Mittwoch, Oktober 31, 2007

Wider aller Vorurteile: Chassidut Satmar

B"H

In Jerusalem haben wir leider keinen Tisch der chassidischen Gruppe Satmar. Wer den erleben will, der muß entweder nach Kiryat Yoel oder Williamsburgh (beides in New York) fahren.

Vieles hört man über Satmar.
Sie seien extrem anti - zionistisch, stinkreich und der aktuelle Klatsch befaßt sich meistens mit dem Kleinkrieg zweier Brüder um die Nachfolge als Rebbe. Seit dem Tod des letzten Satmarer Rebben, Rabbi Moshe Teitelbaum, im Jahre 2006, streiten sich seine Söhne, Rabbi Aharon sowie Rabbi Zalman Leib Teitelbaum, um die Nachfolge.

Satmar ist eine jener chassidischen Gruppen, die im Holocaust unendlich gelitten haben. Selbst die Rebben der Gruppen waren in Konzentrationslagern interniert.

Heute streiten sich Satmar und Chabad darum, wer von beiden weltweit die größte chassidische Gruppe ist. Aber auch sonst sind Chabad und Satmar sich spinnefeind.

In Deutschland ist Satmar denjenigen, die sich nicht ausführlich mit der Chassidut (Chassidismus) beschäftigen, vollkommen unbekannt. Weltweit dagegen sind sie eine Macht, wenn auch nicht immer unumstritten.

Ab nächster Woche werde ich einige detaillierte Artikel über die Chassidut Satmar schreiben. Darunter auch viele Erklärungen über die Herkunft und den Grund ihres Anti - Zionismus.
Ich weiß, daß ich Leser in Antwerpen habe, die Mitglied bei Satmar sind, und diese sind eingeladen, Kritik oder Lob (wie auch immer) zu üben.

Die Chassidut Satmar ist kein leichtes Thema und ich bin froh, daß ich viel Literatur zur Verfügung habe und mir Freunde helfen, die ebenfalls Mitglieder bei Satmar sind.

Satmar nimmt in der anti - zionistischen Dachorganisation Edah HaCharedit in Mea Shearim die wichtigste Stellung ein und unterstützt finanziell die chassidische Gruppe Toldot Aharon. Schon allein aus dem Grund wird auch die Edah HaCharedit eine Rolle in den Artikeln spielen.

Zu Unrecht wird Satmar mit der Neturei Karta gleichgesetzt, was eine komplette Fehleinschätzung ist. Zugegeben, beide Gruppierungen pflegen Kontakte, doch sind sie nicht ein und dieselbe Institution. Auch identifizierte Satmar sich NICHT mit den sogenannten Neturei Karta Rabbis, welche in den Iran fuhren.

Vorab ein paar Links zu diesem Thema:

http://hamantaschen.blogspot.com/2007/06/der-andere-zionismus.html

http://hamantaschen.blogspot.com/2007/06/die-bedeutung-des-rebben-in-der.html

http://hamantaschen.blogspot.com/2007/08/rebbe-aharon-teitelbaum-superstar.html

Der im April 2006 verstorbene Satmarer Rebbe, Rabbi Moshe Teitelbaum, bei einem Hochzeitstanz

Dienstag, Oktober 30, 2007

Zeit und Universum

B"H

Die kabbalistische Literatur (insbesondere der Arizal - Rabbi Yitzchak Luria im "Etz Chaim") weist uns unendliche Male darauf hin, daß vor der Erschaffung unseres Universums NUR G - tt allein existierte. Wobei hier das Wort "existieren" mit Vorsicht zu genießen ist. G - tt verfügt über keinerlei menschliche Eigenschaften und hat weder Form noch Materie. Maimonides (der Rambam) widmet in seinem Buch "The Guide of the Perplexed" das gesamte erste Kapitel den vermenschlichten Beschreibungen G - ttes und deren Bedeutungen. G – tt allein ist Wahrheit und es gibt keine andere Wahrheit (siehe den Rambam in seiner "Mishna Thora - Hilchot Yesodei HaThora").

G – tt existierte also allein und schon mehrere Male zuvor erwähnte ich, daß es für unseren menschlichen Verstand nicht leicht oder kaum möglich ist, eine reine alleinige Existenz G - ttes überhaupt zu begreifen. Vor dem Erschaffungsprozess gab es das absolute NICHTS und NUR G – tt, der es ausfüllte.

Die Kabbalah geht am ausführlichsten auf den Erschaffungsprozess ein, doch auch der Talmud hält viele Erkenntnisse parat. So heißt es in einer Mishna (mündl. Überlieferung G – ttes an Moshe am Berg Sinai), daß nachdem der Aron HaKodesh (die Bundeslade) verschwunden war, an der gleichen Stelle ein Stein aus der Zeit der früheren Propheten sichtbar wurde. Der Stein trägt den Namen "Even HaSchetiah – Gründungsstein" (siehe Talmud Yoma 54b).

Die Gemara in Talmud Yoma 54b fragt, warum der Stein "Even HaSchetiah – Gründungsstein" genannt wird. Die Antwort lautet, daß von diesem Stein aus die Welt gegründet wurde. Dieser Stein bildet das Fundament, auf dem unsere Welt steht, denn in den Pirkei Avot (Sayings of the Fathers) heißt es, daß die Existenz der Welt auf dreierlei Dingen basiert:

a) auf dem Tempelservice,

b) auf der Thora,

c) auf Güte (Chesed).

Die Welt wurde von ihrem Mittelpunkt (Jerusalem) aus erschaffen. Zuerst gab es einen kleinen Punkt (den Gründungsstein) und von dort aus breitete sich die Welt in alle uns bekannten Richtungen aus und erreichte ihre Form. Zu erwähnen bleibt, daß es, wie könnte es auch anders sein, in der Gemara des Talmud Yoma 54b auch andere Meinungen gibt, die da sagen, daß zuerst die Seiten der Welt erschaffen worden sind und danach sich alles auf den einen Punkt zubewegte. Der berühmte Kommentator Rashi schließt sich allerdings der Meinung an, daß Israel (Zion) zuerst erschaffen wurde.

Wenn wir Menschen etwas erschaffen bzw. bauen, dann benötigen wir hierzu eine Idee und das Material. G – tt dagegen benötigt nur ersteres, denn nur Er allein kann mit Seinem Willen / Gedanken etwas kreieren. Alles, was in unserer Welt existiert, enthält einen "Lebensfunken" G – ttes und dieser innere Funke macht eine Existenz überhaupt erst möglich (siehe chassidische Literatur Tanya, Sefat Emet, etc.). Unser menschlicher innerer "Funke" ist die Neshama, die Seele.

Der Rambam schreibt in seinem "Guide of the Perplexed" (2:13), daß jegliche andere Existenz als G – tt von Diesem erschaffen worden ist. Noch nicht einmal das Konzept der "Zeit" existierte vor der Erschaffung und wurde erst mit dieser existent, da Zeit immer von einer Bewegung abhängig ist und es vor der Erschaffung keinerlei Bewegungen gab. All unsere Gedanken über die unendliche Existenz G – ttes vor der Erschaffung sind reine gedankliche Zeitphantasien und haben nichts mit einem realen Zeitschema zu tun. Diese These beweist, daß G – tt absolut zeitunabhängig ist, denn schließlich war Er es, der die Zeit erst erschuf.

Sonntag, Oktober 28, 2007

Mehr Schein als Sein

B"H

Meine Inhalte an dieser Stelle sind ausdrücklich persönlicher Natur und ich gebe nur das wieder, was ich in einer deutschen jüdischen Gemeinde erlebte. Eine Verallgemeinerung meinerseits findet nicht statt, auch wenn etwaige Handlungen in anderen Orten so oder ähnlich stattgefunden haben. Auf die Nennung von Namen und Originalschauplätzen verzichte ich, aber ein jeder darf sich ermuntert fühlen, die realen Personen zu identifizieren.

Vor fast neun Jahren kam ich nach einem mehrjährigen Israelaufenthalt das erste Mal wieder nach Deutschland und eine Freundin bot mir an, bei ihr zu wohnen, da die Dauer meines Aufenthaltes unklar war. So gelangte ich in die kleine jüdische Gemeinde, die sich bis heute als orthodox betrachtet, doch es zumindest zu meiner Zeit nicht war. Einerseits mag das auf die mehrheitliche Anzahl der russischen Gemeindemitglieder zurückzuführen sein, welche die Gemeinde als sozialen Treffpunkt ausmachten und mehr nicht. Doch nicht immer war es die Schuld der russischen Neuankömmlinge, daß das jüdische Leben an ihnen vorbeilief.
Ein russisches Gemeindemitglied fragte mich einmal, was es denn mit dem "Shema Israel - Gebet" auf sich habe. Wann man das sagt und weshalb. Ich erklärte es ihr, doch merkte gleichzeitig an, warum sie denn nicht den Rabbiner frage. "Habe ich ja, aber der meinte nur, daß wir das nicht zu wissen brauchen".
Jeder Kommentar zu diesen unglaublichen Worten des Rabbis erübrigt sich hier.

In Deutschland suchte ich damals Abwechslung, hatte ich doch zuvor in Jerusalem auf unterschiedlichen Yeshivot (relig. Schulen) gelernt und ein recht religiöses Leben geführt. Theoretisch könnte man meinen deutsch - jüdischen Gemeindekulturschock also auf mein Vorleben in Jerusalem zurückführen, aber dem war nicht ganz so. Ich wußte, daß in Deutschland fast nichts haredisch (ultra - orthod.) ist und somit meine neue Umgebung eine wesentlich andere als jene in Jerusalem sein wird.

Als ich zum ersten Shabbatg – ttedienst in die Synagoge kam, war ich angenehm überrascht, einen litvish – haredischen Gemeinderabbiner anzutreffen. Erstens sprach er Hebräisch und zweitens war er religiös. Zumindest erweckte sein schwarzen Anzug samt Hut den Eindruck. Der Rabbiner lud mich und jemanden weiteren zu einem Mittagessen ein. Beim Essen verkündete er stolz, daß in seinem Hause alles koscher sei und er sogar lange Wege in Kauf nehme, um koscheres Essen in bestimmten Läden einzukaufen.

Kurz darauf folgte die für Deutschland so übliche "Woche der Brüderlichkeit". Kann sein, daß sich deutsche Nichtjuden aufgrund der deutschen Geschichte ungemein beeindruckt fühlen, sobald ein Haredi (Ultra – Orthod.), der noch dazu Rabbiner ist, auftaucht. Was der Mann sagt, muß einfach seine Richtigkeit haben. In Frage gestellt wird nichts, obwohl mir jemand einmal zuflüsterte, daß es mit dem Gemeinderabbiner intellektuell wohl nicht allzu viel auf sich habe.

Bei den Festivitäten zur "Brüderlichkeit" erlebte ich dann die erste Verwandlung des "Herrn Rabbiner". Aus einem angeblich relig. Mann traten plötzlich ungeahnte Eitelkeiten hervor. Da wurde bei offiziellen Treffen um die Gunst der Lokalpolitiker (später sollten auch Landtagsabgeordnete folgen) gebuhlt. Der Rabbiner wollte überall dabei sein. Die Politiker wiederum liessen sich gerne mit ihm ablichten. Anscheinend war das gut für ihr Ego und ebenso eine persönliche Erleichterung, denn schließlich will man ja zeigen, daß man kein Antisemit ist.

War der Gemeinderabbi erst einmal im Mittelpunkt der "Prominenz", wurden Gemeinde und G – tt nebensächlich. Da galt es Ehre und Anerkennung einzustreichen. Selbstdarstellung und grenzenlose Erhabenheit stellten sich als seine Charaktereigenschaften heraus.

Ehre und Anerkennung ? Genau diese beiden Dinge hatte der Rabbi in Israel nie bekommen. Mit Ach und Krach wurde die Rabbinerschule bestanden und danach folgte ein kläglich bezahlter Job. Erst in der deutschen Gemeinde kam für ihn der wirtschaftliche Aufschwung. Daß es da mit den relig. Kenntnisse nicht soweit her ist und hier und dort eine Halacha falsch oder gar nicht ausgelegt wird, wer merkt das schon ? Nach einem gesellschaftlich kargen Leben in Israel gab es im gelobten Deutschland immerhin zwei erhoffte Dinge: Ein hohes Gehalt und Anerkennung.

Am Anfang sagte ich mir, daß mir das Geschleime bei den Politiker furchtbar egal sein kann, denn ich werde ja nicht mein ganzes Leben in dem Provinznest verbringen. Stören tat es mich aber doch. Besonders deswegen, weil ich aus Jerusalem ein völlig anderes Verhalten der Haredim (Ultra – Orthod.) gewohnt war.

Der Rabbiner schien mich in den ersten Wochen abzuklopfen. Inwieweit kenne ich mich in der Religion aus und kann ich ihm gefährlich werden, indem ich mich ggf. bei höheren Stellen beschwere. Anscheinend kam er zu der Überzeugung, daß dem nicht so sei, denn er legte unverhehlen los. Der erste Knall folgte sogleich. Als Nichtgemeindemitglied hatte ich kein Anrecht auf eine Einladung zu den zwei Pessach – Sedern, denn das war nur den Mitglieder vorbehalten. Auch auf die Gemeindemazzot mußte ich aus dem gleichen Grund verzichten. Obwohl jedem der Wichtigkeitsgrad der Mazzot an Pessach bekannt sein dürfte, setzte sich der Rabbiner keineswegs für die Mitzwaerfüllung ein.

