:

- Sefer Devarim, 14:5 

- Natan Slifkin: "Sacred Monsters", Seite 76

Freitag, August 24, 2012

Schabbat Schalom


Im jüdischen Teil der Altstadt von Jerusalem

Photo: Miriam Woelke

Parashat SCHOFTIM - פרשת שופטים


 Die wiedererbaute HURVA - Synagoge in der Jerusalemer Altstadt

Photo: Miriam Woelke
B"H

Die Thoralesung an diesem Schabbat

In Schoftim werden wir angewiesen, Schoftim (Richter) und Schotrim (Exekutive, Polizisten) zu ernennen. Die Richter sollen über die Vergehen gegen die Halacha richten und die Aufgabe der Schotrim ist es, die Ausführung der Strafe zu überwachen. Nur ehrliche und aufrichtige Richter garantieren die Sicherheit Israels im eigenen Land (Raschi und Sifre). Unter normalen Bedingungen beschützt G - tt die Juden mit all Seiner Macht vor Strafen. Selbst dann, wenn die Juden dessen unwürdig erscheinen. Aber solange Israel aufrichtige Richter hat, die ernsthaft und gemäß der Halacha und der Thora richten, ist die Schechinah (G - ttes Anwesenheit) immer präsent. Sobald die Richter jedoch durch Korruption glänzen sollten, entfernt sich G - ttes Schechinah und die Juden sind Seinem strengen Gericht ausgeliefert (siehe Gemara im Traktat Shabbat 139a und den Kommentar Iyun Yaakov). 

Laut einer Gemara im Talmud Traktat Shabbat 10a werden Richter als Partner G - ttes in der Welterschaffung gesehen. Rabbeinu Perachya erklärt uns diese Aussage näher: Diebe und Plünderer tragen zur Zerstörung der Welt bei. Aufgrund dieser Vergehen wurde die Welt schon einmal zerstört, nämlich zur Zeit Noachs (siehe Talmud Sanhedrin 108). Nur ein gerechter Richter, der gestohlene Beute wieder an ihren ursprünglichen Eigentümer zurückgibt, trägt zur weiteren Existenz der Welt bei. So gesehen ist er ein Partner G - ttes. 

Rabbi Yaakov Yosef von Polonoye (der Lieblingsschüler des Baal Shem Tov) sagt, dass alle Mitzwot (Gesetze) der Thora für alle Ewigkeiten Gültigkeit besitzen. Dies betrifft auch die Schoftim und Schotrim. Bis heute haben wir Batei Din, rabbinische Gerichte, mit drei Rabbinern, die über die Ausführung der jüdischen Gesetze (Halacha) entscheiden. 

G - tt befahl den Juden an jedem der folgenden Feiertage nach Jerusalem zu kommen: An Pessach, Shavuot (Wochenfest) und an Sukkot (Laubhüttenfest). Zu Tempelzeiten kamen Tausende Juden, aber auch Nichtjuden, nach Jerusalem und brachten Tempelopfer dar. Nicht selten kam es vor, dass die Angereisten dem Sanhedrin (Richterausschuß im Tempel) halachische Probleme und Fragen vortrugen, welche das Beit Din (rabbinisches Gericht) in ihrem Heimatort nicht lösen konnte. Hierbei handelte es sich um äußerst komplizierte Fragen, auf die nur die Sanhedrin spezialisiert waren (Rabbeinu Bachya). 

Hierzu ein Vergleich aus der Gemara im Talmud Traktat Sanhedrin 87a, in der es heißt das der Tempelberg zu Jerusalem (zusammen mit dem Tempel) der höchste Punkt in ganz Israel sei. Der berühmte Thora - und Talmudkommentator Raschi erklärt uns, wie die Aussage der Gemara zu verstehen ist. Bei dem höchsten Punkt handele es sich nicht um eine geographische Angabe, sondern vielmehr um die Tatsache, dass das Jerusalemer Gericht, der Sanhedrin, alle anderen Gerichte im Land übertrifft und somit die höchste Instanz darstellt. 

Immer wieder aufs Neue höre ich die Frage, warum immer alles so strikt nach der Halacha ablaufen muß und wieso soviele Rabbiner darüber entscheiden. Es stehe doch eh alles in der Thora und G - tt hat entschieden. Sind nicht die ganzen rabbinischen Regelungen gegen die Thora und somit auch gegen G - tt ? Ist das nicht alles zuviel ? 

