Sonntag, Oktober 09, 2011

Der LULAV


B"H
Der Lulav ist ein biblisches Gebot und setzt sich aus einem Palmenzweig, Myrtlezweige sowie Weidenzweige zusammen. All die Zweige werden zusammengebunden und ergeben den Lulav. Dazu gehören tut selbstverständlich auch der gelbe Etrog, eine Zitrusfrucht. Den Etrog hält man allerdings separat in der Hand und beim Schütteln selbst wird er an den Lulav gedrückt.


Der Lulav wird an allen Tagen des Sukkot - Festes, außer am Schabbat, in alle sechs Himmelrichtungen geschüttelt, was zugleich G - ttes Präsenz symbolisiert. Kommentatoren räumen dem Lulav unterschiedliche Bedeutungen ein und insbesondere in der Kabbalah spielt er eine gravierende Rolle.

Noch am selben Abend des Yom Kippur Ausgangs ist es Tradition, den Bau der Sukkah (Laubhütte) zu beginnen. Es ist jedesmal ein großartiges Erlebnis, in eine Sukkah zu gehen. Der Eine hat es gerne traditionell und hängt Bilder von Jerusalem oder berühmten Rabbis in der Sukkah auf und der andere besteht auf Luxus. Ganz nach Belieben. Bunte Girlanden sind heutzutage schon fast ein Muss und sie werden überall angeboten. Teure, billige, was das Herz begehrt. Am besten gefallen mir immer noch jene Selbstgebastelten der Kinder.

Überall wird gehämmert und gewerkelt. Der Sukkahbau wird bis ins kleinste Detail geplant, muss doch eine Laubhütte auch koscher sein. Eine bestimmte Höhe, eine bestimmte Anzahl von Wänden, etc. Bis Mittwoch werden Tausende israelische Haushalte ihre Wohnungseinrichtung in die Sukkah tragen und sie stolz den Besuchern präsentieren. Wer keinen eigenen Balkon hat, auf den er die Sukkah plazieren kann, der baut sie draussen im Hof vor oder hinter dem Haus auf. Nicht jeder besitzt sein eigenes Haus und so wird im Gemeinschaftshof zusammengerückt. Sukkah neben Sukkah und es leben die Nachbarn, die jegliche Gespräche in der Sukkah nebenan absichtlich oder unabsichtlich mit anhören.

Eine ganz besonderen Bedeutung kommt dem Lulav zu. In Jerusalem gibt es momentan fast an jeder Ecke Lulav - Märkte, wo für jeden Geldbeutel etwas dabei ist. Auch hier müssen ein Lulav und der dazugehörige Etrog koscher sein. Und damit man nur das Beste für sein Geld bekommt, wird schon einmal mit der mitgebrachten Lupe nach Rissen in den Blättern gesucht. Besonders berühmt sind die Lulav - Märkte im ultra - orthod. Mea Shearim. Vom grossen Supnik - Platz vor der Knabenschule der chassidischen Gruppe Dushinsky bis hin zu einem Platz an der Bar Ilan Strasse liegen die Märkte verstreut. Auf dem Supnik allerdings gelten eigene Regeln, denn dort dürfen nur Mitglieder der antizionistischen Dachvereinigung "Edah HaCharedit" ihren Lulav kaufen gehen. Eintritt nur nach Vorzeigen des Edah - Ausweises !

Emsig suchen die Haredim (ultra - orthod. Juden) mit Lupen die Blätter und den Etrog (Zitrus) ab. Ein ganz besonderes Schauspiel, bei dem Frauen nicht zugelassen sind. Jedenfalls nicht auf den Märkten der Ultra - Orthodoxen. Sogar Verbotsschilder hängen aus, welche Frauen den Zutritt ausdrücklich untersagen. Übrigens darf eine Frau den Lulav an Sukkot genauso schütteln und hierbei gibt es keinerlei Beschränkungen. Nur kaufen darf sie ihn nicht, jedenfalls nicht auf Haredi - Märkten.

Einmal bei solch einem Markt angekommen, schaue ich dem Treiben gern aus der Ferne zu. Es wird inspiziert, gefeilscht und diskutiert. Nur keinen unkoscheren Lulav kaufen, denn sonst ist die Mitzwah (Ausführung des Thoragebotes) dahin. Um den allerbesten Etrog zu bekommen, kommt es nicht selten vor das schon einmal mehrere Hundert Dollar über den Ladentisch gehen. Wer also an Sukkot Männer mit seltsamen langen durchsichtigen Plastiktaschen durch die Wohnviertel laufen sieht, der braucht sich nicht zu wundern. Damit der Lulav an den Feiertagen nicht beschädigt wird, wird er nach dem Schüttel während des Morgengebetes Shacharit in eben jene Plastikhüllen gesteckt. Für den Etrog (Zitrus) gibt es eine extra Schachtel. Wenn der Mann einmal unpässlich sein sollte, darf auch eine Frau das Lulav - Täschchen halten. Sogar bei den ultra - orthod. Haredim.

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