Je mehr Mitglieder eine jüdische Gemeinde hat, desto mehr Geld bekommt sie vom jeweiligen Landesverband, was sich im Nachhinein auch an der Bezahlung des Rabbiners zeigt. Zum Beispiel zahlt der Landesverband dem Rabbiner auch zusätzliche Feiertagszulagen. Aus diesem Grunde war der Rabbiner darauf erpicht, seine Gemeindemitglieder bei der offiziellen Stange zu halten bzw. mehr Mitglieder hinzuzugewinnen.

Allerdings kam es jedoch vor, daß insbesondere russische Mitglieder die Gemeinde verliessen, weil es im Nachbarort einen höheren Sozialhilfesatz gab. Unnötig zu erklären, daß dieser Schritt von finanziellem Vorteil für die abwandernden Mitglieder war, aber nicht für den Rabbiner selbst. Und so ließ er sich etwas ganz Besonderes einfallen. Da es sich bei der Gemeinde im Nachbarort um eine Reformgemeinde handelte und er es unter seiner Würde sah, daß seine Schäfchen ausgerechnet dorthin abwanderten, sandte er 'Fluch – Briefe" aus. Ein jeder solcher Abgewanderten fand in seinem Briefkasten einen persönlichen Brief wieder, in dem ihn der Rabbiner höchstpersönlich verfluchte. Auf meine Frage hin, was das denn für ein relig. Verhalten sei hieß es: "Das geht niemanden etwas an".

Nie ging jemanden etwas auch nur an und es herrschte der willkürliche Rabbinerkönig.

Mittlerweile hatte er zwei potentielle Konvertitinnen um sich gescharrt. Eine davon setzte sich besonders für ihn ein und las ihm jeden Wunsch von den Augen ab. Auch finanziell. Als sich wenige Monate danach noch eine Familie anschloß, die ebenfalls konvertieren wollte, war sein Glück geradezu perfekt. Der Rabbi verfügte über kein Auto und so lieh er sich gerne die Wagen der Konversionskandidaten aus. Inwieweit dies halachisch zulässig ist, interessierte ihn nicht. Die Frage, ob er sich denn da nicht in eine Abhängigkeit der Gegenleistungen einläßt, ließ ihn kalt.
Die Begeisterung der Konversionskandidaten über die plötzliche Gunst des Rabbis jedoch legte sich abrupt als dieser den Wagen der Familie zu Schrott fuhr.
Wie war das noch gleich mit den gegenseitigen Abhängigkeiten ?

Die Liste der absichtlichen Versäumnisse des Rabbiners ist lang. Nach seiner Tätigkeit von mehreren Jahren hinterließ er russische Gemeindemitglieder, die über das Judentum genauso wenig wußten wie bei seiner Einstellung. Selbst der Tallit (Gebetsmantel) wurde noch immer wie ein Handtuch lässig über die Schulter geschmissen.

Die Gemeinde und deren Mitglieder waren egal. Der Rabbiner, erst einmal die Luft der Anerkennung geschnappt, wollte höher hinaus und bewarb sich in ganz Deutschland. Aber bitte kein Provinznest mehr, indem man so dahindümpelt. Frankfurt oder etwas Gleichwertiges sollten es schon sein. Mit Frankfurt wurde es übrigens nichts, denn da kamen nur Absagen und die Gemeinde ist mit ihrem Rabbiner Klein im wahrsten Sinne des Wortes besser beraten. Glückwunsch nach Frankfurt für die weise Voraussicht.

Es war mir zwar schnell aufgefallen, doch nahm ich es nie besonders Ernst. Der Anstand (Zniut), der in der haredischen Gesellschaft so hoher Bedeutung beigelegt wird, wurde vom glatt Rabbiner übersehen. Genannte Konversionskandidatin war allgegenwärtig und beeinflußte auch diverse Entscheidungen des Rabbis. Als ich eines abends mit Besuch aus den USA zum Rabbiner kam, trafen wir zuerst auf jene Frau. Auf meine Frage, ob der Rabbi zu sprechen sei, denn ich hätte hier einen amerik. Juden, der zu seiner Militärzeit die Gemeinde öfters besuchte und einfach nur einmal kurz HALLO sagen wolle, gab es lediglich eine unwirsche Antwort. Nein, der Rabbiner habe für uns keine Zeit. Der Rabbi selbst dackelte der Frau hinterher und gemeinsam fuhren beide in ihrem Auto auf und davon. Allerdings flüsterte der Rabbi vorher schnell, daß wir später wiederkommen sollen. Ohne, daß es die Frau bemerkte. Das nenne ich Mut!

Jeder, der Frau Sowieso keine Achtung zeugte, wurde automatisch von ihr zum persönlichen Feind ernannt. So wurden ein Chabad – Ehepaar und ich zu Personen non – grata. Eine Reaktion des Rabbiners gab es nicht, denn, wie er mir einmal persönlich sagte, wolle er Frau Sowieso nicht verärgern. Andere Gemeindemitglieder gingen soweit zu behaupten, daß er wohl auf das Geld und Auto von Frau Sowieso nicht verzichten wolle. Tja, Geld gab es von uns keines, das ist richtig.

Frau Sowieso transformierte zur uneingeschränkten Schaltzentrale im selbsternannten "Rabbinat". Sie organisierte alles und wer etwas gegen sie oder den Rabbi aussprach, der wurde zum Rabbinatsfeind Nummer Eins degradiert. Bleibt zu erwähnen, daß Sowieso zu dem Zeitpunkt keine Jüdin war.
Sowieso war es dann auch, die mir klarmachte, daß ich ihr gefälligst den Roten Teppich auszurollen habe, denn schließlich war sie es, welche die Gebetbücher (Sidurim und Machzorim) für die Synagoge kaufte. "Du hast mir gefälligst "Gut Yom Tov" zu sagen, denn schließlich hälst du ein von mir finanziertes Buch in der Hand". Tja, und das am zweiten Tag von Rosh HaShana. Reaktion des Rabbis: Keine.

Das Chabad – Ehepaar bekam ein Baby. Mazal Tov – ein Sohn. Gut für das Ehepaar und eine Katastrophe zugleich. Wer soll den Kleinen am achten Tag beschneiden. Der Rabbi wollte, wie konnte es auch anders sein. Das Ehepaar fiel fast in Ohnmacht, denn der Rabbi war kein Mohel (Beschneider). Naja, meinte Rabbilein, er hätte ja auch schon mal Hühner geschächtet und seine Söhne selbst beschnitten. Da mache doch das Chabad – Kind keinen Unterschied. Zu guter Letzt bot er an, seinen Schwager (auch kein professioneller Mohel) aus London einfliegen zu lassen, um das Kind beschneiden zu lassen. Wir amüsierten uns köstlich über soviel Frechheit. Wenn alles nicht so traurig wäre, hätte man geradezu lachen können. Am Ende organisierte die Münchener Gemeinde einen Mohel aus der Schweiz und die Feier fand in München statt.

Was uns damals nicht sofort auffiel, im Nachhinein aber Sinn macht, war, daß der Rabbi alles Erdenkliche daran setzte, fremde orthodoxe Rabbiner aus der Gemeinde fernzuhalten. Später erfuhren wir den Grund dafür, der da lautete, dass sein negativer Ruf schon durchgedrungen war.

Da wurde seinerseits die professionelle Kontrolle der Mikweh (Ritualbad) verweigert. In seiner Gemeinde hätte ein rabbinischer Kontrolleur nichts verloren. "L'tat c'est moi – Ich bin der King hier". Alleinherrscher war er jedoch nicht, denn es gab ja noch die goische Frau Sowieso.

Halachische Fehlschläge gab es ohne Ende. Um nur ein Beispiel zu nennen: An der Seder zu Rosh HaShana wurden die Minim doch glatt als unwichtig erklärt. Wider des Schulchan Aruch. Später erzählte ich einigen Halacha – Experten von diversen Entscheidungen und die fragten mich, ob ich denn da etwa in einer Reformgemeinde gewesen sei.

Mein Abgang war leise, denn monatelang hatte ich nichts mehr mit dem Geschehen zu tun gehabt. Einen Tag vor meiner Abreise stand der Rabbi vor unserer Tür und wünschte GUTE REISE. Frau Sowieso und er feierten sicher am Abend ausgiebig, denn endlich konnte nach Belieben geschaltet und gewaltet werden.

Nach zwei Jahren und fünf Monaten verließ ich im Sommer 2000 die Gemeinde.

Meine Freude, nach Israel zurückzukehren, war groß und ich genoß das allgegenwärtige relig. Judentum. Klagemauer, Bücher kaufen zu können (der Rabbi verweigerte mir auf meine Anfrage hin Bücher), koscheres Essen, was für ein Leben. Unbeschreiblich.

Die Verfahrensweise des Rabbis konnte ich vorerst nicht vergessen und so erzählte ich vielen Leute davon. Kopfschütteln und die Bemerkung "Jetzt bist du ja wieder hier" folgten. Durch eine Bekannte hörte jemand Offizielles von Yad Le'Achim von meinen Erzählungen über den Rabbi. Die Folge war, daß man noch abends gegen 23.00 Uhr den Oberrabbiner der israel. Siedlung, in welcher der Rabbi eigentlich wohnte, anrief. Der Oberrabbiner gab sich keinesfalls erstaunt, denn schon früher habe es Klagen über den Rabbi gegeben. Übrigens sei der Rabbi zum Judentum konvertiert und seine Frau habe den gleichen Status. Sein Vater sei Jude, die Mutter allerdings Reformkonvertitin.

Yad Le'Achim rief mich zurück und man fragte mich, ob veranlasst werden soll, seine Kinder sofort aus den relig. Schulen zu entfernen. Bei solchen Eltern gibt es bei den Haredim keinen Pardon. Ich lehnte mit der Begründung, daß die Kinder ja nichts für ihren Vater können, ab. Hoffentlich nutzen die Kinder ihre Chance im Leben.

Etwa zur gleichen Zeit traf ich auf einen Haredi (Ultra - Orthod.), der sich noch wenige Wochen zuvor in der kleinen deutschen Provinzgemeinde aufhielt. Ja, Frau Sowieso und das Ehepaar werden demnächst konvertieren. Zusätzlich nannte das Ehepaar einen hohen Geldbetrag, den der Rabbi zwecks Konversion zum Judentum verlangte.
Als hätte ich nie die Konversionsgeschäfte des Rabbi vorausgeahnt. Wieviele Male hatte ich ihn darauf angesprochen und gewarnt. Seine Reaktion war, daß alles, was er mache, koscher sei. Fragt sich nur, was man als koscher betrachtet. Sind halachische kriminelle Handlungen koscher ?

Rabbi aber wollte seinen Geldbeutel aufbessern und tat dies erfolgreich mit Vorträgen für christliche Vereinigungen. Dort nämlich zollte man ihm den Respekt, der ihm in der eigenen Gemeinde versagt blieb. Außer Frau Sowieso selbstverständlich.

Es sollte also ganz offiziell stattfinden; ein illegales privates Beit Din (rabbinisches Gericht) wollte Rabbis Kandidaten zum Judentum konvertieren. Zum Ärger der Familie aber platzten sämtliche Konversionstermine, da ein angeblicher Rabbiner aus Israel nie eintraf. Dritter im Bunde sollte der damalige Konstanzer Rabbiner sein. Vorgeschoben wurde die Begründung, daß es sich in Konstanz um ein offizielles vom Jerusalemer Oberrabbinat anerkanntes Beit Din handele. Falsch !!!

Auf meine persönliche Anfrage beim Oberrabbinat teilte man mir mit, daß es sich bei der Konstanzer Einrichtung nicht in dem Sinne um ein Beit Din handele. Lediglich haben die dortigen Rabbiner die Aufgabe die halachische Jüdischkeit der russischen Zuwanderer zu prüfen und sonst nichts. Das Oberrabbinat drehte durch bei dem Gedanken, daß dessen Name zu anderen illegalen Zwecken mißbraucht wurde.

Yad Le'Achim riet mir, eine offizielle Beschwerde beim Oberrabbinat einzulegen und so begann mein Weg durch die israelisch – orthodoxe Bürokratie.

Nach wenigen Tagen ging ich im Jerusalemer Oberrabbinat und dem damaligen Religionsministerium ein und aus. Besonders das Oberrabbinat nahm den Fall ausgesprochen ernst und man rief sogar jene Rabbiner – Schule an, an welcher der Rabbi sein Zertifikat mit Ach und Krach bestand. Anscheinend hatte man ihm es schließlich aus einem Anfall von Mitleid gegeben, was ein Fehler war.

Das konversionswillige Ehepaar hatte die Nase voll und ahnte nichts Gutes. So begab man sich nach Antwerpen, wo eine Beschwerde gegenüber dem Rabbi eingelegt wurde. Aber Antwerpen hilft in solchen Fällen nicht viel. Wo man sich auch hinwand, der Rabbi hatte schon einen Ruf weg und niemanden rissen die neuen Vorwürfe vom Hocker.

Nach einigen Tagen kostete ich es unendlich aus, den Rabbi anzurufen und ihn mit der Wahrheit zu konfrontieren. Meine ersten Worte lauteten dann auch:

"Ich kenne Deine (wir duzten uns) Vergangenheit".

Er machte auf unwissend und als er verstand, worauf ich anspielte, herrschte seinerseits eisiges Schweigen.

Seine einzige Rechtfertigung lautete: "Du hast keine Zeugen".

Da stelle man sich das vor. Er wußte, was auf ihn wartete, kannte sich aber halachisch so gut aus, daß er meinte, die Beweisführung gegen ihn reiche nicht aus. Das nenne ich kaltschäuzig und berechnend. Ein Hoch auf die soziale Seelsorge und wehe dem, der keine Zeugen mitbringt !!!