In Sefer Shemot, dem Buch Exodus, 23:2, heißt es, dass viele Gesetzesauslegungen der Mehrheit zufolge entschieden werden sollen (siehe Talmud Bava Metzia 59b). Im Klartext bedeutet dies, dass bei Unklarheiten und je nach Problemfall die Mehrheit der Rabbiner über eine Lösung entscheiden müssen. Bei der Mehrheit handelt es sich nicht um 10 oder 50 Rabbiner, sondern es muß schon eine ueberwaeltigende Mehrheit erforderlich sein.

Über die Halacha wird von Menschen entschieden, was allerdings den Richtlinien Moshe's am Berg Sinai entsprechen muß. Es ist G - tes Wille, dass die Menschen (Thoragelehrten) die Gesetze gemäß ihres menschlichen Verständnises auslegen. Es gibt Fälle, in denen uns die rabbinischen Auslegungen und Entscheidungen viel zu übertrieben vorkommen, doch lernen wir den Hintergrund der Auslegungen und erfahren Einzelheiten über "Warum und Weshalb", wird uns oft vieles klarer. Übrigens gibt es einen Disput im Talmud, indem G - tt zugibt, dass Ihn zwei Rabbiner mit ihren Entscheidungen "übertroffen" haben. 

Sobald die Israeliten das Land Canaan (Israel) nach den 40 Jahren in der Wüste eroberten, waren sie verpflichtet, drei Dinge zu tun (Mischna Thora - Hilchot Melachim vom Rambam sowie Talmud Sanhedrin 20b):

1. Einen König zu ernennen. 

2. Die Nachkommen Amaleks zu vernichten. 

3. Einen Tempel zu bauen.

G - tt befahl ihnen, einen König zu ernennen, doch wie wir aus den Propheten lernen, war es gerade G - tt, der Sich wenig darüber begeistert zeigte als die Juden ihn um die Ernennung eines Königs baten. Der Rambam sieht den Grund für die Bitte darin, dass die Juden dem Propheten Samuel (Shmuel) überdrüssig waren und einen richtigen König haben wollten (Mischna Thora - Hilchot Melachim 1:2). Laut Parashat Schoftim kann jemand nur dann König werden, wenn G - tt diesen auserwählt hat. Siehe Samuel, der sich auf die Suche nach Saul (Sha'ul) machen mußte. 

Bei dem König muß es sich IMMER um einen Juden handeln und es muß ein König sein und keine Königin, da G - tt in der Thora von einem Melech (König) und nicht einer Malka (Königin) sprach (Mishna Thora - Hilchot Melachim vom Rambam). Der König Israels hat eine ganz wichtige und einzigartige Mitzwah, die kein anderer Seinesgleichen hat. Sobald er zum König ernannt worden ist, muß er ein Sefer Torah, eine Thorarolle, schreiben. Er ist verpflichtet, die Thorarolle überall hin mitzunehmen, selbst in den Krieg und natürlich dann, wenn er über das Volk richtet. Genauso wie ein Richter ist auch der König verpflichtet, sich nicht bestechen zu lassen oder voreingenommen zu sein. Grundsätzlich sollte ein Mensch immer nur seiner Yetzer HaTov, seiner guten Seite in sich selbst, folgen und sich nicht durch seine schlechten Charaktereigenschaften (Yetzer HaRah) negativ beeinflussen lassen. 

Als G - tt die Welt erschuf, geschah dies aufgrund Seiner Gedanken, die nichts Negatives enthielten. Heißt, wir sind durch Seine reinen Gedanken erschaffen worden und genauso sollten wir unsere Gedanken rein halten, um uns mit unserer Ursprungsquelle (G - tt) verbinden zu können (Rabbi Elimelech von Lizhensk in seinem Buch "Noam Elimelech"). 

Ein paar Worte zum derzeitigen Monat ELUL und dessen Teschuva - Konzept:
 
Wortdefinition: "Teschuva – Der Umkehr zu G – tt". 

