Donnerstag, März 31, 2011

Das unkoschere Jerusalemer Essensfestival

B”H

Festivalplakate der Stadtverwaltung


Jerusalems Bürgermeister Nir Barkat macht immer mehr auf “Weltmann” und es ist ihm völlig egal, wer sich in der Stadt welchem Festival hingibt. Seit Sonntag bis einschliesslich heute abend (Donnerstag, 31. 03.2011) begeht die Altstadt ein “Festival des Essen”. Das “Besondere” daran ist, dass teilweise unkoscheres Essen an den Ständen angeboten wird.

Unter Barkat gibt sich Jerusalem der Lächerlichkeit preis und soll zum modernen Disneyland umfunktioniert werden, um den Tourismus anzukurbeln. Tourismus ja, doch nicht auf Kosten des Judentums !

Orthodoxe Organisationen riefen daher zu Protesten gegen das Festival auf:



 Die Haredim (ultra - orthodoxe Juden) rufen zu Protesten gegen das "Festival HaTrefot - Unkoschere Festival" auf. 


Hinzu kommt, dass Christengruppen innerhalb der Jüdischen Altstadt beim Festival Kerzen anzünden wollen. Die Geschäftsinhaber in der Jüdischen Altstadt laufen Sturm dagegen. "Nir Barkat" ruiniert die Heiligkeit Jerusalems mit seinem unkoscheren Wohlwollen und Christen mit Kerzen haben im Jüdischen Viertel nichts verloren.


Das Oberrabbinat (Rabbanut) Jerusalem gegen das Festival.









Leserfrage: Was bedeutet B"H - ב"ה ?

B”H

Einige Leser googelten die Frage, was denn die Abkürzung B”H - ב"ה am oberen Rand eines Schreibens bedeutet. Eine Abkürzung, die auch ich verwende.

Das B”H steht für Be’Ezrat HaShem – Mit Hilfe G – ttes und wird von relig. Juden auf fast allen Briefen, Plakaten, Anschreiben benutzt. In Israel ist das Alltag. Genauso wird die Angabe des Datums gemäss des jüdischen Kalenders offiziell anerkannt wird (z.B. auf Schecks oder Verträgen).

Mittwoch, März 30, 2011

Ba'al Teschuva Burnout


Edmonton / Canada


B"H

Aus welchen Gründen auch immer entscheidet sich ein Jude, so richtig religiös zu werden. Wenn ein vormals säkulerer Jude versucht, sich auf den religiösen Pfad zu begeben, so wird er im “Fachjargon” BA’AL TESCHUVA genannt. “Teschuva machen” bedeutet wörtlich “Zu G – tt zurückkehren”. Dieser Prozess des religiös werden, und ich kenne eine “Betreffende in Jerusalem”, die mir dies einmal als “Metamorphose” beschrieb, dauert jahrelang und geht nicht mal eben so von heute auf morgen. Der Prozess beinhaltet einen unendlich langen Lernprozess, denn schliesslich soll der Ba'al Teschuva ja wissen, wie welche Halacha (Gesetz) ausgelegt bzw. ausgeführt wird. Wie soll ein zuvor säkulerer Jude sein Leben ändern und wie mit seiner alten und zugleich seiner neuen Umwelt umgehen ? Wird er akzeptiert oder hapert es ? 

In Deutschland mögen derlei Belange weniger existieren, denn dort wird nicht direkt in religiösen Stadtteilen gelebt wie in Paris, London, Manchester, New York oder in vielen Orten Israels. Somit fällt der direkte Gemeinschaftsdruck fast ausschliesslich weg und viele können sich dadurch kaum vorstellen, wie Juden aus anderen Ländern den Ba’al Teschuva Prozess durchleben. 

Vor mehr als zehn Jahren traf ich die “Teschuva – Entscheidung” in Jerusalem, da ich überzeugt war (und bis heute bin), dass die Thora die absolute Wahrheit ist und von G – tt stammt. Mein gesamtes Leben began sich darauf aufzubauen. Ich ging in eine Yeshiva (relig. Schule) und wohnte in relig. Stadtteilen. Meine Leben fand fast ausschliesslich in der haredischen (ultra – orthodoxen) Gesellschaft statt und es ist erstaunlich, wie schnell ich alles drumherum vergessen konnte. Tolle Klamotten, die Annehmlichkeiten des Lebens, alles spielte keine Rolle mehr. Trotzdem kann das vorherige Leben nicht einfach so vergessen und beiseite gestellt werden und es ergibt sich, dass “alte” Interessen in die Gedanken eintreten: Kino, das Lesen von weltlichen Büchern, mit allen möglichen Leuten reden oder einfach nur irgendwo herumhängen und ein Bier trinken. Genauso kann man als Ba’al Teschuva ins Kino gehen ode rein Bier trinken, doch beginnt dann die innerliche Frage, ob dies oder das erlaubt oder weniger erlaubt ist. Ferner kommt der Druck aus der relig. Gesellschaft hinzu sowie der Druck und die Erwartungen, welche man sich selbst auferlegt.

Viele Male habe ich zu diesem Thema berichtet und mir auf meinem englischen Blog riesige Kritik von diversen Ba’alei Teschuva eingefangen, die nicht wahrhaben wollen, dass ein Neureligiöser niemals so akzeptiert wird wie ein geborener Haredi (Ultra – Orthodoxer). Insbesondere in der haredischen Gesellschaft. Geborene Haredim werden kaum einem Neureligiösen einen Heiratspartner (Schidduch) anbieten, sondern eher jemanden, der ebenso Teschuva machte. Wenn es sich denn doch um einen geborenen Haredi handelt, dann ist er mindestens einmal oder mehr geschieden, krank oder so tief in der Schuldenfalle, dass ihn niemand anders mehr will.
Das Hauptproblem, welches geborene Haredim in den Neureligiösen in ihrer Gesellschaft sehen ist, dass Letztere von säkuleren Eltern abstammen, die wohl kaum die jüdischen “Taharat HaMischpacha – Familienreinheit” einhielten und Sex hatten, ohne dass die Frau nach ihren Monatsbeschwerden in der Mikweh (Ritualbad) war. Geschweige denn, dass die Eltern vielleicht sogar verbotenen Sex während der Monatsbeschwerden der Frau hatten. Dies ist im Judentum absolut verboten.
 
Kabbalistisch betrachtet bedeutet das Nichteinhalten der “Familienreinheit” eine Art Schönheitsfehler an der Seele des Neugeborenen. Bedeutet, dass das Kind sich später negative entwickelt. Dies muss nicht unbedingt sein, doch es besteht eine Wahrscheinlichkeit bis in die nächsten Generationen hinein.
 