Von einem Mitglied der Europ. Rabbinerkonferenz erfuhr ich, daß diese den Rabbi offiziell zu einem Verhör nach München vorgeladen habe, er jedoch nicht erschienen war. Mittlerweile teilte die Jewish Agency mit, daß in einem gewissen bayerischen Raum gefälschte Giur – Zertifikate aufgetaucht seien. Wir veranlaßten, daß Zertifikate versehen mit dem Namen des Rabbis nicht zur Aliyah nach Israel berechtigen. Die Jewish Agency zeigte sich geschockt, meinte aber zugleich, daß alle in Deutschland genau wissen, was abgeht, aber niemand etwas unternimmt.

Verschiedene Stellen in Israel gaben an, daß wir ihnen unbedingt eine Kopie eines gefälschten Zertifikates zukommen lassen sollen. Aufgrunddessen könne dem Rabbi seine Rabbinerlizenz entzogen werden. Das Oberrabbinat und die Europ. Rabbinerkonferenz machten ungewohnten Druck. Die Jewish Agency teilte mir mit, daß ihnen ein solches Zertifikat vorliege, aber die Freigabe von einer Vorgesetzten genehmigt werden muß.

Stunden später hieß es, daß die Jewish Agency die Fälschung aus den folgenden Gründen nicht an uns weiterleitet:

1. Es sei nicht die Aufgabe der Jewish Agency, sich in deutsche Gemeindebelange einzumischen.

2. Der Fall könnte theoretisch Antisemitismus verursachen.

3. Insgesamt sei der Fall für die Jewish Agency zu heiß.

Die Entscheidung war gleichzeitig das Aus für eine Beweisführung und ein Vorteil für den Rabbi. Im Endeffekt hatte er trotz kriminellem Verhalten gesiegt.

In Jerusalem sowie in Bnei Brak war man entsetzt. Halachisch gesehen liegt der Fall so, daß wenn kein Beit Din (rabbinisches Gericht) über den Rabbi richtet, er einmal von G – tt persönlich zur Rechenschaft gezogen wird. So in etwas lautete auch der Trost, den mir die Dame eines relig. Institutes in Bnei Brak aussprach.

Wie es weiterging ?

Der Rabbi siegt weiter und hält heute eine höhere Stellung als damals vor sechs Jahren inne. Allerdings nicht aufgrund seines Wissens, sondern vielmehr wegen hochrangiger Beziehungen.
G – tt ? Wen interessiert das, wenn jemand bei hochrangigen Politikern eingeladen ist ? Und die Kasse stimmt ja auch.


Ich habe in meinem kurzen Bericht nicht alle Einzelheiten erwähnt und werde dies vielleicht einmal an anderer Stelle tun, denn viele Leuten haben mich dazu ermuntert.

Vermissen tue ich den Rabbi und die Gemeinde gewiss nicht, doch frage ich mich bis heute, wie die jüdischen Gemeindemitglieder und Vorstände in Deutschland so blind sein können. Da wird teilweise noch nicht einmal ein Rabbinerzertifikat verlangt und daß der Rabbi konvertiert war und seine reformkonvertierte Mutter in der koscheren Gemeindeküche ein und ausging war allen gänzlich unbekannt. Wer jetzt auf die grosse Teshuva hofft, wartet vergebens. Der Rabbicharakter ist nach wie vor der alte geblieben.

Und was macht Frau Sowieso ? Sie konvertierte und darf sich jetzt Gemeindevorsitzende nennen. Herzlichen Glückwunsch dazu.

Wie weit kann es eigentlich zu solch einem "Goal Nefesh" in deutschen Gemeinden kommen ?

Eines habe ich aus dem ganzen Theater gelernt: Falls ich einmal auf Besuch in eine dt. Gemeinde kommen sollte, werde ich mich sehr eingehend über den dortigen Rabbiner erkundigen, um jeglichen Überraschungen vorzubeugen.

Und deutsche Gemeinden sollten alles daran setzen herauszufinden, mit wem genau sie sich abgeben.

Umfrageergebnis

B"H

Die letzte Umfrage, die heute früh endete, zeigte ein erstaunliches Ergebnis.

Auf die Frage, ob Israelis allein über ihr Land entscheiden sollen oder ob es auch Kritik von außerhalb akzeptieren muß, war die Mehrheit der Abstimmenden der Meinung, daß nicht nur Israelis über ihr Land bestimmen sollen.

Es ist keine Frage, daß ein jeder das Recht hat, Israel zu kritisieren. Allerdings bin ich schon erstaunt, daß viele sich zumuten, ihre Meinungen abgeben zu müssen, ohne in Israel zu leben und die genaue Lage vor Ort zu kennen.

Ich habe unendlich viele Fälle erlebt, in denen jemand nach Israel zog und seine vorbestimmte Meinung hatte. Nach einigen Wochen im Land änderte sich dessen Meinung jedoch ganz gravierend und man gab zu, daß niemand von außen genau einschätzen könne, was hier passiert. Sprich, ohne Hintergründe und Mentalitäten zu kennen, läuft gar nichts.

Meine neue Umfrage bezüglich negativer Rabbiner - Aktivitäten in Deutschland, stelle ich aus aktuellem Anlaß, denn ich werde in kürze einen Bericht über die fehlende Rabbinerkontrolle in Deutschland einstellen. Vor allem im orthod. Bereich benehmen sich einige Rabbiner wie die unfehlbaren Könige der Gemeinde.

Rechtfertigung des Kibbutz Ramat Rachel

B"H

Nachdem die israelische Anti - Missionsgruppe Yad Le' Achim seit Wochen eine Anzeigenkampagne gegen den Kibbutz Ramat Rachel in religiösen Zeitungen schaltet, wehrt sich der Kibbutz nun offiziell.

Ramat Rachel schaltete eine Anzeige in der letzten Ausgabe der nationalreligiösen Zeitung "Sheva".

Zitate aus der Anzeige:

Kibbutz Ramat Rachel führt sein hauseigenes Hotel gemäß der jüdischen Tradition. Das Hotel ist "Kascher Le'Mehadrin" (Koscherzertifikat des Oberrabbinates).

Das Hotel stellt seine Lokalitäten für Hochzeiten, Bar Mitzwas und andere Treffen auf nationaler und internationaler Ebene zur Verfügung.

Es entspricht der Richtigkeit, daß an den Sukkot - Feiertagen (Laubhüttenfest) christliche Besucher unser Hotel buchten. Die Besucher kamen überwiegend aus dem Ausland um an dem "Jerusalem - Marsch" teilzunehmen. Die Christliche Botschaft sowie die Stadtverwaltung Jerusalem richteten im Binyanei HaUma (Messezentrum) die Versammlung der Marsch - Teilnehmer ein.

Wir in Ramat Rachel haben lediglich unser Hotel zur Verfügung gestellt. Mit christlichen Missionaren haben wir nichts zu tun. Wir distanzieren uns von allen missionarischen sowie messianischen Aktivitäten !!!


Siehe meinen vorherigen Bericht:

http://hamantaschen.blogspot.com/2007/10/gewarnt-wird-vor-kibbutz-ramat-rachel.html

Samstag, Oktober 27, 2007

Yahrzeiten einflussreicher Rabbiner

B"H

Yahrzeiten sind im Judentum die Todestage von Menschen. An einer Yahrzeit wird dem Toten gedacht und vielerseits gibt es besondere Essen zum Andenken.

In dieser Woche haben zwei berühmte Rabbiner ihre Yahrzeit. Zwei Rabbiner, mit denen ich persönlich nicht unbedingt übereinstimme, aber die immerhin unzählige Juden dem relig. Judentum näherführten.

Heute Abend wird vielerorts die Yahrzeit von Rabbi Shlomo Carlebach mit grossen Konzerten gefeiert. Rabbi Carlebach war für viele der klassische Hippie - Rabbi und ziemlich umstritten. Besonders im ultra - orthod. (haredischen) Judentum. Trotz aller Pros und Cons gab es ganze Carlebach - Wellen und viele Juden wurden durch ihn religiös.

Die zweite Yahrzeit findet am Dienstag statt und erinnert wird an Rabbi Meir Kahane. Ich gehöre nicht zu den Kahane - Anhängern, doch auch er führte viele Juden dem orthod. Judentum näher. Und auch Rabbi Kahane war mehr als umstritten.

Vielleicht bedarf es manchmal solcher Außenseiter, um im Judentum etwas zu bewirken.

Rabbi Shlomo Carlebach



Rabbi Meir Kahane

Später Tisch bei Belz

B"H

Nachdem in den vergangenen zwei Wochen Mea Shearim nicht gerade mit chassidischen Tischen gesegnet war, hofften wir gestern auf bessere Zeiten. Doch schon beim Shabbatessen bei Rabbi Mordechai Machlis erfuhren wir von einem Chassid, dass die Rebben der chassidischen Gruppen Toldot Aharon sowie Toldot Avraham Yitzchak mal wieder im Ausland weilen. Also machten wir uns gegen 22.30 Uhr auf den Weg zur Chassidut Belz.

Schnell war eine Abkürzung gefunden, denn Belz liegt nicht in Mea Shearim, sondern im Stadtteil Kiryat Belz neben Kiryat Mattersdorf. Unterwegs fanden wir die Synagoge der chassidischen Gruppe Tschernobyl und wir planten sogleich einen künftigen Besuch dort.

Tschernobyl ist eine der ersten chassidischen Gruppen und der erste Rebbe der Gruppe war ein Schüler des Baal Shem Tov. In der Chassidut ist der Ort Tschernobyl alles andere als durch ein Atomkraftwerk bekannt.

Kurz darauf in der riesen Synagoge der Chassidut Belz angekommen, stellten wir leider fest, dass dort schon die bekannten Früchte an die Chassidim ausgegeben werden. Dieses ist ein Brauch, der am Schluss eines jeden chassidischen Tisches stattfindet. Und SCHLUSS war dann auch das Kennwort. Eine Frau erzählte mir, dass der Tisch seitdem die Uhren auf Winterzeit umgestellt worden sind, schon gegen 21.00 Uhr anstatt der traditionellen 23.00 Uhr stattfindet. Also erlebten wir die letzten zehn Tisch - Minuten mit, bevor sich der Belzer Rebbe, Rabbi Dov Yissachar Rokeach, auf den Heimweg machte. Bereuen taten wir den Weg nicht, denn bei tollem warmen Wetter hatten wir einen angenehmen Abendspaziergang.

Hier ein Video der grossen Belzer Synagoge in Jerusalem. Der Tisch findet nicht direkt in der Synagoge statt, sondern im Untergeschoss.

7000 Menschen haben in der Synagoge Platz, davon sind 5000 Sitzplätze.
Ein fester lebenslanger Stammplatz kostet 5000 Dollar.

Freitag, Oktober 26, 2007

Bei Ehebetrug geht die Frau leer aus

B"H

Eine ganz aktuelle halachische Entscheidung gibt es vom Oberhaupt des Beit Din (rabbinisches Gericht) in Beer Sheva. Rabbi Eliyahu Abergel (ausgesprochen "Aberjschel) entschied, dass eine ehebrecherische Ehefrau bei der Ehescheidung vor dem Beit Din nicht die ehelichen Kinder zugesprochen bekommt.

Rabbi Abergel entschied dies in einem Fall, wo die Ehefrau (eine Musikerin in einem berühmten israel. Orchester) ihren Gatten mit einem Musikerkollegen betrog. Der Ehemann kam ihr auf die Schliche und ging zum Rabbi.

Rabbi Eliyahu Abergel begründete seine Entscheidung damit, dass eine Ehebrecherin kein Vorbild für die Kinder sei. Wie soll man Kinder jüdisch geschweige denn religiös erziehen, wenn die Mutter sich danebenbenimmt ? Stattdessen schlug der Rabbi eine Einigung zwischen den Eheparteien vor, nach der die Kinder gemeinsam erzogen werden sollen, jedoch beim Gatten leben.

Donnerstag, Oktober 25, 2007

Parashat Vayeira

B"H

Die Thoralesung für diesen Shabbat

Parshat Vayeira beinhaltet dermaßen viele wichtige Geschehen, sodaß es wirklich schwer fällt, sich auf ein oder zwei besondere Themen zu konzentrieren und sie näher zu erläutern. Ich konzentriere mich, mehrheitlich auf Avraham, die Zerstörung Sodoms und die "Akeidat Yitzchak (die Opferung des Yitzchak)".

Die ersten Worte der Thoraparasha beschreiben uns, wie Avraham vor seinem Zelt sitzt und nach vorbeikommenden Reisenden Ausschau hält, die er zum Essen einladen will. Avraham war die Verkörperung von "Chesed - Güte" und schon zu seiner Zeit war er berühmt dafür, wildfremde Menschen in sein Zelt zum Essen einzuladen. Persönlichen Dank verlangte er nie, sondern einzig und allein, daß die Gäste nach dem Mahl dem einzigen alleinigen G - tt danken.

"Und G - tt erschien (Vayeira) dem Avraham …"

Rashi erklärt hierzu, daß G - tt den Avraham nach dessen Beschneidung besuchte. Es handelte sich um den dritten Tag nach der Beschneidung und G - tt befahl eine große Hitzewelle, welche Reisende abhalten sollte, um so Avraham eine Ruhepause zu gönnen. Avraham dagegen hielt eifrig Ausschau und ließ sich selbst von den Schmerzen der Beschneidung nicht davon abhalten, Gäste bewirten zu wollen (Talmud Bava Metzia 86b). Schon aus den ersten Worten dieser Parasha lernen wir, wie wichtig Krankenbesuche sind, denn G - tt schaute persönlich bei Avraham vorbei.

Kurz darauf stehen drei Fremde vor Avraham und dieser springt sogleich auf und lädt sie zum Essen ein, ohne allerdings zu ahnen, daß es sich bei ihnen um Engel handelt.