Viele Juden sind immer wieder fälschlicherweise der Meinung, dass "Teschuva" bedeutet, ab morgen streng religiös zu leben. Dem ist ganz und gar nicht so und leider leider legen heutzutage viele Rabbiner oder Institutionen das "Teschuva – Konzept" falsch aus. Wer hierzu weitere Details oder einen Beweis benötigt, der schaue sich die "Mischna Thora – Hilchot Teschuva" des Rambam (Maimonides) an. "Teschuva machen" bedeutet eine innere Erneuerung. Man versucht, die Fehler, welche man bisher begangen hat, nicht mehr zu tun und ein besserer g – ttesfürchtiger Mensch zu werden. "Teschuva" hat mit einer inneren Transformation der eigenen Persönlichkeit in Richtung Thora zu tun und nicht damit, dass ich ab morgen Haredi (Ultra – Orthod.) oder sonst etwas bin.

Schabbat Schalom an alle Leser !


Die richtige Art und Weise der "Teshuva - Umkehr" ist wichtig. Alles langsam und geduldig angehen und nichts über den Zaum brechen !
 
Links:

Donnerstag, August 23, 2012

Der TOLDOT AHARON REBBE am Rosh Chodesh ELUL



Der Toldot Aharon Rebbe, Rabbi David Kahn, aus Jerusalem verbrachte den Monatsbeginn ELUL (Rosh Chodesh Elul) im polnischen Dinov. Am vergangenen Wochenende feierten wir den Monatsbeginn des Elul und es ist nicht allein chassidische Tradition, die polnischen, ungarischen, ukrainischen, etc. Orte der einst grossen chassidischen Vergangenheit zu besuchen.

Mittwoch, August 22, 2012

Bild des Tages


Photo: Miriam Woelke

Buchempfehlung: "Von Meerjungfrauen, Drachen und der Erschaffung des Universums"

B"H

In der englischsprachigen Welt ist der in Israel lebende gebürtige Brite und orthodoxe Jude, Natan Slifkin, sehr bekannt. Vor Jahren fing der im orthodoxen Ramat Beit Shemesh lebende Slifkin damit an, Bücher über die Tierwelt der Thora zu verfassen. Hinzu kam, dass ebenso die Erschaffung der Welt erörtert wurde. Damit jedoch verärgerte Natan Slifkin diverse orthodoxe Richtungen als er verkündete, die Welt sei zwar in sechs Tagen erschaffen worden, doch stehe jeder dieser Tag für Millionen, wenn nicht sogar für Milliarden von Jahren. Eine These, die ich sowie viele andere orthodoxe Ausrichtungen mit ihm teilen. Was wir heute als 24 – Stunden – Tag kennen, gab es zur Zeit der Erschaffung noch gar nicht. Weder ist G – tt an irgendwelche Zeiteinheiten gebunden, noch war der Tag in 24 Stunden unterteilt. 

Wie ich bereits mehrere Male hervorhob, gehen Judentum und Wissenschaft Hand in Hand und widersprechen sich keineswegs. Im Gegenteil, denn zu früheren Zeiten waren berühmte Rabbiner gleichzeitig Physiker, Ärzte, Mathematiker oder Astronomen (Beispiel: der Vilna Gaon, der Rambam oder der Ramban und viele andere). Von daher sind die sechs Tage der Welterschaffung keineswegs ein Märchen, sondern eine Tatsache. Da das Universum zu dem Zeitpunkt keinem Zeitsystem unterlag, ist es durchaus denkbar, dass EIN TAG MIllionen von Jahren beinhaltete und nicht nur 24 Stunden. Wie dem auch sei, Natan Slifkin fing sich mit der These harsche Kritik einiger Teile der orthodoxen Szene ein. Man verbannte seine Bücher, doch gleichzeitig standen ihm bekannte Rabbiner aus Israel und den USA zur Seite. Ob der Bann immer noch gilt, entzieht sich meiner Kenntnis, doch wer Interesse an der Kontroverse hat, kann darüber Details auf Slifkins Website ZOOTORAH nachlesen.  

An dieser Stelle möchte ich zwei Bücher des Natan Slifkin empfehlen. Auszeichnen tun sie sich damit, dass massenhaft Quellenabgaben stattfinden und der Autor unverkennbar seine Hausaufgaben gemacht hat. Vom Rambam (Maimonides) bis hin zum Maharal von Prag, dem Talmud, der Halacha oder Joseph B. Soloveitchik ist alles vorhanden. 

