Donnerstag, Februar 14, 2008

Parashat Tetzaveh

B"H

Die Thoralesung fuer diesen Shabbat

Die vorherige Parashat Terumah lehrte uns jegliche Einzelheiten über den Bau des Mischkans (Tabernakel), wogegen wir aus der dieswöchigen Parashat Tetzaveh erfahren, wie wir die Mitzvot im Mischkan erfüllen sollen.

Gleich im ersten Satz der Parsha sagt G - tt zu Moshe, dass dieser den Israeliten auftragen (Tetzaveh) soll, reines Olivenöl zum Anzünden des Ewigen Lichtes zu bringen. Die Chassidut lehrt uns, dass alles in der physischen Welt seine Wurzeln in der oberen geistigen Welt (spiritual world) hat. Auch das Ewige Licht hat seine Wurzeln in der "spiritual world" und wird bis hinunter zu uns weitergeleitet. So wird die obere mit der unteren unseren Welt verbunden (Noam Elimelech und Degel Machane Ephraim).

In der hebräischen Sprache drückt das Wort "Tetzaveh" eine sofortige Erfüllung aus. Die Gabe des Olivenöl sollte umgehend erfolgen. Mit den individuellen Gaben für das Mischkan hat jeder Israelit einen Anteil daran.

Da wir derzeit keinen Tempel haben, gibt es auch kein Ewiges Licht mehr. Das Licht, welches uns jedoch immer bleibt ist die Thora. Die Lichter des Tempels können erlöschen, doch ist es unmöglich, das Licht der Thora auszuschalten (Sefat Emet).

Das nächste Gebot, welches Moshe von G - tt erhält, ist die Herstellung der acht Kleidungsstücke des Hohepriesters (Cohen HaGadol). In kabbalistischer sowie talmudischer Literatur repräsentiert jedes dieser Kleidungsstücke einen Tikun (eine Seelenreparatur). Jedes einzelne Vergehen der Israeliten wird sozusagen von einem der Kleidungsstücke "repariert" (hebrä. Mekaper). Die Talmud Traktate Zevachim 88a und Arachin 16a geben hierzu eine Liste:

Der Umhang (Ketonet) reparierte das Blutvergiessen, die Hose (Michnas) moralisches Fehlverhalten, der Turban reparierte die Arroganz, der Gürtel falsche Gedanken vom Herzen, das Choschen die Ungerechtigkeit, das Ephod den Götzendienst, der Mantel böswilliges Gerede und das Zitz am Kopf reparierte die Gleichgültigkeit gegenüber G - ttes Geboten.

Viele Kommentatoren sind der Meinung, dass es hierbei nicht nur um die Kleider des Hohepriesters (Cohen HaGadol) geht. Es geht um Kleidung überhaupt. Im Judentum drückt die Kleidung den Charakter des Menschen aus. Sie gibt dem Menschen nicht nur ein gewisses Erscheinungsbild, sondern zeigt genauso seine Moral (Rabbi Samson Raphael Hirsch).

Die Kleidung des Hohepriesters machte ihm zu etwas Besonderem und er unterschied sich dadurch von allen anderen. Genauso sollten wir uns durch unsere Kleidung von derer anderer Nationen unterscheiden. Durch anständige Kleidung vollbringen wir einen Tikun für uns selbst und diese Art der Kleidung hält uns davon ab zu sündigen (Rabbi Moshe Chaim Luzzatto – Ramchal).

Viele haredische Freunde sagten mir, dass sie sich durch ihre Kleidung immer auf einem religiösen hoeheren Level befinden, welcher sie von relig. Vergehen abhält. Ich selbst habe auch schon diese Erfahrungen gemacht.

Rabbi Kook gibt zu dem Thema ein exellentes und berühmtes Beispiel aus dem Talmud Traktat Shabbat 31a:
Ein Nichtjude ging einmal an einer jüdischen Schule vorbei und hörte wie der Lehrer den Kindern die Kleidung des Hohepriesters lehrte. Der Nichtjude fand Gefallen an der Kleidung und beschloß, zum Judentum zu konvertieren. Er dachte, dass er nach seiner Konversion zum Hohepriester ernannt werden wird und diese tolle Kleidung tragen darf.

Der Nichtjude ging also zu Shammai und trug ihm sein Anliegen vor. Doch Shammai akzeptierte ihn nicht. Das Judentum besteht nicht nur aus dem Dienst des Hohepriesters allein und der Nichtjude sollte schon andere Motivationen mitbringen.

Daraufhin ging der Nichtjude zu Hillel. Er sagte ihm, dass er konvertieren wolle, um Hohepriester werden zu koennen. Hillel antwortete ihm, dass er zuerst einmal lernen muss, was ein Hohepriester für Aufgaben hat. Der Nichtjude lernte sehr ausführlich die jüdische Religion und fand so allein heraus, dass er nach seiner Konversion niemals Hohepriester sein kann. Nicht einmal König David hätte Hohepriester werden können, da er kein Cohen war. Wie also kann ich als Fremder, der zum jüdischen Volk kommt, Hohepriester werden ?

Schabbat Schalom

Mittwoch, Februar 13, 2008

Die Geschichte des Sidur (Gebetbuch)

B"H

Wer als Nichtjude schon einmal an einem jüdischen G - ttesdienst teilgenommen hat, der war sicher von der Dauer des G - ttesdienstes genauso wie von der Fülle der Gebete überwältigt.

Juden beten dreimal am Tag, morgens Schacharit, nachmittags Mincha und abends Maariv. Das "Schemah vor dem Zubettgehen" beziehe ich hier nicht mit ein.

Das jüdische Gebetbuch heißt SIDUR und hierbei ist zu beachten, dass nicht jedes Sidur unbedingt gleich ist. Reformgemeinden haben schon vor Jahren viele Gebet gestrichen und ich beziehe mich an dieser Stelle nur auf orthodoxe Sidurim (Gebetbücher), da diese absolute Authenzität besitzen.

In der Regel gibt es bei orthodoxen Sidurim drei große Unterschiede:

1. Das Sidur der sephardischen Juden aus Marokko, Kurdistan, dem Irak oder Iran - Nussach HaSepharadim.

2. Das reguläre Sidur der aschkenazischen Juden aus Europa und den USA - Nussach Aschkenaz.

sowie 3. Das chassidische Sidur - Nussach Sepharad.

Ich persönlich verwende nur Letzeres.

Chassidische Sidurim entstanden nach dem Tode des Baal Shem Tov (1760) und sie zeichnen sich durch Zusätze spezieller Gebete aus. Insbesondere kabbalistische Gebete, welche die Meditation und die Devekut (Konzentration) fördern sollen.

Allgemein bedeutet ein Gebet immer eine menschliche Kommunikation mit G - tt. Jeder Mensch muß hierbei seinen eigenen Zugang finden. Chassidisch gesehen sollte das Gebet vom Herzen kommen und nicht einfach nur so dahin gesagt werden, weil es einmal so Zeit ist.
Die Emotionen springen in das Herz und fördern so ein inniges Gebet.

Die Thora enthält das Gebot des täglichen Gebetes, doch legt sie nicht fest, wie genau dieses Gebet auszusehen hat. Dennoch erfahren wir aus den Büchern der Propheten, dass schon frühzeitig feste Gebetszeiten eingehalten worden sind. Festen Gebetszeiten, die wir heute dem Kalender entnehmen und die mehr oder weniger schon im Talmud Berachot bzw. im Schulchan Aruch (Code of Jewish Law) festgelegt wurden, können jederzeit auch weitere individuelle Gebete hinzugefügt werden. Zum Beispiel lesen viele Leute Tehillim (Psalmen) oder sprechen zu G - tt in ihren eigenen Worten.

Als es den Juden nach 70 Jahren babylonischen Exils erlaubt war, nach Israel zurückzukehren und den Zweiten Tempel zu errichten, begann der Prophet Ezra mit dem Aufschreiben der vorhandenen Gebete. Er war es auch, der spezielle Richtlinien zum Gebet aufsetzte, um diese so an folgende Generationen zu übermitteln.
Man hatte aus der Tatsache gelernt, dass nach der Zerstörung des Ersten Tempels (586 vor Beginn der Zeitrechnung durch die Babylonier) viele traditionelle Gebete aus der Epoche verloren gegangen waren. Einer der Gründe hierfür war, unter anderem, das Vergessen der hebräischen Sprache im babylonischen Exil.

Die Mitglieder der "Great Assembly - Anschei Knesset HaGedolah" legten die erste Struktur unseres Sidures fest. Die "Anschei Knesset HaGedolah" setzte sich überwiegend aus unbekannten jüdischen Gelehrten zusammen, welche vom 5. - 6. Jahrhundert vor Beginn der Zeitrechnung agierten. Sie waren es dann auch, welche die Gebete "Schemah Israel", die Segen und die "Amidah - Schemonah Ezre" festlegten. Zusätzlich bestimmten sich feste Gebetszeiten.

Da wir nur Tieropfer in einem offiziellen Tempel in Jerusalem opfern können (hoffentlich bald im Dritten Tempel), gibt es seit der Zerstörung des Zweiten Tempels keine Tieropfer mehr. Diesen wichtigen Inhalt des G - ttesdienstes ersetzen wir seither mit dem "Mussaf - Gebet". "Mussaf" sind verschiedene Gebete nach dem eigentlichen Schabbatg - ttesdienst.

Öffentliche Gebete sind immer an eine Minyan, die Anwesenheit von zehn halachisch jüdische Männern, gebunden. Das Gebet muß keineswegs von einem Rabbiner geleitet werden, sondern jeder kann es leiten.

Ungefähr zur gleichen Zeit wurden ebenso der "Kiddusch - Segnung des Weines am Schabbat" und die "Havdalah - Zeremonie zum Schabbatausgang" eingeführt. Genauso wie die Pessach - Haggadah und die Gebete an den Feiertagen.

Nach der Zerstörung des Zweiten Tempels wurde die Angelegenheit noch akuter. Die Sanhedrin in Yavne (ihr offizieller Sitz nach der Vertreibung aus Jerusalem nach der Tempelzerstörung) legten weitere Gesetzesvorschriften fest. Bekannt ist auch der Kalender von Yavne und die Vorschriften zur späteren Kalenderbestimmung.

Die Sanhedrin in Yavhe sahen ihre Aufgabe darin, die Gültigkeit der jüdischen Gesetze zu bewahren und es den Juden im Exil zu ermöglichen, auch weiterhin die Halachot (Gesetze) einzuhalten. Man bereitete sich auf ein längeres Exil vor, wollte jedoch unter allen Umständen Veränderungen der Thora und der Halachot vermeiden.

Im weiteren Verlauf der Geschichte erfolgten weitere Zusätze von den Tannaim (erwähnte Rabbiner im Talmud) bis hin zum 11. Jahrhundert.

