Donnerstag, Oktober 20, 2011

Parashat Bereschit - פרשת בראשית


Im jüdischen Altstadtviertel vor der dem Tempelberg. Im Hintergrund die Klagemauer sowie der Felsendom. 

Photo: Miriam Woelke

B”H

Die Thoralesung für diesen Schabbat

An diesem Schabbat wird in den Synagogen die Thora von vorne gelesen. Jedes Jahr unterliegen die jeweiligen Wochenabschnitte der Thora einem speziellen Zyklus, welcher mit Sukkot endet. Nach Simchat Thora geht es wieder von vorn los und so lautet die Thora Parasha des dieswöchigen Schabbat BERESCHIT – GENESIS. 

Gerade bei Bereschit besteht immer wieder das Problem, wo genau man denn anfangen soll zu kommentieren. Schliesslich beinhaltet die Parasha die gesamte Erschaffung unseres Universums sowie die Erschaffung jeglicher Existenz. Im Gegensatz zum christlichen Glauben geht es in der Parasha nicht ausschliesslich um Adam und Eva (Chava), die da ihren G – ttgegebenen freien Willen an einem Apfel ausliessen, sondern darum, dass G – tt als alleinige Existenz unser Universum sowie uns erschuf. 

In der Kabbalah existieren haufenweise Kommentare und Bücher allein zum ersten Wort der Thora “Bereschit – Genesis”. Allgemein wird es ja mit “Am Anfang” übersetzt, was jedoch nicht ganz der Richtigkeit entspricht. Insbesondere in der kabbalistischen Literatur wird das eine Wort in zwei unterteilt: 

Bereschit = Be’Reschit = בראשית 

Und so wird aus dem Inhalt nicht “Am Anfang”, sondern “Mit Weisheit”. G – tt erschuf die Welt mit Weisheit (“Reschit” oder auch “Chochmah”). 

Das Wort BERESCHIT stellt laut dem kabbalistischen Buch ZOHAR die Wurzel der gesamten Thora. “Bereschit” beinhaltet die uns verborgene Kraft und die Gedanken G – ttes, mit welchen Er die Welt erschuf. Mehrere Male zuvor deutete ich an, dass allein G – tt mit Seinen Gedanken ERSCHAFFEN kann. Und genau das tat Er bei der Erschaffung des Universums und allein Seins. 

Doch nicht nur die Entstehungsgeschichte ist in “Bereschit” enthalten, sondern genau so die Zukunft, so der Vilna Gaon, Rabbi Eliyahu Kremer, 1720 – 1797. “Bereschit” sei das Tor zur Vergangenheit, der Gegenwart sowie der Zukunft und nicht umsonst besteht die kabbalistische Literatur aus Tausenden Kommentaren zum Wort “Bereschit”. 

Das Buch BERESCHIT (1. Buch Mose) ist mein absolutes Lieblingsbuch der Thora und immer wieder berichte ich insbesondere zur Parashat Bereschit oder Noach. An dieser Stelle will ich einmal die Kabbalah beiseite lassen und einen hervorragenden Kommentar des chassidischen Rabbiners Elimelech von Lejanks (Letschansk), 1717 – 1787, einbringen. In seinem Thorakommentar “Noam Elimelech” führt er ein Beispiel an, was auch uns heutzutage zu denken geben sollte. 

Im Gan Eden (Paradies) gab es viele unterschiedliche Pflanzen und Bäume. Bei den uns bekanntesten Bäume handelt es sich eindeutig um den “Baum des Lebens – Etz HaChaim" und den “Baum der Erkenntnis – Etz HaDa’at Tov veRah”. Rabbi Elimelech stellt die beiden Bäume einander gegenüber und verbindet sie mit folgender Symbolik: 

Der “Baum des Lebens – Etz HaChaim” steht für die Thora, denn ohne Thora keine Existenz und kein Leben. Der “Baum der Erkenntnis – Etz HaDa’at Tov veRah” dagegen steht für die materielle Welt. Bedeutet, für die Befriedigung der Menschen. Essen, trinken, Luxusgüter, Geld, alles Materielle sowie Kino, TV, sich das neueste Galaxy Handy anzuschaffen (wie ich es demnächst vorhabe). Anstatt vom “Baum des Lebens” zu essen, bedeutet, die Thora zu lernen, stürzten sich Adam und Eva lieber auf alles Weltliche. 

Ohne Thorawissen jedoch kann die Kenntnis allen Weltlichen folgenschwere Konsequenzen haben, denn wie soll ich, ohne jegliches Wissen um G – tt, noch unterscheiden, was richtig und falsch ist. Was ist oberflächlich und bringt mir kurzfristige Freude im Leben, wohingegen mir das Thorawissen ganz andere Möglichkeiten eröffnet ? Spiritualität und eine Verbindung zu G – tt. 

Das aktuelleste iPhone (ich besitze G – tt sei Dank keine Apple Geräte) bietet einem Menschen, in diesem Fall “Konsumenten”, lediglich eine zeitweilige Befriedigung. Was aber bleibt davon übrig ? In spätestens ein bis zwei Jahren hat derjenige schon wieder ein neues Handy und schert sich nicht mehr um das alte. 

Der Sinn unseres Lebens besteht in Tieferem und nicht in einer materiellen Kaufkraft, die uns zeitweilige oberflächliche Freude bringt. Das ist es, was Rabbi Elimelech von Lejansk hier mitteilen will und dieser Gedanke trifft in unserer Generation mehr zu als in allen vorherigen. 