Von besonderem Interesse dürfte das Buch SACRED MONSTERS sein, wo Natan Slifkin ausführlich auf Fabelwesen aus Talmud und Midrasch eingeht wie Einhorn, Meerjungfrau, Drachen, Werwölfe oder Seeungeheuer. Gab es das wirklich oder sind derlei Talmuderzählungen lediglich metaphorische Legenden mit tieferem Hintergrund ? 

Nicht jeder wird sich diese Bücher anschaffen, doch werde ich einiges daraus auf diesem Blog berichten. Natürlich mit den entsprechenden Quellenangaben !





Photos: Miriam Woelke

Link:

Halb Mensch, halb Tier

B”H 

Es ist schon seltsam, wie wir Menschen manchmal nach dem Ungewöhnlichen suchen. Die X – Files oder andere diverse TV – Serien erfreuen sich massiger Beliebtheit, denn nicht selten zeigen sie uns das Unfassbare, was uns zudem noch reizt. Von der Vampirsaga einmal abgesehen, finden wir ziemlich häufig Fabelwesen “Halb Mensch, halb Tier” in Filmen, der Literatur und somit auch in unserer Phantasie. Die Frage aber ist, ob es überhaupt ein solches Wesen geben kann. Wäre es möglich, dass Mensch und Tier Sex haben und es danach zu einer Schwangerschaft kommen kann, aus welcher ein Wesen hervorgeht, welches halb Mensch und halb Tier ist ? 

Der Talmud Bechorot 8 beschäftigt sich mit den Delphinen und Meerjungfrauen. Der Talmudkommentator Raschi bestreitet zwar, dass Delphine und Menschen Sex miteinander haben und daraus auch noch ein Baby hervorgeht. Dennoch glaubt Raschi an existierende Meereswesen halb Mensch, halb Tier. An die Meerjungfrauen, zum Beispiel. 

Viele Rabbiner stimmen der Ansicht des Raschi nicht zu. Vor Noachs Flut war es tatsächlich einmal möglich, dass Menschen und Tiere sich genetisch kreuzten. Die Generation Noachs hatte Sex mit Tieren, woraus Babies hervorgingen. Dies berichtet uns schon der Talmud Sanhedrin. Nach der Flut jedoch änderte G – tt unsere Gene und ab dem Zeitpunkt war es unmöglich geworden, dass eine Vermehrung aus dem Sex von Mensch und Tier hervorgeht. 

Persönlich habe ich mir den Glauben an Fabelwesen längst abgewöhnt, doch bestand im Mittelalter (zur Zeiten des Raschi) durchaus der Trend, Fabelwesen aus dem Talmud sowie der Midrasch als real - existierend und nicht etwa als Metapher zu betrachten. 


Link: 

Die New Age "Kabbalisten"

B”H 

Es scheint gerade so als nenne sich heute jeder, der etwas ZOHAR oder die Geschichte der Kabbalah gelernt hat, KABBALIST. In Israel ist dies seit Jahren eine absolute Moderscheinung, bedeutet doch der Titel ein teilweise gutes Einkommen. Yehuda Berg hat es schliesslich vorgemacht !

Selbsternannte Kabbalisten halten Vorträge oder schreiben Bücher. Was dagegen einen richtigen Kabbalisten ausmacht ? Erstens sollte er eine geradezu akademische Rabbinerausbildung durchlaufen haben. Einschliesslich sämtlicher höherer Studien und nicht nur eben mal so eine kurze Rabbinerausbildung mit ein paar Tests und Zertifikat. Zweitens zeichnen sich wirkliche Kabbalisten dadurch aus, dass sie sich nicht als solches betitelt. Ganz zu schweigen von dem einwandfrei religiösen Leben, welches sie führen sollten. Wer einem richtigen Kabbalisten begegnen will, der wird im Nachhinein kaum wissen, dass er diesem tatsächlich begegnete.

Es ist erstaunlich, wie all diese falschen New Age Kabbalisten mit ihren Cheats davonkommen. Offenbar benötigt man ein überzeugendes Charisma und murmelt ein wenig "Abrakadabra". Heutzutage suchen die Menschen schnelle Antworten und die wahre Kabbalah, ein intensives Studium von vielen Jahren, stört. Lieber wird dann die Fast Food Kabbalah genau so wie das Fast Food Talmud Studium vorgezogen.