Das ist der Hauptgrund, warum eine durch und durch haredische (ultra – orthodoxe) Familie keinen Ba’al Teschuva in die Familie einheiraten sehen will. Die Frage stellt sich, was jedoch mit einem Konvertiten zum Judentum ist, der sich in die haredische Gesellschaft begibt und dort leben will. Ein Konvertit wird nach dem Mikwehgang als “Neugeboren” betrachtet und die leiblichen Eltern sind halachisch betrachtet zwar immer noch die Eltern, doch erhält der Konvertit ab sofort die biblischen Sarah und Avraham als Eltern. Demnach hat er keine Eltern, welche die Familienreinheit nicht einhielten, denn seine leiblichen nichtjüdischen Eltern waren ja dazu gar nicht verpflichtet. Man könnte also annehmen, dass er es in der Beziehung leichter hat, stimmt aber nicht.

Nur wenige Wochen nachdem ich vor Jahren meinen Teschuva – Prozess began, gab ich auf, der haredischen Umwelt gefallen zu wollen. Leider drängen sich viel zuviele Ba’alei Teschuva in die Lage des “Gefallen Wollens”, denn man will akzeptiert und sogar besser sein. Ich gab das schnell auf, denn die Umwelt war mir egal und ich wollte mich auf meine eigenen Vorstellungen konzentrieren und nicht, ob Nachbarin A mich akzeptiert oder nicht. Ob Nachbarin B mit mir redet und mich zum Schabbat einlädt. Zu meinem Leidwesen erregte ich mit diesem Verhalten mehr Aufsehen als mir lieb war, denn es kamen Einladungen. Vielleicht, weil ich ein besserer und offener Gesprächspartner war als jene, die sich tierisch darauf konzentrieren, bloß nichts falsch zu machen, perfekt zu wirken und damit jedem auf die Nerven zu gehen.

Ich sprach über meine Schwächen und wusste, dass ich nicht perfekt war. Es wäre schön, wenn eine Perfektion dagewesen wäre. War sie aber nicht. 100,000 Mal fiel ich zurück in meinen alten Lebensstil und dann wieder in die haredische Gesellschaft. Nicht unbedingt der Ba’al Teschuva ist an einem Burnout schuld, sondern die haredische Gesellschaft an sich. Da kommt man mit so tollen Vorstellungen an und dann sieht man als “Neuer” viele Haredim, die sich benehmen wie “Sau”. Manche Rabbiner sind nur auf Geld und Ansehen aus und sobald ein reicher potentieller Sponsor auftaucht, lassen sie alles und G – tt stehen und liegen.

Wenn ich so etwas sehe, will ich nur noch entkommen. Da denken einige Rabbiner, sie seien so “heilig” und dann das. Auf meinen englischen Blog bekam ich zu diesem Artikel viele konstruktive Kommentare sowohl als auch private e – mails von Betroffenen. “Rabbiner seien auch nur Menschen und selbst Haredim müssen sich alltäglich überwinden, nichts Negatives zu tun". Nicht immer mit Erfolg, wie man sieht. Tatsache jedoch ist, dass dieses anti – religiöse und egoistische Verhalten andere Juden von der Religion fernhält. Und so etwas ist ein schweres Vergehen und wird “Chilul HaShem – G – tteslästerung” genannt. 

Schon vor mehreren Monaten entschloss ich mich dazu, viele Mitzwot auszuführen und andere … nun, wenn der Zeitpunkt gekommen ist und ich dazu bereit zu bin. Es bringt nichts, sich sein Leben auf Stress aufzubauen und kontant depressiv zu sein, nur eine Perfektion zu erreichen. Und perfekt ist niemand. Rabbi Nachman von Breslov sowohl als auch Rabbi Schneur Zalman von Liadi (Begründer der chassidischen Gruppe Chabad – Lubawitsch) waren der Meinung, dass G – tt niemanden in die relig. Depression stürzen will. Vielmehr hat jeder Jude dieAufgabe an sich selbst zu arbeiten, darf dabei aber nicht seine Lebensfreude verlieren.

Lipa Schmeltzer singt auf einer Hochzeit in Bnei Brak

B"H

Der amerikanische chassidische Sänger LIPA SCHMELTZER singt auf einer Hochzeit in Bnei Brak (bei Tel Aviv).



Lipa's Homepage:

http://www.lipaschmeltzer.com/

Die Haredische Welt in dieser Woche

B"H

Die haredische (ultra - orthodoxe) Welt in dieser Woche sowie die Yahrzeit (Todesgedenktag) des berühmten chassidischen Rabbi Elimelech von Lezhansk (1717 - 21. Adar 1787).

Dienstag, März 29, 2011

Wo sind die Skelette der Toten von Noachs Flut (Mabul) ?


Die "Arche Noah (Noach) war kein Schiff in dem Sinne, sondern ein Rechteck. Fast wie eine Kiste aussehend. 

B”H

Müsste Israel nicht voller Skelette aus der Zeit der Flut (Mabul) von Noach (Noah) sein ? Wenn die Flut damals tatsächlich in Israel stattgefunden haben soll, dann müssten Archäologen doch eigentlich genügend Beweise sowohl als auch Skelette der umgekommenen Menschen zur Zeit Noachs finden. Warum aber ist das bisher nicht der Fall gewesen ?

Die Gemara (rabbinische Diskussion) des Talmud Traktates Zevachim 113a diskutiert die Frage, ob die Flut in Israel, nur in Israel, anderswo (Beispiel: Im heutigen Irak oder Syrien) oder anderswo sowohl als auch in Israel stattfand. Bedeckte das Wasser den gesamten Erdball oder lediglich den Nahen Osten ? Wie immer nennt uns die Gemara verschiedene Antworten und Meinungen. Wenn wir allerdings davon ausgehen, dass es nach der Flut einschneidende Veränderungen im Klima, der Natur sowie im DNA der Menschen gab, dann fand die Mabul sehr wohl auch in Israel statt. Nicht umsonst sind sich alle Kommentatoren und der Talmud einig, dass die sogenannten “heißen Quellen – Hot Springs” in Tiberias aus der Zeit der Flut Noachs stammt. Ein Überbleisel, denn die Menschen ertranken nicht einfach so in den Fluten, sondern verbrannten, da sich an einigen Stellen die Erde auftat und kochend heisses Wasser heraussprudelte.

Außer Noach und seiner Familie wollte G – tt ebenso die Fische retten, denn sie hatten sich nicht an den Vergehen anderer Tiere beteiligt. Der Talmud Traktat Sanhedrin 108 lehrt uns, dass vor der Flut Menschen mit Tieren Sex hatten und Frauen sogar Kinder von diesen Tieren bekamen. Der menschliche DNA lag damals anders und es war noch möglich, von einem Tier schwanger zu werden. Nach der Flut war das nicht mehr vorstellbar und bis heute ist es absolut unmöglich. 