Aber nicht nur das Sidur wurde festgelegt; für die Hohen Feiertage wie Pessach, Schavuot, Rosch HaSchana (Neujahrsfest), Yom Kippur und Sukkot (Laubhüttenfest) verwenden wir das sogenannte "Machzor", welche sämtliche Gebete und Abläufe jeden einzelnen der Feiertage beinhaltet. Auch beim Machzor gibt es die oben aufgeführten Unterschiede wie sephardisch, aschkenazisch und chassidisch.

Im Wesentlichen ist der Gebetsritus in allen orthodoxen Gemeinden der Welt der gleiche. Obwohl sich viele in der Galut (Diaspora) befinden, sind wir dennoch alle durch denselben Ritus verbunden.

Einen besonderen Status nehmen immer die Jemenitischen Juden ein. Sie nämlich lebten über Jahrhunderte hinweg isoliert von der Außenwelt und bewahrten somit eine spezielle Authenzität. Dennoch gibt es auch bei ihnen äußere Gebetseinflüsse von anderen Gemeinden.

Die Jemeniten blieben immer unter dem Einfluß des Rambam (Maimonides), der für sie im Jahre 1172 die "Jemenitische Epistel - Iggeret Te'iman" verfasste, um so die jüdischen Gemeinden vor dem wachsenden islamischen Einfluß zu bewahren. Einen weiteren Einfluß auf die jemenitischen Gemeinden hatte Rabbi Saadia Gaon, der vor mehr als Tausend Jahren gegen die Karaiten kämpfte. Karaiten sind jene Juden, welche die mündliche Tradition ablehnen und nur nach der schriftlichen Thora leben.

Bleibt zu erwähnen, dass es kleine aber wenig gravierende Unterschiede zwischen italienischen, aschkenazischen, sephardischen Juden oder anderen Gemeinden gibt. Insgesamt jedoch beschreibt uns das Sidur das alltägliche jüdische Leben. Vom Segen beim Aufwachen, bis hin zum Hochzeits - oder Sterberitus ist alles geregelt.

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Eine Hilfe bei diesem Artikel war, u.a., das Buch "A Guide to Jewish Prayer" von Rabbi Adin Steinsaltz.

Das Opfer des Yiftach

B"H

Wer kennt nicht die tragische Handlung im "Buch der Richter - Sefer Schoftim" ?

Bevor der damalige Richter Yiftach in den Krieg gegen die Ammoniter auszog, leistete er einen umstrittenen Schwur (Neder): "Wer immer auch bei meiner Rückkehr zuerst aus der Haustüre tritt, um mich zu begrüssen, soll G - tt gewidmet und als Opfer verbrannt werden".

Das "Buch der Richter - Sefer Schoftim" gibt uns Auskunft über die Herkunft Yiftachs.

Sein Vater war Gilad und seine Mutter war eine Prostituierte.
Der RADAK, der große Kommentator der Bücher der Propheten lehrt, dass die Frau keine Prostituierte im eigentlichen Sinne war, sondern vielmehr lebte Gilad mit ihr in wilder Ehe zusammmen. Und somit wird sie wie eine Prostituierte betrachtet.

Später fand Gilad eine andere Frau, die er heiratete und mit ihr weitere Söhne zeugte (siehe auch Kommentar vom Metzudat David). Als diese erwachsen wurden, schmissen sie Yiftach aus dem Haus, denn sie sahen auf ihn wegen dem Status seiner Mutter herab. Er sei halt keiner von ihnen. Daraufhin floh Yiftach und zog in das Land Tov. Es ist nicht völlig klar, wo genau sich das Land Tov befand. Allgemein wird angenommen, dass es sich hierbei um ein kleines Gebiet zwischen den damaligen Ländern Ammon und Moav oder Edom handelte; im heutigen Jordanien.

Als die Ammoniter Israel angriffen, wurde Yiftach von den Oberhäuptern Gilads aufgesucht und um militärische Hilfe gebeten.

In der Gemara (rabbinische Diskussionen) des Talmud Traktates Taanit 4a heißt es, dass die Möglichkeit bestehe, dass Yiftach offensichtlich vermutete, ihm käme ein Hund oder ein Schwein entgegengelaufen. Nie und nimmer erwartete er, dass seine Tochter bei seiner Rückkehr zuerst aus dem Haus stürmte, um ihn zu begrüssen.

Die Gemara fragt, warum Yiftach bereit war, ausgerechnet eines dieser unkoscheren Tiere für eine Opferung in Betracht zu ziehen. Die "G - ttesstrafe" für sein Vorhaben kam umwendend. Da Yiftach einen unpassenden Schwur (Neder) leistete, bestrafte ihn G - tt mit der Tatsache, dass seine als erstes aus dem Haus trat.

Es ist umstritten, ob Yiftach seine Tocher wirklich G - tt opferte (siehe Ramban) oder sie einfach nur fortschickte (siehe RADAK). Eines jedoch ist sicher; Yiftach wäre in der Lage gewesen, seinen Schwur (Neder) rückgängig zu machen und so seine Tochter vor Schaden zu bewahren. Er hätte nur zum in Gilad anwesenden Propheten Pinchas gehen müssen, denn dieser besaß offiziell die Authorität, den Neder rückgängig zu machen.

Die Midrash Rabbah lehrt, dass Yiftach sich aus Stolz jedoch weigerte, Pinchas aufzusuchen.

"Ich bin ein Richter und Herrscher, daher soll Pinchas gefälligst zu mir kommen", so Yiftach.

Pinchas wiederum sagte: "Ich bin ein Prophet und Yiftach hat gefälligst vor mir zu erscheinen."

Laut den Tosafot (Nachkommen Rashis, welche den Talmud kommentierten) wurden Yiftach und Pinchas zugleich von G - tt für ihr egoistisches Handeln bestraft.

Yiftachs Schwur wäre eh keinerlei Gültigkeit unterlegen, hätte es sich wirklich um ein unreines Tier wie ein Hund oder ein Schwein gehandelt. Ein solch unreines Tier kann niemals geopfert werden und erst recht kein menschliches Opfer !!!

Allerdings waren sowohl Yiftach als auch seine Tochter fälschlicherweise der Meinung, dass der Schwur Gültigkeit besitze.

Dienstag, Februar 12, 2008

Alles leicht verständlich ?

B"H

Es ist immer wieder interessant, wie Blogleser reagieren und wie sie die Dinge verstehen, über die ich berichte. Manchmal wünschte ich mir, es kämen mehr Reaktionen und mehr Fragen, aber all das hält sich bisher in Grenzen. Ich werde nicht mit Post überschüttet und viele geben sich, für meine Begriffe zu leicht, mit dem Gelesenen zufrieden.

Gestern Abend nun traf ich mich mit einem Blogleser, der momentan in Jerusalem weilt. Ich hoffe, dass er sich beim Lesen jetzt nicht beleidigt fühlt, aber als er mir in seiner e - mail mitteilte, dass er ein Würdenträger der katholischen Kirche sei, fragte ich mich schon, was genau er wohl zu fragen beabsichtigt. Bin ich es doch gewohnt, mit Zitaten aus den Propheten überhäuft zu werden, anhand denen man mir beweisen will, dass die Juden falsch liegen.
Die zweite Gruppe verfällt in das Vorurteil, dass ich anscheinend eine durchgeknallte Religiöse bin und alle orthodoxen Juden bzw. Haredim (Ultra - Orthox.) eh einen Knall haben. Sie kapseln sich ab, arbeiten nicht, sind faul, zahlen keine Steuern und beten nur den ganzen Tag herum. So die Stereotype.
Überflüssig zu erwähnen, dass dies in den meisten Fällen nicht der Wahrheit entspricht und wer die ultra - orthodoxe Welt ausgiebig kennen lernt, der wird eines Besseren belehrt. Dies passiert auch Israelis, denn auch bei ihnen liegen die Vorurteile hoch. Unwissenheit und eine hetzende Presse tun ihr Übriges. Viele Male schon habe ich bei chassidischen Tische sekuläre Israelis getroffen, die ganz erstaunt waren über die haredische Welt. So haben sie sich das nicht vorgestellt und in der Zeitung liest man ja immer ganz etwas anderes.

Es ist unbestreitbar, dass es auch Haredim gibt, die sich abkapseln und mit ihrer Außenwelt nicht kommunizieren wollen. Dies geht teils schon aus ihrer Erziehung hervor, denn sie haben nie etwas anderes gelernt. Wer dagegen wie ich im Ausland auswuchs, für den ist der Umgang mit Nichtjuden nichts Ungewöhnliches. Und so macht es mir nichts aus, mich mit Nichtjuden zu treffen und mir ihre Fragen anzuhören. Vor dem gestrigen Treffen gab es auch bei mir ein Vorurteil, denn derjenige hatte mir geschrieben, er sei Mönch oder soetwas in der Art. Und was stellt man sich da schon vor ? Natürlich kommt da jemand in Kutte und mit einem riesigen Kreuz um den Hals. Dem war dann aber nicht so, was mich wiederum überraschte. Der Betreffende stellte mir Unmengen von Fragen über das Judentum und anfangs war es ihm etwas peinlich, denn er dachte, die Fragen seien dumm oder banal. Für mich gibt es keine banalen Fragen und ich beantworte normalerweise alles.

Die Überraschung seinerseits war wohl recht groß, denn allgemein gilt die Behauptung, dass Nichtjuden nicht unbedingt mit Orthodoxen in Kontakt kommen. Einerseits ist das richtig, denn viele orthodox. Juden wollen nicht wie im Zoo begafft werden oder andere sehen nicht unbedingt einen Sinn darin, sich mit Nichtjuden auseinanderzusetzen. Hierbei spielen auch die vielen christlichen Missionare eine Rolle und auf jüdischer Seite hat man manchmal die Nase voll von derlei Treffs.

Missioniert wurde ich nicht, sondern wir hatten eine interessante Konversation über das Judentum und die christliche Sicht oder die jüdische Sicht, wie auch immer. Wer als Außenstehender ernsthafte Fragen hat, der bekommt die in den meisten Fällen auch beantwortet. Ich kenne viele Orthodoxe, die dies bereitwillig tun. Für Nichtjuden ist es immer wichtig, wie man auf die Juden zugeht. Andererseits sollte es vielleicht mehr jüdische Aufklärung geben, denn es existieren Tausende von Missverständnissen über das Judentum.

Wie ich eingehens schon sagte, ist für mich die Meinung der Leser interessant und ich würde mich über mehr Fragen freuen. Auf diese Weise kann ich in kommenden Beiträgen vieles eventuell besser erklären, denn manchmal bin ich zu sehr in "meiner" Welt und schreibe wohl dementsprechend. Aber es ist immer schwer, einen gemeinsamen Nenner für alle zu finden.

Montag, Februar 11, 2008

Die Jerusalemer Synagoge der Chassidut Belz

B"H

Nicht zum ersten Mal berichte ich über die grösste Synagoge Israels; die Jerusalemer Synagoge der Chassidut Belz. Aber sie ist immer wieder einen weiteren Bericht wert.