Danach beauftragt er seine Frau Sarah Essen zuzubereiten und kurz darauf hört Sarah einen der Engel sagen, daß sie demnächst ein Kind zur Welt bringen wird. Sarah befand sich damals im stolzen Alter von 90 Jahren und lachte über die Bemerkung des Engels. Wenig später teilt G - tt Avraham von seiner Absicht mit, die Stadt Sodom sowie einige weitere Städte in der Gegend zerstören zu wollen und die Engel machen sie auf den Weg.

Soweit die ersten Handlungen in der Parashat Vayeira.

Der Ramban (Nachmanides) hat einen grandiosen Kommentar zu dem Geschehen und stützt sich dabei auf das Buch "Moreh Nevuchim - The Guide of the Perplexed " des Rambam (Maimonides). Die genaue Quellenangabe lautet: Moreh Nevuchim 2:41 - 42.

Der Ramban stellt fest, daß wenn die Erklärungen des Rambam richtig sind, alle Handlungen (die drei Engel kommen zu Avraham, Sarah backt und lacht) niemals real stattgefunden haben. Wenn wir lesen "Vayeira elav HaShem…" bedeutet dies, daß sich G - tt natürlich nicht in einer Form oder Gestalt dem Avraham zeigte (G - tt hat weder Form noch Gestalt), sondern daß Er ihm in einer Vision erschien.

Im zweiten Buch des "Guide for the Perplexed" beschreibt der Rambam ausführlich seine Meinungen zu jeglicher Art von Prophezeihung. Und nachdem Avraham beschnitten und somit einen Bund mit G - tt eingegangen war, unterlag er von nun an einer höheren Art von Prophezeihung als zuvor. Zuerst hatte Avraham "verschwommene" Visionen, welche mit einem Vorhang zu vergleichen sind. Wir sehen etwas, doch Einzelheiten bleiben mehr oder weniger verborgen. Nach der Beschneidung allerdings war Avraham auf einem wesentlich anderen Level und somit gab es für ihn klare Prophezeihungen.

Das Thema "Prophezeihungen und Engel" werde ich ausführlicher in einem der nächsten Beiträge erkläutern.

Eine interessante These, welche der Ramban da aufstellt. Oberflächlich betrachtet ist es unerheblich, ob Avraham die Handlungen nur in einer Vision erlebte oder ob sie tatsächlich real stattgefunden haben. Weitere Thorakommentatoren sehen die Handlungen als sehr real an. Allein schon aus dem Grund, daß als Sarah die Bemerkung des Engels hörte, sie werde trotz ihrer 90 Jahre demnächst ein Kind gebären, lachte, sie sarkastisch vor sich hin sagte, daß dieses ja wohl unmöglich sei, denn ihr Mann (Avraham) sei viel zu alt.

Und nun achtet einmal alle auf den genauen Text in der Thora.

Sie sagte, ihr Gatte sei zu alt.

Als jedoch gleich darauf G - tt Avraham berichtet, daß Sarah lachte, sehen wir plötzlich eine ganz andere Wiedergabe des Geschehens.

G - tt sagt nämlich zu Avraham: "Warum lachte Sarah und sagte - soll ich (Sarah) wirklich gebären, wo ich doch viel zu alt bin" ?

Sarah aber sagte niemals, daß sie zu alt sei, sondern ihn Mann.

Die Frage ist: Wieso stellt G - tt den Inhalt von Sarahs Worten anders dar als er mit Avraham spricht ?

Die Gemara im Talmud Bava Metzia 87a erklärt warum und stellt damit ein äußerst wichtiges und zugleich höchst kompliziertes Konzept im Judentum auf.

Hätte G - tt dem Avraham die exakten Sätze Sarahs zitiert, dann hätte dies einen Streit zwischen Sarah und ihrem Gatten hervorrufen können. Um den Familienfrieden zu erhalten, benutzt G - tt sozusagen eine "Notlüge".

Manchmal ist es wichtig, Familienmitgliedern oder guten Freunden nicht immer die direkte Wahrheit zu sagen, um keine Feindschaften zu schüren. Wann jedoch diese Fälle genau eintreten, ist sehr schwer zu erklären. Nicht jede "Notlüge" kann mit dem Konzept aus Bava Metzia gerechtfertigt werden.

Kauft, zum Beispiel, eine Frau ein neues Kleid und der Gatte findet es total häßlich, dann sollte er seiner Frau nicht unbedingt direkt sagen, was sie denn da für einen häßlichen Fetzen gekauft habe. Um den Familienfrieden zu erhalten, sollte der Mann zurückhaltender sein, um die Gefühle der Frau nicht zu verletzen.

Dieses komplizierte Konzept finden wir noch anderswo; nämlich bezüglich der "Laschon HaRah - des Gerüchteverbreitens und des Klatsches über andere". Ein berühmtes Beispiel finden wir am Ende des "Buches Micha" (Propheten), indem Yaakov EMET (Wahrheit) zugeschrieben wird. Aber sagte Yaakov wirklich immer die Wahrheit ?

Auch hier handelt es sich um komplizierte Zusammenhänge in Fällen, wo man eine Art von "Laschon HaRah" benutzen MUSS, um positive Ergebnisse zu verursachen. Aber wie gesagt, diese Konzepte sind höchst kompliziert und man sollte sich allgemein davor hüten, bestimmte Verhaltensweisen damit zu rechtfertigen.

Die drei Männer, die Avraham erschienen, werden von den Kommentatoren als Engel dargestellt. Der Talmud Traktat Bava Metzia 86b nennt uns die Namen der drei Engel: Michael, Gabriel und Raphael.

Und jeder der Drei hatte eine bestimmte Aufgabe in unserer Welt zu verrichten, denn niemals kommt ein Engel allein mit zwei Missionen (Midrash Rabbah). Jeder Engel führt seine individuelle Aufgabe aus und zieht sich danach zurück. So war es die Aufgabe Michaels, Sarah wissen zu lassen, daß sie ein Kind bekommen wird. Raphael kam, um Avraham zu heilen und Gabriel sollte Sodom zerstören.

In der Midrash Rabbah fragt der Kommentator Etz Yosef, warum denn die Thora nicht die Namen der Engel nenne ?
Laut dem beühmten talmudischen Rabbi Reish Lakish haben die Engel gar keine Namen. Der Etz Yosef fährt fort, daß die Namen gewisser Monate sowie der Engel erst im babylonischen Exil entwickelt worden sind. So werden Michael und Gabriel im Buch des Daniel genannt und Raphael ist im Buch Tobi (Tovi) erwähnt.

Noch heute verwenden wir den Ausdruck: "Wie Sodom und Gomorrha" ohne uns jedoch über die wahren Geschehnisse in der Gegend im klaren zu sein. Die Gegend am Toten Meer war damals keine Wüste, sondern ein blühendes fruchtbares Land. Auch das Tote Meer selbst gab es noch gar nicht, sondern es handelte sich geographisch um das Tal der Schedim, indem die Könige gegen Avraham kämpften (siehe die vorherige Parashat Lech Lecha). Erst nach der Zerstörung Sodoms wurde die Gegend eine Wüste in der nichts wächst.

Die Bewohner Sodoms waren reich und wollten alles, nur keine armen Durchreisenden. Sie taten alles um zu verhindern, daß sich Leute unter ihrer Würde in der Stadt niederließen und brachten auch schonmal den ein oder anderen Reisenden um. Gastfreundschaft oder jegliches Mitleid waren gesetzlich verboten und so wurde eine Tochter Lot's, die einem Armen Essen reichte, zum Tode verurteilt. Sie wurde von oben bis unten mit Honig beschmiert und dann auf einem Dach plaziert. Unnötig zu erwähnen, daß sie von einem Bienenschwarm erstochen wurde (Talmud Sanhedrin 109b). G - tt hörte den Aufschrei der Frau und das Schicksal Sodoms war besiegelt.

Aber warum gerade Sodom ? Gab es nicht überall auf der Welt solche Vergehen ?

Die Begründung liegt darin, daß Sodom sich im Heiligen Land befand und nicht außerhalb. Und für das heilige Land ist G - tt allein verantwortlich.

Zum Schluß erfahren wir von der Akeidat Yitzchak - der Opferung des Yitzchak auf dem Tempelberg (Har HaMoriah). Sarah und Avraham hatten einen gemeinsamen Sohn, den Yitzchak. Den 13 Jahre älteren Sohn Ishmael hatte Avraham mit seiner Konkubine Hagar, einer ägyptischen Prinzessin.

Das kabbalistische Buch Zohar lehrt, daß Ishmael vor der Beschneidung Avrahams geboren wurde und dieser schon in seiner Kindheit dem Götzendienst seiner Mutter Hagar folgte. Wie schon erwähnt erreichte Avraham erst nach seiner Beschneidung einen besonders hohen Level und G - ttes Anwesenheit (Schechinah) lag immer auf ihm. Kabbalistisch gesehen ist Yitzchak damit höher als Ishmael, denn Sarah ist seine Mutter und er wurde erst nach der Beschneidung geboren. Außerdem war sein Charakter anders als der des Ishmael und deshalb wurde Yitzchak zum von G - tt auserwählten Erbe Avrahams. Zu erwähnen bleibt, daß Ishmael wesentlich später in seinem Leben Teshuvah machte und zu G - tt zurückkehrte.

Die berühmte Frage lautet, warum G - tt Avraham damit testete, seinen geliebten Sohn Yitzchak zu opfern. Hierzu hat Rabbi Kook einen erstaunlichen Kommentar.

Avraham führte den Monothoismus wieder ein und damit bekam der Götzendienst der Mitmenschen eine gegengesteuerte Kraft. Kann der Monothoismus die gleiche religiöse Euphorie hervorrufen wie der Götzendienst ?

Mit seiner uneingeschränkten Bereitwilligkeit G - tt zu dienen, bewies Avraham das dem so ist.

Shabbat Shalom

Genug ist Genug

B"H

Kuerzlich fand in der Stadt Beit Shemesh ein weiterer Akt von Selbstjustiz statt. Eine relig. Frau wurde von fuenf haredischen (ultra - orthod.) in einem oeffentlichen Bus verpruegelt, da sie sich weigerte, im hinteren Teil des Buses zu sitzen.

Bezueglich meines englischen Artikels darueber, stellte ein Leser in Frage, ob der Vorfall wirklich so stattgefunden habe oder ob die Presse nicht uebertreibe. Mit Recht stellt sich diese Frage, doch wurde der Vorfall von zwei israel. Tageszeitungen (HAARETZ und MAARIV) beschrieben und ich gehe einmal davon aus, dass das Geschehen so stattfand.

Mehr Details dazu hier:

http://lebeninjerusalem.blogspot.com/2007/10/prgel-fr-den-anstand.html

http://shearim.blogspot.com/2007/10/is-this-religious-behaviour.html

Auf vielen englisch juedisch - religioesen Blogs werden die haredischen Forderungen nach Geschlechtern getrennten Bussen diskutiert. Aus aktuellem Anlass gibt der Dov Bear - Blog einen Link zu Miriam Shear, einer Frau, die im letzten November in einem Bus zur Klagemauer angegriffen wurde: http://www.rabbihorowitz.com/PYes/ArticleDetails.cfm?Book_ID=905&ThisGroup_ID=234&Type=Article&SID=2

Mittwoch, Oktober 24, 2007

Gedenken an Rachel, Sarah und Rabin

B"H

Seitdem ich meinen "Abendjob" in der Bäckerei aufgab und mich nun tagsüber anderen Dingen zuwende, kann ich endlich meine Abendstunden besser gestalten. Sonntag begann ich einen neuen Kurs, in welchem die Schriften und Philosophien des Rambam (Maimonides) gelehrt werden. Von einer Freundin wurde ich in diesen recht anspruchsvollen Kurs geschleift, der von einem nationalreligiösen Rabbiner unterrichtet wird. Mir gefallen diese Art Shiurim, bei denen man mitdenken muß, was die anwesenden Zuhörer sowie der Rabbiner auch taten. Und da wir nur ein kleinerer Kurs von ca. 12 Leuten sind, ist jeder Teilnehmer zur Mitgestaltung aufgefordert.

Der Rabbiner begrüßte mich mit den Worten: "Willkommen an Bord" und nun soll ich statt einmal gleich zweimal pro Woche zu einem Zusatzkurs erscheinen, denn die anderen Teilnehmer meinten, daß ich mir am Anfang ja nichts entgehen lassen solle. Und somit bin ich dann auch heute Abend beschäftigt. Sonntags und Mittwochs geht also alles um den Rambam und sein manchmal für meine Begriffe allzu rationales Denken.

Dienstags gehe ich zu einem anderen Shiur (Unterricht) mit einem anderen Thema. Die Propheten, wobei wir uns gerade im 7. Kapital vom "Buch Micha" befinden. Der Rabbi ist anders, die Teilnehmer sind anders, aber Abwechselung tut immer gut.

Und bei dem gestrigen Shiur war es dann auch als der Rabbi verkündete, daß seine Frau samt Töchter gerade erst vom Kever Rachel, dem Grabe unserer Vormutter Rachel, zurückgekommen seien.
Rachel, neben ihrer Schwester Lea, die Frau Yaakovs, hat ausgerechnet heute, am Todestag von Yitzchak Rabin, Jahrzeit (Todestag). Seit Tagen wird Kever Rachel, welches sich außerhalb des paläst. Autonomiegebietes vor der Stadt Bethlehem befindet, Hochkonjunktur.