Auf diese Weise brachte die Generation von Noach die gesamte Erschaffung G – ttes durcheinander und man kann sich vorstellen, was teilweise für Kreaturen herumliefen. Die Tiere wiederum schauten sich das perverse Verhalten bei den Menschen ab und so wurden Katzen von Hunden schwanger und ein Pfau von einem Löwen und was man sich halt ausmalen kann. Die Fische jedoch beteiligten sich nicht an all den Perversitäten und somit verdienten sie, vor der Flut gerettet zu werden und so geschah es. Die Fische entkamen dem Gebiet der Flut und schwammen woanders hin. 

Was aber geschah mit all den Skeletten der Toten aus der Flut ? Der Talmud Traktat Zevachim 113b lehrt, dass die Toten an einem Ort namens SHINAR in Babylon zu finden seien. Shinar ist der Ort, an welchem 340 Jahre später der “Turm von Bavel (Babylon) – Migdal Bavel” gebaut wurde. Ferner heisst es in Zevachim, dass derjenige, der von der Erde Babylons (Irak) ißt, sich so verhalte als esse er seine Vorfahren.

In Kürze ist Pessach (Passover)


Pessach - Mazzot
B”H

In wenigen Wochen feiern wir Pessach und gleich nach Purim (vor einer Woche) beginnen unzählige jüdische Familien mit dem Grossreinemachen zum kommenden Fest. In der deutschen Diaspora stellt Pessach offenbar immer noch ein Problem dar, denn ich sah auf meinem Anzeiger, dass recht viele Leser googelten, wo man denn die Mazzot (ungesäuerten flachen Brote) bestellen kann. Die Antwort lautet, dass ich es nicht weiss, da wir in Israel glücklicherweise in der Lage, Mazzot an allen Ecken zu kaufen. Überall und in jeder erdenklichen Form. 

Bleibt die Frage, ob denn alle Mazzot so koscher sind, da Haredim (ultra – orthodoxe Juden) ganz besonderen Wert auf ein einwandfreies Hechscher (Koscherzertifikat) legen. Insbesondere Chassidim essen eh fast nur handgemachte Mazzot und stellen diese in eigenen Fabriken her (Beispiel: Chabad, Satmar oder Toldot Aharon).

Zum Thema PESSACH, MAZZOT und allem drumherum demnächst mehr !

Montag, März 28, 2011

Parashat Tazria - פרשת תזריע


Thorakommentar des "Sefat Emet"

Photo: Miriam Woelke

B”H

Die Thoralesung für diesen Schabbat

Die Thora berichtete uns in der vergangenen Parashat Shemini (am letzten Schabbat) von allen möglichen Unreinheiten. So sind unkoschere Tiere unrein, das Anfassen einer Leiche macht unrein, das unberechtigte Essen von TERUMAH (Abgaben von der Ernte an die Cohanim – Tempelpriester, siehe Numeri – Sefer BaMidbar” 18:12, 25 – 30) das Anfassen bestimmter Tiere (Bsp.: Scheretz = Wiesel, Maulwurf, Bieber, Eidechse, Igel, etc. Dazu mehr Details in einem eigenen Blogartikel !) machen unrein. Gegenstände wie Kleidung oder Geschirr können ebenso unrein werden wie der Mensch selber. Wie aber kann man diese Unreinheit loswerden ? Anhand des Eintauchens in die Mikweh (Ritualbad), zum Beispiel.

Kurz zur Grammatik: Das Wort TAZRIA stammt vom hebräischen Wort ZERA (Samen, Samenkorn zum Pflanzen). Tazria in diesem Zusammenhang bedeutet die "Empfängnis". Das Schwangerwerden einer Frau und somit wächst der Embryo heran.

Sämtliche Details zur Geburt eines Kindes und der nachfolgenden Unreinheit der Frau finden wir im Talmud Traktat Nidah !

In Parshat Tazria wird uns gelehrt, wie wir durch menschliche Körper unrein werden. Der Maharal von Prag stellt in seinem Thorakommentar Gur Aryeh (siehe hierzu auch Rabbi Yehonatan Eibeschütz) die Frage, warum uns zuerst von der tierischen und danach erst von der menschlichen Unreinheit berichtet wurde. Hätte G - tt uns Menschen nicht vorziehen müssen ?

Wenn wir auf die Erschaffung der Welt zurückschauen sehen wir, dass Tiere vor den Menschen erschaffen worden sind. Sollte jemand von uns zu arrogant werden, dürfen wir nie vergessen, dass selbst die kleinste Mücke vor uns erschaffen wurde.

Im Buch "Likutei Sichot" von Chabad heißt es, dass G - tt zuerst über Kaschrut (Koscher Gesetze) sprach, denn schon vor der Geburt eines Kindes ist die Mutter für den Embryo verantwortlich. Verantwortung hierbei heißt, dass sie nur koschere Nahrung zu sich nimmt, um das Kind positiv zu beeinflussen.

Gleich zu Beginn geht es um das Thema Geburt. Das kabbalistische Buch Zohar beschreibt welche Stationen eine Seele (Neschama) durchläuft, bevor sie in unserer Welt in einen menschlichen Körper kommt. Zuerst geht die Seele in das Paradies (Gan Eden) und sieht dort die Seelen der Gerechten (Zaddikim). Danach geht sie ins Gehinnom, wo sie die Schreie der schlechten Menschen vernimmt. Schließlich kommt die Seele mit einem männlichen und weiblichen Part in diese Welt und spaltet sich auf in einen Mann und eine Frau. Unsere Aufgabe im Leben besteht darin, unsere "Soulmate - Seelenverwandten" zu finden und zu heiraten. 

Im Paradies sieht die Seele den perfekten Zustand und eine heile Welt. Im Gehinnom hingegen wird ihr das Gegenteil gezeigt. Gehinnom im Judentum bedeutet nicht Hölle, sondern ein spiritueller Reiningungsprozeß. Rabbi Me'ir Weiner aus Jerusalem beschrieb den Zustand einmal sehr treffend: Gehinnom ist, wenn die Seele den Körper verläßt und in einer Art Twilight - Zone hängenbleibt. Ihr erklärtes Ziel ist es, zu G - tt aufzusteigen um so an ihren eigentlichen Ursprung zurückzukehren. Allerdings bleibt auf der Strecke bis zum Ende des Reinigungsprozesses stecken. Sie sieht das Licht, aber kann es vorläufig nicht erreichen. Bevor die Seele in unsere Welt in einen menschlichen Körper kommt, weiß sie also genau, was sie nach dem Tod des Menschen erwartet. Entweder Gan Eden oder Gehinnom. 

