Montag, Oktober 23, 2006

Parashat Noach

Did Noach mess it up ?
Kommenden Shabbat lesen wir weltweit in den Synagogen die Torah - Portion Noach (Noah) aus dem 1. Buch Genesis. Und wie in jedem Jahr gehen die Meinungen ueber die Person Noach weit auseinander. Viele sehen ihn als einen guten gerechten Menschen, andere, und nicht wenige, betrachten ihn als das genaue Gegenteil.
Dabei heisst es doch im Buch Genesis 6:9 selbst, dass Noach ein Zaddik, ein Gerechter, war.
Vielleicht sollten wir Noach und seine Zeitgenossen erst einmal kennen lernen und uns dann selbst ein Urteil bilden.
Noach wurde im Jahre 1056 des jued. Kalenders geboren. Sein Grossvater Metusalem (Metushelach) war als frommer Gerechter bekannt. Er folgte G-tt und nahm nicht an dem lasterhaften Leben seiner Zeitgenossen teil. Noachs Vater Lamech war da schon nachlaessiger, doch Noach folgte den Pfaden seines Grossvaters. Wie schon die Generationen zuvor betrieben Noachs Zeitgenossen Goetzendienst und beteten zur Sonne und den Sternen. G-tt war fuer sie ueberfluessig geworden.
Das Leben vor der Flut hatte viele Vorteile: Krankheiten waren unbekannt, es gab keine Jahreszeiten, die Menschen hatten aufgrund eines anderen DNA und einer anderen Luft eine verhaeltnismaessig hohe Lebenserwartung. Eine einzige Ernte reichte fuer 40 Jahre, wobei diese nicht verrottete.
Ihr gutes Leben sahen die Leute als selbstverstaendlich an. Wer braucht G-tt, wenn alles vorhanden ist ? So wurde gestohlen, gemordet, betrogen und vergewaltigt. Selbst die Tiere sahen die sexuellen Perversitaeten der Generation und nahmen daran teil.
Die Gemara im Talmud - Traktat Sanhedrin, Seite 108, verfuegt ueber eine ganze Liste des suendhaften Lebens der Generation der Flut.
Noach beteiligte sich nicht an diesen Aktivitaeten. Er heiratet Na'ama und gemeinsam hatten sie drei Soehne: Shem, Cham und Yafed. Im Alter von 480 Jahren begann er die Arche zu bauen, wie G-tt es ihm aufgetragen hatte.
Und nun kommen wir zu dem Punkt, wo die Meinungen auseinandergehen. Hat Noach die Menschen davor gewarnt, dass G-tt sie mit Hilfe einer Flut vernichten will ? Die Gemara in Sanhedrin sagt, dass Noach die Menschen warnte, doch diese ihn nur auslachten. Er wurde als alter verwirrter Trottel beschimpft.
Wahrscheinlich gab er aufgrunddessen nach einiger Zeit auf und kuemmerte sich nur noch um den Bau der Arche. Der Bau dauerte 120 Jahre in all jener Zeit hatten die Menschen Gelegenheit, ihr Schicksal zu veraendern. Haetten sie zu G-tt gebetet und ihr Lotterleben aufgegeben, dann waere es womoeglich nie zu einer Flut gekommen. Aber wie das so ist, wenn es einem gutgeht, dann denkt man nicht an ein Ende.
Erst als die Flut begann, welche aus kalten und kochend heissem Wasser bestand, aenderten sie ihre Meinung und sahen, dass es nur einen G-tt gibt. Zu spaet. Im Jahre 1656 des jued. Kalenders oder 2104 BCE wurde alles Leben ausserhalb der Arche vernichtet. Von den Tieren (ausserhalb der Arche) ueberlebten nur die Fische, welche sich nie am perversen Leben beteiligt hatten.
Sollen wir Noach nun danach beurteilen, ob er die Menschen haette mehr warnen sollen oder nicht ? Haette er vor G-tt fuer die Generation beten sollen, wie dieses spaeter Avraham (im Falle Sodoms) oder Moshe (im Falle des Goldenen Kalbes) taten ?
Fuer mich ist Noach ein Gerechter, denn er und seine Familie waren die einzigen, die sich nicht an den Taten einer gesamten Generation beteilgten. Wer seine Meinung vor Tausenden von Menschen vertritt und dabei verspottet wird, dem gehoert Anerkennung. Somit wird Noach zurecht von G-tt als Zaddik (Gerechter) bezeichnet.
Und was koennen wir von Noach lernen ? Auch zur heutigen Zeit sollten wir uns nicht zu sicher fuehlen, dass G-tt uns nicht sieht. Im Gegenteil, alles wird registriert. Demnach sollten wir nach einem besseren perfekterem Leben streben.
Nachtrag:
1. Es gibt im Talmud unterschiedliche Meinungen ob die Flut auf der gesamten Welt, nur in Israel oder ueberall nur nicht in Israel stattfand.
2. Die Parashat Noach besteht aus zwei Teilen: Noach und am Ende wird kurz ueber die Begebenheit des Turmes von Bavel berichtet.

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