Aufgrund der heutigen Jahrzeit (Todestag) Rachels rollen täglich seit Tagen viele Tausende relig. Juden an und beten in dem Gebäude, in welchem sich das Grab befindet. Vom Jerusalemer Zentralen Busbahnhof rollt die mit schußsicheren Fenstern versehene Buslinie 163 im Zwanzigminutentakt. Die Busfahrt dauert nicht allzu lange, denn Rachels Grab und Bethlehem liegen mehr oder weniger außerhalb Jerusalems. Die Derech Hebron Street hinunter und schon ist man fast dort. Ein Checkpoint der israel. Armee wird nicht passiert, sondern diese Prozedur erfolgt erst nach Kever Rachel, vor der Direkteinfahrt nach Bethlehem (wir Israelis haben eh keinen Zutritt in die Autonomiegebiete).

Eine andere Bekannte berichtete, daß sie auch gestern bei Kever Rachel gewesen sei. Lange habe sie sich vor dem Gebäude erst anstellen müssen, denn wegen des großen Andrangs herrschte Chaos. Eigens wurde ein Eingang und ein gegenüberliegender Ausgang eingerichtet. Man wird halt so von der Menschenmenge durchgeschoben, meinte meine Bekannte. Aber es sei doch sehr ergreifend gewesen und ich solle auch hinfahren.
Ich glaube kaum, daß ich mich irgendwo einfach so durchschieben lassen will und entscheide mich später, denn in der kommenden Woche folgt schon das nächste Event.


Originalblick auf Rachels Grab


Aus Sicherheitsgründen von der israel. Armee eingezäunt. Aktueller Blick auf Rachels Grab


Am Shabbat in einer Woche lesen wir in der Thoraparasha "Chaye Sarah" vom Tode Sarahs, der Frau Avrahams. Und Sarah ist zusammen mit Avraham und den Nachkommen in der Ma'arat HaMachpelah (Gräber von Adam und Eva, Avraham und Sarah, Yitzchak und Rebekka sowie von Yaakov und Lea) in Hebron begraben. Deshalb wird der Shabbat in der nächsten Woche in der Stadt Hebron ganz groß gefeiert werden. Tausende von Menschen verbringen den Shabbat dort und es wird garantiert ein unvergeßliches Erlebnis.


Die Ma'arat HaMachpelah in Hebron


Die Ma'arat HaMachpelah wurde innerhalb der letzten Jahre zum Grund für einen Dauerkonflikt zwischen Juden und Moslems. Juden sehen alle ihre Vorväter dort begraben, denn Avraham hatte die "Höhle", über der sich nun ein riesiges Gebäude befindet, eigens von Ephron gekauft. Es steht außer Frage, daß die Machpelah für Juden von hoher Bedeutung ist.

Doch auch die Moslems sehen Avraham, der bei ihnen Ibrahim heißt, als einen Vorvater. Avraham war nämlich auch der Vater von Ishmael (dessen Mutter Hagar und nicht Sarah war). Von daher sehen Moslems es ebenso als ihr Recht an, in der Machpelah beten zu dürfen. In Frage gestellt wird jedoch, ob die heutigen Moslems wirklich mit den damaligen Ishmaeliten identisch sind.

Seitdem der jüd. Fanatiker Baruch Goldstein im Jahre 1994 in der Machpelah auf betende Moslems schoß und viele von ihnen tötete oder verletzte, entbrannte ein wilder Streit um die Ma'arah. Wem gehört sie ?

Aber Baruch Goldstein ist nicht der Grund dafür, daß die Ma'arat HaMachpelah für uns Juden nur an bestimmten Tagen im Jahr zugänglich ist. Nein, alles wurde durch die Teilung Hebrons zum Politikum.

Erwähnt sei noch, daß die Ma'arat HaMachpelah zugänglich ist, aber da sie aus mehreren Hallen besteht, sind nicht immer alle Hallen geöffnet. Manchmal ist die Halle des Avraham nur für Moslems und dann wieder für Juden. Oder die Halle des Yitzchak ist gesperrt.

In talmudischer sowie kabbalistischer Literatur ist die Ma'arat HaMachpelah der Eingang zum Paradies (Gan Eden) und somit ebenso ein Mystikum.

Ich kann es nicht bestätigen, doch hörte ich, daß Christen kaum oder gar keinen Zutritt haben. Einer der Rechtfertigungen mag sein, daß Avraham der Vorvater von Juden und Moslems war und die Christen mit ihm selbst nichts zu tun haben.

Mehr Details zu Kever Rachel und der Ma'arat HaMachpelah in Hebron:

http://www.nahalat-hevron.org/francais/rachel.htm

http://machpela.com/english/

http://www.hebron.com/english/article.php?id=282

http://www.yarzheit.com/heavensregister/chevron.htm

Dienstag, Oktober 23, 2007

Lebensrettung am Shabbat

B"H

In Exodus 31:13 heißt es: Meinen Shabbat sollt ihr halten.

Der englische Rabbiner, Rabbi Shmuel Boteach, verfasste einen äußerst interessanten Artikel, in welchem er auf die Behauptungen des NT einging, der spätere "Meschiach" der Christen, J.C., habe revolutionäre Erneuerungen eingeführt. So sei das Alte Testament, die Thora, veraltet und bedürfte dringend eben jener Neuerungen.

Rabbi Shmuel Boteach, und nicht nur er, beweisen, daß die sogenannten Erneuerungen eine J.C. niemals stattgefunden haben, denn alles, was J.C. sagte, sei aus der Thora und den mündlichen Überlieferungen, dem Talmud, abgekupfert worden. Kein Wunder, denn J.C. war schließlich Jude und praktizierte seine Religion.

Ein Beispiel von vielen finden wir in der Gemara des Talmud Traktates Yoma auf Seite 85a.

Zitat:

Es geschah einmal, daß Rabbi Ishmael, Rabbi Akiva und Rabbi Elazar ben Azaryah auf einer Straße unterwegs waren…..als die folgende Frage aufkam: Von woher stammt die Idee, daß die Rettung eines Menschenlebens wichtiger ist als der Shabbat ?

Rabbi Ishmael und Rabbi Akiva nennen biblische Quellen aus Exodus 22:1 sowie Numeri 35:34. Der chassidische Kommentator Sefat Emet gibt einen zusätzlichen Kommentar zu Numeri 35:34:
Blutvergiessen ist so schwerwiegend, daß es die Schechinah (G - ttes Anwesenheit) aus Israels Mitte verdrängt und aus dem Grunde ist die Rettung eines Menschenlebens wichtiger als den Shabbat einzuhalten.

Der Talmud Yoma 85b fährt fort: "Der Shabbat wurde den Juden gegeben - aber die Juden wurden nicht dem Shabbat gegeben". Weiterhin nennt die Gemara im Talmud den Grund für die Lebensrettung am Shabbat. Die Einhaltung von G - ttes Gesetzen ist wichtig, aber dennoch darf dadurch niemand zu Tode kommen.

Im Judentum haben wir das Konzept der "Pikuach Nefesh - Die Rettung eines Lebens, auch wenn wir dabei Thoragesetze brechen". Niemand wird am Shabbat einem Hungrigen die Nahrung verweigern oder einem Kranken die Medizin.

Das Prinzip der "Pikuach Nefesh" gilt gleichermassen für die Feiertage einschließlich Yom Kippur. Es ist sogar relig. Pflicht, einen Krankenwagen zu rufen oder jemandem in Not jede nur mögliche Hilfe zu leisten.

Montag, Oktober 22, 2007

Wer kontrolliert die Orthodoxie ?

B"H

Zwei deutsch - jüdische Blogs (Chaim Guski sowie Jüdisches Berlin) berichteten über die "Verstrickungen" des orthodoxen Berliner Rabbiner Yitzchak Ehrenberg. Rabbi Ehrenberg stelle ein Hechscher (Koscherzertifikat) für das deutsche koschere Bier "Simcha" aus.

Nur hat die Sache einen Haken, wie Chaim Guski in seinem Blog richtig feststellte: Deutsches Bier ist grundsätzlich koscher und bedarf gar keines Hechscher. Abscheinend versucht eine christliche Gruppe mit dem Bier Umsatz zu machen und Rabbi Ehrenberg hat sich dem zur Verfügung gestellt und sahnt gleich mit ab . Er werde zum Dank von den christlichen Herstellern eingeladen und dürfe zur Belohnung in der ersten Reihe sitzen. Na, wenn das nichts ist.

Aber Rabbiner Yitzchak Ehrenberg ist mit diesem jüdisch - unorthodoxen Verhalten keinesfalls der einzige orthodoxe Rabbiner in Deutschland, der gegen seine eigene Orthodoxie verstößt.

Wer kontrolliert eigentlich die derzeit fungierenden orthodoxen Rabbiner in Deutschland ? Ist es nur die Europäische Rabbinerkonferenz oder hat auch das israelische Oberrabbinat das Sagen ? Die Orthodoxe Rabbinerkonferenz kann es kaum sein, denn deren Vorsitzender lautet Rabbi Yitzchak Ehrenberg.

Der Fall ist schon einige Jährchen her, doch als ich im Januar 1998 in eine kleine deutsche Gemeinde kam, die sich selbst als orthodox betrachtet, erlebte ich eine Katastrophe nach der anderen und man könnte die Vorkommnisse glatt für filmreif erklären.

In meinen kommenden Artikeln werde ich darüber berichten und auch inwieweit das Oberrabbinat in deutsche Gemeinden eingreifen kann, wenn es zu Handlungen wider jeglicher Halacha kommt. Nicht jeder sich schwarz - weiß kleidende orthod. Rabbiner ist uneingeschränkt religiös, was vor allem in Deutschland gerne übersehen wird. Auch haben einige israel. - orthod. Rabbiner schon in ihrem Heimatland eine nicht gerade den Fachregeln entsprechende Vergangenheit. Sprich, sie sind beim hiesigen Oberrabbinat negativ aufgefallen. Bei der Neueinstellung legen deutsche Gemeinde jedoch meistens keinen Wert darauf, sich offiziell in Israel zu erkundigen, welches Ei sie sich da ins Rabbinernest legen.

Kurz nach meiner Ankunft in der Gemeinde stellten sich erhebliche Widersprüche und Unregelmäßigkeiten heraus, die wenige Jahre danach beim Oberrabbinat und anderen israel. orthodoxen Institutionen zur Sprache kamen. Es wurde ermittelt.

Wie reagierte das Jerusalemer Oberrabbinat, wie die Europäische Rabbinerkonferenz, wie viele andere Rabbiner und wie die Jewish Agency ?

Ich kann nur hoffen, daß sich mittlerweile in deutschen Landen einiges zum Positiven verändert hat und falls nicht, dann können meine privaten Berichte dem einen oder anderen vielleicht eine kleine Hilfe sein.

Sonntag, Oktober 21, 2007

Das Chaos mit der Schemittah - Kaschrut

B"H

Pünktlich mit dem jüdischen Neujahr Rosh HaShana begann das Schemittah - Jahr, welches sich ebenso bis zum nächsten Rosh HaShana hinzieht.

Die Thora verpflichtet uns in jedem siebten Jahr das Land ruhen zu lassen (siehe Vayikra – Leviticus 25:2). Dieses Thoragesetz wird so verstanden, daß wir in Israel, und NUR in Israel, in jedem siebten Jahr keinerlei Pflanzungen oder Ernten vornehmen. Kurz gesagt, wir dürfen das Land nicht bewirtschaften.

Aber nicht nur die Landwirtschaft fällt unter das Schemittah – Jahr. Auch Schulden sollen in jenem Jahr ruhen. Erst nach dem Shemittah – Jahr sollen die Schulden abbezahlt werden. Zu diesem Teil des Schemittah gehe ich nicht ins Detail, denn das Verfahren hierfür (Prozbul) ist recht kompliziert.

Der Jerusalemer Talmud Shevi'it (Talmud Yerushalmi Shevi'it) geht sehr ausführlich auf das Thema "Schemittah" ein, doch weist zugleich darauf hin, daß nicht wenige Gemeinden ihre eigenen Bräuche oder Gesetze haben.

Persönlich gab ich schon im Vorfeld der Diskussionen auf, mich näher mit dem Thema auseinanderzusetzen. Zuviel wurde zerredet und ist immer noch fraglich. In Israel hat fast jede relig. Gruppe ihre eigenen Schemittah – Gesetze, besser gesagt ihr eigenes Koscherzertifikat (Hechscher). Wenn ich Obst und Gemüse einkaufe, dann verlasse ich mich auf das Hechscher des jeweiligen Händlers und ich stelle keine Fragen. Wie soll ich auch nachvollziehen, ob etwas auf israel. Boden von Nichtjuden angepflanzt wurde.

Schemittah gilt NUR in ISRAEL und wenn wir Obst oder Gemüse essen wollen, dann müssen diese von Nichtjuden angepflanzt werden. Beispiel: In den palästinen. Autonomiegebieten. Schon frühzeitig wollte die anti – zionistische Dachorganisation Edah HaCharedit aus Mea Shearim mit der Hamas in Gaza ein Abkommen treffen, denn man braucht ja schließlich Essbares. Aber auch auf dem nationalrelig. Und haredisch – litvishen Sektor tat sich einiges.

Da gibt es das Hechscher (Zertifikat) des aschkenazischen Oberrabbiners, Rabbi Jonah Metzger, oder das strengere des geistigen Oberhaupt der litvishen Haredim, Rabbi Eliyahshiv aus Bnei Brak. Das Hechscher der Nationalreligiösen unterliegt teilweise dem Oberrabbiner von Ramat Gan, Rabbi Yaakov Ariel.