Die Gemara im Talmud Niddah 30b fährt mit der Beschreibung der Geschehnisse vor der Geburt fort. In den Monaten der Schwangerschaft wird dem Embryo die gesamte Thora gelehrt. Sobald das Baby bei der Geburt das Licht unserer Welt erblickt und den Körper der Mutter verläßt, kommt ein Engel und gibt ihm einen Klaps auf den Mund, was das Baby die Thora wieder vergessen läßt. Ziel ist es daher, zur Thora zurückzufinden.

Nach der Geburt eines Kindes ist die Frau für gewisse Zeiten unrein. Danach fährt die Thora fort mit der Beschreibung einer weiteren Unreinheit, nämlich dem Hautaussatz. "Tzaarah" wird gerne als "Aussatz" übersetzt und medizinisch auch als solches betrachtet. Der biblische Aussatz (Tzaarah) hat aber ganz andere Ursachen und hat absolut nichts mit den heutigen medizinischen Erkenntnissen von Aussatz zu tun.

Bei "Tzaarah" handelt es sich um eine g - ttliche Strafe und es hat spirituelle Wurzeln. Hervorgerufen wird sie durch Arroganz, sexuelle Perversion, Blutvergiessen, Egoismus und vor allem durch Lashon HaRah, der üblen Nachrede. Welche katastrophalen Folgen Lashon HaRah haben kann, werden wir in ca. zwei Monaten in der Parasha Shelach erfahren, wenn Moshe die Spione nach Israel schickt, um das Land auszukundschaften (Talmud Traktat Arachin 15a). Bei ihrer Rückkehr sprechen diese Lashon HaRah über Israel und bis heute leiden wir unter den Auswirkungen.

Die Zeit der Unreinheit bei Tzaarah dient für den Menschen als Zeit der Besinnung. Man soll zu G - tt zurückfinden und in dem Moment, in dem man Einsicht zeigt, wird die Unreinheit von einem genommen. Als sozusagen neuer Mensch kommt derjenige in die Gesellschaft zurück und beginnt ein neues Leben (Rabbi Samson Raphael Hirsch). Niemand anders kann ihn heilen als G - tt selbst (Rabbi Moshe Alshich). 

Der Baal Shem Tov sowie sein Freund und Schüler Rabbi Yaakov Yosef von Polenoye (Polna) raten jedem, sich von der Arroganz im Leben fernzuhalten. Wer arrogant wird, der sieht keinen G - tt mehr, sondern glaubt, selbst alles bestens im Griff zu haben. Und wie, u.a., der Maharal von Prag (s.o.) schon sagte, sollen wir nie vergessen, dass die Tiere vor dem Menschen erschaffen worden sind.



Thorakommentar des "Sefat Emet"

Photo: Miriam Woelke

Der Sefat Emet bringt bezüglich der Arroganz des Menschen einen vortrefflichen Kommentar: Jeder dem bewusst ist, dass ALLES auf dieser Welt von G – tt kommt und in G – tt seine Wurzeln hat, dem sollte klar sein, dass keinerlei Arroganz angebracht ist. Wieso sich etwas einbilden, wenn eigentlich alles von G – tt kommt, dem alles gehört und der alles erschuf ? Dem arroganten Menschen selbst gehört doch eigentlich gar nichts !

Dieser Schabbat ist der Schabbat vor dem Beginn des jüdischen Monat Nissan und daher wird ebenso die Parashat HaChodesh (eine zusätzliche Lesung aus der Thora) gelesen. Der Monat Nissan beginnt am kommenden Dienstag und es handelt sich bei ihm um einen äußerst wichtigen Monat, da wir in ca. zwei Wochen Pessach feiern. 

Schabbat Schalom

Sonntag, März 27, 2011

Migdal Bavel – Der Turm von Bavel, Part 1

B"H

Die Thora Parasha der Woche, in welcher ein Jude geboren wird, ist seine persönliche Parasha und wenn jemand seine Aufgabe in diesem Leben sucht, dann schaue er in die jeweilige Thoralesung seines Geburtsdatums. So jedenfalls kommentieren viele Rabbiner. Bei Konvertiten zum Judentum wird anscheinend eher das Datum der Konversion oder dem Gang in das Ritualbad (Mikweh) herangezogen. Jedenfalls vernahm ich es so bei Chabad in Zfat (Nordisrael).

Ich glaube, es war der berühmte mittelalterliche Kabbalist Rabbi Yitzchak Luria, der sagte, dass nicht der Geburtstag die Parasha des Juden bestimme, sondern der Zeitpunkt, an dem die Eltern Sex hatten und das Ei des Embryos befruchtet worden ist. In dem meisten Fällen neun Monate vor der eigentlichen Geburt.

Um es kurz zu machen, meine persönliche Parasha ist YITRO, denn ich wurde im Monat Shevat (Februar) geboren. Und wie viele wissen, beinhaltet gerade YITRO unzählige Thoramitzwot einschliesslich der Zehn Gebote. Bedeutet das, ich finde meinen Tikun (Seelenkorrektur) nur in der Erfüllung dieser Mitzwot ?

Nichtsdestotrotz, meine Lieblingsparasha ist NOACH und nicht Yitro. Das hat nichts mit der Mitzwotfülle in Yitro zu tun, sondern liegt daran, dass ich mit NOACH aufgewachsen bin. In der Schule malten wir Bilder von der Arche und all den Tieren. Außerdem beziehen sich viele Filme und Cartoons auf Noach und seine Arche. Mich interessierte das Thema schon immer und ich hegte niemals auch nur einen Zweifel daran, dass die Flut (Mabul) tatsächlich stattfand.

Parashat Noach verliess mich nie und ich betrachte gerade diese Thoralesung als MEINE PARASHA, denn ich beschäftige mich seit vielen Jahren damit. Noach, die Zeit, in der er lebte, seine Generation (Dor HaMabul) sowie der Turm von Bavel (Babylon) “Migdal Bavel”. Seit Jahren sammele ich jegliche Kommentare zum Thema. Ob Talmud, Kabbalah, Chassidismus, einfach alles. Im Internet gibt es gegenüber meiner Sammlung kaum etwas. Ein paar Fakten und das ist alles. Leider stößt man beim Googlen immer wieder auf zuviele christliche oder satanische Sites und all das hat nichts mit der wahren Bedeutung des Turmes zu tun. Eindeutige Antworten dagegen finden sich im höchst kabbalistischen und extrem komplizierten Buch “Sefer Brit Menucha”.