Essen nicht auch wir zuerst vom “Baum des Materiellen” ? 

“Schabbat Schalom” an alle Leser !  


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2 Kommentare:

  1. Hallo Miriam,
    Deine Schilderung über die heutige Konsumgesellschaft gefällt mir. Du hast recht wenn Du sagst das es im allgemeinen christlichen Glauben in der Parasha ausschließlich um Adam und Eva (Chava), und dessen freien Willen geht. Selbstverständlich geht es auch um unseren Schöpfer und Seiner Schöpfung.
    Du erwähnst die beiden Bäume im Garten Eden mit folgender Symbolik: Der “Baum des Lebens – Etz HaChaim” steht für die Thora und der “Baum der Erkenntnis – Etz HaDa’at Tov veRah” dagegen steht für die materielle Welt. Es geht jedoch um wesentlich mehr als nur das.
    Übertragener Gebrauch. Im Garten Eden wählte Gott zwei Bäume für einen sinnbildlichen Zweck aus: „den Baum des Lebens“ und „den Baum der Erkenntnis von Gut und Böse“. Die Übertretung des Gebotes Gottes bezüglich des letzteren Baumes führte zum Fall des Menschen (1Mo 2:9, 16, 17; 3:1-24).
    Oft wird irrtümlich die Ansicht vertreten, der „Baum der Erkenntnis von Gut und Böse“ und das Verbot, von seiner Frucht zu essen, habe etwas mit dem Geschlechtsverkehr des ersten Menschenpaares zu tun gehabt. Diese Ansicht steht jedoch im Widerspruch zu dem deutlichen Gebot Gottes, sie sollten als Mann und Frau ‘fruchtbar sein und viele werden und die Erde füllen’ (1Mo 1:28). Dadurch, daß der Baum für die „Erkenntnis von Gut und Böse“ stand und Gott ihn als unberührbar für das Menschenpaar erklärte, wurde er zu einem Sinnbild für Gottes Recht, zu entscheiden oder den Menschen vorzuschreiben, was „gut“ (Gott wohlgefällig) und was „böse“ (von Gott verurteilt) ist. Auf diese Weise wurde die Achtung des Menschen vor der Stellung seines Schöpfers auf die Probe gestellt sowie seine Bereitschaft, sich innerhalb der von Gott gesteckten Grenzen zu bewegen, die ihn keineswegs einengten, sondern es ihm ermöglichten, ein wirklich glückliches Leben zu führen. Dadurch, daß Adam und Eva die ihnen gesetzten Grenzen überschritten und von dem „Baum der Erkenntnis von Gut und Böse“ aßen, drangen sie in Gottes Hoheitsgebiet ein und lehnten sich gegen seine Autorität auf.
    Bäume wurden auch benutzt, um Einzelpersonen, Herrscher und Königreiche zu versinnbildlichen, wie z. B. in der Prophezeiung in Hesekiel, Kapitel 31, wo der Fall Pharaos und seiner Menge mit dem Umhauen einer hochragenden Zeder verglichen wird, und in Daniels Prophezeiung von dem mächtigen Baum, der die Herrschaft über das „Königreich der Menschheit“ darstellte (Da 4:10-26). Der Gerechte wird mit einem Baum verglichen, der an Wasserbächen gepflanzt wurde (Ps 1:3), dessen Laub üppig ist und der selbst während einer Dürre Frucht hervorbringt (Jer 17:8).

    Shalom
    Levent

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  2. B"H

    Bis heute wissen wir nicht, was genau ein Paradies ist, was die besagten Baeume darstellten und ob sie ueberhaupt existierten. Im Grunde genommen wissen wir gar nichts Genaues, denn vor allem die ersten Paragraphen der Thora sind in einer Symbolsprache gehalten.

    Zum Beispiel lehrt uns der Talmud, dass Adam und Eva keinen Apfel assen, sondern ganz etwas anderes. Hierzu gibt es mehrere Vorschlaege, doch ob sie tatsaechlich etwas assen oder auch das nur eine Symbolsprache darstellt, wissen wir ebenso wenig.

    In der Midrash heisst es, dass Adam und Eva Sex hatten, doch zum falschen Zeitpunkt. Somit ist der falsche Sex eines der vielen Vergehen, welche die Beiden gegangen haben.

    Weiterhin heisst es, dass die beiden Menschen sehr wohl haetten vom "Baum der Erkenntnis" essen koennen. Aber das erst nach dem Schabbateinbruch.

    Es ging fuer sie vielmehr um einen Test und den haben sie vermasselt. Demnach verursachte ihr Vergehen mit dem "Apfel", dass die perfekten Seelen, welche Adam bis zu dem Zeitpunkt besass, entschwanden.

    Was aber noch schlimmer war ist, dass Beide sich beim Gespraech mit G - tt nicht reuemuetig gaben, sondern einer die Schuld auf den anderen schob. Es waere besser gewesen alles einzugestehen und sich zu entschuldigen. Das aber taten sie nicht. Adam selber begab sich 130 Jahre lang einem Umkehrprozess und auch Eva vereute. Danach gebahren sie ihren dritten Sohn Seth (Schet).

    Wie ich schon sagte, in bereschit steht jedoch nicht das Vergehen von Adam und Eva im Vordergrund, sondern die Tatsache, dass allein G - tt es war, der unser Universum und die Existenz erschuf und niemand anderes.

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