Das Oberrabbinat zog rechtzeitig aus, um jeden israel. Bauern über die Schemittah – Regeln aufzuklären. Durch ein kompliziertes Verfahren des Oberrabbinates wurden Ländereien provisorisch verkauft, damit der israel. Bauer auf seinen Feldern etwas anbauen kann, die ihm formell nicht gehören. Aufgrund dieser Ausnahmeregelung sind die Bauern in der Lage, keine allzu großen finanziellen Verluste hinnehmen zu müssen.
Die provisorischen Kaufverträge werden vom Oberrabbinat geprüft und dementsprechend werden die Koscherzertifikate für das Schemittah – Jahr ausgestellt. Auch die Regierung muß auf diesen Verträgen ihre Unterschrift hinterlassen.

In der Regel heißt das Schemittah – Zertifikat des Oberrabbinates "Ozer HaAretz", welches Hechscherim (Koscherzertifikate) a la "Kascher Le' Mehadrin" ausstellt. Hierzu gaben der kürzlich verstorbene Rabbiner, Rabbi Avraham Shapira, sowie der sephardische Rabbiner, Rabbi Mordechai Eliyahu, ihre Erlaubnis. Viele Nationalreligiösen jedoch machen dem Oberrabbinat Konkurrenz und mittlerweile hat sich auch der Landwirtschaftsminister eingeschaltet.

Wer behält bei der ganzen Bürokratie überhaupt noch den Überblick ?

Das Oberrabbinat scheint eine Vormachtsstellung zu haben, doch werden deren für koscher erklärte Produkte kieneswegs von chassidischen Gruppen verzehrt. Nicht, daß alles gänzlich unkoscher ist, doch gibt es besonders auf dem Sektor der israelischen Kaschrut viele politische Komplikationen. Zuviele Organisationen sind miteinander zerstritten, betrachten sich aber selbst als koscher und die Konkurrenz nicht. Bestes Beispiel ist unsere Bäckerei, in der wir das Hechscher der Belzer Chassidim haben.

Nun muß man wissen, daß Belz bis Anfang der 80iger Jahre Mitglied der Edah HaCharedit war und diese plötzlich verließ und sich der Agudat Israel anschloß. Die Mitgliedergruppen der Edah (Satmar, Dushinsky, Brisk, Toldot Aharon, Avraham Yitzchak und einige Breslover) sahen dies als Verrat an der Edah HaCharedit, denn Belz schloß sich jener Organisation (Agudat Israel) an, welche in der Knesset vertreten ist und den Staat Israel anerkannt. Seither besteht zwischen Belz und der Edah ein Kleinkrieg und keiner der jeweiligen Mitglieder ißt vom Koscherzertifikat des anderen.

Die Edah HaCharedit hat ihr Badatz (Beit Din Zedek) und Belz hat sein eigenes. Das Rabbanut ist das weitverbreiteste Zertifikat mit ihren "Kascher Le'Mehandrin" und das noch bessere "Kascher Le' Mehadrin Min HaMehadrin". Wer kann mir bei den Oberrabbinatzertifikaten den Unterschied erklären, außer vielleicht dem höheren Preis, den die Geschäftsleute zahlen müssen ?

Die beiden Zertifikate der Badatze sind schwerer zu erfüllen, denn dort werden sämtliche Zutaten, die Sauberkeit der Fabrikation und selbst die Angestellten überprüft. Laut der jüdischen Halacha dürfen nämlich NUR halachische Juden einen Koch – oder Backvorgang einleiten. Nur sie sind befugt, einen Herz anzuzünden. Sollte dem nicht der Fall sein, muß ein halachischer Jude zumindest das Essen einmal umgerührt haben. Die beiden Badatze (Belz sowie die Edah) erkennen letzteres kaum an und wollen halachische Juden in der Fabrikation sehen. Das Oberrabbinat geht in solchen Angelegenheiten oftmals zu lax um, kassiert aber massig bei den Herstellern ab.

In Israel ist es Gesetz, daß jeder Lebensmittelhersteller eine offizielle Erlaubnis des Oberrabbinates haben MUSS. Dabei ist es egal, ob er sein eigentliches Koscherzertifikat von der Edah HaCharedit oder woanders her bezieht. Grundvoraussetzung für ALLE ist die generelle Erlaubnis des Oberrabbinates.
Unsere Bäckerei wurde von Belz nicht darauf hingewiesen und bekam somit eine saftige Geldstrafe vom Oberrabbinat.

Hinzu kommt, daß uns die Belzer Maschgichim (Koscherbeauftragten) genauestens vorschreiben, beim wem wir die Zutaten einzukaufen haben. Schemittah – Zertifikate des Oberrabbinates werden von Belz grundsätzlich nicht anerkannt. Auch werden Zutaten, die nicht vom Schemittah abhängig sind und das Zertifikat des Oberrabbinates tragen, abgelehnt. Aber nicht nur das, Belz lehnt gleichzeitig jene Produkte ab, welche mit dem Stempel der Edah HaCharedit versehen sind. Kurz gesagt, unsere Bäckerei steht momentan unter der Knute von Belz und sucht nach einem Ausweg. Eine Möglichkeit ist im Gespräch und falls sie greift, wird Belz uns boykottieren oder noch besser, einen Bann über uns erlassen.

Die Politik zwischen Belz und der Edah HaCharedit geht auf die Kosten vieler einzelner Geschäftsleute. Da bekommen wir Zutaten geliefert, welche ein Zertifikat der Edah tragen und Belz läßt die Lieferung in Belz – Produkte umtauschen. Ob die Edah ihrerseits genauso handelt, ist mir nicht bekannt. Genauso wie Belz das Oberrabbinat ablehnt, arbeiten beide jedoch sehr häufig und gerne zusammen. Vor allem, wenn es um den Austausch jener Gelder für das Koscherzertifikat geht.

Wenn Händler, Restaurantbetreiber etc. sich entschliessen, koschere Ware herzustellen, dann ist ein Zertifikat ein MUß. Ohne dieses kommt keine relig. Kundschaft und gerade in Jerusalem macht diese Art der Kundschaft den Großteil des Umsatzes aus.
Der nächste Schritt ist die Entscheidung, welches Zertifikat der Hersteller beantragen will. Das Oberrabbinat ist billiger als die Badatze, doch wird es nicht von jedem anerkannt. Die beiden Badatze Belz sowie die Edah sind automatisch höher eingestuft und somit angesehener beim Verbraucher.

Doch dann geht das Geplänkel auch schon los. Die Zutaten müssen ein ebenso entsprechendes Zertifikat haben und wenn dem nicht so ist, wird kein Endzertifikat ausgestellt. Belz macht uns derzeit die Hölle so heiß, sodaß uns fast nur teure Belz – Zutaten untergeschoben werden. Manchmal haben wir Lieferengpässe und müssen auf neue Zutaten warten, was Zeit und Geld kostet.

Einmal bestellten wir Zutaten mit dem sephardischen Zertifikat "Beit Yosef – nach Rabbi Yosef Karo (dem Autor des Schulchan Aruch)" und bei Belz bekam man fast einen Nervenzusammenbruch. Die sephardische Ware ging sofort zurück. Nun haben wir bezüglich des Schemittah – Jahres Oberrabbinatsprodukte, was Belz wiederum nicht anerkennt.

Die Bäckerei ist kein Einzelfall und vor allem im Schemittah – Jahr hat Otto Normalverbraucher keine Chance mehr. Wer sich selbst helfen will, der kaufe sich das Buch des "Schemittah – Führers".

Ich glaube kaum, daß G – tt sich das alles einmal so kompliziert vorgestellt hat.

Die schwarzen und weißen Buchstaben in der Thora

B"H

Rabbi Mordechai Machlis gab gestern kurz vor Shabbatausklang, bei seiner traditionellen dritten Shabbatmahlzeit (Se'udat Shlishit) eine kurz Ansprache über ein vielen unbekanntes Thema. Die etwa dreißig Anwesenden hörten gebannt zu.

Zuerst begann er mit einer Gemara aus dem Talmud Traktat Bava Batra 91a. Dort nämlich werden die Namen berühmter Frauen aufgeführt, welche im Tanach (Thora, Propheten und Schriften) nicht ausdrücklich aufgeführt sind.

Laut dem Talmud Bava Batra 91a hieß die Mutter unseres großen Vorvaters Avraham Amatlai (Amtelai) Bat Karnevo. Zu Unrecht ist in der Thora immer nur von gewissen berühmten Männern die Rede, doch oftmals nie von deren Frauen. Andererseits können wir die Vorväter, König David oder Shimshon (Samson) nicht verstehen, wenn wir deren Mütter nicht kennen.

Die Mutter von Avraham hieß also Amatlai (Amtelai) Bat Karnevo (die Tochter des Karnevo). Nicht nur sein Vater Terach findet damit Erwähnung.

Daß der Vater König Davids Yishai hieß, ist fast allen bekannt, doch wie hieß seine Mutter ? Die Antwort des Talmuds lautet: Nitzevet Bat Adael (Nitzevet, die Tochter des Adael).

Außerdem wird der Name der Mutter Shimshons (Samsons) genannt: Zelelfonit.

Viele Fakten, die uns nicht in der schriftlichen Thora übermittelt wurden, werden dagegen in der mündlichen Thora, dem Talmud, genannt.

Und woher wissen wir dies alles so genau ?

Die mündliche Thora wurde genauso wie die schriftliche am Berg Sinai von G – tt an Moshe weitergegeben.

Wozu brauchen wir die mündliche Thora, wenn wir doch die schriftliche haben ?

Um die uns gegebenen Mitzwot (Gesetze) ausführen zu können, bedarf es ausgiebiger Details, welche in der schriftlichen Thora nicht immer gegeben sind. Die besten Beispiele hierfür sind die Kaschrut – Gesetze (was ist koscher) oder jene mehr als komplizierten Opferungsgesetze, die uns unter anderem erst durch den Talmud Traktat Zevachim ausführlich dargestellt werden.

Des Weiteren haben wir im Judentum ein sehr eindeutiges Konzept, welches besonders in der Kabbalah sowie der Chassidut beschrieben wird.

Die Thora besteht NICHT nur aus den uns ersichtlichen schwarzen Buchstaben der Worte, sondern genauso stellen die weißen Stellen um jene schwarzen Buchstaben weitere Buchstaben dar. Vieles ist uns verborgen und wir müßen lernen, nicht nur die schwarzen Buchstaben zu lesen.

Aus der Thora selbst erfahren wir aus den ersten Sätzen des Schöpfungsprozesses in Bereshit (Genesis), daß G – tt sagte:"…..und es werde Licht".

Licht ?

Erschuf Er nicht erst die Planeten Sonne und Mond am Mittwoch und nicht schon am ersten Tag ?

In talmudischer sowie kabbalistischer Literatur wird das Licht, welches am ersten Tag der Schöpfung erstrahlte, "Or Ein Sof" (auch Or HaGanuz – das Verborgene Licht) genannt.

Die Gemara im Talmud Chagigah 12a kommt daher zu dem Schluß, daß es sich bei dem Licht vom ersten Tag um ein "spirituelles Licht" handelte und erst die Sonne und der Mond am vierten Tag das materielle Licht bildeten. G – tt sah, daß kommende Generationen Sein "Or Ein Sof" zum Negativen benutzen und verbarg es daher nach den sieben Tag des Erschaffungsprozesses (u.a. Rashi und der Maharal von Prag in Gur Aryeh).

Da das spirituelle Licht für uns uneinsehbar ist und es erst mit dem Eintreffen des Meschiach wieder zum Vorschein kommt, besteht unsere Aufgabe darin, es zu suchen. Das kabbalistische Buch Zohar lehrt, daß ein jeder von uns dieses Licht beim Thorastudium findet und es erstrahlt. In der Chassidut (Chassidismus) nimmt dieses Thema einen breiten Raum ein und wurde schon vom Baal Shem Tov als besonders wichtig hervorgehoben. Nicht nur die schwarzen Thorabuchstaben sind daher von höchster Bedeutung, sondern auch die weißen, denn durch all jene Buchstaben fließt das Or Ein Sof (Or HaGanuz). Besonders berühmt für die Deutungen der weißen Buchstaben wurde der große chassidische Rabbiner, Rabbi Levy Yitzchak von Berditchev.

Es heißt, daß G – tt uns die Bedeutung der weißen Buchstaben erst im messianischen Zeitalter offenbart und diese die gesamten Erklärungen zu den schwarzen Buchstaben unserer Thora sowie eine "neue" Thora enthalten.

Aber nicht nur das ausgiebige Thorastudium läßt das "Verborgene Licht" erstrahlen. Auch das Talmud – Studium ist von äußerster Wichtigkeit, denn es ist Teil der Thora. Und ohne die mündliche Ueberlieferung sind wir oftmals gänzlich ausserstande, die schriftliche Thora zu verstehen.

Die Rebben im Urlaub

B"H

Letzten Freitag Abend keinen chassidischen Tisch und auch gestern Abend war weder bei der Chassidut Toldot Aharon noch bei Toldot Avraham Yitzchak etwas geboten. Kein Rebbe und kein Tisch. Stattdessen sah man deren Chassidim in den Straßen Mea Shearims auf und ab wandern. Entweder beim Abendspaziergang mit der Familie oder allein auf der Suche nach einem anderen Tisch.

Aber nicht nur, daß bei den beiden chassidischen Gruppen nichts los war, auch bei der Chassidut Dushinsky gab es keinen Tisch und so beschlossen meine Freundin und ich uns auf den Heimweg zu machen.