Viele Leute mögen der Meinung sein, dass die paar Geschehnisse der Parashat Noach (einschliesslich des Turmes von Bavel) nichts Besonderes seien und was gibt es da schon groß zu analysieren. Diese Leute liegen falsch, denn es geht nicht nur um Noach oder Nimrod. Die Geschehnisse haben ihren Ursprung schon zu Zeiten von Adam. Noachs Generation bestand, unter anderem, aus Reinkarnationen von Seelen, welche ihren Tikun (Korrektur) verfehlten und danach in der Generation Nimrods (Dor Haflagah) sowie in den Bewohnern Sodoms wiedergeboren worden sind.

Wo genau kamen diese Seelen her und was ist so bedeutungsvoll an ihnen ?
Rabbeinu Bachya schreibt in seinem Kommentar zum Buch “Bereshit – Genesis”, dass die Anhänger Nimrods zu Zeiten des Turmbaus geheime Namen G – ttes verwendeten. Einschliesslich dem Namen “Y – H – V – H” und das ist der Grund, warum sie von G – tt bestraft worden sind.

Das Buch “Megaleh Amukot” kommentiert, das Nimrods Generation in der Generation von Sodom sowie Korach reinkarniert wurde. Weiter Kommentare besagen, dass diese bestimmte Art der Seelen weiterhin in den Israeliten reinkarniert waren, welche später in Ägypten lebten sowie in der “Dor HaMidbar – Der Generation jener Juden, welche mit Moshe durch die Wüste zogen”.

Was war der wahre Grund für den Turmbau in Bavel ? Der Etz Yosef kommentierte, dass Nimrod einen Turm innerhalb des Turmes zu errichten beabsichtigte. Mit Benutzung der Namen G – ttes, der Opferung der Ketoret (Gewürze) und weiteren Aktivitäten gelang es Nimrod immerhin, einige Engel zu verunsichern, wem sie jetzt gehorchen sollten. Die führte letztendlich zur Zerstörung des Turmes.

Warum wurde Ovadiah Prophet ?

B”H

Der Talmud Traktat Sanhedrin 39b konfrontiert uns mit einer eher merkwürdigen Frage: Rebbi Yitzchak fragt, warum Ovadiah verdiente, ein Prophet zu werden. 

Die “kleineren” Propheten wie Chavakuk, Micha oder eben Ovadiah sind leider oftmals viel zu unbekannt, dabei nicht weniger wichtig.

Warum wurde Ovadiah Prophet ? Die Antwort des Rebbi Yitzchak lautet, dass es Ovadiah war, der 100 Propheten vor der widerlichen Königin Yezevel versteckte, die einmal wieder darauf aus war, gläubige Juden vernichten zu wollen. 

Nur so nebenbei, im Namen / Wort Yezevel steckt das hebräische Wort ZEVEL, welche ABFALL bedeutet, 

Warum aber stellt die Gemara (rabbinische Diskussionen) diese Frage, denn bei Yirmeyahu (Jeremia) oder Daniel fragt ja auch niemand nach ? Zur damaligen Zeit musste jemand auf einem besonderen spirituellen Level sein, um Prophet zu werden oder überhaupt Prophezeihungen zu erhalten. Genau genommen gab es zu Zeiten des Erstens Tempels in Jerusalem eine “Prophetenschule”, auf welcher Hunderte von Propheten lernten. Manche Propheten empfingen regelmässig Prophezeihungen, andere wiederum nur einmal im Leben.

Der mittelalterliche Kommentator Raschi sieht den Grund darin, dass Ovadiah zum Judentum konvertiert war. G – tt sagte zu Avraham, dass er Seinen Bund nur mit den leiblichen Nachfahren Avraham eingehen wird (Bereshit 17:7). Der Talmud Yevamot 42a schlussfolgert darauf, dass nur lediglich auf geborenen Juden die Schechinah (G – ttes Anwesenheit) liegt und nicht auf Konvertiten zum Judentum. Daher stelle die Gemara in Sanhedrin natürlich die Frage. Immerhin stammte Ovadiah aus dem feindlichen Edom.

Der Talmudkommentator Maharsha stellt Rashis Erklärung jedoch in Frage, denn Rabbi Yitzchak mache schliesslich keine Andeutung darüber, dass alles nur an Ovadiahs Konversion zum Judentum liege. Viemehr fragt der Maharsha, warum Ovadiah ausgerechnet nach Edom entsandt wurde, um dort zu prophezeihen. Anderweitige Kommentatoren sehen den Grund dafür natürlich in Ovadiahs Abstammung als Edomiter. Darüber hinaus heisst es, dass Ovadiah niemand war, der sich seit seiner Jugend auf das Prophetenamt vorbereitete. Immerhin liess ihn Königin Yezevel ja am Leben und war nicht hinter ihm her, um ihn zu töten wie all die anderen Propheten. Deswegen muss Ovadiahs Level der Prophezeihung besonders verdient gewesen sein und darum frage die Gemara in Sanhedrin nach. 
_______________________

Wer jetzt eine perfekte Antwort erwartet, der wird sie nicht erhalten. Schon gar nicht vom Talmud, wo die Meinungen nur so aufeinanderprasseln. Trotzdem regen uns die Kommentare an, uns einmal ausführlicher mit den aufgeführten Themen auseinanderzusetzen.

Samstag, März 26, 2011

Tote vom Jerusalemer Terroranschlag war evangelikale Christin

B"H

Keineswegs will ich an dieser Stelle behaupten, dass bestimmte Menschen den Tod verdient haben. Trotzdem muss ich erwähnen, dass die Frau (Mary Jane Gardner), welche am vergangenen Mittwoch beim Jerusalemer Terrorattentat ums Leben kam, eine evangelikale Christin war. 

Die Hauptaufgabe evangelikaler Christen besteht darin, Juden zum Christentum zu missionieren. Davor warnt, u.a., auch Rabbi Tuvia Singer !

Mary Jane Gardner hielt sich vor ihrem Tod mehrere Monate in Israel auf, um die hebräische Sprache zu erlernen, da sie die Bibel übersetzen wollte. Und wie sie diese übersetzt und ausgelegt hätte, können wir uns nur allzu gut vorstellen. Nämlich gegen die Juden und ganz im evangelikalen Sinne.

Donnerstag, März 24, 2011

Ist der KISS - Bassist GENE SIMMONS Jude ?

B"H

Ist der Bassist der Rockgruppe KISS, GENE SIMMONS
("I was made for loving you") Jude ?

Gene Simmons wurde am 25. August 1949 unter der Namen “Chaim Witz” in Tirat HaCarmel/ Israel geboren. Seine Eltern Flora Klein und Feri Witz stammen ursprünglich aus Ungarn. Seine Mutter ist eine Holocaust – Überlebende. Als Gene (Chaim) acht Jahre alt war, zog er mit seiner Mutter nach New York. 