Die chassidische Gruppe blickt auf eine lange Tradition zurück und hat ihre Wurzeln in den Lehren des beruehmten Chozeh (Seher) von Lublin, Rabbi Yaakov Yitzchak Horovitz (verstarb im Jahre 1815). Die Kleinstadt Belz gehörte vor dem Zweiten Weltkrieg zu Polen und nach dem Einmarsch der Deutschen litten auch die Juden von Belz. Der Rebbe Aharon Rokeach (manche sprechen den Namen "Rokach" aus) konnte gerade noch so vor der Gestapo fliehen, die ihn noch Jahre später per Flugblatt suchte. Zum Schluss gelang ihm die Flucht ueber Rumänien, Bulgarien und die Türkei nach Israel. Die Stadt Belz ist heute Teil der Ukraine.

Die heutige neue Belzer Synagoge mit ihren 7000 Plätzen, incl. Stehplätze, gleicht architektonisch jenem Original in Belz (mit 5000 Plätzen). Den Nazis gelang es nie, die Synagoge in die Luft zu sprengen. Zweimal wurde Dynamit deponiert und zweimal kam es wundersamer Weise zu keiner Explosion. Daraufhin liessen die Nazis die Belzer Chassidim jeden einzelnen Synagogenstein abtragen und so wurde die Synagoge schliesslich zerstört. In der neuerbauten Jerusalemer Synagoge befinden sich Steine ihres Belzer Vorgängers.

Der derzeitige Belzer Rebbe, Rabbi Yissachar Dov Rokeach, ist ein Neffe des vorherigen Rebbes. Er war es auch, der die imposante neue Synagoge bauen liess. Sie befindet sich im Stadtteil Kiryat Belz, neben Kiryat Mattersdorf, und jeder der aus Richtung Tel Aviv nach Jerusalem einfährt, kann sie schon von weitem erkennen.

Ein Sitzplatz auf Lebenszeit kostet 5000 Dollar. Die Summe kann allerdings in Raten abbezahlt werden.

Der hammerartige Gegenstand am Schluss bedeutet die Einleitung eines neuen Gebetes, da nicht immer alle gleichzeitig ein Gebet sagen.

Die Synagoge ist ein riesiges Gebäude, welches in mehrere Abteilungen unterteilt ist. Der chassidische Tisch findet im Nebengebäude im Untergeschoss statt.



Belz Melodien

Hochzeit bei Vishnitz

B"H

Am heutigen Abend (Montag) findet in Bnei Brak bei Tel Aviv eine riesige Hochzeit bei der Chassidut Vishnitz statt.
Ein Urenkel des derzeitigen Rebben Moshe Yehoshua Hager heiratet und wer sich in der Umgebung aufhält, der kann an der Trauung im Stadtteil Kiryat Vishnitz teilnehmen. Wer es dagegen verpasst, der hat bis kommenden Montag die Chance, an den Sheva Berachot teilzunehmen.

Soweit lernte ich die chassidische Gruppe Vishnitz leider nur recht oberflächlich kennen. In Jerusalem wirken sie vorwiegend in einem Teil des Stadtteiles Sanhedria. Außerdem machen immer nur die beiden Söhne des derzeitigen Bnei Braker Rebben von sich reden. Der Kampf um die Nachfolge als Rebbe ist schon in vollem Gange.

Seit einigen Wochen lerne ich die Vishnitzer, ihre Chassidut und Bräuche näher kennen, denn ich spreche oft mit einem Vishnitzer Chassid. Als ich ihn einmal fragte, ob es denn in Jerusalem keinen chassidischen Tisch von Vishnitz gebe, sondern anscheinend nur in Bnei Brak, berichtete er mir von der "Botte". Die "Botte" ist ein Vishnitzer Brauch, der einem Tisch etwas gleicht. Zumindest kommen auch hierzu die Chassidim zusammen und singen Lieder.
Es wird allerhöchste Zeit, dass ich mich eingehender mit Bnei Brak und Beit Shemesh befasse. Nun, Beit Shemesh wird demnächst anstehen, habe ich doch eine chassidische Familie kennen gelernt, die derzeit von einer Chassidut in die andere wechselte und aus dem Grunde nach Beit Shemesh zog. Bnei Brak ist schwieriger, denn dort muß ich erst Leute kennen lernen. Aber dortige chassidische Gruppen wie Sadigora, Zhvil, Skver, die Satmarer des Rebbe Aharon Teitelbaum oder die Schomrei Emunim interessieren mich schon.

Wer von Vishnitz nicht genug bekommen kann: Der Vishnitzer Rebbe aus Monsey / New York, Rabbi Mordechai Hager, kommt nach Pessach auf Israelbesuch. In Jerusalem wird er einen Tisch gehen, zu dem ich mich aufraffen werden.


Der Stadtteil Kiryat Vishnitz in Bnei Brak





Synagoge der Vishnitzer in Bnei Brak





Synagoge der Chassidut Satmar in Bnei Brak

Der Erinnerung wegen

B"H

Auch oder gerade nach dem Holocaust geht die Erinnerung an die ehemaligen chassidischen Shtetl weiter, welche gänzlich von den Nazis ausgelöscht wurden. Und immer noch suchen die ehemaligen jüdischen Bewohner und deren Nachfahren ihre Familienangehörigen, Nachbarn oder Freunde.

Hier zwei sehr gute Shtetl - Blogs:

http://asimplejew.blogspot.com/

http://stawiski.blogspot.com/

Sonntag, Februar 10, 2008

Thorastudium für Frauen ?

B"H

In der Mischna (mündliche Überlieferung G - ttes an Moshe am Berg Sinai) des Talmud Traktates Sotah 20a ist zu lesen:

"Ein Mann ist verpflichtet, seinen Töchtern Thora zu lehren."

Aus diesem einen Satz leiten nicht gerade wenige Historiker, Buchautoren, Feministinnen, und viele andere ab, dass auch eine Frau ein Anrecht auf ein ausgeprägtes Thorastudium hat und nicht nur der Mann.

Insbesondere erfreut sich gerade diese Mischna eingehender Beliebtheit, wenn die Töchter Rashis (Rabbi Schlomo Yitzchaki) Erwähnung finden. Der große mittelalterliche Talmud - u. Thorakommentator hatte bekanntlich keinen einzigen Sohn, sondern "nur" drei Töchter (Yocheved, Miriam und Rachel). Alle drei lernten mit ihrem Vater Thora und stiegen zu halachischen sowie talmudischen Größen auf. War der Vater einmal nicht daheim um Juden mit halachischen Fragen zu empfangen, so gaben seine Töchter Auskunft. Niemand störte sich auch nur im Geringsten daran, dass es Frauen waren, die die Halacha interpretierten. Und das im 11. /12. Jahrhundert.

Aber nicht nur Rashis Töchter befanden sich auf einem überragenden Level; auch die Enkel und Urenkel setzten diesen Weg fort (Tosafot). Es gibt sogar ein eingeschworenes Gerücht, dass es die Töchter Rashis waren, welchen den Rashi - Kommentar zum Talmud - Traktat Nedarim verfassten.

Aber was bedeutet unsere eingehens genannte Mischna wirklich ?

Diese Mischna befindet sich inmitten des Traktates Sotah, der auf vielen Seiten das Verfahren des "Mei Sotah" beschreibt. Laut der Thoraparasha NASSO mußte eine ehebrecherische Frau (Sotah) zu Tempelzeiten in den Tempel gehen und von dem "Sotah - Wasser" trinken. War sie unschuldig bezichtigt worden, dann überlebte sie, war sie zu recht beschuldigt worden, dann starb sie nach dem Trinken des Wassers einen grausamen Tod. Dies geschah allerdings nur in dem Falle, wenn sie zuvor jegliche Aussage vor dem Sanhedrin verweigerte oder log. Erst dann wurde das Sotah - Wasser verabreicht und nicht, wenn sie von vornherein alle Schuld zugab.

Inmitten dieser Prozedur - Beschreibung befindet sich also der Satz, dass ein Mann seinen Töchtern die Thora lehren muß.

Im Talmud - Traktat Kidduschin 29b lernen wir jedoch das genaue Gegenteil. Dort heißt es nämlich, dass ein Vater nicht ausdrücklich verpflichtet ist, seinen Töchtern Thora zu lehren.

Der Talmud - Kommentator Me'iri sagt hierzu, dass der Vater den Töchtern zwar Thora lehren kann, doch keine eingehenden Verpflichtung besteht.

Unterhalb der talmudischen Rabbiner (Tannaim) und den späteren Talmud - Kommentatoren herrscht Uneinigkeit zu dem Thema. Einige Tannaim sehen das Thorastudium für die Frau als absolut notwendig an. Schließlich soll sie die Halachot (Gesetze) perfekt ausführen und um dazu fähig zu sein, muß sie zwangsläufig Thora lernen. Andererseits bezieht die Halacha selber diese Notwendigkeit nur auf diverse Halachot und nicht auf die gesamte Thora. Soll "Frau" halt entsprechende Halachot zu ihrem Thema lernen, aber nicht die ganze Thora (so der Vilna Gaon in seinem Kommentar zum Schulchan Aruch - Orach Chaim 47:14). Zusätzlich spricht der Vilna Gaon hier einen immens wichtigen Punkt an:

Heißt es nicht aber, dass G - tt UNS die Thora gab ?
Sprich jüdischen Frauen und Männern ?


Kommentiert der Vilna Gaon weiter:
Unzählige Thoramitzwot fallen bei einer Frau unter die Kategorie "Mitzwot She HaZeman Grama" - was soviel bedeutet wie, dass die Frau aus zeitlichen Gründen von bestimmten Mitzwot befreit ist.

Beispiel: Ständigen Synagogenbesuchen, wenn sie auf die Kinder aufpassen muß.

Eine weitere interessante Sichtweise bringt der "Chafetz Chaim", der da sagt, dass die Ablehnung des Thorastudiums der Frau ausschließlich auf frühere Zeiten zutraf. Da zu Tempelzeiten und zuvor die Töchter eh in die Traditionen der Väter mit eingebunden waren, bedurfte es keines ausführlichen Thorastudiums. Heutzutage dagegen bestehe schon eine gewisse Verpflichtung für die Eltern, all ihre Kinder in der Thora zu unterrichten. Die Töchter zu unterrichten werde dann sogar zur Mitzwah.

Manchmal jedoch erweckt die heutige Realität einen gegenteiligen Eindruck.

Besonders in haredischen (ultra - orthod.) Kreisen wird vielen Mädels die Thora "nur" mit Rashi - Kommentar gelehrt. Kommentatoren wie Ramban, Ohr HaChaim, Kli Yakar oder Ibn Ezra fallen leider allzu oft unter den Tisch.

Selbst in nationalrelig. Kreisen ist dies oft nicht anders und es wird mehr Wert auf weibliche Halachot wie Gebet, Haushalt oder die traditionelle Familienreinheitsgesetze (Taharat HaMischpacha) gelegt.

Nichtsdestotrotz gibt es auch andere Seiten und immer mehr Frauen folgen dem Beispiel der Töchter Rashis, indem sie sich auf ein ausgiebiges Thorastudium konzentrieren. Auch haredische Frauen.

Hilfsbereitschaft mit Hintergedanken ?