Dennoch bekamen wir die Information, daß die beiden Rebbes der Toldot Aharon, Rabbi David Kahn, sowie sein Bruder, der Rebbe von Avraham Yitzchak, Rabbi Shmuel Yaakov Kahn, in der Stadt Beit Shemesh auf Urlaub weilen.

ca. 20 km vor den Toren Jerusalems hat das einzige Provinznest Beit Shemesh sich zu einem Geheimtip für Häuslebauer entwickelt. Grundbesitz und Mieten sind niedriger als in Jerusalem, neue haredische (ultra - orthod.) Stadtviertel sind entstanden und neue Arbeitsplätze wurden auch geschaffen. Vor allem in der HighTech Branche. Mittlerweile ist es in vielen Zweigen der HighTech Branchen in Jerusalem und insbesondere in Beit Shemesh so, daß fast ausschließlich nur noch haredische Frauen eingestellt werden, denn gerade sie gelten als besonders zuverlässig und ambitioniert.

Selbst viele chassidische Gruppenmitglieder ließen sich in Beit Shemesh nieder und die Avraham Yitzchak genauso wie Toldot Aharon haben ihre eigenen kleinen Stadtteile errichtet. Beide Rebbes also statteten ihren dortigen Mitgliedern einen Besuch ab.

Ab diesem Freitag jedoch läuft alles wieder wie gehabt und bei beiden Gruppen wird in Jerusalem der reguläre Tisch stattfinden.

Wir dagegen planen einmal wieder mehr einen Besuch beim Tisch der Chassidut Belz und da der schon gegen 1.00 Uhr früh endet, bleibt immer noch genügend Zeit, zu den anderen beiden Gruppen zu gehen.

Freitag, Oktober 19, 2007

Das endlose "Schemittah - Thema"

B"H

Alle sieben Jahre wieder. Dann gehen sie von vorne los, die Endlosdiskussionen.

Welches Obst und welche Früchte sind im Schemittah - Jahr für den Verbraucher koscher genug ? Das Oberrabbinat legt seine Richtlinien fest, andere relig. Institutionen tun das ihre und auch die haredische Welt kocht ihr eigenes Sueppchen.

Wer kauft bei welchem Händler und was darf ich essen ? Dazu kommt, dass sephardische Juden strengere Richtlinien haben als aschkenasische Juden.

Wer macht was und wer darf das ?

In einem extra Beitrag plane ich einige Details zu erklären. Und das als jemand, der alles andere als ein Gartentyp, sondern eher ein eingefleischter Stadtmensch ist. Das Thema ist jedoch sehr kompliziert, dass weder Ihr noch ich hinterher soviel mehr wissen werden.

Vorab ein paar Infos:

http://www.shemittah.com/shemittah-solutions.html

Gewarnt wird vor: Kibbutz Ramat Rachel

B"H

Schon wochenlang geistert eine besondere Meldung durch die religiöse (nationalrelig. sowie haredisch) israelische Presse. Kibbutz Ramat Rachel, der sich sozusagen mitten in Jerusalem befindet, beherbergt immer wieder Kongresse verschiedener christlicher Missionarsorganisationen. Darunter auch jene der messianischen Juden.

Ramat Rachel ist ein wohlhabender Kibbutz, der mit seinem Kongresszentrum die Mehrheit seines Einkommens erzielt. Auch eignet sich das Zentrum für Hochzeiten. Ich selbst war dort vor einigen Jahren zu einer Hochzeit eingeladen und muss sagen, dass es landschaftlich genial war.

Aber nichtsdestotrotz macht Ramat Rachel derzeit mit negativen Schlagzeilen auf sich aufmerksam. Anscheinend denkt man im Kibbutz an die Wirtschaftlichkeit und weniger an die Moral. Von daher finden fast monatlich Kongresse christl. Missionare in den Einrichtungen Ramat Rachels statt.

Die israelische Anti - Missionsorganisation Yad le'Achim rief nun die Bevölkerung auf, Kibbutz Ramat Rachel generell zu meiden.

Donnerstag, Oktober 18, 2007

Parashat Lech Lecha

B"H

Die Thoralesung für diesen Shabbat

Soweit berichtete uns die Thora ueber Adam, Noach und deren Generationen. Weder Adam, Noach noch deren Zeitgenossen waren Juden. Die Geschichte des Jüdischen Volkes beginnt mit Avraham.

Von Noach bis Avraham waren es zehn Generationen und wieder wurde Götzendienst betrieben. Die Familie Avrahams befand sich damals in Ur Kasdim, im heutigen Irak. Als Avraham geboren wurde, war sein Vater Terach siebzig und Shem, der Sohn Noachs, war 390 Jahre alt. Ebenso lernte Avraham noch Noach kennen, denn dieser verstarb erst als Avraham schon 52 Jahre alt war.

Wie ich in Parashat Noach schon erwähnte, unterlagen die ersten Generationen unserer Weltgeschichte einem völlig anderen DNA, welcher ihnen eine erstaunlich lange Lebenserwartung garantierte. Nach und nach jedoch wurde fast jede Generation von G – tt bestraft, indem die Lebenserwartung verkürzt wurde. Anhanddessen sollten sie zu der Einsicht kommen, nur einem G – tt zu dienen und sozusagen Teshuva (Rückkehr zu G – tt) zu tun. Aber auch die damalige Menschheit lernte nichts dazu.

Laut Midrash Rabbah und Aggadah betete selbst Avrahams Familie Götzen an. Sein Vater Terach war einer von Nimrods Ministern und betrieb nebenbei einen Souvenirladen mit Götzendienst - Statuen. Sein Sohn Avraham kam dennoch zu der Überzeugung, dass es nur einen G - tt geben kann, der die Welt ALLEIN erschuf und regiert.

Wie kam er zu dieser Überzeugung ?
Eines Tages war er auf der Suche nach dem einen richtigen G - tt, schaute auf zur Sonne und dachte, diese sei G - tt. Die Sonne ging abends unter und der Mond kam heraus. Avraham dachte, dass der dann wohl G - tt sein müsse. Doch auch der Mond verschwand am Morgen und Avraham erkannte, dass es einen einzigen wahren G - tt geben muß, der über allen Dingen steht. Er begann zu beten und G - tt Seinerseits zeigte sich Avraham. Dem Rambam (Maimonides) zufolge war Avraham vierzig Jahre alt als er zu der Erkenntnis gelangte, daß es nur einen G – tt gibt. Im Talmud Traktat Nedarim 32a dagegen heißt es, daß Avraham schon im Alter von drei Jahren zu der Erkenntnis kam.

Die Einzigartigkeit Avrahams besteht darin, trotz einer dem Götzendienst verfallenen Umgebung und Familie, allein den einzig wahren G – tt erkannt zu haben. Immer wieder taucht die Frage auf, warum G – tt ihn denn nicht selbst kontaktierte. Aber es gilt: Jeder, der eine Beziehung zu G – tt haben will, muß Ihn erst selbst finden und dann ist G – tt bereit, Weiteres zu tun.

Vater Terach war alles andere als begeistert, daß sein Sohn nur noch einen G - tt anbetete. Noch dazu wo sein Sohn sämtliche Statuen im Laden seines Vaters einfach zerschlug und der mißbilligenden Kundschaft verkündete, daß diese Statuen keine G – tter seien, sondern einfache Gegenstände. Terach informierte daraufhin König Nimrod.

Noch in der vorherigen Parashat Noach erfahren wir, daß Terach drei Söhne hatte: Abram (später bekam er von G – tt den Namen Avraham), Nachor und Haran. Weiter heißt es, daß Haran zu Lebzeiten Terachs starb und laut der kabbalistischen Midrash Sefer Seder HaDorot war dies der erste Vorfall in der bisherigen Geschichte, daß ein Sohn vor seinem Vater verstarb.

Midrash und Aggadah informieren uns über den genauen Verlauf. Nachdem Terach König Nimrod informiert hatte, wollte dieser Avraham bestrafen und ließ ihn öffentlich durch ein großes Feuer laufen. Es versteht sich von selbst, daß alle Avrahams Tod erwartet hatten und sie es nicht fassen konnten als er lebend aus dem Feuer kam.
Nimrod handelte und schickte ebenso Avrahams Bruder Haran in das Feuer. Haran erlag seiner eigenen Schwäche, denn er war immer auf der Seite eines Winners. Er dachte sich, daß wenn G – tt seinem Bruder Avraham half, er dies auch bei ihm tun würde. Was er dabei vergaß war, daß Avraham an G – tt glaubte und nicht nur einfach mal eben auf dessen Seite war, um dem Feuer zu entkommen. So kam es, daß Haran im Feuer umkam.

Später musste Avraham samt Familie flüchten und ließ sich in Haran (heute Syrien) nieder. Es geschah in Haran, dass G - tt zu Avraham sprach: "Gehe hinaus in ein Land, verlasse Deine Lieben und Deines Vaters Haus, und gehe in ein Land, das ich dir zeigen werde."
Und was tat Avraham ? Er zögerte nicht, sondern machte sich sogleich auf den Weg.
"Lech Lecha" heisst wörtlich uebersetzt "Geh zu dir selbst". Laut Rashi heisst das: "Geh, denn es ist zu deinem Besten".

Die Rashi – Interpretation will uns sagen, daß G – tt Avraham fortschickte, um ihn so vor dem negativen Einfluß seiner Umwelt zu schützen. Doch war der negative Einfluß zur damaligen Zeit nicht überall zu spüren ? Schließlich gab es auch im Lande Canaan haufenweise Götzendienst und Canaan wurde Avrahams Ziel.

An dieser Stelle möchte ich eine chassidische Interpretation des Sefat Emet (Rabbi Yehudah Aryeh Leib aus Ger) einbringen. Dieser sagte, daß Avraham sich auf den Weg machte, weil G - tt es ihm aufgetragen hatte. Einen Gedanken, daß alles zu seinem Besten sei, gab es seitens Avraham nicht.
Der Sefat Emet sieht die biblische Story ebenso metaphorisch: Als Avraham Haran verließ, war dies auch eine spirituelle Verwandlung. Jeder von uns sollte nach Perfektion streben, mit welcher wir in der Lage sind, immer höhere Level zu erreichen. Das ganze Leben ist eine Reise, die uns von Level zu Level führt und, wie Avraham, sollten wir das Richtige tun. Perfektion durch Einhaltung der Gebote.

Die Midrash Rabbah stellt die Frage, warum G - tt Avraham nicht zumindest wissen ließ, wohin die Reise gehen sollte. Um ihn später für jeden Schritt, den er unternahm, zu belohnen. So lautet die Antwort. G – tt gab Avraham zehn Tests, um seine Ernsthaftigkeit zu testen. Der erste Test war "Lech Lecha" – in ein anderes Land zu ziehen.

Warum bedarf es solcher Tests, wenn es doch offensichtlich ist, daß Avraham zu G – tt steht ?

Die Tests zeigen wieder einmal mehr den "Freien Willen", den die Menschheit von G – tt erhielt. Täglich unterliegen auch wir Tests, ohne es zu merken. Tun wir das Richtige oder das Gegenteil ? Ein Ausruhen auf den guten Taten gibt es nicht, sondern stündlich warten neue Herausforderungen auf uns.

Die Gemara in den Talmud Traktaten Sanhedrin 97a sowie Avodah Zarah 9a lehrt, daß die Welt 6000 Jahre bestehen wird. Die ersten 2000 Jahre sind gleichzusetzen mit der Olam HaTohu, welche vor der materiellen Erschaffung der Welt herrschte. Die Welt des Tohu ist eine Metapher für die "Gedankenwelt G – ttes" als Er die Welt erschuf und noch vor der materiellen Erschaffung Chaos herrschte.

Die ersten 2000 Jahre waren also Chaos, wie wir an den Generationen sehen. Erst Avraham leitete die zweiten 2000 Jahre ein, die da ganz im Sinne der Thora stehen. Obwohl die Thora erst Jahre später Avrahams Nachfahren am Berg Sinai gegeben wurde, lebte Avraham ein thorawürdiges Leben. Die letzten 2000 Jahre werden die Ankunft des Meschiach einleiten.
Diejenigen, die an einer detaillierten Berechnung dieser Zeit interessiert sind, können diese im Artscroll – Talmud in Avodah Zarah 9a finden. Wenn grosses Interesse besteht, kann ich jederzeit einen eigenen Beitrag zu diesem Thema verfassen.

Ein oft diskutiertes Thema in kabbalistischer Literatur ist die Art und Weise wie Avraham die Prophezeihungen G – ttes empfing. Hierbei wird unterschieden zwischen ihm, Moshe und den späteren Propheten. In einem extra Beitrag werde ich auf dieses Thema ausführlich eingehen. An dieser Stelle sei nur soviel gesagt, daß der Empfang einer Prophezeihung immer vom Intellekt der eigenen Neshama (Seele) abhängt. Intellekt heißt nicht, daß jemand ein Professor sein muß, sondern der Intellekt bezieht sich auf die Beziehung zu G – tt. Des Weiteren gibt es unterschiedliche Level von Prophezeihungen, wobei Avraham seine Botschaften im Schlaf erhielt, Moshe jederzeit Zugang zu G – tt hatte und die Propheten ausschließlich Parablen sahen, welche sie im gleichen Moment in der Lage waren zu deuten.

Viele Dinge können wir von Avraham lernen und ihn als Beispiel nehmen. Zum einen die Erkenntnis, daß es nur einen uneingeschränkten ewigen G – tt geben kann. Nichts in dieser Welt existiert ohne das G – tt es erschaffen hat und alles kann in Gutes umgewandelt und bis hin zum eigentlichen g – ttlichen Ursprung zurückverfolgt werden.

Kaum jemand ist auf dem Level von Avraham, dennoch sollte es unser aller Ziel sein, der Kedusha (Heiligkeit) etwas näher zu kommen (Noam Elimelech). Dieses mag in dem ein oder anderen eine Art Streß hervorrufen, denn jeder einzelne hat individuelle Fähigkeiten und Veranlagungen. Nicht jeder schwebt in höheren Spähren herum und verfügt über eine hohe Selbstdisziplin. Hierzu sagte schon der berühmte Vilna Gaon, daß jeder nach seinem eigenen Level versuchen sollte, ein Leben nach der Thora zu führen (wobei bei Nichtjuden die Sieben Mitzwot Noachs gelten).