Gene Simmons ist Jude und momentan befindet er sich auf einem Trip in Israel. Er macht Schlagzeilen, da er anti – israelische Musiker wie Elvis Costello verurteilt und als “dumm” bezeichnet, da sie sich weigern, in Israel aufzutreten. 

Link:

Rabbi Mordechai Machlis (Jerusalem) zur Parashat Shemini


Parashat Shemini


B"H

Die Thoralesung für diesen Schabbat

Parashat Schmini beginnt mit den Worten "Vayihi Bayom Haschmini - Und es war am achten Tag …". Wie wir bereits mehrere Male lernten, steht das Wort "Vayihi" zu Beginn einer Thoralesung stets für eine Katastrophe, die noch folgen wird. Sprich, "Vayihi" leitet immer etwas Negatives ein. Unter anderem finden wir das Wort auch zu Beginn der "Megillath Esther - Buch Esther", welche wir vor wenigen Wochen an Purim lasen. Der Thorakommentator Ohr HaChaim erklärt, dass die "Anschei Knesset HaGedolah" des Zweiten Tempels die negative Bedeutung des "Vayihi" im Talmud Traktat Megillah 10 festlegten.

In der vorherigen Parashat Zav beauftragte G - tt Moshe, Aharon und Aharons Söhne mit den exakten Details der Tieropferungen. Raschi kommentiert zum "achten Tag", dass es sich hierbei um den Monatsbeginn des Nissan (ca. März / April) handelte. Rabbi Samson Raphael Hirsch sieht die Bedeutung des achten Tages als einen Neubeginn. Bei den sieben vorherigen Tagen in Parashat Zav handelte es sich um eine Zeitperiode, in welcher es Moshe und Aharon noch nicht erlaubt war, das Allerheiligste (Ohel HaMoed) zu betreten. Jetzt aber, am achten Tage, gab G - tt weitere Gesetze und das Ohel HaMoed war mit inbegriffen. Demnach meint Rabbi Hirsch, dass die Israeliten von nun an eine neue, höhere Stufe (Level) beginnen.

Das Allerheiligste (Ohel HaMoed) im Mischkan (Tabernakel) sollte G - ttes "Wohnsitz" auf Erden darstellen. Innerhalb Seines "Auserwählten Volkes" wollte Er eine verstärkte Präsenz (Schechinah - Anwesenheit) zeigen. Und es war ebenso im Ohel HaMoed, wo G - tt mit Moshe von Angesicht zu Angesicht sprach.

In der Mitte von Parashat Schimini wird uns der Tod der Söhne von Aharon, Nadav und Avihu, übermittelt. Unzählige Kommentare gibt es hierzu; warum mussten Nadav und Avihu sterben, wenn sie G - tt doch nur ein Opfer bringen wollten ?

Waren sie betrunken und zu überschwenglich vor Freude ? Mussten sie sterben, weil sie ihr Leben zu arrogant gestalteten, indem sie nicht heiraten wollten, da sie keine Frau auf ihrem hohen Level sahen ? Oder war es ganz einfach nur das "fremde" Feuer, welches sie ins Ohel HaMoed brachten und G - tt dies ablehnte bzw. die Söhne bestrafte ? Fakt ist, dass G - tt genau festlegte, was wann geopfert werden soll und Nadav und Avihus Taten geschahen außerhalb dieser Vorschriften. Selbst wenn sie mit ihrer "freiwilligen" Opferung nichts Negatives im Schilde führten, so hätten sie sich dennoch an G - ttes Vorschriften halten müssen. Und das ist es, was das Wort "Vayihi" zu Beginn einleitete. Das Unglück der zwei Söhne Aharons. 

Weder Moshe noch Aharon wurden von Nadav und Avihu um Erlaubnis bzw. um Rat gefragt, sondern die Beiden handelten auf eigene Faust. Zu arrogant, wie manche Kommentatoren berichten. 

Ist dies ein Hinweis darauf, was uns als "normalen" Juden geschehen kann, wenn wir uns nicht an G - ttes Gesetze halten bzw. führende Rabbiner nach einer exakten Gesetzesdefinition befragen ? Stehen wir über allem und können einfach so loslegen oder bestehen Grenzen ? Grenzen selbst dann, wenn wir eigentlich G - tt mit vollem aufrichtigem Enthusiasmus dienen wollen ?

Wie wir aus verschiedenen Talmudtraktaten, z.B., Menachot, Keritot (mit der Ketoret - Gewürzopferung), Yoma, Bechorot, Zevachim, usw., lernen sind die detaillierten Angaben dazu, wie genau die Opferungen zu erfolgen haben. Interpretationen und weitere Beschreibungen basierend auf den Thoragesetzen. Kann diese also jemand umgehen, nur weil er zu enthusiastisch ist und nichts anderes mehr sieht ?

Der Unterschied zwischen götzendienerischen Opferdienst und jüdischen Opferungen besteht darin, dass der Götzenanbeter seinen "Gott" gefügig machen will, damit dieser seine Wünsche erfüllt. Ein Jude aber stellt sich anhand der Opferungen in den Dienst G - ttes; oder anders herum: Der Jude will G - ttes Wünsche erfüllen und stellt nicht seine eigenen in den Vordergrund (siehe Kommentar von Rabbi Samson Raphael Hirsch). Weiter kommentiert Rabbi Hirsch, dass Nadav und Avihu deswegen mit dem Tode bestraft wurden, weil sie sich auf einem außergewöhnlich hohem spirituellen Level befanden. Immerhin waren sie die Söhne Aharons mit ihrer speziellen Cohen (Priester)aufgabe. Bedeutet, dass andere Juden nicht unbedingt mit dem Tode bestraft worden wären.

Wenn die Thora beschreibt, dass Nadav und Avihu durch Feuer getötet worden sind, dann wird allgemein davon ausgegangen, dass die Körper der Beiden intakt waren, doch das Feuer durch die Nase die Seelen entzog. Im Judentum (Kabbalah, Chassidismus - siehe u.a. den Sefat Emet von der Chassidut Gur) steht die Nase für den Zugang zur Seele.

Gegen Ende der Parasha legt G - tt die Kaschrutregeln fest: Ein koscheres Tier muss gespaltene Hufe haben sowie ein Wiederkäuer sein. Wiederkäuertiere besitzten vier Mägen (Rabbi Samson Raphael Hirsch).