B"H

Es ist wichtig, gleich vorab etwas klar zustellen:
Es gibt aufrichtige Christen und damit jene, die Israel wirklich helfen wollen, ohne dabei auch nur einen Hintergedanken im Kopf zu haben. All jene, die Juden ohne Vorbehalte und Hintergedanken der Mission akzeptieren können, brauchen sich hier keinesfalls angesprochen zu fühlen. In diesem Artikel geht es einzig und allein um jene fanatischen Christen, welche rigoros und teilweise in Kultform ihr Ziel verfolgen, Juden missionieren zu wollen.


Eines ebenso noch vorweg: Wer heute als Christ Geld für die Mission spendet, der sei sich ebenso darüber im Klaren, in erster Linie die Missionare selbst zu finanzieren. Und die leben nicht schlecht. Vorzugsweise in Villengegenden. Saus und Braus auf Kosten der Spender. Beim nächsten Mal sollte jeder ahnungslose Spender sich diese Tatsache einmal vor Augen führen, bevor die Euros ihren Weg in den Klingelbeutel finden.
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Wie berichtet eröffnet die internationale Anti - Missionsorganisation "Jews for Judaism" in diesen Tagen ihre erste Filiale in Jerusalem. Und das ausgerechnet im Clal - Center in der Innenstadt, in dem seit wenigen Jahren eine messianische Gemeinde von sich reden macht. Trotz vielfältiger Proteste existiert die Gemeinde nach wie vor und vielleicht ist es nicht schlecht, wenn im gleichen Gebäude nun ein Gegenpol entsteht.

Vergangenen Donnerstag gab es einen erneuten Vortrag zum Thema "Christlicher Missionare" in Israel.
25 Zuhörer waren anwesend und es kam Erstaunliches zum Vorschein, dass es mich manchmal sogar fast vom Hocker riss.

So wurde insbesondere kritisiert, dass wir selbst, die Juden, zuviel Geld von den Christen nehmen, Und zwar von solchen christlichen Verbänden, die mit ihren "gutgemeinten" Geldspenden Hintergedanken verbinden.

Zum Beispiel ist es das erklärte Ziel der Evangelisten, soviele Juden wie nur möglich zur Aliyah nach Israel zu bewegen. Zu diesem Zweck spenden sie sogar Millionenbeträge an die Jewish Agency oder die zweite Aliyah - Organisation Nefesh Be'Nefesh. Alle sollen nur kommen.

Weiterhin sind die Evangelisten der irrwitzigen Idee verfallen, die Juden in Israel später zu missionieren, denn Inhalt ihrer kranken Philosophie ist es, dass J. (der sogenannte christliche Meschiach) erst dann wiederkommt, wenn die Mehrheit der in Israel lebenden Juden an ihn glaubt.

Nur nebenbei bemerkt: Wie dämlich kann man eigentlich sein, um soetwas zu glauben ?

Seither spenden viele fundamentalistische christl. Organisationen Millionenbeträge an den Staat Israel. Die Knesset sei angeblich schon halb aufgekauft worden, denn die Knessetabgeordneten sehen keinen Widerspruch in der Annahme christlicher Spenden.
Ist es nur Ignoranz oder reine Dummheit ? Verbreiten doch gerade jene Fundamentalisten wie die Evangelisten ihre eindeutigen Ziele im Internet.

Anti - Missionsorganisationen wie Yad Le'Achim oder Jews for Judaism werden auch weiterhin eine schweren Stand haben, da unsere Ministerien diverse Spenden gerne annehmen, werden Abschiebungen christlicher Missionare immer wieder hinausgezögert.

Weiteres Beispiel der selbsternannte Noachide Vendyl Jones:
Der ehemalige fanatische texanische Christ Vendyl Jones machte bisher als "Freund Israels" von sich reden. Laut neuesten Erkenntnissen jedoch verfasst er weiterhin fanatische christl. Texte im Internet und ist in der Realität alles andere als ein treuer Freund der Juden. Was für ein Glück für uns, dass er niemals zum Judentum konvertierte.

Wer kann die angeblich ernsten Absichten vieler Nichtjuden heute noch genau deuten ? Nach außen hin wird Judentum gelebt, aber innerlich wurde das Christentum nie beiseite gelegt.

Bei dem Vortrag am Donnerstag kam es zu interessanten Aussagen und nicht wenigen Beschwerden über Missionsaktivitäten. Eine ältere Dame sprach einen interessanten Aspekt an:
"Na und, dann nehmen wir halt Geld von den Missionaren. Das heißt doch aber noch lange nicht, dass jeder spendende Nichtjude schlechte Hintergedanken hegt. Viele wollen wirklich helfen. Und außerdem kenne sie keinen Einzigen, der jemals etwas Schlechtes über die Juden sagte. Im Gegenteil, es gebe doch soviele Nichtjuden, die zum Judentum konvertieren wollen. Überhaupt sei alles nur Panikmache und die Missionare spielten nur eine geringe Rolle in Israel."

Nach der Rede der Dame stand Mina Fenton auf und klärte alle Anwesenden mit Fakten auf. Mina Fenton ist Mitglied der Nationalreligiösen Partei "Mavdal" und zugleich Jerusalemer Stadträtin. Ihren Kampf widmet sie fast ausschließlich den christlichen Missionaren. Mina Fenton hielt eine eindrucksvolle Rede, in der sie darauf aufmerksam machte, wie sehr sich Israel an die ausländischen Gelder gewöhnt habe. Missionsversuche finden heutzutage selbst in der israel. Armee statt. Angebliche relig. Clubs werben Yeshiva - Studenten zur Teinahme. Zuerst lasse man sie an den regulären Aktivitäten teilnehmen, um dann später in die Mission überzugehen.

Aus dem Publikum kamen zusätzliche Beiträge. Unter anderem gab es massive Beschwerden zu den messianischen Juden im Stadtteil Maale Adumim. Allerdings seien die Namen sämtlicher Mitglieder dieser Gemeinde den israel. Behörden bekannt.

Aber nicht nur in Israel blühen offensichtlich die Abhängigkeiten. Man schaue sich nur einmal die Realität in Deutschland an.
Da stellt sich der Stuttgarter "Landesrabbiner" Wurmser in ein Kloster und referiert über "Den jüdischen J".
Gegen gute Bezahlung versteht sich. Fragt sich nur, ob Wurmser auch die reale talmudische Story wiedergibt oder zum Wohle des Cash den Mund hält. Aber er ist kein trauriger Einzelfall. Allzu gerne schauen heute viele Juden nur auf das Geld und vergessen die Motive, die dahinter stehen.

Wir alle kamen zu der Übereinstimmung, dass nicht nur die christl. Missionare allein die Schuldigen sind. Juden wie Wurmser & Co. sind genauso mit von der Partie. Zu gerade deren Verteidigung hörte ich, dass es ja auch tolle Christen gebe und wir nicht immer an unserer eigenen "Holocaust - Vernichtungsphobie" nagen sollen.

Wer aber kann heute schon genau die Ziele auseinanderhalten ?
Wer ins Internet schaut und sich durch Sites von Missionaren oder aufrichtigen Christen liest, der weiß manchmal kaum noch, wer sich wo mit wem vermischt oder verbündet, denn zu eng liegen die Ziele manchmal beieinander.

Was wir dringend benötigen ist "jüdischer Stolz".
Frühere Generationen machten Aliyah nach Israel ohne große Begrüssungsgelder. Vielleicht sollte wir alle bereit sein, etwas mehr zurückzustecken. Wo bleibt das eigene Gewissen sich für die richtige Sache einzusetzen ? Das Gewissen scheint bei vielen schon beim Schauen auf den Barscheck verloren gegangen zu sein.

Missionskulte wie die des sogenannten Moshe Pülz werden gerne verharmlost. Negative Absichten heruntergespielt. Soetwas paßt nicht in unsere Gesellschaft und könnte womöglich potentielle Spender anhalten.

Ein absolut sekulärer Bekannter gab Folgendes zu bedenken:

Er: "Na, und. Wir nehmen das Geld und dann ? Würdest Du (ich) deswegen mit irgendwelchen absurden Strategien zum Christentum bekennen ? Würdest Du glauben, was Dir die Fundis erzählen ?"

Ich: "Nein, natürlich nicht".

Er: "So, what ?"

Ich muß zugeben, dass dies ein Argument sein könnte. Dennoch bin ich weiterhin skeptisch.

Missionare machen sich kaum an Leute wie mich heran, sondern halten sich an die Schwachen. An Juden, die von ihrer eigenen Religion keine Ahnung haben oder jene, die gerade schwere Zeiten durchmachen. Denen wird leicht etwas vorgegaukelt und wer nimmt nicht die gebotene Hilfe an ?

Mein Bekannter fügte hinzu, dass die Juden seit dem Holocaust unter der Phobie leiden, jeder wolle sie auslöschen. Da mag etwas dran sein, doch sehen wir laut Mina Fenton und anderen die negativen Resultate, die nicht auf Phobien beruhen. Oft kommen wir nicht daran vorbei, der Realität ins Auge zu schauen, denn in Jerusalem werden wir nur allzu häufig mit ihr konfrontiert.

Sicher ist, dass die Spendengelder auch weiterhin fliessen werden und auch weiterhin dankende Abnehmer finden werden.

http://www.israelnationalnews.com/News/News.aspx/104652

Auch der Berliner Rabbiner Yitzchak Ehrenberg bedient sich:

http://www.sprachkasse.de/blog/2007/08/14/30000-flaschen-koscheres-bier-aus-sachsen/

http://chareidi.shemayisrael.com/archives5764/NSO64aifcj.htm

Samstag, Februar 09, 2008

Gefillte Fisch und Kugel

B"H


sind Bestandteil des typischen Schabbatessen der aschkenasischen Juden. Und davon hatte ich an diesem gerade ausgeklungenen Schabbat reichlich.

Auf das Thema "Christliche Missionare" gehe ich jetzt nicht näher ein, obwohl das Thema auch an diesem Schabbat eine aktive Rolle spielte.
Dazu jedoch einen ausführlichen Bericht im laufe des morgigen sonntags. Nur soviel noch, dass ich der Jerusalemer Stadträtin Mina Fenton ein e - mail schrieb und sie um ein Interview bat. Sie erwähnte bei den zwei Vorträgen der "Jews for Judaism" in der vergangenen Woche höchst interessante Fakten sowie Details wie Zahlen, Namen und Orte. Mina Fenton ist eine Repräsentantin der Nationalreligiösen Partei "MAVDAL" und im ewigen Kampf gegen Missionsaktivitäten. Hoffentlich antwortet sie mir mit einer Zusage.


Da ich am gestrigen Erev Schabbat bei Rabbi Machlis fast am Tisch einschlief, entschloss ich mich, heimzugehen und keinen chassidischen Tisch zu besuchen. Heute Mittag dann war ich im ultra - orthod. Mea Shearim bei chassidischen Bekannten eingeladen. Mittags am Schabbat in Mea Shearim herumzulaufen, ist jedesmal ein tolles Erlebnis, denn alle Familien kommen aus den Synagogen und machen sich auf den Heimweg zum Mittagessen.