Shabbat Shalom

Zweifelhafte Konversionshilfe

B"H

Mehr als vierzig nationalreligiöse Rabbiner sollen bereit sein, ein vom Rabbanut (Oberrabbinat) unabhängiges Beit Din (rabbinisches Gericht) zu bilden, um so den Massenandrang der potentiellen Konvertiten zum Judentum in Israel voranzutreiben.

Das Oberrabbinat konvertiere im Höchstfall jährlich 2000 Kandidaten und den Rest setze es aus unterschiedlichen Gründen auf lange Wartelisten. Die Gründe dafür sind vielfältig, doch sei die Mehrheit der Konversionskandiaten nicht bereit, nach ihrem Giur (Konversion) ein religiöses Leben laut der Halacha zu führen.
Das haredisch geleitete Rabbanut erwarte dies jedoch von einem ernsthaften Kandidaten und daher gehe die Mehrheit der Kandidaten schon gar keine Verpflichtungen mit dem Rabbanut mehr ein.

Die mehr als vierzig nationalreligiösen Rabbiner sollen dies nun ändern. Ein etwaiges eigenes Beit Din solle Konversionen durchführen, aber das Resultat wäre, daß diese NICHT vom Rabbanut anerkannt werden. Die Auswirkungen kann sich jeder vorstellen: Immer mehr kommt es in Israel zu einem Giur unterschiedlicher Klassen.

Hier die Konvertiten aus haredischen Kursen (z.B. Rabbi Nissim Karelitz), welche die erste Garde bilden. Ein Karelitz - Giur ist unumstritten, auch in der haredischen Gesellschaft.

Die zweite Klasse bilden die Konvertiten aus anerkannten nationalreligiösen Kursen, wobei sich die Absolventen in jene aufteilen, die ein halachisches Leben führen und jene, die dies nach dem Giur nicht mehr tun.

Alles andere fällt in die dritte Kategorie: nicht anerkannt und äußerst fragwürdig.

Schon lange kritisieren haredische Tageszeitungen das Vorgehen der Nationalreligiösen. Und dies auf allen Gebieten und nicht nur zum Thema "Giur". Die Nationalen driften immer mehr ab und sind national, aber das religiös sei einmal in Frage gestellt.

Ich kenne die Namen deren, die sich zu dem Projekt bereiterklärt haben nicht, doch möchte ich einen Rabbiner, der dem Projekt nahesteht, erwähnen. Es ist unbestreitbar, daß orthod. Rabbiner einigen Konvertiten helfen müssen, die immer unüberwindbarer werdenden Hürden des Rabbanutes zu passieren, doch rate ich jedem Kandidaten, sich vorher gründlichst über den helfenden Rabbi zu informieren.

Ich nenne hier nur einen Fall, in dem ein Rabbi hilft, doch andererseits halachisch zweifelhafte Ansichten vertritt. Als mir vor wenigen Tagen ein Buch mit zweifelhaftem relig. Inhalt von einem mehr als zweifelhaftem Autor (das Buch würde niemals von einem relig. Verlag gedruckt werden und wurde privat gedruckt) in die Hände fiel, sah ich voll Erstaunen, daß der so hilfsbereite Rabbi ein Vorwort für eben jenes Buch schrieb. Als ich es weiteren Leuten zeigte, waren diese entsetzt, vor allem jene, denen der Rabbi hilft. Mit solchen Leuten will man sich auch als Konversionskandidat lieber nicht identifizieren und hält Abstand.

Die Regierung sowie der sephardische Oberrabbiner, Rabbi Shlomo Amar, haben noch nicht entschieden, ob diese vierzig Nationalreligiösen grünes Licht erhalten oder nicht. Die Rabbiner selbst sehen sich als orthodox und planen ihre rabbischen Gerichte auch so zu führen. Staatliche Stellen dagegen sind der Ansicht, daß irgendwelche Volontäre keine Berechtigung haben, rabbinische Entscheidungen zu treffen.

Mittwoch, Oktober 17, 2007

Egotrip eines Mörders

B"H

Wenn ich bis heute etwas partout nicht ausstehen kann, dann ist das die Pseudo - Religiösität des Rabin - Mörders Yigal Amir und den fanatischen Haß auf alle Religiösen der inzwischen verstorbenen Rabin - Gattin Lea Rabin.

Bei dem zu lebenslanger Haft verurteilten Yigal Amir bin ich mir nie sicher, welcher relig. Gruppe ich ihn zuordnen soll. Da gibt er sich lässig mit schwarzer Samt - Kipa auf dem Kopf, was ihn theoretisch zu einem Haredi (Ultra - Orthod.) machen würde. Andererseits aber pflegte er seine meisten Kontakte vor dem Rabin - Mord am 4. November 1995 in der nationalrelig. Szene.

Amir war bekannt dafür, Shabbatessen zu organisieren und vertraute sich hie und da schonmal einem Freund an, daß ja der Ministerpräsident umgebracht gehöre, weil er mit seiner Friedenspolitik den Palästinensern gegenüber die Existenz unseres ganzen Landes gefährde. Manche nahmen ihn ernst, die Mehrheit jedoch nicht.

Yigal Amir war ein Jurastudent an der Bar Ilan University in Ramat Gan bei Tel Aviv. Bar Ilan hat einen relig. Ruf, doch sind heutzutage nur etwa 60% der dortigen Studenten religiös. Nationalreligiös wohlgemerkt, denn für richtige Haredim (Ultra - Orthod.) ziemt sich kein Besuch an einer Uni.

Nach dem Mord wurden Bar Ilan Studenten teilweise zu Sündenböcken erklärt, aber ein mehrköpfiger externer Untersuchungsausschuß stellte fest, daß die Uni keinerlei negativen Einfluß auf Yigal Amir hatte und sie keineswegs mit der Tat in Verbindung steht.

Yigal Amir wuchs im Küstenort Herzliya auf und seine Familie machte später in den israel. Medien einen eher verwirrten Eindruck. Vor allem seine Mutter und zwei seiner Brüder. Eine Hausdurchsuchung wurde sogar life im TV übertragen und die Familie legte sofort los mit einer Beschimpfungswelle gegen die Nation. Bis heute besuchen ihn seine Eltern regelmäßig im Knast, in dem er in einer kameraüberwachten Einzelzelle sitzt.

Es ist nie richtig klar geworden, wer genau Amir anstachelte und ob ein Einfluß von Rabbinern stattfand. Er habe sein Land verteidigen wollen und einen jüdischen Verräter darf man der Thora zufolge, so Yigal Amir, liquidieren. Aus.

Gleich nach der Tat fiel Amir durch sein breites arrogantes Grinsen auf. Nachdem die Schüsse fielen und kurz darauf Rabins Tod verkündet wurde, hatten wir alle einen moslemischen Täter erwartet. Aber was kam stattdessen ? Ein junger Kipaträger ließ sich widerstandslos abführen. Das hat uns alle fast aus den Fernsehsesseln gehauen.

Seinen Prozess verbrachte Amir ebenso grinsend, so als ob ihn das alles nichts angehe. Kein Wort der Reue oder einer ernsthaften Erklärung, sondern nur ein zynisches Grinsen. Ein Grinsen übrigens, was er bis heute beibehalten hat. Ob er seine frischgebackene Ehefrau Larissa Trimbovler auch so angrinst ?

Diese soll in diesen Tagen ihr Kind zur Welt bringen und Amir stellte einen Antrag, daß falls es sich bei dem Neugeborenen um einen Sohn handelt, er acht Tage später zur Brit Milah (Beschneidung) fahren darf. Nichts war es mit dem Hafturlaub, denn offizielle Stellen lehnten ab. Amir wird an einer eventuellen Brit seines eventuellen Sohn nicht teilnehmen.

Nach dem Mord fragten sich alle WARUM ? Doch Yigal Amir grinste und gab konfuse Meinungen von sich. Ich weiß nicht, was die Familie Rabin mehr in Rage brachte. Der Mord an Yitzchak oder das aufgesetzte Grinsen des Mörders. Fest steht, daß Yitzchaks Gattin Lea schon immer einen Haß gegen die Religiösen hegte und dies auch nie verbarg. Bei jeder Gelegenheit hetzte sie und als ihr Gatte umkam, war Lea Rabin nicht mehr zu bremsen.

Das Land passe ihr nicht mehr und sie denke daran, die Koffer zu packen, um in die USA auszuwandern. Kurz vorher gab die Pro - Rabin - Initiative den Sticker "Shalom Chaver - Goodbye Friend (gesagt von Bill Clinton)" aus und nach Leas "Auswanderungsgekeife" gab es gleich einen neuen Sticker "Shalom Lea - Goodbye Lea". Nichts nehmen Israelis so übel als wegen jeder Lappalie zu drohen, das Land zu verlassen.

Lea sah sich von Feinden umgeben, die da die Religiösen hießen. Aus ihrer Trauer heraus oder auch einfach so, erklärte sie ihren Privatkrieg gegen die Religion. Im Ausland verehrt und geliebt, in Israel schnell als komplette Nervensäge abgestempelt, denn teilweise gab sie druckreife Sprüche a la Dieter Bohlen ab.
Sie kommuniziere täglich mit Yitzchak und täte ihm erzählen, wie sehr ihn alle vermissen. Alle, außer seinem Rivalen Shimon Peres und der Konkurrenz Benjamin Netanyahu. Netanyahu wurde seitens Lea Rabin gleichermaßen zum zweiten Sündenbock degradiert, denn schließlich sei er es gewesen, der Hitler - Rabin - Plakate bei den LIKUD - Demos zuließ und so das Volk gegen Yitzchak aufwiegelte.

Und seien die Zeiten auch noch so schlecht, die israelische Satire blüht immer. Und die Satiriker gaben folgenden Witz zum Besten: "Man stelle eine Frage an Lea Rabin und die Antworte laute ---"Yitzchak würde sagen….."

Nicht, daß mich jemand mißversteht. Natürlich wurde Lea Rabin in ihrer Trauer unterstützt und das Land trauerte mit ihr. Doch was sie nebenbei an Haßparolen von sich gab, überspannte den Bogen.
Viele dachten jedoch wie sie und mancherorts wurden Kipa - Träger für einige Zeit zum Outlaw. Die Motive oder Nichtmotive Yigal Amirs kann man allerdings nicht auf alle Religiösen gleichermaßen übertragen.

Eines haben Amir und die Dame Rabin gemein, sie beide vergrößerten die Kluft zwischen religiös und sekulär.

Die Rabin - Kinder, Daliah Rabin Pelosof und Yuval Rabin, gaben sich reservierter. Nachdem Yuval mit seiner eigens gegründeten Partei scheiterte, wanderte er in die USA aus. Daliah Pelosof versuchte ihr Glück in der Politik und scheiterte ebenso. Nach Rabins Tod kam einmal kurzweilig der Gedanke auf, daß ja Lea seine Stelle einnehmen könne. Dieser Gedanke schockte einige Leute zutiefst und man gab sich dann doch lieber mit Shimon Peres, dem kleineren Übel, zufrieden.

Was niemand für möglich hielt, traf ein: Schon ein oder zwei Jahre später gab es zwar noch Gedenkveranstaltungen, aber wen interessierte das noch groß. Yitzchak Rabin geriet schnell in Vergessenheit, sein Mörder nie. Letzterer ist bis heute in den Schlagzeilen und vor wenigen Tagen gab es eine Online - Umfrage, ob Yigal Amir weiterhin sitzen oder freigelassen werden solle. Die Antwort war eindeutig: Er solle bis an sein Lebensende im Knast hocken.

Einige Zeit nach dem Tod ihres Mannes erkrankte Lea Rabin an Krebs, woran sie letztendlich verstarb. "Die Grand Dame sei mutig gestorben", so hieß es in der Presse. Zyniker hingegen liessen verlauten, daß es nun keiner Visionen mehr bedarf, sondern sie gleich direkt mit Yitzchak im Himmel kommunizieren könne.
Leas Tod riß niemanden mehr vom Hocker und seitdem ist weitgehend Sendepause um die Familie Rabin.

Nur der Egozentriker Amir geistert regelmässig durch die Presse und setzt sich in Szene. Grinsend versteht sich.

Nicht wenige sehen nicht unbedingt einen grossen Helden in ihm, doch geben sie ihm im Endeffekt recht. Rabin sei der Vorläufer der heutigen Politik des Landverzichtes gewesen. Aber nicht, daß ein weiterer Politikermord geplant sei, wie Ariel Sharon es gerne über sich behauptete.

Nicht jeder Kipa - Träger läuft mit der Hand am Abzug durch das Regierungsviertel, doch mittlerweile ist es leider so, daß aufgrund von unwahrheitsgemäßen und übertriebenen Verdächtigungen gerne weitere Propaganda gegenüber den Religiösen verbreitet wird. Offiziell heißt es, man wolle ein weiteres Desaster vermeiden, doch inoffiziell werden schonmal Gesetzte übertreten, wenn es gilt, die rechte Szene dingfest zu machen.

Auch ich hoffe, daß Yigal Amir sein Leben im Knast weiterfristet, doch bin ich mir manchmal nicht allzu sicher, daß er dies wirklich tun wird. Irgendwie sehe ich ihn irgendwann einmal frei herumlaufen und garantiert setzt er dann sein breites Grinsen auf.



Das Opfer: Premier Yitzchak Rabin



Die Witwe: Lea Rabin hier mit Bill Clinton



Der Mörder: Yigal Amir (hier einmal ohne Grinsen)