Koschere Fische müssen über Schuppen und Flossen verfügen. G - tt lässt uns wissen, dass unkoschere Tier "unrein" und daher verboten sind (zum Verzehr). Insbesondere die Kabbalah geht davon aus, dass unkoscheres Essen die Seele (Neschama) eines Juden negativ beeinflusst. Die Thora gab uns diese Gesetze nicht unbedingt zum Wohle unseres Körpers, sondern ganz besonders zum Wohle unserer eigenen Seele. Die Moral steht hier an erster Stelle. Wir sollen unsere materiellen Bedürfnisse Wert legen und nicht alles essen, wonach der Körper verlangt (sprich: wie ein Tier). Falscher Materialismus soll hier ausgeschaltet werden und die Selbstkontrolle hervorgehoben werden.

Wo bleibt da unser G - tt gegebener "Freier Wille" werden einige fragen ? Wieso kann ich nicht selbst entscheiden, was ich verspeise ? Kann ich ja, nur gab G - tt eine gewissen Rahmengesetzgebung und innerhalb dieser ist es mir erlaubt, mich zu bewegen. Natürlich kann ich mir genauso ein unkoscheres Kaninchen servieren lassen und es verzehren. Dann nutze ich meinen "Freien Willen" halt zum Negativen. Einmal unkoscher essen, wird meine Seele schon nicht total kaputtmachen. Andere essen ja schliesslich auch unkoscher, so what ! Klar, kann ich mir das einreden und tun, was ich will, doch woher will ich wissen, welchen genauen Schaden ich dadurch erleide. Niemand von uns ist in der Lage, das abzuschätzen. Und ist es nicht gerade die Selbstkontrolle und Beherrschung, die uns vom Tier unterscheidet ?

Der Mensch ist dazu ausersehen, eine bestimmte Moral in dieser Welt zu repräsentieren und nicht wild seinen Gelüsten hinterherzulaufen. Der Sefat Emet (einer der früheren Rebben der Chassidut Gur) kommentierte zur Parasha, dass die Aufgabe des Volkes Israel (der Juden) darin besteht,, G - ttes Licht in diese materialle Welt zu bringen. Wir haben die Aufgabe, unsere Pnimiut (unser Inneres) zu stärken und dem Positiven entgegenzurichten. Durch die Einhaltung der Thoragesetze (so, wie G - tt es vorgab und nicht so wie wir meinen es sei schon richtig) bringen wir G - ttes Anwesenheit (die Schechinah) in diese Welt. Als Menschen haben wir unsere von G - tt gegebene Weisheit zu nutzen, welche uns gewisse moralische Grundsätze erkennen lässt.

Und was lernen wir letztendlich vom tragischen Tod Nadavs und
Avihus ? Nicht immer können wir nach unseren Gefühlen reagieren, sondern müssen ebenso G - ttes Gesetze einhalten. Das Gefühl setzt NICHT alles andere außer Kraft, denn es bestehen Regeln ! 

Regeln, Regeln, alles nur Regeln … stimmt, aber genau deswegen ist es für einen Juden wichtig, sich mit dem Sinn der Regeln (Halachot) auseinanderzusetzen. Anhand von tiefgehenderen Schiurim (Vorträgen) weiser anerkannter Rabbiner, zum Beispiel. Chabad gibt online Auskunft und wer nach einer speziellen Erklärung sucht, der bekommt sie auch. Haben wir erst einmal den Sinn einer Halacha verstanden, fällt es uns wesentlich einfacher, das Gesetz auszuführen.

Schabbat Schalom


Weiterer Link zur Parasha:

Mittwoch, März 23, 2011

Rabbi Me'ir Schuster Update

B"H

Viele Leser meines englischen Blogs fragten immer wieder nach einem Update über Rabbi Me'ir Schuster ,der sehr krank ist und wir alle auf irgendeine Besserung hoffen. 

Hier nun ist das Update:

http://www.rebmeirschuster.org/

Alle, die schon einmal im Jerusalemer "Heritage House" waren, kennen Rabbi Schuster und wissen um seine Verdienste ! Hier mein Interview mit Rabbi Me'ir Schuster aus dem Jahre 2008.

Rabbi Mordechai Machlis (Jerusalem) zum Mord an der Fogel Familie aus Itamar

B"H

Rabbi Mordechai Machlis aus Jerusalem zum Massaker an der Fogel Familie aus Itamar:

Dienstag, März 22, 2011

Wann dürfen die jüdischen Speisevorschriften (Kaschrut) gebrochen werden ?


 Koscher auf dem Jerusalemer Machane Yehudah Markt.


B”H

Ein Leser fragte nach, wann Juden gegen die Speisevorschriften verstossen dürfen oder gilt die Kaschrut immer ? Eine spezifische Antwort darauf kann ich nicht bieten, doch vielleicht einige Denkanstösse auf dem Stegreif:

In einem der Talmud Traktate werden die Gründe aufgezählt, wann ein Jude Selbstmord verüben darf. Oder in anderen Worten, wann es halachisch erlaubt ist, sich eher zu töten als ein bestimmtes Vergehen zu begehen. Dazu gehören: 1. Wenn wir gezwungen werden, einen anderen Menschen zu töten. 2. Wenn wir gezwungen werden, sexuelle Perversionen zu betreiben oder 3. wenn wir gezwungen werden, Schweinefleisch (oder etwas Unkoscheres) zu essen. 

Eine Frau darf nach der Geburt essen, was sie will, um wieder zu Kräften zu kommen. Ob dies jedoch unkoscheres Essen mit einschliesst, entzieht sich meiner Kenntnis. Wobei man sicher davon ausgehen muss, ob die Frau in einer jüdischen oder in einer vollkommen nicht – jüdischen Umgebung gebar. Im Falle einer jüdischen Umgebung wird normalerweise davon ausgegangen, dass koscheres Essen vorhanden ist.
Es gibt unzählige Berichte, wie fromme Juden sich im Holocaust weigerten, unkoscheres Essen zu verzehren. Selbst unter Todesgefahr. Ob und in wie weit die Kaschrut (Speisevorschriften) in einem Fall wie dem Holocaust gebrochen werden dürfen, ist mir unklar. Wenn es ums Überleben geht, stellt sich die Frage, in wie weit ein Jude die Halachot brechen darf. Aber darüber sollte sich jeder mit einem Rabbiner auseinandersetzen, der sich in dem Thema auskennt. 

Kabbalistisch betrachtet wirkt sich das Essen, welches ein Jude zu sich nimmt, auf dessen Seele (Neschama) aus. Ißt er nicht koscher, so hat dies einen negative Einfluss, tut er das Gegenteil, hat es den gegensätzlichen Effekt.

Purim Bilanz

B"H

Ein verkleideter "Spiderman" an der Kotel (Klagemauer) in Jerusalem.