Meine Bekannten hatte noch einige Frum - Girls aus zwei unterschiedlichen relig. Schulen eingeladen. Davon waren einige aus einer Schule die der chassidischen Gruppe Breslov sehr nahe steht. Und eben mit jenen israel. Girls hatte ich dann auch tolle Konversationen. Meine Bekannte, die Hausherrin, die Breslov - Girls und ich lagen konversationsmässig sofort auf einer Wellenlänge.

Die Breslov - Girls berichteten, dass sie, u.a., Rabbi Nachman's Buch "Likutei Moharan" lernten, worauf meine Bekannte, die Hausherrin, erwiderte, dass jeder Newcomer in der Religion zuerst ein gewisses Basiswissen erlangen sollte und nicht sofort mit den höheren Studien beginne. Dabei nämlich bestehe immer die Möglichkeit eines frühen Falls.

Woraufhin eines der Breslov - Girls etwas sehr Kluges erwiderte.
"Ja, das entspreche natürlich der Wahrheit, doch hatte ihr Rabbiner ihr einstmals geraten, in jede chassidische Gruppe hineinzuschnuppern und das Beste für sich selbst herauszupicken. Niemals solle man sich auf die negativen Punkte in einer Gruppe konzentrieren, sondern etwas Positives für sich mitnehmen. Und es sei klar, alles langsam anzugehen und die Religion nicht zu übereilen. Wer alles auf einmal lernt und alles auf einmal will, der fällt so schnell und ihm wird erst dann klar, dass der Fall dazu dient, nochmals von vorn zu beginnen. Und zwar dieses Mal mit dem richtigen und unüberstürzten Tempo."

Diese Aussagen waren sehr aufbauend und jeder Betroffene, der dies jetzt liest, sollte einmal darüber nachdenken.

Eine gute Woche an alle - שבוע טוב לכולכם !!!!!


Schabbat - Kartoffelkugel



Gefillte Fisch am Schabbat

Freitag, Februar 08, 2008

Pläne

B"H

Diese Woche war so vollgepackt mit Ereignissen, sodass ich eben erst auf dem letzten Drücker für den Schabbat planen konnte. Heute Abend am Erev Schabbat werde ich bei Rabbi Mordechai Machlis sein und mal schauen, für welchen chassidischen Tisch ich mich danach entscheide.

Morgen früh gehe ich in eine der Synagogen des ultra - orthod. Mea Shearims und bin hinterher zum Essen bei einer chassidischen Familie des Stadtteiles eingeladen. Ich bin mit ihnen jahrelang befreundet und daher ist es kein so großes außergewöhnliches Erlebnis.

Anscheinend sind nicht wenige Israelis gerade an der chassidischen Gesellschaft interessiert. Bisher lehrte immer nur Chabad etwas zu den Thema. Nun haben einige Interessenten meine engl. Site entdeckt und ab übernächster Woche beginne ich Vorträge in Kursen des nationalreligiösen Movements zu halten. Das wird bestimmt aufregend, denn ich bin gespannt, was die Nationalreligiösen für Fragen stellen.

Schabbat Schalom

Donnerstag, Februar 07, 2008

Frische Eindrücke

B"H

Fast vier Stunden dauerte der Vortrag / Diskussion im Jerusalemer Israel Center (Orthodox Union) zum Thema: "Evangelists in Israel and their missionary activities - Evangelisten in Israel und ihre christlichen Missionsaktivitäten".

Der eigentliche Vortrag dauerte nur eine knappe Stunde und dann wurde heftig zwischen den Zuhörern und den beiden Veranstaltern diskutiert. Schockierende Fakten sind zur Sprache gekommen und das Erste, was ich gerade tat war, den sogenannten Noachiden Vendyl Jones aus meiner Linkliste zu schmeissen. Obwohl Jones sich Noachide nennt, veröffentlicht er missionarische Schriften.

Die Aliyah - Organisation "Nefesh Be'Nefesh" erhält Millionen - Gelder von christlichen Missionsorganisationen, Rabbiner begeben sich in Abhängigkeiten und nehmen dankend Bares an. Hier vor allem auch jene Rabbis im Ausland, die gerne jüdische Vorträge vor allzu christlichem Publikum halten. Eine Tatsache, die auch in Deutschland mehr als häufig aufzufinden ist.

Tausend weitere Dinge kamen zur Sprache.
Das Publikum bestand aus ca. 25 Zuhörern, einige davon waren Haredim (Ultra - Orthod.). Der Vortrag war höchst akademisch, was mir persönlich sehr gut gefiel. Die Leiterin der neu eingerichteten Filiale der "Jews for Judaism", Peninah Taylor war ebenfalls anwesend. Sie verkündete übrigens, dass das Büro der "Jews for Judaism" in zwei Wochen im Jerusalemer Klal Center eröffnet wird. Als sie dies berichtete, gab es allgemeines Gelächter, denn wissen wir doch nur zu gut, dass sich in eben jenem Klal Center auch eine missionarische bzw. messianische Gemeinde eingenistet hat.

Anfang kommender Woche berichte ich eingehend über das, was beim Vortrag zur Sprache kam. Den wichtigsten Punkt möchte allerdings schon jetzt loswerden:

Juden sollten mehr Stolz bewahren und sich nicht mit Geld kaufen lassen. Leider ist dies heutzutage zu häufig der Fall.

Der Weg zurück

B"H

Neulich stiess ich bei Youtube auf den Bericht eines Jerusalemer Aussteigers aus der haredischen (ultra - orthod.) Gesellschaft. Sein psychischer Zustand in dem Video ist erschreckend und ich kenne die Situation, in der er sich zu dem Zeitpunkt befand, nur allzu gut aus eigener Erfahrung. Sah ich doch einstmals genauso aus.

Das schlimmste Problem eines Aussteigers stellt sich der Schuldfrage betreffend. Man muss lernen, seine eigenen Schuldgefühle abzubauen, um einen Neuanfang zu starten.

Wer Interesse an dem Thema hat, kann hier mehr erfahren:

Naf - Der Aussteiger

Wie soll es weitergehen ?

Photos der Veranstaltung gegen christliche Missionare

B"H

Wie berichtet, nahm ich am Sonntag an einer Veranstaltung der neu eröffneten Filiale der "Jews for Judaism" im Jerusalemer Israel Center der Orthodox Union teil.

Hier nun ein paar Photos der Veranstaltung:

Peninah Taylor and Bentzion Kravitz im Israel Center




Ein Teil des anwesenden Publikums




_______________

Heute Abend (7. Februar 2008) findet eine weitere Veranstaltung gegen christliche Missionare im Israel Center, Jerusalem, Keren HaYesod 22, statt.

Beginn: 20.00 Uhr

Thema:

"Christian Zionism - Christian Evangelism - And what we can do about it."

Eintritt:
25 Shekel / Studenten 10 Shekel / Journalisten haben freien Eintritt.

Parashat Terumah

B"H

Die Thoralesung für diesen Schabbat

Mit der Parashat Terumah gelangen wir an den Punkt, an dem G - tt Moshe die genauen Details zum Bau des Tabernakels (Mischkan) gibt. Da wird das Material genannt und wie die einzelnen Bauteile bzw. Gegenstände (Kelim) auszusehen haben. Gleichzeitig gelangt so manch einer von uns damit an den Punkt, diese Details nur zu überfliegen, denn was interessiert es mich, ob ein Teil des Mischkan aus dem Holz oder jenem Holz entstand. Befasst man sich dagegen ausgiebig mit den Kommentaren zu dieser Thoralesung, dann kommt Erstaunliches zum Vorschein. Besonders sticht einmal wieder mehr die Kabbalah hervor, welche den einzelnen Bauteilen mystische Bedeutung beimisst.

Gleich zu Beginn der Parashat Terumah beauftragt G - d Moshe, innerhalb der Israeliten eine "Terumah" durchzuführen. Das Wort TERUMAH wird im heutigen Sprachgebrauch mit SPENDE übersetzt, doch ist in der Thora eine "Opfergabe" gemeint. Jeder Israelit kann zum Bau des Mischkans beitragen, indem er eine Spende gibt.

Die Chassidut Rodzhin in ihrem Buch "Ner Israel" hält einen erstaunlichen Kommentar dazu bereit. Zuerst jedoch muß angemerkt werden, dass die Mehrheit der Kommentatoren der Meinung sind, dass das Mischkan NACH dem Vergehen mit dem Goldenen Kalb (Egel HaZahav) gebaut wurde und nicht vorher, wie die Thora vielleicht reihenfolgemässig verlauten läßt. Nicht immer hält sich die Thora an historische Reihenfolgen und Abläufe und einiges mag später gelesen werden, was eigentlich vorher stattfand. Zum Beispiel lasen wir die Parashat Ki Tisa, welche vom Bau des Goldenen Kalbes handelt, bisher noch nicht, aber dennoch wird in dieser Parasha schon das Mischkan gebaut.

Reihenfolgemässig jedoch war das Goldene Kalb schon halbe Vergangenheit, aber da die Israeliten schwer gesündigt hatten, indem sie in den Götzendienst zurückverfielen, mußte ein Tikun (Reparatur der Seele) her. Kabbalistische Autoren sehen daher den Bau des Mischkan als eine Seelenreparatur für das Volk Israel. Zusätzlich repräsentieren die einzelnen Bauteile gleichzeitig die Erschaffung der Welt durch G - tt. Das Tabernakel (Mischkan) ist in sich eine eigene Welt. Das Dach steht für die Erschaffung des Himmels etc.

Aber zurück zum Kommentar des Ner Israel zur Terumah (Opfergabe). G - tt beauftragte Moshe, den Israeliten eine Opfergabe abzuverlagen, welche durchaus freiwillig war. Die Höhe der Gabe war individuell selbst zu bestimmen. Einer gab mehr, der andere konnte nur wenig geben. Aber nicht die Summe zählte, sondern die Höhe der Bereitschaft jedes Einzelnen. Mit welchen Gefühlen G - tt gegenüber gab er etwas ?

G - tt legte so hohen Wert auf den freien Willen jedes Menschen. Außerdem drückt die Terumah (Opfergabe) auch eine Art Teshuva (Umkehr zu G - tt) aus. Es ist eine Mitzwah (Thoragebot), anderen Leuten zu helfen und zu geben. Im Hebräischen nennen wir diese Gabe an Bedürftige auch Zedakah. Jeder dieser Gaben kommt gleichzeitig einer persönlichen Annäherung an G - tt gleich. Oder in anderen Worten, anhand der Erfüllung von Thorageboten kommen wir G - tt näher. Selbstverständlich geschieht dies auch durch das Gebet, doch besteht das Judentum auch aus Taten.

G - tt sagte, dass Er in dem Mischkan in ihnen (den Israeliten) "wohnen" wollte. Wie immer ist diese Aussage nicht wörtlich zu verstehen, sondern metaphorisch. G - tt lebt nirgendwo, denn Er ist und bleibt für unseren menschlichen Verstand unbegreifbar. Was Er allerdings tat war, uns die Thora in menschlicher Sprache zu geben, damit wir imstande sind, sie einigermassen zu begreifen. Daher erfolgen manchmal geradezu menschliche Charakterbeschreibungen G - ttes.