VIDEO: An der Klagemauer (Kotel)

B"H

Eines der Videos, welches ich am Abend des 20. August 2012 an der Jerusalemer Klagemauer (Kotel) drehte:

Dienstag, August 21, 2012

Rabbi Jeremy Gimpel und die Christen

B"H 

Der Name Jeremy Gimpel erlangte in der israelisch – jüdischen Anglo – Gemeinde eine kleine Berühmtheit. Zumindest innerhalb der ziemlich modern – Orthodox Community. Gimpel selbst steht dagegen seit Jahren im Verdacht, sich genau so wie der Oberrabbiner der Siedlung Efrat (außerhalb Jerusalems) Shlomo Riskin, zu sehr mit christlichen Missionaren, vorweglich aus den USA, einzulassen. Kirchenauftritte und natürlich großzügige Dollarspenden der Christen stehen hierbei zweifelsohne im Vordergrund. 

Seit Wochen läßt sich Gimpel zusammen mit einem Freund in der israelischen Anglo Szene einladen, um seine neu gegründete Partei zu präsentieren. Dabei wird den Anwesenden dann auch gleich nahegelegt, ein Mitgliedsformular zu unterschreiben und zu spenden. Die neue Partei wolle amerikanischen und sämtlichen Anglo – Neueinwanderern ein Organ in der Knesset bieten. 

Die Frage ist nur, wer denn genau die neue Partei finanziert. Hoffentlich kommt das Geld nicht aus Quellen, von denen ich befürchte, dass sie mitmischen. 

Link:


Rabbi J. & Rabbi Shlomo Riskin

Wer nach dem Segen am Essen seine Location ändert

B"H 

Photo: Miriam Woelke

Ein überaus interessantes Thema, was wieder einmal beweist, dass man im Judentum niemals auslernt. Ich weiss nicht, wie es den relig. Juden, die hier mitlesen geht, doch hätte ich jetzt nicht unbedingt an die Tasse Kaffee gedacht, die ich da des Öfteren mit mir herumschleppe. Klar, ist mir bekannt, dass ein Jude, der den HaMotzi – Segen über das Brot betet, den Segen nach dem Brotessen (das Birkat HaMazon) auf eben jenem Stuhl betet, auf welchem er zuvor den ersten Segen betete.

Ich kann Euch an dieser Stelle eine hervorragende halachische Site empfehlen. In englischer Sprache, aber leider gibt es derlei Sites nun einmal vorwiegend in anderen Sprachen außer Deutsch. 

Sagen wir, Ihr trinkt eine Tasse Kaffee im Büro oder daheim und wander beim Trinken mit der Tasse in unterschiedliche Räume. Dasselbe gilt übrigens für Essen. In dem Fall stellt sich die Frage, ob der Segen über Essen und Trinken nur in einem Raum gilt oder auch in all den weiteren Räumen beim Herumwandern ? 

Kurze Erläuterung: Juden sagen unterschiedliche Berachot (Segen) über Essen und Trinken. Je nachdem was gegessen und getrunken wird. Ferner werden ebenso nach der Mahlzeit oder dem Trinken unterschiedliche Segen gebetet. 

Mit dem Ortswechel nach dem Beten des Segen gilt der Segen in anderen Räumen nicht mehr und muss neu gesagt werden. Allerdings gibt es dabei wieder einige Ausnahmen, die Ihr auf der besagten Site einsehen könnt. Unter anderem gilt der Segen offenbar dann weiter, solltet Ihr Euch mit dem Kaffee in ein Auto setzen und abfahren. Bei Reisenden bestehen ebenso Ausnahmen. 

Update zum Fall LEV TAHOR und "Rabbi" Shlomo Helbrans

B"H 

Wie ich neulich berichtete, publizierte die israelische Tageszeitung ISRAEL HAYOM einen aktuellen Bericht zu den Machenschaften der selbsternannten chassidischen Gruppe LEV TAHOR. 