Die antizionistische Neturei Karta nutzte Purim, um wieder einmal ein Zeichen zu setzen. Das aber immer nur, wenn eine Pressekamera dabei ist. Geschehen in Mea Shearim / Jerusalem. Die gesamte haredische (ultra - orthodoxe) Presse bezeichnet die Leute auf dem Photo als "Irre". 

Purim Tisch der Chassidut Bobov in New York 5771 / 2011


Montag, März 21, 2011

Der CHATAM SOFER und andere Rabbiner zur dieswöchigen Thoralesung SHEMINI


Parashat Shemini

Photo: Miriam Woelke


B”H
 Parashat Shemini 5771 / 2011

Erst kürzlich fragte mich ein Leser zur Bedeutung der “Tieropfer – Korbanot” in beiden Jerusalemer Tempeln. Nebenbei sei kurz erwähnt, dass nicht alle Tempelopfer Tiere waren, sondern genauso verschiedene Gewürze (Ketoret) oder Mehl in Öl zu bestimmten Tageszeiten und Anlässen geopfert worden sind. 

Auch in der dieswöchigen Thoralesung “Shemini” ist einmal wieder von Tieropfern die Rede. In Vayikra (Leviticus) 9:6 heißt es dazu:

“Und Moshe sagte: “Tut, was G – tt Euch aufgetragen hat und die Herrlichkeit G – ttes (Kavod A – do – nei) wird sich Euch zeigen”.

An dem entsprechenden Tag, welcher in Shemini beschrieben wird, zeigte sich G – ttes “Schechinah – Anwesenheit” in einer einzigartigen Form, denn das Mishkan (Tabernakel) wurde eingeweiht und die Schechinah sollte darin “wohnen” (siehe Raschi – Kommentar oder Sifte’i Chachamim). 

Der “Me’am Lo’ez”, Rabbi Yaakov Chuli (17. / 18. Jahrhundert) erklärt, wie die Juden in der Wüste denn an dem Tag die “Herrlichkeit G – ttes” erfahren sollten. Indem sie bei der “Tieropferung” zu G – tt umkehren (Teschuva machen). Sie, genauso wie wir heute, legen in dem Moment alles Negative in uns ab und konzentrieren sich nur noch auf eines: Nämlich G – tt dienen zu wollen. In genau jenem Moment, in dem wir uns von unserer eigenen Yetzer HaRah (der schlechten Seite in uns) abwenden, kommt G – ttes Schechinah (Anwesenheit) über uns. Wie es im Mishkan geschah, denn die Juden hielten sich an die Thora und somit konnte G – tt unter ihnen weilen. Nicht im wörtlichen Sinne, sondern vielmehr bedeutet dies, dass G – tt den Juden und Moshe sehr nahe war und Er sie direkt vor allen Feinden beschützte. Dazu kamen all die offensichtlichen Wunder, wie der Brunnen der Miriam (Be’er Miriam) oder das Manna.

Der berühmte Chatam Sofer beruft sich auf die Aussage Moshes 

“Tut, was G – tt Euch aufgetragen hat …!” 

Was also geschieht, wenn wir nicht das tun, was G – tt uns aufträgt ? Ganz zu schweigen von den Juden damals in der Wüste, denn die waren auf einem wesentlich höheren Level als wir. Gibt G – tt nicht schon gleich zu Beginn der Parashat Shemini einen Hinweis darauf, dass die Juden das tun sollen, was Er (G – tt) uns aufträgt ? Ist das nicht ein Hinweis auf das, was später folgen wird ? Nämlich der tragische Tod der Söhne Aharons, Nadav und Avihu. 



Thorakommentar des CHATAM SOFER

Photo: Miriam Woelke


Der Chatam Sofer kommentiert, dass beide Brüder eine Ketoret (Gewürze) opferten. Zwei unterschiedliche Ketorot auf einen Schlag, was gar nicht erlaubt ist. Einer der Brüder opferte im richtigen Sinne, der andere im falschen, doch beide mussten sterben. Warum ? Der Chatam Sofer schreibt: Weil beide Brüder nicht auf Moshe hörten als dieser sagte: “Tut, wie Euch aufgetragen …!” Stattdessen wollte jeder der Brüder der beste und der erste sein.

Wie viele Male zuvor von mir beschrieben, hat das hebräische Wort “Korban” (Plural: Korbanot) seine Wurzel im Verb “Lehitkarev – sich etwas nähern”. Die englische sowie deutsche Übersetzung mit dem Wort “Opfer” drückt genau genommen nicht die ursprüngliche Bedeutung aus. Mit einem KORBAN versucht ein Jude, sich G – tt zu nähern. Zum Beispiel, indem er ein Korban zwecks eines Feiertages bringt oder zwecks eines begangenen Thoraverstosses. Mit dem Korban verbindet der Jude eine Eingestehung seiner Tat, jedoch gleichzeitig eine Besserung. Und diese Besserung ist eine Annäherung an G – tt, indem ich in Zukunft versuche, denselben Fehler zu vermeiden.

Die Korbanot sind alles andere als aus der "Mode", denn mit dem Eintreffen des Meschiach und dem Bau des Dritten Tempels wird ebenso der Opferdienst wieder stattfinden. Ausgeführt von den Cohanim (Tempelpriestern).

Ein Tier vor einem Gasthaus abstellen



B”H

Die nun folgende Aussage des Talmud Traktates "Avodah Zarah" (Götzendienst) 22a mag so ziemlich “antik” klingen und in unserer heutigen modernen Zeit absolut überflüssig wirken. Trotz aller Vermutungen jedoch, ist die Aussage höchst aktuell, denn selbst auf Youtube sehen wir, wie diverse Leute derlei Praktiken immer noch nachgehen.

Die Mischna (mündliche Gesetzgebung G – ttes an Moshe auf dem Berg Sinai) lehrt, dass ein Jude seinen Esel, sein Kamel oder sein Pferd keinem nichtjüdischen (nochri) Gastwirt anvertrauen soll, da Letzterer sich eventuell an dem Tier sexuell vergeht. Erreicht ein Jude am Abend mit seinem Lasttier ein nichtjüdisches Gasthaus und plant eine Übernachtung, so soll er sich selbst um sein Tier kümmern und es nicht dem Wirt anvertrauen.

Hört sich seltsam an ?

Sex mit Tieren war in der Antike weit verbreitet und der Talmud Traktat Sanhedrin lehrt, dass selbst Bilam Sex mit seiner Eselin hatte.

Purim in Boro Park / New York


Sonntag, März 20, 2011

Bnei Brak feiert Purim

B"H

Purim - Feiern im haredischen (ultra - orthodoxen) Teil der Stadt Bnei Brak bei Tel Aviv



Alle Photos HIER !