G - tt sagte, dass Er inmitten von ihnen (den Israeliten) leben wolle. Der große spanische Kabbalist, Rabbi Yosef Gikatilla (1248 - ca. 1305), kommentiert hierzu in seinem Buch "Shaarei Ora", dass G - tt nicht sagte, Er wolle in der unseren unteren Welt leben, sondern innerhalb der Israeliten. Diese Aussage steht als Beweis dafür, dass G - tt immer in unserer (den Juden) Mitte weilt. Niemals sind wir allein, was uns alle bisherigen Diasporas bewiesen. Egal, wo sich die Juden befinden, G - tt lebt immer unter ihnen.

Der derzeitige Rebbe der chassidischen Gruppe Slonim, Rabbi Shmuel Bozorowsky sowie der Thorakommentator Rabbi Moshe Alschich kommentieren, dass G - tt nicht nur innerhalb der Israeliten in dem Mischkan lebt, sondern genauso in jedem Einzelnen von uns selbst. Jeder Jude sollte durch die Einhaltung der Thora zum wandelnden Mischkan werden.

Aber nicht nur als eigene Seelenreparatur diente das Mischkan. Der Bau allein und der Opferdienst führten laut der Chassidut zu einer absoluten Devekut, Vereinigung mit G - tt. Sobald ich etwas für G - tt tue, kommt automatisch die Lust auf, mehr zu tun.

Es gibt Hunderte von Themen, auf die man in der Parashat Terumah eingehen sollte. Ich entschloß mich für die Cheruvim (Kerubim), welche vor allem in kabbalistischer Literatur eine immense Bedeutung haben.

Der Talmud Traktat Bava Batra 99a sowie der Thorakommentator Onkelos sehen die Cheruvim als Engel in Kindergestalt. Aber nicht immer sind sie die braven lieblichen Engel, denn stehen sie doch auch als Wächter vor dem Eingangstor zum Paradies (Gan Eden). Und wer dort ankommen sollte, der kann genauso von ihnen zerstört bzw. nicht eingelassen werden.

Auch hier bin ich wieder gezwungen, darauf hinzuweisen, dass es sich um eine Metapher handelt. Das Paradies ist kein irdischer Ort, an dessen Tor man steht und anklopft. Vielmehr handelt es sich um einen Seelenzustand. Nach dem Tode steigt die Seele auf und bekommt ihren endgültigen Platz von G - tt in der Seelenwelt zugewiesen. Entweder näher an Ihm oder weiter weg. Je nach dem Leben, welches man auf Erden führte.

Ein weiblicher und ein männlicher Cheruv standen jeweils auf dem Aron HaKodesh, der Bundeslade. Sie waren aus purem Gold und spannten ihre Flügel über die Lade. Sobald sie sich gegenüberstanden und ansahen, war dies ein Zeichen dafür, dass die Juden G - ttes Gebote erfüllten und eins mit Ihm waren.
Sahen sie dagegen aneinander vorbei, so zeigte dies das Gegenteil an. Die Juden hielten sich nicht an die Thora und G - tt zog seine Schechinah (Anwesenheit) etwas zurück (siehe die Kommentatoren Raschbam sowie den Maharscha).

Insgesamt waren die beiden Cheruvim ein Ausdruck für G - ttes Verhältnis zu Israel, welches übrigens auch im Schir HaSchirim zum Ausdruck kommt. Schir HaSchirim scheint in den deutschen jüdischen Gemeinden nicht gerade besonders existent zu sein, denn ich habe es nie im Sidur (Gebetbuch) gefunden. In Israel dagegen liest man es vor dem eigentlichen Abendgebet (Maariv) am Erev Schabbat (Freitag Abend).

Wie bekannt, verschwand mit der Zerstörung des Ersten Tempels auch die Bundeslade und damit die Cheruvim. Über den Aufenthaltsort der Lade wird auch im Talmud Yoma spekuliert, aber Genaues scheint niemand zu wissen. Einmal las ich in einer Gemara (rabbinische Diskussionen im Talmud), dass erst G - tt uns die Lade wieder zeigen wird. Manchmal im Leben kann es geschehen, dass wir vor etwas stehen und es dennoch nicht sehen. So erginge es uns auch heute mit der Bundeslade.

Und was tun wir heute ohne Mischkan oder Tempel ?

Natürlich weiterhin beten und die Mitzwot erfüllen, soweit dies eben ohne Tempel und Cohanim (Tempelpriester) möglich ist. Momentan sind wir nur in der Lage, ca. 70 der 613 Thoramitzwot auszuführen, da sich halt die meisten von ihnen auf den Tempel beziehen.

Und warum erklärt uns die Thora jedes noch so kleine Detail des Mischkan ?

Damit wir uns an Details gewöhnen, denn nur wenn wir die Mitzwot aus dem Detail heraus erfüllen, tun wir auch das Richtige. Niemand sollte alles auf die leichte Schulter nehmen, sondern sich an die Halacha halten.

Schabbat Schalom und einen guten, gesunden und erfolgreichen Monat Adar A.

Mittwoch, Februar 06, 2008

Der Papst kürzt

B"H

Papst Benedikt gab offiziell bekannt, dass das umstrittene Gebet, welches Christen auffordert "für die Erlösung der Juden von ihrer Blindheit" zu beten, um einige Punkte gekürzt werde. In diesem ursprünglichem alten katholischen Gebet befinden sich Textstellen wie: "Die Juden seien mit Blindheit geschlagen und haben einen Vorhang vor den Augen. Daher sehen sie die "wahre" Botschaft nicht, die da heiße, dass J. der Meschiach sei.

Wieviele Male mußte ich mir allein diese Behauptung von christlichen Missionaren anhören ? Die Juden sehen die Realität nicht, denn sie besitzen keinen "Heiligen Geist", weil sie nicht an J. glauben.

Jedesmal fragte ich mich aufs Neue, was die Menschen dazu bringt, solchen Theorien Glauben zu schenken. Ist es die Bequemlichkeit mit der sich so alles leichter erklären läßt und jeden Ansatz der jüdischen Rechtfertigung von vornherein im Keim erstickt ?

Das Blättern in Geschichtsbüchern brachte etwas Erklärung. So auch das Buch "Studies in the Jewish Background on Christianity" von Daniel R. Schwartz. In dem Buch und auch in anderweitiger Literatur bzw. historischen Belegen, wird insbesondere Paulus (Paul) für den ersten Antisemitismus der Kirche verantwortlich gemacht.

Paulus, selber Jude mit eindeutigem hellenistischem Hintergrund, konnte gar nicht anders als relig. Juden zu hassen. Sein ganzes Denken war vom Hellenismus geprägt, der da die jüdisch - relig. Tradition generell ablehnte. Paulus war das Produkt dieses Hellenismus und ihm waren Rabbiner ein Dorn im Auge. Stattdessen drehte er jüdische Glaubenspunkte so zurecht, bis sie in sein hellenistisches Weltbild paßten. Unter anderem behauptete Paulus, dass jeder durch seinen Glauben ein wahrer Sohn Avrahams werden könne.

Nun wissen wir, dass Glaube allein im Judentum NICHT ausreicht. Die Thora wurde uns gegeben, damit wir etwas aktiv tun, spricht die Thoragesetze (Mitzwot) erfüllen. Allein dazusitzen und zu sagen "Ich glaube" ist nicht genug. Durch unsere Mitzwot verändern wir die Welt zum Positiven und genau deswegen befinden wir uns in dieser Welt.

Jeder kann ein wahrer Sohn Avrahams werden ? Im Sinne der Thora sicher nicht. Sie nämlich legt Wert auf biologische Abstammungen; ein Inhalt, der sich durch die gesamte Thora zieht. Auf die 12 Israelitischen Stämme wird hoher Wert gelegt, denn hier herrscht absolute Priorität in bezug auf die Cohanim (Tempelpriester). Jene Cohanim kommen im Dritten Tempel wieder zum Einsatz und somit spielt die biologische Abstammung bzw. reine Stammeszugehörigkeit im Judentum eine immense Rolle. Nicht jeder kann so einfach mir nichts, dir nichts daherkommen und die Halachot (Gesetze) nach Belieben durcheinanderwürfeln.

Aber auch wir wissen heutzutage in den wenigsten Fällen, welcher Jude welchem Stamm zugehörig ist. Offiziell heißt es dazu, dass der Meschiach über einen bestimmten Geruchssinn verfügen wird und uns wissen läßt, zu welchem Stamm wir uns zählen dürfen (auch Konvertiten zum Judentum).

Des Weiteren spielte der Tempel für Paulus keine Rolle.
Auch dies deckt sich mit den Ideen des Hellenismus, Opferungen seien irrelevant. Die gesamte Thora habe keine besondere Gültigkeit mehr, denn sie sei ganz einfach hinfällig.
Hellenismus pur.

Um die jüdische Religion zu praktizieren, bedarf es keines Tempels, wie wir zu heutiger Zeit sehen. Nichtsdestotrotz beschreibt der Prophet Yechezkel den kommenden Dritten Tempel nach der Ankunft des Meschiach. Ein Dritter Tempel, indem es wieder einen regulären Tempeldienst der Cohanim (Tempelpriester) sowie der Levi'im (Leviten) geben wird. Auch Tieropferungen, welche zu heutiger Zeit schon als Tierquälerei gelten.

Aber wieso gab es überhaupt diese Tieropfer ? Diese uralte Idee aus der Antike klingt für uns geradezu absurd und primitiv. Ich brauche doch keinen Vogel oder Bullen auf irgendeinen Altar zu schleppen. Was bringt mir das ?

Der Rambam (Maimonides) war der Meinung, dass G - tt den Israeliten den Opferdienst gab, damit sie nicht den Praktiken anderer Völker folgten. Tieropferungen waren allgemein beliebt und die Israeliten setzten sich immer wieder der Gefahr des Götzendienstes aus. Ein Schritt, dies zu verhindern, war die Einsetzung von Tieropferungen im Tempel (und auch vorher im Tabernakel - Mischkan).

Die Thora und der Talmud unterscheiden zwischen unterschiedlichen Opferungen zu ebenso unterschiedlichen Anlässen. Die Kabbalah geht einen ganzen Schritt weiter und beschreibt, was genau eine persönliche Tieropferung in unserer Seele auslöst. Wichtigster Opfergrund ist natürlich die Vergebung diverser privater Vergehen. Für uns dient dies als spiritueller Reinigungsprozeß. Nicht unbedingt das Opfertier ist von Bedeutung; eine vollkommene Teshuva (Umkehr zu G - tt) setzt einen ernsthaften Willen zur Umkehr voraus. Gehe ich zum Tempel und opfere, ohne den eigentlichen Willen zur Umkehr, dann ist mein Opfer unnötig. Zuerst muß das Fehlverhalten individuell erkannt werden, woraus folgen sollte, in Zukunft alles besser zu machen. Heutzutage geben viele als Zeichen dessen Spenden. Ein chassidischer Brauch ist u.a. das Beten von Psalmen.