Hier findet Ihr jetzt den zweiten Teil inklusive weiteren Details von ISRAEL HAYOM:

Montag, August 20, 2012

"Maariv, Maariv" - Heute abend an der Klagemauer








Abendgebet (Maariv) an der Klagemauer (Kotel) in Jerusalem

Photo & Copyright: Miriam Woelke

Blogreaktionen

B"H 

Zu meiner Schande much ich eingestehen, in der Beantwortung einiger Mails noch hinterher zuhinken. Jeder, der mir geschrieben hat, erhält Antwort, nur geht dies manchmal nicht sofort !

Juden sephardischer Herkunft

B"H 

Nicht immer ist es soziologisch ganz korrekt zu sagen, dass alle Juden aus den Ländern Marokko, Tunesien, Algerien, Kurdistan, dem Irak sowie dem Iran, Syrien, Spanien oder Südamerika sephardische Juden sind. Es gibt kleine historische Unterschiede, wobei die jemenitischen Juden sich ebenso eine Sonderstellung einräumen. Umgangssprachlich jedoch werden die Juden der ersten Länderkategorie als SEPHARADIM (sephardische Juden) bezeichnet. 

Juden aus Europa, den USA, Kanada, Australien, Neuseeland, Südafrika, aus Teilen Südamerikas, etc. sind allgemein ASCHKENAZISCHER Herkunft. Beide Kategorien folgen vielen unterschiedlichen Bräuchen, wobei die Sepharadim als religiöser bzw. weitaus traditioneller gelten als  die westeuropäischen aschkenazischen Juden, denen im 19. Jahrhundert die Reformluft um die Nase kroch. 

Viele Leute, die Israel noch nie besucht haben, meinen fälschlicherweise, unser Land bestehe entweder vorweglich aus deutschsprachigen Juden oder zumindest einer aschkenazischen Mehrheit. Vielerorts ist aber das genaue Gegenteil der Fall. Nehmen wir nur Jerusalem als Beispiel, wo die Mehrheit der Bewohner sephardischer Abstammung ist. In Tel Aviv hingegen ist es weitgehend umgekehrt. Dann wieder gibt es Orte, deren Bewohner fast nur aus sephardischen Juden bestehen wie Ofakim, Sderot, Netivot, Gedera, Kiryat Malachi, Yafne, Arad, Dimona oder einst sogar die Stadt Beit Shemesh. Seitdem die Anglo – Neueinwanderer jedoch Beit Shemesh entdeckten, wendete sich das Blatt zur aschkenazischen Seite. 

Was ich insgesamt damit zum Ausdruck bringen will ist, dass in Israel ein extrem hoher Anteil an der sephardischen Judenschaft besteht und das nicht alles so toll westeuropäisch abläuft, eben aufgrund der verschiedenen Mentalitäten. 

Es kommt auf die Situation an, doch oft liegen mir die sephardischen Juden mehr als die aschkenazischen. Besonders dann, wenn es ums Essen geht. Ich esse gerne orientalisch scharf und da komme ich bei den Sepharadim gerade recht. Auch die Portionen sind bei ihnen reichlicher als bei den knauserigen Aschkenazim, wo man gerade einmal einen Keks auf dem Teller findet.:-) 

Sephardische Juden folgen anderen Bräuchen und beten aus ihrem eigenen Sidur (Gebetbuch). Einer ihrer Bräuche ist es, ab dem Monatsbeginn des Elul bereits die Selichot (Entschuldigungsgebete) vor dem jüdischen Neujahr Rosh Hashana zu beten. Aschkenazische Juden beginnen damit erst wenige Tage vor dem eigentlichen Fest Gebete, die bei den sephardischen Juden mit eigenen Melodien verbunden sind. 

Da ich momentan für ein paar englischsprachige jüdische Presseorgane einige Artikel vorbereite, mache ich mich heute, u.a., auf den Weg, die sephardische Selichot – Gebetsstimmung an der Klagemauer (Kotel) einzufangen. Mit Photos und Videos. Einiges davon werde ich in meinen Blogs veröffentlichen und vielleicht ist es für die deutschsprachigen Leser nicht uninteressant zu erfahren, was sich in anderen jüdischen Communities abspielt. Gerade in Jerusalem haben wir ziemlich viel davon und das Angebot ist breit gefächert. Von den syrischen Juden, dem iranischen Ritus bis hin zu den chassidischen Gruppen.