Donnerstag, Oktober 27, 2011

Parashat NOACH - פרשת נח


Altes Fabrikgebäude. Gesehen in Tel Aviv.

Photo: Miriam Woelke

B”H 

Die Thoralesung für diesen Schabbat 


An diesem Schabbat liest die jüdische Welt den Thoraabschnitt NOACH (NOAH) in den Synagogen. Fast ein jeder kennt natürlich die Story von Noah (Noach), dem Bau der Arche und der Flut. Aber nicht nur aus diesen Inhalten besteht die Parashat Noach, sondern auch aus dem Bericht des “Turmes von Babylon (Bavel)" und dem mächtigen, aber bösartigen Nimrod. 

Damals zu Noachs Zeiten war die Welt noch in Ordnung. Und das, obwohl Adam und Eva viele Jahre zuvor ihre kleine Paradies – Sünde begangen hatten und somit einige Veränderungen innerhalb des Menschen hervorgerufen hatten. Bei Noach lebte man trotz allem in Saus und Braus und es fehlte den Menschen an nichts. Es gab reichlich zu essen, Krankheiten waren unbekannt und die Lebenserwartung betrug einige Jahrhunderte. Siehe Noachs Großvater Methushelach (Methusalem) mit seinen 969 Jahren oder Noach selbst wurde ja schon 950 Jahre alt. 

Ich weiss nicht, ob es zu meiner eigenen kleinen Interpretation bereits einen Kommentar gibt, doch als ich gerade von der Arche Noah las und die Kommentare durchging, fiel mir immer wieder eine kleine Begebenheit ein, welche ich neulich mit Freunden diskutierte. 

Im weiteren Sinne sehe ich das Innenleben von Noachs Arche als eigene kleine Welt, in der eigene Regeln herrschen. Noach und seine Familie begeben sich hinein und leben somit nach diesen internen Regeln. Warum also nicht die Arche symbolisch als “Thorawelt” betrachten ? Indem ich nach der Thora lebe, begebe ich mich automatisch in meinen eigenen kleinen Raum (“die Arche”) und folge den Regeln. Bis zu einem gewissen Grad schotte ich mich von der Außenwelt ab; zumindest von jener Außenwelt, die meine Thoraregeln aufs Spiel setzen könnte. Immerhin sollen wir uns nicht unnötig in Lebenssituationen begeben, welche uns von der Thora abbringen könnten. 

Die Frage aber ist: Wo liegt die Grenze der Abschottung ? Inwieweit darf ich mich in meine eigene Thorawelt zurückziehen, ohne dass es meinem Persönlichkeitsbild schadet ? Ohne, dass ich den Blick auf die Realität der Außenwelt verliere ? Noach lebte nur wenige Monate in der Arche und als er hinaustrat, war er vollkommen geschockt. Die Menschen, die er kannte, waren tot und was ihm blieb, war seine Familie. Kommentare besagen, dass Noach in eine Depression verfiel und deswegen mit dem Trinken begann. 

Kann es daher nur positiv sein, wenn sich einige fromme Juden nur in ihre Thorawelt zurückziehen, sie leben und alles andere um sich herum vergessen ? Wenn plötzlich die Außenwelt nicht mehr zählt, sondern nur noch die eigene kleine Welt, in welcher ich mir meine Heiligkeit (Keduscha) bewahren will ? 

In der Diskussion mit meinen Freunden kamen wir zu dem Schluß, dass dieses Zurückziehen nicht im Sinne von G – ttes Schöpfung sein kann. Es gibt so viele schöne Dinge im Leben, die ich, eingeschlossen in der "heiligen" Welt meines Zimmers, völlig außer acht lasse. Die Schönheit der Natur, zum Beispiel. Musik oder Kunst. Den Humor oder die Weisheiten der Mitmenschen. 

Der Mensch wurde mit einer Aufgabe im Leben erschaffen und die Aufgabe hängt zumeist mit meiner Umwelt zusammen. Psychologisch ist es ebenso wenig gesund, sich zurückzuziehen und nur auf eine Sache zu konzentrieren. Der Mensch braucht eine Balance im Leben und um genügend Ausgleich zu finden, muss er sich genau so anderen Lebensinhalten widmen. 

Schabbat Schalom & einen gesunden und erfolgreichen neuer Monat (Mar Cheshvan).


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Parashat Noach 2010 / 5771

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