Der Tempel ebenso wie die unantastbare ewige Gültigkeit der Thora sind in der Thora mehrmals verankert. Der Tempelberg in Jerusalem wird nie namentlich erwähnt, sondern immer heißt es, dass G - tt uns an einen Platz führen wird, den Er bestimmt. Viele Male läßt uns die Thora wissen, dass sie auf ewig Gültigkeit besitzen wird. Auch wird gewarnt, dass kein Mensch ein Recht habe, ihre Gesetze und Inhalte zu verändern, Inhalte herauszunehmen oder hinzuzufügen. Im Talmud Sanhedrin heißt es, dass selbst ein Prophet keinerlei Recht hat zu behaupten, G - tt habe ihn wissen lassen, dass dieser oder jener Thorainhalt nicht mehr gilt. Solch ein Prophet sei ein falscher Prophet (Navi Scheker) und auf ihn warte die Todesstrafe.

Natürlich sind die Juden der Kirche bis heute ein Dorn im Auge, geht es ihr doch darum, ihre Machtposition zu sichern und ggf. auszubauen. Allerdings frage ich mich immer, ob gelehrte Kirchenobere wirklich ihre eigenen Dogmen glauben, wenn die Geschichte Dokumentenfälschungen aufzeigt.

Wenn der Papst nicht durch die aufbrausende Kritik gestört worden wäre, dann hätte er das Gebet, welches die Juden der Blindheit bezichtigt, niemals geändert. Ein Papst, der in seinem letzten Buch die Bedeutung des Ersten Buches Moshes in der Thora (Exodus - Bereshit) vollkommen missinterpretierte, indem er dessen Bedeutung einzig und allein auf die Sünde im Paradies bezog.
Bereshit beschreibt die Gründung des Jüdischen Volkes an sich, aber dies hat der Papst gänzlich übersehen. Stattdessen wird auf den Dogmen eines hellenistischen Juden (Paulus) bestanden, dessen Weltbild es war, das relig. Thorajudentum zu hassen.


Weiteres zum Thema:

"Der Teufel und die Juden"

Dienstag, Februar 05, 2008

Der Beginn des jüdischen Monat Adar - Rosh Chodesh Adar

B"H

Morgen (Mittwoch) und Donnerstag feiern wir den Beginn des jüdischen Monat Adar A. In diesem Jahr haben wir aufgrund des Schaltjahres zwei Monate des Adar. Adar A und in einem weiteren Monat beginnt Adar B.

Adar ist der 12. und freudenreichste Monat im jüdischen Kalender. Die Freude ist das Symbol des Adar. Freude, G - tt dienen zu dürfen und die Freude darüber, dass G - tt Wunder für die Juden vollbrachte (Purim und Pessach)(siehe das Chabad - Buch Shaarei HaMoadim).

Laut dem kabbalistischen Buch Sefer Yetzirah (The Book of Creation) repräsentiert jeder jüdische Monat einen bestimmten Buchstaben, ein Sternzeichen, einen israelitischen Stamm, ein Organ und einen menschlichen Sinn:

- Der Buchstabe des Adar ist das KUF ק

- Das Sternzeichen ist der Fisch

- Der Stamm ist Naftali

- Der Sinn ist das Lachen

- Das Organ ist die Milz

Der 7. Adar ist das Geburts - sowie Sterbedatum von Moshe.
Da Purim normalerweise auf den 14. Adar fällt, aber wir uns in einem Schaltjahr befinden, verschiebt sich das Datum für das Purimfest auf den zweiten Monat Adar.

Das eigentliche Purim, der 14. Adar in diesem ersten Monat Adar, lautet daher "Purim Katan".

Chodesh Tov - חודש טוב - Einen guten Monat Adar.

Kann eine Frau ein "spiritueller Partner" sein ?

B"H

In einem Shiur (relig. Vortrag) kam ein Thema zur Sprache, welches leider in der heutigen jüdischen Orthodoxie überwiegend undiskutiert ad acta gelegt wird. Und manchmal ist der Vorwurf, die Orthodoxie sei eine reine Männergesellschaft, nicht ganz unangebracht. Insbesondere dann, wenn man die Rolle der Frau in der Historie mit ihrem aktuellen Gegenpart vergleicht.

Erstes Beispiel:
Unsere Vormütter Sarah, Rivka (Rebekka), Rachel und Leah.
Sie waren alles andere als die verlassenen Hausmütterchen, sondern spielten eine aktive Rolle bei der Gründung des Jüdischen Volkes. Jede von ihnen hatte eine direkte Verbindung zu G – tt und war somit die zweite spirituelle Hälfte ihres männlichen Gegenparts.

Zweites Beispiel:
Die Prophetinnen Yael und Devorah (Deborah).
Hierzu ist anzumerken, dass Devorah (Deborah) nicht der wirkliche Name der Prophetin war, sondern es handelte sich lediglich um ihren Titel. Zur damaligen Zeit wurde jede prophezeihende Frau, die unter einer Palme saß, "Devorah" genannt.

Genau das ist es, was heutzutage an vielen Stellen zu kurz kommt: die Jüdische Geschichte.

Wer kennt sich heute noch gut aus und welche Yeshiva (relig. Schule) lehrt schon talmudische Geschichte oder die Hasmonäer ?
Wer kennt schon Schlomzion HaMalka, die das Oberhaupt des letzten unabhängigen Staates Israel (bis zur Neugründung im Jahre 1948) war ? Und was ist mit Rachel, der Frau Rabbi Akivas, oder Beruriah, die Frau Rabbi Me'irs und zugleich Tochter des von den Römern hingerichteten Rabbi Tardyion ?

Wie auch immer die Rolle der Frau im orthodoxen Judentum heutzutage definiert wird; die Frauen in der Antike trugen wesentlich mehr zum spirituellen Leben bei als so manche derzeitig anwesenden Frauen.

Aber ist es die Schuld der Frau, wenn sie in eine Rolle hineingezwungen wird ?

Beteten in der Antike Yitzchak und Rebekka (Rivka) noch zusammen in einem Raum, beriet Beruriah ihren Gatten Rabbi Me'ir halachisch und spirituell, wo finden wir in unserer Zeit passende Gegenbeispiele ?

Wer genau hinschaut, der findet auch heute solche Frauen. Nur ist es speziell in haredischen (ultra – orthod.) Kreisen nicht unbedingt zu sehr publik. Daheim kann die Frau schon einige Weisheiten von sich geben, aber in bestimmten haredischen Zirkeln wird das öffentliche Auftreten nicht gerne gesehen. Die haredische (ultra - orthod.) Tageszeitung "Yeter Ne'eman" retouschierte sogar die einzige Richterin der Winograd - Kommission aus dem gemeinschaftlichen Gruppenphoto der Kommission. Abbildungen von Frauen sind in haredischen Zeitungen untersagt.

Wie konnte es also geschehen, dass die Rolle der Frau im Judentum im laufe der Jahrhunderte oder sogar Jahrtausende an Bedeutung einbüßte ?

Nach der Zweiten Tempelzerstörung durch die Römer im Jahre 70 nach Beginn der Zeitrechnung, mußte teilweise umdisponiert werden.
Das Leben in der Diaspora begann und ganz langsam übernahmen die Juden die Mentalitäten ihrer neuen Heimaten (Babylon, Spanien, etc.). Die Familie stand im Vordergrund, um ein Überleben des Judentums zu gewährleisten. Aber nicht nur die Familie, sondern auch die Bildung der Kinder. Religiöse Erziehung hat im eigenen Haushalt ihre Wurzeln. Immer mehr traten die Frauen langsam in den Hintergrund, verschwanden jedoch nie ganz von der orthodoxen intellektuellen Bildfläche. Als Beispiel seien hier nur die Töchter des großen Thora – sowie Talmudkommentators Rashi (Rabbi Schlomo Yitzchaki, 12. Jahrhundert) genannt. Sie waren herausragende Talmudschülerinnen.

Wenig später erfahren wir kaum noch etwas über die Rolle der jüdisch relig. Frau. Die Stille bedeutet allerdings nicht, dass es keine weiblichen spirituellen Führer gab. Eine Tatsache, die uns bis in die heutige Zeit verfolgt. Gerade in den letzten Jahren hat sich diesbezüglich sehr viel bewegt und immer mehr orthod. Frauen streben nach Höherem. Nicht nur die amerikanischen Frauen; auch die Israelinnen stehen ihnen in nichts nach.

Ich sprach mit einigen chassidischen Männern und auch Frauen zu dem Thema und die Reaktionen waren gespalten. Fast alle bedauerten, dass in unserer Zeit zu wenig Jüdische Geschichte gelehrt wird. Ein Chassid, der nebenbei eine philosophisches Buch schreibt, bedauerte diese Tatsache ganz besonders. Die chassidischen Frauen zeigten sich zwar nicht besonders geschichtsbegeistert, waren aber dennoch durchaus interessiert.

Resolute Feministinnen können argumentieren, dass die Orthodoxie die Frauen in die Küche dränge. Wer die Realität beobachtet, wird Anderweitiges erleben. Manchmal ist es schwer zu entdecken, denn nicht jede haredische Gesellschaftsschicht kann frei ihre Änderungen nach außen tragen. Innerhalb der Familien aber tut sich so einiges. Aber nicht nur dort: Man schaue sich nur einmal die Kursvielfalt an, die dem weiblichen Geschlecht angeboten wird.

Nicht jede haredische Frau ist aktiv bei der Sache. Oft erlebe ich es, dass Frau einfach nicht interessiert ist und sich daheim in ihrer Rolle wohler fühlt als auf der Emazipationsschiene.
Neulich traf ich eine absolut chassidische Frau, die auf mich einen wahnsinnig offenen Eindruck machte. Wow, dachte ich, wie gibt es das gerade in ihrer chassidischen Gruppe ? Bei zwei Punkten allerdings war ich dann doch überrascht, wie sehr sie sich einschränkt und es dann mit jeglicher Emanzipation schnell vorbei ist. Das Eine ist ihre hochrelig. Kleidung, die sie sich nicht nehmen läßt und das Zweite ist, dass sie ihrem Mann folgt. "Wenn mein Gatte es so will, dann muß ich mich unterordnen", sagte sie mir.

Historie oder nicht. Es liegt immer an der individuellen Persönlichkeit der Frau. Wie weit bildet sie sich ? Inwieweit zeigt sie überhaupt Interesse und wo will sie hin in ihrem Leben ? Und diese Lebensweise trifft nicht nur auf die jüdische Orthodoxie zu, sondern auf alle weltweiten Gesellschaftsschichten.

Ein jüdisches Geschichtsbuch sollte aber in jedem Fall zur Hand genommen werden.

Nicht auf der Stelle treten

B"H

Von Beginn an war mir eines immens wichtig:
Nie wollte ich nur auf einer Stelle treten. Je mehr ich lernte, desto fortgeschrittener sollten die nachfolgenden Programme werden. Längere Zeit mit Chabad, Breslov und litvischen Haredim (Ultra - Orthod.) gelernt zu haben, sah ich immer nur als Vorteil. Viele Inhalte brachten mich auf neue Ideen, was noch zu lernen ist und wie man es am besten angeht.

So mancher mag der Ansicht sein, dass es nur positiv sein kann, sich an die Fortgeschrittenen zu halten. Was sollen all die Anfängerseminare bringen ? Surfe ich doch lieber gleich im Internet durch Kabbalahsites und Ähnlichem.

Oberflächlich gesehen, mag das für einige der richtige Weg sein. Aber mit dem Lernen des Judentums ist es wie mit dem Erlernen einer Fremdsprache. Man beginnt klein und lernt so die Grammatik und alle Feinheiten. Bei jedem Neueinwanderer höre ich heraus, ob er einen Ulpan (Hebräischkurs) besucht hat oder sein Hebräisch auf der Straße erlernte. Die Professionalität macht den feinen Unterschied aus. Professionelles intensives Lernen wird allmählich aufgebaut, wobei immer ratsam ist, mit dem Basiswissen zu beginnen. Es ist ganz natürlich Umwege zu gehen, falls jemand etwas nicht im ersten Momentversteht. Die Erkenntnis kommt oft später.

Nur Bücher zu wälzen bringt es auf Dauer auch nicht. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, Leute kennen zulernen und in unterschiedliche Richtungen wie nationalrelig., litvisch - haredisch, chassidisch oder von mir aus auch Carlebach hineinzuschnuppern. Eine aktive Teilnahme am gelebten Judentum ist ein weiterer wichtiger Schritt im Lernprozeß.

Montag, Februar 04, 2008

"Jews for Judaism" in Jerusalem

B"H

Wie ich zuvor berichtete, fanden gestern Abend im Jerusalemer Israel Center der Orthodox Union drei Vorträge zum Thema "Christliche Mission von Juden" statt. Die zwei Sprecher waren die neu gekürte Leiterin der Jerusalemer Filiale der "Jews for Judaism" sowie der Leiter einer weiteren Filiale aus Los Angeles, Rabbi Bentzion Kravitz.

Der Vortragsraum im Israel Center war mehr als bis auf den letzten Platz ausgebucht. Es wurden sogar noch extra Stühle herangekarrt, da der Zuhörerandrang immens war. Aber nicht nur Juden waren gekommen; auch Christen und messianische Juden waren anwesend. Inkognito, denn man wollte ja nicht geoutet werden, aber beim genaueren Hinschauen war schon alles klar. Den Sprechern erging es genauso und sie sprachen diese Leute sogar indirekt an.

Natürlich wurde die neue Leiterin des ebenso neuen Jerusalemer Sitz der international bekannten Anti - Missionsorganisation "Jews for Judaism", Penina Taylor, ganz groß vorgestellt. Da kalte Getränke und Kekse serviert wurden, dauerte es eine Weile, bis das Geschmatze aufhörte und man sich voll und ganz auf die Vorträge konzentrieren konnte.

Zu Beginn erzählte Penina Taylor ihre persönliche Lebensgeschichte. In der High School war sie an eine Klassenkameradin geraten, die sie efolgreich missioniert hatte. Penina war Jüdin, doch wuchs in einem volkommen sekulären Elternhaus auf. Ihre christliche Klassenkameradin erzählte ihr das Blaue vom Himmel und so kam es, dass Penina sich für J. interessierte und Christin wurde.


Penina Taylor



Ihre Story ist recht lang und sie berichtete ausführlich darüber. Wie sie einen Christen heiratete und nach vielen Ereignissen und Hindernissen wieder den Weg zurück ins Judentum fand. Ihr Ehemann sei vor drei Jahren zum Judentum konvertiert. Für ihre Rückkehr ins Judentum machte sie "Jews for Judaism" verantwortlich und dankte der Organisation. Man habe sie aufgeklärt und ihr klargemacht, mit welchen falschen Methoden christliche Missionare vorgehen. Wie Auszüge aus der Thora, dem Talmud und sogar der jüdischen Kabbalah dermassen verdreht werden, dass es auch ja ins Gefüge der Missionare paßt. Zu erwähnen sei, dass Penina und ihr Gatte zuvor schon etwas nach jüdischer Tradition lebten; heißt sie aßen kein Schweinefleisch und Penina zündete Freitags abends die Schabbatkerzen an.
Der Bruch mit dem Christentum kam als sie in einen orthod. Stadtteil Baltimores zogen, in dem sie eigentlich hätten missionieren sollen. Das Gegenteil traf ein, denn das Ehepaar beschloß, in die orthod. Synagoge zu gehen und sich schließlich dem dortigen Rabbiner anzuvertrauen. Dieser machte das Paar mit "Jews for Judaism" bekannt.

Rabbi Bentzion Kravitz, der auch bei der Los Angeles Police Vorträge zum Thema "Manipulation" (in dem Falle bei Terroristen) hält, gab viele Beispiele, wie christliche Missionare andere Leute manipulieren, um an ihre Ziele zu kommen.

Rabbi Bentzion Kravitz



Außerdem machte er deutlich, und das möchte ich an dieser Stelle auch tun, dass es nicht um die Verunglimpfung aller Christen geht. Einzig und allein geht es um christliche Missionare und deren obskure Methoden.

Vor etwas mehr als einer Woche schrieb mir eine offensichtlich psychopathische christliche Missionarin chaotische Kommentare, von denen ich die meisten löschte. Natürlich kann jeder denken, wie er will, aber mein Blog ist keine Plattform für christlichen Missionsmüll und Beschimpfungen aller Art. Diverse Dame vertrat die Ansicht, dass es keinerlei christliche Mission bei der christl. internationalen Parade zum Jerusalemer Sukkot (Laubhüttenfest) im vergangenen Oktober gegeben habe. Dieser sogenannte Solidaritätsmarsch findet in jedem Jahr statt und Tausende Christen aus aller Welt marschieren durch die Innenstadt Jerusalems. Insbesondere beim letzten Marsch wurde vor Missionsaktivitäten gewarnt. Vor Jahren wurde ich selbst "Opfer" von Missionsmaterial, welches während der Parade an die jüdischen Zuschauer verteilt worden war. Es passte ausgezeichnet, dass ich neben einer Mülltonne stand und die Flugblätter gleich bequem entsorgen konnte.

Auch die gestrige Veranstaltung der "Jews for Judaism" ging nochmals auf den Marsch ein. Wie die israel. Anti - Missionsorganisation Yad Le'Achim, warnten auch die "Jews for Judaism" vor der christlichen Botschaft in Jerusalem (in der Emek Refaim Street). Die nämlich gebe sich offiziell pro - Israel, sei jedoch absolut von Missionaren unterwandert. Auch war es diese sogenannte christliche Botschaft, welche die Parade organisiert hatte. Und wer sagt, es war keine Mission vorhanden ?

15.000 Paradeteilnehmer wurden von 125 messianischen Juden aus den Staaten angeführt. Letztere befanden sich an der Spitze der Parade. "Jews for Judaism" nannten hierzu die beiden messianischen Juden Jeff und Janet Forman aus den USA. All jene Christen, die ihre Solidarität mit Israel bekunden wollten, wurden so auf miese Weise ausgenutzt und es ist kein Wunder, dass das Oberrabbinat und weitere jüd. relig. Organisationen Juden die Teilnahme an der Parade untersagt haben.

Da ich ab und zu mit Yad Le'Achim zu tun habe und Benjamin Kluger erneut zum Zwecke eines Interviews aufsuchen will, waren mir die Methoden der Missionare nur zu gut bekannt. Sie schrecken auch keinesfalls davor zurück, die Einwohner des von Kassam - Raketen gebeutelten Sderot missionieren zu wollen. Moral spielt für Missionare keine Rolle, denn ihr kranker Eifer nach Mission steht immer an erster Stelle.

"Jews for Judaism" muß in Israel erst einmal Fuß fassen, was ein Weilchen dauern wird. Bis dahin wird Yad Le'Achim die absolute Nummer Eins im Kampf gegen die Judenmission bleiben. Auch verbindet mich mehr mit den Idealen von Yad Le'Achim, denn dort wird rigoroser vorgegangen. Beispiel: Abschiebung der Missionare aus Israel.

"Jews for Judaism" will sich vorerst auf die Aufklärung beschränken. Seminare abhalten und mit Leuten reden. Ein Büro muß auch erst eingerichtet werden und alles befindet sich noch im Aufbau.

Sicher ist, dass die israel. Bevölkerung bei dem Missionsspiel nicht ganz mitspielt, denn weltweit und besonders in Israel gehen täglich Unmengen von Beschwerden bei den Institutionen und Behörden ein. Missionare machen sich breit und das Innenministerium ist bei der Visavergabe nicht mehr so freigiebig wie einst. Der Nachteil ist, dass aufrichtige christl. Touristen darunter leiden müssen und immer wieder selbst verdächtigt und angemacht werden, Missionare zu sein.

Die Taktik der Missionare greift überwiegend bei Juden, welche von ihrer eigenen Religion keinerlei Ahnung haben und meinen, es sei alles veraltet und die "heutige" Spiritualität müsse man daher bei anderen Religionen suchen. Bevor sich jedoch jemand dazu hinreissen läßt, ist dringend anzuraten, sich erst einmal mit seiner eigenen Religion ernsthaft auseinander zusetzen. Am besten einen orthod. Rabbiner fragen, der sich auch auskennt und Hilfe leisten kann. ggf. auch Infomaterial von "Jews for Judaism" anfordern. Ganz wichtig ist, nicht auf irgendwelche Missionare zu hören, die einem das Blaue vom Himmel herablügen und nur Propagandaphrasen dreschen. Zuerst ist es immer wichtig, zu überprüfen, ob diese Propaganda auch wirklich zutrifft, denn es werden Thora - und Talmudzitate aus dem Kontext herausgenommen und falsch zitiert. Wer halachischer Jude ist und zu den Messianics gelaufen ist, der kann sich ebenso informieren, um ggf. wieder zurück ins Judentum zu finden, wie Penina Taylor es allen vorgemacht hat.

Die Mission wird uns alle und mich in dem Blog noch weiterhin beschäftigen. Jedenfalls solange, bis der wahre Meschiach kommen wird und der heißt im Judentum nicht J.

Hinweise:

Yad Le'Achim ENGLISCH

http://www.yadleachim.co.il/


Yad Le'Achim auf RUSSISCH

http://www.yadleachim.org/ru/


Jews for Judaism Jerusalem

http://jewsforjudaism.org.il


Der Jüdische Meschiach

http://hamantaschen.blogspot.com/2007/03/der-juedische-meschiach-teil-1.html

http://hamantaschen.blogspot.com/2007/03/der-juedische-meschiach-teil-2.html


Die aufregende Geschichte des Benjamin Kluger

http://hamantaschen.blogspot.com/2007/03/vom-missionar-zum-haredi.html